DerSpitzwegerich Plantago („Fußsohle“) lanceolata ODER: Lämmerzunge, Aderkraut, Wegebreit, Blutpflaster, Beherrscher des Weges, Wundwegerich, Heilwegerich, Wegetritt AUSSEHEN: bis zu 50cm hohe Staude mit schmalen, länglichen & schwertähnlichen Blättern, Blüten sitzen als kugelige Ähren auf dünnen, aufrechten Stielen, welche die Blätter überragen, winterhart und immergrün, Fußstapfenform-Naturbeobachtung und Merkmale führten zur Namensgebung FUNDORTE: auf Wegen, Wiesen, an Wegesrändern, in Gräben und feuchten Ödland BLÜTEZEIT: Mai - September SAMMELZEIT: Blätter im Frühjahr bis zur beginnenden Blüte, Samen bei trockenem Wetter in der Reifezeit August bis Oktober INHALTSSTOFFE: Schleim, Gerbstoffe, Kieselsäure, Vitamin C, Kalium, Zink, zudem viel Karotin, Vitamin K (blutstillend) König der Wege - Namensgebung: letzte Silbe des althochdt. „wega“ = rih in “Wegerich” ist indogermanischen Ursprungs & ist verwnadt mit lat. „rex“ , keltisches –rig, Sankritwort –raj = König, aber auch Hüter, Fürst - Wegerich = Beherrscher der Wege: „Und du , Wegerich, Mutter der Pflanzen, offen nach Osten, mächtig im Innern: Über dich knarren Wagen, über dich ritten Frauen, über dich schnaubten Farren (Stiere). Allen widerstandst du und setztest dich entgegen. So widerstehe auch dem Gift und der Ansteckung und dem Übel, das über das Land fährt.“ (Angelsächsischer Heilsegen aus dem 11. Jh.) Der Wechsel der Jahreszeiten Als junge Maid spielte die Persephone, Tochter Demeters (Göttin der Fruchtbarkeit der Erde, des Getreides, der Saat und der Jahreszeiten), einst fröhlich auf einer Blumenwiese, als Pluto (Hades), der schwarze Totengott, plötzlich aus einer Erdspalte hervorsprang und sie mit kräftigem Arm in die Unterwelt hinabriss. Dort machte er sie zu seiner Frau und zur Herrscherin über Toten. Mit ihrem Verschwinden verschwand auch das Grün der Wiesen, Wälder und Felder, es wurde Winter auf Erden. In ihrem Zorn ließ ihre Mutter die Fruchtbarkeit versiegen und alle Wesen, selbst die Götter trauerten um das schöne Mädchen. Der Götterkönig beschloss, den klugen Hermes (Merkur), den Kenner aller Wege, in die Unterwelt zu entsenden, um Persephone wieder herauf zu holen. Hades (Pluto) ließ sie gehen. Er wusste, dass sie jedes Jahr für einige Monate in die Unterwelt zurückkehren musste, weil sie von den Samen gegessen - das heißt, weil ihr Wesen an die im dunklen Schoß der Erde schlummernden Samen gebunden ist. "Kraut der Persephone" ist ein alter Name für den Wegerich. - ursprünglich waren die Wege für die Menschen weniger physischer, denn metaphysischer Natur: ersten Trampelpfade wurden zu sakralen Zwecken angelegt. - Wegerich = Verkörperung als Bote/ pflanzliche Verkörperung der Vegetations- und Totengöttin Persephone, weil Wege in früheren Zeiten bevor sie auch als Handelswege genutzt wurden, bedeutende sakrale Bedeutung besaßen - auf den festgestampften Wegen, die die Toten zu ihrer Ruhestätte führten und auf denen Ahnen und Götter wandelten, wuchs als einziger noch der zähe Wegerich und galt seither als Begleiter der Toten, Wegweiser ins Totenreich - „Spitzwegerich = Fußstapfen des weißen Mannes“: Die Samen der Pflanze sind mit einer verschleimenden Außenschicht versehen, weshalb sie an Füssen von Mensch und Tier leicht haften bleiben und weit verschleppt werden können. Die weißen Siedler schleppten den Wegerichsamen von Europa bis nach Neuseeland und Nordamerika ein, wo die Pflanze früher nicht vorkam. - als Trittpflanze zeigt er verdichtete, nährstoffreiche Böden an - als besonders machtvolle Heilpflanze & Allesheiler angesehen: neben anderen Kräutern auch als „Mutter der Heilkräuter“ bezeichnet Wegerich als Pflanze des Merkur - Merkur, der Gott mit den geflügelten Schuhen ist Herr aller Wege und Straßen unter den olympischen Göttern ist er der grenzüberschreitende Schamane/ der Grenzgänger zwischen Leben und Tod - er kennt den Weg hinab in die Unterwelt, aber anders als Verstorbene, die unwiderruflich den grauenvollen