Publik - Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT)

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Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT) e.V.
www.karzinoid.info
www.neuroendokrine-tumoren.de
Publik:
Erstes Treffen der Regionalgruppe Lübeck
Einladung zum
3. Treffen der „Regionalgruppe Rhein-Main”
des Netzwerks NeT e. V.
Engere Zusammenarbeit zwischen
Netzwerk NeT e.V. Erlangen und
Bundesorganisation Selbsthilfe NeuroEndokrine
Tumoren e.V. Berlin
Neue Patientenbroschüre:
Mehr Wissen über Neuroendokrine Tumoren
Behandlungszentren:
Gründung der Arbeitsgruppe „Neuroendokrine
Tumore” am Universitätsklinikum Kiel
Biotherapie:
Stellenwert und Fortschritte der Biotherapie
bei (neuro-)endokrinen Tumoren des MagenDarmtraktes
Veranstaltungen:
Berichte vom 3. überregionalen Neuroendokrinen
Tumor-Tag in Mainz
Bericht über die Saarländisch-Pfälzische
Internistengesellschaft
Erfahrungsberichte:
Eine Transarterielle Chemoembolisation –
Erlebnisbericht eines Patienten
Mit etwas Glück optimaler Verlauf – Leben 20 Jahre
nach Operation eines neuroendokrinen Tumors
9-07
Aus dem Inhalt
Publik
Erstes Treffen der Regionalgruppe Lübeck
3
Einladung zum 3. Treffen der „Regionalgruppe
Rhein-Main” des Netzwerks NeT e. V.
4
Engere Zusammenarbeit zwischen
Netzwerk NeT e.V. Erlangen und Bundesorganisation
Selbsthilfe NeuroEndokrine Tumoren e.V. Berlin
5
Netzwerk NeT wieder auf zahlreichen Kongressen
vertreten
7
Neue Patientenbroschüre
Mehr Wissen über Neuroendokrine Tumoren
6
8
Behandlungszentren
Gründung der Arbeitsgruppe „Neuroendokrine Tumore”
am Universtitätsklinikum Schleswig-Holstein
9
Biotherapie
Stellenwert und Fortschritte der Biotherapie bei
(neuro-)endokrinen Tumoren des Magen-Darmtraktes
16
11
Veranstaltungen
3. Überregionaler Neuroendokriner Tumor-Tag, 24.-26. Nov. 2006 in Mainz
Außergewöhnliche Resonanz –
Bericht vom 3. Überregionalen Neuroendokrinen
Tumor-Tag vom 24.-26. November 2006 in Mainz
16
Neue Diagnoseverfahren bei neuroendokrinen Tumoren
20
Behandlungsmöglichkeiten bei Lebermetastasen
von neuroendokrinen Tumoren –
Operation, Lebertransplantation und andere
Methoden aus internistischer Sicht
24
Neue und bewährte medikamentöse Therapieoptionen
27
Indikation, Planung und Durchführung der
Radiopeptidtherapie mit 90Yttrium-DOTATOC
30
Erfolg mit kleinen Schnitten? –Minimal-invasive
Chirurgie bei neuroendokrinen Tumoren
32
Behandlung jenseits der Schulmedizin –
Über alternative und unterstützende Methoden
36
Das breite Spektrum der NET-Probleme
37
Renommierter Internisten-Kongress mit
Kardinal Lehmann
39
20
30
Erfahrungsberichte
Eine Transarterielle Chemoembolisation
40
Mit etwas Glück optimaler Verlauf – Leben 20 Jahre
nach Operation eines neuroendokrinen Tumors
43
39
Editorial
Liebe Patientinnen
und Patienten,
nun ist es endlich wieder soweit. Zeitgerecht zum
Münchner NET-Tag möchten wir Ihnen die neue
Ausgabe der GlandulaNeT präsentieren.
In diesem Jahr haben sich zahlreiche Veränderungen eingestellt. Prof. Hensen hat die Herausgabe der GlandulaNeT an mich übergeben. Ich habe diese Aufgabe sehr
gerne übernommen. Meine Haupttätigkeit an meinem neuen Wirkungsort in Berlin seit Mai dieses Jahres ist den Patientinnen und Patienten mit
neuroendokrinen Tumoren gewidmet und zahlreichen damit verbundenen
Aufgaben im klinischen und wissenschaftlichen Bereich. Unverändert ist es
das Bestreben, über die vielfältigen Aktivitäten in Deutschland zu diesem
Themengebiet zu berichten. Mittlerweile haben sich durch das Engagement
einzelner Patientinnen und Patienten unter Beteiligung der sie betreuenden
Ärzte neue Regionalgruppen gegründet. Nicht zuletzt bewirken auch die
Veranstaltungen an verschiedenen Kliniken und die interdisziplinären Fortbildungen zu NET eine steigende Wahrnehmung dieser seltenen Krankheit
und eine Verbesserung von deren Diagnostik und Behandlung.
Das Jahr hat uns leider auch traurige Ereignisse beschert. Unser Vorstandsmitglied Frau Ingeborg Schäfer ist viel zu früh von uns gegangen. Sie
hat durch unermüdlichen Einsatz vielen Patienten mit Ihrem Rat zur Seite
gestanden, auf zahlreichen medizinischen Kongressen auf das Netzwerk
aufmerksam gemacht und damit einen ganz wesentlichen Beitrag für das
Netzwerk NeT geleistet. Sie wird gedanklich für uns stets mit dem Netzwerk verbunden bleiben.
Durch den Einsatz der Vorstandsmitglieder des Netzwerks NeT und der
Bundesorganisation Selbsthilfe NeuroEndokrine Tumoren e. V. mit Sitz in
Berlin hat eine erste Annäherung beider Selbsthilfeorganisationen stattgefunden. Ziel ist die Bündelung von Aktivitäten. Wir berichten in dieser
Ausgabe der GlandulaNeT über ein erstes Treffen beider Organisationen in
Berlin.
Gerne nehme ich Ihre Anregungen für die folgenden Ausgaben der GlandulaNeT entgegen.
Die nächste Ausgabe ist für April 2008 geplant.
Herzlichst Ihre
PD Dr. Marianne Pavel
Herausgeberin der GlandulaNeT
Unsere neue Ansprechpartnerin im
Netzwerk-Büro
Seit dem 30. Juli dieses Jahres hat unser
Netzwerk-Büro in Erlangen eine neue Mitarbeiterin: Frau Martina Friedl. Sie tritt damit
die Nachfolge von Frau Hummel an, die sich
beruflich neu orientiert hat.
Frau Friedl sorgt nun für den reibungslosen
Ablauf aller organisatorischen Angelegenheiten rund um das Netzwerk. Außerdem
steht sie den Mitgliedern bei Fragen auch telefonisch zur Verfügung. Bitte beachten Sie:
Die Bürozeiten haben sich etwas geändert. Martina Friedl
Das Telefon ist nun Montag bis Donnerstag
von 8 bis 12 Uhr besetzt.
Unser neuer Redakteur
Seit September diesen Jahres werden die
Zeitschriften „GlandulaNeT“ und „Glandula“
von einem neuen Redakteur betreut: Herrn
Christian Schulze Kalthoff. Er tritt die Nachfolge von Frau Brigitte Söllner an, der wir alles Gute für ihre weitere berufliche Laufbahn
wünschen.
Herr Schulze Kalthoff hat Politische Wissenschaften und Psychologie mit Schwerpunkt
auf „Psychiatrische Pharmakologie“ studiert. Christian Schulze Kalthoff
Als Journalist kann er auf vielfältige Tätigkeiten bei Tageszeitungen,
Magazinen und neuen Medien zurückblicken. Dabei hat er auch häufig medizinische Themen bearbeitet. „Die große Herausforderung bei
meiner neuen Aufgabe sehe ich darin, komplexe medizinische Themen
verständlich und spannend darzustellen“, so der 38jährige.
Unser neuer Redakteur ist stets offen für Anregungen, Informationen
sowie Themen- und Verbesserungsvorschläge. Sie erreichen ihn per
Post unter der Adresse des Netzwerk-Büros (Netzwerk Neuroendokrine Tumoren e.V., z.Hd. Herrn Christian Schulze Kalthoff, Waldstraße 34,
91054 Erlangen) oder per E-Mail: [email protected]
Moderate Anpassung
des jährlichen
Mitgliedsbeitrages
Sie wissen es selbst: Fast alles
wird im Lauf der Jahre teurer.
Auch wir vom Netzwerk bleiben
leider von Preiserhöhungen für
Mieten, Materialien, Gehälter
etc. nicht verschont. Gleichzeitig
deuten sich Einbußen bei den
Zuschüssen von Firmen und
Krankenkassen an. Außerdem
wollen wir als Selbsthilfegruppe
im Dienste der Patienten natürlich so weit wie möglich unabhängig bleiben.
Der Beitrag lag nun lange Zeit
bei Euro 15,-, was im Vergleich
zu ähnlichen Vereinen extrem
niedrig ist. Auf der Mitgliederversammlung des Netzwerks
für Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen e.V. wurde
mit großer Mehrheit eine moderate Erhöhung auf Euro 20,- ab
Januar 2008 beschlossen. Dies
gilt ebenfalls für die Mitglieder
des Netzwerks Neuroendokrine Tumoren e.V. Natürlich ist es
uns bewusst, dass wir auch sozial schwache Mitglieder haben,
für die selbst eine Erhöhung um
Euro 5,- schmerzhaft ist. Wenn
Sie zu dieser Gruppe gehören,
können Sie sich mit einem formlosen schriftlichen Antrag von
der Erhöhung befreien lassen.
Termine
Treffen der Regionalgruppe
München
Bitte merken Sie sich die folgenden Termine vor:
•Donnerstag, 24.04.2008
•Donnerstag, 16.10.2008
Beginn ist jeweils 19.00 Uhr.
Veranstaltungsort:
Klinikum der Universität München Großhadern,
Marchioninistraße 15, 81377 München, Konferenzraum 1
(1. Stock bis FG, dann bei FG links in den Direktionstrakt)
Ansprechpartner:
Herr Blas, Dr. Edgar Wittmann,
PD Dr. Christoph Auernhammer
Publik
Erstes Treffen der Regionalgruppe Lübeck
Am Samstag, den 27. Januar 2007,
hatte die neugegründete Lübecker
Regionalgruppe ins “HAUS DER SENIOREN” in Bad Schwartau eingeladen. Insgesamt 13 Betroffene und
deren Angehörige aus dem Raum
Lübeck, südliches Ostholstein und
aus dem Westen des Landes, aus
Heide, waren erschienen.
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer betonten in der Aussprache
über ihre Krankheiten und Therapien, daß eine Selbsthilfegruppe
von großem Nutzen sei. Besonders
wichtig seien auch die sich aufbauenden Kontakte zwischen den Betroffenen.
Für medizinische Fragen stand die
betreuende Ärztin Frau Dr. Nehara
Begum von der Chirurgie der UniKlinik-Lübeck zur Verfügung.
Herr Schmid, Frau Spiekermann und Herr Dr. phil.Klopsch
Hervorgehoben sei noch, daß die
seltene Krankheit MEN-1 bei einer Anwesenden bestand. Gerade
auch von dieser Krankheit Betroffene werden um Kontaktaufnahme
gebeten. Auch Neuerkrankte an
neuroendokrinen Tumoren mögen
mit uns Kontakt aufnehmen.
Infos über:
Frau Spiekermann,
Tel.: 0451 - 28 14 56
Herrn Schmid,
Tel.: 0451 - 2 79 22
Herrn Dr. phil. Klopsch
Tel.: 04504 - 56 24
Termine
Nächstes Treffen der
Regionalgruppe Lübeck
Termine der Regionalgruppe
Erlangen
Am Samstag, den 08.12.2007, von 15:00 Uhr –
18:00 Uhr findet unser nächstes Treffen der Selbsthilfegruppe Lübeck im „Haus der Senioren”,
Eutiner Straße 4b in 23611 Bad Schwartau, statt.
An diesem Tag stellt sich ein Homöopath vor.
Frau Dr. Begum hält einen kleinen Vortrag und beantwortet Fragen der Anwesenden.
Wir laden Sie herzlich ein, an unseren Patiententreffen in Erlangen teilzunehmen. Bitte merken Sie sich
die folgenden Termine vor:
In einer vorweihnachtlichen Atmosphäre, bei Kaffee
und Kuchen, lassen wir unser letztes Treffen in diesem Jahr ausklingen.
Auskünfte erteilen:
Frau Spiekermann
Tel: 0451 - 28 14 56
Herr Schmid
Tel: 0451 - 2 79 22
Herr Dr. phil. Klopsch Tel: 04504 - 56 24
•Donnerstag, 20.03.2008
•Donnerstag, 19.06.2008
•Donnerstag, 16.10.2008
•Donnerstag, 19.03.2009
•Donnerstag, 18.06.2009
•Donnerstag, 15.10.2009
Beginn ist jeweils 18.00 Uhr.
Veranstaltungsort: Nichtopera­tives Zentrum der
Universitätsklinik Erlangen, Ulmenweg 18. Den
Besprechungsraum können Sie an der Information
erfragen. Da Terminänderungen nicht ausgeschlossen sind, wenden Sie sich bitte eine Woche vorher
an das Netzwerk-Büro.
Wir freuen uns auf Ihr Kommen
H.-D. Allmendinger, Hemhofen
Publik
Einladung zum 3. Treffen der „Regionalgruppe Rhein-Main“
des Netzwerks NeT e.V.
Donnerstag, 22. November 17:30 – 19:30 Uhr, Mainz
Sehr geehrte Netzwerk-Mitglieder,
nach den überaus erfolgreichen
ersten beiden Treffen der „Regionalgruppe Rhein-Main“ des
Netzwerks NeT e.V., welches
auf sehr reges Interesse gestoßen
ist, möchten wir Sie gerne zum 3.
gemeinsamen Treffen am Donnerstag, den 22. November 2007, von
17:30 – 19:30 Uhr im Hilton Hotel Mainz/Goldsaal einladen. Aus
terminlichen Gründen mussten wir
den eigentlich vorgesehenen Termin
um eine Woche vorziehen, da wir
Sie gerne zu einer gemeinsamen
Informationsveranstaltung des Interdisziplinären Endokrinen- und
Neuroendokrinen Tumorforums (IENET) des Klinikums der JohannesGutenberg-Universität Mainz einladen möchten. Hier werden alle
Vertreter des Zentrums (Internisten,
Chirurgen, Radiologen, Strahlentherapeuten und Nuklearmediziner)
aus ihrem Bereich über aktuelle
diagnostische und therapeutische
Möglichkeiten bei der Behandlung
neuroendokriner Tumoren berichten und Ihnen wiederum ausreichend Gelegenheit für Fragen und
eine interaktive Diskussion geben.
Über Ihr zahlreiches Kommen würden wir uns freuen. Herzlich sind
natürlich auch alle anderen interessierten Personen bei der Informationsveranstaltung willkommen. Eine
Anmeldung ist nicht erforderlich.
Ebenso fällt keine Teilnahmegebühr an. Das Programm wird den
Mitgliedern der Regionalgruppe mit
der Post zugesandt. Interessierte
können dies gerne auch unter unten angegebener Kontaktadresse
anfordern.
weiteren Patienten aus der
Region und
dem Patientenvertreter
der Regionalgruppe, Herrn Günther
Nockemann, können Sie wie üblich
bei der Netzwerk-Geschäftsstelle
erfragen:
Als Ansprechpartner bei evtl. Rückfragen stehen Ihnen wie gewohnt
von ärztlicher Seite Herr Prof. Dr.
med. Matthias M. Weber und Herr
Dr. med. Christian Fottner gerne zur
Verfügung. Kontaktadressen von
Univ.-Prof. Dr. med. M. M. Weber
Dr. med. C. Fottner
Schwerpunkt Endokrinologie und
Stoffwechselerkrankungen
I. Medizinische Klinik und Poliklinik
Klinikum der Johannes Gutenberg
Netzwerk NeT e. V.
Waldstraße 34
91054 Erlangen
Tel. : 09131/81 50 46
Wir freuen uns auf Ihr zahlreiches
Kommen!
Mit freundlichen Grüßen,
Liebe Netzwerk-Mitglieder,
bereits seit mehreren Jahren bekommt jedes neue
Mitglied zusammen mit seinem Begrüßungsschreiben
einen Fragebogen. Leider wurde er bislang nur von
wenigen ausgefüllt.
Die Informationen der Fragebögen sind allerdings für
den internen Gebrauch und die Arbeit des Netzwerks
von großer Bedeutung. Betroffene Patienten können
auch, natürlich streng anonym, in Studien einbezogen
werden. Selbstverständlich werden alle Daten absolut
vertraulich behandelt.
Sollten Sie Ihren Fragebogen
nicht oder nicht mehr haben, können Sie ihn ganz problemlos bei
uns anfordern. Ein kurzer Anruf bei der Geschäftsstelle genügt. Telefonnummer: 09131-815046. Adresse
für schriftliche Anforderung: Netzwerk Hypophysenund Nebennierenerkrankungen e.V., Waldstraße 34,
91054 Erlangen
Publik
Engere Zusammenarbeit zwischen Netzwerk NeT e.V. Erlangen und
Bundesorganisation Selbsthilfe NeuroEndokrine Tumoren e.V. Berlin
Treffen von Vereinsvertretern in Berlin am 15. Aug. 2007
Netzwerk NeT e.V. Erlangen und
BS-NET e.V. Berlin sind beide Patientenorganisationen, die auf die
Vermittlung von Informationen und
die Beratung von Betroffenen und
Ärzten ausgerichtet sind. Ziel des
Treffens in Berlins war es deshalb,
die Möglichkeiten einer intensiveren
Zusammenarbeit – bis hin zu einer
eventuellen Verschmelzung der beiden Vereine – zu diskutieren und
nächste Schritte vorzubereiten.
Nachdem bereits in der ersten Jahreshälfte 2007 zwischen den Vorstandvorsitzenden beider Vereine,
Herrn Prof. Dr. Johannes Hensen
(Netzwerk NeT e.V.) und Herrn
Prof. Dr. Rudolf Arnold (BS-NET
e.V.) sowie weiteren Vertretern der
BS-NET e.V., Gespräche zur künftigen Zusammenarbeit der Vereine
stattgefunden hatten, sollte nun
ein vertiefter Austausch erfolgen.
Hierzu trafen sich am 15. August
2007 in Berlin die Netzwerk-NeTe.V.-Vorstandsmitglieder Frau PD
Dr. Marianne Pavel, Frau Rosemarie
Oehme, Herr Martin Michael sowie
Herr Dr. Edgar Wittmann mit den
BS-NET-e.V.-Vorstandsmitgliedern
Frau Inge Engel und Herr Benjamin
Aydin sowie den Regionalgruppenleitern Frau Regina Hanack und
Herrn Wolfgang Rösch.
Zu Beginn des Treffens wurden
zunächst der Aufbau und die Aktivitäten der beiden Vereine von den
jeweiligen Vertretern detailliert dargestellt. Die Bundesorganisation
Selbsthilfe NET e.V. wurde im Mai
2001 gegründet und hat derzeit
270 Mitglieder. Hauptaktivitäten
sind die Öffentlichkeitsarbeit mit
intensiver Direktberatung sowie
die Information der Mitglieder über
Rundbriefe. Daneben werden in
Zusammenarbeit mit der Charité in
Berlin Patiententage organisiert und
Mitglieder und Betroffene in vier Regionalgruppen (Berlin-Brandenburg,
Minden, Dresden, Köln) betreut.
Das Netzwerk NeT e.V. existiert im
Rahmen des Netzwerks Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen
seit Januar 2000, als eigenständiger
Verein seit 2005, und verfügt derzeit
über rund 300 Mitglieder. Schwerpunkte der Arbeit sind die Förderung des Austausches unter Betroffenen, sowie zwischen Patienten
Diskussion mit den Vertretern des BS-NeT e.V.
Publik
und Ärzten. Dies wird durch die
Bereitstellung von entsprechendem
Informationsmaterial, die Beteiligung
an ärztlichen Kongressen und der
Veranstaltung eines jährlichen überregionalen NET-Patiententages unterstützt. Eine besondere Rolle spielt
die GLANDULANeT, die Zeitschrift
des Netzwerks, die aktuelle Therapiekonzepte und Forschungsansätze vorstellt und als Plattform für
Erfahrungsberichte dient. Daneben
stehen fünf Regionalgruppen (Erlangen, München, Regensburg, Mainz,
Lübeck) für den unmittelbaren Kontakt von Betroffenen zur Verfügung.
Vor dem Hintergrund der offensichtlich weitgehend gleich gerichteten
Zielsetzungen beider Vereine wurden daraufhin Möglichkeiten einer
Intensivierung der Zusammenarbeit diskutiert. Diese können z.B. in
Form des vermehrten Austausches
von Informationsmaterialien, in der
gemeinsamen Gestaltung einer
Ausgabe der GLANDULANeT-Zeitschrift (mit Beiträgen aus beiden
Vereinen), oder in der gemeinsamen
Vorbereitung und Durchführung von
Patientenveranstaltungen bestehen. Daneben käme eine Zusam-
Frau PD Dr. Pavel und Herr Dr. Wittmann präsentierten die Aktivitäten
des Netzwerk NeT e.V.
menarbeit bei den Regionalgruppen
in Frage, indem etwa zur Gründung
neuer Regionalgruppen die Mitglieder beider Vereine eingeladen
werden können. Es wurde deshalb
beschlossen, diese Felder der Kooperation weiter zu konkretisieren
und eine entsprechende Zusammenarbeit vorzubereiten. Darüber
hinaus wurde diskutiert, inwieweit
eine eventuelle Verschmelzung der
beiden Vereine anzustreben ist, und
welche Vorteile und Konsequenzen
sich hieraus ergeben könnten. Dies
betrifft z.B. die Bildung eines gemeinsamen wissenschaftlichen Beirats, aber auch formale Aspekte wie
die Erarbeitung einer gemeinsamen
Satzung oder organisatorische Themen wie die gemeinsame Nutzung
von Geschäftsstellen. Zu diesen
weitergehenden Themen ist das
Votum der jeweiligen Mitgliederversammlungen notwendig. Für das
Netzwerk NeT e.V. wird dies auf der
Mitgliederversammlung Anfang November 2007 geschehen.
