Technik ■ BAUERNBLATT l 7. Juli 2012 dere an regionalen Lebensmitteln? Zum einen sind hier die Auflagen zum Anbau wesentlich strenger als in Südamerika, Afrika. Dort werden andere Pflanzenschutzmittel eingesetzt, Kontrollen sind weniger streng. Damit dann die empfindliche Ware unbeschadet bei uns landet, wird sie entweder unreif geerntet und/oder stabilisiert. Natürlich schmeckt sie dann anders. Das bestätigt jeder Weitgereiste, der vom Geschmack der Ananas, Mango, Bananen in ihrem Ursprungsland schwärmt. Genauso ist es mit den Lebensmitteln, die bei uns ihren Ur- sprung haben. Von denen schwärmt jeder, der sie kennt. Es ist auch durchaus reizvoll, teilzuhaben an dem, was der Landwirt aus dem eigenen Dorf produziert, oder das zu essen, was man bei den Fahrradtouren auf den Feldern und in Gärten wachsen sehen kann. Es kann die Beziehung zur Heimat stärken, wenn man ausprobiert, was und wie schon die Großeltern gekocht haben. Je mehr man sich einer Region verbunden fühlt, desto besser schmecken deren Früchte. Noch ein wenig zaghaft, aber auf einigen Märkten feststellbar, ist zu verneh- Schleswig-holsteinische Johannis- und Stachelbeeren. men und zu erleben, dass mit Hingabe ausgesucht und eingekauft wird. Hier zeigt sich aber auch, wie viele Menschen den Umgang mit frischen Lebensmitteln mittlerweile verlernt haben. „Muss man Bohnen fädeln, junge Kartoffeln schälen, und was wird beim Rhabarber abgeschnitten?“, sind nur einige Beispiele von Fragen. Saisonale, regionale Lebensmittel sind schon jetzt ein Trend. Jedoch müsste es gelingen, noch mehr Menschen neugierig zu machen auf das Heimische, sie zum Probieren zu bewegen, ihnen aber auch die Sorge zu nehmen, dass Kochen nur kompliziert und zeitaufwendig ist. Die Spargelzeit ist leider vorbei, aber die neuen Kartoffeln sind da. Goldgelb, nur mit etwas Butter und Salz . . . ein Gedicht! Grüne Bohnen frisch vom Feld, nur sanft gedünstet, schmecken unvergleichlich. Der Sommer mit dem üppigen Angebot leckerster Feldfrüchte beginnt erst – es ist die Zeit, Snüsch zu kochen. Gerhild Liehmann-Kress Landwirtschaftskammer Tel.: 0 46 71-91 34-15 [email protected] Wochenmarktstand im Juni. Fotos: Gerhild Liehmann-Kress Änderung der Landesbauordnung erleichtert landwirtschaftliche Hallenbauten Grenzen der Prüfstatikfreiheit beachten DerBauvonMaschinen-undLagerhallen sowie von Hallen für die Rinderhaltung erfordert trotz guter Planung erhebliche finanzielle Aufwendungen. Baurechtliche Auflagen entscheiden ebenso wie Ausstattung und Konstruktion über die Gesamtkosten. Eine durchdachte Planung ist Voraussetzung dafür, Kosten und Nutzung in Einklang zu bringen. Mit der Novellierung der Landesbauordnung (LBO) im Jahre 2009 wurde auch die Bauvorlagenverordnung geändert. Seitdem wird die Frage, ob die Statik einer Halle im Rahmen einer kostenpflichtigen Prüfstatik überprüft werden muss, nicht mehr über festgelegte Größenklassen beantwortet, sondern nach Beurteilung des Schwierig- keitsgrades. Aus der Beantwortung der acht Fragen des sogenannten Kriterienkataloges (Anlage 2), der vom Architekten oder bauvorlagenberechtigten Ingenieur ausgefüllt werden muss, ergibt sich, ob seitens der Bauaufsichtsbehörde eine Prüfstatik gefordert wird oder nicht. Seit ihrer Einführung führt die Auswertung der acht Beurteilungskriterien in der Anlage 2 unabhängig von der Hallengröße jedoch fast durchgehend zur Notwendigkeit des Auftrages an einen Prüfingenieur. In einem