Einführung in die Meteorologie - Teil II: Meteorologische Elemente - Clemens Simmer Meteorologisches Institut Rheinische Friedrich-Wilhelms Universität Bonn Sommersemester 2006 Wintersemester 2006/2007 1 II Meteorologische Elemente II.1 Luftdruck und Luftdichte II.2 Windgeschwindigkeit II.3 Temperatur II.4 Feuchte II.5 Strahlung 2 II.4 Feuchte Bedeutung in der Meteorologie Feuchtemaße Wasserdampftransporte Temperatur- und Feuchtefelder nahe am Erdboden Feuchtemessung 3 Feuchte • • • • • Die Feuchte oder Luftfeuchte bezeichnet den Gehalt der Luft an (gasförmigem) Wasserdampf. Wasserdampf ist der einzige Stoff der unter Erdoberflächenbedingungen in drei Phasen vorkommt. Durch die Phasenübergänge „trägt“ Wasserdampf die Energien, die zu seiner Verdunstung und zum Schmelzen von Eis benötigt werden in sich. Damit ist Wasserdampftransport auch immer mit Energietransport verbunden, sogenannte latenter Energie. Das Freiwerden dieser latenten Energie ist ein wesentlicher Antrieb für viele atmosphärische Prozesse (Hadley-Zirkulation der Tropen, tropische Zyklonen, auch synoptische Zyklonen uvm.) 4 Atmosphärische Feuchte - Ihre Bedeutung in der Meteorologie eine der Grundgrößen der Meteorologie mit großer Bedeutung im hydrologischen Zyklus - Wolken- und Niederschlagsbildung - Austauschprozesse an der Oberfläche im Energiekreislauf - Absorption solarer Strahlung - Absorption/Emission langwelliger Strahlung (wichtigstes Treibhausgas!) - Energieumsatz bei Phasenübergängen stark variabler Gasbestandteil der Atmosphäre mit lokal maximal 4 Volumenprozent PW – „precipitable Water“ Gesamtwasserdampfgehalt im Mittel 25 kg/m2 , entspr. 25 mm Wassersäule mit ρH2O=103 kg m-3 im Vergleich zur Gesamtmasse ca. 0,3 % 5 Globale Verteilung der vertikal integrierten Feuchte 6 Übung zu II.4 • Weise nach dass der Wasserdampf ca. 0,3 Gewichts-% der Luftmasse ausmacht. Bestimme dazu zunächst die Masse einer vertikalen Luftsäule (kg/m²) durch Integration der Dichte über die Höhe (und verwende dabei die statische Grundgleichung). Dann vergleiche den erhaltenen Wert mit den angegebenen 25 kg/m² für Wasserdampf. 7 II.4.1 Feuchtemaße a= w - absolute Feuchte [kg m-3] e- e w Rw Partialdruck des Wasserdampfs [hPa] RW = R/Mw=462 J kg-1 K-1 Gaskonstante des Wasserdampfs Es exisitiert ein maximaler Dampfdruck e* =f(T) Sättigungsdampfdruck T Bei höherem e kondensiert entsprechend Wasserdampf aus. Td - Taupunkt [K] isobare Abkühlung auf Taupunkt führt zur Kondensation q- spezifische Feuchte [kg/kg] Masse des Wasserdampfes zur Gesamtmasse der feuchten Luft m>q m - Mischungsverhältnis [kg/kg] Masse des Wasserdampfes zur Gesamtmasse der trockenen Luft f- relative Feuchte [%] e f 100 e* 8 II.4.1.1 Dampfdruck – Partialdruck des Wasserdampfes e variiert zwischen 0 hPa in wasserdampffreier Luft und Sättigungsdampfdruck e* Sättigungsdampfdruck ist der maximale Wasserdampfdruck bei einer bestimmten Lufttemperatur (Gleichgewichtszustand der Moleküle) e > e* Kondensation zu flüssiger/fester Phase e < e* Verdunstung von flüssiger/fester Phase T Gleichgewicht zwischen Verdunstung und Kondensation im abgeschlossenen System e* T Magnus-Formel für e* über ebener Wasserfläche reinen Wassers mit in°C 17.08085 e = 6.1078 exp 234.175 + * w [hPa] Dalton‘s Gesetz: p = pL + e pL – Druck der wasserdampffreien Luft p – gemessener Gesamtluftdruck 9 Versuch zur Messung des Sättigungsdampfdrucks über Wasser ew* Man nehme zwei Quecksilberbarometer. Das zweite präpariert man, indem man auf die Quecksilbersäule etwas Wasser aufbringt. Im Vakuum darüber stellt sich dann der Sättigungsdampfdruck entsprechend der Temperatur ein. Gegenüber dem ersten Barometer wirkt nun dieser Dampfdruck und drückt die Quecksilbersäule etwas weiter nach unten. Die Differenz zum ersten Barometer ist dann also der Sättigungsdampfdruck über Wasser bei der Temperatur T, ew*(T) Vakuum Wasserdampf (sonst kein Gas) p H2O flüssig p-e*W (Restwasser) Hg 10 Phasendiagramm des Wasserdampfs Nur auf den Kurven können zwei Phasen koexistieren Am Tripelpunkt können alle drei Phasen koexistieren 6.11 hPa, 0.0099°C Gleichgewicht zwischen Eis und Wasserdampf Gleichgewicht zwischen unterkühltem Wasser und Wasserdampf Phasenübergang durch: - Abkühlung/Erwärmung - Zufuhr/Abfuhr von Wasserdampf 11 Reale Atmosphäre Koexistenz von freien Wasserflächen und ungesättigter Luft Wasserdampf „spürt“ nur eigenen Dampfdruck (Dalton) Wasseroberfläche „spürt“ zusätzlich Gesamtdruck Bindungskräfte der Moleküle im Wasser stehen dem Ausgleich der H2O Moleküle im ganzen Raum entgegen e=e* e<e* e >e* e TL e* kein Nettoaustausch Nettoverdunstung Kondensation, auch wenn Luft ungesättigt ist TL>Tw TW Sättigungsdampfdruck über Eis ei* ist niedriger als über einer gleich temperierten Oberfläche unterkühlten Wassers, da die größeren Anziehungskräfte zwischen den Molekülen im Eiskristall diese stärker binden und ein Gleichgewicht bei niedrigerem Dampfdruck bewirken 17.84362 e = 6.1078 exp 245.425 + * i [hPa] 12 Verdunstung ober- und unterhalb des Siedepunktes Wasser siedet, wenn der Sättigungsdampfdruck gleich dem äußeren Luftdruck ist (Prinzip des Hypsometers=Siedepunktbarometers) a) Verdunsten unterhalb Siedepunkt An der Oberfläche gilt e < e*<pl+e. In einer hypothetischen Gasblase herrscht der Druck e* (Tw) < pl+e+ρwgh. Gasblasen können also nicht existieren und die Verdunstung findet nur an der Oberfläche statt. b) Verdunsten oberhalb des Siedepunktes An der Oberfläche gilt e < e* ≥ pl+e. In einer hypothetischen Gasblase herrscht der Druck e* (Tw) ≥ pl+e+ρwgh. Gasblasen können also existieren und die Verdunstung findet auch im Wasser selbst statt. Durch die stark vergrößerte verdunstende Oberfläche verdunstet das Wasser nun viel schneller als bei a), wenn nur genügend Energie zugeführt wird. e TL e(z=0)=e*(Tw) gesättigt h TW e*(Tw) 13 Energie für Verdunstung/Verdampfung Verdampfungswärme L ist nötig um Flüssigkeit in Dampf umzuwandeln, denn Bindungskräfte im Wasser müssen überwunden weren. L enthält zusätzlich die Arbeit für Ausdehnung vom Flüssigkeitsvolumen auf das Gasvolumen - 1 g flüssiges Wasser nimmt 1 cm3 ein. - 1 g Wasserdampf nimmt 1600 cm3 bei 1000 hPa und 100°C ein. LA p V = 1.6 105 J / kg Tatsächlich wird aber der weitaus größte Teil der Energie für das Aufbrechen der Bindungsenergie benötigt. Insgesamt gilt L (2.501 2.44 103 ) 106 J / kg 14 II.4.1.2 Taupunkt Td Der Taupunkt Td ist jene Temperatur, deren Sättigungsdampfdruck über Wasser e(Td) gerade gleich dem wirklichen Dampfdruck e ist, also e=e*(Td). e Eine isobare Abkühlung eines Luftpakets mit dem Dampfdruck e führt zur Sättigung bzw. Kondensation Ist der Taupunkt Td (oder d in °C) bekannt, kann der aktuelle Dampfdruck e mittels der Magnus-Formel berechnet werden 17.08085 d e = 6.1078 exp 234.175 + d Td T [hPa] Beispiel: d= 20°C → e= 23.42 hPa d= 15°C → e= 17.1 hPa d= 10°C → e= 12.32 hPa 15 II.4.1.3 Spezifische Feuchte q Verhältnis der Masse des Wasserdampfes mw zur Gesamtmasse der „feuchten“ Luft m des gleichen Volumens l – Dichte der „trockenen“ Luft q mw w w m w l Gasgleichung für Wasserdampf (Index w) und für trockene Luft (Index l) e w Rw T pl l Rl T Nach dem Gesetz von Dalton summieren sich die Partialdrücke: p = pl + e. Nach Umformung ergibt sich mit Einsetzen der Gaskonstanten für Wasserdampf und trockene Luft q= 0.622 e e 0.622 p - 0.377 e p e << p 16 II.4.1.4 Massenmischungsverhältnis m Verhältnis der Masse des Wasserdampfes mw zur Gesamtmasse der „trockenen“ Luft mL des gleichen Volumens l – Dichte der trockenen Luft m mw w ml l Gasgleichung für Wasserdampf (Index W) und für trockene Luft (Index l) e w Rw T pl l Rl T Nach dem Gesetz von Dalton summieren sich die Partialdrücke: pl = p - e. Nach Umformung ergibt sich mit Einsetzen der Gaskonstanten für Wasserdampf und trockene Luft m= mq 0.622 e e 0.622 p-e p e << p 17 II.4.1.6 Feuchtegrößen bei adiabatischen Bewegungen Luftpaket steigt adiabatisch auf Absolute Feuchte w [kg m-3] wie → Abnahme Wasserdampfdruck e [hPa] wie p → Abnahme spezifische Feuchte q [g/kg] konstant da Massenverhältnis Mischungsverhältnis m [g/kg] konstant da Massenverhältnis Taupunkt Td [°C] nimmt ab, da e abnimmt Relative Feuchte f [%] nimmt zu, da e* schneller abnimmt als e Sättigungsdefizit e* -e [hPa] nimmt ab q, m sind Erhaltungsgrößen bei adiabatischen Bewegungen 18 II.4.1.5 Virtuelle Temperatur Gasgleichung: p RL T mit p = pL + e und ρ = ρL + ρW Wasserdampf wird nicht in RL berücksichtigt p pL e LRLT W RWT Multiplikation mit ρ/ρ LRLT W RW T (1 q )RLT q RWT RL (1 q)T q T RW / RL RL 1 0.61q T p RL Tv L w W 1 1q RW MW 1 1 0.61 RL ML Die virtuelle Temperatur Tv ist jene, die wasserdampffreie Luft hätte, wenn sie gleiche Dichte und Druck wie die feuchte Luft hätte 19 Übungen zu II.4.1 (a) T = 273.15 K P = 1013.25 hPa Berechne: T = 303.15 K P = 1013.25 hPa absolute Feuchte w = kg/m³ kg/m³ Wasserdampfdruck e= hPa hPa Taupunkt T d= °C °C spezifische Feuchte q= g/kg g/kg Mischungsverhältnis m= g/kg g/kg relative Feuchte f= virtuelle Temperatur Tv= 50 % 50 % K K 20 Übungen zu II.4.1(b) • • • • Wozu benötigt man die virtuelle Temperatur? Leite die Clausius-Clapeyron-Gleichung (siehe unten) ab aus dem 1. HS für die freie Enthapie g(T,p) (dg=-sdT+αdp) an der Phasengrenze zwischen Flüssigkeit und Gas. Beachte, dass beim vollständigen Übergang vom Gas zur Flüssigkeit sich g nicht ändert, da p und T dabei konstant. Zur Ableitung betrachte einen Weg entlang der Kurve des Sättigungsdampfdruckes in p-TDiagramm. Leite aus der Clausius-Clapeyron-Gleichung (de*/dT=L/(TΔα), mit Δα die Differenz des spezifischen Volumens zwischen Gas und Wasser) die Magnus-Formel her. Welche zwei Feuchtegrößen ändern sich nicht bei adiabatischen Bewegungen? 