Synthese und Struktur von viralen Regulatorproteinen Der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Doktorgrades vorgelegt von Diplom-Chemiker René Röder geboren am 11.05.1979 in Berlin -1- Als Dissertation genehmigt von der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg Tag der mündlichen Prüfung: 27. 04. 2010 Vorsitzender der Promotionskommission: Prof. Dr. Eberhard Bänsch Erstberichterstatter: Prof. Dr. Andreas Hirsch Zweitberichterstatter: Prof. Dr. Ulrich Schubert -2- Für meine Familie -3- Inhaltsverzeichnis Seite 1 Zusammenfassung............................................................................................................. 6 2 Summary............................................................................................................................ 8 3 Einleitung ......................................................................................................................... 10 3.1 Peptidsynthese – gegenwärtiger Stand....................................................................... 11 3.2 Die Methode der „Native Chemical Ligation“ als Weg zur effizienten Synthese von langen Peptiden .......................................................................................................... 13 3.3 Die Aspartimidbildung als Nebenreaktion bei der Peptidsynthese und deren Verhinderung durch die Backbone Amidschutzgruppen Hmb und Dmb .................. 20 3.4 Die Backbone Amidschutzgruppe Dcpm in der Peptidsynthese................................ 25 3.5 NMR Untersuchungen von Peptiden ......................................................................... 26 4 Zielstellung....................................................................................................................... 29 5 Experimenteller Teil ....................................................................................................... 31 5.1 Material und Methoden .............................................................................................. 31 5.2 Peptidsynthesen.......................................................................................................... 33 5.2.1 Herstellung der Gag Peptide p6 (HIV) und p9 (EIAV) ...................................... 33 5.2.2 Herstellung des Humanen Immundefizienzvirus Peptids Vpr mit klassischer SPPS und mit NCL sowie dessen anschließende N-terminale Biotinylierung ... 41 5.2.3 Herstellung der Influenza A Virus PB1-F2 Peptide PR8, SF2, BF2(Y42ÆC) und BF2(S47ÆC) von verschiedenen Stämmen ....................................................... 52 5.3 Ausgewählte Dcpm geschützte Aminosäuren............................................................ 58 5.3.1 Herstellung des Dicyclopropylmethanimin-Hydrochlorid.................................. 59 5.3.2 Allgemeine Vorschrift zur Herstellung der entsprechenden Benzylester geschützten Dicyclopropyl-Ketiminaddukte....................................................... 61 5.3.3 Allgemeine Vorschrift zur Herstellung der Benzylester geschützten (Dcpm)Aminosäuren aus den entsprechenden Ketiminen .............................................. 63 5.3.4 Allgemeine Vorschrift zur Herstellung der freien (Dcpm)-Aminosäuren .......... 65 5.3.5 Allgemeine Vorschrift zur Herstellung der Fmoc geschützten (Dcpm)Aminosäuren in Lösung ...................................................................................... 70 5.3.6 Alternativer Syntheseweg für die Herstellung der Fmoc geschützten (Dcpm)Aminosäuren an der festen Phase ....................................................................... 77 5.3.7 Herstellung von Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH an der festen Phase ........... 81 -4- 6 Ergebnisse und Diskussion ............................................................................................. 88 6.1 Anwendungsmöglichkeiten der NCL zur Synthese der viralen Regulatorproteine ... 88 6.1.1 Die Gag Peptide p6 (HIV) und p9 (EIAV) ......................................................... 88 6.1.2 Das HIV Peptid Vpr und die verschiedenen Influenza A Virus PB1-F2 Peptide PR8, SF2 und BF2 .............................................................................................. 88 6.2 Strukturuntersuchungen mittels 1H NMR vom Peptid SF2 ....................................... 90 6.2.1 Bestimmung der Struktur des mittleren Fragments SF2(30-70)....................... 100 6.2.2 Bestimmung der Struktur des C-Terminus SF2(50-90).................................... 104 6.2.3 Zusammenfassung der Strukturelemente für das full-length Peptid SF2(1-90) 108 6.3 Die Anwendung von Dcpm geschützten Aminosäuren in der Peptidsynthese ........ 111 6.3.1 Stabilitätsuntersuchungen für den Einsatz bei der Peptidkupplung am Beispiel von Fmoc-(Dcpm)Ala-OH................................................................................ 111 6.3.2 Fmoc-OAt als neues Reagenz zur Einführung der Fmoc Schutzgruppe .......... 112 6.3.3 NMR Untersuchungen zum Abspaltungsprozess der Dcpm-Gruppe am Beispiel von Fmoc-(Dcpm)Gly-OH................................................................................ 114 6.3.4 Der neue Synthesebaustein Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH für die Anwendung in der Peptidsynthese.................................................................... 119 6.3.5 Einfluss der Seitenketten auf das cis/trans-Verhältnis der Peptidbindung beim neuen Dipeptidbaustein Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH............................. 123 7 Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen............................................................... 125 8 Literaturverzeichnis...................................................................................................... 129 9 Danksagung ................................................................................................................... 137 10 Curiculum Vitae ............................................................................................................ 138 11 Publikationen................................................................................................................. 139 12 Eidesstattliche Erklärung............................................................................................. 140 -5- 1 Zusammenfassung Ein Schwerpunkt dieser Arbeit war die Synthese von langen viralen regulatorischen Peptiden sowie von Fragmenten dieser Peptide. Neben der Synthese standen dabei die Optimierung von bekannten Synthesestrategien und die Anwendung von neuen Konzepten, wie beispielsweise die „Native Chemical Ligation“ (NCL), bei den im Rahmen dieser Arbeit erstmalig synthetisch hergestellten Peptiden im Vordergrund. So wurden vom Influenza A Virus (IAV) Protein PB1-F2 zwei humane H1N1 Varianten synthetisiert. Ein PB1-F2 Peptid entstammt einem Isolat vom Mount Sinai [1], im Weiteren bezeichnet als PR8. Das zweite humane PB1F2 Peptid entstammt der „Spanischen Grippe“ [2], im Weiteren bezeichnet als SF2. Eine weitere aviäre H5N1 Variante [3] des PB1-F2 Peptids, bezeichnet als BF2, wurde als Vertreter der „Vogelgrippe“ synthetisiert. Vom Humanen Immundefizienzvirus Typ-1 wurden zum einen das Gag Protein p6 [4] synthetisiert. Von diesem Peptid wurden zur Herstellung von verschiedenen p6-Mutanten (Ser14,25,40ÆAsn) die Peptidkupplungen bei höheren Temperaturen unter Verwendung eines Mikrowellensyntheseautomaten (Liberty, Firma CEM) durchgeführt. Eine von Khurana et al. [5] modifizierte p6 Sequenz (in dieser Arbeit als p6_neu bezeichnet) wurde für Vergleichsstudien synthetisiert, die von Patricia Klingler in der Gruppe von Prof. Dr. U. Schubert (Universität Erlangen-Nürnberg) durchgeführt wurden. Ein weiteres Gag Peptid p9 mit einer Länge von 51 Aminosäuren vom Equine Infectious Anemia Virus wurde mittels step-by-step Methode erstmalig synthetisch hergestellt [6,7]. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde ebenfalls das HIV-1 Protein Vpr mit einer Kettenlänge von 96 Aminosäuren synthetisch hergestellt, wobei hier die bekannte Synthese [8] durch die Verwendung von Pseudoprolinen optimiert wurde. Dieses Peptid wurde im Rahmen dieser Arbeit erstmalig durch die Methode der „Native Chemical Ligation“ erfolgreich synthetisiert. Neben der Synthese dieser Peptide wurde im Rahmen der Arbeit von einem ausgewählten Peptid, dem PB1-F2 Peptid der „Spanischen Grippe“, genannt SF2, die Struktur in Lösung unter hydrophoben Bedingungen (TFE:Wasser, 1:1) berechnet. Dazu wurden von den überlappenden Fragmenten SF2(1-40), SF2(30-70) und SF2(50-90) 1 H NMR spektroskopische Untersuchungen durchgeführt und die erhaltenen quantitativen und qualitativen NOE-Signale für die weitere Berechnung verwendet. Diese für das Peptid SF2 erhaltenen Strukturinformationen wurden anschließend mit der von Bruns et al. für das PB1F2 Peptid PR8 publizierten Struktur verglichen [9]. Zur Vermeidung von Schwierigkeiten bei der Synthese von langen Peptiden, hervorgerufen durch die Aggregation der wachsenden -6- Peptidkette infolge von Wasserstoffbrückenbindungen, werden im Allgemeinen „Backbone“ geschützte Aminosäurebausteine eingesetzt. Die am häufigsten in der Literatur eingesetzten Bausteine enthalten dabei die 2-Hydroxy-4-methoxybenzyl (Hmb) [10,11,12] bzw. deren Weiterentwicklung die 2,4-Dimethoxybenzyl (Dmb) Schutzgruppe [12,13]. Auf Grund der relativ stark sauren Bedingungen zur Abspaltung der Hmb und Dmb-Gruppe und der Erkenntnis, dass bei der Verwendung der Hmb-Gruppe an deren freien Hydroxylfunktion ungewünschte Nebenreaktionen auftreten können, wurde nach einer neuen Schutzgruppe für die Peptidbindung des Peptidrückgrates gesucht. Als besonders geeignet erwies sich die von Carpino für den Schutz der Amidfunktion von Glutamin und Asparagin sowie als Carboxylschutzgruppe entwickelte Dicyclopropylmethyl (Dcpm) Gruppe [14]. Im Rahmen dieser Arbeit wurden zu diesem Zweck die drei Dcpm geschützten Aminosäuren Glycin, Alanin und Leucin synthetisiert und für die Peptidsynthese eingesetzt. Die Einführung der Fmoc-Gruppe erwies sich auf Grund der Säurelabilität der eingeführten Dcpm-Gruppe als schwierig. Zur Verbesserung der Ausbeute wurde nach einem alternativen Syntheseweg für die Synthese der Fmoc geschützten (Dcpm)-Aminosäuren in Lösung [15] unter Verwendung anderer Methoden zur Einführung der Fmoc-Gruppe an der festen Phase gesucht. Als günstigste Methode stellte sich die Umsetzung unter neutralen Bedingungen mit einem in unserer Arbeitsgruppe (Henklein et al.) entwickelten Einführungsreagenz Fmoc-OAt heraus. Von Vorteil erwies sich, dass kein HCl während der Reaktion generiert wird, wie es im Gegensatz zur Umsetzung mit Fmoc-Cl der Fall ist. Neben der Vermeidung von Strukturproblemen durch die Hmb- und Dmb-Gruppe wird die Verwendung dieser Gruppen als Dipeptidbaustein Fmoc-Asp(OtBu)-(Hmb)Gly-OH bzw. Fmoc-Asp(OtBu)-(Dmb)Gly-OH zur Verhinderung der Aspartimid-Bildung während der Synthese von Peptiden mit dem Sequenzmotiv Asp-Gly beschrieben [16,17,18]. Wegen den bereits erwähnten Nachteilen der Hmb-Gruppe schien es daher interessant, die zuvor bereits als „Backbone“ Schutzgruppe mit Erfolg eingesetzte Dcpm-Gruppe in einen derartigen Dipeptidbaustein zu integrieren. Zu diesem Zweck wurde der Synthesebaustein FmocAsp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH entwickelt und bei der Synthese von Peptiden erfolgreich getestet [19]. Ein Vorteil der Dcpm-Gruppe besteht darin, dass während der Abspaltung mit TFA keine Nebenreaktionen mit dem zu synthetisierenden Peptid auftreten. Es konnte auch keine Bildung von eventuell störenden Kationen beobachtet werden. Außerdem sind die entstehenden Produkte aus der Abspaltung der Dcpm-Gruppe entweder flüchtig oder leicht abtrennbar. -7- 2 Summary A main topic was the synthesis of long viral regulation Peptids and fragments thereof. Besides these syntheses the optimisation of known synthetic strategies and the usage of new concepts like the “Native Chemical Ligation” (NCL) was our focus of research for the Peptids made within the framework of this dissertation for the first time. From the Influenza A Virus (IAV) protein PB1-F2 two different human H1N1 strains were synthesized; one from the Mount Sinai [1], named as PR8, and the second from the 1918/19 “Spanish flu” [2], named as SF2. Additionally one avian H5N1 strain [3], named as BF2, was synthesized. From the human immunodeficiency virus typ 1 the Gag protein p6 was synthesized [4]. For the synthesis of various mutants (SerÆAsn) of the p6 protein the coupling reactions were also carried out at higher temperatures by using a microwave assisted automated Peptids synthesizer (Liberty, company CEM). A recently by Khurana et al. described modified sequence (named as p6_neu) [5], was synthsized for comparable experiments done by Patricia Klinger in the group of Prof. Dr. U. Schubert (university of Erlangen-Nürnberg). One additional 51 amino acids long Gag protein p9 from the Equine Infectious Anemia Virus was synthesized for the first time via the “step-by-step” method [6,7]. In the content of this dissertation the HIV-1 regulatory protein Vpr with a length of 96 amino acids was synthesized by using pseudoprolines to optimise the known strategy [8]. Besides for the synthesis of the Vpr protein we used successfully the strategy of the „Native Chemical Ligation“for the first time. Besides the syntheses of all these Peptids, the structure of the PB1-F2 IAV peptide from the “Spanish flu”, named SF2, was calculated under hydrophobic conditions (TFE:water 1:1). For this 1H NMR analysis was done of the three overlapping fragments SF2(1-40), SF2(30-70) und SF2(50-90) and the quantitative and qualitative NOE signals received from the spectra were taken for the further calculation. The obtained results for the structure of the SF2 peptide were then compared with known structure of the PB1-F2 IAV peptide PR8 published recently by Bruns et al. [9]. The protection of the “Backbone” amide position of presynthesized amino acid building blocks is normally done to overcome or to prevent problems during the synthesis of long Peptids like the aggregation of the growing peptide chain caused by hydrogen bonds between them. The mostly cited building blocks in the literature contain the 2-Hydroxy-4methoxybenzyl (Hmb) [10,11,12] or their improvement the 2,4-Dimethoxybenzyl (Dmb) protecting group [12,13]. Because of the strong acidic conditions for deblocking the Hmb-8- and Dmb-group and the fact that by using the Hmb group side reactions could occur with their free hydroxyl group we searched for a new protecting group for the backbone amide position in Peptids. As the most promising group we found the Dicyclopropylmethyl (Dcpm) protecting group, which was originally developed by Carpino for the protection of the amide function of glutamine and asparagine and as a general protection for the carboxyl function [14]. In the content of this work the three Dcpm protected amino acids glycine, alanine and leucine were synthesized and used for the peptide synthesis. The introduction of the Fmoc group via Fmoc-Cl analogue to the work of Carpino was difficult because of the acid sensitivity of the introduced Dcpm group. To increase the yield an alternative strategy was the aim of research for the synthesis of the Fmoc protected Dcpm-amino acids in solution [15] by using other methods for the introduction of the Fmoc group on the solid support. The best method was the reaction under neutral conditions with the new reagent Fmoc-OAt developed in our group (Henklein et al.). It was advantageous that no HCl gas was generated during the reaction compared the the conditions by using Fmoc-Cl. Besides the prevention of structure problems by using the Hmb and Dmb group both groups were also used as the dipeptide building block Fmoc-Asp(OtBu)-(Hmb)Gly-OH or FmocAsp(OtBu)-(Dmb)Gly-OH to prevent the aspartimide side reaction in the synthesis of Peptids containing the Asp-Gly motiv [16,17,18]. Because of the mentioned disadvantages of the Hmb group it was interesting to incorporate the Dcpm group, which was used successfully as backbone protecting group, in such a dipeptide building block. For that purpose the new dipeptide building block Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH was developed and tested successful in peptide synthesis [19]. One advantage of the Dcpm group is that during the cleavage with TFA no side reactions with the desired peptide occur and also no creation of maybe violating cations were observed. Besides the products of the deblocking process of the Dcpm group are either volatile or easy to remove. -9- 3 Einleitung Peptide beeinflussen beispielsweise bei Vertebraten durch Wechselwirkung mit ihren entsprechenden Rezeptoren die Kommunikation zwischen den Zellen und sind an der Regulierung von Stoffwechsel, Reproduktion oder Immunabwehr beteiligt. Durch die wachsende Kenntnis über die Wirkungsweise von bioaktiven Peptiden ist das Interesse an dieser Stoffklasse vor allem in der Pharmazeutischen Industrie stark gestiegen. Die Gewinnung von ausreichenden Mengen an Material dieser hochwirksamen Peptide aus natürlichen Quellen ist oftmals problematisch, da diese in sehr geringen Konzentrationen zwischen 10-12 bis 10-15 mol pro mg Frischmasse vorkommen können [20]. Der Einsatz von verschiedensten Extraktionsverfahren zur Anreicherung und Gewinnung der Peptide aus natürlichem Ausgangsmaterial stellt außerdem ein Risiko dar, weil das Material z.B. mit pathogenen Keimen kontaminiert sein kann. Dies erhöht den Aufwand der Isolation des gewünschten Peptids erheblich und erschwert die Gewinnung reiner Produkte. Bei der Herstellung von Medikamenten, die auf isolierten Peptiden aus tierischen Quellen basieren, können außerdem Unverträglichkeiten bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem auftreten, wenn mögliche Allergien von Menschen gegen bestimmte Tiere existieren. Beruhend auf diesen Erkenntnissen hat man schon früh versucht, diese Peptidwirkstoffe auf synthetische Weise zu gewinnen (z.B. Insulin, Somatostatin, Oxytocin, GnRH). Bei der klassischen Peptidsynthese in Lösung erfolgt hierbei der Einsatz von verschieden orthogonal geschützten Aminosäuren. Das heißt, dass beispielsweise für die Synthese eines beliebigen Dipeptids Xxx1-Xxx2 die eine Aminosäure an ihrer α-Aminofunktion geschützt vorliegen muss (z.B. Fmoc-NH-Xxx1-OH) und die andere Aminosäure muss an ihrer Carboxylfunktion eine Schutzgruppe tragen (z.B. H2N-Xxx2-OtBu), so dass nur eine Reaktion zum gewünschten Dipeptid Xxx1-Xxx2 möglich ist. Der Vorteil dieser beiden Schutzgruppen beruht darauf, dass die Fmoc-Gruppe im alkalischen Milieu und die tBu-Gruppe im sauren Umfeld abgespalten werden kann. Solche sogenannten orthogonalen Schutzgruppen liegen dann vor, wenn jede Schutzgruppe für sich unter Bedingungen abgespalten werden kann, bei denen die jeweils andere Schutzgruppe innert ist. Für die Synthese von relativ kleinen Peptiden ist diese Verfahrensweise der schrittweisen Anknüpfung der nächsten Aminosäure in Lösung grundlegend möglich. Durch die Notwendigkeit der Isolierung und Aufreinigung jeder einzelnen Zwischenstufe während einer solchen Synthese ist diese Vorgehensweise jedoch sehr zeitintensiv und mühselig. Dennoch gelang es auf diesem Weg biologisch aktive Peptide wie beispielsweise das Neuropeptid Oxytocin, ein Nonapeptid mit einer - 10 - Disulfidbrücke zwischen dem Cys-1 und dem Cys-6 in seiner Sequenz (Abbildung 1), zu synthetisieren [20,21]. S S H2N-Cys-Tyr-Ile-Asn-Cys-Pro-Leu-Gly-CONH2 Abbildung 1: Schematische Darstellung der Aminosäuresequenz von Oxytocin [20,21] Neben Oxytocin gelang auch die Chemosynthese von weiteren pharmakologisch bedeutenden Peptiden wie GnRH, dem synthetischen Analogon des Neurohormons GonadotropinReleasing-Hormon, das zur Absenkung des Testosteronspiegels eingesetzt wird [22], oder auch Cholecystokinin, ein Peptidhormon das die Wirkungsweise des Darms, die Gallenblasenkontraktion und das Sättigungsgefühl steuert [23]. Mit der Einführung der Festphasenpeptidsynthese (SPPS) [24] wurde es möglich, eine Vielzahl an Peptiden und anderen Wirkstoffen in relativ kurzen Zeiträumen zu synthetisieren. Mit dem Einsatz von Syntheseautomaten und neuen wirksameren Kopplungsreagenzien werden dabei Zykluszeiten für die einzelnen Kupplungsreaktionen von ca. 30 min realisiert. Die Anfangs existierenden Schwierigkeiten zur Reinigung der anfallenden Peptidgemische konnten durch Weiterentwicklungen der analytischen Methoden z.B. der präparativen HPLC überwunden werden. Der Einsatz von neuen Säulenmaterialien wie z.B. C4-, C8-, C18-, Amino-, CN-, Phenyl- oder Silica-Material [25] und die Anwendung von erhöhten Temperaturen zur Reinigung der Peptidgemische stellten wichtige Fortschritte dar. Neue Techniken wie die UPLC ermöglichen es dabei, mit noch geringeren Probenmengen auszukommen und gleichzeitig die Analysenzeiten zu verringern. 3.1 Peptidsynthese – gegenwärtiger Stand Die Synthese von langen Peptiden mit mehr als 50 Aminosäuren stellt nach wie vor eine Herausforderung an den Synthesechemiker dar. Ein Grund für dieses Problem ist dabei vor allem die Ausbildung von sekundären Strukturelementen (z.B. β-Faltblatt [26]), hervorgerufen durch Wasserstoffbrückenbindungen zwischen den Wasserstoffatomen des Peptidrückgrats und den Aminosäureseitenketten. Durch diese zwischenmolekularen Wechselwirkungen kann es zur Aggregation der Peptidketten kommen [27], wodurch die Nterminale Aminogruppe für die weiteren Kupplungen abgeschirmt wird. Dadurch kommt es - 11 - zur unvollständigen Acylierung durch die nachfolgende Aminosäure. Die Anwendung von reaktiveren Kondensationsreagenzien wie z.B. HATU oder die Verwendung von Aminosäurechloriden und -fluoriden verbessert die Umsatzraten. Ein Weg zur Vermeidung dieser Probleme ist der Einsatz von Pseudoprolinen während der Synthese [28,29], die durch ihre strukturbrechenden Eigenschaften, ebenso wie Prolin selbst [30], die Seitenkettenaggregation der stetig wachsenden Peptidkette verhindern können [28,29]. Die Pseudoproline stellen cyclische Oxazolidine von Serin bzw. Threonin dar, die mit der jeweils nachfolgenden benötigten Aminosäure verknüpft sind. Die fünfgliedrigen Pseudoproline werden bei der Abspaltung des synthetisierten Peptids mit 95% TFA geöffnet, so dass sich die ursprüngliche Sequenz mit den Aminosäuren Serin bzw. Threonin ausgebildet (Abbildung 2). H3C N H R O H3C R TFA X N N H O O X = H, CH3 O Abbildung 2: O H N X OH Schematische Darstellung der Ringöffnung der fünfgliedrigen Oxazolidine durch TFA [27] Die Verwendung von niedrig beladenen Harzen für die Festphasenpeptidsynthese und die Wahl von polaren aprotischen Lösungsmitteln (z.B. DMF oder NMP) für die Reaktion helfen ebenso bei der Umgehung der beschriebenen Syntheseprobleme. Für die erfolgreiche Synthese von Peptiden ist es notwendig, dass die Ausbeuten der einzelnen Kupplungsreaktionen annähernd quantitativ verlaufen. Bei der linearen Methode können beispielsweise Fehlsequenzen durch unvollständige Kupplungsreaktionen auftreten, die dann die Reinigung des Zielpeptids behindern, da sie durch ihr ähnliches Verhalten meist sehr schwer abzutrennen sind. Im Gegensatz zur klassischen Methode der linearen Kettenverlängerung [31,32] ist es durch Kondensation von geschützten Peptidfragmenten möglich, die Anzahl der einzelnen Kupplungsreaktionen während der Synthese von langen Peptiden zu verringern. Durch die separate Synthese dieser geschützten Peptidfragmente ist es möglich, diese aufzureinigen, so dass bei der finalen Kupplung zum gewünschten Peptid relativ wenige Nebenprodukte anfallen. Ein wesentlicher Nachteil dieser Methode ist die begrenzte Löslichkeit geschützter Peptidfragmente und die erhöhte Racemisierungsgefahr. - 12 - 3.2 Die Methode der „Native Chemical Ligation“ als Weg zur effizienten Synthese von langen Peptiden Trotz der Verwendung all dieser Hilfsmittel stellt die Länge des zu synthetisierenden Peptids nach wie vor eine große Herausforderung dar. Statistisch gesehen nimmt mit zunehmender Peptidkettenlänge auch die Wahrscheinlichkeit zu, dass Fehlsequenzen durch die unvollständige Kupplung der einzelnen Aminosäuren auftreten. Um die Ausbeute und auch die Reinheit des erhaltenen Rohproduktes zu erhöhen, ist es deshalb sinnvoll, solche Peptide mit einer Länge von mehr als 50 bis 60 Aminosäuren durch die Kondensation von mehreren kleineren ungeschützten Segmenten aufzubauen [27,33]. Eine Möglichkeit, um dies zu erreichen, ist die von Kent und Dawson eingeführte Methode der „Native Chemical Ligation“ (NCL) [34,Review 35]. Es handelt sich hierbei um eine chemoselektive Kupplung zweier ungeschützter Peptide, wobei das eine Fragment einen C-terminalen α-Thiolester und das andere Fragment N-terminal einen Cysteinrest aufweist. Bei dieser Reaktion, die bereits von Wieland et al. beschrieben wurde [36], erfolgt im ersten Schritt eine Thiolesterübertragung von der Thiolgruppe der Seitenkette des Cysteins des C-terminalen Fragments auf das Carboxylkohlenstoffatom des α-Thiolesters des N-terminalen Fragments. Im nächsten Schritt folgt eine spontane intramolekulare SÆN Acylverschiebung über einen fünfgliedrigen Übergangszustand, die sehr schnell abläuft im Vergleich zur Thiolesterübertragung und damit das Gleichgewicht zu Gunsten der sich neu ausgebildeten Amidbindung verschiebt. Diese resultierende Amidbindung stellt dann die neue Peptidrückgratbindung des Peptids an der Ligationstelle dar [37,38,Review 39] (Abbildung 3). Eine alternative Methode wurde von Tam et al. beschrieben, bei der das eine Fragment als Thiolcarbonsäure vorliegt und das andere Fragment ein N-terminales α-Brom-Alanin aufweist. Durch die Reaktion der beiden Fragmente über eine Thioalkylierung erfolgt die Bildung eines intramolekularen α-Thiolester, gefolgt von der gleichen spontanen intramolekularen SÆN Acylverschiebung wie bei der NCL [40,41]. - 13 - N-terminaler Thiolester HS O H N SR R' C-terminales Cys-Peptid H2N H2O; pH 7 O R' S N H O H2N O neu gebildete Peptidbindung N-terminales Peptid HS O H N R' C-terminales Peptid N H O Cys Abbildung 3: Schematische Darstellung des Mechanismus der