vts_5627_7413. - oparu

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Abteilung für
Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie
(Direktor: Professor Dr. L. Kinzl)
Schulterfunktion und onkologisches Spätergebnis
bei Patienten mit Schulterendoprothesen bei
primären Knochentumoren oder Metastasen
des proximalen Humerus
Dissertation
zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin
der
Medizinischen Fakultät
der Universität Ulm
Silke Dieterle
aus St. Georgen im Schwarzwald
2005
Amtierender Dekan: Prof. Dr. Klaus-Michael Debatin
1. Berichterstatter: PD Dr. Michael Sarkar
2. Berichterstatter: PD Dr. Klaus Huch
Tag der Promotion: 28. April 2006
1
INHALTSVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
3
4
1.1 ARTEN VON NEOPLASIEN AM KNOCHEN
4
1.1.1 Primäre knöcherne Veränderungen
4
1.1.2 Sekundäre knöcherne Veränderungen
5
1.2 DIAGNOSTIK DER KNOCHENTUMOREN
5
1.2.1 Natives Röntgen
5
1.2.2 Schnittbildverfahren
6
1.2.3 Knochenszintigraphie
6
1.2.4 Positronen-Emissions-Tomographie (PET)
6
1.2.5 Biopsie
7
1.3 STAGING/GRADING
7
1.4 THERAPIE DER KNOCHENTUMOREN
9
1.4.1 Operative Therapie
1.4.1.1 Resektionsgrenzen
9
9
1.4.1.2 Rekonstruktionsverfahren
10
1.4.1.2.1 Allograft
10
1.4.1.2.2 Autograft
10
1.4.1.2.3 Arthrodese
11
1.4.1.2.4 Endoprothese
11
1.4.1.3 Amputation
11
1.4.2 Nichtoperative Therapie
12
1.4.2.1 Chemotherapie
12
1.4.2.2 Strahlentherapie
13
1.5 BEISPIEL OSTEOSARKOM
14
1.6 GLENOHUMERALE ANATOMIE
16
1.6.1 Rotatorenmanschette
1.7 THEMA UND FRAGESTELLUNG
16
18
2
2. PATIENTEN UND METHODE
19
2.1 PATIENTEN
19
2.2 BEFRAGUNG
20
2.3 KLINISCHE UNTERSUCHUNG
21
2.3.1 Schulterfunktion
21
2.3.2 Funktionstests
21
2.3.3 Neutral-Null-Methode
24
2.3.4 Statistische Methode
24
2.4 RÖNTGEN
25
2.5 PATIENTEN GRUPPE B
25
3. ERGEBNISSE
3.1 UNTERSUCHTE PATIENTEN GRUPPE A
26
26
3.1.1 Fallbeispiele
29
3.1.2 Bewegungsumfang Patienten Gruppe A
45
3.2 PATIENTEN GRUPPE B
48
3.2.1 Patientenbeispiele
50
3.3 ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE
54
3.3.1 Gruppe A
54
3.3.2 Gruppe B
57
4. DISKUSSION
59
4.1 REKONSTRUKTIONSVERFAHREN AM SCHULTERGELENK
59
4.2 DISKUSSION DER FRAGESTELLUNG
61
4.3 DISKUSSION DER METHODIK
62
4.4 DISKUSSION DER ERGEBNISSE
62
5. ZUSAMMENFASSUNG
65
6. LITERATURVERZEICHNIS
67
7. DANKSAGUNG
78
3
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
ABVD
Doxorubicin (Adriamycin), Bleomycin, Vinblastin, Dacarbacin
COPP
Cyclophosphamid, Vincristin (Oncovin), Procarbazin, Prednison
COSS
Cooperative Osteosarkomstudie
CT
Computertomographie
EICESS
European Intergroup Cooperative Ewing`s Sarcoma Study
Euro-EWING
European Ewing tumour Working Initiative of National Groups
M.
Musculus
MRT
Magnetresonanztomographie
MSTS
Musculoskeletal Tumor Society
MUTARS®
Modular Universal Tumor and Revision System, modulares
Tumorprothesensystem,
Firma
Implantcast,
Indikation Tumorresektion
N.
Nervus
NSAID
Non Steroidal Antiinflammatory Drug
PET
Positronen-Emissions-Tomographie
UICC
Union Internationale Contre le Cancer
WHO
World Health Organisation
Buxtehude,
4
1. EINLEITUNG
Der endoprothetische Ersatz des Oberarmkopfes stellt ein häufiges Verfahren zur Behandlung
von Knochentumoren dieser Lokalisation dar. Im Folgenden werden zunächst die wichtigsten
Tumoren des Skelettes dargestellt, danach die diagnostischen Verfahren, die möglichen
therapeutischen Optionen und schließlich die Fragestellung dieser Arbeit.
1.1 Arten von Neoplasien am Knochen
Die Neoplasien am Knochen werden unterteilt in primäre knöcherne Veränderungen - maligne
und benigne primäre Knochentumoren, das Plasmozytom und den Riesenzelltumor
(Osteoklastom), die eine Sonderstellung einnehmen - und sekundäre Veränderungen
(Metastasen).
1.1.1
Primäre knöcherne Veränderungen
Die systematische Einteilung primärer Knochentumoren orientiert sich an der Dignität und dem
Ausgangsgewebe (Tab. 1).
Tabelle 1: Einteilung primärer Knochentumoren
Knochenbildend
Tumorähnliche
Benigne
Maligne
Läsion
Raumforderung
Raumforderung
osteofibröse Dysplasie
Osteoidosteom
Knocheninfarkt
Ossifizierendes Fibrom
Myositis ossificans
Osteoblastom
Osteosarkom (parossal,
periostal, teleangiektatisch)
Chondrom
Knorpelbildend
Chondromatose
Osteochondrom
Chondrosarkom
Chondromyxoidfibrom
Ewing-Sarkom
Plasmozytom
Knochenmark
Lymphom
Aneurysmatische
Cystisch
Juvenile Knochencyste
Knochencyste
Malignes Osteoklastom
Osteoklastom
fibrös, fibrohistiocytär
Fibröser Corticalisdefekt
Myxom
Eosinophiles Granulom
Desmoplastisches Fibrom
Fibrosarkom
Malignes fibröses
Histiocytom
5
1.1.2
Sekundäre knöcherne Veränderungen
Nahezu alle extraskelettalen Tumoren können auch Knochenmetastasen hervorrufen, bei
einzelnen beobachtet man aber eine hohe Affinität zum Skelett. Metastasen des Mamma-, des
Bronchial-, des Prostata- und des Schilddrüsenkarzinoms und Metastasen des hypernephroiden
Karzinoms finden sich bevorzugt im Knochen [8, 36, 76].
1.2 Diagnostik der Knochentumoren
Grundlage der Diagnostik ist neben der Biopsie die Bildgebung. Hierzu zählen das native
Röntgen [1, 31, 32, 53, 58], die Computer- [1, 31, 32, 53, 54, 58] und die
Magnetresonanztomographie [1, 31, 32, 53, 54, 58], die Szintigraphie [31, 32, 58] und die
Positronen-Emissions-Tomographie.
1.2.1
Natives Röntgen
Am Beginn der Diagnostik von Knochentumoren stehen typischerweise konventionelle
Röntgenbilder [53] in zwei Ebenen (anterior-posterior und seitlich) [37]. Im Anschluss hieran
erfolgt meist eine weitere bildgebende Diagnostik [53] mit Schnittbildtechniken. Während
letztere die Ausdehnung einer Raumforderung besser zeigen, lässt sich die Diagnose der
Tumorentität am besten auf den Übersichtsaufnahmen stellen.
Knochentumoren können sich auf drei verschiedene Arten darstellen [20]:
•
Osteolytische Veränderungen: kleinfleckig, mottenfraßähnlich [2], landkartenartig, teils
mit oder ohne sklerotischen Randsaum
•
Osteoblastische Veränderungen: meist gemischt mit osteolytischen Veränderungen,
klein- bis großfleckig, konfluierend bis hin zur vollkommen dichten Sklerose
•
Periostale Veränderungen: lamellär [2], zwiebelschalenartig [68] der Corticalis
aufgelagert, Spiculae (Verknöcherungen) [2, 68] entlang der Sharpey`schen Fasern,
homogen oder amorph, Periostsporn oder Codman-Dreieck [2] an den Enden expansiv
wachsender Tumoren
6
1.2.2
•
Schnittbildverfahren
Computertomographie (CT):
Die CT zeigt die Lokalisation und die Größenausdehnung des Tumors im Knochen [2], den
Gelenken, den Weichteilen oder dem Knochenmark, die Beziehung eines periostal oder parostal
wachsenden Tumors zur darunter liegenden Corticalis und die Nähe eines Tumors zu
umliegenden Gefäßen und Nerven [13]. Bei Tumoren der Weichteile ist ebenso die
Lokalisation und die Größenausdehnung darstellbar [13]. Die Computertomographie ist der
Magnetresonanztomographie in der Darstellung der knöchernen Komponente eines Tumors
überlegen [13, 37].
•
Magnetresonanztomographie (MRT):
Die MRT erlaubt eine differenzierte Darstellung der Weichteile und der Muskelkompartimente
[2, 13]. Für Fett und seine geringen Veränderungen, z. B. im Knochenmark, ist das MRT sehr
sensitiv. Die Magenetresonanztomographie ist der Computertomographie in der Darstellung der
Weichteile, des Knochenmarks und der Wirbelsäule überlegen [13, 37].
1.2.3
Knochenszintigraphie
Mit der Knochenszintigraphie, am häufigsten mit 99-Technetium durchgeführt, werden
sekundäre Tumorabsiedlungen [20], die Ausdehnung und die Aktivität des Tumors
diagnostiziert. Außerdem dient sie zur Verlaufskontrolle unter der Therapie [13]. So lässt sich
sowohl ein Ansprechen auf nichtoperative Therapiemaßnahmen wie z. B. Strahlentherapie, wie
auch eine fortschreitende systemische Disseminierung nachweisen.
1.2.4
Positronen-Emissions-Tomographie (PET)
Mit der Positronen-Emissions-Tomographie kann die Aktivität eines Tumors mittels eines
Markers, z. B. Fluordeoxyglucose, der im Tumorgewebe aufgenommen wird, beurteilt werden.
Im Gegensatz zur Skelettszintigraphie, die in erster Linie die Perfusion abbildet, zeigt die PET
die Stoffwechselaktivität einer Läsion an.
7
1.2.5
Biopsie
Die histologische Sicherung der Dignität und Entität eines Tumors durch eine Biopsie vor der
definitiven Therapie [20] in Form einer Feinnadelbiopsie [13, 20, 32], einer Knochenstanze [20]
oder als offene Biopsie [20, 78] ist unverzichtbar für die Therapieplanung. Diese Methoden sind
individuell gegeneinander abzuwägen. Bei der operativen Entfernung des Tumors wird auch
immer die Biopsienarbe mitreseziert [1, 31, 32, 69, 80], um eine Verschleppung von
Tumorzellen möglichst zu vermeiden. Dies setzt eine sorgfältige Planung des Zugangsweges
für die Biopsie voraus.
1.3 Staging/ Grading
Das Staging [25] dient der Erfassung der Tumorausdehnung lokal (Überschreitung der
Kompartimentgrenzen) und systemisch (Erfassung von Fernmetastasen). Es dient der Planung
der chirurgischen Intervention und der weiterführenden Therapie (Chemo-/Strahlentherapie).
Ziel ist es, das Verhalten und die Prognose des Tumors einschätzen zu können [13, 30]. Das
Stagingsystem von Enneking [13, 25, 30, 40], welches sich auf die Klinik, die Histologie und
die Ausdehnung des Tumors stützt, beinhaltet das histologische Grading (G), die anatomische
Ausbreitung des Tumors (T) und das Auftreten von Metastasen (regional oder Fernmetastasen)
(M).
Die Einteilung beläuft sich wie folgt in:
G0 benigne
T0 intrakapsulärer Tumor (benigne)
M0 keine Metastasen
G1 niedrigmaligne
T1 benigne oder maligne, ohne Kapsel,
M1 Metastasen
intrakompartimental
G2 hochmaligne
T2 benigne oder maligne, ohne Kapsel,
extrakompartimental oder
extrakompartimental wachsend
Ein Kompartiment ist ein durch seinen Inhalt definierter anatomischer Raum mit klar
definierbaren anatomischen Grenzen [13, 25]. Ein intrakompartimental (A) wachsender Tumor
liegt innerhalb dieser Grenzen und durchbricht diese nicht. Ein extrakompartimental (B)
wachsender Tumor respektiert diese Grenzen nicht und wächst über sie hinaus.
8
Tabelle 2: Stadieneinteilung für Knochen- und Weichteilsarkome [13, 25, 30]
Stadium IA
niedrigmaligne, intrakompartimental
Stadium IB
niedrigmaligne, extrakompartimental
Stadium IIA
hochmaligne, intrakompartimental
Stadium IIB
hochmaligne, extrakompartimental
Stadium III
niedrig- oder hochmaligne, Metastasen
Für benigne Knochentumoren oder Tumoren in den Weichteilen gibt Enneking eine
Unterteilung in die Stadien latent/inaktiv = 1, aktiv = 2 und aggressiv = 3 an [30].
Für den histopathologischen Differenzierungsgrad, das Grading, existieren unterschiedliche,
zwei- bis vierstufige Einteilungen.
Das TNM-System der Union Internationale Contre le Cancer (UICC) [79] führt zur klinischen
Klassifikation, wobei T für Tumor, N für Nodi = Lymphknoten und M für Metastasen steht [25,
30, 79]:
Tumorgröße T
Lymphknotenstatus N
Metastasen M
TX Primärtumor
NX regionäre Lymphknoten
MX Fernmetastasen
nicht beurteilbar
T0 kein Anhalt für
nicht beurteilbar
nicht beurteilbar
N0
keine regionären Lymphknoten
M0
keine Fernmetastasen
N1
regionäre Lymphknotenmetastasen
M1
Fernmetastasen
Primärtumor
T1 Tumor ≤ 8 cm
in größter Ausdehnung
T2 > 8 cm in größter
M1a Lunge
Ausdehnung
T3 diskontinuierliche
M1b andere Fernmetastasen
Ausbreitung im primär
befallenen Knochen
Die hier genannte Klassifikation der UICC nach TNM kann auf alle primären malignen
Knochentumoren angewandt werden. Ausnahmen bilden maligne Lymphome, Plasmozytome,
Oberflächen- und juxtakortikale Osteosarkome und juxtakortikale Chondrosarkome [30, 79].
9
1.4 Therapie der Knochentumoren
1.4.1
Operative Therapie
Ziel der operativen Therapie ist in aller Regel die vollständige Entfernung des Tumors. Je nach
Ausdehnung und Dignität des Tumors sind unterschiedliche Resektionsgrenzen zu wählen. Bei
benignen Tumoren ist eine operative Entfernung des Tumors die einzig mögliche
Therapieoption. Die benignen Tumoren können mit ihrer Kapsel - so vorhanden - entfernt
werden. Eine intraläsionale Ausräumung (z. B. Kürettage [13, 25]) ist ausschließlich bei sicher
als benigne identifizierten Läsionen statthaft [13]. Bei malignen Tumoren ist es mitunter
sinnvoll, durch eine präoperative Bestrahlung, Chemotherapie oder Embolisation eine
Verkleinerung und somit eine bessere Operabilität des Tumors zu erzielen. Der Operateur muss
hier einen ausreichenden Sicherheitsabstand einhalten, was einer weiten Resektion entspricht
[1]. Eine radikale, d. h. kompartimentgerechte Resektion wird bei hochmalignen Tumoren,
insbesondere im Fall einer intrakompartimentalen, sogenannten Skip-Metastasierung,
durchgeführt.
1.4.1.1
Resektionsgrenzen
Die Grenzen bei der operativen Entfernung von Tumoren lassen sich wie folgt definieren [25]:
•
Intraläsional: die Grenze verläuft durch den Tumor, der Tumor wird ausgeschält [13],
Tumorzellen kontaminieren das Operationsgebiet, die Rezidivrate ist deshalb sehr hoch (bis
zu 100%).
•
Marginal: die Grenze verläuft direkt an der Kapsel/Pseudokapsel und wird mit dieser
entfernt [13]. Tumorinseln (Satelliten), die in der Pseudokapsel oder etwas weiter außerhalb
im Bereich des Tumors liegen, bleiben zurück. Die Rezidivrate ist hoch.
