NATURSCHUTZFACHLICHE BAUBEGLEITUNG

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 Altlastentechnische Sanierung Schiessplätze Allmend
NATURSCHUTZFACHLICHE BAUBEGLEITUNG ABFANGEN VON REPTILIEN UND AMPHIBIEN ALS
BEGLEITENDE NATURSCHUTZMASSNAHME
Auswertungsbericht
Verfasser: carabus Naturschutzbüro, Andreas Tschopp
Auftraggeber: Stadt Luzern, Umweltschutz, Stefan Herfort
Oktober 2014
INHALTSVERZEICHNIS
ZUSAMMENFASSUNG ........................................................................................................... 3 1. AUSGANGSLAGE / AUFTRAG .......................................................................................... 3 2. VORGEHEN / METHODEN ................................................................................................ 5 2.1 PHASE 1: STAND A / DAMM ...................................................................................... 9 2.2 PHASE 2: STAND B / ZIHLMATT / REHBOCK......................................................... 11 2.3 ABFÄNGE GELBBAUCHUNKEN: MÜNDUNG ZIHLMATTWEG /
STAND A, 1. WALL NORD........................................................................................ 13 2.4 MAGERWIESE OST / WEST .................................................................................... 15 3. RESULTATE ..................................................................................................................... 16 3.1 FANG IN DER ÜBERSICHT...................................................................................... 16 3.2 EFFEKTIVITÄT DER VERSCHIEDENEN FANGMETHODEN.................................. 16 3.2.1
3.2.2
3.2.3
3.2.4
3.2.5
3.2.6
3.2.7
3.2.8
FANG BLINDSCHLEICHE ...............................................................................................17
FANG ZAUNEIDECHSE ..................................................................................................18
FANG RINGELNATTER ..................................................................................................19
FANG GRASFROSCH.....................................................................................................20
FANG ERDKRÖTE ..........................................................................................................21
FANG GELBBAUCHUNKE ..............................................................................................21
FANG BERGMOLCH .......................................................................................................22
FANG FEUERSALAMANDER .........................................................................................22
4. DISKUSSION .................................................................................................................... 23 BEGLEITENDE NATURSCHUTZMASSNAHMEN ALLMEND ⏐ 31.10.14 ⏐ carabus Naturschutzbüro, Luzern
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ZUSAMMENFASSUNG
Die Sanierung und Renaturierung der ehemaligen Schiessstände auf der Luzerner Allmend wurden
2014 naturschutzfachlich begleitet. Im Fokus standen die verschiedenen Scheibenstände (Stand A, B,
Zihlmatt und Rehbockanlage), welche mit ihren Böschungen und Kugelfängen als ideale
Reptilienlebensräume bekannt waren, aber auch etliche Amphibienarten beherbergten. Darüber
hinaus tangierten die Sanierungs- und Renaturierungsarbeiten an zwei Standorten
Gelbbauchunkengewässer und an einem weiteren Standort wertvolle Wiesenbereiche mit teilweise
gefährdeten Insekten- und Spinnenarten. Die Tiere sollten vor den Bautätigkeiten abgefangen und an
einen bereits renaturierten Standort temporär umgesiedelt werden. Nach Abschluss der
Renaturierungsarbeiten erhalten die abgefangenen Tiere die Möglichkeit, aus der Ansiedlungszone
heraus die ursprünglichen Lebensräume wieder zu besiedeln.
Um die Amphibien und Reptilien effektiv abfangen zu können, wurden unterschiedliche
Fangmethoden eingesetzt. Vorgängig mähte man die Böschungen und Kugelfänge der
Scheibenstände, danach wurden auf den vegetationsarmen Steilflächen Amphibienzäune aufgestellt
und unterschiedliche Strukturelemente (Wellblech, Welleternit, Holzbrett, Blechscheibe, Vlies)
ausgelegt. Diese Strukturelemente dienten vor allem den Reptilien als Versteckmöglichkeit, was ein
gezieltes Kontrollieren und Abfangen der Tiere ermöglichte. In zwei Arbeitsphasen wurden zuerst die
Tiere des einen und danach des anderen Scheibenstandes während 23 bzw. 27 Tagen abgefangen
und umgesiedelt. Die adulten Gelbbauchunken in der Nähe des Zihlmattweges wurden während drei
Nachtbegehungen von Hand aus den Flachtümpeln abgefangen. Die Gelbbauchunkenlarven in einem
weiteren Flachtümpel, der als Rückhaltebecken ausgebaut werden sollte, konnten mit Hilfe eines
Keschers relativ effizient abgefangen werden. Die Insekten und Spinnen auf der Magerwiese im
Vorgelände von Stand B und Zihlmatt (Zielbereiche der ehemaligen Tontaubenanlage) wurden mit
einem von Ost nach West verlaufenden Wiesenschnitt auf eine Restfläche konzentriert und danach
ebenfalls abgekeschert.
Insgesamt konnten 697 adulte, subadulte und juvenile Reptilien (Blindschleiche = 105, Zauneidechse
= 106, Ringelnatter = 16) und Amphibien (Grasfrosch = 23, Erdkröten = 33, Gelbbauchunken = 382,
Bergmolch = 11, Feuersalamander = 21) abgefangen und umgesiedelt werden. Zusätzlich wurden
1727 Gelbbauchunkenlarven und einige wenige Grasfroschlaichballen umgesiedelt.
Für das Abfangen der Zauneidechsen eignete sich die Kombination von Amphibienzäunen und
Strukturelementen. Blindscheichen hielten sich sehr gerne unter Strukturelementen wie Holzbretter
und Welleternit auf. Ringelnattern hingegen schienen Wellbleche zu bevorzugen. Grasfrösche,
Erdkröten, Bergmolche und Feuersalamander wurden entweder von Hand oder mit Hilfe der
Amphibienzäune gefangen. Gelbbauchunken wurden von Hand gefangen oder gekeschert.
