Grundbegriffe aus Logik und Mengenlehre Prädikatenlogik wohlverstandene Grundlagen, eine formale Sprache zur Beschreibung statischer und dynamischer Gesichtspunkte eines Unternehmens syntaktisch und semantisch genau zu fassen. • Funktionszeichen: F = ∪n ∈ IN Fn, Fn = {f0n, f1n, f2n...}; für n = 0 deuten wir die nullstelligen Funktionszeichen als Konstantenzeichen ; dienen dazu, bestimmte einzelne einfache Seiende zu bezeichnen. • Individuenvariablen: V = {v0,v1,v2,...}; dienen dazu, unbestimmte ("beliebige") Seiende zu bezeichnen. • Terme: werden induktiv aus Funktionszeichen und Individuenvariablen gemäß folgender Vorschrift gebildet: i) Jede Individuenvariable und jedes Konstantenzeichen ist ein Term. ii) Ist fn ein n-stelliges Funktionszeichen und sind t1,...,tn Terme, so ist auch fn(t1,...,tn) ein Term. • Grundterme: Terme ohne Individuenvariablen. Terme dienen ganz allgemein dazu, Seiende zu bezeichnen. Der syntaktische Aufbau eines Termes kann benutzt werden, um die innere Struktur eines zusammengesetzten Seienden auszudrücken. Terme der Form f(t1,...,tn) kann man auch verwenden, um eine Eigenschaft einer durch die Teilterme t1,...,tn bezeichneten Gegebenheit zu beschreiben. J. Biskup Informationssysteme Logik, Mengenlehre 11.10.99 3.1 J. Biskup Informationssysteme Logik, Mengenlehre 11.10.99 3.2 Prädikatenzeichen: P = ∪n ∈ IN Pn, • Formeln (1. Stufe): Formeln werden induktiv aus Prädikatenzeichen und Termen mit Hilfe von aussagenlogischen Junktoren und Quantoren für Individuen gemäß folgender Vorschrift gebildet: Pn = {P0n, P1n, P2n, ...}. • Gleichheitszeichen: = sei ein Element aus P2. Prädikatenzeichen dienen dazu, mögliche Beziehungen zwischen Seienden und mögliche Eigenschaften (Attribute) von Seienden oder Beziehungen zu benennen. Das Gleichheitszeichen wird als besonders ausgezeichnetes Prädikatenzeichen behandelt, das immer so interpretiert wird, daß es die Identität zwischen den bezeichneten Seienden ausdrückt. i) Ist Pn ein n-stelliges Prädikatenzeichen und sind t1,...,tn Terme, so ist Pn(t1,...,tn) eine (atomare) Formel. ii) Sind Φ und Ψ Formeln und x eine Individuenvariable, so sind auch (Φ ∧ Ψ), (Φ ∨ Ψ), (¬Φ), (∀x)Φ, (∃x)Φ Formeln. Formeln dienen dazu, Aussagen und Aussageformen über Seiende und ihre Beziehungen und Eigenschaften zu bilden. J. Biskup Informationssysteme Logik, Mengenlehre 11.10.99 3.3 J. Biskup Informationssysteme Logik, Mengenlehre 11.10.99 3.4 • Freies und gebundenes Vorkommen von Variablen: Diese Begriffe werden durch Induktion über den Aufbau von Formeln gemäß folgender Vorschrift festgelegt: i*) Alle Individuenvariablen aus t1,...,tn kommen in Pn(t1,...,tn) frei vor. ii*) Kommt eine Individuenvariable x in Φ oder Ψ frei vor, so kommt sie auch frei vor in (Φ ∧ Ψ), (Φ ∨ Ψ), (¬Φ), (∀y)Φ, (∃y)Φ mit y ≠ x, { Funktionszeichen speziell: Konstantenzeichen Terme bezeichnen Seiende Individuenvariablen Prädikatenzeichen kommt sie gebunden vor in (∀x)Φ, (∃x)Φ. • Aussagen: Formeln ohne freies Vorkommen von Variablen, insbesondere atomare Grundformeln (atomare Formeln ohne Individuenvariablen). Aussagen werden wir hauptsächlich für aufzählend dargestelltes Wissen und für Bedingungen verwenden. atomare Formeln (speziell Aussagen) bezeichnen (grundlegende) Beziehungen, Eigenschaften Aussageformen, also Formeln, die frei vorkommende Individuenvariablen enthalten, werden wir dagegen hauptsächlich für Regeln benutzen. aussagenlogische Verknüpfungen (prädikatenlogische) Quantoren Formeln (speziell Aussagen) bieten Ausdruckmittel für Aggregation Verallgemeinerung Klassenbildung Aussonderung . . . J. Biskup Informationssysteme Logik, Mengenlehre 11.10.99 3.5 J. Biskup Informationssysteme Logik, Mengenlehre 11.10.99 3.6 Syntax: M = (d,δ) und ß legen Bedeutung aller Sprachmittel fest: Funktionszeichen Individuenvariablen 1. ß auf beliebige Terme fortsetzen: Terme atomare Formeln Prädikatenzeichen Formeln ∧,∨,¬ ß(f0) := δ(f0). ß(fn(t1,...,tn)) := δ(fn)(ß(t1),...,ß(tn)). 