Aus der Medizinischen Klinik II im Marienhospital Herne -Universitätsklinikder Ruhr-Universität Bochum Direktor Prof. Dr. med. H.-J. Trappe Einfluss von linksventrikulären Myokardschädigungen unterschiedlicher topographischer Lokalisation auf ventrikuläre Rhythmusereignisse Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Lovre Lorenz Skoljarev aus Stuttgart 2012 Dekan: Prof. Dr. med. K. Überla Referent: Prof. Dr. med. H.-J. Trappe Korreferent: Prof. Dr. med. Peter Hubert Grewe Tag der mündlichen Prüfung: 20.05.2014 Abstract Skoljarev Lovre Lorenz Einfluss von linksventrikulären Myokardschädigungen unterschiedlicher topographischer Lokalisation auf ventrikuläre Rhythmusereignisse Problem Ziel der Studie war die Untersuchung der Zusammenhänge von ventrikulären Tachykardien bzw. Kammerflimmern bei Patienten mit Zustand nach Myokardinfarkt in Abhängigkeit von der topographischen Lokalisation und Ausdehnung des Myokardinfarktes. Methode In die Studie wurden 107 Patienten eingeschlossen. Hierbei wurden 2 Patientengruppen gebildet: Eine Patientengruppe umfasste 57 Patienten, welche alle eine Ischämie des Herzmuskels erlitten hatten. Bei der zweiten Patientengruppe handelte es sich um eine Kontrollgruppe, bei der 50 Patienten unter einer nicht-ischämischen Kardiomyopathie litten. Die Kontrollgruppe diente dazu, auszuschließen, das ventrikuläre Rhythmusereignisse sich nicht allein auf eine möglicherweise erniedrigte Ejektionsfraktion oder andere Faktoren zurückführen lassen. Bei beiden Patientengruppen wurde ein Kardio-MRT durchgeführt, bei welchem den Patienten das Kontrastmittel Gadolinium zum Nachweis eines late enhancement appliziert wurde. In der Kontrollgruppe fehlte der Nachweis eines ischämiebedingten late enhancement. Durch die Analyse der Infarktareale mittels des 17-Segment-Modells konnte die Höhe der Ischämiezonen in basal, mittig und apikal bestimmt, sowie die Ausdehnung in der horizontalen in Vorderwand, Hinterwand, Septum und lateralen Herzwand eingeteilt werden. Ergebnis: Es kristallisierte sich das Segment 10 als einziges Segment mit signifikanter gehäufter Infarktmitbeteiligung vor allem deshalb als interessantes Segment heraus, weil es bei allen Patienten mit dokumentierten ventrikulären Tachykardien/ Kammerflimmern infarziert war. Dieses Ergebnis war in unserer Studie nicht signifikant, doch wären weitere Untersuchungen diesbezüglich in Zusammenschluss mehrerer Zentren mit größeren Patientenzahlen und einem längeren Nachbeobachtungszeitraum ein wichtiger und interessanter Ansatz, möglicherweise ein oder mehrere postinfarziert veränderte Segmente ursächlich für proarrhythmogene Eigenschaften zu identifizieren. Diskussion: Aufgrund des heutzutage herrschenden Ressourcenmangels und im Sinne der Patienten ist es wichtig, die Indikationsstellung bezüglich der Implantation von Defibrillatoren so präzise wie möglich zu fassen. Neben serologischen Markern wie z.B. dem pro BNP zur Risikostratifizierung sind vor allem die histologischmorphologischen Korrelate zwischen Narbengewebe und malignen ventrikulären Herzrhythmusstörungen ein wichtiger Ansatzpunkt, um Infarktnarben in bestimmten Segmenten oder in Kombination mehrerer Segmente als proarrhythmogen zu identifizieren und so eine Präzisierung der Indikationsstellung bezüglich der Implantationen von ICD´ s zu manifestieren. Unsere Studie hat gezeigt, dass sich aus der Heterogenität der Gewebe im linken Ventrikel proarrhythmogene Eigenschaften ableiten lassen. Gewidmet meiner Familie Inhaltsverzeichnis Seite 1. Einleitung 1.1 MR-Tomographen-Historie, Komponenten und Aufbau 5 5 1.1.1 Historische Entwicklung 5 1.1.2 Hauptmagnetfeld 7 1.1.3 Gradientensystem 7 1.1.4 Hochfrequenzsystem 8 1.1.5 Computersystem 8 1.2 Physikalische Grundlagen 9 1.2.1 Einführung 9 1.2.2 T1/T2 Relaxation 10 1.2.3 Bildkontrast in der MRT-Bildgebung 11 1.2.4 Schichtbestimmung/Ortscodierung 14 1.2.5 Einflüsse auf die Bildschärfe 15 1.3 Sequenzierungstechniken 16 1.4 Kontrastmittel 17 1.4.1 Physikalischer Einfluss von Kontrastmitteln 17 1.4.2 Pharmakologische Wirkung 17 1.5 Kontraindikationen der MRT 18 1.6 Late enhancement 19 1.7 Pathophysiologie ventrikulärer Tachykardien 20 1.8 ICD- Implantierbarer Cardioverter-Defibrillator 21 1.8.1 Technische Erläuterungen 21 1.8.2 Implantation und Nachsorge 24 1.8.3 Indikation zur ICD Implantation 25 1.9 Koronare Herzerkrankung, ischämische Kardiomyopathie 27 und Koronargefäßmorphologie 1 Seite 2. Zielsetzung 31 3. Methodik 32 3.1 Fragestellung 32 3.2 Patienten 32 3.3 MRT-Untersuchung 32 3.4 Einschlußkriterien 34 3.5 Volumetrie und Narbenanalyse 34 3.6 Datenakquisition 38 3.7 Probleme der Datenakquisition 40 3.8 Statistik 40 3.9 Publikation der Ergebnisse der Promotionsarbeit 40 4. Ergebnisse 42 5. Diskussion 57 6. Schlussfolgerung 68 7. Literaturverzeichnis 69 2 Abkürzungen AHA: American Heart Association ARNP: advanced registered nurse practitioner BMI: Body-mass-index CRT: Cardiac-Resynchronization Therapy DICOM: Digital Image Communication in Medicine EDV: enddiastolisches Volumen EF: Ejektionsfraktion ESV: endsystolisches Volumen FOV: Field of view ICD: implanted cardioverter defibrillator ICD 10: international classification of diseases 10 KHK: koronare Herzerkrankung kW: Kilowatt LV: linker Ventrikel M.D.: medical doctor MHz: Megahertz MI: Myokardinfarkt MRI: magnetic resonance imaging MRT: Magnetresonanztomograph, Magnetresonanztomographie msec: Millisekunden mT: Millitesla NMR: nuclear magnetic resonance NYHA: New York Heart Association Ph.D.: doctor of philosophy PHT: Plötzlicher Herztod SI-Differenz: Signalintensitätsdifferenz SNR: Signal-to-noise-ratio T: Tesla TE: Echozeit 3 TR: Repetitionszeit VF: ventricular fibrillation <=> Kammerflimmern VT: ventricular tachycardia <=> ventrikuläre Tachykardie 4 1. Einleitung 1.1 MR-Tomographen- Historie, Komponenten und Aufbau 1.1.1 Historische Entwicklung Der Grundstein für die heutige Nutzung der Magnetresonanztomographie (MRT) liegt in den mathematischen und physikalischen Erkenntnissen, die seitens einiger herausragender Wissenschaftler in diesen Bereichen gelegt wurden. Während JeanBaptiste Fourier (1768-1830) die mathematischen Grundlagen für die später nach ihm benannte Fourier-Transformation legte, ohne welche die Errechnung der MRT-Bilder nicht möglich wäre, erarbeitete Nikola Tesla (1856-1943) neben dem Radio bahnbrechende Grundlagen zur Entstehung und Wirkung von Magnetfeldern, weshalb nach ihm die Einheit der Magnetfeldstärke ,,Tesla“ benannt ist. Abb. 1.1: Nikola Tesla (* 10.07.1856 - † 07.01.1943). 1946 endeckten die Physiker Felix Bloch und Edward Purcell unabhängig voneinander das Phänomen des Kernspins, welches als Grundlage für die Bildgebung der MRT dient. Hierauf wird im Kapitel ,,Physikalische Grundlagen“ näher eingegangen. Sie erhielten dafür 1952 den Physik-Nobelpreis. Zum ersten Mal wurde die Frage nach einer medizinischen Einsatzmöglichkeit für diese damals neue Technik 1971 durch Raymond Damadian aufgeworfen, da er anhand von in vitro Versuchen erkannte, dass sich malignes Gewebe von gesundem Gewebe hinsichtlich der Protonenrelaxationszeiten unterschied. Mit seiner ,,FONAR“ Technik konnte er damals jedoch noch keine Schnittbilder erzeugen, sondern maß eindimensionale Relaxationszeiten.1973 ging Paul Lauterbur/New York einen entscheidenden Schritt weiter mit der Idee, 5 Magnetfeldgradienten in allen drei Dimensionen anzuordnen, um zwei- bzw. dreidimensionale Bilder zu erzeugen. Während Raymond Damadian 1974 die erste Abbildung eines Tumors an einem lebenden Tier präsentierte, vereinfachte Richard Ernst 1975 in Zürich die Datenakquise mit der ,,NMR Fourier Zeugmatographie“, welche heute als Grundlage für die MRT verwendet wird. Erste Bilder eines menschlichen Körpers im MRT-Format (Thoraxquerschnitt) gelangen Raymond Damadian 1977, wobei sie jedoch noch recht ungenau und zeitaufwendig herzustellen waren. Eine Verbesserung wurde 1978 durch beschleunigte Bildaufnahmeverfahren von Peter Mansfield erreicht. Im selben Jahr gelangen Ian R.Young und Hugh Clow erste Schichtbilder des menschlichen Gehirns. Die ersten Geräte Anfang der 80er Jahre waren Permanentmagnete, deren Gewicht über 100 Tonnen erreichen konnte, woraus sich auch die Tatsache ableitet, dass sich auch heute noch die meisten MRT-Abteilungen im Keller oder Erdgeschoss einer Klinik befinden. Erreichten die damaligen Magneten ca. 0,3 Tesla, haben sich heutzutage supraleitende Magneten durchgesetzt, die Feldstärken deutlich über 1 Tesla erlauben. Zunehmende Akzeptanz fand das Verfahren durch den sehr hohen Weichteilkontrast und die fehlende Strahlenbelastung, was sich in der Begriffsänderung von der bis ca. 1984 gebräuchlichen NMR (nuclear magnetic resonance) in MRI (magnetic resonance imaging) widerspiegelt. Ende der 80er Jahre kam das erste Kontrastmittel auf den Markt. Ab 1989 hielt die MRT auch im Bereich der Kardiologie Einzug, indem die Schnelligkeit der verwendeten Sequenzen durch technischen Fortschritt zunahm. Es war nun möglich, Schnittbilder des Herzens in einer Zeitspanne anzufertigen, in welcher der Patient durch Anhalten des Atems eine atmungsabhängige Artefaktbildung verhindern konnte (breath hold time). Eine weitere technische Weiterentwicklung stellte sich 1993 mit den ersten offenen MRTomographen ein, was vor allem Patienten mit Platzangst und Kindern zu Gute kommen sollte. 1996 kamen die ersten organspezifischen Kontrastmittel auf den Markt und durch den enormen Computerfortschritt wurden seit 1999 auch sehr schnelle MRT Sequenzen möglich, die z.B. für die ,,4D“ MR-Angiographie verwendet werden konnten. Somit wurden neben morphologischen Informationen auch funktionelle Informationen abrufbar. In klinischer Erprobung sind heutzutage MRT-gesteuerte interventionelle Prozeduren mit der Option einer direkten Kontrolle des Therapieerfolges [67]. Im klinischen Alltag 6 arbeiten die MR-Tomographen heute mit Magnetfeldstärken von 1,5 oder sogar drei Tesla und sind die Methode der Wahl für die Diagnostik des zentralen Nervensystems (ZNS), des Bewegungsapparates und des Spinalkanals. Ebenso effektiv ist die Magnetresonanztomographie in der Kardiologie u.a. im Bereich der Volumetrie und der Analyse geschädigter Areale des Myokards (Myokardinfarkt, Myokarditis). Die Untersuchungszeiten sind für die Patienten deutlich erträglicher geworden (meist Untersuchungen von 15-20 min) und aufgrund der fehlenden Strahlenbelastung beliebig oft wiederholbar [37]. 1.1.2 Hauptmagnetfeld Für die Erzeugung des Hauptmagnetfeldes stehen heutzutage drei Magnettypen zur Verfügung, deren wichtigste Merkmale die Stärke, die Homogenität und die Stabilität des von ihnen erzeugten Magnetfeldes sind. Die drei Typen sind Permanentmagnete, Widerstandsmagnete und supraleitende Magnete. Die mittlerweile gängigen Magneten sind supraleitende Magnete, welche ähnlich funktionieren wie Widerstandsmagnete, wobei jedoch der Strom nicht über Kupferdrähte geleitet wird, sondern über spezielle Metalllegierungen wie z.B. Niob-Titan (NbTi), deren Widerstand unter einer spezifischen Temperatur gegen Null geht. Somit können Magnetfelder weit über ein Tesla erzeugt werden. Da die nötigen Temperaturen im Bereich von -270 Grad Celsius liegen, wird zur Kühlung hauptsächlich flüssiges Helium (Siedepunkt: -269 Grad Celsius) verwendet. Als passive Abschirmung versteht man den Einbau von größeren Mengen Eisen in die Umgebung des Magneten, da Eisen Magnetfeldlinien binden kann, wobei für 1,5 Tesla die Abschirmung rund 20 Tonnen wiegt. Bei der aktiven Abschirmung werden in den Kryostaten neben den eigentlichen Drahtwicklungen weitere stromdurchflossene Drahtwicklungen eingebaut, die außerhalb des Magneten das Magnetfeld kompensieren [51, 55, 69]. 1.1.3 Gradientensystem Um die genaue Lokalisation der erfassten Daten zu ermitteln, sind Gradientenspulen erforderlich, die in die Raumrichtungen x, y und z im MRT angeordnet werden. Diese linear ansteigenden Zusatzmagnetfelder werden mit Strömen bis zu einigen 100 Ampere 7 betrieben. Durch das Zusammenspiel der 3 Gradientenfelder wird so eine Ortskodierung der Daten ermöglicht. Im Ganzkörpertomographen betragen die maximalen Gradientenstärken der Gradientenspulen rund 40 mT/m. Ein weiteres Leistungsmerkmal für Gradientenspulen ist neben der Leistung auch die minimale Zeit, die zum Einschalten des Gradienten auf maximale Stärke benötigt wird. Diese Anstiegszeiten liegen bei modernen Gradientensystemen bei ca. 100 Mikrosekunden. Sie sind durch die Tatsache limitiert, dass jede Stromänderung im Gradientensystem ein Gegenfeld induziert, welches der Stromänderung entgegenwirkt (Lenzsche Regel). Die starken Kräfte, die sich während des Ein- und Ausschaltens der Magnetfelder bei der ultraschnellen Bildgebung ergeben, verursachen im Gradientenrohr starke Schwingungen, die der Patient als laute Geräusche wahrnimmt. Zur Senkung der Geräuschbelastung für den Patienten werden zum einen die Gradientensysteme in einem Stück mit besonders steifer Struktur gefertigt, zum anderen versucht man, diese Gradientenspulen nach außen hin über bestimmte Vakuumtanks zu isolieren [51, 55, 69]. 1.1.4 Hochfrequenzsystem Das Hochfrequenzsystem des MRT dient sowohl zur Anregung der Wasserstoffkerne als auch zum Auslesen der Information nach Anregung der Gewebe. Die Schwäche der durch die angeregten Spins ausgestrahlten Signale erfordert eine Abschirmung des Inneren des Tomographen vor äußeren Strahleneinflüssen. Hierzu dienen u.a. lokale Drahtgeflechte, die es trotz der Untersuchung ermöglichen, andere Geräte in der Nähe des MRT zu betreiben [51, 55, 69]. 