Æ Diese beiden Verfahren dürfen deshalb nur bei benignen Tumoren angewendet werden.
•
Weit: der Tumor wird en bloc mit einem Sicherheitsabstand in allen Richtungen im
gesunden Gewebe komplett reseziert [1, 13]. Etwaige entfernt liegende Tumorzellnester, so
genannte Satellitenknoten oder skip lesions, werden nicht berücksichtigt. Die Resektion ist
intrakompartimental. Rezidive können entstehen. Diese Form der Resektion ist eine
akzeptierte Alternative zur Amputation [14].
10
•
Radikal: der Tumor wird en bloc mit einem oder mehreren vollständigen Kompartiment/-en
entfernt [13]. Diese beinhalten in der Longitudinalen das proximale und distale Gelenk
einschließlich der proximalen und distalen Muskelansätze/-ursprünge des betroffenen
Knochens. In der Transversalen wird die Muskulatur mitsamt ihrer Faszie, im Falle eines
Knochentumors der Knochen mit seinem Periost entfernt. Diese Resektion ist
extrakompartimental. Eventuell vorhandene skip lesions werden sicher mitentfernt.
Rezidive sind daher selten.
Æ Diese beiden Verfahren werden bei malignen und hochmalignen Tumoren angewandt [20].
1.4.1.2
Rekonstruktionsverfahren
Zu den extremitätenerhaltenden Rekonstruktionsverfahren zählen Rekonstruktionen mit
Knochentransplantaten wie z. B. einem Allograft [21, 28] oder einem Autograft, die Arthrodese
[21] und die Implantation einer Endoprothese [28]. Bei allen Rekonstruktionsverfahren sollte
die Anatomie der Schulter berücksichtigt werden, da nur eine möglichst anatomische
Rekonstruktion eine für den Patienten akzeptable Funktion gewährleisten kann [18]. Grenzen
der operativen Therapie sind hier vor allem hinsichtlich der Weichteilrekonstruktion, dem
Extremitätenerhalt und der rumpfnahen Rekonstruktion gesetzt.
1.4.1.2.1
Allograft
Das Allograft ist ein vom Spender gewonnener humaner Knochen, welcher unter strenger
Asepsis entnommen [21], mittels bakteriellen und viralen Testverfahren untersucht und in einer
Knochenbank bei circa –80°C gelagert wird [13, 21, 32]. Das Transplantat wird mittels Plattenund/oder Schraubenosteosynthese oder einem intramedullären Nagel implantiert [16]. Der
Weichteilmantel wird so exakt wie möglich rekonstuiert [60]. Die unvollständige
Revaskularisation großer Allografts stellt jedoch ein entscheidendes Problem im Hinblick auf
eine progressive Anfälligkeit für Frakturen dar [21].
1.4.1.2.2
Autograft
Bei einem Autograft ist der Spender auch gleichzeitig der Empfänger des Transplantats. Das
Autograft findet alleine oder zusammen mit einem Allograft Verwendung. Bei einer
diaphysären oder proximalen Resektion des Humerus kann eine vaskularisierte Fibula als
11
Transplantat auch alleine implantiert werden [13, 28, 78], vorausgesetzt, der Humeruskopf
bleibt als Gelenkpartner erhalten. Am Fibulatransplantat kann dann die Refixation der
Rotatorenmanschette erfolgen [57].
1.4.1.2.3
Arthrodese
Die Gelenkversteifung kann mit einem Allograft oder einem Autograft erzielt werden [13]. Die
Vorteile der Arthrodese sind eine stabile [13, 29] und permanente Rekonstruktion [13]. Bei
Anwendung an der Schulter erlaubt die Arthrodese sogar eine geringe Abduktion des Armes
[13, 29], da die Beweglichkeit des Schultergürtels in der thoraco-scapulären Gleitbahn erhalten
bleibt [29].
1.4.1.2.4
Endoprothese
Die Verwendung von Endoprothesen erlaubt am Humerus, aber auch an anderen
Skelettabschnitten Operationen, bei denen neben der Extremität [7, 28, 63] auch deren
Beweglichkeit erhalten wird.
1.4.1.3
Amputation
Vor dem Zeitalter der Verwendung von Prothesen und Allograft/Autograft war eine
extremitätenerhaltende Tumorresektion nicht möglich [41, 69]. Der Arm wurde im
glenohumeralen Gelenk exartikuliert. Dies war für den Patienten mit einer erheblichen
Funktionseinbuße [28, 29, 71] verbunden, die auch ein kosmetisches [71] und psychologisches
Problem nach sich zog [29]. Durch den Einsatz der Chemotherapie, den Fortschritt in der
bildgebenden Diagnostik und der chirurgischen Therapie in den späten 70er Jahren wurde die
Amputation
zunehmend
durch
extremitätenerhaltende
Maßnahmen
verdrängt
[47].
Amputationen sind heute dann noch erforderlich, wenn entweder der Weichteilmantel
weitgehend destruiert ist oder der Tumor neurovaskuläre Strukturen tangiert hat.
12
1.4.2
Nichtoperative Therapie
1.4.2.1
Chemotherapie
Bei der Behandlung maligner Knochentumoren mittels Chemotherapie unterscheidet man
verschiedene Therapieansätze:
•
Neoadjuvante Chemotherapie (präoperativ):
Die neoadjuvante Chemotherapie hat den Vorteil, dass meist extremitätenerhaltend operiert, bei
Therapieansprechen das lokale Rezidivrisiko reduziert, Zeit für die Operationsplanung und
Planung der Prothesenversorgung gewonnen werden kann und frühzeitig evtl. schon
vorhandene Mikrometastasen zerstört werden können. Sie hat einen großen Einfluss auf die
Ausdehnung eines Tumors und macht eine chirurgische Intervention zeitweise erst möglich,
wenn die Chemotherapie zu einer Involution des Tumors führt [50]. Bei Patienten mit einem
Osteosarkom oder einem Ewing-Sarkom folgt auf die neoadjuvante Chemotherapie die
Operation, um sich dann an einem Re-Staging zu orientieren [30] und die weiterführende
Therapie zu planen. Die neoadjuvante Chemotherapie in kurativer Absicht bei diesen
Tumorentitäten ist Teil multimodaler Therapiekonzepte (s. u.) [2] und wirkt sich günstig auf die
Prognose aus, wenn der Tumor durch die Chemotherapie devitalisiert wird. Ebenso kann sie ein
Downstaging bewirken und vermindert die intraoperative Tumorzellverschleppung. Mit der
neoadjuvanten Chemotherapie kann das therapeutische Ansprechen und die Operabilität des
Tumors beurteilt werden, Komplikationen wie pathologische Frakturen, Infektionen und
Streuung von Tumorzellen vermindert, und die Prognose für den Patienten abgeschätzt werden
[37].
•
Adjuvante Chemotherapie (postoperativ):
Um der Progression einer Tumorerkrankung vorzubeugen wird die adjuvante Chemotherapie
angewandt [13]. In kurativer Absicht ist sie Teil des multimodalen Therapiekonzeptes (s. u.) [2].
Vor Einsatz der adjuvanten Chemotherapie war es üblich, maligne Tumoren der Extremitäten
mittels Amputation zu behandeln [1].
•
Palliative Chemotherapie:
Die palliative Chemotherapie findet Anwendung bei metastasierenden Sarkomen, wenn eine
Heilung nicht mehr möglich ist [2].
13
•
Multimodales Therapiekonzept:
Multimodale Therapiekonzepte werden bei der Behandlung hochmaligner primärer
Knochentumoren angewandt. Chemotherapie und/oder Strahlentherapie kommen prä- und
postoperativ zum Einsatz. Indikationen sind vor allem das Osteosarkom und das Ewing-Sarkom
[58, 64]. Für diese Entitäten wurden Studienprotokolle entwickelt, beim Osteosarkom das
COSS-Protokoll (Cooperative Osteosarcoma Study) [43, 64] und beim Ewing-Sarkom das
EICESS-Protokoll (European Intergroup Cooperative Ewing`s Sarcoma Study) [20, 70]. Das
Euro-EWING (EUROpean Ewing tumour Working Initiative of National Groups) [44] ist das
aktuelle Nachfolgeprotokoll, das beim Ewing-Sarkom zur Anwendung kommt.
Immer wieder aktualisierten Protokollen ist es zu verdanken, dass sich die Prognose für
Patienten mit malignen Knochentumoren signifikant verbessert hat [29, 53]. Beim EwingSarkom betrug die 5-Jahres-Überlebensrate vor der Einführung des multimodalen
Therapiekonzeptes nur knapp 10% [20, 40, 68] und beim Osteosarkom weniger als 20% [3, 4,
5], die sich mit der Einführung beim Ewing-Sarkom auf 60% [20, 40, 46] und beim
Osteosarkom bis auf über 70% [2] verbessert hat. Die Prognose der Rezidivfreiheit stieg beim
Ewing-Sarkom auf 80% [40]. Beim Osteosarkom stiegen die rezidivfreien Überlebensraten
ebenfalls auf 60-80% [46].
1.4.2.2
Strahlentherapie
Im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzeptes spielt die Strahlentherapie insbesondere bei
Ewing-Sarkomen eine wichtige Rolle [2, 46]. Präoperativ wird mit einer Chemotherapie
begonnen (neoadjuvant), ist diese Therapie aber unzureichend, wird zusätzlich noch eine
präoperative Strahlentherapie durchgeführt. Im Mittel werden Dosen von ca. 50 Gray (Gy)
verabreicht [2, 13]. Die Strahlentherapie wird teilweise zusätzlich zur Operation und/oder
Chemotherapie angewandt [13].
Das Osteosarkom [46], das Chondrosarkom [11, 46] und das Fibrosarkom [46] gelten allerdings
als wenig strahlensensibel.
14
1.5
Beispiel Osteosarkom
Am Beispiel des Osteosarkoms sollen hier wesentliche Merkmale der primären malignen
Knochentumoren sowie Besonderheiten ihrer Diagnostik und Therapie epidemiologisch und
klinisch/therapeutisch dargestellt werden.
Das klassische, zentrale Osteosarkom ist ein hochgradig maligner Tumor, bestehend aus
mesenchymalen Zellen, welche Osteoid und somit unreifen Knochen produzieren [13]. Die
Inzidenz des Osteosarkoms beläuft sich auf 2-3 Fälle/Million/Jahr [13], es ist der häufigste
primäre maligne Knochentumor überhaupt [46, 64]. Das männliche Geschlecht ist häufiger
betroffen, meist tritt es zwischen dem 10. und 20. Lebensjahr auf [13, 77]. Im Erwachsenenalter
tritt es meist sekundär im Rahmen anderer Erkrankungen (Morbus Paget) [13, 64], nach
Bestrahlung oder in Verbindung mit einem dedifferenzierten Chondrosarkom auf [13]. Der
Tumor lokalisiert sich am häufigsten im distalen Femur, der proximalen Tibia und dem
proximalen Humerus [13]. In der Mehrzahl der Fälle ist das Osteosarkom kniegelenksnahe [13,
46, 77] oder im Bereich der Schulter lokalisiert [13]. In den langen Röhrenknochen findet sich
der Tumor in der Metaphyse oder am Ende der Diaphyse. Behindert wird das Wachstum von
der in der kindlichen Wachstumsphase noch offenen Epiphysenfuge, allerdings ist er in deren
Nähe am häufigsten anzutreffen [13]. Das Wachstum ist aggressiv, osteoblastisch und
ausgedehnt. Fast immer tritt das Osteosarkom intramedullär auf, selten auch auf dem Knochen
oder in der Kortikalis selbst. Gelegentlich treten Knochenmetastasen um den Primärtumor
herum oder in weiter entfernt gelegenen Skelettabschnitten auf, sie können aber auch von
Anfang an überall im Skelett vorkommen. Schmerzen sind meist die ersten Symptome [13],
welche über mehrere Wochen zunehmen. Ebenso kann eine Schwellung hinzutreten, die nur
empfindlich oder aber auch schmerzhaft sein kann. Es sind Fälle von großen Tumormassen mit
erheblicher Weichteilbeteiligung und wenig Schmerzen beschrieben [13]. Pathologische
Frakturen sind selten [13]. Röntgenologisch stellt sich das Osteosarkom intramedullär dar, hat
aber
bei
Diagnosestellung
meist
die
Corticalis
überschritten
und
weist
eine
Weichteilkomponente auf [13]. Die Läsion zeigt sich osteoblastisch oder gemischt
osteoblastisch/osteolytisch. Rein osteolytische Formen sind sehr selten. Die Grenzen zum
umliegenden
Gewebe
sind
verwaschen
[13].
Mit
der
Computer-
oder
der
Magnetresonanztomographie lässt sich die Ausdehnung des Osteosarkoms, welche teilweise
erheblich größer ist, als es der radiologische Befund erahnen lässt, besser darstellen als im
nativen Röntgen, aber die Diagnose ist auf dem Übersichtsbild leichter zu stellen (Spiculae,
Codman-Dreieck).
15
Andere Formen des Osteosarkoms, wie z. B. das parossale Osteosarkom (Abb. 1),
unterscheiden sich klinisch, makroskopisch, histologisch und in ihren therapeutischprognostischen Merkmalen vom klassischen Osteosarkom.
Das parossale (Synonyme: periostal, juxtacortical, parostal) Osteosarkom (Abb. 1) ist
niedrigmaligne [17] mit einem langsamen und trägen Verlauf. Es ist selten, bildet
mineralisierten Knochen und befindet sich auf dem Knochen, befällt aber die Markhöhle nicht.
Frauen sind etwas häufiger betroffen [13]. Meist tritt es zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr
auf [13], selten davor. Die Hauptlokalisation dieses Tumors stellt das distale Femur dorsal [13],
gefolgt vom proximalen Humerus [13, 17] dar. Radiologisch stellt sich das parossale
Osteosarkom als runde bis gelappte ossäre Masse außerhalb des Knochens dar [13].
Abb. 1: Parossales Osteosarkom. Röntgen im anterior-posterioren Strahlengang proximaler Humerus rechts.
Fleckige Verschattungen um den Bereich des proximalen Humerus, was sich auch auf den Humerus selbst
projiziert.
Die Therapie des klassischen, zentralen Osteosarkoms erfolgt im Rahmen des multimodalen
Therapiekonzeptes auf der Grundlage des COSS-Schemas (Cooperative Osteosarkomstudie,
aktuelle Fassung COSS-96). Begonnen wird mit der neoadjuvanten Chemotherapie, nach ca. 10
Wochen wird die Operation in Form einer weiten Resektion durchgeführt und anschließend mit
der adjuvanten Chemotherapie weiterbehandelt. Die 5-Jahres-Überlebensrate verbesserte sich
seit der Einführung des multimodalen Therapiekonzeptes von ca. 20% auf über 70% [64]. Eine
Strahlentherapie ist nicht indiziert, da das Osteosarkom bisher als weitgehend strahlenresistent
gilt [46], wird aber in der Neuauflage des Protokolls vermutlich enthalten sein.
16
1.6 Glenohumerale Anatomie
Das Schultergelenk ist ein rein muskelgeführtes Kugelgelenk [38] mit einem sehr großen
Bewegungsumfang [22]. Die Gelenkfläche des Humeruskopfes ist im Verhältnis zur
Schultergelenkspfanne etwa doppelt so groß. Die Fläche der Gelenkpfanne wird durch das
Labrum glenoidale [38] und die kapsuloligamentären Strukturen vergrößert. Der Humeruskopf
ist ca. 20° nach dorsal zur Kondylenachse des Ellenbogens retrovertiert [34, 39, 56]. Um
postoperativ eine gute Funktion des glenohumeralen Gelenkes zu erreichen, ist die
Wiederherstellung dieser komplexen Anatomie von großer Wichtigkeit [18, 57].
1.6.1
Die
Führung
des
Rotatorenmanschette
kraftschlüssigen
Schultergelenkes
übernimmt
hauptsächlich
die
Rotatorenmanschette [59], eine Muskelschicht bestehend aus vier Muskeln, die den Rumpf mit
dem Oberarm verbindet und den Humeruskopf zur Hälfte vom Körper her umschließt (Tab. 3
[23]). Die Rotatorenmanschette sichert die Zentrierung des Humeruskopfes zum Glenoid. Sie
wirkt dadurch der primären, schräg zum Glenoid angeordneten Schultermuskulatur entgegen
[22].