Weg in den Hades gehen müssen, kann er ungehindert wieder in die diesseitige Welt zurückkehren; - oft bringt er jene, die am Rande des Todes schweben, wieder ins Leben zurück, denn er ist unter den Göttern zugleich der Heiler Der muskelartige Charakter den Spitzwegerichblätter deutet auf die Fähigkeit zur Bewegung hin. Der Begriff Emotion bedeutet „in Bewegung sein“ oder „in Bewegung setzen“. Mit Hilfe unserer Muskeln drücken wir unsere Emotionen aus. Mit Hilfe der Muskeln überschreiten wir unsere Grenzen, physische wie seelische, was zur Stärkung unserer körperlichen und geistig-seelischen Muskeln führt. Körperlich wirkt der Wegerich vor allem auf unsere Grenzen. Diese Grenzen werden von unserer Haut und den Schleimhäuten repräsentiert. -als Pflanze des Weggottes ist der Wegerich der Freund & Beschützer aller Reisenden, Pilger, Kaufleute & Wanderer - die Straßen sind voller Tücke: es gibt tollwütige, bissige Hunde, Skorpione & Giftschlangen, spitze Dornen & Splitter, Räuber & Dämonen – - um sich vor all dem zu schützen, legten sich Reisende seit der Antike Plantago-Blätter in die Sohlen der Schuhe (lat. Planta = Sohle) – das vertreibe zudem die Müdigkeit & wundgelaufene Füße - das fahrende Volk des Mittelalters (Spielleute, Korbflechter, Bärenführer, Quacksalber, Studenten, Wahrsager, Kesselflicker, Händler, ...) trug Wegerichwurzeln an einer Schnur um den Hals, um sich böse Weggeister, Pest & Fieberanfälle vom Leib zu halten - um Dornen & Holzsplitter aus den Füßen zu ziehen, kochte man Wegerichsamen zu einem schleimigen Brei & trug diesen dick auf bei Hunde- & Schlangenbiss & bei Insekten-& Skorpionstich wurde der zerstampfte Wegerich oder Wegerichsaft verwendet – überall, von Westeuropa bis Asien & Nordamerika war man der Ansicht, der Wegerich würde das Gift herausziehen & neutralisieren - als reizmilderndes, schleimlösende Pflanze hervorragendes Lungenmittel: Lunge ist das eigentliche Merkurorgan im menschlichen Körper Heilanwendungen - Name und Aussehen erinnern an Fußsohle von alters her zur Heilung & Kräftigung der Füße verwendet - ein Blatt in die Schuhsohle gelegt, erfrischt die müden Füße - blutreinigend, blutstillend, schleimlösend, fieberstillend, krampflösend, magenstärkend, wundheilend Tee: klein geschnittene Blätter mit heißem Wasser überbrühen, eine halbe Minute ziehen lassen, abseihen und schluckweise pro Tag zwei Tassen trinken, Blätter müssen allerdings vorsichtig behandelt und schnell getrocknet werden bei 30-50Grad Bronchitis/ Bronchialkatarrh (Mischtee), zur Blut-, Magen- und Lungenreinigung, Flechten, Husten & Heiserkeit, Schwächlichkeit, Nierensteine, Lungentuberkulose Sirup: zwei Hände gehäuft mit Blättern zu Brei verarbeiten, etwas Wasser zum Blätterbrei geben, 300g Rohrzucker und 250g Bienenhonig hinzufügen, unter andauerndem Rühren bei schwachem Feuer sieden bis eine dickliche Flüssigkeit entsteht, heiß in Gläser füllen, im Kühlschrank lagern wie oben, sehr gut geeignet für Verabreichung an Kinder Brei-Auflagen: frisch-gepflückte Blätter werden gewaschen und (mit Nudelholz) auf einem Holzbrett zerquetscht, Blätterbrei auf betroffene Stelle auflegen, Blätter können auch tiefgefroren und aufgetaut wieder verwendet werden Schnittwunden, Insektenstiche, wundgelaufene Füße, Blasen (Blätter in den Schuh legen, heilt und wirkt präventiv), andere kleinere offene Wunden „Wie mit Goldfäden näht der Wegerichsaft den klaffenden Riss zu; so flieht den Spitzwegerich jede Fäulnis und faules Fleisch." (Kneipp) In der Kräuterküche: - für Salate, Gemüse, Pürees, als Brotaufstrich eignen sich besonders die jung geernteten Blätter - fester Bestandteil der „Neun-Kräutersuppe“ - Wegerichgemüse: Wegerichblätter klein schneiden & zusammen mit anderem Wildgemüse (Geißfuß, Sauerampfer, Wiesenbärenklau, Kohldistel, Hirtentäschel u.a.) in Fett andünsten, Salz und etwa Wasser hinzufügen, 20 Minuten garen lassen, mit Mehl oder Stärke binden, mit Sauerrahm und gerösteten Zwiebeln servieren