1.1.5. Computersystem Die Koordination des Untersuchungsvorgangs und der Bildrekonstruktion erfordert mehrere Rechner, die als Teil des Ganzen zu einer MRT Darstellung beitragen. Die Überwachung des Messablaufes, der Bildrekonstruktion und der Bildarchivierung übernimmt der Steuerrechner. Über ihn werden weitere Messungen geplant und die Darstellung der Bilder gesteuert. Für die eigentliche Bildrekonstruktion aus den gewonnenen Daten werden Bildrechner verwendet. Hier werden die Daten zu den fertigen MR-Bildern zusammengesetzt und an den Steuerrechner weitergegeben. 8 Spezielle Bildschirme mit Flüssigkristalltechnologie ermöglichen deren Einsatz in unmittelbarer Nähe des Magnetfeldes. Neben der Software zur Steuerung des MRT ist auch eine Datenbank zur Archivierung der gewonnenen Daten integriert, die mehrere Gigabyte Platz umfassen sollte. Weiterhin sind die Rechner zumeist mit anderen Rechnern über ein Netzwerk verbunden oder an andere Ausgabegeräte wie Drucker oder Filmbelichter angeschlossen. Als Standardprotokoll hat sich in den letzten Jahren DICOM (Digital Image Communication in Medicine) durchgesetzt, was das Format und die Details der Bilddaten einheitlich gestaltet. Dadurch wird der Untersuchungsablauf optimiert [51, 55, 69]. 1.2 Physikalische Grundlagen 1.2.1 Einführung Elementar für die Funktionsweise des MRT sind die Wasserstoffatome als Teil von Molekülen im Aufbau des menschlichen Körpers. Ein Wasserstoffatom besteht aus einem Proton und einem Elektron. Wasserstoff ist das in biologischen Geweben am häufigsten vorkommende Element. Entscheidend für die MRT-Bildgebung ist die physikalische Grundeigenschaft des Atomkerns, neben seiner positiven Ladung auch einen eigenen Drall (Spin) zu haben. Als rotierende Masse mit einer elektrischen Ladung besitzt der Atomkern somit neben einer räumlichen Rotationsachse auch ein magnetisches Moment, wodurch er sich von Magnetfeldern und elektromagnetischen Wellen beeinflussen lassen kann und seinerseits in Empfangsspulen Spannungen induzieren kann. Dieses magnetische Moment ist in Wasserstoffkernen relativ groß, woraus im Zusammenspiel mit der großen Anzahl an Wasserstoffatomen im menschlichen Körper die herausragende Bedeutung dieses Atoms für die MRT-Bildgebung resultiert. Gelangen die Wasserstoffkerne in ein starkes Magnetfeld, wie es der Magnetresonanztomograph erzeugt, beginnen sich die ungerichteten Spins der Atomkerne entlang des magnetischen Feldes auszurichten. Die Lageveränderung der Rotationsachse wird auch als Präzessionsbewegung bezeichnet und erfolgt mit einer charakteristischen Frequenz, der sogenannten Larmorfrequenz. Diese Frequenz wiederum ergibt sich als Faktor von der Stärke des anliegenden Magnetfeldes und des sog. gyromagnetischen Verhältnisses, einer 9 Konstante, die für jedes Element einen charakteristischen Wert besitzt (für Protonen 42,58 MHz/T) [27, 38]. ω0= γ0 * B0 - ω0 die Larmorfrequenz in Megahertz [MHz] - γ0 gyromagnetisches Verhältnis, für Protonen γ= 43,58 MHz/T - B0 Stärke des Magnetfeldes in Tesla [T] Abb. 1.2 Formel zur Berechnung der Larmorfrequenz. 1.2.2 T1/T2 Relaxation Ausgangsposition für die Messungen im MRT ist die durch den Magneten erzeugte Ausrichtung der Protonen in dessen Magnetfeld. Durch diese Ausrichtung der Spins wird eine Längsmagnetisierung in einer bestimmten Ebene (Mz) aufgebaut, wobei durch wiederholte Einstrahlung von elektromagnetischen Wellen mittels einer Hochfrequenzspule in der Larmorfrequenz eine Auslenkung der Spins aus ihrer Ebene in eine andere (Mxy) erfolgt. Die Energien als Summe eines sich ändernden Gesamtvektors, die bei der Ausrichtung der Spins zurück in ihre Ausgangsposition, der Mz Ebene, frei werden, können gemessen werden, wobei sich diese von Gewebe zu Gewebe unterscheiden und hierdurch die Differenzierung im Bild erfolgen kann. Der Prozess der Ausrichtung in die Ausgangsposition nach Anregung wird als Relaxation bezeichnet. Zu unterscheiden sind die T1 und die T2 Relaxation. Unter der T1 Relaxation (longitudinale Relaxation) versteht man die Zeitspanne, in der nach Auslenkung der Protonen in Mxy Ebene 66 % der Protonen ihre Ausgangsposition, sprich die Längsmagnetisierung in die My Ebene, erreicht haben. Diese Zeitspanne wird als T1 bezeichnet und ist abhängig von dem angelegten Magnetfeld sowie von der Molekülbewegung. Sie variiert bei 1,5 Tesla bei unterschiedlichen Geweben von ca. einer halben bis mehreren Sekunden. Bei der T2 Relaxation (transversale Relaxation) wird nur die Mxy Ebene betrachtet. Die ausgelenkten Spins präzidieren nach Anregung zunächst 10 alle synchron in der Mxy Ebene (Phasenkohärenz => max. Signal). Mit der Zeit jedoch findet in der Mxy Ebene eine Verschiebung der Richtungsvektoren der Spins statt. Hierdurch nimmt der Summenvektor ab, da sich mit der Zeit immer mehr Spins durch ihren entgegengesetzten Richtungsvektor in der Mxy Ebene aufheben. Die Zeitspanne für T2 beträgt hier 100-300 msec. Wichtig ist, dass T1 sowie T2 Relaxation völlig unabhängig voneinander sind und gleichzeitig ablaufen. Jedoch erfolgt der Zerfall des MR-Signals aufgrund der sehr kurzen mit T2 gekennzeichneten Zeitspanne schon in den ersten 100-300 msec. [26, 27, 32]. Zu betonen ist, dass sowohl die T1 als auch die T2 Relaxation messbare Zeiten sind, welche als Einheit in Millisekunden (msec) angegeben werden. 1.2.3 Bildkontrast in der MRT Bildgebung Die Helligkeit eines MRT-Bildes wird durch drei wichtige Parameter bestimmt: 1. Die Anzahl der anregbaren Spins in einem bestimmten Volumen eines Gewebes, sprich die Protonendichte. 2. Die T1-Zeit eines Gewebes, welche die Anzahl der möglichen Anregungen in einem Zeitintervall festlegt, wodurch u.a. die Signalintensität beeinflusst wird. 3. Die T2-Zeit, welche eine Auskunft über das Abklingen des MR-Signals nach Anregung liefert. Da sich die Gewebe in den oben genannten Punkten zum Teil sehr voneinander unterscheiden, kann hierdurch schon eine Abgrenzung zwischen den einzelnen Geweben erreicht werden. Wenn man sich die Dichte der Protonen in einem entsprechenden Gewebe zu Nutze machen will, spricht man von protonengewichteten Bildern. Bei für das zu untersuchende Gewebe günstiger T1-Zeit spricht man von T1gewichteten und bei günstiger T2-Zeit von T2-gewichteten Bildern. Eine Aufnahmesequenz, bei dem das zu untersuchende Gewebe am besten durch die Wahl der T1-Zeit dargestellt werden kann, resultiert in einem T1-gewichteten Bild. Kann das zu untersuchende Gewebe am besten durch die Wahl der T2-Zeit dargestellt werden, stellt sich ein T2-gewichtetes Bild dar. 11 Tab. 1.1: Relative Protonendichte (in %) sowie absolute Werte für T1 und T2 Relaxation (in msec.) für verschiedene Gewebe (modifiziert nach Köchli et al.) [51]. Tab. 1.2: Signalintensität verschiedener Gewebe mit T1 und T2 relaxationsgewichteten Bildern (modifiziert nach Köchli et al.) [51]. Um eine Schicht des Gewebes im Bild darstellen zu können, muss diese mehrere Male angeregt werden, um die entsprechende Bildinformation zu erhalten. Die Zeit, die zwischen zwei aufeinanderfolgenden Anregungen verstreicht, wird Repetitionszeit genannt. Sie hat entscheidenden Einfluss auf den T1-Kontrast, da durch sie festgelegt wird, wie lange die Spins nach Anregung Zeit haben, in ihre Ausgangsposition zurückzukehren. Ist die Repetitionszeit lang gewählt, so stehen für eine erneute Anregung mehr Protonen in der Ausgangsposition zur Verfügung und das Signal wird nach Anregung entsprechend intensiver. Wird die Repetitionszeit kurz gewählt (unter 600 msec.), können Gewebe mit einer kurzen T1-Zeit mehr Signal zur Verfügung stellen als Gewebe mit einer längeren T1-Zeit. Folglich sind Gewebe mit kurzer T1-Zeit im Bild heller als Gewebe mit langer T1-Zeit. Ein solches Bild bezeichnet man als T1-gewichtet. 12 Abb. 1.3: Signalintensität (Ordinate) in Abhängigkeit der Repetitionszeit TR (Abszisse). Je nach Wahl der Repetitionszeit entstehen unterschiedliche Signalintensitäten in Geweben, die zur Kontrastierung der Gewebe im Bild führen (modifiziert nach Köchli et al.) [51]. Ein weiterer wichtiger Begriff in Zusammenhang mit der T2-Zeit ist der Begriff der Echozeit. Hierunter versteht man die Zeit, die man nach Anregung der Spins verstreichen lässt, bevor die Messung des Signals erfolgt. Wie unter Punkt 1.2.2 erwähnt, spielt für die T2 Relaxation die Dephasierung nach Anregung eine entscheidende Rolle bei der Abschwächung des Bildsignals. Wird die Echozeit klein gewählt (unter 30 msec.), wirkt sich das Phänomen der Dephasierung auf die Spins nicht so stark aus, wodurch die Unterschiede in der Bilddarstellung der Gewebe nicht so groß sind. Wählt man die Echozeit jedoch größer (mehr als 60 msec), entstehen beträchtliche Unterschiede in der Signalwiedergabe der Gewebe, da die T2-Zeiten von Gewebe zu Gewebe variieren. Dieses hat einen Kontrast zur Folge, der sich im Bild später widerspiegelt. Gewebe mit einer kurzen T2-Zeit erscheinen bei lang gewählter Echozeit dunkel, da sie zum Zeitpunkt der Messung das meiste an Signalintensität verloren haben. Gewebe mit langen T2-Zeiten erscheinen bei langer Echozeit entsprechend Heller, da sie noch relativ viel Signalintensität besitzen [24, 27, 64]. 13 Abb. 1.4: Signalintensität (Ordinate) in Abhängigkeit der Länge der Echozeit TE (Abszisse). Je nach Wahl der Repetitionszeit entstehen unterschiedliche Signalintensitäten in Geweben, die zur Kontrastierung der Gewebe im Bild führen (modifiziert nach Köchli et al.) [51]. 1.2.4 Schichtbestimmung/Ortscodierung Das Verfahren der Magnetresonanztomographie ist ein Schnittbildverfahren. Um Bildinformationen eines jeden Schnittes zu erhalten, wirken mehrere Komponenten des MRT zusammen. Zunächst einmal ist das Magnetfeld, welches entlang des Patienten anliegt, nicht überall gleich stark. Es wird ein Magnetfeldgradient durch die in 1.1.4 erwähnten Gradientensysteme aufgebaut, sprich das angelegte Magnetfeld ist an einem Ende des Körpers stärker als am anderen Ende des Körpers. Aufgrund des Zusammenhangs zwischen der Proportionalität von Larmorfrequenz und Magnetfeldstärke sowie der Tatsache, dass die Frequenz der Anregung der Spins gleich der Larmorfrequenz sein sollte, ergibt sich, dass bei Anregung durch eine bestimmte Larmorfrequenz nur eine bestimmte Schicht aufgrund der vorhandenen Gradienten angeregt wird und nicht der ganze Körper, wie es der Fall wäre, wenn das Magnetfeld ganz homogen wäre. Da nur eine bestimmte Schicht angeregt wird, ergibt sich daraus auch nur die Bildinformation über die aufgenommene Schicht, aus der die einzelnen Schnittbilder resultieren. Je größer der Gradient zwischen Kopf und Fußende ist, desto dünnere Schichten können angefertigt werden. Neben dem Gradienten entlang des Patienten (auch z-Gradient genannt), welcher nur die Schichtdicke- und position festlegt, muss das Signal weiter aufgeschlüsselt werden. Dies erfolgt mit Hilfe weiterer Gradienten in x- und y-Richtung. Somit resultiert eine Ortscodierung aller Bildpunkte. 14 Die Aufschlüsselung der y-Richtung erfolgt durch die sogenannte Phasencodierung. Nach Anregung der Spins durch das Hochfrequenzsystem wird der y-Gradient eingeschaltet und bewirkt, dass die Spins, die sich weiter oben im MRT befinden, eine höhere Larmorfrequenz besitzen als die unteren Spins in y-Richtung. Dadurch kreisen die oberen Spins schneller als die unteren und erlangen einen Phasenvorsprung. Schaltet man den Gradienten wieder aus, präzidieren alle Spins wieder gleich schnell, jedoch mit ihrem entsprechenden Phasenunterschied, welcher es ermöglicht, jeder Phase eine Zeile zuzuordnen. Die letzten Bildinformationen über die x-Richtung erhält man ebenfalls über Gradienten in dieser Ebene, welche zum Ziel eine Frequenzcodierung haben. Durch entsprechende Gradienten werden hier von der einen zur anderen Seite Frequenzen in aufsteigender Anordnung erzeugt, welche entsprechend Bildinformationen über die Bildpunkte aus dieser Ebene verschlüsseln. Die ermittelten Daten werden in einem mathematischen Datenraum, dem sog. K-Raum, zusammengefügt. Er stellt im Prinzip eine graphische Matrix von MR-Daten da, wobei in x-Richtung die Frequenz und in yRichtung die Phase aufgetragen werden. Auf die gemessenen Daten werden Frequenzanalysen angewandt (Fourier-Transformation), woraus sich dann das Bild ergibt [87, 90]. 1.2.5 Einflüsse auf die Bildschärfe Ziel einer Untersuchung mittels MRT ist es, ein möglichst scharfes Bild zu erzeugen. Voraussetzung dafür sind möglichst eindeutig zuzuordnende Signale seitens der Spins, die zu entsprechenden Bildpunkten verarbeitet werden können. Jedoch gibt es Störfaktoren, die die Reinheit der Signale negativ beeinflussen. Man spricht hier vom sog. ,,Bild-Rauschen“. Faktoren, die dieses beeinflussen, sind u.a. Inhomogenitäten in den anliegenden Magnetfeldern, Verarbeitungsprozesse in den angeschlossenen Rechnern oder physiologische Prozesse seitens des Patienten wie Atem- oder Körperbewegungen. Das Verhältnis zwischen Signalintensität und dem auftretenden Rauschen wird als ,,Signal-to-noise-ratio“ (SNR) bezeichnet. Ziel ist es, ein hohes SNR zu erzielen. Neben der Schichtdicke und Bandbreite, Gesichtsfeld (Field of view), Größe der Bildmatrix und der Anzahl der Messungen spielen auch Bildparameter, Magnetfeldstärke und die Wahl der Sende- und Empfangsspulen eine wichtige Rolle. Das MR-Bild ist ein Raster aus 15 Reihen und Spalten, deren einzelnes Quadrat als Pixel bezeichnet wird und für eine Signalinformation steht. Dadurch, dass das MRT aber ein Schnittbildverfahren ist, ergibt sich daraus nicht nur eine zweidimensionale Information sondern auch eine Information über ein Volumen, auch Voxel genannt. Daraus folgt, dass die Auflösung eines Bildes u.a. durch die Voxelgröße bestimmt wird. Je kleiner die Voxelgröße, desto schärfer wird das Bild. Außerdem sollte die zu untersuchende Schichtdicke möglichst dünn gewählt werden und ein hohes SNR besitzen. Hierbei muss jedoch berücksichtigt werden, dass zu dünne Schichten zu wenig Signal geben und so das SNR bei zu dünner Schichtführung wieder abnimmt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das sogenannte Field of view (FOV), das eng mit dem SNR zusammenhängt. Hierunter versteht man die Größe des untersuchten Bereichs, bei dem bei hinreichend kleiner Wahl und gleicher Matrixgröße eine bessere Auflösung der Informationen, also des Bildes, erfolgt, als bei Auswahl eines größeren Bereiches mit gleicher Matrix. Das liegt an der damit einhergehenden Verminderung der Pixelgröße aus der eine bessere Ortsauflösung hervorgeht. Weiterführend bedeutet eine gröbere Matrix bei gleichbleibendem Field of view einen Verlust an Pixeln und somit einen Schärfeverlust. Wichtig ist jedoch, dass die Pixel bzw. Voxel nicht zu klein gewählt werden, da hierbei das SNR mit kleineren Pixeln bzw. Voxel kontinuierlich abnimmt. Zudem kann die Matrixgröße nicht beliebig groß gewählt werden, da bei großer Matrix die Aufnahmezeit entsprechend zunimmt. Die Bildaufnahmezeit ergibt sich aus der Anzahl der Kodierungsschritte mal der Anzahl der Messungen einer Schicht multipliziert mit der TR-Zeit. Eine Optimierung des SNR wird durch eng am Körper anliegende Spulen für verbesserten Signalempfang, eine erhöhte Anzahl an Messungen und höhere Magnetfelder in longitudinaler Richtung bewirkt. Höhere Magnetfeldstärken führen hierbei vermehrt zur Anregung von Protonen und somit zur Abgabe eines Signales [27, 36, 58]. 