Tabelle 3: Muskeln der Rotatorenmanschette [23]
Muskel
Ursprung
Ansatz
Funktion
M.
supraspinatus
Fossa supraspinata der
Scapula
Tuberculum majus
humeri (oberes
Feld)
Abduktion, heben des Armes nach vorn
außen, Rotation des adduzierten Armes
nach außen
M.
infraspinatus
Fossa infraspinata der
Scapula
Tuberculum majus
humeri
Außenrotation des Armes, schwache
Abduktion der oberen Anteile bei
gesenktem Arm, leichte Abduktion bei
gehobenem Arm. Bei festgestelltem Arm
kann der Margo medialis der Scapula vom
Thorax abgehoben werden
M. teres minor
Margo lateralis der Scapula
in engem Anschluss an den
M. infraspinatus
Tuberculum majus
humeri (unteres
Feld)
Außenrotation des Armes, Adduktion des
Armes
M.
subscapularis
Fossa subscapularis der
Scapula
Tuberculum
minus humeri
Innenrotation des Armes, Mitbeteiligung an
der Anteversion, der Retroversion und der
Ab- und Adduktion, aktiver Schutz gegen
die Luxation des Humerus nach vorne
17
Abb. 2a
Abb. 2b
Abb. 2c
Abb. 2d
Abb. 2e
Abb. 2f
Originalpräparat mit freundlicher Genehmigung der Abteilung Anatomie und Zellbiologie der Universität Ulm
Abb. 2a-f: Bildliche Darstellung der Rotatorenmanschette:
a: cranial, linke Seite
1 Musculus supraspinatus
5 Clavicula
b: cranial, rechte Seite
2 Musculus infraspinatus
6 Humerus
c: dorsal, linke Seite
3 Musculus teres minor
7 Processus coracoideus
d: dorsal, rechte Seite
4 Musculus subscapularis
8 Spina scapulae
e: ventral, linke Seite
f: ventral, rechte Seite
18
Es ist von großer Bedeutung, die Rotatorenmanschette nach der Tumorresektion so exakt wie
möglich wiederherzustellen, da ihre Funktionsfähigkeit erst die Beweglichkeit des Armes
mittels des M. deltoideus, M. latissimus dorsi und anderer Muskeln gewährleistet. Sie muss bei
einer Operation, bei der ein Tumor bereits die Muskulatur infiltriert hat, zu einem nicht
unerheblichen Anteil mitreseziert werden, was sowohl mit einem erheblichen Kraftverlust wie
einer Bewegungseinschränkung einhergeht [12]. Eine gute Schulterfunktion nach Implantation
einer Schulterendoprothese ist hauptsächlich abhängig von der noch verbliebenen Muskulatur
[50, 57, 60, 71]. Es wird versucht, mit krankengymnastischen Übungen die Muskulatur
aufzubauen und zu kräftigen [45], was aber angesichts der Tatsache, dass aus onkologischen
Gründen (Teil-)Resektionen der Muskulatur erforderlich sein können, nur in begrenztem
Umfang möglich ist. Eine Deckung von Rotatorenmanschettenlücken mittels Dacrongewebe
unterstützt zwar die Bedeckung der Prothese, stellt aber keinen vollwertigen Ersatz für fehlende
Muskulatur dar.
1.7 Thema und Fragestellung
Die Tumorchirurgie an der Schulter verwendet aufwendige Rekonstruktionsverfahren für den
aus onkologischen Gründen mit zu resezierenden Weichteilmantel, und benötigt für die
Wiederherstellung der knöchernen Kontinuität abhängig von der Tumorausdehung andere,
meist wesentlich größere Prothesentypen als zur Behandlung von Omarthorosen oder
Gelenkfrakturen. Dies wirkt sich alles auf die spätere Funktion aus.
Diese retrospektive klinische Studie soll das funktionelle und onkologische Spätergebnis bei
Patienten, die wegen eines Knochentumors eine Schulterendoprothese erhalten haben,
aufzeigen. Dabei wurden die Patienten, bei denen in der Abteilung für Unfallchirurgie der
Universität Ulm aus onkologischen Indikationen eine Schulterendoprothese implantiert worden
war, klinisch-funktionell sowie radiologisch nachuntersucht und Daten zur Funktion sowie dem
onkologischen Outcome erhoben.
19
2.
PATIENTEN UND METHODE
Zu dieser klinischen Studie wurde ein Ethikantrag mit der Nr. 220/2002 der unabhängigen
Ethikkommission der Universität Ulm vorgelegt und mit einem positiven Votum
abgeschlossen.
2.1 Patienten
Retrospektiv wurden insgesamt 53 Patienten erfasst. All diesen Patienten war gemeinsam, dass
bei ihnen in den Jahren 1980 bis 2003 wegen eines primären Knochentumors oder einer
Metastase im Bereich des proximalen Oberarmes eine Schulterendoprothese implantiert werden
musste.
Von den 53 Patienten wurden 14 im Rahmen der klinischen Studie nachuntersucht (Gruppe A),
von den restlichen 39 Patienten wurden die verfügbaren Akten ausgewertet (Gruppe B).
Die 14 Patienten der Gruppe A wurden angeschrieben mit der Bitte, an dieser Studie
teilzunehmen. Elf der 14 Patienten wurden und werden weiterhin im Rahmen der normalen
Tumornachsorge nachuntersucht, eine Patientin ist seit Oktober 1989 ohne Therapie und bei
zwei Patienten war die Nachsorge bereits abgeschlossen.
Bei neun der 14 Patienten der Gruppe A wurde eine MUTARS®-Prothese - Modular Universal
Tumor and Revision System, Firma Implantcast, Buxtehude -, bei vier Patienten eine modulare
Prothese eines anderen Herstellers und bei einer Patientin eine Tumorprothese aus
Polyacetalharz implantiert.
Modulare Tumorprothesen sind heute aktuell gebräuchliche Prothesentypen mit einem in der
Länge variierbaren, intramedullär verankerten Schaft und einer Gelenkkomponente (Abb. 3a
und b). Die Modularität erlaubt im Gegensatz zu sogenannten „Monoblock“-Prothesen unter
Erhalt der Armlänge eine individuelle Anpassung an das Ausmaß der Resektion.
20
Abb. 3a: Modulare Tumorprothesen für
Abb. 3b: Die einzelnen Komponenten der modularen
den proximalen Humerus. Indikation
Tumorprothese für den distalen Humerusersatz, einschließlich
Tumorresektion (MUTARS®, Modular
der ulnaren Verankerung (MUTARS®, Modular Universal
Universal Tumor and Revision System,
Tumor and Revision System, Firma Implantcast, Buxtehude).
Firma Implantcast, Buxtehude). Die
Gesamtlänge der abgebildeten Prothese
beträgt im Original 230 mm.
2.2 Befragung
Das Studienprotokoll für die Patienten der Gruppe A umfasste Fragen an den Patienten nach:
•
subjektivem Befinden
•
Schmerzen (in Ruhe, bewegungsabhängiger
Schmerz,
nächtlicher
Schmerz,
Druckschmerz, Lokalisation)
•
Schmerzmedikation: keine, gelegentlich, regelmäßig (NSAID/Opioide)
•
Pathologie und Funktion des betroffenen Armes/der Schulter vor dem Tumorleiden
21
2.3 Klinische Untersuchung
2.3.1
Schulterfunktion
Zur Beurteilung der Schulterfunktion bei den Patienten der Gruppe A diente der Score nach
Constant and Murley, welcher subjektive Kriterien wie Schmerz (kein (15 Punkte) bis stark (0
Punkte)), Aktivitäten des täglichen Lebens (maximal 20 Punkte), objektive Kriterien wie den
Bewegungsumfang (maximal 40 Punkte) und eine Kraftmessung (maximal 25 Punkte)
beinhaltet. Dies ergibt eine maximale Gesamtpunktzahl von 100 Punkten [10, 15, 18]. Die
Kraftmessung mittels eines Dynamometers führten wir nicht durch, weshalb sich die maximal
erreichbare Punktezahl auf 75 Punkte reduzierte.
Auch der Score der Musculoskeletal Tumor Society - MSTS-Score - [1, 28, 31, 48, 75], welcher
für die Evaluation extremitätenerhaltender Prozeduren und der Funktion nach Amputation und
Rekonstruktionsverfahren mit Prothesen entwickelt wurde [26], diente der Beurteilung. Der
MSTS-Score erlaubt die Analyse von Schmerz, Funktion, emotionaler Akzeptanz und
spezifischer Faktoren für die obere (aktive Beweglichkeit, Feinmotorik/Sensibilität und Kraft)
oder untere Extremität (Hilfen, Gehstrecke und Gangbild), die mit Punkten von 0 bis 5 belegt
werden, wobei 5 das beste und 0 das schlechteste Ergebnis darstellt [26]. Maximal können 30
Punkte erreicht werden.
Ebenso zur Funktionsbeurteilung der Schulter wurde die Beweglichkeit mit einem Goniometer
gemessen und nach der Neutral-Null-Methode dokumentiert.
2.3.2
Funktionstests
Zur Beurteilung der Bewegungsfähigkeit und Kraft der Schultermuskulatur wurden spezifische
Tests angewandt. Die Kraft konnte anhand der Rotatorenmanschettentests im Vergleich zur
Gegenseite eingeschätzt werden. Diese spezifischen Schulterfunktionstests waren der Jobe-Test
für den M. supraspinatus, der Infraspinatus-Test, welcher den M. teres minor mitbeurteilt, der
Subscapularis-Test und das Drop-Arm-Sign. Bei der Durchführung dieser Tests mussten die
Patienten angeben, ob diese schmerzhaft für sie waren.
22
Die Tests wurden wie folgt durchgeführt:
•
Jobe-Test oder Supraspinatus-Test:
Der Patient abduziert die Arme um 90°, die Daumen zeigen nach unten.
Nun versucht der Patient gegen den Widerstand des Untersuchers, die
Arme nach oben zu drücken (Abb. 4).
Abb. 4: Jobe- oder Supraspinatus-Test
•
Infraspinatus-Test:
Der Patient abduziert die Arme um 90°, die Daumen zeigen nach oben.
Nun muss der Patient gegen den Widerstand des Untersuchers versuchen,
die Arme nach oben zu drücken (Abb. 5).
Abb. 5: Infraspinatus-Test
•
Subscapularis-Test:
Der Patient hält die Arme in Neutralstellung, die Unterarme werden um 90°
gebeugt. Der Patient versucht gegen den Widerstand des Untersuchers, die
Arme nach innen auf den Bauch zu drehen (Abb. 6).
Abb. 6: Subscapularis-Test
23
Da es bei diesem speziellen Patientengut durch die entfernte Muskulatur erheblich an Kraft
mangelte, konnte der Arm auf der erkrankten Seite bei den oben genannten Tests häufig nicht
um 90° abduziert werden. Die Patienten wurden deshalb aufgefordert, den erkrankten Arm so
weit wie möglich abzuspreizen.
•
Drop-Arm-Sign:
Der Untersucher hält den Arm des Patienten 45° abduziert und leicht
außenrotiert und fordert den Patienten dann auf, den Arm in dieser
Position zu halten. Kann der Arm gehalten werden, ist der Test negativ,
was für eine intakte dorso-craniale Rotatorenmanschette spricht, im
anderen Falle positiv (Abb. 7a und b).
Abb. 7a: Drop-Arm-Sign:
Abb. 7b: Drop-Arm-Sign:
Ausgangsstellung
der Test ist positiv, was für eine defekte
dorso-craniale Rotatorenmanschette spricht
Die Bewegungsfähigkeit wurde außer mit dem Neutral-Null-System (s. u.) auch mit dem
Nacken- und dem Schürzengriff, dem Griff auf die Gegenschulter und dem erweiterten
Schürzengriff, dem so genannten Lift-off-Test beurteilt. Der Patient wurde aufgefordert, mit
dem operierten Arm in den Nacken, auf die Gegenschulter und auf den Rücken (hier musste der
Handrücken den Rücken berühren) zu greifen. Beim Lift-off-Test sollte der Patient aus dem
Schürzengriff heraus versuchen, den Handrücken vom Rücken in horizontaler Ebene abzuheben
(s. Abb. 8a und b). Dieser Test prüft gleichzeitig noch die Kraft des M. subscapularis. Kann der
Arm abgehoben werden, ist der Test negativ, im anderen Fall ist er positiv, was für eine
Schädigung des M. subscapularis spricht, sei es durch zu wenig Kraft oder durch eine Ruptur
der Subscapularissehne, wie dies bei Traumen vorkommen kann, oder hier durch Resektion von
Muskelanteilen.
24
Abb. 8a:
Abb. 8b:
Lift-Off-Test positiv
Lift-Off-Test negativ
Æ Hand kann nicht mehr abgehoben werden
Æ Hand kann abgehoben werden
= Schädigung des M. subscapularis
= M. subscapularis intakt
2.3.3
Neutral-Null-Methode
Die Neutral-Null-Methode diente zur objektiven Bestimmung des Bewegungsumfanges der
Schulter, die mit einem Goniometer [52] gemessen wurde. Der Bewegungsumfang der Schulter
schließt die Ab-/Adduktion, Ante-/Retroversion und die Innen-/Außenrotation ein. Der normale
Bewegungsumfang beträgt im gesunden Schultergelenk circa:
Ab-/Adduktion
180°
- 0° -
20° bis 40°
Ante-/Retroversion
150° bis 170°
- 0° -
30° bis 40°
Innen-/Außenrotation
70° bis 100°
- 0° -
60° bis 90°
2.3.4
Statistische Methode
Die zusammenfassende Darstellung des Bewegungsumfanges für die aktiven und passiven
Beweglichkeiten der gesunden Schultern und der Schultern mit Endoprothese bei den Patienten
der Gruppe A erfolgt in Form eines Box & Whiskers Diagramms (S.46 Abb. 36 und S. 47 Abb.
37). Diese Art der rein deskriptiven Darstellung wurde deshalb gewählt, weil es sich bei den
Daten um ein nicht normal verteiltes Kollektiv handelt.
Aufgrund der erheblichen Variationsbreite der operativen Verfahren und der resultierenden
Beweglichkeiten werden im Ergebnisteil zunächst einzelne Fälle dargestellt (gemessener
Bewegungsumfang der Schulter mit Endoprothese), im Anschluss daran erfolgt eine
Zusammenfassung aller mit der Neutral-Null-Methode gemessenen aktiven und passiven
Bewegungsausmaße der Patienten der Gruppe A in Form eines Box & Whiskers Diagramms
(gemessener Bewegungsumfang der Schulter mit Endoprothese und der gesunden Gegenseite).
Getrennt für die einzelnen Bewegungsachsen werden anschließend die medianen
25
Beweglichkeiten der operierten Schultern und die medianen Beweglichkeiten der gesunden
Gegenseite in Grad (°) angegeben.
2.4
Röntgen
Ebenso im Studienprotokoll festgehalten wurde das Ergebnis der Röntgenaufnahmen der
Schulter in zwei Ebenen, die von jedem Patienten angefertigt und auf Lockerungszeichen des
Schaftes, Lokalrezidiv und Zentrierung (Stellung des Prothesenkopfes gegenüber dem Glenoid)
hin beurteilt wurden.
2.5
Patienten Gruppe B
Bei den 39 Patienten der Gruppe B konnten die vorhandenen Aktenaufzeichnungen, welche
jedoch auch teilweise unvollständig waren, zur Beurteilung der Schulterfunktion ausgewertet
werden. Patienten die verstorben, nicht bereit oder in der Lage waren, an der Nachuntersuchung
teilzunehmen oder bei denen eine Nachuntersuchung nicht möglich war, wurden in diese
Gruppe aufgenommen.
Bei 13 Patienten lagen uns die meisten Daten aus den Aktenaufzeichnungen vor. Diese waren
der mit dem Goniometer gemessene und nach der Neutral-Null-Methode dokumentierte
Bewegungsumfang und der Score der Musculoskeletal Tumor Society (MSTS-Score). Im
Rahmen der Nachsorge wurde auch bei diesen Patienten eine Röntgenaufnahme erstellt.
Die verwendeten Prothesentypen waren viermal eine Humerus-Modular-Prothese, achtmal eine
MUTARS®-Prothese, 17-mal eine Tumorprothese, achtmal eine isoelastische Tumorprothese
und zweimal eine Polyacetalharzprothese.
