Universität Paderborn Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik Institut für Mathematik WS 2005/2006 Seminar zur Geometrie Dozent: PD. Dr. Epkenhans Thema: Vier Punkte auf einem Kreis und Die Berührkreise eines Dreiecks (nach KOECHER / KRIEG: Ebene Geometrie, Berlin ²2000.) Vier Punkte auf einem Kreis: Die Berührkreise eines Dreiecks: Verfasser: Verfasser: Andreas Schneider Robert Siebers Matrikel-Nr.: 6263675 Matrikel-Nr.: 6263356 Studiengang: LGG Mathe/Geschichte Studiengang: LGG Mathe/Physik 5. Fachsemester 5. Fachsemester Email: [email protected] Email: [email protected] Telefon: 0178-289505 Telefon: 02992/1600 Kapitel IV: Das Dreieck und seine Seiten § 3 Vier Punkte auf einem Kreis Definition 1 (Vierecke) Sind a, b, c, d E paarweise verschieden und keine drei Punkte kollinear, dann nennt man das geordnete Quadrupel (geordnetes 4-Tupel) a, b, c, d ein Viereck und a, b, c, d seine Eckpunkte. Einschub: Je nach Lage der Punkte zueinander sind folgende drei Fälle möglich: Bemerkung 2 Bilden die Seiten eines Vierecks den Rand einer konvexen Menge, dann nennt man ein solches Viereck konvex. Dies bedeutet, dass alle Verbindungsstrecken zweier Punkte der gesamten Punktmenge im Viereck oder auf dem Rand liegen. Beispiel: Im ersten Beispiel von Definition 1 bilden avb, bvc, cvd, dva den Rand einer konvexen Menge. Gegenbeispiel: Im unteren Beispiel liegen nicht alle Punkte der roten Verbindungsgeraden in der Punktmenge des Vierecks, deshalb ist dieses nicht konvex. Definition 3 (Sehnenvierecke) Ein Viereck heißt Sehnenviereck oder Kreisviereck, wenn seine Ecken auf einem Kreis liegen. 2 Schulbezug: Das Sehnenviereck wird im Mathematikunterricht der 8. Klasse mit folgender Definition eingeführt: „Wenn bei einem Viereck die Ecken auf einem Kreis liegen, sind die Seiten Sehnen des Kreises. Ein solches Viereck heißt Sehnenviereck.“1 Diese Einführung geschieht im Zusammenhang mit dem Unterrichtsthema „Winkelbeziehungen in geometrischen Figuren“. Anwendung findet diese Definition im Umfangswinkelsatz, auf dem teilweise im Folgenden noch eingegangen wird. Lemma 4 Sind a, b, c, d E beliebig gegeben, dann ist abcd:= [a,b,c] |x-d|² - [b,c,d] |x-a|² + [c,d,a] |x-b|² - [d,a,b] |x-c|² unabhängig von x E. Beweis: abcd:= [a,b,c] |x-d|² - [b,c,d] |x-a|² + [c,d,a] |x-b|² - [d,a,b] |x-c|² Anwenden von III.1.4(1)2 (Definition vom Betrag und Abstand in E) liefert: abcd = [a,b,c] (|x|² - 2<x,d> + |d|²) - [b,c,d] (|x|² - 2<x,a> + |a|²) + [c,d,a] (|x|² - 2<x,b> + |b|²) - [d,a,b] (|x|² - 2<x,c> + |c|²) Nun wendet man II.1.6(8)3 (Eigenschaften der alternierenden Funktion) an: abcd = ([a,b,x] + [b,c,x] + [c,a,x]) (|x|² - 2<x,d> + |d|²) - ([b,c,x] + [c,d,x] + [d,b,x]) (|x|² - 