Grenzen der Prüfstatikfreiheit beachten

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Technik
■ BAUERNBLATT l 7. Juli 2012
dere an regionalen Lebensmitteln?
Zum einen sind hier die Auflagen
zum Anbau wesentlich strenger als
in Südamerika, Afrika. Dort werden
andere Pflanzenschutzmittel eingesetzt, Kontrollen sind weniger
streng. Damit dann die empfindliche
Ware unbeschadet bei uns landet,
wird sie entweder unreif geerntet
und/oder stabilisiert. Natürlich
schmeckt sie dann anders. Das bestätigt jeder Weitgereiste, der vom Geschmack der Ananas, Mango, Bananen in ihrem Ursprungsland
schwärmt. Genauso ist es mit den Lebensmitteln, die bei uns ihren Ur-
sprung haben. Von denen schwärmt
jeder, der sie kennt.
Es ist auch durchaus reizvoll, teilzuhaben an dem, was der Landwirt
aus dem eigenen Dorf produziert,
oder das zu essen, was man bei den
Fahrradtouren auf den Feldern und
in Gärten wachsen sehen kann. Es
kann die Beziehung zur Heimat stärken, wenn man ausprobiert, was
und wie schon die Großeltern gekocht haben. Je mehr man sich einer
Region verbunden fühlt, desto besser schmecken deren Früchte. Noch
ein wenig zaghaft, aber auf einigen
Märkten feststellbar, ist zu verneh-
Schleswig-holsteinische Johannis- und Stachelbeeren.
men und zu erleben, dass mit Hingabe ausgesucht und eingekauft
wird. Hier zeigt sich aber auch, wie
viele Menschen den Umgang mit frischen Lebensmitteln mittlerweile
verlernt haben. „Muss man Bohnen
fädeln, junge Kartoffeln schälen,
und was wird beim Rhabarber abgeschnitten?“, sind nur einige Beispiele
von Fragen.
Saisonale, regionale Lebensmittel
sind schon jetzt ein Trend. Jedoch
müsste es gelingen, noch mehr Menschen neugierig zu machen auf das
Heimische, sie zum Probieren zu bewegen, ihnen aber auch die Sorge
zu nehmen, dass Kochen nur kompliziert und zeitaufwendig ist.
Die Spargelzeit ist leider vorbei,
aber die neuen Kartoffeln sind da.
Goldgelb, nur mit etwas Butter und
Salz . . . ein Gedicht! Grüne Bohnen
frisch vom Feld, nur sanft gedünstet,
schmecken unvergleichlich. Der
Sommer mit dem üppigen Angebot
leckerster Feldfrüchte beginnt erst –
es ist die Zeit, Snüsch zu kochen.
Gerhild Liehmann-Kress
Landwirtschaftskammer
Tel.: 0 46 71-91 34-15
[email protected]
Wochenmarktstand im Juni.
Fotos: Gerhild Liehmann-Kress
Änderung der Landesbauordnung erleichtert landwirtschaftliche Hallenbauten
Grenzen der Prüfstatikfreiheit beachten
DerBauvonMaschinen-undLagerhallen sowie von Hallen für die Rinderhaltung erfordert trotz guter
Planung erhebliche finanzielle
Aufwendungen.
Baurechtliche
Auflagen entscheiden ebenso wie
Ausstattung und Konstruktion
über die Gesamtkosten. Eine
durchdachte Planung ist Voraussetzung dafür, Kosten und Nutzung in Einklang zu bringen.
Mit der Novellierung der Landesbauordnung (LBO) im Jahre 2009
wurde auch die Bauvorlagenverordnung geändert. Seitdem wird die
Frage, ob die Statik einer Halle im
Rahmen einer kostenpflichtigen
Prüfstatik überprüft werden muss,
nicht mehr über festgelegte Größenklassen beantwortet, sondern
nach Beurteilung des Schwierig-
keitsgrades. Aus der Beantwortung
der acht Fragen des sogenannten
Kriterienkataloges (Anlage 2), der
vom Architekten oder bauvorlagenberechtigten Ingenieur ausgefüllt
werden muss, ergibt sich, ob seitens
der Bauaufsichtsbehörde eine Prüfstatik gefordert wird oder nicht. Seit
ihrer Einführung führt die Auswertung der acht Beurteilungskriterien
in der Anlage 2 unabhängig von der
Hallengröße jedoch fast durchgehend zur Notwendigkeit des Auftrages an einen Prüfingenieur. In einem vom Innenministerium eingerichteten Arbeitskreis, in dem neben
dem Innenministerium, den unteren Bauaufsichtsbehörden, der Architektenkammer, dem Verband der
Prüfingenieure auch der Bauernverband, die Handwerkskammer, der
Baugewerbeverband, das Landwirt-
schaftsministerium und die LandDiese Änderung gilt ausdrücklich
wirtschaftskammer vertreten sind, und ausschließlich nur für zukünfwurde nun eine Lockerung für klei- tige Bauvorhaben. Ältere bereits
nere Hallenbauten erörtert.