26
3.
ERGEBNISSE
Angesichts der kleinen Fallzahl in Gruppe A und des retrospektiven Charakters der Studie
wurde bewusst auf eine multiparametrische Analyse verzichtet. Wir beschränkten uns
stattdessen
auf
eine
deskriptive
Analyse
der
Ergebnisse.
Die
Ergebnisse
der
Bewegungsmessung mittels Neutral-Null-Methode für die Patienten der Gruppe A wurde in
einem Box & Whisker Diagramm dargestellt.
3.1 Untersuchte Patienten Gruppe A
Im Rahmen dieser Studie wurden 14 Patienten (acht Frauen und sechs Männer) nachuntersucht.
Die Patienten waren zum Operationspunkt zwischen 28 und 75 Jahre (im Mittel 50,1 Jahre) und
zum Untersuchungszeitpunkt zwischen 36 und 76 Jahre (im Mittel 57,1 Jahre) alt. Der Followup umfasste zwischen sieben und 271 Monaten (Mittel 66,8 Monate).
Primär maligne Tumoren wurden bei acht Patienten diagnostiziert, davon zwei parossale
Osteosarkome, drei Chondrosarkome (davon ein parossales Chondrosarkom), ein EwingSarkom, ein ossäres malignes fibröses Histiozytom und ein Plasmozytom. Benigne
Knochentumoren waren bei drei Patienten festgestellt worden, davon ein proliferierendes
Chondrom und zwei Osteoklastome Stadium 3.
Eine Patientin stellte sich mit einem Non-Hodgkin Lymphom und zwei Patienten mit einer
Metastase eines hypernephroiden Karzinoms vor.
Bei neun Patienten wurde eine MUTARS®-Prothese (Modular Universal Tumor and Revision
System, modulares Tumorprothesensystem, Firma Implantcast, Buxtehude), bei vier Patienten
eine Modular-Prothese eines anderen Herstellers und bei einem Patienten eine Tumorprothese
aus Polyacetalharz implantiert.
Die Resektionsgrenzen waren fünfmal weit, zweimal weit/kontaminiert, viermal marginal,
einmal marginal/kontaminiert und zweimal intraläsional.
Zur Refixation der Rotatorenmanschette wurde bei sieben Patienten ein Anbindungsschlauch
(Dacron) über die Prothese gestreift, bei zwei Patienten wurde ein autologer Fascia lata-Streifen
27
zur Befestigung der Muskulatur eingesetzt, und bei den restlichen fünf Patienten wurde die
Muskulatur über der Prothese gegeneinander vernäht.
Komplikationen traten bei sechs Patienten auf:
•
Neurologische Schädigungen (n = 2): In diesen beiden Fällen erforderte die lokale
Ausdehnung des Tumors die bewusste Mitresektion der betroffenen Nerven: bei einer
Patientin war der N. axillaris durchtrennt, bei dem anderen Patienten konnten der N.
axillaris, der N. radialis, der N. medianus und der N. ulnaris nicht erhalten werden, da
sie durch bzw. sehr nahe am Tumor verliefen.
•
Reoperation (n = 3): Diese mussten wegen Prothesenlockerung zweimal und wegen
Prothesenbruch einmal durchgeführt werden.
•
Infektion und Reoperation (n = 1): Wegen Nagelbruch musste sich der Patient einer
erneuten Operation unterziehen. Sieben Monate später wurde das Implantat aufgrund
einer beginnenden Perforation nach cranial bei Infektion der Weichteile vollständig
entfernt.
28
Tabelle 4: Biographische, onkologische und therapeutische Daten der Patienten der Gruppe A
Tumor mit
Grading und
Staging
Osteoklastom
Stadium 3
Chondrosarkom
G1, Stadium I A
Chondrosarkom
G1, Stadium I A
parossales
Osteosarkom
G2, Stadium I B
Ewing-Sarkom
Metastase eines
hypernephroiden
Karzinoms
FallNr.
Alter/
Geschlecht
1
61 w
2
65 w
3
62 m
4
45 w
5
6
36 w
71 m
7
41 m
Osteoklastom
Stadium 3
8
71 w
9
55 m
10
65 w
11
45 m
12
62 w
13
50 w
Non-HodgkinLymphom
Stadium IV
parossales
Osteosarkom
G3, Stadium II
B
Metastase eines
hypernephroiden
Karzinoms
ossäres malignes
fibröses
Histiozytom
Stadium II A
Proliferierendes
Chondrom
Plasmozytom
14
76 m
Chondrosarkom
G3, Stadium II
B
Die einzelnen Abkürzungen bedeuten:
•
Operation
Prothese
Chemo
Radiatio
marginal
Dacron
marginal
Dacron
weit
Dacron
weit
Dacron
MUTARS®
-
post-Op
Zeitpunkt der
Nachuntersuchung
(Monate)
52
MUTARS®
-
-
25
MUTARS®
-
-
49
MUTARS®
-
-
36
MUTARS®
MUTARS®
EICESS
-
prä-Op
-
28
18
MUTARS®
-
-
68
Polyacetalharz
Tumorprothese
COPP
und
ABVD
COSS
-
271
-
114
Weit
prä-Op
Embolisation,
intraläsional
Dacron
marginal
kontaminiert
Dacron
marginal
marginal
autogener
Fascia lataStreifen
intraläsional
HumerusModularProthese
Modularprothese
-
80
weit
autogener
Fascia lataStreifen
weit
Modularprothese
-
-
113
Modularprothese
-
-
155
weit
kontaminiert
intraläsional
Dacron
MUTARS®
-
post-Op
30
MUTARS®
-
post-Op
7
MUTARS®: Modular Universal Tumor and Revision System, Firma Implantcast, Buxtehude; Indikation:
Tumorresektion
•
Dacron: Anbindungsschlauch, der über die Prothese gestülpt wird, um die verbliebene Muskulatur zu
refixieren
•
COSS: Cooperative Osteosarkomstudie
•
EICESS: European Intergroup Cooperative Ewing`s Sarcoma Study
•
ABVD: Doxorubicin (Adriblastin), Bleomycin, Vinblastin, Dacarbacin
•
COPP: Cyclophosphamid, Vincristin (Oncovin), Procarbazin, Prednison
29
3.1.1
Fallbeispiele
Einige ausgewählte Patienten sollen als Fallbeispiele näher erläutert werden:
Fall 5: weiblich, 36 Jahre, Ewing-Sarkom, Follow-up nach Revisionseingriff nach 28 Monaten.
Zum Zeitpunkt der Erstoperation war die Patientin 29 Jahre, zum Zeitpunkt des
Revisionseingriffes 34 Jahre alt (Abb.9-12).
Die Patientin erhielt 1995 in einer auswärtigen Klinik wegen der Diagnose eines EwingSarkoms des rechten proximalen Humerus eine präoperative Polychemotherapie nach EICESS
und eine Strahlentherapie. Anschließend wurde sie dort operiert und mit einer isoelastischen
Tumorprothese versorgt. Bei der Operation handelte es sich um eine Tikhoff-Linberg Resektion
vom Typ 1, bei der ein Teil des Acromions osteotomiert und reseziert wurde. 66 Monate später
stellte sich die Patientin in unserer Klinik vor. Klinisch war die aktive Beweglichkeit im
Schultergelenk vollständig aufgehoben, es bestand eine vollständige Deltoideusparese. Bei der
Röntgenkontrolle zeigte sich, dass die Corticalis im distalen Humerusdrittel zirkulär hochgradig
rarefiziert und deshalb eine erneute Implantation einer Tumorprothese technisch nicht mehr
möglich war. Die Prothese war komplett ausgelockert und rotationsinstabil. Nach Inzision im
Sulcus deltoideo-pectoralis stellte sich die Prothese in Narbengewebe eingekapselt dar, sie
konnte problemlos entfernt werden. Anschließend wurde die Haut an der Dorsalseite des
distalen Oberarmes inzidiert, radialseitig Umschneidung der Olecranonspitze und Verlängerung
des Schnittes zum proximalen Unterarm. Der distale Humerus wurde en bloc entfernt, die
Olecranonspitze osteotomiert und die Ulnamarkhöhle eröffnet. Die Ulnaverankerung wurde
implantiert, der Humerus auf der Gesamtlänge mit entsprechenden Modulen aufgebaut und
durch den noch bestehenden Narbenschlauch durchgeschoben. Das Kopfstück der Prothese
wurde in 20° Retroversion fixiert. Aufgrund der Vernarbung resultierte eine stabile Situation
ohne weitere Fixationsmaßnahmen. Der Narbenschlauch wurde mittels Nähten verschlossen.
Der distale Humerus wurde im Bereich des Ellenbogens mit der Ulnaverankerung konnektiert
und durch eine Schraube verriegelt. Komplikationen ergaben sich bislang nicht.
Beim Follow-up nach 28 Monaten nach dem Revisionseingriff gab die Patientin Schmerzen bei
Bewegung und nachts an, Druckschmerzen am medialen Ellenbogen, der Arm sei wetterfühlig.
Gelegentlich nehme sie Schmerzmittel (NSAID) ein. Sie könne auf der betroffenen Seite liegen.
Die Narbe war reizlos, der M. deltoideus und die Rotatorenmanschette waren atrophiert.
Der Nacken- und Schürzengriff, der Griff auf die Gegenschulter und der Lift-Off-Test waren
nicht möglich, das Drop-Arm-Sign war negativ. Der Jobe-Test war schwach und schmerzhaft,
ebenso
der
Subscapularis-Test.
Der
Infraspinatus-Test
war
kraftgemindert.
Im
30
Ellenbogengelenk zeigte die Patientin eine Streckhemmung, die Beweglichkeit nach NeutralNull betrug für die Extension/Flexion 0-20-130°. Eine Pathologie vor dem Tumorleiden bestand
nicht.
Das aktuelle Staging im Rahmen der Nachsorge ergab keinen Hinweis für Fernmetastasen.
Auf dem Röntgenbild erkannte man einen regelrechten Sitz der Prothese, keine
Lockerungszeichen und keinen Anhalt für ein Lokalrezidiv.
80
75
50
aktiv
70
n
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60
30
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Winkelgrad
Bewegungsumfang Fall 5
passiv
Abb. 9: Bewegungsumfang der rechten Schulter nach der Neutral-Null-Methode, 29 Monate
postoperativ nach Implantation einer MUTARS®-Tumorprothese mit ulnarer Verankerung
(Fall 5, weiblich, 36 Jahre, Ewing-Sarkom)
Beim Score nach Constant and Murley erreichte die Patientin elf von 75 möglichen Punkten:
•
Schmerz: 5 Punkte
•
Aktivitäten des täglichen Lebens: 4 Punkte
•
Bewegungsumfang: 2 Punkte
31
Abb. 10: Röntgenkontrolle im anterior-posterioren
Abb. 11: Röntgenkontrolle im anterior-posterioren
und seitlichen Strahlengang bei Vorstellung der
Strahlengang nach komplettem Humerusersatz
Patientin mit Auslockerung der 66 Monate
und Verankerung der Ulna rechts (Fall 5, weiblich,
zuvor implantierten isoelastischen Tumorprothese
36 Jahre, Ewing-Sarkom).
rechter Humerus (Fall 5, weiblich, 36 Jahre,
Ewing-Sarkom).
Abb. 12a und b: Röntgen im anterior-posterioren und seitlichen Strahlengang
beim Follow-up nach 28 Monaten nach Revisionseingriff mit Implantation einer MUTARS®Prothese mit komplettem Humerusersatz und ulnarer Verankerung rechts (Fall 5, weiblich, 36
Jahre, Ewing-Sarkom).
Fall 6: männlich, 71 Jahre, Metastase eines hypernephroiden Karzinoms, Follow-up nach 18
Monaten. Zum Zeitpunkt der Operation war der Patient 68 Jahre alt (Abb. 13-17).
32
Bei dem Patienten wurde im Jahr 2000 eine Tumornephrektomie bei hypernephroidem
Karzinom durchgeführt. Eine wegen Schmerzen im Oberarm veranlasste Szintigraphie ergab 15
Monate nach Tumornephrektomie den Nachweis einer Metastase im Bereich des proximalen
Humerus links. Einen Tag präoperativ wurde der Tumor embolisiert. Nach Zugang durch den
Sulcus deltoideo-pectoralis wurde die Rotatorenmanschette mit einer Knochenschuppe
abgetrennt, Weichteile mussten nicht reseziert werden. Es erfolgte die Resektion des
proximalen Humerus und Implantation einer MUTARS®-Tumorprothese mit einer
Retroversion des Kopfes von 20° unter Einbringung von Zement. Ein Anbindungsschlauch
wurde übergestülpt und an diesem wurden die Muskelansätze der Rotatorenmanschette fixiert.
Die Operation verlief komplikationslos, die Resektionsgrenze war weit. Eine weiterführende
onkologische Therapie erhielt der Patient nicht.
Der Patient erschien bei der Nachuntersuchung sehr zufrieden, er verspürte keine Schmerzen,
lediglich ein Ziehen. Er gehe schwimmen. Die Narbe erschien reizlos, der M. deltoideus war
atrophiert. Der Patient berichtete, er könne auf der betroffenen Seite liegen.
Bei den Schulterfunktionstests waren der Jobe- und der Subscapularis-Test wenig
kraftgemindert, der Nacken- und der Schürzengriff waren möglich, der Lift-Off-Test war
positiv. Der Griff auf die Gegenschulter konnte ausgeführt werden, das Drop-Arm-Sign war
positiv, Schmerzen äußerte der Patient bei den Tests nicht.
Das aktuelle Staging im Rahmen der Nachsorge ergab keinen Hinweis für Fernmetastasen.
Radiologisch erkannte man einen deutlichen Hochstand der Prothese, es fanden sich kein
Anhalt für ein Lokalrezidiv oder für Lockerungszeichen.
135
100
aktiv
35
n
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A
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Winkelgrad
Bewegungsumfang Fall 6
passiv
Abb. 13: Bewegungsumfang linke Schulter nach der Neutral-Null-Methode, 18 Monate
postoperativ nach Implantation einer MUTARS®-Tumorprothese (Fall 6, männlich, 71 Jahre,
Metastase eines hypernephroiden Karzinoms)
33
Beim Score nach Constant and Murley erreichte der Patient 43 von 75 Punkten. Diese verteilten
sich auf:
•
Schmerzen: 15 Punkte
•
Aktivitäten des täglichen Lebens: 10 Punkte
•
Bewegungsumfang: 18 Punkte
Abb. 14: Magnetresonanztomographie einer Metastase eines hypernephroiden Karzinoms proximaler Humerus
links. In der proximalen Diaphyse erkennt man nahezu isointense fleckige Herde (Fall 6, männlich, 71 Jahre,
Metastase eines hypernephroiden Karzinoms).
Abb. 15a und b: Postoperative Röntgenkontrolle im anterior-posterioren und seitlichen
Strahlengang mit modularer Tumorprothese links (Fall 6, männlich, 71 Jahre, Metastase eines
Hypernephroiden Karzinoms).
34
Abb. 16a und b: Röntgenkontrolle beim Follow-up nach 18 Monaten mit sichtbarer Dezentrierung der Prothese
nach cranial, linker Humerus (Fall 6, männlich, 71 Jahre, Metastase eines hypernephroiden Karzinoms).
Abb. 17a
Abb. 17b
Abb. 17c
Abb. 17d
Abb. 17 a-d: Funktionsbilder, 18 Monate postoperativ nach Implantation einer MUTARS®-Tumorprothese linker
Humerus (Fall 6, männlich, 71 Jahre, Metastase eines hypernephroiden Karzinoms), a: Anteversion, b: Nackengriff,
c: Abduktion, d: Schürzengriff
35
Fall 8: weiblich, 71 Jahre, Non-Hodgkin-Lymphom, Follow-up nach 271 Monaten (22 Jahre, 7
Monate). Zum Operationszeitpunkt war die Patientin 48 Jahre alt (Abb. 18-19).
Die Patientin erlitt im Jahr 1980 eine pathologische Humerusfraktur rechts bei einem
zentroblastischen Non-Hodgkin-Lymphom Stadium IV.
Die Inzision erfolgte über dem Sulcus deltoideo-pectoralis. Die Weichteilresektion umfasste
lediglich den Subscapularisansatz. Es wurde eine Polyacetalharzprothese implantiert und die
verbliebene Rotatorenmanschette und der M. deltoideus wurden an der Prothese reinseriert.