NCL über eine spontane SÆN Acylverschiebung [34,37] Eine große Einschränkung für den universellen Einsatz der NCL in der Peptidsynthese ist, dass in der Sequenz des zu synthetisierenden Peptids ein Cysteinrest an geeigneter Stelle vorhanden sein muss. Erste Entwicklungen, um das Anwendungsgebiet der NCL von XxxCys Sequenzmotiven auf Xxx-Gly und Gly-Xxx zu erweitern, wurden von Canne et al. beschrieben, wobei die Hilfsgruppen Nα(ethanthiol) bzw. Nα(oxyethanthiol) am N-Terminus des mittels SPPS synthetisierten C-terminalen Fragments angeknüpft wurden [42]. Durch diese Alkylthiol-Hilfsgruppen (Auxiliare) war es möglich zwei Peptidfragmente durch NCL miteinander zu verknüpfen. Das Nα(oxyethanthiol)-Auxiliar ist ein säurestabiler Baustein, der nach erfolgter NCL durch Zink reduktiv in saurem Milieu vom fertigen Peptid abgespalten werden kann. Diese Reaktion verläuft jedoch mit sehr viel langsameren Reaktionszeiten, als die NCL ohne Verwendung von Auxiliaren mit dem Sequenzmotiv Xxx-Cys, wie Ligationszeiten der α-Thiolester aller 20 natürlich vorkommenden Aminosäuren mit Cystein zeigten [43]. Die Verwendung von Nα(ethanthiol) hingegen wies bessere Umsatzzeiten auf. Jedoch war es hier nicht möglich, die Thiol-Hilfsgruppe nach der NCL wieder leicht abzuspalten [42]. Eine Weiterentwicklung auf diesem Gebiet stellen die von Botti et al. beschriebenen substituierten Nα-(1-phenyl-2-mercaptoethyl) Verbindungen dar, die nach erfolgter NCL Reaktion durch TFA wieder leicht abgespalten werden können [44] (Abbildung 4). - 14 - SH R O R CH3 O DIEA Br 1) H2N-O-CH2CO2H S 2) Reduktion DMF H3CO H3CO CH3 O R NH2 1) Br geschütztes Peptid H3CO R H N SR' 2) saure Abspaltung/Entschützung z.B. mit TFA H3CO O Peptid SH R = H oder R = OCH3 R' = para-Methylbenzyl Abbildung 4: Schematische Darstellung der allgemeinen Synthese der Nα-(1-phenyl-2-mercaptoethyl) ThiolHilfsgruppe und deren Anknüpfung an das C-terminale Peptidfragment nach Botti et al. [44] Bei der Verwendung der Thiol-Hilfsgruppen (Auxiliare) erfolgt im ersten Schritt eine Thiolesterübertragung auf den α-Thiolester des N-terminalen Fragments, so dass sich die zu verknüpfenden Fragmente annähern. Im zweiten Schritt folgt dann die spontane SÆN Acylverschiebung zur Ausbildung der Peptidbindung [38] (Abbildung 5). abspaltbare Thiol-Hilfsgruppe N-terminaler Thiolester SH O H N SR Aux R1 R1 H2O; pH 7 NH S Aux O R2 N H C-terminales Cys-Peptid O NH R2 R2 HN Aux O O HS -Aux neu gebildete Peptidbindung N-terminales Peptid H N R2 O R1 Abbildung 5: O N R1 N H C-terminales Peptid O Schematische Darstellung des Einsatz von Thiol-Hilfsgruppen (Auxiliar) bei der NCL über eine spontane SÆN Acylverschiebung und anschließender Abspaltung der Thiol-Hilfsgruppe [38] Die von Offer et al. beschriebene Tmb Gruppe (4,5,6-Trimethoxy-2-mercaptobenzyl) [45], die eine Weiterentwicklung der Dmmb Thiol-Hilfsgruppe (4,5-Dimethoxy-2-mercaptobenzyl) [46] darstellt, ist eine aromatische Thiol-Hilfsgruppe vom 2-Mercaptobenzyl System [47]. - 15 - Durch die gezielte Auswahl der Substituenten des aromatischen Ringsystems lässt sich die Elektronendichte und folglich auch die Säureempfindlichkeit der gesamten Thiol-Hilfsgruppe erhöhen, wodurch eine bessere Umsatzrate während der NCL Reaktion erreicht wird. Die Tmb Gruppe lässt sich anschließend durch TFA sehr leicht wieder abspalten. Werden diese Thiol-Hilfsgruppen bei NCL Reaktionen eingesetzt, die nicht das Sequenzmotiv Xxx-Gly oder Gly-Xxx aufweisen, dann ist nicht mehr die Thiolesterübertragung der eigentliche geschwindigkeitsbestimmende Schritt, sondern die Hydrolyse des α-Thiolesters tritt in den Vordergrund [38]. Wu et al. kombinierten die beiden Methoden der auf Cystein basierenden NCL und der cysteinfreien NCL bei der Synthese eines komplexen Glycopeptids in eindrucksvoller Weise [48]. Bei der cysteinfreien NCL wurde bei dem Sequenzmotiv Gly-Gln die Tmb Thiol-Hilfsgruppe eingesetzt. Durch die sauren Bedingungen während der Abspaltung mit TFA wurde eine NÆS Acylverschiebung initiiert, gefolgt von der irreversiblen Protonierung der resultierenden benzylischen Amingruppe. Die Folge war, dass die eingesetzte Tmb Gruppe nicht mehr abgespalten werden konnte. Durch eine vorherige Methylierung der freien Thiolfunktion der Tmb Gruppe mit para- Nitrobenzensulfonsäuremethylester konnte die Nebenreaktion der NÆS Acylverschiebung verhindert werden [38,48] (Abbildung 6). Auch wenn die Anwendung von solchen ThiolHilfsgruppen bei der Anwendung von Ligationsreaktionen bisher wenig verbreitet ist, so könnte diese Art der Maskierung der Thiolfunktion mit der Tmb Gruppe für deren Einsatz von Vorteil sein. Um die für die NCL nötige freie Thiolfunktion vom Cysteinrest bzw. von den Thiol-Hilfsgruppen vor der Oxidation zu disulfidverbrückten Dimeren zu schützen, wurde von Burns et al. die Verwendung von TCEP als reduktives Phosphin beschrieben [49]. O R NH2 S O O SH R H H3CO N OCH3 OCH3 H3CO O OCH3 OCH3 R O O SCH3 NO2 R N N H O O H3CO2S H3CO OCH3 OCH3 Abbildung 6: Schematische Darstellung des Einsatz von para-Nitrobenzensulfonsäuremethylester bei der Abspaltung der Tmb Thiol-Hilfsgruppe unter sauren Bedingungen bei der Synthese eines Glycopetids von Wu et al. [38,48] - 16 - Die Oxidation der Thiolfunktionen und die Hydrolyse des α-Thiolesters können durch den Zusatz von aromatischen Thiolen, wie z.B. (4-Carboxylmethyl)thiophenol [38], verringert werden [50]. Dabei erfolgt eine in situ Generierung der Arylthiolester aus den eingesetzten Alkylthiolestern. Diese können durch SPPS z.B. unter Verwendung des „backbone amide linker“ [51] oder des „safety catch linker“ [52] erhalten werden. Beim „backbone amide linker“ ist die C-terminale Aminosäure über das α-Stickstoffatom am Harz verankert und nach der SPPS des Peptids mittels der Fmoc/tert-Butyl Strategie wird der α-Thiolesters vor der Abspaltung mit TFA generiert [Review 53,54,55]. Beim „safety catch linker“ handelt es sich um einen N-acylsulfonamidlinker [56,Review 53], der im Anschluss an die Peptidsynthese durch Diazomethan oder Iodacetonitril am Stickstoff alkyliert und somit aktiviert wird. Durch die Abspaltung vom Harz mit nucleophilen Thiolen werden dann die α-Thiolester gebildet [57,58]. Eine alternative Strategie, wie sie auch im Rahmen dieser Arbeit angewendet wurde, besteht darin, die Synthese des Peptids an einem säureempfindlichen 2-Chlortrityl Harz durchzuführen, danach das Peptid geschützt mit intakten Seitenkettenschutzgruppen abzuspalten und anschließend den Arylthiolester in Lösung am C-Terminus zu generieren [59,60]. Die Seitenkettenschutzgruppen werden dann mit TFA abgespalten und der αThiolester mittels RP-HPLC gereinigt. Die unterschiedlichen Reaktionsgeschwindigkeiten während der NCL bei der Verwendung von Alkyl- oder Arylthiolestern wurden von Bang et al. [61] unter kinetisch kontrollierten Bedingungen untersucht. Die Reaktivitätsunterschiede wurden dabei auf die unterschiedlichen pKs-Werte der Thiolkomponenten des jeweiligen αThiolesters zurückgeführt (pKs(Benzolthiol) = 6.6; pKs(2-Mercaptoethansulfonsäure) = 9.2) [38,61]. Daran ist zu erkennen, dass die Arylthiole als stärkere Säuren die besseren Abgangsgruppen im Gegensatz zur den Alkylthiolen während der Thiolesterübertragung darstellen. Sie werden leichter abgespalten, wodurch sich die höheren Reaktionsgeschwindigkeiten ergeben. Eine Erweiterung der Anwendung für die NCL wurde durch den Austausch von Cystein für Alanin in Peptiden, die normalerweise kein Cystein in ihrer Sequenz enthalten erreicht. Nach erfolgter Ligation wird hier das zwischendurch eingeführte Cystein wieder in die Alanin „wild typ“ Sequenz durch katalytische Hydrierung mit Raney-Nickel oder mit diversen Palladiumkatalysatoren transformiert [62]. Die Verwendung von 10% Pd/Al2O3 in 6 M Guanidiniumhydrochlorid-Lösung zeigte in diesem Fall sowohl bei der Synthese von linearen als auch cyclischen Peptiden die besten Resultate und ist zusätzlich relativ einfach in der Handhabung im Gegensatz zu Raney-Nickel, das im Allgemeinen vor jeder Anwendung immer frisch hergestellt werden sollte [62]. Mit Hilfe dieser Methode kann die NCL auch auf - 17 - die Anwendung für das Sequenzmotiv Xxx-Ala ausgedehnt werden. Das Konzept, für die Ligation auch andere Aminosäurebausteine einzusetzen und diese dann anschließend zu modifizieren, wurde von Tam et al. [63] durch den Einsatz von Homocystein und anschließender Methylierung der Thiolfunktion mit para-Nitrobenzol-sulfonsäure-methylester zum Methionin gezeigt. Mit Hilfe dieser Methode ist auch der Zugang zu Peptiden mit dem Sequenzmotiv Xxx-Met vorbereitet worden. Durch die Modifizierung von verschiedenen Aminosäurebausteinen mit der benötigten Thiolfunktion kann das Anwendungsgebiet der NCL auf weitere Sequenzmotive ausgedehnt werden. Von Crich et al. [64] wurde gezeigt, dass durch die Integration der benötigten Thiolfunktion auch andere Aminosäuren als Bausteine für die N-terminale Aminosäure des Cterminalen Fragments bei der NCL Reaktion fungieren können. Nach Verseifung mit LiOH des Nα-Boc-threo-β-hydroxy-L-phenylalaninmethylester, der aus L-Phenylalanin erhalten wurde [65,66], erhielt Crich et al. [64] Nα-Boc-threo-β-hydroxy-L-phenylalanin als modifizierte Aminosäure, die er anschließend bei der Synthese des C-terminalen Fragments eingesetzt hat. Die Thiolfunktion der erythro-Thiolphenylalaninverbindung wurde zwischenzeitlich mit Ethyldisulfid und meta-Chlorperbenzoesäure als Disulfid geschützt [67], um die Ausbildung von Dimeren zu verhindern (Abbildung 7). HO HS 1)MsCl, Et3N, DCM 2)AcSH, DBU, DMF 3)1N NaOH, DBU, DMF HN H Boc CO2CH3 HN H Boc EtS EtS S EtS-SEt, mCPBA Et3N, DCM S LiOH HN H Boc Abbildung 7: CO2CH3 CO2CH3 THF HN H Boc CO2H Schematische Darstellung der Synthese der modifizierten Phenylalaninverbindung mit geschützter Thiolfunktion gemäß Crich et al. [64] Bei der eigentlichen Ligation in Gegenwart vom Natriumsalz der 2-Mercaptoethansulfonsäure (MESNa) und TCEP*HCl zur Reduktion der Disulfidbindungen zur freien Thiolfuktion [49] wurden auch hier die reaktiveren Arylthiolester des N-terminalen Fragments eingesetzt. Die abschließende Entschwefelung der im Ligationsprodukt resultierenden Thiolfunktion wurde in diesem Fall durch die Umsetzung mit Nickelborid erreicht, welches in situ durch die Reduktion von Nickelchlorid mit Natriumborhydrid erzeugt wurde [68]. Die Autoren konnten - 18 - zeigen, dass diese Variante der Entschwefelung auch in Gegenwart vom Methionin und Acm geschütztem Cystein ohne Nebenreaktionen durchführbar ist [64]. Außerdem konnten die Autoren auch die analogen mit der Thiolfunktion modifizierten Verbindungen von Histidin, Tyrosin und Tryptophan herstellen [65,66]. Durch die Herstellung dieser Verbindungen war es möglich, dass neben dem Sequenzmotiv Xxx-Phe ebenfalls die Motive Xxx-His, Xxx-Tyr und Xxx-Trp mit dem beschriebenen Prinzip eine Anwendung in der NCL finden sollten [64]. Andere orthogonale Ligationsmethoden, die nicht auf dem Prinzip der NCL beruhen, wurden bereits für die Aminosäuren Tryptophan [69] und Histidin [70] beschrieben. Eine interessante Weiterentwicklung der NCL ist die Möglichkeit der Durchführung an der festen Phase (SPCL), woraus sich eine einfachere Handhabung des am polymeren Träger gebundenen Ligationsprodukts ergibt [71]. Die schrittweise Durchführung von mehreren Ligationen hintereinander und der Kombination mit anderen Ligationstechniken wie beispielsweise der Oxaprolin- [72] und Thiaprolin-Ligation [73] erweitern das Anwendungsgebiet der NCL auf die so genannte Tandemligation [74,75]. Dadurch können auch an einem Trägermolekül verzweigte Peptide erhalten werden [76]. Die Verwendung von sekundär geschützten Thiol-Hilfsgruppen wie beispielsweise durch die Acm Gruppe zusätzlich geschützte Dmmb Thiol-Hilfsgruppe am N-Terminus des bei der NCL eingesetzten α-Thiolester ist es möglich, durch Entschützen der Thiolfunktion der Dmmb Gruppe eine zusätzliche NCL Reaktion als Tandemligation mit einem weiteren α-Thiolester durchzuführen [77]. Zusätzlich zu der Verwendung der 20 natürlich vorkommenden Aminosäuren werden auch modifizierte Aminosäuren wie Selenocystein [78] und Selenohomocystein [79] als Bausteine in Peptide durch die Anwendung der NCL integriert. Bei der „Expressed Protein Ligation“ (EPL) werden die Vorteile der Molekularbiologie mit denen der chemischen Peptidsynsthese kombiniert. Hierbei werden die mit rekombinanten Methoden erhaltenen α-Thiolester mit durch SPPS synthetisierte am N-Terminus ein Cystein enthaltenen Peptiden unter den Bedingungen der NCL miteinander verknüpft [80,81,82,Review 83]. Eine Übersicht über die Verbreitung der NCL bei der Anwendung in der Peptidsynthese wurde kürzlich von Haase et al. beschrieben [84]. - 19 - 3.3 Die Aspartimidbildung als Nebenreaktion bei der Peptidsynthese und deren Verhinderung durch die Backbone Amidschutzgruppen Hmb und Dmb Bei der SPPS mittels Fmoc/tert-Butyl Strategie von Peptiden, die in ihrer Aminosäuresequenz die Kombination Asp-Gly bzw. Asn-Gly enthalten, ist es möglich, dass als Nebenreaktion Aspartimidbildung [27,85,86,87,88,89] auftreten kann. Bei der von Henklein et al. [90] beschriebenen Synthese des PB1-F2 Peptids PR8 (A/Puerto Rico/8/1934) [1] konnte diese Nebenreaktion beobachtet werden. Neben dem Vorhandensein des erwähnten Sequenzmotivs hat auch die Sekundärstruktur des entsprechenden Peptids einen Einfluss auf das Ausmaß der Aspartimidbildung, je nachdem wie leicht sich der fünfgliedrige Übergangszustand ausbilden kann (Abbildung 8). O O X H N β N α H O N N H O X = OtBu, NH2 N α H OH O H N N α H N H O N O β-Piperidid α-Piperidid O OH H N O richtiges Peptid; α-aspartyl Peptid Abbildung 8: β O O N H β N N H N H N H OH O β-aspartyl Peptid Schematische Darstellung der Aspartimidbildung als Nebenreaktion bei der Peptidsynthese [27] Ein Nachteil dieser ungewünschten Reaktion ist, dass nach dem Einbau der „Asp-Gly oder Asn-Gly Einheit“, bei jeder weiteren Kupplung einer nachfolgenden Aminosäure die FmocGruppe durch 20 %ige Piperidinlösung in DMF abgespalten wird. Durch das eingesetzte Piperidin besteht die Möglichkeit, dass sich zum einen weiteres Aspartimid bildet. Und zum anderen können sich aus dem entstandenen Aspartimid α- und β-Piperidide ausbilden. Diese Nebenprodukte weisen eine Massendifferenz von +67 Da auf. Als weiterer Nachteil muss angesehen werden, dass nach der Bildung des fünfgliedrigen cyclischen Imides, dieses sich wieder öffnen kann, wobei sowohl das gewünschte α-Peptid resultiert und auch das entsprechende β-Peptid gebildet werden kann. Die Bildung des cyclischen Imids erfolgt dabei - 20 - durch den nucleophilen Angriff des Stickstoffatoms vom Glycin an das β- Carboxylkohlenstoffatom der Ester- oder Amidseitenkettenfunktion von der geschützten Fmoc-Aminosäure Asparaginsäure oder auch Asparagin, welche im nächsten Cyclus an die Peptidkette gekuppelt wird. Da die Möglichkeiten zur Bildung der erwähnten Nebenprodukte bei jedem weiteren Reaktionscyclus vorliegen, sinkt die Ausbeute des gewünschten Peptids in erheblichem Maße. Eine sehr effektive Methode zur Verhinderung dieser Nebenreaktion besteht in der temporären Maskierung des Stickstoffatoms der Peptidbindung mit der 2Hydroxy-4-methoxybenzyl-Amidschutzgruppe (Hmb) [10,11,12,91]. Durch die Verwendung der Hmb-Gruppe wird neben der Verhinderung der Aspartimidbildung auch die Ausbildung von Sekundärstrukturen der wachsenden Peptidkette am Harz während der Synthese verhindert [92]. Die dadurch erreichte Unterdrückung der Aggregation der Peptidketten am Harz während der Synthese ermöglicht die Synthese von Peptiden, die allgemein als „Difficult Sequences“ bezeichnet werden [93]. Als eindruckvolles Beispiel sind dafür in der Litertur beispielsweise die Synthesen der „Jung-Redemann“-Sequenz [94], das Alzheimer Amyloid Peptid Aβ(1-42) [95,96] oder die Teilsequenz des Acyl Carrier Proteins ACP(65-74) [97] beschrieben worden. Das Decapeptid ACP(65-74) gilt gegenwärtig als „Testsequenz“ für die Leistungsfähigkeit der Anwendung von z.B. neuen Kupplungsmethoden [98], neuen Additiven [99], neuen Harzen [100] und auch die Anwendung von neuen Amidschutzgruppen für das Peptidrückgrat [10]. Bei der Entwicklung der Hmb-Gruppe durch Quibell und Johnson [27] wurden anfangs nur methoxy-substituierte Arylreste als Amidschutzgruppe verwendet, wodurch die Acylierung des Stickstoffatoms bei der Kupplung der folgenden Aminosäure nur sehr schlecht ablief und nicht mehr quantitativ erfolgte. Durch die Einführung der 2-Hydroxylfunktion am Arylrest wurde die Acylierung durch die nächste Aminosäure erleichtert. Der Grund liegt darin, dass sich durch eine intramolekulare Wasserstoffbrückenbindung mit dem freien Elektronenpaar des Stickstoffatoms eine tautomere Grenzstruktur ausbildet, bei der die O-H-Bindung der Hydroxyfunktion leicht destabilisiert wird (Abbildung 9). Bei dieser Grenzstruktur verläuft die Acylierung mit Hilfe der sehr reaktiven Pentafluorphenylester der entsprechenden Aminosäure schneller, als es ohne diesen elektronenziehenden Einfluss der Fall wäre. Als abschließender Schritt erfolgt dann ein intramolekularer OÆN Acyltransfer, wodurch die Amid-Peptidbindung gebildet und gleichzeitig die 2-Hydroxylfunktion regeneriert wird (Abbildung 9). - 21 - Fmoc H3CO O R2 O F H2N O R1 Fmoc N F Fmoc F O N O F R2 O H N H3CO F R1 Fmoc O 20% Piperidin/DMF R2 H O H R2 O H N N O O H O H N NH O R1 H3CO H3CO O Fmoc Fmoc O O O R2 O H N N O Abbildung 9: H N NH R3 H3CO R1 Fmoc H N R1 R3 R2 O R3 O Aktivester O H N HN O R1 H3CO OH Schematische Darstellung der Kupplung der nächsten Aminosäure über eine tautomere Grenzstruktur der Hmb-Gruppe mit anschließendem OÆN Acyltransfer [27] Die freie Hydroxylfunktion der Hmb-Gruppe kann bei der SPPS von biotinylierten Peptiden während der Biotinylierung am N-Terminus des am Harz verankerten Peptids in Gegenwart von DIEA ebenfalls durch Biotin acyliert werden [101]. Diese biotinylierte Hmb-Gruppe verbleibt nach der anschließenden Abspaltung des Peptids mit TFA am Peptid, wohingegen alle anderen Standardschutzgruppen (siehe Kapitel Material und Methoden) unter diesen Bedingungen abgespalten werden. Dieser Effekt lässt sich zum einem durch den stark gestiegenen sterischen Anspruch der durch Biotin acylierten Hmb-Gruppe erklären, wodurch eine Abschirmung gegen die angreifende TFA resultiert (Abbildung 11). Zum anderen wird ein stark elektronenziehender Substituent an Stelle der Hydroxylfunktion eingeführt, wodurch ebenfalls die Abspaltbarkeit durch TFA herabgesetzt wird [102]. Den Effekt der Umkehr der Säurelabilität in eine Säurestabilität der Hmb-Gruppe gegenüber TFA wurde bereits von Quibell et al. [103] und Johnson et al. [104] beschrieben. Mit Hilfe der Acetylierung der freien Hydroxylfunktion vom Hmb geschützten Glycin mit Ac2O in Gegenwart von DIEA konnte er die Abspaltung der nunmehr 2-Acetoxy-4-methoxybenzyl Gruppe (AcHmb) von Glycin durch TFA verhindern. Durch die anschließende Umsetzung des AcHmb geschützten Peptids mit 20 % Piperidin in DMF (oder 5 % Hydrazin in DMF), den standardmäßigen Bedingungen zur Abspaltung der Fmoc-Gruppe, wurde die Acetylgruppe wieder abgespalten und so die säurelabile Hmb-Gruppe regeneriert [103] (Abbildung 10). Der Einbau der - 22 - AcHmb-Gruppe während der SPPS verbesserte die Löslichkeit nach der Abspaltung vom Harz von ansonsten sehr schwer löslichen Peptiden wie des Amyloid Peptids Aβ(1-42) erheblich, wodurch die anschließende Reinigung mittels RP-HPLC sehr vereinfacht wurde [105]. Diese starke Verbesserung der Löslichkeit von Peptiden durch den Einbau der AcHmbGruppe konnte auch auf ansonsten vollständig geschützte Peptide übertragen werden, was Quibell et al. [106,107] eindrucksvoll zeigen konnten. O O N N Ac2O, DIEA H3CO OH O 20% Pieridin/ DMF H3CO O CH3 Gly(AcHmb) Gly(Hmb) Abbildung 10: Schematische Darstellung der reversiblen Modifizierung der Hmb-Gruppe durch Ac2O gemäß Quibell et al. [103] Asp(OtBu) Asp(OtBu) O O OtBu O H N O N H O OtBu O N H N H Biotinylierung H N O N H O O OH H3CO H3CO TFA HN Gly(Hmb) Gly(Hmb)+Biotin Asp OH N H O H N O NH O O O S O N H Gly Abbildung 11: Schematische Darstellung der Acylierung der Hmb-Gruppe während der Biotinmarkierung des Peptids und anschließender Abspaltung des Peptids vom Harz mit TFA Eine Weiterentwicklung der Hmb-Gruppe stellt die 2,4-Dimethoxybenzyl Gruppe (Dmb) [12,13,108] dar, die ebenso wie die Hmb-Gruppe die Ausbildung von geordneten βFalttblattstrukturen während der SPPS verhindert. Mit der Verwendung der Dmb-Gruppe als - 23 - Backbone Amidschutzgruppe für die Aminosäure Glycin ist eine Acylierung nicht möglich [109]. Durch die Einführung einer dritten Methoxygruppe kommt man zu der 2,4,6Trimethoxybenzyl Gruppe (Tmob) [110,111], bei welcher auf Grund des noch größeren sterischen Anspruches die Kupplung der nächstfolgenden Aminosäure sehr erschwert wird. Für die Abspaltung der drei als Backbone Amidschutzgruppe eingesetzten Hmb, Dmb und Tmob Gruppe werden relativ harsche Bedingungen wie lange Reaktionszeiten in TFA [102,112] benötigt, was für die Synthese von empfindlichen Peptiden ein Nachteil sein kann. Beispielsweisen könnten Nebenreaktionen bei längeren Reaktionszeiten in den Vordergrund treten, wodurch die Ausbeute des gewünschten Peptids verringert wird. Bei der Abspaltung verbleibt außerdem ein intaktes Molekül in Form eines Benzylkations in der Abspaltlösung. Auch wenn bei der Abspaltung Silane wie Triisopropylsilan (TIPS) als Scavanger zugegeben werden [113,114], die diese reaktiven Kationen abfangen sollen, so verbleibt immer ein gewisses Restrisiko, dass diese Kationen an anderer Stelle mit dem synthetisierten Peptid eine kovalente Bindung eingehen und dann nicht mehr entfernt werden können. Zur Verhinderung der Aspartimidbildung wurden kürzlich auch andere Schutzgruppen für die Seitenkettenfunktion der Asparaginsäure wie beispielsweise die 4-{N-[1-(4,4-dimethyl-2,6dioxocyclohexyliden)-3-methylbutyl]amino}benzyl Gruppe (Dmab) [115] oder die neuen Backbone Schutzgruppen 3,4-Ethylendioxy-2-thenyl (EDOTn) und 1-Methyl-3-indolylmethyl (MIM) [112] beschrieben (Abbildung 12). CH3 H3C O O H3C S N HN H3C O CH3 O MIM EDOTn Dmab Abbildung 12: Die zur Verhinderung der Aspartimidbildung eingesetzten Backbone Amidschutzgruppen Dmab [115]; EDOTn und MIM [112] Die Verwendung einer Schutzgruppe, die unter den Bedingungen der SPPS stabil ist und sich während der Abspaltung in unreaktive Moleküle zersetzt, wie die von Carpino et al. [14,15] eingeführte Dicyclopropylmethyl Gruppe (Dcpm), stellt in diesem Fall eine sehr viel elegantere Lösung des Problems dar. - 24 - 3.4 Die Backbone Amidschutzgruppe Dcpm in der Peptidsynthese Die Dicyclopropylmethyl (Dcpm) und die Dimethylcyclopropyl (Dmcp) Schutzgruppen wurden ursprünglich sowohl als Amidseitenkettenschutz für Asparagin und Glutamin, als auch als Carboxylschutzgruppe am C-Terminus von Peptiden entwickelt [14]. Für die Darstellung von Dcpm geschützten Aminosäuren in der SPPS mittels der Fmoc/tert-Butyl Strategie entwickelten Carpino et al. [15] ein fünfstufiges Synthesekonzept. Im ersten Schritt wird dabei ausgehend vom Dicyclopropylketon das entsprechende Iminhydrochlorid, katalysiert durch TiCl4, zuerst durch die Einleitung von gasförmigem Ammoniak und anschließend durch Chlorwasserstoffeinleitung generiert [116,117]. Als nächstes folgt dann die Kondensation mit der jeweiligen Benzylester geschützten Aminosäure gefolgt von der Reduktion mit NaCNBH3 zur N-Dcpm und O-Benzylester geschützten Aminosäure. Durch katalytische Hydrierung mit Wasserstoff über Pd/C gefolgt von der Acylierung durch FmocCl wird die entsprechende Fmoc-(Dcpm)-Aminosäure erhalten (Abbildung 13). O O Cl 1) NH3, TiCl4 2) HCl H2N NH2 O O R N O R NaCNBH3 O H N H2 O O H N Pd/C OH R R Fmoc-Cl N R Fmoc O OH Abbildung 13: Schematische Darstellung des Synthesekonzepts gemäß Carpino et al. für Fmoc-(Dcpm) geschützte Aminosäuren [15] Im Gegensatz zu den bekannten Backbone Amidschutzgruppen Hmb und Dmb, bei denen relativ stark saure Bedingungen für deren Abspaltung vom Peptid nötig sind [102,112], ist es möglich, die Dcpm-Gruppe unter sehr schwach sauren Bedingungen vom gewünschten Peptid abzuspalten. So konnte durch NMR-Untersuchungen gezeigt werden, dass bereits Konzentrationen von z. B. 5 % TFA in Chloroform für die Abspaltreaktion ausreichend sind [19,101]. - 25 - 3.5 NMR Untersuchungen von Peptiden Um Strukturinformationen über Peptide in Lösung zu erhalten, können Untersuchungen mit Hilfe von CD- und auch NMR Spektroskopie durchgeführt werden. Ziel dieser Untersuchungen ist, ein Strukturmodell des entsprechenden Peptids zu erhalten und somit einen möglichen Einblick in dessen biologische Wirkungsweise zu gewinnen. Bei der Probenvorbereitung ist es dabei sehr wichtig, dass man so gut wie möglich versucht, die physiologische Umgebung des zu untersuchenden Peptids bei den Messbedingungen zu simulieren. Bei 1H NMR Untersuchungen von Peptiden weisen die eindimensionalen Spektren eine sehr starke Überlappung der Signale auf, was eine eindeutige Zuordnung meistens nicht möglich macht. Durch zweidimensionale 1H NMR Untersuchungen kann eine Art „Entzerrung“ der Spektren in dem Sinn erreicht werden, dass die Überlappung der Resonanzsignale der Protonen aufgehoben wird. Bei der PFT-Methode (Puls-FourierTransform) der NMR Spektroskopie wird der Abfall der transversalen Magnetisierung (FID, free induction decay) als Signal gemessen. Dabei ist das Empfängersignal eine Funktion der Detektionszeit t2. Erfolgt eine Variation der Evolutionszeit t1, die zwischen dem ersten Impuls und der Datenaufnahme liegt, so ist das Empfängersignal eine Funktion von t1 und t2. Die anschließende Fourier-Transformation beinhaltet dann ebenfalls zwei Frequenzvariablen F1 und F2, was die Grundlage der zweidimensionalen NMR Spektroskopie darstellt [118]. Es wird bei den zweidimensionalen NMR Spektren im Allgemeinen zwischen den J-aufgelösten (J-resoveld) und den korrelierten (correlated) 2D Spektren unterschieden [118]. Die homonuklearen J-aufgelösten 2D Experimente enthalten nach einem primären 90°-Impuls eine Evolutionszeit t1, in derren Mitte ein weiterer 180°-Impuls liegt. Nach jeden Impulspaar nimmt t1 um einen konstanten Betrag zu. Während der Evolutionszeit t1 