Die naturschutzfachliche Begleitung verlief insgesamt erfolgreich, dennoch sind Aspekte wie ein
möglicher Dichtestress in der Ansiedlungszone, Beifänge in den Amphibienzaun-Eimern und das
richtige Abfangzeitfenster vor der Bauphase kritisch zu diskutieren.
1. AUSGANGSLAGE / AUFTRAG
Die ehemaligen Schiessplätze auf der Luzerner Allmend mussten nach über 150 Jahren
Schiessbetrieb saniert werden, da die Böden grossflächig mit Schadstoffen (Blei, Antimon) belastet
waren. Im Rahmen des Projekts „Natur- und Erholungsraum Allmend“ stützt sich die
altlastentechnische Sanierung der ehemaligen Schiessstände auf den Beschluss des Grossen
Stadtrates im Jahr 2009. 2014 wurde auf mehr als zwei Hektaren der belastete Oberboden
abgetragen, gewaschen und/oder deponiert. Auch die noch vorhandenen Scheibenstände, Bunker
und Munitionsdepots wurden zurückgebaut. Die sanierten Flächen wurden renaturiert.
Vor allem Reptilien wie Zauneidechsen, Blindschleichen und vereinzelt auch Ringelnattern fanden an
den Böschungen und Kugelfängen der ehemaligen Scheibenstände ideale Lebensräume. Zudem
bietet die feuchte Umgebung rund um die Scheibenstände zahlreichen Amphibien, allen voran der
Gelbbauchunke, gute Bedingungen.
Diese teilweise gefährdeten (Zauneidechse, Ringelnatter) oder sogar stark gefährdeten
(Gelbbauchunke) Arten sollten die Sanierungs- und Renaturierungsarbeiten schadlos überstehen,
deshalb beauftragte die Stadt Luzern (Umweltschutz, Stefan Herfort) carabus Naturschutzbüro die
Bautätigkeiten auf der Luzerner Allmend naturschutzfachlich zu begleiten.
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Übersichtsplan Allmend Schiessstände
Im Fokus der naturschutzfachlichen Begleitung standen vorwiegend die Reptilien, welche vor den
eigentlichen Bautätigkeiten an den Scheibenständen (Stand A, Stand B, Zihlmatt, Rehbock) und am
bestehenden Damm abgefangen und temporär an eine bereits renaturierte Ansiedlungszone auf der
Allmend wieder ausgesetzt wurden. Des Weiteren tangierten die Bauarbeiten an zwei Standorten
(Mündung Zhilmattweg, Stand A, 1. Wall Nord) die grosse Gelbbauchunkenpopulation der Luzerner
Allmend. Tiere an diesen Standorten wurden ebenfalls abgefangen und umgesiedelt. Durch die
Erschliessung des Scheibenstandes A führte eine Baupiste durch die bereits sanierte Magerwiese
westlich des Scheibenstandes B. Damit Populationen naturschutzfachlich wertvoller Insekten und
Spinnen durch diesen Eingriff nicht zu stark geschwächt würden, sollte eine Teilfläche (Magerwiese
Ost und ein Teil der Magerwiese West) eine möglichst kurze Vegetation aufweisen und für diese Tiere
entsprechend unattraktiv werden. In der bestehenden Ruderalfläche konnten die Insekten und
Spinnen überdauern, sie wurden anschliessend abgekeschert und ebenfalls umgesiedelt.
Nach Abschluss der Sanierungs- und Renaturierungsarbeiten haben die temporär umgesiedelten
Tiere die Möglichkeit, die neu gestalteten Lebensräume von der Ansiedlungszone her erneut zu
besiedeln.
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2. VORGEHEN / METHODEN
Abhängig von der Bauplanung, welche ihrerseits stark vom Wetter abgängig war, wurden die
vorhandenen Reptilien und teilweise auch Amphibien an den Böschungen (vorne, hinten) und
Kugelfängen der Scheibenstände kurz vor dem Baueingriff während mindestens zwei Wochen
abgefangen und umgesiedelt. Die Kurzfristigkeit sollte verhindern, dass abgefangene Individuen
bereits frühzeitig aus der Ansiedlungszone wieder in den alten Lebensraum zurückwandern und somit
der Bautätigkeit zum Opfer fallen würden.
Scheibenstand A
Drei verschiedene Bereiche, die
als Reptilienlebensräume
definiert werden konnten.
