Infocenter Krankheiten Suche > Kurzinformationen > Fibromyalgie-Syndrom Fibromyalgie-Syndrom (Weichteilrheumatismus, generalisierte Tendomyopathie) Krankheitsbild Das “Fibro-my-algie”- , wörtlich übersetzt “Faser-Muskel-Schmerz-Syndrom, ist eine in der allgemeinmedizinischen Praxis sehr häufige Schmerzerkrankung, die in den letzten Jahren immer genauer beschrieben wurde. Obwohl bei den Patienten in der Regel keine Entzündungen nachzuweisen sind, wird das Fibromyalgie-Syndrom aufgrund der typischen Beschwerden am Bewegungsapparat zu den rheumatischen Krankheiten gezählt. Betroffen sind vor allem Patienten im mittleren Lebensalter, Frauen erkranken etwa siebenmal so häufig am Fibromyalgie-Syndrom wie Männer. Das Fibromyalgie-Syndrom ist geprägt von andauernden Schmerzen am ganzen Körper im Bereich der Muskulatur, des Bindegewebes und der Knochen. Diagnose Um das Fibromyalgie-Syndrom zu diagnostizieren, wurden vom Muskelansatz am Hinterkopf bis zur Innenseite der Kniegelenke 18 charakteristische schmerzhafte Druckpunkte beschrieben, die sogenannten “Tender points”. An diesen Punkten finden sich häufig auch deutlich tastbare Verhärtungen der Muskulatur. Ist an 11 von 18 dieser Punkte durch Druck eine heftige Schmerzreaktion auslösbar, und bestehen die Schmerzen seit mehr als drei Monaten, gilt die Diagnose "FibromyalgieSyndrom" als sicher. Der Patient hat das Gefühl, die betroffenen Gliedmaßen seien geschwollen - obwohl eine Schwellung meist nicht messbar ist. Als weitere Symptome finden sich häufig Schlafstörungen, Müdigkeit und allgemeiner Leistungsabfall, Magen-DarmBeschwerden, Kopfschmerzen, Migräne, Schwitzen, Mundtrockenheit, kalte Hände und Füße, erschwertes Wasserlassen und schmerzhafte Regelblutungen. Die Diagnose kann labormedizinisch weiter abgesichert werden: Da es sich nicht um eine rheumatische Erkrankung im engeren Sinne handelt, fehlen typische Entzündungszeichen wie eine beschleunigte Blutsenkung oder eine Erhöhung des C-reaktiven Proteins. Auch die Rheumafaktoren sind zumeist negativ. Krankheitsverlauf Ist das Schmerzempfinden beim beginnenden Fibromyalgie-Syndrom anfangs meist noch auf eine einzelne Körperregion beschränkt, können sich die Beschwerden ohne ausreichende Therapie relativ schnell ausbreiten. Einige Monate, nachdem ein Patient etwa nur über Schmerzen in einem Arm klagte, können schon beide Arme und Beine, vielleicht auch Punkte am Körper betroffen sein. Oft werden die Beschwerden durch Wettereinflüsse, psychischen Stress oder körperliche Inaktivität - wie auch durch zu starke Belastung - verstärkt. Durch psychische Entspannung oder gezielt eingesetzte, leichte körperliche Aktivität werden sie dagegen eher gemildert. Jedoch fällt den Patienten angesichts ihrer oft stark eingeschränkten Beweglichkeit eine Entspannung nicht sehr leicht. So kann es im Laufe der Erkrankung zu depressiven Verstimmungen kommen. Zu einer vollständigen Heilung kommt es eher selten, in manchen Fällen bildet sich die Erkrankung spontan zurück. Häufiger jedoch sind Rückfälle oder fortschreitende Krankheitsverläufe. Therapie Die Tatsache, dass es sich beim Fibromyalgie-Syndrom nicht um einen entzündlichen Prozess handelt, vereinfacht die Therapie keineswegs. Während sich gegen Entzündungen meist erfolgreich Cortison oder andere Antirheumatika einsetzen lassen, ist die Therapie beim Fibromyalgie-Syndrom auch aufgrund der vielfältigen Symptome und Wechselwirkungen von Körper und Psyche eher schwierig. Aufgabe des Arztes wird sein, den Patienten über seine Erkrankung aufzuklären und eventuell Entspannungstechniken (Autogenes Training, Biofeedback-Verfahren) zu vermitteln. Zur medikamentösen Behandlung stehen verschiedene, sehr unterschiedliche Medikamentengruppen zur Auswahl. So kann ein Therapieversuch mit Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure (Aspirin®), Ibuprofen oder Indometacin unternommen werden. Ausreichend bekämpft werden müssen vor allem auch die Schmerzen, die schließlich die Erkrankung wesentlich prägen. Reicht der schmerzlindernde Effekt der NSAR nicht aus, sollten möglichst bald schwachwirksame Opioide wie etwa Tramadol oder Dihydrocodein in ausreichender Dosis gegeben werden. Um eine gleichmäßige Schmerzlinderung zu erreichen, bieten sich hier Präparate mit verzögerter Wirkstoffreisetzung (Tramundin® retard, DHC Mundipharma®) an. Vorsicht ist dagegen geboten bei der Gabe von Benzodiazepinen wie Diazepam (Valium®), einer Gruppe von Beruhigungsmitteln, die gleichzeitig muskelentspannend wirken. Hier könnten zwar kurzfristig Erfolge erzielt werden, jedoch ist die Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung recht groß. Diese Gefahr besteht nicht bei Mitteln aus der Gruppe der Antidepressiva. So gilt hier etwa Amitryptilin in niedriger Dosis als Mittel der Wahl. Erfolgreich eingesetzt werden in der Behandlung dieser Erkrankung auch leichte Krankengymnastik, Bewegungsbäder, Massagen, Kälteanwendungen und gezielte Injektionen von örtlich wirksamen Betäubungsmitteln (Lokalanästhetika), wie man sie vom Zahnarzt kennt, in die “Tender points”. Über eine eventuell notwendige Psychotherapie muss im Einzelfall, je nach psychischer Verfassung des Patienten, nachgedacht werden. Ursache Die Ursache des Fibromyalgie-Syndroms ist weitgehend unbekannt. Sicher ist nur, dass es zwei Formen der Krankheitsentstehung gibt: Das primäre Fibromyalgie-Syndrom, das sich spontan entwickelt, und das sekundäre Fibromyalgie-Syndrom, das sich als Folge von Verletzungen, beruflichen oder sportlichen Überanstrengungen oder “klassischen” rheumatischen Erkrankungen mit Entzündungen des Bewegungsapparates entwickelt. Bei beiden Formen der Krankheitsentstehung wird ein erheblicher psychischer Einfluss auf Entwicklung und Verlauf der Erkrankung vermutet. Vorbeugung Da die Ursache des Fibromyalgie-Syndroms weitgehend unbekannt ist, können auch keine detaillierten Empfehlungen zur Vorbeugung gegeben werden. Allgemein lässt sich jedoch sagen, dass grundsätzlich kein Patient mit Schmerzerkrankungen “die Zähne zusammenbeißen” sollte, sondern dass immer eine ausreichende Schmerztherapie erfolgen muss. So kann oftmals verhindert werden, dass sich die Schmerzen “verselbständigen”, also auch dann noch fortbestehen, wenn die Grunderkrankung längst geheilt ist.