Perspektivierung und Sprachstruktur

Werbung
Perspektivierung und Sprachstruktur
Christa Dürscheid(Universität zu Köln)
[...] ein Satz, das ist so, wie wenn man
im dunklen Raum das Licht anknipst.
Mit einem Schlag ist eine Szene da [...].
Mit dem Satz oder mit der Szene sind
die Rollen festgelegt.
abgeändert nach Heringer (1984:49)
I. Vorbemerkung
Ausgangspunkt der folgenden Überlegungen ist die Annahme, dass ein
enger Zusammenhang zwischen der kognitiven und der sprachlichen
Perspektivierung von Sachverhalten besteht. So wie der Betrachter einen
Sachverhalt immer nur perspektivisch wahrnehmen kann, so kann auch der
Sprecher einen Sachverhalt immer nur perspektivisch wiedergeben. Die
Subjektivität unserer Wahrnehmung ist allgegenwärtig, auch wenn uns dies als
Faktum meist gar nicht bewusst ist: Wir können immer nur eine Seite, einen
Teil eines Objekts, einen Aspekt erfassen, wir sind durch unseren jeweiligen
Standort, unsere Position in Raum und Zeit, unsere jeweils genetisch und
kulturell
angelegten
Erkenntnisinteressen
eingeschränkt
(vgl.
hierzu
ausführlich Köller 1988:369). Mit den Worten von Wilhelm Köller kann man
sogar behaupten, dass die „Perspektivität als ein anthropologisches und
kulturelles Urphänomen betrachtet werden kann“. (1993:15). Dies gilt nicht
nur für das konkrete, visuelle Wahrnehmen, sondern auch für das
Konzeptualisieren eines Sachverhalts, das Erinnern an ein zurückliegendes
Geschehen, das Imaginieren eines künftigen Geschehens.
8
Im Folgenden geht es nicht um die kognitiven Aspekte dieses Tatbestands
(dazu vergleiche neben vielen anderen Arbeiten die grundlegende Studie zu
Sprache und Wahrnehmung von G. A. Miller und Ph. N. Johnson-Laird (1976)
und der 1997 erschienene Sammelband von J. Nuyts und E. Pederson).
Vielmehr steht der Zusammenhang zwischen Perspektivität und Sprache im
Mittelpunkt der Betrachtung. Ziel ist, sprachliche Strukturen unter dem Aspekt
ihrer Perspektivierungsbedingtheit zu analysieren. Es wird gezeigt, welche
Perspektivierungsalternativen
in
der
Sprachstruktur
des
Deutschen
festgeschrieben sind, und dafür plädiert, das Verhältnis von Perspektivierung
und Sprachstruktur in die Grammatiktheorie einzubeziehen.
Meine Vorgehensweise ist wie folgt: Im ersten Schritt werde ich den
theoretischen Rahmen abstecken und die Rolle der Perspektivierung im
Sprachsystem erläutern. Anschließend wird die Frage im Mittelpunkt stehen,
welche lexikalischen und syntaktischen Mittel das Deutsche zur Perspektivierung, insbesondere zur Perspektivierung semantischer Rollen, bereitstellt.
Es wird sich zeigen, dass das, was Hans-Jürgen Heringer in Bezug auf Verben
festgestellt hat, mehr noch für Sätze gilt: „[...] ein Satz, das ist so, wie wenn
man im dunklen Raum das Licht anknipst. Mit einem Schlag ist eine Szene
da.“ (vgl. das dem Text vorangestellte Zitat).
II. Theoretischer Hintergrund
Ich gehe von der Prämisse aus, dass es syntaktischen Strukturen gibt, die
nur dann erklärbar sind, wenn man versucht, sie auf kognitive und
kommunikative Prinzipien zurückzuführen. Diese Auffassung steht in der
Tradition der Kognitiven Grammatik (vgl. Jackendoff 1983, 1987 und
Langacker 1987, 1991, 1997) und der Funktionalen Grammatik, zu denen hier
Perspektivierung und Sprachstruktur
9
nicht nur die niederländische ‘Functional Grammar’ (vgl. Dik 1978, 1993)
gerechnet wird, sondern auch semantisch-funktional ausgerichtete Ansätze wie
die ‘Scenes-and-frames-Semantik’ von Fillmore (1977) oder die Arbeiten von
Kuno (1987), Heringer (1984), Storrer (1996) und Welke (1992).
Ausgangspunkt der folgenden Überlegungen ist der bekannte Umstand,
dass sich denotativ gleiche Sätze darin unterscheiden, wie sie den Sachverhalt
perspektivisch darstellen. Das Subjekt nimmt in solchen Sätzen jeweils eine
andere perspektivische Funktion ein. Ein Beispiel dafür ist das Satzpaar in (1):
(1) a.
Die Post ist neben der Sparkasse.
b.
Die Sparkasse ist neben der Post.
Hier liegt eine Asymmetrie vor. Diese zeigt sich darin, dass nur die Äußerung
(1)a, nicht aber die Äußerung (1)b eine kommunikativ angemessene Antwort auf
die Frage Wo ist die Post? ist (vgl. Welke 1994:16). Diese Asymmetrie wurde
sowohl in der Kognitiven als auch in der Funktionalen Grammatik herausgestellt.
