Primaten Für Lehrkräfte Systematik Da die Systematik der Primaten in der Literatur unterschiedlich dargestellt wird, folgt die vorliegende Systematik der Darstellung in Grzimeks Enzyklopädie Register-Band. Ordnung Herrentiere oder Primaten (Primates) Unterordnung Halbaffen (Prosimiae) Teilordnung Lemurenverwandte (Lemuriformes) Familie Katzenmakis (Cheirogaleidae) Familie Eigentliche Lemuren (Lemuridae) Familie Wieselmakis (Lepilemuridae) Familie Indriartige (Indriidae) Familie Fingertiere (Daubentoniidae) Teilordnung Loriverwandte (Lorisiformes) Familie Loris und Pottos (Lorisidae) Familie Galagos (Galagidae) Teilordnung Koboldmakiverwandte (Tarsiiformes) Familie Koboldmakis (Tarsiidae) Unterordnung Affen (Simiae) Teilordnung Neuwelt- oder Breitnasenaffen (Platyrrhini) Familie Kapuzinerartige (Cebidae) Familie Springtamarine (Callimiconidae) Familie Krallenaffen (Callitrichidae) * Teilordnung Altwelt-oder Schmalnasenaffen (Catarrhini) Familie Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae) * Familie Kleine Menschenaffen oder Gibbons (Hylobatidae) Familie Große Menschenaffen (Pongidae) * Familie Menschen (Hominidae) Die im Zoo Neunkirchen gezeigten Vertreter der Primaten (Lisztaffe, Mantelpaviane, Hulman, Sumatra-Orang-Utan) gehören in die Unterordnung Affen (Simiae) und in die mit * gekennzeichneten Gruppen. Familie Krallenaffen (Callitrichidae) Alle Krallenaffen zeigen in den mittel- bis südamerikanischen Regenwäldern eine große Artenvielfalt. Die vier Gattungen werden in zwei Gattungsgruppen zusammengefasst, die Gattungsgruppe Marmosetten mit den Gattungen Zwergseidenaffen (Cebuella) und Marmosetten (Callithrix) und die Gattungsgruppe Tamarine mit den Gattungen Löwenaffen und Saguinus, zu die auch der Lisztaffe gehört. Krallenaffen sind sehr klein, wahrscheinlich stammen sie von größeren Vorfahren ab. Ihre Kleinheit erlaubt es ihnen aber, sich auf sehr dünnen, äußeren Ästen auf Nahrungssuche zu begeben, wo größere und schwerere Affen nicht hingelangen können. Namensgebend für die ganze Familie sind die Krallen an Händen und Füßen mit Ausnahme des großen Zehs, der einen Nagel trägt. Alle anderen Primaten haben Nägel, wie wir sie von uns Menschen auch kennen. Die Krallen entsprechen allerdings nicht echten Krallen wie etwa bei Raubkatzen, es handelt sich vielmehr um seitlich zusammengedrückte Nägel. Die Ausbildung von Krallen steht wahrscheinlich mit der Ernährung der Tiere in Zusammenhang. Auf ihrem Speiseplan stehen neben Insekten, Spinnen, Früchten auch Baumsäfte. Einige Arten nagen ganz gezielt Löcher in die Rinde von Bäumen, die der Baum dann durch Baumharz zu verschließen sucht. Vielleicht verhelfen die Krallen zu einem besseren Halt an der Rinde. Ein opponierbarer Daumen ist nicht vorhanden (ein Sattelgelenk an dieser Stelle fehlt), so dass die Tiere mit den Händen schlechter greifen oder im Geäst hangeln können. Der lange Fuß deutet an, dass sich die Tiere im Geäst laufend oder springend fortbewegen. Lisztaffe (Saguinus oedipus) Daten: Kopf-Rumpflänge: 20-28,7 cm, Schwanzlänge: 30,7-42,3 cm, Gewicht: 350-450 g, Tragzeit: 140-145 Tage, 1-2, selten 3 Jungen, Geburtsgewicht: ca. 40 g, Entwöhnung mit 2-3 Monaten, Geschlechtsreife mit 16-20 Monaten, Lebensdauer über 10 Jahre Nahrung: Insekten, Spinnen, Früchte, Baumsäfte, Blüten, Nektar, Eier, Nestlinge, kleine Tiere (gezielter Tötungsbiss) Feinde: kleine Raubkatzen, Greifvögel, Schlangen Lebensweise, Lebensraum: tagaktiv, Gruppen von 2-13 Tiere, seltener im Primär-, meist in Sekundärwald und Waldrändern Verbreitung: Nordwesten Kolumbiens, Karibikküste Von der Ausrottung bedroht durch Zerstörung der Lebensräume Lisztaffen fallen durch ihre mächtige, weiße Kopfmähne auf, die so aussieht wie die Frisur des Komponisten Liszt auf Darstellungen. Die Tiere gehören innerhalb der Teilordnung Neuwelt- oder Breitnasenaffen (Platyrrhini) zur