2. Formeln auswerten: ∀x, ∃x, |=M,ß Pn(t1,...,tn):gdw(ß(t1),...,ß(tn)) ∈ δ(Pn) Semantik : Struktur (Interpretation): M = (d,δ) mit d ist nichtleere (Werte-) Menge (Universum); δ ist eine Zuordnung von Funktionszeichen zu Funktionen auf d und von Prädikatenzeichen zu Relationen auf d: ×i=1,...,n d → d, δ(Pn) ⊂ ×i=1,...,n d , δ(fn) : |=M,ß (Φ ∧ Ψ) :gdw |=M,ß Φ und |=M,ß Ψ |=M,ß (Φ ∨ Ψ) :gdw |=M,ß Φ oder |=M,ß Ψ |=M,ß (¬Φ) :gdw nicht |=M,ß Φ |=M,ß (∀x) Φ :gdw für alle ß' mit ß =x ß' gilt |=M,ß' Φ |=M,ß (∃x) Φ :gdw es gibt ß' mit ß =x ß' mit |=M,ß' Φ wobei das Gleichheitszeichen = stets durch {(x,x) | x ∈ d} interpretiert sei. Variablenbelegung zur Struktur M = (d,δ): ß : V → d. J. Biskup Informationssysteme Logik, Mengenlehre 11.10.99 3.7 J. Biskup Informationssysteme Logik, Mengenlehre 11.10.99 3.8 • Modell einer Formel: M = (d,δ) ist Modell einer Formel Φ, |=M Φ (Φ gültig in M) :gdw für alle Belegungen ß gilt : |=M,ß Φ. Die Begriffe der Allgemeingültigkeit, der Erfüllbarkeit, der Unerfüllbarkeit und der logischen Implikation sind hier deklarativ definiert worden, wobei nicht ohne weiteres zu erkennen ist, ob und gegebenenfalls wie sie operationalisiert und damit algorithmisch behandelt werden können. • Modellklasse einer Formel (-menge) Φ: Mod (Φ) := {M | Φ ist gültig in M}. • Allgemeingültigkeit: Eine Formel Φ ist allgemeingültig :gdw jede Struktur M ist Modell von Φ. Tatsächlich führen sie aus dem Bereich des (algorithmisch) Entscheidbaren hinaus, verbleiben aber mit der Ausnahme der Erfüllbarkeit im Bereich des (algorithmisch) Aufzählbaren. • Erfüllbarkeit: Eine Formel Φ ist erfüllbar :gdw es gibt eine Struktur M, die Modell von Φ ist. • Unerfüllbarkeit: Eine Formel Φ ist unerfüllbar :gdw es gibt keine Struktur M, die Modell von Φ ist. • logische Implikation: Eine Formel (-menge) Φ impliziert logisch eine Formel (-menge) Ψ, Φ |= Ψ, :gdw Mod (Φ) ⊂ Mod (Ψ). J. Biskup Informationssysteme Logik, Mengenlehre 11.10.99 3.9 J. Biskup Informationssysteme Logik, Mengenlehre 11.10.99 3.10 Mengenlehre Bildung von Teilmengen oder ausgesonderten Mengen: beschreibt insbesondere, wie ausgehend von vorgegebenen Mengen neue Mengen gebildet werden können. Ist M = (d,δ) eine Struktur und Φ eine Formel, in der die Variablen x1,...,xk frei vorkommen, so sei Für unsere Betrachtungen ist der Fall besonders wichtig, wie aus einer Menge d von (einfachen) Werten neue Mengen von möglicherweise strukturierten Werten gewonnen werden können. dM,Φ := {(ß(x1),...,ß(xk)) | ß ist Variablenbelegung mit |=M,ß Φ} Dies wird durch die folgende induktive Definition erfaßt: Ist d eine nichtleere Menge, so können wir aus d induktiv eine Klasse κd von Mengen konstruieren: i) d ist in κd. ii) Sind m, n schon aus κd, so auch kartesisches Produkt, m×n Vereinigung, m∪n ℘m Potenzmenge. J. Biskup Informationssysteme Logik, Mengenlehre die durch Φ (aus ×i=1,...,k d) ausgesonderte Menge. 