21 II.4.2 Wasserdampftransporte 40 746 58 111 480 37 71 1176 92 425 1066 83 385 40 Beobachtungen nach Baumgartner und Reichel, 1975 blau: mm/Jahr rot: W/m2 schwarz: in 1000 km3/Jahr 22 Wasserdampftransporte (andere Quellen mit Reservoiren) 23 Haushaltsgleichung für den Wasserdampf Die allgemeine Haushaltsg leichung für eine spezifische Eigenschaft χ : d v t dt Quelle Qu w q Mit q spezifische Feuchte folgt v q Qu t Verdunstun g und/oder Kondensati on q Zeitliche Mittelung : v q v q Qu t Verdunstun g, Div ergenz Div ergenz v on E konv v q v on Eturb v q Kondensati on, Div ergenz von E mol q Multiplika tion der Wasserdam pfflüsse mit der Verdunstu ngswärme L mit L 2,5 10 6 J / kg ergibt die äquivalent en Flüsse latenter Wärme ( der mit dem Wasserdam pftranspor t verbundene Energietra nsport, z.B. LE konv L v q , LE mol q , LEturb L v q L Kq ) 24 Turbulente vertikale Wasserdampfflüsse E und turbulente Flüsse latenter Wärme LE E turb,z E LE turb,z LE E w q q K z L cp q0 qL kg E 2 ms LE L w q q L K z LL q0 qL cp W LE 2 m αL ist dabei der Wärmeübergangskoeffizient, der auch beim Fluss fühlbarer Wärme, H= αL (T0-TL) , auftaucht. Die Ähnlichkeit folgt daraus, dass der Transportprozess – die Turbulenz – der gleiche ist. Die Division durch cP reduziert letztlich den Wärmeübergangskoeffizient auf einen Massenaustauschkoeffizient (später 25 genauer). Übungen zu II.4.2 • • • • Rechne die Reservoirmengen für Wasser für Ozean, Land und Atmosphäre (zweite Folie des Kapitels) um in Höhe einer Wassersäule in Meter. Verwende 0,5x1015 m2 als Schätzung für die Gesamtoberfläche der Erde und die Aufteilung 2/3 zu 1/3 für Ozean zu Land. Sind die Werte plausibel? Was ist der latente Wärmefluss? Kann eine Wasseroberfläche auch dann verdunsten, wenn die Luft darüber kälter ist, als das Wasser? Warum? Kann an einer Wasseroberfläche Wasserdampf aus der Luft kondensieren, wenn die Lufttemperatur höher ist als die Wassertemperatur? 26 II.4.3 Temperatur- und Feuchtefelder nahe an der Erdoberfläche Die Temperatur und Feuchte nahe der Erdoberfläche werden, wie der Wind, massiv durch die Austauschprozesse (Flüsse von Wärmeenergie und Wasserdampf und Impuls) beeinflusst. Die unterschiedliche Strahlungsbilanz des Erdbodens (im Mittel positiv) und der Atmosphäre (im Mittel negativ) bauen Temperaturgradienten auf, die i.w. durch die turbulenten Flüsse fühlbarer und latenter Wärme ausgeglichen werden. Die Abnahme der Temperatur in der Atmosphäre mit der Höhe (u.a. resultierend aus der unterschiedlichen Strahlungsbilanz von Erdoberfläche und Atmosphäre und adiabatischen Umlagerungen) führt zur Kondensation des Wasserdampfes, der durch Niederschlag dem Erdboden zugeführt wird. Dies führt zu einem Feuchtegradient zwischen Erdboden und Atmosphäre, der i.w. durch den turbulenten Wasserdampffluss kompensiert wird. Der turbulente Wasserdampffluss setzt die Verdunstung des Flüssigwassers voraus. Die dazu aufgewandte Energie steckt dann im Wasserdampfgas (->Fluss latenter Wärme) und kommt der Atmosphäre bei der Kondensation als Wärme wieder zu gute. 27 II.4.3.1 Energiebilanz an der Erdoberfläche Qo Ho LEo Einheit W/m2, o = an der Oberfläche Qo Nettostrahlungsfluss Bo Bodenwärmestrom Ho Fluss fühlbarer Wärme LEo Fluss latenter Wärme Bo Q0 B0 H 0 LE0 0 Energiebilanzgleichung einer Oberfläche ≠ Haushaltsgleichung, da Speicherterm fehlt Achtung: Obwohl die Energiebilanz geschlossen sein muss, gelingt es uns in der Realität meist nicht, dies durch Messungen der vier Komponenten nachzuweisen. Die Gründe sind noch unklar, hängen aber vermutlich mit der Messung von H und LE zusammen. 