Wärmelehre Temperatur, Wärme, Entropie Inhalt • Die Temperatur • Energiezufuhr in Form von Wärme – Spezifische Wärme • Erster Hauptsatz der Wärmelehre • Wirkung der Temperatur auf physikalische Eigenschaften: Thermische Ausdehnung • Zweiter Hauptsatz der Wärmelehre • Die Entropie: – Definition nach Clausius: Maß für die Möglichkeit, einen Vorgang mit möglichst wenig Energiezufuhr umzukehren („Reversible Prozesse“) – Definition nach Boltzmann: Maß für die Gleichverteilung von Orten und Impulsen der Teilchen Versuch: Modell zur Bewegung im Gas (2-dimensional) • Mit einem bewegten Rahmen wird eine regellose Bewegung von Kugeln erzeugt – Keine Vorzugsrichtung – Bei Wandkontakt wird die Geschwindigkeit geändert – Orte und Geschwindigkeiten sind „verteilt“ Ideale Gase Zusammenhang zwischen den mikro- und makroskopischen Größen • Die Temperatur ist proportional zur mittleren kinetischen Energie der Teilchen • Der Druck ist ein Quotient: – Zähler: Kraft, die bei Änderung des Impulses der Teilchen beim Auftreffen auf eine Fläche entsteht – Nenner: Fläche Temperatur und kinetische Energie Einheit Ekin m 2 3 v k T 2 2 1J Mittlere kinetische Energie eines Teilchens im Gas v 1 m/s mittlere Geschwindigkeit m 1 kg Masse eines Teilchens T 1K Temperatur in Kelvin k 1,3807 10 23 1 J/K Bolzmannkonstante Energiezufuhr über die Wand • Bei Kontakt mit der Wand erhält jedes Teilchen drei neue Zufalls-Koordinaten für seine Geschwindigkeit • Q: Weshalb verhält sich ein Teilchen bei Wandberührung nicht wie eine Billard Kugel mit Einfallswinkel = Ausfallswinkel? • A: Im Maßstab der Teilchen ist die Wand ein System gekoppelter Pendel – Bei Kontakt wird es in irgend einem Bewegungszustand angetroffen – Analogon: Sie hüpfen auf ein Trampolin, auf dem schon jemand übt Versuch: Erinnerung an die Freiheitsgrade im „Gekoppelten Pendel“ Freiheitsgrade Symmetrie bei Spiegelung Erste Eigenschwingung Symmetrisch Zweite Eigenschwingung „Anti“-symmetrisch Beliebig, das ist eine Überlagerung beider Eigenschwingungen Unsymmetrisch Muster Vorgänge an der Wand: z. B. Molekülschwingungen in CO2 z y x Molekülschwingungen, Beispiel CO2, erste Streckschwingung, symmetrisch z y x Molekülschwingungen, Beispiel CO2, zweite Streckschwingung, antisymmetrisch z y x Beispiel CO2, erste Deformationschwingung z y x Beispiel CO2,zweite Deformationsschwingung z y x Freiheitsgrade • Diese sechs Eigenschwingungen sind die sechs Freiheitsgrade des Moleküls • Bei Teilchenzahl n ist die Zahl der „Freiheitsgrade“ 3n-3 • Es gibt deshalb 3n Eigenschwingungen mit unterschiedlichen – Symmetrie-Eigenschaften – Energie-Werten Modell für die Einheitszelle eines Kristalls mit zwei Atomen in der Elementarzelle mit Federn anstelle der Coulomb-Kräfte Freiheitsgrade eines Kristallgitters mit 2 Atomen in der Elementarzelle Beispiel für die Eigenschwingungen eines Kristalls mit zwei Atomen in der Elementarzelle Translation Innere Schwingung Freiheitsgrade eines Kristallgitters mit 2 Atomen in der Elementarzelle 1. Beispiel für Kontakt Gas mit der Wand