E. W.
Nachruf auf Frau Ingeborg Schäfer
Mit großer Trauer mussten wir am 13.3.2007 von unserem Vorstandsmitglied
Frau Ingeborg Schäfer Abschied nehmen.
Seit der Gründung des eigenständigen Netzwerkes Neuroendokrine Tumoren (NeT)
gehörte Frau Schäfer dem Vorstand an.
In ihrem Wirken und ihrem Einsatz war sie von Anfang an sehr aktiv. Sie besuchte
viele medizinische Kongresse und machte mit Informationsmaterial auf diese seltene Krankheit aufmerksam. Ihr Engagement bewirkte einen beachtlichen Zuwachs
an Mitgliedern.
Als Ansprechpartnerin hat sie jederzeit ihre eigenen Erfahrungen weitergegeben und anderen Betroffenen Mut
gemacht, mit ihrer Erkrankung zu leben.
Wir vermissen Frau Schäfer sehr und werden ihr stets ein ehrendes Gedenken bewahren.
Rosemarie Oehme für den Vorstand des Netzwerk NeT
Netzwerk NeT wieder auf zahlreichen
Medizin-Kongressen vertreten
Durch die Teilnahme des Netzwerks NeT an diesen Veranstaltungen bieten sich vielfältige Möglichkeiten, die Unterstützung der Patienten und den
Kontakt zu den Ärzten zu verbessern. Das Interesse an unserem Verein,
den verteilten Informationsbroschüren und der GlandulaNeT ist dabei immer sehr groß. Besonders geschätzt wird sowohl von Patienten wie auch
von Ärzten, dass hier direkt von Betroffenen kompetent Auskunft über die
Erkrankung gegeben wird.
Frau Schäfer im Gespräch mit
Prof. Th. Schneider, Chefarzt der Med.
Klinik 2, Klinikum Fürth.
Bis zum Februar 2007 setzte sich unser Vorstandsmitglied Frau Ingeborg
Schäfer auch auf medizinischen Kongressen unermüdlich für das Netzwerk
NeT ein. So wurde unser Verein von Frau Schäfer, unterstützt von ihrem
Ehemann, im Jahr 2006 bis Anfang 2007 auf zahlreichen Kongressen und
vertreten. Wir verweisen auf die früheren Ausgaben der GlandulaNeT. Ergänzend seien hier genannt:
• 61. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und
Stoffwechselkrankheiten (DGVS), 13.-16.9.2006
Frau Schäfer am AdP-Infostand beim
Symposium „Pankreaskarzinom 2006” in
München.
• 51. Jahreskongress der Saarländischen-Pfälzischen Internistengesellschaft e. V., Saalbau, Neustadt a. d. Weinstraße 22.-24.2.2007
Nun wird diese Aufgabe von Herrn Dr. Edgar Wittmann wahrgenommen, der sich auch auf vielen anderen Feldern für das Netzwerk engagiert. Im Laufe
des Jahres 2007 hat er, zusammen mit seiner Frau,
den Infostand des Netzwerk NeT bei folgenden
Kongressen betreut:
• 51. Symposium der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, Salzburg 07.-10.3.2007
Beim 50. Symposium der DGE, März
2006 in Essen, besuchte Professor
Hensen (links) in einer Vortragspause
Frau Schäfer und ihren Mann (Mitte), der
sie unterstütze, am NeT-Infostand.
• Neuroendokrine Tumoren des GastroEnteroPankreatischen Systems:
Diagnostik und Therapie 2007–Standards und Ausblick, Veranstaltung
des Interdisziplinären Tumorkolloquiums Neuroendokrine Tumoren, Klinikum München-Großhadern, 28.3.2007
• 113. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
Wiesbaden 14.-18.4.2007
• Aktuelle Möglichkeiten der Krebsbehandlung, Informationstag für Patienten und Angehörige, Veranstalter: lebensmut e.V., Klinikum MünchenGroß­hadern, 15.9.2007
E. W.
Beim DGIM-Kongress in Wiesbaden
besuchte Herr Prof. Dr. Hensen
zusammen mit seiner Frau auch den
Infostand des Netzwerk NeT, der von
Herrn Dr. Wittmann und seiner Frau
betreut wurde.
Publik
Mehr Wissen über Neuroendokrine Tumoren
Neue Patientenbroschüre „Neuroendokrine Tumoren“ und
Internetseite „www.leben-mit-net.de“
Neue Informationsmöglichkeiten
stehen seit kurzem Patienten mit
neuroendokrinen Tumoren (NET)
zur Verfügung. Die neue Patientenbroschüre „Neuroendokrine Tumoren“, die von Herrn Professor R.
Arnold inhaltlich völlig überarbeitet
und aktualisiert wurde, wird von
Novartis Oncology in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk NeT e.V.,
der Bundesorganisation Selbsthilfe
NET e.V., der Arbeitsgemeinschaft
NET der Deutschen Gesellschaft für
Endokrinologie und Tyco Healthcare
herausgegeben.
über Novartis Pharma GmbH, GE
Oncology, Roonstr 25, 90429 Nürnberg angefordert werden. Außerdem
finden Sie auf unserer Homepage
(www.neuroendokrine-tumoren.de)
eine frei zugängliche PDF-Version.
Seit kurzem existiert auch ein Internet-Angebot für Patienten mit
NET, das von Lifeline – einem der
größten Medizinportal-Anbieter – in
Kooperation mit Novartis Oncology
Die neue Patientenbroschüre enthält jetzt
noch mehr ausführliche Informationen
zum Theme NeT.
Der 80-seitige, reich bebilderte Ratgeber gibt einen Überblick zu Art
und Häufigkeit der verschiedenen
Tumorformen und den damit verbundenen Beschwerden. Auch seltene Formen werden erläutert. Ein
Schwerpunkt wird auf die Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten
von NET gelegt. Abgerundet wird
das Heft mit einem Patienteninterview, Ausschnitten aus interessanten, bereits in der GlandulaNeT
veröffentlichten Erfahrungsberichten
und einer Sammlung von Internetund Kontakt-Adressen.
Da sich die Broschüre an Patienten
richtet, wurde Wert auf eine verständliche Sprache gelegt. Fachbegriffe werden im Text erklärt und
können alphabetisch im ausführlichen Glossar nachgeschlagen werden.
Alles in allem ein empfehlenswerter
Ratgeber, der die wichtigsten Infos
in kompakter Aufbereitung enthält.
Diese Broschüre kann kostenlos
Thematisch zur Broschüre passend wurde von der Fa. Novartis ebenfalls die neue
Website „www.leben-mit-net” eingerichtet.
bereitgestellt wird. Unter der Adresse www.leben-mit-net.de werden
vielfältige Informationen zur Erkrankung, Diagnose und Therapie, Erfahrungsberichte sowie informative
Links angeboten. Inhaltlich orientiert
sich www.leben-mit-net.de an der
Patientenbroschüre „Neuroendokrine Tumoren“, die ebenfalls kosten-
los auf der Internetseite als pdf-Version heruntergeladen werden kann.
In Kürze wird auch ein ärztlicher
Expertenrat aktiv sein, an den sich
Patienten mit Fragen wenden können.
Christian Schulze Kalthoff
Behandlungszentren
Hilfe für die „maßgeschneiderte Therapie”
Gründung der Arbeitsgruppe
„Neuroendokrine Tumore” am Universitätsklinikum
Schleswig-Holstein/Campus Kiel
Prof. Dr. med. G. Klöppel
Direktor des Instituts
für Pathologie und
Pathologische Anatomie
Priv.-Doz.
Dr. med. H.-J. Klomp
Geschäftsführender Oberarzt
der Klinik für allgemeine
Chirurgie und Thoraxchirurgie
Fachübergreifender Ansatz
– Auch „Nichtstun” kann
sinnvoll sein
Ein weiteres NET-Zentrum soll die
Hilfsmöglichkeiten für betroffene Patienten bereichern. Am 21.6.2006
wurde am Universitätsklinikum
Schleswig-Holstein/Campus Kiel
die Arbeitsgruppe „Neuroendokrine
Tumore” (AG-NET) gegründet. Das
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein greift damit eine Initiative der
Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie auf, welche zur Gründung
des deutschen Registers für Neuroendokrine Gastrointestinale Tumore
(NET-Register) in Berlin geführt hat.
Der Vorstand des NET-Registers
koordiniert die Tätigkeiten der inzwischen bundesweit recht zahlreichen
NET-Zentren. Die AG-NET ist Mitglied des deutschen NET-Registers.
Hintergrund dieser Bemühungen ist
das Bestreben, die Versorgung be-
Dr. med U. Lützen
Stellv. Direktor der Klinik
für Nuklearmedizin
troffener Patienten zu verbessern.
Im Gegensatz zu häufigen Erkrankungen, wie Diabetes mellitus oder
Bluthochdruck muss man davon
ausgehen, dass die Kenntnisse
über die seltenen neuroendokrinen
Tumoren außerhalb spezialisierter
Zentren oftmals nicht ausreichend
sind. Solche Zentren ermöglichen
auch einen interdisziplinären Ansatz,
d. h. dass sich Ärzte aus verschiedenen Fachgebieten mit den Befunden des Patienten beschäftigen,
um eine für ihn „maßgeschneiderte”
Therapie zu ermöglichen.
So nahe liegend ein solcher interdisziplinärer, also fächerübergreifender Ansatz auch ist – er kann leicht
scheitern, wenn Gespräche nicht in
bestimmte Strukturen eingebunden
sind. Als Patient sollte man wissen:
Jeder Facharzt, der mit einem seltenen, möglicherweise unterschiedlich behandelbaren Krankheitsbild
konfrontiert wird, wird spontan die
Prof. Dr. med. H. Mönig
Stellv. Direktor der Klinik für
Allgemeine Innere Medizin
eigene Behandlungsmethode in
den Vordergrund stellen. Dies ist
verständlich und ergibt sich schon
aus der einfachen Tatsache, dass er
diese Therapie eben genau kennt.
Mit den anderen Behandlungsmöglichkeiten ist er hingegen weniger
vertraut. Gerade bei neuroendokrinen Tumoren ist es aber unbedingt
erforderlich, dass derjenige, der einen Patienten vorrangig behandelt,
„über den Tellerrand schaut” und
das Gespräch mit den Kollegen der
benachbarten Fachgebiete sucht.
Die beste Therapie kann unter Umständen auch einmal den Verzicht
auf eine Therapie bedeuten. Das ist
vor allem dann der Fall, wenn der
erwartete Verlauf der Erkrankung
so günstig ist, dass man befürchten muss, durch eingreifende Maßnahmen mehr zu schaden als zu
nutzen. Ein solcher Behandlungsverzicht erfordert natürlich neben
einem umfangreichen Wissen auf
Behandlungszentren
diesem Fachgebiet eine
besonders
intensive
Auseinandersetzung
mit den Vorstellungen,
Wünschen und Ängsten
des Patienten oder der
Patientin. Leider wird nur
allzu oft aus der Erwartung heraus, dass der
Patient ein „Nichtstun”
nicht akzeptieren werde, diese Möglichkeit
gar nicht in Betracht gezogen. Und dies, selbst
wenn sie nach der aktuellen wissenschaftlichen
Erkenntnislage durchaus angebracht und im
Interesse des Patienten
Abb. 1: Ablaufschema des sog. „NET-Konsils”
wäre.
Sinn und Zweck der
Gründung der AG-NET am UK S-H/ Falls gewünscht, wird die weitere
Campus Kiel war es somit, diesen Betreuung inklusive Meldung des
interdisziplinären Ansatz nicht mehr Patienten an das NET-Register von
dem Zufall zu überlassen, sondern der AG-NET übernommen. Der ersdie Strukturen dafür fest zu etablie- te Schritt ist immer, dass eine mögren. Die ersten Erfahrungen mit die- lichst genaue pathologisch-anatosem Vorhaben sind außerordentlich mische Zuordnung erfolgt. Unter
positiv.
pathologischer Anatomie versteht
Wir haben dafür die Konstruktion man die Lehre von krankhaften
des sog. „NET-Konsils” geschaffen. Veränderungen im Körper. Dabei
Es funktioniert folgendermaßen (sie- sind wir in Kiel in der glücklichen
he Abb. 1):
Lage, mit Herrn Prof. Klöppel und
Wer immer auf dem Campus mit seiner Arbeitsgruppe eine intereinem neuroendokrinen Tumor national anerkannte Spitzenpathokonfrontiert wird, ist aufgefordert, logie zur Seite zu haben, welche
diesen Patienten im NET-Konsil vor- sich als aktiver Teil der AG-NET
zustellen. Er braucht dafür nur eine begreift.
einfach zu merkende Telefonnum- Als zusätzliche Aufgabe hat sich die
mer zu wählen (597-5000) und die AG-NET die regelmäßige FortbilPatientendaten anzugeben. Diese dung zum Thema neuroendokrine
Angaben werden dann an einen Tumore gestellt; eine erste FortMitarbeiter der AG-NET weitergelei- bildung erfolgte am 11.1.2007 im
tet, der die anfragende Klinik berät. Rahmen des Qualitätszirkels OnEr sorgt dann dafür, dass der Fall kologie (Krebswissenschaft) und
im Rahmen eines interdisziplinären wurde mit großem Interesse auch
Gesprächs vorgestellt und eine ent- seitens der niedergelassenen Kolsprechende Empfehlung formuliert leginnen und Kollegen aufgenomwird.
men.
10
Derzeit sind folgende Institutionen
und Kliniken an der AG-NET beteiligt:
• Klinik für Allgemeine Innere Medizin
• Klinik für Allgemeine Chirurgie
und Thoraxchirurgie
• Institut für Allgemeine Pathologie
und Pathologische Anatomie
• Klinik für Nuklearmedizin
Für Fragen auch aus dem überregionalen Raum sind wir immer ansprechbar.
Kontaktadresse:
Prof. Dr. H. Mönig
UKS-H/Campus Kiel
Klinik für Allgemeine Innere
Medizin
Schittenhelmstr. 12
24105 Kiel
Tel.: 0431-597-1393
Fax: 0431-597-1302
E-Mail: [email protected]
Biotherapie
Stellenwert und Fortschritte der Biotherapie bei
(neuro-)endokrinen Tumoren des Magen-Darmtraktes
Einleitung
Neuroendokrine Tumore (NET) sind
seltene und überwiegend geringgradig bösartige Neubildungen. Sie
können im menschlichen Organismus überall dort auftreten, wo auch
normale, d.h. im Wachstumsverhalten nicht veränderte, endokrine Zellen vorkommen. Der Begriff
„neuroendokrin” bezieht sich auf
biologische Ähnlichkeiten der hormonabgebenden endokrinen Zellen
mit Nervenzellen (=Neuronen), die
statt der Hormone sog. Neurotransmitter an ihre Umgebung abgeben.
Beide, Hormone wie Neurotransmitter, dienen im gesunden Organismus als Botenstoffe der Kommunikation von Zellen untereinander. Im
Gegensatz zu Neuronen, die überwiegend mit benachbarten Zellen
kommunizieren, geben endokrine
Zellen ihre Hormone allerdings an
den Blutkreislauf ab, um so Zielzellen im gesamten Körper erreichen
zu können.
Endokrine Zellen kommen am häufigsten aber nicht in kompakten Organen wie z.B. der Schilddrüse vor,
sondern sie liegen eingestreut zwischen anderen Oberflächenzellen
(Epithelien) vor allem des Bronchialund des Magen-Darmtraktes. Dies
wird als das diffuse endokrine System bezeichnet. Die Vielfalt der von
den Zellen des diffusen endokrinen
Systems abgegebenen Botenstoffe
(Hormone und sog. biogene Amine
als Entsprechung der Neurotransmitter) lässt eine Unterteilung in
verschiedenen Untergruppen zu,
die durch das jeweilige Sekretionsprodukt charakterisiert werden und
mit verschiedenen Buchstaben be-
zeichnet werden (z.B. A-Zellen, BZellen, EC-Zellen usw.).
Ein besonders typisches Merkmal
der von diesen Zellen abgeleiteten
neuroendokrinen Tumore (NET)
ist die zumindest teilweise erhaltene Fähigkeit zur Hormonsynthese und -abgabe an den Kreislauf.
Mindestens 75% der NET befinden
sich im Magen-Darmtrakt, v.a. in
der Bauchspeicheldrüse (Pankreas; ca. 20-30%) und im Dünndarm
(Jejunum und Ileum: ca. 30%); sie
stehen im Fokus des Artikels. Im
Gegensatz zur normalen Situation,
in der die endokrinen Zellen ihr Hormon jedoch nur unter bestimmten,
streng regulierten und kontrollierten Bedingungen abgeben, ist dies
bei den Tumorzellen jedoch meist
nicht mehr der Fall, was zu einer
unkontrollierten Hormonfreisetzung
führt. In Abhängigkeit vom Ausmaß
des abgegebenen Hormonüberschusses, der Abbaukapazität derselben und dem Ausmaß an subjektiv bemerkbaren Beschwerden
führt dies bei etwa 30 bis 50% der
Patienten mit einem NET zu einem
bemerkbaren Beschwerdebild: dem
sog. hormonellen Hypersekretionssyndrom bzw. dem klinischen Bild
der Funktionalität. Dabei können
sehr verschiedene Hypersekretionssyndrome bzw. funktionelle Syndrome voneinander unterschieden
werden (siehe Tabelle1).
Bei einem Teil der NET können die
Tumorzellen aber das hergestellte
Hormon nicht mehr abgeben und
Syndrom/Tumor
abgesonderte
Hormone
Klinik
Karzinoid-Syndrom
Serotonin
Flush (85%)
Durchfälle (75%)
Karzinoidherzerkrankung (25%)
Bronchospasmus (<10%)
Zollinger-EllisonSyndrom (ZES)/
Gastrinom
Gastrin
wiederkehrende Magen-Darm-Geschwüre
(v.a. mehrfach an atypischen Orten)
Durchfälle
Insulinom
Insulin
Whipple´sche Trias (Unterzuckerung)
Nüchternhypoglykämie (Unterzuckerung nach
ca. fünfstündigem Nahrungsverzicht)
Neuroglykopenie mit Symptomen
adrenerger Gegenregulation
(vielfältige Störungen von Gehirnfunktionen)
Reversibilität nach Glukosegabe
Glukagonom
Glukagon
Diabetes mellitus
nekrolytisches migratorisches Erythem
(Hautausschlag)
Anämie (Mangel an roten Blutkörperchen)
Verner-MorrisonSyndrom/
VIPom
vasoaktives
intestinales
Peptid (VIP)
wässrige Durchfälle
Hypokaliämie (Kaliummangel)
Achlorhydrie (Fehlen von Magensäure)
Tabelle 1: Hypersekretionssyndrome bei NET
11
Biotherapie
bei einem weiteren Teil der Tumore scheinen die Zellen trotz der
endokrinen Abstammung mit den
entsprechenden biologischen Charakteristika kein Hormon mehr herzustellen. Solche Tumore, die sich
auch klinisch nicht durch das Auftreten hormonbedingter Symptome
bemerkbar machen, werden als
nonfunktionell bezeichnet.
Biotherapie – was ist das?
Zur Behandlung von Tumorerkrankungen bestehen prinzipiell verschiedene Strategien. So gilt insbesondere auch für NET, dass eine
Heilung, d.h. anhaltende Tumorfreiheit, nur durch Entfernung aller
Tumore, üblicherweise durch eine
Operation, erreicht werden kann.
Kann keine Heilung durch eine
Operation erreicht werden, müssen
andere Therapieansätze verfolgt
werden, z.B. Chemotherapie, bei
der Zellgifte gegen die Tumorzellen
zum Einsatz kommen. Eine andere
Alternative bei den meist eher langsam fortschreitenden NET ist die so
genannte Biotherapie, bei der biologisch im menschlichen Organsimus
vorkommende Stoffe bzw. ihre Analoga (synthetisch hergestellte Stoffe
mit gleicher Wirkung) verwendet
werden. Die Biotherapeutika, zu
denen für NET Somatostatinanaloga und Interferon-alpha gehören,
können einerseits zur Symptomkon­
trolle bei funktionellen NET und an­
dererseits zur Wachstumskontrolle
sowohl bei funktionellen als auch
bei nonfunktionellen NET eingesetzt
werden.
