Klaus Otto Fachkrankenpfleger für Hygiene Keimbesiedelung in Wunden Endogen werden Prozesse bezeichnet, die im Körper selbst und nicht durch äußere Einflüsse entstanden sind z.B. endogene Infektionen. Exogen bezeichnet Prozesse, die von außen auf den Körper einwirken. Nicht jeder Keim macht krank. Das bloße Vorhandensein von Keimen bedeutet nicht automatisch dass eine Wundinfektion eintritt. Dazu müssen eine Reihe von zusätzlichen Bedingungen erfüllt sein. Wichtig in diesem Zusammenhang u.a. Wie viele Keime vorhanden sind.(Richtschnur 105 Keime/mm³) Welcher Art die Keime sind. Wie hoch die Giftigkeit (Virulenz) der Keime ist. Welcher Art die Wunde ist. z.B. zerklüftet oder glatt, nekrotisch (mit totem Gewebe bedeckt) oder frisch. Ob Fremdkörper in der Wunde sind. Wie gut die Immunabwehr des Verletzten funktioniert. Wundinfektionen (ca.16% aller nosokomial erworbenen Infektionen sind Wundinfektionen) Harnwegsinfektionen ca. 42% Pneumonien ca. 21% Septikämien (Venenkatheter) ca. 8% Sonstige Infektionen ca. 13% Infektionen durch Eitererreger Infektionen durch Fäulniserreger Infektionen durch Anaerobier Infektionen durch Viren und Pilze 3 MRGN / 4 MRGN Bakterien Staphylokokken Staphylokokkeninfektion in Verbindung mit Diabetes mellitus Streptokokken Perikarditis (Herzbeutelentzündung) in Verbindung mit einer Streptokokkeninfektion Bakterien - Klassifikation Ca. 1600 Arten => Unterscheidung • nach Form – Kokken (kugelförmig) – Bazillen (stäbchenförmig) – Spiren (spiralförmig) • nach Fähigkeit – – – – aerob und anaerob Sporen zu bilden sich fortzubewegen a-pathogen und pathogen (ca. 200 Bakterienarten sind pathogen für den Menschen) z. B. Cholera, Tetanus, Gasbrand, Lepra, Pest, Tuberkulose, Syphilis, Typhus, Diphterie, etc. Zwar gibt es, obwohl Bakterien einzellige Lebewesen sind, keine männlichen und weiblichen Familienmitglieder, Bakterien haben aber eine wichtige Eigenschaft, die sie grundsätzlich unterscheidet. Die einen brauchen zum Leben Sauerstoff. Das sind die Aerobier. Die anderen sterben, wenn sie Sauerstoff ausgesetzt sind. Das sind die Anaerobier. Bakterien vermehren sich durch Zellteilung. Wenn die Lebensbedingungen gut sind, sehr schnell. Einige Bakterien bilden auch Sporen. Sporen sind sehr widerstandsfähige und in dieser Form inaktive Familienmitglieder, die sehr lange, unter ungünstigen Lebensbedingungen überleben können, weil sie praktisch keinen Stoffwechsel haben. Kommen diese Sporen z.B. über Staub in ein günstiges Umfeld, werden sie wieder aktiv und vermehren sich. Eine Wunde ist ein idealer Nährboden für Sporen. Bei Wundinfektionen sind meistens verschiedene Bakterien zusammen aktiv. Eitererreger hervorgerufene pyogene (eiterbildend) Wundinfektion (Staphylokokken (MRSA), Streptokokken, Pseudomonas, E-Coli) Fäulnisbakterien ausgelöste putride (faulig) Wundinfektion (E-Coli, Proteus vulgaris, Streptococcus putrides) oder Anaerobier entstandene anaerobe Wundinfektion ist (z.B. Clostridien) durch Minderdurchblutung und Nekrosen. Infektionen durch Eitererreger: Was ist eigentlich Eiter? Eiter entsteht durch sich stark vermehrende Bakterien, abgestorbene Zellen und weiße Blutkörperchen. Durch den Eiter sollen Fremdlinge aus der Wunde gespült werden. Eitererreger gibt es überall: Eitererreger gehören meistens zu den kugeligen Familienmitgliedern, die es praktisch überall in der Natur gibt. Deshalb geraten sie auch sehr schnell und unbemerkt