Informationen zur aktuellen wirtschaftlichen Lage der

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Informationen zur aktuellen wirtschaftlichen Lage
der Optischen Technologie
Sven Behrens
Geschäftsführer SPECTARIS
München, 16.06.2009
Es gilt das gesprochene Wort
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Sehr geehrte Damen und Herren,
ich weiß nicht genau, wie Ihr Eindruck beim Rundgang durch die Messehallen der diesjährigen LASER
ist. Ich habe eine große Portion Optimismus gespürt, obwohl für die Branche der Begriff Wirtschaftskrise
sicherlich kein Fremdwort ist. Das können die von uns ermittelten Branchenzahlen für die Optischen
Technologien bestätigen.
Denn: nach der rasanten Entwicklung in den vergangenen Jahren mit zweistelligen Zuwachsraten ist die
Branche jetzt auch in den Strudel der Finanzkrise geraten. Die rund 1.000 Unternehmen in Deutschland
mussten in 2008 einen Umsatzrückgang um rund 2,5 Prozent auf 21,7 Milliarden Euro verbuchen. Im
Inland gab es zwar ein leichtes Plus von knapp zwei Prozent (Vorjahr: 14 Prozent) womit der
Inlandsumsatz einen Wert von 7,3 Milliarden Euro erreichte. Dieses Plus wurde aber durch den deutlich
rückläufigen Auslandsumsatz mehr als aufgezehrt. Mit 14,4 Milliarden Euro wurden aber trotz eines
Rückgangs um mehr als 4 Prozent immer noch zwei Drittel der Umsätze im Ausland erzielt. Wichtigster
internationaler Absatzmarkt blieb dabei die Europäische Union, auf die rund 53 Prozent der Exporte
entfielen. Die Ausfuhren in diese Region lagen jedoch im letzten Jahr fast zehn Prozent unter dem Niveau
des Jahres 2007. Die Ausfuhren nach Asien blieben praktisch auf dem Vorjahresniveau. 19 Prozent aller
deutschen Ausfuhren Optischer Technologien wurden in diese Region geliefert. Auf die Exporte nach
Nordamerika, die in 2008 nur leicht rückläufig waren (-2,5 Prozent), entfielen etwa 13 Prozent der
gesamten Ausfuhren.
Das große Innovationspotenzial der Unternehmen belegen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung.
Gemessen am Umsatz betrug diese Quote rund zehn Prozent. Die Optischen Technologien waren auch
in 2008 ein Job-Motor: Im vergangenen Jahr stieg die Mitarbeiterzahl in der Branche um vier Prozent auf
119.000 an.
Der Rückgang des Branchenwachstums wird sich nach den bisherigen Erkenntnissen in 2009 noch
weiter zulegen. Im ersten Quartal dieses Jahres gaben unsere Mitgliedsunternehmen durchschnittliche
Umsatzrückgänge von rund 20 Prozent an. Eine wirkliche Trendwende ist noch nicht zu erkennen. Auch
diesem Grund erwarten wir für das Gesamtjahr 2009 ein Minus von 10 Prozent beim Inlandsumsatz und
15 Prozent im Ausland.
Diesen Trend bestätigt auch der SPECTARIS- Weltmarktindex für Optische Technologien. Hier spiegeln
sich die Umsatzentwicklungen von 15 internationalen und börsennotierten Unternehmen der Branche
wider. Im 1. Quartal 2009 ist dieser Index um mehr als 20 Prozentpunkte eingebrochen und fällt nur noch
einen Wert von 119,5. Damit erreichen die im Index vertretenen Unternehmen einen Umsatzwert der in
etwa dem des 3. Quartals 2005 entspricht.
Angesichts dieser Hiobsbotschaften müssen wir aber feststellen: Die internationale Finanz- und
Wirtschaftskrise trifft eine Branche, die in den letzten Jahren immer zweistellige Zuwachsraten
verzeichnen konnte, auf einem sehr hohen Niveau. Bei dem für 2009 prognostizierten Umsatzrückgang
würde sich der Markt immer noch ungefähr auf dem Niveau von 2006 einpendeln.