Histologisch zeigte sich eine marginale Resektion. Komplikationen ergaben sich nicht.
Die Patientin erhielt postoperativ eine Chemotherapie mit ABVD und COPP. Seit 1989 ist sie
ohne Therapie. Zur Vorgeschichte gab sie an, wegen Rheuma über 1 ½ Jahre behandelt worden
zu sein, die Funktion in der Schulter sei aber bis zu der genannten pathologischen Fraktur
uneingeschränkt gewesen.
Beim Follow-up sagte sie, dass sie zufrieden sei, sie gab lediglich Schmerzen bei
Wetterumschwung und bei großer Belastung im lateralen Oberarm an. Schmerzmittel benötige
sie aber deswegen nicht. Sie berichtete, sie könne auf der Seite liegen. Die Narbe war reizlos
und hypertroph, der M. deltoideus und die Rotatorenmanschette waren atrophiert. Die
Schulterfunktionstests waren alle ohne Schmerzen möglich, etwas kraftgemindert waren der
Jobe- und der Subscapularis-Test. Der Nacken- und Schürzengriff waren möglich, der Lift-OffTest war positiv. Der Griff auf die Gegenschulter bereitete keine Probleme, das Drop-Arm-Sign
war negativ.
Das aktuelle Staging im Rahmen der Nachsorge ergab keinen Hinweis für Fernmetastasen.
Radiologisch fand sich ein Hochstand der Prothese und eine Kallusbildung um die Prothese
herum, aber keine Lockerungszeichen und kein Anhalt für ein Lokalrezidiv.
36
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n
Winkelgrad
Bewegungsumfang Fall 8
passiv
Abb. 18: Bewegungsumfang rechte Schulter nach der Neutral-Null-Methode, 271 Monate
postoperativ nach Implantation einer Polyacetalharzprothese (Fall 8, weiblich, 71 Jahre, NonHodgkin-Lymphom)
Im Score nach Constant and Murley erreichte die Patientin 30 von maximal 75 Punkten:
•
Schmerzen: 10 Punkte
•
Aktivitäten des täglichen Lebens: 8 Punkte
•
Bewegungsumfang: 12 Punkte
Abb. 19 a und b: Röntgenkontrolle des Sitzes der Polyacetalharzprothese rechter Humerus beim Follow-up
nach 271 Monaten (Fall 8, weiblich, 71 Jahre, Non-Hodgkin-Lymphom).
37
Fall 9: männlich, 55 Jahre, parossales Osteosarkom, Follow-up nach 114 Monaten (9 Jahre, 6
Monate). Zum Zeitpunkt der Operation war er 45 Jahre alt (Abb. 20-23).
Der Patient bemerkte ein halbes Jahr vor der Diagnosestellung eine Schwellung im Bereich des
Oberarmes rechts. Bioptisch wurde ein parossales Osteosarkom G3, Stadium II B mit
ausgeprägter Weichteilinfiltration ventral, medial und dorsal am proximalen Humerus rechts
diagnostiziert. Bei der Resektion zeigte sich, dass der N. radialis langstreckig in der Nähe der
Tumorkapsel verlief. Der lange Bizepskopf wurde distal reseziert und der M. deltoideus mit
einem Sicherheitsabstand von der Humerusdiaphyse abgesetzt. Der N. axillaris verlief so nahe
am Tumor, dass er nicht erhalten werden konnte, eine Neurolyse des N. medianus, des N.
radialis und des N. ulnaris wurde durchgeführt. Bei Schnellschnittuntersuchungen aus dem
perineuralen Gewebe aus verschiedenen Höhen wurde keine Tumorinfiltration nachgewiesen.
Aufgrund des vor allem medialseitig geringen Abstandes von der Tumorkapsel war die
Resektionsgrenze nur marginal. Es wurde eine Humerus-Modular-Prothese implantiert. Die
Supraspinatus, die Infraspinatus- und die Subscapularissehne wurden an einem autogenen
Fascia lata-Streifen fixiert und an der Prothese angebracht. Es resultierte eine gute
Weichteildeckung der Prothese. Postoperativ erhielt der Patient eine Chemotherapie nach
COSS-Schema (Cooperative Osteosarkomstudie).
Der Patient war bei der Nachuntersuchung sehr zufrieden mit der Funktion seines Armes, er
habe wenig Schmerzen, die sich hauptsächlich nach Überbeanspruchung äußerten. Er arbeitet
als Prothesenentwickler und ist hier voll arbeitsfähig. Er berichtete, er könne auf der rechten
Seite liegen. Eine Pathologie bestand vor dem Tumorleiden nicht, die Funktion war ohne
pathologischen Befund. Bei der Inspektion war die Narbe reizlos, der M. deltoideus und die
Rotatorenmanschette waren atrophiert. Der Jobe- und der Subscapularis-Test waren leicht
kraftgemindert, der Nacken- und Schürzengriff waren möglich, der Lift-Off-Test war positiv.
Der Griff auf die Gegenschulter war möglich, das Drop-Arm-Sign war positiv, Schmerzen
bestanden bei den Schulterfunktionstests nicht.
Das aktuelle Staging im Rahmen der Nachsorge ergab keinen Hinweis für Fernmetastasen.
Radiologisch fand sich ein Hochstand der Prothese, keine Lockerungszeichen und auch kein
Anhalt für ein Lokalrezidiv.
38
Bewegungsumfang Fall 9
Winkelgrad
80
80
90
60
55
50
40
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30
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passiv
Abb. 20: Bewegungsumfang rechte Schulter nach der Neutral-Null-Methode, 114 Monate
postoperativ nach Implantation einer Humerus-Modular-Prothese (Fall 9, männlich, 55 Jahre,
parossales Osteosarkom)
30 Punkte ergaben sich beim Constant and Murley Score, verteilt auf:
•
Schmerzen: 10 Punkte
•
Aktivitäten des täglichen Lebens: 12 Punkte
•
Bewegungsumfang: 8 Punkte
Abb. 21 a und b: Röntgen anterior-posterior und seitlich
Abb. 22a und b: Röntgenkontrolle anterior-
proximaler Humerus rechts präoperativ, mit Verschattungen
posterior und seitlich nach Implantation
um die Diaphyse und Auftreibung des Überganges zur
einer Humerus-Modular-Prothese
Metaphyse sowie einer Verschattung im Bereich des
rechter Humerus (Fall 9, männlich,
Humeruskopfes (Fall 9, männlich, 55 Jahre, parossales
55 Jahre, parossales Osteosarkom).
Osteosarkom).
39
Abb. 23a und b: Röntgenkontrolle des rechten Oberarmes beim Follow-up nach 114 Monaten (Fall 9, männlich, 55
Jahre, parossales Osteosarkom).
Fall 13: weiblich, 50 Jahre, Plasmozytom, Follow-up nach 30 Monaten. Zum
Operationszeitpunkt war die Patientin 47 Jahre alt (Abb. 24-28).
Die Patientin verspürte im Jahr 2000 ein Ziehen im Oberarm und der Schulter rechts. In einer
auswärtigen Klinik wurde über eine Biopsie ein Plasmozytom des Humerus rechts
diagnostiziert. Zwei Monate nach der Erstdiagnose des Plasmozytoms kam es bei der Patientin
zu einer pathologischen Humerusschaftfraktur rechts. Nach ventralem Zugang wurde der
proximale Humerus reseziert. Die beiden Tubercula wurden als Knochenschuppe erhalten. Die
Patientin erhielt eine zementierte MUTARS®-Tumorprothese. Ein Anbindungsschlauch wurde
über die Prothese gestreift und an diesem wurden die Tubercula refixiert, einschließlich der
dorsalen Kapsel. Eine postoperative Strahlentherapie wurde in einer auswärtigen Klinik
durchgeführt. Des weiteren erhielt die Patientin eine intravenöse Therapie mit dem
Bisphosphonat Pamidronsäure, welche auch zum Untersuchungszeitpunkt immer noch
durchgeführt wurde.
Die Patientin war subjektiv beschwerdefrei. Sie bewältigt den Haushalt selbst, geht zweimal pro
Woche zur Gymnastik und führt zu Hause auch selbst die Gymnastik durch. Eine Pathologie
vor dem Tumorleiden bestand nicht. Die Patientin berichtete, sie könne auf der Seite liegen.
Inspektorisch zeigte sich eine reizlose Narbe, keine Atrophie und kein Radioderm. Die
Funktionstests für den M. supraspinatus und den M. subscapularis waren etwas kraftgemindert,
der Griff auf die Gegenschulter, der Nacken- und der Schürzengriff waren möglich, der LiftOff-Test und das Drop-Arm-Sign waren positiv. Schmerzen hatte die Patientin bei der
Durchführung der Tests nicht.
Das aktuelle Staging im Rahmen der Nachsorge ergab keinen Hinweis für Fernmetastasen.
40
Radiologisch zeigte sich ein regelrechter Prothesensitz, es gab keinen Anhalt für ein
Lokalrezidiv oder für Lockerungszeichen.
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Winkelgrad
Bewegungsumfang Fall 13
passiv
Abb. 24: Bewegungsumfang rechte Schulter nach der Neutral-Null-Methode, 30 Monate
postoperativ nach Implantation einer MUTARS®-Tumorprothese (Fall 13, weiblich, 50 Jahre,
Plasmozytom)
Im Score nach Constant and Murley erreichte die Patientin 55 Punkte von 75 möglichen:
•
Schmerzen: 15 Punkte
•
Aktivitäten des täglichen Lebens: 18 Punkte
•
Bewegungsumfang: 22 Punkte
Abb. 25: Pathologische Fraktur des proximalen Humerus rechts bei Osteolyse (Fall 13, weiblich, 50 Jahre,
Plasmozytom).
41
Abb. 26: Postoperative Röntgenkontrolle nach
Abb. 27a und b: Regelrechter Prothesensitz rechts bei der
Implantation einer Tumorprothese rechter Humerus
Röntgenkontrolle beim Follow-up nach 30 Monaten
mit deutlichem Prothesentiefstand
(Fall 13, weiblich, 50 Jahre, Plasmozytom).
(Fall 13, weiblich, 50 Jahre Plasmozystom).
Auf dem unmittelbar postoperativ angefertigten Röntgenbild (Abb. 26) erkennt man, dass die
Prothese im Gegensatz zur Schultergelenkspfanne tiefer steht. Dies ergibt sich aus der
postoperativ noch schlaffen Rotatorenmanschette. Die Prothese tritt im Verlauf höher, da die
Muskulatur trainiert und hiermit kräftiger wird und somit die Prothese nach cranial hebt (Abb.
27a).
Abb. 28a
Abb. 28b
Abb. 28a und b: Funktionsbilder, 30 Monate postoperativ nach Implantation einer MUTARS®-Tumorprothese
rechter Humerus (Fall 13, weiblich, 50 Jahre, Plasmozytom), a: Nackengriff, b: Schürzengriff.
Fall 14: männlich, 76 Jahre, Chondrosarkom, Follow-up nach 7 Monaten. Zum Zeitpunkt der
Operation war der Patient 75 Jahre alt (Abb. 29-35).
Bei persistierenden Schmerzen im Bereich des linken Oberarmes zeigte die angefertigte
Röntgenaufnahme und die Magnetresonanztomographie eine pathologische subcapitale
Humerusfraktur bei fehlender Traumaanamnese.
42
Unter dem Verdacht einer Metastase wurde über einen deltoid split Zugang eine intraläsionale
Operation durchgeführt und ein Verriegelungsmarknagel implantiert. Die Histologie ergab
überraschend ein Chondrosarkom G 3, Stadium II B. In Anbetracht des Alters des Patienten
wurde auf eine Exartikulation verzichtet und stattdessen die Strahlentherapie eingeleitet, unter
welcher die Tumorausdehnung rückläufig war. Allerdings fand eine echte knöcherne
Konsolidierung nicht statt. Ein halbes Jahr später kam es zu einem Implantatbruch im Bereich
des metaphysären Verriegelungsloches des Nagels. Daraufhin wurde über einen ventralen
Zugang zur Schulter der Nagel entfernt und eine MUTARS®-Tumorprothese implantiert, diese
wurde einzementiert. Die lange Bizepssehne wurde reseziert. Die Rotatorenmanschette wurde
mit Hilfe eines Anbindungsschlauches refixiert, wie auch die Sehnen des M. pectoralis major
und des M. latissimus dorsi unter Mitnahme des distalen Stumpfes der langen Bizepssehne.
Abb. 29a und b: Resektat proximaler Humerus links bei Chondrosarkom (Fall 14, männlich, 76 Jahre,
Chondrosarkom).
Bei der klinischen Untersuchung sieben Monate nach Prothesenimplantation berichtete der
Patient über eine zunehmende Subluxation der Schulterprothese, gelegentlich habe er
Schmerzen, zum Teil einschießend. Die Schmerzen seien bei Bewegung auf die Schulter und
den Arm lokalisiert, ein Druckschmerz bestehe im Bereich der Narbe. Er benötige regelmäßig
Schmerzmittel (NSAID).
Bei der Inspektion zeigte sich eine Schwellung und eine Rötung, der Arm konnte nicht
abduziert werden. Die Prothese war nach cranial und anterior subluxiert und zeichnete sich
unter der Haut ab, die ausgedünnt und perforationsgefährdet war. Der M. deltoideus und die
Rotatorenmanschette waren atrophiert. Ein Radioderm bestand nicht. Eine Pathologie vor dem
Tumorleiden war nicht bekannt.
Klinisch und röntgenologisch zeigte sich ein deutlicher Prothesenhochstand nach cranial und
anterior.
Die Schulterfunktionstests waren aufgrund der drohenden Perforation nicht durchführbar.
43
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Winkelgrad
Bewegungsumfang Fall 14
passiv
Abb. 30: Bewegungsumfang linke Schulter nach der Neutral-Null-Methode, 7 Monate
postoperativ nach Implantation einer MUTARS®-Tumorprothese (Fall 14, männlich, 76 Jahre,
Chondrosarkom)
Der Score nach Constant and Murley ergab 16 Punkte:
•
Schmerzen: 10 Punkte
•
Aktivitäten des täglichen Lebens: 4 Punkte
•
Bewegungsumfang: 2 Punkte
Abb. 31a und b: Röntgenbild postoperativ im
Abb. 32a und b: Nagelbruch im metaphysären
anterior-posterioren und seitlichen Strahlengang
Verriegelungsloch mit deutlich sichtbarer
nach Versorgung der pathologischen subcapitalen
Achsabweichung des linken Humerus
Humerusfraktur links mit einem Verriegelungsmarknagel
(Fall 14, männlich, 76 Jahre, Chondrosarkom).
(Fall 14, männlich, 76 Jahre, Chondrosarkom).
44
Abb. 33a und b: Röntgenbilder im anterior-posterioren
und seitlichen Strahlengang postoperativ nach Entfernung
des Verriegelungsnagels und Versorgung mit einer modularen Tumorprothese
linker Humerus (Fall 14, männlich, 76 Jahre, Chondrosarkom).
Abb. 34: Der Patient ist nicht in der Lage, seinen linken Arm in dieser Position zu halten,
weshalb er den anderen, gesunden Arm zu Hilfe nehmen muss. Deutlich sichtbar ist die Atrophie
des M. deltoideus links (Fall 14, männlich, 76 Jahre, Chondrosarkom).
Wegen der Gefahr der Prothesenperforation wurde bei dem Patienten zunächst eine
Teilprothesenexplantation vorgenommen. Hierbei wurde der Kopf der Prothese entfernt. Der
Patient wurde wegen persistierender Infektion und Perforation des verbliebenen
Prothesenschaftes zehn Tage nach der Teilprothesenexplantation erneut operiert, hierbei wurde
die Prothese komplett entfernt und es wurden zwei Septopalketten zur antibiotischen
Lokalbehandlung der Infektion eingesetzt. Zwischenzeitlich war der Infekt abgeklungen, eine
erneute prothetische Versorgung war nicht geplant. Das aktuelle Staging im Rahmen der
Nachsorge ergab keinen Hinweis für Fernmetastasen.
45
Abb. 35: Röntgenkontrolle im seitlichen Strahlengang nach Totalentfernung der Schulterprothese. Sichtbar ist im
verbliebenen linken Humerus rechts unten im Bild und unter dem Acromion jeweils eine Septopalkette zur
antibiotischen Lokalbehandlung des Infektes (Fall 14, männlich, 76 Jahre, Chondrosarkom).