vom Innenministerium eingerichteten Arbeitskreis, in dem neben dem Innenministerium, den unteren Bauaufsichtsbehörden, der Architektenkammer, dem Verband der Prüfingenieure auch der Bauernverband, die Handwerkskammer, der Baugewerbeverband, das Landwirt- schaftsministerium und die LandDiese Änderung gilt ausdrücklich wirtschaftskammer vertreten sind, und ausschließlich nur für zukünfwurde nun eine Lockerung für klei- tige Bauvorhaben. Ältere bereits nere Hallenbauten erörtert. genehmigte, errichtete oder im Genehmigungsverfahren befindliche Seit dem 1. Juni 2012 wird unter Bauvorhaben kommen nicht in den folgenden Bedingungen künftig Genuss dieser Vereinfachung. Arauf die Anfertigung einer Prüfstatik chitekten und bauvorlagenberechverzichtet: tigte Ingenieure sollten ab sofort ● Das Bauvorhaben ist frei stehend die neuen Vordrucke der Anlage 2 (Kriterienkatalog) verwenden. Dieund eingeschossig, ● es wird landwirtschaftlich oder se liegen bei den zuständigen Baugenehmigungsbehörden vor. forstwirtschaftlich genutzt, ● Aufenthaltsräume und regelmäßiger Personenverkehr sind nicht Die Bedingungen vorgesehen, im Einzelnen ● die Firsthöhe beträgt maximal 7,50 m Mit der Verwendung des Begrif● bei einer Spannweite von höchs- fes „frei stehend“ ist die Forderung verbunden, dass die jeweils erfortens 12 m und ● einer maximalen Grundfläche derlichen Abstandsflächen eingehalten werden müssen. Damit sind von 800 m². 41 42 Technik Abbildung 1: Geschlossene Satteldachhallen sind vielseitig nutzbar BAUERNBLATT l 7. Juli 2012 ■ (Kriterienkatalog) zur Bauvorlagenverordnung (BauVorlVO) die Anfertigung einer Prüfstatik erforderlich. Seit Änderung des Punktes 4 zum 1. Juni 2012 ist unverständlicherweise der bisher kaum beachtete Punkt 6 des Kriterienkataloges in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt worden. Eine Veranlassung für eine andere Beurteilung als in der Vergangenheit ist jedoch nicht zu erkennen. Es bleibt daher zu hoffen, dass es hinsichtlich dieser Fragestellung seitens der oberen Bauaufsicht kurzfristig eine klärende Aussage gibt. Planung von Durchfahrten und Lagerraum nik errichtet werden, gilt die Freistel- haus, auch wenn dort täglich zweilung nur, wenn das Ausmaß von Kel- oder gar dreimal über mehrere Stunler- oder Obergeschoss maximal den gearbeitet wird, keine Pflicht 75 % der Grundfläche des Erdge- zur Prüfstatik zu begründen. schosses beträgt. Damit sind auch Befürchtungen, dass Stallgebäude Offene Fragen – mit Güllekellern oder -kanälen zweiKlärung erhofft geschossig sein könnten, zweifelsfrei ausgeräumt. Die Erleichterung In den vergangenen Wochen sind gilt daher ohne Zweifel auch für die Diskussionen über den angeblich üblichen Stallgebäude mit Güllekel- notwendigen Stabilitätsnachweis lern oder -kanälen. Ebenfalls unbe- (Biegedrillknicknachweis) bei Stahlgründet sind Bedenken hinsichtlich hallen und bei Hallen mit eingedes Personenverkehrs. Die Versor- spannten Stützen entflammt. Sollte Vereinfachungen gung und Kontrolle von Tieren fällt die Notwendigkeit dieses Nachweiauch für Stallgebäude nicht unter diese Einschränkung. Da- ses bestätigt werden, wird nach Nach dem Wortgebrauch im Bau- her ist zum Beispiel für ein Melk- dem jetzigen Wortlaut der Anlage 2 recht verfügen eingeschossige Gebäude lediglich über ein Vollge- Tabelle 1: Grenzen für eine Prüfbefreiung landwirtschaftlicher schoss. Hinzu kommen beispielswei- Hallenbauten se noch ein ausgebautes