Plan der heutigen Vorlesung Besprechung ausgewählter Tests aus den Lernbausteinen Zusammenfassung Vorteile des Marktes mit vollständiger Konkurrenz Unvollständige Märkte - Monopol 1. Definition Marktversagen 2. Definition Monopol, Kartell, Monopson 3. Entstehung von Monopolen 4. Wohlfahrtsverlust durch Monopole 5. Natürliche Monopole 6. Formen der Preisdiskriminierung Bsp.: Internationale Preisdiskriminierung 7. Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen 2 Wieso ist die vollständige Konkurrenz die ideale Marktform? Paretooptimalität Maximierung der Produzenten- und Konsumentenrenten Im Marktgleichgewicht gilt: Preis = Grenznutzen = Grenzkosten Das freie und eigennützige Verhalten der Konsumenten und Unternehmen steuert die Wirtschaft. Dank dieser dezentralen Organisation passt sich die Wirtschaft flexibel an neue Ereignisse, Produkte und Technologien an. 3 Marktversagen = sozial unerwünschtes oder ökonomisch ineffizientes Marktergebnis Nicht-ökonomische Sicht „ungerechte“ Verteilung illegaler Handel mit verbotenen Gütern ethische Bedenken ... Ökonomische Sicht Monopole & Oligopole externe Effekte öffentliche Güter Informationsprobleme ... 4 Monopol Ein Monopol ist einziger Anbieter eines Gutes. Es besitzt Marktmacht und kann den Preis festlegen. Beispiele: SBB (Zugfahrten Schweiz) Microsoft Ferrero (Office Software, Vista) (Nutella) Kartell = Gruppe von Anbietern, die versucht wie ein Monopol zu handeln. Ein Monopson ist ein einziger Nachfrager eines Gutes Beispiel: VBS – Nachfrage nach Berufsoffizieren 5 Wie Monopole entstehen Kostenstruktur hohe Fixkosten Skalenerträge und andere Grössenvorteile Netzwerkeffekte Je mehr Leute das Gut haben oder kennen, umso nützlicher ist es. (Office Software, eBay) Alleinige Kontrolle über Produktionsfaktoren Ressourcen (Mineralwasserquelle, Diamantenminen) persönliche Fähigkeiten (Schauspieler, Musiker, Sportler) Patente geistiges Eigentum (Medikamente, Musik) Staatliche und private Lizenzen Telecom, TV, Taxis Berufsverbände (Ärzte, Juristen) 6 Beispiel: Zu welchem Preis soll Microsoft die Office Software verkaufen? Wenn Microsoft den Preis festlegt, legt es gleichzeitig den Umsatz fest. Preis Bei einer Preissenkung steigt der Ertrag, weil die Menge steigt sinkt der Ertrag, weil die gesamte Produktion zum niedrigeren Preis verkauft werden muss. Marktnachfrage Office Software (pro Monat) 7 Grenzertrag = Steigerung des Gesamtertrags durch eine zusätzlich verkaufte Einheit Menge Preis 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 50 47 43 40 37 34 30 27 24 20 17 14 10 7 4 1 Ertrag 0 47 86 120 147 168 181 188 189 183 170 151 125 92 53 8 Grenzertrag 47 39 34 27 20 14 7 1 -6 -13 -19 -26 -33 -39 -46 D Ertrag Grenzertrag = Preis D Menge 50 40 30 20 Nachfrage Grenzertrag 10 0 0 5 10 15 Office Software (pro Monat, in 1000) 20 8 Gewinnmaximierung Gewinn ist maximal, wenn Grenzertrag = Grenzkosten Ertragsseite: Bei vollkommener Konkurrenz gilt Marktpreis = Grenzertrag Kostenseite: wie bei vollkommener Konkurrenz Wie bei vollkommener Konkurrenz gilt: Solange die letzte Einheit den Gesamtertrag um mehr als ihre Kosten erhöht, lohnt es sich, sie zu produzieren. 