2<x,a> + |a|²) + ([c,d,x] + [d,a,x] + [a,c,x]) (|x|² - 2<x,b> + |b|²) - ([d,a,x] + [a,b,x] + [b,d,x]) (|x|² - 2<x,c> + |c|²) [Nach ausmultiplizieren der Klammer lösen sich die farbig markierten alternierenden Funktionen zusammen mit dem |x|² auf. Die restlichen lösen sich nach zyklischer Vertauschung und der damit verbundenen Änderung des Vorzeichens ebenfalls mit dem |x|² auf.] abcd = [a,b,c] (- 2<x,d> + |d|²) - [b,c,d] (- 2<x,a> + |a|²) + [c,d,a] (- 2<x,b> + |b|²) - [d,a,b] (- 2<x,c> + |c|²) abcd = -2<[a,b,c]x,d> + [a,b,c]|d|² + 2<[b,c,d]x,a> - [b,c,d]|a|² - 2<[c,d,a]x,b> + [c,d,a]|b|² 1 ATHEN/ GRIESEL/ SPROCKHOFF: Mathematik heute für Realschulen. 8. Schuljahr, Hannover 1980, Seite 107. KOECHER, Max/ KRIEG, Alois: Ebene Geometrie, Berlin 22000, Seite 91. 3 Ebd., S. 57. 2 3 + 2<[d,a,b]x,c> - [d,a,b]|c|² abcd = -2<[a,b,c]x,d> + 2<[b,c,d]x,a> - 2<[c,d,a]x,b> + 2<[d,a,b]x,c> + [a,b,c]|d|² -[b,c,d]|a|² + [c,d,a]|b|² - [d,a,b]|c|² abcd = -2<[b,c,x]a + [c,a,x]b + [a,b,x]c,d> + 2<[c,d,x]b + [d,b,x]c + [b,c,x]d,a> - <[d,a,x]c + [a,c,x]d + [c,d,x]a,b> + 2<[a,b,x]d + [b,d,x]a + [d,a,x]b,c> + [a,b,c]|d|² - [b,c,d]|a|² + [c,d,a]|b|² - [d,a,b]|c|² Anwenden der Eigenschaften der reellen euklidischen Ebene (Symmetrie & Bilinearität): abcd = -2(<[b,c,x]a,d> + <[c,a,x]b,d> + <[a,b,x]c,d>) + 2(<[c,d,x]b,a> + <[d,b,x]c,a> + <[b,c,x]d,a>) – 2(<[d,a,x]c,b> + <[a,c,x]d,b> + <[c,d,x]a,b>) + 2(<[a,b,x]d,c> + <[b,d,x]a,c> + <[d,a,x]b,c>) + [a,b,c]|d|² - [b,c,d]|a|² + [c,d,a]|b|² - [d,a,b]|c|² abcd = -2<[b,c,x]a,d> -2<[c,a,x]b,d> -2<[a,b,x]c,d> + 2<[c,d,x]a,b> + 2<[d,b,x]a,c> + 2<[b,c,x]a,d> – 2<[d,a,x]b,c> -2<[a,c,x]b,d -2<[c,d,x]a,b> + 2<[a,b,x]c,d> + 2<[b,d,x]a,c> + 2<[d,a,x]b,c> + [a,b,c]|d|² - [b,c,d]|a|² + [c,d,a]|b|² - [d,a,b]|c|² [Die farbig markierten Skalarprodukte heben sich gegenseitig auf (teilweise mit Hilfe der zyklischen Vertauschung und der damit verbundenen Änderung des Vorzeichens ebenfalls auf.] abcd abcd ist = [a,b,c] |d|² - [b,c,d] |a|² + [c,d,a] |b|² - [d,a,b] |c|² unabhängig von x E Lemma 5 (4-Punkte-Kriterium) Sei a, b, c, d ein Viereck in E, so dass c und d auf derselben Seite von avb liegen und b und d auf verschiedenen Seiten von avc liegen, dann sind folgende Aussagen äquivalent: i) a, b, c, d ist ein Sehnenviereck ii) iii) a-c,b-c = a-d,b-d iv) a-b,c-b + a-d,c-d = abcd =0 4 In der Zeichnung sind die genannten Winkel folgendermaßen abgekürzt: a-c,b-c = γ1 und a-d,b-d = γ2 sowie a-b,c-b = δ und a-d,c-d =β Beweis: i) ii) Sei x = m und m ist definiert als der Mittelpunkt des Kreises auf dem a, b, c, d liegen. abcd= [a,b,c] |m-d|² - [b,c,d] |m-a|² + [c,d,a] |m-b|² - [d,a,b] |m-c|² Wende nun wieder II.1.6(8)4 an. Da der Abstand von a, b, c, d zum Mittelpunkt gleich groß ist, kann man |m-x|² ausklammern: abcd = ([a,b,m] + [b,c,m] + [c,a,m] - [b,c,m] - [c,d,m] - [d,b,m] + [c,d,m] + [d,a,m] + [a,c,m] - [d,a,m] - [a,b,m] - [b,d,m]) |m-x|² abcd =0 ii) i) Da a, b, c nicht kollinear [a,b,c] 0 Sei nun x = 0. Dazu betrachten wir den Kreis durch a,b,c: abcd = 0 = [a,b,c] |-d|² - [b,c,d] |-a|² + [c,d,a] |-b|² - [d,a,b] |-c|² [a,b,c] |d|² = [b,c,d] |a|² - [c,d,a] |b|² + [d,a,b] |c|² d liegt auf dem Kreis durch a, b, c i) iii) Vor.: a, b, c, d Sehnenviereck Nach Definition liegen dann auch a, b, c, d auf einem Kreis. Dann verwende man Satz 2.25 über die Peripheriewinkel: Setze Sehne = avb γ 1 und γ2 sind konstant das a, b, d kann auf das a, b, c verschoben werden γ1 = γ2 4 5 Siehe Anmerkung 3. Ebd., S.146. 5 Einschub: Den Spezialfall dieser Aussage ist der „Satz des Thales“. Dort sind alle Winkel über der Kreissehne durch den Mittelpunkt 90° groß. i) iv) Auch diese Aussage folgt direkt aus dem Satz über Peripheriewinkel mit der Sehne avc + = iv) i) Da + = bzw. = - gilt auf Grund der Eigenschaften des Sinus auch sin = sin Dann gilt auch wegen III.1.5(10)6: sin = [ x, y ] x y mit x = a-b, y = c-b und der Winkel zwischen x und y Also auch hier: [a, b, c] a b c b = = (nach der Definition der alternierenden Funktion II.1.6(1)7) [a d , c d ] ad cd = [a b, c b] a b c b [ a , c, d ] ad cd Außerdem folgt aus dem Existenzsatz des Umkreises 2.1(3)8, dass abc = acd =: . Sei nun m bzw. n der Mittelpunkt des Umkreises des a, b, c bzw. a, c, d. Dann liegen m und n auf den Kreisen um a und c mit dem Radius , denn abc = acd. Würde nun m n 6 Ebd., S. 93. Ebd., S. 56. 8 Ebd., S. 144. 7 6 gelten, so würden b und d wegen + = nach Bemerkung 2.109 auf derselben Seite von avc liegen. Dies ist aber nach Voraussetzung ausgeschlossen. m = n und a, b, c, d liegen auf dem Kreis um m mit dem Radius . Einschub: Im obigen Beispiel gilt < . Wäre n dann der untere Schnittpunkt, dann läge d auf derselben Seite von avc wie b. Und das wäre ein Widerspruch zum Peripheriesatz. iii) i) Aus a-c,b-c = a-d,b-d folgt sin a-c,b-c = sin a-d,b-d [a c, b c] ac bc [a d , b d ] ad bd Bildet man nun den Kehrwert und multipliziert die letzte Gleichung mit ½ |a-b|, so erhält man abd = a d bd a b 2 [a, b, d ] = a c bc a b 2 [ a , b, c ] = abc =: Seien nun m bzw. n die Mittelpunkte der Umkreise des Dreiecks a, b, c bzw. a, b, d. Wegen der Gleichheit der Winkel liegen entweder m und c bzw. n und d jeweils auf der gleichen Seite der Sehne avb oder beide auf verschiedenen Seiten von avb. Da c und d nach Voraussetzung auf der gleichen Seite von avb liegen, liegen m und n auch auf der gleichen Seite von avb. Damit folgt wieder m=n. Schulbezug: Neben der bereits besprochenen Aussage i) in diesem Kriterium, sind für den Schulalltag noch die Aussagen iii) und iv) interessant. Beide bauen in der Schule 9 Ebd., S. 147. 