Tutorium Makroökonomik 31.05.2014 Nicole Wägner BiTS Berlin Sommersemester 2014 www.kooths.de BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 1 Tutorium Makro- und Mikroökonomik Literatur • Brümmerhoff, D. (2007): Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen; 8. Aufl., Oldenbourg Verlag: München. • Herrmann, M. (2012): Arbeitsbuch Grundzüge der Volkswirtschaftslehre Mankiw/Taylor, 4. Aufl., Schäffer-Poeschel Verlag: Stuttgart. • Mankiw, N. G. und M. Taylor (2012): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 5. Aufl., Schäffer-Poeschel Verlag: Stuttgart. BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 2 Überblick 1. 2. Produktionsmöglichkeiten und Wachstumsanalyse • Gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion • Neoklassisches Wachstumsmodell Ersparnis, Investitionen und Kapitalstock BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 3 Lebensstandard und Produktivität Reales BIP pro Kopf in den USA, 1790-2005 in constant 2000 Dollars, Quelle: Wikimedia. BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 4 Lebensstandard und Produktivität Lebensstandard reales BIP pro Kopf Produktivität Allgemeine Definition 𝐴𝑢𝑠𝑏𝑟𝑖𝑛𝑔𝑢𝑛𝑔𝑠𝑚𝑒𝑛𝑔𝑒 𝑒𝑖𝑛𝑔𝑒𝑠𝑒𝑡𝑧𝑡𝑒 𝑃𝑟𝑜𝑑𝑢𝑘𝑡𝑖𝑜𝑛𝑠𝑓𝑎𝑘𝑡𝑜𝑟𝑒𝑛 z.B. Arbeitsproduktivität • Menge der pro Arbeitsstunde produzierten Güter BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 5 Gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion Produktion benötigt mehrere Faktoren Technologie A Arbeitseinsatz L Sachkapital K 𝑌 = 𝑓(𝐴, 𝐿, 𝐾) Grenzproduktivität Produktionsmengenänderung bezogen auf den Einsatz einer zusätzlichen (marginalen) Einheit eines Faktors z.B. Grenzproduktivität des Kapitals BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 𝜕𝑓(𝐴,𝐿,𝐾) 𝜕𝐾 6 Neoklassisches Wachstumsmodell: Schema Basismodell s∙Y = Ersparnis = Investitionen = ∆K K Produktion Y = f(L,K) ∆L = n∙L Konsum L Exogener technischer Fortschritt s∙Y = Ersparnis = Investitionen = ∆K K Produktion Y = A∙f(L,K) technologischer Fortschritt (gA) ∆L = n∙L Konsum L BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 7 Neoklassisches Wachstumsmodell: Graphische Lösung Allgemeine (linear homogene) Produktionsfunktion 𝑌 = 𝑓 𝐿, 𝐾 𝑌 𝐿 𝐾 𝐾 𝐾 =𝑓 , = 𝑓 1, =𝑓 𝐿 𝐿 𝐿 𝐿 𝐿 Graphische Darstellung mittels intensiver Form der Produktionsfunktion 𝑦 = 𝑓(𝑘) 𝑌 𝐿 𝐾 𝐿 ≔ 𝑦 - Output-pro-Kopf (Pro-Kopf-Einkommen) ≔ 𝑘 - Kapitalintensität (Kapitalausstattung-pro-Kopf) BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 8 Neoklassisches Wachstumsmodell: Graphische Lösung Online-Quelle BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 9 1. Übungsaufgabe Gegeben sei die Produktionsfunktion 𝑌 = 𝐿0,5 𝐾 0,5 . Nehmen Sie an, die Sparquote der Volkswirtschaft beträgt 50% und die Bevölkerungszahl wächst stetig um 2%. a) Schreiben Sie die Produktionsfunktion in intensiver Form. b) Bestimmen Sie die gleichgewichtige Kapitalintensität der Volkswirtschaft k*, sowie den gleichgewichtigen Pro-KopfOutput y* und die gleichgewichtige Ersparnis-pro-Kopf i*. c) Was passiert mit dem Kapitalstock der Volkswirtschaft, wenn die Kapitalintensität k=500 bzw. k=700 beträgt? d) Wie ändern sich die gleichgewichtigen pro-Kopf-Größen, wenn die Sparquote nur 25% beträgt? e) Was passiert, wenn sich das Bevölkerungswachstum verdoppelt? BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 10 2. Übungsaufgabe Eine Volkswirtschaft mit 50 Arbeitskräften produziert 5.000 Einheiten Y, von denen die Hälfte in den Konsum fließt. Nehmen Sie die allgemeine Produktionsfunktion aus Aufgabe 1 an. a) Wie hoch ist die gesamte Investition der Volkswirtschaft in dieser Periode? Nehmen Sie nun an, im Gleichgewicht beträgt die optimale ProKopf-Kapitalausstattung k*=500. Zusätzlich wächst die Bevölkerung von 50 Arbeitskräften mit einer Rate von 10%. b) Wie groß ist der gesamte Kapitalstock in dieser Periode? c) Welche Pro-Kopf-Investition ist erforderlich, um die Kapitalintensität bei