DachgePultdachhalle Satteldachhalle schoss oder ein Keller. Angerechnet einfach erweitert einfach erweitert werden Geschossflächen nur, wenn Breite (m) m 12,24 18,24 12,24 24,24 eine Raumhöhe von 2,30 m übermax. Grundfläche (m²) m² 800 800 800 800 schritten wird. Die Höhe der Gem 65,36 43,86 65,36 33,00 schosse wird von der Oberkante des Länge (m) Fußbodens bis zur Oberkante des Binderfelder Stk. 11 8 11 6 Fußbodens der darüberliegenden Binderabstand m 5,9 5,5 5,9 5,5 Decke gemessen. Wenn also Keller Gesamthöhe m 7,5 7,5 7,5 7,5 zur Unterbringung von Melktechnik Dachneigung ° 15 12 15 15 (Subway-Melkstand) oder ObergeTraufhöhe m 4,01 3,48 5,00 4,19 schosse zur Aufstellung der PC-TechÜberlegungen, aus zwei nur konstruktiv verbundenen Pultdachhallen mit je 800 m² eine prüfstatikfreie Satteldachhalle oder auch Hallen mit Sägezahndächern (Sheddach) mit 1.600 m² zu verwirklichen, ausgeschlossen. Anbauten, auch wenn sie mit vorhandenen Baukörpern statisch nicht verbunden sind, kommen nicht in den Genuss der Freistellung von der Prüfstatikpflicht. Sinnvoll ist die Erschließung einer Lager- und Maschinenhalle über die Längsseiten. So kann die vorhandene Stellfläche mit wenig außen liegenden Rangierflächen gut genutzt werden. Oftmals werden Hallen auch mit einer Querdurchfahrt innerhalb eines Binderfeldes erstellt, sodass die Möglichkeit des Durchfahrens gegeben ist. In Verbindung mit einem hohen Nutzungsanteil für Anhängerbetrieb erweist sich dies als sinnvoll. Erforderlich ist stets eine individuelle Betrachtung der betriebsspezifischen Anforderungen. Der Flächenbedarf einer Lagerund Maschinenhalle sollte nicht allein auf Grundlage der notwendigen Lagerflächen für Erntevorräte und Betriebsmittel und des vorhandenen Maschinenparks geplant werden. Auch die notwendigen Sicherheitsabstände sind zu erfassen. Zu Hallenbauteilen wie Wänden oder Stützen müssen ausreichende Abstände eingeplant werden. Als Richtwert hinsichtlich der Funktions- und Rangierflächen bei landwirtschaftlichen Maschinen können an jeder Seite in Länge und Breite 0,80 m bis 1,20 m zur Nettofläche hinzugerechnet werden. Je nach Größe und Breite der Halle sind Rangierflächen und eventuell Durchfahrten zu berücksichtigen. Damit die Baukosten nicht ins Unermessliche steigen, ist es sinnvoll, sich über die jahreszeitliche Nutzung der Maschinen Gedanken zu machen. Ein gleichzeitiger Zugriff auf alle Geräte ist nur in den wenigsten Fällen notwendig. Maschinen, die nicht benötigt werden, können in der „zweiten Reihe“ platziert werden. Es wird zwar ein gelegentliches Umstellen erforderlich, der Bedarf an Rangierfläche innerhalb der Halle reduziert sich jedoch erheblich. Technik ■ BAUERNBLATT l 7. Juli 2012 Bewährte Konstruktionsarten Der „PV-Boom“ in den vergangenen Jahren hat vielerorts dazu geführt, dass fast ausschließlich Pultdachhallen errichtet wurden. Dabei sind Satteldachhallen aus kostenmäßiger Sicht durchaus konkurrenzfähig. Unter Berücksichtigung der Pflicht zur Prüfstatik bei Spannweiten über 12 m, Gebäudehöhen über 7,50 m und Grundflächen über 800 m² werden im Folgenden Hallenmodelle vorgestellt, die die genannten Grenzen einhalten und für viele Betriebe gute Nutzungsmöglichkeiten bei überschaubarem Kostenauswand bieten. Satteldachhallen: Stützabstand beachten Auch Satteldachhallen bieten die Möglichkeit, die Nutzflächen über die Traufseiten zu erschließen. Bei schmalen Hallen bis 12 m Breite (Abbildung 1) errechnet sich ein