Chemie-Praktikum Versuch 12/11 Datum: Redoxtitration; Korrosion Protokoll: Mitarbeiter: Teil I: Redoxtitration Grundlagen: Bisher kennen wir die Säure-Base-Titration. Dabei wird z. B. einer sauren Lösung unbekannter Konzentration die äquivalente Menge einer basischen Lösung bekannter Konzentration zugesetzt. Den Äquivalenzpunkt ( d. h. den vollständigen Ablauf der Reaktion) erkennt man normalerweise mit Hilfe eines geeigneten Indikators. Das gleiche Prinzip lässt sich natürlich auch bei Redoxreaktionen anwenden. So kann man z. B. einem Reduktionsmittel unbekannter Konzentration soviel Oxidationsmittel zusetzen, bis die Reaktion vollständig abgelaufen ist, d. h. der Äquivalenzpunkt erreicht ist. Wir wollen exemplarisch zwei Verfahren kennenlernen: a) Die Manganometrie Bei dieser Reaktion wird das Permanganat-Ion als Oxidationsmittel eingesetzt. Man arbeitet dabei meist in schwefelsaurem Milieu. (Weshalb?) Dabei wird das violette Permanganat-Ion zum praktisch farblosen Mn2+-Ion reduziert. Der Äquivalenzpunkt dieser Titration lässt sich leicht erkennen, da der erste überschüssige Tropfen Permanganat-Lösung in der bisherigen farblosen Lösung eine schwache Rosafärbung hervorruft. b) Die Jodometrie Bei diesem Verfahren wird elementares Iod als Oxidationsmittel eingesetzt. Iod wird dabei zum IodidIon reduziert. Auch bei dieser Reaktion kann der vollständige Ablauf (d. h. der Äquivalenzpunkt) im Prinzip durch einen Farbwechsel erkannt werden: I2 ist in wässriger Lösung (=Iodwasser) braun gefärbt (reines Iod ist violett), die entstehenden Iodid-Ionen sind farblos. Der erste überschüssige Tropfen Iod-Lösung würde also hier eine Braunfärbung hervorrufen. Da jedoch die braune Farbe von Iodwasser nur eine geringe Intensität aufweist, setzt man der Lösung etwas Stärkelösung zu. Elementares Iod ergibt mit Stärke eine intensive Blaufärbung. (Den Grund dafür werden wir bei der Besprechung der Kohlenhydrate erfahren) Anmerkung: Für Fälle, bei denen sich der Äquivalenzpunkt nicht so leicht erkennen lässt wie bei den eben beschriebenen Methoden, gibt es Redoxindikatoren, die den Äquivalenzpunkt durch einen Farbumschlag anzeigen. Aufgabe 1: Bestimme den Gehalt an Perborat in einem Vollwaschmittel Anmerkung: Vollwaschmittel enthalten Perborate zur Oxidation organischen Schmutzes, z. B. Saftoder Obstflecken in der Wäsche. (Näheres folgt später) Perborat hat die Summenformel NaBO2.H2O2.3 H2O. Die wirksame Komponente ist das H2O2. Im Perborat liegt also praktisch Wasserstoffperoxid in "fester Form" vor. Wie wir im Versuch 12/9 gesehen haben, ist Wasserstoffperoxid zwar ein Oxidationsmittel, gegenüber dem noch stärkeren Oxidationsmittel MnO4- ist es jedoch Reduktionsmittel. Der Perboratgehalt eines Vollwaschmittels lässt sich deshalb durch Titration mit Permanganat bestimmen. Durchführung: Etwa 0,3 g des Waschmittels werden auf mg genau abgewogen. Im 500ml-Erlenmeyerkolben mit 300 ml dest. Wasser übergießen. 1 ml konz. Schwefelsäure auf 20 ml verdünnen (die Säure zum Wasser gießen, nicht umgekehrt!) und der Waschmittellösung zusetzen. Mit Kaliumpermanganat-Lösung der Konzentration 0,02 mol/1 titrieren. Versuch zweimal durchführen. Mittelwert bilden. Auswertung: 1) Reaktionsgleichung für die Reaktion von MnO4- mit H2O2. 2) Wieviel mol Permanganat-Ionen waren in dem zugesetzten Volumen an Permanganat-Lösung? Wieviel mol H2O2 waren also in der untersuchten Probe? 3) Wieviel mol NaBO2.H2O2 .3 H2O waren in der untersuchten Probe enthalten. Welcher Menge in g entspricht dies? Berechne den Prozent-Gehalt an Natriumperborat. Aufgabe 2: Bestimme die Löslichkeit von Iod in Wasser und in Ethanol Für diese Aufgabe kehren wir das oben beschrieben Verfahren der Iodometrie um: Wir titrieren eine Lösung mit einem unbekannten Gehalt an Iod mit einem Reduktionsmittel bekannter Konzentration (Natriumthiosulfat-Lösung mit der Konzentration 0,1 mol/1; Na2S2O3). Die dabei ablaufende Reaktion haben wir bereits im Praktikum 12/2 kennengelernt: 2 S2O32- + I2 S4O62- blaue Farbe mit Stärke + 2 Ifarblos Durchführung a) Iod in Wasser: 200 ml der mit Iod gesättigten Lösung werden mit 20 ml verd. Schwefelsäure versetzt, außerdem gibt man noch etwa 5 ml Stärke-Lösung zu. Es wird bis zum Umschlag von blau nach farblos mit Thiosulfat-Lösung (c=0,1 mol/1) titriert. Verbrauch an