Um die im Fokus stehenden Reptilien abfangen zu können wurden an den Böschungen und
Kugelfängen der Scheibenstände unterschiedliche Strukturelemente eingesetzt. Durch das Anbringen
von Amphibienzäunen, an deren Enden jeweils ein Eimer eingegraben wurde, sollten die aktiven
Zauneidechsen abgefangen werden können. Diese Eidechsen sind zwar relativ agil, aber dennoch
schlechte Kletterer. Einmal in den Eimer gefallen, konnten sie sich nicht mehr aus diesem befreien
und leicht eingesammelt werden. Darüber hinaus wurde die Vegetation an den Böschungen und
Kugelfängen so niedrig wie möglich gehalten. Damit entzog man den Reptilien einen Grossteil an
Versteckmöglichkeiten. Durch das Anbringen künstlicher Strukturen (Wellblech, Welleternit, Vlies,
Holzbrett, Blechscheibe) schuf man neue Rückzugsmöglichkeiten für die Reptilien. Diese Strukturen
konnten dann gezielt auf Individuen abgesucht und von Hand abgefangen werden. Damit sich die
Tiere an die neuen Strukturen gewöhnen konnten, wurden diese mindestens einen Monat vor
Abfangbeginn ausgelegt. Die Anzahl und auch die Art der einzelnen Strukturen an den verschiedenen
Standorten variierten stark. Es wurden mehrheitlich jene Materialien (Wellblech, Welleternit,
Holzbretter, Blechscheiben) verwendet, welche bei den ehemaligen Scheibenständen bereits
vorzufinden waren. Lediglich die Vliese wurden zusätzlich angeschafft und platziert. Letztlich sollten
möglichst viele verschiedene Strukturelemente angeboten werden, damit die unterschiedlichen
Präferenzen der Reptilien (art- und individuenspezifisch) während den verschiedenen
Witterungsverhältnissen möglichst berücksichtigt werden konnten.
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Strukturelemente
Amphibienzäune
(Rollenpolyester, 33 cm hoch)
An beiden Enden mit
eingegrabenem Eimer.
Die Zäune waren in der Regel 1020 m lang und wurden mit
gebogenen Armierungseisen im
Boden verankert.
Wellblech
Wird durch das Sonnenlicht sehr
rasch erhitzt und ist deshalb vor
allem am frühen Morgen für
Reptilien ein guter Sonnenplatz.
Ringelnattern scheinen diese
Strukturen allen anderen
vorzuziehen. (Grössen
unterschiedlich, ca. 100 x 100
cm)
Welleternit
Wird durch das Sonnenlicht
langsam erhitzt, speichert aber
die Wärme relativ gut und ist
deshalb auch am Abend noch
warm. (Grösse ca. 100 x 50 cm)
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Vlies
Gewöhnliches Gartenvlies zum
Abdecken der Beete
Bietet für die Reptilien in erster
Linie Deckung. Bei starker
Sonneneinstrahlung kann ein
Vlies auch vor Überhitzung
schützen. (Grösse ca. 100 x 50
cm)
Holzbrett
Dünnes Sperrholzbrett einseitig
lackiert
Erwärmen sich auch bei starker
Sonneneinstrahlung mässig. Der
abgedeckte Boden bleibt aber
relativ lange feucht. (Grösse ca.
50 x 50 cm)
Blechscheibe
Ähnliche Eigenschaften wie das
Wellblech, aufgrund der weissen
Lackierung grössere
Wärmeabstrahlung und deshalb
geringere Wärmespeicherung.
Liegt im Gegensatz zum
Wellblech flach auf dem
Untergrund und bietet wenig
Zwischenräume (Grösse ca. 100
x 100 cm)
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Eimer (10 Liter)
Stand B, Ostwand Scheibenstand
Eingegrabener Eimer entlang der
Wand. Eidechsen, welche die
Wand als Leitstruktur nutzten,
konnten so abgefangen werden.
Gummimatte
Bestehende Gummimatten
entlang der Böschung am
Scheibenstand B / Zihlmatt.
Gummimatten wärmen sich
ebenfalls auf und halten den
Untergrund trocken.
Die Abfangaktivitäten gliederten sich in zwei grössere Phasen. In der ersten Phase wurden die Tiere
am Stand A abgefangen. Während total 23 Tagen wurden die Zäune und Strukturen täglich auf Tiere
überprüft, abgefangen und umgesiedelt. Der tägliche Kontrollgang fand in der Regel am späteren
Nachmittag oder frühen Abend statt (zwischen 17:00 und 20:00 Uhr). Dies hatte den Vorteil, dass die
Tiere aufgrund der schwindenden Sonneneinstrahlung etwas weniger agil und damit die Fangquoten
besser waren. Kurz vor Abrissbeginn des Scheibenstandes A wurden die künstlichen Strukturen und
Zäune abgebaut und teilweise direkt beim Scheibenstand B wieder platziert.
Äquivalent zur ersten Phase fanden die Abfänge am Scheibenstand B in der zweiten Phase statt.
Diese dauerten total 27 Tage. Die Tiere wurden in der Regel von Hand abgefangen. Beim Abfangen
von Ringelnattern empfahl sich ein Handschuh, da sie in Stresssituationen ein übel riechendes
Kloakensekret, oft mit Darminhalt vermischt, abgeben.
Neben den grossen Abfangphasen wurden während drei Nachtbegehungen adulte Gelbbauchunken
in Flachtümpeln in der Nähe des Zhilmattweges von Hand abgefangen. Diese Flachtümpel befanden
sich in unmittelbarer Nähe der Baupiste. Des Weiteren erforderte das Trockenlegen eines
Unkengewässers in der Nähe des Scheibenstandes A (Stand A, 1. Wall Nord) das Abkeschern einer
grossen Menge Gelbbauchunkenlarven, welche in den Weihern der Ansiedlungszone wieder
ausgesetzt wurden.
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Eine der letzten naturschutzfachlichen Begleitarbeiten betraf die Insekten und Spinnen auf der
ungeschnittenen Magerwiesenfläche West. Mittels Kescher wurden diese Tiere so gut es ging
abgefangen und ebenfalls umgesiedelt.
In den folgenden vier Unterkapiteln werden die naturschutzfachlichen Begleitarbeiten chronologisch
aufgeführt und mit Bildern illustriert.