Familie der Krallenaffen (Callitrichidae). Sie werden zu den Tamarinen gestellt, die weniger von Baumsäften abhängen als die Marmosetarten, ihre Hauptnahrung besteht also mehr aus Früchte und Insekten. Lisztaffen sind sehr unduldsam gegenüber fremden Artgenossen, so dass sie in Menschenobhut zunächst nur aus einem Paar bestehen, die sich dann zu einer größeren Familiengruppe vermehren. Dabei bilden sich getrennte Rangordnungen bei den Männchen und bei den Weibchen. Auseinandersetzungen innerhalb der Rangordnung werden durch das „Triezen“ ausgemacht, wobei ein Tier seinen Konkurrenten zunächst aus der Entfernung, dann immer näher rückend anstarrt und melodische Töne von sich gibt. Der Konkurrent erwidert das Verhalten. Bei diesen Rufduetten sind die Haare gesträubt. Schließlich gibt meist der schwächere Gegner auf und sucht das Weite. Es kommen allerdings auch Beschädigungskämpfe vor, bei denen der Verlierer die Gruppe verlassen muss. An solchen Auseinandersetzungen sind bei den männlichen Tieren weniger die Väter, sondern deren Söhne beteiligt. Bei den Weibchen sind es häufig die Mütter, die aktiv werden. Auf diese Weise entstehen Gruppen von 7-8 Tieren, die ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis und Altersstruktur haben. Dabei pflanzen sich jeweils nur das dominante Elternpaar fort. Nach der Geburt werden die Jungtiere nicht von der Mutter, sondern vom Vater und den älteren Töchtern herumgetragen. Die Mutter übernimmt ihre Kinder nur zum Säugen. Familie Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae) Die Familie Meerkatzenverwandte wird eingeteilt in die Unterfamilie Meerkatzenartige (Cercopithecinae), in die die Gattung Paviane (Papio) mit dem Mantelpavian (Papio hamadryas) gehört und in die Unterfamilie Schlank- und Stummelaffen (Colobinae), zu der der Hanumanlangur oder Hulman (Presbytis entellus) gezählt wird. Kennzeichen der Unterfamilie Meerkatzenartige ist die eher hundeartige Schnauze. So haben die kräftigeren Backenzähne ausreichend Platz. Mit Hilfe ihrer kräftigeren Backenzähne und Kaumuskeln sind sie in der Lage, härtere und faserreichere Nahrung zu nutzen. Es sind eher Allesfresser, die neben Pflanzen auch tierische Kost mögen. Wegen ihrer Anpassungsfähigkeit konnten sie viele ökologische Nischen abseits der tropischen Wälder besetzen. Ihre voll opponierbaren Daumen erlauben ein geschicktes Handhaben von Gegenständen, sie können damit Pflanzen pflücken und graben. Daher sitzen die Tiere viel und haben demzufolge teils starke Gesäßschwielen entwickelt. Eine dehnbare Backentasche in der Unterwange ermöglicht es den Tieren, sich schnell mit Nahrung zu versorgen und das Essen dann in aller Ruhe an weniger gefährlichen Plätzen zu verzehren. Wie fast alle Primaten leben auch Meerkatzenartige in Verbänden mit fester Rangordnung. Die Beziehungen untereinander werden durch zahlreiche Ausdrucksformen geregelt. Dazu gehören das Genitalpräsentieren, bei dem die Männchen durch die Weibchen zum Sex animiert werden. Die Geste eignet sich aber auch, um sich Ärger von Gruppenmitgliedern zu ersparen. Das sog. „Lausen“ oder besser Groomen beinhaltet die gegenseitige Körperpflege, wird aber auch eingesetzt, um andere freundlich zu stimmen oder zu beruhigen. Das Lippenschmatzen, das unterstützt werden kann durch Zurückziehen der Kopfhaut oder Hochziehen der Augenbrauen ist ein freundliches Signal. Andere Merkmale am Körper werden ebenfalls als Signale verstanden wie z. B. die auffälligen Schwellungen und roten Verfärbungen der Geschlechtsgegend, die Weibchen zeigen, wenn sie fruchtbar sind. Die Jungtiere zeigen nach der Geburt oft eine andere Färbung als die Eltern. So ist das Gesicht der Jungen oft heller, während das Fell viel dunkler gefärbt ist als Signal, dass es sich hierbei um ein schützenswertes Jungtier handelt. Die Gattung Paviane bilden eine ziemlich einheitliche