wird nur die skalare Kopplung entwickelt, so dass die F1-Information ausschließlich Kopplungen enthält. Die F2Information hingegen enthält das gesamte Spektrum. Nach entsprechender mathematischer Umformung (Fourier-Transformation) enthält man dann ein Konturdiagramm, in dem die Spinmuster von oben betrachtet werden (in Abbildung 14 für ein Dublett und ein Triplett veranschaulicht). Eine Projektion auf die F2-Achse liefert dann ein vollständig entkoppeltes 1 H NMR Spektrum, wo jede Resonanz als Singulett widergegeben ist. Mit dieser Methode ist die Zuordnung von stark überlappenden Multipletts möglich. Ein Nachteil besteht aber in der relativ langen Messzeit und dem Auftreten von Signalartefakten bei stark gekoppelten Spinnsystemen. Eine größere Bedeutung haben die korrelierten zweidimensionalen NMR Spektren. - 26 - +10Hz 0Hz F1 -10Hz δ1 δ2 F2 Abbildung 14: Schematisches Konturdiagramm eines J-aufgelösten 2D 1H NMR Spektrum für ein Dublett und ein Triplett mit Projektionen auf die F1- und F2-Achse [118] Die korrelierten 2D NMR Spektren enthalten in beiden Frequenzachsen (F1 und F2) die chemischen Verschiebungen. Es gibt hierbei verschiedene Verfahren wie beispielsweise COSY, TOCSY, NOESY etc., die alle eine unterschiedliche Pulssequenz und graphische Darstellungen aufweisen. Es werden mit diesen Methoden homonukleare 1 1 H Shift- 1 Korrelationen erhalten, die die H- H-Kopplungen eines Moleküls widergeben. F2 δ1 δH δ2 δ3 δ3 δ2 δ1 F1 δH Abbildung 15: Schematisches Konturdiagramm eines 1H korrelierten zweidimensionalen NMR Spektrums eines Drei-Spin-Systems mit zwei Kopplungen [118] In Abbildung 15 ist als Beispiel ein 1H korreliertes 2D Spektrum eines Drei-Spin-Systems dargestellt. Das normale 1D 1H NMR Spektrum liegt im Konturdiagramm auf der Diagonale. Die ausgefüllten schwarzen Kreise stellen Kreuzungspunkte (cross-peaks) dar. In diesem Fall koppelt δ3 mit δ1 und mit δ2. Die leeren Kreise symbolisieren dagegen, dass zwischen δ1 und - 27 - δ2 keine Kopplung vorliegt. Bei den COSY und TOCSY Experimenten werden dabei Korrelationen (cross peaks) zwischen den Protonen beobachtet, die auf der Konektivität über die chemischen Bindungen (skalare Kopplungen) beruhen. Im NOESY Spektrum hingegen zeigen die Kreuzsignale (cross peaks) die räumliche Nachbarschaft der Kerne an, und sind auf deren dipolaren Wechselwirkungen begründet. Diese NOE-Signale können bis zu einer Entfernung von ca. 5Å nachgewiesen werden [118,119,120,121]. Mit Hilfe der zweidimensionalen NMR Experimenten (COSY, TOCSY, NOESY) lassen sich die Spinsysteme der einzelnen Aminosäuren zuordnen [119,120,121]. Die anschließenden Berechnungen zur Moleküldynamik und Energieminimierung mit Hilfe der erhaltenen NOE-Daten sollen dann ein möglichst repräsentatives Ergebnis des untersuchten Peptids in Lösung liefern. - 28 - 4 Zielstellung Das vorangige Ziel dieser Arbeit bestand darin, relativ lange virale Regulatorpeptide bzw. Proteine synthetisch herzustellen. Diese synthetischen Peptide sollten anschließend für biologische Experimente im Arbeitskreis von Prof. Dr. U. Schubert an der Universität Erlangen-Nürnberg und für Untersuchungen zur Strukturbestimmung in Lösung in der Arbeitsgruppe von Dr. V. Wray am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig eingesetzt werden. Es wurden Peptide mit einer Länge von bis zu 96 Aminosäuren resultierend vom Humanen Immundefizienzvirus Typ 1 (HIV-1) synthetisiert, aber auch schwerpunktmäßig Influenza A Virus (IAV) Peptide von drei verschiedenen Stämmen (humane und aviäre). Bei den IAV Peptiden handelte es sich um verschiedene Peptide, die alle zu der Gruppe der PB1-F2 Peptide mit einer Länge von bis zu 90 Aminosäuren gehören. Bei der Synthese von Peptiden mit einer Länge von mehr als 50 Aminosäuren stellen die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Peptidketten, wie beispielsweise die Ausbildung von Wasserstoffbrückenbindungen, am polymeren Träger ein gravierendes Problem dar. Durch die damit verbundene Aggregation der Peptidketten wird das so genannte reaktive Zentrum für die Kupplung der nächsten folgenden Aminosäure sehr stark abgeschirmt. Dadurch wird ein Angriff der als Aktivester vorliegenden Aminosäure entweder sehr stark behindert oder sogar ganz unterbunden. Im Gegensatz zu der klassischen kontinuierlichen Methode der Festphasenpeptidsynthese (SPPS) sollte im Rahmen dieser Arbeit die konvergente Methode der „Native Chemical Ligation“ (NCL) auf die Synthese von viralen Regulatorproteinen mit einer Länge von bis zu 96 Aminosäuren (Synthese von Vpr) angewendet werden. Bei diesem Konzept werden Fragmente des eigentlich zu synthetisierenden Peptids, die auf Grund ihrer kürzeren Aminosäuresequenz mit Hilfe der SPPS leichter zu erhalten sind, zum fertigen „full-length“ Peptid kondensiert. Darüber hinaus sollten die gewonnenen Erkenntnisse (Synthese von PR8) dann auch auf die Gewinnung von bisher nicht synthetisierten Peptiden (Synthese von SF2 und Mutanten von BF2) angewendet werden. Um die Aggregation von Peptidketten während der Synthese am Harz zu verhindern, war es das Ziel, die Amidfunktion von Glycin mit der Dicyclopropylmethyl (Dcpm) Gruppe zu schützen und anschließend für die Synthese eines Modellpeptids einzusetzen. Die urspünglich von Carpino et al. [14] als Carboxylschutzgruppe und als Schutzgruppe für die Amidseitenkettenfunktionen von Glutamin und Asparagin entwickelte Dcpm Schutzgruppe - 29 - sollte in der vorliegenden Arbeit für die Maskierung des Stickstoffatoms von Glycin im Peptidrückgrat verwendet werden. Mit Hinblick auf die in der Literatur bekannte Nebenreaktion der Aspartimidbildung bei Peptiden war es ein Ziel, durch die Entwicklung eines neuen Synthesebausteins die Anwendung von Dcpm geschütztem Glycin als Dipeptid Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH zu vereinfachen. Durch die Verwendung des Dipeptidbausteins wird das Risiko einer unvollständigen Acylierung durch Asparaginsäure während der nächsten Kupplung minimiert. Die bei diesem neuen Dipeptidbaustein integrierte Dcpm-Gruppe kann unter sehr milden leicht sauren Bedingungen nach erfolgreicher Peptidsynthese problemlos mit abgespalten werden. Die Entwicklung des Dipeptids FmocAsp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH stellt eine Alternative dar, zu den kommerziell erhältlichen Hmb und Dmb Derivaten Fmoc-Asp(OtBu)-(Hmb)Gly-OH und Fmoc-Asp(OtBu)-(Dmb)Gly-OH (Novabiochem, Merck Biosciences und NeoMPS), für deren Abspaltung drastischere Abspaltbedingungen, das heißt längere Reaktionszeiten in stark saurem Milieu, nötig sind. Um den sterischen Einfluss der Seitenkettenfunktion der Aminosäure auf die Dcpm-Gruppe zu untersuchen, wurden neben Glycin auch Alanin und Leucin mit dieser neuen BackboneSchutzgruppe modifiziert und mittels NMR Spektroskopie analysiert. - 30 - 5 5.1 Experimenteller Teil Material und Methoden Die verwendeten Lösungsmittel von technischer Qualität wurden vor der Benutzung destilliert. Für die Reaktionen verwendete Lösungsmittel wurden durch Destillation wie folgt getrocknet: DCM über Calciumhydrid, Benzol und Toluol über Natrium / Benzophenon. Die SPPS wurden entweder bei Raumtemperatur mit einem automatischen Peptidsynthesizer ABI 433A mit UV-Detektor von Applied Biosystems oder bei höheren Temperaturen mit dem Mikrowellen Peptidsynthesizer Liberty von CEM durchgeführt. Die Synthesen erfolgten jeweils im 0.1 mmol Maßstab unter Verwendung der Fmoc/tert-Butyl Strategie. Die folgenden Schutzgruppen für die Seitenketten der entsprechenden Aminosäuren wurden während der automatischen Synthesen verwendet: 2,2,4,6,7-pentamethyl-dihydro- benzofurane-5-sulfonyl (Arg), tert-butyloxycarbonyl (Trp, Lys), tert-butyl ether (Thr, Ser, Tyr), tert-butyl ester (Asp, Glu), und trityl (Asn, Cys, Gln, His). Lösungsmittel, die für die Peptidsynthese eingesetzt wurden, waren von der Qualität „peptide synthesis grade“. Die Schmelzpunkte wurden mit einem Schmelzpunktbestimmer von Apotec mit einer offenen Glaskapillare ermittelt und sind unkorrigiert. Die Reinigung der Peptide erfolgte auf einem Shimadzu LC8 System. Deren analytische Kontrolle mittels RP-HPLC wurde mit einem Shimadzu LC10 System durchgeführt. Für die Reinigung mittels HPLC wurden Lösungsmittel der Qualtität „HPLC grade“ verwendet. Die eindimensionalen NMR Spektren wurden entweder mit einem Bruker DPX 300 mit Autosampler bei 300 MHz für 1H und 75 MHz für 1 13 C, mit einem Bruker AV 400 mit 13 Autosampler bei 400 MHz für H und 100 MHz für C oder mit einem Bruker AV 600 bei 600 MHz für 1H und 150 MHz für 13 C gemessen. Die Messung der zweidimensionalen homonuclearen 1H NMR Spektren (TOCSY und NOESY) der synthetisierten Peptide erfolgte mit einem Bruker Avance Gerät bei 600 MHz ausgestattet mit einem UltraShield Plus Magneten und einem dreifachen Resonanzcryoprobenkopf (1H/13C/15N) mit Gradienteneinheit. Für die Messungen der Peptide SF2(1-40), SF2(30-70) und SF2(50-90) wurden diese in 50%igem wässrigem TFE-d2 bei einem pH-Wert von ca. 3 gelöst. Die Peptidlösungen hatten eine Konzentration von 1.4, 1.6 bzw 1.1 mmol. Die Messungen erfolgten bei einer Temperatur von 300 K. Die Spektren wurden mit Mischzeiten von 110 ms beim TOCSY und 250 ms beim NOESY jeweils ohne Rotation aufgenommen. Die Datenaufnahme, Prozessierung und die Spektrenanalyse erfolgten mittels einer Standard - 31 - Bruker Software. Die chemischen Verschiebungen sind in ppm angegeben und beziehen sich auf das restliche Protonensignal des jeweiligen Lösungsmittels bzw. auf das interne Methylensignal bei 3.95 ppm bei den Spektren in 50%igem TFE-d2. Die Identifizierung der eindeutigen Spinsysteme der jeweiligen Aminosäuren und deren sequentielle Zuordnung erfolgte in Anlehnung an die Vorgehensweise von Wüthrich [121]. Die für die Peptidstrukturberechnungen benötigten Abstände zwischen den Protonen wurden durch die Umwandlung der entsprechenden NOE-Signale mit dem Bruker Programm AURELIA bestimmt, wobei nur eindeutige NOE-Signale für diese Analyse berücksichtigt wurden [122]. Dabei wurde der Abstand der Amidprotonen in den Seitenketten der Aminosäuren Gln oder Asn auf 0.19 nm kalibriert. Die Peptidstrukturen wurden auf einer Octane Workstation von Silicon Graphics berechnet unter Verwendung des Programms CNS 1.0 mit den Standardparametern für CNS [123]. Die Bestimmung der jeweiligen Kernstrukturen erfolgte mit den Programmen LSQMAN und MOLEMAN2 von Uppsala Software Factory [124,125]. Die graphische Darstellung der Strukturen wurde mit dem Programm PYMOL durchgeführt [126]. Die oben beschriebenen Verfahren zur Strukturaufklärung von Peptiden in Lösung wurden bereits in Arbeiten von Bruns et al. [9,127] und Fossen et al. [128] erfolgreich angewendet und beschrieben. Matrix assisted laser desorption ionization mass spectra (MALDI-MS) wurden aufgenommen an einem Voyager-DE PRO BioSpectrometry Workstation von Applied Biosystems. Die Peptidproben wurden in 50%igem wässrigem Acetonitril gelöst. Als Matrix wurde α-Cyano4-hydroxyzimtsäure verwendet. Positive ion electrospray ionization mass spectra (ESI-MS) wurden mit einem Micromass Q-Tof-2 Massenspektrometer gemessen. Die Proteinproben wurden in 70%igem wässrigem Methanol gelöst und in die Electrospraykammer mit einer Nadelspannung von 0.9 kV bei einer Flussrate 40 nl/min injiziert. Hochaufgelöste Massenspektren (HR-MS) wurden mit einer LCT Premier XE UPLC-Anlage von Waters mit einer ACQUITY ACR UI HSST3 Säule (100 x 2.1 mm, 1.8 µm) bei einer Säulentemperature von 35 °C gemessen bei einem Gradienten von 5 % Acetonitril / 95 % Wasser auf 95 % Acetonitril / 5 % Wasser in 10.5 min bei einer Flussrate von 0.6 ml/min. - 32 - 5.2 Peptidsynthesen Bei den regulatorischen Viruspeptiden, die im Rahmen dieser Arbeit zum Teil erstmalig synthetisch hergestellt wurden, handelt es sich zum einen um Peptide des Humanen Immundefizienzvirus Typ 1 (HIV-1) [4,5,8], wie Vpr und p6. Zum anderen wurden drei verschiedene PB1-F2 Peptide von humanen und aviären Influenza A Virus Stämmen [1] synthetisiert, sowie das p9 Peptid vom Virus der infektiösen Anämie der Einhufer (EIAV) [6,7]. 5.2.1 Herstellung der Gag Peptide p6 (HIV) und p9 (EIAV) Das HIV Gag Peptid p6 (HIV-1NL4-3) mit einer Länge von 52 Aminosäuren und auch das EIAV Gag Peptid p9 (Isolat EIAWYOMING) mit einer Länge von 51 Aminosäuren wurden mittels klassischer step-by-step Methode am Trägerharz synthetisiert. P6 A 1 10 20 30 40 50 L QS R PE P TA P -P E E S FR F G E E -T T T PS Q K Q E P- ID K EL Y PL A S - LR S L F G SD P S- S Q B 1 P9 10 20 30 40 50 P IQ Q KS Q HN K - S V VQ E T P Q TQ - NL Y PD L SE I K- KE Y NV K EK D Q- V ED L NL D SL W -E Abbildung 16: Aminosäuresequenz der Peptide p6(1-52) (A): (Die unterstrichenen Aminosäuren markieren die Positionen, wo zur Syntheseoptimierung Pseudoproline bzw. für Thr-22 die sterisch anspruchsvollere Trt-Seitenkettenschutzgruppe eingesetzt wurden.); und p9(1-51) (B): (Die unterstrichenen Aminosäuren markieren die Position, wo zur Syntheseoptimierung Pseudoprolin verwendet wurde.) Synthese von p9 (EIAV) Für die Synthese wurden 300 mg TentaGel S Trt-Glu(tBu)-Fmoc Harz (Beladung 0.17 mmol/g, Rapp Polymere) verwendet. Zur Erhöhung der Syntheseeffizienz wurden nach der Kupplung der 4. Aminosäure Ser-48 Doppelkupplungen durchgeführt und HATU als Kupplungsreagenz verwendet. Die Abspaltung der temporären Fmoc Schutzgruppe erfolgte während der gesamten Synthese mit 20 % Piperidin in DMF. Zur Verringerung der - 33 - Interaktionen zwischen den Peptidketten und deren Aggregation am Harz während der Synthese wurde Fmoc-Lys(Boc)-Ser(ΨMe,Mepro)-OH an der Position Lys-10/Ser-11 eingesetzt (Abbildung 16). Die Abspaltung des so synthetisierten Peptids erfolgte mit TFA : Wasser : TIPS (95:3:2, v/v/v) für 1.5 h bei Raumtemperatur. Nach dem Einengen der Abspaltlösung am Rotationsverdampfer wurde das Rohprodukt durch die Zugaben von eiskaltem Et2O ausgefällt, abgesaugt und anschließend aus 10 %iger Essigsäure : MeCN (3:1, v/v) lyophilisiert. Ausbeute Rohprodukt: 173 mg (28.57 µmol, 56 %), weißer Feststoff, Reinheit laut RP-HPLC 52 % Die Reinigung von jeweils ca. 35 mg Rohprodukt mittels RP-HPLC erfolgte bei einem Gradienten von 35 % B auf 65 % B in 50 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA) mit einer Zorbax 300SB_C18 Säule (250 x 21.2 mm, 7 µm) bei einer Flussrate von 10 ml/min und einer Wellenlänge von λ = 220 nm. Ausbeute nach Reinigung mittels RP-HPLC: 6.7 mg (1.11 µmol, 20 % bezogen auf die zur Reinigung eingesetzte Menge Rohprodukt) A B Rt = 19.342 min p9(1-51) 0 5 10 15 20 25 Rt [min] Rt = 19.393 min p9(1-51) 0 5 10 15 20 25 Rt [min] Abbildung 17: Analytische HPLC Chromatogramme vom Rohpeptid (A) und vom gereinigten Peptid p9(151) (B): Gradient: 10% B Æ 100% B in 45 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA); Fluss: 1 ml/min; λ = 220 nm; Säule: Nucleosil C18 (125 x 4.6 mm, 5 µm) - 34 - MALDI-MS: berechnet: 6055.72 Da gefunden: 6056.46 Da (M+) 3027.54 Da (M2+) Voyager Spec #1[BP = 6055.9, 42496] 6056.46 100 4.2E+4 90 80 % Intensity 70 60 50 40 30 20 10 0 999.0 6093.75 3027.54 2399.4 3799.8 5200.2 6600.6 8001.0 Mass (m/z) Abbildung 18: MALDI-MS Spektrum vom gereinigten Peptid p9(1-51) Synthese von p6 (HIV) Für die Synthese wurden 300 mg TentaGel S Trt-Gln(Trt)-Fmoc Harz (Beladung 0.20 mmol/g, Rapp Polymere), verwendet. Zur Erhöhung der Syntheseeffizienz wurden nach der Kupplung der 8. Aminosäure Phenylalanin Doppelkupplungen durchgeführt. Als Kondensationsreagenz wurde HBTU verwendet. Die Abspaltung der Fmoc Schutzgruppe erfolgte während der Synthese mit 20 % Piperidin in DMF. Zur Verringerung der Interaktionen zwischen den Peptidketten und deren Aggregation am Harz während der Synthese wurden die Pseudoproline Fmoc-Glu(OtBu)-Ser(ΨMe,Mepro)-OH an der Position Glu-13/Ser-14 und Fmoc-Ala-Ser(ΨMe,Mepro)-OH an Position Ala-39/Ser-40 eingesetzt. Weiterhin wurden in dem Sequenzmotiv Thr-21/Thr-22/Thr-23 die Doppelkupplungen in folgender Weise modifiziert. Für Thr-21 wurde als Seitenkettenschutzgruppe die tert-Butyl Gruppe verwendet. Bei Thr-22 wurde für die erste Kupplung die sterisch anspruchsvollere Trityl Gruppe eingesetzt, wobei nur von einem Reaktionsumsatz von ca. 80 % ausgegangen werden kann. Durch den Einsatz der größeren Trityl Schutzgruppe soll die Ausbildung von Sekundärstrukturen und die Interaktion der Peptidketten untereinander verhindert werden, um so die Reinheit und Ausbeute des Rohproduktes zu erhöhen. Im zweiten Reaktionsschritt wurde dann erneut die kleinere tert-Butyl Gruppe als Seitenkettenschutz für Thr-22 eingesetzt, um eine vollständige Kupplung an der Position Thr-22 zu erreichen. Die Kupplung von Thr-23 wurde dann wieder als Doppelkupplung mit der standardmäßig verwendeten tertButyl Seitenkettenschutzgruppe für Threonin durchgeführt. Die Abspaltung des Peptids vom Harz erfolgte mit TFA : Wasser : TIPS (95:3:2, v/v/v) für 3.5 h bei Raumtemperatur. Nach dem Einengen der Abspaltlösung am Rotationsverdampfer wurde das Rohprodukt durch die - 35 - Zugabe von eiskaltem Et2O ausgefällt, abgesaugt und anschließend aus 10 %iger Essigsäure : MeCN (3:1, v/v) lyophilisiert. Ausbeute Rohprodukt: 18 mg (3.1 µmol, 5 %), weißer Feststoff, Reinheit laut RP-HPLC 77 % Die Reinigung mittels RP-HPLC erfolgte bei einem Gradienten von 39 % B auf 64 % B in 50 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA) mit einer Agilent C-18 Säule (250 x 30.0 mm, 10 µm) bei einer Flussrate von 20 ml/min und einer Wellenlänge von λ = 220 nm. Ausbeute nach Reinigung mittels RP-HPLC: 2.7 mg (0.465 µmol, 15 % bezogen auf die zur Reinigung eingesetzte Menge Rohprodukt) A B Rt = 21.270 min p6(1-52) 0 5 10 15 20 25 30 Rt [min] Rt = 21.246 min p6(1-52) 0 5 10 15 20 25 30 Rt [min] Abbildung 19: Analytische HPLC Chromatogramme vom Rohpeptid (A) und vom gereinigten Peptid p6(152) (B): Gradient: 10 % B Æ 100 % B in 45 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA); Fluss: 1 ml/min; λ = 220 nm; Säule: Zorbax 300SB_C18 (150 x 4.6 mm, 5 µm) - 36 - MALDI-MS: berechnet: 5807.39 Da gefunden: 5811.21 Da (M+) 2905.97 Da (M2+) Voyager Spec #1[BP= 5810.7, 28001] 5811.21 100 2.8E+4 90 80 %Intensity 70 60 50 40 30 20 10 2905.97 0 1999.0 2999.4 5792.12 5768.00 3999.8 5000.2 6000.6 7001.0 Mass (m/z) Abbildung 20: MALDI-MS Spektrum vom gereinigten Peptid p6(1-52) Synthese der Mutanten p6(1-52; S14ÆN), p6(1-52; S25ÆN), p6(1-52; S40ÆN) und p6(152; S14, S25, S40ÆN) Neben der Synthese des Wildtyps vom Peptid p6(1-52) wurden unter Verwendung des Mikrowellen-Peptidsyntheseautomaten Liberty von CEM die in Tabelle 1 angegebenen Mutanten des full-length p6(1-52) Peptids synthetisiert. Mit Hilfe dieser Mutanten, in denen die Aminosäure Serin durch Asparagin an den Positionen 14, 25 und 40 ausgetauscht wurden, erfolgten dann im Arbeitskreis von Prof. Dr. U. Schubert (Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Molekulare und Klinische Virologie) Untersuchungen zur Phosphorylierung des Peptids p6(1-52). 70 mg, 12.0 µmol, 24 % Reinheit vom Rohpeptid laut HPLC 24 % 3.1 mg, 0.53 µmol, 4.4 % p6(1-52; S25ÆN) 67 mg, 11.5 µmol, 23 % 33 % 3.0 mg, 0.51 µmol, 4.5 % p6(1-52; S40ÆN) 40 mg, 6.9 µmol, 14 % 11 % 1.8 mg, 0.31 µmol, 4.5 % p6(1-52; S14,S25,S40ÆN) 77 mg, 13.0 µmol, 26 % 37 % 1.3 mg, 0.22 µmol, 1.7 % Peptid Ausbeute an Rohpeptid p6(1-52; S14ÆN) Tabelle 1: Ausbeute nach HPLCReinigung# Synthetisierte Mutanten (SerÆAsn) vom Peptid p6(1-52), #Die prozentualen Angaben sind auf die jeweils erhaltene Menge an Rohpeptid bezogen. Die Synthesen der p6-Mutanten wurden jeweils an einem TentaGel S Trt-Gln(Trt)-Fmoc Harz (250 mg, Beladung 0.20 mmol/g, Rapp Polymere) durchgeführt. Die Abspaltung der FmocGruppe erfolgte während der Synthese mit 20 % Piperidin in DMF, wobei für 210 Sekunden - 37 - bei einer maximalen Temperatur von 70 °C Mikrowellen mit einer Leistung von 35 W eingestrahlt wurden. Zur Erhöhung der Effizienz wurden alle Aminosäurekupplungen als Doppelkupplungen durchgeführt. Als Kondensationsreagenz wurde HBTU verwendet. Die Kupplungsreaktionen wurden erst für 120 Sekunden bei Raumtemperatur und dann für 240 Sekunden bei einer maximalen Temperatur von 70 °C unter Mikrowelleneinstrahlung mit einer Leistung von 35 W durchgeführt. Die Abspaltung der Peptide vom Harz erfolgte mit TFA : Wasser : TIPS (95:3:2, v/v/v) für 3.5 h bei Raumtemperatur. Nach dem Einengen der Abspaltlösung am Rotationsverdampfer wurden die Rohprodukte durch die Zugaben von eiskaltem Et2O ausgefällt, abgesaugt und anschließend aus 10 %iger Essigsäure : MeCN (3:1, v/v) lyophilisiert. Die Reinigung mittels RP-HPLC erfolgte dabei analog zur Vorgehensweise wie sie bei der Synthese von p6(1-52) zuvor beschrieben wurde. Synthese von p6_neu (HIV) Die Synthese des Gag Peptids p6_neu(1-52) erfolgte an einem TentaGel S Trt-Gln(Trt)-Fmoc Harz (350 mg, Beladung 0.20 mmol/g, Rapp Polymere) unter Verwendung des MikrowellenSyntheseautomaten Liberty. Die Abspaltung der Fmoc-Gruppe wurde mit 20 % Piperidin in DMF durchgeführt, wobei für 210 Sekunden bei einer maximalen Temperatur von 50 °C Mikrowellen mit einer Leistung von 35 W eingestrahlt wurden. Zur Erhöhung der Effizienz wurden alle Aminosäuren durch Doppelkupplungen verknüpft. Als Kondensationsreagenz wurde HBTU verwendet. Die Kupplungsreaktionen wurden erst für 120 Sekunden bei Raumtemperatur und dann für 240 Sekunden bei einer maximalen Temperatur von 50 °C unter Mikrowelleneinstrahlung mit einer Leistung von 25 W durchgeführt. Eine Ausnahme bildet die Anknüpfung der Aminosäure Arginin. Arginin wurde erst für 25 Minuten bei Raumtemperatur und anschließend für 300 Sekunden unter Mikrowellenstrahlung bei einer maximalen Temperatur von 50 °C und einer Leistung von 25 W gekoppelt. P 6_ neu 1 10 20 30 40 50 S RP E PT A PP A - E S FR F GE E IT - PT P SQ K QE P K - D KE LY P PL A S - L RS L FG N DP S -S Q Abbildung 21: Aminosäuresequenz vom Peptid p6_neu(1-52) - 38 - Im Gegensatz zu den Synthesen der p6-Mutanten wurde hier die Temperatur für die Kupplungsreaktionen und für die Abspaltung der Fmoc-Gruppe auf maximal 50 °C reduziert, wodurch eine höhere Ausbeute des Rohpeptids im Verhältnis zur eingesetzten Harzmenge erzielt werden konnte. Wahrscheinlich erfolgte bei Temperaturen oberhalb von 50 °C ein partieller Verlust des Linkers am Harz, da bei allen Synthesen der p6-Mutanten und bei der Synthese von p6_neu(1-52) das gleiche TentaGel S Trt-Gln(Trt)-Fmoc Harz verwendet wurde. Ausbeute Rohprodukt: 291 mg (50.6 µmol, 72 %), weißer Feststoff, Reinheit laut RP-HPLC 52 % Die Reinigung von 25 mg Rohprodukt mittels RP-HPLC erfolgte bei einem Gradienten von 37 % B für 5 min isokratisch dann von 37 % B auf 62 % B in 50 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA) mit einer Zorbax 300SB_C-18 Säule (250 x 21.2 mm, 7 µm) bei einer Flussrate von 15 ml/min und einer Wellenlänge von λ = 220 nm. Ausbeute nach Reinigung mittels RP-HPLC: 7.3 mg (1.27 µmol, 29 % bezogen auf die zur Reinigung eingesetzte Menge Rohprodukt) A B Rt = 20.754 min p6_neu(1-52) 0 5 10 15 20 25 Rt = 20.849 min p6_neu(1-52) 0 30 5 10 15 20 25 30 Rt [min] Rt [min] Abbildung 22: Analytische HPLC Chromatogramme vom Rohpeptid (A) und vom gereinigten Peptid p6_neu(1-52) (B): Gradient: 10 % B Æ 100 % B in 45 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA); Fluss: 1 ml/min; λ = 220 nm; Säule: Zorbax 300SB_C18 (150 x 4.6 mm, 5 µm) - 39 - MALDI-MS: berechnet: 5756.39 Da gefunden: 5753.02 Da (M+) 2877.54 Da (M2+) Voyager Spec #1[BP = 5752.9, 2165] 5753.02 100 2165.1 90 80 % Intensity 70 60 50 40 30 5776.55 5852.96 20 10 2877.54 563.73 0 499.0 1799.4 3099.8 4400.2 Mass (m/z) Abbildung 23: MALDI-MS Spektrum vom gereinigten Peptid p6_neu(1-52) - 40 - 5700.6 7001.0 5.2.2 Herstellung des Humanen Immundefizienzvirus Peptids Vpr mit klassischer SPPS und mit NCL sowie dessen anschließende N-terminale Biotinylierung Beim regulatorischen HIV Peptid Vpr (HIV-1NL4-3) handelt es sich um ein Peptid mit einer Kettenlänge von 96 Aminosäuren. Die klassische Synthese mittels SPPS, wie sie Henklein et al. beschrieben haben [8], wurde durch die Verwendung eines neuartigen auf Polyethylenglycol (PEG) basierenden Aminomethyl-Harzes H-Ser(OtBu)-HMPB (260 mg, Beladung 0.21 mmol/g, ChemMatrix) und durch den Einsatz von Pseudoprolinen optimiert. Dieses neue Harz, im Weiteren als CM-Harz bezeichnet, weist bessere Quelleigenschaften in vielen gängigen organischen Lösungsmitteln auf, als es bei herkömmlichen PS-Harzen der Fall ist [129]. Um die Effizienz der Synthese zu erhöhen wurden nach der Kupplung der 5. Aminosäure Glycin Doppelkupplungen durchgeführt. Als Kupplungsreagenz wurde HBTU verwendet. Die Fmoc Schutzgruppe wurde mit 20 % Piperidin in DMF abgespalten. Zur Verhinderung der Aggregation der sich stetig verlängernden Peptidkette während der Synthese wurden die Pseudoprolin-Bausteine Fmoc-Trp(Boc)-Thr(ΨMe,Mepro)-OH für Trp-18/Thr-19, FmocLys(Boc)-Ser(ΨMe,Mepro)-OH für Lys-27/Ser-28, Fmoc-Asp(OtBu)-Thr(ΨMe,Mepro)-OH für Asp-52/Thr-53 und Fmoc-Val-Thr(ΨMe,Mepro)-OH für Val-83/Thr-84 eingesetzt (Abbildung 24). Die Abspaltung des fertigen Peptids erfolgte mit TFA : Wasser : TIPS (95:3:2, v/v/v) für 3.5 h bei Raumtemperatur. Nach dem Einengen der Abspaltlösung am Rotationsverdampfer wurde das Rohprodukt durch die Zugaben von eiskaltem Et2O ausgefällt, abgesaugt und anschließend aus 10 %iger Essigsäure : MeCN (3:1, v/v) lyophilisiert. Vpr 1 10 20 30 40 50 M E QA P E DQ G P -Q R E P YN E W T L - E LL E E L K S E A- V R H FP R I WL H - N LG Q H IY E T Y60 70 80 90 96 G D T W A G VE A I -I R I LQ Q L L FI - H FR I G C RH S R -I G V T R Q R RA R - N GA S R S Abbildung 24: Aminosäuresequenz der Peptids Vpr(1-96): (Die unterstrichenen Aminosäuren markieren die Positionen, an denen der Einsatz von Pseudoprolinen zur Syntheseoptimierung erfolgte.) Ausbeute Rohprodukt: 60 mg (5.273 µmol, 19 %), weißer Feststoff, Reinheit laut RP-HPLC 48 % - 41 - Die Reinigung von jeweils ca. 20 mg Rohprodukt mittels RP-HPLC erfolgte bei einem Gradienten von 61 % B für 5 min isokratisch dann von 61 % B auf 91 % B in 50 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA) mit einer Zorbax 300SB_C18 Säule (250 x 21.2 mm, 7 µm) bei einer Flussrate von 15 ml/min und einer Wellenlänge von λ = 220 nm. Ausbeute nach Reinigung mittels