Somatostatin und seine
Analoga
Bereits im gesunden Organismus
spielt die Balance zwischen Stimu12
lation der Hormonabgabe und ihrer
Kontrolle mittels Abgabehemmung
eine wesentliche Rolle. Ein bedeutendes Hormon, das diese Kontrolle übernimmt ist das Somatostatin,
das von den so genannten D-Zellen abgegeben wird. Somatostatin
bindet an seine Bindungsstellen auf
anderen endokrinen Zellen und NETZellen, den sog. Somatostatinrezeptoren, die auch in der nuklearmedizinischen Diagnostik eine große Rolle
spielen. Es gibt fünf verschiedene
Somatostatinrezeptorsubtypen,
von denen derzeit dem Subtyp 2
bei den NET die größte Bedeutung
zugesprochen wird. Somatostatinbindung an den Rezeptor löst
verschiedene Signalanhäufungen in
der jeweiligen Zelle aus, die letztlich
über unterschiedliche Mechanismen eine deutliche Hemmung der
Hormonproduk­tion bzw. –abgabe
bewirken. Darüber hinaus gibt es
auch aus Zellkultur- und Tiermodellen gute Belege dafür, dass die
Somatostatinbindung an seine Rezeptoren auch Zellwachstumshemmung und sogar Zelltod (Apoptose)
insbesondere der NET-Zellen aus­
lösen kann.
Da das vom Körper selbst synthetisierte Somatostatin nur eine sehr
kurze Verweildauer (Halbwertszeit)
im Blutkreislauf aufweist und daher
nur eine sehr kurze Wirkdauer zeigt,
sind Analoga hergestellt worden.
Sie haben eine vergleichbare Rezeptorbindungsfähigkeit mit deutlich verlängerten Halbwertszeiten
im Organismus. In der Behandlung von NET werden daher die
Somatostatinanaloga angewendet.
Octreotid (Sandostatin®, Sandostatin LAR®) und Lanreotid (Somatuline®, Somatuline Autogel®) sind die
in Deutschland erhältlichen Präparate. Voraussetzung für eine Wirksamkeit der Somatostatinanaloga ist
die Expression (Ausbildung) der Somatostatinrezeptoren vom Subtyp 2
in ausreichender Dichte auf den Tumorzellen.
Ein bislang nur im Rahmen klinischer
Studien untersuchtes Somatostatinanalogon, das SOM230, bindet
nicht nur an den Rezeptorsubtyp 2,
sondern auch an die Subtypen 1,3
und 5, so dass hiermit in Zukunft
auch NET, die die entsprechenden
Rezeptoren ausbilden, behandelt
werden können.
Somatostatinanaloga in der
Behandlung des hormonellen
Hypersekretionssyndroms
Die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten bei hormonellen Hypersekretionssyndromen (Hypersekretion= krankhaft gesteigerte
Substanzabgabe durch Zellen bzw.
Drüsen) sind vielfältig, wie in Tabelle
2 dargestellt. Somatostatinanaloga
stellen bei nahezu allen hormonellen Hypersekretionssyndromen eine
Behandlungsoption dar (siehe Abbildung 1), im Falle des Karzinoidsyndroms, dem mit Abstand häufigsten Hypersekretionssyndrom,
sogar die führende Behandlungsstrategie. Auch beim Glukagonom
(NET des Verdauungstraktes) und
beim VIPom (WDHA-Syndrom)
sind Somatostatinanaloga die Behandlungsmethode der ersten
Wahl. Somatostatinanaloga sind
besonders wirksam in der Reduktion der Durchfallshäufigkeit und
-intensität (Diarrhöen) und der Reduktion der Häufigkeit und Dauer
von Flushanfällen (vorübergehende
Hautrötung). Allerdings zeigt sich
insbesondere bei den Durchfällen die Wirkung nur in knapp der
Hälfte aller Behandelten bereits innerhalb der ersten drei Monate in
vollem Umfang. Man kann aber da-
Syndrom
Behandlungsmöglichkeiten
Karzinoidsyndrom
Somatostatinanaloga
Interferon-a
Loperamid
ggf. 5HT3-Antagonisten (z.B. Tropisetron)
Gastrinom/ZES
Protonenpumpeninhibitoren (PPI)
ggf. Somatostatinanaloga
Insulinom
KATP-Kanalöffner (Diazoxid)
ggf. Somatostatinanaloga
Glukagonom
Somatostatinanaloga
ggf. orale Antidiabetika oder Insulin
VIPom
Somatostatinanaloga + Antidiarrhoika
GHRHom
Somatostatinanaloga
ACTHom
11b-Hydroxylaseinhibitoren
(z.B. Metyrapon)
Tabelle 2: Behandlungsmöglichkeiten der hormonellen Hypersekretionssyndrome bei
NET
Abb. 1: Antisymptomatische Wirkung der Biotherapie bei NET.
mit rechnen, daß nach einem Jahr
etwa 60 bis 80% der Patienten eine
deutliche Besserung auch bei den
Durchfällen verspüren. Dabei gibt
es keinen wesentlichen Unterschied
zwischen Octreotid und Lanreotid.
Üblicherweise wird mit einer 2 bis
3 mal täglichen subkutanen (d.h.
in das Fettgewebe unter der Haut
gespritzten) Injektion begonnen. Bei
Wirksamkeit wird heutzutage in aller
Regel auf langwirksame Depotpräparate (Sandostatin LAR®, Somatuline Autogel®) umgestellt, die in vierwöchentlichen Abständen injiziert
werden. Sandostatin LAR® wird
dabei intramuskulär in aller Regel im
Bereich des Gesäßmuskels, Somatuline Autogel® tief subkutan injiziert
(ist in Deutschland seit diesem Jahr
für funktionelle NET des MagenDarmtrakts zugelassen). Die Rolle
des bei hormonellen Hypersekretionssyndromen prinzipiell ebenfalls
wirksamen SOM 230 (Pasireotid)
wird derzeit in klinischen Studien untersucht; das Präparat ist noch nicht
im Handel erhältlich. Auch hier befindet sich ein Verzögerungspräparat in Entwicklung bzw. in klinischen
Studien. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (= Nebenwirkungen)
sind insgesamt selten und in aller
Regel milde. Sie können folgende
Beschwerden beinhalten: Bauchschmerzen, Blähungen, Fettstühle,
vorübergehende Verstärkung der
Diarrhöen (sehr selten) sowie milde
Störungen der Nährstoff- und Kalorienaufnahme. Langfristig können
sich Gallengrieß (Sludge) und Gallensteine ausbilden, die aber nur
extrem selten zu Cholezystitis (Gallenblasenentzündung) oder Cholangitis (Gallengangsentzündung) führen. Weitere nur selten bedeutsam
werdende Nebenwirkungen sind
Vitamin-B12-Mangel, eine gestörte Glukosetoleranz mit Störungen
des Blutzuckerspiegels bis hin zu
mildem Diabetes mellitus und sehr
selten ein verlangsamter Puls (Bradykardie). Ein gelegentlich auftretender milder Haarausfall bildet sich
bei Beendigung der Therapie in der
Regel voll zurück.
Somatostatinanaloga zur
Wachstumskontrolle von NET
Die Erfolge von Somatstatinanaloga
zur Kontrolle des Tumorwachstums
von NET sind sehr begrenzt (siehe
Abbildung 2). Eine Verkleinerung
oder gar komplette Rückbildung
von Tumoren ist nur in sehr wenigen
Einzelfällen beschrieben worden,
insbesondere unter Verwendung
sehr hoher Dosierungen. Aus Zell13
Diagnostik
Biotherapie
kulturuntersuchungen und Tiermodellen haben sich aber Hinweise
auf eine Wachstumshemmung
ergeben. Deshalb ist die Frage,
in welchem Ausmaß Somatostatinanaloga ein fortschreitendes Tumorwachstum (= Progress) zum
Stillstand bringen können (= Krankheitsstabilisierung, „stable disease”)
derzeit Gegenstand mehrerer deutscher und internationaler klinischer
Studien. Bisherige Studien lassen
einen Erfolg in ca. 30 bis 60% der
Fälle erwarten; allerdings ist derzeit
nicht mit Sicherheit abzuschätzen,
wie lange ein solcher durch Somatostatinanaloga erreichter Wachstumsstillstand anhält. Im Rahmen
der so genannten PROMID-Studie
(Placebo-kontrollierte, randomisierte – also nach Zufallsbedingungen
zugeordnete Therapie – klinische
Studie zur antiproliferativen Wirksamkeit von Octreotid bei MidgutNET; antiproliferativ = gegen eine
Gewebevermehrung gerichtet) wird
der Einsatz von Octreotid bei chirurgisch nicht komplett entfernten
NET des Dünndarms bzw. nicht
operablen Metastasen solcher NET
untersucht. Studienzentrum hierfür ist die Klinik für Innere Medizin,
Schwerpunkt Gastroenterologie,
Endokrinologie und Stoffwechsel
der Philipps-Universität in Marburg.
Die ENET-1-Studie vergleicht die
Wirksamkeit von Octreotid mit der
einer Chemotherapie bei nachweislich wachsenden (progredienten)
NET des Vorderdarmbereichs (d.h.
Lunge, Magen, Bauchspeicheldrüse); Studienzentrum hierfür ist das
Studiensekretariat der Medizinischen
Klinik mit Schwerpunkt für Hepatologie und Gastroenterologie, Interdisziplinäres Stoffwechselzentrum,
Endokrinologie und Diabetes der
Charité, Campus Virchow Klinikum
der Universitätsmedizin in Berlin.
14
Abb. 2: Antiproliferative Wirkung der Biotherapie bei NET.
Interferon-alpha zur
Behandlung des KarzinoidSyndroms und zur
Wachstumskontrolle
Interferon-alpha ist ein körpereigener Botenstoff, der v.a. im Rahmen
von entzündlichen Prozessen von
Leukozyten (weiße Blutkörperchen,
Abwehrzellen) abgegeben wird, ein
sog. Zytokin. Dieses Zytokin hat
auf Tumorzellen einen das Wachstum hemmenden, z.T. sogar tödlichen Effekt; insbesondere bei
NET-Zellen sind Einflüsse auf das
Tumorwachstum und die damit
verbundene Zellteilung aber auch
auf die Neubildung von Tumor-versorgenden Blutgefäßen (= Angiogenese) beschrieben worden (siehe
Abbildung 2). Darüber hinaus kann
Interferon-alpha auch eine Verminderung der Hormonhypersekretion
beim Karzinoidsyndrom bewirken
und hat hier insbesondere auch einen Stellenwert neben den Somatostatinanaloga (siehe Abbildung 1).
V.a. bei besonders ausgeprägtem
Karzinoidsyndrom, wo die einfache
Therapie mit Somatostatin­analoga
nicht zu einer ausreichenden Symp­
tomkontrolle führt, kann die Kombination mit Interferon-alpha zu einem
befriedigenden Therapieerfolg füh-
ren. Interferon-alpha kann aber auch
alleine (als Monotherapie) zur Symptomkontrolle bei Karzinoidsyndrom
eingesetzt werden. Interferon-alpha
wird hierzu üblicherweise 3 Mal
wöchentlich subkutan injiziert. Zur
Vorbeugung von Nebenwirkungen
(siehe nächster Absatz) können ca.
30 Minuten vorher 500 bis 1000
mg Paracetamol eingenommen
werden. Es existieren auch für Interferon-alpha längerwirksame Verzögerungspräparate (so genannte
pegylierte Interferone: PegIntron®,
Pegasys®), die nur einmal pro Woche injiziert werden müssen.
Interferon-alpha hat andere unerwünschte Arzneimittelwirkungen als
die Somatostatinanaloga, die auch
einer anderen Überwachung (= Monitoring) bedürfen. Häufig treten Fieber und Schüttelfrost nach der Injektion auf, sowie Rötung und seltener
Schmerzen an der Injektionsstelle,
Kopf- oder/und Muskelschmerzen,
Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Husten und andere grippeartige Symptome. Das liegt daran, dass Interferon-alpha als körpereigenes Zytokin
auch bei einer Grippeerkrankung
vermehrt ausgeschüttet wird und
dann eben auch die genannten Beschwerden auslösen kann. Durch
Paracetamol-Einnahme vor Interfe-
Weiterführende Fachliteratur
Biotherapie
roninjektion können diese allerdings
sehr gut kontrolliert werden. Außer
den genannten Beschwerden sind
auch Haarausfall, Hautausschlag,
Durchfälle, gelegentlich auch Übelkeit und Blutbildveränderungen, die
regelmäßige Kontrollen beim Hausarzt erforderlich machen, möglich. Ferner können so genannte
Autoimmunerkrankungen z.B. der
Schilddrüse, der Leber oder andere wieder aktiviert werden, was die
Bedeutung der ärztlichen Kontrolle
unterstreicht. Auch hier sind gegebenenfalls entsprechende Laborkontrollen durch die behandelnden
Ärzte erforderlich. Von großer Bedeutung ist das mögliche Auftreten
von seelischen Stimmungsschwankungen bis hin zu depressiven Verstimmungen. Hier ist in der Regel
die Beendigung der Therapie angezeigt, im Einzelfall kann auch eine
begleitende stimmungsaufhellende
(antidepressive) Medikation durch
den Psychiater erwogen werden.
Ähnlich wie die Somatostatinanaloga hat Interferon nur eine sehr
begrenzte Wirksamkeit im Hinblick auf Tumorverkleinerung. Die
Wirksamkeit im Hinblick auf eine
Erkrankungsstabilisierung („stable
disease”) ist jedoch in etwa der von
Somatostatinanaloga vergleichbar
mit einer Stabilisierung in etwa 30
bis 60 % der Fälle unter Inkaufnahme des größeren Nebenwirkungsspektrums als bei Somatostatinanaloga.
Kombinationsbiotherapie zur
Wachstumskontrolle?
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with disseminated midgut carcinoid tumours. Cancer Treat Rev 2003; 29:565-569
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Goede A, Caplin M, Öberg K, Reubi JC, Nilsson O, Delle Fave G, Ruszniewski P, Ahlman
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4. Wiedenmann B, Höffken (Hrsg.). Neuroendokrine Tumoren. Onkologe 2004; 10:559-639
5. Öberg K, Kvols L, Caplin M, Delle Fave G, de Herder W, Rindi G, Ruszniewski P,
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Schade-Brittinger C, Barth P, Moll R, Koller M, Unterhalt M, Hiddemann W,
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8. Plöckinger U. Neuroendokrine Tumoren des Gastrointestinaltraktes. Gastroenterologie
up2date 2006; 2:233-256
im Einzelfall wirksam sein kann, ist
auch die Frage untersucht worden, ob eine Kombination der beiden Substanzen, die jeweils nur
begrenzt wirksam sind, bei der
Wachstumskontrolle von NET, zur
Hemmung des Tumorwachstums
effektiv ist. Zusammenfassend haben die Untersuchungen zu dieser
Frage die Wirksamkeit der Kombination bei mittels Monotherapie
nicht (mehr) ausreichend kontrollierten Symptomen bestätigt, eine eindeutig bessere Wirkung gegen das
Tumorwachstum konnte aber nicht
belegt werden. Deshalb hat die
Kombination dieser beiden Substanzen derzeit keinen festen Platz
in der antiproliferativen Therapie zur
Wachstumskontrolle von NET.
Zusammenfassung
Während die Kombination von Somatostatinanaloga und Interferonalpha zur Beschwerdelinderung
bei mittels längerer Einfachtherapie
(Monotherapie) nicht beherrschbarem Hypersekretionssyndrom
Somatostatinanaloga und Interferon-alpha stehen zur Symptombekämpfung und mit Einschränkung
auch zur Wachstumskontrolle bei
meist langsam wachsenden sog.
niedriggradig bösartigen NET zur
Verfügung. Insbesondere in der Behandlung der hormonellen Hypersekretionssyndrome sind sie fester
und unverzichtbarer Bestandteil der
erfolgreichen Therapie. Ihre Rolle
bei der antiproliferativen Behandlung wird durch derzeit noch laufende klinische Untersuchungen weiter
geklärt werden.
Autorenanschrift:
Dr. med. Ulrich-Frank Pape
Prof. Dr. med. Bertram Wiedenmann
Med. Klinik m. S. Hepatologie
und Gastroenterologie
Charité, Campus Virchow
Klinikum
Universitätsmedizin Berlin
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
15
Veranstaltungen
Außergewöhnliche Resonanz –
Bericht vom 3. Überregionalen Neuroendokrinen
Tumor-Tag vom 24.-26. November 2006 in Mainz
Nach dem überaus erfolgreichen 2. Informationstag
in Nürnberg im November
2005 fand der 3. Überregionale
Neuroendokrine
Tumor-Tag vom 24.-26.
November 2006 in Mainz
statt. Lagen zwischen dem
1. Neuroendokrinen TumorTag in Herzogenaurach und
dem 2. in Nürnberg mehr
als fünf Jahre, so gab es
jetzt schon nach einem Jahr
die nächste überregionale
Informationsveranstaltung
für Patienten, Angehörige,
Ärzte und andere Interessierte. Organisiert wurde
die Veranstaltung von den Mitarbeitern im Vorstand
des Netzwerks Neuroendokrine Tumoren (NeT e.V.),
die lokale Organisation erfolgte diesmal durch Prof.
Dr. M.M. Weber und Dr. C. Fottner vom Schwerpunkt
Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen der I.
Medizinischen Klinik und Poliklinik, in Zusammenarbeit
mit dem Interdisziplinären Endokrinen und Neuroendokrinen Tumorforum (IENET) des Universitätsklinikums
Mainz, welches Prof. Weber als Sprecher vertritt. Unterstützt wurde die Veranstaltung dankenswerterweise
erneut von Novartis Oncology (Frau Dr. Grassmann).
Der kürzere Abstand zum 2. Informationstag spiegelt
das große Interesse und Engagement der Betroffenen
und Mitglieder im Verein NeT e.V. wider. Darüber hinaus war angesichts des immer rascher fortschreitenden
medizinischen Fortschrittes, natürlich auch im Bereich
der Diagnostik und Therapie neuroendokriner Tumoren,
für genug Gesprächsstoff gesorgt – insbesondere für
die verschiedenen Expertenvorträge, Workshops und
Diskussionsrunden. Nicht zuletzt sollte die Veranstaltung dazu dienen, die Seltenheit und Vielfalt der neuroendokrinen Tumoren auch Hausärzten und anderen
ärztlichen Kollegen nahe zu bringen, damit eine frühe
Diagnose dieser Erkrankung gefördert wird.
16
Die Resonanz auf den Tumor-Tag war außergewöhnlich
groß. Insgesamt haben über 125 Patienten, Angehörige und Ärzte teilgenommen, die zum Teil hunderte Kilometer weit angereist sind. Das große Interesse an der
Veranstaltung zeigt sich auch an der großen Resonanz
in der regionalen und überregionalen Presse, die mehrfach und ausführlich über die Tagung berichtet hat. Damit wurde nicht unwesentlich zur weiteren Aufklärung
über diese seltene Tumorvariante beigetragen.
Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz
Es wurde bei der Organisation des Programms an das
bewährte Format angeknüpft. Auch diesmal bot man
an jedem der drei Tage einen eigenen Schwerpunkt:
• 24.11.06: Mitgliederversammlung
• 25.11.06: Vorträge und Workshops
• 26.11.06: Erfahrungsaustausch unter Patienten
Freitagabend - Mitgliederversammlung Netzwerk
Neuroendokrine Tumoren (NeT) e.V.
Der erste Abend der Veranstaltung war wie gewohnt der
Mitgliederversammlung des Netzwerks Neuroendokrine
Tumoren e.V. gewidmet. Nachdem sich die Teilnehmer
am diesjährigen Veranstaltungsort, dem Hotel DorintNovotel Mainz, eingefunden hatten, trafen sich der Vorstand und die bis dahin bereits angereisten Mitglieder
des Netzwerks NeT, um sich intern zu besprechen. Darüber hinaus fiel hier der Startschuss zur Gründung der
„Regionalgruppe Rhein-Main” des Netzwerks NeT
e.V., die von Patienten mit Hilfe der Mainzer Experten
neu gegründet wurde. „Dies war ein wichtiger Schritt,
Veranstaltungen
um die Belange
der Betroffenen
wirksamer zu vertreten, sowie den
Gedanken- und
Informationsaustausch zu fördern”, erläuterte
Prof. Weber. Beschlossen wurde der Abend dann in geselliger Runde
beim gemeinsamen Abendessen.
Samstag - Vorträge und Workshops
Bereits um 8:00 Uhr fanden sich die ersten Teilnehmer
und Vertreter der regionalen und überregionalen Presse im Vortragssaal ein, und bis zum Beginn der Veranstaltung war der Saal restlos belegt. Nachdem der rege
Teilnehmerandrang von den Mitarbeitern des Netzwerks
dank der wie gewohnt professionellen Organisation
problemlos bewältigt wurde, stand einem pünktlichen
Beginn der Veranstaltung nichts mehr im Wege.
Zunächst wurden die Angereisten von den wissenschaftlichen Leitern der Veranstaltung, Herrn Prof. Dr. J.
Hensen und Herrn Prof. Dr.
M.M. Weber, begrüßt. Dabei
wurde nicht versäumt, sich
bei allen Mitarbeitern des
Netzwerks, die durch ihre
tatkräftige Unterstützung
zum Gelingen der Tagung
Prof. Dr. Hensen
beigetragen haben, persönlich zu bedanken,. „Ohne die unermüdliche ehrenamtliche Mithilfe wäre eine solch große Veranstaltung wie
der überregionale NET-Tag sicher nicht möglich”, meinte Prof. Hensen in seinem Grußwort und übergab das
Mikrofon an die teilweise aus ganz Deutschland angereisten Experten.
Als erstes startete Prof. Dr.
