Einführung in die Geowissenschaften I Mineralogie Prof. Dr. K. Mengel und Dr. K.W. Strauß Fachgebiet Mineralogie, Geochemie, Salzlagerstätten Gliederung Seite Vorwort 2 1. Mineralogie nach äußeren Kennzeichen 3 2. Systematik der Minerale 6 3. Mischkristalle und Nebenbestandteile 7 4. Spezielle Mineralogie 8 4.1. Gediegene Elemente 9 4.2. Sulfide und Sulfosalze 19 4.3. Halogenide 33 4.4. Oxide 39 4.5. Karbonate 61 4.6. Sulfate und Wolframate 73 4.7. Phosphate 79 4.8. Silikate 82 5. Kleines Glossar 148 Vorwort: Minerale sind homogene (= einheitliche) Festkörper, die unter natürlichen, d.h. ohne Einflussnahme des Menschen, physikalischen und chemischen Bedingungen entstanden sind, welche der jeweilige geologische Prozess vorgibt. Sie sind meist anorganischer Natur, fest und kristallin. 2008 waren 4600 definierte Arten von Mineralien bekannt. Es werden pro Jahr circa 100 neue Minerale entdeckt. Nur wenige Minerale davon sind gesteinsbildend und/oder von wirtschaftlichem Interesse. Die wichtigsten gesteins- und erzbildenden Minerale sind Gegenstand dieser Lehrveranstaltung. Ohne deren Kenntnis ist eine Befassung mit Gesteinen und Rohstoffen nicht möglich. In den Vorlesungen werden die Grundlagen der Mineralsystematik behandelt, ein Grundverständnis für das Vorkommen mineralischer Rohstoffe im Erz- und Gesteinsverband vermittelt und das mineralogische Grundwissen für weiterführende Veranstaltungen erschlossen. In den vorlesungsbegleitenden Übungen wird der theoretische Stoff an praktischen Beispielen behandelt; hier wird vor allem die Bestimmung von Mineralien mit einfachen Hilfsmitteln gelehrt. Darüber hinaus werden ausgewählte Anteile der Vorlesung an Beispielen nochmals aufgearbeitet und vertieft. Der hier entfaltete Stoffbestand der Mineralogie richtet sich nach den Erfordernissen mehrerer Studiengänge. Es ist nicht möglich, diesen Stoff weiter einzugrenzen; daher sind alle Minerale mit den im Skript angegebenen Informationen klausurrelevant. Neben dem Skript sollte folgende Literatur zur Wiederholung oder Vertiefung herangezogen werden: - MEYER, W. & MURAWSKI, H. (2004): Geologisches Wörterbuch, 11. Auflage; Stuttgart (Enke). - OKRUSCH, M. & MATTHES, S. (2005): Mineralogie – Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde, 7. Auflage; - Berlin (Springer). - PRESS F. & SIEVER R. (2007): Allgemeine Geologie, 5. Auflage; - Spektrum (Heidelberg) - DEER, HOWIE, ZUSSMAN (1992): An introduction to rock-forming minerals; Addison-Wesley (Wokingham) 2 1. Mineralogie nach äußeren Kennzeichen Farbe und Strichfarbe: Ist ein Mineral „weich“, so kann man damit auf härterem Material einen Strich erzeugen. Ein alltägliches Beispiel ist der Graphit im Bleistift. Die so genannte Strichfarbe ist für manche Minerale sehr spezifisch, für andere hingegen nicht. Der Strich wird auf einer weißen Porzellanplatte ausgeführt. Meist gibt seine Farbe die des Minerals geschwächt wieder. So ist der Strich des gelben Schwefels weißlich, beim gelben Pyrit jedoch schwarz. Die Farbe eines Minerals ist sehr stark von der Größe des Kristalls, von seiner Oberfläche und von internen Reflexen an Inhomogenitätsflächen abhängig. Deshalb gilt: Die Strichfarbe ist spezifischer als die Eigenfarbe des Minerals. Neben der Farbe fallen die Formen der Minerale zuerst ins Auge. Diese äußeren Erscheinungsformen heißen Habitus und bilden im Idealfall den Aufbau des Kristallgitters nach. Die Namen für den Habitus sind von der Anschauung geprägt, z. B. säulig, faserig, prismatisch, tafelig, nadelig. Die Spaltbarkeit ist eine wichtige Eigenschaft von Mineralen. Durch eine Verschiebung bestimmter Gitterebenen gegeneinander (z. B. durch gerichteten Druck) kommt es z. B. beim Steinsalz zur Annäherung gleichgeladener Atome zweier Netzebenen und dadurch zu einer Abstoßung. Dies führt zu einer orientierten, makroskopisch erkennbaren Ablösung von Segmenten innerhalb eines Kristalls, so genannten Spaltebenen. Die alten Bergleute haben solche Minerale, die auffällig viele Spaltflächen zeigen, als Späte bezeichnet und zusammengefasst, obwohl die chemische Zusammensetzung und sonstige Kristalleigenschaften solcher Spatminerale sehr unterschiedlich sein können. So sind die Feldspäte Silikate mit geringer Dichte ( 2,6 g/cm3), Zinkspat aber gehört zu den Karbonaten (ZnCO3) und besitzt eine viel höhere Dichte (4,3 g/cm3). Eine völlig andere Substanz ist der Flussspat (CaF2). Bei einigen Mineralen ist die Spaltbarkeit eine direkte Folge des inneren Aufbaus, wie etwa bei Glimmern. Die Dichte ist das nächst wichtigste Kennzeichen eines Minerals. Die Dichte der Erzminerale beträgt mit durchschnittlich 4,5 bis 7,5 g/cm3 meistens das Doppelte bis Dreifache der Dichte von Nicht-Erzmineralen, die im Allgemeinen eine Dichte von 2,5 bis 3,5 g/cm3 besitzen. Dadurch kann bei der Bestimmung des jeweiligen Minerals eine subjektive Einschätzung 3 erfolgen, wie bei dem direkten Vergleich von Calcit (2,7 g/cm3) und Schwerspat (3 bis 3,5 g/cm3). Ein anderes wichtiges Unterscheidungsmerkmal von Mineralen ist deren Ritzhärte (siehe Tabelle 1). Mit Hilfe eines Taschenmessers kann man die wichtigsten gesteinsbildenden Minerale an Hand ihrer Härte auseinander halten. Eine häufige Unterscheidung ist die des Kalkspats von Feldspat, da diese Minerale an der Erdoberfläche weit verbreitet sind und einander ziemlich ähnlich sehen. Kalkspat hat eine sehr viel geringere Härte und ist deshalb mit einer Messerklinge leicht zu ritzen. Feldspat dagegen hat die Härte von Stahl. In den die Vorlesung begleitenden Übungen wird häufig der Vergleich zwischen den Mineralen Flußspat und Quarz vorgenommen. Die Abfolge der Härten ist in der so genannten Mohs’schen Härteskala manifestiert. Die dort enthaltenen Härten von 1 bis 10 sind relative Härten und meist durch gesteinsbildende Minerale belegt. Der Abstand zwischen den einzelnen Härtegraden variiert. Tabelle 1: Mohs’sche Härteskala 1 Talk Mit Streichholz ritzbar 2 Steinsalz/Gips Mit Fingernagel ritzbar 3 Calcit Mit Kupfermünze ritzbar 4 Flußspat Mit Eisennagel ritzbar 5 Apatit Mit Eisennagel ritzbar 6 Orthoklas Mit Taschenmesser ritzbar 7 Quarz Ritzt Glas 8 Topas Ritzt Glas 9 Korund Ritzt Glas 10 Diamant Ritzt Glas Die äußere Form der Kristalle ist meist wenig hilfreich bei der Identifikation von Mineralen. Dennoch gehört ein gewisses Verständnis des inneren, atomaren bzw. ionaren Aufbaus von Kristallen zur Grundlage der Mineralogie. 4 2. Kristalle Kristalle bestehen aus regelmäßigen Anordnungen von ungeladenen Elementen, von Kationen und Anionen oder von Molekülen in einem so genannten Kristallgitter, wobei die Bausteine untereinander genau definierte Abstände besitzen und bei der Betrachtung ihrer räumlichen Anordnung im Kristallgitter stets im gleichen Winkel auftreten. Die Abstände von Ionen und Moleküle innerhalb eines Kristallgitters liegen in der Größenordnung 1 Å (100 pm). Die kleinste Einheit, in die sich ein Kristall zerlegen lässt, ist die Elementarzelle. Sie bildet mit ihren Kanten unter den Winkeln , , in einem Koordinatensystem in der Richtung a, b, c ein Raumgitter aus unendlich vielen Elementarzellen aus, die zusammen den Kristall ergeben. Die strenge Ordnung der Kristallbausteine wird manchmal auch in der äußeren Form von Kristallen sichtbar. Bei der Beschreibung wird von einem Idealkristall ausgegangen, der durch besonders reine Ausgangsprodukte z. B. in der Industrie hergestellt werden kann. Ein Realkristall hat immer kleine Baufehler. Ein einzelner Kristall kann mikroskopisch klein oder mehrere Meter groß sein. 2.1 Achsensysteme Die große Vielfalt verschiedener Kristallgitter lässt sich mathematisch vereinfachen und auf sieben kristallographische Achsensysteme beziehen. Im Gegensatz zu dem meist üblichen kartesischen Koordinatensystem sind die kristallographischen Koordinatensysteme im allgemeinen schiefwinklig und die Koordinaten der drei Achsen sind nicht gleichwertig. Nur das kubische Achsensystem entspricht dem kartesischen. Die sieben kristallographischen Achsensysteme sind hier kurz charakterisiert und dargestellt. Kristallsystem Beispiel triklin a≠b≠c monoklin a≠b≠c orthorhombisch Albit a≠b≠c α≠β≠γ α, β, γ ≠ 900 α = γ = 900 β ≠ 900 α = β = γ = 900 Schwerspat trigonal, rhomboedrisch a=b=c α = β = γ ≠ 900 Kalkspat hexagonal a=b≠c Beryll tetragonal a=b≠c α = β = 900 γ =1200 α = β = γ = 900 Zinnstein kubisch a=b=c α = β = γ = 900 Bleiglanz Gips 5 3. Systematik der Minerale Die Einteilung der Minerale in Gruppen wird nach chemischen Gesichtspunkten vorgenommen. Diese Systematik ist elementarer Lernstoff und bildet die Grundlage zum Verständnis der erz- und gesteinsbildenden Minerale. 1. Elemente z. B. Gediegene Metalle Cu, Ag, Au, Pt, Hg z. B. Nichtmetalle C, S, Se, Te, As, Sb, Bi 2. Sulfide, Sulfosalze z. B. Bleiglanz PbS, Zinkblende ZnS 3. Halogenide z. B. Steinsalz NaCl, Sylvin KCl, Flußspat CaF2 4. Oxide, Hydroxide z. B. Quarz SiO2, Hämatit Fe2O3 5. Karbonate, Borate z. B. Calcit CaCO3, Dolomit CaMg(CO3)2 6. Sulfate, Chromate z. B. Schwerspat BaSO4 7. Phosphate, Arsenate z. B. Apatit Ca5 [(F,Cl,OH) (PO4)3] 8. Silikate Inselsilikate z.B. Olivin (Mg,Fe)2 [SiO4] Gruppensilikate z.B. Epidot Ca2 (Fe,Al) Al2 [(O/OH)/SiO4/Si2O7] Ringsilikate z.B. Beryll Be3Al2 [Si6O18] Kettensilikate z.B. Diopsid CaMg [Si2O6] Schichtsilikate z.B. Muskovit KAl2 [(OH)2 AlSi3O10] Gerüstsilikate z.B. Alkalifeldspat (K,Na) [Si3O8] 9. Organische Minerale z.B. Whewellit Ca (C2O4) · H2O 6 4. Mischkristalle und Nebenbestandteile Die chemischen Bestandteile eines Minerals sind in der Regel durch eine feste Formel definierbar, in der ein Ladungsausgleich zwischen negativ (Anionen) und positiv (Kationen) geladenen Kristallbausteinen realisiert und daher eine stöchiometrische Zusammensetzung garantiert ist. Fast alle Minerale enthalten neben ihrem über die Formel definierten chemischen Stoffbestand noch Nebenbestandteile. Diese sind in Skript gesondert aufgeführt. Als Beispiel dient der Ersatz von Zink (Zn) durch Cadmium (Cd) im Mineral Zinkblende (ZnS). Das Cd hat einen ähnlichen Ionenradius und ist wie das Zn zweifach positiv geladen. Daher kann Cd auf dem Gitterplatz des Zn im Mineral ZnS vorkommen. Die Menge dieses Ersatzes richtet sich nach dem Angebot von Zink gegenüber Cadmium während des Bildungsprozesses des Minerals Zinkblende. Sind dagegen zwei oder mehr chemische Elemente mit ähnlicher Ladung und ähnlichem Ionenradius in einem Mineral vertreten, so lassen sich so genannte Endglieder definieren. Diese Endglieder sind untereinander im festen Zustand mischbar und bilden auf diese Weise Mischkristalle. Als Beispiel dient der gleichzeitige Einbau vom Magnesium (Mg) und Eisen (Fe) im Mineral Olivin, einem Silikat, das als Anion die vierfach negativ geladene Gruppe SiO44- enthält. Zum Ladungsausgleich werden also vier positive Ladungen benötigt. Fe und Mg sind als Kationen zweiwertig geladen und haben einen sehr ähnlichen Ionenradius. Olivin hat daher die allgemeine Formel (Mg,Fe)2SiO4. Das reine Mg-Endglied des Olivins hat die Formel Mg2SiO4 und das reine Fe-Endglied hat die Formel Fe2SiO4. Beide Endglieder sind untereinander vollständig mischbar und bilden den Mischkristall Olivin. 7 1. Elemente Gediegene Metalle: Gold, Silber, Kupfer, Platin, Eisen, Quecksilber Halbmetalle: Arsen, Antimon, Wismut Nichtmetalle: Schwefel, Kohlenstoff Eigene Notizen: 8 Es gibt etwa dreißig Elemente, die in der Natur als Minerale in fester Form vorkommen. Die einzige Ausnahme ist Quecksilber, es ist sehr selten und kommt unter natürlichen Bedingungen im flüssigen Zustand vor. Die Minerale dieser Gruppe sind entweder relativ reine Elemente im gediegenen Zustand oder aber homogene Legierungen. Das nur in Meteoriten auftretende Nickel-Eisen wird hier nicht behandelt, da es für gesteins- und lagerstättenbildende Prozesse ohne Bedeutung ist. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht der wichtigsten Gruppen. Metalle Halbmetalle Nichtmetalle Gold-Gruppe: Arsen-Gruppe: Schwefel S Gold Au Arsen As Diamant C Silber Ag Antimon Sb Graphit C Kupfer Cu Wismut Bi Platin-Gruppe: Platin Pt Eisen-Gruppe: Eisen Fe Quecksilber-Gruppe: Quecksilber Hg Die Metalle sind in der Regel in einer hohen Raum-Symmetrie kristallisiert. Die einzelnen Atome sind dann in dichtesten Kugelpackungen angeordnet. Dies bedingt eine allgemein hohe Leitfähigkeit, hohe Dichte und das charakteristische mechanische Verhalten. Die ArsenGruppe wird in diesem Skript nicht durchgenommen. Das Quecksilber (Hg) soll hier nur randlich erwähnt werden. Es kristallisiert bei – 39 °C aus, hat eine Dichte von 13,6 g/cm3 und ist metallisch glänzend. Es kommt in kleinen Tröpfchen in den Verwitterungszonen von Zinnober-Lagerstätten (HgS) vor. Gegenüber dem Zinnober ist metallisches Quecksilber wirtschaftlich unbedeutend. Natürliches Amalgam ist eine Legierung des Hg mit Ag oder Au. 9 Gold Au Nebenbestandteile: Ag, FeS2, FeAsS Bruch: hakig, plastisch verformbar Farbe: gelber Metallglanz, durch Ag heller: keine Anlauffarben Strich: goldgelb, metallglänzend Dichte: 19 - 16 g/cm3 mit Zunahme des Ag-Gehaltes Härte: 2,5 – 3 Spaltbarkeit: fehlt Idiomorphe Kristalle sind selten. Meist kommt das Gold in bizarren blech- oder drahtförmigen Aggregaten vor. Verbreitet ist es als Einschluss in sulfidischen Erzmineralen wie Pyrit (FeS2) oder Arsenkies (FeAsS). Gediegen Gold enthält immer Anteile anderer Metalle, vor allem Silber. Gold kommt auf primären Lagerstätten in Erzgängen vor. Dort wird es aus einem hydrothermalen Fluid abgeschieden. Das natürliche Gold enthält meist 2-20 Gew.-% Silber. Primäre Lagerstätten sind die alten Gold-Quarz-Gänge der Hohen Tauern und Siebenbürgens sowie die Porphyry-Copper-Lagerstätten an aktiven Plattenrändern (Anden, Papua). Auf sekundärer Lagerstätte ist das Gold als Schwermineral auf sog. Seifen angereichert. Dies sind Schwemm-Anhäufungen des exogenen Zyklus. Die berühmteste ist die fossile Seife von Witwatersrand in Südafrika. Gold wird durch Amalgamierung oder das Zyanidverfahren aus den Erzen gewonnen. Verwendet wird Gold hauptsächlich als Währungsmetall, daneben unter anderem in der Medizin, der Elektronik und der Schmuckindustrie. 10 Silber Ag Nebenbestandteile: Au, Hg, Cu, Bi Bruch: hakig, plastisch verformbar Farbe: frischer Bruch silberweißer Metallglanz, sonst gelblich bis schwarz anlaufend durch Silbersulfid Strich: silberweiß bis gelblich metallglänzend Dichte: 10 - 12 g/cm3 Härte: 2,5 – 3 Spaltbarkeit: fehlt Gediegen Silber kommt meist in Form von draht-, haar- oder dendritischen Aggregaten vor. Es enthält immer etwas Au und in kleineren Anteilen auch Hg und Cu. Das Vorkommen von gediegen Silber beschränkt sich auf die oberflächennah veränderten Silber-Lagerstätten wie etwa den Vererzungen im Harzer oder im Erzgebirgischen Gangrevier. Silber wird selten gediegen abgebaut. Abbauwürdige Vorkommen bilden Ag-Erzminerale aus. Das Sulfid Bleiglanz ist bis heute das wichtigste Silbererz. Neben der Nutzung für Schmuck wird Silber unter anderem auch in der Elektrik, der Elektronik, der Optik, als Geschirr und als Legierung verwendet. 11 Kupfer Cu Bruch: hakig, dehnbar Farbe: roter Metallglanz, matte Anlauffarben durch Oxidschicht Strich: kupferrot, metallglänzend Dichte: 8,5 - 9 g/cm3 Härte: 2,5 – 3 Spaltbarkeit: fehlt Wie Au und Ag tritt Kupfer in unregelmäßig geformten Aggregaten auf. Häufigstes Vorkommen ist die Verwitterungszone großer Cu-Lagerstätten, beispielsweise im Westen der USA (Bisbee, Arizona) sowie am Lake Superior. Der Hauptproduzent von Kupfer ist Chile (Stand: 2011), mit der größten im Tagebau betriebenen Kupfermine Chuquicamata. Als Kupfererz ist gediegenes Kupfer von geringer Bedeutung, weil diese Vorkommen meist sehr kleinräumig sind. Hauptsächlich werden Kupfersulfide zur Kupfergewinnung abgebaut. Kupfer bildet eine Paragenese mit vielen sekundären Kupfermineralen wie etwa Azurit und Malachit und Mineralen wie Calcit, Quarz oder Silber. Kupfer wird unter anderem in der Elektrik, Elektronik und als Bestandteil von Legierungen verwendet. Als Kupferblech wird es für Dächer verwendet. Durch die sich bildende Patina schützt sich das Dach praktisch selbst vor einer weiteren Verwitterung. 