In der Kognitiven Grammatik wird eine Unterscheidung gemacht zwischen
„trajector“ und „landmark“ (vgl. zuletzt Langacker 1997), in der Funktionalen
Grammatik eine Unterscheidung zwischen „primary vantage point“ und
„secondary vantage point“ (vgl. Dik 1993). Ich selbst habe nach dem
gestaltpsychologischen Prinzip zwischen Figur und Grund unterschieden und
gezeigt, dass Figur-Grund-Konstellationen nicht nur auf Textebene, sondern
auch auf Satzebene eine zentrale Rolle spielen (vgl. Dürscheid 1999).
Durch den Wechsel von einer Figur-Grund-Konstellation in eine andere ist
es zwar möglich, einen Sachverhalt umzuperspektivieren, eine gewissermaßen
‘neutrale’ Präsentation gibt es aber nicht. Klaus Welke vertritt gar die These,
dass es einen „Zwang zur Perspektivierung“ gebe. Welke beschreibt dies sehr
anschaulich:
10
Wenn wir einen Satz nicht als Aussage/Urteil über einen Gegenstand fassen,
sondern als Wiedergabe/Beschreibung einer Handlung oder eines Zustandes,
dann ist als eine universelle Bedingung dieser Beschreibung zu konstatieren, daß
diese eo ipso aus der Perspektive eines der Handlungsbeteiligten erfolgt. Der
Sprecher muß sich auf den Standpunkt eines der Handlungsbeteiligten stellen,
sich gewissermaßen in ihn einfühlen (Empathy). Er kann nur sagen: „A ist größer
als B.“ oder: „B ist kleiner als A.“ Ein Drittes gibt es nicht.
Welke (1992:20 f.)
Man kann sogar, Welke weiterführend, von einem doppelten Zwang zur
Perspektivierung sprechen: Der Sprecher wird aus einem ontologisch vorgegebenen Rahmen nur bestimmte Entitäten verbalisieren, eben weil er den Sachverhalt nur aus einer, aus seiner Perspektive kognitiviert. Und er muss die
ausgewählten Entitäten in eine bestimmte perspektivische Anordnung bringen,
das Geschehen sprachlich von einem der Referenten aus darstellen. In
Beispiel (1)a ist dieser Referenzausgangspunkt die Post, in (1)b ist es die
Sparkasse. Um mit den Worten von Karl Bühler zu sprechen: Der Sprecher
muss sein „Koordinatensystem der subjektiven Orientierung“ (Bühler
1934:102), seine Origo auf die Perspektive eines der Referenten übertragen.
Dies ist auch der Grund dafür, warum in der Äußerung Paul fuhr nach Paris.
Hier gefiel es ihm gut das Lokalisationsadverb hier stehen kann, auch wenn
sich der Sprecher an einem anderen Ort befindet: Er überträgt sein
„Koordinatensystem“ auf den Ort, von dem in seinem Diskurs die Rede ist.1
1
Dieser Fall liegt auch vor bei komplexen Wegbeschreibungen. Grabowski und
Weiß (1996:239) führen als Beispiel die Äußerung „Wenn man aus dem
Hauptbahnhof kommt, liegt das Hotel hinter dem Wasserturm.“ an. Der Sprecher
legt hier mit der Phrase „Wenn man aus dem Hauptbahnhof kommt...“ einen
situationsunabhängigen Betrachterstandpunkt mit eigenen Koordinaten fest.
Perspektivierung und Sprachstruktur
11
Von dieser Perspektive des Referenten in der Rekurssituation ist die
Perspektive des Sprechers, die durch das Ich-Hier-Jetzt der Äußerungssituation bestimmt ist, zu unterscheiden. In der Literatur wird diese Unterscheidung nicht immer explizit gemacht. Dies sei an folgendem, häufig diskutierten
Beispiel gezeigt:
(2) a.
b.
Paul verkauft das Buch an Mary.
Mary kauft das Buch von Paul.
Wenn Fillmore (1977) hierzu betont, dass in den beiden Sätzen die
Transaktion aus der Perspektive des Verkäufers (2a) bzw. des Käufers (2b)
dargestellt wird, meint er die Perspektive des Referenten in der Rekurssituation. Wenn Fillmore andererseits feststellt, dass die Aktivität des Verkäufers
bzw. die des Käufers „in die Perspektive gerückt wird“, geht es um die
Perspektive des Sprechers. Er nimmt damit Bezug auf die aktuelle Origo des
Sprechers in der Äußerungssituation.
Halten wir fest: Die Perspektivierung in der Rekurssituation ist von der
Perspektivierung in der Äußerungssituation zu unterscheiden, erstere ist der
innersprachlichen, letztere der außersprachlichen Ebene zuzuordnen. Die
Darstellung in (3) fasst die relevanten Aspekte zusammen:
(3)
Äußerungssituation aktuelle Origo des Sprechers Perspektive des Sprechers
Rekurssituation projizierte Origo des Sprechers Perspektive des Diskursreferenten
Aktuelle und projizierte Origino fallen nur dann zusammen, wenn der
Sprecher sich selbst als Referenzausgangspunkt setzt, wie in der Äußerung Ich
12
bin Lehrerin, in dem das personaldeiktische Subjektpronomen ich die
Referenzidentität von projizierter und aktueller Origo anzeigt. Es wäre aber
ein Trugschluss zu glauben, dass die beiden Origines in situationsdeiktischen
Äußerungen immer kongruent seien. So ist in dem Satz Paul verkauft das
Buch an mich der Standpunkt, von dem aus das Geschehen dargestellt wird,
der von Paul, nicht der des Sprechers.
