SERIE Anzeigepflichtige Tierseuchen Affenpocken Wir sind bei der Beschreibung der anzeigeplichtigen Krankheiten bislang alphabetisch vorgegangen. Wir müssen dieses Mal einen Buchstaben zurück. Das Tierseuchengesetz in seiner Fassung vom 4. November 2004 hat eine neue Krankheit aufgenommen, die Affenpocken. Bei den humanen Affenpocken handelt es sich um eine systemische generalisierende exanthemische Infektion durch Affenpockenvirus (Monkeypox virus; Orthopoxvirus simiae). Die Krankheit kommt enzootisch in tropischen Regenwäldern West- und Zentralafrikas (Sierra Leone, Liberia, Elfenbeinküste, Kamerun, Nigeria, Gabun) vor. Seit 2003 Die mit dem Affenpockenvirus infizierten Tiere erkranken in der Regel selbst mit Bindehautentzündung, Atemwegserkrankungen und/oder Hautausschlag. Das Affenpockenvirus ruft ähnliche Krankheitserscheinungen wie das Virus der Menschenpocken hervor. Lasst die Pfoten von Exoten! wird die Krankheit auch in den USA beobachtet. Das Reservoir ist noch nicht geklärt, wahrscheinlich sind es Hörnchenarten (Genera Funisciuris und Heliosciuris). Außerhalb Afrikas wird die Krankheit durch Präriehunde (Cynomis ludovicianus) übertragen, die immer häufiger in Zoohandlungen (exotic pet industry) angeboten werden, deren Besitzer sie dann gerne bei großen Treffs (so genannten swep meets) zusammenbringen, bewundern, prämieren, handeln und austauschen. 4 2 GROSSTIERPRAXIS 2/2005 1.Präeruptives Stadium: plötzlich einsetzendes Fieber (am zweiten Tag 38,5 – 40,5 °C) mit starken Kopf-, Rücken- und Halsschmerzen, Husten, Unwohlsein und Prostration (Erschöpfung), z.T. Durchfall. Häufig treten Lymphknotenschwellungen (zervikal, inguinal) vor Beginn des Exanthems auf. 2. Eruptives Stadium: Normalerweise beginnt die Krankheit am ersten Tag mit typischem Erythern (Oropharynx) und Exanthem im Ge- Der Präriehund (Cynomys Ludovicianus; Brehms Thierleben 1865) sicht, an den Händen, Unterarmen; zentripetale Ausbreitung über den Körper mit nachfolgender Entwicklung von Rötung und pockentypischen uniformen Effloreszenzstadien (Maculae, Bläschen, Pusteln und Krusten) innerhalb weniger Tage bei ca. 80 % der Patienten. In 20 % der Fälle polymorphes Exanthem ähnlich wie bei Varizellen. Die Läsionen heilen nach Austrocknung und Desquamation mit Narbenbildung ab. Gegen Pocken Geimpfte entwickeln weniger Effloreszenzen als nicht geimpfte Personen. In der Regel biphasischer Fieberverlauf mit erstem Gipfel in den ersten 3 bis 4 Krankheitstagen, Abfall auf < 38 C° und Wiederanstieg zumeist um den 5./6. Tag bei Übergang ins Pustelstadium. Bei nicht Geimpften erscheinen häufig Ulzerationen auf den Schleimhäuten der Mundhöhle mit Pharyngitis und Tonsillitis, Konjunktivitis mit Lidödem sowie sehr schmerzhafte Läsionen im Genitalbereich. Selten treten Erblindung und entstellende Narben als Dauerschäden auf. Schwerste, tödlich verlaufende hämorrhagische Formen sind selten.