9 Grenzertrag im vollkommenen Wettbewerb Durchschnittskosten Preis Kosten Grenzkosten 800 Grenzertag = Ertrag einer zusätzlichen t Weizen = Preis 600 500 Marktpreis = 500 400 200 0 0 5 10 13 15 20 Weizen (t) 10 Gewinnmaximierung eines Monopolisten Grenzertrag = Grenzkosten Preis 50 ... und zu diesem Preis wird verkauft. Grenzkosten 40 35 30 Hier sind die Grenzkosten gleich dem Grenzertrag. 20 Nachfrage Grenzertrag 10 Deshalb wird diese Menge angeboten ... 0 0 4.75 10 15 Office Software (pro Monat, in 1000) 20 11 Gewinnmaximierung des Monopols: Formelle Herleitung Gewinn = Preis mal Menge - Gesamtkosten max. G(x) = Pxx - K(x) x dG(x) dPxx dK(x) ____ = ____ - ____ = 0 dx dx dx Px = a + bx dPxx dK(x) ____ = ____ dx dx Grenzertrag = Grenzkosten Pxx = (a+bx) x = ax + bx2 dPxx ____ = a + 2bx dx Bei linearen Nachfragekurven hat die Grenzertragskurve die doppelte Steigung der Nachfragekurve. 12 Gewinnmaximierung des Monopols: Formelle Herleitung Preis = Grenzkosten + Markup max. G(x) = Pxx - K(x) x dPxx dK(x) ____ ____ = dx dx dx dPxx ____ dP ____ ____ x+ P = dx dx dx dK(x) ____ = P(1+e) dx -1 dK(x) ____ P = (1+e) dx Nachfrageelastizität (invers): dPx ____ x ____ e= dx P dPxx ____ P*e = dx Markup: Der Monopolist wählt einen Preis, der den Grenzkosten entspricht plus einem Markup in Abhängigkeit von der Nachfrageelastizität. 13 Wohlfahrtsanalyse des Monopols Preis 50 Konsumentenrente Grenzkosten 40 35 30 Monopolgewinn „normaler“ Gewinn 20 Nachfrage Grenzertrag 10 0 0 4.75 10 15 Office Software (pro Monat, in 1000) 20 14 Wie gross ist der Wohlfahrtsverlust ? Wohlfahrtsverlust gegenüber vollkommener Konkurrenz Preis 50 Konsumentenrente Preis bei vollkommener Konkurrenz Monopolgewinn „normaler“ Gewinn Menge bei vollkommener Konkurrenz Grenzkosten 40 35 30 20 Nachfrage Grenzertrag 10 0 0 4.75 10 15 Office Software (pro Monat, in 1000) 20 15 Wie gross ist der Wohlfahrtsverlust ? Preis 50 Grenzkosten 40 Preis für Konsumenten steigt 35 30 Produktion und Konsum sinken 20 Nachfrage Grenzertrag 10 0 0 4.75 10 15 Office Software (pro Monat, in 1000) 20 16 Wie gross ist der Wohlfahrtsverlust ? ... und wird umverteilt. Der Kuchen wird kleiner ... 17 Natürliche Monopole Wenn die Grenzkosten die Nachfragekurve unter der Durchschnittskostenkurve schneiden, kann ein Monopol gerechtfertigt sein. Preis Bei hohen Fixkosten und niedrigen Grenzkosten (Telefon-, Wasser- und Stromnetze). Verlust Hier würde kein Unternehmen anbieten. Grenzkosten Durchschnittskosten Nachfrage Menge 18 Natürliche Monopole Preis Das Monopol würde diese Menge anbieten Grenzkosten Gewinn Durchschnittskosten Nachfrage Grenzertrag Menge 19 Natürliche Monopole Preis Hier werden die Kosten durch den Ertrag gerade gedeckt. Grenzkosten Eine Regulierungsbehörde würde dem Monopol diesen Preis aufzwingen. Durchschnittskosten Nachfrage Grenzertrag Menge 20 Natürliche Monopole Preis 50 Gewinn Monopol 40 Monopol-Preis 30 Preis der Regulierungsbehörde 20 Verlust bei P = GRK sinkende