Weber die wissenschaftliche Vortragsreihe mit einer
Präsentation zum Überblick
und zur Einteilung neuroendokriner Tumoren. Dieser
einleitende Vortrag sollte
einen Überblick über die Diagnostik und Therapie dieser unterschiedlich auftreProf. Dr. Weber
tenden Erkrankung geben
und zu den folgenden Einzelvorträgen überleiten. Dabei
ging Prof. Weber insbesondere auch auf die neue so
genannte TNM-Klassifikation neuroendokriner Tumoren
ein, die erstmals, vergleichbar mit den bereits für nahezu
alle anderen bösartigen Tumoren existierenden Klassifikationen, eine präzise Klassifikation und Stadieneinteilung ermöglicht. Da neuroendokrine Tumoren bezüglich
ihrer biologischen Aktivität aber auch bezüglich ihres
Wachstumsverhaltens und ihrer Prognose eine sehr
uneinheitliche Gruppe von Tumorerkrankungen darstellen, muß für jede Untergruppe eine entsprechende
Einteilung vorgenommen werden. Dies bietet eventuell
für die Zukunft die Möglichkeit einer stadienabhängigen
einheitlichen Therapie dieser seltenen Tumoren.
In der Folge schlossen sich
weitere hochinteressante
Referate der medizinischen
Experten aus den Bereichen der Endokrinologie,
Chirurgie, Nuklearmedizin
und Radiologie an. Im Anschluss haben wir die für
Patienten interessantesten
Vorträge in weitgehend volDr. Hörsch
ler Länge veröffentlicht. In
diesem Zusammenhang möchten wir den Autoren unseren herzlichen Dank aussprechen, dass sie uns ihre
Texte zur Verfügung gestellt haben.
Herr Privatdozent Dr. Dieter Hörsch berichtete in seinem
Referat über neue Methoden in der Diagnostik neuroendokriner Tumoren. Einen großen Schwerpunkt legte er
dabei auf die bildgebenden Methoden und deren aktuelle technische Verbesserungen (Seite 20). Als weiterer
Internist sprach Herr Privatdozent Dr. Christoph Auernhammer aus München über Behandlungsmöglichkeiten
bei isoliertem Leberbefall.
Besonders die Ausführungen über moderne Therapie17
Veranstaltungen
verfahren wie der Radiofrequenzablation stießen auf
großes Interesse, was sich auch in den Berichten der
Zeitungen widerspiegelt (das komplette Referat finden
Sie auf Seite 24).
gab einen entsprechenden Überblick über die aktuell in
Deutschland laufenden Studien und Kontaktadressen.
Den kompletten Text finden Sie auf S. 27.
Weitere besondere Schwerpunkte der Veranstaltung
waren unter anderem Vorträge von Dr. A. Helisch zur
DOTATOC-Therapie (S. 30) und von Prof. Dr. T.J. Musholt zu chirurgischen Therapiemöglichkeiten (S. 32).
Prof. Dr. Schmidberger sprach zu möglichen Indikationen für die Strahlentherapie.
Quelle: Wormser Zeitung
Auf nicht weniger großes Interesse stieß, wie jedes Jahr,
der Bericht zu „Neuen und
bewährten medikamentösen
Therapieansätzen“ bei der
Behandlung von neuroendokrinen Tumoren von Frau
Privatdozentin Dr. Marianne Pavel. Neben den bewährten medikamentösen
Dr. Pavel
Therapieoptionen wie den
Somatostatinanaloga und Interferon insbesondere zur
Behandlung von Tumoren herrührenden Hormonsyndromen, ging Frau Dr. Pavel hier insbesondere auf neue
Somatostatinanaloga wie etwa Pasireotid (SOM230)
ein. Sie erläuterte aber auch moderne Hemmstoffe
der Gefäßneubildung (so genannte Angiogenesehemmer), Hemmstoffe des Wachstums von Tumor – und
Gefäßzellen (im Sinne einer molekular-zielgerichteten
Therapie) und neue Chemotherapeutika. Frau Dr. Pavel
betonte hier, dass diese bisher noch wenig erprobten
Medikamente in erster Linie bei Tumorwachstum, einer unzureichenden Symptomkontrolle und insbesondere bei Versagen etablierter Therapieoptionen und
fehlender Option einer Radionuklidtherapie erwogen
werden sollten. Um weitere Erfahrungen mit diesen
erfolgversprechenden Substanzen sammeln zu können, sollte der Einsatz jedoch im Rahmen kontrollierter
klinischer Studien erfolgen, meinte die Referentin und
18
Im Anschluss an jeden Expertenvortrag bot sich den
Zuhörern die Gelegenheit, Fragen an die Vortragenden
zu stellen. Daraus entwickelte sich eine lebhafte Fragen- und Diskussionsrunde, was das rege Interesse
der Angereisten widerspiegelte. Um diesem Rechnung
zu tragen, stand nach Abschluss der Vorträge eine eigene Diskussionsrunde auf dem Programm, bei der die
Möglichkeit bestand, allen Referenten weitere Fragen
zu stellen.
Nach Abschluss der Expertenrunde hatten die Besucher dann die Qual der Wahl: In vier Parallelveranstaltungen wurden verschiedene Gebiete der neuroendokrinen Tumoren in Workshops vorgestellt. Hier bot sich
den Interessierten beispielsweise die Möglichkeit, sich
im Workshop von Prof. Dr. Hensen über alternative und
unterstützende Behandlungsmethoden zu informieren
(ausführlicher Bericht: siehe S. 36).
Dr. Fottner bot einen Workshop über familiäre endokrine
und neuroendokrine Tumorerkrankungen an, bei denen
insbesondere auf die verschiedenen erblichen Tumorsyndrome, aber auch auf andere Krankheitsbilder wie
das von-Hippel-Lindau-Syndrom und hereditäre Paragangliom-Syndrome eingegangen wurde. Sie gehen mit
dem gehäuften Auftreten von endokrinen und neuroendokrinen Tumoren einher.
Veranstaltungen
Das wichtige Thema der Krankheitsbewältigung war
ein weiteres Thema des Workshops, der von Frau Dr.
Hensen geleitet wurde. Prof. Dr. Musholt bot die Möglichkeit, seinen Vortrag über chirurgische Therapieoptionen bei neuroendokrinen Tumoren in einem eigenen
Workshop in kleinen Gruppengesprächen zu vertiefen.
Schnell entwickelten sich in den offenen Gesprächsrunden lebhafte Diskussionen der Teilnehmer und ein reger
Erfahrungsaustausch.
und Erlebnisse mit ihrer Krankheit miteinander auszutauschen. Da neuroendokrine Tumoren seltene Erkrankungen mit einem breiten Spektrum sind, können die
Mitglieder des Netzwerk NeT gerade auch bei solchen
überregionalen Veranstaltungen voneinander lernen,
neue Kontakte knüpfen und Unterstützung finden.
Sonntag - Erfahrungsaustausch unter Patienten
Der dritte Tag bot den Teilnehmern der Veranstaltung
die Möglichkeit, sich über ihre eigenen Erfahrungen
Mit dem Erfahrungsaustausch der Patienten untereinander kam der gelungene 3. Überregionale Neuroendokrine Tumor-Tag schließlich zu seinem Abschluss.
Wir können bereits jetzt wieder gespannt auf die nächste Veranstaltung in dieser Reihe sein. Der nächste überregionale Tumor-Tag wird vom 9. bis zum 11. November in München stattfinden.
Für die Organisatoren des 3. überregionalen Neuroendokrinen Tumortages in Mainz,
Dr. med. Christian Fottner
Prof. Dr. med. Matthias M. Weber
Dr. med. Klaus P. Kreisselmeier
Dr. med. Christian Fottner
Prof. Dr. med.
Matthias M. Weber
Schwerpunkt Endokrinologie und
Stoffwechselerkrankungen,
I. Medizinische Klinik und Poliklinik
Klinikum der Johannes Gutenberg Universität Mainz
Langenbeckstrasse 1, 55101 Mainz
Tel.: 06131/17-7260
e-mail: [email protected]
19
Veranstaltungen
3. Überregionaler Neuroendokriner Tumor-Tag
vom 24.-26. November 2006 in Mainz
Neue Diagnoseverfahren bei
neuroendokrinen Tumoren
Die Diagnose von neuroendokrinen
Tumoren (NET) beinhaltet die richtige und umfassende Erkenntnis
über Art und Ausbreitung der Erkrankung. Gerade bei den seltenen
neuroendokrinen Tumoren ist die
richtige Diagnose das wichtigste
Werkzeug um den weiteren Verlauf
der Erkrankung günstig beeinflussen zu können oder eine Heilung
herbeizuführen.
Die Diagnose eines neuroendokrinen Tumors soll vor allem folgende
Fragen beantworten:
• Wo sitzt der Ausgangstumor (Primärtumor oder Primarius)
• Wie ausgedehnt ist der Primär­
tumor
• Gibt es Tochtergeschwülste (Metastasen) und wo sind sie lokalisiert
• Wie gutartig oder bösartig ist der
Tumor
• Produziert der Tumor Substanzen, die zu funktionellen Störungen führen können (z.B. Karzinoidkrisen)
• Ist das Risiko für Zweittumore erhöht oder besteht eine familiäre
Belastung
Die Ausdehnung des Tumors und
eventueller
Tochtergeschwülste
wird üblicherweise in einem System
festgehalten (TNM-System; wobei T
die Ausdehnung des Primärtumors,
N das Vorliegen von Lymphknotenmetastasen und M das Vorliegen
von Fernmetastasen beschreibt)
sowie in einer feingeweblichen
Einteilung des Tumors nach Bös20
artigkeit, (betrifft die Wachstumsgeschwindigkeit und die Neigung
Tochtergeschwülste zu bilden). Für
die neuroendokrinen Tumoren ist
ein eigenes TNM-System in Arbeit
und liegt für NETs des Magens, des
Zwölffingerdarms und der Bauchspeicheldrüse vor. Das Grading (Differenzierungsgrad) erfolgt nach der
so genannten WHO-Nomenklatur
oder dem TNM System. Die Erfassung der Tumorausdehnung und
Grad der Bösartigkeit wird auch als
Staging bezeichnet.
Da das richtige Staging von NETs
über die Therapie entscheidet und
auch Prognosen über den Krankheitsverlauf zulässt, kommt den
diagnostischen Verfahren bei NETs
zusammen mit der Fachkompetenz
der behandelnden Ärzte eine richtungsweisende und gelegentlich lebensentscheidende Bedeutung zu.
Die Standardverfahren zur Diagnose von NETs beinhalten sonographische Methoden, interventionelle
oder chirurgische Probenentnahmen
mit nachfolgender feingeweblicher
Untersuchung (z.B. Endoskopie),
nuklearmedizinische Verfahren wie
die Octreotid-Szintigraphie (OctreoScan) und radiologische Methoden
wie CT und MRT. Laborchemische
Methoden, wie z.B. die Bestimmung
von Chromogranin A und Serotonin
als Tumormarker, wurden bereits in
mehrfach in den letzten Ausgaben
der GlandulaNeT behandelt.
Neue Diagnoseverfahren sollten
gegenüber diesen verbreiteten und
etablierten Methoden einen Vorteil aufweisen hinsichtlich der richtigen Tumorerkennung (Sensitivität)
oder der genaueren Charakterisierung von nicht entartetem Gewebe
(Spezifität). Weitere Vorteile können
Schnelligkeit und Vollständigkeit
(z.B. Ganzkörperuntersuchung) einer Untersuchungsmethode oder
die verminderte Belastung der Patienten sein, was bei den langandauernden Verläufen der Erkrankung
von besonderer Wichtigkeit ist.
In den letzten Jahren wurden im
Bereich der Sonographie und insbesondere in der Nuklearmedizin
neue Techniken für die Diagnose
von Tumorerkrankungen entwickelt,
die auch für die genauere Diagnose
der NETs eine zunehmend größere
Rolle spielen.
Neue Entwicklungen
im Ultraschall
Der transabdominelle Ultraschall ist
eine einfache und wenig belastende
Methode zur Diagnose von NETs
und der Verlaufsbeurteilung. Die Genauigkeit der Methode hängt von der
Lokalisation des Tumors, der Erfahrung des Untersuchers und der Qualität der Darstellung ab. Hochqualitative Geräte verfügen heutzutage
über eine Reihe von Möglichkeiten,
die Darstellung der Tumore zu verbessern. Einerseits können Verfahren die Abbildungsqualität und den
Kontrast zwischen verschiedenen
Körpergeweben verbessern (zum
Beispiel durch „tissue harmonic ima-
Veranstaltungen
Abb. 1: Die KM-verstärkte Sonographie kann Lebermetastasen sichtbar machen.
ging” oder „spatial compound imaging”), zum anderen konnte die Darstellung des Blutflusses im Gewebe
durch die Doppler-Technik weiter
verbessert und verfeinert werden.
Dadurch können versteckte Tumore
besser erkannt werden und Raumforderungen sind besser auf die
Durchblutung zu untersuchen, die
bei Tochtergeschwülsten von NETs
meist verstärkt ist.
Die wichtigste Neuerung auf dem
Gebiet des Ultraschalls ist jedoch
die Einführung von verbesserten
Kontrastmitteln. Durch diese Kontrastmittel kann der Blutfluss auch in
kleinen Raumforderungen sichtbar
gemacht werden. Zudem kann eine
Aussage über die Art der Durchblutung aufgrund der Kontrastmittelanflutung gemacht werden. Durch
die kontrastmittelverstärkte Sonographie können auch Raumforderungen in der Lunge, die nah an der
Thoraxwand liegen besser erkannt
werden (Abbildung 1).
Für Tumore in der Speiseröhre,
dem Magen, dem Zwölffingerdarm,
der Bauchspeicheldrüse sowie
der Gallengänge ist der Ultraschall
durch eine am Endoskop befestigte Sonde die Methode der Wahl
(Endosonographie). Diese Methode
kann mit Schallköpfen durchgeführt
werden, die einen Rundumblick
erlauben oder einen kleineren Ausschnitt darstellen. Diese letzteren
Sektorscanner können mit einer
Punktionsnadel bestückt werden,
die auch die Punktion zur Gewebe-Entnahme, und nachfolgende feingewebliche Untersuchung
von kleinen suspekten Läsionen
(Raumforderungen, das heißt meist
fremdes Gewebe in einem Organ)
erlaubt. Schwierigkeiten machen
bei der Endosonographie oft kleine
Tumoren in der Wand des Zwölffingerdarms, die bei Gastrinomen
auftreten können. Hierfür gibt es jedoch mittlerweile kleine Ultraschallsonden, die mit einem Endoskop
eingeführt werden können und somit die Kombination zwischen einer
Spiegelung des Zwölffingerdarms
und gezielter Ultraschalluntersuchung verdächtiger Bezirke erlauben. Diese Mini-Sonden sind zudem
extrem hochauflösend und können
dadurch auch sehr kleine Tumoren
erkennen. Für alle diese Methoden
gilt, dass die Erfahrung des Untersuchers die wichtigste Rolle bei der
Befunderhebung spielt.
Ultraschallmethoden verschiedener
Art haben sich in der Diagnose
von Erkrankungen außerordentlich
bewährt. Ultraschall wird jedoch
möglicherweise in Zukunft auch
eine Rolle bei der Behandlung von
Tumorerkrankungen spielen. Sehr
hochenergetischer Ultraschall kann,
wenn er durch eine Kernspinuntersuchung gezielt auf erkranktes Gewebe gerichtet und fokussiert wird,
dieses ohne äußere Verletzungen
zerstören. Hier gibt es vor allem in
21
Veranstaltungen
China interessante Entwicklungen,
die zur Zeit in Studien überprüft
werden.
Neue Entwicklungen
in der Nuklearmedizin
Ultraschall und radiologische Verfahren wie CT und Kernspin stellen neuroendokrine Tumoren durch
unterschiedliche Eigenschaften wie
Dichte, Durchblutung oder Schallreflexion dar. Meist werden bestimmte
Körperregionen zur Darstellung ausgewählt, wie der Oberbauch bei der
Abbildung von Lebermetastasen
im CT oder Kernspintomogramm.
Ein völlig anderes Prinzip kommt in
der nuklearmedizinischen Diagnostik zur Anwendung. Hierbei werden
NETs (aber auch andere Tumore)
durch die verstärkte Aufnahme bzw.
Bindung von speziellen, radioaktiv
markierten Molekülen (so genannten
Peptiden), die an die Zelloberfläche
binden, nachgewiesen („SchlüsselSchloß-Prinzip“). Da die meisten
NETs Somatostatin-Rezeptoren verstärkt exprimieren (= an der Oberfläche tragen) ist die Darstellung
von NETs durch 111Indium- oder
99mTechnetium-markierte Somatostatinanaloga (Octreotid, Octreotid-Szinigraphie, OctreoScan) ein
etabliertes Verfahren, um mit hoher
Empfindlichkeit und Genauigkeit
NETs darzustellen. Ein weiterer Vorteil des Verfahrens ist die Erfassung
und Darstellung des gesamten Körpers und der Nachweis zellulärer
Funktionen, in diesem Fall die Exprimierung von Somatostatinrezeptoren auf der Zelloberfläche.
Eine wesentliche Weiterentwicklung
der nuklearmedizinischen Verfahren
für die noch exaktere Diagnose von
Tumorerkrankungen ist die Positronen-Emissions-Tomographie (PET).
22
Vor Therapie
3 Monate nach Therapie
Abb.2: Das FDG-PET ist bei schnell wachsenden neuroendokrinen Tumoren positiv.
Bei diesem Verfahren werden Positronenstrahlen, die von bestimmten
Molekülen ausgesendet werden,
in Lichtsignale umgewandelt und
dargestellt. Am gebräuchlichsten
ist die Fluor-18-2-Deoxy-FluorGlukose-PET (auch als FDG-PET
oder Zucker-PET bezeichnet). Hierbei macht man sich die verstärkte
Aufnahme und Umwandlung von
Glukose in Krebszellen zunutze,
um Tumoren anhand ihres erhöhten Zuckerverbrauchs darzustellen.
NETs haben jedoch meist nur einen
gering erhöhten Zuckerstoffwechsel
und sind dadurch im FDG-PET nur
schwer nachweisbar oder nur, wenn
sie schnell wachsen (Abbildung 2).
Eine ganz neue Entwicklung ist
die Rezeptor-PET/CT, die heute
das bei weitem empfindlichste und
schonendste Verfahren zur Ganzkörperdiagnostik bei neuroendokrinen Tumoren darstellt. Hierbei wird
ein kurzlebiger Positronenstrahler,
68Gallium (Halbwertszeit nur 68 Minuten, d.h. geringe Strahlenbelastung für den Patienten) an bestimmte, so genannte Somatostatinrezeptor-bindende Peptide gekoppelt.
Dies ermöglicht die Darstellung von
Somatostatin-Rezeptor-tragenden
NETs mit einer wesentlich höheren
Sensitivität als die Octreotid-Szintigraphie. Hier hat sich vor allem
68Gallium-DOTANOC zur Darstellung von NETs bewährt, das eine
sehr kontrastreiche Darstellung mit
einer hohen Auflösung verbindet,
wodurch auch kleinste Tumoren
im Millimeterbereich nachgewiesen
werden können. Die Kombination
einer Gallium-68-DOTA-NOC PET
mit einem Ganzkörper-CT in einem
Gerät (so genannte PET/CT) erlaubt
die genaue anatomische Zuordnung
von PET-Befunden, wodurch zwei
Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: hohe Empfindlichkeit (Sensitivität) zum Tumor- bzw.
Metastasennachweis und genaue
Körperdarstellung mit sofortiger Zuordnung verdächtiger Befunde. So
können zum Beispiel kleine Lymphknoten, die im normalen CT nicht
weiter auffällig wären, wenn sie
im PET aufleuchten, als befallene
Lymphknotenmetastasen erkannt
werden (Abbildung 3 A). Gleiches
gilt für kleine Knochenmetastasen
Veranstaltungen
PET
SUV 22
GP-337156/05-08
CT
6 mm kleiner neuroendokriner Pankreastumor (CUP), operativ bestätigt
PET/CT
A
B
Abb.3: Im 68Gallium-PET/CT sichtbare Lymphknotenund Knochenmetastasen.
(Abbildung 3 B) oder versteckte
kleine Primärtumore (so genanntes
CUP-Syndrom, d.h. unbekannter
Primärtumor, Abbildung 4).
Besonders bewährt hat sich die
Gallium-68-DOTA-NOC-PET/CT
(oder kurz Rezeptor-PET/CT) bei
folgenden Fragestellungen:
• Erstdiagnose von NETs, um eine
genaue Abbildung der Tumorausbreitung zu erhalten und dadurch die optimale Therapie festzulegen
• bei unbekanntem Primärtumor
durch die verbesserte Darstellung (höhere Sensitivität) im Vergleich zu den Standardverfahren
• nach einer operativen Entfernung
des Tumors, um ein Rezidiv (erneutes Auftreten) frühzeitig zu
erkennen (Tumornachsorge)
• bei Verdacht auf kleine Tochtergeschwülste (Nachweis von kleinen Metastasen, z.B. in Lymphknoten oder im Knochen)
• um eine Peptidrezeptor-vermittelte Radionuklidtherapie (PRRT,
nuklearmedizinische Radio-Rezeptortherapie) zu planen und zu
überwachen
Abb. 4: Im 68Gallium-PET/CT sichtbarer Primärtumor, der durch andere
Diagnoseverfahren nicht sichtbar gemacht werden konnte.
• bei Verdacht auf Zweittumoren
(in Kombination mit einem FDGPET)
• um Hinweise auf die Funktionalität der Tumore anhand des Rezeptorbesatzes zu erhalten.
