Informationen für Patienten mit Aderhautmelanom

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Informationen für Patienten mit Aderhautmelanom
Informationen für Patienten mit
Aderhautmelanom
© 2014 Zentrum für Augenheilkunde - Universitätsklinikum Essen
Hufelandstraße 55
45122 Essen
Tel.: 0201-723 2969
E-Mail: [email protected]
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Inhalt
Aufbau und Funktionen des Auges ...........................................................................3
Aderhautmelanom: Diagnose ...................................................................................5
Therapie des Aderhautmelanoms ...........................................................................14
Strahlentherapie..................................................................................................15
Behandlung mit Strahlenträgern .....................................................................15
Protonenstrahltherapie ...................................................................................19
Wie ist der Verlauf nach einer Strahlentherapie bei Aderhautmelanom? .....23
Andere Formen der Teletherapie ........................................................................26
Laserbehandlung .................................................................................................27
Chirurgische Behandlung (Tumorexzision)..........................................................27
Entfernung des Auges (Enukleation) ...............................................................28
Welche Konsequenzen hat die Entfernung des Auges? ..................................30
Aktuelle Themen der klinischen Forschung ............................................................31
Psychische Auswirkungen der Prognosebestimmung .........................................31
Genetische Veränderungen im Aderhautmelanom ............................................32
Früherkennung metastasierender Erkrankung ...................................................33
Erbliches Risiko für Aderhautmelanom ...............................................................33
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Aufbau und Funktionen des Auges
Abb. 1: Anatomie des Auges
Das Auge ist ein Sinnesorgan, dessen Funktion sich am besten
mit der einen Kamera vergleichen lässt. Licht fällt durch den klaren Anteil des Auges (die Hornhaut) in das Auge ein. Über die
Pupillenweite der Iris wird dieser Lichteinfall reguliert. In dunkler
Umgebung ist die Pupille weit, um möglichst viel Lichteinfall zu
ermöglichen, und bei Helligkeit eng. Die Lichtstrahlen werden
durch die Linse gebündelt und auf die Netzhaut (Retina) gelenkt.
Die Hornhaut, Iris und Linse des Auges arbeiten also wie das Objektiv einer Kamera und die Netzhaut entspricht dem Bildsensor.
Schon in der Netzhaut werden die Bilddaten durch eine Verschaltung von Nervenzellen vorverarbeitet. Die Daten werden
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dann über Nervenfasern im Sehnerven (Nervus opticus) an das
Gehirn weiter geleitet.
Die weiße Lederhaut (Sklera) stellt neben der Hornhaut die äußere Hülle des Auges dar und besteht aus kräftigen Bindegewebsfasern. An der Lederhaut setzen insgesamt 6 Augenmuskeln an, die die Beweglichkeit des Auges ermöglichen. Die Bindehaut ist die Schleimhaut des Auges, welche die Lederhaut und
Muskeln bedeckt.
Die Netzhaut kleidet das Auge auf seiner Innenseite zum größten Teil aus. Am hinteren Augenpol befindet sich an einer winzigen Stelle der Ort, mit dem das scharfe Sehen( z. B. das Lesen)
erst möglich wird. Diese Stelle des schärfsten Sehens wird auch
Makula genannt. Die Netzhaut wird über netzhauteigene Blutgefäße versorgt. Zusätzlich wird zur Ernährung des Auges aber
auch die Aderhaut (Chorioidea) benötigt. Die Aderhaut ist ein
dichtes Geflecht aus feinsten Blutgefäßen, die zwischen der
Netzhaut und der Lederhaut des Auges wie ein hauchdünner
Teppich ausgebreitet ist. Durch dieses sehr stark durchblutete
Gefäßnetz erfolgt ebenfalls ein großer Teil der Ernährung der
Netzhaut. Die Aderhaut setzt sich nach vorne in den Ziliarkörper
fort, in dem Muskeln eingebettet sind, die für die Veränderung
der Brechkraft der Linse (Akkomodation) verantwortlich sind.
Noch weiter nach vorne schließt sich dann die Iris (Regenbogenhaut) an. Iris, Ziliarkörper und Aderhaut stellen zusammen die
innere Gefäßhaut des Auges (Uvea) dar. In dieser Gefäßhaut
sind Pigmentzellen (Melanozyten) eingelagert.
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Ausgefüllt wird das Auge von einer gallertigen Masse, dem sogenannten Glaskörper. Dieser besteht größtenteils aus Wasser
und Hyaluronsäure. Im Laufe des Lebens verflüssigt er sich,
manchmal werden seine Bindegewebsfasern als störende Trübungen („Mouches volantes“) wahrgenommen.
Aderhautmelanom: Diagnose
Was ist ein Aderhautmelanom?
Ein malignes Melanom der Aderhaut bzw. des Ziliarkörpers (im
Folgenden der Einfachheit halber Aderhautmelanom genannt)
ist der häufigste Augentumor im Erwachsenenalter und entsteht
primär in der Aderhaut, im Ziliarkörper oder in der Iris. In
Deutschland kommt es zu zirka 700 Neuerkrankungen jährlich.
Das häufigste Erkrankungsalter beim Aderhautmelanom liegt im
6. bis 7. Lebensjahrzehnt. Ein Aderhautmelanom kann jedoch
auch im jüngeren Erwachsenenalter und in Einzelfällen sogar bei
Kindern auftreten.
Aderhautmelanome entstehen infolge von Veränderungen des
genetischen Programms. Diese Veränderungen sind fast immer
auf die Zellen des Tumors beschränkt. Ein familiär gehäuftes
Vorkommen des Aderhautmelanoms aufgrund von erblichen
genetischen Veränderungen ist extrem selten. Es ist ebenfalls
extrem selten, dass Aderhautmelanome in beide Augen auftreten (bilaterales Aderhautmelanom).
Das Aderhautmelanom ist ein bösartiger (maligner) Tumor. Es
zerstört unbehandelt das Auge und kann aus dem Auge herauswachsen. Der Tumor kann im Körper Absiedlungen (MetastaSeite 5
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sen) bilden und bedroht dadurch das Leben des Patienten. Daher muss jedes Aderhautmelanom behandelt werden. Das
Aderhautmelanom metastasiert im Allgemeinen über die Blutgefäße und kann dann vor allem in der Leber Metastasen bilden.