11.10.99 3.11 J. Biskup Informationssysteme Logik, Mengenlehre 11.10.99 3.12 Grundbegriffe aus Logik / Mengenlehre semantische Begriffe Seiendes { einfach zusammengesetzt Syntax Beziehung Konstantenzeichen Eigenschaft / Attribut Rolle (bei einer Beziehung) Grundterm (mit Funktionszeichen) Klassenbildung: atomare Grundaussage Gesamtheit Aussonderung Verallgemeinerung Aggregation Stelle eines Prädikatenzeichens Menge von Konstantenzeichen Bedingung: Formel Φ Schlüsselbedingung Aussonderungsbedingung Verallgemeinerungsbedingung viele-eins-Bedingung Seinsbedingung Verweisbedingung ∨ ∧, = Regel: (implikative) Aussage Gesamtheitsregel Verneinungsregel Sichtregel mit Gleichheits-Konklusion Ableitungsregel oder Formelmenge Handlung: Information Mitteilung Verstehen J. Biskup Informationssysteme konjunktiv hinzugefügte Aussage Widerspruchsfreiheit Logik, Mengenlehre 11.10.99 3.13 J. Biskup Informationssysteme Logik, Mengenlehre 11.10.99 3.14 Grundbegriffe aus Logik / Mengenlehre semantische Begriffe Semantik Seiendes Grundbegriffe aus Logik / Mengenlehre Syntax Semantik Konstantenzeichen einfach zusammengesetzt Grundterm Element einer Wertemenge (mit Funktionszeichen) Elemente einer Wertemenge Tupel einer Relation Tupel einer (zweistelligen) Relation Funktionswert Beziehung atomare Grundaussage Tupel einer Relation Eigenschaft / Attribut (zweistellige) atomare Grundaussage Grundterm Tupel einer (zweistelligen) Relation Funktionswert Stelle eines Prädikatenzeichens Komponente einer Relation Rolle (bei einer Beziehung) Klassenbildung: Gesamtheit Komponente einer Relation Aussonderung Verallgemeinerung Aggregation Universum Bedingung: dM,Φ , Potenzmenge Menge von Konstanten- Universum zeichen Formel Φ dM,Φ , Potenzmenge ∨ Vereinigung ∧, = Durchschnitt, kartesisches Produkt (implikative) Aussage Modellklasse Schlüsselbedingung mit Gleichheits-Konklusion Aussonderungsbedingung Verallgemeinerungsbedingung viele-eins-Bedingung mit Gleichheits-Konklusion Seinsbedingung Verweisbedingung Vereinigung Durchschnitt, kartesisches Produkt Regel: Gesamtheitsregel Modellklasse Verneinungsregel logische Implikation Sichtregel Handlung: Information Relation konjunktiv hinzugefügte Aussage Aussage Widerspruchsfreiheit Mitteilung Verstehen Verkleinern der Modellklasse Ableitungsregel oder Formelmenge Ableitungsregel oder Formelmenge Formelmenge logische Implikation logische Implikation Relation Verkleinerung der Modellklasse Erfüllbarkeit Erfüllbarkeit J. Biskup Informationssysteme Logik, Mengenlehre 11.10.99 3.15 J. Biskup Informationssysteme Logik, Mengenlehre 11.10.99 3.16 semantische Begriffe Seiendes einfach strukturiert Beziehung Eigenschaft Rolle (bei einer Beziehung) Klassenbildung: Gesamtheit Aussonderung Verallgemeinerung Aggregation Konzepte prozeduraler Programmiersprachen Konstante Strukturbaum eines Terms Verbund (record), Aufruf einer booleschwertigen Funktionsprozedur Verbund (record), Aufruf einer attributwertigen Funktionsprozedur Komponentenbezeichner eines Verbundes, formaler Parameter einer Funktionsprozedur Deklaration einer Prozedur Regel Deklaration einer Prozedur J. Biskup theory abstraction design erfinden Deklaration eines Typs Menge, Deklaration einer booleschwertigen Funktionsprozedur Deklaration eines varianten Verbund-Typs Deklaration eines Feld- (array-) oder Verbund-Typs Bedingung Handlung: Information Mitteilung Verstehen paradigm formale Sprache verwirklichen benutzen Zustandsänderung (Wertzuweisung) aktuelle Parameter beim Aufruf einer Prozedur Ausführung einer Prozedur Informationssysteme Logik, Mengenlehre 11.10.99 3.17 J. Biskup Informationssysteme Logik, Mengenlehre 11.10.99 3.18