Nicht alle NETs können mit einem
Gallium-68-DOTA-NOC PET dargestellt werden. Daher wird intensiv
nach weiteren Methoden gesucht,
um diese rund 20 % von neuroendokrinen Tumoren genauso gut
abzubilden wie die Somatostatinrezeptor-tragenden NETs. Das Peptid Bombesin, dessen Rezeptoren
auf vielen verschiedenen Tumoren
vorhanden sind, wird zur Zeit von
unserer Arbeitsgruppe auf seine
Eignung untersucht, im PET/CT für
die Diagnostik von NETs eingesetzt
zu werden. Weitere Peptide wie das
Peptid GLP-1, dessen Rezeptoren
vor allem auf Insulinomen exprimiert werden oder Minigastrin für
die Diagnostik und möglicherweise
Therapie von medullären, das heißt
Calcitonin-exprimierenden Schilddrüsenkarzinomen, sind ebenfalls
Kandidaten für eine verbesserte
Darstellung aller NETs, denn schließlich hängt die exakte Planung einer
Therapie von Patienten mit NETs
vor allem von einem entscheidenden Schritt ab – einer möglichst
genauen und präzisen Diagnose.
Als Patient können sie also in Zukunft weitere entscheidende Optimierungen bei den Diagnoseverfahren erwarten, die sich hoffentlich
dann auch in einer verbesserten
Therapie ihrer Erkrankung niederschlagen werden.
Priv. Doz. Dr. med. Dieter Hörsch
Zentrum für Neuroendokrine
Tumore Bad Berka
Klinik für Innere Medizin,
Gastroenterologie, Onkologie,
Endokrinologie
Zentralklinik Bad Berka
Prof. Dr. med. Richard P. Baum
Zentrum für Neuroendokrine
Tumore Bad Berka
Klinik für Nuklearmedizin/
PET Zentrum
Zentralklinik Bad Berka
Robert-Koch Allee 9
99437 Bad Berka
23
Veranstaltungen
3. Überregionaler Neuroendokriner Tumor-Tag
vom 24.-26. November 2006 in Mainz
Behandlungsmöglichkeiten bei Lebermetastasen
von neuroendokrinen Tumoren – Operation,
Lebertransplantation und andere Methoden
aus internistischer Sicht
Allgemeines Therapiekonzept
Das vorrangig angestrebte Therapieziel bei neuroendokrinen Tumoren ist immer die vollständige
operative Entfernung des Tumors.
Häufig sind zum Zeitpunkt der Diagnosestellung jedoch bereits Tumor­
absiedlungen in der Leber (= intrahepatische Metastasen) oder auch
ausserhalb der Leber (= extrahepatische Metastasen) bekannt. Auch
für die Behandlung von Lebermetastasen steht prinzipiell eine Vielfalt von lokalen, also direkt an der
Leber angreifenden Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, welche die
Operation mit Leberteilentfernung
oder lokal-ablative (= den Tumor
lokal abtragende) Therapieverfahren
wie Radiofrequenzablation (RFA),
Transarterielle Chemoembolisation
(TACE) und Selektive Intraarterielle Radiotherapie (SIRT) umfassen.
Ergänzend stehen als systemische
(= am ganzen Körper wirkende)
Therapiemöglichkeiten die Biotherapie mit Somatostatinanaloga (Octreotid oder Lanreotid) oder Interferona, die klassische Chemotherapie
oder die Peptidvermittelte RadioRezeptor-Therapie (PRRT) zur Verfügung. Außerdem entwickelt sich
als neuer viel versprechender Therapieansatz die so genannte „targeted therapy“ (= zielgerichtete spezifische Therapie) mit spezifischen
Medikamenten. In Abhängigkeit von
24
Anzahl und Größe der Metastasen
und dem individuellen Krankheitsverlauf sollte eine individuelle Therapieempfehlung gemeinsam von
Ärzten verschiedener Fachdisziplinen erarbeitet werden.
Operation von Lebermetastasen
Bei allen neuroendokrinen Tumoren mit Lebermetastasierung sollte
zunächst immer die Möglichkeit
einer Metastasenchirurgie und Leberteilentfernung diskutiert werden.
Hinsichtlich der Radikalität der Leberchirurgie ergeben sich natürliche
Grenzen durch die Funktion der
Leber als Stoffwechselorgan mit
vielen lebenswichtigen Funktionen.
Es muss deshalb genügend gesundes Lebergewebe bei der Operation belassen werden. Klassischerweise kann die operative Entfernung von einzelnen Leberbereichen (Lebersegmentresektion) bzw.
des rechten oder linken Leberlappens ( = Hemihepatektomie) erfolgen
– dies kommt nur für 10–20% aller
Pa­tienten mit Lebermetastasierung in Frage. Durch spezielle neue
Operationstechniken und durch die
Kombination von Metastasenchirurgie und Radiofrequenzablation
(siehe Absatz lokal-ablative Therapieverfahren) konnte in den letzten
Jahren das Ausmaß und Häufigkeit
der Metastasenchirurgie erweitert
werden. Mit dieser neuen Strategie
kommt ein Eingriff für 30 – 50 % aller
Patienten mit Lebermetastasierung
in Frage. Mehrere Studien zeigen,
dass die 5-Jahres-Überlebensrate
durch eine „aggressive Metastasenchirurgie“ wahrscheinlich verbessert
wird und bei 60 – 70 % liegt; bei
funktionell aktiven neuroendokrinen Tumoren kommt es auch zur
Symptomfreiheit in 70 – 90 % der
behandelten Fälle. Da eine bekannte Lebermetastasierung jedoch
Ausdruck einer den ganzen Körper
betreffenden Systemerkrankung ist
und neben den in der Bildgebung
sichtbaren Metastasen meist noch
unsichtbare Mikrometastasen vorliegen, ist von einer solchen Operation nur selten eine völlige Heilung
zu erwarten. Trotz kompletter Entfernung aller sichtbaren Metastasen
in der Operation kommt es bei über
80 % aller Patienten innerhalb von
fünf Jahren zu einem erneuten
Auftreten des Tumors. Eine regelmäßige alle drei bis sechs Monate
stattfindende Tumornachsorge ist
deshalb auch nach operativer Entfernung aller (sichtbaren) Tumorherde unbedingt notwendig.
Lebertransplantation
Die Lebertransplantation ist ein
etabliertes Therapieverfahren bei
Patienten mit Leberzirrhose, aku-
Veranstaltungen
tem Leberversagen, Gallenwegserkrankungen und bei Patienten mit
Leberzelltumor. Patienten mit Lebermetastasen bei verschiedenen
Ursprungstumoren stellen dagegen
weniger als 1 % aller Patienten mit
Lebertransplantation dar. Die Lebertransplantation bei Patienten
mit neuroendokrinen Tumoren und
Lebermetastasen ist kein etabliertes Verfahren und wird kontrovers
diskutiert. Bei bisher weltweit etwa
200 publizierten Patienten mit neuroendokrinen Tumoren und Lebermetastasen konnte nach Lebertransplantation eine 5-Jahres-Überlebensrate von 40 – 80 % erreicht
werden; innerhalb von 5 Jahren
kommt es bei über 75 % aller Patienten zur erneuten Tumorbildung.
Somit erscheinen die Ergebnisse
der Lebertransplantation nicht von
vornherein besser als die der Operation bei Lebermetastasen; hinzu
kommt bei der Lebertransplantation eine hohe 1-Jahres-Mortalität
(= Sterblichkeit) von mindestens
10 %. Eine Transplantation kann
deshalb nur im Einzelfall im Rahmen
von klinischen Studien angeboten
werden – neue strikte Auswahlkriterien für diesen Eingriff sollen helfen,
die Ergebnisse langfristig zu verbessern.
Lokal-ablative Verfahren
Die Radiofrequenzablation ist für
einzelne oder wenige (< 5) Lebermetastasen mit einem Durchmesser
< 3 – 5 cm geeignet. Hierbei werden die einzelnen Lebermetastasen
mit einer dünnen Nadel punktiert;
d.h. die Nadelspitze wird in die Lebermetastase eingestochen - dies
erfolgt unter Bildkontrolle mittels
Ultraschall oder Computertomographie. Über die Nadelspitze wird die
Lebermetastasen bei neuroendokrinen Tumoren
Operation möglich?
operabel
10 – 20% (konservativer Ansatz)
30 – 50% (maximaler Ansatz)
nicht operabel
80 – 90% (konservativer Ansatz)
50 – 70% (maximaler Ansatz)
ein Leberlappen
beide Leberlappen
Segmentresektion
Hemihepatektomie
„One-step”-Operation
„Two-step”-Operation
Lebermetastase auf eine Temperatur von bis zu 100 Grad Celsius
erhitzt und dadurch ein Absterben
der Tumorzellen erzeugt. Die Radiofrequenzablation kann entweder
bei lokaler Betäubung oder in Vollnarkose durchgeführt werden; die
Radiofrequenzablation ist durch die
Haut oder während einer Operation direkt an der Leber möglich. Es
handelt sich um eine effektive Methode zur lokalen Tumorkontrolle;
so kommt es innerhalb eines Jahres nur bei 3 - 4 % der Patienten zu
einem Lokalrezidiv (= erneutes Auftreten des Tumors an der gleichen
Stelle). Allerdings ist aufgrund der
Systemerkrankung (siehe Absatz
Operation) im längeren Zeitverlauf
häufig mit dem Auftreten neuer Lebermetastasen an anderer Stelle zu
rechnen.
Die transarterielle Embolisation
(TAE) oder Chemoembolisation
(TACE) ist für multiple, also mehrfache (> 5) Lebermetastasen jeder
Größe geeignet, solange mindestens 30 % gesundes Lebergewebe
noch erhalten sind. Hierbei wird die
medikamentöse Therapie
lokal-ablative Therapie
Radiorezeptor-Therapie
Debulking-Operation
evtl. Lebertransplantation
Blutversorgung der Lebermetastasen durch gezielte Embolisation
(= Verschluss eines Blutgefässes
durch Verstopfung) der zuführenden
Leberarterie unterbrochen; durch die
Unterbrechung der Blutversorgung
kommt es zu einem Sauerstoff- und
Nährstoffmagel und dadurch zu
einem teilweisen Absterben und zur
Wachstumsbehinderung der Lebermetastasen. Bei Durchführung der
TAE wird zunächst die Arteria femoralis (= Beinarterie) in der Leistenregion punktiert, ähnlich wie bei einer
Herzkatheteruntersuchung. Ein dünner Katheter wird dann unter Röntgenkontrolle bis zur Arteria hepatica
(= Leberarterie) vorgeschoben und
einzelne Seitenäste der Leberarterie, die den Tumor mit Blut versorgen, werden durch Einspritzen von
Mikropartikeln ausgewählt embolisiert. Bei der TACE wird den Mikropartikeln vor der Injektion noch ein
Chemotherapeutikum zugemischt,
das dann in hoher Konzentration die
Tumorzellen erreicht. Durch die TAE
und TACE kann in etwa 50 % eine
Tumorverkleinerung und bei der
25
Veranstaltungen
grossen Mehrzahl der behandelten
Patienten eine Symptomverbesserung erreicht werden. Der optimale Zeitpunkt für die TAE/TACE im
Krankheitsverlauf ist unklar – jedoch
profitieren auch Patienten mit weit
fortgeschrittener Tumorerkrankung
häufig noch von einer TAE oder
TACE.
Die selektive intraarterielle Radiotherapie (SIRT) ist wie die TAE für multiple Lebermetastasen jeder Grösse
geeignet, solange mindestens 30 %
gesundes Lebergewebe noch erhalten sind. Das Grundprinzip besteht
wie bei der TAE in der Embolisation
kleinster Seitenäste der Leberarterie, welche die Lebermetastasen
mit Blut versorgen. Zum Verschluss
der Blutgefässe werden kleinste
20-40 µm große, mit einer bestimmten Strahlung beladene Mikropartikel benutzt. Es kommt zum Absterben des Tumorgewebes durch die
Unterbrechung der Blutversorgung
der Lebermetastasen und durch
die zeitgleiche interne Bestrahlung
der Lebermetasen mit hoher Tumordosis. Während die SIRT für
Patienten mit bösartigen Leberzelltumoren oder Lebermetastasen bei
Darmkrebs zugelassen ist, liegen
bisher nur limitierte Erfahrungen
bei Patienten mit neuroendokrinen
Tumoren vor. Ob die Behandlungsergebnisse bei SIRT besser sind
als bei TAE lässt sich derzeit noch
nicht abschließend beurteilen. Die
Behandlung mit SIRT sollte derzeit
im Rahmen von klinischen Studien
erfolgen.
stehen meist mehrere alternative
chirurgisch eingreifende und medi­
kamentöse Therapieformen zur
Auswahl, die vom behandelnden
Arzt mit dem Pa­tienten gemeinsam
besprochen werden müssen. Durch
eine individuelle Therapieplanung
kann eine Verbesserung des Langzeitüberlebens und der Lebensqualität der betroffenen Patienten
erreicht werden.
Zusammenfassung und
Ausblick
Auch bei Lebermetastasierung
muss zunächst immer die Operabilität überprüft werden. Die Indikation zur Operation und/oder
Radiofrequenzablation bei Lebermetastasen hat sich in den letzten
Jahren erweitert. Eine „aggressive“
Metastasenchirurgie bringt wahrscheinlich einen Überlebensvorteil
mit sich; eine dauerhafte Heilung
ist jedoch häufig nicht zu erreichen
– eine regelmäßige Nachsorge ist
deshalb immer zwingend notwendig. Die Lebertransplantation stellt
bisher keine etablierte Therapieoption von Lebermetastasen bei neuroendokrinen Tumoren dar. Aufgrund
der Vielfalt der Therapieoptionen
PD Dr. med. C. J. Auernhammer.
Medizinische Klinik II, Standort
Großhadern, Klinikum der LudwigMaximilians-Universität München,
Marchioninistrasse 15, 81377
München. Tel. 089 / 7095 – 3003,
E-mail: Christoph.Auernhammer@
med.uni-muenchen.de
Besuchen Sie unsere Internet-Foren!
Wir haben es in der letzten Ausgabe bereits angeprochen: Im Internet
bieten wir Ihnen die Möglichkeit, sich schnell und umfassend mit anderen
Betroffenen auszutauschen. Dabei stehen Ihnen Foren zu verschiedenen
Themen zur Verfügung. Neben „Ankündigungen” und einem „Allgemeinen Forum” sind dies im Einzelnen „Karzinoid”, „Gastrinom”, „Insulinom”,
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krine Tumoren”. Zusätzlich ist Platz für Wünsche, Kritik und Anregungen
zu diesem Angebot und zur Website allgemein.
Die Anmeldung ist ganz unkompliziert und mit wenigen Angaben möglich.
Die Adresse: http://www.glandula-online.de/karzinoid/forum/phpBB2net/
index.php – oder Sie klicken einfach auf der Startseite www.neuroendokrine-tumoren.de die Rubrik „Forum” an. Wir freuen uns auf Ihre rege
Teilnahme!
26
Veranstaltungen
3. Überregionaler Neuroendokriner Tumor-Tag
vom 24.-26. November 2006 in Mainz
Neue und bewährte medikamentöse
Therapieoptionen
Die Behandlung von Patienten mit
Neuroendokrinen Tumoren (NET) ist
sehr individuell.
Es stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Diese sind entweder im gesamten
Körper wirksam (so genannte systemische Therapie) oder richten
sich gezielt gegen Lebermetastasen. Treten Absiedlungen des Tumors außerhalb der Leber auf, ist
den systemischen Ansätzen der
Vorzug zu geben.
Systemische Therapien werden
über Injektionen in die Bauchdecke oder über einen Venenzugang
verabreicht. Die am häufigsten eingesetzten Therapien sind Somatostatinanaloga (Octreotid, Lanreotid) und Interferon-alpha. Beide
Substanzgruppen wurden Mitte
der 80er Jahre in die Behandlung
der NET eingeführt und haben bei
der Mehrheit der Patienten durch
Hemmung der Hormonausschüttung und der damit verbundenen
Reduktion von Flush und Durchfällen zu einer wesentlichen Verbesserung der Lebensqualität geführt. So
werden durch Einsatz von Somatostatinabkömmlingen in 70-90 % die
Beschwerden des Karzinoid-Syndroms (Flush, Durchfall, gegebenenfalls asthmaähnliche Zustände)
gebessert, durch Interferon-alpha
in 40 -70 %. Eine Hemmung des
Tumorwachstums ist dagegen
selten und wird bei Einsatz von
­Somatostatinabkömmlingen in ca.
5 %, unter Interferon-alpha in bis zu
12 % der Patienten berichtet. In
Studien, die den Einsatz von Somatostatinanaloga (Octreotid, Lanreotid) und Interferon-alpha, allein oder
zusammen verabreicht, untersucht
haben, hat sich keine Überlegenheit
der Kombinationstherapie gegen­
über der Einzelgabe der Substanzen
gezeigt. Die Frage, inwieweit Somatostatinanaloga das Wachstum von
NET hemmen, ist noch offen und
wird in klinischen Studien mit einem
„Scheinmedikament“ (Placebo) derzeit noch untersucht. Insgesamt
betrachtet ist davon auszugehen,
dass jeder zweite bis dritte Patient
noch nach einem Jahr Behandlung
von Somatostatinabkömmlingen
oder Interferon-alpha profitiert. Dabei ist Wachstumshemmung als ein
Behandlungserfolg zu betrachten.
Etabliert ist außerdem der Einsatz einer Chemotherapie bei NET
der Bauchspreicheldrüse und bei
schlecht differenzierten NET unabhängig von der Lokalisation. Letztere
wachsen aggressiv und unterscheiden sich in ihrem Wachstumsverhalten nicht von anderen bösartigen
Tumoren. Dabei hat sich die Kombination von den chemotherapeutischen Substanzen Streptozotocin
und 5-Fluorouracil bei wachsenden
Bauchspeicheldrüsentumoren bewährt. Etwa 40-50% der Patienten
profitieren von dieser Therapie für
12-24 Monate, in Einzelfällen auch
länger. Bei aggressiv wachsenden
NET ist der Einsatz der Substanzen
Cisplatin und Etoposid Standard.
Die Ansprechrate bewegt sich dabei zwischen 46 und 67%. Oftmals
kommt es jedoch schon innerhalb
eines Jahres zum erneuten Tumorwachstum.
Neben der so genannten Biotherapie (Somatostatinabkömmlinge
und Interferon-alpha) und der Chemotherapie kommen die Radionuklidtherapie und an der Leber lokal
wirkende Strategien, wie Chemoembolisation, zum Einsatz. Zur Bedeutung der Radionuklidtherapie
wird auf den Artikel von PD Dr. Helisch (siehe S. 30), Mainz, zur Bedeutung der lokalen Verfahren auf
den Artikel von PD Dr. Auernhammer (siehe S. 24), München, dieser
Ausgabe verwiesen.
Sollten die genannten Therapieverfahren nicht hinreichend sein, können neuartige Methoden in Betracht
gezogen werden (s. Abb. 1).
Neue Behandlungsmöglichkeiten
sind konkret zu erwägen
• bei Tumorwachstum
• bei unzureichender Symptomkontrolle
• bei Versagen etablierter Therapien (Octreotid und/oder
alpha-Interferon bzw. Chemotherapie)
• bei fehlender Option einer Radionuklidtherapie (negatives
Somatostatinrezeptor-Szintigramm)
27
Veranstaltungen
(EPT: =endokriner Pankreastumor)
Abb.1
Zu den neuen Therapieoptionen gehören neue Somatostatinanaloga,
z. B. Pasireotid (SOM230), Hemmstoffe der Gefäßneubildung (Angiogenesehemmer), Hemmstoffe
der Tumorzellen und/ oder Gefäßzellen (molekular-zielgerichtete
Therapien) und neue Chemotherapeutika.
Pasireotid wirkt an vier von fünf
Bindungsstellen (Rezeptoren) für
Somatostatin, während Octreotid
vorzugsweise über zwei Bindungsstellen wirkt. Über die Rezeptoren
werden hemmende Signale vermittelt, wie Hemmung der Hormonausschüttung und des Tumorwachstums. Die zur Zeit nur in klinischen
Studien einsetzbare Substanz Pasireotid führte bei gut einem Viertel der Patienten, die bereits mit
Octreotid vorbehandelt waren und
noch Beschwerden des KarzinoidSyndorms aufwiesen, zu einer Beschwerdelinderung mit Rückgang
von Durchfällen und Flushanfällen.
Bei 20 - 30 % der Patienten traten
Begleiterscheinungen wie Müdig28
keit, Gewichtsverlust, Übelkeit und
Bauchschmerzen auf. Einige Beschwerden können möglicherweise
auch durch die Erkrankung selbst
bedingt sein.
In einer laufenden Studie unter
Leitung der Universitätsklinik in
Essen (PD Dr. S. Petersenn) werden
verschiedene Dosierungen eines
Depotpräparats von Pasireotid
bei Karzinoid-Syndrom hinsichtlich
Verstoffwechslung und Verträglichkeit erprobt. Ob die neue Substanz
stärker hemmend auf das Tumorwachstum wirkt, ist noch unklar.