Da es im Inneren des Auges keine Lymphgefäße gibt, kann zumindest in den Anfangsstadien keine Metastasierung über die
Lymphgefäße (in Lymphknoten) stattfinden.
Trotz der Namensverwandtschaft sind das Aderhautmelanom
und das Melanom der Haut völlig unterschiedliche Tumore.
Deshalb sind auch die Behandlungskonzepte für das Aderhautmelanom und für das Melanom der Haut unterschiedlich. Therapien, die beim Melanom der Haut spezifisch wirksam sind, lassen sich meist nicht auf das Aderhautmelanom übertragen (und
umgekehrt).
Abb. 2: Aderhaut-Ziliarkörpermelanom mit Vorwachsen des Tumors in die
vordere Augenkammer
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Wie wird ein Aderhautmelanom festgestellt?
Bei einem Teil der Patienten wird der Tumor zufällig bei einer
Routineuntersuchung beim Augenarzt festgestellt. In manchen
Fällen stellt sich der Patient beim Augenarzt vor, weil er einen
Schatten, eine Sehverschlechterung, oder ein Flimmern auf dem
betroffenen Auge bemerkt.
Um ein Aderhautmelanom festzustellen muss der Augenarzt den
Augenhintergrund untersuchen. Dies ist eine schmerfreie Untersuchung bei der die Pupille mit Augentropfen erweitert werden
muss. Als Hilfsmittel zur Augenhintergrunduntersuchung verwendet der Augenarzt entweder ein Kontaktglas und eine Spaltlampe oder ein sogenanntes indirektes Ophthalmoskop, das in
Form einer Brille auf dem Kopf getragen wird (siehe Abb. 3)
Abb. 3: Untersuchung des Auges mit dem indirekten Ophthalmoskop
Bestimmte Eigenschaften des Tumors, wie z.B. Flüssigkeitsansammlung im Bereich des Tumors (Exsudation), eine Tumorhöhe
über 2 mm, orangefarbiges Pigment auf der Tumoroberfläche,
eine tumorferne Netzhautablösung und ein dokumentiertes
Tumorwachstum erlauben dem erfahrenen Untersucher häufig
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bereits bei dieser klinischen Untersuchung die Diagnose eines
Aderhautmelanoms.
Welche zusätzlichen Untersuchungen können erforderlich
sein?
Ergänzende Untersuchungen sind Fotodokumentation und Ultraschallmessung (Echographie), um die Größe des Tumors (Höhen- und Flächenausdehnung) genauer zu ermitteln und zu dokumentieren. Dies ist entscheidend für die spätere Therapie.
Zusätzlich kann eine Fluoreszenzangiographie (Gefäßdarstellung) erforderlich sein. Hierzu wird ein spezieller Farbstoff in den
Blutkreislauf gespritzt und dieser gelangt so in die Blutgefäße
des Auges. Durch eine Reihe von Fotografien mit einer speziellen Kamera kann damit der Blutfluss im Auge und somit die Verteilung der Blutgefäße genau dargestellt werden. Bei der Auswertung dieser Bilder kann anhand typischer Zeichen das Vorliegen eines Aderhautmelanoms festgestellt werden.
Eine weitergehende Bildgebung des Auges und seiner Augenhöhle ist durch eine Magnetresonanztomographie (MRT) der
Orbita möglich. Diese wird in unserer Klinik in ausgewählten Fällen durchgeführt; zum Beispiel wenn der Verdacht auf ein
Wachstum des Tumors über die Grenzen des Auges hinaus besteht oder wenn durch eine Blutung im Auge der Tumor für den
Arzt nicht mehr sichtbar ist.
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Was bedeutet das Vorhandensein eines Aderhautmelanoms?
Manche Aderhautmelanome scheinen unverändert im Auge
über lange Zeit zu bestehen, ohne dass ein Wachstum erkennbar
ist. Die meisten Aderhautmelanome zeigen jedoch ein Größenwachstum und führen über eine Zerstörung der Netzhaut zu einer langsamen Verschlechterung des Sehens. Bei fast der Hälfte
aller Patienten mit Aderhautmelanom treten Tochtergeschwülste (Metastasen) auf. Metastasen treten am häufigsten in den
ersten 2 bis 3 Jahren nach der Diagnose des Augentumors auf.
Es kann aber auch noch viele Jahre nach Diagnosestellung zur
Metastasierung kommen. Die Metastasen betreffen meist die
Leber. Wenn ein Aderhautmelanom erstmals festgestellt wird,
findet man nur bei sehr wenigen Patienten schon Tochtergeschwülste. Metastasen können anfangs noch sehr klein sein, so
dass sie mit den heute zur Verfügung stehenden Untersuchungsmethoden noch nicht gefunden werden können. Erst im
Laufe von Monaten oder Jahren erreichen die Tochtergeschwülste eine klinisch erkennbare Größe. Dieses langsame
Wachstum der Tochtergeschwülste ist der Grund, weshalb auch
lange Zeit nach der erfolgreichen Therapie des Tumors im Auge
noch Metastasen nachgewiesen werden können. Auch kleine
Tumore können bereits die Eigenschaft besitzen Absiedlungen
im Körper (Metastasen) zu bilden und sich damit zu einer lebensbedrohlichen Krankheit entwickeln.
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Welche Nachsorgeuntersuchung sollte man durchführen lassen?
Nach der Therapie des Aderhautmelanoms sollten zunächst
viermal im Jahr entsprechende Untersuchungen der Leber (Ultraschall oder MRT) durch den Hausarzt erfolgen. Ergänzend zu
den oben erwähnten Untersuchungen der Leber empfehlen wir
die Laborkontrolle der sogenannten. „Leberwerte““ (LDH, GOT,
GPT, gamma GT und AP). Eine Erhöhung dieser Laborwerte kann
ebenfalls auf eine mögliche Metastasierung hindeuten. Normale
Blutwerte schließen eine Metastasierung jedoch nicht aus. Ein
Tumormarker, welcher sich zur Früherkennung des Aderhautmelanoms (“Screening”) eignet, steht zu Zeit nicht zur Verfügung.
Wann ist eine Behandlung notwendig?