28 II.4.3.2 Tagesgänge Tagesgänge der Temperatur und Wärmeflüsse Nachts 2m Tags Qo 1m Q o LEo Ho LEo Hinzunahme der Feuchte Ho T Bo • Qo treibt die Energiebilanz an • Nachts sind Gradienten stärker durch reduzierte Turbulenz • Bedeutung der 2 m-Temperatur als Vergleichstemperatur (screen temperature) Bo • LEo geht meist in die gleiche Richtung wie Ho und ist dabei tags meist doppelt so groß wie Ho . • Ausnahme:Psychrometereffekt (siehe Messungen) 29 m über Grund mittlerer Tagesgang der Temperatur 25 °C 50 20 Juli 1963 10 15 2 10 50 • Tagesamplitude durch Sonnenstand (Jahreszeit) bestimmt • Minimum bei Sonnenaufgang, Maximum am frühen Nachmittag • Extremere Werte in Bodennähe • Maxima und Minima am Boden laufen voraus • Inversion in der Nacht, vertikale Temperaturabnahme nach oben am Tag 10 Oktober 1963 2 5 potentielle Lufttemperatur 0 -5 50 10 -10 0 Januar 1963 6 12 MOZ 18 2 24 30 Tagesgang des Dampfdrucks 17 hPa 16 Dampfdruck 2 15 10 14 Juli 1963 50 13 0 6 12 MOZ 18 24 • Doppelwelle des Dampfdrucks durch Zusammenspiel von Verdunstung am Boden, intensivierten turbulenten Feuchtetransport am frühen Nachmittag • Verdunstung am Tage (Feuchtegradient beachten) • Taubildung in der Nacht (Feuchtegradient beachten) 31 25 °C Tagesgang von Dampfdruck und relativer Feuchte 50 20 Juli 1963 10 15 2 17 10 hPa 16 5 15 50 Dampfdruck Oktober 1963 10 2 2 10 potentielle Lufttemperatur Juli 1963 50 140 13 -5 100 % 0 90 -10 6 10 12 MOZ 18 Januar 1963 relative Feuchte Juli 1963 80 0 6 12 MOZ 18 50 2 24 2 10 24 • Die relative Feuchte ist am Boden i.a. höher als in größerer Höhe. • Während der Dampfdruck nur wenig variiert, schwankt die relative Feuchte beträchtlich, Ihre Schwankung wird dabei nicht durch Feuchteänderung sondern duech Temperaturänderungen bestimmt. 70 50 60 50 0 6 12 MOZ 18 24 32 Vertikalprofile von • Temperatur und relativer Feuchte als Profile, • von Temperatur in Isoliniendarstellung, • von Temperatur als Zeitserien in verschieden Höhen, und • Horizontalwind in verschiedenen Höhen. 33 Übungen zu II.4.3 1. 2. 3. Beschreiben Sie die Messerien von Temperatur, Feuchte und Wind auf der Folie „Vertikalprofile“. Im Gleichgewicht sollte sich über Wasserflächen (Ozeane, Seen) aber auch über den doch meist feuchten Landoberflächen die Atmosphäre in Sättigung bezüglich des Wasserdampfes sein (100% relative Feuchte). Warum ist das in der Erdatmosphäre i.a. nicht erfüllt. Zeichnen Sie die Tagesgänge der Temperatur, der potentiellenTemperatur, der Wasserdampfdichte und der relativen Feuchte an einem sonnigen Tag. 34 II.4.4 Feuchtemessung Historie der Feuchtemessung Prinzipien der Feuchtemessung Haarhygrometer Feuchteregistriergeräte Spektroskopische Hygrometer 35 Historie der Feuchtemessung 1400: Holz absorbiert Feuchtigkeit ("hygroskopisch“) und ändert bei Feuchtigkeitsaufnahme seine Eigenschaften (z.B. Volumen, Länge, Gewicht, Farbe) Bis 1. Hälfte 19. Jahrhundert: "Grannen von wildem Hafer" wurden in englische Banjobarometern eingebaut. Lebensdauer höchstens 12 Monate. Wolle, Holz, Papier, Hanfschnüre, Darmsaiten, Fischbein, Elfenbein und Salze kamen in frühen Hygroskopen zur Anwendung. 