Ansätze zur Hemmung des Gefäßwachstums von Tumoren umfassen
den Einsatz von Substanzen, die
einen Gefäßwachstumsfaktor im
Blut wegfangen (Anti-VEGF, Bevacizumab), Hemmstoffe, die die
Andockstelle selbst blockieren, sowie Hemmstoffe, die die Vermittlung
von Signalen an der Andockstelle
für den Wachstumsfaktor unterbinden (VEGF-Rezeptortyrosinkinasehemmer). Diese Ansätze
erscheinen erfolgversprechend, da
NET einerseits sehr gefäßreich sind,
andererseits den Wachstumsfaktor
für Gefäße in über 80 % der Fälle
selbst bilden. Die genannten Sub­
stanzen wurden in kleinen Studien,
zum Teil in Kombination mit Octreotid oder Interferon-alpha, bereits
bei Patienten mit neuroendokrinen
Tumoren eingesetzt. Erfolgversprechend ist auch der Einsatz in Kombination mit einer Chemotherapie
bei endokrinen Tumoren der Bauchspeicheldrüse (EPT). So führte der
Einsatz des Chemotherapeutikums
Temozolomid, welches als Tablette eingenommen werden kann,
gemeinsam mit dem Gefäßhemmstoff Anti-VEGF zu einer Tumorverkleinerung bei 24 % der Patienten
mit EPT. Häufig (in 70-90 % der
Fälle) lag auch ein stabiler Tumorbefund vor. Da NET auch spontan
zu Wachstumsstillständen neigen,
bleibt offen, inwieweit die Substanzen tatsächlich eine Wachstumshemmung des Tumors bewirken.
Weitere Zielstrukturen von anderen
Wachstumsfaktoren stellen außerdem mögliche Behandlungsansätze
dar. Eine Substanz, die sich gegen
die Andockstelle für den Epidermalen Wachstumsfaktor (EGF, epidermal growth factor) richtet, wurde
bei 96 Patienten mit wachsenden
NET eingesetzt. 25 % der Patienten mit endokrinen Tumoren der
Bauchspeicheldrüse und 37 % der
Patienten mit NET im Darmbereich
profitierten von der Behandlung,
überwiegend mit einem Stillstand
des Tumorwachstums.
Einen Vertreter der Substanzen, die
sowohl an der Tumorzelle als auch
an der Gefäßzelle wirken, stellt die
Substanz Sunitinib dar. Es wurde
bei über 100 Patienten mit NET eingesetzt. Tumorverkleinerungen wurden wiederum bei 15 % der Pati-
Veranstaltungen
enten mit EPT beobachtet, Wachstumsstillstände bei über 70 % der
Patienten, dagegen bei über 90 %
der Patienten mit Lokalisation des
Ursprungstumors im Darmtrakt.
Auch hier ist unklar, inwieweit die
Tumorstillstände durch die Sub­
stanz tatsächlich verursacht sind.
Aus diesem Grund wurde kürzlich
eine klinische Studie international initiiert, die den Stellenwert der
Substanz im Vergleich zu Placebo
untersuchen soll.
Die Kombination einer Behandlung
von Octreotid mit einer Substanz,
die eine zentrale Schaltstelle sowohl
in der Tumor- als auch der Gefäßzelle blockiert, stellt die Substanz
Everolimus (RAD001) dar. Nach
ersten Untersuchungen war eine
Rückbildung des Tumors bei 18 %
der Behandelten mit EPT und
13 % der Patienten mit Tumoren
im Darmtrakt zu verzeichnen. Abermals zeigte sich häufig ein Wachstumsstillstand der Tumore. Diese
Untersuchung war Ausgangspunkt
für insgesamt drei klinische Studien bei NET. Eine Studie bei EPT ist
bereits abgeschlossen und befindet
sich in der Auswertungsphase. Eine
weitere Studie bei Patienten mit
Karzinoid-Syndrom wird derzeit in
Kombination mit Octreotid weltweit
durchgeführt; eine dritte bei EPT im
Vergleich zu Placebo ist kurz vor
der Initiierung.
Insgesamt sind unter Einsatz der
neuen
Therapien
Tumorrückbildungen zwar selten, Wachstumsstillstände jedoch häufig. Die
Ansprechraten können durch Kombination mit anderen Therapieprinzipien (Octreotid, Chemotherapeutika) erhöht werden. Weitere Studien
sind erforderlich, um den genauen
Stellenwert dieser neuen Behandlungsmethoden herauszustellen. Da­
bei ist die Beurteilung des Tumorverlaufs vor Therapiebeginn von
Bedeutung.
Nähere Informationen erhalten Sie
bei der Verfasserin des Artikels.
PD Dr. med. M. Pavel
Leiterin des Schwerpunkts Neuroendokrine Tumore
der Med. Klinik mit S. Hepatologie
und Gastroenterologie
Interdisziplinäres
Stoffwechselzentrum
Augustenburgerplatz 1
13353 Berlin
Tel: 030/ 450 553032
Email: [email protected]
Glossar
Chemotherapie:
Behandlung von Krebs mit Medikamenten, die die Tumorzellen
zerstören
Flush:
Anfallsartige Gesichtsrötung
Somatostatinanaloga:
Medikamente, die Abkömmlinge des natürlichen Somatostatins sind und die
unkontrollierte Hormonfreisetzung über Somatostatinrezeptoren (siehe dort) auf
der Tumorzelle hemmen
Somatostatinrezeptoren:
Andockstellen für das Hormon Somatostatin auf der Oberfläche von Tumorzellen.
Somatostatinrezeptoren kommen auch im normalen Gewebe vor, aber ihre
Dichte ist an der Tumorzelloberfläche stark erhöht.
29
Veranstaltungen
3. Überregionaler Neuroendokriner Tumor-Tag
vom 24.-26. November 2006 in Mainz
Indikation, Planung und Durchführung der
Radiopeptidtherapie mit 90Yttrium-DOTATOC
Seit mehreren Jahren werden in
der Klinik für Nuklearmedizin der
Johannes-Gutenberg-Universität
Mainz Radiopeptidtherapien mit
90Yttrium-DOTATOC bei Patienten
mit metastasierten neuroendokrinen Tumoren durchführt. Die Therapie-Substanz besteht aus einem
radioaktiven und einem nicht-radioaktiven Anteil, die stabil miteinander verbunden sind. Der nichtradioaktive Anteil erkennt spezielle
Strukturen auf der Zell­oberfläche
der neuroendokrinen Tumoren bzw.
Metastasen, so genannte Somatostatin-Rezeptoren. Die spezifische
Therapie-Wirkung erfolgt dann
im Sinne einer inneren Bestrahlung dieser Tumor-Manifestationen.
Poten­ziell kritische Organe dieser
Therapie sind die Nieren und das
Knochenmark. Voraussetzung für
die Planung dieser nuklearmedizinischen Therapien ist eine inoperable Befund-Konstellation, die
nach Anwendung nichtradioaktiver
Therapieformen (z.B. Sandostatin,
Interferon oder transarterieller Chemotherapien) weiter fortschreitet.
Zudem muss eine möglichst hohe
Somatostatin-Rezeptor-Dichte mittels 111Indium-Octreotide-Szintigraphie oder 68Gallium-DOTATOC-PET
nachgewiesen sein (Abb. 1 und 2).
Die Patienten müssen eine normale Nierenfunktion und eine ausreichende Knochenmarkreserve aufweisen.
Bei Patienten mit grenzwertiger Nierenfunktion oder eher ungünstig angesiedelten Metastasen (z.B. diffus
30
in Lunge und Skelett, Abbildung 3)
bieten wir eine Kalkulation der Organ- und Tumordosis vor Therapiebeginn an (so genannte Dosimetrie).
Ziel ist dabei auch, den Nutzen und
das potenzielle Risiko dieser Therapie für den individuellen Patienten
besser einschätzen zu können.
Abb. 1: (111Indium-Octreotid-Szintigraphie): Nach rein szintigraphischen Kriterien gut
für die Radiopeptidtherapie geeigneter Patient mit intensiv Somatostatin-Rezeptorpositiven Herden im Bereich des Pankreas.
Abb. 2: (111Indium-Octreotid-Szintigraphie): Szintigraphisch ungeeigneter Patient ohne
Nachweis einer gesteigerten Somatostatin-Rezeptor-Dichte.
Veranstaltungen
Die Radiopeptidtherapie mit 90Yttrium-DOTATOC wird stationär in der
Klinik für Nuklearmedizin durchgeführt, hierfür werden die Patienten
vier Tage auf unserer Therapiestation aufgenommen (siehe Abb. 4).
Am Tag der stationären Aufnahme
erfolgt eine Kontrolle wichtiger Laborparameter, wie z.B. Blutbild,
Nieren- und Leberwerte sowie eine
nuklearmedizinische Bestimmung
der Nierenfunktion (MAG3-Clearance). Am zweiten Tag wird dann
die Radiopeptidtherapie mit 90Yttrium-DOTATOC gemäß des Protokolls der Deutschen Gesellschaft
für Nuklearmedizin und der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie durchgeführt. Begleitende
Aminosäure-Infusionen verringern
hierbei die Strahlenbelastung der
Nieren. Am Entlassungstag wird ein
so genanntes Bremsstrahlen-Szintigramm zur Kontrolle der Verteilung
des 90Yttrium-DOTATOC erstellt.
Nach der Therapie sind dann regelmäßige ambulante Kontrollen des
Blutbildes, der Leber- und Nierenwerte erforderlich, nach drei Monaten erfolgt zusätzlich eine Bildgebung mittels Computertomographie
(CT) und 111Indium-OctreotideSzintigraphie oder 68Gallium-DOTATOC-PET, um die Notwendigkeit
bzw. Möglichkeit einer erneuten Radiopeptidtherapie mit 90Yttrium-DOTATOC zu prüfen. Zusammenfassend ist die Radiopeptidtherapie mit
90Yttrium-DOTATOC für geeignete
Patienten eine vielversprechende
Therapie-Option, die Wirksamkeit
und der längerfristige Verlauf im
Anschluss an die Therapie werden
derzeit untersucht.
Abb. 3: (111Indium-Octreotid-Szintigraphie): Diffuse Metastasen im Knochen und der
Lunge, zusätzliche Absiedlungen in der Leber und im Abdomen.
Abb. 4: Blick in ein Patientenzimmer auf unserer nuklearmedizinischen
Therapiestation.
Dr. med. Andreas Helisch
Leitender Oberarzt
Klinik und Poliklinik für
Nuklearmedizin
Klinikum der Johannes-GutenbergUniversität Mainz
Langenbeckstraße 1, 55101 Mainz
Tel.: 06131/17-2984
e-mail:[email protected].
uni-mainz.de
31
3. Überregionaler Neuroendokriner Tumor-Tag
vom 24.-26. November 2006 in Mainz
Erfolg mit kleinen Schnitten?
Minimal-invasive Chirurgie bei
neuroendokrinen Tumoren
Die Bezeichnung neuroendokriner
Tumor (NET) beschreibt die Eigenschaft der Tumorzellen, sowohl
Ähnlichkeit mit Nervenzellen („Neuronen“) als auch mit hormonbildenden („endokrinen“) Zellen zu besitzen. Neuroendokrine Tumore sind
seltene gut- oder bösartige Neubildungen verschiedenster Organsysteme. Treten sie in Abschnitten des
Magen-Darm-Traktes (Gastrointestinaltrakt: Magen, Dünndarm, Dickdarm) oder der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) auf, werden sie auch
GEP-NET abgekürzt. NET kommen
aber ebenfalls in der Nebenniere
oder in Nervenzellen des sympathischen und parasympathischen
(vegetativen) Nervensystems vor,
zum Beispiel als Tumoren des
(Nerven-)Grenzstranges neben der
Hauptschlagader (Abb. 1A). Sie treten nicht nur im Bauchraum auf: das
medulläre oder C-Zell-Karzinom der
Schilddrüse ist ebenfalls ein neuroendokriner Tumor (Abb. 1B).
Viele NET produzieren Hormone,
welche Symptome wie Durchfälle,
Hitzewallungen, niedrigen Blutdruck
oder Bluthochdruck verursachen
oder sogar lebensbedrohende Unterzuckerungen auslösen können.
Manchmal kann die Diagnose eines
GEP-NET (häufig auch „Karzinoid“
genannt) aufgrund des so genannten „Karzinoid-Syndroms“ gestellt
werden; in diesen Fällen liegen in
aller Regel bereits hormon-produzierende Tumorabsiedlungen (Toch32
tergeschwülste = „Metastasen“) in
der Leber vor. Durch die Hormonbildung werden typische Symptome
verursacht wie plötzliche Hitzewallungen mit Rötung von Gesicht und
Oberkörper („Flush“), Erweiterungen
kleinster Hautgefäße („Teleangiektasien“), Durchfälle und Herzbeschwerden.
Neuroendokrine Tumore ohne Hormonbildung werden dagegen aufgrund fehlender Symptome leider
häufig erst spät erkannt. Nicht selten werden bei Ultraschall- oder
CT-Untersuchungen wegen anderer Erkrankungen Lebermetastasen
entdeckt und ein NET stellt sich bei
weiterer Suche als die Quelle der
Tumorabsiedlungen heraus.
Je nach Organbefall und Wachstumsverhalten des Tumors sind
unterschiedliche Behandlungen erforderlich; häufig stellt die Operation die Erstmaßnahme dar. Ziel ist
dann, die Geschwulst vollständig
zu entfernen oder – falls dies nicht
möglich ist – die Tumormasse zu
verkleinern.
Abhängig davon, ob es sich um
einen möglicherweise bösartigen
oder sicher gutartigen Tumor handelt, muss die Entfernung mit einem
größeren Sicherheitsabstand erfolgen. Bei Bösartigkeit („Malignität“)
muss ein Sicherheitsabstand zum
Tumor eingehalten werden, um eine
Aussaat von Tumorzellen, welche
möglicherweise ein erneutes Tumorwachstum verursachen können, zu
Abb. 1
verhindern. Keinesfalls sollte während der Operation die (bindegewebige) Kapsel des Tumors verletzt
oder in den Tumor hineingeschnitten werden.
Vor einer chirurgischen NET-Therapie sollte geklärt werden, wie groß
der Tumor ist bzw. welche Beziehung er zu den Nachbarorganen
Veranstaltungen
hat. Ob nur ein Tumor vorhanden ist
oder ggf. mehrere an unterschiedlichen Stellen in einem Organ (Abb.
1C) oder in verschiedenen Organen
vorliegen, hat ebenso Einfluss auf
das operative Vorgehen. Trotz umfangreicher und modernster bildgebender Diagnostik (CT, Kernspin
[MRT], Szintigraphie etc.) können
die unterschiedlichen Lokalisationen der NET nicht immer bereits
vor dem chirurgischen Eingriff entdeckt werden. Der erfahrene Chirurg sucht dann während der Operation den Tumor und seine Absiedlungen an den typischen Stellen
durch Tasten, Ultraschall, Diaphanoskopie ( = Durchleuchten von
Körperteilen mittels sichtbarem
Licht, Abb. 2).
Bei hormon-produzierenden NET
ist häufig eine besondere Vorbehandlung vor der Operation oder
Nachbehandlung nach der Operation notwendig, um die sich mit
dem Eingriff plötzlich verändernde
hormonelle Situation abzudämpfen.
So benötigen Patienten mit einem
Insulin-produzierenden Tumor in
der Bauchspeicheldrüse („Insulinom“) vor der Operation häufig
Zuckerlösungen als Infusionen.
Tumoren der Nebenniere oder
des Nervengrenzstranges wiederum schütten häufig den Blutdruck
steigernde Stresshormone aus.
Vor einer Operation muss diese
Hormonproduktion durch Medikamente blockiert werden, da es
sonst unter der Narkose zu lebensgefährlichen Blutdruckkrisen
kommen kann. Trotz einer solchen
Vorbehandlung achtet der Chirurg
dennoch darauf, diese Tumoren
während des Eingriffes möglichst
wenig zu berühren, um nicht eine
plötzliche Hormonausschüttung zu
provozieren.
Abb. 2:
Diaphanoskopie des
Duodenums mittels
intraoperativer
Endoskopie.
Ist ein NET bereits so ausgedehnt,
dass er nicht vollständig entfernt
werden kann, ist ein chirurgischer
Eingriff möglicherweise dennoch
sinnvoll: die Masse der Tumorzellen und damit der ausgeschütteten
Hormone kann so verringert werden („Debulking“), dass der Patient
keine Beschwerden oder zumindest
nur noch erträgliche Symptome
zurückbehält. Des Weiteren kann
eine Verringerung der Tumormasse
vor Beginn weiterer Therapien mit
Medikamenten wie DOTATOC oder
Interferon sinnvoll sein, da die Sub­
stanzen auf die wenigen verbliebenen Tumorreste besser einwir-­
ken können. Debulking-Operationen
können auch verhindern, dass weiteres Tumorwachstum Engstellen in
Hohlorganen mit sich bringt: GEPNET können Gallenwege oder den
Darm verengen oder ein Abfließen
des Bauchspeicheldrüsensekretes
verhindern.
Schließlich ist für den Chirurgen von
besonderem Interesse, ob ggf. eine
vererbliche NET-Erkrankung vorliegt. In diesen Fällen besteht nämlich eine hohe Wahrscheinlichkeit,
dass mehrere Tumore unabhängig
voneinander entstanden sind oder
dass nach Jahren wieder neue NET
auftreten können. Besteht der Verdacht auf eine erbliche Erkrankung,
wird während der Operation intensiv nach weiteren Tumoren gesucht.
Ist die Art der Erberkrankung durch
Erbgut-Untersuchungen
belegt,
werden die Familienmitglieder getestet, gegebenenfalls auch untersucht und frühzeitig operiert.
In vielen Gebieten der chirurgischen
Therapie haben sich in den vergangenen Jahren so genannte endoskopische oder minimal-invasive
Eingriffe („Schlüsselloch-Chirurgie“)
zunehmend durchgesetzt, welche
an den sehr kleinen Hautschnitten
erkennbar sind. Über Kunststoffhülsen werden feine Instrumente und
eine Kamera („Endoskop“) in den
Bauch des Patienten eingeführt.
Der Chirurg sieht dann das Operationsfeld per Video-Übertragung.
Neben den kosmetischen Vorteilen
entstehen in einer solchen Operation weniger Gewebeschäden, so
dass der Eingriff für den Patienten
weniger belastend und schmerzhaft verläuft. Auch wenn die Vorteile
dieser neuen operativen Verfahren
überzeugen, kann die Schlüsselloch-Chirurgie jedoch nicht in jedem
Falle angewendet werden.
Ein wesentlicher Nachteil dieser
Techniken ist nämlich, dass der
Chirurg seine Hände nicht mehr zum
Abtasten der Organe während der
Operation („digitale Palpation“) ver33
wenden kann, denn gerade bei den
sehr schwer aufzufindenden NET
liefert der Tastsinn entscheidende
Informationen (Abb. 3). Zudem wird
bei bereits bekannt bösartigen Tumoren ein offener Zugang - also ein
normaler Bauchschnitt – empfohlen. Es ist nämlich nicht belegt, ob
der Krebs und insbesondere seine
kleinen Absiedlungen in Lymphknoten oder anderen Geweben in
der Tumorumgebung mit der minimal-invasiven Methode genauso
gründlich entfernt werden können
wie beim normalen offenen Eingriff.
Bei großen Geschwulsten, selbst
bei gutartigen, ist eine Schlüsselloch-Chirurgie nicht sinnvoll, da
der Tumor wegen einer möglichen
Aussaat von Tumorzellen nicht im
Körper zerschnitten werden darf,
um durch den kleinen Hautschnitt
zu passen. Entsprechend ist das
minimal-invasive Vorgehen zur NETBehandlung in jedem Einzelfall abzuwägen und mit dem Patienten zu
besprechen.
Bewährt haben sich endoskopische
Verfahren zur Entfernung von NET
bei:
• Tumoren der Nebenniere
(Phäochromozytom)
• Grenzstrangtumoren
(Paragangliom)
• bestimmten Magentumoren
•einzelnen neuroendokrinen
Tumoren der Bauchspeicheldrüse (Pankreas)
•Tumoren des Dickdarms (Colon) und des Blinddarms (Appendix)
Für die Nebenniere sind minimalinvasive Operationen bei Tumoren,
welche kleiner als 6-8 cm sind und
keine erkennbaren Hinweise auf
eine Bösartigkeit liefern, zum bevorzugten Verfahren geworden („Gold
Standard“). Sowohl die rechte als
34
Abb. 3:
Digitale Palpation
des Pankreaskopfes.
auch die linke Nebenniere lassen
sich auf diese Weise durch die
Bauchdecke oder durch einen Zugang vom Rücken bzw. der Seite
aus ohne Eröffnung der eigentlichen
Bauchhöhle entfernen. Bei sicher
gutartigen kleinen Tumoren kann
hierbei versucht werden, einen Teil
des Nebennierengewebes mit seiner lebenswichtigen Hormonproduktion zu erhalten. Dies ist insbesondere bei jungen Patienten mit
vererblichen NET-Erkrankungen von
Vorteil, da in diesen Fällen häufig
bereits ein Tumor in beiden Nebennieren vorliegt oder deren Auftreten
im weiteren Leben erwartet werden
kann.
Auch hormonbildende Tumore des
so genannten Grenzstranges - eines
Anteils des vegetativen Nervensystems - welcher im Bauchraum neben der Hauptschlagader (Aorta)
gelegen ist, können gegebenenfalls
durch minimal-invasive Eingriffe in
spezialisierten Zentren entfernt werden.
Weniger häufig ist eine endoskopische Entfernung von NET des
Verdauungstraktes möglich. Neuroendokrine Tumore des Magens
(Abb. 1D), welche als knollenartige
Vorwölbungen („Polypen“) in Erscheinung treten, können manchmal im Rahmen einer Magenspiegelung vollständig abgetragen
werden, solange sie eine bestimmte Größe nicht überschreiten und
keine Absiedlung von Tumorzellen
in den angrenzenden Lymphknoten
vorliegt.