Wenn die Diagnose eines Aderhautmelanoms gesichert ist, sollte baldmöglichst eine Therapie eingeleitet werden. Es ist allerdings nie erforderlich eine Behandlung “notfallmäßig” durchzuführen. Wichtig ist, dass ein für den Einzelfall optimaler Behandlungsplan mit allen beteiligten Fachdisziplinen entwickelt und
umgesetzt wird.
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Kann bestimmt werden, wie die Erkrankung bei mir verlaufen
wird (Prognosebestimmung)?
Der Verlauf der Erkrankung hängt wesentlich davon ab, ob es zu
einer Metastasierung kommt.
Seit langem ist bekannt, dass Tumore mit großem Durchmesser
und solche die vorne im Auge wachsen häufiger Metastasen
entwickeln, als kleine Tumoren im Bereich des hinteren Augenpols. Inzwischen ist aber bekannt, dass der Verlauf ganz wesentlich von der genetischen Ausstattung des Tumors bestimmt
wird.
Bei geeigneten Tumoren bieten wir an, eine genetische Untersuchung an einer Probe des Tumors durchzuführen. Dadurch wird
es im Einzelfall möglich zu bestimmen, ob das Aderhautmelanom bei einem Patienten ein hohes oder eine niedriges Metastasierungsrisko hat.
Wenn eine augenerhaltende Therapie geplant ist, kann diese
Probe durch eine Biopsie-Operation (transretinale Tumorbiopsie) gewonnen werden. Dies ist eine zusätzliche Operation, die
meist in Vollnarkose durchgeführt wird und die vor der eigentlichen Tumortherapie erfolgen muss.
Bei der „Biopsie-Operation” wird der Glaskörper, eine gelartige
Masse im Augeninneren, entfernt. Ein kleines Loch wird im Bereich des Tumors in die Netzhaut gemacht, über das dann zwei
Proben aus dem Tumor entnommen werden. Eine Probe ist für
die feingewebliche (histologische) Untersuchung im Institut für
Pathologie bestimmt und die andere Probe wird genetisch untersucht (Institut für Humangenetik). Die Biopsiestelle wird anSeite 11
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schließend mit einem Laserstrahl verschlossen und das Auge mit
Luft oder Gas gefüllt. Bevor die Therapie des Augentumors erfolgen kann, muss zunächst das Gas, bzw. die Luft, vom Körper
resorbiert und vom Körper durch Flüssigkeit ersetzt werden. Die
Verweildauer von Gas (Schwefelhexafluorid) im Auge beträgt
zirka 2 Wochen, Luft ist nach 5 Tagen in der Regel vom Körper
komplett durch körpereigene Flüssigkeit ersetzt.
Falls eine augenerhaltende Therapie nicht mehr möglich ist, ist
für die genetische Untersuchung des Tumormaterials keine spezielle” Biopsie-Operation” erforderlich. Aus dem entfernten Auge kann eine Probe für die genetische Analyse entnommen werden. Wenn eine operative Entfernung des Tumors unter Erhalt
des Auges (s. unten) durchgeführt wird, kann ebenfalls Tumormaterial für die genetische Analyse gewonnen werden.
Die Entscheidung, ob man als Patient sein persönliches Metastasierungsrisiko wissen möchte, bedarf sorgfältiger Überlegung.
Der Nachweis eines erhöhten Metastasierungsrisikos hat keine
direkten Auswirkungen auf die Therapie. Viele Patienten wollen
aber dennoch über ihre Prognose möglichst genau informiert
werden.
In unserer Klinik bieten wir insbesondere für Patienten mit
nachgewiesenem hohem Metastasierungsrisiko die Teilnahme
an Studien an:
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● Risikoadaptierte Nachsorge bei Patienten mit Aderhautmelanom (RAN-AM, gefördert durch die Deutsche Krebshilfe)
○ Psychosoziale Auswirkungen der Prognosebestimmung
○ Früherkennung der Metastasierung
○ Erbliches Risiko
● Studie zur adjuvanten Therapie in Phase III.
Nähere Informationen zu diesen Studien finden Sie im Anhang/auf unseren Webseiten.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Grundsätzlich ist die individuelle Therapie des Aderhauttumors
von seiner Größe, d.h. Höhe und Durchmesser des Tumors, sowie von seiner Lage abhängig. Sofern möglich wird versucht, das
Auge und möglichst viel Sehvermögen zu erhalten.
Als augenerhaltende Therapien stehen operative Therapien wie
eine Strahlentherapie mit einem Applikator, sowie bei Tumoren
mit kleinem Durchmesser die operative Entfernung nach vorheriger Bestrahlung von außen zur Verfügung. Die Protonentherapie stellt eine weitere Therapieoption dar. In einigen Fällen muss
jedoch das Auge entfernt werden, um das Tumorwachstum zu
stoppen.
Im folgenden Abschnitt werden die möglichen Behandlungsoptionen genauer dargestellt.
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Therapie des Aderhautmelanoms
Die übliche Behandlungsmethode des Aderhautmelanoms war
bis zu den 1970er Jahren die Entfernung des Auges, in der Fachsprache Enukleation genannt. Seitdem hat sich die Behandlungsstrategie entscheidend geändert. Heutzutage wird eine augenerhaltende Therapie angestrebt. Die Bestrahlung ist mittlerweile
die am häufigsten angewandte Form der Therapie beim Aderhautmelanom.
Eine zusätzliche Möglichkeit der Behandlung des Aderhautmelanoms besteht in der chirurgischen Entfernung des Tumors aus
dem Auge. Dieser technisch sehr aufwendige Eingriff ist nur bei
wenigen Formen des Aderhautmelanoms sinnvoll möglich. Sollte
diese Form der Therapie in Ihrem speziellen Fall in Frage kommen, werden Sie hierüber durch Ihren behandelnden Arzt ausführlich aufgeklärt.
Für alle genannten augenerhaltenden Therapien des Aderhautmelanoms gilt, dass keine Garantie für die Zerstörung des Tumors oder den Erhalt der Sehfähigkeit gegeben werden kann.
Nach allen bisher bekannten Daten hat es jedoch keinen Einfluss
auf das Metastasenrisiko, welche Form der Therapie zur Anwendung kommt. Keine der Methoden, einschließlich der Entfernung des Auges, hat im Hinblick auf das Überleben einen offensichtlichen Vorteil gegenüber einer anderen Methode.