Die Ursachen für die aktuelle Wachstumsschwäche sind nicht hausgemacht. Die Industrie für Optische
Technologien ist und bleibt einer der wichtigsten Wachstums- und Zukunftsbranchen der deutschen
Wirtschaft. Als Basis für die Entwicklung und Herstellung der Produkte zahlreicher anderer Branchen
beeinflussen die Optischen Technologien darüber hinaus indirekt einen großen Anteil der rund 5,8
Millionen Arbeitsplätze des verarbeitenden Gewerbes. Sie ist dabei nicht nur eine Teilbranche der
optischen, medizinischen und mechatronischen Industrie. Als Schlüssel- und Querschnittstechnologien
sind Optische Technologien vielmehr in vielen verschiedenen Branchen beheimatet, etwa in der
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Medizintechnik, in der Automobilindustrie, im Maschinenbau, in der Halbleiterindustrie oder der
Beleuchtungs- oder Energietechnik. Das macht die Optischen Technologien aber auch anfällig für
branchenübergreifende Krisen, wie wir sie derzeit erleben.
Genauso ist der hohe Exportanteil der Branche Chance und Risiko zugleich. Denn gerade auch auf den
ausländischen Märken hat die Finanzkrise zum Teil heftiger zugeschlagen als im Inland. Die dadurch
ausgelöste sinkende Nachfrage schwächt das Exportgeschäft und drückt das Branchenergebnis.
Trotzdem sind wir zuversichtlich, dass die Unternehmen mittelfristig ihren Erfolgskurs fortsetzen können.
Neben einer möglichst raschen Beruhigung der internationalen Finanzmärkte sehen wir in Deutschland
derzeit vor allem zwei Herausforderungen.
Dazu gehört die Forschungsförderung: Hier hat die Politik die Notwendigkeit erkannt. Sie versucht derzeit
die Weichen für eine wirkungsvolle Forschungspolitik zu stellen. Die steuerliche Forschungsförderung
allein kann dabei aus unserer Sicht nicht als Allheilmittel herhalten. Ich möchte hier ganz bewusst eine
Lanze brechen für die Projektförderung, insbesondere für die direkte Projektförderung. Gefördert werden
dabei konkrete Forschungs- und Entwicklungs-Vorhaben, die den Wissensstand in zentralen
Hochtechnologiebereichen vorantreiben sollen. Vorrang haben dabei Forschungsverbünde zwischen
wissenschaftlichen Einrichtungen und Unternehmen.
Die Projektförderung hat aus unserer Sicht vor allem Stärken. Sie hat einen wesentlichen Beitrag dazu
geleistet, dass deutsche Unternehmen in vielen Bereichen weltweit führend und das wir
Exportweltmeister sind.
Richtig ist: Die Projektförderung hat aber auch Schwächen: Die Subjektivität bei der Auswahl der zu
fördernden Technologiefelder und die oft mangelende Transparenz des Entscheidungsprozesses. Um
einen effektiven Beitrag für die Diskussion um die künftige Forschungspolitik zu leisten, hat das Deutsche
Institut für Wirtschaftsförderung in unserem Auftrag eine Möglichkeit aufgezeigt, wie das Verfahren
objektiver und transparenter gestaltet werden kann.
Unsere Standpunkt ist daher eindeutig: Mit einer optimierten Projektförderung wird man das Ziel der
„Stärkung der Innovationskraft des Mittelstandes“ eher erreichen als mit der steuerlichen
Forschungsförderung. Erst wenn die genannten Optimierungsmöglichkeiten der existierenden
Forschungsförderung erfolgreich umgesetzt worden sind, sollte über die Vor- und Nachteile einer
zusätzlichen Einführung einer FuE-Förderung im Steuersystem nachgedacht werden. Geht die
steuerliche Forschungsförderung zu Lasten der Projektförderung, überwiegt die Gefahr von
Mitnahmeeffekten und der Zerstörung einer bisher erfolgreichen Netzwerkstruktur von Firmen,
Hochschulen und Forschungseinrichtungen zugunsten einer Gießkannenförderung, die sich nicht auf
nachhaltig bedeutsame Wirtschaftsbereiche konzentriert.
Eine zweite und die vielleicht wichtigste Herausforderung für Optischen Technologien ist der zu
erwartende Fachkräftemangel in den nächsten Jahren. Für das weitere Wachstum der Branche wird in
Zukunft Personal mit entsprechender Qualifikation benötigt. Über dieses Thema wird Sie gleich Herr Dr.
Simon informieren.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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