3.1.2
Bewegungsumfang Patienten Gruppe A
Die Statistik aller in Gruppe A aufgenommenen Patienten wird in einem Box & Whiskers
Diagramm für die Neutral-Null-Methode aktiv (Abb. 36) und die Neutral-Null-Methode passiv
(Abb. 37) für beide Schultern - Schulter gesund, Schulter mit Prothese - dargestellt.
46
Beweglichkeit aktiv
n = 14
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Winkelgrad
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Abb. 36: Darstellung der aktiven Beweglichkeit der Schulter der 14 Patienten der Gruppe A
Die einzelnen Symbole im Box & Whiskers Diagramm bedeuten:
Δ: Darstellung Maximum
Oberrand Box: 75% Perzentile
○: Darstellung Median
Unterrand Box: 25% Perzentile
◊: Darstellung Minimum
gesund: Beweglichkeit des gesunden Armes
Prothese: Beweglichkeit des Armes mit Schulterprothese
Die aktive Beweglichkeit der Abduktion der Schulter mit Endoprothese betrug bei den hier
untersuchten Patienten im Median 27,5° (gesunde Gegenseite im Median 180°), für die
Anteversion 20° (gesunde Gegenseite im Median 170°), für die Innenrotation 75° (gesunde
Gegenseite im Median 100°) und für die Außenrotation 30° (gesunde Gegenseite im Median
47
65°), für die Retroversion 30° (gesunde Gegenseite im Median 35°) und für die Adduktion 10°
(gesunde Gegenseite im Median 30°).
Bei der aktiven Beweglichkeit des Armes mit Endoprothese ist die Innenrotation am besten
möglich, gefolgt von der Retroversion, der Außenrotation und der Abduktion. Schlecht möglich
ist die Anteversion und am schlechtesten die Adduktion. Funktionell beeinträchtigt sind die
Patienten am stärksten durch die verminderte Abduktion und Anteversion.
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Pr
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Winkelgrad
Beweglichkeit passiv
n = 14
Abb. 37: Darstellung der passiven Beweglichkeit der Schulter der 14 Patienten der Gruppe A
Die einzelnen Symbole im Box & Whiskers Diagramm bedeuten:
Δ: Darstellung Maximum
Oberrand Box: 75% Perzentile
○: Darstellung Median
Unterrand Box: 25% Perzentile
◊: Darstellung Minimum
gesund: Beweglichkeit des gesunden Armes
Prothese: Beweglichkeit des Armes mit Schulterprothese
48
Die passive Beweglichkeit für die Abduktion der Schulter mit Endoprothese betrug bei den hier
untersuchten Patienten im Median 83° (gesunde Gegenseite im Median 180°), für die
Anteversion 95° (gesunde Gegenseite im Median 180°), für die Retroversion 65° (gesunde
Gegenseite im Median 35°), für die Innenrotation 90° (gesunde Gegenseite im Median 100°),
für die Außenrotation 93° (gesunde Gegenseite im Median 70°) und für die Adduktion 23°
(gesunde Gegenseite im Median 35°).
Bei der passiven Beweglichkeit des Armes mit der Endoprothese ist die Anteversion am besten
möglich, gefolgt von der Außenrotation, der Innenrotation und der Abduktion. Weniger gut
möglich ist die Retroversion und am schlechtesten die Adduktion.
Die Mediane für die Retroversion und die Außenrotation sind bei der passiven Beweglichkeit
der Patienten der Gruppe A besser als die Beweglichkeit im Median der gesunden Gegenseite.
Das liegt an der bei der Operation nicht ganz anatomisch korrekt durchzuführenden Refixation
der Muskulatur der Rotatorenmanschette an der Prothese selbst oder an einem
Anbindungsschlauch
(Dacron).
Zudem
ist
die
Muskulatur
des
Armes
mit
der
Schulterendoprothese nicht mehr so trainiert, und damit nicht mehr so kräftig wie die
Muskulatur des gesunden Armes, es fehlt die Gegenspannung. All dies bewirkt eine Mehr- bzw.
Überbeweglichkeit mit daraus resultierendem größerem Bewegungsumfang.
3.2 Patienten Gruppe B
In dieser Gruppe sind die Patienten zusammengefasst, bei denen eine Nachuntersuchung nicht
möglich war. Diese Patienten waren entweder verstorben, nicht bereit oder nicht in der Lage an
der Nachuntersuchung teilzunehmen, da die Progression der Erkrankung dies nicht erlaubte, sie
ins Ausland verzogen oder verschollen waren.
In 39 Fällen konnten die vorhandenen Aktenaufzeichnungen ausgewertet und in die Gruppe B
aufgenommen werden. Von 13 Patienten lagen uns verschiedene Scores vor, welche aber sehr
lückenhaft erhoben wurden, weshalb sich die Darstellung auf drei Fallbeschreibungen von
Patienten mit den meisten Daten reduziert. Röntgenaufnahmen waren nur von 8 dieser Patienten
vorhanden.
49
Tabelle 5: Darstellung der Diagnosen der primären Tumoren/Metastasen bei 39 erfassten
Patienten der Gruppe B
Primäre Tumoren
n=
Patienten
Metastasen eines
n=
Patienten
2
hypernephroiden
Karzinoms
Mamma-Karzinoms
4
Osteoklastom aggressiv
1
Uterus-Karzinoms
1
Plasmozytom
3
Rectum-Karzinoms
2
Fibrosarkom aggressiv
1
Colon-Karzinoms
1
Hämangiom
1
hepatozellulären Karzinoms
1
Histiozytom
1
2
B-Zell-Lymphom ossär
1
Prostata-Karzinoms
follikulären SchilddrüsenKarzinoms
Larynx-Karzinoms
unbekannten Primärtumors
5
Ewing-Sarkom
2
Osteosarkom
Summe gesamt
9
1
1
39
Tabelle 6: Darstellung der Todesursachen bei 39 erfassten Patienten der Gruppe B
Todesursachen
n=
Patienten
Lokalrezidiv
3
Lokalrezidiv mit Lungenmetastasen
1
Systemische Metastasen
27
unklar/unbekannt
8
Summe
39
Die Gruppe B umfasste 15 männliche und 24 weibliche Patienten. Die Scores, die zum
Zeitpunkt der Nachuntersuchung bei 13 Patienten erhoben wurden, wurden ausgewertet. Dies
sind unter anderem der Score der Musculoskeletal Tumor Society - der MSTS-Score - und der
Bewegungsumfang nach der Neutral-Null-Methode.
Der Altersdurchschnitt lag zum Operationspunkt bei den Patienten der Gruppe B bei 39 Jahren
(17 bis 94 Jahre). Die Patienten verstarben im Mittel im Alter von 60,1 Jahre (20 bis 96 Jahre).
Von den 39 Patienten war eine Patientin verschollen und einer wohnte außer Landes. Zwei
Patientinnen waren noch am Leben, wobei eine Patientin wegen multiplen ossären Metastasen
50
bei erheblicher Progredienz der Erkrankung nicht an der Studie teilnehmen konnte und der
anderen Patientin der Weg in die Klinik zu weit war. Zwei Patienten waren verschollen.
Die Resektionsgrenzen waren bei dieser Gruppe zehnmal intraläsional, zwanzigmal marginal
und neunmal weit. Die verwendeten Prothesentypen waren viermal eine Humerus-ModularProthese, achtmal eine MUTARS®-Prothese, 17-mal eine Tumorprothese eines anderen
Herstellers,
achtmal
eine
isoelastische
Tumorprothese
und
zweimal
eine
Polyacetalharzprothese.
3.2.1
Patientenbeispiele
Patient 1: männlich, 24 Jahre, Ewing-Sarkom, nachuntersucht nach 23 Monaten. Zum
Operationszeitpunkt war der Patient 17 Jahre alt. Er verstarb im Alter von 24 Jahren. (Abb. 38)
Die Diagnosestellung eines Ewing-Sarkoms erfolgte im Jahr 1993 im Rahmen einer proximalen
Humerusspiralfraktur durch eine Inzisionsbiopsie in einer auswärtigen Klinik. Diese versorgte
die Fraktur initial mit einem Fixateur externe. Medialseitig war der Tumor bereits in die
Weichteile eingebrochen (Stadium II B nach Enneking). Nach einer neoadjuvanten
Polychemotherapie nach EICESS war die Weichteilkomponente nicht mehr nachweisbar. Vier
Monate nach Diagnosestellung erfolgte eine weite Resektion und Implantation einer
Humerusmodularprothese. Die mediale Weichteilkomponente verblieb am Präparat. Die
Rotatorenmanschette wurde an der Prothese refixiert, der M. subscapularis und der M.
supraspinatus wurden zusätzlich im Ansatzbereich vernäht. Nach abgeschlossener
Wundheilung wurde die Chemotherapie nach EICESS fortgeführt. Einen Monat nach der
Operation erhielt der Patient im Intervall zusätzlich eine Strahlentherapie mit 45 Gray über fünf
Wochen.
41 Monate nach der Prothesenimplantation wurden multiple pulmonale Metastasen
diagnostiziert. Nach bioptischer Sicherung der Diagnose wurde die Chemotherapie fortgesetzt,
ebenso erhielt der Patient eine Strahlentherapie der gesamten Lunge mit 42 Gray.
Nach 27 Monaten wurden keine Lungenmetastasen mehr diagnostiziert, der Patient befand sich
in gutem Allgemeinzustand. Nur sieben Monate später litt der Patient erneut an rezidivierenden
Lungenmetastasen, die Chemotherapie wurde fortgesetzt. Nach weiteren fünf Monaten fanden
sich mediastinale Lymphknoten, wiederum erfolgte eine Strahlentherapie mit 30 Gray. Der
Patient verstarb sieben Jahre und zehn Monate nach der Erstdiagnose an der Erkrankung im
Alter von 24 Jahren.
51
Bei einer in den Akten dokumentierten Nachuntersuchung nach 23 Monaten ließ sich eine
Atrophie des proximalen Oberarmes und des Schultergürtels feststellen, die Narbe war reizlos.
Radiologisch fand sich kein Anhalt für ein Lokalrezidiv und keine Prothesenlockerung, die
Prothese war nach cranial subluxiert.
Der MSTS-Score betrug bei einer Nachuntersuchung nach weiteren 46 Monaten von insgesamt
30 nur 14 Punkte. Die Ergebnisse der Bewegungsmessung für die aktive Bewegung betrugen
nach der Neutral-Null-Methode:
Ante-/Retroversion 90-0-40°
Ab-/Adduktion 50-0-20°
Innen-/Außenrotation 40-0-45°
Abb. 38a
Abb. 38b
Abb. 38a und b: Patient 1, männlich, 24 Jahre, Ewing-Sarkom: auf den Röntgenbildern bei einer Nachuntersuchung
nach 23 Monaten erkennt man deutlich die Subluxation der Prothese nach cranial. Der Prothesenkopf steht nicht
mehr zentral zum Glenoid, sondern direkt unter dem Acromion.
Patient 2: weiblich, 22 Jahre, Ewing-Sarkom, nachuntersucht nach 16 Monaten. Zum Zeitpunkt
der Operation war sie 20 Jahre alt, sie verstarb mit 22 Jahren. (Abb. 39-40)
Bei der Patientin wurde im Jahr 1995 ein Ewing-Sarkom Stadium II B bioptisch diagnostiziert.
Anschließend erhielt sie eine neoadjuvante Chemotherapie nach EICESS. Der Oberarm wurde
mit 45 Gray bestrahlt. Zwei Monate nach Diagnosestellung erlitt die Patientin eine
pathologische Humerusfraktur. Sechs Monate nach der Erstdiagnose wurde eine HumerusModular-Prothese implantiert. Die lange Bizepssehne wurde auf einer Länge von 8 cm gekürzt
und verblieb am Präparat. Makroskopisch konnte von einer weiten Resektion ausgegangen
52
werden, welche durch die histologische Aufarbeitung des Präparates bestätigt wurde. Die
Muskulatur der Rotatorenmanschette wurde mit einem autogenen Fascia lata Streifen an der
Prothese refixiert. Die Chemotherapie wurde nach Abschluss der Wundheilung gemäß dem
EICESS-Protokoll fortgeführt.
25 Monate nach Erstdiagnose wurden ausgedehnte occipitale Weichteil- und Knocheninfiltrate,
sowie Metastasen in beiden Femora festgestellt. Die Patientin verstarb 33 Monate nach
Diagnosestellung an einem zentralen Regulationsversagen bei cerebral metastasiertem EwingSarkom im Alter von 22 Jahren.
Bei einer in den Akten dokumentierten Nachuntersuchung nach 16 Monaten war die
Muskulatur des rechten Oberarmes und der Schulter deutlich atrophiert, es waren keine
pathologischen Resistenzen tastbar, die Narbenverhältnisse waren reizlos.
Röntgenologisch zeigte sich ein regelrechter Prothesensitz, kein Anhalt für ein Lokalrezidiv und
keine Prothesenlockerung.
Der Bewegungumfang nach der Neutral-Null-Methode ergab für die aktive Bewegung:
Ante-/Retroversion 20-0-40°
Ab-/Adduktion 20-0-20°
Innen-/Außenrotation 50-0-90°
Die passive Abduktion betrug 90°
Abb. 39: Patient 2, weiblich, 22 Jahre, Ewing-Sarkom: Pathologische proximale Humerusfraktur. Im Bereich des
Humeruskopfes bis in den Humerusschaft hinein zeigt sich eine osteolytisch-fleckige Aufhellung mit einer
Stufenbildung durch die Fraktur. Erkennbar ist eine deutliche Achsabweichung des Humerus.
53
Abb. 40a
Abb. 40b
Abb. 40a und b: Bei der postoperativen Röntgenkontrolle des Humerus bei einer Nachuntersuchung nach 16
Monaten zeigt sich ein regelrechter Prothesensitz (Patient 2, weiblich, 22 Jahre, Ewing-Sarkom).
Patient 3: weiblich, 73 Jahre, Metastase eines Mamma-Karzinoms, nachuntersucht nach 13
Monaten. Zum Operationszeitpunkt war die Patientin 72 Jahre alt. (Abb. 41)
Diese Patientin konnte wegen erheblicher Progredienz ihrer Erkrankung nicht an der Studie
teilnehmen. Die Untersuchungsergebnisse sind der letzten Tumornachsorge entnommen.
Im Jahr 1999 wurde bei der Patientin aufgrund der Diagnose eines Mamma-Karzinoms eine
Ablatio mammae links und eine Axilladissektion durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt gab die
Patientin bereits Schmerzen im linken Arm an. Einen Monat nach der Ablatio mammae zeigte
sich eine Metastase im linken Humeruskopf, ebenso asymptomatische Metastasen der
Brustwirbelkörper VII, VIII und XI.
Nach weiteren zwei Monaten wurde eine modulare Humerusprothese implantiert. Die lange
Bizepssehne wurde intraartikulär abgesetzt. Die Rotatorenmanschette wurde an die hierfür
vorgesehene, mit Öffnungen versehene laterale Finne der Prothese refixiert. Makroskopisch und
histologisch ergab sich eine weite Resektion. Anschließend wurde bei der Patientin eine
Therapie mit Bisphosphonaten und eine Strahlentherapie des gesamten linken Oberarmes mit
36 Gray durchgeführt.
Bei der Nachuntersuchung klagte die Patientin über unveränderte Schmerzen im linken Arm. Es
zeigten sich reizlose Narbenverhältnisse, pathologischen Resistenzen waren nicht tastbar, es
bestand ein geringer Druckschmerz im distalen Abschnitt des linken Armes.
54
Radiologisch zeigte sich kein Anhalt für ein Lokalrezidiv oder eine Implantatlockerung. Die
Prothese war cranialisiert, aber nicht luxiert.
Die Bewegungsmessung ergab für die aktive Beweglichkeit:
Ante-/Retroversion 20-0-30°
Ab-/Adduktion 30-0-0°
Innen-/Außenrotation 70-0-30°
Abb. 41a
Abb. 41b
Abb. 41a und b: Patient 3, weiblich, 73 Jahre, Metastase eines Mamma-Karzinoms. Die Röntgenkontrolle des linken
Oberarmes beim Follow-up nach 13 Monaten zeigt, dass die modulare Humerusprothese zwar cranialisiert, aber
nicht luxiert ist. Der Prothesenkopf steht im Verhältnis zur Gelenkpfanne etwas weiter cranial.