genehmigte, errichtete oder im Genehmigungsverfahren befindliche
Seit dem 1. Juni 2012 wird unter Bauvorhaben kommen nicht in den
folgenden Bedingungen künftig Genuss dieser Vereinfachung. Arauf die Anfertigung einer Prüfstatik chitekten und bauvorlagenberechverzichtet:
tigte Ingenieure sollten ab sofort
● Das Bauvorhaben ist frei stehend die neuen Vordrucke der Anlage 2
(Kriterienkatalog) verwenden. Dieund eingeschossig,
● es wird landwirtschaftlich oder se liegen bei den zuständigen Baugenehmigungsbehörden vor.
forstwirtschaftlich genutzt,
● Aufenthaltsräume und regelmäßiger Personenverkehr sind nicht
Die Bedingungen
vorgesehen,
im Einzelnen
● die Firsthöhe beträgt maximal
7,50 m
Mit der Verwendung des Begrif● bei einer Spannweite von höchs- fes „frei stehend“ ist die Forderung
verbunden, dass die jeweils erfortens 12 m und
● einer maximalen Grundfläche derlichen Abstandsflächen eingehalten werden müssen. Damit sind
von 800 m².
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42
Technik
Abbildung 1: Geschlossene Satteldachhallen sind vielseitig nutzbar
BAUERNBLATT l 7. Juli 2012 ■
(Kriterienkatalog) zur Bauvorlagenverordnung (BauVorlVO) die Anfertigung einer Prüfstatik erforderlich.
Seit Änderung des Punktes 4 zum
1. Juni 2012 ist unverständlicherweise der bisher kaum beachtete
Punkt 6 des Kriterienkataloges in
den Mittelpunkt der Betrachtung
gerückt worden. Eine Veranlassung
für eine andere Beurteilung als in
der Vergangenheit ist jedoch nicht
zu erkennen. Es bleibt daher zu hoffen, dass es hinsichtlich dieser Fragestellung seitens der oberen Bauaufsicht kurzfristig eine klärende Aussage gibt.
Planung von Durchfahrten
und Lagerraum
nik errichtet werden, gilt die Freistel- haus, auch wenn dort täglich zweilung nur, wenn das Ausmaß von Kel- oder gar dreimal über mehrere Stunler- oder Obergeschoss maximal den gearbeitet wird, keine Pflicht
75 % der Grundfläche des Erdge- zur Prüfstatik zu begründen.
schosses beträgt. Damit sind auch
Befürchtungen, dass Stallgebäude
Offene Fragen –
mit Güllekellern oder -kanälen zweiKlärung erhofft
geschossig sein könnten, zweifelsfrei ausgeräumt. Die Erleichterung
In den vergangenen Wochen sind
gilt daher ohne Zweifel auch für die Diskussionen über den angeblich
üblichen Stallgebäude mit Güllekel- notwendigen Stabilitätsnachweis
lern oder -kanälen. Ebenfalls unbe- (Biegedrillknicknachweis) bei Stahlgründet sind Bedenken hinsichtlich hallen und bei Hallen mit eingedes Personenverkehrs. Die Versor- spannten Stützen entflammt. Sollte
Vereinfachungen
gung und Kontrolle von Tieren fällt die Notwendigkeit dieses Nachweiauch für Stallgebäude
nicht unter diese Einschränkung. Da- ses bestätigt werden, wird nach
Nach dem Wortgebrauch im Bau- her ist zum Beispiel für ein Melk- dem jetzigen Wortlaut der Anlage 2
recht verfügen eingeschossige Gebäude lediglich über ein Vollge- Tabelle 1: Grenzen für eine Prüfbefreiung landwirtschaftlicher
schoss. Hinzu kommen beispielswei- Hallenbauten
se noch ein ausgebautes DachgePultdachhalle
Satteldachhalle
schoss oder ein Keller. Angerechnet
einfach
erweitert
einfach
erweitert
werden Geschossflächen nur, wenn
Breite (m)
m
12,24
18,24
12,24
24,24
eine Raumhöhe von 2,30 m übermax.