gutes Verhältnis von Grundfläche zu nutzbarer Fläche, wenn die Rangierflächen außerhalb liegen. Geeignet sind solche Hallen als Maschinenstellfläche und/oder als Komponentenhalle für Rindviehbetriebe. Bei Ausnutzung der maximalen Gesamtgrundfläche von 800 m² ergibt sich allerdings eine Hallenlänge von zirka 65 m (Tabelle Bei einer Spannweite unter 12 m, einer Firsthöhe von unter 7,50 m und einer Gesamtfläche von unter 800 m² sind landwirtschaftliche Hallenbauten bei Berücksichtigung der weiteren Auflagen prüfbefreit. Foto: Uwe Weddige 1). Diese ungünstige Kubatur hat einen unverhältnismäßig großen Aufwand für die Erstellung der Umschließungswände zur Folge. Daher sind die Grenzen einer sinnvollen Gebäudelänge für diesen Hallentyp bei zirka 30 m zu sehen. Wesentlich mehr Platz bietet die erweiterte Form der Satteldachhalle mit zusätzlichen Stützen auf halber Länge zwischen First und Traufe. Dieser Typ ist eine preiswerte Alternative zur freitragendenden Halle. Zu beachten ist allerdings, dass der Stützenabstand nicht größer als 12 m sein darf, um in den Genuss des prüfstatikfreien Genehmigungsverfahrens zu kommen. Geeignet ist diese Ausführung für eine häufig anzutreffende Mischnutzung zur Lagerung von Ernte- vorräten und zur Unterstellung von Maschinen. Bei Ausnutzung der maximalen Größe ergibt sich eine Hallenlänge von zirka 33 m (Tabelle 1). Damit stehen Raumgröße und die Fläche der raumumschließenden Wände in einem guten Verhältnis. Bei einer um 3° auf 12° verringerten Dachneigung vergrößert sich Traufhöhe von 4,19 m auf 4,85 m und dürfte damit für die meisten Nutzungen völlig ausreichend sein. Pultdachhallen – preiswerte Lösung In vielen Fällen bietet sich eine Pultdachhalle (Abbildung 2) als preiswerte Lösung an. Vor allem bei offener Firstseite eignet sich dieser Typ zur Unterstellung von Maschi- Tabelle 2: Die Pflicht zur Prüfstatik landwirtschaftlicher Gebäude leitet sich nicht nur aus deren Größe, sondern auch von der Ausstattung ab Gebäude/Nutzung Beschreibung prüfbefreit ja nein x Bemerkung Milchvieh-Liegehalle Gebäudegröße 800 m² Firsthöhe 7,5 m gestützte Bauweise Milchviehstall - Größe des vorh. Gebäudes über 800 m² - seitliche Erweiterung um eine Liegereihe Gebäudegröße 90 m² max. Höhe 3,5 m x nicht frei stehend Milchviehstall - Größe des vorh. Gebäudes über 800 m² - Erweiterung in Längsrichtung um 15,0 m Gebäudegröße 300 m² Firsthöhe 7,50 m gestützte Bauweise x nicht frei stehend Kälberstall - frei stehend - Größe des vorhandenen Gebäudes 500 m² 300 m² Firsthöhe 7,5 m Spannweite max. 12,0 m x Erdgeschoss 800 m² Technikkeller 60 m² Obergeschoss mit PC- und Abstellraum 150 m² Spannweite max. 12,0 m x Milchvieh-Melkhaus - mit Technikkeller und PC-Raum im OG Milchvieh-Melkhaus - Karussell (24 Innenmelker) oder - Side-by-Side-Melkstand mit Frontaustrieb Maschweine oder Zuchtsauen landw. Lagerhalle für Gemüse - mit Putzraum landw. Lagerhalle für Gemüse - mit Verkaufsraum landw. Maschinenhalle - mit Hofwerkstatt 800 m² Firsthöhe 7,50 m Spannweite 15,5 m 800 m², Firsthöhe 7,5 m, Spannweite max. 12,0 m 800 m², Firsthöhe 7,5 m, Spannweite max. 12,0 m x x x 800 m², Firsthöhe 7,5 m, Spannweite max. 12,0 m 800 m², Firsthöhe 7,5 m, Spannweite max. 12,0 m max. Spannweite überschritten x x Aufenthalts-/ Verkaufsraum nen sowie zur Lagerung von Futterkomponenten und Erntevorräten wie Heu und Stroh. Bei einer Dachneigung von 15° ist die Traufhöhe mit 4,01 m häufig ausreichend, allerdings