12 Eisen Fe Bruch: hakig Farbe: stahlgrau bis schwarzgrau Strich: stahlgrau Dichte: 7,9 g/cm3 (rein) Härte: 4–5 Eisen kommt extrem selten gediegen vor. Eine Ausnahme bilden Eisenmeteoriten. Die Gruppe der Fe-Meteorite enthält Fe-Ni-Legierungen mit wechselnden Anteilen von Ni im Fe, die aber immer größer als 5 Gew.-% Ni betragen. In gesteinsbildenden Prozessen ist Eisen immer an hochofenähnliche Abläufe geknüpft: Wenn Kohle-Flöze in Kontakt mit basaltischen Schmelzen kommen, wird das in der Schmelze enthaltene oxidisch gebundene Fe bei der Kristallisation reduziert. Es bilden sich Knollen gediegenen Eisens. An der Erdoberfläche wird Eisen durch den Kontakt mit der Atmosphäre oxidiert, besser bekannt als „Rosten“. Wirtschaftlich genutzt werden Eisenerzlagerstätten. Zu den wichtigsten Eisenerzen gehören unter anderem Hämatit (Fe2O3), Magnetit (Fe3O4) und Siderit (FeCO3). Eisen wird hauptsächlich zur Herstellung von Stahl verwendet. Durch seinen starken Ferromagnetismus ermöglicht es den Einsatz von Elektromagnetismus. In geringen Mengen findet das Mineral auch Anwendung in der Medizin. 13 Platin Pt Nebenbestandteile: Farbe: Ir, Os, Rh, Pd, Cu, Au, Fe stahlgrau, metallisch glänzend, oxidiert nicht an der Luft Strich: silberweiß Dichte: 15 – 19 g/cm3, je nach FeGehalt Härte: 4 – 4,5 Spaltbarkeit: fehlt Gediegenes Platin bildet immer Legierungen mit Eisen, dessen Anteil meist zwischen 4 - 11% beträgt, und es enthält immer andere seltene Elemente wie Ir und Os, aber auch etwas Cu und Au. Das Metall wird liquid-magmatisch als Frühkristallisat gebildet. Das häufigste Vorkommen von Platin ist das in ultramafischen Magmatiten (Merensky Reef, Bushveld; Ural). Eine sekundäre Anreicherung auf Seifen ist ebenfalls von Bedeutung, werden heute aber nur noch in Südafrika (Transvaal) abgebaut. Seifen mit Platin-Nuggets von beachtlicher Größe waren auf beiden Seiten des Urals in Ausbeutung. In den Ultramafititen ist Platin meist sehr fein im Gestein verteilt. Als Nebenprodukt vom Nickelabbau wird Platin in Sudbury (Ontario) und Norilsk (Russland) gefördert. Neben Schmuckgegenständen wird Platin unter anderem auch in der Elektroindustrie, der Spezialglasschmelze, für physikalische und chemische Geräte und die Medizin (z. B. Herzschrittmacher, Medikamente) verwendet. Iridium (Ir), Osmium (Os) und Palladium (Pd) kommen gelegentlich in Form von Nuggets als eigene Minerale auf Gold- und Platin-Seifen vor. Diese Elemente gehören mit zur Platingruppe, werden hier aber nicht näher behandelt. 14 Schwefel Farbe: S schwefelgelb, durch Bitumen braun Strich: weiß Dichte: 2,0 – 2,1 g/cm3 Härte: 1,5 – 2 Spaltbarkeit: angedeutet Gediegen Schwefel (α-S) ist sehr häufig in vulkanischen Exhalationen vertreten. Bedeutungen haben bis heute die Lagerstätten in Agrigento, Sizilien. Der β-Schwefel (monoklin) existiert nur bei hohen Temperaturen (< 95 °C) in aktiven Vulkanbauten und geht bei Abkühlung in den α-Schwefel (orthorhombisch) über. Er bildet sich aber auch bei der bakteriellen Reduktion durch das Schwefelbakterium Desulfovibrio desulfuricans von Sulfat-Schwefel in Sedimenten (Texas, Louisiana). Schwefel bildet oft hübsche Kristalle in bipyramidaler Erscheinung aus. In sedimentären Vorkommen ist Schwefel massig bis feinkörnig und xenomorph (= Fremdgestalt). Vulkanisch gebildeter Schwefel ist aus allen rezenten Vulkangebieten (z. B. Sizilien) bekannt. Weitere Funde gibt es im Gips, Anhydrit und Salz von Stassfurt (SachsenAnhalt). Elementarer Schwefel wird vor allem als Abfallprodukt bei der Eröl- und Erdgasverwertung durch das Claus-Verfahren oder durch Rösten von Sulfiden gewonnen. Bergmännisch wird Schwefel mit Hilfe des Frasch-Verfahrens gefördert. Verwendet wird Schwefel hauptsächlich für die Herstellung von Schwefelsäure, im geringeren Umfang für die Vulkanisierung von Kautschuk, die Pyrotechnik und in der Stahlindustrie. 15 Graphit C Eigenschaft: sehr gute Leitfähigkeit Farbe: schwarz, metallisch glänzend, opak Strich: schwarz Dichte: 2,25 g/cm3 Härte: 1, schwarz abfärbend Spaltbarkeit: vollkommen Graphit besitzt eine für dieses Mineral sehr typische Schichtstruktur, in der in jeder Schicht ein C – Atom von 3 weiteren C-Atomen umgeben ist. Es werden so zweidimensional unendliche hexagonale Netze aufgespannt. Dies begründet seine sehr gute Leitfähigkeit. Das häufigste Vorkommen ist das als Graphit-Schüppchen in metamorph überprägten Sedimenten. In metamorphen Flözen ist es zu großen Aggregaten von teilweise wirtschaftlicher Bedeutung gehäuft, seine Form ist immer xenomorph. Klassische Vorkommen sind die in Marmoren konservierten Graphite von Kropfmühl bei Passau und Pargas in Finnland. Gelegentlich enthalten sehr mafische Magmen Einschlüsse von Graphit (Beispiel: Harzburger Gabbro). Wichtige Vorkommen werden in British-Kolumbia (Kanada) im SlocanBergbaubezirk exploriert (Stand: 2011). Verwendet wird Graphit unter anderem in der Atomindustrie, bei der Bleistiftherstellung, als Schmiermittel und in der Stahlindustrie. 16 Diamant C Eigenschaft: sehr hohe Lichtbrechung Farbe: wertvolle Steine sind farblos Strich: weiß Dichte: 3,52 g/cm3 Härte: 10 Spaltbarkeit: vollkommen Diamant ist das härteste Mineral. Auf den verschiedenen Flächen und in den verschiedenen Richtungen auf einer gegebenen Fläche bestehen Härteunterschiede. Diamant kommt in Kimberlit-Lagerstätten in primärer Lagerung vor, aber auch die Anreicherung als Schwermineral auf Seifen ist von wirtschaftlicher Bedeutung. Diamant tritt meistens als Oktaeder und Würfel mit korrodierten Kanten auf. Andere komplizierte Wachstumsformen werden ebenfalls beobachtet. Da die Diamanten an die Eruption von Kimberliten gebunden sind, werden nur in den Bereichen alter Kontinentalmassen, auf die diese Eruptivgesteine beschränkt sind, nennenswerte Funde erzielt. Die Gehalte von Diamant in Kimberlit können bis zu 200 Karat pro Tonne Gestein betragen. Die reichsten Vorkommen sind derzeit in Sibirien (Udachnaya, Mir) und in NW-Australien (Kimberley-Mine) in Abbau. Es werden regelmäßig neue Funde gemacht, so zum Beispiel bei Archangelsk, in Brasilien, in Indien und in Südafrika. Diamanten kommen auch in Seifen vor. Industrie-Diamanten können aus der Gasphase im Lichtbogen oder durch Glimmentladung erzeugt werden. Die größte im Abbau befindliche Diamantenmine ist die Diavik Mine in Kanada (Stand: 2010). Russland führt bei der Produktion von Naturdiamanten, die USA bei den synthetischen Diamanten (Stand: 2010). 17 Diamanten werden als Schmucksteine verwendet. Für die Verwendung als Schleifmittel, als Schutzschicht vor Abnutzung z. B. auf Bohrkronen und die Bearbeitung von Diamanten usw. werden hauptsächlich Industriediamanten eingesetzt. Im unten stehenden P-T-Diagramm sind die Stabilitätsbereiche von Graphit und Diamant in der Erde aufgetragen. Zur Bildung der sehr dichten Diamant-Struktur benötigt man extrem hohe Drücke, wie sie innerhalb des Erdmantels nur in Tiefen > 130 bis 150 km verwirklicht sind. Nur die sehr schnelle Extrusion von Kimberliten ermöglicht die oberflächennahe Konservierung dieses metastabilen Zustands. 18 2. Sulfide, Sulfosalze Kupferglanz, Silberglanz, Pentlandit, Bleiglanz, Zinkblende, Kupferkies, Magnetkies, Zinnober, Antimonglanz, Molybdänglanz, Pyrit, Markasit Eigene Notizen: 19 In dieser Gruppe sind die natürlichen Schwefelverbindungen vieler Übergangsmetalle (z. B. Fe, Ni, Cu, Ag, Pb, Zn) und einiger Metalloxide (z. B. As, Sb) zusammengefaßt. Diese Minerale sind z. T. von großer wirtschaftlicher Bedeutung, sie stellen den größten Teil der Erzminerale. Andere Sulfide sind auf wenige Lagerstätten begrenzt und nur genetisch interessant. Diese werden genannt, aber nicht näher betrachtet. Man unterscheidet die Sulfide chemisch nach dem Verhältnis des Metalls (Me) zum Schwefel (S). Es gibt Sulfide mit Me/S > 1 (Beispiel: Kupferglanz Cu2S, Bornit Cu5FeS4), solche mit Me/S = 1 (Bleiglanz PbS, Zinkblende ZnS) und solche mit Me/S < 1 (Beispiel: Pyrit FeS2, Molybdänit MoS2). Außerdem gibt es noch komplexe Sulfide, die sogenannten Sulfosalze, in denen außer Schwefel noch Sb und As als Anionen auftreten (Beispiel: Fahlerze wie Tetraedrit Cu12Sb4S13 und Tennantit Cu12As4S13; Rotgültigerze wie Proustit Ag3AsS3 und Pyrargyrit Ag3SbS3). Nicht besprochen werden die auch in die zweite Gruppe gehörenden Arseniden. 20 Kupferglanz (Chalkosin) Farbe: Cu2S bleigrau (frischer Bruch), an der Luft matt und schwarz anlaufend Strich: grauschwarz Dichte: 5,5 – 5,8 g/cm3 Härte: 2,5 - 3 Spaltbarkeit: undeutlich nach {110} Kupferglanz kommt in Form von bleigrauen, feinkristallinen Massen vor. Er wird als primäres Erzmineral hydrothermal abgeschieden. Große Lagerstätten dieses Typs waren die von Butte (Montana) und Tsumeb (Namibia). Sekundär tritt es in der Zementationszone von großen Kupferlagerstätten auf. Es findet sich auch als fein verteiltes Erzmineral in der Zechstein-Einheit Kupferschiefer in Mitteleuropa. Kupferglanz verwittert leicht unter Bildung von Rotkupfererz (Cuprit) Cu2O2, gelegentlich von gediegen Kupfer und von den CuHydrokarbonaten Azurit und Malachit. Es handelt sich um ein dimorphes Mineral, da es bei Abkühlung unter 103 °C von einem hexagonalen Kristallsystem (Hoch-Chalkosin) in ein monoklines (Tief-Chalkosin) wechselt. 21 Silberglanz (Argentit, Akanthit) Farbe: Ag2S frisch bleigrau, schwarz anlaufend, pulveriger Zerfall Strich: dunkelgrau Dichte: 7,3 g/cm3 Härte: 2 – 2,5 Spaltbarkeit: fehlt Primäres, hydrothermal gebildetes Erzmineral sowie als Silberträger im Bleiglanz (PbS). Es ist eines der wichtigsten Silbererz-Minerale und damit von wirtschaftlicher Bedeutung. Silberglanz ist verbreitet in den hydrothermalen Gängen des Erzgebirges und Böhmens sowie besonders reichlich in einigen Lagerstätten Mexikos. Silberglanz kristallisiert als kubischer Argentit (Hochtemperatur-Modifikation von Ag2S) aus und geht bei Abkühlung unter 173 °C in die stabile Phase des monoklinen Akanthit (Tieftemperatur-Modifikation von Ag2S) über. Bei niedrig temperierten hydrothermalen Lösungen entsteht Akanthit direkt. 22 Pentlandit (Eisennickelkies) Farbe: bronzegelb Strich: schwarz Dichte: 4,6 – 5 g/cm3 Härte: 3,5 - 4 (Ni, Fe)9S8 Spaltbarkeit: deutlich nach {111} Pentlandit entsteht zusammen mit Magnetkies (Pyrrhotin) als liquidmagmatische Ausscheidung aus mafischen Schmelzen, wobei Pentlandit zumeist als Einschluß in Magnetkies auftritt. Diese Entstehung ist besonders gut belegt in der wichtigen Ni-Lagerstätte von Sudbury, Ontario (Kanada). Eine ähnliche Genese und Bedeutung hat das BushveldMassiv in Transvaal (Südafrika). Pentlandit ist ein Frühkristallisat. Mit einem Nickelgehalt von ungefähr 34 % gehört Pentlandit zu einem der wichtigsten Nickelerze. Nickel wird hauptsächlich zur Stahlveredelung und für Legierungen verwendet, in geringerem Maße auch in der chemischen Industrie und in der Galvanotechnik. 23 Bleiglanz (Galenit) PbS Nebenbestandteile Ag, Au, Se Farbe: bleigrau, starker Metallglanz auf frischen Bruchflächen Strich: grauschwarz Dichte: 7,4 – 7,6 g/cm3 Härte: 2,5 – 3 Spaltbarkeit: vollkommen Bleiglanz weist gewöhnlich einen schwachen Gehalt an Silber auf, der meist bei 0,01-0,3 % liegt, aber auch bis zu 1 % betragen kann. In der vorlesungsbegleitenden Übung wird ein Gehalt von 0,5 % Silber in Bleiglanz angegeben. Das kommt hauptsächlich durch Einschlüsse verschiedener Silberminerale (siehe Silberglanz), oftmals von silberreichem Fahlerz. Bei Bleiglanz handelt es sich um das wichtigste und häufigste Pb-Erzmineral, und wegen seiner Verbreitung ist es auch das wichtigste Silbererz. Bleiglanz entsteht häufig auf hydrothermalen Gängen und als hydrothermales Verdrängungsprodukt von Kalkstein. Sedimentär wird PbS selten gebildet. Auf Grund gleicher Bildungsbedingungen bildet Bleiglanz zusammen mit Zinkblende (ZnS) eine Paragenese. Bleiglanz tritt als sog. Durchläufer in fast allen Gangvererzungen des europäischen Grundgebirges (Harz, Erzgebirge etc.) auf. Mengenmäßig weniger bedeutend sind die Imprägnationen in Sandstein (Buntsandstein) und in Kalksteinen. Neben der Verwendung als Strahlenschutz wird Blei auch als Metall oder Legierung genutzt. Auf Grund seiner Toxizität wird Blei nicht mehr zur Herstellung von Wasserrohren und Essgeschirr bzw. Trinkgefäßen verwendet. Weitere Verwendung findet Blei noch in einigen Ländern als Bestandteil von Kosmetik, Farben und Benzin. 24 Zinkblende (Sphalerit) ZnS Nebenbestandteile Fe, Cd, Mn Eigenschaft: meist opak Farbe: meist bräunlich-rot, gelb, schwarz, starker (blendeartiger) Glanz Strich: gelb bis braun Dichte: 3,9 – 4,1 g/cm3 Härte: 3,5 – 4 Spaltbarkeit: vollkommen, jedoch spröde Fe ist ein Nebenbestandteil, der fast immer in Zinkblende vorhanden ist. Mit zunehmendem Fe-Gehalt wird die Zinkblende dunkler bis schwarz gefärbt. Neben Fe kommen auch Cd (circa 0,5 %) und Mn als Nebenbestandteile, sowie auch seltene Metalle wie In, Ga, Tl und Ge vor. Zusammen mit Bleiglanz auf fast allen hydrothermalen Gängen des europäischen Grundgebirges (Harz, Erzgebirge etc.) zu finden. Zinkblende ist das wichtigste Zinkerzmineral und von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Eines der wichtigsten Vorkommen ist das von Broken Hill (Australien). Außerdem kommt es als synsedimentäreexhalative Bildung in schichtgebundenen Lagerstätten vor, Beispiele hierfür sind der Rammelsberg in Niedersachsen und Meggen in Westfalen. Zinkblende enthält als wichtiges Spurenelement das hoch toxische Cadmium. Dieses fällt als Metall bei der Verhüttung von Zinkerzen an und kann wegen seiner hohen Flüchtigkeit sehr leicht in der Umgebung verteilt werden. Zink dient als Korrosionsschutz, wird für Batterien und die Herstellung von Zinkblech (u. a. für Regenrinnen) verwendet. Cadmium wird als Rostschutz, in Akkus, als Legierung und zum Färben von Glas verwendet. 25 Kupferkies (Chalkopyrit) CuFeS2 Farbe: grünlich bis gelb, Metallglanz, bunt anlaufend Strich: schwarz Dichte: 4,1 – 4,3 g/cm3 Härte: 3,5 – 4 Spaltbarkeit: fehlt Kupferkies ist das verbreitetste und mit meist 33 % Cu-Gehalt auch eines der wirtschaftlich wichtigsten Cu-Erzminerale. Kupferkies wird als magmatisches Frühkristallisat zusammen mit Magnetkies und Pentlandit gebildet. In hydrothermalen Gängen, in Stöcken (sogenannten Kiesstöcken) und Lagern, auch als Imprägnation. Rezent als submarine-exhalative Ablagerung an Mittelozeanischen Rücken. Kupferkies ist ein Durchläufermineral. Bei seiner Verwitterung entsteht ein inhomogenes Verwitterungserz (Kupferpecherz bzw. Ziegelerz), das aus Azurit Cu3[OH/CO3]2, Malachit Cu2[(OH)2/CO3], Rotkupfererz Cu2O, Kupferindigo (Covellin) CuS, Buntkupferkies (Bornit Cu5FeS4), viel Brauneisenerz (Limonit FeOOH) und anderen Mineralen besteht. Farbe und Habitus können zur Verwechslung mit Pyrit führen. Seltener ist die Verwechslung mit Gold. 26 Magnetkies (Pyrrhotin) FeS-Fe1-xS Nebenbestandteile Ni, Co Farbe: hell bronzefarben, mattbraun anlaufend, Metallglanz Strich: grauschwarz Dichte: 4,6 – 4,7 g/cm3 Härte: 4 Spaltbarkeit: in grobkörnigen Stücken deutlich Zusammen mit Pentlandit auf den großen magmatischen Lagerstätten wie Sudbury (Kanada) auftretend, dort wird es als Nickelerz abgebaut. Magnetkies entstand in dieser Lagerstätte als Entmischung des sulfidischen Anteils der mafischen Magmen in Frühstadien der Kristallisation. Außerdem kommt das Mineral in frühen hydrothermalen Gängen des Harzes und Erzgebirges vor. Pyrrhotin ist meist ferromagnetisch. Wirtschaftlich hat Magnetkies eher geringe Bedeutung und wird nur selten als Eisenerz abgebaut. Verwendung findet es für die Herstellung von Eisenvitriol und als Grundstoff für Polierrot. 