2.1
PHASE 1: STAND A / DAMM
Zeitpunkt
23.04.2014
Standort
Stand A
Damm
22.05.2014
Stand A
22.05.2014
Damm
22.05. –
13.06.2014
Stand A
Damm
09.06.2014
Stand A
13.06.2014
Stand A
13.06.2014
Damm
Massnahmen
Nach dem Mähen von Böschung und Kugelfang: Auslegen der
Reptilienstrukturen (Wellblech, Blechscheibe, Holzbretter,
Welleternit, Vlies)
Stellen der Amphibienzäune (vgl. Bilddokumentation):
- 2 Zäune am Kugelfang
- 3 Zäune an der Böschung hinten
- 1 Zaun an der Böschung vorne
Links und rechts von der bevorstehenden Dammöffnung wird
ein Amphibienzaun angebracht, um Tiere, vorwiegend
Zauneidechsen, daran zu hindern die Baupiste zu passieren
(vgl. Bilddokumentation). Mit vergrabenen Kesseln an den
Enden der Zäune werden zusätzlich Tiere abgefangen und
umgesiedelt.
Zäune und Strukturen (Wellblech, Blechscheibe, Holzbretter,
Welleternit, Vlies) einmal täglich kontrolliert. Die Tiere werden
abgefangen und in die Ansiedlungszone umgesiedelt.
Die zwei Zäune am Kugelfang und die Reptilienstrukturen
werden aufgrund bevorstehender Sanierungsarbeiten abgebaut
und weggeräumt.
Die Zäune und Strukturen an den beiden Böschungen (hinten,
vorne) werden aufgrund bevorstehender Sanierungs- und
Abbruchtätigkeiten abgebaut und weggeräumt.
Die Kessel der beiden Zäune werden entfernt. Die Zäune
bleiben noch bis am 28.07.2014 stehen.
Bilddokumentation Stand A / Damm
Stand A, Kugelfang
Nördlich angebrachter
Amphibienzaun + Strukturen
(Wellbleche)
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Stand A, Kugelfang und
Böschung hinten
Angebrachte Amphibienzäune +
Strukturen (Vlies im Vordergrund)
Stand A, Böschung vorne
Nördliches Ende des
Amphibienzaunes mit
eingegrabenem Kessel
Damm
Zaun östlich des
Dammdurchbruches
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Damm
Zaun westlich des
Dammdurchbruches
2.2
PHASE 2: STAND B / ZIHLMATT / REHBOCK
Zeitpunkt
23.04.2014
02.07.2014
02.07.2014
02.07. –
28.07.2014
28.07.2014
29.08.2014
Standort
Stand B
Zihlmatt
Rehbock
Stand B
Zihlmatt
Rehbock
Stand B
Zihlmatt
Rehbock
Stand B
Zihlmatt
Rehbock
Stand B
Zihlmatt
Massnahmen
Nach dem Mähen von Böschung und Kugelfang: Auslegen der
Reptilienstrukturen (Wellblech, Blechscheibe, Holzbretter,
Welleternit, Vlies) (vgl. Bilddokumentation)
Stellen der Amphibienzäune (vgl. Bilddokumentation):
- 2 Zäune am Kugelfang
- 2 Zäune an der Böschung vorne
Zudem werden an der Ostwand des Scheibenstandes Eimer
platziert.
Stellen zweier Amphibienzäune
Zäune und Strukturen (Wellblech, Blechscheibe, Holzbretter,
Welleternit, Vlies) einmal täglich kontrolliert. Die Tiere werden
abgefangen und in die Ansiedlungszone umgesiedelt.
Abräumen der Zäune und Strukturen aufgrund bevorstehender
Sanierungsarbeiten
Das Abtragen des Oberbodens der Böschung vorne wird
begleitet und die zutage tretenden Reptilien werden
abgefangen und umgesiedelt.
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Bilddokumentation Stand B / Rehbock
Stand B / Zihlmatt
Gut sichtbare Reptilienstrukturen:
Vlies, Wellblech, Holzbretter,
Welleternit, Blechscheiben
Stand B / Zihlmatt, Kugelfang
Nördlich angebrachter
Amphibienzaun
Stand B / Zihlmatt, Böschung
vorne
Nördlich angebrachter
Amphibienzaun und Strukturen
(vorwiegend Welleternit)
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Rehbock
Zwei angebrachte
Amphibienzäune und Vliese
2.3
ABFÄNGE GELBBAUCHUNKEN: MÜNDUNG ZIHLMATTWEG / STAND A, 1. WALL
NORD
Zeitpunkt
19.05.2014
Standort
Zihlmattweg
20.05.2014
Zihlmattweg
24.05.2014
Zihlmattweg
16./17.07.2014
Stand A, 1. Wall
Nord
Massnahmen
Abfangen (von Hand) adulter und subadulter
Gelbbauchunken in Flachtümpeln:
Die Tiere werden abgefangen, da die Flachtümpel
unmittelbar neben der Baupiste liegen. Aussetzen der Tiere
in der Ansiedlungszone
Abfangen (von Hand) adulter und subadulter
Gelbbauchunken in Flachtümpeln.
Um einen Dichtestress der Gelbbauchunken in der
Ansiedlungszone zu vermeiden, werden diese Tiere bei den
Weihern neben ehemaligem Bahntrasse südlich des AAL
ausgesetzt.
Abfangen (von Hand) adulter und subadulter
Gelbbauchunken in Flachtümpeln.
Um einen Dichtestress der Gelbbauchunken in der
Ansiedlungszone zu vermeiden, werden diese Tiere bei den
neu erstellten Weihern südlich der Tennisplätze ausgesetzt.
Abkeschern der Gelbbauchunkenlarven in Flachtümpel
nördlich des 1. Walls beim Stand A.