Es zeigt sich: Die im Verb ausgedrückte Handlung wird in der Regel auf
den Subjektreferenten bezogen, und nur wenn dieser mit dem Sprecher
koreferent ist – wie beispielsweise in dem Satz Ich kaufe das Buch von Paul –
entsprechen sich projizierte und aktuelle Origo. Daran sieht man auch, dass
zwischen dem Interessenschwerpunkt, der über eine Empathieskala wie
‘Sprecher > Hörer > 3. Person’ bestimmt wird (vgl. Zubin 1979), und dem
Referenzausgangspunkt zu unterscheiden ist. Zwar ist es richtig, dass der
Sprecher mit niemandem anderem als mit sich selbst die größte Empathie
haben kann (vgl. Kuno 1987:212), doch kann er, auch wenn er die eigene
Person explizit nennt, einen anderen Referenzausgangspunkt setzen.
An dieser Stelle ist noch wichtig zu betonen, dass der Referenzausgangspunkt nicht mit der bekannten bzw. vorerwähnten Information gleichgesetzt
werden darf. Dies soll an folgender Frage-Antwort-Sequenz veranschaulicht
werden:
(4) a.
b.
Welche Tagung findet Anfang März statt?
Anfang März findet die DGfS-Tagung[Rhema] statt.
Die Subjektkonstituente die DGfS-Tagung in (4)b ist der Bezugspunkt,
von dem aus das Geschehen innersprachlich perspektiviert wird, sie ist aber,
wie der Minimalkontext zeigt, nicht vorerwähnt. Vielmehr stellt sie in diesem
Perspektivierung und Sprachstruktur
13
Beispiel das Rhema, die neue Information dar. Zwischen der Thema-RhemaGliederung einer Aussage und der Perspektivierung muss also unterschieden
werden.2
Halten wir fest: Das, worüber etwas mitgeteilt wird, korreliert zwar in den
meisten, aber eben nicht in allen Fällen mit Faktoren wie Bekanntheit bzw.
Vorerwähntheit. Dies betont auch Daneš, einer der wichtigsten Vertreter der
Prager Schule. In einem Aufsatz von 1976 führt er ein instruktives – wenn
auch in politischer Hinsicht veraltetes – Beispiel an:
Ein Beispiel: Die Sätze (1) Die CSSR grenzt an die DDR und (2) An die CSSR
grenzt die DDR unterscheiden sich durch die Perspektivisierung auf der
Satzebene, aber sind äquivalent auf der Mitteilungsperspektive der Aussage,
während die Aussagen (3) Die CSSR grenzt an die DDR und (4) An die DDR
grenzt die CSSR unterschiedlich sind, was die Mitteilungsperspektive betrifft,
aber gleich sind in ihrer Satzstruktur. – Die wechselseitigen Beziehungen
zwischen den zwei genannten Ebenen sind nicht in allen Fällen so einfach und in
verschiedenen Sprachen unterschiedlich.
Daneš (1976:115)
Wie sich auch hier über den Fragetest ermitteln lässt, repäsentiert in
Daneš’ vier Beispielsätzen das Vorfeldelement jeweils die vorerwähnte
Information, doch nur in dem Satz (3) Die CSSR grenzt an die DDR ist das
Vorfeldelement auch dasjenige Element, über das etwas mitgeteilt wird. In
Satz (2) ist es die Mittelfeldkonstituente die DDR, in Satz (4) die
Mittelfeldkonstituente die CSSR, die als Satzgegenstand, in meiner
Terminologie als Referenzausgangspunkt, fungiert.
2
Nur in dem Fall, dass man ‘Thema’ im aristotelischen Sinne als das ‘Zugrundeliegende’, Rhema als das ‘Darüber-Ausgesagte’ definiert, wäre es gerechtfertigt,
die Thema-Rhema-Gliederung in Verbindung zur Satzperspektivierung zu bringen.
14
Ein Problem stellt sich hier: Während der Informationswert einer Satzkonstituenten immer über den Kontext ermittelt werden kann, muss auf die vom
Sprecher gewählte Perspektivierung satzintern geschlossen werden. Welche
Konstituente ist nun jeweils diejenige, die als Referenzausgangspunkt dient?
Wenn wir die bisherigen Beispielsätze betrachten, so sehen wir, dass es nicht
notwendigerweise das jeweils erststehende Satzglied ist, das diese Funktion
übernimmt. Auch auf eine bestimmte semantische Rolle, etwa auf die des
Agens, lässt sich der Referenzausgangspunkt nicht festlegen. Dies zeigen die
konversen Konstruktionen in (5) und (6), in denen jeweils eine andere semantische Rolle als Referenzausgangspunkt dient.
(5) a.
Ich[Agens] wasche den Wagen.
b.
Der Wagen[Patiens] wird von mir gewaschen.
(6) a.
Ich[Agens] gebe ihm ein Buch über Chomsky.
b.
Er[Rezipient] bekommt von mir ein Buch über Chomsky.
Wir sehen: Es ist jeweils das Subjekt, das als Referenzausgangspunkt dient.