7 auf die Definition des Sehnenvierecks auf und werden im Umfangswinkelsatz zusammengefasst: „ Zwei zu einer Kreissehne gehörende Unfangswinkel haben dasselbe Winkelmaß, wenn ihre Scheitel auf derselben Seite der Sehne liegen; ergeben zusammen 180°, wenn ihre Scheitel auf verschiedenen Seiten der Sehne liegen.“10 Sie gelten genauso wie in der hier besprochenen Vorgehensweise als Verallgemeinerung des Thalessatzes. Satz 6 (Satz von Miquel) Wählt man in einem Dreieck a, b, c in E auf den Seiten bvc, cva bzw. avb Punkte a`, b` bzw. c`, die von den Eckpunkten verschieden sind, dann schneiden sich die Kreise durch a, b`, c` bzw. b, c`, a` bzw. c, a`, b` in einem Punkt, dem so genannten Miquel-Punkt der Punkte a`, b`, c`. Beweis Der Beweis wird nur in einem Spezialfall geführt und wir nehmen dazu an, dass die Umkreise der Dreiecke a, b`, c` und b, a`, c` sich in c` und einem Punkt p schneiden, so dass p und c auf verschieden Seiten von a`vb` liegen. a, c`, p, b` und b, a`, p, c` sind Sehnenvierecke (Sehnenvierecke) α + α` = π = β + β` [Diagonalen sind dann c`vb` bzw. c`va`] γ` = 2π- α` - β` γ`+ γ = 2π – α`- β`+ γ [Vier-Punkte-Kriterium: Diagonale c`vb` α + α` = π bzw. Diagonale c`va` β + β`= π] γ`+ γ = 2π + γ – (π – α) – (π – β) γ`+ γ = α + β + γ 10 ATHEN/ GRIESEL/ SPROCKHOFF: Mathematik heute für Realschulen. 8. Schuljahr, Hannover 1980, S. 109. 8 Nach dem Winkelsummensatz im Dreieck gilt dann: γ`+ γ = π Nach dem 4-Punkte-Kriterium (iv) i)): c, b`, p, a` liegen auf einem Kreis bzw. bilden ein Sehnenviereck p liegt auch auf dem Kreis durch c, a`, b` Die Berührkreise des Dreiecks Einleitung Haben wir ein Dreieck a, b, c in E, so kann man an den drei verlängerten Seiten des Dreiecks vier Kreise dranzeichnen, die dieses berühren: Den Inkreis mit Mittelpunkt i und die drei Ankreise mit Mittelpunkt a*, b*, c*. Diese Mittelpunkte liegen, wenn sie zwei gegebene Seiten berühren, auf den verlängerten Winkelhalbierenden. Deshalb müssen z.B. die inneren Winkelhalbierenden im Punkt i und die Winkelhalbierenden Wa*, Wb*, Wc* im Punkt a* bzw. b* bzw. c* schneiden. 1. Mittelpunkt und Radien Dieser Punkt gibt eine weitere Charakterisierung der Winkelhalbierenden (siehe III.2.7), u,v E\{0} 1.1 Lemma: Zwei nicht-parallele Geraden G und H seien gegeben. Dann sind für p E äquivalent: i) p liegt auf einer Winkelhalbierenden von G und H ii) d p, G d p, H iii) Es gibt einen Kreis mit Mittelpunkt p, der G und H berührt. Beweis: i) ii): Sei a = G H und G = Ga, u und H = Ha, v mit linear unabhängigen u,v E , u v 1. Nach Lemma III.2.3 (Abstand des Punktes p E von der Geraden Ga,u ist gleich 1 p a, u bzw. 1 p a, v ) gilt u v 9 d a, u p a, u und d a, v p