2. Hälfte des 18. Jahrhundert: Horace Bénédict de Saussure (1740-1799) "Essais sur l'Hygrométrie" stellt Haarhygrometer mit speziell behandelten blonden Frauenhaaren und Messskala vor. 1820: Kondensationshygrometer können Temperatur des Taupunktes der umgebenden Luft direkt zu bestimmen Ende 19. Jahrhundert: Einführung des Psychrometers durch Richard Aßmann 20. Jahrhundert Fernerkundungssensoren in verschiedenen Spektralbereichen 36 Methoden der Feuchtemessung Psychrometer Messung: Effekt des Zufügens von Wasser (Verdunstungskälte), Trocken- und Feuchtthermometer Gleichgewicht zwischen latentem und fühlbarem Wärmefluss Sättigungsgleichgewicht hygroskopischer Substanzen – elektrische Hygrometer (Kapazitätsänderung, Humicap) – Längenänderung von Haaren – Lithium-Chlorid Hygrometer Tau- und Frostpunkthygrometer Absorption elektromagnetischer Strahlung z.B. Lyman-α Linie im ultravioletten (Buck, 1976) 37 II.4.4.1 Psychrometer („Kältemesser“) und Feuchttemperatur Aspirationspsychrometer Firma Lambrecht Frankenberger elektrisch ventiliert Psychrometer nach August 38 Wärmebilanz für Feuchtthermometer Q - H - LE - B = 0 QS - Energiebilanzgleichung für Oberflächen Nettostrahlung solar QL – Nettostrahlung terrestrisch Q = QS + QL – Nettostrahlung gesamt H- Fluss fühlbarer Wärme LE - Fluss latenter Wärme B - Bodenwärmestrom, fühlbare Wärme aus dem Körper zur Oberfläche Wärmebilanzgleichung für Oberfläche Q Summe aller Wärmeströme, die pro Flächeneinheit durch die Körperoberfläche B H fließen [W m-2] Flüsse, die zur Oberfläche gerichtet sind, werden als positiv gerechnet. LE 39 Ideales Psychrometer Q=0 Strahlungsschutz Q - H - LE - B = 0 B=0 stationär! Wärmebilanzgleichung für Feuchtthermometer wird vereinfacht als Balance zwischen dem Fluss fühlbarer Wärme H und dem latenter Wärme LE. H ist proportional zur Temperaturdifferenz zwischen Körper und Luft (hatten wir schon) H = - L (TF - TL ) Wärmeübergangszahl αL [Wm-2 K-1] hängt von der Körperform und der Luftbewegung ab (v= 0.2 m/s → αL=10 [Wm-2 K-1]; v=10 m/s→ αL=70 [Wm-2 K-1]) LE beschreibt den mit dem Wasserdampftransport verbundenen Energietransport LE = L 0.622 * L (e (TF ) - e) p cp Mit L - Verdunstungswärme ~ 2.5 ·106 J/kg cp- spezifische Wärme der Luft bei konstantem Druck e* – Sättigungsdampfdruck e – Dampfdruck der Umgebungsluft 40 Einschub: Parametrisierung des latenten Wärmeflusses Betrachte zunächst den fühlbaren Wärmefluss H α L(θF θL ) αL α c p(θF θL ) L c p(TF TL ) cp cp H ist gleich dem Gradient der Enthalpie an der Oberfläche multipliziert mit einem Faktor αL/cp, der von der Turbulenz der Luft abhängt. Die turbulente Bewegung, die z.B. warme Luft nach oben und kalte Luft nach unten transportiert, also den fühlbaren Wärmefluss realisiert, ist der gleiche Prozess der trockener mit feuchter Luft austauscht. Logischerweise muss beim latenten Wärmetransport die gleiche Turbulenzkonstante gelten wie bei fühlbaren Wärmetransport. αL LE L(q * (Tf ) q) cp q 0 ,622 0,622 L α L * (e (TF ) e) pc p e p 41 Ideales Psychrometer H = LE L TF TL = 0.622 * L L (e (TF ) - e) pc p e = e (TF ) * pc p 0.622L (TL TF ) A Psychrometerkonstante A≈0,65 hPa/K hängt ab vom Druck, Temperatur und Feuchte (leicht). Bestimmung des Dampfdrucks aus Trocken- und Feuchttemperatur. Sprung‘sche Formeln, Tabellenliste für Konvertierung Über Eis muss Depositionswärme Ls = 2. 