EPSTEIN-BARR-Virus Viren Infektiöse Mononukleose (PFEIFFERSCHES Drüsenfieber) 1.6 Erreger: Epidemiologie: Das EPSTEIN-BARR-Virus (EBV) gehört zur Gruppe der Herpesviren. Es gibt zwei immunologisch unterschiedliche Virusstämme: Den ubiquitär vorkommenden Virusstamm EBV-1 und den vor allem bei immundefizienten Patienten vorkommenden Virusstamm EBV-2. Primär infiziert werden Epithelzellen im Rachenraum, sekundär infiziert werden B-Lymphozyten. Erregerreservoir ist ausschließlich der Mensch. Die Übertragung erfolgt meist durch infektiösen Speichel („kissing disease“), selten durch Bluttransfusion. Die Inkubationszeit beträgt 10-50 Tage. Für Kinder seropositiver Mütter besteht bis zum 6. Monat ein relativer Nestschutz. Klinisches Bild und Nebensymptome: Komplikationen: Besondere Verlaufsformen: EBV-assoziierte Krankheitsbilder: Labor-Diagnostik: Therapie: Prophylaxe: Impfung: EBV-Infektionen im Kindesalter sind zum Teil klinisch inapparent, vor allem bei jüngeren Kindern. Bei immunkompetenten älteren Kindern entsteht typischerweise das Krankheitsbild der akuten infektiösen Mononukleose. Dieses ist gekennzeichnet durch hohes Fieber (85%), Lymphadenopathie 60 (85%), Angina mit weißlichen Belägen 61 (70%), Milzvergrößerung (85%), Lebervergrößerung und Ikterus (30%), morbilliforme Exantheme 62 (15%) und allgemeine Abgeschlagenheit. Typisch im Blutbild ist vor allem bei älteren Kindern das Vorkommen einer „Reizlymphozytose“ (aktivierte Lymphozyten). Seltene Komplikationen sind eine Mitbeteiligung des ZNS (Meningoenzephalitis, GUILLAIN-BARRÉ-Syndrom), des Immunsystems (Hypo- und Hyperimmunglobulinämie), des hämatopoetischen Systems (Anämie, Thrombozytopenie, Neutropenie, Milzruptur), des Herzens (Myo- und Perikarditis) und der Nieren (Nephritis). Bei der (unsinnigen!) Verabreichung von Ampicillin tritt in fast 100% ein ausgeprägtes Exanthem auf, 63, 64 welches toxischer und nicht allergischer Natur ist. Es ist daher nicht gleichzusetzen mit einer Penicillin-Allergie. Bei Kindern mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten kann es infolge der eingeschränkten zellulären Immunität zu schwersten, oft letal endenden Verlaufsformen kommen. Bestimmte Malignome sind EBV-assoziiert, jedoch ist ein pathogenetisch kausaler Zusammenhang bisher noch nicht erwiesen. Als wichtigste Untersuchung gilt der Antikörpernachweis durch die indirekte Immunfluoreszenz (IFT). Es gibt inzwischen auch ähnlich aussagekräftige ELISA-Methoden. Der bei älteren Kindern meist positive Nachweis heterophiler Antikörper im Serum (PAUL-BUNNELL-Test) ist bei kleineren Kindern meist negativ. Eine virusspezifische Therapie gibt es nicht. Eine Immuntherapie bei schweren chronischen lymphoproliferativen Krankheitsverläufen befindet sich noch im experimentellen Stadium. Eine Isolierung von Kindern mit infektiöser Mononukleose ist nicht erforderlich. Ein rekombinanter Totimpfstoff ist in Entwicklung. 26 Infektiöse Mononukleose 1.6 60 Lymphknotenvergrößerungen bei 61 Tonsillarbefund bei infektiöser Mononukleose EBV-Infektion 62 Morbilliformes Exanthem und Lymphknotenvergrößerung 63 Massives Exanthem nach Ampicillingabe bei EBV-Infektion 27 64 Wie 63, Detail