Grund: Bestehender Flachtümpel wird zu einem
Rückhaltebecken ausgebaut und musst deshalb temporär
trockengelegt werden.
Die gekescherten Larven (teilweise auch Adulte) werden in
der Ansiedlugnszone, in welcher diverse Weiher bestehen,
wieder ausgesetzt.
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Bilddokumentation Stand A, 1. Wall Nord
Unkengewässer nördlich des
Walls
Augrund der Sanierungsarbeiten,
musste das Gewässer
trockengelegt werden.
Amphibien, vorwiegend
Gelbbauchunken, werden
während des Abpumpens
gekeschert und umgesiedelt.
Unkengewässer nördlich des
Walls
Nach dem Trockenlegen
Unkengewässer nördlich des
Walls
Nach der Sanierung
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2.4
MAGERWIESE OST / WEST
Zeitpunkt
bis
12.05.2014
Standort
Wiese Ost
bis
12.05.2014
Wiese West
Juli 2014
Wiese Ost
Wiese West
Wiese West
01.08.2014
Massnahmen
Wiesenschnitt:
Die Wiese Ost wird vom Stand B / Zihlmatt in Richtung
Magerwiese West gemäht. Die gemähte Wiese wird unattraktiv
für Insekten und Reptilien (weniger Einwanderung aus der
Umgebung).
Die Wiese West wird teilweise von der Durchgangspiste in
Richtung Westen gemäht. Der westliche Teil der Wiese
zwischen Bach und Damm bleibt für die Insekten bestehen.
Durch das Mähen von Ost nach West haben Insekten die
Möglichkeit, die erhaltene Ruderalfläche zu erreichen.
Beide Wiesen werden erneut von Ost nach West gemäht.
Bestehende Ruderalfläche (Teilfläche der Magerwiese West)
wird gekeschert. Insekten und Spinnen werden an
Nordböschung der Ansiedlungszone ausgesetzt.
Mehrheitlich werden Individuen der Gattung Chorthippus
gekeschert, vereinzelt können auch Lauchschrecken und
Roesels Beissschrecken abgefangen werden. Es werden auch
einige Wespenspinnen umgesiedelt. Die gekescherten Insekten
und Spinnen werden nicht gezählt und erscheinen deshalb nicht
bei den Resultaten.
Magerwiese Ost im Vordergrund
Im Hintergrund: Stand B /
Zihlmatt
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3. RESULTATE
3.1
FANG IN DER ÜBERSICHT
Obwohl bei den Abfangaktionen an den Böschungen und Kugelfängen der Scheibenstände die
Reptilien (Blindschleiche, Zauneidechse und Ringelnatter) im Fokus standen, konnten
erfreulicherweise auch etliche Amphibien wie Grasfrösche, Erdkröten, Bergmolche und
Feuersalamander abgefangen werden.
Total konnten 697 fertig entwickelte Tiere (Adulte, Subadulte, Juvenile) abgefangen und umgesiedelt
werden. Zusätzlich wurden im Zusammenhang mit dem Trockenlegen eines Flachtümpels sehr viele
Gelbbauchunkenlarven effizient abgekeschert.
Zauneidechse
Ringelnatter
Grasfrosch
Erdkröte
Gelbbauchunke
Bergmolch
Feuersalamander
Stadium*
Ad
Subad
Juv
L
La
Total
Blindschleiche
Übersichtstabelle
73
32
105
72
33
1
106
9
7
16
15
3
5
13
36
22
11
33
363
16
3
1727
4
2113
1
10
11
20
1
1
22
* Ad = Adulte, Subad = Subadulte, Juv = Juvenile, L = Larven, La = Laich
Konnte die Unterscheidung zwischen Ad und Subad nicht eindeutig gemacht werden, wurden die Individuen im
Zweifelsfalle den Ad zugeordnet.
3.2
EFFEKTIVITÄT DER VERSCHIEDENEN FANGMETHODEN
Vergleicht man die Fangmethoden ohne die abgekescherten Larven und den Laich zu berücksichtigen,
so sind Handabfänge am effektivsten. Die Tiere per Hand abzufangen bedeutet in diesem
Zusammenhang, dass Individuen, welche sich bei den täglichen Kontrollgängen weder in den Eimern
der Zäune noch in der Nähe der künstlichen Strukturen aufhielten, eingefangen und umgesiedelt
wurden. Selbstverständlich wurden aber auch die Tiere in der Nähe, unter oder auf den künstlichen
Strukturen von Hand eingefangen. Der Unterschied liegt hier lediglich bei den künstlich angebotenen
Versteckmöglichkeiten.
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Effektivität der Fangmethoden ohne Larven und Laich
Gummimatte (4)
Kübel an Wand (7)
Struktur (11)
Blechscheibe (13)
Welleternit (28)
Holzbrett (33)
Vlies (35)
Wellblech (38)
Kescher (102)
Zaun (117)
Hand (309)
Wert in den Klammern = Anzahl abgefangener Tiere mit dieser Fangmethode
Struktur = undifferenziert protokolliert. Tiere wurden mit Hilfe der künstlichen Strukturen Blechscheibe, Welleternit, Holzbrett,
Vlies oder Wellblech abgefangen.
3.2.1
FANG BLINDSCHLEICHE
Die Blindschleichen nahmen die künstlich ausgelegten Strukturen sehr gut an. Hingegen scheinen
sich Amphibienzäune zum Abfangen von Blindschleichen nicht zu eignen. Lediglich ein adultes
Männchen konnte aus den Eimern an den Enden der Zäune befreit werden.