in eine Wunde. Pyogene (eiterbildend) Wundinfektionen: Die häufigsten pyogenen Wundinfektionen werden durch die gefürchteten Staphylokokken (MRSA), Streptokokken, Pseudomonas und durch das Darmbakterium Escheria Coli hervorgerufen. Infektionen mit Staphylokokken werden oft im Krankenhaus erworben. Obwohl sie auf Penicillin ansprechen, haben sie auch schon eine Reihe von resistenten Stämmen gebildet. Infektionen durch Fäulniserreger: Fäulniserreger stinken. z.B. Proteus vulgaris Das Bakterium fühlt sich besonders wohl in der Erde oder auch in menschlichem Stuhl. Gelangt Proteus vulgaris in eine Wunde, so fängt es sofort an Körperzellen zu zersetzen. Dabei entstehen faule, stinkende Gase. Das Körpergewebe sieht schmierig und jauchig aus. Dieses Aussehen ist typisch für ein Gangrän. Als Gangrän bezeichnet man chronische Wunden, die aufgrund von arteriellen Durchblutungsstörungen entstanden sind. Gangrän findet sich häufig bei arteriellen Verschlusskrankheiten oder bei Diabetes mellitus. Infektionen durch Anaerobier: Anaerobier gedeihen nur, wenn kein Sauerstoff vorhanden ist. Das ist z.B. bei großflächigen Nekrosen, die aus abgestorbenen Zellen bestehen und bei schlechter Durchblutung des Gewebes der Fall. Möglich ist aber auch eine anaerobe Infektion, wenn aerobe Bakterien ebenfalls vorhanden sind. Dann arbeiten alle Familienmitglieder zusammen. Die aeroben Bakterien verbrauchen den vorhandenen Sauerstoff und schaffen so ideale Lebensbedingungen für die anaeroben Bakterien. Es entsteht eine Mischinfektion. Die gefährlichsten anaeroben Bakterien sind die Clostridien. Die Clostridien sind sporenbildende Bakterien, die, wenn sie aktiv werden, gefährliche Gifte (Toxine) und zersetzende aggressive Enzyme bilden. Enzyme sind Eiweißkörper, die eine chemische Reaktion beschleunigen. Zu den Clostridien gehören die bekannten Erreger Wundstarrkrampf und Gasbrand. Viren: Viren sind die kleinsten lebenden Organismen, die es gibt. Trotzdem können sie eine Menge Ärger verursachen. Sie sind verantwortlich für schwerwiegende Erkrankungen, wie Hepatitis oder eine einfache Erkältung. Im Bereich der Wundinfektionen spielen Viren eine eher untergeordnete, weil seltene Rolle. Die bekanntesten Infektionen, die im Wundbereich durch Viren hervorgerufen werden können, sind Tollwut und AIDS. Tollwutinfektionen werden meistens durch Hundebisse hervorgerufen. Am häüfigsten findet man den Virus in Deutschland bei Füchsen, in den Tropen bei Fledermäusen. Inkubationszeit: drei bis vier Wochen, Wird direkt nach dem Biss geimpft, so lässt sich in den meisten Fällen der Ausbruch der Krankheit verhindern. Das ist bei AIDS anders. Die Krankheit ist immer noch nicht heilbar. Da das HIV-Virus, das die Erkrankung auslöst, über das Blut übertragen wird, ist eine Wunde immer eine mögliche Gefahrenquelle. Pilze: Wundinfektionen durch Pilze kommen sehr selten vor. Eine lang andauernde und eitrige Infektion wird allerdings durch den Strahlenpilz verursacht. Dieser Name ist allerdings etwas irreführend, denn der Strahlenpilz ist eigentlich ein Bakterium. Es kommt hauptsächlich im Mundbereich vor. Er liebt im allgemeinen ein feuchtes und warmes Klima. Im Mund versteckt sich der Erreger in von Karies angegriffenen Zähnen oder in den Mandeln. Bei Verletzungen im Gesicht kann es so zu Infektionen kommen. Pilzinfektionen, die auch Mykosen genannt werden, kommen immer wieder an den Füßen vor. Bei