gleichbleibendem Bevölkerungswachstum konstant zu halten? BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 11 2. Übungsaufgabe: Lösung L0=50; Y0=5.000; s=0,5; k*=500; n=0,1 a) I0 = 2.500 b) K 0 = 25.000 c) i*=50 BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 12 3. Übungsaufgabe Erklären Sie, wie höhere Ersparnisse zu einem höheren Lebensstandard führen. Was könnte einen Politiker von dem Versuch abhalten, die Sparquote zu erhöhen? Quelle: Herrmann (2012) S. 258. BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 13 4. Übungsaufgabe Führt eine höhere Sparquote vorübergehend oder dauerhaft zu einem höheren Wachstum? Quelle: Herrmann (2012) S. 258 f. BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 14 Ersparnis, Investitionen und Kapitalstock Investitionen beeinflussen den Sachkapitalstock K 𝐾𝑛𝑒𝑢 = 𝐾𝑎𝑙𝑡 + 𝐼 − 𝛿𝐾𝑎𝑙𝑡 Bruttoinvestitionen Abschreibungen Nettoinvestitionen Nettoinvestitionen = K erhöhen gesamtwirtschaftlichen Kapitalstock und steigern Produktionspotential BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 15 Ersparnis, Investitionen und Kapitalstock Investitionen Ausgaben der Unternehmen, die das Sachkapital betreffen (Investitionsgüter als „Vorleistungen von morgen“) steigender Kapitalmarktzins weniger Investitionen Sparen bildet Zeitpräferenzen der Haushalte ab heutige Ersparnis als Konsum von morgen steigender Kapitalmarktzins mehr Sparen BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 16 Ersparnis, Investitionen und Kapitalstock Zins als Preis der Zeit • Preis für die Verschiebung eines hypothetischen Konsums in die Zukunft nominaler vs. realer Zins Ersparnis und Investitionen in Abhängigkeit vom Zinssatz Kapitalangebot und –nachfrage BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 17 Kapitalmarkt: Koordination von Sparern und Investoren Finanzsystem Gruppe von Institutionen in einer Volkswirtschaft, die helfen, die Ersparnisse einer Person mit den Investitionswünschen einer anderen Person zusammenzubringen besteht aus zwei Kategorien von Institutionen (s.u.) Finanzmärkte Institutionen durch die Sparer Mittel direkt an Schuldner weitergeben können Finanzintermediäre Institutionen, über welche Sparer finanzielle Mittel auf indirektem Weg an Schuldner weiterleiten (lassen) können BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 18 5. Übungsaufgabe Erklären Sie den Unterschied zwischen Sparen und Investieren, wie er von Makroökonomen definiert wird. Welche der folgenden Situationen stellen Investitionen dar? Welche Ersparnis? Erläutern Sie. a) Ihre Familie nimmt eine Hypothek auf und kauft ein neues Haus. b) Sie verwenden 200 € Ihres Gehaltes für den Kauf einer TelekomAktie. c) Ihre Mitbewohnerin verdient 100 € und zahlt diese auf ihr Sparkonto bei der Bank ein. d) Sie leihen sich 1.000 € von der Bank, um ein Auto für den von Ihnen betriebenen Pizzaservice zu kaufen. Vgl. Herrmann (2012) S. 266 f. BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 19 6. Übungsaufgabe Stellen Sie in einem Diagramm gesamtwirtschaftliches Investieren und Sparen in Abhängigkeit vom Zinssatz dar. a) Was passiert im Diagramm, wenn sich die Sparneigung der Haushalte erhöht, beispielsweise durch eine neue Konsumsteuer? b) Stellen Sie graphisch dar, welchen Einfluss ein Steuerfreibetrag für Investitionen auf Ersparnisse und Investitionen hätte. BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 20 7. Übungsaufgabe Nehmen Sie an die BASF wolle eine neue Raffinerieanlage errichten. a) Wenn wir annehmen, dass die BASF auf eine Mittelaufnahme am Anleihenmarkt angewiesen ist, warum würde ein Anstieg der Zinsen die Entscheidung der BASF über den Bau der Raffinerie beeinflussen? b) Hätte die BASF genug interne Mittel, um die neue Anlage ohne externe Finanzierung zu bauen, würde dann ein Zinsanstieg immer noch die Entscheidung beeinflussen? Warum? Vgl. Herrmann (2012) S. 266. BiTS: Tutorium Makroökonomik, 31.05.14 21