1.3 Sequenzierungstechniken Die oben aufgeführten Komponenten müssen in einem bestimmten Zusammenspiel angewandt werden. Durch verschiedene Sequenzierungstechniken können verschiedenste Fragestellungen angegangen werden, wobei nur etwas andere Anordnungen der Programmierung angewandt werden. Die Spin-Echo-Sequenz ist eine der ältesten 16 Sequenzierungstechniken. Bei dieser Anordnung wird über die Hochfrequenzspule zuerst ein schichtspezifischer 90 Grad Impuls gesetzt, der von einem 180 Grad Impuls gefolgt wird. Nach Ablauf der TE-Zeit ist das Signal am stärksten und wird gemessen. Als Repetitionszeit kann auch ein durch das EKG getriggerter Herzschlag fungieren. Über die Repetitionszeit kann man abhängig von Protonendichte bzw. T1/T2 Relaxation der Gewebe verschiedene Kontraste hervorheben. Bei langer Repetitionszeit (TR> 3x T1) findet eine erhöhte Längsmagnetisierung statt, die vor allem eine Protonengewichtung erlaubt. Bei Verwendung längerer Echozeiten stellen sich Gewebe mit unterschiedlichen T2 Relaxationen besser da. Bei kurz gewählter Repetitions- und Echozeit bekommt die T1 Relaxation eine größere Gewichtung [62]. 1.4 Kontrastmittel 1.4.1 Physikalischer Einfluss von Kontrastmitteln Wichtig für die Diagnosestellung, die aus den MR-Bildern hervorgeht, sind die Kontrastunterschiede verschiedener Gewebe. Um die Kontraste verschiedener Gewebe besser hervorheben zu können, wurden Verbindungen entwickelt, die die Signalintensitätsdifferenzen (SI-Differenz) und somit die Kontraste deutlicher hervorheben. Hierbei werden zum einen Veränderungen in der Protonendichte von Geweben erzielt sowie Einfluss auf T1 bzw. T2 Relaxationszeiten genommen. Hierzu tragen Atome mit ungepaarten Elektronenhüllen bei, die auf die umliegenden Protonen Einfluss nehmen und sie in ihrer Ausrichtung modifizieren können. 1.4.2 Pharmakologische Wirkung Die oben genannten Substanzen sind zumeist toxische Metallionen und können entsprechend nicht in reiner Form appliziert werden. Vielmehr werden sie in Kombination mit Komplexbildnern verabreicht, die nach Möglichkeit so viel wie möglich von dem jeweiligen Metallion abfangen. Da jedoch der Komplexbildung mit den Metallionen eine chemische Gleichgewichtsreaktion zugrunde liegt, die von verschiedenen Parametern wie Temperatur, pH-Wert und Konzentration der verabreichten Substanzen abhängt, werden dem Patienten zumeist zusätzliche frei 17 Komplexe verabreicht, um die Konzentration der freien Metallionen so gering wie möglich zu halten. Kontrastmittel können je nach Bedarf des Darstellungsortes in verschiedene Kompartimente des menschlichen Körpers gelangen. In dieser Arbeit wurden extrazelluläre Kontrastmittel benutzt. Extrazelluläre Kontrastmittel werden nahezu vollständig glomerulär filtriert, wobei die Plasmaeliminationshalbwertszeit ca. 90 min. beträgt. Die Dosis beträgt in der Regel 0,1- 0,3 mmol/kg Körpergewicht i.V. als Bolus oder Tropfinfusion. Aufnahmen der Bilder nach ca. 30 sec. stellen die anatomischen Verhältnisse des Gefäßsystems dar und nach ca. 3 min wird die Verteilung im Extrazellulärraum sichtbar. Diese Spätbilder werden z.B. bei der Diagnostik des Myokardinfarktes verwendet, in der verzögerte Auswaschphänomene das diagnostische Signal liefern (late enhancement) [25, 35, 47, 70, 71, 75]. 1.5 Kontraindikationen der MRT Bei der Bewertung der Problematik der MRT-Untersuchung bei verschiedenen Patientengruppen lassen sich diese in drei Gruppen einteilen: - Absolute Kontraindikationen - Relative Kontraindikationen - Erschwerte Untersuchungsbedingungen Zu den absoluten Kontraindikationen gehören sowohl die meisten Herzschrittmacher, Defibrillatoren und Neurostimulatoren, da ihre Funktionsfähigkeit eingeschränkt oder sogar negativ durch das starke Magnetfeld beeinflusst werden kann, wobei durch technische Weiterentwicklung heutzutage einzelne Herzschrittmachersysteme auch MRT-fähig sind. Auch künstliche Herzklappen vom Typ Starr-Edwards sowie SwanGanz-Katheter und Insulinpumpen stellen eine absolute Kontraindikation dar. Außerdem stellen Clips nach gefäß- oder neurochirurgischer OP, Metallsplitter im Patienten (Granatsplitter, Schweiß- oder Fraßsplitter), Chochleaimplantate, schwere Ruhedyspnoe, ein allgemein instabiler Zustand sowie Schwangerschaft bis zum Ende des 3. Monats eine absolute Kontraindikation dar. Hier sei zu ergänzen, dass mit zunehmendem Fortschritt die absoluten Kontraindikationen immer wieder auf ihre Aktualität zu prüfen sind. Relative Kontraindikationen sind Klaustrophobie und Adipositas permagna, wobei eine 18 Belastung der MRT-Tische über ihre Belastungstoleranz die Untersuchung ausschließt. Für die Untersuchung erschwerte Bedingungen stellen Unruhe, Juckreiz und Rückenschmerzen des Patienten dar sowie Pollakisurie unter Diuretikatherapie und Vorhofflimmern. Zudem muss auch die zum Teil recht lange Aufnahmezeit der Bilder berücksichtigt werden sowie die Kooperationsbereitschaft des Patienten [62]. 1.6 Late Enhancement Der Begriff des ,,late enhancement“ wurde 1996 durch Raymond J. Kim et al. in ihrer Arbeit ,,Myocardial Gd-DTPA kinetics determine MRI contrast enhancement and reflect the extent and severity of myocardial injury after acute reperfused infarction” eingeführt [45]. An 13 Hasen führten Kim und Mitarbeiter Versuche durch, bei denen die Koronararterien zeitweise verschlossen und dann wiedereröffnet wurden, um danach mittels MRT und Gd-DTPA das Myokard zu beurteilen. Hier zeigten sich Unterschiede in der Anreicherung des Kontrastmittels im infarzierten und vitalen Gewebe, bei welchem sich das infarzierte Myokard nach Kontrastmittelgabe hyperintens darstellte und hierdurch der Begriff ,,late enhancement“ etabliert wurde. Des Weiteren kann mittels Kombination aus ,,late enhancement“ und Beurteilung der Kontraktilität des linken Ventrikels im MRT eine Differenzierung zwischen reversibler und irreversibler myokardialer Ischämie erfolgen. Kim et al. untersuchten in Ihrer Studie ,,The Use of Contrast-Enhanced Magnetic Resonance Imaging to Identify Reversible Myokardial Dysfunction” (2000) 50 Patienten mittels Kardio-MRT vor operativer oder perkutaner Revaskularisation. Untersucht wurde hier die Beziehung zwischen lokalen Kontraktilitätsminderungen im linken Ventrikel und dem Ausmaß des ,,late enhancement“ in entsprechenden Myokardsegmenten. 804 von 2093 untersuchten Segmenten zeigten vor Revaskularisation eine abnorme Myokardkontraktilität und bei 694 Segmenten waren Hyperintensitäten im Sinne eines Enhancements ersichtlich. Nach Revaskularisation war ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem präinterventionellen Ausmaß des Enhancements und der Myokardkontraktilität ersichtlich (p< 0,001). Bei 256 von 329 Segmenten (78 %) ohne Enhancement vor Revaskularisation zeigte sich postinterventionell eine deutliche Verbesserung der Myokardkontraktilität, wohingegen nur bei einem von 58 Segmenten mit Enhancement 19 vor Revaskularisation eine Verbesserung der Kontraktilität ersichtlich war. Zudem gab es einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Prozentsatz des linken Ventrikels, welcher eine Kontraktilitätsstörung und ein Enhancement vor Revaskularisation aufwies und dem Grad der Verbesserung der Kontraktilität und Ejektionsfraktion nach Revaskularisation [44]. 1.7 Pathophysiologie ventrikulärer Tachykardien Ventrikuläre Tachykardien sind potentiell lebensbedrohliche Rhythmusstörungen, welche im EKG durch breite Kammerkomplexe charakterisiert sind. Unterschieden wird eine konstante Morphologie (monomorph) von einer wechselnden Morphologie (polymorph). Die Frequenz liegt üblicherweise zwischen 150 und 200 Schlägen pro Minute. Man unterscheidet zwischen anhaltenden (sustained) und nichtanhaltenden (nonsustained) Tachykardien [49]. Nicht anhaltende ventrikuläre Tachykardien dauern mind. 3 Schläge aber maximal 30 Sekunden während anhaltende ventrikuläre Tachykardien länger als 30 Sekunden dauern [15]. Bei hämodynamischer Relevanz und medikamentöser Therapieresistenz werden sie als maligne ventrikuläre Tachykardien bezeichnet. Bei 90 % der betroffenen Patienten liegt ätiologisch eine koronare Herzerkrankung (KHK) zugrunde, bei den restlichen 10 % Myokarditiden, Kardiomyopathien, ein Mitralklappenprolaps oder andere Ursachen [49]. Die Gefährlichkeit von anhaltenden ventrikulären Tachykardien bei Patienten mit einem Myokardinfarkt in der Anamnese und eingeschränkter myokardialer Pumpfunktion spiegelt sich in Studienergebnissen wieder, die bei diesen Patienten eine Zweijahres-Sterblichkeitsrate von ca. 30 Prozent ohne ICD-Therapie ermittelt haben [2, 8, 13, 59]. Ursprungsorte ventrikulärer Tachykardien sind distal der Bifurkation des His-Bündels zu finden, wobei die TawaraSchenkel, die Purkinje-Fasern sowie das Arbeitsmyokard in Frage kommen. Nach Josephson et al. stellen überlebende Purkinje-Fasern bzw. vitales unspezifisches Myokard im avitalen Infarktgebiet das pathophysiologische Korrelat des Ektopieareales dar [40]. Pathologische Spontandepolarisationen durch abnorme Aktivitäten dieser Zellen bzw. getriggerte Aktivitäten sind in der Lage, Reentry-Mechanismen zu induzieren, welche dann zu ventrikulären Tachykardien führen [14, 19, 23, 31, 41]. Histologisch zeigt sich das infarzierte Areal abnorm strukturiert, weshalb es als 20 ,,arrhythmogenes morphologisches Substrat“ bezeichnet wird [18, 30]. Vor allem in Randbereichen endokardialer bzw. subendokardialer Randbezirke kommt es zu einer elektrischen Inhomogenität, welche die Grundlage der Reentry-Mechanismen darstellt [30, 31]. Im arrhythmogenen Gewebe ist makroskopisch eine Myokardfibrosierung zu erkennen [16, 66]. 1.8 ICD- Implantierbarer Cardioverter-Defibrillator 1.8.1 Technische Erläuterung Die Idee zur Terminierung von malignen ventrikulären Rhythmusstörungen mittels eines elektrischen Stromstoßes wurde erstmals 1954 von Hopps und Bigelow in ihrer Publikation ,,Electrical treatment of cardiac arrest: a cardiac stimulator/defibrillator” beschrieben. Sie testeten die Terminierung von ventrikulären Rhythmusereignissen bei einem Hund mittels Stromstoß zwischen einem elektrischen Katheter und einer Elektrode auf dem Thorax des Hundes [39]. Nachdem der erste Test eines Prototypen 1969 im Körper eines Hundes erfolgte [56], wurde zum ersten Mal 1980 von Michael Mirowski in Baltimore, USA, ein ,,implantable cardioverter defibrillator“ (ICD) implantiert und diente von diesem Zeitpunkt an als wichtige Therapieoption zur Beendigung von ventrikulären Tachykardien bzw. von Kammerflimmern [57]. Der Defibrillator bewirkt eine kurzfristige Depolarisierung der Herzmuskulatur, infolge dessen der ReentryMechanismus der elektrischen Herzerregung unterbrochen wird und die Herzaktion im Idealfall durch den Sinusknoten wieder in den Sinusrhythmus überführt wird. Waren die implantierbaren Defibrillatoren in den 80er Jahren noch recht groß (ca. 160 cm³) und auch von ihrer technischen Konzeption in ihren Funktionen stark eingeschränkt (1. und 2. Generation bis 1986: Detektion nur auf Grundlage der Herzfrequenz, bei überschreiten eines nichtprogrammierbaren Schwellenwertes Schockabgabe mit unnötigen Schockabgaben in 25-40 % der Fälle), hat sich über die Geräte der 3. (ab 1986) und 4. Generation (ab 1995) ein Fortschritt entwickelt, bei dem durch Verkleinerung der Aggregate (heutzutage < 60 cm³) auf die Thorakotomie zur Implantation verzichtet werden konnte. 