Von den ausgelegten künstlichen Strukturen wurden von den Blindschleichen die Holzbretter
bevorzugt. Das relativ feuchte Mikroklima und die eher geringen Temperaturschwankungen unter den
Brettern scheinen der Blindschleiche zu behagen. Darüber hinaus liessen sich aber auch unter
Welleternit, Wellblech und Vlies einige Tiere finden. Mit Bestimmtheit kann festgehalten werden, dass
die Blindschleiche mit einer Vielzahl unterschiedlicher, künstlicher Strukturen gut abgefangen werden
kann.
Fangmethoden Blindschleiche
30
Anzahl Tiere
25
20
15
10
28
22
18
13
7
6
5
6
4
1
0
Fangmethoden
* Struktur = undifferenziert protokolliert. Tiere wurden mit Hilfe der künstlichen Strukturen Blechscheibe, Welleternit, Holzbrett,
Vlies oder Wellblech abgefangen.
Zahl oberhalb der Balken = effektive Anzahl Tiere, welche mit dieser Methode abgefangen wurden.
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17
3.2.2
FANG ZAUNEIDECHSE
Beim Abfangen der Zauneidechse erwiesen sich die Zäune als effektivste Fangmethode. Daneben
wurden sämtliche ausgelegten Strukturen von den Tieren als Versteckmöglichkeit genutzt. Von den
künstlichen Strukturen wurden Vliese am besten angenommen.
Fangmethoden Zauneidechse
Anzahl Tiere
50
43
40
30
20
10
19
15
8
6
5
4
3
3
0
Fangmethoden
* Struktur = undifferenziert protokolliert. Tiere wurden mit Hilfe der künstlichen Strukturen Blechscheibe, Welleternit, Holzbrett,
Vlies oder Wellblech abgefangen.
Zahl oberhalb der Balken = effektive Anzahl Tiere, welche mit dieser Methode abgefangen wurden.
Erstaunlicherweise griffen an den beiden Scheibenständen unterschiedliche Fangmethoden. Am
Scheibenstand A konnten die meisten Individuen mit Hilfe der Amphibienzäune abgefangen werden.
Am Scheibenstand B waren Vliese und Handabfänge die effektivsten Fangmethoden. Der Unterschied
ist gleichermassen augenscheinlich wie erstaunlich. Möglicherweise lässt er sich damit erklären, dass
die Paarungszeit der Zauneidechsen in den Mai fällt. Die Tiere sind dann besonders aktiv und fallen
deshalb eher in die Eimer an den Enden der Zäune. Die Abfangaktion am Scheibenstand A fand im
Mai statt, jene am Scheibenstand B erst im Juni.
Eine mögliche Erklärung für die unterschiedliche Effizienz der Fangmethoden könnte auch das
schlechte Wetter während den Sommermonaten gewesen sein, welches die Tagesaktivität der
Zauneidechsen minimierte. Während zehn der 27 Tage, an denen Tiere beim Scheibenstand B
abgefangen wurden, regnete es. Dabei handelte es sich selten um eigentliche Sommergewitter,
sondern oft um Dauerregen. Möglicherweise suchten die Tiere bei diesen nassen Bedingungen
Schutz unter den künstlichen Strukturen und liefen daher eher selten den Zäunen entlang.
Obwohl der Grund für die unterschiedliche Effektivität der Fangmethoden nicht abschliessend
bestimmt werden kann, zeigen die Daten deutlich, dass es sinnvoll ist, beim Abfangen von
Zauneidechsen verschiedene Fangmethoden einzusetzen.
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Wirkungsgrad der Fangmethoden an den Scheibenständen A und B
35
Anzahl Tiere
30
25
20
15
10
Stand A / Damm
5
Stand B / Zihlmatt / Rehbock
0
Fangmethoden
3.2.3
FANG RINGELNATTER
Die Ringelnattern suchen offenbar mehrheitlich den Schutz unter Wellblechen. Diese künstlichen
Strukturelemente erwärmen sich am Morgen sehr schnell, speichern aber die Wärme relativ schlecht
und kühlen daher rasch aus. Zudem bieten die „Wellen“ im Vergleich zu einer Blechscheibe, welche
flach am Boden aufliegt, erhöhte Unterschlupfmöglichkeiten. Beide Eigenschaften der Wellbleche
scheinen den Ringelnattern zuzusagen.
Es ist die gängige Meinung, dass künstliche Strukturen so früh als möglich ausgelegt werden müssen,
damit die Ringelnattern diese überhaupt annehmen. Das konnte auch auf der Luzerner Allmend
festgestellt werden. Die Strukturen beim Scheibenstand A wurden einen knappen Monat vor der
Abfangaktion ausgelegt, jene des Scheibenstandes B lagen mehr als zwei Monate ungestört an
Böschung und Kugelfang. Am Scheibenstand B konnten knapp doppelt so viele Ringelnattern
abgefangen werden wie am Scheibenstand A. Letztlich zeigen die Resultate aber auch, dass selbst
bei einem kurzen Zeitfenster von einem knappen Monat die Wellbleche von den Ringelnattern
angenommen werden. So oder so lohnt es sich deshalb beim Abfangen von Ringelnattern mit diesen
künstlichen Strukturen zu arbeiten.
Drei Individuen konnten auch aus den Eimern der Zäune geborgen werden. Es handelte sich bei
diesen Tieren ausschliesslich um Jungtiere. Eine ausgewachsene Ringelnatter kann sich mühelos aus
einem solchen Eimer (Fassungsvermögen: 10 L) befreien.
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Fangmethoden Ringelnatter
Anzahl Tiere
8
7
6
4
4
2
2
1
1
Stand A / Damm
1
Stand B / Zihlmatt / Rehbock
0
Fangmethoden
Zahl oberhalb der Balken = effektive Anzahl Tiere, welche mit dieser Methode abgefangen wurden.
