Fieberschübe und Exanthem beim Neugeborenen Andrea Skrabl-Baumgartner Univ. Klinik für Kinder- und JugendheilkundeGraz Hintergrund: Das CINCA - (chronic infantile neurologic cutaneous articular syndrom)/ NOMID–Syndrom (neonatal-onset multisystem inflammatory disease) zählt zu den autoinflammatorischen Syndromen und ist durch Mutationen im CIAS1-Gen verursacht. Alle bisher beschriebenen sind im Exon 3 lokalisiert. Die typische Klinik besteht aus einem meist postanatal auftretendem Exanthem, Fieberschüben, ZNSSymptomatik sowie Arthropathien. Häufig sind typische morphologischen Veränderungen, wie prominente Stirne und Abflachung des Nasenrückens. Therapeutisch sind anti-IL1-Therapien (Anakinra, Canakinumab) als wirksam beschrieben. Kasuistik: Bei einem FG der 34. SSW trat ab dem 1. LT ein generalisiertes urtikarielles Exanthem gesichts- und stammbetont auf. Laborchemisch fielen eine Leukozytose, Anämie und stark erhöhte CRP-Werte (bis 16 mg/%) auf. Therapieversuche mit Antibiotika, Steroide (1 mg/kg) und Antihistaminika waren erfolglos. Bei Verdacht auf CIAS1-Pathie erfolgte die Molekulardiagnostik mit neg. Befundergebnis. In weiterer Folge entwickelte sich eine ausgeprägte Dystrophie und Unruhezustände bei weiterbestehenden Fieberschüben und Exanthem. Auffallend war die Physiognomie des Kindes. Weitere Diagnostik: - Algo-Hörtest: unauffällig - Augenuntersuchung: unauffällig - Schädel-MR mit flare der Leptomeningen: unauffällig - Liquoruntersuchung: Eröffnungsdruck erhöht, Zellzahl erhöht. Nach Diagnosestellung eines sog. „Mutationsnegativen“-CINCA/NOMID-Syndroms erfolgte ein Therapieversuch mit Anakinra (2mg/kgKG) mit promptem Ansprechen. Im Rahmen zahlreicher Infekte (RSV-Bronchiolitis, Pertussis) kam es zu NOMIDDurchbrüchen, die Dosiseskalationen bis zu 10mg/kg in 2ED notwendig machten. Darunter ist der Patient seit über 10 Monaten anfallsfrei mit guter psychomotorischer Entwicklung, normalem Hör-und Sehvermögen ohne skelettale Auffälligkeiten. Molekulargenetik Ergebnis: Heterozygoter Träger einer Tyrosin859 (TAT)→Asparaginsäuren(GAT)/p. Tyr859Asp-/Y859D-Substitution, die von Exon 6 des NLRP3-Gens kodiert wird Frenkel et al. 2004. Arthritis Rheum.50:2719-2720 Tyrosin859 (TAT)→Cystein (TGT)-/p.Tyr859Cys-/Y859C-Substitution ursächlich für einen CINCA/NOMID-ähnlichen Phänotyp Schlussfolgerung: Bei der seltenen und folgenschweren Erkrankung sind eine frühe Diagnosestellung und Einleitung einer effektiven Therapie essentiell. Grosse Variabilität im Phänotyp und eine nur 60%-Mutationsnachweisrate erschweren dies. In „wahrscheinlichen Fällen“ ist ein Therapieversuch mit einem gegen IL-1 gerichteten Therapeutikum gerechtfertigt, um das Ansprechen diagnostisch nützen zu können. Bei sog. „Mutations-neg.“ Patienten sollte nach weiteren Mutationen gesucht werden.