21 Abb. 1.5: Auswahl einiger ICD-Aggregate (Längenangabe in cm). Durch die Einführung der Zwei-Kammer ICD´ s konnte neben einem Kammer-EKG auch ein Vorhof-EKG aufgezeichnet werden, wodurch eine weiter verbesserte Diskriminierung zwischen ventrikulären und supraventrikulären Herzrhythmusstörungen möglich wurde und überflüssige Schockabgaben weiter reduziert werden konnten. Eine Weiterentwicklung der Defibrillatorsysteme hatte nebst Prävention vor ventrikulären Tachykardien bzw. Kammerflimmern die Verbesserung der myokardialen Pumpfunktion zum Ziel. Die sogenannten CRT-D (cardiac resynchronization therapy-defibrillator) Systeme sind eine Kombination aus Herzschrittmacher und Defibrillator, welche eine Vorhof- und eine Ventrikelsonde im rechten Herzen haben und eine dritte Sonde über den Sinus coronarius im Bereich des linken Ventrikels zum Liegen kommt oder von epikardial thoraxchirurgisch dort aufgenäht werden kann. Anwendung findet dieses System bei Patienten mit hochgradig eingeschränkter Pumpfunktion und komplettem Linksschenkelblock, da ein Linksschenkelblock eine asynchrone Kontraktion des rechten und linken Ventrikels zur Folge hat und daraus eine Reduktion der myokardialen Auswurffraktion resultiert. Die CRT-D Systeme resynchronisieren durch ihre Herzschrittmacherfunktion die Kontraktion zwischen dem linken und dem rechten Ventrikel und führen zu weniger Herzinsuffizienz geschuldeten, nicht tödlichen Ereignissen [61]. Desweiteren hat sich die Langlebigkeit der Batterien in Abfolge der Generationsentwicklungen der ICD´ s signifikant verlängert [79]. Da für viele 22 Fragestellungen in der Medizin die Magnetresonanztomographie eine wichtige Rolle spielt, wird derzeit an MRT-fähigen ICD´ s gearbeitet. Jung et al. stellen in Ihrer Studie ,,Initial experience with magnetic resonance imaging–safe pacemakers: A review” erste vielversprechende Ergebnisse zur Funktionalität dieser neuen ICD Generation im MR-Feld dar [42]. Die Implantation der ICD´ s erfolgt heutzutage subpektoral, wobei die Defibrillationselektrode über die Vena subclavia direkt in den rechten Ventrikel vorgeschoben wird. Man unterscheidet heute zwischen Ein- und ZweiKammer Defibrillatoren. Bei Ein-Kammer Defibrillatoren dient eine Elektrode sowohl zur Detektion einer Tachykardie als auch zur Stimulation und Schockabgabe. Brooks et al. beschrieben 1995 eine möglichst optimale Lage der Elektrode distal im Apex der rechten Herzkammer und der proximalen Spule am Übergang zwischen Vena cava superior und rechtem Vorhof [12]. Bei Zwei-Kammer Defibrillatoren wird eine Elektrode im rechten Ventrikel platziert und eine zweite im rechten Vorhof. Hierdurch erhält man die Möglichkeit, bei bestimmten Tachyarrhythmien frequenzadaptiert eine optimalere hämodynamische Stabilität des Herzens zu erreichen [83]. Abb. 1.6 Röntgen-Thorax-Aufnahme eines Patienten mit implantiertem Defibrillator. Man erkennt das Aggregat (Pfeil) und die Elektroden in der Spitze des rechten Ventrikels (Doppelpfeil). 23 1.8.2 Implantation und Nachsorge ICD´ s können in Allgemein- oder in Lokalanästhesie über oder unter den Musculus pectoralis implantiert werden. Heute wird die Implantation meistens in Lokalanästhesie durchgeführt. Wurden aufgrund der Größe der Geräte früher die ICD´ s durch HerzThorax-Chirurgen implantiert, wird heutzutage die Implantation meist durch den Kardiologen durchgeführt. Die perioperative Letalität (Tod innerhalb von 30 Tagen nach ICD Implantation) schwankt je nach Studie zwischen 1-9 % bei epikardialer Defibrillator-Implantation, lässt sich aber bei transvenöser Implantationstechnik auf unter 1 % senken [1, 84]. Bei zusätzlichen chirurgischen Maßnahmen (Klappenersatz, aorto-koronare Bypass-Operation etc.) kann die Mortalität bis auf das fünffache ansteigen (10 % vs. 2 %). Bezüglich der Langzeitmortalität zeigten verschiedene Studien eine jährliche Inzidenz des plötzlichen Herztodes von 1-2 % [1, 52]. Was die Gesamtletalität betrifft, zeigte eine Studie von Stevenson et al. 1993, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit von Patienten in entscheidendem Maße von ihren Grunderkrankungen abhängt [76]. Hier betrug die Überlebenswahrscheinlichkeit bei Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie nach einem Jahr 95 %, nach 3 Jahren 85 % und nach 6 Jahren nur 57 % während bei Patienten mit Klappenfehlern, kongenitalen Vitien oder idiopathischen Arrhythmien mit besserer linksventrikulärer Funktion die Überlebensrate nach einem Jahr 100 %, nach 3 Jahren ebenfalls 100 % und nach 6 Jahren noch 89 % betrug. Zu den schwerwiegendsten postoperativen Komplikationen gehören Infektionen mit einer Häufigkeit von ca. 2-7 %, die fast immer zu einer Explantation des ganzen Defibrillatorsystems führen. Trappe et al. beschrieben 1994 im eigenen Patientenkollektiv eine Infektionsrate von 2 %, wobei 54 % dieser Patienten in der Folgezeit verstarben [81]. Des Weiteren werden in 5-10 % Komplikationen bezüglich des Elektrodensystems beobachtet wie z.B. Kabelbrüche, Dislokationen der endokardial platzierten Sonden oder Isolationsdefekten [1]. Folge können u.a. inadäquate Entladungen des ICD sein. In Studien wird aktuell die Möglichkeit der Implantation von sogenannten S-ICD´ s (totally subcutanous implanted cardioverter-defibrillator) erforscht. Hier wird der ICD unter die Haut über dem linken Musculus pectoralis major implantiert. Die Platzierung der Elektroden erfolgt jedoch nicht in die Herzkammer sondern im Bereich neben das Brustbein, worüber ventrikuläre Tachykardien bzw. 24 Kammerflimmern erkannt und terminiert werden [17]. In regelmäßigen Abständen muss eine Nachsorge erfolgen, um die gesammelten Daten auszuwerten und die Funktion des ICD zu überprüfen (z.B. Batteriestatus). Außerdem muss im Gespräch mit dem Patienten besprochen werden, wie dieser mit dem implantierten Gerät und eventuell stattgehabten Schockabgaben zurecht kommt. Depressionen und Ängstlichkeit bezüglich des neuen, fremden Gerätes als Fremdkörper können die Lebensqualität drastisch einschränken. Wheeler et al. begleiteten über 12 Monate Patienten nach ICD Implantation. Es zeigte sich, dass Ängstlichkeit und Depression mit der Zeit nach Implantation signifikant abnehmen. Umso wichtiger ist eine zeitnahe, intensive Betreuung der Patienten unmittelbar nach Implantation, um Ängste vor z.B. einer möglichen Schockabgabe zu reduzieren und eine Akzeptanz zum Gerät herzustellen [88]. Wie oft und in welchem Zeitraum ein Schock abgegeben wird, lässt sich nicht vorhersagen. Dougherty et al. untersuchten jedoch in ihrer Studie ,,Predictors of Implantable carioverter defibrillator shocks during the first year“ zwölf Monate lang 168 Patienten mit Z.n. ICD-Implantation mit der Frage, ob es Parameter gibt, die auf ein gehäuftes Auslösen der ICD´ s schließen lassen. Es zeigte sich, dass Patienten mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, mit kardialen Dekompensationen in der Vorgeschichte oder bereits stattgehabten ventrikulären Tachykardien eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit besitzen, eine bösartige Herzrhythmusstörung und somit eine Schockabgabe zu erleiden [22]. 1.8.3 Indikationen zur ICD Implantation Verschiedene Studien haben zu einer Etablierung der ICD Implantation im Rahmen der Prävention des plötzlichen Herztodes durch ventrikuläre Tachyarrhythmien bzw. Kammerflattern- oder flimmern und dem damit verbundenen Pumpversagen des Herzens beigetragen. Hier sind vor allem die MADIT I und II Studien von Moss et al. zu erwähnen. Die MADIT I Studie (Multicenter Automatic Defibrillator Implant Trial) vergleicht eine Therapie mittels ICD-Implantation als Sekundärprophylaxe mit einer alleinigen konservativ medikamentösen Therapie bei Hochrisikopatienten mit KHK und EF< 35 % sowie spontanen nicht-anhaltenden Kammertachykardien oder Induktion nicht anhaltender Kammertachykardien während der elektrophysiologischen Untersuchung. Die mittlere Beobachtungszeit betrug 27 Monate. In der ICD Gruppe 25 konnte eine Senkung der Gesamtmortalität um 54 % gegenüber der konservativ medikamentösen Therapie nachgewiesen werden [59]. In der MADIT II Studie ging man der Frage nach, ob bei Postinfarktpatienten mit EF< 30 % die Implantation eines ICD einen Überlebensvorteil gegenüber einer konservativen Herzinsuffizienztherapie zur Folge hat. Die Therapie mittels ICD Implantation war als Primärprophylaxe angelegt, d.h. bis zum Zeitpunkt der Implantation war bei den betroffenen Patienten noch keine maligne Herzrhythmusstörung beobachtet worden. 1232 Postinfarktpatienten mit einer EF< 30 % (EF im Mittel 23 %) bekamen daher im Verhältnis 3:2 entweder einen ICD (ohne programmierte Stimulation) oder eine konventionelle Therapie. Die Studie wurde nach 20 Monaten vorzeitig wegen Überlegenheit der ICD Therapie abgebrochen (Die Todesrate für die ICD Patienten reduzierte sich im 1. Jahr um 12 %, im 2. und 3. Jahr um 28 %). Die Risikoreduktion bezüglich Mortalität beträgt unter ICD ca. 31 % (14,2 % vs. 19,8 % bzw. 97 vs. 105 Todesfälle; p= 0,016) [60]. In den revidierten Leitlinien der AHA/ACC und im ESC-Richtlinien update 2003 hat die prophylaktische Defibrillator-Implantation nach den MADIT II Kriterien die Klassifikation IIa erhalten. Eine weitere Studie, die auch an der Indikationserweiterung zur Implantation von ICD´ s bei Patienten mit nicht-ischämischer Kardiomyopathie und hochgradig eingeschränkter Pumpfunktion maßgeblich beteiligt war, ist die 2005 veröffentlichte SCD-HeFT-Studie (Sudden Cardiac Death in Heart Failure Trial) [6]. In diese Studie wurde Patienten mit NYHA Klasse I- III und einer EF unter 35 % eingeschlossen (2521 Patienten). Es wurden bezüglich der Therapie drei Arme gebildet. Der erste Arm beinhaltete die medikamentös konventionelle Herzinsuffizienztherapie plus Placebo (n= 847), der zweite Arm die konventionelle Herzinsuffizienztherapie plus Amiodaron (n= 845) und der dritte Arm die konventionelle Herzinsuffizienztherapie plus ICD (n= 829). Insgesamt zeigte sich in dem Arm mit Herzinsuffizienztherapie plus ICD eine Reduktion der Mortalität um 23 % gegenüber der Gruppe mit konventioneller Herzinsuffizienztherapie und Placebo. Amiodaron hatte keinen signifikanten Effekt auf die Mortalität. Interessant ist auch eine Metaanalyse von 8 Studien (n= 4909 Patienten, 1154 Todesfälle), publiziert von Ezekowitz J.A. et al. im Jahre 2003. Im Vergleich zur üblichen medikamentösen Prävention senkt der ICD die Gefahr des akuten Herztodes um 26 57 % (CI 0,35-0,53) und die Gesamtmortalität um 26 % (CI 0,67-0,82). Bei Differenzierung in Sekundär- (nach Reanimation oder nach Kammertachykardien und Kammerflimmern) und Primärprävention (Patienten mit erhöhtem Herztod-Risiko aber ohne Dokumentation von Kammertachykardien oder Kammerflimmern, n= 2946) zeigt sich, dass der ICD in beiden Gruppen gleich stark dem plötzlichen Herztod vorbeugt: - In der Sekundärpräventions-Gruppe 50 % Risikoreduktion (CI 0,38-0,66) - In der Primärpräventions-Gruppe 63 % Risikoreduktion (CI 0,27-0,50) [29] Die American Heart Association hat 2002 die Richtlinien für die Implantation von ICD´ s aktualisiert [34]. 1.9 Koronare Herzerkrankung, ischämische Kardiomyopathie und Koronargefäßmorphologie Die koronare Herzerkrankung (KHK) manifestiert sich als Atherosklerose an den Herzkranzarterien. Mit steigendem Lebensalter entsteht im fortgeschrittenen Stadium durch die Einlagerung von Lipiden und Endothelfunktionsstörungen ein Missverhältnis von Sauerstoffangebot- und bedarf, welches sich klinisch in der Regel als Angina pectoris äußert [80]. Diese kann sich im Rahmen einer chronischen schleichenden Unterversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff (chronisch-ischämische Herzkrankheit) oder als akute Unterversorgung des Myokards im Rahmen eines akuten Myokardinfarktes manifestieren. Die koronare Herzerkrankung führt die Todesursachenstatistik in Deutschland deutlich an. Fast man alleine die Todesfälle bezüglich chronisch-ischämischer Herzerkrankung (ICD 10: I25) und akutem Myokardinfarkt (ICD 10: I21) zusammen, so zeigte sich hier 2003 ein Anteil von 18,4 % an allen Todesursachen [63]. 2007 machten beide Diagnosen (ICD 10: I25: 76.915 Tote; I21: 57.788 Tote) in der Summe 134.703 Tote an den Gesamtsterbefällen in Deutschland (827.155) aus (16.28 %) [80]. Daher sind das frühzeitige Behandeln von kardiovaskulären Risikofaktoren und rechtzeitiges Erkennen von interventionsbedürftigen Stenosen der Koronarien die Stellschrauben, um die Mortalität zu senken. Zur Risikostratifizierung können sogenannte Risiko-Scores (Framingham, PROCAM, Reynolds) verwendet werden, in denen über Parameter wie u.a. Bluthochdruck, Alter, Geschlecht und Rauchgewohnheiten das Risiko für einen 27 Patienten, an einer koronaren Herzkrankheit zu leiden, abgeschätzt werden kann [33]. In Abhängigkeit dieser Ergebnisse müssen weitere nicht-invasive und/oder invasive Untersuchungen erfolgen [78]. Arteriell wird das Herz durch zwei Herzkranzarterien versorgt und zwar durch die Arteria coronaria sinister und die Arteria coronaria dexter. Eine theoretische zusätzliche Versorgung des Myokards durch Blut aus den Ventrikeln ist wegen der großen Diffusionsstrecke nicht möglich. Da die Koronararterien funktionelle Endarterien sind, haben ihre Verschlüsse den Untergang von Muskelgewebe zur Folge, der je nach Ausdehnung und Lokalisation zum Tode führen kann. Aus dem linken Aortensinus hinter der Valvula semilunaris sinister entspringt die Arteria coronaria sinister, die sich nach ca. einem Zentimeter in ihre Hauptäste, den Ramus interventricularis anterior und Ramus circumflexus aufzweigt. Im Sulcus interventricularis anterior verläuft der Ramus ventricularis anterior bis hin zum Apex cordis, welcher im Bereich der incisura apicis auf die Facies diaphragmatica übertritt und im Sulcus ventricularis posterior nach etwa 1-2 cm endet. Der Ramus circumflexus verläuft im Sulcus coronarius zwischen linker Kammer und linkem Vorhof auf die Rückseite des linken Herzens und gibt folgende Äste ab: - Ramus sinuatrialis - Ramus marginalis sinister - Ramus atrialis intermedius (klinisch sinister) Im rechten Klappensinus entspringt die Arteria coronaria dexter und verläuft im rechten Sulcus auf der Rückseite des Herzens, reicht bis in das apikale Drittel des Sulcus interventricularis posterior und gibt folgende Äste ab: - Rami coni arteriosi - Ramus nodi sinuatrialis - Rami atrioventriculares - Ramus posterolateralis dexter - Ramus nodi atrioventricularis 28 Abb. 1.7: Schematische Darstellung des Herzens und der Herzkranzgefäße (Arteriae Coronariae, Venae Cordis) Facies sternocostalis. Darstellung aus dem Netter Atlas [65]. Abb. 1.8: Schematische Darstellung des Herzens und der Herzkranzgefäße (Arteriae Coronariae, Venae Cordis) Facies diaphragmatica. Darstellung aus dem Netter Atlas [65]. 