27 Zinnober (Cinnabarit) Farbe: rot, rotbraun, schwarz Strich: dunkelrot Dichte: 8,1 g/cm3 Härte: 2 – 2,5 HgS Spaltbarkeit: nach {1 0 1̄ 0} ziemlich vollkommen Zinnober ist mit circa 87 % Hg-Gehalt das wichtigste Quecksilbererz, meist niedrigthermal ausgeschieden in jungen Vulkanen wie Monte Amiata (Umbrien). Eine große, seit dem Altertum ausgebeutete Lagerstätte ist die von Almadén (Spanien). Als schwer wasserlösliches Farbpigment wird es in der Malerei verwendet. Hauptverwendung findet Hg als Legierungsmetall, u. a. als Silber-Amalgam in der Zahntechnik oder für die Goldwäsche. Bedingt durch seine hohe Toxizität wird der Gebrauch von Quecksilber immer weiter eingeschränkt. Die Nutzungen als Flüssigkeit in Thermometern und als Heilmittel in der Heilkunde wurden bereits eingestellt. 28 Antimonglanz (Stibnit, Antimonit) Sb2S3 Farbe: bleigrau, buntfarbig anlaufend Strich: dunkelbleigrau Dichte: 4,5 – 4,6 g/cm3 Härte: 2 – 2,5 Spaltbarkeit: sehr vollkommen nach {010} Wichtiges Antimonerzmineral, gelegentlich auf den Erzgängen Mitteleuropas. Gebildet wird Stibnit auf hydrothermalen Gängen, zwischen 300 und 1000 °C. Große Lagerstätten liegen in China und Japan. Der Antimongehalt kann über 70 % betragen. Verwendet wird Antimon als Legierungsmetall und als Zusatz zu Akkumulatorenblei sowie als reinstes Sb in der Halbleiterindustrie. 29 Molybdänglanz (Molybdänit) MoS2 Eigenschaft: unelastisch biegsame Spaltplättchen Farbe: bleigrau, Metallglanz Strich: dunkelgrau Dichte: 4,7 – 4,8 g/cm3 Härte: 1 – 1,5 Spaltbarkeit: vollkommen Molybdänglanz besitzt meist einen geringen Gehalt an Rhenium von bis zu 0,3 %. Einziges wichtiges Molybdän-Erzmineral, meist untergeordnet in pegmatitisch- pneumatolytischen Gängen und Porphyry-Cu-Lagerstätten (Anden). Eine größere Lagerstätte befindet sich in den Quarz-haltigen Erzen von Climax (Colorado). Es bildet häufig Paragenese mit Wolframit. MoS2 findet als Schmierstoff Verwendung. Mo ist ein Stahlveredelungsmetall (Molybdänstahl). Darüber hinaus wird es als Reaktormetall und in der Raketentechnik genutzt. In Farbe und Habitus kann Molybdänit mit Graphit verwechselt werden. Die Strichprobe kann bei der Unterscheidung helfen. 30 Pyrit (Eisenkies, Schwefelkies) FeS2 Nebenbestandteile Ni, Co, Cu, Au Eigenschaft: opak Farbe: messinggelber Metallglanz Strich: grün- bis bräunlichschwarz Dichte: 5 g/cm3 Härte: 6 – 6,5 Spaltbarkeit: sehr undeutlich Das Eisen in Pyrit kann durch kleinere Mengen von Nickel, Kobalt oder Kupfer ersetzt sein, mitunter auch kleinere Einschlüsse von gediegen Gold. Pyrit ist ein außerordentlich weit verbreitetes Mineral, es handelt sich um ein typisches Durchläufermineral. Ausgedehnte Lagerstätten des sedimentär-exhalativen Typs sind in Meggen und am Rammelsberg in Abbau gewesen. Hauptsächlich wird Pyrit hydrothermal, seltener magmatisch gebildet. Pyrit kann ein wichtiger Goldträger sein und wird auch häufig mit Gold verwechselt, daher auch die Bezeichnung Katzengold. Gold ist jedoch viel weicher und dehnbar und es hat goldgelben Strich. Bedingt durch sein kubisches Kristallsystem bildet Pyrit meist Würfel aus, die im Normalfall eine typische Streifung (Wachstumsstreifung bzw. die sogenannte Kombinationsstreifung) aufweisen. Die häufigsten Formen sind neben dem Würfel der Oktaeder sowie vielfältige Verzwilligungen dieser Formen. Pyrit ist eine Modifikation von Markasit. Pyrit wird zur Herstellung von Schwefelsäure (H2SO4) genutzt. Der dabei entstehende Abröstungsrückstand wird dann in der Eisengewinnung, als Polierpulver oder als Farbbestandteil verwendet. Je nach Gehalt der Nebenbestandteile wird Pyrit auch als Kupferoder Golderz abgebaut. 31 Markasit FeS2 Eigenschaft: opak Farbe: gegenüber Pyrit eher grünlichgelb, Metallglanz Strich: grünlich bis schwarzgrau Dichte: 4,8 – 4,9 g/cm3 Härte: 6 – 6,5 Spaltbarkeit: unvollkommen Markasit besitzt eine niedrige Bildungstemperatur und entsteht meist aus sauren Lösungen. Oberhalb von ca. 400 °C geht der orthorhombische Markasit durch einen Umbau im Kristallsystem in den kubischen Pyrit über. Markasit ist nicht so verbreitet wie Pyrit. Auf manchen hydrothermalen Erzgängen (Clausthal) und als Konkretionen in Sedimenten. Markasit entsteht bei niedrigen Temperaturen unter 300 oC. Seine äußere Erscheinungsform ist sehr vielfältig. Sie reicht von sehr kleinen, Himbeer-artigen Gelausscheidungen in Sedimenten (sog. Framboide) bis hin zu sehr komplizierten Durchwachsungszwillingen in sedimentären Konkretionen. Beim knollenförmigen Habitus zeigen Bruchflächen einen radialstrahligen (Strahlen, die vom Mittelpunkt nach allen Seiten ausstrahlen) internen Aufbau. Außerdem gibt es mannigfaltige Pseudomorphosen des Markasits nach den Formen anderer Minerale. Die Verwendung ist ähnlich der von Pyrit. Gelegentlich wird er auch als Schmuckstein verkauft, zerfällt jedoch schnell unter Bildung von schwefliger Säure. 32 3. Halogenide Halit, Sylvin, Carnallit, Fluorit Eigene Notizen: 33 Die Minerale dieser Gruppe sind Chloride und Fluoride von Alkali- und Erdalkalielementen. Brom und Iod bilden keine eigenen Verbindungen als Minerale. Die Kristallgitter der hier näher betrachteten Minerale Halit, Sylvin und Fluorit sind in der höchstmöglichen Symmetrie angeordnet. Diese Minerale zeigen eine ausgeprägte Spaltbarkeit. Sie sind entweder farblos oder allochromatisch, das heißt durch Fremdionen oder Fremdeinschlüsse gefärbt. Charakteristisch für diese Gruppe ist auch die geringe Dichte der einzelnen Minerale. 34 Steinsalz (Halit) NaCl Eigenschaft: durchsichtig, leicht wasserlöslich, salziger Geschmack Farbe: farblos, bisweilen rot, gelb, braun, grau durch Beimengungen Dichte: 2,1 – 2,2 g/cm3 Härte: 2 Die Färbung von Halit ist bei Einschlüssen von Limonit gelblich und durch Hämatit rötlich, grau durch Toneinschlüsse, braunschwarz durch Bitumen. Durch radioaktive Bestrahlung kann es zu Fehlern im Kristallgitter kommen, die als blaue oder violette Verfärbungen in Erscheinung treten. Steinsalz ist das Hauptmineral in Evaporit-Lagerstätten. Diese entstehen, wenn in nahezu abgeschlossenen Meeresbecken die Verdunstung des Meerwassers größer ist als Zufluss plus Niederschlag und die im Meerwasser gelösten Ionen als Verbindungen ausfallen. Verwendet wird Halit als Speisesalz und Streusalz. 35 Sylvin KCl Nebenbestandteile: Rb, Cs Eigenschaft: bitterer Geschmack Farbe: mit Halit vergleichbar Dichte: 1,99 g/cm3, geringer als die von Halit Härte: 2 Spaltbarkeit: vollkommen Unterscheidungskriterien gegenüber Halit sind der bittersalzige Geschmack und die rötlichviolette Flammenfärbung des Kaliums. Durch Farbe und Habitus kann Sylvin nicht von Halit unterschieden werden. In Salzlagerstätten enthält der Sylvin nur wenig Na. Es können anstatt K auch Spuren von Rb oder Cs eingebaut werden. Es handelt sich um ein Kali- oder Edelsalz. Wie Steinsalz ist der Sylvin ein Mineral der Evaporit-Lagerstätten und bildet sich dort als eines der letzten Minerale. Es kann entweder primär durch Evaporation oder aber sekundär aus Carnallit entstehen. Sylvin und Carnallit sind als Kalium-Träger von großer wirtschaftlicher Bedeutung und finden z. B. bei der Düngemittel- und in der Glasherstellung Verwendung. 36 Carnallit KMgCl3 · 6 H2O Eigenschaft: stark hygroskopisch, starke Phosphoreszenz Farbe: farblos, meist aber weiß, rosa, grau, rot, braun, blau oder gelb, Fettglanz Dichte: 1,6 g/cm3 Härte: 1,5 – 2 Spaltbarkeit: keine Carnallit bildet sich als eines der letzten Minerale in der Evaporit-Abfolge und zählt zu den Kali- bzw. Edelsalzen. Das Vorkommen ist auf sedimentäre Salzlagerstätten beschränkt. Er bildet zusammen mit Halit (NaCl), Kainit (KMg[Cl|SO4]·3H2O) und Kieserit (MgSO4·H2O) plus Anhydrit (CaSO4) das K-Salzgestein Carnallitit (Kalisalz). Es ist das wichtigste primäre Kalisalz in den deutschen Kalisalzlagerstätten. Wichtige Fundorte sind auch Suria (Spanien), Kalusz (Ukraine) und Benghasi (Libyen). Es hat einen stark bitteren Geschmack. An der Atmosphäre nimmt Carnallit Wasser aus der Luft auf und zerfließt unter Abscheidung von Sylvin. Austausch der Cl- - Ionen durch Br- Ionen führt zur Varietät Bromcarnallit. Dieser wurde eine Zeit lang zur Gewinnung von Brom genutzt, dies ist jedoch nicht mehr wirtschaftlich. Carnallit wird zur Herstellung von Kaliumdünger verwendet. 37 Fluorit (Flussspat) Farbe: CaF2 in fast allen Farben vorkommend, meist grün, violett, farblos, gelb, rosa Dichte: 3 – 3,5 g/cm3 Härte: 4 Spaltbarkeit: vollkommen Die Färbung von Fluorit ist meist blass. Für die Farbunterschiede gibt es unterschiedliche Ursachen, z.B. Einbau von Spurenelementen oder radioaktive Bestrahlung. Flussspat kommt als pneumatolytische Bildung in Gängen und Imprägnationen, in hydrothermalen Gängen sowie schichtgebunden in Sedimenten vor. Letztere Vorkommen gewinnen als Lagerstätten immer größere Bedeutung. Vorkommen in Harz und Erzgebirge auf Gängen. Im Abbau sind große Lagerstätten in China. Bei xenomorphem Habitus ist die Unterscheidung des kubischen Fluorits von dem trigonalen Tiefquarz schwierig. Hier hilft die Ritzprobe, da Fluorit deutlich weicher als Quarz ist. Fluorit wird zur Senkung von Schmelzpunkten, zur Herstellung von Fluorchemikalien (z. B. Flusssäure) und in der Glasindustrie verwendet. 38 4. Oxide, Hydroxide 4.1 XO2-Verbindungen Quarz, Rutil, Zinnstein, Pyrolusit, Pechblende, Wolframit Eigene Notizen: 39 Quarz SiO2 Tief-Quarz: Eigenschaft: Glasglanz, Fettglanz auf Bruchflächen Farbe: reiner Quarz ist farblos Dichte: 2,65 g/cm3 Härte: 7 Spaltbarkeit: fehlt, bis auf seltene Ausnahmen Quarz wird auf Grund seiner chemischen Zusammensetzung zu den Oxiden gestellt, dort gelegentlich auch als eigene Gruppe („Quarzgruppe“) geführt. Der innere Aufbau von Quarz entspricht der von Gerüstsilikaten (Tektosilikaten). Durch die elektrostatisch ausgeglichene Struktur kommt es zu keinem Einbau von Kationen in der Quarzstruktur. Bei allen Gerüstsilikaten wird neben dem vierwertigen Silizium auch dreiwertiges Aluminium in die Tetraeder eingebaut. Damit die Struktur wieder neutral wird, werden Kationen eingebaut. Der innere Aufbau von Quarz führt gelegentlich zu einer Einordnung desselben bei den Tektosilikaten, dies ist aus oben genannten Gründen jedoch nicht haltbar. Quarz ist ein sehr weit verbreitetes gesteinsbildendes Mineral der gesamten kontinentalen Erdkruste. Er kommt in felsischen Magmatiten (Granite etc.), Metamorphiten (Gneise etc.) und klastischen Sedimenten (Sandsteine etc.) vor. Dort ist er in der Regel xenomorph ausgebildet und fast immer ein wenig trüb durch Einschlüsse. Klare Kristalle kommen meist nur als sekundäre Bildungen auf Klüften und in Form anderer Neubildungen in Hohlräumen vor. 40 Die Quarzgruppe, SiO2 Modifikation Kristallsystem Dichte (g/cm3) Tief-Quarz trigonal 2,65 Hoch-Quarz hexagonal 2,53 Tief-Tridymit monoklin 2,27 Hoch-Tridymit hexagonal 2,26 Tief-Cristobalit tetragonal 2,32 Hoch-Cristobalit kubisch 2,20 Coesit monoklin 3,01 Stishovit tetragonal 4,35 Opal (SiO2 · nH2O) amorph 2,1 – 2,2 p-T-Diagramm der SiO2-Modifikationen Das Diagramm gibt an, bei welchem Druck und welchen Temperaturen eine bestimmte Modifikation stabil ist. Nach Farbe, Ausbildung und anderen Aspekten werden unterschiedliche Varietäten des TiefQuarzes unterschieden, wie zum Beispiel: Bergkristall: klar, durchsichtig Rauchquarz: rauchbraun; Färbung entsteht durch Punktdefekte bedingt durch radioaktive Strahlung Citrin: zitronengelb; Strukturbaufehler und ionisierte Strahlung oder Fe3+ Amethyst: violett; Einlagerungen von Fe4+ und radioaktive Bestrahlung 41 Rosenquarz: rosarot; Spuren von Ti4+ und Mn3+ Tigerauge: bronzegelb schillernd; Oxidation von enthaltenem Amphibolasbest Milchquarz: milchig-trüb; Flüssigkeitseinschlüsse Gemeiner Quarz: farblos, trüb, grau; durch das Wachstum weitere Unterteilungen in Varietäten wie z. B. Kappenquarz, Sternquarz Tridymit und Cristobalit sind selten. Sie kommen in manchen Vulkaniten vor und gelegentlich in Sedimenten. Coesit und Stishovit sind Hochdruck-SiO2-Modifikationen. Stishovit entsteht durch den hohen Druck, der beim Aufprall eines Meteoriten in ImpaktKratern auftritt. Coesit tritt in manchen Ultrahochdruckgesteinen auf. Opal ist eine Gel-artige SiO2-Modifikation, deren Vorkommen auf den sedimentären Bereich beschränkt ist. Dort findet man ihn in Form von Feuersteinen (Flint) und manchmal als Edelsteinvarietät in Mergeln (Australien). Die Farben des Edelsteins Opal werden hervorgerufen durch orientierte Einlagerungen von H2O-Molekülen, die das typische Opalisieren bewirken. Chalzedon ist schlecht kristallisierter, faserförmiger Tief-Quarz. Chalzedon-Aggregate in ehemaligen Blasenräumen von Vulkaniten werden als Achat bezeichnet. Wässrige Lösungen füllen die Blasenhohlräume aus, kühlen ab, die Flüssigkeit verflüchtig sich und die Ablagerungen füllen die Gasblase aus. Da sich dieser Vorgang mehrfach wiederholt, kommt es durch unterschiedliche farbgebende Minerale zu unterschiedlichen Ablagerungsschichten. Diese Schichten können als Wasserwaage genutzt werden, um die ursprüngliche Lagerung des Gesteins zu bestimmen. Einlagerungen von Eisen-Oxiden oder –Hydroxiden rufen vielfältige Färbungen hervor. Quarz wird in der Glasherstellung, als Baustoff (Sand) und das Silizium aus dem Quarz in der Halbleiterindustrie verwendet. Auf Grund der vielen Modifikationen und Varietäten wird Quarz häufig als Schmuckstein verwendet. 42 Rutil TiO2 Nebenbestandteile Fe2+, Fe3+, Nb, Ta Farbe: dunkelrot, braun, gelblich, seltener schwarz, durchscheinend Strich: gelblich bis bräunlich Dichte: 4,2 – 4,3 g/cm3 Härte: 6 – 6,5 Spaltbarkeit: vollkommen Manche Rutile weisen Gehalte von Fe2+, Fe3+, Nb und Ta auf. Modifikationen von Rutil sind der Anatas und der Brookit. Rutil ist ein Durchläufer in vielen felsischen Magmatiten (Granite etc.), dabei ist er meist nur als ein mikroskopischer Gemengteil sichtbar. In Form von dünnen Nädelchen in Sedimentgesteinen wie Tonschiefern. In metamorphen Gesteinen können größere Kristalle wachsen, so auch in manchen Pegmatiten. Auf sekundärer Lagerstätte als Gemengteil von Sanden. Das wichtigste Ti-Mineral nach Ilmenit. Industriell hergestellt als weißes Farbpigment (Titanweiß) genutzt. Synthetischer Rutil wird als Diamantersatz verwendet. 43 Kassiterit (Zinnstein) SnO2 Nebenbestandteile Fe2+, Fe3+, Ti , Nb, Ta, Zr Farbe: gelbbraun bis schwarzbraun, auf Bruchflächen Fettglanz Strich: gelb bis farblos Dichte: 6,8 – 7,1 g/cm3 Härte: 6–7 Spaltbarkeit: bisweilen angedeutet Der Sn-Gehalt ist meist geringer als der theoretische Wert von 78,8 %. Dies liegt an dem Austausch einiger Sn-Ionen durch Fremdionen wie Fe2+, Fe3+, Ti , Nb, Ta und Zr. In Pegmatitgängen, als Gemengteil in pneumatolytischen Gängen und als disseminierte Verteilung in einigen oberflächennahen Magmatiten; gelegentlich auch in hydrothermalen Gängen zusammen mit Sulfiden (Bolivien), entsteht primär bei der Bildung von Greisen (wie z. B. in Portugal). Durch die hohe Dichte als Schwermineral auf sekundärer Lagerstätte als Seifen-Zinn (Malaysia). Wichtigstes Zinn-Erzmineral. Idiomorphe Kristalle bilden Dipyramiden aus. Zinn wird zur Herstellung von Weißblech, Lötzinn und als Bestandteil von Bronze verwendet. 44 Pyrolusit MnO2 (Braunstein, Schwarzer Glaskopf) Farbe: dunkelgrau, Metallglanz, opak Strich: schwarz Dichte: 4,7 – 5,1 g/cm3 je nach Beschaffenheit Härte: nicht bestimmbar, 2 – 6,5 Spaltbarkeit: an Kristallen deutlich Der Mn-Gehalt kann bis ca. 63 % betragen; meist mit zahlreichen fremden Beimengungen. Pyrolusit ist Bestandteil von Verwitterungserzen, oft neben dem Mineralgemenge Limonit, sedimentär. Pyrolusit war ein bedeutendes Erzmineral im Ilfelder Becken, Harz. Aus Gelen gebildete Pyrolusite treten als sog. Schwarzer Glaskopf auf. Die häufigsten Braunstein-Lager befinden sich in Form von Mangan-Knollen auf dem Meeresboden fast aller Ozeane. Es handelt sich um das wichtigste Mn-Erzmineral. Mangan wird als Stahlveredelungsmetall, für Legierungen und in der chemischen Industrie verwendet. 