ist die Möglichkeit einer Querdurchfahrt stark eingeschränkt. Ebenso wie bei der oben vorgestellten Satteldachhalle mit maximal 12 m Breite ergibt sich auch für die beschriebene Pultdachhalle eine maximal zulässige Länge von zirka 65 m. Von Ausnahmen abgesehen erscheint auch diese Kubatur eher ungünstig, da das Gebäude zur Erschließung sehr viel befestigte Hoffläche in Anspruch nimmt und zu langen Fahr- und Arbeitswegen führt. Günstiger dürfte daher die ebenfalls in Abbildung 2 dargestellte erweiterte Form der Pultdachhalle sein. Bei Beachtung der maximalen Grundfläche errechnet sich eine Gesamtlänge von zirka 43,5 m. Die lichte Höhe unter dem Binder im Traufbereich von 2,80 bis 3,10 m bei einer Traufhöhe von 3,48 m ist stark konstruktionsabhängig und nutzungsbegrenzend. In Verbindung mit einer optimalen Flächennutzung verbietet sich eine Längsdurchfahrt. Daher eignet sich die „Anschleppung“ eher zur Unterstellung von größenmäßig geeigneten und nur saisonal genutzten Maschinen und Geräten und gegebenenfalls zur Unterbringung eines nicht befahrbaren Werkstattteils sowie für Pflanzenschutzmittel- und Ersatzteillager. Konstruktion aus Holz oder Stahl In der Regel werden Satteldachhallen als Rahmenbinderkonstruktionen aus Stahl oder Holz ausgeführt. Die Aussteifung der Gesamtkonstruktion erfolgt durch Kreuzverbände, die in Dach- und Wandebene angeordnet werden und Einspannung der Stützen in die Fundamente. Die Anordnung der 43 44 Technik statisch erforderlichen Verbände in der Wandebene ist sorgsam und frühzeitig zu planen. Ansonsten kann es zu Problemen kommen, wenn in einem Binderfeld mit Kreuzverband ein Tor erforderlich wird. Statisch kann dieses Problem allerdings mit einem Portalrahmen gelöst werden. Eine Hallenkonstruktion muss aber nicht zwangsläufig ausschließlich aus Holz oder Stahl bestehen. Mischkonstruktionen mit Stahlstützen und Brettschichtholzbindern sind ebenso vorzufinden. Auch reine Brettschichtholzkonstruktionen werden von den Hallenbauern angeboten. Wandverkleidung mit Trapezblechen Wandverkleidungen müssen in der Regel keine statischen Aufgaben übernehmen und lassen sich daher relativ kostengünstig mit BAUERNBLATT l 7. Juli 2012 ■ Trapezblechen, Sandwichelementen oder Holzverkleidungen herstellen. Die Verwendung solcher Materialien ermöglicht auch nachträgliche Änderungen wie den Einbau von zusätzlichen Türen oder Toren. Den unteren Abschluss der Wandverkleidung sollte ein gemauerter oder betonierter Sockel von zirka 30 bis 50 cm Höhe bilden. Dieser schützt das Material vor anfallendem Spritzwasser. Trapezbleche sind hier sicherlich als sinnvolle Lösung anzusehen. Das Anbringen der großformatigen Bleche an Wandriegeln aus Holz oder Stahl ist kostengünstig zu lösen. Nachteilig wirkt sich das Tropfverhalten von Trapezblechen aus. Sie eignen sich deshalb nur für reine Maschinenhallen und Lagerhallen für Erntevorräte. Für Hallen in Verbindung mit Rindviehhaltung sind sie nur für Teilflächen geeignet. Holz als Wandverkleidung bei Lager- und Maschinenhallen ist in SchleswigHolstein wenig verbreitet. Die Montage erfolgt in der Regel als senkrechte Boden/Deckel-Schalung, auch waagerecht verlaufende Stülpschalungen sind möglich. Holzverschalungen passen sich optisch sehr gut in das Landschaftsbild ein, auf der anderen Seite erfordern sie aber auch einen höheren Wartungsaufwand als Wandverkleidungen aus Blech. Wellfaserzement als Alternative zum Blech Bei der Dacheindeckung