Gruppe. Kennzeichnend ist der stämmige Körper und die gleichlangen Arme und Beine, die die Tiere als ausgesprochene Bodenbewohner ausweisen. Typisch ist die hundeähnliche Schnauze mit einem imposanten Gebiss, in dem vor allem die riesigen Eckzähne auffallen. Dabei passen die unteren Eckzähne in eine Lücke vor den oberen Eckzähnen. Diese Eckzähne stellen furchtbare Waffen dar. Auffallend sind auch die deutlichen Größenunterschiede zwischen den Geschlechtern. Mantelpavian (Papio hamadryas) Daten: Kopf-Rumpflänge: Männchen: 60-94 cm, Weibchen: 50-65 cm, Schwanzlänge: 35-61 cm, Gewicht: Männchen: ca. 18 kg, Weibchen: ca. 10 kg, Tragzeit: 170-173 Tage, 1 Jungtier, Geburtsgewicht: gut 600 g, Entwöhnung nach 8 Monaten, Geschlechtsreife ab 5 Jahren, Lebensdauer über 37 Jahre Nahrung: Gras, Wurzeln, Knollen, Samen, Nüsse, Früchte; Wirbellose, auch kleine Wirbeltiere Feinde: Leopard; auch Löwe, Hyänenhund, Python, Kaffernadler Lebensweise, Lebensraum: tagaktiv, hauptsächlich Bodenbewohner in lichten Wäldern, Baum- und Buschsavannen und Steppen in der Nähe von Galeriewäldern oder Felsenhügeln; Mehrmännchengruppen (10-150 Tiere); Reviergröße von 2-50 km2 Verbreitung: beiderseits des Roten Meeres Nicht vom Aussterben bedroht Mantelpaviane wurden bereits im alten Ägypten als Vertreter des Gottes Thot verehrt. Kennzeichen der männlichen Mantelpaviane ist ihre silberweiße Färbung und die riesige Hals- und Schultermähne. Sein Lebensraum sind die trockenen, baumlosen Halbwüsten und Felslandschaften bis zu einer Höhe von 2000 m. Allerdings muss er innerhalb eines Tages eine Wasserstelle erreichen können. Das Wohngebiet einer Gruppe liegt bei 30 km2. Interessant ist die soziale Organisation. Mantelpaviane können riesige Ansammlungen von bis zu mehreren hundert Tieren bilden. Diese Truppe wird gebildet aus mehreren Banden, die etwa 60 Tiere umfassen. Jede dieser Banden wiederum besteht aus einigen Clans oder Sippen, bei denen die Männchen offenbar miteinander verwandt sind. Innerhalb eines Clans besitzt jedes Männchen mehrere Weibchen, die es durch Nackenbisse zwingt, in seiner Nähe zu bleiben. Es existiert als Grundeinheit also eine EinmannHaremsgruppe. Daneben leben im Clan noch ältere Männchen, die ihre Weibchen an Nachfolger verloren haben und junge Männchen, die noch keinen eigenen Harem haben. Junge Männchen kommen nicht so ohne Weiteres an ein eigenes Weibchen. Die Chance, einen erwachsenen Mann zu beerben, sind gering. Also beginnt das junge Männchen eine Beziehung zu einem jungen, noch nicht geschlechtsreifen Weibchen aus seinem Clan. Da dies zu keiner Reaktion des Haremsinhabers führt, wartet das junge Männchen ab, bis das junge Weibchen geschlechtsreif geworden ist. In der Zwischenzeit hat sich der Clan an die Situation gewöhnt. Innerhalb des Clans gibt es zwischen den erwachsenen Männchen keine Rivalität, da die Männchen bei ihren männlichen Verwandten bleiben. Paarungsbereite Weibchen erkennt man an der roten Schwellung der Genitalregion. Interessant sind auch die Verabredungen der einzelnen Clans zu einem Treffpunkt um die Mittagszeit an einer Wasserstelle. Am frühen Morgen gegrüßen sich die Männchen untereinander durch Präsentieren der Analregion. Einzelne Männchen starten dann einen Marsch in eine bestimmte Richtung. Folgt keiner, kehrt es zurück. Ein anderes Männchen startet in eine andere Richtung usw. Schließlich folgt man einem Männchen in eine bestimmte Richtung. Danach trennen sich aber die Wege der einzelnen Clans wieder, um sich um die Mittagszeit an einem bestimmten Punkt zu treffen. Offensichtlich besitzen die Tiere eine Vorstellung von etwas, was hinter dem Horizont liegt. Kennzeichen der Unterfamilie Schlank- und Stummelaffen sind der schlanke Körper, die im Vergleich zu den Vorderbeinen längere Hinterbeine und der rückgebildete Daumen. Trotz des kurzen Daumens können die Tiere ihre