MARIA ANZBACH Marktgemeinde im Verwaltungsbezirk St. Pölten. Im Pfarrbereich liegen die Niederlassungen der Franziskaner-Missionarinnen (Annunziatakloster „Am Stein“ mit Kirche „Mariä Verkündigung“, 1910 von Baumeister Schmalzhofer nach Plänen von Architekt Köhler erbaut, und Kapelle „Zu den Erzengeln“) und der Barmherzigen Schwestern (Ludovikaheim in Meierhöfen, Altersheim Marianum in Maria Anzbach). Die Pfarrkirche ist „Unserer Lieben Frau als Mutter der Barmherzigkeit“ geweiht, die Matriken beginnen 1696. Anlässlich der Markterhebung 1933 erhielt der Ort offiziell den Namen Maria Anzbach. Die Pfarre Anzbach scheint im 13. Jahrhundert durch Abtrennung von Altlengbach entstanden zu sein. 1311 wird ein Pfarrer Walter urkundlich genannt. 1662 bis 1784 wird Neulengbach von Anzbach aus adminstriert. Die letzten Pfarrgrenzregelungen erfolgten 1906 (Großweinberg und Au zu Neulengbach). Die Pfarr- und Wallfahrtskirche ist ein dreischiffiger, vierjochiger Staffelbau aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts mit Stern- und Netzrippengewölben (Schlussstein von 1491, spätgotische Nord- und Südportale, das nördliche 1471 bezeichnet). Der kreuzrippengewölbte Chorbau stammt noch aus dem Ende des 14. Jahrhunderts, der mächtige Westturm aus dem 16. Jahrhundert. Er wurde 1629 anlässlich einer durchgreifenden Restaurierung um zwei Klafter erhöht. Der Turmhelm ist seit 1785 mit Blech gedeckt (vorher SchindeIn), das Langhaus seit 1962 mit „Eternitschindeln“ (vorher Dachziegel). Das Oratorium über der Sakristei wurde 1798 errichtet. Der mächtige Hochaltar wurde 1771 von Josef Pichl aus Wien errichtet, die Seitenaltäre 1785 aus anderen Kirchen übertragen, die Kanzel 1790 nach einer Zeichnung von Raimund Ließ vom Tischler Fr. Kraft angefertigt. Im Jahre 1767 waren in der Kirche noch sechs Altäre (außer dem Hochaltar noch ein Sebastians-, Katharinen-, Anna-, Kreuz- und Johannes-Nepomuk-Altar). Kreuzwegbilder von August Bauer aus Sankt Pölten. 1683 wollten die Türken die Kirche durch eine an der Kanzel angebrachte Fackel in Brand setzen, jedoch erlosch die Fackel, und die Kirche blieb verschont. Die Fackel ist — mit einer entsprechenden zeitgenössischen Inschrift versehen — noch heute in der Kirche zu sehen. Aus dem Jahre 1783 besitzt die Kirche zwei interessante PestExvoto-Bilder (Ollern und Langenrohr) und zwei große Wachsvotivkerzen aus dem 18. Jahrhundert (mit Sebastiandarstellung). Der Friedhof um die Kirche wurde 1896 aufgelassen und später in eine kleine Parkanlage umgewandelt. Das mit einer Marienstatue geschmückte Portal aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts blieb erhalten. Rechts von diesem Portal steht der ehemalige Karner (Martinskapelle), ein bemerkenswerter Bau aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts mit über Eck gestelltem Lichtkerker am Giebel. Die obere Kapelle ist ein einjochiger Bau mit einem in fünf Seiten des Achteckes geschlossenen Chor und Sternrippengewölbe.