Schlüsselloch-Chirurgie bei bestimmten neuroendokrinen Tumoren
der Bauchspeicheldrüse (z.B. Insulinom) wird bisher nur sehr selten
in weltweit wenigen spezialisierten
Zentren durchgeführt. Dabei hat nur
eine geringe Anzahl von Chirurgen
mehr als 20 solcher Eingriffe durchgeführt. Bei diesen ausgewählten
Fällen sind die Ergebnisse hinsichtlich der Komplikationen mit offenen
Bauchschnitten vergleichbar. In jedem dritten bis sechsten der minimal-invasiv begonnenen Eingriffe
muss jedoch zu einem offenen Verfahren gewechselt werden, z.B. da
der Tumor ohne Tastsinn des Chi­
rurgen nicht auffindbar ist.
In anderen Fällen kommt aufgrund
der Lokalisation des Tumors (z.B.
im darmnahen Bereich [„PankreasKopf“] der Bauchspeicheldrüse nahe
an den Gallenwegen) oder bei vermuteter Bösartigkeit, aber auch bei
Vorliegen mehrerer Tumoren (Abb.
1D) ein minimal-invasives Vorgehen
nicht in Frage. Insbesondere bei einer familiären/vererblichen Grunderkrankung wie der Multiplen Endokrinen Neoplasie Typ 1 (MEN1) sollte
die gesamte Bauchspeicheldrüse
und der Zwölffingerdarm („Duodenum“) freigelegt und vom Chirurgen
sorgfältig durchsucht werden, um
nicht kleinere Tumore zu übersehen
(Abb. 4). Zusammenfassend ist somit ein minimal-invasives Vorgehen
Veranstaltungen
Abb. 4:
Insulinome
des Pankreas bei
MEN1
bei NET der Bauchspeicheldrüse
nur für sehr wenige Patienten geeignet, und Langzeitergebnisse der so
operierten Patienten müssen noch
abgewartet werden.
Im Gegensatz zu Hormon-bildenden Tumoren der Bauchspeicheldrüse - wie z.B. dem Insulinom
und Gastrinom - führen nicht-hormon-bildende NET des Pankreas
erst spät zu Symptomen, so dass
die Erkrankung häufig erst in einem
fortgeschrittenen Stadium erkannt
wird. Nicht selten liegen in diesen
Fällen große Tumore vor, die bereits
in benachbarte Organe hineingewachsen sind oder bereits Absiedlungen in die Leber oder in Lymphknoten des Bauchraumes gesetzt
haben (Abb. 1E). Im Gegensatz
zum Pankreaskarzinom - also dem
„normalen“ Krebs der Bauchspeicheldrüse, der von den so genannten exokrinen (verdauungssaft-produzierenden) Zellen ausgeht – ist
selbst bei fortgeschrittenen NET der
Bauchspeicheldrüse eine operative Entfernung des gesamten oder
nahezu gesamten Tumors zumeist
sinnvoll. Diese Eingriffe sind nicht
minimal-invasiv möglich, sondern
stellen ausgedehnte Operationen
dar, welche mehrere Organsysteme
betreffen können.
GEP-NET des Dünndarms, des
Blinddarms und des Dickdarms
werden leider in der Regel recht
spät als Zufallsbefund erkannt, nicht
selten im Rahmen einer NotfallOperation wie bei einem Verdacht
auf Blinddarmentzündung („Appendizitis“) oder auf Darmverschluss.
Obwohl kleine NET des Darms prinzipiell minimal-invasiv entfernt werden könnten, erfolgt dies aufgrund
der vor der Operation unbekannten
Diagnose bzw. der akuten Situation
zumeist nicht.
Bei bösartigen NET wird zunächst
immer angestrebt, nicht nur den
Tumor selbst, sondern auch die
häufig Absiedlungen enthaltenden
umgebenden Lymphknoten sowie
alle einer Operation zugänglichen
Metastasen vollständig zu entfernen. Hierzu zählen insbesondere
Absiedlungen neuroendokriner Tumore in der Leber (siehe zu diesem
Thema auch den Artikel „Behandlungsmöglichkeiten von Lebermetastasen bei NET” S. 24). Dem
Chirurgen sind jedoch aufgrund der
lebenswichtigen Funktion der Leber,
die (im Gegensatz zur Nierenfunktion) nicht künstlich über einen längeren Zeitraum ersetzt werden kann,
natürliche Grenzen gesetzt. Wenn
durch eine Operation nicht ausreichend funktionsfähiges Lebergewebe erhalten werden könnte oder
wenn aus anderen Gründen (Begleiterkrankungen) ein belastender chi­
rurgischer Eingriff nicht möglich ist,
stehen heutzutage alternative Therapien zur Verfügung. Eine gezielte
Zerstörung einzelner Tumorherde
(„lokale Ablation“) in der Leber ist
möglich, z.B. durch Radiofrequenzablation oder Chemoembolisation.
Auch Radio-Nuklidtherapien und
Chemotherapien werden statt oder
ergänzend zur chirurgischen Therapie eingesetzt.
Abschliessend soll betont werden,
dass bei neuroendokrinen Tumoren aufgrund der Komplexität der
Erkrankungsbilder, der Vielzahl an
Therapiemöglichkeiten und der
vielen Umstände, welche bei jedem einzelnen Patienten bedacht
werden müssen, auch der spezialisierte endokrine Chirurg nicht als
Einzelner handelt. Die Beratung des
einzelnen Falles in einem Team von
Spezialisten unterschiedlicher Disziplinen (Endokrinologen, Nuklearmediziner, ggf. Kinderärzte, endokrinspezialisierte Chirurgen, Radiologen, Pathologen, Humangenetiker)
im Rahmen von NET-Konferenzen
sehen wir als einen idealen Weg zur
optimalen Betreuung des betroffenen Patienten.
Prof. Dr. med. Thomas J. Musholt,
Petra B. Musholt
Endokrine Chirurgie
Klinik für Allgemein – und
Abdominalchirurgie
Klinikum der Johannes-GutenbergUniversität Mainz
Langenbeckstrasse 1, 55101 Mainz
Tel.: 06131/17-7179
e-mail: [email protected].
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35
Veranstaltungen
3. Überregionaler Neuroendokriner Tumor-Tag
vom 24.-26. November 2006 in Mainz
Behandlung jenseits der Schulmedizin –
Über alternative und unterstützende Methoden
Der Workshop „Alternative und
unterstützende Behandlungsmethoden”, einer von vieren, fand das
größte Interesse. Herr Professor Dr.
med. Hensen verstand es, die ca.
50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer
mit Humor und Charme für die Thematik zu begeistern.
Erfahrungen
Nach einer kurzen Einführung in
das Thema bat er um Erfahrungsberichte zu alternativen und unterstützenden Behandlungsmethoden.
Es kamen zahlreiche Beiträge zu
folgenden Bereichen:
• Akupunktur
• Blutwäsche
• Entspannungsübungen
• Meditation/Visualisierung
• Ernährung/Nahrungser gänzung
• Fussreflexzonenmassage
•heilpraktische Verfahren und
Naturheilverfahren, z.B. auch nach Kneipp
• Homöopathie
• Hyperthermie
• Reiki
• Misteltherapie
• spirituelles Heilen
• Sport
Dem Placebo auf der Spur
Professor Hensen erläuterte kurz jeweils Konzepte und geschichtliche
Hintergünde einiger weit verbreiteter
alternativer Behandlungsmethoden.
36
Insbesondere am Beispiel der Akupunktur und der Homöopathie
erklärte er wissenschaftliche Erkenntnisse zum Placeboeffekt. Ihm
ist häufig im Rahmen so genannter
randomisierter Doppelblindstudien
auf die Spur zu kommen. Hier wissen weder Patient noch Mediziner,
ob ein Placebo, also ein Scheinmedikament, oder ein wirksames Präparat verabreicht wird. Erfahrungen
zeigen nämlich, dass der Mediziner
den Patienten oft unbewusst beeinflusst, wenn er ihm wissentlich ein
unwirksames Präparat gibt. Hensen
verdeutlichte, dass auch so genannte Placebos unter schulmedizinisch-wissenschaftlichen Gesichtspunkten eine deutliche Wirksamkeit
aufweisen können. Damit wolle er
aber keinesfalls sagen, dass alternative und heilpraktische Verfahren
nicht auch aufgrund der Wirkstoffe
oder Methoden heilsam oder lindernd sein könnten. Bei den meisten Verfahren sei die Wirksamkeit
wissenschaftlich zwar nicht nachgewiesen, sie seien aber sehr wohl
oft hilfreich.
Resümee
Wichtig sei, dass jeder Betroffene
herausfinde, welche Verfahren für
ihn persönlich die Geeignetsten
seien. Jeder könne für sich außerdem ergänzend etwas tun. Dazu
gehören etwa gesunde Ernährung,
Sport und Bewegung, Entspannung, ein regelmäßiger Tagesablauf und das Bemühen, Ordnung in sein Leben zu bringen.
Viele der angesprochenen Verfahren
könnten ergänzend zu schulmedizinischen Behandlungsmethoden
durchaus zur Heilung beitragen.
Das Motto sei dabei: Wer heilt, hat
Recht – was heilsam ist, ist zu befürworten.
Berichterstatter: Heribert Meyer
Veranstaltungen
3. Überregionaler Neuroendokriner Tumor-Tag
vom 24.-26. November 2006 in Mainz
Das breite Spektrum der
NET-Probleme
Zu Beginn des Workshops zeigt
Prof. Musholt einen Diavortrag über
Beispiel-Patienten, die von neuroendokrinen Tumoren (NET) betroffen sind. Dabei zeigt sich, dass viel
Überlegung vor der Operation, viel
Kenntnis für eine optimale Narkose
und Erfahrung in der Weiterbetreuung nach der Operation notwendig
sind. Im Beispiel wird über drei Brüder einer PGL-1 Familie berichtet,
die an NET des Halses, des Brustkorbes und des Bauches operiert
werden mussten. Beim vererbbaren
PGL-1, Paraganglioma-Syndrom
1, entstehen aus Geweben des
vegetativen (also nicht willentlich
beeinflussbaren) Nervensystemes
zumeist gutartige Tumoren an der
Kreuzung der Halsschlagader, an
der Nebenniere und am Grenzstrang, einer Nervenstruktur entlang
der Wirbelsäule. Wie bei vielen NET
ist es insbesondere die Hormonbildung durch die Tumoren, die die
Chirurgen vor schwierige Aufgaben
stellt. Demonstriert wird, dass trotz
aller allgemeinen medizinischen Regeln für jeden Patienten eine individuelle Operationsstrategie entwickelt werden muss.
Durch den Diavortrag neugierig gemacht, fragt eine Workshop-Teilnehmerin nach, welche Tumoren
Hormone bilden und welche Probleme sich daraus ergeben. Prof.
Musholt erläutert, dass insbesondere Tumoren der Nebenniere und
des Grenzstranges Stresshormone
wie Noradrenalin, Adrenalin etc. bilden. Jeder kennt die Wirkung die-
ser Hormone am
eigenen Leibe,
wenn man unter
Stress steht: das
Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt, man bekommt einen
roten Kopf, heiße Wangen und kalte
Hände, leidet an Kopfschmerzen.
Werden Tumoren wie Phäochromozytome nicht vor einer Operation
erkannt und durch Medikamente
die Hormonausschüttung blockiert,
kann es in der Narkose zu nicht beherrschbaren Blutdruckkrisen und
Schlaganfällen kommen.
Nun ist Gelegenheit, den Spezialisten zur eigenen Krankengeschichte
zu befragen. Im Workshop in Mainz
zeigt sich dabei das breite Spektrum an Problemen, mit welchen
sich NET-Patienten konfrontiert
sehen:
Ein junger Mann leidet an einem
NET des Pankreaskopfes, der direkt
an den Dünndarm angrenzende Teil
der Bauchspeicheldrüse, mit Absiedelungen in der Leber. Er hat bereits
Experten-Meinungen eingeholt und
stellt gezielte Fragen: Wann kann
ein Pankreaskopf-Tumor herausgeschält werden und wann muss er
reseziert werden (Entfernung eines
Pankreasteils)? Wie häufig sind
Fistelbildungen? Soll man Absiedlungen eines bösartigen Tumors
(Metastasen) der Leber einzeitig
oder zweizeitig operieren? Prof.
Musholt erläutert, dass Tumorgröße und das Einwachsen in den
Pankreasgang, über den der Ver-
dauungssaft in den Darm abfließt,
oder in angrenzende Organe über
das Ausmaß der Operation bis hin
zur so genannten Whipple-Operation entscheiden. Bei der WhippleOperation wird das Pankreas ganz
oder teilweise entfernt. Je näher
zum Pankreasgang operiert werden
muss, desto höher die Gefahr einer
Fistel, d.h., das aggressive säureähnliche Pankreas-Sekret verdaut
Bauchspeicheldrüsen-Gewebe und
Binde- und Fettgewebe der Umgebung und führt zu Entzündungen
im Bauchraum. In ca. 10-30 % der
Pankreas-Operationen entstehen
Fisteln. Absaugungen (Drainagen)
lassen das Sekret dann nach außen
abfließen. Hier berichtet eine weitere Patientin, dass die nach ihrer
Bauchspeicheldrüsen-Operation
entstandene Fistel nach zwei Wochen abgeheilt war.
Weiterhin erläutert Prof. Musholt,
dass in Fällen von weit verstreuten
Tochtergeschwülsten in der Leber
mindestens 30 % der Leber mit
den entsprechenden versorgenden
Gefäßen zurückbleiben muss. Die
lebenswichtigen Leberfunktionen
wie Blutentgiftung und Aufrechterhaltung der Blutgerinnung können
- anders als bei der Niere – nämlich nicht dauerhaft durch eine Dialyse aufrecht erhalten werden. Da
die Leber jedoch die Fähigkeit zum
„Nachwachsen” besitzt, kann in
Einzelfällen zweizeitig operiert wer37
Veranstaltungen
den, d.h., verbliebene Metastasen
können in einem zweiten Eingriff
nach Monaten entfernt werden.
Eine Patientin mit einem NET des
Dünndarms berichtet, dass sie aus
Furcht vor dauerhaften Durchfällen
bisher vor einer Operation zurückschreckt. Entscheidend ist, so Prof.
Musholt, wie viel Anteile vom Dickdarm während des chirurgischen
Eingriffes mit entfernt werden müssen. Da der Dickdarm dem Darminhalt Flüssigkeit entzieht, kann bei
der Entfernung eines großen Dickdarm-Anteiles diese Funktion nicht
mehr aufrechterhalten werden, und
es kann zu Durchfällen kommen.
Eine weitere Patientin leidet an
einem Insulinom, einem seltenen
Pankreastumor, und Tochtergeschwülsten in der Leber. Sie berichtet über ihren langjährigen
Krankheitsverlauf und fragt, ob sich
Tumor oder Metastasen wieder
„redifferenzieren” können, also erneut beginnen, Insulin zu produzieren. Prof. Musholt antwortet, dass
es bei NET kaum etwas gibt, mit
dem man nicht rechnen muss, aber
dass Tumoren im Zeitverlauf eher
dazu neigen, zu „entdifferenzieren”,
also ihre ursprünglichen, gewebetypischen Eigenschaften wie die
Produktion von Insulin dauerhaft
verlieren.
Nach einem Unfall mit Schlag auf
den Bauch sei zufällig ein Tumor im
Bauchraum bei ihr entdeckt worden, berichtet eine Teilnehmerin.
Die Operation in einem städtischen
Krankenhaus musste wegen starker
Blutungen abgebrochen werden,
der Tumor konnte nicht entfernt
werden. Sie sei mittlerweile eine insulinpflichtige Diabetikerin und habe
Leistungsabfälle nach bestimmten
38
Mahlzeiten. Es entwickelt sich eine
lebhafte Diskussion unter den Patienten, dass eine Portion Glück
dazugehöre, als NET-Patient von
Beginn an in Expertenhand zu gelangen. So ist vielen Hausärzten
nicht bekannt, dass spezialisierte
Zentren zur Verfügung stehen, in
denen Endokrinologen, Radiologen, Nuklearmediziner, Endokrine
Chirurgen etc. betroffene Patienten
gemeinsam betreuen oder dass in
Mainz die deutschlandweit einzige
Professur für Endokrine Chirurgie
eingerichtet ist. Zuletzt schlägt die
Internistin und Laborärztin Frau Dr.
Musholt der Patientin vor, die behandelnde Diabetologin nach neueren Laboruntersuchungen und Behandlungsmethoden zu fragen.
Der nächste Workshop-Teilnehmer
leidet seit vielen Jahren an einem
faustgroßen, unter Interferon zum
Stillstand gekommenen neuroendokrinen Tumor des Beckens mit
Einwachsen in Beckengefäße und
-nerven. Aufgrund der verdrängenden Darmverlegung wurde vor
sieben Jahren ein doppelläufiges
Colostoma (künstlicher Darmausgang) angelegt. Das Problem ist,
dass ca. alle vier Wochen die Bildung von „Kotsteinen” im Enddarm
große Beschwerden verursacht.
Die Frage an Prof. Musholt lautet
deshalb, ob das Colostoma nicht
zurückverlegt werden kann. Aber
solange die Ursache der Darmverlegung nicht behoben werden kann,
ist eine Wiederherstellung der natürlichen Passage nicht sinnvoll. Prof.
Musholt erklärt, dass die „Kotsteine”
durch Absonderung von Schleim
und abgeschilferte Schleimhaut in
den leeren Restdarm entstehen und
rät, mit einem Stomatherapeuten zu
besprechen, ob der Patient nicht
eine regelmäßige Spülung des ab-
führenden Stoma-Schenkels durchführen kann.
Zuletzt berichtet eine MEN2A-Patientin über die Erfahrungen ihrer
Familie mit der genetischen Testung, der chirurgischen Behandlung und der Tumornachsorge ihrer
Familie an der Uniklinik in Mainz.
Bei der Multiplen Endokrinen Neoplasie (MEN2A) handelt es sich um
ein vererbbares Tumorleiden, bei
dem verschiedene neuroendokrine Tumoren auftreten. Die Patientin
war mit einem fortgeschrittenen
Schilddrüsenkrebs aufgefallen. Von
Prof. Musholt waren dann in einer
achtstündigen Operation der Tumor
und sämtliche Lymphknoten des
Halses entfernt worden. Die genetische Testung der Familie zeigte,
dass auch der Sohn und zwei Enkelkinder die MEN2A-Veranlagung
in sich trugen. Dadurch konnte
der bereits bestehende Krebs des
symptomlosen Sohnes operiert
werden. Bei dessen acht bzw. neun
Jahre alten Kindern erfolgte eine so
genannte „prophylaktische” Operation, d.h., die Schilddrüse wurde
entfernt, damit sich erst gar kein
bösartiger Tumor entwickeln kann,
und die fehlenden Schilddrüsenhormone werden durch eine tägliche
Tablette ersetzt. Allerdings zeigte
die feingewebliche Untersuchung,
dass bei dem älteren Jungen bereits ein Krebs bestand, der somit
jetzt geheilt ist. Die Großmutter berichtet nun, dass in ihrer Heimat im
Saarland die zeitnahe Durchführung
der Tumornachsorge-Untersuchung
wegen der fehlenden Spezialisten
für MEN2A ein Problem darstellt.
Die Familie wird daher auch weiterhin in Betreuung bei der Endokrinologie und Endokrinen Chirurgie in
Mainz bleiben.
Dr. Petra B. Musholt
Veranstaltungen
Bericht über die Teilnahme des Netzwerks NeT e.V. an der
51. Jahrestagung der Saarländisch-Pfälzischen Internistengesellschaft
vom 22.-24. Februar 2007 in Neustadt i. d. Pfalz
Renommierter Internisten-Kongress
mit Kardinal Lehmann
Vom 22. bis 24. Februar fand in
Neustadt an der Weinstrasse unter der Präsidentschaft von Prof.
Dr. Weber der Jahreskongress der
Saarländisch-Pfälzischen Internistengesellschaft e.V. (SPIG) statt.
Die Tagung, welche in diesem Jahr
unter dem Motto „Innere Medizin im
Spannungsfeld zwischen Allgemeinmedizin und Spezialisierung“ stand,
hat sich als größter internistischer
Kongress für die Region Saarland
und Rheinland-Pfalz etabliert. Sie
fand bereits zum 51. Mal statt.
Neben zahlreichen internistischen
Fachreferaten und Seminaren bot
der Kongress auch eine wichtige
Plattform für interessierte Angehörige und Patientenselbsthilfegruppen
wie zum Beispiel für das Netzwerk
NeT e.V.. Es war mit einem eigenen
Stand auf der gesamten dreitägigen
Veranstaltung anwesend. Nur durch
den selbstlosen und unermüdlichen
Einsatz der Netzwerk-Mitarbeiter,
Frau Ingeborg Schäfer und Herr Prof. Weber
am Stand des Netzwerks NeT.
Zusammen mit ihrem Ehemann beantwortete Frau Schäfer allen Interessierten
ihre Fragen und stand sowohl Ärzten als
auch Patienten mit Rat und Tat sowie
Informationsmaterial zur Verfügung.
oft auch trotz der eigenen gesundheitlichen Beschwerden, gelingt es
so, wertvolle Kontakte zu knüpfen.
Auch kann so die Aufmerksamkeit
bei den ärztlichen Kollegen aus der
Klinik und Praxis für das Netzwerk
und diese seltenen und immer noch
oft übersehenen Erkrankungen
geweckt werden. Dieser Einsatz,
letztendlich stellvertretend für alle
Patienten mit neuroendokrinen Tumorerkrankungen, ist nicht hoch
genug zu bewerten.
begleitung. Als Hauptredner referierte der Bischof von Mainz
und Vorsitzender der Deutschen
Bischofskonferenz Karl Kardinal
Lehmann zu moraltheologischen
Überlegungen zur Leidminderung
und Lebensverlängerung in der
modernen Medizin. Ausführliche
Informationen zum Vortrag von
Kardinal Lehmann können bei
Interesse unter der unten angegebenen Kontaktadresse angefordert
werden.