Hände sehr geschickt einsetzen. Als überwiegende Blattfresser haben sie spezielle Anpassungen im Verdauungsapparat. Blätter sind wegen des hohen Zellulosegehaltes schwer zu verdauen. Kräftige, vergleichsweise lange Backenzähne mit durch Querrillen verbundenen Höckern zerkleinern die Nahrung mechanisch. Schlankaffen besitzen einen gekammerten Magen, der an den von Wiederkäuern erinnert. In den ersten beiden Kammern des vierkammerigen Magens wird die Nahrung durchmischt und von zellulosespaltenden Bakterien zersetzt. Auffällige Schwellungen der Genitalregion der Weibchen, um anzuzeigen, dass eine Paarungsbereitschaft vorliegt, sind nicht vorhanden. Alle Schlankaffen haben weitreichende Rufe, mit denen sie ihre Reviere kennzeichnen. Hanumanlangur oder Hulman (Presbytis entellus) Daten: Kopf-Rumpflänge: 51-108 cm, Schwanzlänge: 72-109 cm, Gewicht: Männchen: 9-20,9 kg, Weibchen: 7,5-18 kg, Tragzeit: ca. 200 Tage, 1 Jungtier (selten 2), Geburtsgewicht unbekannt, Entwöhnung nach 10-12 Monaten, Geschlechtsreife mit 5 Jahren, Lebensdauer in Menschenobhut über 25 Jahre Nahrung: Alle pflanzlichen Teile, vorwiegend Blätter, Blüten und Früchte; gelegentlich Insekten Feinde: Tiger, Leopard, Schlangen, Hund, Mensch Lebensweise, Lebensraum: tagaktiv, boden- und baumlebend; in fast allen Klimaund Vegetationszonen, bis über 4000 m Höhe; Sozialform unterschiedlich; ein bis viele Männchen pro Gruppe, reine Männergruppen; Gruppengröße 8-120 Tiere; Reviergröße 0,2-10,4 km2 Verbreitung: indischer Subkontinent, Sri Lanka Nicht vom Aussterben bedroht Hanumanlanguren oder Hulmans erkennt man an der Dunkelfärbung von Gesicht, Händen und Füßen, während der Rest des Körpers silbergrau ist. Die Affen werden in weiten Teilen Indiens von der hinduistischen Bevölkerung verehrt. Im Nationalepos Ramayana wird beschrieben, dass der Affengott Hanuman Sita, die Gemahlin des Gottes Rama, aus Sri Lanka rettete. Als er dabei die Stadt verbrannte, holte er sich ein schwarzes Gesicht und schwarze Hände und Füße. Hanumanlanguren sind sehr anpassungsfähig, was ihren Lebensraum anbelangt. So können sie in großer Höhe bis über 4000 m an den Hängen des Himalaya leben, aber auch in den trockenen Halbwüsten Rajasthans oder in den tropischen Regenwäldern Sri Lankas. Sogar in dicht besiedelten Gegenden wie den Städten trifft man sie an, dort vor allem in den Tempelanlagen, was ihnen den Namen Tempelaffen eingetragen hat. In ihrem großen Verbreitungsgebiet haben sich zahlreiche Unterarten ausgebildet. Bei den Hulmans kommen vier Formen der sozialen Organisation vor. Am häufigsten sind Einmanngruppen, bei denen ein Männchen mehrere erwachsene Weibchen und deren Nachwuchs besitzt. Es gibt aber auch Gruppen mit bis zu drei erwachsenen Männchen, die aber im Alter verschieden sind. Die dritte Form sind Mehrmännergruppen, in denen sich zumindest theoretisch jedes Männchen mit jedem Weibchen paaren darf. Als vierte Gruppe sieht man reine Männergruppen. Wegen dieser verschiedenen Organisationsformen schwankt auch die Größe das Reviers. Je nach ökologischem Umfeld sind die Tiere eher Baumbewohner oder fast ausschließlich bodenlebend. Außer in extremen klimatischen Gegenden wie Nepal gibt es keine bestimmte Geburtssaison, Kinder werden also zu jeder Zeit geboren. Die Kinder werden bis zu einem Alter von fünf Wochen herumgetragen, und zwar nicht nur von ihren Müttern, sondern von allen Gruppenmitgliedern. Bei der Übernahme einer Gruppe durch ein fremdes Männchen kann es zur Kindstötung kommen. Nach dem Infantizit können die Weibchen schneller wieder trächtig werden, so dass dann der neue Herrscher der Vater ist. Familie Große Menschenaffen (Pongidae) Die Familie Kleine Menschenaffen oder Gibbons (Hylobatidae) fasst man mit der Familie Große Menschenaffen (Pongidae) und der Familie Menschen (Hominidae) in der Überfamilie Menschenartige (Hominoidea) zusammen. Kennzeichen