29 Da die Koronararterien unterschiedlich stark ausgeprägt sein können, ergeben sich daraus unterschiedliche Versorgungstypen des Herzens. In 55 % der Fälle liegen die oben beschriebenen Zustände vor, welche als Normalversorgungstyp bezeichnet werden. In 20 % ist die Arteria coronaria sinister stärker ausgeprägt und gibt den Ramus interventricularis posterior ab (Linksversorgungstyp). In 25 % der Fälle liegt der Rechtsversorgungstyp vor. Hier ist die Arteria coronaria dexter stärker ausgebildet. Hierdurch ergibt sich eine Reduktion der posterioren Abschnitte des Ramus circumflexus der Arteria coronaria sinister [7]. Der Verschluss einer dieser Arterien führt je nach Lokalisation und der Dauer des Verschlusses zum Absterben von vitalem Myokard. Das Myokard wird dann durch Bindegewebe ersetzt. Dieses Bindegewebe kann als kompaktes Narbengewebe oder diffus vermischt mit vitalem Myokard vorliegen. Das gemischte Bild entsteht, wenn die Reperfusion einsetzt bevor der gesamte Muskel irreversibel geschädigt ist. In der Magnetresonanztomographie zeigt sich dann eine Akinesie des betroffenen Areals. Der Umbauprozess nach einem Myokardinfarkt kann aber auch zu einer Verdünnung und Aussackung der Wand führen (Aneurysma). Eine entscheidende Beobachtung nach dem Infarkt ist die Vergrößerung der gesamten Herzkammer. Dieser Prozess, der auch als Dilatation mit sekundärer Hypertrophie bzw. als Remodelling bezeichnet wird, ist zunächst ein Kompensationsmechanismus des Herzens nach Myokardinfarkt [21]. 30 2. Zielsetzung Die kardiovaskuläre Magnetresonanztomographie ist ein modernes nicht invasives bildgebendes Verfahren. Durch die Gabe eines extrazellulären Kontrastmittels, dem Gadolinium, ist es möglich, myokardiale Narben darzustellen. Eine exakte Analyse der Lokalisation der myokardialen Narbe wird ermöglicht. Mehrere große Studien haben eine Korrelation zwischen dem plötzlichen Herztod durch ventrikuläre Rhythmusstörungen und einer ischämischen Kardiomyopathie mit hochgradig eingeschränkter Pumpfunktion gezeigt. Als rhythmogenes Substrat muss bei diesen Patienten eine ischämiebedingte myokardiale Narbe gesehen werden. Die Therapie zur Primär- und Sekundärprophylaxe des plötzlichen Herztodes ist die Implantation eines ICD´ s. Der ICD ist in der Lage, stattgehabte Rhythmusereignisse zu speichern. Ein Zusammenhang zwischen linksventrikulärer Narbenlokalisation und Häufigkeit von rhythmologischen Ereignissen bei ICD Patienten ist bisher nicht beschrieben. In dieser Arbeit sollen folgende Fragen beantwortet werden: - Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Lokalisation infarzierter Segmente und der Entstehung ventrikulärer Tachykardien? - Gibt es Unterschiede zwischen der Auslösehäufigkeit der ICD´ s in der Ischämieund Kotrollgruppe? - Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede in der Auslösehäufigkeit von ICD´ s ? 31 3. Methodik 3.1 Fragestellung Ziel der Studie war die Untersuchung der Zusammenhänge von der Häufigkeit von ventrikulären Tachykardien/Kammerflimmern bei Patienten mit Zustand nach Myokardinfarkt in Abhängigkeit von der topographischen Lokalisation und Ausdehnung des Myokardinfarktes. 3.2 Patienten Von September 2006 bis November 2008 wurden 107 Patienten retrospektiv in die vorliegende Untersuchung eingeschlossen. Alle Patienten haben aufgrund ihrer bestehenden Grunderkrankung und Leitlinien sowohl eine MRT als auch einen ICD implantiert bekommen. Es wurden 2 Patientengruppen gebildet: Eine Patientengruppe umfasste 57 Patienten, welche alle eine Ischämie des Herzmuskels erlitten haben. Bei der zweiten Patientengruppe handelte es sich um eine Kontrollgruppe, bei der 50 Patienten unter einer nicht-ischämischen Kardiomyopathie litten. Die Kontrollgruppe diente dazu, auszuschließen, dass ventrikuläre Rhythmusereignisse sich nicht allein auf eine möglicherweise erniedrigte Ejektionsfraktion oder andere Faktoren zurückführen lassen. Bei beiden Patientengruppen wurde ein Kardio-MRT durchgeführt, bei welchem den Patienten das Kontrastmittel Gadolinium zum Nachweis eines late enhancement gespritzt wurde. Die Analyse der Daten erfolgte retrospektiv. 3.3 MRT-Untersuchung Die Kardio-MRT Untersuchungen wurden im Siemens (Erlangen, Deutschland) Sonata 1,5 Tesla durchgeführt. Zu Beginn der Untersuchung werden sogenannte Localizer angefertigt. Diese Schnitte dienen als grobe Orientierungsschnitte. Hierzu werden 3 Schnitte jeweils in koronarer, sagittaler und axialer Schnittebene durchgeführt. Die folgende Aufnahme wird als ,,axiale haste“ bezeichnet. Sie gibt einen Überblick über die Thoraxorgane und ihre Lage und ist T2 gewichtet. Diese Aufnahmeart betont Flüssigkeiten und kann somit Flüssigkeitsansammlungen z.B. in der Lunge sehr gut darstellen. Ziel dieser Aufnahme ist es, eine Übersicht über die Herzlage zu erhalten und 32 Abb. 3.1: MRT-Gerät Siemens (Erlangen, Deutschland) Sonata 1,5 Tesla. so die folgenden Aufnahmen besser planen zu können. Diese Aufnahmen umfassen ca. 17-20 Schichten. Danach werden der Vier-Kammer-Blick, der Zwei-Kammer-Blick, der linksventrikuläre Ausflußtrakt und die axialen Achsen aufgenommen. EKGgetriggert umfasst die Aufnahme einer Schicht jeweils 20 Wiederholungen innerhalb eines Herzzyklus, wodurch für jede Schicht durch eine Aneinanderreihung der 20 Wiederholungen ein bewegtes Bild des Herzens entsteht. Die Anzahl der Kurzachsenabschnitte variiert mit der Größe des Herzens. Es werden ca. 10-14 axiale Schnitte des Herzens angefertigt. Der Abstand zwischen den einzelnen Schichten beträgt jeweils einen Zentimeter. Die Dicke einer aufgenommenen Schicht umfasst 7 mm. Die Aufnahmen werden mit Steady State Free Precessing Sequenzen gefahren (True Fisp, Siemens, Erlangen). Nach Abschluss dieser Aufnahmen wird dem Patienten gewichtsadaptiert das Kontrastmittel Gadolinium gespritzt. Die Dosis beträgt 0,2 mmol pro Kilogramm Körpergewicht. In der Frühphase nach Kontrastmittelgabe werden T1gewichtete Bilder angefertigt und zwar vom Vier-Kammer-Blick, vom Zwei-Kammer- 33 Blick, von einem mittleren Kurzachsenschnitt und vom linksventrikulären Ausflußtrakt. Diese Aufnahmen werden auch als ,,earlys“ bezeichnet. Nach vier minütiger Wartezeit werden danach in der Spätphase T1-gewichtete Bilder vom Vier-Kammer-Blick, vom Zwei-Kammer-Blick, von allen Kurzachsenschnitten und vom linksventrikulären Ausflußtrakt angefertigt. Diese Aufnahmen werden als sogenannte ,,lates“ bezeichnet. Nach Abschluss dieser Schichtaufnahmen werden noch einmal der Vier-Kammer-Blick, der Zwei-Kammer-Blick und der linksventrikuläre Ausflußtrakt als T1-gewichtetes Bild aufgenommen. 3.4 Einschlußkriterien Alle 107 Patienten hatten eine Indikation zur Implantation eines ICD nach MADIT I und II Kriterien bzw. der SCD-HeFT-Studie [6, 58, 59]. Einschlußkriterien dieser Studie waren für die Kontrollgruppe alle Patienten, die eine MRT-Untersuchung mit Volumetrie erhielten bei zugrunde liegender nicht-ischämischer Kardiomyopathie sowie nachfolgender Implantation eines ICD. Für die Patienten nach Myokardinfarkt waren die Einschlußkriterien zur Narbenidentifikation und Volumetrie ein durchgeführtes MRT mit nachfolgender Implantation eines ICD. Die ICD´ s als Therapie bzw. Medium zur Dokumentation ventrikulärer Tachykardien/Kammerflimmern wurden ca. drei bzw. sechs Monaten nach Implantation ausgelesen. Die Patientendaten wurden alle retrospektiv anonymisiert ausgewertet. 3.5 Volumetrie und Narbenanalyse In mehreren Studien wurde die Magnetresonanztomographie als wichtiger Bestandteil der morphologischen und funktionellen kardialen Diagnostik hervorgehoben. Pennell et al. stuften in Ihrer Publikation ,,Clinical indications for cardiovascular magnetic resonance (CMR): Consensus Panel report“ [67] die linksventrikuläre Volumetrie mittels MRT als Klasse I und die Texturanalyse bezüglich der meisten Kardiomyopathien als Klasse I oder II Empfehlung ein. Die Volumetrie erfolgte anhand der vor der Kontrastmittelgabe angefertigten EKGgetriggerten Bilder nach der sogenannten Scheibchensummationsmethode nach Simpson. Durch die 20 Wiederholungen einer jeden Schicht wurde ein ganzer Herzzyklus als 34 bewegtes Bild dargestellt. Die einzelnen Schichten wurden jeweils im Zustand der Endsystole und Enddiastole mit Hilfe des Programms CMR-Tools dargestellt. Danach wurde der Herzmuskel aus dem eigentlichen Volumen des linken Ventrikels herausgerechnet und durch Festlegen der Klappenebenen der Aorten- und Mitralklappe das endsystolische, enddiastolische Volumen, das Schlagvolumen und die Ejektionsfraktion berechnet. Abb. 3.2: Ventrikelmodell zur Berechnung der Ejektionsfraktion. Gittermodell des linken Ventrikels eines Patienten nach Analyse der axialen, koronaren und sagittalen Schnittebenen (Darstellung aus Analysesoftware CMR-Tools). McCrohen et al. [54], Quarta et al. [68] sowie Assomull et al. [4, 5] gehen in Ihren Publikationen auf die pathologische Gewebscharakterisierung des linksventrikulären Myokards ein. Sie zeigen auf, dass z.B. durch die Lokalisation des late enhancement Rückschlüsse auf die Genese der Erkrankung gezogen werden können. So lassen strikt endokardial gelegene Gadoliniumanreicherungen bzw. transmurale Anreicherung auf eine Ischämie als Genese rückschließen, während das late enhancement inmitten der linksventrikulären Wand mit einer Fibrose assoziiert ist wie bei einigen Kardiomyopathieformen. Die Lokalisation der Narben sowie die Volumetrie des linken Ventrikels wurden in den Studien von Assomull et al. und McCrohon et al., wie in unserer Studie, mit der Software CMR-Tools (CVIS; London, UK) durchgeführt. 35 Wir definierten eine Narbe als solche, wenn eine Hypo/Akinesie und ein endokardial beginnendes late enhancement im selbigen Segment nachweisbar war. Zur Narbenlokalisation wurden mehrere Faktoren berücksichtigt. Ein Augenmerk wurde auf Wandbewegungsstörungen in den Aufnahmen ohne Kontrastmittel gelegt, die einen Anhaltspunkt für Ischämien bieten können. Wie in den Abbildungen zu sehen war es möglich, verschiedene Ebenen des linken Ventrikels gleichzeitig zu beobachten, um sich einen Gesamteindruck über die Pumpfunktion sowie Wandbewegungsstörungen verschaffen zu können. Abb. 3.3: Schichtaufnahmen des linken Ventrikels in verschiedenen Sequenzen. Obere Zeile ZweiKammer-Blick, mittlere Zeile Vier-Kammer-Blick, untere Zeile Kurzachsenschnitt. Die linke Spalte stellt die Enddiastole dar, die mittlere Spalte die Endsystole mit Ausdünnung der Lateralwand/Herzspitze (Doppelpfeile) und die rechte Spalte weist ein late Enhancement nach Kontrastmittelgabe nach (Pfeile). 36 Abb. 3.4: Axiale Schichtaufnahmen des linken Ventrikels nach Kontrastmittelgabe von links oben (basale Abschnitte) bis rechts unten (Herzspitze). Es lässt sich ein late enhancement in der basalen und medialen Hinterwand als Narbenäquivalent nachweisen (rote Pfeile). Ein weiterer Gesichtspunkt war die Auswertung der einzelnen Kurzachsenschnitte nach Kontrastmittelgabe im Vergleich zu den Kurzachsenschnitten vor Kontrastmittelgabe. Die Zusammenfassung der einzelnen Kurzachsenschnitte zum basalen, mittleren oder apikalen Abschnitt des linken Ventrikels erfolgte anhand einer gleichmäßigen Aufteilung der Gesamtanzahl der Schnitte des jeweiligen Ventrikels in 3 bis 4 Schnitte pro Abschnitt, abhängig von der Größe des Ventrikels. 37 a b c d Abb. 3.5: Axiale Schnittführung durch den linken Ventrikel. Die oberen beiden Bilder zeigen den basalen Abschnitt des linken Ventrikels vor (a) und nach (b) Kontrastmittelgabe. Die unteren beiden Bilder zeigen den medialen Abschnitt des linken Ventrikels vor (c) und nach (d) Kontrastmittelgabe. Es zeigt sich ein late Enhancement in der basalen und medialen Hinterwand (rote Pfeile). 3.6 Datenakquisition Im Rahmen der Kardio-MRT Untersuchung wurden in beiden Patientengruppen Geschlecht, Alter, Body-Mass-Index (BMI), Körperoberfläche, endsystolisches Volumen (ESV), enddiastolisches Volumen (EDV), Ejektionsfraktion (EF) und die Lokalisation der myokardialen Narben nach dem 17-Segment-Modell bei Patienten nach Myokardinfarkt erhoben. Durch die Analyse der Infarktareale mittels 17-SegmentModell, etabliert durch die American Heart Association (AHA) 2002 [15], konnte zum einen die Höhe der Ischämiezonen in basal, mittig und apikal bestimmt, sowie die Ausdehnung in der horizontalen in Vorderwand, Hinterwand, Septum und laterale Herzwand eingeteilt werden. 38 LAD= Left anterior descending (ramus interventricularis anterior) RCA= Right coronary artery (arteria coronaria dexter) LCX= Left circumflex (ramus circumflexus) Abb. 3.6: 17-Segment-Modell des linken Ventrikels mit Darstellung der koronaren Versorgung der einzelnen Segmente (nach American Heart Association). Abb. 3.7: Schematische Darstellung des 17-Segment-Modells des linken Ventrikels zur Auswertung. Aufteilung der einzelnen Myokardsegmente auf die basalen, mittleren und apikalen sowie anterioren, lateralen, septalen und inferioren Segmente. 39 Bei allen Patienten wurden die ICD´ s im optimalen Fall nach drei (1. Auslesung im Durchschnitt nach 14,82 Wochen) bzw. sechs Monaten (2. Auslesung im Durchschnitt nach 42,13 Wochen) ausgelesen und die Ereignisse protokolliert. Unterteilt wurde bei der Analyse der Herzrhythmusstörungen in supraventrikuläre und ventrikuläre Tachykardien und bei den abgegebenen Therapien in Burst und Schockabgabe, welche noch einmal in adäquat und inadäquat aufgeschlüsselt wurden. 3.7 Probleme der Datenakquisition Die Erhebung der ICD-Daten nach drei bzw. sechs Monaten gestaltete sich schwierig. Zum einen variierten die Abstände der ICD-Auslesungen vom Zeitpunkt der Implantation bis zur ersten ICD-Auslesung. Dies trifft ebenfalls für den Abstand zwischen erster Auslesung und zweiter Auslesung zu. Grund hierfür ist, dass die Auslesung der ICD´ s vieler Patienten ambulant bei niedergelassenen Kollegen stattfand. Diese wurden von der kardiologischen Abteilung des Marienhospitals Herne angeschrieben und gebeten, uns diese Daten zur Verfügung zu stellen. Somit konnten wir zusätzliche ICD-Auslesungen akquirieren und die Anzahl fehlender ICD Auslesungen und weiterer Daten auf ein Minimum reduzieren. 