Durchschnittskosten 10 Grenzertrag konstante Grenzkosten Nachfrage 0 0 5 10 15 Mio. Telefongespräche / Monat 20 21 Marktformen oft zwischen den Extremen “vollständige Konkurrenz” und “Monopol”. Die Unternehmen konkurrieren über: Entwicklung neuer Produkte und Differenzierung der bestehenden (z.B. Automodelle, Medikamente) Anwendung und Entwicklung verschiedener Produktionstechnologien Viele Märke sind über Zulassungsbewilligungen (z.B. Ärzte), Subventionen (z.B. Landwirte), Zölle usw. reguliert Klassifikation von Preisdiskriminierung Preisdiskriminierung ersten Grades (=perfekte Preisdifferenzierung) Jeder Konsument bezahlt entsprechend seiner Zahlungsbereitschaft. Preisdiskriminierung zweiten Grades Für unterschiedliche Mengen werden unterschiedliche Preise verlangt (z. B. Mengenrabatte, Mengenzuschläge). Preisdiskriminierung dritten Grades Die Konsumenten werden gruppiert (Studenten, Rentner). Für jede Gruppe gelten unterschiedliche Preise. 23 Wohlfahrtsanalyse bei perfekter Preisdiskriminierung Jeder Nachfrager zahlt seinen Reservationspreis. nicht ein Preis sondern viele Preise Preis z.B. Versteigerung Konsumentenrente bei einfachem Monopol 50 40 Preis einfaches Monopol Die ganze Konsumentenrente wird abgeschöpft. 30 20 Grenzkosten = Durchschnittskosten 10 Grenzertrag Nachfrage 0 0 5 10 Angebot wie im vollständigen Wettbewerb 15 20 Plasma-TVs 24 Preisdifferenzierung dritten Grades Jede Gruppe von Nachfragern zahlt einen andern Preis z.B. Menus für Angestellte und Studierende in Mensa Preis Wie gross ist der Gewinn? Preis Angestellte 8.40 einfacher Monopolpreis 8.00 Preis Studierende 5.80 Grenzkosten = Durchschnittskosten Grenzertrag Nachfrage Menus Mensa Angebot grösser als im einfachen Monopol 25 Klassifikation von Preisdiskriminierung - Ergebnisse Preisdiskriminierung ersten Grades (=perfekte Preisdifferenzierung) Paretooptimum Produzentenrente = Soziale Wohlfahrt Preisdiskriminierung zweiten und dritten Grades Kein Paretooptimum Soziale Wohlfahrt geringer als bei vollständiger Konkurrenz Marktmenge grösser als bei nichtpreisdiskriminierenden Monopolen 26 Internationale Preisdifferenzierung Internationale Preisdifferenzierung liegt vor, wenn ein Verkäufer zwei Varianten eines Gutes in zwei Ländern zu unterschiedlichen Nettopreisen verkauft. • entspricht Preisdiskriminierung dritten Grades Der Nettopreis entspricht dem Verkaufspreis abzüglich des Kostenunterschieds zwischen den zwei Varianten. Preisunterschiede, die auf Kostenunterschiede zurückzuführen sind, sind keine Preisdifferenzierung. Auch wenn P1 = P2 kann Preisdifferenzierung bestehen. Preisdifferenzierung heisst: unterschiedlicher „Markup“. 