der großen und kleinen Menschenaffen ist das Fehlen eines nach außen sichtbaren Schwanzes. Da die Arme länger als die Beine sind, bildet der Rücken beim vierfüßigen Stehen eine abwärts gerichtete Linie. Alle haben Greiffüße und Greifhände mit opponierbaren Großzehen und Daumen. Menschenaffen leben nur in Afrika und in Asien. Zu den Großen Menschenaffen zählen Gorillas, Schimpansen, Bonobos (Zwergschimpansen) und Orang-Utans. Orang-Utans existieren in zwei Unterarten, dem Borneo-Orang-Utan (Pongo pygmaeus pygmaeus) und dem Sumatra-Orang-Utan (Pongo pygmaeus abeli). Im Zoo Neunkirchen wird die Unterart aus Sumatra gehalten. Orang-Utan (Pongo pygmaeus) Daten: Kopf-Rumpflänge: Männchen 97 cm, Weibchen 78 cm, Gewicht: Männchen: 80-90 kg, Weibchen: 40-50 kg, Tragzeit: 260-270 Tage, 1 Jungtier (Zwillinge sehr selten), Geburtsgewicht: ca. 1,5 kg, Entwöhnung nach 2-3 Jahren, Geschlechtsreife mit 7-10 Jahren, Lebensdauer in Menschenobhut: über 50 Jahre Nahrung: Alle pflanzlichen Teile, vorwiegend Früchte, Blätter, Rinde, junge Triebe, Vogeleier nur gelegentlich Feinde: Tiger, Nebelparder, Rothund (nur auf Sumatra), Mensch Lebensweise, Lebensraum: Tagaktiver Baumbewohner der Wälder im Tiefland, selten über 1000 m; Schlafnester; lockere Familiengruppen, aber eher solitär; Große der Streifgebiete bei Männchen 2- über 10 km2, bei Weibchen 1,5-5 km2 Verbreitung: Nordwesten Sumatras und Süden und Osten Borneos Stark vom Aussterben bedroht Der Name Orang-Utan stammt aus dem Malaiischen und bedeutet „Waldmensch“. Da die Tiere erstaunlich menschenähnlich wirken, fanden sie Eingang in die Legenden der einheimischen Bevölkerung. In der Natur sind die Tiere schwer zu beobachten, da sie eher als Einzelgänger leben und Orang-Utans von allen Menschenaffen am stärksten an das Baumleben angepasst sind. Die Farbe des ziemlich dünnen Fells der Tiere ist bei Jungtieren ein leuchtendes Orange, bei Erwachsenen eher ein Kastanienbraun, wobei die Tiere aus Borneo dunkler als die aus Sumatra sind. Bei Männchen findet man auch dichte Haare, die wie riesige Fellumhänge wirken. Die anfangs helle Gesichtshaut der Jungtiere wird mit zunehmendem Alter immer dunkler, bis sie schießlich schwarz ist. Alle Männchen sind fast doppelt so groß und schwer wie die Weibchen. Mit zunehmendem Alter entwickeln die Männchen auch oft riesige Backenwülste und Bärte. Als Baumbewohner haben Orang-Utans lange, kräftige Arme, die Beine wirken eher schwach. Die langen Finger können mühelos um Äste gelegt werden und ergeben einen sicheren Griff. An den Händen und Füßen können der Daumen, der sehr klein ist und weit unten an der Hand ansetzt und der Großzeh einander gegenüber gestellt werden. Mit diesen opponierbaren Daumen und Großzehen haben die Tiere exzellente Greifwerkzeuge, die es ihnen erlauben, sich an Ästen festzuhalten und sich durch die Baumwipfel zu schwingen. Dabei halten sie sich bevorzugt in den mittleren und unteren Stockwerken auf. Die deutlich größeren und schwereren Männchen schaffen es nicht, auf Ästen von Baum zu Baum zu gelangen, sie legen solche Distanzen auf dem Boden zurück. Für die Nacht bauen sich die Orang-Utans in einer geeigneten Astgabel Nester aus Ästen und Laub, meist sogar mit einem Dach, um sich vor den häufigen Regenfällen zu schützen. Dieses Nestbauverhalten ist angeboren. Die Nester werden meist nur für eine Nacht genutzt. In dem großen Streifgebiet werden täglich nur wenige Teile durchquert, haben die Tiere einen Fruchtbaum entdeckt, verbleiben sie dort. Orang-Utans haben eine genaue Vorstellung davon, wo sich in ihrem Gebiet Fruchtbäume befinden und wann die Früchte reif sind. Da sich die Eigenbezirke mehrerer Tiere überlappen, treffen sich oft mehrere Orang-Utans in einem Baum. Dabei handelt es sich aber meist um Weibchen mit ihren Jungtieren. Weibchen werden mit etwa acht Jahren geschlechtsreif und