RP-HPLC: 2.8 mg (0.246 µmol, 4.6 % bezogen auf die gesamte Menge an erhaltenem Rohprodukt) A B Rt = 34.042 min Vpr(1-96) 0 10 20 30 40 Rt = 34.176 min Vpr(1-96) 0 10 Rt [min] 20 30 40 Rt [min] Abbildung 25: Analytische HPLC Chromatogramme vom Rohpeptid (A) und vom gereinigten Peptid Vpr(196) (B): Gradient: 10 % B Æ 100 % B in 45 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA); Fluss: 1 ml/min; λ = 220 nm; Säule: Nucleosil C18 (125 x 4.6 mm, 5 µm) MALDI-MS: berechnet: 11377.98 Da gefunden: 11375.33 Da (M+) 5685.14 Da (M2+) 3124.54 Da (Fragment) Voyager Spec #1[BP= 3124.4, 266] 3124.54 100 266 5685.14 90 11375.33 % Intensity 80 11365.95 70 60 50 1084.53 40 1109.61 30 1326.23 11405.54 3665.39 3202.70 20 5639.97 4488.70 11492.28 5596.59 10 0 1000.0 3400.6 5801.2 8201.8 Mass (m/z) Abbildung 26: MALDI-MS Spektrum vom gereinigten Peptid Vpr(1-96) - 42 - 10602.4 13003.0 Biotinylierung am N-Terminus Für biologische Untersuchungen im Arbeitskreis von Prof. Dr. U. Schubert (Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Molekulare und Klinische Virologie) wurde am N-Terminus von Vpr(1-96) Biotin angeknüpft. Dafür wurde ein Teil des Harzes vor der Endabspaltung abgenommen. Das Harz mit dem verankerten Peptid Vpr(1-96) wurde dazu in 4 ml DMF gequollen und anschließend wurden 67 mg (10 eq, 0.273 mmol) Biotin, 104 mg (10 eq, 0.273 mmol) HATU und 92 µl (20 eq, 0.546 mmol, 70.6 mg, ρ = 0.76 g/cm3) DIPEA zugegeben und die Reaktionsmischung über Nacht bei Raumtemperatur geschüttelt. Nach gründlichem Waschen des Harzes mit DCM und DMF erfolgte die Abspaltung des biotinylierten Peptids Vpr(1-96) mit TFA : Wasser : TIPS (95:3:2, v/v/v) für 3.5 h bei Raumtemperatur. Nach dem Einengen der Abspaltlösung am Rotationsverdampfer wurde das Rohprodukt durch die Zugaben von eiskaltem Et2O ausgefällt, gewaschen und abgesaugt. Anschließend wurde aus 10 %iger Essigsäure : MeCN (3:1, v/v) lyophilisiert. Ausbeute Rohprodukt: 60 mg (5.170 µmol, 19 %), weißer Feststoff, Reinheit laut RP-HPLC 36 % Die Reinigung von jeweils ca. 20 mg Rohprodukt mittels RP-HPLC erfolgte bei einem Gradienten von 61 % B für 5 min isokratisch dann von 61 % B auf 91 % B in 50 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA) mit einer Zorbax 300SB_C18 Säule (250 x 21.2 mm, 7 µm) bei einer Flussrate von 15 ml/min und einer Wellenlänge von λ = 220 nm. Ausbeute nach Reinigung mittels RP-HPLC: 5.1 mg (0.439 µmol, 8.5 % bezogen auf die gesamte Menge an erhaltenem Rohprodukt) - 43 - A B Rt = 34.228 min Vpr(1-96)+Biotin 0 10 20 30 Rt = 34.155 min Vpr(1-96)+Biotin 0 40 10 20 30 40 Rt [min] Rt [min] Abbildung 27: Analytische HPLC Chromatogramme vom Rohpeptid (A) und vom gereinigten Peptid Vpr(196)+Biotin (B): Gradient: 10 % B Æ 100 % B in 45 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA); Fluss: 1 ml/min; λ = 220 nm; Säule: Nucleosil C18 (125 x 4.6 mm, 5 µm) MALDI-MS: berechnet: 11604.3 Da gefunden: 11609.09 Da (M+) 5803.20 Da (M2+) 3873.12 Da (M3+) Voyager Spec #1[BP = 5802.5, 1305] 5803.20 100 1305 5811.75 90 % Intensity 80 70 60 50 40 3873.12 30 20 1116.64 10 0 999 3881.92 3917.25 2217.75 2707.24 3599 5823.82 5782.75 11609.09 11598.48 5871.37 5722.99 5568.25 6199 8799 11399 13999 Mass (m/z) Abbildung 28: MALDI-MS Spektrum vom gereinigten N-terminal biotinyliertem Peptid Vpr(1-96)+Biotin - 44 - Synthese mittels Native Chemical Ligation (NCL) Um die Synthese des Peptids Vpr(1-96) zu vereinfachen wurde die Methode der „Native Chemical Ligation“ (NCL) angewandt [34]. Die für die klassische NCL Reaktion nötige Aminosäure Cystein ist in der Sequenz von Vpr(1-96) an Position 76 vorhanden. Die Unterteilung des Gesamtpeptids Vpr(1-96) in zwei Fragmente sollte zur Verbesserung der Synthese und der Erhöhung der Gesamtausbeute beitragen. Die Reduzierung der Länge des N-Terminus immerhin um 20 Aminosäuren, sollte eine Vereinfachung für die Synthese dieses Fragments erwarten lassen. Die Synthese des N-Terminus Vpr(1-75) wurde an einem 2Chlortrityl Harz durchgeführt, welches zuvor mit der ersten Aminosäure Glycin beladen wurde. Dazu wurden 1 g des 2-Chlortritylchlorid Harzes (CBL Patras Griechenland) in 3 ml DCM 5 min gequollen und anschließend mit 178.4 mg (0.6 mmol) Fmoc-Gly-OH versetzt und 90 min bei Raumtemperatur geschüttelt. Anschließend wurde das Harz gründlich mit DMF und DCM gewaschen und die freien Reaktionsstellen am Harz durch die Zugabe von MeOH : DIEA (9:1, v/v) 15 min lang „gecappt“. Die Fmoc-Gruppe wurde anschließend mit 20 % Piperidin in DMF abgespalten und durch UV-Spektroskopie der Abspaltlösung bei λ = 301 nm die Absorption und daraus die Harzbeladung bestimmt. Die Beladung betrug in diesem Fall 0.217 mmol/g. Für die Synthese des N-Terminus Vpr(1-75) wurden 250 mg des beschriebenen Gly-2-Cl-Trt Harzes und HBTU als Kupplungsreagenz verwendet. Zur Verhinderung der Aggregation der sich stetig verlängernden Peptidkette wurden, wie auch schon bei der „step-by-step“ Synthese des gesamten Peptids Vpr(1-96), Fmoc-Trp(Boc)Thr(ΨMe,Mepro)-OH für Trp-18/Thr-19 und Fmoc-Lys(Boc)-Ser(ΨMe,Mepro)-OH für Lys27/Ser-28 eingesetzt. Als Variation wurde jedoch Fmoc-Glu(OtBu)-Thr(ΨMe,Mepro)-OH für Glu-48/Thr-49 an Stelle von Asp-52/Thr-53 verwendet (Abbildung 29). - 45 - Vpr 1 A 10 20 30 40 50 M E QA P E DQ G P -Q R E PY N E W T L -E L L EE L K S E A- V R HF P R I WL H - NL G Q HI Y E T Y 60 70 80 90 96 G D TW A G VE A I -I R I LQ Q L L FI - H FR I G CR H S R -I G V TR Q R RA R - NG A S R S B M1 G 75 C 76 V p r( 1 - 75 ) V p r( 7 6 -9 6 ) S 96 Abbildung 29: Aminosäuresequenz der Peptids Vpr(1-96); (A) Die unterstrichenen Aminosäuren markieren die Positionen, wo der Einsatz von Pseudoprolinen zur Syntheseoptimierung erfolgte. (B) Schematische Darstellung der beiden Fragmente für die NCL Reaktion zum Vpr(1-96) Zur Vereinfachung wurde Met-1 bei der Synthese des α-Thiolesters von Vpr(1-75) als Bocgeschützte Aminosäure eingesetzt. Nach beendeter SPPS wurde das Peptid Vpr(1-75) unter milden Bedingungen vom sehr säurelabilen 2-Cl-Trt Harz mit DCM : TFE : AcOH (3:1:1, v/v/v) 2 h bei Raumtemperatur abgespalten, so dass alle Seitenkettenschutzgruppen noch am Peptid vorhanden waren. Die Abspaltlösung wurde unter Zusatz von n-Heptan am Rotationsverdampfer entfernt. Durch Zugabe von eiskaltem Et2O wurde das Rohprodukt ausgefällt und anschließend aus Wasser : MeCN (1:1, v/v) lyophilisiert. Für die Darstellung des α-Thiolester vom N-Terminus wurden 100 mg vom vollständig geschützten Rohpeptid in 5 ml trocknem DCM zuerst mit 4 µl (3 eq, 21 µmol, ρ = 0.806 g/cm3) DIC dann mit 3 mg (3 eq, 21 µmol) HOBt*H2O und anschließend mit 17.5 mg (15 eq, 0.105 mmol) para-Acetamidothiophenol versetzt [59]. Die Reaktionsmischung wurde dann bei Raumtemperatur über Nacht geschüttelt. Anschließend wurde die Lösung am Rotationsverdampfer eingeengt und die verbliebenen Schutzgruppen wurden mit TFA : Wasser : TIPS (95:3:2, v/v/v) für 3.5 h bei Raumtemperatur abgespalten. Die Abspaltlösung wurde am Rotationsverdampfer eingeengt und das Rohprodukt durch die Zugaben von eiskaltem Et2O ausgefällt, abgesaugt und anschließend aus 10 %iger Essigsäure : MeCN (3:1, v/v) lyophilisiert. Ausbeute Rohprodukt: 83 mg (9.0994 µmol, 17 %), weißer Feststoff, Reinheit laut RP-HPLC 50 % - 46 - Die Reinigung von jeweils 28 mg Rohprodukt mittels RP-HPLC erfolgte bei 74 % B isokratisch für 5 min und dann durch einen Gradienten von 74 % B auf 99 % B in 50 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA) mit einer Zorbax 300SB_C18 Säule (250 x 21.2 mm, 7 µm) bei einer Flussrate von 15 ml/min und einer Wellenlänge von λ = 220 nm. Ausbeute nach Reinigung mittels RP-HPLC: 7.0 mg (0.7674 µmol, 8 % bezogen auf die gesamte Menge an erhaltenem Rohprodukt) A B Rt = 38.923 min Vpr(1-75)_Thiolester 0 10 20 30 40 Rt = 38.981 min Vpr(1-75)_Thiolester 0 10 20 Rt [min] 30 40 Rt [min] Abbildung 30: Analytische HPLC Chromatogramme vom Rohprodukt (A) und vom gereinigten α-Thiolester des Peptids Vpr(1-75) (B): Gradient: 10 % B Æ 100 % B in 45min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA); Fluss: 1 ml/min; λ = 220 nm; Säule: Nucleosil C18 (125 x 4.6 mm, 5 µm) MALDI-MS: berechnet: 9121.47 Da gefunden: 9117.47 Da (M+) 4559.13 Da (M2+) Voyager Spec #1[BP = 4558.8, 576] 4559.13 100 576 90 9117.47 % Intensity 80 2241.84 70 60 2376.18 50 40 2147.82 30 2782.75 20 2816.23 4488.59 4006.76 10 0 1999.0 3999.4 5999.8 8000.2 10000.6 Mass (m/z) Abbildung 31: MALDI-MS Spektrum vom gereinigten α-Thiolester des Peptids Vpr(1-75) - 47 - 12001.0 Die Synthese des für die NCL erforderlichen C-terminalen Peptid Vpr(76-96) wurde auf dem Liberty-System von CEM durchgeführt. Die Kupplungen erfolgten erst für 120 Sekunden bei Raumtemperatur und anschließend für 240 Sekunden unter Mikrowelleneinstrahlung bei einer Leistung von 25 W und einer maximalen Reaktionstemperatur von 50 °C. Eine Ausnahme bildete in dieser Sequenz die Aminosäure Arginin, die mit diesen Einstellungen nicht ausreichend genug gekuppelt werden konnte. Aus diesem Grund erfolgte die Kupplung von Arginin erst 25 Minuten bei Raumtemperatur und dann für 300 Sekunden unter Mikrowelleneinstrahlung mit einer Leistung von 25 W und einer maximalen Reaktionstemperatur von 50 °C. Die Temperatur wurde nicht über 50 °C erhöht, weil es bei einigen Harzen zu Komplikationen mit dem entsprechenden Linker am Harz kommen kann. Bei der Verwendung von TCP Harzen (PepChem, Tübingen) wurde der Trityllinker beispielsweise abgespalten und das Harz verfärbte sich rot bei Temperaturen oberhalb von 50 °C, so dass keine weiteren Aminosäuren an dieses Harz gekuppelt werden konnten. Die Synthese des C-Terminus Vpr(76-96) wurde an 300 mg TentaGel S Trt-Ser(tBu)-Fmoc Harz (Beladung 0.23 mmol/g, Rapp Polymere) mit HBTU als Kupplungsreagenz durchgeführt. Die Abspaltung der temporären Fmoc-Gruppe erfolgte mit 20 % Piperidin in DMF, wobei für 210 Sekunden bei einer maximalen Temperatur von 50 °C Mikrowellen mit einer Leistung von 35 W eingestrahlt wurden. Nach der Kupplung von Aminosäure Asn-91 wurden für die nachfolgenden Aminosäuren Doppelkupplungen durchgeführt, um die Effizienz der Synthese zu erhöhen. Die Abspaltung des fertigen Peptids erfolgte mit TFA : Wasser : TIPS (95:3:2, v/v/v) für 3.5 h bei Raumtemperatur. Nach dem Einengen der Abspaltlösung am Rotationsverdampfer wurde das Rohprodukt durch die Zugaben von eiskaltem Et2O ausgefällt, abgesaugt und anschließend aus 10 %iger Essigsäure : MeCN (3:1, v/v) lyophilisiert. Ausbeute Rohprodukt: 140 mg (57.76 µmol, 84 %), weißer Feststoff, Reinheit laut RP-HPLC 89 % Die Reinigung von 140 mg Rohprodukt mittels RP-HPLC erfolgte bei 17 % B isokratisch für 5 min und dann mittels eines Gradienten von 17 % B auf 42 % B in 50 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA) mit einer Kromasil C18 Säule (250 x 40 mm, 10 µm) bei einer Flussrate von 50 ml/min und einer Wellenlänge von λ = 220 nm. - 48 - Ausbeute nach Reinigung mittels RP-HPLC: 62.5 mg (25.79 µmol, 45 % bezogen auf die gesamte Menge an erhaltenem Rohprodukt) A B Rt = 9.632 min Vpr(76-96) 0 2 4 6 8 10 12 Rt = 9.642 min Vpr(76-96) 0 14 2 4 6 8 10 12 14 Rt [min] Rt [min] Abbildung 32: Analytische HPLC Chromatogramme vom Rohprodukt (A) und vom gereinigten C-Terminus Vpr(76-96) (B): Gradient: 10 % B Æ 100 % B in 45 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA); Fluss: 1 ml/min; λ = 220 nm; Säule: Nucleosil C18 (125 x 4.6 mm, 5 µm) MALDI-MS: berechnet: 2423.75 Da gefunden: 2422.82 Da (M+) 1211.97 Da (M2+) Voyager Spec #1[BP = 2423.0, 6587] 2422.82 100 6587 90 % Intensity 80 70 60 50 40 30 2445.17 20 10 0 499.0 660.05 1211.97 1182.90 1399.4 2485.27 2540.14 2299.8 3200.2 4100.6 5001.0 Mass (m/z) Abbildung 33: MALDI-MS Spektrum vom gereinigten C-Terminus Vpr(76-96) Für die Ligation vom α-Thiolester des N-Terminus Vpr(1-75) mit dem C-Terminus Vpr(7696) wurden von beiden Fragmenten separat jeweils 7 mg in 0.5 ml einer 6 M Guanidinhydrochlorid Lösung gelöst, wobei das Verhältnis vom α-Thiolester (0.76742 µmol) zu C-Terminus (2.888 µmol) 1 zu 3.7 betrug. Um ein vollständiges Abreagieren des 75 Aminosäuren langen α-Thiolester zu gewährleisten, wurde bei der Ligation nicht mit äquimolaren Mengen beider Fragmente gearbeitet, sondern ein großer Überschuss des kürzeren und damit leichter zu synthetisierenden C-Terminus eingesetzt. Dadurch wurde das - 49 - Gleichgewicht der Ligationsreaktion weiter in Richtung des „full-length“ Peptid Vpr(1-96) verschoben. Nachdem sich beide Peptide gelöst hatten, wurden die Lösungen vereint und eine katalytische Menge von ca. 1 mg (3.49 µmol) von TCEP*HCl zugegeben, um die Oxidation des Cystein und die Bildung von unerwünschten Dimeren zu verhindern [49]. Anschließend wurde der pH-Wert der Reaktionslösung mit 0.1 M NaHCO3-Lösung auf 7 eingestellt, um eine ausreichende Reaktionsgeschwindigkeit für die Ligation zu erreichen. Der Reaktionsverlauf wurde dann mittels RP-HPLC kontrolliert (Abbildung 34 A). Trotz der Zugabe von TCEP*HCl zeigte sich bereits nach 60 min Reaktionszeit eine Verdopplung der Peaks von beiden Edukten, was zum einen auf die Oxidation des Cystein vom C-Terminus Vpr(76-96) und die Bildung von unerwünschten Dimeren schließen lässt. Und zum anderen wahrscheinlich der Zerfall (Hydrolyse) oder Oxidation des α-Thiolester von Vpr(1-75) erfolgt ist. Nach 120 min Reaktionszeit konnte fast kein HPLC Signal vom α-Thiolester Vpr(1-75) mehr detektiert werden, so dass der Reaktionsansatz mittels RP-HPLC gereinigt wurde. Die Reinigung des Ligationsproduktes Vpr(1-96) erfolgte nach Zentrifugieren des Reaktionsansatzes bei 61 % B isokratisch für 5 min und dann mittels eines Gradienten von 61 % B auf 91 % B in 50 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA) mit einer Zorbax 300SB_C18 Säule (250 x 21.2 mm, 7 µm) bei einer Flussrate von 15 ml/min und einer Wellenlänge von λ = 220 nm. Ausbeute nach Reinigung mittels RP-HPLC: 0.4 mg (0.03516 µmol, 4.6 % bezogen auf die eingesetzte Menge an α-Thiolester Vpr(1-75)) A B Vpr(1-96) Rt =34.082 min Vpr(1-96) 120min 60min Vpr(1-75)_Thiolester start Vpr(76-96)_C-Terminus 0 10 20 30 0 40 10 20 30 40 Rt [min] Rt [min] Abbildung 34: Analytische HPLC Chromatogramme von der Reaktionskontrolle der NCL Reaktion (A) und vom Peptid Vpr(1-96) (B): Gradient: 10 % B Æ 100 % B in 45min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA); Fluss: 1 ml/min; λ = 220 nm; Säule: Nucleosil C18 (125 x 4.6 mm, 5 µm) - 50 - MALDI-MS: gefunden: 11384.02 Da (M+) berechnet: 11377.98 Da 5692.09 Da (M2+) 3790.40 Da (M3+) Voyager Spec #1[BP = 5692.1, 95] 5692.09 100 95.0 90 % Intensity 80 70 60 50 515.74 11384.02 501.97 624.21 30 978.91 20 40 5712.65 3790.40 5769.38 10 0 499.0 2999.2 5499.4 7999.6 10499.8 13000.0 Mass (m/z) Abbildung 35: MALDI-MS Spektrum vom gereinigten Peptid Vpr(1-96) In beiden Fällen, das heißt sowohl mittels der Methode der „step-by-step SPPS“ als auch mit Hilfe der NCL konnte das „full-length“ Peptid Vpr(1-96) hergestellt werden. Die analytischen Daten wie die Retentionszeit der analytischen RP-HPLC als auch die MALDI-MS Ergebnisse stimmen überein. - 51 - 5.2.3 Herstellung der Influenza A Virus PB1-F2 Peptide PR8, SF2, BF2(Y42ÆC) und BF2(S47ÆC) von verschiedenen Stämmen Das PB1-F2 Peptid des Influenza A Virus wurde als elftes Protein identifiziert, das durch die 8 RNA Gensegmente des Virus kodiert ist. Das PB1-F2 Peptid PR8(1-87) wurde als erstes dieser neuen PB1-F2 Peptide von Chen et al. beim H1N1 Influenza A Virus vom Mount Sinai (A/Puerto Rico/8/1934) gefunden [1]. Es konnte gezeigt werden, dass eine synthetische Version des Peptids PR8(1-87) bei der Exposition von humanen Monozyten Apoptosis bei den Zellen ausgelöst hat. Für weitere Untersuchungen der Eigenschaften von PR8(1-87) wurde die Synthese in Anlehnung an die von Henklein et al. [90] beschriebene Vorgehensweise durchgeführt. Für die Untersuchung der Eigenschaften von PB1-F2 Peptiden von anderen Influenza A Virus Stämmen/Isolaten wurden die Peptide SF2(1-90) von der „Spanischen Grippe“ und BF2(1-90) als ein Vertreter der „Vogelgrippe“ synthetisiert [130]. Die Darstellung des 87 Aminosäuren langen Peptids PR8(1-87) erfolgte hierbei wiederum unter Anwendung der Ligation des α-Thiolester des N-Terminus PR8(1-41) mit dem CTerminus PR8(42-87). PR8 1 A 10 20 30 40 M G QE Q D TP W I -L S T GH I S T QK - R Q D G Q QT P K L- E H RN S T R LM G - HC Q K T 50 60 70 80 87 M N QV V - MP K Q IV Y W KQ - W L SL R N PI L V -F L K T R V L KR W - R LF S K HE B M1 P R 8( 1 - 41 ) H 41 C 42 P R 8( 4 2 -8 7 ) E 87 Abbildung 36: Aminosäuresequenz der Peptids PR8(1-87); (A) Die unterstrichenen Aminosäuren markieren die Positionen, an denen der Einsatz von Pseudoprolinen zur Syntheseoptimierung erfolgte. Für Asp-23/Gly-24 wurde Fmoc-Asp(OtBu)-(Hmb)Gly-OH eingesetzt. (B) Schematische Darstellung der beiden Fragmente für die NCL Reaktion zum PR8(1-87) Die Synthese des N-Terminus PR8(1-41) erfolgte mit HBTU als Kupplungsreagenz an einem 2-Chlortrityl Harz, welches mit der ersten Aminosäure Histidin bereits beladen war (350 mg, Beladung 0.67 mmol/g, Iris Biotech). Die Abspaltung der Fmoc-Gruppe erfolgte mit 20 % Piperidin in DMF. Zur Vermeidung der Aspartimidbildung wurde Fmoc-Asp(OtBu)(Hmb)Gly-OH für die Positionen Asp-23/Gly-24 eingesetzt. Um die Effizienz der Synthese - 52 - zu erhöhen, wurden nach der Kupplung der Aminosäure Leu-38 Doppelkupplungen durchgeführt. Für die Kupplung der letzten Aminosäure Met-1 bei der Synthese von PR8(141) wurde Boc-geschütztes Methionin eingesetzt. Anschließend wurde das vollständig geschützte Peptid PR8(1-41) mit DCM : TFE : AcOH (3:1:1, v/v/v) für 2 h bei Raumtemperatur abgespalten. Die Abspaltlösung wurde unter Zusatz von n-Heptan am Rotationsverdampfer entfernt. Durch Zugabe von eiskaltem Et2O wurde das Rohprodukt ausgefällt und anschließend aus Wasser : MeCN (1:1, v/v) lyophilisiert. Für die Darstellung des α-Thiolester vom N-Terminus wurden 690 mg von dem vollständig geschützten Rohpeptid in 5 ml trocknem DCM zuerst mit 35.7 µl (3 eq, 0.228 mmol, ρ = 0.806 g/cm3) DIC und anschließend mit 190.6 mg (15 eq, 1.14 mmol) paraAcetamidothiophenol versetzt [59]. Die Reaktionsmischung wurde dann bei Raumtemperatur über Nacht geschüttelt. Anschließend wurde die Lösung am Rotationsverdampfer eingeengt und die verbliebenen Schutzgruppen wurden mit TFA : Wasser : TIPS (95:3:2, v/v/v) für 3.5 h bei Raumtemperatur abgespalten. Die Abspaltlösung wurde am Rotationsverdampfer eingeengt und das Rohprodukt durch die Zugabe von eiskaltem Et2O ausgefällt, abgesaugt und anschließend aus 10 %iger Essigsäure : MeCN (3:1, v/v) lyophilisiert. Ausbeute Rohprodukt: 355 mg (0.07278 mmol, 32 %), weißer Feststoff, Reinheit laut RP-HPLC 18 % Die Reinigung von jeweils 40 mg Rohprodukt mittels RP-HPLC erfolgte bei einem Gradienten von 30 % B auf 55 % B in 50 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA) mit einer Zorbax 300SB_C18 Säule (250 x 21.2 mm, 7 µm) bei einer Flussrate von 10 ml/min und einer Wellenlänge von λ = 220 nm. Ausbeute nach Reinigung mittels RP-HPLC: 93.0 mg (0.0191 mmol, 26 % bezogen auf die gesamte Menge an erhaltenem Rohprodukt) - 53 - A B Rt = 17.110 min PR8(1-41)_Thiolester 0 5 10 15 20 25 Rt = 17.319 min PR8(1-41)_Thiolester 0 5 10 Rt [min] 15 20 25 Rt [min] Abbildung 37: Analytische HPLC Chromatogramme vom Rohprodukt (A) und vom gereinigten α-Thiolester PR8(1-41) (B): Gradient: 10 % B Æ 100 % B in 45 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA); Fluss: 1 ml/min; λ = 220 nm; Säule: Nucleosil C18 (125 x 4.6 mm, 5 µm) MALDI-MS: gefunden: 4877.55 Da (M+) berechnet: 4878 Da Voyager Spec #1[BP = 4877.1, 5998] 4877.55 100 5998.0 90 % Intensity 80 70 60 50 40 30 4867.37 4845.14 4826.19 20 10 518.29 0 500.0 2146.76 1169.28 1800.2 3100.4 4400.6 5700.8 7001.0 0 Mass (m/z) Abbildung 38: MALDI-MS Spektrum vom gereinigten α-Thiolester PR8(1-41) Die Synthese des C-Terminus PR8(42-87) wurde mit HBTU als Kupplungsreagenz an einem TentaGel S Trt-Glu(tBu)-Fmoc Harz durchgeführt (300 mg, Beladung 0.18 mmol/g, Rapp Polymere). Die Abspaltung der Fmoc-Gruppe erfolgte mit 20 % Piperidin in DMF. Zur Verhinderung der Seitenkettenaggregation der wachsenden Peptidkette am Harz, wurde Fmoc-Lys(Boc)-Thr(ΨMe,Mepro)-OH für die Positionen Lys-44/Thr-45 sowie für Lys-73/Thr74 eingesetzt. Nach beendeter Synthese am Harz wurde das Peptid PR8(42-87) mit TFA : Wasser : TIPS (95:3:2, v/v/v) für 3.5 h bei Raumtemperatur abgespalten. Die Abspaltlösung wurde anschließend am Rotationsverdampfer eingeengt und das Rohpeptid durch Zugabe von eiskaltem Et2O ausgefällt und aus 10 %iger Essigsäure : MeCN (3:1, v/v) lyophilisiert. - 54 - Ausbeute Rohprodukt: 206 mg (0.0357 mmol, 63 %), weißer Feststoff, Reinheit laut RP-HPLC 39 % Die Reinigung von jeweils ca. 40 mg Rohprodukt mittels RP-HPLC erfolgte bei einem Gradienten von 48 % B auf 68 % B in 50 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA) mit einer Zorbax 300SB_C18 Säule (250 x 21.2 mm, 7 µm) bei einer Flussrate von 10 ml/min und einer Wellenlänge von λ = 220 nm. Ausbeute nach Reinigung mittels RP-HPLC: 68.0 mg (0.0117 mmol, 33 % bezogen auf die gesamte Menge an erhaltenem Rohprodukt) A B Rt = 27.654 min PR8(42-87) 0 10 20 30 Rt = 25.652 min PR8(42-87) 0 40 10 20 30 40 Rt [min] Rt [min] Abbildung 39: Analytische HPLC Chromatogramme vom Rohprodukt; Säule: Nucleosil C18 (125 x 4.6 mm, 5 µm) (A) und vom gereinigten C-Terminus PR8(42-87); Säule: Zorbax C18 (120 x 4.6 mm, 5 µm) (B): Gradient: 10 % B Æ 100 % B in 45 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA); Fluss: 1 ml/min; λ = 220 nm MALDI-MS: gefunden: 5771.90 Da (M+) berechnet: 5771.08 Da Voyager Spec #1[BP = 5771.2, 12032] 5771.90 100 1.2E+4 90 % Intensity 80 70 60 50 40 30 2826.02 20 10 0 499.0 713.18 1216.49 1799.4 3095.11 2900.70 3099.8 3665.93 4608.59 4400.2 Mass (m/z) Abbildung 40: MALDI-MS Spektrum vom gereinigten C-Terminus PR8(42-87) - 55 - 5789.38 5916.18 5700.6 7001.0 Für die Ligation zum Gesamtpeptid PR8(1-87) wurden vom α-Thiolester des N-Terminus PR8(1-41) 18.8 mg (3.854 µmol) und vom C-Terminus PR8(42-87) 22.2 mg (3.847 µmol) jeweils separat in 0.5 ml einer 6 M Guanidinhydrochlorid Lösung gelöst. Das Verhältnis der beiden Fragmente zueinander betrug dabei in etwa 1:1. Nachdem sich beide Peptide gelöst hatten, wurden die Lösungen vereint und 3 mg (10.47 µmol) TCEP*HCl zugegeben, um die Oxidation des Cystein und die Bildung von unerwünschten Dimeren zu verhindern [49]. Anschließend wurde der pH-Wert der Reaktionslösung mit 0.1 M NaHCO3-Lösung auf 7 eingestellt, um eine ausreichende Reaktionsgeschwindigkeit für die Ligation zu erreichen. Der Reaktionsverlauf wurde dann mittels RP-HPLC kontrolliert (Abbildung 41 A). Nach 45 min Reaktionszeit konnte fast kein HPLC Signal vom α-Thiolester PR8(1-41) mehr detektiert werden, so dass der Reaktionsansatz mittels RP-HPLC gereinigt wurde. Die Reinigung des Ligationsproduktes PR8(1-87) erfolgte nach Zentrifugieren des Reaktionsansatzes durch präparative HPLC bei einem Gradienten von 40 % B auf 60 % B in 50 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA) mit einer Agilent Prep C18 Säule (250 x 30.0 mm, 10 µm) bei einer Flussrate von 15 ml/min und einer Wellenlänge von λ = 220 nm. Ausbeute nach Reinigung mittels RP-HPLC: 14.9 mg (2.58 µmol, 67 % bezogen auf die eingesetzte Menge an α-Thiolester PR8(1-41)) A B PR8(1-87) 45min Rt = 24.979 min PR8 (1-87) PR8(42-87)_ C-Terminus start PR8(1-41)_Thiolester 0 10 20 30 40 Rt [min] 0 10 20 30 40 Rt [min] Abbildung 41: Analytische HPLC Chromatogramme von der Reaktionskontrolle der NCL Reaktion (A) und vom Peptid PR8(1-87) (B): Gradient: 10 % B Æ 100 % B in 45 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA); Fluss: 1 ml/min; λ = 220 nm; Säule: Nucleosil C18 (125 x 4.6 mm, 5 µm) - 56 - MALDI-MS: berechnet: 10482.36 Da gefunden: 10488.37 Da (M+) 5260.36 Da (M2+) Voyager Spec #1[BP = 10488.4, 2483] 10488.37 100 2483.0 90 % Intensity 80 10472.96 70 10455.53 60 50 10525.50 40 10545.83 30 20 10 0 2000.0 5260.36 2743.74 4000.2 6000.4 8000.6 10000.8 12001.0 Mass (m/z) Abbildung 42: MALDI-MS Spektrum vom gereinigten Peptid PR8(1-87) Die Synthese der Peptide SF2(1-90), BF2(1-90; Y42ÆC) und BF2(1-90; S47ÆC) einschließlich der entsprechenden Fragmente SF2(1-40), SF2(30-70), SF2(50-90) sowie BF2(1-40), BF2(30-70) und BF2(50-90) konnte bereits im Journal of Peptide Science [130] publiziert werden, so dass an dieser Stelle auf eine ausführliche Darstellung verzichtet wird. - 57 - 5.3 Ausgewählte Dcpm geschützte Aminosäuren Wie bereits im Kapitel 3.4 erläutert wurde, erfolgte die Synthese der Dcpm geschützten Aminosäuren Glycin, Alanin und Leucin über eine fünfstufige Synthese, deren einzelne Zwischenstufen in den folgenden Unterkapiteln näher beschrieben sind. Zur Untersuchung des sterischen Einflusses der Seitenkette der Aminosäuren auf die Acylierungsreaktion bei der Einführung der Fmoc-Gruppe wurde als neue Verbindung Fmoc-(Dcpm)Leu-OH synthetisiert. Die beiden anderen Verbindungen Fmoc-(Dcpm)Gly-OH und Fmoc(Dcpm)Ala-OH wurden in Anlehnung an die Protokolle von Carpino et al. [15] synthetisiert. Auf der Basis der geschützten Aminosäure Fmoc-(Dcpm)Gly-OH wurde dann ein neuer Dipeptidbaustein Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH hergestellt (Abbildung 43), der in der Synthese von Peptiden mit dem Sequenzmotiv Asp-Gly zur Verhinderung der Aspartimidbildung eingesetzt wurde. H3C CH3 CH3 N OH OH N N Fmoc O Fmoc O Fmoc O Fmoc-(Dcpm)Ala-OH OH Fmoc-(Dcpm)Leu-OH Fmoc-(Dcpm)Gly-OH Fmoc-Asp(OtBu)-OH CH3 H3C CH3 O O H N O O O OH N O Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH Abbildung 43: Übersicht der drei synthetisierten Fmoc-(Dcpm)-Aminosäuren und des neuen Dipeptidbaustein Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH ausgehend von Fmoc-(Dcpm)Gly-OH - 58 - 5.3.1 Herstellung des Dicyclopropylmethanimin-Hydrochlorid NH2 2 3 1 4 In 1500 ml wasserfreiem Benzol wurden bei -5 °C 50 ml TiCl4 (0.5 eq, Cl 0.454 mol, 85.8 g, ρ = 1.72 g/cm3) vorgelegt. Anschließend wurden 3' 2' 4' 100 ml Dicyclopropylketon (0.908 mol, ρ = 0.977 g/cm3) so zugetropft, dass die Temperatur nicht über 0 °C anstieg. Anschließend wurde in die gelbe Reaktionslösung gasförmiges NH3 eingeleitet, welches zuvor zum Trocknen über KOH Plättchen geleitet wurde. Die Einleitung erfolgte für mindestens 2 h, wobei sich die Lösung langsam bräunlich verfärbte. Die Temperatur stieg während der NH3-Einleitung nicht über 20 °C an. Die Reaktionslösung wurde dann über Nacht bei Raumtemperatur gerührt. Dabei löste sich das am TiO2 adsorbierte Imin (gelbes Öl), und der ausgefallene Niederschlag entfärbte sich etwas. Dann wurde das Benzol am Rotationsverdampfer entfernt und der Rückstand wurde in 1300 ml Chloroform aufgenommen und anschließend die Lösung mit einer G3- Fritte über Celite 545 filtriert, um das TiO2 abzutrennen. Das Chloroform wurde am Rotationsverdampfer entfernt und das erhaltene gelbe Öl des Dicyclopropylimin wurde in 500 ml trockenem Toluol gelöst und die Reaktionslösung mit einem Eisbad auf 0 °C gekühlt. Anschließend wurde Chlorwasserstoffgas durch die Lösung geleitet, welches aus NaCl/HCl/H2SO4 generiert und über konz. H2SO4 getrocknet wurde. Die HCl-Einleitung erfolgte für mindestens 2 h. Die Reaktionslösung wurde über Nacht gerührt und dabei langsam auf Raumtemperatur erwärmt. Anschließend wurde das Toluol am Rotationsverdampfer entfernt und der Rückstand in 1000 ml Chloroform aufgenommen. Die Lösung wurde über eine G3-Fritte filtriert, um das entstandene NH4Cl abzutrennen. Das Chloroform wurde dann am Rotationsverdampfer entfernt und der erhaltene Feststoff des Hydrochlorids mit Et2O gewaschen. Ausbeute: 24.4 g (0.1675 mol, 19 %), weißer Feststoff mp = 127 – 128 °C (Lit. 125 – 127 °C [116,117]) 1 H NMR (300 MHz, CDCl3, δ in ppm): 11.87 (br s, 2H, NH2), 1.95-1.87 (m, 2H, CH), 1.65- 1.50 (m, 4H, CH2), 1.44-1.28 (m, 4H, CH2). 