Auch nach abgeschlossener Therapie können noch Tochtergeschwülste (Metastasen) auftreten. Diese Metastasen haben sich
wahrscheinlich schon vor Beginn der Therapie gebildet und kön-
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nen durch die lokale Therapie des Tumors im Auge nicht mehr
beeinflusst werden.
Die einzelnen Therapieformen werden im Folgenden nochmals
ausführlicher erläutert.
Strahlentherapie
Die Strahlentherapie des Aderhautmelanoms kann auf zwei verschiedene Arten erfolgen:
Bei der Brachytherapie wird ein Strahlenträger außen auf das
Auge ( auf die Lederhaut) aufgenäht, wobei der Strahlenträger
so gelegt wird, dass er den gesamten Tumor abdeckt. Es handelt
sich um die am häufigsten angewandte Form der Strahlentherapie.
Bei der Teletherapie werden Strahlen von außen in das Auge geführt. Die am häufigsten durchgeführte Form ist die Protonenstrahltherapie.
Beide Therapieformen haben spezifische Vor- und Nachteile, auf
die im Folgenden näher eingegangen wird.
Behandlung mit Strahlenträgern
Zur Durchführung der Therapie werden Strahlenträger im Rahmen einer Operation auf die Lederhaut aufgenäht, und zwar genau an der Stelle, an der sich an der Innenseite des Auges der
Tumor befindet. Diese Strahlenträger, auch Applikatoren genannt, sehen wie kleine, aus einer Kugeloberfläche ausgeschnittene Münzen aus (siehe Abbildung 4). Die Innenseite der Wölbung wird dabei mit einem strahlenden Material beschichtet.
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Anwendung finden gegenwärtig hauptsächlich zwei strahlende
Elemente. Das am häufigsten verwendete strahlende Material
ist Ruthenium-106. Dieses relativ langsam zerfallende Element
sendet Beta-Strahlen (darunter versteht man schnell fliegende
Elektronen) aus. Diese Elektronen werden vom Gewebe aufgenommen und geben dabei ihre Energie an die Zellen ab. Dies
führt dann zur Zerstörung der Zellen. Mit diesen Applikatoren
können in der Regel Tumoren mit einer Höhe von bis zu 6 mm
behandelt werden. Wir verfügen über eine Vielzahl unterschiedlicher Applikatortypen, so dass sowohl eine Bestrahlung von
sehr breiten als auch sehr kleinen Aderhautmelanomen möglich
ist.
Bei größeren Tumoren muss auf ein anderes strahlendes Element (Jod-125) zurückgegriffen werden. Die vom Jod-125 abgegebene Gamma-Strahlung ist energiereicher und dringt tiefer in
das Gewebe ein. In unserer Klinik verwenden wir sogenannte
Kombiapplikatoren die sowohl Jod-125 als auch mit Ruthenium106 verwenden, so dass auch größere Tumoren behandelt werden können. Bei Kombiapplikatoren ist die Belastung der gesunden Strukturen des Auges im Vergleich zu reinen Jod-125 Applikatoren geringer. Mit allen Applikatoren ist es möglich, in den
meisten Fällen eine sichere Zerstörung des Tumors zu erreichen.
Ein erneutes Wachstum des Tumors im Auge (sog. Rezidiv) ist
sehr selten.
Der Vorteil der Applikatoren besteht darin, dass die Strahlenwirkung nur in eine Richtung, also in Richtung auf den Tumor, ab-
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gegeben wird, während durch die Metallplatte des Applikators
die umgebenden Gewebe vor der Strahlung geschützt werden.
Beim Kombi-Applikator besteht jedoch aufgrund der andersartigen Strahlung und der Anwendung bei größeren Tumoren auch
eine unvermeidbar stärkere Bestrahlung der vom Tumor nicht
befallenen Gewebe im Auge. Dies kann später zu Komplikationen führen. Aufgrund der Komplikationen kann ein so ungünstiger Verlauf eintreten, dass es zu einer nicht reparablen Verschlechterung des Sehvermögens kommen kann.
Zur Durchführung der Therapie mit Strahlenträgern ist die stationäre Aufnahme notwendig. In einer Operation wird der Strahlenträger von außen auf die Lederhaut des Auges genau an der
Stelle aufgenäht, an der auf der Innenseite des Auges der Tumor
liegt. Am Ende der Operation wird die vorher zur Seite geschobene Bindehaut wieder über dem Strahlenträger vorläufig zusammengenäht. Nach der Durchführung der Operation wird eine exakte Berechnung durchgeführt, wie lang der Strahlenträger
auf dem Auge verbleiben muss, damit der Tumor eine ausreichende Strahlendosis erhält.
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Abb. 4: Intraoperatives Bild: Strahlenträger nach Aufbringung auf der Tumorbasis
Die Zeit, die der Strahlenträger auf dem Auge verbleiben muss,
hängt von der Größe des Tumors und von der Aktivität des verwendeten Strahlenträgers ab. Als Anhaltswert kann eine Liegedauer des Strahlenträgers von mehreren Tagen angegeben werden. Aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen (Strahlenschutzverordnung) können Patienten während dieser Zeit keinen Besuch empfangen.
Nachdem der Tumor durch den Strahlenträger eine ausreichende Strahlendosis erhalten hat, muss der Strahlenträger wieder
vom Auge entfernt werden. Dieser Eingriff dauert kürzer als das
Aufbringen des Applikators auf das Auge und wird in der Regel
auch in örtlicher Betäubung durchgeführt. Während dieser Operation wird der Strahlenträger wieder von der Lederhaut abgehoben und die Augenmuskeln wieder in ihrer alten natürlichen
Position am Auge fest vernäht. Patienten können in der Regel
bereits am Tag nach der Entfernung des Strahlenträgers die Klinik wieder verlassen.
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Zum Zeitpunkt der Entlassung sieht man noch keine Schrumpfung des Tumors. In einigen Fällen reagiert der Tumor auf die
Bestrahlung mit vermehrter Flüssigkeitsabsonderung und einer
begleitenden Netzhautablösung. Das Risiko hierfür ist umso größer je größer der Tumor ist. Bei großen Tumoren geben wir daher bereits zum Zeitpunkt der Applikatorauflage (in der Regel
handelt es sich um Kombiapplikatoren) Medikamente in oder
neben das Auge, welche dieser Flüssigkeitsabsonderung entgegenwirken.