45 Uraninit UO2 (Pechblende, Uranpecherz) Eigenschaft: stark radioaktiv Farbe: schwarz, halbmetallischer bis pechartiger Glanz Strich: bräunlichschwarz Dichte: 10,6 g/cm3 Härte: 5–6 Spaltbarkeit: deutlich Die Dichte von diesem wichtigsten Uranerz ist bedingt durch das hohe Atomgewicht des U. Traubig-nierig ausgebildetes Uranpecherz hat 6,5 – 8,5 g/cm3. UO2 ist ein wichtiges Uran-Erzmineral. Es ist oft an alte Sedimente des Proterozoikums gebunden. Seine Bildung beruht auf der guten Löslichkeit des Urans im 6-wertigen Zustand als Uranyl-Komplex (UO22+), welches beim Übergang in reduzierende Milieus als UO2 abgeschieden wird. Weitere wichtige Vorkommen sind an Granite gebunden (Limosin, Frankreich), auch als Gangvererzungen im Erzgebirge vorkommend. 46 Wolframit Farbe: schwarz, blendeartiger Glanz Strich: braun bis braunschwarz Dichte: 6,7 – 7,5 g/cm3 Härte: 4 – 4,5 (Fe,Mn)WO4 Spaltbarkeit: vollkommen Wolframit bildet eine vollständige Mischkristallreihe zwischen den beiden Endgliedern FeWO4 (Ferberit) und MnWO4 (Hübnerit), wobei die reinen Endglieder eher seltener vorkommen. In älterer Literatur wird Wolframit zu den Wolframaten (6. Klasse Einteilung der Minerale: Sulfate, Chromate, Molybdate und Wolframate) gezählt. Auf Grund der inneren Struktur gehört dieses Mineral jedoch zu den 1:2 Oxiden. Wolframit und Scheelit (CaWO4) sind die bedeutendsten Wolframerzminerale. Wolframit entsteht in pneumatolytischen Gängen im Bereich felsischer Plutonite (Beispiel: Panasqueira, Portugal; China) in Paragenese mit Kassiterit (siehe Greise). Begleitminerale sind Molybdänit und Pyrit. Als Schwermineral auch sekundär in Seifen zu finden. Wolfram findet Verwendung als Legierungsmetall und in Glühfäden. Als Wolframcarbid für die Herstellung von Spezialbohrkernen genutzt. 47 4. Oxide, Hydroxide 4.2 X2O3-Verbindungen Korund, Hämatit, Ilmenit Eigene Notizen: 48 (gemeiner) Korund Farbe: Al2O3 farblos bis gelblich- oder bläulichgrau (gemeiner Korund) Rubin: rot Saphir: blau Dichte: 3,9 – 4,1 g/cm3 Härte: 9 Spaltbarkeit: sehr schlecht Korund kommt akzessorisch in Pegmatiten und in Gesteinen der Kontakt- und Regionalmetamorphose vor. Seine Bildung erfordert hohe Al-Gehalte im Gestein. Edle Varietäten (Rubin, Saphir) kommen in Metamorphiten (z. B. Kenia) und Kalksteinen vor, meist aber sekundär als Bestandteil von Edelsteinseifen (Sri Lanka) angereichert (Schwermineral, sehr hart, verwitterungsbeständig). Durch Chrom fährt sich der Korund rot, durch die Mischung von Eisen und Titan blau. Korund wird als Schleifmittel und besonders reine Stücke als Edelsteine verwendet. Synthetische Korunde dienen als Schmucksteine und werden für Präzisionsinstrumente genutzt. 49 Hämatit Fe2O3 (Eisenglanz, Roteisenerz) Farbe: in dünnen Blättchen rot durchscheinend, sonst grau oder rotbraun Strich: kirschrot Dichte: 5,2 g/cm3 Härte: 5–6 Spaltbarkeit: Ablösung durch Translation bei blättrigem Hämatit Kristalle rötlich-grau bis eisenschwarz, mitunter bunte Anlauffarben. Als rot färbendes Pigment gibt es zahlreichen Mineralen und Gesteinen ihre rötliche Färbung. Kristalle und Kristallaggregate besitzen Metallglanz und sind opak, die dichten und erdig-zerreiblichen Massen sind rot gefärbt und nichtmetallisch glänzend (Roter Glaskopf). Hämatit kommt in hydrothermalen und pneumatolytischen Gängen, metasomatisch in Kalksteinen (z.B. auf der Insel Elba), als Gemengteil in Banded-Iron-Formationen (z.B. in Minas Gerais, Brasilien; Hamersley Range, Australien) häufig in Wechsellagerung mit metamorphen Gesteinen vor. Sekundär kann er sich aus Magnetit bilden. Durch Verwitterung geht er langsam in das Mineral-Gemenge Limonit über. Hämatit enthält in reinem Zustand ca. 70 % Fe. Er ist eines der wichtigsten Eisenerze und wird hauptsächlich zur Gewinnung von Stahl und Gusseisen, in geringerem Umfang als Grundlage für Farben verwendet. 50 Ilmenit (Titaneisenerz) FeTiO3 Nebenbestandteile Mn, V, Al Farbe: braunschwarz bis grau, auf frischem Bruch Metallglanz Strich: schwarz Dichte: 4,5 – 5 g/cm3 Härte: 5–6 Spaltbarkeit: fehlt Ilmenit ist das wichtigste Ti-Erzmineral. Als Kristallisationsprodukt mafischer magmatischer Gesteine (Tellnes, Norwegen), akzessorisch in vielen magmatischen Gesteinen; sekundär als Ilmenitsand an Meeresküsten (z.B. Sri Lanka). Ilmenit wird als Stahlveredelungsmetall, für Legierungen im Flugzeugbau und als schwarzes Farbpigment verwendet. Durch das enthaltene Titan wird Ilmenit selten als Eisenerz verarbeitet, da die Schlacke bei der Verhüttung zu viskos wird. 51 4. Oxide, Hydroxide 4.3 XY2O4-Verbindungen Spinell, Magnetit, Chromit Eigene Notizen: 52 Spinell MgAl2O4 Nebenbestandteile Fe, Cr, Ni Farbe: in vielen Farben durchsichtig bis durchscheinend, meist Glasglanz Dichte: 3,8 – 4,1 g/cm3 Härte: 7,5 – 8 Spaltbarkeit: angedeutet Durch die unterschiedlichen Farben gibt es verschiedene Varietäten, wie den edlen Spinell, der besonders rot, blau aber auch grün sein kann. Der tiefrot gefärbte edle Spinell ist ein wertvoller Edelstein mit Namen Pleonast. Überwiegend als Durchläufer in metamorphen Gesteinen (z. B. in Sri Lanka und Thailand), als Schwermineral sekundäre Anreicherung in Seifen. Fast hauptsächlich wird Spinell als Edelstein verwendet, sehr unreine Stücke werden selten zu Schleifmittel verarbeitet. Es können Verwechslungen mit Rubinen auftreten. 53 Magnetit Fe3O4 Nebenbestandteile: Mg, Al, Cr, Ti Eigenschaft: stark ferromagnetisch Farbe: schwarz, stumpfer Metallglanz Strich: schwarz Dichte: 5,2 g/cm3 Härte: 6 Spaltbarkeit: Teilbarkeit andeutungsweise Gesamt-Fe bis 72,4 %, häufig etwas Mg oder Mn anstelle von Fe. Als Differentiationsprodukt basischer Magmatite bildet Magnetit bedeutende Erzlagerstätten, aber auch mit Hämatit zusammen in BIFs, kontaktmetasomatisch in Skarnen. Ist als Nebengemengteil in vielen Gesteinen zu finden. Große Lagerstätten in Nordschweden (Kiruna). Durch seine weite Verbreitung und die magnetischen Eigenschaften dient es zur Rekonstruktion von Paläomagnetismus. Nach Hämatit ist Magnetit mit einem Eisengehalt von bis zu 70 % das zweitwichtigste Eisenerz. Es wird auch im Bereich des Elektromagnetismus verwendet. 54 Chromit (Chromeisenerz) FeCr2O4 Farbe: schwarz bis bräunlichschwarz Strich: dunkelbraun Dichte: 4,6 g/cm3 Härte: 5,1 Spaltbarkeit: fehlt Der Glanz des Chromits kann halbmetallisch bis metallisch sein; Chromit ist in dünnen Splittern durchscheinend. In band- oder nesterförmiger Anordnung in ultramafischen Gesteinen. Chromit wird als magmatisches Frühdifferentiat ausgeschieden und kann wegen seiner hohen Dichte in tiefen Bereichen von Magmakammern angereichert sein (z.B. Bushveld-Komplex, Südafrika). Auch als kompakter Chromeisenstein. Es kann in Serpentiniten vorkommen. Sekundär als Seifenmineral gelegentlich zusammen mit gediegen Platin. Chromit ist das wichtigste Chrom-Erzmineral. Chrom wird zur Stahlveredelung, für Fe-NiLegierungen und zum Verchromen verwendet. 55 4. Oxide, Hydroxide 4.4 Hydroxide Goethit, Lepidokrokit, Limonit, Bauxit Eigene Notizen: 56 Goethit (Nadeleisenerz) α-FeOOH Nebenbestandteile B, Si, P, Mn, Al, V Farbe: schwarzbraun bis lichtgelb, matt oder erdig, in Splittern braun durchscheinend Strich: braun bis gelblich Dichte: 4,5 g/cm3 im Mittel Härte: 5 – 5,5 Spaltbarkeit: vollkommen Als typische Verwitterungsbildung anderer Eisenminerale, daneben sedimentäre Eisensteine bildend. Besonders im „Eisernen Hut“ von primären Sulfid-Eisenerzlagerstätten. Der Eisengehalt von 62 % wird durch absorbiertes und kapillar eingebautes Kristallwasser verringert. Historisch als Eisenmineral von Bedeutung, mittlerweile unwirtschaftlich. Vorkommen gibt es z. B. in Salzgitter (Niedersachsen/Deutschland). 57 Lepidokrokit (Rubinglimmer) Farbe: γ-FeOOH in Splittern gelbrot durchscheinend, metallischer Glanz Strich: bräunlichgelb bis orangebraun Dichte: 4,0 g/cm3 Härte: 5 Spaltbarkeit: vollkommen Viele Eigenschaften sind denen des Goethit sehr ähnlich. Lepidokrokit ist seltener als Goethit, entsteht aber ebenso als Verwitterungsprodukt Fe-haltiger Minerale und Gesteine, besonders im „Eisernen Hut“ von primären Sulfid-Eisenerzlagerstätten. Bei lokaler Anhäufung als Eisenerz abgebaut. 58 Limonit (Brauneisenerz) Farbe: hell- bis dunkelbraun, schwarz Strich: gelbbraun Dichte: ca. 4 g/cm3 Härte: 5 – 5,5 Spaltbarkeit: keine Limonit ist ein Mineralgemenge aus FeOOH-Mineralen, Tonmineralen und amorphen Fe(OH)3 · aq. Es entsteht durch Verwitterung von Eisenmineralen, typisch im Bereich des „Eisernen Hutes“ zu finden. Wird in subtropischen/tropischen Klimaten auch durch Verwitterung eisenhaltiger Carbonate und Silikate gebildet. Das Mineral kann in schlackeartiger Form vorliegen als Brauner Glaskopf oder in derber Form als Brauneisenstein. Der Eisengehalt ist mit 30 – 40 % meist sehr gering. Bei Chrombeimengung für die Verhüttung im Hochofen ungeeignet. Verwendet als Farbpigment (Brauner Ocker). 59 Bauxit Farbe: meist braun, gelblichbraun Strich: gelblichbraun Dichte: variabel Härte: variabel Spaltbarkeit: keine Bauxit ist ein kompliziertes Mineralgemenge, das als Hauptbestandteile Gibbsit (Al(OH)3), Diaspor (γ-AlOOH) und Böhmit (α-AlOOH), daneben Tonminerale und Limonit enthält. Bauxit bildet sich als Verwitterungsrückstand, welcher bei tropischen Bedingungen aus mafischen Magmatiten unter vollständiger Abfuhr des SiO2, großer Teile des Eisens und anderer Kationen entsteht. Wichtige Lagerstätten waren die bei Les Beaux (Frankreich). Heute wird Bauxit in großen Mengen in Queensland (Australien) und in Brasilien abgebaut. Bauxit dient zur Gewinnung von Aluminium, außerdem wird es für die Herstellung synthetischen Korunds, von Spezialkeramik und von Schleif- oder Poliermitteln benötigt. 60 5. Karbonate 5.1 Calcit-Reihe Calcit, Rhodochrosit, Siderit, Magnesit Calcit-Reihe (Wasserfreie Karbonate): Ionenradius Calcit CaCO3 Ca2+ 1,06 Å Rhodochrosit MnCO3 Mn2+ 0,91 Å Siderit FeCO3 Fe2+ 0,83 Å Smithsonit ZnCO3 Zn2+ 0,83 Å Magnesit MgCO3 Mg2+ 0,78 Å Eigene Notizen: 61 Calcit (Kalkspat) CaCO3 Nebenbestandteile Fe, Mn, Mg Eigenschaft: starke Doppelbrechung Farbe: im allg. farblos, milchigweiß, durchscheinend bis klar durchsichtig Dichte: 2,71 g/cm3 Härte: 3 Spaltbarkeit: vollkommen Calcit gehört in körnig-spätiger Ausbildung zu den verbreitetsten Mineralen, insbesondere durch seine Eigenschaft als gesteinsbildendes Mineral in Kalksteinen. Durch organische Einschlüsse kann der Calcit eine braune bis schwarze Färbung aufweisen. Gemengteil in vielen Kalksintern und Thermalabsätzen, soweit nicht Aragonit (Hochdruckmodifikation von CaCO3). Als Bestandteil von Tropfstein, als Gangmineral in Erzlagerstätten und als Kluftfüllung. Gesteinsbildend in Marmoren und Karbonatiten. Calcit wird chemisch durch Evaporation ausgefällt oder bildet sich biogen als Hartteile von Organismen. Die Ausfällung im Meer wird durch die CCD begrenzt. Calcit reagiert heftig mit (verdünnter) Salzsäure unter Bildung von Kohlenstoffdioxid: CaCO3 + 2HCl CO2 + CaCl2 + H2O. Die Varietät Isländischer Doppelspat wird in der optischen Industrie verwendet. Kalkstein wird in der Bauwirtschaft (Zement, Stuck, Naturstein), in der chemischen Industrie und als Düngemittel genutzt. 62 Rhodochrosit (Manganspat) Farbe: MnCO3 blassrosa über rosarot bis himbeerfarben (Himbeerspat) Dichte: 3,5 – 3,6 g/cm3 Härte: 3,5 – 4 Spaltbarkeit: vollkommen Strich: weiß Vorkommen als hydrothermales Gangmineral, wie z. B. in Butte in Montana (USA). Produkt der Oxidationszone. Bildet Paragenesen unter anderem mit Baryt, Fluorit und Calcit. Rhodochrosit bildet eine lückenlose Mischkristallreihe mit Smithsonit (Zinkspat Zn[CO3]). Selten als Schmuckstein verwendet. In abbauwürdigen Mengen durch den hohen Mangangehalt von ca. 47 % als Mn-Erz abgebaut. Mangan wird in der Stahlindustrie und für Legierungen verwendet. 63 Siderit (Eisenspat) FeCO3 Nebenbestandteile Mn, Ca, Mg Farbe: lichtgraugelb, mit zunehmender Oxidation gelblich bis gelbbraun und später dunkelbraun Dichte: 3,7 – 3,9 g/cm3 Härte: 3,5 – 4 Spaltbarkeit: vollkommen Gewöhnlich liegt der Fe-Anteil bei 48,2 % mit zusätzlichen Gehalten von Mn und etwas Ca, teilweise auch Mg. Mit Rhodochrosit (MnCO3) besteht eingeschränkte Mischbarkeit, mit Magnesit eine lückenlose Mischkristallreihe. In hydrothermalen Gängen vorhanden, teilweise auch metasomatisch, metamorph oder sedimentär. Bei Verwitterung in Limonit übergehend. Lokal angereichert ein wichtiges FeErz. Leicht zu verhütten. 64 Magnesit Farbe: MgCO3 farblos, grau - gelblichweiß, grauschwarz auf Spaltflächen Dichte: 3,0 g/cm3 Härte: 4 – 4,5 Spaltbarkeit: vollkommen Dieses Mineral besitzt einen Glas- oder Perlmutterglanz. Fe-haltiger Magnesit wird als Breunnerit bezeichnet. Vorkommen als Spatmagnesit im Verband mit Dolomitgestein und Kalksteinen, als Gelmagnesit in Trümmern oder Einschaltungen in Serpentingesteinen als deren Zersetzungsprodukt. Auf großen metasomatischen Lagerstätten aus der Reaktion von Dolomit nach: CaMg(CO3)2 + Mg2+ 2MgCO3 + Ca 2+. Auch metamorph. Durch Brennen bei etwa 1800 °C wird Magnesit zu Sintermagnesit MgO und nach Vermischen mit Wasser zu Ziegeln und Tiegeln geformt. Die Ziegel dienen zum Auskleiden von Hochöfen, da Magnesit ein sehr feuerfestes Material ist. Durch die Gewinnung von MgCl2-Lauge aus dem Magnesit (Brennen bei 800 °C + Entfernen des CO2) kann Sorelzement hergestellt werden. Dieser dient zur Herstellung feuerfester Baumaterialien und Isoliermassen. Magnesit wird nicht zur Gewinnung von Magnesium verwendet, denn dieses wird aus Rückständen der K-Mg-Salz-Verarbeitung oder aus dem Meerwasser gewonnen. 65 5. Karbonate 5.2 Aragonit-Reihe Aragonit Aragonit-Reihe (Wasserfreie Karbonate): Ionenradius Aragonit CaCO3 Ca2+ 1,06 Å Strontianit SrCO3 Sr2+ 1,27 Å Cerussit PbCO3 Pb2+ 1,32 Å Witherit BaCO3 Ba2+ 1,43 Å Eigene Notizen: 66 Aragonit CaCO3 Nebenbestandteile Sr Farbe: farblos bis zart gefärbt, durchsichtig bis durchscheinend Dichte: 2,95 g/cm3 Härte: 3,5 – 4 Spaltbarkeit: undeutlich Durch die dichtere Kristallstruktur von Aragonit ist das Mineral im Vergleich zu Calcit bei gleichbleibender Dichte etwas härter. Die Reaktion bei Kontakt mit verdünnter Salzsäure entspricht der von Calcit. Er ist viel seltener als Calcit und nur begrenzt gesteinsbildend; besitzt Glasglanz auf seinen Kristallflächen und Fettglanz auf den Bruchflächen; in Hohlräumen vulkanischer Gesteine, als Bestandteil von Sinterkrusten oder als Sprudelstein aus heißen Quellen oder Geysiren abgesetzt, organogen als Perlmutterschicht natürlicher Perlen und der Schalen mancher Mollusken. Selten als Schmuckstein verwendet. 67 5. Karbonate 5.3 Dolomit-Reihe Dolomit Dolomit-Reihe (Wasserfreie Karbonate): Ionenradius Dolomit Ionenradius CaMg(CO3)2 Ca2+ 1,06 Å Mg2+ 0,78 Å CaFe(CO3)2 Ca2+ 1,06 Å Fe2+ 0,83 Å Eigene Notizen: 68 Dolomit (Bitterspat) CaMg(CO3)2 Nebenbestandteile Fe, Mn Farbe: farblos, weiß, auch gelblich bis bräunlich, manchmal braunschwarz Dichte: 2,9 – 3 g/cm3 Härte: 3,5 – 4 Spaltbarkeit: vollkommen Im Gegensatz zu Calcit wird der Dolomit kaum von kalten, verdünnten Säuren angegriffen. Wichtiges gesteinsbildendes Mineral, in Kalksteinen und Marmoren auch neben Calcit auftretend, als Gangart in Erzgängen, als metasomatisches Verdrängungsprodukt in Kalkstein, wobei maximal die Hälfte der Ca-Ionen durch Mg-Ionen ausgetauscht ist. Dieser Vorgang wird als Dolomitisierung bezeichnet. Dolomite sind Produkte der Diagenese in offenen Systemen mit Meerwasserzufluss nach der Reaktion: 2CaCO3 + Mg2+ CaMg(CO3)2 + Ca2+. Die Reaktion von Dolomit mit verdünnter Salzsäure ist deutlich abgeschwächter als bei Calcit, mit Dolomitpulver deutlich stärker als bei festem Dolomit. Das Mineral wird als Rohstoff in der Feuerfest- und Baustoffindustrie verwendet. Da Dolomit sehr porös ist, ist er ein ideales Speichergestein für Kohlenstoffe. 