Das Subjekt wird zur Origo-Setzung herangezogen, es stellt den Ausgangspunkt der innersprachlichen Perspektivierung dar.
III. Perspektivierung in subjekt- und topikprominenten
Sprachen: ein Vergleich
Vergleichen wir nun mit dem Deutschen, einer in der Typologie von Li und
Thompson (1976) subjektprominenten Sprache, das Koreanische, das Merkmale von subjekt- und topikprominenten Sprachen trägt. Welche Satzkonstituente übernimmt die Perspektivierungsfunktion, die im Deutschen im Subjekt
Perspektivierung und Sprachstruktur
15
grammatikalisiert ist? Betrachten wir hierzu die folgenden Beispielsätze:
(7) haraboji-nun
Großvater-P
i-ka
ap’u-se(shio)-yo.
Zahn-P (Sub)
wehtun
Der Großvater hat Zahnschmerzen.
(8) sabinenun
Sabine (Ka)
gochonumagul
choahanda.
klassische Musik(Ak)
mögen (Ps, De)
Sabine mag klassische Musik.
(9) ottoga
Otto (No)
Bsp. aus Lee (1992:249)
sabinerul
Sabine (Ak)
Otto besucht Sabine.
Bsp. aus Jun (1993:23)
bangmunhanda.
besuchen (Ps, De)
Bsp. aus Jun (1993:19)
In (7) sind zwei funktionale Rollen realisiert: die mit nun markierte
Topikkonstituente (Großvater) setzt den Rahmen, die mit der Nominativpartikel -ka markierte Subjektkonstituente (Zahn) fungiert als Referenzausgangspunkt. Würde man den Satz im Deutschen mit einem Pertinenzdativ
wiedergeben (vgl. Dem Großvater tut der Zahn weh), dann wären die beiden
funktionalen Rollen auch im Deutschen an zwei syntaktischen Positionen
platziert: Das Topik stünde im Vorfeld, der Referenzausgangspunkt im
Mittelfeld. Weniger geeignet ist hingegen die Übersetzung Was den Großvater
betrifft, so tut ihm der Zahn weh. Nur wenn die Topik-Konstituente durch
Betonung hervorgehoben ist, ist eine solche Übersetzung adäquat.3
In (8) tritt nur die topikmarkierte Konstituente auf, die nominativmarkierte
3
Eine solch emphatisch-kontrastive Lesart scheint sich im Koreanischen immer
dann einzustellen, wenn die Partikel n(un) an eine nicht-satzinitiale Konstituente
angefügt wird (vgl. Seong 1999:363).
16
Konstituente fehlt. Dies ist genau dann möglich, wenn der im Satz gesetzte
Referenzausgangspunkt (sabine) mit dem Topik, dem Diskursrahmen, kongruiert. 4 Enthält der Satz umgekehrt nur eine nominativ-, keine topikmarkierte
Konstituente (vgl. (9)), so entfällt die explizite Rahmensetzung, der Satz ist
diskursfunktional neutral. Dies zeigt auch der Vergleich der folgenden Sätze,
die sich nur hinsichtlich der nun- bzw. ga-Markierung unterscheiden: Satz
(10)a trägt eine kontrastive Lesart. Er drückt aus, dass es regnet, aber nicht z.
B. schneit oder hagelt. Satz (10)b hingegen ist thetisch, es gibt hier keine
hinsichtlich der Informationsgliederung herausgehobene Konstituente.
(10) a.
pi-nun on-ta.
Regen-Top kommen-dekl.
Es regnet
b.
pi-ga on-ta.
Regen-Nom kommen-dekl.
Es regnet
Bsp. von S. H. Seong (p. c.)
Zurück zum Deutschen: Auch im Deutschen werden die zwei funktionalen
Rollen in zwei sprachlichen Formen ausgedrückt. Der Topikmarkierung des
Koreanischen entspricht im Deutschen die Vorfeldstellung der Satzkonstituenten. Davon ist die Setzung des Referenzausgangspunktes zu unterscheiden.
Diese Funktion übernimmt das Subjekt. Nur wenn das Subjekt im Vorfeld
steht, fallen beide Funktionen zusammen. Im Englischen ist dies die Regel, da
Satzkonstituenten nur durch ihre Subjektivierung in die Erstposition gebracht
werden können. Zwar gibt es die Möglichkeit, eine Konstituente – allerdings
4
Die Bezeichnung ‘Rahmen’ übernehme ich von Chafe. Vgl. das folgende Zitat aus
Chafe (1976:51): „In fact, „real“ topics (in topic-prominent languages) are not so
Perspektivierung und Sprachstruktur
17
unter Beibehaltung der SVO-Stellung – an den Satzanfang zu stellen (vgl.
(11)), eine solche Wortstellung ist aber nur bei Kontrastbetonung möglich.
(11) Topics, English Style
a.
Jóhn I saw.
b.
It was Jóhn I saw.
c.
The one I saw was Jóhn.