3.3 Zusammenfassung der Ergebnisse
3.3.1
•
Gruppe A
Reoperationen:
Von den 14 untersuchten Patienten der Gruppe A mussten vier Patienten erneut operiert werden,
davon zweimal wegen Prothesenlockerung, wobei einmal die Prothese gegen einen totalen
Humerusersatz ausgewechselt wurde. Einmal erfolgte die Reoperation wegen Prothesenbruch,
und aufgrund einer Weichteilinfektion musste bei einem Patienten die Prothese vollständig
entfernt werden, da die Gefahr bestand, dass die Prothese nach cranial die Weichteile perforiert.
55
•
Neurologische Ausfälle:
Zwei Patienten erlitten neurologische Ausfälle, da Nerven so nahe oder teilweise im Tumor
selbst verliefen, dass sie bei der Operation mitreseziert werden mussten. In zwei Fällen waren
der N. axillaris und in einem Fall außerdem noch der N. radialis, der N. ulnaris und der N.
medianus betroffen.
•
Infektionen:
Bei einem Patienten musste wegen einer Weichteilinfektion mit Gefahr der Perforation der
Prothese nach cranial sieben Monate postoperativ die Prothese explantiert werden.
•
Metastasen/Tumorrezidiv:
Das Staging zeigte zum Zeitpunkt des Follow-up bei allen 14 Patienten keinen Nachweis von
Metastasen oder eines lokalen Tumorrezidivs.
•
Lockerungszeichen:
Lockerungszeichen waren bei keinem der 14 Patienten im nativen Röntgenbild zum Zeitpunkt
des Follow-up nachweisbar.
•
Zufriedenheit:
Trotz der limitierten Beweglichkeit war die Mehrzahl der Patienten nicht unzufrieden, da die
Funktion des Unterarmes und der Hand und deren Sensibilität erhalten werden konnte. Auch
waren sie froh darüber, dass ihnen durch die Implantation einer Prothese eine Amputation hatte
erspart werden können.
•
Schmerzen:
Sieben Patienten waren schmerzfrei, fünf Patienten gaben wenig Schmerzen an, ein Patient
nahm regelmäßig und eine Patientin gelegentlich NSAID ein. Kein Patient berichtete über
Opiatbedarf.
•
Zentralisation der Humerusendoprothese:
Bei zehn Patienten kam es zu einer Subluxation der Prothese in cranialer Richtung zwischen
sechs und 103 Monaten postoperativ (im Mittel nach 34,4 Monaten postoperativ).
- Patienten mit Anbindungsschlauch (n = 8):
56
Fünf Patienten zeigten röntgenologisch eine craniale Subluxation, bei einer weiteren Patientin
war die Prothese lateral zum Glenoid distanziert. Einen regelrechten Prothesensitz wiesen zwei
weitere Patienten auf.
- Patienten ohne Anbindungsschlauch (n = 4):
Drei Patienten wiesen eine Subluxation der Prothese nach cranial auf. Bei einer Patientin wurde
keine Subluxation der Prothese röntgenologisch diagnostiziert.
- Patienten mit autologem Fascia lata-Streifen (n = 2):
Bei zwei Patienten wurde die Muskulatur mittels eines autologen Fascia lata-Streifens refixiert
und beide wiesen eine Subluxation beim Follow-up auf.
•
Scores:
Der Score der Musculoskeletal Tumor Society (MSTS-Score) lag zwischen zwölf und 28 von
maximal 30 Punkten, der Mittelwert ergab 19,1 Punkte (63,7%). Die höchste Punktzahl
innerhalb dieses Scores wies die Feinmotorik/Sensibilität, die niedrigste die Funktion auf. Die
Feinmotorik/Sensibilität erhielt insgesamt zwölfmal die Höchstpunktzahl von fünf Punkten
(uneingeschränkt), bei zwei Patienten betrug sie einmal vier und einmal drei Punkte (wenig
Defizit), im Mittel 4,8 Punkte. Bei der Funktion lagt das Maximum bei fünf und das Minimum
bei null Punkten, im Mittel 1,9 Punkte. Bei den Schmerzen betrug der Mittelwert 3,9, bei der
Akzeptanz 3,6, bei der Kraft 2,8 und bei der aktiven Beweglichkeit 2,1 Punkte.
•
Funktion/Weichteilresektion:
Das hauptsächliche funktionelle Problem bestand in der limitierten Beweglichkeit der Schulter.
Keiner der Patienten konnte den Arm aktiv um 90° abduzieren, das Maximum lag hier bei 60°.
Bei der aktiven Anteversion lag das Maximum bei 70°. Von den 14 untersuchten Patienten
konnten fünf Patienten den Arm weder zum Nacken, noch zum Rücken führen. Einem
Patienten war der Nackengriff, nicht aber der Schürzengriff möglich, bei einem weiteren
Patienten war es umgekehrt. Sieben Patienten konnten den Schürzen- sowie den Nackengriff
ohne Probleme durchführen.
Kein Patient konnte seinen Arm über das Schulterniveau hinaus bewegen, was teilweise zu
Problemen im täglichen Leben führte. Viele Patienten trainierten auf den anderen, gesunden
Arm um und kamen damit im täglichen Leben gut zurecht. Ein Patient war wieder voll
arbeitsfähig, andere arbeiteten Teilzeit oder waren bereits berentet. Allen gemeinsam war, dass
sie ihren Haushalt/Garten so gut sie konnten selbst bewältigten, teilweise schwimmen gingen
57
oder andere Sportarten betrieben, oder ihren Lieblingsbeschäftigungen nachgehen konnten, was
zu ihrer Zufriedenheit beitrug. Laut eigenen Angaben lernten die Patienten mit
Einschränkungen zu leben, welche sie aber im Laufe der Zeit nicht mehr zu sehr behinderten.
Andere Probleme ergaben sich daraus, dass es allen Patienten doch sehr an Kraft im operierten
Arm mangelte und sie deshalb beim Tragen schwerer Dinge beeinträchtigt waren. Viele der
Patienten
führen
aus
diesem
Grunde
selbst
zuhause
Krankengymnastik
und
Kräftigungsübungen für die Schulter durch, um die noch verbliebene Kraft zu erhalten.
Im Vergleich mit der Funktion bei der routinemäßigen Untersuchung zwischen zwei und zwölf
Monaten postoperativ (im Mittel 3,7 Monate) und der Untersuchung der Funktion beim
weiteren Follow-up war bei den meisten Patienten die Abduktion, die Außenrotation, die Anteund die Retroversion etwas gebessert. Die Adduktion und die Innenrotation waren nahezu
gleich geblieben.
Bei einzelnen Patienten verschlechterte sich allerdings teilweise die Funktion beim Follow-up
gegenüber der postoperativen Funktion. Dies betraf vorwiegend die Innen- oder die
Außenrotation, die Anteversion oder die Abduktion.
Je mehr Weichteile, welche von Tumorgewebe infiltriert waren, reseziert werden mussten,
desto schlechter war die Funktion. Die Abduktion betrug in dieser Gruppe beim Follow-up im
Mittel 21,7° gegenüber einer Abduktion ohne Resektion von Weichteilgewebe im Mittel von
32,8°.
3.3.2
Gruppe B
Die Datenlage bezüglich der Patienten der Gruppe B war unvollständig, sodass nur ein
Überblick über die klinischen Verläufe gegeben werden kann. Da die Patienten bereits bei
Erstdiagnose multiple ossäre oder multiple viscerale/pulmonale Metastasen aufwiesen,
verstarben sie mehrheitlich nach einer Krankheitsdauer von zehn Tagen bis 20 Monate
postoperativ (im Mittel 5,9 Monate). Zum Operationspunkt waren die Patienten zwischen 17
und 94 Jahre (im Mittel 39 Jahre) alt gewesen.
Die nachfolgenden Angaben beziehen sich auf alle 39 Patienten der Gruppe B:
•
.
Re-Operationen:
Neun der 39 Patienten mussten erneut operiert werden, davon zweimal wegen Nachblutung,
jeweils einmal wegen einer lokalen Metastase, eines Infektes bei lokaler Metastase, einer
58
Prothesenluxation mit Nachresektion, einer Prothesenlockerung mit lokaler Metastase, einer
Prothesenlockerung, einem lokalen Tumorrezidiv und eines Prothesenbruches.
•
Allgemeine Komplikationen:
Zwei Patienten wiesen einen Infekt auf, drei Patienten zeigten eine Parese des N. radialis. Bei
fünf Patienten wurde ein Tumorrezidiv diagnostiziert, ein Patient zeigte eine Lockerung der
Prothese und drei Patienten einen Prothesenhochstand.
•
Schmerzen:
Vier Patienten gaben wenig Schmerzen an, über starke Schmerzen klagten zwei Patienten, ein
Patient gab Druckschmerzen und ein weiterer bewegungsabhängige Schmerzen an. Keine
Schmerzen hatten sechs Patienten. Bei 25 Patienten war es unklar, ob diese über Schmerzen
klagten oder nicht.
•
Ausmaß der Bewegungseinschränkung:
Erheblich eingeschränkt war die Beweglichkeit der Schulter bei 13 Patienten, zwei zeigten eine
eingeschränkte Bewegungsfähigkeit und bei 24 Patienten war die Bewegungsfähigkeit der
Schulter unklar.
•
Subluxation:
Zwei Patienten zeigten radiologisch eine Subluxation der Prothese nach cranial, bei einer
Patientin war die Prothese cranialisiert aber nicht subluxiert. Zehn Patienten wiesen keine
Subluxation auf und bei 26 Patienten war dies unklar.
•
Zufriedenheit:
Subjektive Zufriedenheit war bei neun Patienten dokumentiert worden, bei den restlichen 30
Patienten ging dies nicht aus den Aktenaufzeichnungen hervor.
59
4.
DISKUSSION
4.1 Rekonstruktionsverfahren am Schultergelenk
Der proximale Humerus ist die dritthäufigste Tumor-Lokalisation für primär maligne
Knochentumoren [47, 50] und auch für Metastasen eine der häufigsten Lokalisationen [47].
Der endoprothetische Ersatz des Humeruskopfes erfolgt am häufigsten wegen einer Arthrose
(Omarthrose) [24, 34] und/oder einer Fraktur [34, 51].
1892/93 implantierte Pèan erstmals eine Oberarmprothese [50, 59, 69] bei einem Patienten mit
tuberkulösem Schultergelenksinfekt [24, 27, 49]. Die Prothese wurde damals von einem
Dentisten gefertigt, der Schaft war aus Platin und der Prothesenkopf aus gehärtetem Gummi
[24, 49, 59, 62]. Erst Mitte 1940 begann die moderne Ära mit den von Charles S. Neer
entwickelten Schulterendoprothesen, die mit Beginn der 50er Jahre breitere Verwendung
fanden [6, 56, 57, 59]. 1953 beschrieb Neer die Anwendung von Prothesen auch bei
Humeruskopffrakturen [27, 55, 73]. Die Prothesen waren aus Vitallium und wiesen Ösen auf,
an denen die Muskulatur befestigt werden konnte [56]. In den 70er Jahren wurden die
Weichteile nicht mehr an der Prothese selbst fixiert, sondern Schicht für Schicht verschlossen
[12, 69].
Die Größe der Prothese wird durch die Anfertigung von Röntgenbildern der Extremität in zwei
Ebenen bestimmt [47]. Das Problem ist die Refixation der Weichteile, vor allem der
Rotatorenmanschette, an der Prothese [13, 50]. Hierzu dienen vorgefertigte Aussparungen an
der Prothese selbst [41, 66], autogene Sehnenstreifen der Fascia lata [66, 74] oder ein so
genannter Anbindungsschlauch aus Dacrongewebe [1, 7, 28, 31, 33, 47, 50, 71, 80], der nach
Einsetzen der Prothese über diese gezogen wird. An diesem können dann die Sehnen,
insbesondere die der Rotatorenmanschette [1, 7, 31, 33, 71, 80] mit festen Nähten refixiert
werden. Der Anbindungsschlauch induziert eine mechanisch belastbare Narbe, außerdem soll er
die Subluxation der Prothese verhindern [33, 47], doch kann die Fähigkeit zur Abduktion nur
unbefriedigend erhalten werden [33].
Der Kopf der Prothese sollte in ca. 20° bis 40° Retroversion [38, 57, 59] zur Kondylenachse des
Ellenbogens [34, 56] implantiert werden, woraus sich eine anatomische Ausrichtung des
Prothesenkopfes zur Schultergelenkspfanne und somit eine gute Funktion ergeben soll.
Die erste beschriebene Tumorprothese, damals schon aus Titan, wurde erstmals im Februar
1964 bei einem Patienten mit massiver Osteolyse des Humerus implantiert [63].
60
Ziel der Behandlung mit einer Schulterprothese nach Tumoren ist die Erhaltung des Armes [63]
und der Funktion [41, 50], wie auch die Erhaltung von Ellenbogen-, Hand- und Fingergelenken
[1, 31, 60].
Aktuell gebräuchliche Tumorprothesen, welche teilweise erheblich größer sind als die bei
Arthrosen oder Frakturen verwendeten Prothesentypen, bestehen aus Materialien wie Titan
(Schaft und Kopf) und einem Kobalt-Chrom-Molybdän-Gemisch [50] (Verankerung im
Humerus). Modulare Prothesen sind in der Länge variierbare Prothesen [59, 52, 59, 73], die an
das Ausmaß der Resektion angepasst werden können [13], mit dem Ziel der weiten Resektion
unter Erhalt der Armlänge [29]. Diese Prothesen besitzen eine Gelenkkomponente, einen
zentralen Abschnitt und einen intramedullären Schaft [50], wie dies z. B. bei der MUTARS®Prothese - Modular Universal Tumor and Revision System - der Fall ist (s. S. 20 Abb. 3a und
b).
Mit den neueren Prothesentypen können auch langstreckige Schaftdefekte wieder aufgebaut
werden. Nach Resektion des Humeruskopfes wird die Prothese mit oder ohne Knochenzement
(Material: Polymethylmetacrylat, PMMA) in den verbliebenen Humerusschaft eingebracht
[73].
Alternative Verfahren zur Rekonstruktion bieten die Arthrodese [50] oder die Verwendung von
Knochentransplantaten, wie Allo- [28] oder Autograft [13, 50], bei ersterer wird jedoch die
Beweglichkeit des Schultergelenks geopfert. Rekonstruktionen mit Knochentransplantaten
lassen sich nur durchführen, wenn der Humeruskopf tumorfrei und somit erhalten werden kann.
Durch die Verwendung extremitätenerhaltender Maßnahmen [21] tritt die Amputation heute
zusehends in den Hintergrund [47].
Der operative Zugang zum Schultergelenk erfolgt ventral im Sulcus deltoideo-pectoralis,
beginnend an der Clavicula, und wird auf die Vorderseite des Oberarmes nach caudal geführt
[1, 27, 31, 32, 34, 47, 50, 57, 59, 60, 69, 73, 80]. Die Schnittlänge ist je nach Ausdehnung des
Tumors unterschiedlich. Die Incision im Sulcus deltoideo-pectoralis ist dem acromialen
Zugang, dem so genannten deltoid split Zugang, vorzuziehen, da aus letzterem häufig ein
Kraftverlust des M. deltoideus und für die Resektion des Humerus im Rahmen der
Tumorchirurgie mit dieser Schnittführung zu wenig Übersicht resultiert, wegen der
Notwendigkeit, den N. axillaris zu schonen [56].
61
4.2 Diskussion der Fragestellung
Das muskelgeführte Schultergelenk erlaubt Bewegungen in 3 Freiheitsgraden:
•
Transversal- oder Horizontalachse: Ante- und Retroversion
•
Sagittalachse: Ab- und Adduktion
•
Vertikal- oder Longitudinalachse: Innen- und Außenrotation
Im Schultergelenk resultiert eine statische und eine dynamische Stabilität [22]. Die statische
Stabilität setzt sich aus den Gelenkflächen des Humerus und der Pfanne, dem Labrum
glenoidale und den kapsuloligamentären Strukturen zusammen. Für die dynamische Stabilität
ist die Koordination der Schultermuskulatur, im besonderen die Rotatorenmanschette und der
M. deltoideus, unabdingbar [39].
Die Funktion der Schulter nach Implantation einer Prothese aufgrund eines Knochentumors ist
abhängig vom Ausmaß der operativen Resektion der Muskulatur [50, 57, 60, 71].
