Physik für Pharmazeuten und Biologen MECHANIK I Kinematik Dynamik MECHANIK Bewegungslehre (Kinematik) Gleichförmige Bewegung Beschleunigte Bewegung Kräfte Mechanik I 1.1 Kinematik • Kinematik beschreibt Ablauf einer Bewegung Bewegung definiert relativ zu Bezugssystem Koordinatensystem Ursprung O r r (t ) Ortsvektor zu Massepunkt zum Zeitpunkt t Einschub Vektorrechnung: Addition Subtraktion skalare und vektorielle Multiplikation Mechanik I Geschwindigkeit • Differenz der Ortsvektoren zu t1 und t2 r r r ∆r = r (t2 ) − r (t1 ) • mittlere Geschwindigkeit: Ortsdifferenz / Zeitdifferenz r ∆r rr (t2 )−rr (t1 ) v = ∆t = t2 −t1 • momentane Geschwindigkeit: Grenzfall t2t1 r r r r (t2 )−r (t1 ) ∆r v(t1 ) = lim ∆t = lim t2 −t1 t2 →t1 t2 →t1 [l ] • Einheit [v ] = [t ] = ms r • geradlinige Bewegung: Richtung von v ist konstant r • gleichförmige Bewegung: Größe von v ist konstant Die Geschwindigkeit ist eine vektorielle Größe Ein Vektor hat einen Betrag (Länge des Pfeils) und eine Richtung. v 2 m v= 3 s y m vy = 3 s m m2 m2 v 2 2 v = v x + v y = 9 2 + 4 2 = 13 s s s v v vx = 2 m s x Die x- und y-Komponenten erhält man durch Projektion auf die Achsen Mechanik I Beschleuningung • Differenz der Geschwindigkeitsvektoren zu t1 und t2 r r r ∆v = v (t2 ) − v (t1 ) • mittlere Geschwindigkeitsdiff./ Zeitdifferenz r r r Beschleunigung: a = ∆∆vt = v (tt22)−−tv1(t1 ) • momentane Beschleunigung: Grenzfall t2t1 r r r v (t2 )−v (t1 ) ∆v a(t1 ) = lim ∆t = lim t2 −t1 t2 →t1 • Einheit t2 →t1 m s2 [a] = [t[][l ]t ] = • Tangentialbeschleunigung: Richtung der Geschwindigkeit wird geändert r r r • Normalbeschleunigung: nur v ändert sich (v a ) Vektor-Charakter der Beschleunigung Auch die Beschleunigung ist ein Vektor. v[m/s] r r r ∆v dv m a = lim = 2 t →0 ∆t dt s dv und a= dt t[s] ds d 2s v= ⇒a= 2 dt dt Mechanik I einfache Bewegungen • gleichförmig geradlinige Bewegung (Tropfenwagen, nur eine Richtung nur skalar): r (t ) = r0 + vt • gleichmässig beschleunigte Bewegung - konstante Kraft bewirkt konstante Beschleunigung: a = F m - v ändert sich linear mit der Zeit: v(t ) = v0 + at - r ändert sich quadratisch mit der Zeit: r (t ) = r0 + v0t + 12 at 2 - bei einfachen Anfangswerten (r0=0, v0=0): v = at , r = 21 at 2 , v = 2ar • freier Fall: Spezialfall der beschleunigten Bewegung (Fallschnüre) Entsprechend Gravitationsgesetz (siehe später) erfährt jeder Körper eine Beschleunigung von (Galileis Fallexperimente) a = g = 9,81 m / s2 Erdbeschleunigung Dartpfeil Wichtige Formeln: die gleichförmig beschleunigte Bewegung [ ] a m s2 a( t) = a a [ ] t[ s] t v ms v (t ) = ∫ a ⋅ dt 0 v (t ) = a ⋅ t + v 0 v0 t[s] s [m ] t s (t ) = ∫ (a ⋅ t + v 0 )dt 0 s0 t[ s] s(t) = a ⋅ t 2 + v 0 ⋅ t + s0 2 Experiment: Fallender Körper im Schwerefeld (Fallschnur) a 2 s(t ) = ⋅ t + v 0 ⋅ t + s0 2 mit v 0 = 0, s0 = 0, a = g gilt a 2 s (t ) = ⋅ t 2 Mechanik I Addition von Geschwindigkeiten • alle vektorielle Größen können addiert werden ! Ort bekannt aus Mathematik. Aber auch Geschwindigkeit, Beschleunigung, ...... • Experiment: Kanonenwagen Geschwindigkeit von Wagen und Kugeln addieren sich • Bezugssystem: Laborsystem: Wagen bewegt sich, zusätzlich Kugel Wagen: Kugel bewegt sich Inertialsystem: nichtbeschleunigtes Bezugssystem Experiment Mechanik I Kanonenwagen Gleichzeitig verlaufende Bewegungen überlagern sich ungestört und addieren sich geometrisch Beispiel: Bewegung eines Boots v v ges v v Fluß v v Fluß v v Boot v v Boot v v v v ges = v Fluß + v Boot Mechanik I 2 Versuche Dartpfeil Fallschnur Mechanik I Experiment: g Dartpfeil auf fallende Scheibe g Paradebeispiel: Der waagrechte Wurf y v0 a= g h0 x Wie weit entfernt landet der Ball ? Welches ist der Aufschlagwinkel ? Galileo Galilei (1564-1642) In der Natur vorkommende Geschwindigkeiten Lichtgeschwindigkeit (im Vakuum) : 3 ⋅108 m / s Schallgeschwindigkeit : 3 ⋅10 m / s Wasserstoff bei T=300K (im Mittel) : 2 ⋅103 m / s Elektronen in der Fernsehröhre : 1 ⋅10 m / s Schuss aus einer Gaspistole : 2 6 ? Experiment: Mechanik I Messung der Geschossgeschwindigkeit [Tafel] Anwendungsbeispiel: Neutronen-Flugzeit-Spektrometer Auswahl Mechanik / Analyse der Neutronen-Geschwindigkeit mit rotierenden I Schlitzen (chopper) Bei 20 °C (= 293 K) ist vNeutron = 2200 m/s am wahrscheinlichsten (Bolzmannverteilung) Wassermoderator (D2O) Anwendung beschleunigte Bewegung: Massenspektrometer (time of flight) TOF Analysator Fel a= ≈ (1010 − 1014 ) [m / s 2 ] m Beschleunigung : s(t) freier Flug Weg-Zeit Diagramm s2 s1 Beschleunigung t0 t1 t2 [µs] Matrix-assisted laser desorption/ionization (MALDI) Quelle : Lottspeich Winkelmessungen b Das Bogenmaß b ϕ= r ϕ r Obwohl das Winkelmaß einheitenfrei ist, verwendet man die “Einheit” rad Umrechnung Gradmaß in Bogenmaß: Für 360° (Vollkreis) gilt : ϕ = 2π b 2π r b = 2π r ⇒ ϕ = = = 2π r r (Kreis-Umfang) ϕ° 360° z.B. 45° = 0.785 rad = 2 π / 8 rad Kreisbewegung, Winkelgeschwindigkeit y s v r ⋅ cos(ϕ ) s= r ⋅sin(ϕ ) y = r ⋅sin ϕ ϕ x = r ⋅ cosϕ x Während der Kreisbewegung wächst der Winkel gleichförmig mit der Zeit an. ϕ (t) = ω ⋅t ω: Winkelgeschwindigkeit 2π ω = 2π f = T f: Frequenz, Drehzahl (Einheit: 1/s oder Hz) T: Umlaufszeit, Periodendauer Die Newtonschen Grundgesetze 1. Newtonsche Axiom (Trägheitsprinzip) Ein Körper, der sich völlig selbst überlassen ist, verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen Bewegung. 