69 5. Karbonate 5.4 Malachit-Azurit-Reihe Malachit, Azurit Malachit-Azurit-Reihe (Wasserhaltige Karbonate mit (OH-)): Malachit Cu2 [(OH)2 / CO3] Azurit Cu3 [(OH) / CO3]2 Eigene Notizen: 70 Malachit Farbe: CuCO3 · Cu(OH)2 dunkelgrün bis hellgrün, Glasoder Seidenglanz Dichte: 4 g/cm3 Härte: 3,5 – 4 Spaltbarkeit: {201} gut, {010} deutlich Malachit ist ein verbreitetes Kupfermineral mit einem Cu-Gehalt von 57,4 %. Es kommt als Sekundärmineral in Paragenese mit Azurit in der Oxidationszone von primären Kupfererzen vor, ist jedoch häufiger als Azurit. Weitere Vorkommen gibt es als Imprägnation von Sandsteinen. Typisch ist der deutlich ausgebildete Pleochroismus. Malachit wird als Schmuckstein und zur Herstellung von Ziergegenständen verwendet. Nur örtlich wichtiges Kupfererz. 71 Azurit Farbe: 2CuCO3 · Cu(OH)2 azurblau bis hellblau, Glasglanz, durchscheinend Dichte: 3,8 g/cm3 Härte: 3,5 – 4 Spaltbarkeit: ziemlich vollkommen Azurit kommt sekundär als Oxidationsprodukt der Oxidationszone von Kupfererzen und als Imprägnation von Sandsteinen vor. Durch Wasseraufnahme kommt es häufig zu einem Übergang zu Malachit. Es gibt Pseudomorphosen von Malachit nach Azurit. Im Mittelalter als Farbpigment verwendet. Sehr selten genutzt als Schmuckstein. 72 6. Sulfate, Wolframate 6.1 Sulfate Baryt, Anhydrit, Gips Wasserfreie Sulfate: Baryt BaSO4 Coelestin SrSO4 Anglesit PbSO4 Anhydrit CaSO4 Wasserhaltige Sulfate: Gips CaSO4 · 2H2O Eigene Notizen: 73 Baryt (Schwerspat) BaSO4 Nebenbestandteile Sr Farbe: farblos, weiß oder in verschiedenen blassen Farben Dichte: 4,5 g/cm3 Härte: 3 – 3,5 Spaltbarkeit: sehr vollkommen bis vollkommen Die Dichte von Baryt ist auffallend hoch und diagnostisch verwertbar. Meistens körnige, blättrige oder tafelige Kristalle in halbkugelförmigen Verwachsungen (Barytrosen). Bei der Bildung von Baryt kann Sr das Ba diadoch ersetzen. Verbreitetes Mineral, entsteht hydrothermal bei niedrigen Temperaturen, in Gangform oder als Gangart Bestandteil von Erzgängen und submarin-vulkanogenen Sulfiderz-Lagerstätten, in flözartigen Lagen oder Nestern, bisweilen durch Bitumengehalt grauschwarz gefärbt. Bildet Paragenesen mit dem Roten Glaskopf, mit Flussspat und mit Kupferkies aus. Sedimentär in Kalksteinen, Sandsteinen und Tonsteinen. In Deutschland ist ein Abbau aktiv (Grube Clara, Oberwolfach / Schwarzwald) und ein weiterer in Aufbau (Niederschlag / Erzgebirge). Baryt ist ein Bestandteil des Bariumbetons und wird in Form von Bariummehl als Kontrastmittel in der Medizin verwendet. Es dient als Strahlenschutz in Reaktoren und wird zum Beschweren des Spülwassers (Bohrlochstabilisierung) bei Erdöl- und Gasbohrungen genutzt. Weiterhin findet es Verwendung in der Papier- und in der Kosmetikindustrie. 74 Anhydrit CaSO4 Eigenschaft: auf Spaltfläche Perlmutterglanz Farbe: farblos-trübweiß, häufig bläulich, grau oder rötlich Dichte: 2,9 g/cm3 Härte: 3 – 3,5 Spaltbarkeit: fast würfelige Spaltkörper Das Mineral kann durchsichtig bis durchscheinend sein, ist aber meist trüb und grau. Es kristallisiert in einem orthorhombischen Kristallsystem. Vorkommen auf Salzlagerstätten neben Steinsalz, hier metamorph aus Gipsgestein. Unter dem Einfluss der Verwitterung wandelt sich Anhydrit bei Wasseraufnahme langsam in Gips (CaSO4 ⋅ 2H2O) um, was zu einer Volumenzunahme von etwa 60 % führt. Anhydrit wird zur Schwefelsäureherstellung verwendet, sowie als Zusatz zu Baustoffen. 75 Gips Farbe: CaSO4 · 2H2O farblos, häufig gelblich, rötlich Dichte: 2,3 g/cm3 Härte: 2 Spaltbarkeit: bildet biegsame Spalttafeln aus Das Mineral kann durchsichtig bis durchscheinend sein, sowie durch Bitumeneinschlüsse grau bis braun. Gips hat ein monoklines Kristallsystem. Die Kristalle sind meist tafelig ausgebildet. Gut ausgebildete Kristalldrusen oder Kristallrasen in Hohlräumen. Größere durchsichtige Spalttafeln werden als Marienglas bezeichnet. Vorkommen in Salzlagerstätten, sekundäre Bildung aus Anhydrit durch Wasseraufnahme unter Verwitterungseinfluss in humidem Klima, konkretionäre Ausscheidung im Ton oder Mergel, Ausblühung aus sulfathaltigen Lösungen in Salzwüsten. Durch Erhitzen verliert Gips Kristallwasser und geht dabei in Halbhydrat (CaSO4 · ½ H2O) über. Halbhydrat wird zur Herstellung von Modell- und Stuckgips, sowie von Gipsplatten verwendet. Die unterschiedlichen Brenntemperaturen zur Steuerung des Wasserverlustes variieren je nach späterem Verwendungszweck. Als Alabaster im Kunsthandwerk genutzt. 76 6. Sulfate, Wolframate 6.2 Wolframate Scheelit Eigene Notizen: 77 Scheelit CaWO4 Eigenschaft: prismatische Kristalle Farbe: gelblich-, grünlich- oder grauweiß; kantendurchscheinend Dichte: 6 g/cm3 Härte: 4,5 - 5 Spaltbarkeit: deutlich Vorzugsweise pegmatitisch-pneumatolytische Bildung, zur Zinnstein-Paragenese gehörig, kontaktpneumatolytische, schichtgebundene Bildung in metamorphem Kalkstein (Skarn). Bei Einwirkung von kurzwelligem ultraviolettem Licht in der Dunkelheit ist eine starke blauweiße Fluoreszenz sichtbar; diese charakteristische Eigenschaft stellt in der Praxis eine wichtige diagnostische Methode dar. Auch diagnostisch wichtig ist die auffällig hohe Dichte. Nach Wolframit das wichtigste Wolfram-Erzmineral. 78 7. Phosphate, Arsenate Apatit, Pyromorphit Eigene Notizen: 79 Apatit Ca5 [(F, Cl, OH) / (PO4)3] Eigenschaft: prismatische Kristalle Farbe: farblos und in vielen zarten Farbtönen Dichte: 3,2 g/cm3 Härte: 5 Spaltbarkeit: undeutlich Bei den Färbungen kann gelblich-grün, bräunlich, blaugrün, violett, etc. auftreten. Auf manchen Kristallflächen tritt Glasglanz auf, Fettglanz auf Bruchflächen. Das Mineral ist klar durchsichtig bis kantendurchscheinend. Wegen seines Formenreichtums kann es leicht mit anderen Mineralen, wie etwa Beryll oder Turmalin, verwechselt werden. Als akzessorischer Gesteinsgemengteil sehr verbreitet, seltener Hauptgemengteil. Anreicherung von Apatit vorzugsweise in den sedimentären Phosphoritlagerstätten. Substanz von (fossilen) Knochen und Kotmassen (Guano), Gemengteil pegmatitisch-pneumatolytischer Gänge und Imprägnationen sowie als flächenreiche, klare Kriställchen auf Klüften und in Drusenräumen. Bestandteil der Zahn- und Knochen-Substanz bei Wirbeltieren. Rohstoff für Düngemittel. Gewinnung von Phosphorsäure und Phosphor. 80 Pyromorphit Pb5 [Cl / (PO4)3] (Grün- oder Braunbleierz) Eigenschaft: prismatische Kristalle Farbe: meist grün (apfelgrün), braun oder gelb, grau oder farblos, seltener orangerot Dichte: 6,7 – 7,0 g/cm3 Härte: 3,5 - 4 Spaltbarkeit: fehlt Pyromorphit ist ein Sekundärmineral in der Oxidationszone von sulfidischen Bleilagerstätten. Es handelt sich um ein wirtschaftlich relativ unwichtiges, aber bei Sammlern sehr beliebtes Mineral. 81 8. Silikate Eigene Notizen: 82 Früher wurden Silikate als Salze der Kieselsäure H4SiO4 bezeichnet. Solche Kieselsäure gibt es jedoch in der Natur nicht, schon gar nicht entstehen aus ihr die Silikate. Im deutschen Sprachgebrauch sind Worte wie ´kieselsauer´ oder ´kieselig´ nur schwer auszurotten. Kieselsäure bezieht sich aber auf immer denselben Begriff, nämlich die SiO44- - Gruppe, aus der alle Silikate aufgebaut sind. Silikate bilden die häufigste Mineralgruppe der Erde. Dies ist begründet in der kosmischen Häufigkeit der chemischen Elemente Si und O, die sehr hoch ist gegenüber den jeweils benachbarten Elementen. So konnte sich bereits in der Frühphase der Akkretion unseres Planeten ein silikatischer Mantel ausbilden, der im Laufe der geologischen Zeit die Erdkruste hervorgebracht hat. Silizium nimmt zum Sauerstoff vier extrem stabile Bindungen auf. Dabei gehen vier O-Atome mit jeweils einer Bindung an das Si-Atom. Die Bindungen vom Si zu den 4 O-Atomen weisen in Richtung der Ecken eines Tetraeders, wobei das Si-Atom in der räumlichen Mitte des Tetraeders steht. Für die Darstellung von Silikaten in der Ebene bedient man sich der Projektion aus Richtung einer Tetraeder-Ecke auf die gegenseitige Basis-Fläche. Es bleibt also die Draufsicht auf ein Dreieck mit dem Si in der Mitte und den drei O-Atomen an den Spitzen. Die Striche, die das Dreieck aufspannen, stellen natürlich nicht die Bindungen des Si zum O dar. Vielmehr umreißen sie nur die SiO4-Gruppe als Baueinheit einfacher und komplizierter Silikate. Man kann mit Dreiecken als projizierten Tetraedern hantieren, wenn man nicht vergißt, daß immer eine O-Bindung senkrecht aus der Ebene ragt. Da die Sauerstoffe mit jeweils nur einer Bindung am Si hängen, haben sie noch eine Valenz für Bindungen außerhalb des Tetraeders frei. Diese Valenzen können in zwei unterschiedlichen Weisen abgesättigt werden: Durch Kationen wie Na+, K+, Ca2+, Al3+ etc.; durch Verknüpfung mit einem weiteren SiO4Tetraeder, wobei ein Sauerstoff-Atom die Tetraeder über die gemeinsame Ecke verknüpft. Dieses O-Atom gehört dann den beiden benachbarten SiO4-Tetraedern jeweils zur Hälfte. Die Einheit hat die Formel [Si2O7]6-. Es resultiert das Verhältnis Si:O = 2:7. Die –O-Si-OVerknüpfungen können räumlich ausgedehnte Formen erreichen. Diese Formen der SiO4Polymerisierung sind die Grundlage für die Einteilung der Silikate in Insel-, Gruppen-, Ringusw. –Silikate. 83 Bei Insel-Silikaten werden alle 4 O-Valenzen des Tetraeders von Mg2+ und Fe2+ gesättigt. Formel: M1 M2 SiO4 Beispiel: Mg Fe SiO4 Olivin In Gruppen-Silikaten sind 2 SiO4-Tetraeder über ein O-Atom verknüpft. An den 6 freien OValenzen sitzen Kationen wie Ca(M1), Fe oder Al (M2). Formel: M12 M2 Al2 [(OH) O /(SiO4) (Si2O7)] Beispiel: Ca2 (Al,Fe) Al2 [(OH)O/(SiO4) (Si2O7)] Epidot, Klinozoisit Ring-Silikate bilden endlich große Tetraeder-Ringe. Bei 6 Tetraedern bleiben 12 Valenzen für die Kationenbesetzung. Formel: M1 M2 [Si6O18] Beispiel: Al2 Be3 [Si6O18] Beryll Ketten-Silikate bestehen aus der endlosen Verknüpfung von SiO4-Tetraedern in einer Richtung. Die Endlos-Ketten werden über gemeinsame Kationen verknüpft. Formel: M1 M2 [Si2O6] Beispiel: Ca Mg [Si2O6] Diopsid Doppel-Ketten entstehen, wenn zwei parallele Ketten über Tetraeder-Ecken verknüpft sind. Formel: X2 Y5 [(OH)2 / Si8O22] Beispiel: Ca2 Mg5 [(OH)2 / Si8O22] Aktinolith Schicht-Silikate enthalten zu unendlich zweidimensionalen Schichten verknüpfte SiO4Tetraeder. Die Schichten werden über Kationen zusammengehalten. Formel: M16 M24 [(OH)4 / Si8O20] Beispiel: Mg6 [(OH)4 / Si8O20] Talk Beispiel: K2 Al4 [(OH)4 / Al2Si6O20] Glimmer In Gerüst-Silikaten sind SiO4-Tetraeder zu räumlichen Strukturen verknüpft, freie Valenzen der O-Atome werden durch Alkalien oder Erdalkalien gesättigt. Formel: M1 [AlSi3O8] M2 [Al2Si2O8] Beispiel: Na [AlSi3O8] Albit Ca [Al2Si2O8] Anorthit 84 8. Silikate 8.1 Nesosilikate (Silikatische Inselstrukturen) Olivin, Zirkon, Granat, Andalusit, Sillimanit, Disthen, Titanit, Topas, Staurolith, Chloritoid Die [SiO4]-Tetraeder sind isoliert, sie sind nicht mit anderen verbunden. 85 Wichtige Vertreter sind: Olivin (Mg, Fe)2 [SiO4] Forsterit Mg2 [SiO4] Fayalit Fe2 [SiO4] Zirkon Zr [SiO4] Granat-Gruppe Al32+ B23+ [SiO4]3 Al2SiO5-Gruppe: Andalusit Al[6] Al[5] [O / SiO4] Sillimanit Al[6] Al[4] [O / SiO4] Disthen (Kyanit) Al[6] Al[6] [O / SiO4] Titanit (Sphen) CaTi [O / SiO4] Topas Al2 [(F)2 / SiO4] Staurolith Fe2 Al9 [O6 (O,OH)2 / (SiO4)4] Chloritoid (Fe2+, Mg, Mn)2 (Al, Fe3+) (OH)4 Al2 O3 [SiO4]2 86 Olivin (Mg, Fe)2 SiO4 Forsterit Mg2 SiO4 Fayalit Fe2 SiO4 Nebenbestandteile Mn, bis 0.5 Gew.-% Ni Eigenschaft: körnig, selten stengelig Mg-Olivin: olivgrün Fe-Olivin: dunkelgrün bis schwarz Dichte: 3,2 g/cm3 (Forsterit) 4,3 g/cm3 (Fayalit) Härte: 6,5 – 7 Spaltbarkeit: {010} deutlich Olivin bildet eine lückenlose Mischkristallreihe der beiden Endglieder Fayalit und Forsterit. Im Olivin überwiegt meist Forsterit mit 70-90 Mol.-% gegenüber Fayalit. Allerdings ist ein diadocher Einbau von Ni anstatt Mg oder Mn anstelle von Fe möglich. Es ist ein wichtiges gesteinsbildendes Mineral in ultramafischen Gesteinen, nicht selten als Einsprenglinge in den Basalten (so genannte Xenolithe). Oft Zonarbau mit Mg-reichem Kern. Hauptgemengteil im Material des Oberen Erdmantels, Gemengteil von Meteoriten. Unter Wasseraufnahme Umwandlung in Serpentin. Besonders reine Varianten (Peridot oder Chrysolith) werden als Schmucksteine verwendet. Als Dunit (Forsterit-reicher Olivin) wichtiger Rohstoff für Forsterit-Ziegel. 87 Temperatur-Konzentrations-Diagramm („Olivin-Zigarre“) von Olivin (vereinfacht): Die Solidus-Kurve gibt die Temperaturen an, bei denen das Olivin gerade noch fest ist, die Liquidus-Kurve die Temperatur, bei der das Olivin gerade flüssig ist. Diese Temperatur nimmt mit steigendem Fayalit-Anteil ab. Der Bereich zwischen den beiden Kurven besteht aus einem Gemisch von Schmelze mit festem Material. Zu lesen ist die Grafik wie folgt: Begonnen wird für dieses Beispiel an Punkt A auf der Liquiduskurve. Dort beginnt ein Gemisch aus mehr als 80 Gew.-% Fayalit und weniger als 20 Gew.-% Forsterit auszufallen. Um von der Schmelze auf die Zusammensetzung des Festkörpers zu kommen wird Punkt A horizontal mit Punkt B auf der Soliduskurve verbunden, beide Punkte liegen auf gleicher Höhe. Danach wird der Punkt B senkrecht auf die x-Achse übertragen (hier: Punkt C), anschließend kann die Zusammensetzung des Festkörpers mit ca. 60 Gew.-% Fayalit und ca. 40 Gew.-% Forsterit abgelesen werden. Bei gleicher Temperatur liegen demnach Festkörper und Schmelze in unterschiedlicher Konzentration vor. Die Abkühlung der Schmelze (Wanderung des Ausgangspunktes A auf der Liquiduskurve nach unten) dauert so lange an, bis Schmelze und Festkörper die gleiche chemische Zusammensetzung haben. Gleiches gilt für das Aufschmelzen des Festkörpers. 88 Zirkon Zr [SiO4] Nebenbestandteile Th, U, Hf Farbe: gewöhnlich braun, farblos, gelb, orangerot, seltener grün Dichte: 4,7 g/cm3 Härte: 7,5 Spaltbarkeit: unvollkommen Zirkon ist ein weit verbreiteter mikroskopischer Gemengteil besonders in magmatischen Gesteinen, am häufigsten in Nephelinsyeniten und Pegmatiten, in letzteren auch in größeren Kristallen und lagerstättenkundlich bedeutsamer Anreicherung. Verbreitet als Schwermineral in verschiedenen Sanden und Sedimentgesteinen, angereichert in Seifen, auch Edelsteinseifen. Die sogenannten pleochroitischen Höfe um mikroskopisch kleine Zirkoneinschlüsse, vorzugsweise im Glimmer, gehen auf die radioaktive Einwirkung von Thorium und Uran zurück. Die Härte und die relativ hohe Dichte nehmen bei metamiktem Zerfall merklich ab. Wichtiges Erz für Zr- und Hf-Gewinnung. Hafnium wird hauptsächlich in der Kernenergie, seltener als Legierungsmetall verarbeitet. Zirkon wird in Kernreaktoren und bei durchscheinenden Stücken als Edelstein verwendet. Durch die enthaltenen radioaktiven Isotope werden Zirkone auch in der Geochronologie genutzt. Mit 4,4 Mrd a gelten Zirkone als die ältesten Minerale der Welt. 89 Granat A32+ B23+ [SiO4]3 Endglieder der „Pyralspit“-Gruppe: Pyrop Mg3Al2[SiO4]3 Almandin Fe3Al2[SiO4]3 Spessartin Mn3Al2[SiO4]3 Grossular Ca3Al2[SiO4]3 Andradit Ca3Fe2[SiO4]3 Endglieder der „Grandit“-Gruppe: Eigenschaft: je nach Mischkristall sind Dichte und Härte unterschiedlich Farbe: meist rotbraun Dichte: 3,5 – 4,5 g/cm3 Härte: 6,5 – 7,5 Spaltbarkeit: Teilbarkeit angedeutet Die Färbung des Granats hängt von der Zusammensetzung der Mischkristalle ab. Pyropreicher Granat ist tiefrot, ein Almandin-reicher Granat ist bräunlichrot. Bei Spessartin-reichen Granaten gibt es eine gelbliche bis bräunliche Färbung. Lückenlose Mischkristallreihen gibt es z.B. zwischen den Endgliedern Almandin-Pyrop und Almandin-Spessartin. Granate sind wichtige gesteinsbildende Minerale, vorzugsweise in metamorphen Gesteinen der tieferen Erdkruste und in Granatperidotiten des Oberen Erdmantels. Schwarzer Ti-haltiger Melanit (= schwarzer Andradit) ist auf alkalibetonte magmatische Gesteine beschränkt. Topazolith (= Varietät von Andradit) ist ausschließlich Kluftmineral. Er tritt als Mineralseife in Flusssedimenten auf. Granit wird als Schmuckstein und als Schleifmittel verwendet. 