Thiosulfat-Lösung registrieren.. b) Iod in Ethanol: 1 ml der mit Iod gesättigten Lösung wird unter Zusatz von etwas KI mit dest. Wasser auf etwa 100 ml aufgefüllt, mit 10 ml verd. Schwefelsäure sowie etwa 2 ml Stärkelösung versetzt und wie bei a) mit der Thiosulfat-Lösung titriert. Da Iod in Ethanol viel besser löslich ist als in Wasser, könnte beim Verdünnen der ethanolischen IodLösung mit Wasser Iod ausfallen. Durch die Zugabe von KJ wird dies verhindert: Die I--lonen bilden mit I2-Molekülen I3--Ionen, so dass kein I2 ausfallen kann. Anmerkung: Eine Lösung, die etwa 5% Iod in 90%igem Ethanol enthält, wird in der Medizin als Iodtinktur verwendet. Auswertung: Wie bei der Bestimmung von Perborat. Beachte die angegebene Reaktionsgleichung! Zusatzfrage: Warum ist Iod in Ethanol viel besser löslich als in Wasser? Teil II: Korrosion (Lokalelemente ) Unter Korrosion versteht man die unbeabsichtigte Zerstörung von Werkstoffen durch chemische oder elektrochemische Reaktionen. Für das Rosten von Eisen wurde bisher folgende Gleichung geschrieben: 4 Fe +3O2 2 Fe2O3 Nun ist aber bekannt, dass feuchte und salzhaltige Luft Korrosionsvorgänge sehr stark begünstigt. Die wirklichen Vorgänge müssen also etwas komplizierter verlaufen. Wie wir sehen werden, spielen dabei Kontaktstellen zwischen zwei verschieden edlen Metallen eine wesentliche Rolle, sogenannte Lokalelemente. Strenggenommen spricht man von einem Lokalelement nur dann, wenn die nahe beieinander liegenden Elektrodenstellen kleiner als 0,01 mm2 sind. Geräte und Chemikalien: Sind bei den Versuchen angegeben. Durchführung: a) Modellversuch zur elektrochemischen Korrosion Zur Verfugung stehen die Metalle Kupfer, Silber, Zink und Blei. Zunächst werden ein Zinkblech und ein Kupferstreifen im 100ml-Becherglas in dest. Wasser getaucht und über ein Strommessgerät leitend miteinander verbunden. Ergebnisse in die unten angegebene Tabelle eintragen. Jetzt werden zum Wasser einige Körnchen Salz gegeben. Ergebnisse notieren, evtl. in den nächstgrößeren Messbereich umschalten. In einem neuen Versuch werden in das Becherglas 50-60 ml dest. Wasser sowie 10-15 ml verd. Salzsäure gegeben. Ergebnisse notieren, beachte die Wasserstoffentwicklung. Um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten, sollten die Metalle immer gleichtief in die Lösung eintauchen. Die Versuche sollten mit mindestens drei Metallkombinationen durchgeführt werden. Stromstärke in mA/Stromrichtung Metallkombination dest. Wasser Salzlösung verd. Salzsäure Blech, an dem H2 entweicht b) Lokalelemente Ein Streifen Zink wird zunächst mit Schmirgelpapier sauber gemacht. Dann wird er nach der Skizze gebogen, ein Schenkel wird in eine stark verdünnte Kupfersulfat-Lösung getaucht (3 bis 4 Sekunden, welche Reaktion läuft dabei ab?) Anschließend kommen beide Schenkel in verdünnte Salzsäure. Zink-Streifen Kupfersulfat-Lösung verd. Salzsäure c) Rostumwandlung durch Phosphorsäure Streiche Phosphorsäure dünn auf ein rostiges Eisenblech und trockne durch Erwärmen. Versuche, den Belag abzuwaschen. d) Sichtbarmachung der bei der Korrosion ablaufenden Vorgänge Um die bei der Korrosion ablaufenden Vorgänge sichtbar zu machen, ist der folgende Versuch vorbereitet: Eine Gelatine-Lösung enthält gelöstes Kochsalz. Als Indikator für Fe2+-Ionen befinden sich in der Lösung einige Tropfen einer Lösung von Kaliumhexacyanoferrat (III), K3Fe(CN)6, (=“rotes Blutlaugensalz“). Kommt diese Verbindung mit Fe2+-Ionen zusammen, so bildet sich „Berliner Blau“, KFe(CN)6. Als Indikator für OH--Ionen befinden sich in der Lösung einige Tropfen Phenolphtalein, Phenolphtalein färbt sich in alkalischer Lösung rot. In der so vorbereiteten Lösung befinden sich: ) ein unbehandelter Eisennagel ß) ein jeweils an den Enden angefeilter Eisennagel ) ein in der Mitte mit Kupferdraht umwickelter Eisennagel ) ein Eisennagel, der zur Hälfte in der Flamme oxidiert wurde Notiere jeweils die Beobachtungen. Auswertung: 1) Gib die Tabelle zu Versuch a) an und deute die Ergebnisse. 2) Ergebnis und Deutung von Versuch b ) 3) Ergebnis und Deutung von Versuch c). Welche chemische Reaktion läuft bei der "Rostumwandlung" ab? 4) Ergebnisse und deren Deutung. Zusatzfragen: 5) Was versteht man unter einer Opfer-Elektrode? 6) Warum wird ein Brückengeländer verzinkt, ein Esslöffel aber verzinnt?