a, v , da u v 1. Somit ist ii) äquivalent zu [p-a, u v] = 0, welches aus der Proposition II.1.2 folgt, in der gesagt wird, dass für x, y K 2 , x 0 folgende Aussagen äquivalent sind: i) x,y 0 ii) Es gibt ein K mit y= x. ii) iii ) : Man benutze die Proposition 1.2, in der gesagt wird, dass G eine Tangente an den Kreis K ist und dass der Abstand d(p,G) von p und G gleich ρ ist. Der Kreis, der die beiden Geraden G und H berührt, ist der zugehörige Inkreis mit Mittelpunkt p, den man auf der Winkelhalbierenden zwischen G und H konstruieren kann. G und H sind dann dementsprechend die zwei Tangenten an den Kreis mit Ausgangspunkt a. Diese beiden Geraden haben somit den gleichen Abstand zum Mittelpunkt p, was gleichzeitig der Radius des Kreises ist. □ a, b, c sei nun ein Dreieck in E. Der Flächeninhalt wird nun zur weiteren Abkürzung mit : (1) 1 a, b, c 2 bezeichnet. Entsprechend III.2.7 setzt man : a b b c c a und i : 1 (b c a c ab a bc . Wobei σ der Umfang des Dreiecks abc ist und i der Schnittpunkt der drei inneren Winkelhalbierenden ist. Weiterhin ist a : a b b c c a und a*:= 1 a ( b c a c a b a b c Dies besagt, dass sich je zwei äußere und die zugehörige dritte innere Winkelhalbierende in einem Punkt schneiden. Durch zyklische Vertauschung werden b , c und b*, c* definiert. Die durch a verlaufende innere Winkelhalbierende schneidet sich mit den äußeren Winkelhalbierenden in a* usw. (siehe Satz III.2.7). Mit Lemma III.2.3 berechnet man den Abstand zu den Dreiecksseiten: 10 d (i, a b) d (i, b c) d (i, c a) a, b, c d (a*, a b) d (a*, b c) d (a*, c a ) 2 a, b, c a = und 2 a Damit folgt aus dem Lemma der Satz: a,b,c sei ein Dreieck in E. Es gibt genau vier Kreise, die alle drei Dreiecksseiten berühren: Der Inkreis und die drei Ankreise. Der Inkreis hat den Mittelpunkt i und den Radius i a 2 a 2 . Der Ankreis, der a gegenüber liegt, hat den Mittelpunkt a* und den Radius . Beweis: Man zeige, dass es nicht mehr als vier Berührkreise geben kann. Dazu benutzt man das vorherige Lemma. Nach dem Lemma liegt der Mittelpunkt eines Berührkreises auf den Winkelhalbierenden. Nun liegt i auf keiner äußeren Winkelhalbierenden und a* nicht auf Wa*. Daraus folgt, dass sich je zwei innere und die dritte äußere bzw. alle drei äußeren Winkelhalbierenden nicht in einem Punkt schneiden. Daraus folgt dann, dass i, a*, b*, c* genau die Mittelpunkte der Berührkreise sind. □ Die Berührkreise 2. Der Satz von Leipniz Seien a, b, c E. Sind , , R mit 1 und ist p : a b c, dann gilt für alle x E : 11 a x b x c x p x a p b p c p . 