sind Wellfaserzementplatten nach wie vor eine Alternative zu Trapezblechen oder Sandwichelementen. Hinsichtlich der Kosten werden die Vorteile beim Blech häufig überbewertet. Wellfaserzementplatten mit der Welle 6 ¾ lassen sich schnell und sauber verlegen. Vorteilhaft ist Abbildung 2: Firstseitig offene Pultdachhallen zeichnen sich durch einen hohen Nutzflächenanteil aus außerdem der geringere Kondensatanfall, da die Platten etwas Feuchtigkeit aufnehmen können und an den Plattenstößen immer eine gewisse Luftbewegung stattfindet. Trapezbleche können auf Verlegelänge gefertigt werden, dies ermöglicht geringere Dachneigungen als zum Beispiel bei Wellfaserzementplatten. Bei diesen ist bei einer Dachneigung von unter 12° der Einsatz von Dichtschnüren notwendig. Nachteilig ist jedoch bei Trapezblechen die mögliche Bildung von Kondensat an der Dachunterseite. Die von den Herstellern angebotenen „Antitropfbeschichtungen“ halten leider nicht immer das, was sie versprechen. Bei Sandwichelementen ist aufgrund ihrer thermischen Eigenschaften eine Tropfenbildung auszuschließen. Da jedoch im Vergleich zu Wellfaserzementplatten wesentlich höhere Kosten anfallen, werden sie bei reinen Maschinenund Lagerhallen nicht als Dacheindeckung eingesetzt. In Gegenden mit geringen Windgeschwindigkeiten nimmt der Einsatz in Verbindung mit Milchviehställen jedoch zu, da der Eintrag von Strahlungswärme in das Stallgebäude wirksam beschränkt werden kann. Wirtschaftlichkeit muss Gebäudezweck beachten Die Vorzüglichkeit von Pultdachhallen in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit ist nur teilweise zu bestätigen. Der in der Praxis übliche Vergleichswert „Baukosten pro Quadratmeter Nutzfläche“ ist sinnvoll zur Kostenbetrachtung für die Maschinenunterstellung. Für Waren und Vorräte, die größere Raumhöhen als beispielsweise landwirtschaftliche Maschinen und Geräte nutzen können, ist es sinnvoll, die Kosten pro Kubikmeter nutzbarem Raumvolumen zu betrachten. Bei Mischnutzungen ist ein Vergleich unterschiedlicher Hallentypen aus Kostensicht allerdings nur bedingt zielführend. Die ausschließliche Verwendung von Rechenmodellen führt häufig zu Fehleinschätzungen. Sinnvoll ist die Überprüfung der beabsichtigten Funktion des Gebäudes: ● Ist die geplante Nutzfläche ausreichend oder überdimensioniert? ● Stehen Grundfläche und nutzbare Fläche in einem angemessenen Verhältnis? ● Sind die Wände wenn notwendig geschlossen oder mindestens teilgeschlossen? Tier ■ BAUERNBLATT l 7. Juli 2012 ● Sind Türen und Tore entsprechend der beabsichtigten Nutzung vorhanden beziehungsweise angeordnet? ● Behindern gegebenenfalls Stützen oder geringe Gebäudehöhen die Bewirtschaftung? ● Können Fahr- und Rangierflächen nach außen verlegt werden, ohne die Schutzwirkung des Gebäudes zu beeinträchtigen? Privilegierung setzt Nutzbarkeit voraus Um den Vorgaben des Gesetzgebers (§35 Baugesetzbuch) zu genügen, muss bei Bauvorhaben im Außenbereich eine ausreichende Nutzbarkeit der Halle in allen Bereichen gegeben sein. Von Ausnahmefällen abgesehen, sollten Lager- und Abstellhallen mit üblichen Schleppern und Geräten befahren werden können. Außerdem ist ein Bedarfsnachweis zu führen und besonders in Nebenerwerbsbetrieben das Vorliegen einer landwirtschaftlichen Tätigkeit nach § 201 BauGB nachzuweisen. Uwe Weddige Landwirtschaftskammer Tel.: 0 43 81-90 09-917 [email protected] FAZIT Beim landwirtschaftlichen Hallenbau haben sich