Grundfläche
(m²)
m²
800
800
800
800
schritten wird. Die Höhe der Gem
65,36
43,86
65,36
33,00
schosse wird von der Oberkante des Länge (m)
Fußbodens bis zur Oberkante des Binderfelder
Stk.
11
8
11
6
Fußbodens der darüberliegenden Binderabstand
m
5,9
5,5
5,9
5,5
Decke gemessen. Wenn also Keller Gesamthöhe
m
7,5
7,5
7,5
7,5
zur Unterbringung von Melktechnik
Dachneigung
°
15
12
15
15
(Subway-Melkstand) oder ObergeTraufhöhe
m
4,01
3,48
5,00
4,19
schosse zur Aufstellung der PC-TechÜberlegungen, aus zwei nur konstruktiv verbundenen Pultdachhallen mit je 800 m² eine prüfstatikfreie Satteldachhalle oder auch
Hallen
mit
Sägezahndächern
(Sheddach) mit 1.600 m² zu verwirklichen, ausgeschlossen. Anbauten, auch wenn sie mit vorhandenen Baukörpern statisch nicht verbunden sind, kommen nicht in den
Genuss der Freistellung von der
Prüfstatikpflicht.
Sinnvoll ist die Erschließung einer
Lager- und Maschinenhalle über
die Längsseiten. So kann die vorhandene Stellfläche mit wenig außen liegenden Rangierflächen gut
genutzt werden. Oftmals werden
Hallen auch mit einer Querdurchfahrt innerhalb eines Binderfeldes
erstellt, sodass die Möglichkeit des
Durchfahrens gegeben ist. In Verbindung mit einem hohen Nutzungsanteil für Anhängerbetrieb
erweist sich dies als sinnvoll. Erforderlich ist stets eine individuelle Betrachtung der betriebsspezifischen
Anforderungen.
Der Flächenbedarf einer Lagerund Maschinenhalle sollte nicht allein auf Grundlage der notwendigen Lagerflächen für Erntevorräte
und Betriebsmittel und des vorhandenen Maschinenparks geplant
werden. Auch die notwendigen Sicherheitsabstände sind zu erfassen.
Zu Hallenbauteilen wie Wänden
oder Stützen müssen ausreichende
Abstände eingeplant werden. Als
Richtwert hinsichtlich der Funktions- und Rangierflächen bei landwirtschaftlichen Maschinen können an jeder Seite in Länge und
Breite 0,80 m bis 1,20 m zur Nettofläche hinzugerechnet werden. Je
nach Größe und Breite der Halle
sind Rangierflächen und eventuell
Durchfahrten zu berücksichtigen.
Damit die Baukosten nicht ins Unermessliche steigen, ist es sinnvoll,
sich über die jahreszeitliche Nutzung der Maschinen Gedanken zu
machen. Ein gleichzeitiger Zugriff
auf alle Geräte ist nur in den wenigsten Fällen notwendig. Maschinen, die nicht benötigt werden,
können in der „zweiten Reihe“
platziert werden. Es wird zwar ein
gelegentliches Umstellen erforderlich, der Bedarf an Rangierfläche innerhalb der Halle reduziert sich jedoch erheblich.
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■ BAUERNBLATT l 7. Juli 2012
Bewährte
Konstruktionsarten
Der „PV-Boom“ in den vergangenen Jahren hat vielerorts dazu geführt, dass fast ausschließlich Pultdachhallen errichtet wurden. Dabei
sind Satteldachhallen aus kostenmäßiger Sicht durchaus konkurrenzfähig. Unter Berücksichtigung
der Pflicht zur Prüfstatik bei Spannweiten über 12 m, Gebäudehöhen
über 7,50 m und Grundflächen
über 800 m² werden im Folgenden
Hallenmodelle vorgestellt, die die
genannten Grenzen einhalten und
für viele Betriebe gute Nutzungsmöglichkeiten bei überschaubarem
Kostenauswand bieten.