2 (1) 2 2 2 2 2 2 Beweis: Da die Behauptung translationsinvariant ist, darf x=0 angenommen werden: a b c p 2 a b c, p = a b c p 2 2 2 2 2 2 2 2 1 Der besondere Fall , also p = s, wobei s der Schwerpunkt des Dreiecks ist, 3 ergibt 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 2 ax bx cx sx as bs c p 3 3 3 3 3 3 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 2 ax bx cx sx as bs c p 3 3 3 3 3 3 a x b x c x 3s x a s b s c p 2 2 2 2 2 2 2 Dies wird von H. Dörrie als der Satz von Leibniz bezeichnet. Daraus folgt direkt das Korollar A: Das Minimum der Funktion E R, x a x b x c x wird für x:= p : a b c, angenommen. 2 2 2 In den weiteren Anwendungen sei a, b, c stets ein Dreieck in E mit Umkreismittelpunkt m und Umkreisradius ρ. Im Satz setze man x = m. Dann ist die linke Seite von (1) gerade 2 p m . Setzt man dies für die rechte Seite ein, folgt: 2 a x b x c x p x 2 p m 2 2 2 2 2 a x b x c x 2 p m p x 2 2 2 2 Die letzte Zeile ist das Korollar B: a x b x c x 2 p m p x 2 2 2 2 2 Weiter gilt das Korollar C: a b b c c a 2 p m 2 2 2 2 Dazu wählt man in Korollar B der Reihe nach x = a, b, c bzw. p, multipliziert mit α, β, γ bzw. 1 und addiert die entstehenden Gleichungen. Beweis: 12 a a ba c a 2 p m p a 2 x = a: (a) = 2 2 2 b a c a 2 p m p a 2 2 2 2 a b bb c b 2 p m p b 2 x = b: 2 2 2 = a b c b 2 p m p b 2 (b) 2 2 2 2 2 2 (c) = a c b c 2 p m p c x = p: (d) 2 2 2 2 2 a c bc c c 2 p m p c x = c: 2 2 a p b p c p 2 p m p p 2 2 2 2 2 2 Addiere jetzt (a), (b), (c), (d): b a c a a b c b a c b c a p b p c p 2 2 2 2 2 2 2 2 = 2 p m p a + 2 p m p b + 2 p m p c + 2 2 2 2 2 2 2 p m 2 b a c a c b 2 2 2 = 2 p m 2 p m 2 p m 2 p m 2 2 2 = 2 p m p m p m 2 p m 2 2 2 = 2 ( p m ) 2 p m = 2 2 p m 2 2 2 b a c a c b 2 2 2 = 2 2 pm b a c a c b 2 p m 2 2 2 2 2 2 □ Ist x = a in Korollar B und wird Korollar C benutzt, folgt Korollar D: p a 1 a b b c 1 c a 2 2 2 2 Beweis: a a ba c a 2 p m p a 2 2 2 2 ba c a 2 p m p a 2 ba c a p a 2 p m 2 2 2 2 2 2 2 2 13 2 b a c a p a a b b c c a 2 2 2 2 2 b a a b c a b c c a = p a 2 2 2 2 2 p a 1 a b b c 1 c a 2 2 2 2 2 2 □ Betrachtet man nun den Fall, dass γ = 0 ist, d.h. p liegt auf der Geraden durch a und b, so gilt Korollar E: a, b E , , R mit 1 , p a b , so gilt für alle x E : a x b x p x a b 2 2 2 2 Beweis: Der Fall a = b ist trivial. Deshalb sei a b und c wird so gewählt, dass a, b, c ein Dreieck darstellt. Ist γ = 0 in Korollar D, so erhält man: p a 1 a b 0 b c 0 1 c a 2 2 2 2 pa a b 2 ab . 2 2 2 Aquivalent folgt p b a b 2 a b . Dies wird in (1) eingesetzt. 2 2 2 Bemerkung: Wegen Korollar C liegt der Punkt p a b c mit 1 genau dann auf dem Umfang des Dreiecks a, b, c, wenn a b b c c a 0 ist. 2 2 2 3. Folgerungen a, b, c sei ein Dreieck in E, s, h, m, i seien die ausgezeichneten Punkte. Eine wichtige Rolle spielt dann die Bewegungsinvariante 1 9 : a ,b ,c : ( a b b c c a ) . 2 2 2 1 Ist , also p= s, dann ergibt Korollar 2C 3 (1) 2 s m . 