Wenn die Tumorzellen zerstört werden, beginnt der Tumor in
der Folge langsam zu schrumpfen. Jedoch verschwindet der Tumor meist nicht vollständig. Es verbleibt auch bei erfolgreicher
Therapie oftmals noch ein deutlich sichtbarer Tumorrest in der
Strahlennarbe. Zur Überprüfung, ob die Therapie erfolgreich
war, müssen in der Folge regelmäßige Kontrolluntersuchungen
des Auges durchgeführt werden. Diese Nachuntersuchungen
werden in der Regel in Abstimmung mit dem überweisenden
Augenarzt in unserer Poliklinik ambulant durchgeführt.
Protonenstrahltherapie
Eine Alternative zur Behandlung mit Strahlenträgern kann in
ausgewählten Fällen die Bestrahlung von außen mit Protonen
(Kernen des Wasserstoff-Atoms) darstellen. Die Protonenstrahltherapie ist technisch extrem aufwendig und erfordert einen
Kreisbeschleuniger (Cyclotron).
Ein entscheidender Vorteil der Protonenstrahltherapie besteht
in einem sehr steilen Dosisabfall zur Seite und am Ende des Bestrahlungsvolumens. Je nach benötigter Eindringtiefe werden
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die Teilchen mit der benötigten Energie erzeugt, die dann am
berechneten Ziel ihre Energie abgeben und sehr genau die
Strahlendosis am gewünschten Ort erzeugen. Das Gewebe seitlich und hinter dem Tumor wird weitgehend geschont. Ein wesentlicher Nachteil besteht in der Strahlenbelastung der vorderen Augenabschnitte, die mit einem Applikator in der Regel
vermieden werden kann. Zusätzlich hat die physikalische Präzision des Protonenstrahls ihre Grenze in der Biologie des Tumors,
dessen Grenzen nicht immer ausreichend sicher festgelegt werden können, so dass ein Sicherheitsabstand von mindestens 2
mm in das gesunde Gewebe erforderlich ist. Die Protonenstrahltherapie wird beim Aderhautmelanom schon seit Mitte der
1970er Jahre und in Essen seit 1991 eingesetzt. Am besten sind
die Resultate bei relativ kleinen Tumoren, die zwar am hinteren
Augenpol liegen, aber keinen Kontakt zu den Sehnerven oder
zur Stelle des schärfsten Sehens (Makula) haben.
Zur Durchführung der Protonenstrahltherapie müssen die Ränder des Tumors am Auge markiert werden. Dies ist notwendig,
um mit dem Protonenstrahl exakt auf den Tumor im Auge zielen
zu können. Hierzu wird in einer Operation außen auf dem Auge
der Rand des Tumors durch die Aufnähung von kleinen Metallscheibchen (Tantalum-Clips) auf der Lederhaut markiert. Zur
exakten Planung der Bestrahlung müssen nach Durchführung
der
Operation
nochmals
spezielle
Röntgen-
Schichtuntersuchungen in Form einer Computertomographie
durchgeführt werden. Nachdem die Ränder des Tumors mit den
Tantalum-Clips markiert sind und die Größe und Form des Tumors im Auge präzise bestimmt wurde, kann nach umfangreiSeite 20
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cher Planung die Bestrahlung des Tumors durchgeführt werden.
Die Bestrahlung erfolgt dann im Behandlungsraum des Cyclotrons. In Essen wird die Protonenstrahltherapie zusammen mit
dem Westdeutschen Protonenzentrum Essen (WPE) und dem
Centre Antoine Lacassagne Nizza (Frankreich) durchgeführt.
Die Tantalumclips können auch nach Bestrahlung des Auges auf
dem Auge belassen werden und stören in der Regel den Patienten nicht. Auf Wunsch können die Tantalumclips aber auch nach
abgeschlossener Therapie entfernt werden.
Im Behandlungsraum befindet sich das Strahlrohr, aus dem der
Protonenstrahl austritt. Es ist der letzte Teil der Strecke, die der
Teilchenstrahl bei seiner Beschleunigung durchläuft. Mit einem
präzise gesteuerten Behandlungsstuhl wird der Patient dicht vor
die Austrittsöffnung des Strahlrohres gefahren. Eine Maske und
ein Beißblock helfen, den Kopf zu fixieren (siehe Abbildung 5);
eine Narkose ist nicht erforderlich. Mit Hilfe der zuvor in der Klinik auf das Auge aufgenähten Tantalum-Plättchen lässt sich nun
die Position des Tumors mit Hilfe von Röntgenaufnahmen exakt
bestimmen.
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Abb. 5: Cyclotron (Centre Antoine Lacassagne Nizza) (links), Augenbehandlungsstuhl am Westdeutschen Protonenzentrum in Essen (Mitte), Patient in
Bestrahlungsposition mit Maske und Beißblock (rechts)
So kann der Patient auch bei wiederkehrenden Behandlungen
mehr als einen Millimeter genau positioniert werden. Aus einem
Kontrollraum geschieht die Überwachung der Protonenbestrahlung. Eine Bestrahlungssitzung, von der der Patient selbst nichts
spürt, dauert etwa eine Minute. Zur Behandlung sind in der Regel vier Sitzungen erforderlich, die innerhalb einer Woche
durchgeführt werden. Für die Vorbereitung des Patienten, zu
der z.B. die Anfertigung einer eigenen Gesichtsmaske gehört,
muss nochmals ca. eine Woche gerechnet werden, so dass für
die gesamte Behandlung ein Zeitraum von ca. 2 Wochen benötigt wird.
Ob diese spezielle Form der Therapie in Ihrem Fall in Frage
kommt, muss in einem individuellen Gespräch mit Ihrem Arzt
geklärt werden. Nach der Bestrahlung kommt es normalerweise
im Laufe von Monaten zu einer langsamen Verkleinerung des
Tumors. Ob die Therapie erfolgreich war, muss durch regelmäßige Untersuchungen des Auges kontrolliert werden. Diese KonSeite 22
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trollen werden normalerweise ambulant in unserer Tumorsprechstunde durchgeführt.