Satteldachhallen:
Stützabstand beachten
Auch Satteldachhallen bieten die
Möglichkeit, die Nutzflächen über
die Traufseiten zu erschließen. Bei
schmalen Hallen bis 12 m Breite
(Abbildung 1) errechnet sich ein
gutes Verhältnis von Grundfläche
zu nutzbarer Fläche, wenn die Rangierflächen außerhalb liegen. Geeignet sind solche Hallen als Maschinenstellfläche und/oder als
Komponentenhalle für Rindviehbetriebe. Bei Ausnutzung der maximalen Gesamtgrundfläche von
800 m² ergibt sich allerdings eine
Hallenlänge von zirka 65 m (Tabelle
Bei einer Spannweite unter 12 m, einer Firsthöhe von unter 7,50 m und einer Gesamtfläche von unter 800 m² sind
landwirtschaftliche Hallenbauten bei Berücksichtigung der weiteren Auflagen prüfbefreit.
Foto: Uwe Weddige
1). Diese ungünstige Kubatur hat
einen unverhältnismäßig großen
Aufwand für die Erstellung der Umschließungswände zur Folge. Daher
sind die Grenzen einer sinnvollen
Gebäudelänge für diesen Hallentyp
bei zirka 30 m zu sehen.
Wesentlich mehr Platz bietet die
erweiterte Form der Satteldachhalle mit zusätzlichen Stützen auf halber Länge zwischen First und Traufe. Dieser Typ ist eine preiswerte Alternative zur freitragendenden
Halle. Zu beachten ist allerdings,
dass der Stützenabstand nicht größer als 12 m sein darf, um in den
Genuss des prüfstatikfreien Genehmigungsverfahrens zu kommen.
Geeignet ist diese Ausführung für
eine häufig anzutreffende Mischnutzung zur Lagerung von Ernte-
vorräten und zur Unterstellung von
Maschinen. Bei Ausnutzung der
maximalen Größe ergibt sich eine
Hallenlänge von zirka 33 m (Tabelle
1). Damit stehen Raumgröße und
die Fläche der raumumschließenden Wände in einem guten Verhältnis. Bei einer um 3° auf 12° verringerten Dachneigung vergrößert
sich Traufhöhe von 4,19 m auf 4,85
m und dürfte damit für die meisten
Nutzungen völlig ausreichend sein.
Pultdachhallen –
preiswerte Lösung
In vielen Fällen bietet sich eine
Pultdachhalle (Abbildung 2) als
preiswerte Lösung an. Vor allem bei
offener Firstseite eignet sich dieser
Typ zur Unterstellung von Maschi-
Tabelle 2: Die Pflicht zur Prüfstatik landwirtschaftlicher Gebäude leitet sich nicht nur aus deren Größe,
sondern auch von der Ausstattung ab
Gebäude/Nutzung
Beschreibung
prüfbefreit
ja
nein
x
Bemerkung
Milchvieh-Liegehalle
Gebäudegröße 800 m²
Firsthöhe 7,5 m
gestützte Bauweise
Milchviehstall
- Größe des vorh. Gebäudes über 800 m²
- seitliche Erweiterung um eine Liegereihe
Gebäudegröße 90 m²
max. Höhe 3,5 m
x
nicht
frei stehend
Milchviehstall
- Größe des vorh. Gebäudes über 800 m²
- Erweiterung in Längsrichtung um 15,0 m
Gebäudegröße 300 m²
Firsthöhe 7,50 m
gestützte Bauweise
x
nicht
frei stehend
Kälberstall
- frei stehend
- Größe des vorhandenen Gebäudes 500 m²
300 m²
Firsthöhe 7,5 m
Spannweite max. 12,0 m
x
Erdgeschoss 800 m²
Technikkeller 60 m²
Obergeschoss mit PC- und Abstellraum 150 m²
Spannweite max. 12,0 m
x
Milchvieh-Melkhaus
- mit Technikkeller und PC-Raum im OG
Milchvieh-Melkhaus
- Karussell (24 Innenmelker) oder
- Side-by-Side-Melkstand mit Frontaustrieb
Maschweine oder Zuchtsauen
landw. Lagerhalle für Gemüse
- mit Putzraum
landw. Lagerhalle für Gemüse
- mit Verkaufsraum
landw. Maschinenhalle
- mit Hofwerkstatt
800 m²
Firsthöhe 7,50 m
Spannweite 15,5 m
800 m², Firsthöhe 7,5 m, Spannweite max. 12,0 m
800 m², Firsthöhe 7,5 m, Spannweite max. 12,0 m
x
x
x
800 m², Firsthöhe 7,5 m, Spannweite max. 12,0 m
800 m², Firsthöhe 7,5 m, Spannweite max. 12,0 m
max.