13 C NMR (75 MHz, CDCl3, δ in ppm): 200.0 (C1), 15.8 (C2/C2’), 13.8 (C3/C3’+C4/C4’). - 59 - EA (%) berechnet: C: 57.73 H: 8.31 N: 9.62 Cl: 24.34 gefunden: C: 57.03 H: 8.16 N: 9.60 Cl: 24.28 Die spektroskopischen Daten stimmen mit den von Carpino beschriebenen Daten überein [15]. 4.04 4.05 2.00 2.00 1.50 ppm (t1) 4.04 4.05 2.00 1.94 15.0 10.0 5.0 0.0 ppm (t1) 1 250 ppm (t1) Abbildung 45: 200 100 13 50 13.815 77.536 77.112 76.688 150 15.883 H NMR Spektrum von Dicyclopropylmethanimin–Hydrochlorid in CDCl3 bei 298 K 200.036 Abbildung 44: 0 C NMR Spektrum (oben) und DEPT(unten) von Dicyclopropylmethanimin–Hydrochlorid in CDCl3 bei 298 K - 60 - 5.3.2 Allgemeine Vorschrift zur Herstellung der entsprechenden Benzylester geschützten Dicyclopropyl-Ketiminaddukte In 200 ml trockenem DCM wurden 5 g (0.03434 mol) des Ketiminhydrochlorids gelöst. Anschließend wurden 1 eq (0.03434 mol) des Aminosäure-O-Benzylester * para-tosylat und 4.8 ml Et3N (1 eq, 0.03434 mol, 3.475 g, ρ = 0.977 g/cm3) zugegeben. Die Reaktionslösung wurde dann bei Raumtemperatur 48 h gerührt. Nach beendeter Reaktion wurde die Lösung am Rotationsverdampfer eingeengt und mit 200 ml Et2O versetzt. Der ausgefallene weiße Niederschlag wurde abfiltriert und nochmals mit Et2O gewaschen. Der Ether wurde dann am Rotationsverdampfer entfernt und das Rohprodukt im Vakuum getrocknet. Das Rohprodukt wurde ohne weitere Reinigung für die nächsten Stufen eingesetzt. Glycin-Dicyclopropylketimin-Benzylester 5 O 4 6 N 7 2 1 3 O 9 8 4' 6' 1 10 Ausbeute: 7.6 g (0.0295 mol, 86 %), gelbliches Öl 11 5' H NMR (300 MHz, CDCl3, δ in ppm): 7.34 (m, 5H, Harom.), 5.17 (s, 2H, CH2), 4.33 (s, 2H, CH2), 1.68-1.59 (m, 1H, CH), 1.19-1.12 (m, 1H, CH), 0.99-0.94 (m, 2H, CH2), 0.87-0.81 (m, 4H, CH2), 0.65-0.59 (m, 2H, CH2). 13 C NMR (75 MHz, CDCl3, δ in ppm): 177.0/170.9 (C1/C3), 135.9 (C8), 128.4-128.1 (5C, Carom.), 66.3/52.2 (C2/C7), 13.2/12.7 (C4/C4’), 7.6/6.1 (C5/C5’/C6/C6’). Die spektroskopischen Daten stimmen mit den von Carpino beschriebenen Daten überein [15]. - 61 - Alanin-Dicyclopropylketimin-Benzylester 5 O 4 6 N 7 2 O 1 3 4' 9 8 10 CH3 Ausbeute: 8.3 g (0.0306 mol, 90 %), gelbliches Öl 11 12 6' 1 5' H NMR (300 MHz, CDCl3, δ in ppm): 7.35-7.28 (m, 5H, Harom.), 5.15 (s, 2H, CH2), 4.58- 4.52 (q, 1H, CH, J = 6.77 Hz), 1.78-1.69 (m, 1H, CH), 1.42-1.40 (d, 1H, J = 7.05 Hz), 1.161.09 (m, 1H, CH), 0.97-0.93 (m, 2H, CH2), 0.89-0.74 (m, 4H, CH2), 0.64-0.54 (m, 2H, CH2). 13 C NMR (75 MHz, CDCl3, δ in ppm): 174.4/173.4 (C1/C3), 136.1 (C8), 128.4-127.8 (5C, Carom.), 66.1/57.0 (C2/C7), 19.0 (C12), 12.9/12.4 (C4/C4’), 7.8/7.3/6.15/6.13 (C5/C5’/C6/C6’). Die spektroskopischen Daten stimmen mit den von Carpino beschriebenen Daten überein [15]. Leucin-Dicyclopropylketimin-Benzylester 5 6 O 4 N 2 1 3 4' 6' 1 7 O 8 9 12 13 CH 3 14' 5' H3C 14 10 Ausbeute: 9.94 g (0.0317 mol, 93%), gelbliches Öl 11 H NMR (300 MHz, CDCl3, δ in ppm): 7.35-7.31 (m, 5H, Harom.), 5.26-5.09 (m, 2H, CH2), 4.56-4.48 (m, 1H, CH), 1.83-1.74 (m, 3H, CH und CH2), 1.65-1.52 (m, 1H,), 1.16-1.09 (m, 1H, CH), 0.97-0.92 (m, 5H, CH3 und CH2), 0.87-0.74 (m, 7H, CH3 und CH2), 0.63-0.57 (m, 2H, CH2). 13 C NMR (75 MHz, CDCl3, δ in ppm): 174.8/173.1 (C1/C3), 136.1 (C8), 128.5-127.9 (5C, Carom.), 66.0/60.2 (C2/C7), 42.7 (C12), 24.7/23.1/21.8 (C13/C14/C14’), 13.2/13.3 (C4/C4’), 7.7/7.5/6.1/6.0 (C5/C5’/C6/C6’). - 62 - 5.3.3 Allgemeine Vorschrift zur Herstellung der Benzylester geschützten (Dcpm)Aminosäuren aus den entsprechenden Ketiminen Es wurden 3 g (11.06 mmol) des jeweiligen Ketimins der Aminosäure in 50 ml des Lösungsmittelgemisches 10 % AcOH in Methanol (5 ml AcOH/45 ml MeOH) gelöst. Anschließend wurden 765 mg (1.1 eq, 12.17 mmol) 95 %iges NaCNBH3 zugegeben und die Reaktionslösung bei Raumtemperatur für 45 Minuten gerührt. Anschließend wurde das Lösungsmittel am Rotationsverdampfer entfernt und der Rückstand in 60 ml Wasser aufgenommen. Dann wurde die Reaktionsmischung durch Zugabe von NaHCO3 auf pH 7.5 gebracht, bis keine Gasentwicklung mehr zu beobachten war. Die wässrige Phase wurde mit DCM (2 x je 50 ml) extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen wurden über MgSO4 getrocknet und das Lösungsmittel im Vakuum entfernt. Das Rohprodukt wurde ohne weitere Reinigung für die nächsten Stufen eingesetzt. (Dcpm)Glycin-Benzylester 5 O H N 4 6 7 2 1 3 O 9 8 4' 6' 1 10 Ausbeute: 2.58 g (9.95 mmol, 90 %), gelbliches Öl 11 5' H NMR (300 MHz, CDCl3, δ in ppm): 7.34 (s, 5H, Harom.), 5.14 (s, 2H, CH2), 3.70-3.60 (m, 2H, CH2), 3.24 (br s, 1H, NH), 1.18-1.12 (m, 1H, CH), 0.90-0.78 (m, 2H, CH), 0.51-0.42 (m, 4H, CH2), 0.28-0.08 (m, 4H, CH2). 13 C NMR (75 MHz, CDCl3, δ in ppm): 172.1 (C1), 135.5 (C8), 128.6-128.3 (5C, Carom.), 66.9 (C3), 66.6 (C7), 48.1 (C2), 15.6 (C4/C4’), 3.2/1.8 (C5/C5’/C6/C6’). Die spektroskopischen Daten stimmen mit den von Carpino beschriebenen Daten überein [15]. - 63 - (Dcpm)Alanin-Benzylester 5 O 4 6 7 H N 2 1 O 3 4' 6' 1 9 8 10 CH3 12 Ausbeute: 2.55 g (9.33 mmol, 84 %), gelbliches Öl 11 5' H NMR (300 MHz, CDCl3, δ in ppm): 7.31 (s, 5H, Harom.), 5.14-5.04 (m, 2H, CH2), 3.85- 3.78 (m, 1H, CH), 2.07 (br s, 1H, NH), 1.29 (d, 3H, CH3, J = 7.08 Hz), 0.88-0.70 (m, 3H, CH), 0.51-0.30 (m, 4H, CH2), 0.15-0.06 (m, 4H, CH2). 13 C NMR (75 MHz, CDCl3, δ in ppm): 176.1 (C1), 135.8 (C8), 128.5-128.1 (5C, Carom.), 66.2 (C7), 66.0 (C3), 53.8 (C2), 19.8 (C12), 17.3/15.2 (C4/C4’), 4.0/3.3/2.1/0.3 (C5/C5’/C6/C6’). Die spektroskopischen Daten stimmen mit den von Carpino beschriebenen Daten überein [15]. (Dcpm)Leucin-Benzylester 5 6 O H N 2 4 1 3 4' 6' 1 7 O 8 9 12 13 CH 3 14' 5' H3C 14 10 Ausbeute: 2.75 g (8.74 mmol, 79 %), gelbliches Öl 11 H NMR (300 MHz, CDCl3, δ in ppm): 7.33 (s, 5H, Harom.), 5.09 (s, 2H, CH2), 3.75 (t, 1H, CH, J = 7.35 Hz), 1.96 (br s, 1H, NH), 1.80-1.71 (m, 1H, CH), 1.47.1.42 (t, 2H, CH2, J = 7.46 Hz), 1.05-0.81 (m, 8H, CH3/CH), 0.77-0.71 (m, 1H, CH), 0.52-0.30 (m, 4H, CH2), 0.14-0.01 (m, 4H, CH2). 13 C NMR (75 MHz, CDCl3, δ in ppm): 176.3 (C1), 135.9 (C8), 128.8-128.2 (5C, Carom.), 66.1 (C7), 57.0 (C2), 43.2 (C12), 24.8 (C13), 22.6/22.2 (C14/C14’), 17.4/15.3 (C4/C4’), 4.0/3.5/2.1/0.1 (C5/C5’/C6/C6’). - 64 - 5.3.4 Allgemeine Vorschrift zur Herstellung der freien (Dcpm)-Aminosäuren In einem Schlenkkolben mit Septum wurden in 50 ml absolutem Ethanol 11.3 mmol der entsprechenden (Dcpm)Benzylester-Aminosäure gelöst und 0.565 mmol (5 %) von 10 %igen Palladium auf Aktivkohle als Katalysator dazugegeben. Mit Hilfe eines Luftballons mit Kanüle wurde der Kolben zweimal mit Wasserstoff so gespült, dass beim zweiten Spülvorgang das H2-Gas durch die Flüssigkeit geleitet wurde. Danach wurde die Reaktionsmischung unter Wasserstoffatmosphäre für mindestens 3.5 h bei Raumtemperatur gerührt. Nach beendeter Reaktion wurde die Reaktionslösung filtriert und das Lösungsmittel im Vakuum entfernt. Das Rohprodukt wurde aus MeOH:Et2O umkristallisiert und mit Et2O gewaschen. (Dcpm)Glycin-OH 5 O H N 4 6 3 2 1 OH Ausbeute: 2.7 g (16 mmol, 60 %), weißer Feststoff 4' 6' 1 5' mp = 218 - 220 °C H NMR (300 MHz, D2O, δ in ppm): 3.80-3.72 (m, 2H, CH2), 3.64-3.57 (m, 1H, NH), 2.14- 2.07 (t, 1H, CH, J = 9.51 Hz), 1.10-1.00 (m, 2H, CH), 0.75-0.64 (m, 4H, CH2), 0.48-0.41 (m, 4H, CH2). 13 C NMR (75 MHz, D2O, δ in ppm): 171.64 (C1), 67,3 (C3), 46.2 (C2), 11.5 (C4/C4’), 3.0/2.4 (C5/C5’/C6/C6’). Die spektroskopischen Daten stimmen mit den von Carpino beschriebenen Daten überein [15]. - 65 - 2.0 4.23 3.0 4.14 4.0 2.04 1.00 2.06 5.0 ppm (t1) 1.0 5.0 4.23 4.14 2 .04 10.0 1.00 2.06 15.0 0.0 ppm (t1) 1 250 ppm (t1) Abbildung 47: 200 100 13 50 3.085 2.427 11.570 67.392 150 46.213 H NMR Spektrum von (Dcpm)Gly-OH in D2O bei 298 K 171.633 Abbildung 46: 0 C NMR Spektrum (oben) und DEPT (unten) von (Dcpm)Gly-OH in D2O bei 298 K - 66 - (Dcpm)Alanin-OH 5 O H N 2 4 6 1 OH 3 4' 6' 1 CH3 7 Ausbeute: 1.72 g (9.4 mmol, 58 %), weißer Feststoff mp = 246-248 °C unter Zersetzung 5' H NMR (300 MHz, D2O, δ in ppm): 4.08-4.01 (m, 1H, CH), 3.76-3.70 (m, 1H, NH), 2.00- 1.94 (t, 1H, CH, J = 9.63 Hz), 1.45 (d, 3H, CH3, J = 7.38 Hz), 1.07-0.93 (m, 2H, CH), 0.710.56 (m, 4H, CH2), 0.42-0.29 (m, 4H, CH2). 13 C NMR (75 MHz, D2O, δ in ppm): 175.1 (C1), 67.2 (C3), 54.9 (C2), 16.0 (C7), 12.7/11.1 (C4/C4’), 3.9/3.3/2.7/1.4 (C5/C5’/C6/C6’). Die spektroskopischen Daten stimmen mit den von Carpino beschriebenen Daten überein [15]. 1.50 1.00 4.13 2.00 4.24 2.50 2.15 3.00 3.20 3.50 1.03 1.00 4.00 ppm (t1) 0.50 5.0 Abbildung 48: 1 H NMR Spektrum von (Dcpm)Ala-OH in D2O bei 298 K - 67 - 4.13 4.24 2.15 3.20 10.0 1.03 1.00 15.0 ppm (t1) 0.0 Abbildung 49: 200 150 100 50 1.463 3.938 3.346 2 .76 1 11.142 16.088 12.721 54.976 67.290 175.147 250 ppm (t1) 0 13 C NMR Spektrum (oben) und DEPT (unten) von (Dcpm)Ala-OH in D2O bei 298 K (Dcpm)Leucin-OH 5 6 O H N 2 4 3 4' 6' 7 1 OH 8 CH3 9' 5' Ausbeute: 1.64 g (7.3 mmol, 50 %), weißer Feststoff mp = 212 - 213 °C H3C 9 1 H NMR (300 MHz, D2O, δ in ppm): 3.96 (t, 1H, CH, J = 7.35 Hz), 3.66-3.59 (m, 1H, NH), 1.97-1.91 (t, 1H, CH, J = 7.46 Hz), 1.77-1.61 (m, 3H, CH2/CH), 1.15-1.10 (m, 2H; CH), 0.990.92 (m, 6H, CH3), 0.76-0.65 (m, 4H, CH2), ), 0.47-0.39 (m, 4H, CH2). 13 C NMR (75 MHz, D2O, δ in ppm): 174.6 (C1), 67.9/58.6 (C2/C3), 39.9 (C7), 24.4 (C8), 21.5/21.4 (C9/C9’), 12.6/11.0 (C4/C4’), 4.0/3.8/2.6/1.4 (C5/C5’/C6/C6’). - 68 - 2.00 1.50 1.00 4.03 2.50 4.08 3.00 6.49 2.31 3.50 3.24 1.03 1.00 4.00 ppm (t1) 0.50 5.0 4.03 4.08 6.49 2.31 10.0 3.24 1.03 1.00 15.0 0.0 ppm (t1) 1 250 ppm (t1) Abbildung 51: 200 100 13 50 1.402 2.696 4.031 3.892 11.030 24.481 21.598 21.409 12.692 39.975 67.965 150 58.675 H NMR Spektrum von (Dcpm)Leu-OH in D2O bei 298 K 174.621 Abbildung 50: 0 C NMR Spektrum (oben) und DEPT (unten) von (Dcpm)Leu-OH in D2O bei 298 K - 69 - 5.3.5 Allgemeine Vorschrift zur Herstellung der Fmoc geschützten (Dcpm)Aminosäuren in Lösung In 40 ml frisch destilliertem trockenem DCM wurden unter Schlenk-Bedingungen 13.1 mmol der jeweiligen Dcpm-Aminosäure suspendiert. Dann wurden mit Hilfe einer Spritze 4.14 ml (2.5 eq, 32.74 mmol, 3.56 g, ρ = 0.859 g/cm3) Trimethylsilylchlorid zugegeben und die Reaktionsmischung ca. 4 h unter Rückfluss erwärmt. Dann wurde die Reaktionslösung mit einem Eisbad auf 0 °C abgekühlt und anschließend unter Schlenk-Bedingungen erst 5.57 ml (2.5 eq, 32.74 mmol, 4.23 g, ρ = 0.76 g/cm3) DIPEA und dann 4.07 g (1.2 eq, 15.72 mmol) Fmoc-Cl gelöst in 10 ml DCM zugegeben. Die Reaktionsmischung wurde dann noch 1 h bei 0 °C gerührt und anschließend langsam über Nacht auf Raumtemperatur erwärmt. Nach beendeter Reaktion wurde das Lösungsmittel am Rotationsverdampfer entfernt und der Rückstand mit 100 ml Et2O versetzt und anschließend über Nacht im Kühlschrank stehen gelassen. Es fiel das Hydrochlorid von DIPEA als ein weißer Feststoff aus, welcher über eine G4-Fritte abgesaugt und gründlich mit Et2O gewaschen wurde. Die Et2O-Phase wurde anschließend am Rotationsverdampfer eingeengt und der Rückstand, ein gelbliches Öl, mit 100 ml einer 10 %igen K2CO3-Lösung versetzt und dann mit ca. 150 ml 5 %iger Zitronensäure angesäuert, wobei ein pH-Wert von 5 eingestellt wurde. Die milchig trübe wässrige Phase wurde dreimal mit jeweils 120 ml Essigester extrahiert. Die vereinten organischen Phasen wurden über MgSO4 getrocknet und das Lösungsmittel am Rotationsverdampfer entfernt. Das Rohprodukt wurde anschließend im Hochvakuum getrocknet, wobei ein gelblicher Feststoff als Rohprodukt erhalten wurde. Eine grobe Vorreinigung des Rohproduktes erfolgte durch Flash-Chromatographie an Silicalgel, wobei erst mit DCM als Laufmittel alle Verunreinigungen von der Säule gespült wurden. Anschließend erfolgte durch die Umstellung des Laufmittels auf MeOH das Eluieren des Produkts von der Säule. Durch erneutes Lösen des Produktes in DCM und anschließendem Filtrieren der Lösung wurde eventuell durch MeOH gelöstes Silicagel abgetrennt. Das DCM wurde am Rotationsverdampfer entfernt und das vorgereinigte Produkt im Hochvakuum getrocknet. Anschließend wurde das erhaltene Rohprodukt mittels RP-HPLC unter Verwendung eines 0.025 M Ammoniumacetatpuffer ohne Zusatz von TFA gereinigt. - 70 - Fmoc-(Dcpm)Glycin-OH Ausbeute Rohprodukt: Ring1 15 Ring2 14 13 O 11 15' N 10 O 13' 14' 9 3.8 g (9.72 mmol, 75 %), gelblicher Feststoff, Reinheit H3 6 12 16' H4 H1 16 17 H2 7 Die Reinigung von ca. 150 mg Rohprodukt mittels RP- 8 O laut RP-HPLC 60 % H5 HPLC wurde mit einem Gradienten von 25 % B für OH 5 min isokratisch dann von 25 % B auf 95 % B in 40 min (A: 0.025 M Ammoniumacetat in H2O : MeCN 1000 ml : 350 ml; B: MeCN) mit einer VYDAC C18 Säule (250 x 40 mm, 1520 µm) bei einer Flussrate von 20 ml/min und einer Wellenlänge von λ = 220 nm durchgeführt. Das gereinigte Produkt wurde anschließend zweimal lyophilisiert, um alle Reste vom Ammoniumacetat zu entfernen. Ausbeute nach Reinigung mittels RP-HPLC: 59.7 mg (0.153 mmol, 40 % bezogen auf die zur Reinigung eingesetzte Menge Rohprodukt) mp = 120-122 °C (weißer Feststoff) A B Rt = 29.350 min Fmoc-(Dcpm)Gly-OH Rt = 29.212 min Fmoc-(Dcpm)Gly-OH Rt = 21.788 min Fmoc-Gly-OH 0 10 20 30 40 Rt [min] 0 10 20 30 40 Rt [min] Abbildung 51: Analytische HPLC Chromatogramme vom Rohprodukt (A) und vom gereinigten Produkt Fmoc-(Dcpm)Gly-OH (B): Gradient: 10 % B Æ 100 % B in 45 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA); Fluss: 1 ml/min; λ = 220 nm; Säule: Nucleosil C18 (125 x 4.6 mm, 5 µm) Die spektroskopischen Daten stimmen mit den von Carpino beschriebenen Daten überein [15]. - 71 - 1 Atom 1 2 3 4 5 6 7 8 9 H NMR (400 MHz, CDCl3, δ in ppm) cis Atom 0.33 10 0.33 11 0.53 12 0.33 13 / 13’ 0.80 14 / 14’ 3.12 15 / 15’ 4.00 16 / 16’ 17 / 17’ - trans 0.13 -0.32 0.42 -0.06 0.65 2.12 3.92 - trans 4.57 4.16 7.47 7.28 7.36 7.71 - cis 4.41 4.17 7.54 7.28 7.34 7.71 - 13 C NMR (100 MHz, CDCl3, δ in ppm) Atom trans cis Atom trans 1 2.1 2.1 10 67.1 2 2.1 2.1 11 47.1 3 5.1 4.6 12 143.8 4 5.1 4.6 13 / 13’ 124.4 5 13.4 13.1 14 / 14’ 127.2 6 65.9 64.1 15 / 15’ 127.7 7 45.7 44.3 16 / 16’ 119.9 8 173.8 174.9 17 / 17’ 141.4 9 157.0 157.0 Tabelle 2: Zuordnung der 1H und 13C NMR Signale von Fmoc-(Dcpm)Gly-OH cis 67.5 47.3 144.0 125.0 127.0 127.6 119.9 141.3 Fmoc-Gly-Dcpm in CDCl3 bei 298 K 400 MHz cis / tans 35% / 65% cis Signale lassen sich leicht zuordnen für cis und trans sind die 3-Ringe jeweils äquivalent, d.h. ein 3-Ring für cis und ein 3-Ring für trans im Spektrum Current Data Parameters NAME fmoc-gly-dcpm-ct-cdcl3 EXPNO 10 PROCNO 1 F2 - Acquisition Parameters Date_ 20070925 Time 14.45 INSTRUM spect PROBHD 5 mm PABBO BBPULPROG zg30 TD 65536 SOLVENT CDCl3 NS 32 DS 2 SWH 8223.685 Hz FIDRES 0.125483 Hz AQ 3.9846387 sec RG 228.1 DW 60.800 usec DE 6.00 usec TE 296.3 K D1 1.00000000 sec TD0 1 ======== CHANNEL f1 ======== NUC1 1H P1 14.00 usec PL1 -1.00 dB SFO1 400.1324710 MHz F2 - Processing parameters SI 32768 SF 400.1300180 MHz WDW EM SSB 0 LB 0.20 Hz GB 0 PC 1.00 trans-H6 8 Abbildung 53: 7 1 6 5 4 3 2 1.16 1.92 1.11 1.91 2.93 1.88 1.82 1.78 1.00 0.61 1.77 1.03 2.64 1.02 1.75 2.74 2.56 cis-H6 1 H NMR Spektrum von Fmoc-(Dcpm)Gly-OH in CDCl3 - 72 - 0 ppm Fmoc-(Dcpm)Alanin-OH 15 Ring2 14 H4 12 6 16' 11 15' O 9 CH3 18 7 O Reinheit laut HPLC 45 % H5 N 10 13' 4.1 g (10.11 mmol, 77 %), gelblicher Feststoff, H3 13 17 Ausbeute Rohprodukt: Ring1 H1 16 14' H2 Die Reinigung von ca. 150 mg Rohprodukt mittels RP- 8 O HPLC wurde mit einem Gradienten von 20 % B für OH 5 min isokratisch dann von 20 % B auf 100 % B in 40 min (A: 0.025 M Ammoniumacetat in H2O : MeCN 1000 ml : 350 ml; B: MeCN) mit einer VYDAC C18 Säule (250 x 40 mm, 1520 µm) bei einer Flussrate von 20 ml/min und einer Wellenlänge von λ = 220 nm durchgeführt. Das gereinigte Produkt wurde anschließend zweimal lyophilisiert, um alle Reste vom Ammoniumacetat zu entfernen. Ausbeute nach Reinigung mittels RP-HPLC: 55.3 mg (0.136 mmol, 37 % bezogen auf die zur Reinigung eingesetzte Menge Rohprodukt) mp = 143-145 °C (weißer Feststoff) Rt = 23.176 min Fmoc-Ala-OH A 0 10 20 Rt = 30.762 min Fmoc-(Dcpm)Ala-OH 30 40 Rt [min] B Rt = 30.627 min Fmoc-(Dcpm)Ala-OH 0 10 20 30 40 Rt [min] Abbildung 54: Analytische HPLC Chromatogramme vom Rohprodukt (A) und vom gereinigten Produkt Fmoc-(Dcpm)Ala-OH (B): Gradient: 10 % B Æ 100 % B in 45 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA); Fluss: 1 ml/min; λ = 220 nm; Säule: Nucleosil C18 (125 x 4.6 mm, 5 µm) Die spektroskopischen Daten stimmen mit den von Carpino beschriebenen Daten überein [15]. - 73 - 1 Atom trans Ring1 / Ring2 0.16 / 0.10 -0.44 / -0.43 0.44 / 0.44 -0.12 / -0.12 0.72 / 0.64 1.89 3.94 - 1 2 3 4 5 6 7 8 9 H NMR (600 MHz, CDCl3, δ in ppm) cis Atom trans Ring1 / Ring2 Ring1 / Ring2 0.33 / 0.31 10 4.65 / 4.59 0.23 / 0.35 11 4.16 0.58 / 0.51 12 0.34 / 0.34 13 / 13’ 7.48 / 7.47 0.84 / 0.72 14 / 14’ 7.30 / 7.30 3.02 15 / 15’ 7.38 / 7.38 3.94 16 / 16’ 7.72 / 7.72 17 / 17’ 18 1.52 cis Ring1 / Ring2 4.65 / 4.59 4.15 7.58 / 7.57 7.29 / 7.29 7.36 / 7.36 7.72 / 7.72 1.21 13 C NMR (150 MHz, CDCl3, δ in ppm) trans cis Atom trans Ring1 / Ring2 Ring1 / Ring2 Ring1 / Ring2 2.2 / 2.0 2.1 / 2.1 10 66.7 2.2 / 2.0 2.0 / 2.1 11 46.9 5.4 / 5.3 4.3 / 4.3 12 143.4 / 143.4 5.4 / 5.3 4.3 / 4.3 13 / 13’ 124.3 / 124.3 13.6 / 13.4 13.2 / 13.2 14 / 14’ 127.3 / 127.1 67.2 65.0 15 / 15’ 127.8 / 127.7 53.9 51.1 16 / 16’ 119.9 / 119.8 174.4 175.5 17 / 17’ 141.2 / 141.2 156.3 155.9 18 15.6 1 13 Zuordnung der H und C NMR Signale von Fmoc-(Dcpm)Ala-OH Atom 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Tabelle 3: cis Ring1 / Ring2 66.7 47.2 143.4 / 143.4 124.7 / 124.8 127.0 / 127.1 127.4 / 127.5 119.7 / 119.7 141.1 / 141.1 16.2 Fmoc-Ala-Dcpm-OH in CDCl3 bei 298 K 600 MHz cis / trans 25 % / 75 % cis-Signale lassen sich zuordnen bei cis und trans sind die 3-Ringe jeweils nicht äquivalent Current Data Parameters NAME we_rrala EXPNO 1 PROCNO 1 F2 - Acquisition Parameters Date_ 20070928 Time 15.47 INSTRUM spect PROBHD 5 mm PABBI 1H/ PULPROG zg30 TD 65536 SOLVENT CDCl3 NS 32 DS 2 SWH 7183.908 Hz FIDRES 0.109618 Hz AQ 4.5614252 sec RG 362 DW 69.600 usec DE 6.00 usec TE 298.0 K D1 1.00000000 sec TD0 1 trans-H6 ======== CHANNEL f1 ======== NUC1 1H P1 14.50 usec PL1 2.00 dB SFO1 600.0324212 MHz F2 - Processing parameters SI 32768 SF 600.0300261 MHz WDW EM SSB 0 LB 0.20 Hz GB 0 PC 1.00 Abbildung 55: 6 5 3 2 1 3.00 1.09 0.37 1.28 1.30 2.34 1.48 0.39 2.02 1.92 1.93 4 1.04 0.36 7 1.31 1.31 8 0.97 1.54 2.46 0.64 1.90 2.53 2.50 cis-H6 1 H NMR Spektrum von Fmoc-(Dcpm)Ala-OH in CDCl3 - 74 - 0 ppm Fmoc-(Dcpm)Leucin-OH Ausbeute Rohprodukt: Ring1 15 H2 Ring2 14 H1 16 12 6 16' O 11 9 18 7 O 13' 19 CH3 20 8 O Reinheit laut HPLC 16 % H5 N 10 15' 5.1 g (11.4 mmol, 87 %), gelblicher Feststoff, H3 13 17 14' H4 CH3 OH Die Reinigung von ca. 150 mg Rohprodukt mittels RP-HPLC wurde mit einem Gradienten von 25 % B für 10 min isokratisch dann von 25 % B auf 95 % B in 35 min (A: 0.025 M Ammoniumacetat in H2O : MeCN 1000 ml : 350 ml; B: MeCN) mit einer VYDAC C18 Säule (250 x 40 mm, 15-20 µm) bei einer Flussrate von 20 ml/min und einer Wellenlänge von λ = 220 nm durchgeführt. Das gereinigte Produkt wurde anschließend zweimal lyophilisiert, um alle Reste vom Ammoniumacetat zu entfernen. Ausbeute nach Reinigung mittels RP-HPLC: 24 mg (0.054 mmol, 16 % bezogen auf die zur Reinigung eingesetzte Menge Rohprodukt) mp = 145-150 °C (weißer Feststoff) A Rt = 35.170 min Fmoc-(Dcpm)Leu-OH B Rt = 35.019 min Fmoc-(Dcpm)Leu-OH Rt = 28.382 min Fmoc-Leu-OH 0 10 20 30 40 Rt [min] 0 10 20 30 40 Rt [min] Abbildung 56: Analytische HPLC Chromatogramme vom Rohprodukt (A) und vom gereinigten Produkt Fmoc-(Dcpm)Leu-OH (B): Gradient: 10 % B Æ 100 % B in 45 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA); Fluss: 1 ml/min; λ = 220 nm; Säule: Nucleosil C18 (125 x 4.6 mm, 5 µm) - 75 - 1 Atom trans Ring1 / Ring2 0.15 / 0.04 -0.63 / -0.50 0.44 / 0.44 -0.19 / -0.19 0.75 / 0.63 1.72 / 1.72 3.86 4.74 / 4.64 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 H NMR (600 MHz, CDCl3, δ in ppm) cis Atom trans Ring1 / Ring2 Ring1 / Ring2 n.z. 11 4.16 n.z. 12 n.z. 13 / 13’ 7.49 / 7.46 n.z. 14 / 14’ 7.32 / 7.31 n.z. 15 / 15’ 7.40 / 7.39 2.97 16 / 16’ 7.73 / 7.72 3.78 17 / 17’ 18 2.16 / 1.49 19 1.58 n.z. 20 0.89 / 0.88 cis Ring1 / Ring2 n.z. 7.57 / 7.57 n.z. n.z. n.z. n.z. n.z. n.z. 13 C NMR (150 MHz, CDCl3, δ in ppm) trans cis Atom trans Ring1 / Ring2 Ring1 / Ring2 Ring1 / Ring2 1 2.3 4.1 11 47.1 2 2.1 4.1 12 143.2 / 143.2 3 5.5 5.9 13 / 13’ 124.2 / 124.1 4 5.4 5.9 14 / 14’ 127.2 / 127.1 5 13.8 / 13.4 13.5 / n.z. 15 / 15’ 127.8 / 127.7 6 68.0 65.5 16 / 16’ 119.8 / 119.8 7 58.0 54.6 17 / 17’ 141.3 / 141.3 8 174.0 n.z. 18 39.1 9 157.0 156.5 19 25.0 10 66.8 66.6 20 21.9 / 23.1 Tabelle 4: Zuordnung der 1H und 13C NMR Signale von Fmoc-(Dcpm)Leu-OH Atom cis Ring1 / Ring2 47.4 n.z. 124.8 / 124.7 126.9 / 126.9 127.4 / 127.4 n.z. n.z. 41.0 25.6 22.0 / n.z. Fmoc-Leu-Dcpm-OH in CDCl3 bei 298K 600 MHz cis/trans 5% zu 95 % cis-Signale dementsprechend kaum zuordbar beide 3-Ringe sind magnetisch nicht äquivalent Current Data Parameters NAME we_rrleu EXPNO 1 PROCNO 1 F2 - Acquisition Parameters Date_ 20070926 Time 12.44 INSTRUM spect PROBHD 5 mm PABBI 1H/ PULPROG zg30 TD 65536 SOLVENT CDCl3 NS 32 DS 2 SWH 7183.908 Hz FIDRES 0.109618 Hz AQ 4.5614252 sec RG 362 DW 69.600 usec DE 6.00 usec TE 298.0 K D1 1.00000000 sec TD0 1 trans-H6 ======== CHANNEL f1 ======== NUC1 1H P1 14.50 usec PL1 2.00 dB SFO1 600.0324212 MHz F2 - Processing parameters SI 32768 SF 600.0291255 MHz WDW EM SSB 0 LB 0.20 Hz GB 0 PC 1.00 8 Abbildung 57: 7 6 5 4 3 2 1 5.91 1.54 1.08 2.02 1.05 1.01 2.00 1.01 1.00 1.15 1.63 1.39 0.99 1.00 1.03 1.03 1.08 2.03 1.97 2.08 2.10 cis-H6 1 0 H NMR Spektrum von Fmoc-(Dcpm)Leu-OH in CDCl3 - 76 - ppm 5.3.6 Alternativer Syntheseweg für die Herstellung der Fmoc geschützten (Dcpm)Aminosäuren an der festen Phase Bei der Synthese in Lösung der Fmoc geschützten (Dcpm)-Aminosäuren konnte zwar die gewünschte Verbindung erhalten werden, aber bei allen drei Beispielen trat als Nebenreaktion die Eliminierung der bereits vorhandenen Dcpm-Gruppe auf. Dabei konnte ein Zusammenhang zwischen dem zunehmenden sterischen Anspruch der Seitenkette der jeweiligen Aminosäure und dem Anteil der gewünschten Fmoc-(Dcpm)-Aminosäure im Rohprodukt festgestellt werden. Da der Verlust der bereits integrierten Dcpm Schutzgruppe ein nicht hinnehmbarer Nachteil der beschriebenen Strategie für die Synthese in Lösung mit vorheriger Silylierung am Stickstoffatom mit TMSCl war, wurde nach einem alternativen Syntheseweg für die Darstellung der Fmoc-(Dcpm)-Aminosäuren an der festen Phase gesucht. Dabei wurde die freie Dcpm geschützte Aminosäure (0.3 mmol) an 0.5 g eines 2Chlortritylchlorid Harzes (CBL Patras, Griechenland) verankert. Die Einführung der Fmoc Schutzgruppe erfolgte dann mit Hilfe von Fmoc-OAt (2 eq, 0.6 mmol) [131] und der Zugabe von DIPEA (2 eq, 0.6 mmol, ρ = 0.76 g/cm3). Die Reaktion wurde in 5 ml eines Lösungsmittelgemischs von DMF : DCM (3:2, v/v) durchgeführt, da sich die freie (Dcpm)Aminosäure nicht in reinem DCM gelöst hat. Durch die Verwendung von DCM zeigte das verwendete 2-Chlortrityl Harz ein besseres Quelleverhalten, weshalb dieses Lösungsmittelgemisch verwendet wurde. Die Reaktionsmischung wurde über Nacht bei Raumtemperatur geschüttelt. Anschließend wurde das Harz gründlich mit DMF und DCM gewaschen und das Rohprodukt geschützt mit DCM : TFE : AcOH (3:1:1, v/v/v) für 2 h bei Raumtemperatur vom Harz abgespalten. Die Abspaltlösung wurde unter Zusatz von n-Heptan am Rotationsverdampfer entfernt und das Rohprodukt anschließend aus Wasser : MeCN (1:1, v/v) lyophilisiert. Fmoc-(Dcpm)Glycin-OH Ausbeute Rohprodukt: 62.7 mg (0.160 mmol, 54 %), weißer Feststoff, Reinheit laut RP-HPLC 92 % - 77 - MALDI-MS: berechnet: 391.46 Da gefunden: 414.42 Da (+23, Natriumaddukt) 325.42, 379.35 Da (von Matrix CHCA) A Voyager Spec #1[BP = 379.3, 34848] Rt = 28.566 min Fmoc-(Dcpm)Gly-OH 100 325.42 B 379.35 3.5E+4 90 414.42 80 % In ten sity 70 60 50 40 30 326.43 415.33 20 10 336.37 0 299.0 381.33 471.46 429.48 399.4 499.8 600.2 700.6 801.0 Mass (m/z) 0 10 20 30 40 Rt [min] Abbildung 58: Analytisches HPLC Chromatogramm (A): Gradient: 10 % B Æ 100 % B in 45 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA); Fluss: 1 ml/min; λ = 220 nm; Säule: Nucleosil C18 (125 x 4.6 mm, 5 µm) und MALDI-MS (B) vom Rohprodukt bei der Umsetzung von (Dcpm)Gly-OH mit Fmoc-OAt an der festen Phase Fmoc-(Dcpm)Alanin-OH Ausbeute Rohprodukt: 52.4 mg (0.1292 mmol, 43 %), weißer Feststoff, Reinheit laut RP-HPLC 83 % MALDI-MS: berechnet: 405.49 Da gefunden: 428.55 Da (+23, Natriumaddukt) 325.51, 379.45 Da (von Matrix CHCA) 656.61 (Verunreinigung) A Rt = 30.045 min Fmoc-(Dcpm)Ala-OH Voyager Spec #1[BP= 428.6, 36417] 100 B 428.55 325.51 3.6E+4 