Diabetikern, bei denen die Gefahr eines diabetischen Fußes vorliegt, können Pilzinfektionen schwerwiegende Folgen haben. MRGN- Erreger M= Multi R= resistente G= gram N= negative – Erreger Quelle: mhp-Verlag Basiswissen Hygiene PD Dr. A. Schwarzkopf / KRINKO / Kieler Arbeitsgemeinschaft „Multiresistente Erreger“ Antibiotikagruppen Acylureidopenicilline Cephalosporine der 3./4. Generation Carbapeneme Fluorochinolone Quelle: mhp-Verlag Basiswissen Hygiene PD Dr. A. Schwarzkopf / KRINKO / Kieler Arbeitsgemeinschaft „Multiresistente Erreger“ Unterscheidung in 3MRGN und 4MRGN 3 MRGN = Multiresistente gramnegative Stäbchen mit Resistenz gegen 3 der 4 Antibiotikagruppen 4 MRGN = Multiresistente gramnegative Stäbchen mit Resistenz gegen 4 der 4 Antibiotikagruppen Quelle: mhp-Verlag Basiswissen Hygiene PD Dr. A. Schwarzkopf / KRINKO / Kieler Arbeitsgemeinschaft „Multiresistente Erreger“ Einteilung multiresistenter gramnegativer Erreger nach KRINKO Antibiotikagruppen Leitsubstanz R Resistent S Sensibel Enterobacteriaceae, z.B. E-Coli, Proteus, Klebsiella, Salmonella Viele Enterobakterien sind Teil der gesunden Darmflora. Jedoch kommen sie auch überall in der Umwelt vor (Boden, Wasser) Pseudomonas aeruginosa Boden und Wasserkeim (Nasskeim) Acinetobacter 20 verschiedene Spezies, z.B. baumannii, haemolyticus, lwolffi Vorkommen im Erdreich und Wasser, hohe Umweltresisten z , überlebt – 5 Monate auf unbelebten Oberflächen! EColi zum Vergleich nur 8 Std. 3MRGN 3MRGN 3MRGN 4MRGN Acylureidopenicilline Piperacillin/ Tazobactam R R Cephalosporine der 3./4. Generation Cefotaxim und/oder Ceftazidim R R Carbapeneme Imipenem und/ oder Meropenem S R Fluorochinolone Ciprofloxacin R R Nur eine der vier Antibiotikagruppen Wirksam (sensibel) 4MRGN 4MRGN R R R R R R R S R R R R Übersicht über die wichtigsten Eigenschaften häufiger multiresistenter Erreger Quelle :mhp-Verlag Basiswissen Hygiene PD Dr. A. Schwarzkopf Eigenschaften MRSA ESBL-Bildner VRE/GRE Pseudomonas aeruginosa Acinetobacter baumannii Mycobacterium tuberculosis Anteil an multi- bzw. panresistenten Stämmen an klinischen Isolaten 18-35% 5-38% (11) 3-23% (12) Bis 31% Ausbrüche beschrieben 1,5% Umweltresistenz (trockene unbelebte Flächen) 3-6 Wochen Bis zu 7 Monate (14) 3 Tage bis Wochen (15) 5 Tage bis Wochen (16) 2 Tage bis 5 Wochen (17) 4 Monate (18) 4 Tage bis 4 Monate (19) Diagnose PCR Indikatornährböden Indikatornährboden Kultur Indikatornährboden Kultur Kultur Kultur PCR , Kultur (langsames Wachstum) Kontagiosität Mittel Mittel Gering Gering Gering Gering Virulenz für Risikopatienten Mittel Mittel Gering Hoch Hoch Hoch Habitat Haut Nasenvorhof Darm Harnröhrenmündung Darm Harnröhrenmündung Wasser Flüssigkeiten Umwelt (Pflanzen, Erde) Lunge seltener Haut oder andere Organe Häufige Übertragungswege Hände Inventar Medizinprodukte Fäkal-oral Hände Medizinprodukte Inventar Fäkal-oral Hände Medizinprodukte Inventar Hände Aerosole Medizinprodukte Inventar Hände Medizinprodukte Flächen Inventar Aerogen Wunden Regeltherapie Vancomycin Cotrimoxazol Betalactamaseinhibitorenkombination Carbapeneme Linezolid Cababenem oder Cefipim, wenn möglich Nach Antibiogramm Kombination mit Isoniazid Rifamipicin Pyrazinamid Streptomycin Reserveantibiotika Linezolid Daptomycin Fosfomycin Fosfomycin Tigecyclin Colistin Linezolid Daptomycin ggf. Tigecylin Fosfomycin Colistin Fosfomycin Colistin ggf. Tigecylin Chinolone Amikazin Kanamycin Capreomycin