Wie ist der Verlauf nach einer Strahlentherapie bei Aderhautmelanom?
Normaler Verlauf nach Strahlentherapie
Die Wahrscheinlichkeit, ein Auge mit einem Aderhautmelanom
nach einer Strahlentherapie zu erhalten, beträgt je nach Tumorgröße und Lage mehr als 90%. Bei großen Tumoren mit einer
Höhe von mehr als 7-8 mm verschlechtert sich diese Chance.
In fast allen Fällen kommt es allerdings, unabhängig von der
gewählten Strahlenart (Applikatoren bzw. Protonenstrahltherapie), zu einer Verschlechterung des Sehvermögens, die umso
ausgeprägter ist, je näher der Tumor zum hinteren Augenpol
und zur Stelle des schärfsten Sehens (Makula) liegt.
In den allermeisten Fällen wird der Tumor durch die Bestrahlung
unwiderruflich geschädigt. Die abgestorbenen Tumorzellen werden im Auge durch Fresszellen (sogenannte Makrophagen) abtransportiert. Meist verschwindet der Tumor in der Folge nicht
vollständig, sondern es verbleibt ein Tumorrest in einer Strahlennarbe. Die Entwicklung einer solchen Strahlennarbe ist nicht
immer gleich und am zentralen Tumorrand meist schwächer
ausgeprägt. Im ehemaligen Tumorareal entsteht für den Patienten ein Gesichtsfelddefekt, da die Nervenfasern an dieser Stelle
durch die Bestrahlung und den Tumor zerstört sind. Dies lässt
sich auch durch Hilfsmittel wie eine Brille nicht verbessern.
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Es gelingt jedoch nicht immer, durch die Strahlentherapie das
Tumorwachstum aufzuhalten. Es ist daher notwendig, nach der
Bestrahlung in regelmäßigen Abständen über lange Zeit hinweg
den Befund im Auge zu kontrollieren. Sollte sich dabei zeigen,
dass der Tumor nicht vollständig zerstört ist und weiterhin ein
Wachstumsverhalten aufweist, so müssen weitere therapeutische Schritte, wie z.B. eine erneute Bestrahlung, veranlasst werden.
Mögliche Komplikationen nach Strahlentherapie
Komplikationen der Strahlentherapie können sich insbesondere
durch die Mitbestrahlung der Netzhaut selbst entwickeln. Dieses
Krankheitsbild wird Strahlenretinopathie genannt. Sollte der
Sehnerv selbst eine hohe Strahlendosis erhalten haben, so kann
dies in einem teilweisen oder vollständigen Verlust von Nervenfasern einmünden. In einigen Fällen kann es infolge der Netzhaut- oder Sehnervenbestrahlung zu Blutungen und Durchblutungsstörungen im Auge kommen. Dies kann beim Patienten zu
einer deutlichen Sehverschlechterung bis hin zur Erblindung führen.
Im Falle einer solchen Strahlenerkrankung der Netzhaut ist in
einigen Fällen eine Laserbehandlung der Netzhaut notwendig,
um ein Wachstum von neugebildeten Gefäßen zu verhindern. In
der letzten Zeit hat sich auch die Gabe von Medikamenten in das
Augeninnere bewährt, die in gleicher Weise bei anderen Gefäßerkrankungen des Auges, wie der diabetischen Netzhauterkrankung, bewährt haben (anti-VEGF Therapie). Diese Medikamente sollen unter anderem Flüssigkeitsansammlungen im BeSeite 24
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reich des Sehzentrums (Makula) vermindern und somit das Sehen verbessern. Eine solche Therapie ist jedoch nur erfolgsversprechend falls es im Bereich der Makula keine Mangeldurchblutung (Ischämie) gibt. Neugebildeten Gefäße im Auge (Proliferationen) können zu Blutungen im Augeninneren, Netzhautablösungen und schmerzhaften Erhöhungen des Augeninnendrucks
durch Gefäßwucherungen im vorderen Anteil des Auges führen
(Sekundärglaukom). Diese Spätkomplikationen können dann
ebenfalls zu einem teilweisen oder vollständigen Verlust des
Sehvermögens führen.
Die Bestrahlung großer Tumoren kann zu erheblichen Komplikationen durch die entzündlichen Reaktionen führen, die durch
den Abbau eines großen abgestorbenen Tumors im Auge entstehen; in Einzelfällen kann dies zum Verlust des Auges führen.
Wenn dies technisch möglich ist, bevorzugen wir deshalb bei
großen Tumoren die chirurgische Entfernung des Tumors aus
dem Auge (s. unten).
Infolge einer Mitbestrahlung der Linse kann sich diese in der
Folge eintrüben und eine sog. Strahlenkatarakt entwickeln. Die
getrübte Linse kann dann gegebenenfalls mittels einer Operation, wie sie auch bei altersbedingten Linsentrübungen (grauer
Star) routinemäßig angewendet wird, durch eine Kunstlinse ersetzt werden.
Nach der Bestrahlung des Auges kann es zu einem chronischen
Trockenheitsgefühl (trockenes Auge) und eine Irritation des äußeren Auges kommen. Diese Beschwerden können durch die
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regelmäßige Anwendung von Augentropfen (künstliche Tränen)
oftmals gut therapiert werden.
Durch die notwendige Mitbestrahlung der Lederhaut kann es zu
einer starken Verdünnung dieser Hülle des Auges kommen.
Wenn diese Verdünnung im Laufe der Zeit weiter fortschreitet,
kann dies zu gravierenden Komplikationen führen, die evtl. eine
erneute Operation erforderlich machen.
Wenn es infolge der Bestrahlung im Bereich der Augenhöhle zu
entzündlichen Verwachsungen zwischen den Augenmuskeln und
den umgebenden Geweben der Augenhöhle kommt, kann die
Beweglichkeit des Augapfels eingeschränkt sein. Der Patient
nimmt dann durch die eingeschränkte Beweglichkeit des betroffenen Auges Doppelbilder wahr, die allerdings nur in sehr
seltenen Fällen eine erneute Operation erfordern.