90 Al2 [SiO5]-Gruppe p-T-Diagramm der AlAl[O/SiO4]-Modifikationen: Univariante Kurve meint, dass bei gegebenem Druck und Temperatur zwei Minerale im Gleichgewicht stabil sind. Divariantes Feld bezeichnet einen p-T-Bereich, in dem nur ein Mineral stabil ist. Im invarianten Punkt sind alle drei Minerale stabil bei den gleichen Druckund Temperatur-Bedingungen. Die Modifikationen der Alumosilikate sind gute Indexminerale zur Bestimmung der DruckTemperatur-Bedingungen, unter denen ein metamorphes Gestein gebildet wurde. Verwendung finden Andalusit, Sillimanit und Kyanit als Bestandteil der PorzellanHerstellung und bei der Produktion hitzeresistenter Materialien. Besonders reine Formen werden als Schmucksteine verwendet. 91 Al2 [SiO5]-Gruppe Andalusit Al[6] Al[5] [O / SiO4] Nebenbestandteile Fe, Mn Farbe: grau, rötlich, dunkelrosa oder bräunlich, Glasglanz Dichte: 3,2 g/cm3 Härte: 7,5 Spaltbarkeit: mitunter deutlich Gemengteile metamorpher Gesteine, bisweilen linsenförmig aggregiert. Häufig oberflächlich in feinschuppigen Hellglimmer umgewandelt, mitunter Pseudomorphosen von Hellglimmer nach Andalusit. In kohlenstoffhaltigen Tonschiefern, die thermisch überprägt sind, hat sich häufig die Varietät Chiastolith in langen säulenförmigen Kristallen gebildet. 92 Al2 [SiO5]-Gruppe Al[6] Al[4] [O / SiO4] Sillimanit Farbe: weiß, gelblichweiß, grau, bräunlich oder grünlich Dichte: 3,2 g/cm3 Härte: 6,5 Spaltbarkeit: Prismen besitzen eine Querabsonderung Gemengteil metamorpher Gesteine, wie Andalusit knoten- oder linsenförmig aggregiert. 93 Al2 [SiO5]-Gruppe Disthen (Kyanit) Al[6] Al[6] [O / SiO4] Nebenbestandteile Fe3+, Cr3+ Farbe: intensiv blau, blauviolett, grünlichblau, grünlich- bis bräunlichweiß Dichte: 3,7 g/cm3 Härte: {001} 4,5 {010} 6,5 Spaltbarkeit: vollkommen oder deutlich Ausschließlich auf metamorphe Gesteine beschränkt, sekundär in manchen Sanden angereichert. Disthen besitzt eine ausgesprochene Anisotropie der Ritzhärte (Name!) auf {100}, siehe Härte. Im Vergleich zu den anderen Polymorphen der Gruppe hat Disthen eine deutlich höhere Dichte. 94 Titanit (Sphen) CaTi [O / SiO4] Nebenbestandteile Y, Ce, weitere Selten-Erdelemente, Al, Fe3+, Nb, Ta, U Farbe: gelbgrün bis grün (Sphen), sonst braun, dunkelbraun; selten farblos Dichte: 3,4 – 3,6 g/cm3 Härte: 5 – 5,5 Spaltbarkeit: bisweilen deutlich Dieses Mineral ist ein sogenannter Durchläufer in sehr vielen magmatischen, metamorphen und sedimentären Gesteinen, in denen es aber immer nur akzessorisch vorkommt. Gelegentlich tritt der Titanit als idiomorph ausgebildetes Mineral auf alpinen Zerrklüften auf. Das Kristallgitter kann z. T. erhebliche Mengen anderer Elemente aufnehmen wie z. B. SeltenErdelemente oder Uran. Ein Sauerstoffatom wird oft durch F oder OH ersetzt. Durch den Uraneinbau kann Titanit für Altersbestimmungen genutzt werden. Als Schmuckstein Diamantersatz. Bei lokaler Anhäufung auch Ti-Erz zur Herstellung von Titanoxid. 95 Topas Farbe: Al2 [F2 / SiO4] farblos, hellgelb, weingelb, meerblau, grünlich oder rosa Dichte: 3,5 g/cm3 Härte: 8 Spaltbarkeit: vollkommen Topas ist ein typisches Mineral pneumatolytischer Vorgänge, oft zusammen mit Kassiterit; Drusenmineral, in großen Kristallen in Granitpegmatiten, sekundär in Edelsteinseifen. Topas wird als Edelstein verwendet. 96 Staurolith Fe2 Al9 [O6 (O, OH)2 / (SiO4)4] Nebenbestandteile Mg, Fe3+, Mn, Zn Farbe: gelbbraun, braun bis schwarzbraun, rotbraun Dichte: 3,7 – 3,8 g/cm3 Härte: 7 - 7,5 Spaltbarkeit: bisweilen deutlich Charakteristischer Gemengteil mancher metamorpher Gesteine, häufig neben almandinbetontem Granat und Biotit. Sekundär als Schwermineral in Sanden und Sandsteinen. 97 Chloritoid (Fe2+, Mg, Mn)2 (Al, Fe3+) (OH)4 Al2O3 [SiO4]2 Farbe: dunkelgrün bis schwarz Dichte: 3,5 – 3,8 g/cm3 Härte: 6,5 Spaltbarkeit: {001} vollkommen Das Vorkommen von Chloritoid ist beschränkt auf Al-reiche Meta-Sedimente der Amphibolit-Fazies. Hier kommt er zusammen mit Muskovit und Chlorit vor. Die Farbe von Chloritoid ist immer grünlich. Er ist häufig knotig ausgebildet (Knotenschiefer), idiomorphe Kristalle sind selten. 98 8. Silikate 8.2 Sorosilikate (Silikatische Gruppenstrukturen) Epidot, Vesuvian, Melilith-Gruppe Die [SiO4]-Tetraeder sind zu Paaren verbunden, indem sie sich ein Sauerstoffatom teilen. Der Silikatanteil ist im einfachsten Fall Si2O7. Eigene Notizen: 99 Ca2 (Fe3+, Al) Al2 [(O/OH)/(SiO4)(Si2O7)] Epidot Nebenbestandteile Farbe: Ti, Mn, Mg, Cr gelbgrün bis olivgrün, kantendurchscheinend bis durchsichtig Dichte: 3,3 – 3,5 g/cm3 Härte: 6–7 Spaltbarkeit: vollkommen bis weniger vollkommen Die Färbung bei der Fe-reichen Varietät Pistazit ist schwarzgrün, während die Fe-arme Varietät Klinozoisit eine graue Färbung besitzt. Auf den Kristallflächen ist ein starker Glasglanz zu sehen. Verbreiteter Gemengteil in metamorphen Gesteinen, z.B. Grünschiefern. Epidot gehört zu den häufigsten Mineralen der ozeanischen Erdkruste, wo er zusammen mit Albit und Chlorit ein Produkt der hydrothermalen Überprägung der Basalte durch Meerwasser bildet. Als Kluftmineral mitunter in sehr gut ausgebildeten, flächenreichen Kristallen. 100 Vesuvian (Idokras) Ca19 (Al, Fe)10 (Mg, Fe)3 [Si2O7]4 [SiO4]10 (O, OH, F)10 Nebenbestandteile Li, Na, K, Mn, Be, Pb, Sn, Ti, Cr, Ce, andere Seltene Erden, B, F Farbe: blassgelb, grün, braun, gelegentlich rosa Dichte: 3,3 – 3,5 g/cm3 Härte: 6–7 Spaltbarkeit: kaum erkennbar Dieses Ca-reiche Mineral kommt in kontaktmetamorphen Kalksteinen und Skarnen vor. Dort ist es vergesellschaftet mit Grossular, Diopsid, Wollastonit. In vulkanischen Auswürflingen (z. B. am Vesuv) und als Kluftmineral. Die Struktur des Vesuvians ähnelt der des Grossulars, weswegen er auch in der Gruppe der Inselsilikate angesiedelt werden könnte. 101 Melilith-Gruppe, Endglied Gehlenit Ca2 [Al2 SiO7] Endglied Åckermanit Ca2 Mg [Si2O7] Farbe: farblos, häufiger gelb, braun, weiss-grau Dichte: 2,9 - 3,0 g/cm3 Härte: 5-6 Spaltbarkeit: {001} oft deutlich, {110} gelegentlich Die Gruppe der Melilithe bildet in der Natur Mischkristalle der beiden o.g. Endglieder. Gehlenit tritt nur in sehr Ca-reichen kontaktmetamorphen Gesteinen sowie in Schlacken auf. Åckermanit-reiche Melilithe sind als Gemengteil von einigen Vulkaniten bekannt. Hier kann der Melilith-Anteil bis zu 50 % des Gesteinsanteils betragen. Des weiteren kommt er in Careichen kontaktmetamorphen Gesteinen zusammen mit Diopsid und Vesuvian vor. Als technisches Produkt Bestandteil von Hüttenschlacken und Zementklinkern. 102 8. Silikate 8.3 Cyclosilikate (Silikatische Ringstrukturen) Beryll, Cordierit, Turmalin Die [SiO4]-Tetraeder sind zu Ringen verbunden, in denen jeder Tetraeder je ein Sauerstoffatom mit zwei benachbarten Tetraedern teilt. Der Silikatanteil wird durch die Formel SinO3n beschrieben. Es gibt 3er-, 4er- und 6er-Ringe. Eigene Notizen: 103 Beryll Farbe: Al2 Be3 [Si6O18] je nach Varietät farblos, gelblich, grünlich, tiefgrün, meergrün, blassrosa und blaugrün Dichte: 2,7 – 2,8 g/cm3 Härte: 7,5 – 8 Spaltbarkeit: unvollkommen Wegen der Verknüpfung der [SiO4]-Tetraeder durch [BeO4]-Tetraeder kann man Beryll auch als Gerüstsilikat auffassen. Die Einlagerung großer Alkali-Ionen in die Gitterstruktur hat nur eine geringe Wirkung auf deren Geometrie und dient nicht wie bei den Gerüstsilikaten dem elektrostatischen Valenzausgleich. Deshalb zählt Beryll weiterhin zu den Ringsilikaten. Es gibt verschiedene Varietäten des Beryll, die nach Farbe und Durchsichtigkeit unterschieden werden: Gemeiner Beryll, Aquamarin, Smaragd, Rosaberyll, Goldberyll. Lokal massiertes Auftreten in Pegmatitkörpern oder in deren Umgebung. Vorkommen auch in Drusenräumen, Smaragd als Einzelkristalle im Gestein. Der Beryll ist das wichtigste Berylliummineral. Beryllium wird zusammmen mit Al und Mg als Legierung im Flugzeugbau verwendet. Als Legierung mit Cu und Fe wird es als Hülsenmaterial für Brennstoffstäbe verwendet. Durch die geringe Absorption von Röntgenstrahlen findet Berylliumglas Verwendung als Austrittsfenster von Röntgenröhren. Als Edelstein, vor allem als Smaragd, ist Beryll ein wichtiges Mineral für die Schmuckindustrie. 104 (Mg, Fe2+)2 [Al4Si5O18] · n H2O Cordierit Farbe: grau bis gelblich, zart blaßblau bis violett Dichte: 2,6 g/cm3 Härte: 7 Spaltbarkeit: bisweilen angedeutet Der Aufbau von Cordierit bildet ein dreidimensionales Gerüst, bei dem die Sechserringe aus [SiO4]- bzw. [AlO4]-Tetraedern untereinander durch weitere Tetraeder miteinander verbunden sind. Auf Grund des Aufbaus dieses Gerüstes und des Fehlens großer Alkali- und ErdalkaliIonen wird Cordierit weiterhin als Ring- und nicht als Gerüstsilikat aufgefasst. Vorzugsweise in metamorphen Gesteinen; in Plutoniten; durch Wasseraufnahme Übergang in ein Gemenge von Hellglimmer und Chlorit (Pinit). Vorkommen in aluminiumreichen Gesteinen. Bei stärker gefärbten Individuen mit bloßem Auge sichtbarer Pleochroismus. Gelegentlich Nutzung als Edelstein. Synthetischer Cordierit wird für die technische Keramik verwendet. 105 Turmalin XY3 Al6 [(OH)4/(BO3)3/(Si6O18)] In dieser Formel sind im Wesentlichen: X = Na, Ca Y = Al, Fe2+, Fe3+, Li, Mg, Ti4+,Cr3+ Al6 = Al, Fe3+, Mn Eigenschaft: starker Pleochroismus (Turmalinzange!) Farbe: Farbe wechselt stark mit der Zusammensetzung Dichte: 3,0 – 3,3 g/cm3 Härte: 7 – 7,5 Spaltbarkeit: mitunter Absonderung Bei der Färbung gibt es sehr viele Nuancen, gesteinsbildend meist schwarz (Schörl). Turmalin hat durch die verschiedenen Färbungen oft einen gut sichtbaren Zonarbau, z.B. einen roten Kern und grünen Randsaum. Die Enden der Turmalinkristalle weisen ebenfalls häufig eine abweichende Färbung auf. Auf den Kristallflächen herrscht Glasglanz und der Kristall ist in Splittern durchsichtig bis kantendurchscheinend. Turmalin ist häufiger akzessorischer Gemengteil in Pegmatiten oder pneumatolytisch beeinflussten Graniten, hier auch Drusenmineral; als mikroskopischer Gemengteil in den verschiedensten Gesteinen sehr verbreitet, auch als Mineralneubildung in Sedimenten, sekundäres Auftreten als Schwermineral. Nutzung in der Elektronik (z. B. Präzisionstemperaturmessung) und als Edelstein. 106 8. Silikate 8.4 Inosilikate (Ketten- und Doppelkettensilikate) 8.4.1 Kettensilikate (Pyroxene) Enstatit-Ferrosilit-Reihe, Diopsid-Hedenbergit-Augit-Reihe, Natriumpyroxen-Reihe Die [SiO4]-Tetraeder sind zu Ketten oder Doppelketten verbunden. Bei einfachen Ketten zum Beispiel teilt sich jeder Tetraeder Eckatome mit zwei anderen Tetraedern. Der Silikatanteil der Formel ist in diesem Fall Si2O6. Zu den Einfachkettensilikaten zählen die Pyroxene, die durch [SiO3]2--Ketten miteinander verbunden sind. Eigene Notizen: 107 Enstatit-Ferrosilit-Reihe: Enstatit Mg2 [Si2O6] Ferrosilit Fe2 [Si2O6] Diopsid-Hedenbergit-Reihe: Diopsid CaMg [Si2O6] Hedenbergit CaFe Augit (Ca, Na) (Mg, Fe, Al) [(Si, Al)2O6] [Si2O6] Natriumpyroxen-Reihe: Jadeit NaAl [Si2O6] Ägirin (Acmit) NaFe3+ [Si2O6] Omphacit (Mischkristall aus Jadeit und Augit) Ägirinaugit (Mischkristall aus Ägirin und Augit) Pyroxenoide: Wollastonit Ca [SiO3] 108 Pyroxene werden auf Grund ihres Kristallsystems aufgeteilt. Die Orthopyroxene kristallisieren in einem orthorhombischen und die Klinopyroxene in einem monoklinen Kristallsystem. Alle Pyroxene können in einem Trapez dargestellt werden. Zwischen 5 % und 33 % Ca entstehen nur selten Pyroxene in der Natur, von 33 % bis 45 % Ca liegt eine Mischungslücke vor. Der Bereich oberhalb von 50 % Ca existiert praktisch nicht in der Natur. Die einzige Ausnahme bildet Wollastonit, das die Spitze des Dreiecks bildet. Dieses Mineral wird auf Grund des inneren Aufbaus der Einfachketten nicht zu den Pyroxenen gezählt, sondern als Pyroxenoid (Pyroxenverwandter) eingestuft. 109 Orthopyroxene: Enstatit-Ferrosilit-Reihe Mischkristalle: Enstatit Mg2 [Si2O6] Ferrosilit Fe2 [Si2O6] Eigenschaft: matter Glanz auf Spaltflächen Farbe: graugrün (Enstatit), dunkelbraun (Hypersthen) Dichte: 3,2 – 3,6 g/cm3 Härte: 5,5 - 6 Spaltbarkeit: deutlich Die Dichte nimmt mit steigendem Fe-Gehalt zu. Lückenlose Mischkristallreihe zwischen Enstatit und Ferrosilit. Reiner Ferrosilit wurde bislang noch nicht in der Natur beobachtet. Die Mg-reicheren Glieder dieser Pyroxenreihe kommen in ultramafischen magmatischen Gesteinen vor, ferner in ihren metamorphen Äquivalenten. Wegen einer ausgedehnten Mischungslücke können Pyroxene der Reihe Enstatit-Bronzit-Hypersthen-Ferrosilit auch neben Ca-reichen Pyroxenen im gleichen Gestein nebeneinander im Gleichgewicht auftreten. 110 Klinopyroxene: Diopsid-Hedenbergit-Augit-Reihe Mischkristalle: Farbe: Diopsid CaMg [Si2O6] Hedenbergit CaFe [Si2O6] Augit (Ca,Na) (Mg,Fe,Al) [(Si,Al)2 O6)] grau-graugrün (Diopsid), schwarzgrün (Hedenbergit) Dichte: 3,2 g/cm3 reiner Diopsid, 3,55 g/cm3 reiner Hedenbergit Härte: 5,5 – 6,5 Spaltbarkeit: unvollkommen bis wechselnd deutlich Die Varietät „Gemeiner Augit“ ist grün bis bräunlichschwarz, pechschwarz bei Fe- und Tihaltigem basaltischem Augit. Es existiert ein matter Glanz auf den Spalt- und Kristallflächen. Gesteinsbildend, Diopsid ist Gemengteil in metamorphen dolomitischen Kalksteinen, Hedenbergit Gemengteil in Fe-reichen kontaktmetasomatischen Gesteinen, die als Skarn bezeichnet werden. Diopsid-Hedenbergit-Mischkristalle treten als dunkler Gemengteil in mafischen Magmatiten auf, Augit besonders in basaltischen Gesteinen und Gabbros. 8-eckiger Kopfschnitt in Dünnschliffen sichtbar. 111 Natriumpyroxen-Reihe Jadeit NaAl [Si2O6] Farbe: blaßgrün bis tiefblau Dichte: 3,3 – 3,5 g/cm3 Härte: 6,5 – 7 (etwas größer als die der übrigen Pyroxene) Spaltbarkeit: gut nach {110} Jadeit ist ein relativ seltener Pyroxen. Seine Vorkommen beschränken sich auf metamorphe Gesteine an den Rändern von Kontinentalblöcken (Subduktionszonen) auf Bereiche, die bei mäßigen Temperaturen sehr hohen Drücken ausgesetzt waren. Omphacit, ein jadeitreicher Pyroxen, ist neben Granat Hauptgemengteil des Gesteins Eklogit. 112 Natriumpyroxen-Reihe Ägirin (Akmit) Farbe: NaFe3+ [Si2O6] grün oder rötlichbraun bis schwarz Dichte: 3,3 g/cm3 Härte: 6 – 6,5 Spaltbarkeit: nach {110} (deutlicher als bei den anderen Pyroxenen) Ägirin und Ägirinaugit sind verbreitete Gemengteile in alkalireichen magmatischen Gesteinen, besonders solchen mit hohen Natriumgehalten. 113 Pyroxenoide Wollastonit Farbe: gewöhnlich weiß Dichte: 2,8 – 3,1 g/cm3 Härte: 4,5 - 5 Ca [SiO3] Spaltbarkeit: {100} und {001} vollkommen Dieses Mineral hat eine etwas andere Struktur als die vorgenannten Einfachkettensilikate und wird daher in die Pyroxenverwandten gestellt. Wollastonit ist meist strahlig ausgebildet. Er kommt häufig in metamorphen Kalksteinen vor, seltener ist er auch in Plutoniten und Vulkaniten zu finden. Wird in der Keramikindustrie, als Ersatz für Asbest (Schmelzpunkt 1540 °C) und in der Kunststoffindustrie verwendet. 114 8. Silikate 8.4 Inosilikate (Ketten- und Doppelkettensilikate) 8.4.2 Doppelkettensilikate (Amphibol-Gruppe) Anthophyllit und Cummingtonit-Grünerit-Reihe, Tremolit-Ferroaktinolith-Reihe, Hornblende, Natronamphibol-Reihe Die [SiO4]-Tetraeder teilen abwechselnd zwei beziehungsweise drei Eckatome mit anderen Tetraedern und bilden Doppelketten aus. Eigene Notizen: 115 Anthophyllit und Cummingtonit-Grünerit-Reihe Anthopyllit Cummingtonit (Mg, Fe)7 [(OH)2 / Si8 O22] (Mg, Fe)7 [(OH)2 / Si8 O22] Tremolit-Ferroaktinolith-Reihe Tremolit Aktinolith Ca2 Mg5 [(OH)2 / Si8 O22] Ca2 (Mg, Fe)5 [(OH)2 / Si8 O22] Hornblende A0-1 X2 Y5 [(OH)2 / Z8 O22] Natronamphibol-Reihe Glaukophan Riebeckit Na2 (Mg, Fe)3 Al2 [(OH)2 / Si8 O22] Na2 (Mg, Fe2+)3 Fe23+ [(OH)2 / Si8 O22] 116 Anthophyllit und Cummingtonit-Grünerit-Reihe Anthophyllit (Mg, Fe)7 [(OH)2 / Si8 O22] Cummingtonit (Mg, Fe)7 [(OH)2 / Si8 O22] Anthophyllit Farbe: gelbgrau bis gelbbraun, je nach Fe-Gehalt Dichte: 2,9 – 3,1 g/cm3 Härte: 5,5 Spaltbarkeit: vollkommen, oft Querabsonderung der Stengel Gelegentlicher Gemengteil in Mg-reichen metamorphen Gesteinen. Anthophyllit kristallisiert in einem orthorhombischen Kristallsystem aus, Cummingtonit in einem monoklinen. 