90 80 70 % In ten sity Rt = 22.393 min Fmoc-Ala-OH 60 50 379.45 40 30 20 10 0 299.0 429.56 326.53 334.47 380.44 399.2 445.46 430.56 656.61 657.61 499.68 499.4 599.6 699.8 800.0 Mass (m/z) 0 10 20 30 40 Rt [min] Abbildung 59: Analytisches HPLC Chromatogramm (A): Gradient: 10 % B Æ 100 % B in 45 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA); Fluss: 1 ml/min; λ = 220 nm; Säule: Nucleosil C18 (125 x 4.6 mm, 5 µm) und MALDI-MS (B) vom Rohprodukt bei der Umsetzung von (Dcpm)-Ala-OH mit Fmoc-OAt an der festen Phase - 78 - Bei der analogen Reaktionsführung mit Fmoc-OSu als Reagenz zu Einführung der Fmoc Schutzgruppe konnte am Beispiel für (Dcpm)-Alanin keine Umsetzung zum gewünschten Produkt Fmoc-(Dcpm)Ala-OH festgestellt werden. Es wurden hierbei wiederum 0.5 g des 2Chlortritylchlorid Harzes (CBL Patras, Griecheland) eingesetzt und daran die freie Dcpm geschützte Aminosäure (Dcpm)Ala-OH in DMF als Lösungsmittel verankert. Nach dem Waschen des Harzes wurden in DMF : DCM (3:2, v/v) als Lösungmittelgemsich Fmoc-OSu (2 eq, 0.6 mmol) und DIPEA (2eq, 0.6 mmol, ρ = 0.76 g/cm3) zur Reaktionsmischung dazugegeben und über Nacht geschüttelt. Anschließend wurde das Harz gründlich mit DMF und DCM gewaschen und das Rohprodukt geschützt mit DCM : TFE : AcOH (3:1:1, v/v/v) für 2 h bei Raumtemperatur vom Harz abgespalten. Die Abspaltlösung wurde unter Zusatz von n-Heptan am Rotationsverdampfer entfernt und das Rohprodukt anschließend aus Wasser : MeCN (1:1, v/v) lyophilisiert. Im Rohprodukt konnte die gewünschte geschützte Aminosäure Fmoc-(Dcpm)Ala-OH nicht nachgewiesen werden (Abbildung 60 A). Lediglich das Molekül ohne die Dcpm-Gruppe war mittels analytischer RP-HPLC und durch den Vergleich mit einer Referenzverbindung (sauberes kommerzielles Fmoc-Ala-OH wurde analysiert) zu detektieren gewesen. Die Verbindung Fmoc-Ala-OH wurde mittels Referenzverbindung durch analytische RP-HPLC identifiziert, weil auf Grund der geringen Masse von 311.33 Da mittels MALDI-MS und CHCA als Matrix die Verbindung massenspektroskopisch auf diesem Weg nicht detektiert werden konnte. Obwohl in diesem Versuch kein HCl während der Reaktion generiert wird, konnte die Abspaltung der Dcpm-Gruppe nicht verhindert werden. Das Reaganz Fmoc-OSu scheint außerdem nicht reaktiv genug zu sein, um die Fmoc-Gruppe an die sekundäre Aminfuktion kovalent zu binden. Die Aminfuktion von Alanin ist durch die Dcpm-Gruppe und die Methylgruppe der Seitenkettenfuktion sterisch zu sehr abgeschirmt. - 79 - MALDI-MS: berechnet: 405.49 Da gefunden: 325.93, 379.87 Da (von Matrix CHCA) 445.90, 657.23, 672.56 (Verunreinigung) A Rt = 22.392 min Fmoc-Ala-OH Voyager Spec #1[BP = 212.9, 5315] 100 B 325.93 90 2437.0 379.87 80 % In ten sity 70 60 50 657.23 327.04 40 30 445.90 323.62 672.56 20 10 0 299.0 399.2 499.4 599.6 699.8 800.0 Mass (m/z) 0 10 20 30 40 Rt [min] Abbildung 60: Analytisches HPLC Chromatogramm (A): Gradient: 10 % B Æ 100 % B in 45 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA); Fluss: 1 ml/min; λ = 220 nm; Säule: Nucleosil C18 (125 x 4.6 mm, 5 µm) und MALDI-MS (B) vom Rohprodukt bei der Umsetzung von (Dcpm)Ala-OH mit Fmoc-OSu an der festen Phase Fmoc-(Dcpm)Leucin-OH Ausbeute Rohprodukt: 63 mg (0.1409 mmol, 47%), weißer Feststoff, Reinheit laut RP-HPLC 23% MALDI-MS: berechnet: 447.57 Da gefunden: 495.58 Da (+46, 2 Natrium) 533.69 Da (+85, 2 Natrium + 1 Kalium) 579.66 Da (+131, 4 Natrium + 1 Kalium) 379.39 Da (von Matrix CHCA) A Rt = 27.582 min Fmoc-Leu-OH Rt = 33.803 min Fmoc-(Dcpm)Leu-OH Voyager Spec #1=>BC[BP= 533.7, 7906] B 533.69 100 90 7906.1 579.66 495.58 80 % In ten sity 70 60 50 40 534.68 379.39 496.60 30 580.67 20 10 0 350.0 440.2 530.4 620.6 710.8 801.0 Mass (m/z) 0 10 20 30 40 Rt [min] Abbildung 61: Analytisches HPLC Chromatogramm (A): Gradient: 10 % B Æ 100 % B in 45 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA); Fluss: 1 ml/min; λ = 220 nm; Säule: Nucleosil C18 (125 x 4.6 mm, 5 µm) und MALDI-MS (B) vom Rohprodukt bei der Umsetzung von (Dcpm)Leu-OH mit Fmoc-OAt an der festen Phase - 80 - 5.3.7 Herstellung von Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH an der festen Phase H5 H3 6 H4 22 N 24 O 17 24' 19' 23' 2.13 mmol, 275.3 mg, ρ = 0.76 g/cm3) DIPEA und O 11 O ml DMF versetzt. Dann wurden 362.3 µl (2 eq, O 15 10 HN 16 (CBL Patras, Griechenland, mesh 100-200) mit 5 O 9 20 Ring2 19 18 OH 8 7 21 23 22' Es wurden 500 mg 2-Chlortritylchlorid Harz H2 Ring1 H1 12 CH3 O 13 CH3 20' 21' 14 CH3 anschließend (Dcpm)Gly-OH Reaktionsmischung 180 mg (1.065 mmol) dazugegeben. wurde dann Die bei Raumtemperatur für 1.5 h geschüttelt. Nach der Reaktion wurde das Harz gründlich mit DCM und DMF gewaschen und anschließend mit 10 ml einer Lösung von MeOH : DIPEA (9:1) für 15 min gecappt. Nach erneutem Waschen des Harzes mit DCM und DMF wurde ein KaiserTest durchgeführt [132], welcher als positives Ergebnis eine schwache Blaufärbung lieferte und somit auf das Vorhandensein von freien Aminogruppen schließen ließ. Auch wenn beim klassischen Kaisertest nur primäre Aminofunktionen detektiert werden [132], konnte durch den Vergleich mit einer Blindprobe eine Farbänderung beim Harz mit dem verankerten (Dcpm)Gly-OH festgestellt werden. Die am Harz verankerte Aminosäure (Dcpm)Gly-OH wurde im nächsten Schritt mit der Fmoc geschützten Aminosäure Fmoc-Asp(OtBu)-OH gekoppelt. Dazu wurde das Harz mit 10 ml DMF versetzt und dann 1.23 g (3 eq, 3 mmol) Fmoc-Asp(OtBu)-OH dann 1.1 g (3 eq, 3 mmol) HATU und anschließend 1.02 ml (6 eq, 6 mmol, 775.5 mg, ρ = 0.76 g/cm3) DIPEA dazugegeben. Die Reaktionsmischung wurde dann bei Raumtemperatur über Nacht geschüttelt. Um das vollständig geschützte Produkt vom Harz abzuspalten, wurde das Harz mit einer Lösung von DCM : TFE : AcOH (3:1:1, 6 ml : 2 ml : 2 ml) versetzt und für 2 h bei Raumtemperatur geschüttelt. Das Harz wurde anschließend über eine G3 Fritte abgesaugt und nochmals mit DCM gewaschen. Die erhaltene Lösung wurde anschließend am Rotationsverdampfer unter Zusatz von n-Heptan eingeengt. Das Rohprodukt wurde dann durch Zugabe von eiskaltem Et2O ausgefällt und anschließend aus Wasser : Acetonitril (1:1) lyophilisiert. Ausbeute: Rohprodukt 93.5 mg (0.1664 mmol, 16 %), gelblicher Feststoff, Reinheit laut HPLC 72 % - 81 - Die Reinigung von 30 mg Rohprodukt mittels RP-HPLC wurde bei 20 % B für 5 min isokratisch dann mittels eines Gradienten von 20 % B auf 90 % B in 45 min (A: 0.025 M Ammoniumacetat in H2O : MeCN 1000 ml : 350 ml; B: MeCN) mit einer VYDAC C18 Säule (250 x 40 mm, 15-20 µm) bei einer Flussrate von 20 ml/min und einer Wellenlänge von λ = 220 nm durchgeführt. Das gereinigte Produkt wurde anschließend zweimal lyophilisiert, um alle Reste vom Ammoniumacetat zu entfernen. Ausbeute nach Reinigung mittels RP-HPLC: 7.2 mg (12.8 µmol, 24 % bezogen auf die zur Reinigung eingesetzte Menge Rohprodukt) weißer Feststoff HR-MS: berechnet: 562.27 g/mol gefunden für Negativ-Mode: 561.26 g/mol gefunden für Positiv-Mode: 563.27 g/mol - 82 - A B Rt = 32.213 min 0 10 20 30 Rt = 31,730 min 0 40 10 20 30 Rt [min] Rt [min] Abbildung 62: Analytische HPLC Chromatogramme vom Rohprodukt (A) und vom gereinigten Produkt Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH (B): Gradient: 10 % B Æ 100 % B in 45 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA); Fluss: 1 ml/min; λ = 220 nm; Säule: Nucleosil C18 (125 x 4.6 mm, 5 µm) Fmoc-Asp(OtBu)-Gly(Dcpm)-OH 7mg CH3CN 298K trans-H6 7.5 Abbildung 63: 7.0 6.5 6.0 5.5 5.0 4.5 4.0 1 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 H NMR Spektrum von Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH in CD3CN bei 298 K - 83 - 1.14 3.16 2.16 4.28 4.33 1.92 1.09 3.18 19.90 1.97 2.05 1.05 0.89 5.25 2.12 0.92 2.38 1.21 0.93 1.00 0.83 4.18 4.29 4.24 4.06 cis-H6 0.5 ppm 40 1 Atom 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 H NMR (600 MHz, CD3CN, δ in ppm) trans cis Atom trans cis Ring1 / Ring2 Ring1 / Ring2 Ring1 / Ring2 Ring1 / Ring2 0.42 / 0.26 0.26 13 0.38 / 0.23 0.14 14 1.38 1.38 0.58 / 0.52 0.49 15 6.27 6.15 0.44 /0.35 0.34 Fmoc-Bereich für cis / trans gleich 1.01 / 0.95 0.89 16 2.96 3.34 17 4.33 / 4.28 4.33 / 4.28 Gly 18 4.20 4.20 4.03 / 4.01 4.36 / 4.13 19 20 7.63 7.63 Asp(OtBu) 21 7.31 7.31 22 7.40 7.40 4.79 4.72 23 7.81 7.81 2.65 / 2.40 2.61 / 2.44 24 13 Atom 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Tabelle 5: C NMR (150 MHz, CD3CN, δ in ppm) trans cis Atom trans cis Ring1 / Ring2 Ring1 / Ring2 Ring1 / Ring2 Ring1 / Ring2 2.6 2.5 13 81.4 81.4 2.6 2.5 14 27.9 27.9 4.6 5.3 15 4.6 5.3 Fmoc-Bereich für cis / trans gleich 14.2 / 14.0 13.4 16 156.3 156.3 65.4 63.3 17 67.5 67.5 Gly 18 47.8 47.8 45.7 46.6 19 / 19’ 144.8 144.8 171.4 172.9 20 / 20’ 126.0 126.0 Asp(OtBu) 21 / 21’ 128.0 128.0 171.2 172.1 22 / 22’ 128.6 128.6 48.9 49.8 23 / 23’ 120.8 120.8 39.5 39.6 24 / 24’ 141.9 141.9 170.5 170.6 Zuordnung der 1H und 13C NMR Signale von Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH - 84 - MALDI-MS: berechnet: 562.65 Da gefunden: 586.10 Da (+23, Natriumaddukt) 602.04 Da (+39, Kaliumaddukt) Voyager Spec #1[BP = 601.7, 11725] 602.04 100 1.2E+4 90 586.10 % Intensity 80 70 60 50 40 30 20 10 401.78 0 399.0 530.29 441.79 443.73 568.47 479.4 559.8 624.21 640.2 659.26 720.6 801.0 Mass (m/z) Abbildung 64: MALDI-MS Spektrum vom gereinigten Produkt Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH Abbildung 65: UPLC Chromatogramm vom gereinigten Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH. - 85 - Abbildung 66: ESI-MS Spektrum im Negative-Mode von Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH. - 86 - Abbildung 67: ESI-MS Spektrum im Positive-Mode von Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH. - 87 - 6 Ergebnisse und Diskussion 6.1 6.1.1 Anwendungsmöglichkeiten der NCL zur Synthese der viralen Regulatorproteine Die Gag Peptide p6 (HIV) und p9 (EIAV) Da in beiden Sequenzen der Gag Peptide p6 (HIV) und p9 (EIAV) kein Cystein vorhanden ist, war es nicht möglich, die klassische Ligationsmethode der NCL anzuwenden, ohne entweder eine Aminosäure auszutauschen bzw. ein zusätzliches Cystein zu integrieren. Beide Peptide wurden aus diesem Grund mittels der „step-by-step“ Methode synthetisiert. Mit dem erhaltenen „full-length“ Peptid p9(1-51) wurden von Dr. Alok Sharma und Dr. Victor Wray weitergehende NMR Untersuchungen zur Strukturaufklärung des Peptids in Lösung im Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung Braunschweig durchgeführt [133]. Diese Ergebnisse wurden mit den bereits aus der Literatur bekannten Strukturdaten vom Peptid p6(1-52) [128] verglichen. 6.1.2 Das HIV Peptid Vpr und die verschiedenen Influenza A Virus PB1-F2 Peptide PR8, SF2 und BF2 Mit Hilfe der NCL Methode ist es möglich, sehr viel längere Peptide einfacher zu synthetisieren, als es mit der klassischen SPPS Methode der Kettenverlängerung der Fall ist. Ein sehr gutes Beispiel für diesen Fall stellt das HIV Peptid Vpr(1-96) dar. Dieses Peptid wurde auf beiden Synthesewegen, der klassischen stetigen Verlängerung der Peptidkette um die jeweils folgende Aminosäure und mit Hilfe der Ligationsmethode der NCL, hergestellt. Dadurch ist der Vergleich beider Synthesestrategien am gleichen Peptid möglich. Das für die Ligation benötigte Cystein kommt in der natürlichen Sequenz von Vpr(1-96) an Position 76 vor. Der ebenfalls benötigte α-Thiolester des N-terminalen Fragments weist damit eine Länge von 75 Aminosäuren auf. Mit dieser Kettenlänge stößt man an die Grenzen der Ligationsmethode. Wie erwartet, stellte in diesem Fall die Synthese des α-Thiolester Vpr(175) und dessen anschließende Reinigung mittels RP-HPLC das größte Problem dar. Die Produktausbeute für dieses Fragment nach der Reinigung fiel mit nur 8 % sehr gering aus. Bei der anschließenden Ligation zum „full-length“ Vpr(1-96) konnten jedoch 0.4 mg des gewünschten Peptids erhalten werden. Trotz dieser geringen Menge an Material war durch die Tatsache, dass für die Ligation bereits gereinigte Fragmente eingesetzt wurden, die - 88 - anschließende Reinigung des „full-length“ Peptids Vpr(1-96) mittels RP-HPLC einfacher im Vergleich zur Reinigung des erhalten Rohpeptids aus der klassischen „step-by-step“ Synthese. Die Synthese der beiden Influenza A Viruspeptide PR8(1-87) und SF2(1-90) erfolgte ebenfalls unter Anwendung der „nativen chemischen Ligation“ (NCL). In beiden Peptiden kommt ein Cystein in der Aminosäuresequenz an Position 42 vor. Durch die einfachere Synthese der entsprechenden Fragmente für den N- und C-Terminus und die anschließende Ligation dieser Fragmente konnte von beiden Peptiden ausreichend Material für weitere biochemische Experimente und zur Strukturaufklärung mittels NMR Untersuchungen erhalten werden. Bei dem Peptid BF2(1-90) kommt in der natürlichen Sequenz kein Cystein vor, so dass das Wildtyp Peptid auf diesem Weg nur schwer erhalten werden kann. Auf Grund der Tatsache, dass es sich beim BF2(1-90) ebenfalls um ein aus der Gruppe der Influenza A Virus PB1-F2 Peptide stammendes Peptid handelt und bei ca. 30 % aller natürlich vorkommenden Sequenzen dieser Peptide an Position 42 ein Cystein vorkommt, wie es auch bei PR8(1-87) und SF2(1-90) der Fall ist, wurde die Mutation BF2(1-90, Y42ÆC) vorgenommen, um das „full-length“ Peptid BF2 zu erhalten. Um den möglichen Einfluss der in der ersten Mutante BF2(1-90, Y42ÆC) ausgetauschten Aminosäure Tyrosin auf das biologische Verhalten des Peptids BF2 untersuchen zu können, wurde eine zweite Mutante BF2(1-90, S47ÆC) synthetisiert. Hierbei erfolgte der Austausch der Aminosäure Serin gegen Cystein, um eine möglichst geringe Änderung des sterischen Anspruchs der Seitenkette an dieser Position des Peptids BF2 auszuüben. Beide Aminosäuren unterscheiden sich lediglich durch ihre funktionelle Gruppe in der Seitenkette (Hydroxylgruppe beim Serin und Thiolgruppe beim Cystein), so dass der sterische Einfluss durch das etwas größere Schwefelatom bei diesem Aminosäureaustausch relativ klein sein sollte. Es lässt sich abschließend festhalten, dass bei längeren Peptiden, die in Ihrer Aminosäuresequenz ein Cystein an einer geeigneten Position enthalten, die Methode der „nativen chemischen Ligation“ (NCL) eine wesentliche Vereinfachung der Synthese darstellt. - 89 - 6.2 Strukturuntersuchungen mittels 1H NMR vom Peptid SF2 Zur Aufklärung der Struktur des PB1-F2 Peptids vom Influenza A Virus H1N1-Isolat der „Spanischen Grippe“ von 1918, genannt SF2, wurden ein- und zweidimensionale (NOESY, TOCSY) 1H NMR Spektren von den Fragmenten SF2(1-40), SF2(30-70) und SF2(50-90) aufgenommen und ausgewertet. Um die Strukturbestimmung mittels NMR Untersuchungen zu vereinfachen, wurden die Spektren von diesen drei Fragmenten aufgenommen und ausgewertet. Die Spektren von Peptiden mit einer Länge von jeweils 40 Aminosäuren sind sehr viel leichter zu interpretieren, als es für NMR Spektren vom „full-length“ Peptid SF2(190) der Fall wäre. Da die Peptide SF2(1-40), SF2(30-70) und SF2(50-90) als überlappende Fragmente synthetisiert wurden, kann angenommen werden, dass durch den Mittelwert der Signale in den überlappenden Bereichen SF2(30-40) und SF2(50-70) die chemischen Verschiebungen des „full-length“ Peptids SF2(1-90) wiedergegeben werden. Die 1H NMR Messungen für die Peptide SF2(1-40), SF2(30-70) und SF2(50-90) wurden in 50 % wässrigem TFE-d2 als Lösungsmittel gemessen. TFE ist zum einen dafür bekannt, dass es die hydrophoben Bedingungen, wie sie für Membranpeptide in physiologischer Umgebung existieren, sehr gut imitiert. Andererseits wird TFE auch dafür verwendet, um die hydrophoben Bedingungen zu simulieren, die durch die Wechselwirkung mit hydrophoben Peptiden von anderen Proteinen auftreten. Durch TFE werden zusätzlich die intermolekularen Wechselwirkungen der Peptide untereinander wie z.B. Oligomerisierung unterdrückt [134]. Für eine detaillierte Analyse der zweidimensionalen 1H NMR Spektren ist es notwendig, dass die Spinsysteme aller Aminosäuren von den drei Fragmenten SF2(1-40), SF2(30-70) und SF2(50-90) zugeordnet werden (siehe Tabelle 6, 7 und 8). Aus der chemischen Verschiebung der α-Protonen lassen sich qualitative Informationen, wie die Art und die Position, von eventuell vorhandenen sekundären Strukturmerkmalen des jeweiligen Peptids in der gemessenen Lösung/Probe ableiten. Eine Verlagerung der chemischen Verschiebung der αProtonen zu höherem Feld (upfield shift) relativ zu den Werten für eine ungeordnete Knäuelstruktur (random coil) [121] bei vier benachbarten Aminosäuren ist ein Anzeichen für ein lokales α-helixartiges Strukturelement. Hingegen ist die Verlagerung zu tieferem Feld (downfield shift) bei drei benachbarten Aminosäuren ein Hinweis auf ein lokales β-Faltblatt [135]. Die graphischen Darstellungen der Differenz der chemischen Verschiebung der αProtonen für die drei Fragmente SF2(1-40), SF2(30-70) und SF2(50-90) sind in Abbildung 68 bis 70 wiedergegeben. Für die Darstellung des „full-length“ Peptids mix_SF2(1-90) wurden die Werte von den drei Fragmenten zusammengefasst und in den überlappenden Bereichen - 90 - Leu-30 bis Asp-40 und Val-50 bis Val-70 wurden die Durchschnittswerte der chemischen Verschiebungen der α-Protonen verwendet (Abbildung 71). Aus den graphischen Darstellungen lässt sich folgende Vorhersage über das Vorhandensein von sekundären Strukturelementen gewinnen. Im N-terminalen Bereich des Peptids SF2(1-90) sind zwei kurze relativ schwache α-helikale Bereiche von Trp-9 bis Thr-13, mit einer Länge von 5 Aminosäuren, und von Ile-16 bis Arg21, mit einer Länge von 6 Aminosäuren, zu erwarten. Diese Strukturvorhersage ist mit den Angaben, wie sie für das PB1-F2 Peptid PR8 beschrieben worden sind [9], identisch. Dies resultiert daher, dass sich die Aminosäuresequenzen der beiden Peptide PR8 und SF2 in diesen Bereichen exakt gleichen. Die Werte für die Differenz der chemischen Verschiebungen der α-Protonen ∆δHα liegen in diesen Bereichen nur sehr knapp unterhalb des Grenzwertes von -0.1 ppm, so dass hier eine relativ schwach ausgeprägte α-Helix zu erwarten ist. Im Gegensatz dazu gibt es im C-teminalen Bereich des Peptids SF2(1-90) zwei Bereiche von Lys-52 bis Arg-65, mit einer Länge von 13 Aminosäuren, und von Val-70 bis His-86, mit einer Länge von 16 Aminosäuren, in denen zwei sehr stark ausgeprägte α-Helices zu erwarten sind. In diesen Bereichen der Peptidsequenz von SF2(1-90) wird der Grenzwert von -0.1 ppm für das Vorhandensein von α-helikalen Strukturelementen von fast allen Aminosäuren sehr deutlich unterschritten, wodurch sich die stärkere Ausprägung der beiden zu erwartenden αHelices erklären lässt. - 91 - Hβ 1.930 SF2(1-40) [δ in ppm] Hγ 2.235 8.702 8.423 Hα 4.225 4.079 4.412 2.185 / 2.037 2.404 E Q5 8.500 8.464 4.330 4.386 2.168 / 2.092 2.196 / 2.094 2.523 2.415 D T P W I10 8.287 7.940 7.598 7.742 4.911 4.275 4.352 4.456 3.712 3.009 / 2.961 4.144 2.338/1.881 3.419 1.899 L S T G H15 I 8.056 8.076 8.002 8.296 8.198 8.216 4.226 4.333 4.071 3.918 4.583 3.960 1.821 4.045 / 3.972 4.125 S T Q 8.293 7.956 8.073 4.330 4.159 4.163 4.049 / 3.987 4.345 2.189 / 2.132 K20 R E D G Q25 8.273 8.046 8.285 8.377 8.236 8.067 4.221 4.263 4.329 4.715 4.026 4.391 1.930 1.973 / 1.801 2.229 / 2.142 2.962 1.570 1.688 2.583 / 2.509 2.205 / 2.102 2.435 Q 8.274 4.474 2.231 / 2.083 2.449 T P R 7.969 4.561 4.453 4.310 4.309 2.359 / 2.119 1.908/1.770 1.309 2.040 / 1.930 1.696 Sequenz M1 G Q HN 8.005 3.405 / 3.325 1.942 - 92 - 1.253 2.098 / 2.013 1.312 / 1.083 / 0.912 1.758 Hδ Hε 1.930 Hζ Hη 7.483 / 7.141 7.238 7.488 - 7.315 / 6.975 - 6.661 7.488 - 7.315 / 6.975 - 6.661 3.758 7.251 0.895 9.836 / 7.560 0.894 / 0.848 1.082 1.680 / 1.234 / 0.973 7.301 0.896 1.277 2.402 1.757 3.249 8.538 7.488 - 7.315 / 6.975 - 6.661 3.020 7.230 7.614 n.z. 7.488 - 7.315 / 6.975 - 6.661 7.488 - 7.315 / 6.975 - 6.661 3.861 / 3.742 3.255 7.225 n.z. Sequenz HN Hα Hβ 7.924 4.354 1.742 L30 8.101 4.307 2.059 / 1.998 E 8.321 4.666 3.332 / 3.228 H 8.480 4.710 3.363 / 3.255 H 8.563 4.693 2.903 / 2.853 N 8.324 4.545 4.026 / 3.938 S35 8.078 4.366 4.320 T 8.112 4.363 1.930 / 1.837 R 7.963 4.331 1.706 L 8.012 4.476 2.190 / 2.080 M 8.083 4.746 2.925 / 2.889 D40 Tabelle 6: Zuordnung der 1H NMR Signale des Peptids SF2(1-40) Sequenz L30 E H H N S35 T R L M D40 H C Q K T45 M N Q V HN 8.618 8.596 8.607 8.646 8.431 8.194 8.213 7.924 8.094 8.282 8.304 8.392 8.490 8.197 7.885 8.260 8.205 8.078 7.887 Hα 4.053 4.423 4.710 4.776 4.825 4.572 4.350 4.282 4.294 4.374 4.605 4.600 4.351 4.222 4.285 4.253 4.435 4.629 4.335 4.108 Hβ 1.585 2.050 / 1.992 3.316 / 3.205 3.271 / 3.182 2.902 / 2.847 4.052 / 3.954 4.346 1.932/1.885 1.734 2.180 2.950 / 2.890 3.502 / 3.354 3.089 / 3.019 2.179 1.910 / 1.733 4.310 2.152 2.853 2.188 2.227 - 93 - Hγ 1.656 2.444 1.270 1.697 1.654 2.637 / 2.572 Hδ 0.970 / 0.920 Hε 7.328 7.350 7.551 / 6.815 8.586 8.600 3.243 0.969 / 0.920 7.206 2.499 / 2.435 1.590 1.237 2.672 / 2.611 3.257 0.969 / 0.926 Hε n.z. Hζ Hη 8.591 8.601 7.251 n.z. 2.180 7.328 8.591 1.491 7.289 / 6.647 3.096 2.152 7.461 / 6.708 2.470 / 2.428 1.035 / 0.976 Hη 2.190 SF2(30-70) [δ in ppm] Hγ Hδ 1.498 1.073 / 0.951 2.436 7.328 7.334 7.577 / 6.866 1.311 1.778/1.707 1.690 2.681 / 2.596 Hζ 7.366 / 6.658 7.639 Sequenz V50 M P K Q I55 V Y W K Q60 W L S L R65 S P T P V70 Tabelle 7: Sequenz V50 M P K Q I55 V Y HN 7.852 8.117 7.858 8.364 7.714 Hα 4.147 4.779 4.400 4.055 4.126 4.026 Hβ 2.176 2.138 2.403 1.930 / 1.748 2.223 / 2.140 2.081 7.663 7.990 8.299 8.640 8.337 8.519 8.679 7.918 7.538 7.527 7.722 3.687 2.177 4.286 3.090 / 2.160 4.649 3.502 / 3.354 4.004 2.063 / 1.978 4.053 2.307 / 2.111 4.180 3.502 / 3.106 3.911 1.851 4.261 4.047 / 3.971 4.249 1.707 4.243 1.762 / 1.569 4.753 3.889 4.550 2.297 / 2.020 7.857 4.743 4.248 4.490 2.306 / 1.988 7.654 4.163 2.111 Zuordnung der 1H NMR Signale des Peptids SF2(30-70) HN 8.227 8.333 7.372 Hα 3.908 5.041 4.406 4.004 4.092 4.032 Hβ 2.227 2.204 / 2.046 2.440 / 2.209 1.841 / 1.735 2.246 / 2.063 2.133 7.670 8.021 3.657 4.277 2.156 3.104 8.524 - 94 - Hγ 1.011 / 0.980 2.683 / 2.612 2.062 / 1.967 1.492 2.398 / 2.333 1.705 / 1.326 / 1.051 1.073 / 0.950 1.512 2.517 / 2.307 Hδ Hε Hζ Hη 2.138 3.898 / 3.667 1.588 3.021 6.934 / 6.576 7.629 0.942 6.835 7.277 1.860 / 1.705 1.523 7.029 0.932 / 0.864 1.514 1.387 0.867 2.768 / 2.707 2.057 1.271 2.070 / 2.028 1.014 / 0.982 3.791 6.515 9.660 / 7.596 3.004 6.847 / 6.473 9.642 / 7.596 7.435 / 6.641 7.617 7.093 7.458 / 7.088 7.218 6.808 n.z. 3.821 / 3.742 SF2(50-90) [δ in ppm] Hγ Hδ 1.059 2.671 2.098 / 2.043 4.014 / 3.825 1.469 1.524 2.428 / 2.299 1.662 / 1.318 / 0.930 1.066 1.052 / 0.951 6.876 Hε 2.204 2.96 - 3.01 7.166 / 6.648 6.545 Hζ Hη Sequenz HN Hα Hβ 8.251 4.649 3.507 W 8.662 3.986 2.072 / 1.971 K 8.359 4.048 2.315 / 2.120 Q60 8.572 4.131 3.510 / 3.100 W 8.723 3.864 1.841 / 1.771 L 7.979 4.223 4.092 / 3.982 S 7.626 4.251 1.801 L 7.516 4.236 1.777 / 1.515 R65 7.590 4.691 3.892 S 4.582 2.263 P 8.076 4.694 4.401 T 4.401 2.440 / 2.209 P 7.510 3.856 2.099 V70 8.123 4.280 4.087 / 4.032 S 7.945 4.225 1.760 L 8.108 3.968 2.277 / 1.991 K 8.046 3.982 4.340 T 7.659 4.081 2.120 / 2.031 R75 8.083 3.690 2.235 V 8.233 4.276 1.942 L 8.233 4.048 2.041 / 1.982 K 7.983 4.093 2.083 / 2.034 R 8.612 4.537 3.566 / 3.466 W80 8.651 3.839 2.074 / 1.999 R 8.038 4.155 1.826 / 1.710 L 8.436 4.426 3.188 F 8.205 4.083 3.735 / 3.471 S 7.664 4.181 1.867 K85 8.050 4.433 3.157 / 3.067 H 8.072 4.268 1.980 / 1.871 E 7.967 4.771 3.383 / 3.308 W 7.675 4.436 4.274 T 7.907 4.456 3.981 / 3.922 S90 Tabelle 8: Zuordnung der 1H NMR Signale des Peptids SF2(50-90) - 95 - Hγ 1.508 2.533 Hδ 7.257 1.724 1.490 7.020 0.911 / 0.827 1.725 1.352 0.867 2.696 / 2.602 2.063 / 1.995 1.345 2.098 / 2.043 1.074 / 1.003 3.831 1.715 1.890 1.345 1.961 / 1.739 1.088 / 0.918 1.857 1.471 1.782 / 1.653 1.896 / 1.737 1.573 1.427 Hε 9.603 / 7.588 2.960 - 3.010 6.820 / 6.463 9.663 / 7.587 Hζ 7.438 / 6.634 7.585 - 7.65 Hη 7.087 7.458 / 7.091 7.218 6.760 n.z. 4.014 / 3.825 0.931 1.937 2.96 - 3.01 3.225 7.190 0.965 / 0.924 1.730 3.188 / 3.127 7.198 3.220 / 3.180 0.917 / 0.868 7.229 2.960 7.154 9.683 / 7.644 7.205 7.585 - 7.65 n.z. 7.585 - 7.65 7.470 / 7.054 7.301 7.272 1.667 7.122 2.960 - 3.010 8.386 7.585 - 7.65 7.227 9.815 / 7.649 7.418 / 7.140 n.z. 7.206 n.z. 2.264 1.169 7.193 SF2(1-40) 0,6 0,5 0,4 0,3 ∆δHα [ppm] 0,2 0,1 0,0 * * -0,1 -0,2 -0,3 -0,4 -0,5 -0,6 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Sequenz Abbildung 68: Hα-shift Plot des Peptids SF2(1-40); Die Sterne markieren die Positionen der in der Sequenz enthaltenen Proline. SF2(30-70) 0,6 0,5 0,4 ∆δHα [ppm] 0,3 0,2 0,1 0,0 * * * -0,1 -0,2 -0,3 -0,4 -0,5 -0,6 30 35 40 45 50 55 60 65 70 Sequenz Abbildung 69: Hα-shift Plot des Peptids SF2(30-70); Die Sterne markieren die Positionen der in der Sequenz enthaltenen Proline. - 96 - SF2(50-90) 0,6 0,5 0,4 0,3 ∆δHα [ppm] 0,2 0,1 0,0 * * * -0,1 -0,2 -0,3 -0,4 -0,5 -0,6 50 55 60 65 70 75 80 85 90 Sequenz Abbildung 70: Hα-shift Plot des Peptids SF2(50-90); Die Sterne markieren die Positionen der in der Sequenz enthaltenen Proline. mix_SF2(1-90) 0,6 0,5 0,4 0,3 ∆δHα [ppm] 0,2 0,1 0,0 * * * * * -0,1 -0,2 -0,3 -0,4 -0,5 -0,6 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 Sequenz Abbildung 71: Hα-shift Plot von mix_SF2(1-90) als theoretisches „full-length“ Peptid; Die Sterne markieren die Positionen der in der Sequenz enthaltenen Proline. - 97 - Im Bereich von Arg-37 bis Val-50 zeigt sich, dass ein Großteil der Verschiebungswerte der Aminosäuren relativ knapp um den Grenzwert von -0.1 ppm gruppiert ist. Möglicherweise liegt hier ebenfalls ein sehr schwach ausgeprägter α-helicaler Bereich des Peptids SF2(1-90) vor. Ebenfalls auffällig ist, dass die Differenzwerte der chemischen Verschiebung der αProtonen ∆δHα von den Aminosäuren Thr-27, Met-51, Ser-66 und Thr-68 sehr deutlich oberhalb des Grenzwertes von +0.1 ppm liegen. Hierbei handelt es sich um das Phänomen, dass alle diese Aminosäuren direkt vor der Aminosäure Prolin in der Sequenz des Peptids SF2(1-90) vorkommen. Prolin bewirkt, dass bei der in der Sequenz vorangegangenen Aminosäure in Richtung N-Terminus ein Sprung der chemischen Verschiebung von +0.28 ± 0.1 ppm und ein etwas kleinerer Sprung von +0.08 ± 0.03 ppm für die Aminosäure zwei Positionen vor dem entsprechenden Prolin in der Sequenz auftritt [9,127]. Eine graphische Zusammenfassung der zu erwartenden sekundären Strukturelemente sowie die Sequenz für das Peptid SF2(1-90) ist in Abbildung 72 wiedergeben. SF2 A M1 W 9 13 16 21 T I R α1 1 B R 37 α2 V 50 K 52 α4 α3 10 R 65 V 70 20 H 86 S 90 α5 30 40 M G QE Q D TP W I -L S T GH I S T QK - R ED G Q QT P R L- E H HN S T R LM D - HC Q K T 50 60 70 80 90 M N QV V - MP K Q IV Y W KQ - W L SL R S PT P V -S L K TR V L KR W - R LF S K H E W T S Abbildung 72: Schematische Darstellung der erwarteten sekundären Strukturelemente des Peptids SF2(1-90) (A), Aminosäuresequenz des Peptids SF2(1-90) (B) PR8 A M 1 13 W9 T I α1 1 B 16 K 20 K 53 S 84 E 87 α3 α2 10 20 30 40 M G QE Q D TP W I -L S T GH I S T QK - R QD G Q QT P K L- E H RN S T R LM G - HC Q K T 50 60 70 80 87 M N QV V - MP K Q IV Y W KQ - W L SL R N PI L V -F L K TR V L KR W - R LF S K HE Abbildung 73: Schematische Darstellung der Sekundärstruktur des Peptids PR8(1-87) gemäß der Angaben in der Literatur von Bruns et al. [9] (A) Aminosäuresequenz des Peptids PR8(1-87) (B) - 98 - Für die weitere Untersuchung erfolgte die Zuordnung der NOE-Signale aus den NOESY Spektren vom mittleren Fragment SF2(30-70) und vom C-Terminus SF2(50-90) des PB1-F2 Peptids SF2(1-90). Auf Grund der Ergebnisse der Hα-shift Plot’s ist zu erwarten, dass sich die beiden zu vergleichenden PB1-F2 Peptide PR8 und SF2 in ihren N-Termini nicht sehr unterscheiden, da in diesem Bereich eine sehr große Ähnlichkeit ihrer Aminosäuresequenzen vorliegt (Abbildung 73). Die Berechnung der Strukturen von SF2(30-70) und SF2(50-90) erfolgte in Anlehnung an das Standardprotokoll von Brunger et al. [123]. Mit Hilfe der quantitativen NOE-Signale ist es möglich, eine genauere Struktur des jeweiligen Peptids zu berechnen. Aus der Stärke der NOE-Signale der Protonen aus den Seitenketten der Aminosäuren lassen sich die räumlichen Abstände dieser Protonen bzw. Seitenketten zueinander bestimmen. Die Bestimmung der Interprotonenabstände liefert ein genaueres Strukturmodell des Peptids in Lösung, als es durch den Vergleich der chemischen Verschiebungen der α-Protonen der einzelnen Aminosäuren des Peptid (Hα-shift Plot’s) mit den tabellarischen Werten für Aminosäuren in einer ungeordneten Struktur (random coil) [121] erhalten werden kann. Für SF2(1-40), den N-Terminus des Peptids, wurden keine Strukturberechnungen durchgeführt, weil zum einen im NOESY Spektrum dieses Peptids nicht ausreichend eindeutig zuzuordnende NOE-Signale zu finden waren. Und zum anderen zeigt SF2(1-40) in seinem Hα-shift Plot eine große Ähnlichkeit zum bereits literaturbekannten Peptid PR8(1-40) [9]. - 99 - 6.2.1 Bestimmung der Struktur des mittleren Fragments SF2(30-70) Für die Berechnungen zur Moleküldynamik und Energieminimierung wurden insgesamt 388 quantitative NOE-Signale benutzt, wovon 153 intraresiduale, 143 sequentielle und 92 medium range Signale vorlagen (Abbildung 74). Der Abstand der Amidprotonen untereinander in den Seitenketten von Glutamin oder Asparagin wurde auf 0.19 nm kalibriert und diente somit als Bezugsgröße für die weiteren Signale. Nach Korrekturen für Pseudoatome gemäß den Angaben von Wüthrich [121] wurden diese Signale direkt als Interprotonenabstände verwendet. Es wurden anschließend 100 verschiedene Strukturen für das Peptid SF2(30-70) berechnet und davon die 20 Strukturen, welche alle keine Störungen größer als 0.2 Å aufwiesen, mit der niedrigsten Gesamtenergie Etotal für die weitere Fittinganalyse ausgewählt (Tabelle 9). 