Buddhismus - Bildungsportal Sachsen

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Der Buddhismus
Eine Religion
Was ist Buddhismus?
• Eine Wissenschaft von den psychischen
Prozessen und Faktoren, die die
Wahrnehmung und das Denken sowie andere
mentale Vorgänge beeinflussen.
• eine Philosophie, die eine in sich konsistente
Erkenntnistheorie, Kosmologie und
Anthropologie entwickelt hat.
• eine Religion, die durch Ethik und kultische
Praxis […] Werte für großflächige kulturelle
Räume geschaffen hat.
• Ein Meditationssystem, das durch
unterschiedliche Methoden die bewusste
Achtsamkeit im alltäglichen Leben, die
Kontrolle der Emotionen und Gedanken sowie
die Integration körperliche und mentale
Vorgänge ermöglicht.
• ein Lebensweg der, wenn er praktiziert wird,
alle Lebensbereiche erfassen, durchdringen
und transformieren will.
Buddhismus ist ...
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eine Wissenschaft
eine Philosophie
eine Religion
ein praktisches Meditationssystem
ein Lebensweg
[Michael von Brück: Einführung in den
Buddhismus, Frankfurt 2007, 18f.]
Der Stifter oder:
es war einmal ...
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ein „Prinz“ namens Siddharta Gautama
Nordindien, heutiges Nepal
früher 560-480 v. Chr.
heute 450-370 v. Chr.
Biografie von späteren Entwicklungen,
idealisierten Darstellungen und Legenden
überlagert
Siddharta Gautama
• entstammt einer Familie von höheren
Verwaltungsbeamten (möglicherweise Kshatriya
Kaste)
• Vater Suddhodana gewählter Regent (raja) der
Sakya-Republik von Kapilavastu.
• „republikanische Struktur“ Vorbild für die von
ihm gegründeten Mönchsorden
• Leben in Wohlstand (Legende: drei Paläste und
40.000 Geliebte
• Mutter Maya brachte Siddharta während einer
Reise in Lumbini zur Welt > mythisch verklärt
Bildung
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Reiten, Bogenschießen, Schwertkampf
Lesen? Schreiben?
Indoeuropäische Sprache?
Von vedisch-brahmanischer Kultur beeinflusst
(möglicherweise schwach)
• mit 16 Jahren Heirat mit Cousine Yasodhara
• 13 Jahre später Vater
Bekehrung?
• Als ich noch Bodhisattva war, kam mir der
Gedanke: „eng ist das Leben in der Häuslichkeit,
diese Stätte der Unreinheit; die Samanaschaft ist
der freie Himmelsraum“. Und ich, der ich jung
war ein junger Mann mit schwarzem Haar, der ich
in glücklicher Jugend lebte, im ersten
Mannesalter, vor mir die Haare und Bart, gegen
den Willen von Vater und Mutter, die Tränen
vergossen, legte die gelben Gewänder an und zog
von zu Hause fort in die Hauslosigkeit hinaus.
Die vier Ausfahrten
(legendäre, idealtypische Darstellung)
• Greis
(Alter)
• Kranker
(Krankheit)
• Leichnam
(Tod)
• Bettelmönch
(Erlösung)
Siddharta bricht in der Nacht, in der sein Sohn
(Rahula) geboren wird auf die Hauslosigkeit
Wanderaskese
• Wanderasketen und Opferpriester
• Begegnung mit Lehrern:
– Arada Kalama: Meditation, Achtsamkeit,
Erfahrungen vom Bereich der Nichtsheit
– Udraka Ramaputra: Bereich von „weder
Wahrnehmung noch Nichtwahrnehmung“, passive
Aktivität bzw. aktive Passivität (Vedanta?)
• Strengste Askese
– Konzentrationsübungen, Atemübungen, Hunger
Das Erwachen (Bodhi)
• Siddharta Gautama sitzt unter Pipal-Baum (Bodhi
Baum)
• beschließt, nicht ihr aufzustehen, als wisse den
vollen Durchbruch zur Kenntnis gefunden habe
• Versuchungen: Macht, Selbstzweifel, Eros
• drei Nachtwachen:
– Bewusstsein seiner 100.000 vergangenen Geburten
im Detail
– Glück über Einsicht in Vergänglichkeit
– Einsicht: Leid, Leidensentstehung,
Leidensüberwindung, Weg zur Leidensüberwindung
Die vier edlen Wahrheiten
• Leid (dukkha, duhkha): Alles ist leidvoll
• Leidensentstehung: Durst (tanha, trshna)
Sinnlichkeitstrieb, Werdetrieb, Nichtwissenstrieb
• Leidüberwindung: Verlöschen des Durstes,
Verlöschen der Seele
• Weg zur Leidüberwindung: Der achtfache Pfad
•
Schema gleicht medizinischer Diagnose und
Präskription, wie es in Indien allgemein üblich
war
• keine spekulative oder metaphysische Einsicht
• Gleichnis vom Pfeil: entscheidend ist Hilfe, egal
ist wer geschossen hat
• “ da ist Geburt, Altern, Tod, da ist Sorge, Klage,
Schmerz, Trauer und Verzweiflung, deren
Überwindung ich hier und jetzt verordne
Leiden (dukkha)
• „die Erkenntnis, dass alles Anhaften an
vergänglichen Dingen zur Frustration führt“
• leidvoll ist nicht die Vergänglichkeit als solche