können über die nächsten zwei Jahrzehnt Nachwuchs zur Welt bringen. Allerdings liegen im Freiland etwa sechs Jahre zwischen den einzelnen Geburten. Wird ein Weibchen paarungsbereit, sucht sie sich selbst einen Orang-Mann, sie findet ihn durch seine weit hallenden Rufe. Mit ihm bleibt sie die nächsten Tage oder sogar Monate zusammen. Sobald das Weibchen trächtig ist, zieht es wieder allein umher. Das erste Jahr verbringt das Jungtier in ständigem Körperkontakt zu seiner Mutter. Erst mit zwei Jahren verlässt es für kurze Zeit seine Mutter, um Spielnester zu bauen oder sonstwie zu spielen. Wird ein neues Kind geboren, baut es sich sein eigenes Schlafnest. Nach der Geburt eines neuen Babys bleiben vor allem die jungen Weibchen in der Nähe ihrer Mütter, um von ihren Müttern zu lernen. Die Eigenbezirke der Männchen überlappen die Bezirke mehrerer Weibchen, die sie dann zu Paarungen treffen. Gegenüber anderen Männchen sind sie sehr aggressiv. Orang-Utans sind stark vom Aussterben bedroht, da sie haben nur eine geringe Fortpflanzungsrate haben. Durch die Abholzung der ursprünglichen Wälder gerät die Art extrem schnell an den Rand der Ausrottung. Primaten Für Schülerinnen und Schüler A. Mantelpavian 1. Beschreibe das Gehege! .................................................................................................................................. 2. Die Gestaltung des Geheges sagt viel über den Lebensraum der Tiere in der Natur. Berichte! .................................................................................................................................. 3. Beschreibe die Fortbewegung der Tiere, gib auch an, wo sie sich aufhalten! .................................................................................................................................. .................................................................................................................................. 4. Vergleiche die Länge von Armen und Beinen beim Mantelpavian und beim Menschen miteinander! Erkläre! .................................................................................................................................. .................................................................................................................................. 5. Kreuze die Hände und Füße eines Pavians an! Ο Ο Ο Ο 6. Beschreibe die Hände und die Füße! Achte besonders auf den Daumen und die Großzehe! .................................................................................................................................. 7. Beschreibe, was die Tiere mit ihren Händen können! .................................................................................................................................. 8. Beobachte die Fortbewegung und beschreibe den Einsatz von Händen und Füßen! .................................................................................................................................. B. Hanumanlangur (Hulman oder Tempelaffe) 1. Beschreibe das Gehege! Berichte über den Lebensraum der Tiere in der Natur! .................................................................................................................................. .................................................................................................................................. 2. Beschreibe die Fortbewegung der Tiere, gib auch an, wo sie sich aufhalten! .................................................................................................................................. .................................................................................................................................. 