Das Auftreten von Komplikationen kann im Einzelfall nicht sicher
vorhergesagt werden. Jedoch kann oftmals aufgrund der Lage
und Größe des Tumors abgeschätzt werden, mit welcher Wahrscheinlichkeit Sie mit dem Auftreten von etwaigen Komplikationen rechnen müssen. Ihr behandelnder Arzt in der Klinik wird
Sie hierüber in einem persönlichen Gespräch gezielt aufklären.
Andere Formen der Teletherapie
Bei einigen Patienten wurden andere Formen der Teletherapie
wie das sog. Cyberknife und Gamma-Knife angewandt. Verglichen mit den oben dargestellten Therapiemodalitäten haben
diese Techniken Nachteile, die u.a. aus dem sehr viel größeren
Bestrahlungsvolumen resultieren. Daher werden diese TheraSeite 26
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pien in unserer Klinik nicht routinemäßig, sondern nur bei den
wenigen, dafür in Frage kommenden Patienten angewandt.
Laserbehandlung
Kleine Aderhauttumoren können in Ausnahmefällen durch eine
Laserbehandlung (Transpupilläre Thermotherapie) behandelt
werden. Dabei wird der Tumor in örtlicher Betäubung mit dem
Laser stark erhitzt, so dass die Proteine in den Tumorzellen koaguliert werden und die Zelle somit abstirbt. Bei alleiniger Therapie mit dieser Technik ist die Tumorkontrolle jedoch deutlich
schlechter als mit einer Brachy- oder Protonentherapie (s. 3a),
so dass diese Technik in den meisten Fällen nur in Kombination
mit einer Brachytherapie zum Einsatz kommt. Eine Anwendung
findet diese Technik zum Beispiel bei unzureichender zentraler
Tumorzurückbildung oder einem flachen Tumorrezidiv.
Chirurgische Behandlung (Tumorexzision)
Bei großen Tumoren mit schmaler Tumorbasis bietet die chirurgische Entfernung des Tumors aus dem Auge die beste Chance,
das Auge und Sehvermögen zu erhalten. Wenige Tage vor einer
solchen Operation muss der Tumor durch eine sog. stereotaktische Bestrahlung abgetötet (devitalisiert) werden. Dies soll eine
Verschleppung von lebenden Tumorzellen während der Operation verhindern. Würde man den bestrahlten Tumor ohne weitere Maßnahmen im Auge belassen, so würde dieser eine entzündliche Reaktion auslösen, die meist letztendlich zum Verlust
des Auges führt. Daher wird der bestrahlte Tumor operativ im
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Rahmen einer Glaskörperoperation (Vitrektomie) aus dem Auge
entfernt (transretinale Endoresektion). Während der Operation
wird der ehemalige Tumorbereich mit Laser behandelt. Anschließend wird das Auge mit Silikonöl gefüllt. Bei einigen Patienten muss dann noch ein radioaktiver Strahlenträger aufs Auge
aufgenäht werden, damit ein möglicher Tumorrest durch Bestrahlung inaktiviert wird. Da das Aderhautmelanom hierbei aus
der Aderhaut, einem stark gefäßhaltigen Gewebe, entfernt werden muss, wird während der Narkose der Blutdruck durch den
Narkosearzt stark abgesenkt. Dies soll um die Gefahr von Blutungen verringern. Dennoch besteht während sowie nach der
Operation ein erhöhtes Blutungsrisiko, und daher ist eine engmaschige Überwachung des Auges nach der Operation erforderlich.
Falls in Ihrem Fall eine solche Therapie erwogen wird, werden
Sie durch Ihren behandelnden Arzt nochmals ausführlich aufgeklärt werden.
Entfernung des Auges (Enukleation)
Die Entfernung des Auges (Enukleation) ist nicht zu umgehen,
wenn das Auge durch den Tumor funktionslos geworden ist,
eine Therapie eine Erblindung zur Folge hätte oder eine augenerhaltende Therapie nicht zum gewünschten Erfolg geführt hat.
Die Operation wird unter Vollnarkose durchgeführt. Die Entfernung des Auges ist ein unwiderruflicher Eingriff. Nach der operativen Entfernung des Auges wird ein Kunststoffimplantat (Porex
Implantat) als Platzhalter in die Augenhöhle eingesetzt, um den
Volumenverlust auszugleichen. Die Augenmuskeln sowie die
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Bindehaut werden über diesem Implantat vernäht, so dass es
später nach der Operation von außen nicht sichtbar ist. In der
Regel können die Patienten am 1. oder 2.Tag nach einer Entfernung des Auges das Krankenhaus wieder verlassen.
Unmittelbar nach der operativen Entfernung des Auges (Enukleation) können für einige Tage Schmerzen auftreten, die durch
Schmerzmittel gut beherrscht werden können. Mögliche Komplikationen dieses Eingriffes sind insbesondere ein Bluterguss im
Bereich der Augenhöhle sowie sehr selten eine Infektion, die die
Entfernung des eingesetzten Implantats aus der Augenhöhle
notwendig werden lassen kann. Ernsthafte Komplikationen bei
diesem Eingriff sind jedoch sehr selten.
Zwei Wochen später, nach endgültiger Abheilung der Wunde,
wird von einem Spezialisten (Okularisten) eine Prothese (künstliches Auge aus Glas) angefertigt. Diese Prothese ist eine Schale
und wird in den Spaltraum hinter den Augenlidern eingeführt.
Wenn sich das verbleibende Auge bewegt, wird über die in der
Augenhöhle verbliebenen Augenmuskeln auch die eingesetzte
Augenprothese mitbewegt, was den natürlichen Augenbewegung nahekommt aber nicht vollständig entspricht. Die im Alltag
auftretenden Augenbewegungen werden von dem Glasauge in
der Regel normal mitgemacht, so dass eine gut angepasste
Glasprothese in Alltagssituationen kaum von einem natürlichen
Auge unterschieden werden kann.
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Abb. 6: Porex-Implantat (links) und schematische Zeichnung einer Augenprothese (rechts)
Welche Konsequenzen hat die Entfernung des Auges?
Die Entfernung des Auges entfernt auch gleichzeitig den Tumor,
der sich in dem Auge befindet. Eine vollständige Sicherheit, dass
keine Tochtergeschwülste entstehen können, ist damit allerdings nicht gegeben. Da nur noch ein intaktes Auge nach dem
Eingriff verbleibt, resultiert ein eingeschränktes Gesichtsfeld auf
der Seite, auf der das Auge entfernt wurde. Für praktische Belange bedeutet dies z.B. im Straßenverkehr, dass von der Seite
des entfernten Auges kommende Fahrzeuge erst sehr viel später
wahrgenommen werden.