Bei malignen Tumoren ist eine weite Resektion unumgänglich, um die Gefahr eines Rezidivs
zu minimieren. Dies bedeutet aber, dass nicht nur der Knochen im Gesunden entfernt werden
muss, sondern auch die Weichteile, soweit diese tumorbefallen sind. Je weniger Muskelmasse
danach zur Verfügung steht, desto geringer ist die Kraft und somit auch der Bewegungsumfang,
also die Funktion selbst. Die noch verbliebene Muskulatur wird zwar anatomisch korrekt an der
Prothese selbst [41], mittels eines Anbindungsschlauches [1, 7, 28, 31, 33, 47, 50, 71, 80] oder
mittels eines autologen Fascia lata-Streifens [66, 74] reinseriert, aber dennoch scheint die
Möglichkeit der Kraftentwicklung begrenzt. In der Regel ist ein Heben des Armes über das
Schulterniveau nahezu unmöglich.
Um aber dennoch zumindest eine befriedigende Restfunktion zu erhalten ist es wichtig, die
Prothese möglichst anatomisch korrekt zu implantieren und die Muskulatur an der Prothese fest
zu reinserieren. Krankengymnastische Übungen stärken die Muskulatur und erhalten die
Funktion, welche für die Bewältigung des täglichen Lebens unabdingbar ist.
Das onkologische Spätergebnis zeigte bei keinem der 14 Patienten der Gruppe A
Fernmetastasen oder ein lokales Tumorrezidiv. Die Patienten der Gruppe B wiesen allerdings
schon bei Erstdiagnose zum Teil multiple ossäre oder viscerale/pulmonale Metastasen auf und
erlagen im weiteren Verlauf ihrer Erkrankung.
Dem multimodalen Therapiekonzept ist es zu verdanken, dass sich die Prognose bei Patienten
mit malignen Knochentumoren deutlich verbessert hat [29]. Das rezidivfreie Überleben bei
62
Patienten mit einem Osteosarkom ist auf 60-80% angestiegen [46, 64], bei Patienten mit einem
Ewing-Sarkom stieg die Rezidivfreiheit sogar auf 80% [40], die 5-Jahres-Überlebensrate
verbesserte sich von 10% auf 60% [40, 64].
4.3 Diskussion der Methodik
Mit spezifischen Schulterfunktionstests lässt sich die Funktion und die Kraft beurteilen. Die
Kraft kann, immer im direkten Vergleich zur Gegenseite, abgeschätzt werden. Mittels eines
Goniometers kann der Bewegungsumfang der Schulter genau gemessen werden, welcher dann
mit der Neutral-Null-Methode schriftlich festgehalten wird. Mit dem Score von Constant and
Murley, der sowohl subjektive wie objektive Parameter berücksichtigt, wird die
Gebrauchsfähigkeit der Schulter umfassend bewertet [15].
Der MSTS-Score (Score der Musculoskeletal Tumor Society) [1, 28, 31, 48, 75], der für die
Evaluation extremitätenerhaltender Prozeduren und der Funktion nach Amputation und
Rekonstruktionsverfahren entwickelt wurde [26], erfasst Schmerz, Funktion, emotionale
Akzeptanz und weitere spezifische Faktoren für die obere (aktive Beweglichkeit,
Feinmotorik/Sensibilität und Kraft) oder untere Extremität (Hilfen, Gehstrecke und Gangbild).
4.4 Diskussion der Ergebnisse
Die Erhaltung des Armes durch Implantation von Schulterendoprothesen bei Knochentumoren
stellt eine Herausforderung an den Operateur und den Patienten dar. Eine anatomische
Ausrichtung des Prothesenkopfes zur Schultergelenkspfanne, die muskuläre Rekonstruktion
mittels unterschiedlicher Verfahren , sowie umfangreiche krankengymnastische Übungen sollen
eine ordentliche Gebrauchsfähigkeit der Schulter trotz dieses erheblichen Eingriffes
gewährleisten.
Die Funktion der Schulter bleibt allerdings nach einem solch großen Eingriff allgemein
eingeschränkt. Vielen Patienten fehlt es an Kraft, der Arm kann nicht über das Schulterniveau
gehoben werden und somit ergeben sich viele Einschränkungen im täglichen Leben.
Die aktive Beweglichkeit der Patienten der Gruppe A in unserer Studie beim Follow-up betrug
im Median 27,5° (0-60°) für die Abduktion, für die Anteversion 20° (0-70°), für die Innen- und
Außenrotation 75° (0-90°) und 30° (0-90°), für die Retroversion 30° (20-70°) und für die
63
Adduktion 10° (0-40°). Vergleichbare Studien zeigten für die aktive Beweglichkeit der Schulter
25-45° für die Abduktion, 30-55° für die Anteversion, 15-90° für die Innen- und 15-80° für die
Außenrotation, 20-30° für die Retroversion und 10-30° für die Adduktion [7, 9, 16, 31, 33, 47,
80].
Die Krankengymnastik kräftigt zwar die verbliebene Muskulatur, aber gleichzeitig tritt die
Prothese häufig mehr nach cranial, d. h. sie subluxiert und hat somit ihren Kontakt mit der
Schultergelenkspfanne verloren. Die Cranialisierung der Prothese ist die am häufigsten
beschriebene Komplikation in vergleichbaren Studien [1, 18, 31, 32, 47, 50, 52, 58, 60, 69, 71,
74]. Diese glenohumerale Instabilität wurde erstmals 1982 von Neer beschrieben [59]. In einer
anderen Studie trat die Subluxation der Prothese nach cranial neun Monate postoperativ auf
[31]. In unserer Studie wurde die Subluxation der Prothese im Mittel nach 34,4 Monaten
postoperativ beobachtet. Auch die Einbringung eines Anbindungsschlauches, der eine
Subluxation verhindern soll [33, 47, 66], zeigt keine zufrieden stellenden Ergebnisse [33].
Bei Patienten, die einen Verlust der gesamten Rotatorenmanschette verzeichnen müssen und
deren alleiniger funktionstüchtiger Abduktor der M. deltoideus ist, kann eine inverse
Schulterprothese implantiert werden [19, 34, 38, 59]. Hierbei wird eine sphärische glenoidale
Komponente mit einer konkaven humeralen Komponente gekoppelt [59]. Diese Anordnung der
Gelenkpartner bedingt ein stabiles gleno-humerales Drehzentrum [59]. Langzeitergebnisse
stehen noch aus [59]. Die inverse Schulterprothese stellt aber eine Therapieoption für die
Omarthrose mit großen Rotatorenmanschettendefekten dar [35, 65, 67, 72]. Für die Behandlung
von Tumorpatienten mit derartigen Prothesen liegen uns keine Daten vor.
Ein Latissmus-dorsi-Transfer wurde in einer Studie bei Patienten mit inoperablen
Rotatorenmanschettendefekten
angewandt.
Hierbei
zeigte
sich,
dass
mit
dieser
Operationstechnik postoperativ eine gute Schulterfunktion erreicht werden kann [42]. Aktuell
wird versucht, durch Muskeltransfer des Musculus latissimus dorsi das Höhertreten der
Prothese zu verhindern. Studien zu den oben genannten neuen Methoden laufen bereits und die
klinischen Ergebnisse bleiben abzuwarten.
Komplikationen ergeben sich weiter durch den über der Prothese meist dünnen
Weichteilmantel, der wie in einem Fall unserer Serie perforieren kann mit der Folge einer
Protheseninfektion.
Dies
zwingt
zu
weiteren
Prothesenexplantation oder sogar einer Amputation.
operativen
Eingriffen
wie
einer
64
Im Gegensatz zu der objektiv eingeschränkten Funktion waren die Patienten überwiegend
selbständig in der Versorgung ihres Haushalts. Mehrheitlich klagten sie nur über leichte bis
mäßige Schmerzen oder waren schmerzfrei.
Der MSTS-Score (Score der Musculoskeletal Tumor Society) betrug in unserer Studie beim
Follow-up im Mittel 63,7%. In vergleichbaren Studien wurden Werte von 70,4% – 85% (im
Mittel 77,6% erreicht [1, 33, 47, 80].
Allen
Patienten
gemeinsam
war,
dass
sie
trotz
der
teilweise
erheblichen
Funktionseinschränkung froh darüber waren, dass ihnen der Arm erhalten werden konnte und
somit auch die Funktion des Unterarmes und der Hand, die bei allen Patienten uneingeschränkt
war. Auch in anderen Studien wurde gezeigt, dass Patienten trotz der eingeschränkten
Beweglichkeit der Schulter mit dem Ergebnis zufrieden waren [9, 47].
Der Verlust der Kraft resultiert aus der Tatsache, dass bei dieser Art von operativen Eingriffen
ein nicht unerheblicher Anteil der Muskulatur entfernt werden muss und daraus, dass die
verbliebene Muskulatur nicht soweit auftrainiert werden kann, dass alle Bewegungen in
gleichem Maße wie vor dem Eingriff durchgeführt werden können. Des weiteren stellt sich das
Problem der Refixation der Muskulatur. Durch die Fixation an der Prothese mittels
vorgefertigter Öffnungen [41, 66], einem Anbindungsschlauch [1, 7, 28, 31, 33, 47, 50, 71, 80]
oder eines Fascia lata-Streifens [66, 74] wird die Endoprothese im Schulterbereich nach cranial
gezogen, da ein Gegenzug praktisch fehlt. Der M. latissimus dorsi zieht zwar die Schulter nach
caudal, kann aber der Kraft nach cranial nicht ständig entgegenwirken. Ebenso entfällt die
depressive Wirkung der langen Bicepssehne, da diese fast immer mitreseziert werden muss.
Die Implantation einer Endoprothese stellt nach unserer Untersuchung eine gute Möglichkeit
zur Behandlung von Tumoren des proximalen Humerus dar. Die Prothese erlaubt eine frühe
funktionelle Belastung bei in der Regel nur mäßigen Schmerzen. Dennoch bereitet die
Refixation der Muskulatur Probleme, weshalb die Schulterfunktion trotz muskelaufbauender
krankengymnastischer Übungen allgemein schlecht bleibt. Erfreulich ist die Tatsache, dass die
Funktion des Unterarmes und der Hand des betroffenen Armes erhalten werden kann und somit
die Akzeptanz und die kosmetischen Ergebnisse sehr zufriedenstellend sind. Dies konnte in
unserer Untersuchung bestätigt werden.
65
5.
ZUSAMMENFASSUNG
Der proximale Humerus ist die dritthäufigste Lokalisation für primär maligne Tumoren und
eine der häufigsten für Metastasen extraskelettaler maligner Tumoren, wie z. B. dem
Mammakarzinom. Im Vordergrund der Therapie dieser Tumoren steht heute die
extremitätenerhaltende Resektion. Für die Wiederherstellung der skelettalen Kontinuität bieten
sich Endoprothesen an, da damit im Gegensatz zur Arthrodese die Beweglichkeit des Gelenkes
erhalten bleibt.
In dieser Studie wurden Patienten mit einer Tumorendoprothese funktionell und onkologisch
nachuntersucht. Insgesamt waren noch 14 Patienten (Gruppe A) am Leben. Das
Studienprotokoll umfasste Fragen zum subjektiven Befinden, den Schmerzen, der
Schmerzmedikation und der Funktion des betroffenen Armes und der Schulter. Um die
Funktion und/oder die verbliebene Kraft der Schulter beurteilen zu können, wurden im
Vergleich
mit
der
Gegenseite
spezifische
Schulterfunktionstests
angewandt.
Die
Bewegungsfähigkeit wurde mit dem Schürzen- und dem Nackengriff und dem Lift-Off-Test
beurteilt. Die Kraft wurde mit mehreren Rotatorenmanschettentests beurteilt, diese sind der
Jobe- oder Supraspinatus-Test, der Infraspinatus- und der Subscapularis-Test und das DropArm-Sign. Das Ausmaß der Bewegungsfähigkeit - die Ab- und Adduktion, die Ante- und
Retroversion und die Innen- und Außenrotation - wurde mit einem Goniometer gemessen.
Bei 39 Patienten, die verstorben, nicht bereit oder in der Lage waren, an der Nachuntersuchung
teilzunehmen (Gruppe B), wurden die vorhandenen Aktenaufzeichnungen ausgewertet.
Ebenso im Studienprotokoll festgehalten wurde das Ergebnis der Röntgenaufnahmen der
Schulter, welche auf Lockerungszeichen, Lokalrezidiv und Zentrierung der Prothese hin
beurteilt
wurden,
und
Komplikationen,
wie
erneute
Operationen,
Infektionen,
Prothesenlockerungen/-bruch oder neurologische Schädigungen.
Zur Auswertung der verschiedenen Tests dienten der Score der Musculoskeletal Tumor Society
und der Score nach Constant and Murley.
Die Auswertung der Ergebnisse zeigte überwiegend eine mäßig bis stark eingeschränkte aktive
Bewegungsmöglichkeit der betroffenen Schulter bei uneingeschränkter Funktion des
Unterarmes und der Hand. Der Median lag bei 27,5° für die aktive Abduktion, bei 20° für die
aktive Anteversion, bei 75° für die aktive Innenrotation, bei 30° für die aktive Außenrotation,
bei 10° für die aktive Adduktion und bei 30° für die aktive Retroversion. Keiner der Patienten
konnte den Arm aktiv über das Schulterniveau heben. Die Patienten gaben keine bis wenig
Schmerzen an.
66
Die onkologische Nachuntersuchung ergab bei keinem der Patienten der Gruppe A ein
Tumorrezidiv oder Metastasen. Bei den Patienten der Gruppe B hatten allerdings viele schon
bei Diagnosestellung zum Teil multiple ossäre oder viscerale/pulmonale Metastasen.
Bei einigen Patienten der Gruppen A und B zeigte sich im Röntgenbild eine deutliche
Subluxation der Prothese nach cranial, bei der Gruppe A im Mittel nach 34,4 Monaten
postoperativ. Bei Gruppe A bestand bei zehn von 14 Patienten eine Subluxation, drei wiesen
keine Subluxation auf und eine Patientin zeigte eine lateral zum Glenoid distanzierte
Endoprothese. Bei den Patienten der Gruppe B zeigten zwei von 39 Patienten eine Subluxation
der Prothese nach cranial, bei einer Patientin war die Prothese cranialisiert aber nicht subluxiert,
bei zehn Patienten war radiologisch keine Subluxation diagnostiziert worden und bei 26
Patienten fehlt uns die Angabe des radiologischen Befundes.
Trotz der gezielten Krankengymnastik postoperativ bleibt die Bewegungsmöglichkeit in der
Schulter erheblich eingeschränkt, da bei den Eingriffen häufig Muskelgewebe mit entfernt
werden
muss.
Zwar
wird
versucht,
die
Anatomie
mittels
verschiedener
Refixationsmöglichkeiten der verbliebenen Muskelanteile wiederherzustellen, doch gelingt in
der Regel keine aktive Abduktion bis über die Horizontale mehr. Der Erhalt des gesunden
Unterarmes und der Hand am betroffenen Arm ist dennoch für die Patienten von großem
funktionellen Wert und gewährleistet in der Regel ihre Selbständigkeit.
67
6.
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7.
DANKSAGUNG
Ich möchte vor allem Herrn PD Dr. med. M. R. Sarkar, Karl-Olga-Krankenhaus Stuttgart, für
seinen unermüdlichen Einsatz, seine Unterstützung, seine Geduld und sein stets offenes Ohr
meinen allerherzlichsten Dank aussprechen. Ohne ihn wäre diese Arbeit in diesem Umfang
nicht möglich gewesen.
Ebenso bedanke ich mich herzlich bei Herrn PD Dr. med. E. Hartwig, Diakonissenkrankenhaus
Karlsruhe, der mir einen Einblick in die Behandlung von Knochentumoren erst möglich
gemacht hatte.
Nicht vergessen möchte ich Frau I. Stäudle, die Dokumentarin der Tumornachsorge,
Universitätsklinik Ulm, durch deren akribische Dokumentation mir die Erfassung der Patienten
und die Auswertung ihrer Daten sehr erleichtert wurde.
Und schließlich möchte ich auch all denjenigen, die hier nicht namentlich erwähnt sind, aber
zum Entstehen dieser Arbeit beigetragen haben, meinen Dank aussprechen.
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