3. Vergleiche die Länge von Armen und Beinen beim Hulman und beim Menschen miteinander! Erkläre! .................................................................................................................................. .................................................................................................................................. 4. Kreuze die Hände und Füße eines Hulmans an! Ο Ο Ο Ο 5. Beschreibe die Hände und die Füße! Achte besonders auf den Daumen und die Großzehe! .................................................................................................................................. .................................................................................................................................. 6. Beobachte die Fortbewegung und beschreibe den Einsatz von Händen und Füßen! ................................................................................................................................. .................................................................................................................................. 7. Vergleiche die Hände von Hulman und Mensch miteinander! Nenne Unterschiede! .................................................................................................................................. .................................................................................................................................. C. Lisztaffe 1. Beschreibe das Gehege! .................................................................................................................................. 2. Die Gestaltung des Geheges sagt viel über den Lebensraum der Tiere in der Natur. Berichte! .................................................................................................................................. 3. Beschreibe die Fortbewegung der Tiere, gib auch an, wo sie sich aufhalten! .................................................................................................................................. .................................................................................................................................. 4. Kreuze die Hände und Füße eines Lisztaffen an! Ο Ο Ο Ο 5. Beschreibe die Hände und die Füße! Achte besonders auf die Finger- und Fußenden! .................................................................................................................................. .................................................................................................................................. 6. Beschreibe, was die Tiere mit ihren Händen können! .................................................................................................................................. ................................................................................................................................. 7. Beobachte die Fortbewegung und beschreibe den Einsatz von Händen und Füßen! .................................................................................................................................. 8. Lisztaffen sind sehr kleine Tiere. Trotzdem haben sie gegenüber größeren und schwereren Affen einen Vorteil. Berichte! .................................................................................................................................. .................................................................................................................................. D. Orang-Utan 1. Beschreibe das Gehege! Berichte über den Lebensraum der Tiere in der Natur! .................................................................................................................................. .................................................................................................................................. 2. Beschreibe die Fortbewegung der Tiere, gib auch an, wo sie sich aufhalten! .................................................................................................................................. .................................................................................................................................. 