Ethische Positionen nach Kant AAPhil5bFeb2005 A) Klassensegment a) Nr. 1-7: Schopenhauer-Text Die Montag- (14.02.2005) und Mittwochstunde (16.02.2005) "gehören" euch zwecks Beantwortung der Fragen 1, 2, 3 und 4 in Textunterlage Schopenhauer (S. 263) 1. Klären Sie, was für Schopenhauer egoistische Handlungen sind. Eine egoistische Handlung ist, Laut Schopenhauer, eine Handlung oder „Nichthandlung“, bei der als letztes Motiv ein eigener Vorteil zugrunde liegt. Hierbei versteht man unter „letztes“, es könnte eine Möglichkeit bestehen, dass eine Handlung dem ersten Anschein nach keine egoistische ist, jedoch aber, wenn man sie genau betrachtet, schlussendlich trotzdem ein eigener Nutzen besteht. Ein Beispiel: Ich halte einer Frau die Tür auf. Im ersten Moment möchte man meinen, es ist das Wohl der Frau von Priorität, denn sie brauch sicht nicht die Mühe zu machen (vielleicht mit vollen Taschen) dir Tür zu öffnen. Wenn man die Situation jedoch genauer betrachtet kommt man zum Schluss, dass doch mein Vorteil das Motiv des Handelns war, denn nun hat die Frau eine gute Meinung über mich und schätzt mich höflich ein! Das ist das Grundwerkzeug der Philosophie: Zweimal schauen! 2. Wie bestimmt er demgegenüber Handlungen bzw. Unterlassungen mit moralischem Wert? Wie man sicherlich leicht erkennen kann, wenn man obige Frage gelesen hat, sind dies Handlungen, welche keinem eigenen Zweck dienen. Moralische Handlungen sind jene, welchen das Wohl eines Anderen als Motiv zugrunde liegt. Das Beispiel, das diese „moralischen“ Handlungen am besten veranschaulicht ist das des Mitleids. (siehe Frage 3.) 3. Warum kann allein eine Handlung aus Mitleid moralischen Wert haben? „Mitleid, mitfühlende Empfindung, die das Leid anderer Menschen wie eigene Not erlebt.“1 Da die Definition von Mitleid schon jene ist, dass man das Leid eines anderen Menschen, als eigenes Leid miterlebt, so ist die logische Folgerung daraus, dass eine Handlung aus Mitleid eine „moralische“ ist! Ein Beispiel hierfür wäre eine Spende für die Opfer der Flutkatastrophe. Mein Mitleid veranlasst mich zu spenden. (bei den einen ist das Mitleid mehr ausgeprägt als bei anderen) 1 http://de.encarta.msn.com/encnet/refpages/search.aspx?q=Mitleid&Submit2=Los 4. Bestimmen Sie – von Schopenhauers eigenen Ausführungen ausgehend – die Beziehung seiner Ethik zu der Kants. (Vgl. hierzu auch Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Reclam, Stuttgart 1961, S. 35.) Wo würde Schopenhauer moralische Handlungen im Sinne Kants einordnen? Was mir persönlich bei Schopenhauers Ethik besonders gefällt, ist die Tatsache, dass er sie auf den Gedanken des Mitleids aufbaut. Man soll einen Menschen nicht nach den allgemeinen Vorstellungen eines Menschen beurteilen und ob er diesem entspricht, oder ob er „besser“ oder „schlechter“ ist als jene; es erfolgt keine Beurteilung nach üblichen Werten wie Intelligenz, Sozialverhalten…! Sondern man nehme alle seine Leiden und seine Not in Augenschein und fühle mit ihm. So findet man auch Übereinstimmungen zu eigenen Leiden und sympathisiert somit mit dem Gegenüber. Diese Möglichkeit des richtigen Zusammenlebens ist für mich realistischer als jene Kants: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.“ Sie ist leichter verständlich als jene und logischer nachzuvollziehen. Diese Form der Ethik ist, meiner Meinung nach, im Menschen ausgeprägter als jene Kants. Schon als Kind freute man sich, wenn man in der Schule nicht der einzige war, der zu spät kam. (Geteiltes Leid ist halbes Leid!) Wie jeder, der eine andere Meinung als eine bestimmte Person vertritt, hat auch Schopenhauer keine allzu hohe Achtung vor Kant. Wenn man sich die 8 Merkmale des kategorischen Imperativs in Erinnerung ruft erkennt man schon diverse Unterschiede zur „Formel“ Schopenhauers. Der bedeutendste Unterschied der beiden Philosophen aber, der sich natürlich auch in ihren Ethiken widerspiegelt, ist jener: o Kant ist ein Rationalist! o Schopenhauer ist einer der erbittertsten Verfechter des Rationalismus!