30 intraresidual (i) sequential (i-i+1) medium range (i-i+2,3,4) Anzahl der NOE-Signale 25 20 15 10 5 0 30 35 40 45 50 55 60 65 70 Aminosäureposition Abbildung 74: Schematische Darstellung der Verteilung der Anzahl der NOE-Signale auf die entsprechende Aminosäureposition für das Peptid SF2(30-70) - 100 - Anzahl der verwendeten Interprotonabstände (NOE’s) Gesamt 388 Intraresidual (|i-j| = 0) 153 Sequentiell (|i-j| = 1) 143 Medium Range (2 ≤ |i-j| ≤ 4) 92 Anzahl der NOE Störungen ≥ 0.2 Å 0 Durchschnittliche Energien [kJ/mol] Etotal 303.171 ENOE 81.661 Evan der Waals 76.381 Ebond + Eangle + Eimpropers 145.130 r.m.s.d. – Werte für die H-Atome des Peptidrückgrates [Å] Fitting-Region M1 von Met 39 bis Asn 47 0.135 Fitting-Region M2 von Gln 54 bis Leu 62 0.025 Ramachandran Plot für Struktur mit niedrigster Etotal Tabelle 9: % Aminosäuren mit Φ,Ψ in äußerst günstigen Regionen 41.7 % Aminosäuren mit Φ,Ψ in zusätzlich erlaubten Regionen 50.0 % Aminosäuren mit Φ,Ψ in großzügig erlaubten Regionen 5.6 % Aminosäuren mit Φ,Ψ in verbotenen Regionen 2.7 Statistische Auswertung für die ausgewählten 20 finalen Strukturen von SF2(30-70) Durch die Anwendung der „Methode der aufeinander folgenden Segmente“ bzw. “Methode eines gleitenden Filters“ (consecutive segment approach) [136] können die Bereiche mit ausgeprägten Strukturelementen visualisiert werden. Bei dieser Methode werden für kurze Segmente mit einer Länge von zwei, drei, vier und fünf Aminosäuren die durchschnittlichen quadratischen Unterschiede (r.m.s. differences) der Peptidrückgratprotonen (backbone) systematisch paarweise miteinander verglichen. Dabei werden die kurzen Segmente von z.B. einer Länge von 2 Aminosäuren den sequentiellen NOE-Signalen (i-i+1) und die längeren Segmente von z.B. einer Länge von 5 Aminosäuren den medium range NOE-Signalen (ii+2,3,4) zugeordnet. Anschließend werden für jedes Intervall der ausgewählten 20 Strukturen die mittleren quadratischen Abweichungen/Standardabweichungen (r.m.s. deviations) für die Abstände der Peptidrückgratprotonen zueinander bestimmt. Dieser r.m.s.d.-Wert ist ein Maß für den Abstand zwischen analogen Atomen im Raum in verschiedenen Molekülen, in diesem Fall in den 20 verschiedenen Konformationen bzw. Strukturen für das jeweilige untersuchte Peptidfragment. Diese erhaltenen Standardabweichungen (r.m.s.d.-Werte) werden dann gegen - 101 - die entsprechende Aminosäure des Peptids aufgetragen. Diese Analysenmethode ermöglicht eine objektive Wiedererkennung von stabilen sekundären Strukturelementen bei den ausgewählten 20 finalen Strukturen mit der geringsten Gesamtenergie Etotal. Je geringer der jeweilige r.m.s.d.-Wert (Standardabweichung) ist, desto mehr gleichen sich die einzelnen Konformationen der 20 ausgewählten Strukturen für den entsprechenden Bereich. Die Bereiche, in denen der Wert der Standardabweichung (r.m.s.d.-Wert) kleiner als 0.2 Å ist, werden als Fitting-Regionen für die Anlagerung der 20 ausgewählten Strukturen an eine Standardabweichung (r.m.s. deviation) [Å] zuvor bestimmte Kernstruktur benutzt (Abbildung 75). 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 Fitting Region M2 Fitting Region M1 0,2 0,0 30 35 40 45 50 55 60 65 70 Aminosäureposition Abbildung 75: Darstellung der r.m.s.d.-Werte für die 1H Atome des Peptidrückgrats für Segmente mit einer Länge von 2 bis 5 Aminosäuren für das Peptid SF2(30-70) Die erwähnte Kernstruktur (central structure) wird mit Hilfe der Programme LSQMAN und MOLEMAN2 ermittelt. Es handelt sich bei der Kernstruktur um diejenige Struktur, welche von allen 20 ausgewählten Strukturen die geringste Abweichung vom berechneten arithmetischen Mittel von eben diesen 20 Strukturen liegt. Diese Struktur zeigt von allen 20 Strukturen den niedrigsten r.m.s.d.-Wert auf und stellt eine Art Grundkörper dar, an den sich durch die Anlagerung (anfitten) der anderen 19 verbleibenden Strukturen die graphischen Darstellungen der Superposition für jede einzelne Fitting-Region ergeben (Abbildung 76 und 77). - 102 - V50 R37 Abbildung 76: Superposition von den 20 ausgesuchten finalen Strukturen nach der Anlagerung der Rückgratatome für die Fitting-Region M1 (Met-39 bis Asn-47) dargestellt für den Bereich von Arg-37 bis Val-50 für das Peptid SF2(30-70) R65 K52 Abbildung 77: Superposition von den 20 ausgesuchten finalen Strukturen nach der Anlagerung der Rückgratatome für die Fitting-Region M2 (Glu-54 bis Leu-62) dargestellt für den Bereich von Lys-52 bis Arg-65 für das Peptid SF2(30-70) FittingRegion M2 (E54-L62) FittingRegion M1 (M39-N47) L30 Abbildung 78: Struktur mit der niedrigsten Gesamtenergie Etotal des Peptids SF2(30-70) - 103 - V70 In der graphischen Darstellung der energetisch günstigsten Struktur für das mittlere Fragment SF2(30-70) in Lösung ist zu erkennen, dass die Bereiche, die als Fitting-Regionen (M1 und M2) ausgewählt wurden, einen α-helikalen Charakter zeigen (Abbildung 78). Beide FittingRegionen haben einen Abstand von 6 Aminosäuren Länge zueinander. Im Bereich der FittingRegion M1 sind jedoch die einzelnen Windungen weiter auseinander gezogen, als es im Bereich von M2 der Fall ist. Dies in ein Anzeichen dafür, dass im Bereich von M1 keine wirklich klassische α-Helix vorliegt, sondern es sich hier nur um einen leicht strukturierten Bereich des Peptids SF2(30-70) mit α-helikalen Charakter handelt. Für die Fitting-Region M2 sind hingegen deutlich drei Windungen einer klassischen α-Helix zu erkennen. Die beschriebenen Unterschiede zeigen sich ebenfalls in den Darstellungen der Superposition von beiden Fitting-Regionen M1 und M2 (Abbildung 76 und 77). Durch die Untersuchung des CTerminus SF2(50-90) sollte sich der Charakter der α-Helix für den Bereich M2 bestätigen, weil es sich hier um den überlappenden Bereich der beiden Fragmente SF2(30-70) und SF2(50-90) handelt. In den Abbildungen der Superposition von allen 20 Strukturen zeigt sich außerdem eine Art Auffächern der einzelnen Strukturen an den jeweiligen Enden der ermittelten Fitting-Regionen. Dieses Auffächern ist ein Anzeichen dafür, dass sich die Aminosäuren außerhalb der Fitting-Regionen in einem Abschnitt des Peptids SF2(30-70) mit ungeordneter Struktur (random coil) befinden. 6.2.2 Bestimmung der Struktur des C-Terminus SF2(50-90) Es wurden für die Berechnungen zur Moleküldynamik und Energieminimierung insgesamt 438 eindeutig zugeordnete Interprotonabstände verwendet, wovon 211 intraresiduale, 140 sequentielle und 87 medium range Signale vorlagen (Abbildung 79 und Tabelle 10). Die Berechnungen zu den Strukturelementen für den C-Terminus SF2(50-90) erfolgten nach dem gleichen Schema, wie sie für das mittlere Fragment SF2(30-70) durchgeführt wurden. Bei der Ermittlung der r.m.s.d.-Werte (Standardabweichung der Abstände der 1 H Atome des Peptidrückgrats) für den C-Terminus des Peptids SF2(1-90) kommt besonders dem überlappendem Bereich der beiden Fragmente SF2(30-70) und SF2(50-90) große Bedeutung zu (Abbildung 80). Beim Vergleich der Fitting-Regionen M2 und C1 fällt auf, dass die Fitting-Region C1 um 3 Aminosäuren in Richtung N-Terminus länger ist. Dieses Phänomen lässt sich dadurch erklären, dass bei dem Fragment SF2(50-90) die Fitting-Region C1 sehr weit am Ende der Peptidkette zu finden ist und somit sehr flexibel ist. - 104 - 30 intraresidual (i) sequential (i-i+1) medium range (i-i+2,3,4) Anzahl der NOE-Signale 25 20 15 10 5 0 50 55 60 65 70 75 80 85 90 Aminosäureposition Abbildung 79: Schematische Darstellung der Verteilung der Anzahl der NOE-Signale auf die entsprechende Aminosäureposition für das Peptid SF2(50-90) Anzahl der verwendeten Interprotonabstände (NOE’s) Gesamt 438 Intraresidual (|i-j| = 0) 211 Sequentiell (|i-j| = 1) 140 Medium Range (2 ≤ |i-j| ≤ 4) 87 Anzahl der NOE Störungen ≥ 0.2 Å 0 Durchschnittliche Energien [kJ/mol] Etotal 285.878 ENOE 77.153 Evan der Waals 74.324 Ebond + Eangle + Eimpropers 134.401 r.m.s.d. – Werte für die H-Atome des Peptidrückgrates [Å] Fitting-Region C1 Met 51 – Ser 63 0.265 Fitting-Region C2 Leu 72 – Phe 83 0.074 Ramachandran Plot für Struktur mit niedrigster Etotal % Aminosäuren mit Φ,Ψ in äußerst günstigen Regionen 52.8 % Aminosäuren mit Φ,Ψ in zusätzlich erlaubten Regionen 38.9 % Aminosäuren mit Φ,Ψ in großzügig erlaubten Regionen 8.3 % Aminosäuren mit Φ,Ψ in verbotenen Regionen 0 Tabelle 10: Statistische Auswertung für die ausgewählten 20 finalen Strukturen von SF2(50-90) - 105 - Der gleiche Sequenzbereich im mittleren Fragment SF2(30-70) ist hingegen weiter in der Mitte der Peptidkette zu finden, so dass davon ausgegangen werden kann, dass erst ab der Standardabweichung (r.m.s. deviation) [Å] Aminosäure Gln-54 eine α-Helix vorliegt. 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 Fitting Region C1 Fitting Region C2 0,2 0,0 50 55 60 65 70 75 80 85 90 Aminosäureposition Abbildung 80: Darstellung der r.m.s.d.-Werte für die 1H Atome des Peptidrückgrates für Segmente mit einer Länge von 2 bis 5 Aminosäuren für das Peptid SF2(50-90) V50 R65 Abbildung 81: Superposition von den 20 ausgesuchten finalen Strukturen nach der Anlagerung der Rückgratatome für die Fitting-Region C1 (Met-51 bis Ser-63) dargestellt für den Bereich von Val-50 bis Arg-65 für das Peptid SF2(50-90) - 106 - V70 K85 Abbildung 82: Superposition von den 20 ausgesuchten finalen Strukturen nach der Anlagerung der Rückgratatome für die Fitting-Region C2 (Leu-72 bis Phe-83) dargestellt für den Bereich von Val-70 bis Lys-85 für das Peptid SF2(50-90) FittingRegion C2 (L72-F83) FittingRegion C1 (M51-S63) S90 V50 Abbildung 83: Struktur mit der niedrigsten Gesamtenergie Etotal des Peptids SF2(50-90) - 107 - Bei der Betrachtung der graphischen Darstellungen der Superposition der 20 Strukturen für die Fitting-Region C1 ist sehr gut zu erkennen, dass die α-Helix erst ab der Position Gln-54 vorliegt (Abbildung 81). Im Bereich von Met-51 bis Gln-54 ist keine Windung einer α-Helix dargestellt, sondern hier zeigt die Peptidkette eine gestreckte Struktur auf, die auf die hohe Flexibilität am Ende der Peptidkette zurückzuführen ist. In der Darstellung der Superposition der 20 Strukturen für die Fitting-Region C2 (Abbildung 82) wie auch in der Abbildung derjenigen Struktur mit der geringsten Energie Etotal von SF2(50-90) (Abbildung 83) sind die vier einzelnen Windungen der vorliegenden zweiten α-Helix im Bereich von Leu-72 bis Phe83 sehr deutlich erkennbar. Wie es schon bei den beiden Superpositiondarstellungen des mittleren Fragments SF2(30-70) der Fall gewesen ist, so spreizen sich auch beim C-Terminus die Enden der beiden Fitting-Regionen C1 und C2 auf, weil sich dort strukturell ungeordnete Bereiche des Peptids befinden. 6.2.3 Zusammenfassung der Strukturelemente für das full-length Peptid SF2(1-90) Um weitere Informationen über das Verhalten des C-Terminus des kompletten Peptids SF2(190) zu bekommen, wurden die Ergebnisse für die beiden Fragmente SF2(30-70) und SF2(5090) zusammengefasst. Dazu wurden die NOE-Signale von Leu-30 bis Trp-58 von dem Peptid SF2(30-70) und die NOE-Signale von Lys-59 bis Ser-90 des Peptids SF2(50-90) verwendet (Abbildung 84). Dabei handelte es sich um insgesamt 605 Interprotonabstände, von denen 268 intraresiduale, 205 sequentielle und 132 medium range Signale vorlagen (Tabelle 11). 30 intraresidual (i) sequential (i-i+1) medium range (i-i+2,3,4) Anzahl der NOE-Signale 25 20 15 10 5 0 30 40 50 60 70 80 90 Aminosäureposition Abbildung 84: Schematische Darstellung der Verteilung der Anzahl der NOE-Signale auf die entsprechende Aminosäureposition für das „theoretische“ Peptid mix_SF2M(30-58)&SF2C(59-90) - 108 - Anzahl der verwendeten Interprotonabstände (NOE’s) Gesamt 605 Intraresidual (|i-j| = 0) 268 Sequentiell (|i-j| = 1) 205 Medium Range (2 ≤ |i-j| ≤ 4) 132 Standardabweichung (r.m.s. deviation) [Å] Tabelle 11: Statistische Auswertung für das „theoretische“ Peptid mix_SF2M(30-58)&SF2C(59-90) 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 Fitting Region F1 Fitting Region F2 Fitting Region F3 0,2 0,0 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 Aminosäureposition Abbildung 85: Darstellung der r.m.s.d.-Werte für die 1H Atome des Peptidrückgrates für Segmente mit einer Länge von 2 bis 5 Aminosäuren für das „theoretische“ Peptid mix_SF2M(30-58)&SF2C(5990) In der Auftragung der r.m.s.d.-Werte für das theoretische Peptid mix_SF2M(3058)&SF2C(59-90) werden die Bereiche, die entweder nur einen α-helikalen Charakter aufweisen (Fitting-Region F1) oder aber eine klassische α-Helix enthalten (Fitting-Regionen F2 und F3) dargestellt (Abbildung 85). Nach den Ergebnissen der Berechnungen für die Strukturen für das mittlere Fragment SF2(30-70) und den C-Terminus SF2(50-90) lässt sich ein leicht verändertes Schema für die Struktur des kompletten Peptids SF2(1-90) erstellen (Abbildung 86). Die Bereiche, in denen nach der Auswertung der Hα-shift Plot’s sekundäre Strukturelemente erwartet wurden, müssen leicht in ihrer Länge gekürzt werden. Nach den Hα-shift Plot’s ist eine größere Ausdehnung von ca. 2 Aminosäuren Länge in jede Richtung der drei Bereiche α3, α4 und α5 erwartet worden. Auf Grund der ermittelten r.m.s.d.-Werte (Standardabweichung der Abstände der Peptidrückgratprotonen) für beide Peptidfragmente - 109 - SF2(30-70) und SF2(50-90), mit denen die Übereinstimmung dieser Bereiche (FittingRegionen) für alle 20 finalen Strukturen des jeweiligen Fragments überprüft wird, mussten die Längen für die Bereiche α3, α4 und α5 entsprechend korrigiert werden. Ein sehr großer Unterschied zwischen den beiden Peptiden PR8(1-87) und SF2(1-90) besteht darin, dass die α-Helix des C-Terminus im Peptid SF2(1-90) in zwei separate α-Helices unterbrochen ist und eine Lücke von 9 Aminosäuren Länge aufweist im Gegensatz zum Peptid PR8(1-87), bei dem eine kontinuierliche α-Helix vorliegt [9]. Dieser Unterschied beruht auf dem Vorhandensein von zwei Prolinen an den Positionen Pro-67 und Pro-69 beim Peptid SF2(1-90), die sehr dicht beieinander liegen und somit die α-Helix unterbrechen. Durch diese Unterbrechung der αHelix wird dem Peptid SF2(1-90) ein erhöhtes Maß an Flexibilität im Bereich um diese beiden Proline gewährt. Beim Peptid PR8(1-87) hingegen reicht das Vorhandensein von nur einem Prolin an Position Pro-67 für diese Unterbrechung der α-Helix nicht aus. Für das Peptid PR8(1-87) liegt somit eine etwas mehr fixierte Struktur im Bereich des C-Terminus vor. Für den N-Terminus SF2(1-40), von dem keine Strukturberechnungen durchgeführt wurden, wurden die Ergebnisse von Bruns et al. [9] für den N-Terminus des Peptids PR8(1-40) übernommen, weil beide Peptide SF2 und PR8 im Bereich des N-Terminus von Position Met1 bis Arg-21 eine exakt identische Aminosäuresequenz aufweisen. Auf Grund dieser Sequenzgleichheit ist ein gleiches Strukturverhalten der beiden N-terminalen Fragmente PR8(1-40) und SF2(1-40) zu erwarten, das in die schematische Darstellung der einzelnen Bereiche, die sekundäre Strukturelemente enthalten integriert wurde (Abbildung 86). SF2 M1 W 9 T 1 3I 1 6 K 2 0 α1 α2 M39 N47 Q54 S63 α4 α3 L72 F83 S90 α5 Abbildung 86: Schematische Darstellung der berechneten sekundären Strukturelemente des Peptids SF2(1-90) - 110 - 6.3 Die Anwendung von Dcpm geschützten Aminosäuren in der Peptidsynthese Bei den beiden PB1-F2 Peptiden PR8(1-87) und SF2(1-90) liegt in deren Aminosäuresequenzen eine so genannte „Asp-Gly Einheit“ im N-Terminus an Position Asp23 und Gly-24 vor. Auf Grund dieser Reihenfolge in der Aminosäuresequenz der beiden Peptide PR8(1-87) und SF2(1-90), wird während der chemischen Synthese als Nebenreaktion Aspartimidbildung begünstigt [27]. Diese Nebenreaktion wurde von Henklein et al. [90] auch bei der Synthese des Peptids PR8(1-87) beobachtet und durch die Verwendung des bei kommerziell erhältlichen Dipeptidbausteins Fmoc-Asp(OtBu)-(Hmb)Gly-OH (Novabiochem, Merck Biosciences und NeoMPS) verhindert. 6.3.1 Stabilitätsuntersuchungen für den Einsatz bei der Peptidkupplung am Beispiel von Fmoc-(Dcpm)Ala-OH Für die Verwendung von Dcpm geschützten Aminosäuren bei der Peptidsynthese wurden Stabilitätsuntersuchungen unter leicht sauren Bedingungen, wie sie bei der Kupplung von Aminosäuren vorliegen können, am Beispiel von Fmoc-(Dcpm)Ala-OH durchgeführt. Dazu wurden 5.2 mg (12.824 µmol) Fmoc-(Dcpm)Ala-OH in 1 ml DMF gelöst und anschließend 17 mg (10 eq, 128.4 µmol) HOBt*H2O zugegeben und die Reaktionslösung dann bei Raumtemperatur geschüttelt. Die Reaktionsverlaufskontrollen wurden mittels analytischer RP-HPLC Untersuchungen durchgeführt und zeigten, dass die Verbindung in DMF als Lösungsmittel in Gegenwart von HOBt über einen Zeitraum von bis zu 2.5 h keine Anzeichen für einen Verlust der Dcpm-Gruppe aufwies. Außer den angegebenen Reagenzien konnten mittels RP-HPLC keine weiteren Zersetzungsprodukte im Reaktionsansatz gefunden werden (Abbildung 87). - 111 - 2.5h DMF HOBt Rt = 30.029 min Fmoc-(Dcpm)Ala-OH 0 10 20 30 40 Rt [min] Abbildung 87: Analytisches HPLC Chromatogramm von Fmoc-(Dcpm)Ala-OH und HOBt in DMF nach 2.5 h: Gradient: 10 % B Æ 100 % B in 45 min (A: 2000 ml MeCN + 500 ml H2O + 5 ml TFA; B: 2500 ml MeCN + 5 ml TFA); Fluss: 1 ml/min; λ = 220 nm; Säule: Nucleosil C18 (125 x 4.6 mm, 5 µm) 6.3.2 Fmoc-OAt als neues Reagenz zur Einführung der Fmoc Schutzgruppe Für die Synthese der drei Modellverbindungen Fmoc-(Dcpm)Gly-OH, Fmoc-(Dcpm)Ala-OH und Fmoc-(Dcpm)Leu-OH war die Einführung der Fmoc-Gruppe in Lösung problematisch. Auf Grund des sterischen Anspruchs der bereits vorhandenen Dcpm-Gruppe im Molekül war eine direkte Einführung der Fmoc-Gruppe mit Fmoc-Cl unter Schotten-BaumannBedingungen mit DIPEA als Base nicht erfolgreich gewesen. Die bei diesen Bedingungen normalerweise durchgeführte saure Aufarbeitung durch die Zugabe von verdünnter Salzsäure (0.1 M) zum Ausfällen der Aminosäure stellt für die sehr säureempfindliche Dcpm-Gruppe ein erhebliches Problem dar. Bei der Reaktion über vorherige Silylierung am sekundären Stickstoff der Aminosäure mit TMSCl und anschließender Einführung der Fmoc-Gruppe durch eine Acylierung mit Fmoc-Cl unter Schlenk-Bedingungen gemäß den Protokollen von Carpino et al. [15] war es möglich, die drei gewünschten orthogonal geschützten Modellverbindungen herzustellen. Trotz der Zugabe von DIPEA, welche das entstehende HCl bei der Verwendung von Fmoc-Cl abfangen sollte, und der Verwendung von nur 5%iger Zitronensäure zur Generierung der freien Carboxylgruppe bei einem pH-Wert von 5, konnte nicht verhindert werden, dass die Dcpm-Gruppe zu einem erheblichen Anteil abgespalten wurde. Aus diesem Grund wurde nach einem alternativen Syntheseweg zur Herstellung der Fmoc geschützten (Dcpm)-Aminosäuren gesucht. Um das Risiko auszuschließen, durch das entstehende HCl die Dcpm-Gruppe abzuspalten, auch wenn es durch die Base DIPEA - 112 - abgefangen werden sollte, wurde für die Einführung der Fmoc-Gruppe als neues Reagenz Fmoc-OAt verwendet [131] (Abbildung 88). N N N N O O O Abbildung 88: Verwendetes Fmoc-OAt als neues Reagenz zur Einführung der Fmoc-Gruppe [131] Zur Einführung der Fmoc-Gruppe bei den Dcpm geschützten Aminosäuren Glycin, Alanin und Leucin wurde die Synthesestrategie in Lösung auf eine Reaktionsführung an der festen Phase durch Verankerung der entsprechenden freien (Dcpm)-Aminosäure an ein 2-Chlortrityl Harz übertragen. Die Synthese am Harz erlaubt den Einsatz von größeren Überschüssen der Reagenzien sowie deren einfache Abtrennung nach der Reaktion durch Waschen des Harzes. Durch milde Abspaltung des Rohproduktes von dem sehr säureempfindlichen 2-Chlortrityl Harz sollte kein Verlust der Dcpm-Gruppe auftreten. Eine Übersicht der Produktverteilungen von der Synthese in Lösung mit Fmoc-Cl und vorheriger Silylierung durch TMSCl sowie der Synthese an der festen Phase mit Fmoc-OAt ist in Tabelle 12 dargestellt. Fmoc-(Dcpm)Gly-OH Fmoc-Gly-OH Fmoc-(Dcpm)Ala-OH Fmoc-Ala-OH Fmoc-(Dcpm)Leu-OH Fmoc-Leu-OH Synthese mit Fmoc-Cl in Lösung 60 % 13 % 45 % 36 % 16 % 28 % Synthese mit FmocOAt am Harz 92 % 0% 83 % 9% 23 % 25 % Tabelle 12: Produktverteilung der Modellverbindungen bei der Einführung der Fmoc-Gruppe in Lösung und an der festen Phase; bestimmt mittels analytischer RP-HPLC Beim Vergleich der Reinheit der Rohprodukte ist zu erkennen, dass bei der Synthese am Harz unter Verwendung von Fmoc-OAt als Reagenz zur Einführung der Fmoc-Gruppe deutlich bessere Resultate erzielt werden konnten. Bei allen drei Modellverbindungen konnte der Anteil des gewünschten Produkts mit den beiden orthogonalen Schutzgruppen Fmoc und Dcpm im Molekül deutlich erhöht werden. Im Fall von Glycin war es möglich bei der - 113 - Verwendung von Fmoc-OAt am Harz den Verlust der Dcpm-Gruppe vollständig zu unterdrücken. Im Gegensatz dazu ist im Fall von Leucin auch bei der Verwendung von FmocOAt die Abspaltung der Dcpm-Gruppe nicht zu verhindern gewesen. In beiden Fällen ist der Anteil am gewünschten Produkt Fmoc-(Dcpm)Leu-OH geringer als der des Nebenproduktes Fmoc-Leu-OH. Diese Tatsachen lassen sich durch den sterischen Anspruch der Seitenkette von Leucin sowie der Dcpm-Gruppe erklären. Beide Substituenten, am sekundären Stickstoff der Aminosäure und am α-Kohlenstoffatom, behindern die Einführung der Fmoc-Gruppe in erheblichem Maße, woraus die angegebene Verteilung der beiden Verbindungen im jeweiligen Rohprodukt resultiert. Betrachtet man bei allen drei Modellverbindungen die Summe der prozentualen Anteile in der Produktverteilung fällt auf, dass mit zunehmendem sterischen Anspruch der Aminosäureseitenkette der Anteil an Fmoc-(Dcpm)-Aminosäure und Fmoc-Aminosäure abnimmt. Durch die Verwendung von Fmoc-OAt an Stelle von Fmoc-Cl konnte bei den Modellverbindungen in allen Fällen eine Verbesserung der Produktausbeute und Reinheit erzielt werden. Der Wechsel der Synthesestrategie von der Reaktionsführung in Lösung mit vorheriger Silylierung gemäß Carpino et al. [15] zur Synthese am Harz ist ebenfalls von Vorteil. Die Verankerung der Dcpm geschützten Aminosäuren über die Carboxylgruppe am Harz erleichterte die Isolierung der gewünschten Fmoc und Dcpm geschützten Aminosäuren sehr, da somit kein Ausfällen durch Ansäuern der Reaktionslösung nötig war. Die feste Phase wurde als eine Art Schutzgruppe für die Carboxylfunktion benutzt. 