Rahmenbinderkonstruktionen aus Holz oder Stahl sowie Mischkonstruktionen bewährt. Grundsätzlich sind freitragende Konstruktionen anzustreben. Aus Kostengründen können jedoch auch gestützte Bauweisen sinnvoll sein. Werden diese in Erwägung gezogen, sollten die Grenzen der prüfstatikfreien Bauweisen beachtet werden, um weitere Kostenvorteile durch Wegfall der Kosten für eine Prüfstatik zu realisieren. Als Materialien für die Wandver- kleidung dienen überwiegend großformatige Trapezbleche oder bei der Nutzung als Rindviehstall auch Trapezlochbleche und verstellbare Jalousien. Für die Dacheindeckung finden je nach Verwendungszweck Materialien wie Faserzementplatten, Trapezblech und Sandwichelemente Verwendung. Zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit und Nutzbarkeit einer Halle sind nicht nur die reinen Baukosten ausschlaggebend, sondern auch die Nutzbarkeit der geplanten Stell-, Lager- und Stallflächen. Erfolgreich füttern: Kälberhaltung Temperatursprünge sind Gift für die Kälberlunge Der Sommer hat begonnen, und es kann wieder heiß werden. Wie verkraften das unsere Kälber? Wenn sie einen schattigen und gut durchlüfteten Platz haben, sind solche Wetterlagen sicherlich kein Problem. Schwierigkeiten bereiten Kälbern allerdings schnelle Temperaturwechsel, wie wir sie mitunter im Sommer auch in Form von großen Tag-Nacht-Schwankungen erleben, oder aber wenn es in Ställen zu Zuglufterscheinungen kommt und die Kälber schnell auskühlen. Pro Kilo Körpergewicht besitzt das Rind etwa nur halb so viel Lungengewebe wie der Mensch. Das führt dazu, dass das Rind eine höhere Atemfrequenz besitzt und auch tiefer einatmen muss. Bereits im Ruhezustand werden darum größere Lungenabschnitte beatmet als bei anderen Tierarten und damit jedoch auch mehr Partikel und Keime eingeatmet, auch in tiefere Lungenabschnitte, die wieder- um beseitigt oder wieder nach außen abgeführt werden müssen. Damit ist von vornherein ein höheres Erkrankungsrisiko gegeben. Verbindungen zwischen den kleinsten Verzweigungen der Luft zuführenden Kanäle der Lunge (Bronchiolen) und den Lungenbläschen (Alveolen) fehlen beim Rind. Setzen sich solche Bronchiolen aufgrund einer Atemwegsentzündung zu, können die Lungenbläs- chen auch nicht, wie bei anderen Spezies, über einen Umweg belüftet werden. Insgesamt ist die Rinderlunge stärker segmentiert als bei anderen Tierarten oder beim Mensch. Das heißt, es existieren viele kleine Lungenabschnitte, die nur jeweils einen zuführenden Bronchus besitzen und von Bindegewebe umschlossen sind. Insgesamt besitzt das Rind 71 solcher Segmente, der Damit ist gemeint, dass die einströmende Luft in ein Gebäude deutlich kälter ist als die momentane Umgebungstemperatur. Zu diesen Phänomenen des schnellen Temperaturwechsels in Verbindung mit hohen, aber auch niedrigen Temperaturen gibt es interessante Untersuchungen, die wir in diesem Artikel kurz beleuchten wollen. Besonderheiten der Rinderlunge Die Tatsache, dass Kälber unter anderem auf Temperaturveränderungen schnell mit Atemwegsproblemen reagieren, die häufiger schwerwiegende Folgen mit Langzeitwirkung haben, liegt in der hohen Empfindlichkeit der Rinderlunge begründet. Diese Besonderheiten werden im Zusammenhang mit Atemwegserkrankungen immer wieder diskutiert. Sie sollen zum besseren Verständnis an dieser Stelle noch einmal kurz beschrieben werden: In Gruppenbuchten können größere Kälber in kalten Nächten Unterschlupf im Kälbernest finden. 45