Spannweite
überschritten
x
x
Aufenthalts-/
Verkaufsraum
nen sowie zur Lagerung von Futterkomponenten und Erntevorräten
wie Heu und Stroh. Bei einer Dachneigung von 15° ist die Traufhöhe
mit 4,01 m häufig ausreichend, allerdings ist die Möglichkeit einer
Querdurchfahrt
stark
eingeschränkt. Ebenso wie bei der oben
vorgestellten Satteldachhalle mit
maximal 12 m Breite ergibt sich
auch für die beschriebene Pultdachhalle eine maximal zulässige
Länge von zirka 65 m. Von Ausnahmen abgesehen erscheint auch diese Kubatur eher ungünstig, da das
Gebäude zur Erschließung sehr viel
befestigte Hoffläche in Anspruch
nimmt und zu langen Fahr- und Arbeitswegen führt. Günstiger dürfte
daher die ebenfalls in Abbildung 2
dargestellte erweiterte Form der
Pultdachhalle sein. Bei Beachtung
der maximalen Grundfläche errechnet sich eine Gesamtlänge von zirka 43,5 m. Die lichte Höhe unter
dem Binder im Traufbereich von
2,80 bis 3,10 m bei einer Traufhöhe
von 3,48 m ist stark konstruktionsabhängig und nutzungsbegrenzend. In Verbindung mit einer optimalen Flächennutzung verbietet
sich eine Längsdurchfahrt. Daher
eignet sich die „Anschleppung“
eher zur Unterstellung von größenmäßig geeigneten und nur saisonal
genutzten Maschinen und Geräten
und gegebenenfalls zur Unterbringung eines nicht befahrbaren
Werkstattteils sowie für Pflanzenschutzmittel- und Ersatzteillager.
Konstruktion
aus Holz oder Stahl
In der Regel werden Satteldachhallen als Rahmenbinderkonstruktionen aus Stahl oder Holz ausgeführt. Die Aussteifung der Gesamtkonstruktion erfolgt durch Kreuzverbände, die in Dach- und Wandebene angeordnet werden und
Einspannung der Stützen in die
Fundamente. Die Anordnung der
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44
Technik
statisch erforderlichen Verbände in
der Wandebene ist sorgsam und
frühzeitig zu planen. Ansonsten
kann es zu Problemen kommen,
wenn in einem Binderfeld mit
Kreuzverband ein Tor erforderlich
wird. Statisch kann dieses Problem
allerdings mit einem Portalrahmen
gelöst werden. Eine Hallenkonstruktion muss aber nicht zwangsläufig ausschließlich aus Holz oder
Stahl bestehen. Mischkonstruktionen mit Stahlstützen und Brettschichtholzbindern sind ebenso
vorzufinden. Auch reine Brettschichtholzkonstruktionen werden
von den Hallenbauern angeboten.
Wandverkleidung
mit Trapezblechen
Wandverkleidungen müssen in
der Regel keine statischen Aufgaben übernehmen und lassen sich
daher relativ kostengünstig mit
BAUERNBLATT l 7. Juli 2012 ■
Trapezblechen, Sandwichelementen oder Holzverkleidungen herstellen. Die Verwendung solcher
Materialien ermöglicht auch nachträgliche Änderungen wie den Einbau von zusätzlichen Türen oder
Toren. Den unteren Abschluss der
Wandverkleidung sollte ein gemauerter oder betonierter Sockel
von zirka 30 bis 50 cm Höhe bilden.
Dieser schützt das Material vor anfallendem Spritzwasser. Trapezbleche sind hier sicherlich als sinnvolle
Lösung anzusehen. Das Anbringen
der großformatigen Bleche an
Wandriegeln aus Holz oder Stahl ist
kostengünstig zu lösen. Nachteilig
wirkt sich das Tropfverhalten von
Trapezblechen aus. Sie eignen sich
deshalb nur für reine Maschinenhallen und Lagerhallen für Erntevorräte. Für Hallen in Verbindung
mit Rindviehhaltung sind sie nur
für Teilflächen geeignet. Holz als
Wandverkleidung bei Lager- und
Maschinenhallen ist in SchleswigHolstein wenig verbreitet. Die
Montage erfolgt in der Regel als
senkrechte
Boden/Deckel-Schalung, auch waagerecht verlaufende
Stülpschalungen sind möglich.