3.8 Statistik Ausgewertet wurden die Ergebnisse mit der Software SPSS [SPSS Inc., USA]. Zur statistischen Auswertung wurden der Chi-Quadrat-Test verwendet. Dieser Test wird u.a. dazu verwendet um zu überprüfen, inwiefern ermittelte Häufigkeiten eines Merkmals zu einer erwarteten Häufigkeit im Rahmen einer aufgestellten Hypothese korrelieren oder nicht. Des Weiteren wurden Mittelwerte sowie Median, Standardabweichung, Minimum und Maximum ermittelt [89]. 3.9 Publikation der Ergebnisse der Promotionsarbeit Die Ergebnisse der vorliegenden Promotion wurden im Februar 2012 in der Zeitschrift ,,Der Kardiologe“ veröffentlicht [86]. Die komplette Statistik der Arbeit sowie die Auswertung aller Kardio-MRT Daten inklusive aller Volumetrien und Auswertungen der Aufnahmen nach Kontrastmittelgabe wurden durch den Verfasser dieser Dissertation 40 durchgeführt. Die Akquise der ICD Daten, die klinische Befundung der Kardio-MRT Bilder sowie die Erstellung der Publikationsschrift erfolgte durch Herrn Oberarzt Dr. med. Marc van Bracht. 41 4. Ergebnisse Charakterisierung unseres Patientenkollektivs Insgesamt wurden 107 Patienten untersucht mit einem Altersdurchschnitt von 60,83 ± 12,19 Jahren, einem Median von 62 Jahren, einem Minimum von 21 Jahren und einem Maximum von 80 Jahren. Das Kollektiv der Patienten nach Myokardinfarkt umfasst 57 Patienten, davon 8 Frauen mit einem Anteil von 14,03 % und 49 Männer mit einem Anteil von 85,97 %. Der Altersdurchschnitt beträgt 63,67 ± 10,44 Jahre und der Median 64 Jahre, wobei der jüngste Patient 29 Jahre alt ist und der älteste Patient 80 Jahre. Die Standardabweichung beträgt bei den Männern 9 Jahre, bei den Frauen 16 Jahre. In Punkto Alter gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen Infarkt- und Kontrollgruppe (p= 0,486). [ [ [ Abb. 4.1: Durchschnittliche Altersverteilung in Ischämie- und Kontrollgruppe (in Jahren). Subgruppenverteilung nach Geschlecht. Die Kontrollgruppe der Patienten ohne myokardiale Narbe umfasst 50 Patienten, davon 13 Frauen mit einem Anteil von 26 % und 37 Männer mit einem Anteil von 74 %. Der 42 Altersdurchschnitt in diesem Patientenkollektiv beträgt 58 ± 13,29 Jahre und der Median 61 Jahre. Der jüngste Patient ist 21 Jahre alt, der älteste Patient 78 Jahre. Die Standardabweichung beträgt hier bei den Männern 14 Jahre, bei den Frauen 11 Jahre. Der BMI der Kontrollgruppe beträgt im Durchschnitt 26,69 ± 3,44 kg/m². Der niedrigste Wert beträgt 19,70 kg/m², der höchste Wert wurde mit 33,90 kg/m² gemessen. Der Median beträgt 26 kg/m². Die Körperoberfläche beträgt im Durchschnitt 1,97 ± 0,20 m², wobei der niedrigste Wert mit 1,56 m² ermittelt wurde und der höchste Wert mit 2,38 m². Der Median beträgt 1,97 m². Bei der Patientengruppe mit Zustand nach Myokardinfarkt beträgt der BMI im Durchschnitt 27,43 ± 4,28 kg/m². Abb. 4.2: Verteilung des Gesamtkollektivs bei Patienten mit nicht-ischämischer (links) oder ischämischer Herzerkrankung (rechts) (in %). Subgruppenverteilung nach Geschlecht. Hier wurde als niedrigster Wert 20,60 kg/m² ermittelt, der höchste Wert beträgt 40,20 kg/m². Der Median zeigt einen Wert von 26,1 kg/m². Die Körperoberfläche als Mittelwert beträgt 1,97 ± 0,24 m². Als niedrigster Wert wurde hier 1,43 m² erhoben, als höchster Wert 2,54 m². Der Median betrug 1,93 m². 43 [ [ [ Abb. 4.3: Verteilung der durchschnittlichen BMI-Werte bei Patienten mit ischämischer und nichtischämischer Kardiomyopathie (in kg/m²). Subgruppenverteilung nach Geschlecht. [ [ [ Abb. 4.4: Verteilung der durchschnittlichen Körperoberflächenwerte bei Patienten mit ischämischer und nicht-ischämischer Kardiomyopathie (in m²). Subgruppenverteilung nach Geschlecht. 44 Linksventrikuläre Volumina und Pumpfunktion Bezüglich des EDV, ESV und der EF wurden folgende Werte ermittelt: Bei den Patienten nach Myokardinfarkt beträgt das EDV im Mittel 266,74 ± 76 ml, der Median 258 ml, das Minimum 117 ml und das Maximum 459 ml. Das ESV umfasst im Mittel 195,56 ± 78 ml mit einem Median von 189 ml, einem Minimum von 47 ml und einem Maximum von 378 ml. Die EF wurde mit einem Durchschnittswert von 29,54 ± 14 % ermittelt, mit einem Median von 27 %, einem Minimum von 11 % und einem Maximum von 77 %. In der Kontrollgruppe beträgt der Mittelwert des EDV 274,44 ± 111 ml, der Median 268 ml, das Minimum 91 ml und das Maximum 522 ml. Der Mittelwert des ESV wurde mit 194,74 ± 114 ml ermittelt, der Median mit 180,50 ml, das Minimum mit 31 ml und das Maximum mit 434 ml. Der Mittelwert der EF wurde mit 34,68 ± 19 % erhoben, der Median mit 29 %, das Minimum mit 9 % und das Maximum mit 73 %. Vergleich unserer Ischämie- und Kontrollgruppe Bezüglich BMI (p= 0,394), Körperoberfläche (p= 0,204), EF (p= 0,317), ESV (p= 0,372) und EDV (p= 0,247) gibt es keinen signifikanten Unterschied zwischen Kontrollgruppe und Ischämiegruppe (p= ns) . Auch in den Untergruppen bezüglich Geschlecht zeigten sich im Vergleich der männlichen Patienten in Ischämie- und Kontrollgruppe (BMI p= 0,480, Körperoberfläche p= 0,2, EF p= 0,202, ESV p= 0,281, EDV p= 0,241) sowie im Vergleich der weiblichen Patienten in Ischämie- und Kontrollgruppe (BMI p= 0,243, Körperoberfläche p= 0,227, EF p= 0,243 , ESV p= 0,229, EDV p= 0,229) keine signifikanten Unterschiede (p= ns). 45 [ [ [ Abb. 4.5: Durchschnittliche Ejektionsfraktion (in %) in Ischämie- und Kontrollgruppe. Subgruppenverteilung nach Geschlecht. Abb. 4.6: Durchschnittliches endsystolisches und enddiastolisches Volumen (in ml). Subgruppenverteilung nach Geschlecht. 46 17-Segment-Analyse der Ischämiegruppe Bei der Analyse der Anzahl der Narbensegmente im MRT ergab sich bei den Infarktpatienten folgende Konstellation: Im Durchschnitt waren bei den 56 Patienten von 17 Segmenten 6,95 ± 3,43 Segmente infarziert. Im Median waren 7 Segmente betroffen, im Minimum 1 und im Maximum 14. Abb. 4.7: Durchschnittliche Anzahl (n) infarzierter Segmente. Aufteilung nach Geschlecht. Der Hinterwand zugehörig wurden die Segmente 3, 4 und 5 (basal), 9, 10 und 11 (mid) und Segment 15 (apical) zugeordnet. Der Vorderwand zugehörig wurden die Segmente 1, 2 und 6 (basal), 7, 8 und 12 (mid) und 13 (apical) zugeordnet. Die Anzahl der Segmente der infarzierten Hinterwand beträgt durchschnittlich 3,36 ± 1,65 Segmente, im Median 3,5, im Minimum 0, im Maximum 7. Die Anzahl der infarzierten Vorderwandsegmente pro Patient wurde mit 2,39 Segmenten im Mittel errechnet ± 2,16 Segmente mit einem Median von 2 Segmenten, einem Minimum von 0 Segmenten und einem Maximum von 7 Segmenten. Der p-Wert im Vergleich der infarzierten Vorder- und Hinterwandsegmente war mit 0,196 nicht signifikant. Im ersten Schritt wurde mittels Chi-Quadrat-Test analysiert, ob es signifikant gehäuft zu Myokardinfarkten in den gruppierten basalen, mittleren und apikalen Segmenten des 47 Myokards nach dem 17-Segment-Modell gekommen ist. Abb. 4.8: Durchschnittliche Anzahl (n) infarzierter Segmente im Bereich der Vorder- und Hinterwand. Subgruppenverteilung nach Geschlecht. Zu den basalen Segmenten gehören die Segmente eins, zwei, drei, vier, fünf und sechs, zu den mittleren Segmenten Segment sieben, acht, neun, zehn, elf und zwölf und zu den apikalen Segmenten Segment dreizehn, vierzehn, fünfzehn, sechzehn und siebzehn. Hier stellten sich signifikant gehäuft Narbenbildungen in allen drei gruppierten Bereichen dar (basale Segmente p= 0,0001, mittlere Segmente p= 0,0001, apikale Segmente p= 0,033). Mittels des Chi-Quadrat-Tests wurde geprüft, ob es bei den einzelnen Patienten in den einzelnen Segmenten signifikant gehäuft oder signifikant weniger zur Narbenbildung gekommen ist. Die Segmente eins (p= 0,001), zwei (p= 0,003), drei (p= 0,033), sechs (p= 0,0001), zwölf (p= 0,008) und sechszehn (p= 0,033) sind signifikant weniger von Ischämien betroffen, während Segment 10 (p= 0,033) das einzige Segment ist, in welchem sich eine signifikant gehäufte Narbenbildung zeigte. 48 Infarktlokalisation und ventrikuläre Tachykardie/Kammerflimmern Bezüglich eines möglichen Zusammenhangs zwischen der Infarktlokalisation und der Häufigkeit ventrikulärer Tachykardien bzw. Kammerflimmern untersuchten wir die vorhandenen ICD-Daten von 36 Patienten mit Zustand nach Myokardinfarkt und setzten diese zu den Infarktlokalisationen in Beziehung. Hier waren keine signifikanten Zusammenhänge zwischen der Infarktlokalisation und der Häufigkeit maligner Anzahl Patienten mit infarziertem Segment Herzrhythmusstörungen ersichtlich. 8 Anzahl Patienten mit infarziertem Segment 7 6 5 4 3 2 1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 Segmente 1-17 Abb. 4.9: Verteilung der infarzierten Segmente bei allen Patienten (n= 7) mit ventrikulären Rhythmusereignissen (alle Patienten männlich). Insgesamt konnte bei 7 von 36 Patienten ein Ereignis nachgewiesen werden, welches sich als ventrikuläre Tachykardie oder Kammerflimmern manifestierte. Zwar zeigten sich im Rahmen der statistischen Auswertung der Daten keine signifikanten Zusammenhänge zwischen Infarktlokalisation und der Häufigkeit maligner Herzrhythmusstörungen (p= ns). Betrachtet man jedoch die Gemeinsamkeiten der sieben Patienten, bei welcher ventrikuläre Tachykardien oder Kammerflimmern beobachtet wurden, so fällt auf, dass alle sieben Patienten in Segment 10 eine Narbe als Folge des Myokardinfarktes aufweisen. Eben jenes Segment 10 zeigt auch eine signifikant gehäufte Narbenbildung in unserer Studie. 49 22% 20% 18% 16% Anteil detektierter VT Ischämiegruppe Anteil detektierter VT Kontrollgruppe Prozent 14% 12% 10% 8% 6% 4% 2% 0% Abb. 4.10: Anteil detektierter ventrikulärer Tachykardien in Ischämie- bzw. Kontrollgruppe an jeweiligem Gesamtkollektiv (in %). Insgesamt wurden in der Ischämiegruppe und der Kontrollgruppe zusammen bei 13 von 73 Patienten (17,81 %) ventrikuläre Tachykardien detektiert. Der Vergleich bezüglich der Detektion von ventrikulären Tachykardien zwischen der Ischämiegruppe und den Patienten mit nicht- ischämischer Kardiomyopathie (Kontrollgruppe) zeigte eine gehäufte Detektion von ventrikulären Tachykardien in der Ischämiegruppe (19,4 %; 7 von 36 Patienten) gegenüber der Kontrollgruppe (16,21 %; 6 von 37 Patienten). Dieser Unterschied stellte sich als nicht signifikant dar (p= 0,719). Subgruppenvergleich von Ischämie- und Kontrollgruppe mit detektierter ventrikulärer Tachykardie/Kammerflimmern Weiterhin verglichen wir die Patienten der Kontrollgruppe mit ventrikulärem Rhythmusereignis mit den Patienten mit Zustand nach Myokardinfarkt und ventrikulärem Rhythmusereignis bezüglich BMI, Körperoberfläche, EF, ESV und EDV. Auffällig war hier, dass alle Patienten, sowohl in der Kontrollgruppe als auch in der Ischämiegruppe, Männer waren. 50 Abb. 4.11: Verteilung aller Patienten mit ventrikulärem Rhythmusereignis n= 13 (in %, alle Patienten männlich). Das durchschnittliche Alter der Patienten in der Kontrollgruppe beträgt 51,33 ± 8,40 Jahre, während das durchschnittliche Alter der Patienten in der Ischämiegruppe 63,43 ± 8,34 Jahre beträgt. [ [ [ Abb. 4.12: Durchschnittliches Alter bei Patienten mit ventrikulärem Rhythmusereignis n= 13 (in Jahren, alle Patienten männlich). 51 Bezüglich des BMI zeigt sich in der Kontrollgruppe ein Mittelwert von 28,33 ± 3,65 kg/ m², ein Median von 29,15 kg/m², ein Minimum von 23,90 kg/m² und ein Maximum von 33,10 kg/m², während sich in der Ischämiegruppe ein Mittelwert von 28,66 ± 4,68 kg/ m², ein Median von 29,4 kg/m², ein Minimum von 21,80 kg/m² und ein Maximum von 36,80 kg/m² darstellt. [ [ [ Abb. 4.13: Durchschnittliche BMI Werte bei Patienten mit ventrikulärem Rhythmusereignis n= 13 (in kg/m², alle Patienten männlich). In der Kontrollgruppe war bei der Körperoberfläche ein Mittelwert von 2,06 ± 0,24 m², ein Median von 2,12 m², ein Minimum von 1,68 m² und ein Maximum von 2,38 m² ersichtlich. Bei der Berechnung der Körperoberfläche wurde in der Ischämiegruppe ein Mittelwert von 2,15 ± 0,219 m², ein Median von 2,11 m², ein Minimum von 1,94 m² und ein Maximum von 2,53 m² ermittelt. 52 [ [ [ Abb. 4.14: Durchschnittliche Körperoberfläche bei Patienten mit ventrikulärem Rhythmusereignis n= 13 (in m², alle Patienten männlich). Die Berechnung der Ejektionsfraktion ergab in der Kontrollgruppe für den Mittelwert einen Wert von 25,50 ± 18,11 %, einen Median von 19,00 %, ein Minimum von 9 % und ein Maximum von 60 %. In der Ischämiegruppe wurde bezüglich der EF ein Mittelwert von 23,71 ± 10,32 %, ein Median von 23 %, ein Minimum von 12 % und ein Maximum von 36 % ermittelt. In der Kontrollgruppe ergab die Untersuchung des enddiastolischen Volumens einen Mittelwert von 284,50 ± 113,04 ml, einen Median von 262 ml, ein Minimum von 179 ml und ein Maximum von 418 ml. Im Rahmen der Berechnung des enddiastolischen Volumens für die Ischämiegruppe zeigte sich ein Mittelwert von 286,86 ± 54,33 ml, ein Median von 257 ml, ein Minimum von 231 ml und ein Maximum von 364 ml. Das endsystolische Volumen in der Kontrollgruppe wurde mit einem Mittelwert von 221,17 ± 113,04 ml, ein Median von 196,50 ml, ein Minimum von 71 ml und einem Maximum von 379 ml ermittelt. Das endsystolische Volumen zeigt im Mittel einen Wert von 223 ± 70,41 ml, einen Median von 198 ml, ein Minimum von 147 ml und ein Maximum von 322 ml in der Ischämiegruppe. 