3. Vergleiche die Länge von Armen und Beinen beim Orang-Utan und beim Menschen miteinander! Erkläre! .................................................................................................................................. .................................................................................................................................. 4. Kreuze die Hände und Füße eines Orang-Utans an! Ο Ο Ο Ο 5. Beschreibe die Hände und die Füße! Vergleiche mit dem Menschen! .................................................................................................................................. .................................................................................................................................. 6. Beschreibe, was die Tiere mit ihren Füßen können! Vergleiche mit dem Menschen! .................................................................................................................................. .................................................................................................................................. 7. Beobachte die Fortbewegung und beschreibe den Einsatz von Händen und Füßen! .................................................................................................................................. .................................................................................................................................. ................................................................................................................................. Lösungen A. Mantelpavian 1. Felsen, Beton, Äste und Baumstämme 2. Die Tiere leben in felsigem Gelände ohne Bäume und Sträucher und mit wenig Pflanzen. 3. Fortbewegung mit Aufsetzen von Händen und Füßen, laufen auf dem Boden oder sitzen auf dem Felsen. 4. Beim Menschen: Beine länger als Arme, Grund: Laufen auf Beinen Beim Pavian: Laufen mit Arme und Beine, deshalb beide gleichlang 5. Nr. 3 6. Daumen kurz, setzt weit unten an, Großzeh greiffähig 7. Hände so geschickt wie die des Menschen 8. Hände und Füße werden fast ganz (Handwurzel und Ferse sind nicht auf dem Boden) aufgesetzt. B. Hanumanlangur 1. Bäume und Sträucher, Felsen; Tiere kommen mit vielen Lebensräumen zurecht. 2. Klettern, laufen; sitzen meist ruhig auf einem Ast oder Felsen 3. Arme länger als Beine, also mit Armen kletternd; beim Menschen Beine länger, also Laufen auf Beinen 4. Nr. 4 5. Daumen sehr kurz, setzt weit unten an, dadurch Verletzungsgefahr beim Klettern gering; Großzeh deutlich ausgeprägt, zum Greifen beim Klettern gut geeignet 6. s. Nr. 5 7. s. Nr. 5, beim Menschen Daumen deutlich ausgeprägter, setzt viel weiter oben an C. Lisztaffe 1. Bäume, Sträucher, Äste, Zweige, weicher Boden 2. Lebensraum Regenwald 3. Auf vier Beinen, huschen über Zweige, halten sich fast ausschließlich im Geäst auf 4. Nr. 2 5. Krallen an Händen und Füßen mit Ausnahme der Großzehe 6. Hände und Füße gut beweglich, greiffähig 7. Hände und Füße umklammern kaum Zweige, Schwanz dient zum Balancieren 8. Vorteil: durch geringe Größe und geringes Gewicht kommen sie an Nahrungsressourcen am Ende von Ästen und Zweigen, die schwerere Tiere nicht erreichen können D. Orang-Utan 1. Viele Klettermöglichkeiten, Seile, Gitter zum Klettern; leben in Bäumen 2. Hangeln sich von Ast zu Ast, sitzen oft auf dem Boden (in der Natur fast wie nie) 3. Beim Orang-Utan extrem lange Arme im Vergleich zu kurzen Beinen, bewegen sich fast ausschließlich mit Armen fort; beim Menschen umgekehrt 4. Nr. 1 5. Beim Orang-Utan auch die Füße greiffähig, beim Menschen typischer Standfuß zum Laufen; Daumen beim Orang-Utan kürzer, setzt weit unten an 6. s. Nr. 5 7. Einsatz von Händen und Füßen beim Hangeln