3.2.4
FANG GRASFROSCH
Die Mehrheit der Grasfrösche konnte am Scheibenstand A eingefangen werden. Der Grasfrosch ist
als Frühlaicher bereits im März unterwegs zum Laichgewässer. Die Abfänge am Scheibenstand B
fanden aber erst im Juli statt. In einer Zeit also, in der sich adulte Grasfrösche nicht mehr in der Nähe
des Laichgewässers aufhielten. Die vier abgefangenen Individuen beim Scheibenstand B waren
Metamorphlinge.
Abgefangene Grasfrösche an den Scheibenständen A und B
Anzahl Tiere
15
15
10
Hand
5
4
3
Zaun
1
0
Stand A / Damm
Stand B / Zihlmatt / Rehbock
Standort
Zahl oberhalb der Balken = effektive Anzahl Tiere, welche mit dieser Methode abgefangen wurden.
Für das Diagramm wurden die 13 umgesiedelten Laichballen nicht berücksichtigt.
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20
3.2.5
FANG ERDKRÖTE
Am meisten Individuen konnten mit Hilfe der Zäune eingefangen werden. Wie beim Grasfrosch
handelt es sich bei der Erdkröte um einen Frühlaicher. Die meisten Tiere konnten am Scheibenstand
A eingefangen werden (21 von total 33 Individuen). Die Abfangaktionen am Scheibenstand A fanden
im Mai statt, jene am Scheibenstand B im Juli. Im Juli ist die Paarungszeit der Erdkröten in der Regel
vorbei und die Tiere sind bereits in ihre Landlebensräume abgewandert.
Fangmethoden Erdkröte
Anzahl Tiere
20
20
10
4
4
2
1
1
1
0
Fangmethoden
Zahl oberhalb der Balken = effektive Anzahl Tiere, welche mit dieser Methode abgefangen wurden.
3.2.6
FANG GELBBAUCHUNKE
Gelbbauchunkenlarven lassen sich hervorragend keschern. Die grosse Anzahl abgefangener
Gelbbauchunken kam durch das Trockenlegen und Abkeschern eines Flachtümpels in der Nähe des
Scheibenstandes A (Stand A, 1. Wall Nord) zu Stande, dabei handelt es sich vorwiegend um Larven
(1670 Individuen). Weitere 57 Larven wurden aus einer wassergefüllten Reifenspur hinter dem
Standort „Rehbock“ von Hand abgefangen.
Adulte Tiere können etwas weniger gut gekeschert werden, da sie sich bei einer Störung auf den
Grund des Gewässers zurückziehen. Je nach Gegebenheit des Gewässergrundes ist dann das
Keschern nicht sehr effektiv. Adulte Tiere können aber in der Nacht sehr gut von Hand abgefangen
werden, was allerdings ein relativ seichtes Gewässer voraussetzt. Die adulten und subadulten
Individuen, welche sich in den Flachtümpeln am Standort „Mündung Zhilmattweg“ befanden, wurden
von Hand abgefangen.
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Fangmethoden Gelbbauchunke ohne Larven und Laich
300
256
Anzahl Tiere
250
200
150
102
100
50
24
0
Hand
Kescher
Zaun
Fangmethoden
Zahl oberhalb der Balken = effektive Anzahl Tiere, welche mit dieser Methode abgefangen wurden.
3.2.7
FANG BERGMOLCH
Die 11 Bergmolche wurden alle mit Hilfe der Zäune eingefangen und umgesiedelt.
Bergmolche gehören wie der Grasfrosch und die Erdkröte zu jenen Amphibienarten, welche sich früh
im Jahr fortpflanzen. Entsprechend früh im Jahr sind diese Tiere aktiv. Die 11 Individuen wurden alle
während der Abfangaktion im Mai am Scheibenstand A abgefangen.
3.2.8
FANG FEUERSALAMANDER
Auch Feuersalamander lassen sich relativ gut mit Hilfe eines Amphibienzaunes abfangen. Da sie sich
sehr gemächlich bewegen, durch ihre Färbung aber trotzdem gut sichtbar sind, wurden einige
Individuen während den Räumungsarbeiten beim Scheibenstand A (Zurückschneiden der Vegetation
an Böschungen und Kugelfang) entdeckt, von Hand eingefangen und umgesiedelt.
Fangmethoden Feuersalamander
15
Anzahl Tiere
12
10
8
5
2
0
Hand
Zaun
Vlies
Fangmethoden
Zahl oberhalb der Balken = effektive Anzahl Tiere, welche mit dieser Methode abgefangen wurden.
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4. DISKUSSION
Dank der naturschutzfachlichen Begleitung während den Sanierungs- und Renaturierungsarbeiten
2014 auf der Luzerner Allmend konnte eine stattliche Anzahl Individuen verschiedener Reptilien und
Amphibienarten abgefangen und temporär umgesiedelt werden. Dadurch erlitten die entsprechenden
Populationen trotz der Bautätigkeiten nur wenig Verluste und konnten in ihrem Fortbestehen gestützt
werden. Insgesamt kam eine ganze Palette unterschiedlicher Methoden zum Einsatz und letztlich war
es auch diese Methodenvielfalt, welche ein erfolgreiches Abfangen ermöglichte. Die sehr nassen
Sommermonate hatten sicherlich einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Abfangquote. Bei
idealeren Wetterbedingungen hätten vor allem die Reptilien wahrscheinlich noch etwas effektiver
abgefangen werden können.