Holzverschalungen passen sich optisch sehr gut in das Landschaftsbild
ein, auf der anderen Seite erfordern sie aber auch einen höheren
Wartungsaufwand als Wandverkleidungen aus Blech.
Wellfaserzement
als Alternative zum Blech
Bei der Dacheindeckung sind
Wellfaserzementplatten nach wie
vor eine Alternative zu Trapezblechen oder Sandwichelementen.
Hinsichtlich der Kosten werden die
Vorteile beim Blech häufig überbewertet.
Wellfaserzementplatten
mit der Welle 6 ¾ lassen sich schnell
und sauber verlegen. Vorteilhaft ist
Abbildung 2: Firstseitig offene Pultdachhallen zeichnen sich durch einen hohen Nutzflächenanteil aus
außerdem der geringere Kondensatanfall, da die Platten etwas
Feuchtigkeit aufnehmen können
und an den Plattenstößen immer
eine gewisse Luftbewegung stattfindet.
Trapezbleche können auf Verlegelänge gefertigt werden, dies
ermöglicht geringere Dachneigungen als zum Beispiel bei Wellfaserzementplatten. Bei diesen ist bei einer Dachneigung von unter 12° der
Einsatz von Dichtschnüren notwendig. Nachteilig ist jedoch bei Trapezblechen die mögliche Bildung
von Kondensat an der Dachunterseite. Die von den Herstellern angebotenen „Antitropfbeschichtungen“ halten leider nicht immer das,
was sie versprechen.
Bei Sandwichelementen ist aufgrund ihrer thermischen Eigenschaften eine Tropfenbildung auszuschließen. Da jedoch im Vergleich zu Wellfaserzementplatten
wesentlich höhere Kosten anfallen,
werden sie bei reinen Maschinenund Lagerhallen nicht als Dacheindeckung eingesetzt. In Gegenden
mit geringen Windgeschwindigkeiten nimmt der Einsatz in Verbindung mit Milchviehställen jedoch
zu, da der Eintrag von Strahlungswärme in das Stallgebäude wirksam beschränkt werden kann.
Wirtschaftlichkeit muss
Gebäudezweck beachten
Die Vorzüglichkeit von Pultdachhallen in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit ist nur teilweise zu bestätigen. Der in der Praxis übliche Vergleichswert „Baukosten pro Quadratmeter Nutzfläche“ ist sinnvoll
zur Kostenbetrachtung für die Maschinenunterstellung. Für Waren
und Vorräte, die größere Raumhöhen als beispielsweise landwirtschaftliche Maschinen und Geräte
nutzen können, ist es sinnvoll, die
Kosten pro Kubikmeter nutzbarem
Raumvolumen zu betrachten. Bei
Mischnutzungen ist ein Vergleich
unterschiedlicher Hallentypen aus
Kostensicht allerdings nur bedingt
zielführend. Die ausschließliche
Verwendung von Rechenmodellen
führt häufig zu Fehleinschätzungen. Sinnvoll ist die Überprüfung
der beabsichtigten Funktion des
Gebäudes:
● Ist die geplante Nutzfläche ausreichend oder überdimensioniert?
● Stehen Grundfläche und nutzbare Fläche in einem angemessenen Verhältnis?
● Sind die Wände wenn notwendig geschlossen oder mindestens
teilgeschlossen?
Tier
■ BAUERNBLATT l 7. Juli 2012
● Sind Türen und Tore entsprechend der beabsichtigten Nutzung
vorhanden beziehungsweise angeordnet?
● Behindern gegebenenfalls Stützen oder geringe Gebäudehöhen
die Bewirtschaftung?
● Können Fahr- und Rangierflächen nach außen verlegt werden,
ohne die Schutzwirkung des Gebäudes zu beeinträchtigen?
Privilegierung setzt
Nutzbarkeit voraus
Um den Vorgaben des Gesetzgebers (§35 Baugesetzbuch) zu
genügen, muss bei Bauvorhaben
im Außenbereich eine ausreichende Nutzbarkeit der Halle in allen
Bereichen gegeben sein. Von Ausnahmefällen abgesehen, sollten
Lager- und Abstellhallen mit üblichen Schleppern und Geräten befahren werden können. Außerdem ist ein Bedarfsnachweis zu
führen und besonders in Nebenerwerbsbetrieben das Vorliegen
einer landwirtschaftlichen Tätigkeit nach § 201 BauGB nachzuweisen.