53 [ [ [ [ [ [ Abb. 4.15: Durchschnittliche Ejektionsfraktion bei Patienten mit ventrikulärem Rhythmusereignis n= 13 (in %, alle Patienten männlich). Abb. 4.16: Durchschnittliches enddiastolisches Volumen bei Patienten mit ventrikulärem Rhythmusereignis n= 13 (in ml, alle Patienten männlich). Somit waren im Vergleich dieser beiden Subgruppen keine signifikanten Unterschiede bezüglich BMI (p= 0,224), Körperoberflächen (p= 0,224), EF (p= 0,242) , EDV 54 (p= 0,224) und ESV (p= 0,224) zu erkennen (p= ns). Dies unterstreicht die gute Vergleichbarkeit dieser Subgruppen bezüglich der Analyse möglicher Unterschiede als Ursache möglicher ventrikulärer Rhythmusereignisse. Eine andere Ursache für die ventrikulären Rhythmusereignisse als die myokardiale Narbe in der Ischämiegruppe ist in Anbetracht der obigen Ergebnisse unwahrscheinlich. [ [ [ Abb. 4.17: Durchschnittliches endsystolisches Volumen bei Patienten mit ventrikulärem Rhythmusereignis n= 13 (in ml, alle Patienten männlich). Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass zwischen unserer Ischämie- und Kontrollgruppe keine signifikanten Unterschiede in Punkto BMI, Körperoberfläche, EF, ESV und EDV ersichtlich waren. Auch in den Untergruppen bezüglich Geschlecht zeigten sich im Vergleich der männlichen Patienten in Ischämie- und Kontrollgruppe sowie im Vergleich der weiblichen Patienten in Ischämie- und Kontrollgruppe keine signifikanten Unterschiede. Daher lassen sich die ventrikulären Rhythmusereignisse der Ischämiegruppe nicht allein auf eine möglicherweise erniedrigte Ejektionsfraktion oder andere Faktoren zurückführen lassen. 55 Résumé Bei Betrachtung der Ischämiegruppe konnte gezeigt werden, dass in den basalen (eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs), mittleren (sieben, acht, neun, zehn, elf, zwölf) und apikalen Segmenten (dreizehn, vierzehn, fünfzehn, sechzehn, siebzehn), welche gruppiert zusammengefasst wurden, signifikant gehäuft Narbenbildungen zu beobachten waren. Dies bedeutet, dass bei der Ischämiegruppe in den basalen, mittleren und apikalen Segmenten signifikant mehr infarzierte Segmente zu finden sind als nicht-infarzierte Segmente. Bei Betrachtung der einzelnen Segmente zeigen sich die Segmente eins, zwei, drei, sechs, zwölf und sechszehn signifikant weniger von Ischämien betroffen, während Segment 10 das einzige Segment ist, in welchem sich eine signifikant gehäufte Narbenbildung zeigte. Bei Betrachtung der Subgruppen in Ischämie- und Kontrollgruppe, bei welchen eine ventrikuläre Tachykardie oder Kammerflimmern adäquat vom ICD detektiert wurden, war auffällig, dass dies in beiden Subgruppen nur bei Männern der Fall war. Im Vergleich dieser beiden Subgruppen gab es keine signifikanten Unterschiede bezüglich BMI, Körperoberflächen, EF, EDV, ESV und Anzahl der Detektionen von ventrikulären Tachykardien bzw. Kammerflimmern (p= ns). Obwohl kein signifikanter Zusammenhang zwischen Infarktlokalisation und Häufigkeit maligner Herzrhythmusstörungen ersichtlich war, so fällt auf, dass alle sieben Patienten, bei welchen der ICD ventrikuläre Tachykardien oder Kammerflimmern detektierte, in Segment 10 eine Narbe als Folge des Myokardinfarktes aufwiesen. Eben jenes Segment 10 zeigt auch eine signifikant gehäufte Narbenbildung in unserer Studie. 56 5. Diskussion Detektion von potentiell proarrhythmogenen myokardialen Arealen mittels KardioMRT Die Identifikation infarzierter Myokardareale mittels MRT als potentiell proarrhythmisches morphologisches Korrelat ist ein wichtiges Tool, um vitale Areale von avitalen zu unterscheiden. Kann man in der Echokardiographie über segmentale Kontraktionsstörungen je nach Untersuchungsbedingungen und untersucherbedingt auf mögliche avitale Areale schließen, bietet die Kardio-MRT über die definierten linksventrikulären Areale des 17-Segment-Modells und dem ,,late enhancement“ eine objektive Analyse der betroffenen Segmente. Abb. 5.1 Prozess der Einlagerung von Gadolinium von vitalem Myokard über die akute Ischämie bis zur Narbenbildung und dem bildlichen Korrelat des late enhancement (aus Mahrholdt et al. [53] modifiziert nach Kim RJ et al. [46]). Abbildung 5.1 zeigt die Verteilung des Gadoliniums in Abhängigkeit von der Vitalität des Myokards. Während das Gadolinium bei vitalem Myokard aufgrund der intakten Zellmembranen in niedriger Konzentration zwischen den Zellmembranen zu finden ist, kann sich durch den Untergang des Myokards und den fibrotischen Umbau in diesem Areal deutlich mehr Gadolinium in dieser kollagenen Matrix anreichern und so als late 57 enhancement in der MRT nachgewiesen werden. Erstmals machte sich Raymond J. Kim 1996 die Eigenschaften des Gadoliniums am Myokard zu nutze. Er konnte nach Applikation von Gd-DTPA in Hasen mittels MRT die Anreicherung des Kontrastmittels in myokardialen Arealen nachweisen, deren koronare Versorgungsgebiete vorher artifiziell verschlossen worden waren. Im Laufe der Zeit hat sich die Untersuchungstechnik zur Identifikation infarzierter Areale als Goldstandard durchgesetzt und ist ein wichtiges Tool zur Entscheidung, ob eine interventionelle Revaskularisation durchgeführt werden soll oder nicht [43, 74]. Die Studie ,,Prevalence of scarred and dysfunctional myocardium in patients with heart failure of ischaemic origin: A cardiovascular magnetic resonance study” von Bourantas et al. untersuchte 193 Patienten ebenfalls mit der MRT hinsichtlich myokardialer Narben nach dem 17-Segment-Model [11]. Hier zeigten sich bei durchschnittlich 32,78 % der Patienten mindestens eine transmurale bzw. nicht- transmurale Narbe in der Vorderwand, während sich bei durchschnittlich 38,49 % der Patienten mindestens eine transmurale bzw. nicht-transmurale Narbe in der Hinterwand darstellte. Die Tendenz, dass die Hinterwand im Vergleich zur Vorderwand häufiger betroffen ist, bestätigt sich auch in unserer Studie. Während mit durchschnittlich 34,69 % mindestens eine Narbe im Bereich der Vorderwand ein annähernd identischer Wert wie in der Studie von Bourantas et al. ersichtlich ist, zeigt sich bezüglich der Narbe im Bereich der Hinterwand in unserer Studie ein etwas erhöhter Wert mit durchschnittlich 47,95 %. 58 60 50 40 30 Studie Bourantas et al. 20 Unsere Studie 10 0 mindestens eine Vorderwandnarbe bei untersuchten Patienten (%) mindestens eine Hinterwandnarbe bei untersuchten Patienten (%) Abb. 5.2: Verteilung der Patienten mit mindestens einer Vorder- bzw. Hinterwandnarbe im Vergleich unserer Studie und der Studie von Bourantas et al. (in %). Bei der Aufteilung der Segmente nach basal, mid ventrikulär und apikal war in unserer Studie in den basalen Segmenten bei durchschnittlich 37,39 % der Patienten mindestens ein Segment infarziert (25,12 % in der Studie von Bourantas et al.), in den mittleren Segmenten bei durchschnittlich 44,03 % (41,27 % in der Studie von Bourantas et al.) und in den apikalen Segmenten bei durchschnittlich 41,07 % der Patienten mindestens ein Segment infarziert (52,54 % in der Studie von Bourantas et al.). 60 50 40 30 Studie Bourantas et al. Unsere Studie 20 10 0 mindestens ein mindestens ein mindestens ein infarziertes Segment infarziertes Segment infarziertes Segment basal (%) mid (%) apikal (%) Abb. 5.3: Anzahl der Patienten mit mindestens einem infarzierten Segment basal, mid oder apikal im Vergleich unserer Studie und der Studie von Bourantas et al. (in %). 59 Eine Studie von Klem et al. untersuchte ähnlich wie unsere Studie den Zusammenhang des Ausmaßes von myokardialen Narben und der Auslösehäufigkeit von ICD´ s [50]. Mittels Kardio-MRT wurde bei 137 Patienten das Ausmaß der Infarktareale analysiert, wobei im Unterschied zu unserer Untersuchung nicht die einzelnen Segmente nach dem 17-Segment-Model eruiert wurden sondern der Anteil des Narbengebieten in Abhängigkeit von der linksventrikulären Myokardmaße. Diese Patienten wurden mit aufgrund medizinischer Indikation mit ICD´ s versorgt. In einem Nachbeobachtungszeitraum von 24 Monaten die primären Endpunkte adäquate ICDAuslösung und Tod. Der primäre Endpunkt stellte sich bei 39 Patienten ein. Patienten mit einer linksventrikulären Ejektionsfraktion von größer 30 % und einer signifikanten myokardialen Narbe, welche als Anteil größer 5 % der linksventrikulären Masse definiert wurde, war das Risiko, den primären Endpunkt zu erreichen, so groß wie bei Patienten mit einer EF unter 30 %. Bei Patienten mit einer EF kleiner/gleich 30 % und einem Narbenanteil kleiner 5 % war ähnlich denjenigen Patienten mit einer EF von größer 30 %. Epidemiologie des plötzlichen Herztodes In Deutschland sterben jährlich 70.000-100.000 Menschen, in den USA ca. 450.000 Menschen, am plötzlichem Herztod (PHT), womit dieser zu den häufigsten Todesursachen der westlichen Welt gehört. Während bradykarde Herzrhythmusstörungen nur zu ca. 10 % Auslöser für den PHT sind, spielen in 90 % der Fälle tachykarde Herzrhythmusstörungen eine entscheidende Rolle. Ursächlich hierfür ist in ca. 50 % die Erstmanifestation einer kardialen Erkrankung [3, 48, 85]. Medizintechnische Entwicklung Die Entwicklung der ICD´ s als Therapie der Wahl zur Prävention des plötzlichen Herztodes hatte den Ursprung in den Versuchen von Hopps und Bigelow. 1954 terminierten sie bei einem Hund ventrikuläre Rhythmusstörungen mittels Schockabgabe zwischen einem elektrischen intravenösen Katheter und einer Elektrode auf dem Thorax des Hundes [38]. Nachdem der erste Test eines Prototyps eines ICD´ s 1969 im Körper eines Hundes erfolgte [56], wurden zum ersten Mal 1980 von Michael Mirowski in 60 Baltimore, USA, ein implanted cardioverter defibrillator implantiert. Von diesem Zeitpunkt an diente dieser als wichtigste Therapieoption zur Beendigung von ventrikulären Tachykardien [57]. Im Laufe der Jahre stellte sich zum einen Dank der technischen Neuerungen eine Verkleinerung der Geräte von ca. 140 cm³ 1989 auf ca. 20 bis 30 cm³ heute ein, zum anderen konnte durch die Programmierbarkeit mittels Algorithmen eine präzisere Detektion und Schockabgabe der ICD´ s erzielt werden [10]. Der aktuellste Fortschritt sind biventrikuläre ICD´ s zur Resynchronisationstherapie bei Patienten mit hochgradig eingeschränkter Pumpfunktion und asynchronem Kontraktionsablauf der beiden Ventrikel. In der MADIT-CRT Studie (Moss et al.) wurden 1820 Patienten der NYHA Klasse I oder II mit hochgradig eingeschränkter linksventrikulärer Pumpfunktion (EF < 30 %), Sinusrhythmus und QRS Breite größer/ gleich 130 Millisekunden in einem Verhältnis von 2:3 randomisiert aufgeteilt. 731 Patienten erhielten einen ICD, 1089 ein CRT-D Aggregat [61]. Innerhalb der folgenden zweieinhalb Jahre konnte das relative Risiko, den primären Endpunkt (Tod und Herzinsuffizienz geschuldete, nicht tödliche Ereignisse) zu erreichen, bei den Patienten mit dem CRT-D Aggregat um 34 % gegenüber der ICD Gruppe gesenkt werden. Die jährliche Todesrate von 3 % war in beiden Gruppen gleich. Diese Erkenntnisse fanden 2010 Einzug in die ESC Leitlinien als Klasse Ia Empfehlung [20]. Therapie im Wandel der Zeit Viele Studien und Publikationen haben sich mit der Frage nach dem richtigen Zeitpunkt und den richtigen Indikationen für die Implantation der ICD´ s bei Patienten mit erhöhtem Risiko für den plötzlichen Herztod durch ventrikuläre Tachykardien bzw. Kammerflimmern auseinandergesetzt. War bis Mitte der 90er Jahre die medikamentöse Einstellung mittels Antiarrhythmika die Methode der Wahl, zeichnete sich durch verschiedene Publikationen ab Mitte der 90er Jahre eine Überlegenheit in der Therapie von ventrikulären Tachykardien mittels ICD ab. Das dieser Effekt unabhängig vom Alter der Patienten ist, zeigten 1997 Trappe et al. in ihrer Publikation ,,Age dependent efficacy of implantable cardioverter-defibrillator treatment: observations in 450 patients over an 11 year period”. Hier wurden 450 Patienten nach Indikation ein ICD implantiert. Die Patienten wurden in drei Altersgruppen (≤ 50 Jahre, 51 bis 64 Jahre und ≥ 65 Jahre) 61 eingeteilt und über einen Zeitraum von 11 Jahren bezüglich durchschnittlicher Überlebensdauer in Abständen von 3, 5 und 7 Jahren nachbeobachtet. Hier zeigte sich in der Patientengruppe ≤ 50 Jahre nach 3, 5 und 7 Jahren eine durchschnittliche Überlebensrate von 95 %, in der Patientengruppe von 51-64 Jahren eine 3- JahresÜberlebensrate von 93 % und eine 5- bzw. 7- Jahres-Überlebensrate von 91 %. In der Patientengruppe ≥ 65 Jahre wurde sogar eine Überlebensrate nach 3, 5 und 7 Jahren von sogar 99 % ermittelt, wobei in diesen Zeiträumen bei 80 % aller Patienten Schockabgaben zu verzeichnen waren [82]. Entscheidende Studien zum Beweis der Überlegenheit der durch technische Entwicklungen ständig verbesserten ICD´ s waren die MADIT I und MADIT II Studien, wobei die medikamentöse Therapie zur Risikoreduktion von Herzrhythmusstörungen beibehalten wird. Die MADIT I Studie (Multicenter Automatic Defibrillator Implant Trial) verglich eine sekundärpräventive ICD Implantation mit antiarrhythmischer Therapie (Amiodaron) bei 196 Patienten. Die mittlere Beobachtungszeit betrug 27 Monate. Während in der Gruppe mit konventionellem Therapieschema das Durchschnittsalter 64 ± 9 Jahre betrug und in dieser Gruppe 92 Männer und 8 Frauen eingeschlossen waren, zeigte sich in der Patientengruppe mit ICD eine Durchschnittsalter von 62 ± 9 Jahren mit einer Verteilung von ebenfalls 92 Männern und 8 Frauen. Die mittlere EF in der konventionellen Gruppe betrug 25 %, während die mittlere EF in der ICD- Gruppe 27 % betrug. Der primäre Endpunkt der Studie war die Mortalität, wobei jeder Tod in die Gruppen ,,kardial bedingter Tod“ oder ,,nicht-kardial bedingter Tod“ eingruppiert wurde. In der Gruppe mit konventionellem Therapieschema zeigten sich 27 kardial bedingte Todesfälle sowie 6 nicht-kardial bedingte Todesfälle und 6 Todesfälle unklarer Todesursache (n= 39 Todesfälle). In der Patientengruppe mit ICD wurden 11 Todesfälle kardial bedingter Genese eruiert. 