6.3.3 NMR Untersuchungen zum Abspaltungsprozess der Dcpm-Gruppe am Beispiel von Fmoc-(Dcpm)Gly-OH Zur Untersuchung der Abspaltung der Dcpm-Gruppe wurden NMR Untersuchungen am Beispiel von Fmoc-(Dcpm)Gly-OH durchgeführt. Die Abspaltung der Dcpm-Gruppe erfolgte bereits unter sehr schwach sauren Reaktionsbedingungen von 5 % TFA in Chloroform (CDCl3). Die Reaktion wurde sowohl mit Triisopropylsilan (TIPS) als auch ohne Zusatz dieses Scavangers untersucht. Nach ca. 24 h Reaktionszeit in CDCl3 mit Zusatz von 5 % TFA konnten im 1H NMR Spektrum (Abbildung 90) die in Abbildung 89 dargestellten Verbindungen als Reaktionsprodukte aus der Abspaltung der Dcpm-Gruppe identifiziert werden. Dabei entfällt ein Großteil der Protonensignale auf die Verbindungen 1(E) und 2(Z), die beide im Verhältnis von 1(E):2(Z) 88:12 vorliegen (Tabelle 13). Neben diesen beiden Verbindungen, die die E- - 114 - bzw. Z-Form der gleichen Verbindung darstellen, konnten noch zwei weitere Moleküle 3 und 4 identifiziert werden. F3C H 6 O O H 79% F3C 1 3 7 5 H 10% 4 1 H 3,4 3 2 1 1,2 3 6 HO 6 H 7 <1% 7(Z) 6(E) 5 4% 5 2 5 4 H 1,2 6 11,12 O H 2(Z) 3 7 <1% O O 1(E) 6 6 7,8 9,10 3 7 2 HO 2 1 4 H 5 3,4 OH 4 7% 5 4 Abbildung 89: Entstandene Produkte und deren prozentuale Verteilung nach der Dcpm Abspaltung von Fmoc(Dcpm)Gly-OH nach 24 h mit 5 % TFA in CDCl3 bei 298 K CF3CO O 7 H 1 3 5 CF3CO 2 7 H H4 5 1, 2 6 O 2 3 6 O 7, 8 9, 10 11, 12 1 H4 6 5 1, 2 3, 4 6 OH 5 3, 4 Fmoc+NH Fmoc-Gly-OH 8.0 Abbildung 90: 7.0 6.0 5.0 4.0 1 3.0 2.0 1.0 ppm H NMR Spektrum von Fmoc-(Dcpm)Gly-OH nach 24 h mit 5 % TFA in CDCl3 bei 298 K - 115 - 1H NMR (400 MHz, CDCl3, δ in ppm) Atom Verbindung 1(E) Verbindung 2(Z) 1 0.32 0.33 2 0.68 0.75 3 1.35 1.51 4 5.08 4.89 5 5.41 5.22 6 2.41 2.62 7 4.31 4.35 Atom Verbindung 3 Verbindung 4 1 0.22 0.33 2 0.49 0.61 3 0.32 0.49 4 0.53 0.67 5 0.90 1.09 6 3.36 4.41 7 1.78 / 8 2.07 / 9 1.88 / 10 1.88 / 11 3.88 / 12 3.99 / 13C NMR (100 MHz, CDCl3, δ in ppm) Atom Verbindung 1(E) Verbindung 2(Z) 1 6.4 6.9 2 6.4 6.9 3 13.9 9.6 4 138.5 138.2 5 120.8 120.5 6 31.3 26.6 7 67.6 67.6 Atom Verbindung 3 Verbindung 4 1 1.8 n.z. 2 1.8 n.z. 3 3.5 n.z. 4 3.5 n.z. 5 14.6 14.7 6 85.6 84.0 7 30.9 / 8 30.9 / 9 25.5 / 10 25.5 / 11 67.8 / 12 67.8 / Tabelle 13: Zuordnung der chemischen Verschiebungen der Produkte nach der Abspaltung der Dcpm-Gruppe von Fmoc-(Dcpm)Gly-OH nach 24 h mit 5 % TFA in CDCl3 bei 298 K. Neben den Ester der Trifluoressigsäure 1(E) und 2(Z) sind auch die analogen Verbindungen als Alkohole 6(E) und 7(Z) entstanden. Allerdings liegt der gemeinsame Anteil von 6(E) und 7(Z) bei unter 1 % im Verhältnis zu den anderen Reaktionsprodukten, wie an dem Signalmuster bei 3.6 ppm zu erkennen ist. Diese beiden Tripletts sind im 1H NMR Spektrum mit Silanzusatz deutlich stärker ausgeprägt, so dass die Zuordnung der chemischen Verschiebungen auch nur in diesem Fall vorgenommen werden konnte. Bei der analogen Reaktionsführung von 5 % TFA in CDCl3 unter Zusatz von Triisopropylsilan, welches normalerweise als Scavanger bei der Abspaltung von Peptiden vom Harz verwendet wird, konnten die in Abbildung 91 dargestellten fünf Verbindungen, als Reaktionsprodukte im 1H NMR Spektrum (Abbildung 92) identifiziert werden. Neben dem durch Hybridabstraktion vom Silan entstandenem Dicyclopropylmethan 5 sind wieder die Verbindungen 1(E) und 2(Z) als Ester der Trifluoressigsäure sowie deren analoge Verbindungen als Alkohol 6(E) und 7(Z) als Reaktionsprodukte entstanden (Tabelle 14). - 116 - F3C H 6 O H H 10% 5 21% 2 1 F3C O O 2% 2(Z) 1 3 H 5 4 2 H H 4 2 1 3 6 HO 2 H 7 1 6(E) 1(E) 3 6 4 3 7 2 5 H 6 HO 1 3 7 O 4 H 7 1% 7(Z) H 4 5 66% 5 Abbildung 91: Entstandene Produkte und deren prozentuale Verteilung nach der Dcpm Abspaltung von Fmoc(Dcpm)Gly-OH nach 2 h mit 5 % TFA in CDCl3 unter Zusatz von Silan (TIPS) bei 298 K Aus der abgespaltenen Dcpm Schutzgruppe entsteht zu ca. 66 % unter Zusatz von TIPS als Hauptprodukt durch Hybridabstraktion das Dicyclopropylmethan 5. Bei den anderen identifizieren Molekülen handelt es sich sowohl um die Ester der Trifluoressigsäure 1(E) und 2(Z) auch um die entsprechenden Alkohole 6(E) und 7(Z). Das Verhältnis von Ester zu Alkohol liegt in dem Fall bei ca. 70 : 30. Das Verhältnis von der E-Form zur Z-Form liegt bei ca. 90 : 10 zu Gunsten der stabileren E-Form. Die Alkohole 6(E) und 7(Z) entstehen auch bei der Reaktionsführung ohne Silanzusatz (TIPS). Wegen der Überlagerung der sehr eng beieinander liegenden Signalsätze ist es nicht möglich, diese Verbindungen im 1H NMR Spektrum eindeutig zu identifizieren. Die Reaktionszeit unter Einwirkung von Silan wurde hierbei nur auf 2 h begrenzt, da im Allgemeinen diese Zeitspanne für die Abspaltung von Peptiden ausreichend ist. Mit Ausnahme von Verbindung 5 entstammen die übrigen Verbindungen 1(E), 2(Z), 3, 4, 6(E) und 7(Z) aus der Ringöffnung von einem der beiden Cyclopropylringe in der Dcpm-Gruppe bzw. aus der weiteren Umwandlung der entstehenden Komponenten. - 117 - 7 2 H4 6 H 1 3 5 H 5 H 1 1, 2 H H6 5 2 H H 4 5 (iCH3CH)3Si+ 3, 4 H4 3 6 H 2 7 5 7 1 3 6 O CF3CO (iPr)3SiH H 2 3 (iCH3CH)3Si+ 7 (iPr)3SiH CF3CO 1 H4 6 O Fmoc+NH Fmoc-Gly-OH 7.5 Abbildung 92: 7.0 6.5 6.0 5.5 5.0 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 ppm 1 H NMR Spektrum von Fmoc-(Dcpm)Gly-OH nach 2 h mit 5 % TFA in CDCl3 unter Zusatz von Silan (TIPS) bei 298 K 1 Atom 1 2 3 4 5 6 7 Verbindung 1(E) 0.33 0.68 1.35 5.08 5.41 2.41 4.33 H NMR (400 MHz, CDCl3, δ in ppm) Verbindung 2(Z) Verbindung 5 Verbindung 6(E) 0.33 0.03 n.z. 0.75 0.40 n.z. 1.51 0.76 n.z. 4.91 1.13 5.08 5.24 / 5.48 2.62 / 2.41 4.38 / 3.49 Verbindung 7(Z) n.z. n.z. n.z. 4.91 5.30 2.41 3.55 Tabelle 14: Zuordnung der chemischen Verschiebungen der Produkte nach der Abspaltung der Dcpm-Gruppe von Fmoc-(Dcpm)Gly-OH nach 2 h mit 5 % TFA in CDCl3 unter Zusatz von Silan (TIPS) bei 298 K. Alle entstandenen Produkte aus der Abspaltung der Dcpm-Gruppe reagieren nicht mit dem eigentlichen Syntheseziel, dem Peptid. Durch die durchgeführte Ausfällung des Peptids mit eiskaltem Diethylether lassen sich die Reaktionsprodukte der Abspaltung der Dcpm-Gruppe auch leicht vom Peptid abtrennen. - 118 - 6.3.4 Der neue Synthesebaustein Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH für die Anwendung in der Peptidsynthese Der neue Synthesebaustein Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH wurde entwickelt, um zum einen ein Werkzeug zur Verhinderung der Aspartimidbildung zu haben. Zum anderen wird durch die Verwendung des Dipeptids das Risiko einer unvollständigen Kupplung der folgenden Aminosäure verhindert, wenn diese Kupplung erst während der SPPS erfolgt. Asparaginsäure konnte außerdem gut an das verankerte (Dcpm)Gly-OH gekoppelt werden. Beim Versuch einen Fmoc-Ala-(Dcpm)Ala-OH Dipeptidbaustein durch eine analoge Reaktionsführung zu erhalten, ist die Kupplung nicht gelungen. Durch den Einbau der Backbone Dcpm Schutzgruppe wird auch die Kettenaggregation während der Peptidsynthese verringert. Diese Ergebnisse wurden bereits teilweise auf dem 20. Amerikanischen Peptidsymposium vorgestellt [101,137] und sind im Journal of Peptide Science [19] ausführlicher beschrieben, so dass an dieser Stelle auf eine ausführlichere Darstellung trans Hmb 5 5 cis Hmb 7 6 Ile NH Val NH 1 Arg NH 15 cis Arg 13 cis Asp trans Asp 13 verzichtet und nur ein kurzer Überblick gegeben wird. 1. 1 Biotin_1-CH2 2. 7 Biotin_2-CH2 3. 4. pp 8. 8. 7. 7. 6. 6. Abbildung 93: NOESY Spektrum (600 MHz) vom Modellpeptid Mon1 in DMSO-d6 bei 298 K; Biotin_1 ist N-terminal gebunden und Biotin_2 ist an der Hmb-Gruppe verankert. Die Nebenreaktion der Acylierung durch Biotin der Hydroxylfunktion der Hmb-Gruppe des Dipeptidbaustein Fmoc-Asp(OtBu)-(Hmb)Gly-OH wurde bei der Synthese des Modellpeptids Mon1 (Sequenz: Biotin-RQYRLIVHNGYCDGRSERNL-COOH) und dessen anschließende 1D und 2D NMR spektroskopische Untersuchung gefunden. In Abbildung 93 ist dazu das NOESY Spektrum mit den hervorgehobenen Crosspeaks dargestellt. - 119 - S 16 15 14 11 12 HN 10 8 9 NH 13 7 O HO2C O O 4 O 1,2 N Biotin_1-RQYRLIVHNGYC N H 6 OCH3 5 3 RSERNL-CO2H O Abbildung 94: Darstellung der mit Biotin_2 acylierten Hmb-Gruppe im Modellpeptid Mon1 10 9 8 HN O S 5 6 NH 7 4 2 O 3 1 RQYRLIVHNGYCDG(Hmb)RSERNL-CO2H Biotin Abbildung 95: Darstellung vom N-terminal gebundenen Biotin_1 im Modellpeptid Mon1 Proton 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Biotin_2 (an der Hmb-Gruppe) cis [ppm] trans [ppm] 4.44 4.45 4.06 4.36 7.10 7.35 6.75 6.84 6.65 6.72 3.72 3.74 2.54 2.54 1.63 1.63 1.41 1.41 1.64 / 1.49 1.64 / 1.49 3.12 3.12 4.16 4.16 6.45 6.45 6.45 6.45 4.32 4.32 2.82 / 2.58 2.82 / 2.58 Biotin_1 (N-terminal) Biotin_1-Arg1 2.14 1.50 1.30 1.60 / 1.46 3.07 4.11 6.41 6.39 4.30 2.79 / 2.56 / / / / / / Tabelle 15: Zuordnung der chemischen Verschiebungen der Hmb-Gruppe mit dem verankerten Biotin_2 und vom N-terminal gebundenen Biotin_1 - 120 - Aminosäure Arg1 Gln2 Tyr3 Arg4 Leu5 Ile6 Val7 His8 NH [ppm] 8.02 7.96 7.95 8.13 7.93 7.90 7.78 8.17 Hα [ppm] 4.21 4.14 4.41 4.29 4.34 4.17 4.11 4.61 Hβ [ppm] 1.63 / 1.63 1.83 / 1.65 2.85 / 2.66 1.66/ 1.66 1.41 1.69 1.91 3.03 / 2.93 Asn9 Gly10 8.17 8.19 4.50 3.68 / 3.59 2.52 / 2.44 Tyr11 Cys12 Asp13 Gly14 Arg15 Ser16 8.03 8.13 8.49 8.24 8.19 4.45 4.38 4.88 4.31 / 3.82 4.41 4.33 Tyr11 8.01 4.45 Cys12 Asp13 Gly14 Arg15 Ser16 Glu17 Arg18 Asn19 Leu20 8.12 8.59 8.04 8.08 8.12 7.95 8.11 7.95 4.34 5.10 3.69 / 3.60 4.37 4.30 4.26 4.25 4.54 4.15 cis-Bereich 2.89 / 2.67 2.73 / 2.66 2.76 / 2.51 1.65 /1.65 3.62 / 3.57 trans-Bereich 2.89 / 2.67 2,6H 7.02; 3,5H 6.62 γ 1.46; δ n.z.; NH n.z. 2,6H 7.02 3,5H 6.62 2.65 / 2.65 2.81 / 2.41 1.63 / 1.63 3.59 / 3.59 1.94 / 1.94 1.64 / 1.64 2.53 / 2.40 1.49 Tabelle 16: Zuordnung der chemischen Verschiebungen der Aminosäuren des ModellPeptids Mon1 - 121 - andere H, Hγ,Hδ,Hε [ppm] γ 1.46; δ 3.06; NH 7.50 γCH2 2.07 / 2.07; δNH2 7.29 / 6.84 2,6H 6.99; 3,5H 6.61 γ 1.48; δ 3.05; NH 7.50 γCH 1.58: δCH3 0.82 / 0.85 γCH2 1.03 / 1.39; γCH3 0.73; δCH3 0.77 γCH3 0.78 2H 8.91 4H 7.30 γNH2 7.43 / 6.97 γ 1.46; δ n.z.; NH n.z. γCH 2.25 /2.25 γ 1.49; δ 3.05; NH 7.45 γNH2 7.36 / 6.93 γCH 1.62; δCH3 0.87 / 0.82 Bei der Zuordnung der chemischen Verschiebungen der einzelnen Aminosäuren des Modellpeptids Mon1 (Tabelle 16) zeigt sich, dass zwischen den Aminosäuren Asp-13 und (Hmb)Gly-14 eine stark ausgeprägte cis/trans-Isomerie der Peptidbindung vorliegt. Dies ist aus der Verdopplung aller Signale für die Aminosäuren innerhalb dieses Bereichs und auch der Signale der Hmb Schutzgruppe mit dem daran verankerten Biotin_2 zu erkennen (Tabelle 15). Im Gegensatz dazu ist solch eine Signalverdopplung bei den Verschiebungen für das Nterminal gebundene Biotin_1 nicht zu erkennen. Als Folge dieser Acylierung lässt sich die Hmb Schutzgruppe anschließend nicht mehr mit TFA abspalten, so dass als Hauptprodukt ein Peptid mit einer Massendifferenz von zusätzlich 362 Da erhalten wird. Bei Verwendung der Dcpm geschützten Aminosäure Glycin, sowohl als einzelne Aminosäure als auch integriert im Dipeptidbaustein Fmoc-Asp(OtBu)(Dcpm)Gly-OH, konnte diese Nebenreaktion während der Biotinylierung verhindert werden. Das gewünschte nur am N-Terminus mit Biotin markierte Peptid konnte unter diesen Bedingungen als Produkt erhalten werden. Die bereits beschriebene Säurelabilität der Dcpm-Gruppe beeinträchtigte die Aufreinigung unter Standardbedingungen mit Eluenten, die Trifluoressigsäure als Zusatz enthalten. Während des Lyophilisierens des gereinigten Produktes kam es zur teilweisen Abspaltung der Dcpm-Gruppe durch die Aufkonzentration der TFA im Lyophilisat. Deshalb führten wir die Aufreinigung des Dipeptidbausteins und auch der drei Dcpm geschützten Aminosäuren Glycin, Alanin und Leucin unter Verwendung eines 0.025 M Ammoniumacetat-Puffer an Stelle der normalerweise verwendeten 0.2 % TFA als Zusatz der Eluenten durch (A: 0.025 M Ammoniumacetat in H2O : MeCN 1000 ml : 350 ml; B: MeCN). Es wurde ein Ammoniumacetat-Puffer-System auch deshalb gewählt, da es durch wiederholtes Lyophilisieren vollständig entfernt werden kann. Der neue Synthesebaustein Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH stellt eine gute Alternative zu den käuflichen Dipeptiden Fmoc-Asp(OtBu)-(Hmb)Gly-OH und Fmoc-Asp(OtBu)- (Dmb)Gly-OH (Novabiochem, Merck Biosciences und NeoMPS) dar. Auch wenn durch die Verwendung der Dmb an Stelle der Hmb-Gruppe die Problematik der ungewollten Acylierung der Seitenkettenschutzgruppe verhindert wird, so sind für die Abspaltung der Dmb-Gruppe dennoch sehr viel harschere Bedingungen wie beispielsweise die Verwendung von starken Säuren und längeren Reaktionszeiten nötig [112]. Hier lässt sich FmocAsp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH vorteilhaft einsetzen, da zur Abspaltung der Dcpm Gruppierung vergleichsweise milde Bedingungen erforderlich sind. Es konnte am Beispiel von Fmoc(Dcpm)Gly-OH gezeigt werden, dass sich die Dcpm-Gruppe bereits unter sehr schwach - 122 - sauren Bedingungen von beispielsweise 5 % TFA in Chloroform abspalten lässt, was durch NMR Messungen bestätigt werden konnte [19,101]. Der Zerfall der Dcpm-Gruppe unter diesen Bedingungen zu weitgehend unreaktiven Molekülen stellt einen weiteren Vorteil der Dcpm-Gruppe dar. Es wird eine Kontamination des synthetisierten Peptids während der Abspaltung vom Harz mit Resten dieser Schutzgruppe vermieden. Abschließend lässt sich feststellen, dass der neue Dipeptidbaustein Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH bei der Synthese von Peptiden, welche das Sequenzmotiv Asp-Gly enthalten, ein wirkungsvolles Werkzeug darstellt [137]. Dieser Dipeptidbaustein vermeidet die Aspartimidbildung und umgeht Nebenreaktionen, wie ungewünschte Acylierung der phenolischen OH-Gruppe, die beim Einsatz der Hmb-Gruppe auftreten können. 6.3.5 Einfluss der Seitenketten auf das cis/trans-Verhältnis der Peptidbindung beim neuen Dipeptidbaustein Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH In den NMR Spektren (1H NMR Abbildung 63, 2D NMR siehe Supporting Information von [19]) des neuen Dipeptidbaustein Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH sind zwei komplette Signalsätze für alle Protonen zu finden (Tabelle 5). Diese beruhen auf der cis/trans-Isomerie der Peptidbindung. Das Verhältnis zwischen dem thermodynamisch stabileren trans-Isomer und dem cis-Isomer liegt gemessen bei 298 K in CDCl3 als Lösungsmittel bei 65:35. Neben dem sterischen Einfluss der Schutzgruppen beeinflussen auch die Aminosäureseitenketten das Verhältnis zwischen cis- und trans-Isomer, wie bei den drei Dcpm geschützten Aminosäuren Glycin, Alanin und Leucin beobachtet werden konnte [19]. In Tabelle 17 sind die Verhältnisse der Isomere der drei Aminosäuren sowie die Verteilung bei zwei verschiedenen Lösungsmitteln für den neuen Dipeptidbaustein Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH wiedergegeben. Hierbei ist auch zu erkennen, dass die cis/trans-Isomerie unter anderem vom gewählten Lösungsmittel abhängig ist. - 123 - Verbindung Fmoc-(Dcpm)Gly-OH Fmoc-(Dcpm)Ala-OH Fmoc-(Dcpm)Leu-OH Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH Trans 65 % 75 % 95 % 65 % 55 % Lösungsmittel CDCl3 CDCl3 CDCl3 CDCl3 CD3CN cis 35 % 25 % 5% 35 % 45 % Tabelle 17: Verhältnisse der cis- und trans-Konformere beruhend auf der gehinderten Rotation um das tertiäre Stickstoffatom der Amin bzw. Amidfunktion; bestimmt mittels 1H NMR Spektroskopie [19] CH3 H3C CH3 O O H N O O O O OH N O HN H3C O H3C O OH N O O CH3 O 9 8 Abbildung 96: Schematische Darstellung des cis- 8 und trans-Isomer 9 des neuen Dipeptidbaustein FmocAsp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH Die äquivalenten Protonen der beiden Cyclopropylringe vom cis-Isomer 8 zeigen identische chemische Verschiebungen im Gegensatz zu den Cyclopropylringen des trans-Isomer 9 (Tabelle 5 und 18; Abbildung 96). Hier wird die Möglichkeit zur freien Rotation der DcpmGruppe durch die geschützte Seitenkette der Asparaginsäure behindert. Durch Temperaturerhöhung konnte ein „Shiften“ der chemischen Verschiebungen für beide Isomere beobachtet werden. Jedoch wurde bei Messungen bis zu 70 °C der Koaleszenzpunkt nicht erreicht, an dem nur noch ein kompletter Signalsatz für das thermodynamisch stabilste Isomer zu erkennen wäre. In Tabelle 18 ist abschließend der Einfluss der Aminosäureseitenketten auf die Signalsätze der Cyclopropylringe der Dcpm-Gruppe zusammengefasst. Verbindung Fmoc-(Dcpm)Gly-OH Fmoc-(Dcpm)Ala-OH Fmoc-(Dcpm)Leu-OH Fmoc-Asp(OtBu)-(Dcpm)Gly-OH Signalsätze für Cyclopropylringe beim trans-Isomer verschieden verschieden verschieden verschieden Signalsätze für Cyclopropylringe beim cis-Isomer gleich verschieden n.z. (Anteil unter 5 %) gleich Tabelle 18: Übersicht zur chemischen Verschiebung der beiden Cyclopropylringe der Dcpm geschützten Verbindungen zum Einfluss der Aminosäureseitenketten auf die cis/trans-Isomerie - 124 - 7 Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen Ac - Acetyl Acm - Acetamidomethyl AcHmb - 2-Acetoxy-4-methoxybenzyl Ac2O - Essigsäureanhydrid AcOH - Essigsäure ACP - Acyl Carrier Protein Boc - tert-Butyloxycarbonyl br s - breites Singulett Bu - Butyl BSA - N,O-Bis(trimethylsilyl)acetamid Cbz - Carbobenzyloxy CD - Circularer Dichroismus CHCA - α-Cyano-4-hydroxyzimtsäure d - Dublett Da - Dalton DBU - 1,8-Diazabicyclo[5.4.0]undec-7-en DCM - Dichlormethan Dcpm - Dicylcopropylmethyl DEPT - Distortionless Enhancement by Polarization Transfer DIC / DIPCDI - Diisopropylcarbodiimid DIEA / DIPEA - Diisopropylethylamin Dmab 4-{N-[1-(4,4-dimethyl-2,6-dioxocyclohexyliden)-3- - methylbutyl]amino}benzyl Dmb - 2,4-Dimethoxybenzyl Dmmb - 4,5-Dimethoxy-2-mercaptobenzyl E - Energie in kJ/mol EA - Elementaranalyse EDOTn - 3,4-Ethylendioxy-2-thenyl EIAV - Equine Infectious Anemia Virus (Virus der infektiösen Anämie der Einhufer) EPL - Expressed Protein Ligation eq - Äquivalent - 125 - ESI - Electrospray Ionization Et - Ethyl Et2O - Diethylether Fmoc - 9-Fluorenylmethoxycarbonyl h - Stunde HATU - N-[(dimethylamino)-1H-1,2,3-triazolo[4,5-b]pyridin-1-ylmethylene]N-methylmethanaminium hexafluorophosphate N-oxid HBTU - N-[(1H-benzotriazol-1-yl)(dimethylamino)methylene]-Nmethylmethanaminium hexafluorophosphate N-oxid H2O - Wasser HIV - Humanes Immundefizienzvirus Hmb - 2-Hydroxy-4-methoxybenzyl HMPB - 4-(4-Hydroxymethyl-3-methoxyphenoxy)butyryl HOBt - 1-Hydroxybenzotriazol Hrsg - Herausgeber Hz - Hertz IAV - Influenza A Virus iPr - Isopropyl J - Kopplungskonstante in Hz m - Multiplett M - molar [mol*l-1] MALDI - Matrix Assisted Laser Desorption Ionization mCPBA - meta-Chlorperbenzoesäure Me - Methyl MeCN - Acetonitril MESNa - Natriumsalz der 2-Mercaptoethansulfonsäure MIM - 1-Methyl-3-indolylmethyl min - Minute mp - Schmelzpunkt MS - Massenspektroskopie MsCl - Methansulfonsäurechlorid (CH3SO2Cl) NCL - Native Chemical Ligation NMP - N-Methylpyrrolidon NMR - Nuclear Magnetic Resonance - 126 - NOESY - Nuclear Overhauser and Exchange Spectroscopy n.z. - nicht zugeordnet OAt - O-(7-azabenzotriazol-1-yl) OSu - N-hydroxysuccinimide OtBu - tert-Butylester PEG - Polyethylenglycol PFT - Puls-Fourier-Transform ppm - parts per million PS - Polystyrol q - Quartett Reagent K - 82.5 % TFA + 5 % Phenol + 5 % H2O + 5 % Thioanisol + 2.5 % Ethandithiol r.m.s. - root mean square: r.m.s. deviation (mittlere quadratische Abweichung / Standardabweichung) r.m.s. differences (mittlere quadratische Unterschiede) RP-HPLC - Reverse Phase High Performance Liquid Chromatography RT - Raumtemperatur Rt - Retentionszeit SPPS - Solid Phase Peptide Synthesis (Festphasenpeptidsynthese) SPCL - Solid Phase Chemical Ligation (NCL an der festen Phase) s - Singulett t - Triplett T - Temperatur tBu - tert-Butyl TCEP - Tris-(2-carboxyethyl)-phosphin tert - tertiär TFA - Trifluoressigsäure TFE - Trifluorethanol THF - Tetrahydrofuran TIPS - Triisopropylsilan Tmb - 4,5,6,-Trimethoxy-2-mercaptobenzyl Tmob - 2,4,6-Trimethoxybenzyl TMSCl - Trimethylsilylchlorid - 127 - TOCSY - Total Correlation Spectroscopy Trt - Trityl (Triphenylmethyl) UPLC - Ultra Performance Liquid Chromatography UV - Ultraviolett v/v - Volumenverhältnisse zueinander W - Watt Xxx - Abkürzung für eine beliebige Aminosäure im Dreibuchstabencode Å - Angström (1Å = 10-10 m) δ - chemische Verschiebung in ppm ρ - Dichte in g*cm-3 Die chiralen Aminosäuren wurden in Anlehnung an die Empfehlungen der IUPAC-IUB Kommission der Biochemischen Nomenklatur bezeichnet [138]. Die Aminosäuren wurden dabei durch den Ein- bzw. Dreibuchstabencode abgekürzt und sofern nicht anders angegeben beziehen sich die Angaben jeweils auf das L-Isomer. - 128 - 8 Literaturverzeichnis [1.] Chen W., Calvo P.A., Malide D., Gibbs J., Schubert U., Bacik I., Basta S., O’Neill R., Schickli J., Palese P., Henklein P., Bennink J.R., Yewdell J.W. Nat. Med. 2001, 7, 1306-1312. [2.] Reid A.H., Fanning T.G., Hultin J.V., Taubenberger J.K. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 1999, 96, 1651-1656. [3.] Chen H., Deng G., Li Z., Tian G., Li Y., Jiao P., Zhang L., Liu Z., Webster R.G., Yu K. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 2004, 101, 10452-10457. [4.] Adachi A., Gendelman H.E., Koenig S., Folks T., Willey R., Rabson A., Martin M.A. J. Virol. 1986, 59, 284-291. 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[138.] IUPAC-IUB Joint Commission on Biochemical Nomenclature (JCBN) Eur. J. Biochem. 1984, 138, 9-37. - 136 - 9 Danksagung Besonders bedanken möchte ich mich bei Dr. Peter Henklein dafür, dass ich einen Großteil meiner Dissertationszeit in seinem Labor im Institut für Biochemie der Charité Universitätsmedizin-Berlin arbeiten durfte, sowie für die zahlreichen konstruktiven Diskussionen bei Fachproblemen und die sehr gute Betreuung. Ebenfalls möchte ich mich bei Barbara Brecht-Jachan, Prisca Kunert, Manuela Dierenfeld und Dr. Petra Henklein für die sehr gute Zusammenarbeit im Labor und die stete Hilfsbereitschaft bedanken. Ich möchte mich bei meinem Doktorvater Prof. Dr. Ulrich Schubert für die Aufnahme in seinen Arbeitskreis, die spannende und interessante Themenstellung und die sehr gute Betreuung bedanken. Außerdem bedanke ich mich bei allen Mitgliedern der Arbeitsgruppe von Prof. Schubert in der Virologie der Universität Erlangen-Nürnberg. Ebenfalls möchte ich mich bei Prof. Dr. Andreas Hirsch für die Übernahme des Erstgutachtens für meine Arbeit bedanken. Mein Dank gilt auch Dr. Victor Wray vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig für die vielen hilfreichen Ratschläge bei Fachproblemen sowie Karsten Bruns und Dr. Alok Sharma für die tatkräftige Unterstützung bei der Auswertung der zweidimensionalen NMR-Spektren der Peptide und der anschließenden Berechnung der Peptidstrukturen. Ebenso bedanke ich mich bei Prof. Dr. Stefan Hecht für die Möglichkeit zur Durchführung von diversen chemischen Synthesearbeiten in seinem Labor im Institut für Organische Chemie der Humboldt Universität zu Berlin und Dr. Michael Pätzel für seine Unterstützung vor Ort während dieser Zeit und Dr. Joachim Leistner für die UPLC und HR-MS Messungen. Ich bedanke mich auch bei Dr. Hardy Weißhoff vom Institut für Chemie der Humboldt Universität zu Berlin für die hilfreichen Diskussionen und die Unterstützung bei der Auswertung der NMR-Spektren der Dcpm-Aminosäurebausteine. Mein ganz besonderer Dank gebührt meiner Frau Sandra und meiner Familie, die mich immer gefördert und in jeder erdenklichen Art unterstützt haben. Die Geburt meiner Tochter Séraphie Joelie während meiner Dissertationszeit war dabei eine Bereicherung meines Lebens in besonderem Maße. Meinen Eltern möchte nochmals für ihre Hilfe und Aufmunterung danken, ohne die diese Arbeit niemals möglich gewesen wäre. - 137 - 10 Curiculum Vitae Name: Röder Vorname: René Geburtsdatum: 11. Mai 1979 Geburtsort: Berlin – Lichtenberg Familienstand: verheiratet Kinder: eine Tochter 09/1985 bis 08/1991 Grundschule in Berlin – Prenzlauer Berg 09/1991 bis 07/1995 Heinrich-Schliemann-Oberschule (Gymnasium) in Berlin 08/1995 bis 06/1998 Alexander-von-Humboldt-Oberschule (Gymnasium) in Berlin 07/1998 bis 04/1999 Grundwehrdienst; 2. Kompanie des Panzergrenadierbatallion 72 in Hamburg – Harburg 10/1999 bis 10/2005 Studium der Chemie an der Technischen Universität Berlin Diplomarbeit in Organsicher Chemie unter Betreuung von Prof. Dr. Karola Rück-Braun Titel: „Darstellung von Heterocyclen ausgehend von Nitronen“ Note der Diplomarbeit: sehr gut (1,0) seit 11/2005 Promotion unter Betreuung von Prof. Dr. Ulrich Schubert an der Universität Erlangen-Nürnberg in Zusammenarbeit mit Dr. Peter Henklein vom Institut für Biochemie von der Charité Universitätsmedizin-Berlin und Dr. Victor Wray vom HelmholtzZentrum für Infektionsforschung in Braunschweig - 138 - 11 Publikationen 1. Karsten Bruns, Nicole Studtrucker, Alok Sharma, Torgils Fossen, David Mitzner, André Eissmann, Uwe Tessmer, René Röder, Peter Henklein, Victor Wray and Ulrich Schubert. Structural Characterization and Oligomerization of PB1-F2, a Proapoptotic Influenza A Virus Protein. Journal of Biological Chemistry, 2007, 282, 353-363. 2. René Röder, Karsten Bruns, Alok Sharma, André Eissmann, Friedrich Hahn, Nicole Studtrucker, Torgils Fossen, Victor Wray, Peter Henklein, and Ulrich Schubert. Synthesis of full-length PB1-F2 influenza A virus proteins from “Spanish flu” and “bird flu”. Journal of Peptide Science, 2008, 14, 954-962. 3. Petra Henklein, René Röder, Hardy Weißhoff, Peter Henklein and Louis A. Carpino. The Dcpm protecting group is a useful alternative to the Hmb residue. Advances in Experimental Medicine and Biology, 2009, 611, 247-248. 4. Alok Sharma, Karsten Bruns, René Röder, Peter Henklein, Jörg Votteler, Victor Wray and Ulrich Schubert. Solution structure of the Equine Infectious Anemia Virus p9 protein: a rationalization of its different ALIX binding requirements compared to the analogous HIV-p6 protein. BMC Structural Biology, 2009, 9: 74. 5. René Röder, Petra Henklein, Hardy Weißhoff, Clemens Mügge, Michael Pätzel, Ulrich Schubert, Louis A. Carpino and Peter Henklein. On the use of Ndicyclopropylmethyl aspartyl-glycine synthone for backbone amide protection. Journal of Peptide Science, 2010, 16, 65-70. - 139 - 12 Eidesstattliche Erklärung Die vorliegende Arbeit wurde in der Zeit vom November 2005 bis Dezember 2008. im Institut für Biochemie der Charité Universitätsmedizin-Berlin, im Institut für Organische Chemie der Humboldt Universität zu Berlin und am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig angefertigt. Hiermit erkläre ich an Eides statt, dass ich die vorliegende Dissertation selbstständig und nur unter Verwendung der angegebenen Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe. Weder diese noch eine andere Arbeit wurde von mir an einer anderen Universität oder Hochschule zum Zwecke der Einleitung eines Promotionsverfahrens vorgelegt. René Röder - 140 -