Bsp. aus Chafe (1976:49)
(12) Topics, Chinese Style
a.
b.
nèi-xie
shùmu
shù-shen
da.
those
tree
tree-trunk
big
nèi-ge
rén
yáng
ming George Zhang.
that
person
foreign
name George Zhang
Bsp. aus Chafe (1976:50)
Insofern können diese „Topics, English Style“ (Terminus von Chafe 1976)
in (11) nicht mit den „Topics, Chinese Style“ in (12) gleichgesetzt werden, sie
sind ebensowenig wie die deutschen Linksversetzungen vom Typ Es war John,
den ich gesehen habe mit den Topikkonstruktionen in topikprominenten
Sprachen funktional äquivalent. Dies betont auch Chafe, wenn er schreibt:
Since in those languages there is no requirement that the topic be contrastive,
[...] I suggest that it would be a step forward to stop using the term for these
English cases of contrastiveness.
Chafe (1976:50)
Auch syntaktisch unterscheiden sich Strukturen wie in (11) von Topikkon-
much „what the sentence is about“ as „the frame within which the sentence holds.“
18
struktionen wie in (12): In (11) handelt es sich um Herausstellungsstrukturen,
in (12) ist das Topik-Element in die Satzstruktur integriert.
Ziehen wir eine kurze Zwischenbilanz: Ein Sprecher wird bestimmte
Situationsrollen in der Verbalisierung des Sachverhalts nennen, andere ausblenden. Die ausgewählten Rollen wird er sprachlich in eine spezifische
Figur-Grund-Anordnung bringen, den Sachverhalt von einem der Geschehensbeteiligten aus darstellen. Von dieser satzbezogenen Rollenperspektivierung
zu unterscheiden ist die Thema-Rhema-Gliederung, mit der der Satz nach
diskursfunktionalen Gesichtspunkten bestimmt wird.
Als Themaposition fungiert im Deutschen das Vorfeld, als Ausgangspunkt
der Sachverhaltsdarstellung dient vermutlich universal das Subjekt. Voraussetzung ist natürlich, dass es sich überhaupt um ein referentielles Subjekt
handelt. Expletive Subjektelemente, die referenzsemantisch leer sind (vgl. Es
regnet), können diese Perspektivierungsfunktion nicht übernehmen. Auch
Subjekte in ergativischen Konstruktionen (vgl. Dem Jungen fehlen gute Noten,
Dem Lehrer unterläuft ein Fehler) lassen sich nicht unter diese Generalisierung fassen. Kennzeichen dieser Subjekte ist ja gerade, so wird in der
generativen Syntaxtheorie argumentiert, dass sie mehr Objekt- als Subjekteigenschaften aufweisen (vgl. Grewendorf 1989). Insofern stellt der Umstand,
dass in dem Satz Dem Lehrer unterläuft ein Fehler die Dativ- und nicht die
Nominativ-NP den Ansatzpunkt des verbalen Geschehens markiert, keinen
Widerspruch zu der Generalisierung ‘Subjekt = perspektivischer Ausgangspunkt’ dar.
Perspektivierung und Sprachstruktur
19
IV. Syntaktische Alternativen – perspektivische
Alternativen
In diesem Abschnitt liegt der Schwerpunkt auf der Frage, welche Mittel
dem Sprecher im Deutschen zur Verfügung stehen, um einen Sachverhalt zu
perspektivieren. Das wichtigste Perspektivierungsmittel ist zweifellos das
Verb. Wie viele semantische Rollen überhaupt in die Perspektive gebracht
werden, hängt vom Verb ab. Die Verbmorphologie kann dafür bereits ein
Indikator sein. So ist es im Deutschen möglich, kausative und nicht-kausative
Konstruktionen am Wechsel des Stammvokals (Typ: setzen – sitzen) oder am
Reflexiv-Marker sich zu erkennen (Typ ändern – sich ändern), Applikativund Nicht-Applikativkonstruktionen an der Präfigierung mit dem Präfix be(Typ laden – beladen) oder mit einer Partikel (Typ fahren – durchfahren).
Nehmen wir als ein Beispiel für unterschiedliche Rollenperspektivierungen das Verbpaar lügen und belügen. Will der Sprecher den
Angelogenen nicht nennen, so wird er sich für das Verb lügen entscheiden.
Wählt er das Verb belügen, so macht die be-Präfigierung die Realisierung des
Angelogenen als semantische Rolle im Akkusativ erforderlich. Angelika
Storrer, von der dieses Beispiel stammt, plädiert zu Recht dafür, einsprachige
Wörterbücher so zu gestalten, dass der Benutzer das für die jeweilige
Situationsbeschreibung passende Verb auswählen kann, die Verben also nach
Situationstypen zu klassifizieren. In ihrer Dissertation von 1992 entwickelte
sie auf dieser Basis ein neues lexikographisches Konzept, das gerade für die
Fremdsprachendidaktik des Deutschen von großem Nutzen sein kann.
Mit einem Verb wird aber nicht nur ein spezifisches Rolleninventar vorgegeben, vom Verb hängt es auch ab, welche Rolle im Aktivsatz als Subjekt
realisiert wird und somit in der Sachverhaltspräsentation den Referenzausgangspunkt darstellt. Dies zeigen die lexikalischen Konversen in (13) bis (15):
20
(13) a.
b.
(14) a.
b.
(15) a.
b.
Die Kartoffeln befinden sich im Sack.
Der Sack enthält Kartoffeln.
Der Freund meiner Nachbarin besitzt einen Mercedes.
Der Mercedes gehört dem Freund meiner Nachbarin.
Ich fürchte das Gewitter.
Das Gewitter ängstigt mich.