Ideale Fangmethoden für die einzelnen Arten
Art
Blindschleiche
Zauneidechse
Ringelnatter
Grasfrosch
Erdkröte
Gelbbauchunke
Bergmolch
Feuersalamander
Fangmethode(n)
Holzbrett, Welleternit, Wellblech, Vlies
Zaun, Vlies, Hand, Wellblech, Welleternit
Wellblech
Hand, Zaun
Zaun
Hand, Kescher
Zaun
Hand, Zaun
Die naturschutzfachliche Begleitung verlief grundsätzlich erfreulich, dennoch gibt es einzelne Aspekte,
die kritisch diskutiert werden müssen. So gab es beispielsweise bei den aufgestellten
Amphibienzäunen mit ihren eingegrabenen Eimern hin und wieder Beifänge. Kleinnager, meist
Waldmäuse, überlebten das Gefangensein in diesen Eimern selten. Offenbar sind Mäuse in solchen
Situation derart gestresst, dass ihr Kreislauf versagt. Aufgrund der starken Regenfälle während den
Abfangaktionen füllten sich die Eimer teilweise erheblich mit Regenwasser. Obwohl sich in den Böden
der Eimer Löcher befanden, war der Untergrund irgendwann wassergesättigt und das Wasser lief
nicht mehr durch die Löcher ab. Auch die eingesetzten Steine, welche den Tieren eine erhöhte,
trockene Stelle ermöglichen sollten, wurden bei starkem Regen überschwemmt. Für Amphibien und
auch Reptilien war das nie ein Problem, für Kleinnager kam dann meist jede Hilfe zu spät. Solche
Verluste gab es aber nur selten. Möglicherweise könnten solche Ausfälle mit einer häufigeren
Kontrolle minimiert werden.
Amphibien, die in der Nacht unterwegs waren und dabei in die Eimer fielen, hatten hingegen an
schönen Sommertagen mit der Hitze zu kämpfen. An solchen Tagen waren einzelne Tiere stark
dehydriert. Auch aus diesem Aspekt wäre es von Vorteil die Anzahl der Kontrollgänge zu erhöhen: Ein
Kontrollgang am Morgen, um die Amphibien und Kleinnager abzufangen und ein zweiter Kontrollgang
am späteren Nachmittag, um die Reptilien unter den künstlichen Strukturen einfangen zu können.
Die Abfangaktionen fanden unmittelbar vor den Baueingriffen statt. Damit konnte dem verfrühten
Einwandern der abgefangenen Tiere in ihren alten Lebensraum entgegengewirkt werden. Da
beispielsweise Zauneidechsen aber auch Ringelnattern einen starken Drang verspüren, nach
Umsiedlungen in ihren ursprünglichen Lebensraum zurückzuwandern, erscheint die kurze Zeitspanne
zwischen Abfangaktionen und Bautätigkeiten durchaus sinnvoll.
Während intensiver Bautätigkeiten, wurden vor allem die Reptilien nicht mehr so zahlreich gefangen.
Möglicherweise ziehen sich die Tiere aufgrund der Erschütterungen durch die schweren
Baumaschinen in Verstecke zurück und sind weniger an der Erdoberfläche zu beobachten. Eine
solche Situation ereignete sich während der Abfangaktion am Scheibenstand A. Während an der
Böschung hinten Abrissarbeiten stattfanden, sollten an der Böschung vorne und am Kugelfang
weiterhin Tiere abgefangen werden. In dieser Phase konnten keine Reptilien mehr am Scheibenstand
A beobachtet werden. Erst nach Abschluss der Abrissarbeiten liessen sich wieder Reptilien abfangen.
Unter diesem Gesichtspunkt wäre es sinnvoll, die Abfangaktionen zeitlich deutlich vor den
Bautätigkeiten durchzuführen. Dadurch würde das Zurückwandern der Tiere aus der Ansiedlungszone
in ihren ursprünglichen Lebensraum wahrscheinlicher, was zu verhindern wäre.
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Obschon die Bauarbeiter im Zusammenhang mit der Umsiedlung von Amphibien und Reptilien ein
erfreulich hohes Bewusstsein an den Tag legten, kam es während den Sanierungs- und
Abrissarbeiten vereinzelt zu Schäden an den Amphibienzäunen. Bei der Umsetzung von
Begleitmassnahmen mit bewusster, zeitlicher Nähe zu den eigentlichen Bautätigkeiten lassen sich
solche Kollateralschäden beinahe nicht verhindern. Damit sie aber so gering wie möglich gehalten
werden können, ist ein funktionierender Informationsaustausch unabdingbar.
Bis auf einige Gelbbauchunken wurden die abgefangenen Tiere alle in der Ansiedlungszone
ausgesetzt. Dabei handelt es sich um eine bereits renaturierte Fläche im Südwesten der Allmend. Der
gut strukturierte Standort bietet sowohl Amphibien wie auch Reptilien einen idealen Lebensraum. Von
dieser Ansiedlungszone aus erhalten die Tiere die Möglichkeit die renaturierten Flächen der Luzerner
Allmend wiederzubesiedeln. Es bleibt unklar, inwiefern es aufgrund der Ansiedlungen für einzelne
Arten an diesem Standort zu einem Dichtestress kam. Im Idealfall stünden mehrere Ansiedlungszonen
zur Verfügung. Damit könnte man die Gefahr des Dichtestresses verringern.
Ansiedlungszone
Reich strukturierte Fläche
Vordergrund: magere
Ruderalfläche, Stein- und
Asthaufen
Hintergrund: Weiher,
Extensivwiese, Streuhaufen und
Hecke
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