27 ohne Preisdifferenzierung Deutschland USA Management Produktion Handel Handel P + Transportkosten P D D Q Nachfrage Q Nachfrage 28 ohne Preisdifferenzierung Deutschland 20 15 Nachfrage 10 5 Grenzkosten 0 Grenzertrag 0 5 10 15 20 20 USA 15 Nachfrage 10 Nachfrage bei Transportkosten 5 Grenzertrag bei Transportkosten 0 0 5 10 15 20 29 ohne Preisdifferenzierung Deutschland 20 Deutschland + USA 20 15 15 11.8 11.8 10 10 5 5 0 0 0 5 10 15 20 0 5 10 15 20 25 30 35 40 20 USA netto-PD = 11,8 14.8 netto-PU = 11,8 11.8 10 DP = 0,0 5 0 0 5 10 15 20 30 mit Preisdifferenzierung Deutschland Management USA + Transportkosten Produktion Handel Handel P P D D Q Nachfrage Q Nachfrage 31 mit Preisdifferenzierung 20 Deutschland 15 12.5 10 netto-PD = 12,5 5 0 20 5 10 15 netto-PU = 11,0 20 P = 1,5 USA 14.0 10 Transportkosten 5 Produktions-Grenzkosten 0 0 5 10 15 20 32 mit lokalen Kosten Deutschland Management USA + Transportkosten Produktion Handel Handel + lokale Kosten + lokale Kosten P P D D Q Nachfrage Q Nachfrage 33 mit lokalen Kosten 20 Deutschland 14.5 10 Kosten lokale Inputs 5 netto-PD = 10,5 netto-PU = 10,0 0 20 5 10 15 20 USA 15.0 10 DP = 0,5 Kosten lokale Inputs Transportkosten 5 Produktions-Grenzkosten 0 0 5 10 15 20 34 Unterschiede in Nachfrage- und Wettbewerbsstruktur Deutschland Management USA + Transportkosten Produktion Handel Handel + lokale Kosten + lokale Kosten Unterschiede bei: P • Präferenzen P • Einkommensniveaus D Nachfrage D • Preis- und Qualitätswettbewerb Q Q Nachfrage 35 Unterschiede in Nachfrage- und Wettbewerbsstruktur Deutschland 20 17.4 15 10 5 netto-PD = 13,4 0 netto-PU = 6,4 0 5 10 15 20 DP = 6,0 20 USA 15 11.4 10 5 0 0 5 10 15 20 36 Arbitrage Deutschland USA Management Produktion Niederlassung Grosshandel Grosshandel Detailhandel Detailhandel Arbitrage wenn p1 - p2 > Arbitragekosten P P D D Q Nachfrage Q Nachfrage 37 Hindernisse für Arbitrage Deutschland Management Produktion Grosshandel Länderunterschiede • Transportkosten • Sprache • Gesetze • Steuern • Kontingente USA Niederlassung Grosshandel Detailhandel Detailhandel Arbitrage erschweren P P • Preisdifferenzierung reduziert DP D • Kontrolle über Q Distributionsstruktur • Produkte Nachfrage differenzieren D Q Nachfrage 38 mit Wechselkurs Abwertung in USA 20 Deutschland Abwertung Dollar um 30% führt nicht zu proportionalen Anstieg des Preises in USA, 15 12.5 10 5 weil Markup gesenkt wird, weil Abwertung lokale Kosten (und Transportkosten) nicht erhöht. 0 20 5 10 15 20 USA 14.8 14.0 10 5 0 0 5 10 15 20 39 Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen Monopole verringern die soziale Wohlfahrt und sind damit prinzipiell unerwünscht. Ausnahmen: Natürliche Monopole Monopolrenten durch Forschung und Entwicklung Bei vollständiger Preisdiskriminierung keine Verringerung der Wohlfahrt Gegenmassnahmen Preisüberwachung Versteigerung von Monopollizenzen (Abschöpfung der Monopolrenten) Öffnung geschützter Märkte (z.B.: Aussenhandel) 40 Zusammenfassung Monopole verfügen über Marktmacht, sie bestimmen angebotene Mengen und Preise. Monopole können Preisdiskriminierung betreiben. Es gelten für das nicht diskriminierende Monopol: Grenzertrag = Grenzkosten Preis = Grenzkosten + Markup Der Markup ist abhängig von der Nachfrageelastizität (N.B.: Monopole bieten immer im elastischen Bereich an.) Monopole vermindern i.A. die soziale Wohlfahrt. Monopole können erwünscht sein. Die Wirtschaftpolitik kann die unerwünschten Wirkungen von Monopolen vermindern. 41