BIOLOGISCHE WASSERGÜTEBEURTEILUNG BENÖTIGTES MATERIAL: Gummistiefel oder alte Sportschuhe, Haushaltssieb (engmaschig, ca. 15 cm Öffnungsdurchmesser), 2l-Tiefkühl- oder Frischhaltebox, 3 kleinere, verschließbare Plastikbehälter, 1 flache Plastikschüssel, Lupe, 1 größerer und 1 kleinerer buschiger Pinsel, Pinzette, Taschenrechner, Schreibunterlage DIN A4, kleines Lineal. NORMALE ERFASSUNGSMETHODE: 10 handgroße Steine + 5 "Netzzüge" (mit Haushaltssieb) in Pflanzen + 5 mal Bodengrund und Schlamm aussieben. Auf gleicher Höhe von Ufer zu Ufer durchführen! Gefundene Tiere in mit Wasser gefülltes Aufbewahrungsbecken (Tiefkühlbox, ca. 2l) geben. Steine auf Unterseite über Netz abpinseln. Gefundene Tiere in kleinere Behälter geben, nach dem Bestimmungsschlüssel auf den Seiten 3 und 4 identifizieren, zählen und die Güteklasse nach den folgenden Formeln bestimmen. HÄUFIGKEITSWERTE: 1 = Einzelfund 2 = wenig 3 = wenig-mittel 4 = mittel 5 = mittel-viel 6 = viel 7 = massenhaft (nicht mehr als 2 Tiere) (3 - 10 Tiere) (11 - 30 Tiere) (31 - 60 Tiere) (61 - 100 Tiere) (101 - 150 Tiere) (über 150 Tiere) FORMELN ZUR BERECHNUNG DER GÜTEKLASSE: Häufigkeitswert x Saprobienindex (aus Bestimmungstabelle) = Einzelsumme Summe der Häufigkeitswerte = Gesamthäufigkeit Summe der Einzelsummen = Gesamtsumme Gesamtsumme : Gesamthäufigkeit = GÜTEKLASSENINDEX GÜTEGLIEDERUNG DER FLIESSGEWÄSSER: Güteklasse I I - II II II - III III III - IV IV Grad der Belastung unbelastet bis sehr gering belastet gering belastet mäßig belastet kritisch belastet stark verschmutzt sehr stark verschmutzt übermäßig stark verschmutzt Güteklassenindex 1,0 - 1,5 1,5 - 1,8 1,8 - 2,3 2,3 - 2,7 2,7 - 3,2 3,2 - 3,5 3,5 - 4,0 ARBEITSBLATT UNTERSUCHUNGSORT: DATUM: GEFUNDENE ORGANISMEN GÜTEKLASSENINDEX : GÜTEKLASSE: ZAHL HÄUFIGKEITSWERT x SAPROBIENINDEX = EINZELSSUMME Gesamthäufigkeit: Gesamtsumme: : = Spitzschlammschnecke (60 mm) Saprobienindex (= SI) 1,9 Teichnapfschnecke (7 mm) SI 2,2 Flussmuscheln (> 40 mm) SI 2,0 Vielaugenstrudelwurm (10 mm) SI 1,0 Flussnapfschnecke (9 mm) SI 1,8 Dreieckskopfstrudel-wurm (25 mm) SI 1,5 Posthornschnecke (30 mm) SI 2,0 Schnauzenschnecke (12 mm) SI 2,3 Blasenschnecke SI 2,8 Alle anderen Schlammschnecken SI 2,5 Alle anderen Strudelwürmer SI 2,0 Schlammröhrenwurm (85 mm) SI 3,8 Fischegel (bis 10 cm) SI 2,0 Zweiäugiger Plattegel (10 mm) SI 2,6 Wandermuschel SI 2,2 Erbsenmuschel (5 mm) SI 1,8 Großer Schneckenegel (30 mm) SI 2,2 Rollegel (60 mm) SI 3,0 Wasserassel (12 mm) SI 3,0 Flussflohkrebs (20 mm) SI 2,3 Diverse Köcherfliegenlarven > 15 mm SI 2,0 Köcherfliegenlarve von Hydropsyche (ohne Köcher, 20 mm) SI 2,0 Kriechende Eintagsfliegenlarven (11 mm) SI 1,6 Flache Eintagsfliegenlarven (15 mm) Rote Zuckmückenlarve SI 3,6 Netzflügelmückenlarve (9 mm) SI 1,5 SI 1,0 Diverse Steinfliegenlarven (außer Nemoura) bis 