4 Todesfälle waren nicht-kardialer Genese. Todesursachen unklarer Genese gab es nicht (n= 15 Todesfälle). In der ICD Gruppe konnte eine Senkung der Gesamtmortalität um 54 % gegenüber der konservativ medikamentösen Therapie nachgewiesen werden. Zudem ließ sich in dieser Studie kein Benefit für die medikamentöse Therapie mittels Betablocker oder Amiodaron nachweisen [59]. Einen Schritt weiter gingen Moss et al. mit der MADIT II Studie, in welcher sie Postinfarktpatienten mit einer EF unter 30 % primärprophylaktisch einen ICD 62 implantierten und gegen eine Kontrollgruppe mit Patienten mit konservativer Therapie den Verlauf beobachteten. Die Auswahl der Patienten erfolgte randomisiert in einem Verhältnis von 3:2 (ICD: 742 Patienten; medikamentös- konservativer Therapie: 420 Patienten). Insgesamt umfasste die Studie 1232 Patienten. Primärer Endpunkt war die Mortalität. Die Studie wurde nach 20 Monaten vorzeitig wegen Überlegenheit der ICD Therapie abgebrochen. Zwar zeigte sich eine leichte Verschlechterung der myokardialen Pumpfunktion in der Gruppe mit ICD-Implantation. 14,9 % der Patienten aus der medikamentös-konservativen Gruppe mussten stationär wegen dekompensierter Herzinsuffizienz behandelt werden, während 19,9 % der Patienten aus der DefibrillatorGruppe wegen dekompensierter Herzinsuffizienz stationär aufgenommen werden mussten. Die Todesrate für die ICD Patienten jedoch reduzierte sich im 1. Jahr um 12 %, im 2. und 3. Jahr um 28 %. Die Risikoreduktion bezüglich Mortalität beträgt durch eine ICD Implantation ca. 31 % (14,2 % vs. 19,8 % bzw. 97 vs. 105 Todesfälle; p= 0,016) [61]. Neben den MADIT I und II Studien zeigten die Ergebnisse aus der SCDHeFT-Studie (Sudden Cardiac Death in Heart Failure Trial) 2005 die deutliche Überlegenheit der ICD´ s gegenüber der alleinigen medikamentös, konservativen Therapie. 2521 Patienten mit Linksherzinsuffizienz NYHA II oder III und einer Ejektionsfraktion von ≤ 35 % ischämischer oder nicht- ischämischer Genese wurden in die Studie aufgenommen und randomisiert doppelverblindet auf drei Arme verteilt. Ein Arm erhielt eine Herzinsuffizienztherapie plus Placebo (n= 847), der zweite Arm erhielt eine Herzinsuffizienztherapie plus Amiodaron (n= 845) und der dritte Arm eine Herzinsuffizienztherapie plus ICD. Der primäre Endpunkt war Tod. Zum einen stellte sich eine Reduktion des relativen Risikos bezüglich Tod um 23 % und eine absolute Reduktion um 7,2 % dar. Zum anderen ergab sich zwischen der Placebo- und Amiodaronmedikation im Vergleich dieser beiden Gruppen kein Vorteil in der Gruppe mit Amiodaronmedikation. Die Ergebnisse der drei oben genannten Studien hielten Einzug für die heutige Indikationsstellung zur Implantation eines ICD bei Patienten mit Z.n. Myokardinfarkt und hochgradig eingeschränkter Pumpfunktion. 63 Prädiktive Faktoren einer ventrikulären Tachykardie Zeigte sich in den Studien die Überlegenheit der elektrischen Stimulation zur Terminierung von ventrikulären Tachykardien, so war auch schnell klar, das durch die verhältnismäßig weite Indikationsstellung zur Implantation eines ICD´ s (Z.n. Myokardinfarkt, hochgradig eingeschränkte Pumpfunktion) ein immenser Anstieg der ICD-Implantationen die Folge sein würde. Um die Indikationsstellung bezüglich der Implantation von ICD´ s noch präziser fassen zu können, beschäftigten sich viele Studien mit möglichen prädiktiven Faktoren für das Auftreten von ventrikulären Tachykardien bzw. Kammerflimmern. Hong Yu et al. ermittelten in ihrer Studie ,,Comparison of NTerminal Pro-Brain Natriuretic Peptide Versus Electrophysiologic Study for Predicting Future Outcomes in Patients With an Implantable Cardioverter Defibrillator After Myocardial Infarction”, dass bei Patienten mit pro BNP Werten größer 497 ng/L (ermittelter Median in der Studie) signifikant häufiger ventrikuläre Tachykardien/ Kammerflimmern zu beobachten sind [91]. Ähnliche Ergebnisse zeigen sich in der Studie von Hugues Blangy et al., in welcher neben erhöhten pro BNP Spiegeln auch erhöhte Prokollagen- und (hs)- C-reaktive Proteinspiegel im Blut mit einer signifikant erhöhten Rate von ventrikulären Tachykardien assoziiert sind [9]. Im Rahmen unserer Studie ließen wir uns von dem Gedanken der histologischmorphologischen und elektrophysiologischen Beziehung zwischen Infarktzone und ventrikulären Herzrhythmusstörungen leiten. André Schmidt, Clerio F. Azevedo, Alan Cheng et al. zeigten in ihrer Studie ,,Infarct tissue heterogeneity by magnetic resonance imaging identifies enhanced cardiac arrhythmia susceptibility in patients with left ventricular dysfunction”, dass eine Heterogenität aus vitalem Myokard und Narbengewebe zu ventrikulären Tachykardien prädisponiert [73]. Die Etablierung einer Kontrollgruppe unsererseits mit Patienten, welche aufgrund einer nicht-ischämischen Kardiomyopathie eine Indikation zur ICD Implantation gehabt haben, wurde durchgeführt, um den Effekt der durch eine mögliche erniedrigte EF ausgelösten VT/ Kammerflimmern zu berücksichtigen. 64 Vergleich der vorliegenden Untersuchung mit anderen Studien Bezüglich der ermittelten Parameter wie Alter, Anteil der männlichen und weiblichen Patienten am Gesamtkollektiv, EF etc. zeigten sich ähnliche Werte wie in den MADIT I und II bzw. SCD-HeFT-Studien. Der in unserer Studie ermittelte Altersdurchschnitt von 64 Jahren (± 10,44 Jahre) in der Ischämiegruppe war mit der in der MADIT I und II Studie annähernd identisch (MADIT I: konventionelle Therapie Altersdurchschnitt 64 ± 9 Jahre, Defibrillator- Therapie Altersdurchschnitt 62 ± 9 Jahre; MADIT II: konventionelle Therapie Altersdurchschnitt 65 ± 10 Jahre, Defibrillator- Therapie Altersdurchschnitt 64 ± 10 Jahre). Der in der SCD-HeFT ermittelte Median um 60 Jahre könnte durch den Effekt zustande kommen, dass hier nicht nach ischämischer und nichtischämischer Kardiomyopathie aufgeteilt wurde. Der in unserer Studie ermittelte Altersdurchschnitt der nicht- ischämischen Kontrollgruppe liegt bei 58 Jahren. Der Median beider Gruppen liegt mit 62 Jahren nahe dem Bereich der SCD-HeFT-Studie (SCD-HeFT medianes Alter Amiodarongruppe 60,4 Jahre, Placebogruppe 59,7 Jahre, ICD-Gruppe 60,1 Jahre). Auch zeigen sich parallelen bezüglich der Verteilung von Männern und Frauen in den jeweiligen Kollektiven. In unserem Gesamtkollektiv waren Männer mit einem Anteil von 80,37 % vertreten und die Frauen mit 19,63 %. In der Ischämiegruppe stellte sich ein Anteil von 85,97 % an Männern und 14,03 % an Frauen dar, in der Kontrollgruppe 74 % an Männer und 26 % an Frauen (MADIT I: Anteil Männer 91 % konventionelle Gruppe und Defibrillatorgruppe; MADIT II: Anteil Männer 85 % konventionelle Gruppe und 84 % Defibrillatorgruppe; SCD-HeFT: Anteil Männer Amiodarongruppe 76 %, Placebogruppe 77 % und ICD-Gruppe 77 %). Da die MADIT I und II Studien ihren Schwerpunkt auf Patienten mit ischämischer Kardiomyopathie haben und die SCDHeFT-Studie vom Studienansatz her nicht zwischen ischämischen und nichtischämischer Kardiomyopathie unterschieden hat, zeigt der Vergleich zwischen der Ischämiegruppe und der MADIT I und II Studie bezüglich Alter und Geschlecht eine engere Korrelation, während es eine engere Korrelation zwischen der SCD-HeFT-Studie und unserem Gesamtkolletiv gibt. Bezüglich der Ejektionsfraktion zeigte sich in unserer Ischämiegruppe ein Mittelwert von 29,54 ± 14 % (Median 27 %) und in der Kontrollgruppe ein Mittelwert von 34,68 ± 14 % (Median 29 %). Vergleicht man unsere 65 Werte mit denen der anderen drei Studien (MADIT I: durchschnittliche EF konventionelle Therapiegruppe 25 ± 7 %, durchschnittliche EF Defibrillatorgruppe 27 ± 7 %; MADIT II: durchschnittliche EF konventionelle Therapiegruppe 23 ± 6 %, durchschnittliche EF Defibrillatorgruppe 23 ± 5 %; SCD-HeFT: EF Median: Amiodarongruppe 25 %, Placebogruppe 25 %, ICD-Gruppe 24 %), so liegen die Werte der drei Studien bezüglich Ejektionsfraktion nahe an den unsrigen. Abb. 5.4: Datenvergleich unserer Studie mit der MADIT I und II sowie SCD-HeFT-Studie bezüglich Alter, Geschlecht und Ejektionsfraktion. Da sich in unserer Ischämiegruppe und Kontrollgruppe kein signifikanter Unterschied bezüglich der Ejektionsfraktion zeigte, lassen sich die Unterschiede bezüglich der Häufigkeit von ventrikulären Tachykardien auf Lokalisation der Infarktgebiete zurückführen. Insgesamt waren in der Ischämiegruppe bei 19,44 % ventrikuläre Tachykardien oder Kammerflimmern ersichtlich, während in der Kontrollgruppe bei 16,21 % der Patienten ventrikuläre Tachykardien bzw. Kammerflimmern ersichtlich waren. Der Datenvergleich mit anderen Studien bezüglich der direkten Infarktlokalisation der einzelnen Segmente mittels Kardio-MRT und der Detektion von ventrikulären Tachykardien bzw. Kammerflimmern mittels ICD gestaltet sich schwierig, da in der 66 Literaturrecherche ein ähnlicher Studienansatz nicht gefunden werden konnte. Strauss et al. konnten in ihrer Studie ,,An ECG index of myocardial scar enhances prediction of defibrillator shocks: an analysis of the Sudden Cardiac Death in Heart Failure Trial” bei 797 Patienten zeigen, dass eine Größenzunahme der myokardialen Narbe, über den QRS Score ermittelt, häufiger zu ventrikulären Tachykardien bzw. Kammerflimmern führt [77]. Das 10. Segment (mid inferior) Die Analyse bezüglich der 17 Segmente des linken Ventrikels verdeutlichte, dass in der Gruppe der basalen, mittleren und apikalen Segmente signifikant gehäuft Infarktnarben lokalisiert sind. In den einzelnen Segmenten 1, 2, 3, 6, 12 und 16 waren signifikant weniger gehäuft Narben ersichtlich, während Segment 10 das einzige Segment ist, in welchem signifikant gehäuft Infarktnarben lokalisiert waren. Bezüglich eines signifikanten Zusammenhanges zwischen ventrikulären Tachykardien/Kammerflimmern waren keine Zusammenhänge zwischen einzelnen Segmenten und den registrierten ventrikulären Tachykardien bei den untersuchten Patienten zu eruieren. Jedoch zeigte sich bei den 7 Patienten mit Zustand nach Myokardinfarkt, bei welchen ventrikuläre Tachykardien zu verzeichnen waren, dass bei allen Patienten das Segment 10 eine Infarktnarbe aufwies. Da auch andere Patienten in diesem Areal eine Infarktnarbe hatten, welche bis zum Zeitpunkt unserer Erhebung keine VT/Kammerflimmern hatten, stellte sich hier kein signifikanter Zusammenhang dar. 67 6. Schlussfolgerungen Die kardiale Magnetresonanztomographie ist ein modernes, nicht invasives, bildgebendes Verfahren in der Kardiologie, welches detaillierte Informationen bezüglich Infarktlokalisation und Wandbewegungsstörung nach Myokardinfarkt liefert. Die Einteilung des linken Ventrikels in das sogenannte 17-Segment-Modell durch die AHA gibt dem Untersucher die Möglichkeit, objektiviert und standardisiert Ausdehnungen von Infarktarealen zu bestimmen und sie interpersonell zu vergleichen. Die Terminierung ventrikulärer Tachykardien bzw. Kammerflimmern, getriggert durch proarrhythmogen myokardiale Areale mittels ICD ist ein Meilenstein in der Behandlung lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen. Aufgrund des heutzutage herrschenden Ressourcenmangels und im Sinne der Patienten ist es wichtig, die Indikationsstellung bezüglich der Implantation von Defibrillatoren so präzise wie möglich zu fassen. Neben serologischen Markern wie z.B. dem pro BNP zur Risikostratifizierung sind vor allem die histologisch-morphologischen Korrelate zwischen Narbengewebe und malignen ventrikulären Herzrhythmusstörungen ein wichtiger Ansatzpunkt, um Infarktnarben in bestimmten Segmenten oder in Kombination mehrerer Segmente als proarrhythmogen zu identifizieren und so eine Präzisierung der Indikationsstellung bezüglich der Implantationen von ICD´ s zu manifestieren. Unsere Studie wie auch die Publikation von André Schmidt [73] haben gezeigt, dass sich aus der Heterogenität der Gewebe im linken Ventrikel proarrhythmogene Eigenschaften ableiten lassen. In unserer Studie kristallisierte sich das Segment 10 als einziges Segment mit signifikant gehäufter Infarktmitbeteiligung vor allem deshalb als interessantes Segment heraus, weil es bei allen Patienten mit dokumentierten VT/Kammerflimmern ebenfalls mit infarziert war. Dieses Ergebnis war in unserer Studie nicht signifikant, doch wären weitere Untersuchungen diesbezüglich in Zusammenschluss mehrerer Zentren mit größeren Patientenzahlen und einem längeren Nachbeobachtungszeitraum ein wichtiger und interessanter Ansatz, möglicherweise ein oder mehrere postinfarziert veränderte Segmente als signifikant ursächlich für proarrhythmogene Eigenschaften zu identifizieren. 68 7. Literaturverzeichnis [1] Akhtar, M., Avitall, B., Jazayeri, M., Tchou, P., Troup, P., Sra, J., Axtell, K. (1992). Role of implantable cardioverter derfibrillator therapy in the management of high-risk patients. Circulation 85 (1 Suppl), I131-9 [2] Anderson, K.P., De Camilla, J., Moss, A.J. (1978). Clinical significance of ventricular tachycardia (3 beats or longer) detected during ambulatory monitoring after myocardial infarction. Circulation 57, 890-7 [3] Andresen, D. (2007). Epidemiologie des plötzlichen Herztodes. Wer ist gefährdet? 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Marc van Bracht für die ausdauernde Betreuung und die vielfältige Unterstützung, die das Entstehen der Arbeit möglich gemacht hat, danken, sowie meiner Familie, die mich liebevoll unterstützt hat, insbesondere meiner Tante Renata Petrovic, welche mir bei der statistischen Auswertung der Daten zur Seite stand. . Lebenslauf Persönliche Daten Name Lovre Lorenz Skoljarev Geburtstag/-ort 02.10.1981 in Stuttgart Familienstand ledig Schulausbildung 1987 - 1991 Overberggrundschule Fröndenberg 1991 - 2001 Walburgisgymnasium, Menden (Abitur) Wehrdienst November 2001- Grundwehrdienst in der Bundeswehr als Juli 2002 Sanitätssoldat Hochschulausbildung 2002- 2008 Studium der Humanmedizin an der RuhrUniversität Bochum Oktober 2004 Erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung Oktober 2006 einmonatiges Praktikum in den Vereinigten Arabischen Emiraten November 2008 Zweiter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung und Approbation Beruf Seit 25.5.2009 Assistenzarzt Sonstige Tätigkeiten Oktober 2003 - Mitglied der Fachschaft Medizin Oktober 2006 Bochum