Mit dem Verlust eines Auges verliert man gleichzeitig auch das
räumliche Sehvermögen (Stereopsis). Durch Übung im Rahmen
alltäglicher Tätigkeiten kann eine Anpassung erreicht werden, so
dass für praktische Belange nur eine begrenzte Beeinträchtigung
besteht.
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Viele Menschen haben durch Unfälle oder andere Ereignisse im
Laufe ihres Lebens ein Auge verloren und führen trotzdem ein
völlig normales Leben. Die kosmetischen Ergebnisse nach der
Entfernung eines Auges und der folgenden Anpassung eines
künstlichen Glasauges sind in der Regel so gut, dass das Vorhandensein einer Augenprothese im Alltag in der Regel von der
Umgebung nicht bemerkt wird. Wenn das verbleibende Auge
eine normale Funktion aufweist, ist auch das Führen eines Kraftfahrzeugs nach einer Übergangsphase von mehreren Monaten
möglich.
Aktuelle Themen der klinischen Forschung
Psychische Auswirkungen der Prognosebestimmung
Durch eine Unter-su-chung des Tumors kann das Risiko, dass
Metastasen auftreten werden, genauer bestimmt werden
(Prognosebestimmung). Da die Entwicklung von Metastasen
über die Prognose der Erkrankung entscheidet und diese Metastasen auch noch lange Zeit nach er-folg-rei-cher lokaler Therapie des Tumors im Auge auftreten können, ist die Diagnose einer
schlechten Prognose schwerwiegend. In einem von der Deutschen Krebshilfe geförderten Projekt sollen die Auswirkungen
der Prognosebestimmung auf die Psyche der untersuchten Personen (psychische Symptombelastung) sowie auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität untersucht werden. Nähere Informationen zu diesem Projekt finden Sie in unserer PatientenSeite 31
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information (siehe Anhang Abschnitt 5.b, Risikoadaptierte Nachsorge bei Patienten mit Aderhautmelanom, Projektteil I).
Genetische Veränderungen im Aderhautmelanom
Aderhautmelanome entstehen infolge von Veränderungen des
genetischen Programms von Körperzellen. Diese Veränderungen
sind fast immer auf die Zellen des Tumors beschränkt. In den
letzten Jahren wurden einige dieser Veränderungen identifiziert.
Dies sind insbesondere die Gene GNAQ, GNA11, BAP1, SF3B1
und EIF1AX. Anhand des Musters einiger dieser Genveränderungen können Aderhautmelanome von anderen bösartigen Tumoren des Auges unterschieden und in Bezug auf ihr klinisches
Verhalten klassifiziert werden.
Neben der Erforschung genetischer Veränderungen in primären
(d.h. im Auge wachsenden) Aderhautmelanomen ist auch wichtig, die Muster von Genveränderungen in Metastasen dieses
Tumors aufzuklären. Durch Bestimmung von Ähnlichkeiten und
Unterschieden zwischen Primärtumoren und Metastasen können Einblicke in die für die Metastasierung relevanten zellbiologischen Mechanismen gewonnen werden.
Die weitere Aufklärung der für Tumorwachstum und Metastasierung verantwortlichen Änderungen des genetischen Programms wird in Zukunft neue diagnostische Möglichkeiten der
Klassifizierung und Prädiktion eröffnen und Angriffspunkte für
die Entwicklung tumorspezifischer Therapien aufzeigen.
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Früherkennung metastasierender Erkrankung
Zurzeit gibt es keine Verfahren zur frühen Erkennung von Metastasen. Es ist gut möglich, dass durch frühzeitige Erkennung des
Auftretens von Metastasen eine bessere Behandlung möglich
wird. In einem von der Deutschen Krebshilfe geförderten Projekt
sollen Methoden zur Bestimmung tumorspezifischer Mar-ker in
Blutproben entwickelt werden, die es erlauben, eine metastasierende Erkrankung früh zu er-kennen. Des Wei-te-ren soll geprüft
werden, ob durch eine solche Analyse auch die Tumorlast bestimmt wer-den kann. Zum jetzigen Zeitpunkt ist allerdings für
teilnehmende Patienten noch kein direkter Nutzen aus der Teilnahme an diesem Forschungsvorhaben zu erwarten. Nähere Informationen zu diesem Projekt finden Sie in unserer Patienteninformation (siehe Anhang Abschnitt 5.b, Risikoadaptierte Nachsorge bei Patienten mit Aderhautmelanom, Projektteil II).
Erbliches Risiko für Aderhautmelanom
Die Veränderungen des genetischen Programms, die zur Entwicklung eines Aderhautmelanoms führen, sind fast immer auf
die Tumorzellen beschränkt. Erbliche Veränderungen sind für
die Entstehung des Aderhautmelanoms nur bei wenigen Patienten bedeutsam. Diese seltenen Patienten haben jedoch ein erhöhtes Risiko auch für andere Tumore. Des Weiteren kann auch
bei Angehörigen dieser Patienten ein erhöhtes Tumorrisiko bestehen. Eines der für diese erbliche Tumorneigung verantwortlichen Gene ist be-reits bekannt (BAP1). Patienten mit erblichen
Mutationen in diesem Gen können von gezielter Vorsorge profiSeite 33
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tieren. Es muss jedoch noch erforscht werden, welche Tumore
bei diesen Patienten gehäuft auftreten. Zusätzlich müssen auch
die Faktoren, die das Tumorrisiko mitbestimmen, aufgeklärt
werden. In einem von der Deutschen Krebshilfe geförderten
Projekt soll bei Patienten, die an diesem Projekt teilnehmen
wollen, das mögliche Vorliegen einer erblichen Tumorneigung
erkannt werden. Den Patienten, bei denen eine erblichen Tumorneigung vorliegt, wird ein Nachsorgeprogramm angeboten.
Nähere Informationen zu diesem Projekt finden Sie in unserer
Patienteninformation (siehe Anhang Abschnitt 5.b, Risikoadaptierte Nachsorge bei Patienten mit Aderhautmelanom, Projektteil III).
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