Liceo Linguistico e delle Scienze Umane Leonardo da Vinci di Alba Vorlesung und Text von Prof. Paolo Genta, 2014. „Sag’s mir Schopi!...“ Eine kurze Geschichte der Welt als Wille und (seine) Vorstellung Arthur Schopenhauer (1788-1860). Philosoph vom Anfang bis Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Er erarbeitet den Dualismus Platos und schenkt dem Kantismus seine Wiedergeburt unter den Merkmalen des herrschenden Idealismus. Die Weltenspaltung in Plato und Kant (Ideenwelt-Menchenwelt/NoumenonPhenomenon) verwirklicht, sein ganzes Leben durch, den unausweichlichen Kampf zwischen diesen zwei Hauptordnungen des Seins seit Plato. Eine Ordnung, welche noch heutzutage unumstritten bleibt. Begriff 1) Wille und Vorstellung. Versuchen wir hier eine kleine Aufklärung dieser zwei Hauptbegriffe, die unaufhörlich im Vordergrund seines Denkens liegen, und welche ihm einen weltbekannten Ruf in der Philosophie gebracht haben. Diese zwei Begriffe korrekt sich anzueignen, heißt schon einen beträchtlichen Teil seiner Lehre nachvollgezogen zu haben. Wille: das ist Drang zum Leben, physicher Impuls zur Körperbewegung, Kausalitätsgrund und Naturgesetz, biologische Energie des Fortpflanzungsinstinkts, kreative und unendliche Kraft, blinde und vernunftlose Notwendigkeit; das ist aber auch: metaphisische Autonomie eines blinden Naturgsetzes, unser Schicksal, unerreichbares und unentzifferbares Noumenon, unsere persönliche Tragödie (ein sich ständig vor uns abweichender Horizont), unsichtbare Welt des Jenseits, (hier unerreichbare) Wahrheit, Muss-Option,... Vorstellung: damit wird hier noch - mit und jenseits Kant – die ewig, und nach S. fehlerhafte, Idealisierung einer Objektiven Welt „da draussen“ gemeint: äußere Materie, (meine) Illusion einer tatsächlich objektiven Welt und eines festen Bodens, provisoricher Genuss der Körper (Sexualität, Naturgenuss, Sensualismus, zu befriedigender Geschlechtstrieb), Winkelsichtpunkt des einzelnen Subjektes auf die äußere Wirklichkeit, einzige Zugangsmöglichkeit zur äußeren Welt, Bewußtlosigkeit der tatsächlichen Auflösung aller Dinge, Selbstbetrug über ein wahrhaftiges Dasein (meiner) Welt, blosse Darstellung einer falschen Wirklichkeit, Spiegeloberfläsche des Nichts, zirkuläres Existieren in der Welt, …Mayas Schleier! Da Paolo alle 14.34 , 26/02/2014 Begriff 2) Hegelsablehnung. S. kämpft gegen Hegel: warum? Die „Hegelei“ sei nach S. bloss eine „Eselei“ (Hegel/Esel). Hegel vertritt nach S. die all zu optimistische Idealisierung eines festen Bodens in der Philosophie, in der Geschichte, in der „bürgerlichen Gesellschaft“, sowie im Schicksal der Menschheit: die hegelche Philosophie des Geistes bietet nur die Heuchelei eines verhängnisvollen Betrugs: der einzelne zählt nicht weil er Opfer des Willens ist, und nicht weil ein obere Ordnung der Gesellschaft wichtiger ist. Hegel wollte die Sicherheit einer paternalistischen Gefangenschaft des Menschen verewigen, indem er seine Form einer Philosophie des Totalitarismus, der „totalen“ Gesellschaft, als das einzig mögliche System konzipieren wollte. Doch darin liegt für S. Hegels „Eselei“: in einem derartigen Vertrauen im „System“. Begriff 3) Pessimismus und Erlösung. Schopenhauers emipirischer und metaphysischer Pessimismus und dessen Erlösung: der blinde Weltwille herrscht über uns Menschen, in diesem Diesseit. Die Welt, als Erzeugnis dieses grundlosen Willens, ist einfach sinnlos. Sie ist und bleibt etwas, das nicht sein sollte. Diese Welt ist ein „Jammertal“ voller Schulden und Leiden. Das Glück ist einfach Illusion, der Wille frustriert unser Leben und wird endgültig durch unser Versagen befriedigt. Man leidet, weil man will: man will, wegen eines Mangels und seiner eigenen Unzufriedenheit, und weil man sich nicht vom Willen selbst zurückhalten kann. Die Befriedigungen sind doch leider provisorisch und öfter nur der Ausgangspunkt zu neuem Streben. So verwirklicht sich hier das kontinuirliche Leiden der Menschheit auf dieser Welt. Es gibt kein letztes Ziel, daher auch kein Ende und kein Maß des menschlichen Leidens. Das Leben schleppt sich also wie ein Pendel fort: sie schwingt hin und her zwischen dem Schmerz und der Langeweile. Von Kant an ergibt sich hier eine Führungslinie, die durch Schopenhauer, direkt zu Nietzsche später bringen wird. Arthur Schopenhauer (1788 - 1860). Deutscher Philosoph, und Hochschullehrer. Er entwickelte eine Philosophie, die prinzipiell auf die Bausteine der Erkenntnistheorie, Metaphysik, Ästhetik und Ethik von Kant basiert. Er kann als ein besonderer Nachfolger der kantschen Ideen angesehen werden, als sein (untreuer) Schüler und Verfechter seiner Philosophie und Lehre. Die Ideenlehre Platos spielen auch eine wichtige Rolle im Schopenhauers philosophischen Vermächtnis. Er vertrat, als einer der ersten Philosophen im deutschsprachigen Raum, die Auffassung, dass der Welt ein irrationales Prinzip zugrunde liegt, und das der Mensch ständig zwischen einem unerklärbaren Noumenon (Wille) und der Täuschung einer empirischern Welt (Vorstellung) in einer tragischen Gefangenschaft sein Leben fortschleppen muss. 1 2