835 x106 J/kg genutzt werden Reales Psychrometer berücksichtigt Strahlungsfehler (Strahlungsübertragungskoeffizient αs) und Bodenwärmestrom (Wärmedurchgangskoeffizient β) 42 Feuchttemperatur und Taupunkt Psychrometer enthält Feuchtthermometer Verdunstung führt zur Abkühlung des Feuchtthermometers; es setzt ein fühlbarer Wärmestrom ein von der Luft zum Feuchttermometer im Gleichgewicht Feuchttemperatur Tf Verdunstung erhöht Wasserdampfdruck, daher Tf>Td e* Dampfdruck / hPa 25 Wasser Eis 20 Wäre die Feuchttemperatur niedriger als der Taupunkt, so wäre ef niedriger als e und das feuchte Thermometer könnte nicht mehr verdunsten – Wasser müsste an ihm kondensieren. e*f 15 e* Tf 10 Td 6.1 Tl 0 -10 0 10 Temperatur / °C 20 30 43 Inversion des Psychrometers ? e*(T) e*W e*W (TL ) e*E (T0 ) E TL T0 0°C T Beim Psychrometer wird fühlbare Wärme aus der Atmosphäre zur Verdunstung am feuchten Thermometer zugeführt. Ist die Umkehrung möglich? Könnte an einem Thermometer Wasser kondensieren und die frei werdende Kondensationswärme als fühlbare Wärme der Luft zugeführt werden? Nein: Damit LE zum Thermometer geht muss eL > ew*(T0); damit H vom Thermometer in die Luft geht muss gelten T0 > TL. Insgesamt müsste also gelten ew*(T0) < eL < ew*(TL), also T0 < TL im Widerspruch zu oben. Doch bei Temperaturen unter 0°C ist es möglich (siehe Abbildung oben). Das ist die Grundlage für Rauhreifbildung. 44 II.4.4.2 Haar-Hygrometer Mit zunehmender relativer Feuchte wird der Wassergehalt der hygroskopischen Substanz immer größer, und ihr Volumen nimmt zu, bei langgestreckter Form ist die Längenänderung besonders groß. Materialien sind z.B. Haare, Textilfasern (künstlich oder natürlich) und Zellophan. Für Wasserdampfaustausch mit Luft müssen Haare entfettet werden Verbesserung von Empfindlichkeit und Genauigkeit durch chemische und/oder mechanische Vorbehandlung (z.B. Kochsalzlösung, Wälzung) Haarbüschel (Harfe) wird mit Hebelsystem auf Zeiger übertragen Haarhygrometer müssen regelmäßig regeneriert werden (Sättigung!) z.B. bei 40 % relative Feuchte beträgt nach 4 Wochen der Fehler + 13 %). Haare ändern ihre Länge nicht linear mit der relativen Feuchte. : Relative Feuchte: 0 Relative Längenänderung 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 22,5 40,0 52,2 61,6 69,0 76,0 82,6 88,8 94,6 100,0 45 Feuchte-Registriergerät Skaleneinteilung für Zeit und Feuchte müssen gut kalibriert sein! Kalibration mit Psychrometer Zeitkonstante ist temperaturabhängig 46 II.4.4.3 Spektroskopische Hygrometer Beer-Bouguer Gesetz mit Iλ: kλ: ρw: s: τ: I I 0 exp( k w s) I 0 spektrale Intensität [W m-2 sr-2 m-1] spektraler Absorptionskoeffizient [m2/kg] absolute Feuchte [kg m-3] Weglänge [m] Transmission s I0 Quelle I Detektor Wellenlänge bei der möglichst nur Wasserdampf absorbiert: IR Hygrometer nutzen oft zwei unterschiedlich stark absorbierende Wellenlängen z.B. 2.6 und 2.3 μm, ca. 20 cm Pfad schmalbandige Quelle nötig → Laser (teuer, daher meist Filter) Lyman-α Hygrometer nutzt 121.56 nm Linie des atomaren Wasserstoffs starke Absorption → 0.2 – 5 cm Weglänge hohe zeitliche Auflösung, gut für turbulente Schwankungen Referenzkalibration nötig 47 Übungen zu II.4.4 1. 2. 3. 4. Erläutern Sie das Messprinzip des Siedepunktbarometers Wie verhalten sich die 4 Wärmeströme beim idealen Psychrometer im Gleichgewicht? Wovon hängt die Verdunstungsintensität des Bodens ab? Wie würden Sie die Verdunstungsintensität messen? 48