117 Tremolit-Ferroaktinolith-Reihe Tremolit Farbe: Ca2 Mg5 [(OH)2 / Si8 O22] rein weiß, grau, lichtgrün, Seidenglanz Dichte: 3,0 – 3,1 g/cm3 (je nach FeGehalt) Härte: 5-6 Spaltbarkeit: vollkommen, Querabsonderung Verbreiteter Gemengteil in metamorphen Gesteinen, gelegentlich Kluftmineral. Historisch für die Herstellung von Asbesten verwendet. 118 Aktinolith Farbe: Ca2 (Mg, Fe)5 [(OH)2 / Si8O22] hell-dunkelgrün, bei feinnadeliger Entwicklung auch blassgrün Dichte: 3,0 – 3,2 g/cm3 Härte: 5–6 Spaltbarkeit: vollkommen Die Ausbildung des Aktinolith ist meist breitstengelig mit Querabsonderung. Büschelig, strahlig bis grabenförmig, teilweise auch feinnadelig und in wirr-faserig-verfilzten Massen angeordnet. Verbreiteter Gemengteil in metamorphen Gesteinen, insbesondere in der spilitisierten ozeanischen Kruste; gelegentlich Kluftmineral. 119 Hornblende (K, Na)0-1 (Ca, Na)2 (Mg, Fe2+, Fe3+, Al)5 [(OH, F)2/(Si, Al)2 Si6O22] Farbe: grün, dunkelgrün, kantendurchscheinend Dichte: 3,0 – 3,5 g/cm3 Härte: 5–6 Strich: farblos Spaltbarkeit: vollkommen, besser als bei Augit, Spaltwinkel von 124° Bei der Färbung der Hornblende gibt es auch dunkelbraune bis tiefschwarze Varietäten, bei denen es sich um „basaltische Hornblende“ handelt. Auf den Spalt- und Kristallflächen halbmetallischer Glanz. Bei Hornblende handelt es sich um einen Sammelbegriff für CaAmphibole, die eine Mischkristallreihe mit zahlreichen Endgliedern bilden. Die Zusammensetzung der Hornblende variiert stark. Hornblende ist der wichtigste und am meisten verbreitete gesteinsbildende Amphibol. Sie kommt in magmatischen Gesteinen vor. In feinfaseriger Ausbildung sekundär und pseudomorph nach Augit. 120 Natronamphibol-Reihe Glaukophan Farbe: Na2 (Mg, Fe)3 Al2 [(OH)2 / Si8 O22] blau, dunkel- bis schwarzblau mit Zunahme des Fe-Gehaltes Dichte: 3,1 – 3,3 g/cm3 Härte: 5,5 – 6 Spaltbarkeit: vollkommen Lokal wichtiger Gesteinsgemengteil, jedoch ausschließlich in metamorphen Gesteinen wie den Glaukophanschiefern (Blauschiefer), dort seiner Entstehung nach HochdruckNiedrigtemperatur-Mineral, zusammen mit Jadeit. 121 8. Silikate 8.5 Phyllosilikate (Schicht- bzw. Blattsilikate) Talk-Pyrophyllit-Gruppe, Glimmer-Gruppe, Chlorit-Gruppe, Serpentin-Gruppe, Tonmineral-Gruppe, Prehnit Eigene Notizen: 122 Strukturtyp Talk-Pyrophyllit-Gruppe Dreischicht-Silikate Talk Mg3 [(OH)2 / Si4O10] trioktaedrisch Pyrophyllit Al2 [(OH)2 / Si4O10] dioktaedrisch Glimmer-Gruppe Dreischicht-Silikate Muskovit KAl2[6] [(OH)2 / Si3Al[4]O10] dioktaedrisch Paragonit NaAl2 [(OH)2 / Si3AlO10] dioktaedrisch Phlogopit KMg3 [(OH, F)2 / Si3AlO10] trioktaedrisch Biotit K(Mg, Fe2+)3 [(OH)2 / Si3AlO10] trioktaedrisch Lepidolith K(Li, Al)2-3 [(OH, F)2 / Si3AlO10] trioktaedrisch Chlorit-Gruppe Chlorit Drei-/Vierschicht-Silikate {(Mg, Fe)3 [(OH)2 / (Al, Si)4O10] di-/trioktaedrisch · (Mg, Fe, Al)3 (OH)6 (generalisierte Formel)} Serpentin-Gruppe Zweischicht-Silikate Antigorit Chrysotil Mg6 [(OH)8 / Si4O10] trioktaedrisch Lizardit Tonmineral-Gruppe Zwei-/Dreischicht-Silikate Kaolinit Al4 [(OH)8 / Si4O10] dioktaedrisch Montmorillonit (Al, Mg)2 [(OH)2 / Si4O10] (Na, Ca)x · nH2O dioktaedrisch Prehnit Ca2Al [AlSi3O10] (OH)2 123 Alle [SiO4]-Tetraeder teilen Eckatome mit drei anderen Tetraedern und bilden auf diese Weise zweidimensionale unendliche Schichten. Der Silikatanteil der Formel ist Si2O5. Vereinfacht dargestelltes Schichtsilikat in der Aufsicht: Darstellung eines Zweischichtsilikats mit den Tetraeder-Schichten (blaue Dreiecke) und den Oktaeder-Schichten (hellblaue Kreise): Dabei wechseln sich Tetraeder- und Oktaederschicht ab. Alle freien Tetraederspitzen der Si2O5-Schichten zeigen nach derselben Seite. Die Formeleinheiten Mg(OH)2 und Al(OH)3 der einzelnen Schichtsilikate sind jeweils mit einer Si2O5-Schicht verbunden. Die Schichtpakete werden durch Van-der-Waals-Bindungen zusammengehalten. Bei den Dreischichtsilikaten gibt es pro Schicht eine Tetraeder-Oktaeder-Tetraeder-Folge. Die einzelnen Dreischichtpakete werden durch Van-der-Waals-Bindungen zusammengehalten. Man unterscheidet zwischen dioktaedrischen und trioktaedrischen Schichtsilikaten. Bei trioktaedrischen Schichtsilikaten sind alle Oktaederzentren von 2-wertigen Kationen besetzt. Bei dioktaedrischen Schichtsilikaten sind nur etwa 2 3 der Oktaederzentren von 3-wertigen Kationen besetzt. 124 Ein Dreischichtsilikat kann stark vereinfacht so dargestellt werden: Glimmerstrukturen sind Dreischichtminerale, bei denen in den Tetraedern das Siliziumatom (4wertig) durch ein Aluminiumatom (3-wertig) ersetzt wurde. Dies kann maximal bis zur Hälfte aller Tetraeder erfolgen. Damit die Ladungen trotzdem ausgeglichen sind, werden zwischen den einzelnen Dreischichtpaketen große Kationen (weiße Kreise) eingebaut, wie z.B. K+, Na+ oder auch Ca2+. 125 Talk-Pyrophyllit-Gruppe Talk Mg3 [(OH)2 / Si4O10] Nebenbestandteile Fe, Al Eigenschaft: Perlmutterglanz, durchscheinend Farbe: zart grün, grau oder silberweiß Dichte: 2,7 g/cm3 Härte: 1, fühlt sich fettig an Spaltbarkeit: vollkommen In Mg-reichen metamorphen Gesteinen, entsteht auch durch hydrothermale Umwandlung Mgreicher, mafischer bis ultramafischer Gesteine; dabei verdrängt er Amphibol, Pyroxene oder Olivin. Kann Asbest enthalten. Verwendung als Talkum, Schmiermittel, in der Papierindustrie, der Medizin und gebrannt in der Feinkeramik und Elektrokeramik. 126 Glimmer-Gruppe Muskovit KAl2[6] [(OH)2 / Si3Al[4]O10] Nebenbestandteile Rb, Na, Cs, Mg, Fe Farbe: hell silberglänzend, farblos, gelblich, grünlich, Perlmutterglanz auf den Spaltflächen Dichte: 2,8 – 2,9 g/cm3 Härte: 2 – 2,5 Spaltbarkeit: sehr vollkommen Muskovit hat nur eine geringe Mischbarkeit mit den anderen Gliedern der Glimmer-Gruppe. Muskovit ist ein weit verbreitetes gesteinsbildendes Mineral. Die feinschuppige Varietät wird Sericit genannt. Er ist häufig sekundäres Umwandlungsprodukt von Feldspäten. Illit, ein Hydromuscovit, entsteht durch Austausch von K+ gegen H3O+ (Bestandteil von Tonen und Tonsteinen). In Pegmatiten große Tafeln bildend. Wegen seiner Wärme- und Elektroisolation wird er technisch genutzt, z. B. als „Fenster“ bei Hochöfen. 127 Glimmer-Gruppe K(Mg,Fe2+)3 [(OH)2 / Si3(Al, Fe3+) O10)] Biotit Farbe: dunkelgrün, hellbraun, dunkelbraun bis schwarzbraun Dichte: 2,8 – 3,2 g/cm3 Härte: 2,5 – 3 Spaltbarkeit: sehr vollkommen, elastisch biegsame Plättchen Biotit bildet eine lückenlose Mischkristallreihe zwischen Phlogopit [KMg3(F,OH)2(Si3Al)O10] und dem Fe-reichen Endglied Annit [KFe32+(OH,F)2AlSi3O10]. Gegenüber Phlogopit ist ein Teil des Mg durch Fe2+ sowie durch Fe3+, Al und Ti ersetzt. Biotit ist ein in Magmatiten und Metamorphiten sehr verbreitetes gesteinsbildendes Mineral. Phlogopit und Biotit kommt in ultramafischen Gesteinen und in metamorphen Kalksteinen (Marmoren) vor. Biotit wird in der Elektroindustrie genutzt. 128 Glimmer-Gruppe Lepidolith K(Li, Al)2-3 [(OH, F)2 / Si3AlO10] Nebenbestandteile Mn2+ Farbe: weiß bis blass-rosarot Dichte: 2,8 – 2,9 g/cm3 Härte: 2,5 - 4 Spaltbarkeit: vollkommen Zusammen mit anderen Li-haltigen Mineralen in Pegmatiten. Als Blättchen oder Schüppchen ausgebildet. Erz zur Gewinnung von Lithium. Lithium wird für Legierungen, in der Pyrotechnik, für Akkus und für Spezialgläser genutzt. 129 Chlorit-Gruppe Chlorit (Mg,Fe)3 [(OH)2 / (Al, Si)4O10]⋅⋅(Mg, Fe, Al)3 (OH)6 Nebenbestandteile Farbe: Ti, Cr, Ni grün, durch Spurenelemente mitunter abweichende Färbungen Härte: 2 Spaltbarkeit: sehr vollkommen Wichtiges gesteinsbildendes Mineral in metamorphen Gesteinen und der ozeanischen Erdkruste; sekundäres Umwandlungsprodukt aus Biotit, Granat, Pyroxen oder Amphibol. Chamosit und Thuringit sind Fe3+-reiche Chlorite. 130 Serpentin-Gruppe Mg6[(OH)8/Si4O10] Varietäten: Chrysotil Antigorit Eigenschaft: Seidenglanz Farbe: hell bis dunkelgrün, gelbgrün Dichte: 2,5 – 2,6 g/cm3 Härte: 3–4 Spaltbarkeit: oft undeutlich (Chrysotil), blättrig (Antigorit) Serpentin bildet meist dichte Aggregate. Antigorit ist blättrig oder schuppig ausgebildet. Chrysotil ist faserig und bildet selten gute Kristalle aus. Es besteht ein begrenzter Einbau von Fe und Al. Beide Serpentin-Arten sind häufige Reaktionsprodukte von Olivin mit hydrothermalen Lösungen, daneben auch von Pyroxen und Amphibol. Auf Klüften in Form von feinfaserigem Chrysotilasbest (häufig) oder blättrigem Kluft-Antigorit (seltener). Chrysotil, Antigorit und der zu den Amphibolen zählende Aktinolith sind so genannte AsbestMinerale. Asbest war ein geschätzter Werkstoff, weil es faserig, feuerfest, gut isolierend und mechanisch verspinnbar ist. Die Gefährlichkeit von Asbest wurde erst später festgestellt. Chrysotil zum Beispiel kann sich in der Lunge festsetzen, da die Chrysotilröllchen am Ende kleine Haken ausbilden (siehe Zeichnung). Asbest gilt als krebserregend und hat eine zellschädigende Wirkung (Asbestose). 131 Vereinfachte Darstellung der Asbest-Struktur: Durch das enthaltene Mg2+ kommt es innerhalb der Oktaederschicht zur Aufweitung und damit passen die Gitterabstände von Tetraeder- und Oktaederschicht nicht mehr perfekt zusammen. Beim Chrysotil kommt es dadurch zur Krümmung und Einrollung der Schichten. Die Oktaederschicht befindet sich auf der Außenseite des Chrysotilröllchens. Antigorit hat demgegenüber eine wellenartige Struktur, die mit periodischem Umklappen der [SiO4]Tetraeder zusammenhängt. 132 Tonmineral-Gruppe Kaolinit Farbe: Al4 [(OH)8 / Si4O10] reiner Kaolinit ist weiß, durch Beimengungen gelb, grünlich oder bläulich gefärbt Dichte: 2,1 – 2,6 g/cm3 Härte: 1 Spaltbarkeit: vollkommen Kaolinit ist ein sehr wichtiges und weit verbreitetes Tonmineral. Es ist ein Gemengteil von Kaolin (Porzellanerde) und vieler Tone und Tonsteine. Bildung bei Verwitterungsprozessen oder durch Einwirkung thermaler bzw. hydrothermaler Wässer auf Silikate, besonders Feldspäte. Es wird zur Herstellung von Porzellan, in der Papierindustrie und als Bestandteil von Bohrspülungen verwendet. 133 Tonmineral-Gruppe Montmorillonit (Al, Mg)2 [(OH)2 / Si4O10] (Na, Ca)x ⋅ nH2O Eigenschaft: Fettglanz Farbe: weiß, grauweiß, gelb, bräunlichgelb, grünlichgelb Strich: weiß Dichte: 2,35 g/cm3 Härte: 1,5 – 2 Spaltbarkeit: vollkommen Montmorillonit ist ein Dreischichtsilikat mit variabler Zusammensetzung. Na wird zum Teil durch Ca ersetzt. Er ist vorherrschendes Tonmineral im Bentonit, der sich u. a. aus verwitterten vulkanischen Aschen bildet. Montmorillonit besitzt eine ausgesprochen hohe Quellfähigkeit. Es wird für Bohrspülungen, zur Abwasserreinigung, zum Bleichen oder Entfärben und zur Abdichtung von Schadstoffdeponien eingesetzt. 134 Prehnit Ca2Al [AlSi3O10] (OH)2 Eigenschaft: Fettglanz Farbe: fahl-weiss, grau, grünlich Strich: weiß Dichte: 2,9 – 3,0 g/cm3 Härte: 6 – 6,5 Spaltbarkeit: gut nach {001}; undeutlich nach {110} Das Schichtsilikat Prehnit hat nicht die ausgeprägte Spaltbarkeit wie Glimmer oder Talk. Er ist besonders in Klüften und sekundären Hohlraumfüllungen rosettenartig angeordnet. Prehnit hat die größte Mohs`sche Härte unter allen häufigen Schichtsilikaten. Sein Vorkommen ist auf magmatische und metamorphe Bereiche beschränkt. Sedimente enthalten nur sehr selten Prehnit. In Vulkaniten tritt er als Blasenfüllung zusammen mit Calcit und Zeolithen auf. In metamorphen Gesteinen beobachtet man Prehnit im niederen und mittleren Temperaturbereich. 135 8. Silikate 8.6 Tektosilikate (Silikatische Gerüststrukturen) Feldspat-Gruppe, Feldspatoide (Foide, Feldspatvertreter), Zeolith-Gruppe, Skapolithe Alle [SiO4]-Tetraeder teilen alle vier Eckatome mit anderen Tetraedern und bilden auf diese Weise ein dreidimensionales Gerüst. Der Silikatanteil der Formel ist SiO2. Eigene Notizen: 136 Die Gruppe der Gerüst-(Tekto-)Silikate gehört zu den wichtigsten des gesamten Lernstoffs. Insbesondere die Feldspäte sind wegen ihrer Häufigkeit in den Gesteinen der Erdkruste von großer Bedeutung. Die Gruppe der Gerüstsilikate lässt sich zum besseren Lernen in vier Gruppen unterteilen: Feldspat-Gruppe Alkalifeldspäte: Sanidin (K, Na) [AlSi3O8] Orthoklas (K, Na) [AlSi3O8] Mikroklin K [AlSi3O8] Anorthoklas (K, Na) [AlSi3O8] Plagioklas-Reihe: Albit Na [AlSi3O8] Anorthit Ca [AlSi3O8] Feldspatoide (Foide, Feldspatvertreter) Die Feldspatoide unterscheiden sich durch ihren geringeren SiO2-Gehalt von den Alkalifeldspäten. Leucit K [AlSi2O6] Nephelin (Na, K) [AlSiO4] Sodalith-Reihe Sodalith Na8 [Cl2 / (AlSiO4)6] Nosean Na8 [(SO4) / (AlSiO4)6] Zeolith-Gruppe (Tektosilikate mit Wasser) Analcim Na [AlSi2O6] · H2O Natrolith Na2 [Al2Si3O10] · 2H2O Chabasit Ca [Al2Si4O12] · 6H2O Skapolithe Marialith Na4 [Al3Si9O24] · Cl Mejonit Ca4 [Al6Si6O24] · CO3 137 Alkalifeldspäte (K, Na) [AlSi3O8] Typen: Sanidin (K, Na) [AlSi3O8] Orthoklas (K, Na) [AlSi3O8] Mikroklin K [AlSi3O8] Anorthoklas (K, Na) [AlSi3O8] Farbe: durchscheinend bis durchsichtig, rot, meist weiß oder schwarz Dichte: 2,5 – 2,6 g/cm3 Härte: ~6 Spaltbarkeit: vollkommen Sanidin (K, Na) [AlSi3O8], (K,Na)- Sanidin Die farblosen bis grauen Kristalle sind dünntafelig und trüb, seltener durchscheinend bis durchsichtig. Er kommt in felsischen Vulkaniten (Rhyolithe, Trachyte, Phonolithe) und in Kimberliten vor. Ausserdem tritt Sanidin in Gesteinen der Hochtemperatur-Metamorphose auf. Er ist als Hochtemperaturform von Alkalifeldspäten anzusehen. Orthoklas (K, Na) [AlSi3O8], (K,Na)-Orthoklas Durch seine Mittelstellung zwischen der Hochtemperaturform Sanidin und der Tieftemperaturform Mikroklin besitzt Orthoklas eine teilweise geordnete Al-Si-Verteilung. Das Mineral bildet spätige Kristalle von weißer oder roter Farbe aus. Diagnostisch ist eine einfache Verzwilligung der Kristalle. Orthoklas kommt in hellen Intrusivgesteinen (Graniten, Granodioriten, Syeniten) und in Metamorphiten vor. Weiterhin tritt er in Pegmatiten auf. Mikroklin K [AlSi3O8] Im Mikroklin als Tieftemperaturform des Kalifeldspats ist die Al-Si-Verteilung in höherem Grade geordnet. In Chemismus und Habitus besteht eine weitgehende Ähnlichkeit mit Orthoklas. Das Mineral tritt ebenfalls in hellen Intrusivgesteinen, in Sandsteinen und in 138 Metamorphiten auf. Teilweise bildet es sich aus dem primären Orthoklas der felsischen Plutonite. Idiomorphe Kristalle findet man in alpinen Zerrklüften. Anorthoklas (K, Na) [AlSi3O8] Das Natrium-Kalium-Verhältnis kann von Vorkommen zu Vorkommen stark variieren. Neben der Na- und K- Komponente kommt stets ein deutlicher Gehalt an Ca hinzu. Das Mineral bildet spätige, bläulich bis fast schwarz gefärbte Kristalle, die oft lebhaft labradorisieren. Es tritt in Alkalisyeniten und Alkalitrachyten auf. 139 Plagioklas-Reihe Bestandteile: Albit Na [AlSi3O8] Oligoklas Andesin Labradorit Bytownit Anorthit Ca [Al2Si2O8] Eigenschaft: Glas- oder Perlmutterglanz Farbe: farblos, weiß, grau, rötlich Strich: weiß Dichte: 2,62 – 2,76 g/cm3 Härte: 6 – 6,5 Spaltbarkeit: vollkommen Die Plagioklase bilden eine Mischkristallreihe Albit → Anorthit (NaAlSi3O8 → CaAl2Si2O8), die nach dem Anorthitgehalt (An) folgendermaßen unterteilt wird: Albit An0 - An10 Oligoklas An10 - An30 Andesin An30 - An50 Labradorit An50 - An70 Bytownit An70 - An90 Anorthit An90 - An100 Die Plagioklase bilden spätige Kristalle von weißer, gelblicher, grünlicher, selten auch violetter Farbe. Diagnostisch ist eine polysynthetische Verzwilligung, häufig ist allerdings makroskopisch keine solche zu sehen. Die Plagioklase sind sehr häufige gesteinsbildende Minerale. Albit und Oligoklas treten in felsischen Magmatiten und in Metamorphiten niedriger Bildungsbedingungen auf. Andesin kommt in Andesiten und Dioriten sowie in Metamorphiten mittlerer Bildungsbedingungen vor. Labradorit und Bytownit sind Minerale mafischer Magmatite und Metamorphite hoher Bildungsbedingungen. Plagioklase treten auch im Detritus klastischer Sedimentgesteine auf. 140 141 Feldspatoide (Foide, Feldspatvertreter) Leucit K [AlSi2O6] Eigenschaft: Glas- oder Fettglanz Farbe: farblos, grauweiß bis weiß, gelblich, trüb durchscheinend Dichte: 2,5 g/cm3 Härte: 5,5 – 6 Spaltbarkeit: fehlt Leucit ist ein typisches Mineral SiO2-untersättigter K-reicher vulkanischer Gesteine (z. B. am Vesuv) und tritt in der Natur dort im Wesentlichen auf. In Plutoniten und metamorphen Gesteinen fehlt Leucit völlig. 