Gas Teilchen trifft ein in Flugrichtung bewegtes Teilchen der Wand 2. Beispiel für Kontakt Gas mit der Wand Gas Teilchen trifft ein entgegenkommendes Teilchen der Wand Koordinaten der Geschwindigkeit • Bei wiederholten Messungen einer Koordinate erhält man Zufallswerte, deren Histogramm einer Gauß Verteilung um den Nullpunkt entspricht Koordinaten der Geschwindigkeit eines Teilchens X-Komponente der Geschwindigkeit N n V 0 l Y-Komponente der Geschwindigkeit N n V 0 l Gauß-Verteilung für eine Geschwindigkeitskomponente F1 1,1 1,0 0,9 0,8 Y Axis Title 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 -0,1 -18 -16 -14 -12 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 X Axis Title vx 2 2 1 p(vx )dvx e 2 dvx 2 1m/s Wahrscheinlichkeit, eine Geschwindigkeit im Intervall zwischen vx und vx+ dvx zu finden Gauß-Verteilung für eine Geschwindigkeitskomponente F1 1,1 1,0 0,9 0,8 Y Axis Title 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 -0,1 -18 -16 -14 -12 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 X Axis Title 1 p (v x )dv x e 2kT / m mvx 2 2 kT dv x 1m/s Wahrscheinlichkeit, eine Komponente der Geschwindigkeit im Intervall zwischen vx und vx+ dvx zu finden Wahrscheinlichkeitsdichte Boltzmann-Verteilung für die Energie eines Freiheitsgrades 2,50E+020 T=300K 2,00E+020 1,50E+020 1,00E+020 5,00E+019 0,00E+000 0,00E+000 5,00E-021 1,50E-020 1,00E-020 2,00E-020 Energie [J] E 1 kT p( E )dE e dE kT 1J Wahrscheinlichkeit, die Energie eines Freiheitsgrads im Intervall zwischen E und E+ dE zu finden Wahrscheinlichkeitsdichte Erwartungswert der Energie T=300K 2,50E+020 2,00E+020 1,50E+020 1,00E+020 5,00E+019 0,00E+000 0,00E+000 5,00E-021 1,00E-020 1,50E-020 2,00E-020 Energie [J] 1J Mittlere Energie, Erwartungswert der Energie: Mittelwert aus vielen Beobachtungen 1J Wahrscheinlichkeitsdichte der Energie E E p( E )dE kT 0 E 1 kT p( E )dE e dE kT Wahrscheinlichkeitsdichte Temperatur und Energie 2,50E+020 Mittlere Energie eines Freiheitsgrades bei 300 K 2,00E+020 1,50E+020 1,00E+020 5,00E+019 0,00E+000 0,00E+000 5,00E-021 T=300K 1,00E-020 1,50E-020 2,00E-020 Energie [J] • Die Temperatur ist ein Maß für die mittlere Energie eines Freiheitsgrades Eine Boltzmannverteilung für jede Geschwindigkeitskomponente F1 1,1 1,0 vx 0,9 0,8 F1 0,6 1,1 0,5 0,4 1,0 0,3 0,9 0,2 0,8 0,1 0,7 0,0 0,6 vy F1 1,1 1,0 0,5 -18 -16 -14 -12 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 0,4 X Axis Title 0,3 6 8 vz 0,9 10 12 14 16 18 0,8 0,7 0,2 Y Axis Title -0,1 Y Axis Title Y Axis Title 0,7 0,1 0,0 -0,1 -18 -16 -14 -12 -10 -8 -6 -4 0,6 0,5 0,4 -2 00,32 4 X Axis Title 0,2 6 8 10 12 14 16 18 0,1 0,0 -0,1 -18 -16 -14 -12 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 X Axis Title 4 6 8 10 12 14 16 18 Vorbereitung für „Maxwells Lotto“: Füllung der Urnen 1 4 8 10 • Drei Urnen, eine für jeden Freiheitsgrad, werden auf die gleiche Weise gefüllt Maxwells Lotto: Ziehung bei Wandkontakt z vx vy vz 1 1 x 8 y Das Ergebnis der Ziehung ergibt die neue Geschwindigkeit Die Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung F1 0,016 0,014 0,012 f(v) 0,010 0,008 0,006 0,004 0,002 0,000 -0,002 0 5 10 15 20 v v2 =vx2 +vy2 +vz2 1 m/s2 Geschwindigkeit im R3 Nicht alle drei Ziehungen für die Komponenten liefern die kleinsten (wahrscheinlichsten) Werte Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung für ein Gas aus Wasserstoff-Atomen W ahrscheinlichkeitsdichte 0,0008 0,0006 0,0004 0,0002 Te mp era tur K 0,0000 100 200 300 Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung für Neutronen 400 500 600 1000 2000 3000 4000 Geschwindigkeit m/s 5000 6000 Das „ideale Gas“, makroskopisch: Die allgemeine Gasgleichung p V N k T 1J p 1 N/m2 V 1 m3 N 1 Anzahl der Teilchen T 1K Temperatur in Kelvin k 1 J/K Boltzmannkonstante Allgemeine Gasgleichung Druck Volumen Das „ideale Gas“, makroskopisch: Die allgemeine Gasgleichung p V R T 1J p 1 N/m2 V 1 m3 ν 1 T 1K R=8,315 Allgemeine Gasgleichung Druck Volumen Anzahl der Mol (1 mol enthält NA= 6,022 1023 Teilchen) Temperatur in Kelvin 1 J/(mol·K) Allgemeine Gaskonstante Zustandsfläche für ein Gas mit fester Teilchenzahl 100 80 60 40 20 10 8 0 10 6 8 4 6 4 2 2 Zustandsfläche für ein Gas mit fester Teilchenzahl 100 Isobar: 80 dU=dQ-p*dV Isochor: dU=dQ dQ=Cp*dT Isobar 60 40 dQ=Cv*dT Isochor Isotherm 20 10 8 0 10 6 8 4 6 4 2 dU=0 --> dQ=-dW dW=R*T*dV/V 2 Die thermische Ausdehnung (linear) l (T ) l0 (1 T ) 1 m Länge bei Temperatur T l0 1 m Länge bei Temperatur T0 T T T0 1,2 10 1K Temperaturdifferenz gegen T0 Linearer 1 1/K Ausdehnungskoeffizient 5 Linearer 1 1/K Ausdehnungskoeffizient für Eisen Die thermische Ausdehnung (Volumen) V (T ) V0 (1 T ) V0 1 m3 Volumen bei Temperatur T0 T T T0 6 10 1 m3 Volumen bei Temperatur T 1K Temperaturdifferenz gegen T0 Volumen1 1/K Ausdehnungskoeffizient 4 1 1/K Wert für Wasser bei 75°C Versuche zur thermischen Ausdehnung • Thermische Ausdehnung von Flüssigkeiten • Festkörpern: Bimetall • Elektrische Eigenschaften: Heiß- und Kaltleiter Heiß- und Kaltleiter • Heißleiter: – Widerstand fällt mit zunehmender Temperatur. Eigenschaft der Halbleiter, Energiezufuhr durch Wärme hebt die Elektronen ins Leitungsband • Kaltleiter: – Widerstand fällt mit zunehmender Temperatur. Eigenschaft der metallischen Leiter, „Gitterbewegung behindert den Elektronenfluss“ Zusammenfassung • Die Temperatur ist ein Maß für die mittlere Energie eines Freiheitsgrades • Die Anzahl der Teilchen, Temperatur, Druck und Volumen eines Gases sind durch die allgemeine Gasgleichung aneinander gebunden • Alle Freiheitsgrade sind im thermischen Gleichgewicht mit der gleichen Energie E=kT angeregt. • Die Energie eines Freiheitsgrades variiert zeitlich und räumlich, die Häufigkeit der Werte entspricht der Boltzmannverteilung ~exp(-E/kT) • Jeder Freiheitsgrad eines Gases nimmt bei jedem Kontakt mit der Wand einen Zufallswert der Energie aus deren Boltzmannverteilung auf • Die Maxwellverteilung ist die Verteilung des Betrags der Geschwindigkeit eines Teilchens (Summe aus drei quadrierten Beträgen zu einzelnen Freiheitsgraden) Finis z vx vy vz 1 1 x 8 y