(wertneutrales Naturgesetz)
• leidvoll ist vielmehr der Versuch des
Menschen, dem Augenblick Dauer zu
verleihen (Stabilität, Identität: Atman)
Nirvana
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nicht Auslöschung von allem
sondern „Ausblasen der Ich-Verhaftung“
auslöschen der Verblendung
nicht Vernichtung des existierenden
Status des Nirvana? – Verschiedene
Auffassungen in verschiedenen Schulen
Der edle achtfache Pfad
1. ganzheitliche Anschauung: Dinge, wie sie
wirklich sind, betrachten
2. ungeteilte Entschluss: Absicht, die Einsicht zu
vertiefen zu verwirklichen
3. untadelige Rede: keine ich-bezogenen
Werturteile auf die Wirklichkeit projizieren,
Neutralität
4. vollkommenes Handeln: Verwirklichung der
Anschauung, des Entschlusses, die Rede
5. ganzheitliche Lebensführung: keine Unterschiede
zwischen heiligen unheiligen, religiösen und profanen
Lebensbereichen, der gesamte Lebensbereich wird vom
achtfachen Pfad bestimmt
6. „gleichgewichtige Anstrengung“: Gleichgewicht von
Anspannung und Entspannung, heitere Gelassenheit in
Meditation und Alltag
7. unablässige Achtsamkeit: alle physischen,
psychischen und geistigen Vorgänge werden bewusst
und kontrollierbar
8. ganzheitliche Einswertung (samyak-samadhi):
unbeschreibliche Seligkeit der Einheit im Ganzen,
vollkommene Lösung von Ich
Das bedingte Entstehen
(Konditionalnexus)
• alles existiert nur bedingt, in wechselseitiger
Abhängigkeit
• organische Verbundenheit aller Erscheinungen
• keine letzte, bleibende Wirklichkeit
• kein Atman – kein Brahman
(Anatta / Anatman-Lehre)
• Lehre von den fünf, Daseinsfaktoren (Skandhas)
Die fünf Skandhas (Aggregate)
• Rupa: Ebene sinnlich wahrnehmbarer Form:
Erde, Wasser, Feuer, Wind, feinstoffliche Realität
• Vedana: Empfindungen und Gefühle, Lust und
Leid, fünf Sinnesorgane plus Denkorgan
• Samjña: Vorstellungen, intuitives und analytischrationales Urteilsvermögen
• Samskara: Willensregungen,
Bewusstseinsimpulse, Gewohnheiten,Charakter
• Vijñana: reine Bewusstseinskraft
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Kontakt mit dem Sinnesobjekt
Empfindung
bewusste Wahrnehmung
Willle
Selbstbewusstsein
Verkündigung und Ordensbildung
• Dharmavartin: einer, der das Rad der Lehre
(Dharma) dreht.
• Buddha (der Erwachte) zieht 50 Jahre
predigend durch Nordindien
• Sammelt Schüler und gründet einen Orden
• Stiftet die buddhistische Bewegung
• handeln ohne Eigeninteresse: das Erwachen
und der anderen Lebewesen willen
Die Schulen des Buddhismus
• vada: Schulrichtung – Debatte; Unterschiede in
Theorie und Praxis
• erste größere Abspaltung: Zweites Konzil von
Vaishali, ca. 100 Jahre nach dem Tod des Buddha
• „die Lehre der Beharrenden“ – Sthavira vadins
>>> Theravada
• „diejenigen, die den großen Orden
repräsentieren“ – Mahasanghika >>> Mahayana
Hauptrichtungen
• Hinayana: Kleines Fahrzeug
Erlösung durch eigene Kraft
• Mahayana: Großes Fahrzeug
Erlösung durch Hilfe von außen
Bodhisattva
• Vajrayana: „Diamantenes Fahrzeug
Tantrische Praktiken
Theravada (Weg der Älteren)
• 3. Jh. unter Schirmherrschaft von König
Ashoka, sog. 3. Konzil
• Fixierung des Pali-Kanon (Autoritative Schrift)
• Vorläufer: Vibhajya vadins
(Unterscheidungslehrer)
• Verbreitung: Sri Lanka (ab 250 v. Chr.);
Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha
• Lehre: Wie oben beschrieben;
Tipitaka (sanskr. Tripitaka: Dreikorb)
Pali Kanon
• Abhidhammapitaka:
philosophische Textsammlung
• Suttapitaka:
Lehrreden des Buddha
• Vinayapitaka:
der Sammlung der Ordensregeln
Mahayana
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Vorläufer: Mahasanghika (2. Konzil)
Weitere autoritative Schriften in Sanskrit
flexiblere Interpretation der Mönchsregel
Verehrung des Buddha (Stupa – Kult)
intensive Meditation
Verbreitung: China, Japan, Vietnam
Lehre
• neues Verständnis des Buddha: Verwandlung
zur Erlöserfigur, universales ewiges Wesen
• neue Wahrnehmung der Wirklichkeit:
Leerheit (shunyata) und gegenseitige
Durchdringung aller Phänomene; (gegen den
relativen Realismus der Theravadins)
• spezifisches Verständnis der Mahayana Sutras
Trikaya-Lehre (Buddhologie)
• nirmana-kaya: materieller Körper
• sambhoga-kaya: subtil-feinstofflicher Körper
• dharmakaya: geistiger Körper
Radikalisierung der Nicht-Selbstheit
Vajrayana
Zen
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