Was die beiden ersten Beispielpaaren betrifft, so fällt auf, dass im Subjekt
jeweils eine definite Nominalphrase steht. Der Grund liegt auf der Hand: Der
Referent, von dem aus das Geschehen dargestellt wird, ist in der Regel bereits
in den Diskurs eingeführt worden, oder er ist durch den situativen Kontext
bekannt. Die Definitheit ist auch der Grund dafür, warum die Satzperspektivierung so häufig mit der Thema-Rhema-Gliederung identifiziert wird,
obwohl beide auf verschiedenen Ebenen liegen. Es ist eben nicht immer die
definite NP, die den Referenzausgangspunkt darstellt. So ist das definite
Subjekt Der Freund meiner Nachbarin besitzt einen Mercedes zwar der
Referenzausgangspunkt, es ist aber nicht das Thema, wenn dieser Satz als
Antwort auf die Frage Wer besitzt einen Mercedes? geäußert wird.
Es wäre nun allerdings nicht korrekt zu sagen, dass der Sprecher allein
durch die Entscheidung für ein Verb eine bestimmte Perspektive aufbauen
kann. Wenn das Verb mehrere semantische Rollen evoziert, dann gibt es
potentiell mehrere Kandidaten für die perspektivisch privilegierte Subjektposition. Es ist vielmehr die syntaktische Konstruktion, die darüber
entscheidet, wie das Perspektivierungspotential des Verbs umgesetzt wird.
Dies sehen wir am Vergleich von Aktiv-, Passiv-, Mittel- und Ergativkonstruktionen:
Im transitiven Aktivsatz wird die Basisperspektive kodiert, die syntak-
Perspektivierung und Sprachstruktur
21
tischen Alternativkonstruktionen ermöglichen die Umperspektivierungen. So
kann im werden-Passiv das Patiens zum Ausgangspunkt der Sachverhaltspräsentation gemacht werden, im bekommen-Passiv der Rezipient (vgl. Er
bekommt den Führerschein entzogen). 5 Mittelkonstruktionen zeichnen sich
dadurch aus, dass dem im Subjekt kodierten Patiensreferenten eine
Eigenschaft zugesprochen wird (vgl. Das Buch verkauft sich gut). Dies
freilich gilt nicht für Mittelkonstruktionen zu intransitiven Basisverben. Sie
weisen ein referenzsemantisch leeres Subjekt-es auf (vgl. In Turnschuhen läuft
es sich gut), denn bei intransitiven Verben gibt es keine Akkusativ-NP, deren
semantische Rolle in der Mittelkonstruktion die Subjektposition besetzen
könnte. Ergativkonstruktionen schließlich bezeichnen einen Vorgang, der sich
ohne das Dazutun eines handlungsfähigen Agens vollzieht (vgl. Die Wäsche
trocknet, Das Wasser kocht). Wie im werden-Passiv wird auch hier der
Sachverhalt aus der Perspektive des im Patiens kodierten Diskursreferenten (=
projizierte Origo) dargestellt. Der Unterschied zum Passiv liegt darin, dass der
Sprecher kein Agens in seine Perspektive (= aktuelle Origo) aufnehmen kann.
In bestimmten Kontexten ist es zwar möglich, einen Verursacher des
Geschehens anzugeben (vgl. Mir ist ein Glas zerbrochen, Dem Lehrer
unterlief ein Fehler), dieser Verursacher hat das Geschehen aber gerade nicht
willentlich herbeigeführt. 6 In solchen Konstruktionen stellt sich die Frage,
welche Konstituente als Ausgangspunkt des Geschehens fungiert. Ist es der
Dativ- oder ist es der Nominativ-Referent? Diese Unsicherheit resultiert aus
5
6
‘Rezipient’ gilt als Oberbegriff für die semantischen Subrollen ‘Empfänger’ und
‘Verlierer’.
Drossard (1991:473) spricht in diesem Zusammenhang von einer „Verschiebung
ins Unabsichtliche“ und merkt an, dass diese ‘Unabsichtlich-Variante’ in Sprachen
des Nominativtyps gewissermaßen der ‘Absichtlich-Variante’ in Sprachen des
Ergativtyps entspricht.
22
der syntaktischen Ambivalenz der Dativ-NP, die eben nicht nur Objekt-,
sondern auch Subjekteigenschaften aufweist. Hier entscheiden tatsächlich die
Faktoren Definitheit und Erststellung darüber, welcher NP die Perspektivierungsfunktion zugesprochen werden kann.
Halten wir fest: Im Deutschen repräsentiert das Agens-Actio-Schema, das
prototypischerweise mit Handlungsverben im transitiven Aktivsatz kodiert ist,
die Basisperspektive. Die Dominanz dieses Schemas ist so stark, dass
Sprecher auch Geschehnisse, die sich agenslos vollziehen, als agensgesteuerte
Tätigkeiten perspektivieren. Köller bringt dafür die Beispiele Die Welle
kommt und Der Wind weht und stellt fest, daß das Agens-Actio-Schema dazu
verführen kann, „Prozesse sprachlich nach diesem Modell zu objektivieren,
die ontologisch eigentlich ganz anders objektiviert werden müßten.“ (Köller
1993:28).