Uwe Weddige
Landwirtschaftskammer
Tel.: 0 43 81-90 09-917
[email protected]
FAZIT
Beim landwirtschaftlichen Hallenbau haben sich Rahmenbinderkonstruktionen aus Holz oder Stahl
sowie Mischkonstruktionen bewährt. Grundsätzlich sind freitragende Konstruktionen anzustreben. Aus Kostengründen können
jedoch auch gestützte Bauweisen
sinnvoll sein. Werden diese in Erwägung gezogen, sollten die Grenzen
der prüfstatikfreien Bauweisen beachtet werden, um weitere Kostenvorteile durch Wegfall der Kosten
für eine Prüfstatik zu realisieren.
Als Materialien für die Wandver-
kleidung dienen überwiegend
großformatige Trapezbleche oder
bei der Nutzung als Rindviehstall
auch Trapezlochbleche und verstellbare Jalousien. Für die Dacheindeckung finden je nach Verwendungszweck Materialien wie Faserzementplatten, Trapezblech und
Sandwichelemente Verwendung.
Zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit und Nutzbarkeit einer Halle
sind nicht nur die reinen Baukosten
ausschlaggebend, sondern auch
die Nutzbarkeit der geplanten
Stell-, Lager- und Stallflächen.
Erfolgreich füttern: Kälberhaltung
Temperatursprünge sind Gift für die Kälberlunge
Der Sommer hat begonnen, und es
kann wieder heiß werden. Wie verkraften das unsere Kälber? Wenn
sie einen schattigen und gut durchlüfteten Platz haben, sind solche
Wetterlagen sicherlich kein Problem. Schwierigkeiten bereiten Kälbern allerdings schnelle Temperaturwechsel, wie wir sie mitunter im
Sommer auch in Form von großen
Tag-Nacht-Schwankungen erleben, oder aber wenn es in Ställen
zu Zuglufterscheinungen kommt
und die Kälber schnell auskühlen.
Pro Kilo Körpergewicht besitzt
das Rind etwa nur halb so viel Lungengewebe wie der Mensch. Das
führt dazu, dass das Rind eine höhere Atemfrequenz besitzt und
auch tiefer einatmen muss. Bereits
im Ruhezustand werden darum
größere Lungenabschnitte beatmet als bei anderen Tierarten und
damit jedoch auch mehr Partikel
und Keime eingeatmet, auch in tiefere Lungenabschnitte, die wieder-
um beseitigt oder wieder nach außen abgeführt werden müssen. Damit ist von vornherein ein höheres
Erkrankungsrisiko gegeben.
Verbindungen zwischen den
kleinsten Verzweigungen der Luft
zuführenden Kanäle der Lunge
(Bronchiolen) und den Lungenbläschen (Alveolen) fehlen beim Rind.
Setzen sich solche Bronchiolen aufgrund einer Atemwegsentzündung zu, können die Lungenbläs-
chen auch nicht, wie bei anderen
Spezies, über einen Umweg belüftet werden.
Insgesamt ist die Rinderlunge
stärker segmentiert als bei anderen
Tierarten oder beim Mensch. Das
heißt, es existieren viele kleine Lungenabschnitte, die nur jeweils einen zuführenden Bronchus besitzen und von Bindegewebe umschlossen sind. Insgesamt besitzt
das Rind 71 solcher Segmente, der
Damit ist gemeint, dass die einströmende Luft in ein Gebäude
deutlich kälter ist als die momentane Umgebungstemperatur. Zu diesen Phänomenen des schnellen
Temperaturwechsels in Verbindung
mit hohen, aber auch niedrigen
Temperaturen gibt es interessante
Untersuchungen, die wir in diesem
Artikel kurz beleuchten wollen.
Besonderheiten
der Rinderlunge
Die Tatsache, dass Kälber unter
anderem auf Temperaturveränderungen schnell mit Atemwegsproblemen reagieren, die häufiger
schwerwiegende Folgen mit Langzeitwirkung haben, liegt in der hohen Empfindlichkeit der Rinderlunge begründet. Diese Besonderheiten werden im Zusammenhang mit
Atemwegserkrankungen
immer
wieder diskutiert. Sie sollen zum
besseren Verständnis an dieser Stelle noch einmal kurz beschrieben
werden:
In Gruppenbuchten können größere Kälber in kalten Nächten Unterschlupf im Kälbernest finden.
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