Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff Universität Passau WS 2012/13 y, s.y y* 2. Das Bruttoinlandsproduktf(k) c* (n+d)k s.f(k) s.y* k* k Pflichtlektüre: Frenkel, M. und K.D. John (2006), Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, 6. Aufl. S. 21-25, 37-39, 50-52, 54-55, 56. Zur Übung: VWL-Quiz http://www.wiwi.uni-passau.de/994.html Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 21 Das Inlandsprodukt • Produktion Das Inlandsprodukt ist ein Maß für die gesamtwirtschaftliche Produktion. Diese entspricht in einer (geschlossenen) Volkswirtschaft den gesamten Einnahmen der Firmen (aus dem Verkauf von Endprodukten) und den Ausgaben der Haushalte. • Marktwert Das Inlandsprodukt wird bestimmt durch den gesamten Marktwert aller Endprodukte an Gütern und Dienstleistungen, welche in einer bestimmten Periode in einem Land produziert werden. • Güter und Dienstleistungen Es beinhaltet sowohl „fassbare“ Güter (Nahrung, Kleidung, Autos) als auch „nicht-fassbare“ Dienstleistungen (Haarschnitt, Reinigungsservice, ärztliche Beratung). Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 22 • Zeitraum Das Inlandsprodukt umfasst nur Güter und Dienste, welche gegenwärtig produziert werden, nicht solche der Vergangenheit oder Zukunft. Es bezieht sich dabei auf ein bestimmtes Zeitintervall (Jahr oder Quartal). • Raum Es bezieht sich auf die Produktion innerhalb der geographischen Abgrenzung eines Landes. • Markttransaktion Gezählt werden alle produzierten und legal auf Märkten gehandelten Güter. Vernachlässigt werden Güter, welche zu Hause produziert und konsumiert werden, ohne dabei über einen Markt ausgetauscht zu werden. Illegal gehandelte Güter (z.B. Drogen) werden vernachlässigt. Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 23 • Vorleistungen Vorleistungen sind solche Güter und Dienste, welche in der gleichen Periode im Produktionsprozess wieder verwendet werden (z.B. Zwischenprodukte, Rohstoffe, Hilfs- und Betriebsstoffe, Brenn- und Treibstoffe, Transportkosten, gewerbliche Mieten). Die produzierten Vorleistungen gehören nicht zum Inlandsprodukt, da sie im gleichen Zeitraum wieder im heimischen Produktionsprozess verbraucht werden. Bei der Berechnung des Inlandsprodukts werden daher nur Endprodukte und nicht Vorleistungen einbezogen (so dass Doppelzählungen vermieden werden). • Wertschöpfung Das Inlandsprodukt entspricht damit der Wertschöpfung. Von der Summe aller Produktionswerte (einschl. Vorleistungen) müssen sämtliche Vorleistungen abgezogen werden. Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 24 • Beispiel der Brotproduktion (L steht für Lohn, G für Gewinn) Landwirte L 200 Getreide 300 Müller Bäcker Vorleist. 300 Mehl 500 G 100 L 100 Vorleist. 500 G 100 Brot 700 L 120 • Produktionswert: 1500 G 80 • Vorleistungen: 800 • Wertschöpfung: 700 Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 25 • Nominales Inlandsprodukt Das nominale Inlandsprodukt misst die Produktion von Gütern und Diensten zu aktuellen Preisen. • Reales Inlandsprodukt Das reale Inlandsprodukt misst die Produktion von Gütern und Diensten zu konstanten Preisen. • Bruttoinlandsprodukt Das bisher bestimmte Inlandsprodukt ist eine Bruttogröße. Die durch Nutzung eingetretene Wertminderung des Anlagevermögens wird nicht abgezogen. Daher wird es als Bruttoinlandsprodukt (BIP) bezeichnet. • Nettoinlandsprodukt Zur Bestimmung der Wertschöpfung werden vom Bruttoinlandsprodukt die Abschreibungen, also die durch Nutzung eingetretene Wertminderung des Anlagevermögens, abgezogen. Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 26 • BIP-Deflator Der BIP-Deflator misst das gegenwärtige Preisniveau relativ zum Preisniveau eines Basisjahres. • Steigender BIP-Deflator Ein Anstieg des BIP-Deflators bedeutet, dass ein Anstieg des nominalen BIP auf Preiserhöhungen und nicht auf eine gestiegene mengenmäßige Produktion zurückzuführen ist. • Sinkender BIP-Deflator Ein Sinken des BIP-Deflators bedeutet, dass ein sinkendes nominales BIP aus Preissenkungen resultiert und nicht durch eine schrumpfende mengenmäßige Produktion bedingt ist. Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 27 Bruttoinlandsprodukt, Deutschland, real in Preisen von 2000 und nominal Mrd. € 640.0 125 620.0 120 600.0 115 580.0 110 560.0 540.0 105 520.0 100 500.0 95 480.0 90 460.0 440.0 85 420.0 80 400.0 75 380.0 70 360.0 2010-01 2009-01 2008-01 2007-01 2006-01 2005-01 2004-01 2003-01 2002-01 2001-01 2000-01 1999-01 1998-01 1997-01 1996-01 1995-01 1994-01 60 1993-01 320.0 1992-01 65 1991-01 340.0 BIP nominal (pro Quartal) BIP real (2000=100) Quelle: Zeitreihendatenbank, http://www.bundesbank.de Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 28 • Wohlfahrt Unter den makroökonomischen Größen kann am ehesten das reale Bruttoinlandsprodukt pro Kopf als Maß für das individuelle Wohlergehen angesehen werden. Dieses gibt an, welches Einkommen ein Mensch mit seiner Arbeit verdient und welchen Lebensstandard er sich im Durchschnitt leisten kann. • Glück und Lebenszufriedenheit Zwischen dem realen Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt und dem im Rahmen von Umfragen erhobenen Ausmaß des Glücks oder der Lebenszufriedenheit besteht ein robuster und starker Zusammenhang. Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 29 Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 30 • Lücken Das Bruttoinlandsprodukt ist nicht ein perfektes Maß des Lebensstandards oder des Glücks. U.a. fehlen Wertansätze für die folgenden „Güter“: - Freizeit, - Saubere Umwelt, - Gesundheit, - Güter und Dienste, die nicht über den Markt ausgetauscht werden, z.B. freiwillige, unentgeltliche Arbeiten, gegenseitige Hilfestellungen in der Familie, - Gerechtere Verteilung von Vermögen und Einkommen, - Intakte soziale Beziehungen und Lebenspartnerschaften. Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 31 • Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Die Makroökonomik lässt sich im Rahmen eines Kontensystems systematisch erfassen und darstellen. Für einen einfachen Ansatz unterstellen wir eine geschlossene Volkswirtschaft, d.h. wir vernachlässigen das Ausland. Wir vernachlässigen öffentliche Haushalte. Es existieren somit nur private Haushalte und Unternehmen. Arbeitskraft Lohn (700) Private Haushalte Vorleistungen (300) Unternehmen Zahlung (700) Konsumgüter Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 32 • Vereinfachende Annahmen Private Haushalte produzieren nicht. Die sparen nicht, verausgaben also ihre gesamten Einkommen vollständig. Unternehmen produzieren nur Konsumgüter und Dienstleistungen, welche in der gleichen Periode abgesetzt und konsumiert werden, also keine Investitionsgüter. Unternehmen bilden keine Ersparnisse. Alle Gewinne werden an die Haushalte ausgeschüttet. Aufgrund der fehlenden Ersparnisbildung gibt es kein Vermögen. Die Güter werden mit Hilfe menschlicher Arbeitskraft und Vorleistungen (Rohstoffe, Transportkosten, usw.) produziert, aber ohne den Einsatz von Sachvermögen. Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 33 • F steht hierbei für das Faktoreinkommen • Inlandsprodukt = Wertschöpfung: 700 Einkommenskonto F 700 C 700 • Produktionswert: 1000 Produktionskonto V 300 Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 34 • Kontenarten Entsprechend den wirtschaftlichen Funktionen in der betrachteten Volkswirtschaft existiert ein Einkommenskonto und ein Produktionskonto. • Produktionskonto Das Produktionskonto erfasst die Produktion, Einkommensentstehung und Einkommensverteilung. Anschaulich kann das Produktionskonto als Konto der Produzenten (hier der Unternehmen) betrachtet werden. • Einkommenskonto Das Einkommenskonto erfasst die Einkommenserzielung, -umverteilung und -verwendung. Anschaulich kann das Einkommenskonto als Konto der Einkommensbezieher (hier der privaten Haushalte) betrachtet werden. Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 35 • Zahlungsströme Die eingezeichneten Ströme sind Zahlungsströme (im Falle einer Kreditgewährung könnten wir auch von Forderungsströmen sprechen). Der Strom C bedeutet, dass den Produzenten aus dem Verkauf von Konsumgütern an die Einkommensbezieher Zahlungsmittel in Höhe von 700 zufließen. Dem aus Konsumgüterverkäufen der Produzenten resultierenden Strom fließt ein gleich starker, aber entgegen gerichteter Strom von den Produzenten zu den Einkommensbeziehern entgegen. Dieser bringt zum Ausdruck, dass die Produzenten an die Einkommensbezieher Löhne und Gehälter, so genannte Faktoreinkommen, zahlen. Mit dem zweiten Strom entsteht ein Kreislauf. Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 36 • Faktoreinkommen Die Faktoreinkommen beinhalten die so genannten Erwerbs- und Vermögenseinkommen. • Erwerbseinkommen Die Erwerbseinkommen sind die Arbeitnehmerentgelte und die Selbstständigeneinkommen. • Vermögenseinkommen Zu den Vermögenseinkommen gehören Zinsen und Mietzahlungen sowie die verteilten Gewinne in Form von Dividendenausschüttungen oder Gewinnentnahmen. Wir hatten jedoch unterstellt, dass kein Vermögen angesammelt wurde. Daher besteht das Einkommen zunächst nur aus Erwerbseinkommen und wird hier als „Lohn“ bezeichnet. Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 37 Darstellung in Kontenform Einkommenskonto Konsumausgaben 700 700 Produktionskonto Vorleist. Faktoreinkommen 300 300 Vorleist. Wertschöpfung = 700 Löhne 700 Konsumgüter Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 38 • Private Haushalte als Produzenten Unsere vereinfachende Annahme, private Haushalte würden nicht produzieren, soll nun aufgegeben werden. • Definitorische Abgrenzung Der Begriff „privater Haushalt“ wird gemäß einer Abgrenzung für die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union durch das europäische System volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (abgekürzt: ESVG; verbindlich für alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ab April 1999) vorgenommen. • Produktion privater Haushalte Zum Produktionswert der von privaten Haushalten erzeugten Güter gehören einerseits Dienstleistungen, die Hausangestellte, Reinigungspersonal, Butler u. ä. Erwerbstätige gegen Entgelt produzieren und an andere private Haushalte verkaufen. Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 39 • Unternehmen im Sektor „private Haushalte“ Ferner gehören manche Unternehmen zum Sektor „private Haushalte“. Dies sind insbesondere alle Personengesellschaften ohne eigene Rechtspersönlichkeit, z.B. selbständige Landwirte, Einzelunternehmer im produzierenden Gewerbe, Handwerker, Händler, Gastwirte. Die Produktion dieser Unternehmen wird somit auf dem Produktionskonto der privaten Haushalte verbucht. • Unternehmen im Sektor „Unternehmen“ Unternehmen werden nur dann dem Sektor „Unternehmen“ zugerechnet, sofern sie eine eigene Rechtspersönlichkeit haben. Dies sind insbesondere Aktiengesellschaften, Gesellschaften mit beschränkter Haftung, Genossenschaften, offene Handelsgesellschaften und Kommanditgesellschaften. Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 40 Darstellung in Kontenform Private Haushalte Unternehmen Produktionskonto Produktionskonto Wertschöpfung = Löhne 270 120 Vorleist. Dienstlst.an Haushalte 150 Konsumgüter Wertschöpfung = Löhne 550 Einkommenskonto Konsumausgaben 700 300 300 Vorleist. 550 Konsumgüter Einkommenskonto 820 Faktoreinkommen Ausgaben für Dienstlst. 120 Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 41 • Sparen, Vermögen und Investition in der VGR Nun soll die Annahme aufgegeben werden, dass private Haushalte und Unternehmen nicht sparen und nicht investieren. Private Haushalte sparen dadurch, dass sie nur einen Teil ihres Faktoreinkommens für Konsum ausgeben. Ihre Ersparnis stellen sie den Investoren zur Verfügung. Hierfür erhalten sie dann Vermögenseinkommen wie z.B. Zinsen oder Dividenden. Die Unternehmen erzielen Gewinne. Sie können sparen, indem sie diese Gewinne nicht vollständig als Dividenden an die privaten Haushalte abführen. Diese werden verbucht als ein Einkommen, welches sich die Unternehmen auf ihr Einkommenskonto zuweisen. Aufgrund der durch Nutzung eingetretenen Wertminderung des Anlagevermögens müssen Unternehmen ferner Abschreibungen verbuchen. Es werden nicht nur Konsumgüter produziert, sondern auch Investitionsgüter, d.h. dauerhafte Produktionsmittel wie maschinelle Anlagen. Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 42 • Konsum Unter Konsum (C) verstehen wir sämtliche Ausgaben der privaten Haushalte für (Verbrauchs-) Güter und Dienste. Auch langlebige Konsumgüter, die nicht während einer laufenden Periode verbraucht werden wie Autos, Computer, Musikinstrumente oder Waschmaschinen, zählen zu den Konsumgütern. Eine Ausnahme stellen Eigenheime dar. Diese werden von privaten Haushalten gekauft, zählen aber zu den Investitionsgütern. Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 43 • Investitionen Investitionen (I) sind Ausgaben für Kapitalausstattung, Vorräte und Bauten (Häuser), also für Güter, welche nicht unmittelbar verbraucht werden. Dabei unterscheiden wir: Bruttoanlageinvestition: gekaufte und selbst erstellte Anlagen wie Ausrüstungsinvestitionen (Maschinen, Fahrzeuge, Geschäftsausstattung), Bauinvestitionen (Wohnbauten, gewerbliche Bauten, Straßen etc.) und immaterielle Anlagegüter (wie Computerprogramme, Urheberrechte). Lagerinvestitionen: Zuwachs an eigenen halbfertigen und fertigen Erzeugnissen und den von anderen Unternehmungen gekauften und noch gelagerten Vorprodukten. Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 44 • Einige Begriffe: Bruttoinvestition: Ib Nettoinvestition: I Lagerinvestition: IL Reinvestition ~ D (Brutto-) Anlageinvestition: IbA Ib 250 Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Reinvest. 150 D 150 IbA 210 I 100 IL 40 Folie 45 Darstellung in Kontenform Private Haushalte Unternehmen Produktionskonto Produktionskonto Wertschöpfung – Löhne – Zinsen – einbeh. Gewinne Investitionsgüter Abschreibungen Einkommenskonto Konsumausgaben Einkommenskonto Faktoreinkommen – Löhne – Zinsen Ersparnis einbeh. Gewinne Ersparnis Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 46 • Vermögensänderungskonto Aus der Darstellung ist ersichtlich, dass zu manchen Posten eine Gegenposition fehlt. Hierfür ist ein Vermögensänderungskonto zu berücksichtigen. Wir betrachten nun zur Vereinfachung nur gesamtwirtschaftliche Konten, vernachlässigen also die Unterscheidung in private Haushalte und Unternehmen. • Flussdiagramm vs. Kontenform Eine Darstellung kann entweder in Form eines Flussdiagramms oder in Kontenform erfolgen. Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 47 Flussdiagramm einer einfachen Volkswirtschaft S 100 Einkommenskonto F 820 C 720 Vermögensänderungskonto Ib 250 Produktionskonto D 150 V 300 Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 48 • Erläuterung des Flussdiagramms Die den Haushalten und Unternehmen zufließenden Einkommen in Höhe von 820 werden in Höhe von 720 für Konsumzwecke ausgegeben und der Rest in Höhe von 100 wird gespart. Die Ersparnis fließt dem Vermögensänderungskonto zu. Damit wird ein Teil der Bruttoinvestition in Höhe von 250 finanziert. Als Gedankenstütze kann man sich vorstellen, dass das Vermögensänderungskonto beim Produktionskonto Investitionsgüter in Höhe von 250 kauft und bezahlt. Der nicht durch Ersparnisse finanzierte Teil der Bruttoinvestition in Höhe von 150 Einheiten wird durch Abschreibungen finanziert, genauer aus Abschreibungsgegenwerten. • Berechnung des Inlandsprodukts Das Nettoinlandsprodukt lässt sich aus dem Produktionskonto ermitteln: Y=C+I=820 Es gilt ferner für das Bruttoinlandsprodukt Yb=Y+D=970 Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 49 Gesamtwirtschaftliche Konten einer einfachen Volkswirtschaft Produktionskonto Einkommenskonto Konsumausgaben 720 820 Faktoreinkommen Vorleist. 300 Abschr. 150 Wertschöpfung – Löhne 680 – Zinsen 140 Ersparnis 100 300 Vorleist. 720 Konsumgüter 250 Inv.güter Vermögensänderungskonto Inv.güter 250 150 Abschr. 100 Ersparnis Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 50 Wettstreit der Lehrmeinungen • Kritik des Wachstumsmodells Reiche Länder verfügen evtl. über bessere Möglichkeiten, technischen Fortschritt anzutreiben (endogene Wachstumstheorie). Dies könnte auch erklären, warum Konvergenz oftmals ausbleibt. Im Rahmen des Modells findet kein Handel zwischen den verschiedenen repräsentativen Haushalten statt. Jeder Haushalt hat es daher zu leicht, rationale Entscheidungen zu treffen, ohne dabei auf die komplizierte Interaktion mit anderen Haushalten achten zu müssen. Makroökonomik WS 2012/2013, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff Folie 51