Grammatikalisiert ist die Basisperspektive in der isomorphen Zuordnung
von Kasus, syntaktischer Funktion und semantischer Rolle. Diese ist in (16)
dargestellt:
(16) Basisperspektive
Nominativ
Akkusativ
Dativ
Subjekt
direktes Objekt
indirektes Objekt
Agens
Patiens
Rezipient
Umperspektivierungen operieren auf dieser Struktur. Sie führen zu
Rollenverschiebungen, die im Falle der Passiv-, Ergativ- und Mittelkonstruktionen die Subjektfunktion tangieren. Daneben gibt es solche Konstruktionen, in denen ohne ein Diathesenwechsel eine Umperspektivierung
erfolgt. In der Regel wird bei diesen lexikalischen Konversen keine semantische Rolle ausgeblendet, die vorhandenen Rollen werden lediglich anders
angeordnet.
Perspektivierung und Sprachstruktur
23
Was sich in allen Konstruktionen ändert, ist, mit welcher semantischen
Rolle der jeweilige Referenzausgangspunkt belegt ist. Dies aber ist nicht die
Folge, sondern der Grund für die Wahl einer bestimmten Konstruktion. Der
Sprecher möchte jeweils eine andere semantische Rolle als Ausgangspunkt der
Sachverhaltsdarstellung setzen.
V. Schlussbemerkung
Dass es in jeder Sprache Perspektivierungs- und Umperspektivierungsmuster der eben beschriebenen Art gibt, ist zu vermuten. So unterscheiden
sich Nominativ- und Ergativsprachen systematisch darin, welche Perspektive
sie als Basisperspektive kodieren, welches also die für einen Situationstyp
normale, erwartbare Perspektivierung ist: In Nominativsprachen wird das
Verbalgeschehen vom Agens aus dargestellt, in Ergativsprachen steht die
Objektveränderung im Mittelpunkt.
Gerade der Sprachenvergleich bietet die Möglichkeit, einzelsprachspezifische Perspektivierungsmuster aufzudecken und sich damit der Perspektivierungszwänge der eigenen Sprache bewusst zu werden. Eine genaue Bestandsaufnahme der sprachlichen Mittel, mit denen Einzelsprachen solche Perspektiven aufbauen, steht aber noch aus. In der Grammatiktheorie sollte der
Relevanz dieses Faktors weitaus mehr Rechnung getragen werden, als dies
bisher der Fall ist. Davon könnte auch die Fremdsprachendidaktik profitieren:
Den Lernern müssen Hinweise an die Hand gegeben werden, welche
Konstruktionen sie wählen können, um einen außersprachlichen Sachverhalt
nicht nur grammatisch korrekt, sondern auch situationsangemessen zu
verbalisieren. Ein Wörterbuch der Situationsvalenz, eine Grammatik der
Situationsperspektivierung könnte diesen Erfordernissen gerecht werden.
24
Abschließend sei noch einmal betont, dass es sich bei der Perspektivierung
zwar um ein einzelsprachlich parametrisiertes, doch universales Phänomen
handelt, das allen Sprachen zugrunde liegt. Insofern bietet es sich an, in einer
umfassenden typologischen Studie die Perspektivierungsmuster der einzelnen
Sprachen gegenüberzustellen. Dies bleibt künftiger Forschung überlassen. Ich
musste mich hier auf einige wenige vergleichende Bemerkungen zum
Deutschen, Englischen und Koreanischen beschränken.
Literatur
Bühler, K. (1934): Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache. Jena.
2., unveränderte Auflage. Stuttgart: Gustav Fischer Verlag 1965.
Chafe, W. L. (1976): Givenness, Contrastiveness, Definiteness, Subjects,
Topics, and Point of View. In: Li, Ch. N. (ed.) (1976): Subject and Topic.
New York, San Francisco, London: Academic Press, 25–55.
Daneš, F. (1970): Zur linguistischen Analyse der Textstruktur. In: Folia
Linguistica. Acta Societatis Linguisticae Europae 4, 72–78.,
Daneš, F. (1976): Semantische Struktur des Verbs und das indirekte Passiv im
Tschechischen und Deutschen. In: Lötzsch, R./Ruzicka, R. (1976):
Satzstruktur und Genus verbi. Berlin: Akademie-Verlag (= studia
grammatica XIII), 113–124.
Dik, S. (1978): Functional Grammar. Amsterdam: North-Holland Publishing
Company.
Dik, S. (1993): Functional Grammar. In: Jacobs, J./von Stechow, A./Sternefeld,
W./Vennemann, T. (eds.) (1993): Syntax. Ein internationales Handbuch
zeitgenössischer
Forschung.
Berlin/New
York:
de
Gruyter
(=
Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 9.1), 368–
Perspektivierung und Sprachstruktur
25
394.
Drossard, W. (1991): Kasusmarkierung und die Zentralität von Partizipanten.
In: Seiler, H./Premper, W. (eds.) (1991): Partizipation. Das sprachliche
Erfassen von Sachverhalten. Tübingen: Narr (= Language Universal
Series Bd.6), 446–481.
Dürscheid, Ch. (1999): Die verbalen Kasus des Deutschen. Untersuchungen
zur Syntax, Semantik und Perspektive. Berlin/New York: de Gruyter (=
Studia Linguistica Germanica 53).
Fillmore, Ch. (1977 a): The Case for Case reopened. In: Cole, P./ Sadock, J.