2. Newtonsche Axiom (Aktionsprinzip) Ursache für eine Bewegungsänderung ist eine Kraft. Sie ist definiert als F = m⋅a [N=kg·m/s2= 1 Newton] (für m=konstant) F = d ( m ⋅ v ) / dt m : „träge Masse“ (allgemein gültig) 3. Newtonsche Axiom (Reaktionsprinzip) Bei zwei Körpern, die nur miteinander, aber nicht mit anderen Körpern wechselwirken, ist die Kraft F12 auf den einen Körper entgegengesetzt gleich der Kraft F21 auf den anderen Körper. (actio=reactio) F = −F 12 21 Mechanik I Experiment actio = reactio Schwere und träge Masse Die Materie besitzt neben der Trägheit auch noch die Eigenschaft der Schwere. Aber : schwere und träge Masse sind identisch! FGewicht = ms ⋅ g FBeschl = mt ⋅ a =1 ms a= g=g mt „Äquivalenzprinzip“ Fundamentaler Zusammenhang zwischen Trägheit und Gravitation Experimentelle Grundlage des Dynamischen Grundgesetzes v v F = m⋅a Masse [kg] Beschleunigung[m/s2] Newton (N) =[kg·m/s2] Mechanik I 1.2 Dynamik • Dynamik erklärt Ursache der Bewegung(sänderungen) • Trägheit: Galilei: geradlinig gleichförmige Bewegung (ggB) bedarf keiner Ursache Galileisches Trägheitsprinzip • Aktionsprinzip: Newton: Kraft ist notwendig, um Körper aus ggB zu bringen, verursacht Beschleunigung, verschiedene Körper werden durch gleiche Kraft r unterschiedlich beschleunigt. r r && F = ma = mr • Einheit der Kraft: [F ] = [m][a] = kg m / s2 = N (Newton) Mechanik I Newtons Axiome • Newton baute gesamte Mechanik auf drei Sätzen auf: 1) Trägheitsprinzip: Ein sich selbst überlassener Körper bewegt sich geradlinig gleichförmig. (Ruhe ist Spezialfall mit vr = 0r ) 2) Aktionsprinzip: Wenn eine Kraft r auf einen Körper mit der Masse m F sie ihn mit wirkt, beschleunigt r &&r Fr a =r = m 3) Reaktionsprinzip: Wenn die Kraft r , die auf einen Körper wirkt, von einem anderen FKörper ausgeht, so wirkt auf diesen die entgegengesetzt gleiche Kraft r −F Mechanik I Kräfte • Gravitationskraft: Kraft zwischen r Massen r Gravitationsgesetz: F = G m1 2m2 r r r F1 = F ( r2 − r1 ) = −F ( r1 − r2 ) = −F2 Gravitationskonstante G ≈ 6,67 10 −11 Nm2 kg2 • Gewichtskraft (Schwerkraft): m1=M=5.98 1024 kg Erdmasse r=R=6 378 388 m Erdradius FG = m g mit g = GM 2 = 9,81 m / s2 R g hängt von h (Meereshöhe), bzw. geographischer Breite ab. • Gravitationskraft verantwortlich für Bewegung der Planeten etc. (Kepler), Gezeiten Mechanik I Kräfte • Federkraft aus Beobachtung: rücktreibende Kraft Fel ist Auslenkung proportional r r r F = k x = −Fel k....Federkonstante später: Reibungskraft, Zentrifugalkraft, Zentripetalkraft, Auftrieb(skraft), innere Reibungskraft in Flüssigkeiten, Stömungswiderstand, Adhäsions- und Kohäsionskraft, Kräfte zwischen Ladungen und Strömen, ............ Mechanik I Zusammenfassung • Kinematik Beschreibung der Bewegung Ort, Geschwindigkeit, Beschleunigung • Dynamik Ursache der Bewegung Newtons Axiome Kräfte: Gravitationskraft, Federkraft einfache Bewegungen