30 mm Rattenschwanzlarve (20 mm ohne Atem-röhre) SI 1,0 SI 4,0 Steinfliegenlarve von Nemoura (8 mm) Waffenfliegenlarve (50 mm) SI 3,0 SI 1,5 Diverse Köcherfliegenlarven < 15 mm oder ohne Köcher, außer Hydropsyche SI 1,5 Hakenkäfer (Larve 4 mm, Käfer 2,5 mm) SI 1,5 aus MEYER, Detlef: Makroskopisch-biologische Feldmethoden zur Wassergütebeurteilung von Fließgewässern, Hannover 1987. GEWÄSSERGÜTE DER FLIESSGEWÄSSER Biologische Beurteilung: Beruht auf einem Leitformensystem = Saprobiensystem; durch bestimmte Lebewesen (= Spezialisten mit engem Toleranzbereich) lassen sich Rückschlüsse auf den Zustand des Lebensraumes ziehen. Je nach Anspruch an den Lebensraum sind sie fehlend oder in großer/geringer Menge vorhanden. Die analysierte Lebensgemeinschaft ergibt einen Durchschnittswert der Wasserqualität über einen längeren Zeitraum. Es handelt sich um eine einfache Feldmethode, Chem.- physikalische Wasseranalysen: Temperatur, pH-, Nitrat-, Nitrit-, Ammonium- Wert, O2-Gehalt, Schadstoffnachweis (z. B. Hg, ...) Bakteriologische Untersuchungen: organische, bakteriell abbaubare Stoffe Zahl der saprophytischen Keime; Fäkaliengehalt, pathogene (= krank machende) Keime. I – unbelastet (Oligosaprob - blau): mit Sauerstoff gesättigt Rein, organisch kaum oder gering belastet, nährstoffarm artenreich aber individuenarm. Forellenartige Fische, kaum Algenwuchs, Insektenlarven; Sediment: hell II – mäßig verunreinigt ( Mesosaprob - grün) guter Sauerstoffgehalt Mäßige organische Belastung Nährstoffe abgebaut Nährsalzangebot (Nitrate, Phosphate) steigt; großer Arten- und Individuenreichtum, vielfältiger Algenbestand, höhere Wasserpflanzen, ertragreiche Fischgewässer (verschiedene Arten). Sediment hell oder dunkel, nicht schwarz; oft glitschig durch Algen, Steinunterseiten nicht verfärbt. III – stark verunreinigt ( Mesosaprob - gelb) Starke organische Belastung Abbau unter Sauerstoffverbrauch geringer Sauerstoffgehalt, üppige Algenentwicklung = Wasserblüten; Abwasserpilz (weißliche, gelbliche Fäden), empfindliche Arten verschwinden (v.a. Insektenlarven), Massenvermehrung von gegen Sauerstoffmangel unempfindlichen Arten (Wasserasseln, Egel, ...). Reduktionsvorgänge im Sediment (Sauerstoffmangel), Steinunterseiten schwarz und fleckig, Anzeichen von Faulschlammbildung (schwärzlich); Karpfen, Schleien. IV – außergewöhnlich stark verunreinigt (Polysaprob - rot) Übermäßig mit organischen (= Sauerstoff zehrenden) Stoffen (z.B. Abwasser) belastet, Spuren von O2. O2 zeitweise v.a. in unteren Schichten fehlend Fäulnisprozesse im Sediment Steine schwarz – Faulschlamm – H2S, NH3 Geruch! Aufwuchs v.a. durch heterotrophe Mikroorganismen (bakterienfressenden Geißel- und Wimpertierchen), nur wenige angepasste Makroorganismen (z.B. Würmer: Tubifex). Artenarm aber individuenreich. Massenvorkommen v.a. von Bakterien.