142 Feldspatoide (Foide, Feldspatvertreter) Nephelin Farbe: (Na, K) [AlSiO4] grau, grünlich oder rötlich, auf Kristallflächen Glasglanz, auf Bruchflächen Fettglanz Dichte: 2,6 g/cm3 Härte: 5,5 – 6 Spaltbarkeit: unvollkommen Wie Leucit ist auch Nephelin ein wichtiges gesteinsbildendes Mineral in SiO2-untersättigten magmatischen Gesteinen. Im Unterschied zu Leucit tritt Nephelin auch in seltenen Plutoniten wie Nephelinsyeniten und deren Pegmatiten auf. 143 Feldspatoide (Foide, Feldspatvertreter) Sodalith-Reihe Sodalith Na8 [Cl2 / (AlSiO4)6] Merkformel: 3Na[AlSiO4] (Nephelin) · NaCl Nosean Na8 [(SO4) / (AlSiO4)6] Farbe: farblos bis tiefblau Dichte: 2,3 g/cm3 Sodalith 2,3 – 2,4 g/cm3 Nosean Härte: 5-6 Spaltbarkeit: {110} vollkommen Als Gemengteil besonders in alkalibetonten Plutoniten (Nephelinsyeniten und deren Pegmatiten), als mikroskopischer Gemengteil in vulkanischen Gesteinen (Phonolithen und Alkali-Basalten), aufgewachsene Kriställchen in vulkanischen Auswürflingen. 144 Zeolith-Gruppe Beispiele: Analcim Na [AlSi2O6] · H2O Natrolith Na2 [Al2Si3O10] · 2H2O Chabasit Ca [Al2Si4O12] · 6H2O Eigenschaft: manchmal Glas- bis Seidenglanz Farbe: klar, weiß, farblos bis leicht gefärbt, durchscheinend Dichte: ~ 2,25 g/cm3 Härte: ~ 5,5 Spaltbarkeit: fehlt Analcim Analcim ist klar oder weiß und bildet auf Klüften in Tonsteinen gelegentlich Kristalle mit 24 gleichen Flächen, sog. Ikositetraeder. Analcim ist ein häufiges Mineral der sehr niedrig temperierten Metamorphose. Aus Analcim und Quarz bildet sich bereits bei ca. 150 °C das Mineral Albit nach der Gleichung: Na [AlSi2O6] · H2O + SiO2 Analcim + Quarz → Na [AlSi3O8] → Albit + H2O + Wasser Weiterhin kommt er in vulkanischen Gesteinen als Sekundärmineral vor. In tonigen Sedimenten kann er als authigenes Mineral auftreten. Natrolith Langprismatisch-nadelige und haarförmige Kristalle, meistens zu Büscheln oder radialstrahlig bis kugelig gruppiert. Muscheliger Bruch, meistens farblos, weiß, seltener zart gefärbt, Glasbis Seidenglanz, durchsichtig bis durchscheinend. Natrolith tritt als hydrothermales Zersetzungsprodukt in vulkanischen Gesteinen auf. 145 Chabasit Spaltbarkeit bisweilen deutlich, sonst muscheliger Bruch. Farblos oder weiß, seltener zart gefärbt. Glasglanz, durchsichtig bis durchscheinend. Ebenso wie Natrolith in vulkanischen Gesteinen, auf Kluftflächen und in Hohlräumen. 146 Skapolithe Endglieder: Marialith Na4 [Al3Si9O24] · Cl Mejonit Ca4 [Al6Si6O24] · CO3 Farbe: meist weiss oder grau, auch grünlich, rötlich, ziegelrot Dichte: 2,5 – 2,8 g/cm3 Härte: 5-6 Spaltbarkeit: {110} vollkommen, {100} deutlich Die Gruppe der Skapolithe ist eine Mischung der beiden Endglieder Marialith und Mejonit. Mejonite können neben der CO3-Komponente auch SO4-Moleküle enthalten. Ausserdem kann in beiden Endgliedern das CO3 und das Cl durch OH oder F ersetzt werden. Am einfachsten kann man sich die Formeln an Hand der Genese dieser Endglieder in metamorphen Prozessen merken, bei denen Feldspat mit Halit oder Calcit reagiert: 3 NaAlSi3O8 + NaCl → Na4 [Al3Si9O24] · Cl 3 Albit + Halit → Marialith 3 CaAl2Si3O8 + CaCO3 → Ca4 [Al6Si6O24] · CO3 3 Anorthit + Calcit → Mejonit Das Vorkommen von Marialith ist beschränkt auf Chlorid-reiche Sedimente und deren metamorphe Äquivalente. Mejonit-reicher Skapolith dagegen tritt häufig in mafischen Metamorphiten auf, deren Ausgangsgesteine etwas Calcit enthalten. Die Bildungstemperaturen von Mejonit nach der obigen Reaktionsgleichung betragen ca. 600 bis 700 °C. In magmatischen Gesteinen ist Skapolith praktisch nicht zu finden. 147 Kleines Glossar BIF: BIFs (= banded iron formation) entstanden vor ca. 3,5 bis 1,5 Mrd. Jahren im Präkambrium. In der Atmosphäre war wenig Sauerstoff vorhanden. Eisen konnte in gelöster Form ins Meer transportiert werden. Durch lokale Sauerstoffbildung, zum Beispiel durch Cyanobakterien, wurde das Eisen ausgefällt (Oxidation). Dabei bildete sich vor allem Hämatit (Eisenglanz). In den Hämatitlagen ist häufig auch Magnetit enthalten. Zwischen den Eisenlagern erfolgte die normale Sedimentation im Meeresbereich, die als Hornsteinlagen (mikrokristalliner Quarz) erhalten ist. Mit der Erhöhung des Sauerstoffes auf ca. 5 % des heutigen Levels in der Atmosphäre wurde die Bildung von BIFs beendet, da das Eisen nun auch auf dem Festland oxidierte. CCD: (=Calcit Compensation Depth / Calcit-Kompensationstiefe) Meerestiefe, in der Calcit aufgelöst wird und nur kieselige Organismenund Sedimentreste erhalten bleiben. Ihre Lage ist regionalen und erdgeschichtlichen Schwankungen unterworfen. In heutigen Meeren liegt sie zwischen 3500 m und 5500 m Tiefe und wird durch den Druck und Chemismus der Wassermassen bestimmt. Unterhalb dieser Grenze wird Calcit vollständig im Meerwasser gelöst. Differentiate: Magmen, die durch Ausscheiden von Kristallen aus Primärmagmen eine veränderte Zusammensetzung erreichen und meist innerhalb der Erdkruste durch Aufnahme von Fremdgesteinen kontaminiert werden. Durchläufer: Nicht nur bei diskreten (engen) p-T-Bedingungen auftretendes Mineral. Druse: Als Druse wird ein mit Mineralen unvollständig ausgefüllter ehemaliger Hohlraum im Gestein bezeichnet. Erdkruste: äußere Erdschale unterscheidet die über der kontinentale Mohorovi i -Diskontinuität. Ober- und Unterkruste, Man die verschiedentlich durch eine Diskontinuität getrennt sind. Während die kontinentale Kruste normalerweise eine Dicke von 30-50 km (selten bis zu 70 km) besitzt, hat die ozeanische Kruste nur Dicken von 5-10km. Beide unterscheiden sich in ihrer petrographischen Zusammensetzung. Die ozeanische Erdkruste besteht überwiegend aus tholeiitischen 148 Basalten bzw. Spiliten. Die kontinentale Erdkruste ist aus verschienenen metamorphen Gesteinen, Graniten und Granodioriten zusammengesetzt, die oft von km-mächtigen Sedimentgesteinsmassen bedeckt werden. Erdmantel: zwischen der Mohorovi i - und der dem Erdkern in 2900 km Tiefe gelegene Erdschale. Man kann zwischen einem Oberen und einem Unteren Erdmantel unterscheiden. Die Grenze liegt bei ca. 700 km Tiefe. Der Obere Erdmantel besteht aus peridotischen Gesteinen mit Anteilen von Olivin > Ortho- > Klinopyroxenen sowie Granat oder Spinell. Eruptivgestein: Erstarrungsgestein, Massengestein, Magmatit bzw. magmatisches Gestein, durch Auskristallisation (= Erstarrung) aus silikatischer Schmelze (Magma) entstandenes Gestein. Verschiedentlich jedoch nur für vulkanische Gesteine (= Vulkanit; Erguss-, Effusiv-, Oberflächengestein), d.h. für Gesteine, die an der Oberfläche erstarrt sind, verwendet. Erz: Gesteine oder Minerale, aus denen Metalle gewonnen werden (z.B. Hämatit). Evaporation: Der Evaporationszyklus beginnt mit dem Ausfällen des Calcits. Bei weiterer Verdunstung des Meerwassers fallen Gips, dann Halit und zuletzt die Kalisalze bzw. Edelsalze aus. Es handelt sich um eine chemische Sedimentation. felsisch: Felsische Gesteine sind reich an den hellen Gemengteilen Quarz und/oder Feldspat. Das häufig gebrauchte Wort „saure“ Gesteine ist inkorrekt. Gang: Ausfüllung von Spalten in der Erdkruste durch Mineralabsätze oder Gesteine in Gestalt meist plattenförmiger Körper (Eruptivgang, Erzgang, Mineralgang). Mineralgänge können mit Quarz, Fluss-, Schwer-, Kalkspat usw. gefüllt sein, Erzgänge mit einer Gangfüllung von Erzmineralen und Gangmitteln. Als Eruptivgänge treten Pegmatite sowie verschiedene vulkanische Gesteine auf. Gangart: (taubes Gestein); Umgebungsgestein von Erzen, das durch besondere Aufbereitungsverfahren von diesem getrennt werden muss. 149 Greise: Die Entstehung von Greisen findet in der Dachregion granitischer Plutone statt. Dabei wirkt die wässrige Restphase, eine höchsttemperierte hydrothermale Lösung, auf den magmatischen Körper ein. Unter anderen sind dabei sehr aggressive Gase, wie etwa Fluorwasserstoff, am Prozess beteiligt. Das Einwirken der Gase und Fluide führt zur Mineralneubildung. Dabei kann neben Zinnstein, Wolframit und Quarz auch aus dem Aluminium der Feldspäte Topas gebildet werden. hydrothermal: Stadium im Bereich der magmatogenen Erzlagerstättenbildung, für das ein wässriges Transportmedium mit Temperaturen unter 580°C und unterschiedliche Drücke charakteristisch sind. Die Hydrothermen enthalten Metallionen und Komplexe, aus denen sich bei Abkühlung und Druckabnahme (Erz-) Minerale bilden können. Hypidiomorph: Mischung aus Fremd- und Eigengestalt eines Minerals, z. B. in magmatischen Gesteinen. Idiomorph: Eigengestalt eines Minerals. Kimberlit: Ultramafisches, häufig diamantenreiches Gestein, auf alte Kratone beschränkt. Vermutet wird ein Aufschmelzen der Magma in 150 – 200 km Tiefe im Erdmantel. Durch bislang noch nicht eindeutig geklärte Vorgänge steigt die 1200 °C heiße Schmelze entlang eines Bruchsystem explosionsartig auf. Für den Aufstieg wird eine Dauer von weniger als 2 Tagen angenommen. Kumulate: Lagige oder irreguläre Anhäufung von Mineralen, die aus einer Schmelze – oft in einem frühen Stadium der Abkühlung – ausgeschieden wurden. Liquidus-Kurve: Trennt den teilflüssigen Zustand (Schmelze plus Kristalle) eines Systems vom flüssigen Zustand. „Oberhalb“ der Liquidus-Kurve ist das System im flüssigen, „unterhalb“ davon in einem teilflüssigen Zustand. Frühkristallisation: Beim Abkühlen eines Plutons kristallisieren die Minerale unterschiedlich schnell aus. Die zuerst ausfallenden Minerale sinken auf den Boden der Magmakammer und bilden dort ein Frühkristallisat, das auch als Kumulat bezeichnet wird. Für den Begriff Frühkristallisat wird auch Frühdifferentiat verwendet. 150 mafisch: Mafische Gesteine sind reich an dunklen Gemengteilen wie Olivin, Pyroxene, Amphibole, Biotit und evtl. Granat. Das häufig gebrauchte Wort „basische“ Gesteine ist inkorrekt. Metamikt: Zerfall der Kristallstruktur eines Minerals durch radioaktive Strahlung Metasomatose: Vorgang, bei dem ein Gestein ganz oder teilweise durch ein Reaktionsprodukt aus dem Material des vorhandenen Gesteins und einer zugeführten mobilen Phase im Austausch ersetzt wird. Auf diese Weise sind z.B. die metasomatischen oder Verdrängungslagerstätten entstanden. Minette: Minette ist die Bezeichnung für oolithische Eisenerzlager des unteren Doggers (vor ca. 175 Mio. Jahren) in Lothringen und Luxemburg. Die Ooide entstehen, wenn sich um kleine Partikel, wie Quarzkörner oder Bruchstücke von Schalen, konzentrisch neue Schichten von Kalk ablagern. Dabei kann auch gelöstes Eisen mit eingebaut werden. Ooide entstehen in warmem kalkübersättigtem Wasser mit starker Wellenbewegung. Sind die Ooide zu schwer geworden, um weiter in der Schwebe gehalten zu werden, sinken sie auf den Meeresboden ab. Modifikation: Bei gleicher chemischer Formel die Ausbildung unterschiedlicher Kristallsystem und dadurch auch ein verändertes Erscheinungsbild, gelegentlich deutliche Veränderung der Härte. Beispiele: Pyrit-Markasit oder Graphit-Diamant. Paragenese: Bestimmte Bildungsbedingungen führen durch ein zeitgleiches Ausfällen von Mineralen zum Nebeneinander-Vorkommen bestimmter Mineraltypen Pegmatit: „Schicksalsverbundenheit“. groß- bis riesenkörniges magmatisches Gestein, das aus einer an flüchtigen Bestandteilen reichen Restschmelze plutonischer Magmen erstarrt ist (z.B. Granitpegmatit); Hauptbestandteile: Quarz, Feldspäte, Glimmer (vor allem Muskovit); Nebenbestandteile: Apatit, Beryll, Molybdänglanz, Zinnstein u.a. Plutonit: Tiefengestein; Gruppe in der Erdkruste aus Magmen erstarrter Gesteine, z.B. Granit, Diorit, Syenit, Gabbro. pneumatolytisch: Bezeichnung für gasförmige oder liquide magmatogene Transportmedien, die hohen Temperaturen (ab 374°C bis 500°C) und hohen Drücken, die abhängig vom Bildungsort sind und tiefer als der 151 Druck des auflagernden Gesteins/Gebirges sind, ausgesetzt sind. Die pneumatolytische Bildung wird heute meist mit zur hydrothermalen gezählt. Porphyry copper ores: Hochhydrothermale Imprägnationslagerstätten des Cu, gebunden an die Dachbereiche von magmatischen Intrusionen, meist Graniten, Granodioriten, Tonaliten, seltener auch von Monzoniten und Dioriten. Oft sind die subvulkanischen bis vulkanischen Ausläufer dieser Plutone vererzt, besonders Trachyandesite, Dacite und Andesite mit typisch porphyrischem Gefüge. Daraus leitet sich die Bezeichnung Porphyry copper ores für diese Lagerstätten ab. Die Erze treten nicht massiv, sondern in feiner Verteilung auf; sie füllen ein feines Kluftnetz aus oder imprägnieren das Gesteins; daneben gibt es vererzte Breccienzonen, die in den vulkanischen Bereich überleiten können.. Porphyry Copper Ores sind die größten und wirtschaftlich bedeutensten Kupfererz-Lagerstätten, die mehr als die Hälfte der derzeitigen Weltproduktion an Kupfer liefern. Daneben werden teilweise noch Mo sowie Au und Ag gewonnen. Hauptminerale sind Chalkopyrit, Molybdänit sowie Pyrit. SEDEX: Abkürzung für sedimentär-exhalativ; Mineralhaltige hydrothermale Lösungen werden am Meeresgrund durch den raschen Temperatursturz durch das kalte Meerwasser ausgefällt. Die dabei entstehenden Erzkörper enthalten neben Sulfiden auch Edelmetalle. Sediment: Produkt der Verwitterung von Gesteinen, das nach Transport abgelagert wurde. Transportmedien sind fließendes Wasser oder Wind, untergeordnet Eis. Durch mechanischen Absatz fester Teilchen aus Luft oder Wasser entstehen die klastischen Sedimente. Die durch chemische Abscheidung in Gewässern gebildeten werden als chemische und diejenigen organischer Herkunft als organogene oder biogene Sedimente bezeichnet. Alle Prozesse, die mit der Kompaktion und Verfestigung von Sedimenten und damit deren Überführung in Sedimentgesteine verbunden sind, werden als diagenetische Vorgänge bezeichnet. Seife: Örtliche Anreicherung von spezifisch schweren oder besonders widerstandsfähigen Mineralen im Sedimentationsprozess. Bei 152 Verwitterung eines Gesteins kann die Anreicherung dadurch erfolgen, dass die weniger widerstandfähigen Komponenten zerstört und zusammen mit den spezifisch leichten Bestandteilen fortgeführt werden, die Seifenminerale wie z. B. ged. Gold, ged. Platin, Diamanten, Zinnstein sich dagegen relativ anreichern. Solidus-Kurve: Trennt in einem p-T-Diagramm den festen Zustand eines Systems vom teilflüssigen Zustand. „Unterhalb“ der Solidus-Kurve ist das Gestein im festen – wenngleich oft plastisch deformierbaren – Zustand. „Oberhalb“ der Solidus-Kurve tritt eine Teilschmelze innerhalb der FestkörperMatrix auf. ultramafisch: Ultramafische Gesteine enthalten weniger als 10 Vol.-% helle Gemengteile und sind reich an Olivin, Pyroxenen, Amphibolen und Biotit. Varietät: Bei gleichem Chemismus und gleichem Kristallsystem kommt es durch die Einlagerung von Fremdionen zu deutlich unterschiedlich gefärbten Varianten desselben Minerals. Beispiel: Quarz (Citrin, Amethyst, etc.). Vulkanit: vulkanisches Gestein Xenolith: Einschlüsse von magmafremden Gesteinen, die als Bruchstücke des Eruptivgestein Nebengesteis (aus dem Förderschlot oder aus der Dachregion eines magmatischen Körpers) mechanisch aufgenommen werden. Xenomorph: Fremdgestalt eines Minerals. 153