2 Beweis: 14 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 a b bc c a 2 p m 3 3 3 3 3 3 1 2 2 2 2 (a b b c c a )= 2 p m 9 1 2 2 2 2 (a b bc c a ) p m 2 9 s m 2 2 □ Mit Korollar 2B folgt daraus: (2) a x b x c x 3 s x 3 2 2 2 2 1 Beweis: Für , also p = s, in Korollar 2B ergibt dies 3 1 1 1 2 2 2 2 2 a x b x c x 2 s m s x . 3 3 3 Benutzt man Formel (1), so folgt 1 1 1 2 2 2 2 ax bx cx sx 3 3 3 a x b x c x 3 3 s x □ 2 2 2 2 Ist x = s in (2), so gilt (3) a s b s c s 3 2 2 2 Aus dem Korollar 2D erhält man dann 9 s a 2 a b b c 2 c a , also 2 (4) 2 2 2 3 s a b c 6 . 2 2 1 Beweis: Man setze in Korollar 2D , also p = s: 3 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 s a 1 a b b c 1 c a 3 3 3 3 3 3 sa = 2 1 2 1 1 1 2 2 2 2 ab bc ca 3 3 3 3 3 3 15 sa = 2 2 1 2 2 2 2 ab bc ca 9 9 9 9s a 2a b b c 2c a 2 2 2 2 In weiteren Anwendungen wird für p der Mittelpunkt eines Berührkreises gewählt. Satz von Euler a, b, c sei ein Dreieck in E. Dann gilt: i m 2 2 i und 2 a * m 2 2 a 2 Beweis: Beide Fälle werden simultan behandelt mit a b b c c a , 1 ( b c a c a b a b c) , 1 Nach 1(2) und 1(3) gilt dann für Mit i und a * . 1 1 ca , bc , a b gilt a b c und 1 . Dann impliziert Korollar 2C 2 ( 2 m 2 ) a b b c c a ( a b b c c a ) = a b b c c a 2 a b bc ca a, b, c mit i , m a , wenn Satz 1 betrachtet wird. Mit 2.1(3) folgt die Behauptung. 4. Der Satz von Feuerbach a, b, c sei ein Dreieck in E. Dann berühren der Inkreis und die drei Ankreise den Feuerbachkreis. Es gilt: (1) f i f i , f a * f a Dabei ist f der Mittelpunkt des Feuerbachkreises und ρf der zugehörige Radius. 16 Beweis: Aufgrund von Lemma 1.5 reicht es, (1) zu beweisen. Man wendet Korollar 2C auf das Mittendreieck a` 1 1 1 b c , b` c a , c` a b und ρ = i bzw. ρ* = a an. Dann 2 2 2 erhält man m´= f, ´ f und aus i a´ b´c ´mit a , b , c , α+β+γ=1. Dann liefert Korollar 2C 2f i f (2) 2 1 2 ( a b 1 1 1 2 2 2 a b b c b c c a c a ). 4 4 4 Sei A : b c , B : c a , C : a b . Dann wird die rechte Seite von (2) zu 1 (( A B C )( A B C )C 2 ( A B C )( A B C ) A 2 ( A B C )( A B C ) B 2 4 1 ( A 4 B 4 C 4 2 A 2 B 2 2 A 2 C 2 2 B 2 C 2 2 ABC 2 2 AB 2 C 2 A 2 BC ) 4 Nach der Formel von Heron und (1) in III.3.2 ist dies 1 ABC 2 2 ( ABC 2 AB 2 C A 2 BC ) 2 2 2 2 Wegen 2 f 2f c f 2 1 ABC 2 8 i2 2 i f . nach 2.1(3) Aus f i und 1 i 2 2 nach Satz 1 nach Satz 3 erhält erhält man man damit i f f i . Damit ergibt sich aus 1 a* a´ b´c´, , c , b , α+β+γ=1. a a a Analog folgt aus Korollar 2C 2f a * f 2 1 4 ( c a b b c b c c c a ). 2 2 a 2 2 = 1 4 2 a (( A B C )( A B C )C 2 ( A B C )( A B C ) A 2 ( A B C )( A B C ) B 2 ) 1 4 2 a ( A 4 B 4 C 4 2 A 2 B 2 2 A 2 C 2 2 B 2 C 2 2 ABC 2 2 AB 2 C 2 A 2 BC ) 2 2 ABC a2 2 f a . 2 a a Damit hat man dann auch f a * f a . 17 Der Satz von Feuerbach 18