„Als Tagungspräsident war es mir
ein besonderes Anliegen auf diesem
Kongress auch auf die Probleme
von Patienten, Angehörigen und
behandelnden Ärzten im Umgang
mit schwerst- und
todkranken Menschen aufmerksam
zu machen und
neue fachübergreifende Wege in diesem Grenzbereich
der Medizin aufzuzeigen“ so Prof.
Karl Kardinal Lehmann bei seinem viel beachteten Plenarvortrag
Weber. Ein be- „Der Mensch in Leid und Leiden” auf dem Eröffnungssymposium
sonderer Schwer- der Saarländisch-Pfälzischen Internistentagung.
punkt auf der diesjährigen Tagung war daher auch
Dr. med. Christian Fottner
das Vorsymposium zum Thema der
Schwerpunkt Endokrinologie und
Palliativmedizin (lindernde Medizin).
Stoffwechselerkrankungen,
In dieser sehr prominent besetzten
I. Medizinische Klinik und Poliklinik
Veranstaltung sprach neben Vertre- Klinikum der Johannes-Gutenbergtern von Hospiz- und PalliativmeUniversität Mainz
dizin auch der Vorsitzende Richter Langenbeckstrasse 1, 55101 Mainz
am Bundesgerichtshof a. D. Herr
Tel.: 06131/17-7260
Kutzer über rechtliche Aspekte der e-mail:[email protected].
Patientenautonomie und Sterbeuni-mainz.de
39
Erfahrungsberichte
Eine Transarterielle Chemoembolisation –
Erlebnisbericht eines Patienten
Diagnose und medikamentöse
Behandlung
Im April 1996 wurde bei mir anlässlich einer Darmoperation ein neuroendokriner Tumor diagnostiziert. Bei
einer anschließenden Untersuchung
der Leber sind zwei etwa 1,2 cm
große Metastasen festgestellt worden. Inzwischen sind einige weitere
Metastasen entstanden, und die
Größte ist, trotz Behandlung mit
Sandostatin, auf etwa 4 cm Durchmesser angewachsen.
Zunächst wurde versucht, das weitere Wachstum der Metastasen mit
Interferon zu bremsen. Doch waren
die Nebenwirkungen dieses Medikamentes bei mir so ausgeprägt,
dass ich es nach einem halben Jahr
absetzen musste.
Danach sollte eine Yttrium DOTATOC-Therapie durchgeführt werden.
Nach einer ambulanten Untersuchung in der Zentralklinik Bad Berka bekam ich den Bescheid, dass
diese Therapie bei mir nicht möglich
ist. Das Somatostatin-Analogon,
welches das radioaktive Ittrium-Isotop zu den Metastasen transportieren soll, dockt an den Tumorzellen
nicht ausreichend intensiv an.
Um die Tumormasse in der Leber zu
reduzieren, wurde mir danach eine
„Transarterielle Chemoembolisation“ (TACE) empfohlen. Bei diesem
Verfahren wird von der Leiste aus
ein Katheter durch die Arterie bis in
die Leber und dort möglichst nahe
an die zu behandelnde Metastase
eingeführt. Dann wird durch diesen
ein Zellgift eingespritzt und diese
Arterie danach verschlossen. Da
die Metastasen in der Leber zu fast
40
100 % über die Arterie versorgt
werden, und das gesunde Lebergewebe nur zu 25 % (die übrige Versorgung des gesunden Gewebes
erfolgt über die Pfortader), sammelt
sich das Zellgift vorwiegend in den
Metastasen. Zusätzlich wird durch
die verschlossene Arterie die weitere Versorgung der Metastasen mit
Sauerstoff und Nährstoffen behindert.
Ende September 2006 fand dann
ein Vorgespräch bei Prof. Dr. Uder
in der Radiologie der Uniklinik Erlangen statt. Zur Vorbereitung darauf
habe ich den Beitrag von Prof. Dr.
Wagner in der GlandulaNeT 7/2006
(Seite 39) gelesen. Er beschreibt
dort nicht nur die Therapie TACE,
sondern auch die „selektive interne
Radiotherapie“ (SIRT). Auch bei dieser Therapie wird ein Katheter über
die Arterie bis zur Leber eingeführt,
dann aber ein radioaktiver Strahler
(Yttrium-90) eingespritzt, der das
Tumorgewebe zerstören soll.
Von beiden Therapien sind in dem
Beitrag von Prof. Dr. Wagner Bilder
einer Leber jeweils vor und nach
der Behandlung zu sehen. Vor der
Behandlung waren in beiden Bildern der Leber etwa gleich viel und
gleich große Metastasen zu erkennen. Nach einer TACE-Behandlung
war eine Metastase weniger vorhanden. Um weiter Metastasen zu
behandeln sind dann mehrere Sitzungen notwendig.
In der nach dem SIRT-Verfahren
behandelten Leber sind nach einer
Therapie keine Metastasen mehr zu
erkennen.
Die Aussicht, nach einer Behandlung von allen Metastasen in meiner
Leber befreit zu sein, hat mich dazu
bewogen, auch die SIRT-Therapie
in Erwägung zu ziehen. Leider hat
Herr Prof. Dr. Wagner im Anschluss
an seinen Vortrag in der ­ Glandula
NeT nur erwähnt, dass Komplikationen und Nebenwirkungen auftreten können, ohne zu konkretisieren.
Da die Yttrium DOTATOC-Therapie
nach den Ergebnissen der Untersuchungen in Bad Berka für mich
nicht durchführbar war, SIRT aber
dasselbe Isotop Yttrium-90 als
Strahler verwendet, fragte ich bei
dem Vorgespräch Herrn Prof. Dr.
Uder nach den Komplikationen und
Nebenwirkungen dieser Therapie.
Danach vereinbarten wir einen Termin für eine TACE-Behandlung.
Im Krankenhaus
Am 11.10.06 meldete ich mich
pünktlich um 9 Uhr auf der Station
Henning im nichtoperativen Zentrum der Universitätsklinik in Erlangen. Da noch kein geeignetes
Bett für mich frei war, hatte ich Zeit,
den Speisezettel zu lesen. Cordon
bleu und fränkischer Schweinebraten waren als die nächsten beiden Mittagsmahlzeiten angekündigt.
Kurz vor 12 kamen auch die Wagen
aus der Küche auf der Station an
und mit ihnen der Duft von Cordon
bleu. Gleichzeitig sprach mich eine
Schwester an und sagte mir, jetzt
sei wenigstens vorübergehend ein
Bett und ein Zimmer frei. Ich holte
meinen Koffer und sie zeigte mir
den Weg. Im Zimmer angekommen
bat sie mich um meinen linken Arm.
Nicht mal fünf Minuten später saß
Erfahrungsberichte
ich mit einem Stück dünnen Stoff
bekleidet, in den zwei Löcher für
die Arme geschnitten waren, und
der am Rücken mit drei angenähten
Stoffstücken zusammengebunden
war, am Bettenrand und vor mir
ein fahrbares Gestell, an dem eine
Wasserflasche und ein Plastiksack
hingen, die über einen Schlauch mit
einem Zugang im Arm verbunden
waren. Da wurde mir langsam klar,
dass es an diesem Tag für mich
kein Cordon bleu mehr gibt.
Die ganzen beiden Tage vergingen
ähnlich turbulent und endeten damit, dass ich nach der Entlassung
am zweiten Tag abends gegen
19 Uhr nochmals beim Pförtner
nach meiner fehlenden linken Sandale fragte. Sie war auf dem Rücktransport vom Bettenhaus zum
nichtoperativen Zentrum unbemerkt
vom Wagen gefallen. Der unbekannte Finder hat sie kurz vorher
beim Pförtner abgegeben. Damit
hatte ich wieder alles, was ich am
Tage vorher mitgebracht hatte.
Grund für manche Überraschungen
war, dass ich bei dem Vorgespräch
bei Prof. Dr. Uder nicht abgewartet habe, bis er mir den Ablauf des
Eingriffes vollständig erklärt hat.
Nachdem ich die Therapie SIRT ins
Gespräch brachte, wurde nur noch
über die beiden Therapien gesprochen. Deswegen erfuhr ich nicht,
dass der Patient nach dem Eingriff
24 Stunden lang weder im Bett sitzen noch vom Bett aufstehen darf.
Auch ein Patient, der kurz vorher
die gleiche Therapie mitgemacht
hat, und den ich nach seinen Erlebnissen gefragt habe, hat mich
darüber nicht aufgeklärt. Ich habe
mir vorgenommen, bei solchen Gesprächen in Zukunft erst dann Fragen zu stellen, wenn ich dazu aufgefordert werde.
Gegen 16 Uhr sollte ich in die Interventionelle Radiologie kommen.
Vorher musste ich alles, was nicht
fest am Köper angewachsen war,
ablegen. Daher sind auch alle folgenden Zeitangaben nur geschätzt.
Ein Arzt in der Ausbildung hat mich
begleitet. Dort angekommen erfuhren wir, dass noch mindestens
eine Stunde vergehen wird, bis
meine Therapie beginnen kann. Wir
nutzten die Zeit, um die Eingangsuntersuchung nachzuholen. Allerdings waren einige Untersuchungen
nicht möglich, da wir im Flur auf
zwei Stühlen warteten.
Etwa um 17 Uhr wurden wir in den
Behandlungsraum gerufen. Dort
wartete bereits das Team, bestehend aus Prof. Dr. Uder, einem Oberarzt und einer Assistentin auf uns.
Ich durfte mich auf eine Liege legen.
Danach wurde die vorgesehene Zugangsstelle zur Arterie rasiert, desinfiziert und vermutlich ein Schmerzmittel injiziert. Nachdem ich beim
Versuch, die Arterie anzuschneiden
einen leichten Schmerz gespürt und
offensichtlich leicht gezuckt habe,
wurde nochmals ein vermutlich etwas stärkeres Schmerzmittel gespritzt. Danach habe ich während
der gesamten Behandlungsdauer
keinerlei Schmerzen mehr gespürt.
In den ersten Teil der Arterie wird,
wohl zur Schonung, ein dünner
Plastikschlauch eingeführt. Beim
Einführen des Katheters spürt man
manchmal ein leichtes Kribbeln.
Unter Sichtkontrolle wird der Katheter möglichst nahe an die zu behandelnde Metastase vorgeschoben. In
meinem Fall scheint er die Metastase gut erreicht zu haben, jedenfalls
meine ich einmal gehört zu haben,
ich wäre der ideale Patient für diese
Therapie.
Im Anschluss an das Einspritzen
des Zellgiftes wird die Arterie ver-
schlossen. Als Patient fühlt man
dabei lediglich den Temperaturunterschied zwischen der Körpertemperatur und der Temperatur der eingespritzten Flüssigkeit, ähnlich wie
beim CT, wenn das Kontrastmittel
eingespritzt wird.
Danach wird der Katheter und der
Plastikschlauch aus der Arterie entfernt, die Schnittstelle, ähnlich wie
nach dem Ziehen der Nadel nach
einer Blutentnahme, jedoch mindestens 10 Minuten lang abgedrückt
und schließlich ein Druckverband
angelegt. Dann wurde ich noch von
der Liege in ein Krankenbett gehoben und auf dem Flur abgestellt.
Der mich begleitende Arzt bestellte noch den Transport zur Station
Henning und bat die Nachtschwester, auch hin und wieder nach mir zu
schauen. Auf der Uhr im Flur war es
inzwischen 18:30 Uhr. Nach einer
guten Stunde kam der Transportdienst und brachte mich zur Station
zurück. Gegen Mitternacht wachte
ich einmal wegen Bauchschmerzen
auf. Da ich nach einer Stunde noch
nicht wieder eingeschlafen war, ließ
ich mir ein Schmerzmittel geben
und schlief dann bis zum Morgen
durch.
Abgesehen davon, dass ich nicht
aufstehen durfte, ging es mir gut.
Am Nachmittag kamen zwei Krankenschwestern und wollten den
Druckverband entfernen. Dazu
musste die Binde immer wieder unter meinem Rücken auf die andere
Seite durchgegeben werden. Um
dies den Krankenschwestern zu
erleichtern machte ich eine Brücke,
so dass ich nur noch mit der Schulter und den Fersen auf der Matratze
lag. Doch ich hatte die Länge der
Binde unterschätzt. Nach kurzer
Zeit hatte ich starke Schmerzen in
den Beinen, die mit jeder Sekunde, die ich in dieser Stellung wei41
Erfahrungsberichte
ter verharren wollte, schnell größer
wurden. Kurz nachdem die Binde
entfernt war und ich mich von der
Anstrengung erholen wollte, wurde mir plötzlich sehr übel und ich
war froh, dass ich das Cordon bleu
nicht essen durfte. Bevor die beiden
Schwestern aus dem Zimmer gingen. sagten sie noch zu mir, dass
sie noch nicht wüssten, wann die
CT gemacht werden könne. In diesem Augenblick dachte ich an das
Kontrastmittel, und mein Magen
fing jetzt an zu rotieren Noch nie
hatte ich Probleme damit, das Kontrastmittel in der vorgegebenen Zeit
zu trinken. Aber allein der Gedanke
daran, dass ich das jetzt trinken
müsste, gab mir den Rest.
Zum Glück redete niemand mehr
von der CT. Nach einer kurzen Untersuchung erhielt ich die Erlaubnis,
noch am selben Abend abreisen zu
dürfen.
42
Resümee
An dieser Stelle möchte ich mich
ganz herzlich bei Prof. Dr. Uder und
seinem Team bedanken. Ich muss
zugeben, dass ich zu Beginn der
Behandlung schon etwas nervös
war. Aber die ruhige und sachliche
Art miteinander zu reden, miteinander die bessere von zwei möglichen
Lösungen zu finden und ohne Hektik und trotzdem zügig zum Ziel zu
gelangen hat viel dazu beigetragen, dass meine Nervosität bald
dem Gefühl weichen musste, bei
ihm und seinem Team in guten und
kompetenten Händen zu sein.
Nach zwei Tagen waren auch die
letzten Nachwirkungen des Klinik­
aufenthaltes überwunden. Nun hatte ich das Gefühl, als wäre ich zwei
Jahre jünger geworden. Ich hatte
wieder Lust Dinge zu tun, die ich im
Laufe der letzten Jahre aufgegeben
hatte. Und bis heute ist dieser Zustand so erfreulich geblieben.
H.-D. Allmendinger
Erfahrungsberichte
Mit etwas Glück optimaler Verlauf - Leben 20 Jahre
nach Operation eines neuroendokrinen Tumors
Nicht immer müssen zunächst erlebte Negativerfahrungen den Gesamtverlauf einer Krankheit prägen. In der GlandulaNeT Nr. 3/2002 (S. 13)
schilderte Bernhard Zach seinen Krankheitsverlauf. Er erlebte so manche
Fehler, Rückschläge und Enttäuschungen. Doch heute kommt er zu einem
überraschend positiven Fazit ...
Beginn der Stabilisierung
In der GlandulaNeT 3/2002 wurde
mein Krankheitsverlauf bereits vorgestellt.
Der Bericht endete damit, dass ich
mich einer fünften Yttrium-DOTATOC-Sitzung, einer mit radioaktiver
Substanz arbeitenden Therapie,
unterziehen werde. Die weitere Entwicklung schien noch ungewiss.
Nun ist glücklicherweise festzustellen, dass der Verlauf seit dieser Behandlung durchaus positiv war. Die
fünfte Radionuklidtherapie habe ich
gut vertragen. Die kritischen Blutwerte liegen noch alle im Normbereich.
Seit 2001 wurden keine neuen Herde bzw. kein Wachstum bei den bekannten Herden festgestellt.
„Optimal gelaufen“
2002 stand mein Bericht unter der
Überschrift „Manches hätte besser
laufen können“.
Heute, im Rückblick auf 20 Jahre
Leben mit bekanntem NET, möchte
ich den Verlauf meiner Krankheit
eher so beschreiben:
„Durch Glück und Zufall ist alles optimal gelaufen.“
Soweit ich informiert bin, gibt es nur
wenige Patienten, die sich 20 Jahre nach einer NET- Operation der
Lunge bzw. 13 Jahre nach einer
Rezidivoperation (Operation eines
Rückfalls) über eine recht zufriedenstellende Lebensqualität freuen
können.
Im Rückblick sind die Jahre seit
1994 durchaus positiv verlaufen,
obwohl die Prognose nach der letzten Operation gar nicht gut aussah.
Glück bei der Ärztewahl
Ich glaube, dass ich das vor allem
dem Fortschritt der modernen Medizin zu verdanken habe. Bei mir
war allerdings insofern etwas Glück
im Spiel, dass ich gerade zu diesen
Ärzten gekommen bin, die diese
neuen Therapiemöglichkeiten kannten.
Ich möchte mich auch an dieser
Stelle recht herzlich bei allen Ärzten
bedanken, die mir zu noch recht
guter Lebensqualität verholfen haben.
Meiner Ansicht nach waren dabei
folgende Ärzte von entscheidender
Bedeutung:
• Ein Glücksfall war sicher, dass
das Rezidiv von einem hervorragenden Chirurgen operiert wurde, der die ausgedehnten Metastasen in einer Sitzung weitestgehend beseitigen konnte. Die
Operation wurde in der Thoraxchirurgischen Klinik in Wangen
im Allgäu von Chefarzt Dr. Holdt
durchgeführt.
• Nur durch Zufall bin ich zu Prof.
Dr. Eilles am Klinikum der Universität Regensburg (Abteilung für
Nuklearmedizin) gekommen, der
mir schon 1998 die Radionuklidtherapie in Basel vermittelte.
Diese Therapie war wohl damals
nur wenigen Ärzten bekannt.
Sie war erfolgreich und zeigt in
meinem Fall bisher keine negativen Nebenwirkungen.
• Ein weiterer Zufall bzw. Glücksfall
war auch, dass ich in Basel von
einem Arzt die Adresse von Privat-Dozentin Dr. med. Marianne
Pavel bekommen habe.
Ich kann hierzu nur die Erfahrungen des Leserbriefs (Glandula 8-06, G. M.) bestärken,
dass Frau PD Dr. Pavel durch ihr
umfassendes Wissen und auch
durch ihren enormen Einsatz den
NeT-Patienten eine sehr große
Hilfe ist.
• Eine wichtige Rolle spielte natürlich auch mein Hausarzt, Dr.
Schneider, der mit den anderen
Ärzten sehr gut kooperiert. Dadurch sind mir oft weite Fahrten,
etwa zur Bestimmung von Laborwerten, erspart geblieben.
Gründung einer Regionalgruppe
geplant
In Bezug auf meine Krankheitsgeschichte, kann ich mich dem
Leserbriefschreiber G. M. nur anschließen: Ich habe allen Grund
zur Dankbarkeit. Deshalb habe ich
mich auch entschlossen, eine Regionalgruppe „Bayrischer Wald“ in
43
Erfahrungsberichte
Regensburg zu gründen (siehe Hinweis in der Ausgabe 8/06 der GlandulaNeT). Ich möchte damit meine
doch schon recht lange Erfahrung
als NeT-Patient anderen Betroffenen
zukommen lassen.
Erfreulicherweise hat sich auch für
diese Gruppe ein Spezialist auf diesem Gebiet, Dr. Philipp Hahn (Uniklinik Regensburg), bereit erklärt,
uns zu unterstützen.
Durch diese Art von Selbsthilfegruppen, wie sie beim Netzwerk üblich
sind, können Betroffene nicht nur
Erfahrungen austauschen, sondern
sie werden auch stets auf dem neuesten Stand über Diagnose- und
Therapiemöglichkeiten gehalten.
Sicher hat nicht jeder Patient so viel
Glück und vielleicht auch nicht so
viel Zeit, dass er durch Zufälle an
die richtigen Stellen gelangt.
Bernhard Zach
Regionalgruppe Regensburg
Bitte geänderte Tel.-Nr. beachten:
09941- 60 65 14
44
Liebe Leserinnen und Leser,
damit wir Ihren Brief oder Beitrag in der nächsten GlandulaNeT
abdrucken können, beachten Sie bitte:
Redaktionsschluss für Ausgabe 10/2008
ist der 15. Februar 2008
Impressum:
GLANDULANeT ist die Mitgliederzeitschrift der bundesweiten Selbsthilfe-Organisation „Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT) e.V.“, Sitz
Erlangen. Die Zeitschrift erscheint zweimal jährlich. Internet-Adresse: http://www.karzinoid.info oder http://www.neuroendokrine-tumoren.de
Herausgeberin: PD Dr. med. M. Pavel, Leiterin des Schwerpunkts Neuroendokrine Tumore der Med. Klinik mit S. Hepatologie und
Gastroenterologie, Interdisziplinäres Stoffwechselzentrum, Augustenburgerplatz 1, 13353 Berlin,
Email: [email protected]
Redaktion: Christian Schulze Kalthoff, Weintraubengasse 10, 90403 Nürnberg ([email protected])
Fotos: privat
Layout und Gestaltung: Klaus Dursch, Fürth
Druck: Druckerei Raum, Oberasbach
Redaktionsanschrift: Redaktion GLANDULANeT, Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT) e.V., Waldstraße 34, 91054 Erlangen,
Tel. 09131/815046, Fax 09131/815047, E-Mail: [email protected]
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anhand der Beipackzettel verwendeter Präparate und ggf. auch durch Hinzuziehung eines Spezialisten überprüfen und ggf. korrigieren. Jede
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wieder.
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