M. (eds.) (1977): Syntax and Semantics 8: Grammatical Relations. New
York: Academic Press, 59–82.
Fillmore, Ch. (1977 b). Scenes-and-frames-semantics. In: Zampolli, A. (ed.)
(1977): Linguistic Structures Processing. Amsterdam/New York/Oxford:
North Holland Publishing Company, 55–81.
Grabowski,
J./Weiß,
P.
(1996):
Determinanten
der
Interpretation
dimensionaler Lokalisationsäußerungen: Experimente in fünf Sprachen.
In: Sprache & Kognition, 15, Heft 4, 234–250.
Grewendorf, G. (1989): Ergativity in german. Dordrecht: Foris (= Studies in
Generative Grammar 35).
Heringer, H. J. (1984): Neues von der Verbszene. In: Stickel, G. (ed.) (1984):
Pragmatik in der Grammatik. Jahrbuch 1983 des Institus für deutsche
Sprache. Düsseldorf: Schwann, 34–64.
Jackendoff, R. (1983): Semantics and cognition. Cambridge: MIT Press.
Jackendoff, R. (1987): Conciousness and the computational mind.
Cambridge: MIT Press.
Köller, W. (1988): Philosophie der Grammatik. Vom Sinn grammatischen
Wissens. Stuttgart: Metzler.
Köller, W. (1993): Perspektivität in Bildern und Sprachsystemen. In:
26
Eisenberg, P./Klotz, P. (eds.) (1993): Deutsch im Gespräch. Stuttgart:
Klett, 15–34.
Kuno, S. (1987): Functional syntax. Anaphora, Discourse and Empathy.
Chicago, London: The University of Chicago Press.
Langacker, R. (1987): Foundations of cognitive grammar. I: Theoretical
prerequisites. Stanford: Stanford University Press.
Langacker, R. (1991): Foundations of cognitive grammar. II: Descriptive
application. Stanford: Stanford University Press.
Langacker, P. (1997): The contextual basis of cognitive semantics. In: Nuyts,
J./Pederson, E. (eds.) (1997): Language and conceptualization.
Cambridge: Cambridge University Press (= Language, culture and
cognition 1), 229–252.
Lee,
Heeja
(1992):
Thema-Rhema-Strukturen
im
Deutschen
und
Koreanischen. Ein neuer Ansatz zur Beschreibung der Thema-RhemaStrukturen als kommunikativ und textlinguistisch betrachtetes Phänomen.
Dissertation, Freie Universität Berlin (unveröff.).
Li, Ch. N./Thompson, S. A. (1976): Subject and Topic: A New Typology of
Language. In: Li, Ch. N. (ed.) (1976): Subject and Topic. New York, San
Francisco, London: Academic Press, 457–489.
Miller, G. A./Johnson-Laird, Ph. (1976): Language and Perception.
Cambridge, Mass.: The Belknap Press of Harvard University Press.
Jun, Gyung-Jae (1993): Eine kontrastive Studie über die Satzbaupläne des
Deutschen und des Koreanischen. Frankfurt a. M.: Peter Lang.
Seong, S. H. (1999): On word order in German and Korean. In: Carr, G.
F./Harbert, W./Zhang, L. (1999): Interdigitations. Essays for Irmengard
Rauch. Frankfurt a. M.: Peter Lang, 355–366.
Storrer, A. (1992): Verbvalenz. Theoretische und methodische Grundlagen
ihrer Beschreibung in Grammatikographie und Lexikographie. Tübingen:
Perspektivierung und Sprachstruktur
27
Niemeyer (= Reihe Germanistische Linguistik 126).
Storrer, A. (1996): Verbbedeutung und Situationsperspektivierung. In: Harras,
G./ Herrmann, Th./ Grabowski, J. (eds.) (1996): Bedeutung – Konzepte –
Bedeutungskonzepte. Theorie und Anwendung in Linguistik und
Psychologie. Tübingen: Westdeutscher Verlag, 231–255.
Welke, K. (1992): Funktionale Satzperspektive. Ansätze und Probleme der
funktionalen Grammatik. Münster: Nodus Publikationen.
Welke, K. (1994): Thematische Relationen. Sind thematische Relationen
semantisch, syntaktisch oder/und pragmatisch zu definieren? In:
Deutsche Sprache 22, 1–18.
Zubin, D. A. (1979): Discourse Function of Morphology: The Focus System
in German. In: Givón, T. (ed.) (1979): Syntax and Semantics. Volume 12.
Discourse and Syntax. New York: Academic Press, 469–504.
국문요약
관점과 언어구조
Christa Dürscheid(Universität zu Köln)
본 논문은 다섯 장으로 이루어져 있다.
1 장은 어떤 사실들에 대한 인지적인 관점과 언어적인 관점 사이에
밀접한 관계가 있다는 것을 설명하고 있다.
2 장에서는 그에 대한 이론적인 근거가 제시된다. 기능주의 문법의
기본가정에서 출발하여 외연적으로 동일한 문장들이 하나의 사실을 상
이하게 의미한다는 것은 관련상황에서의 관점과 발화상황에서의 관점
이 구분될 수 있다는 것을 가리킨다. 관련상황에서 화자는 그때 그때 하
28
나의 관점을 선택할 것이고, 이 관점에서 사건을 설명한다. 이러한 지시
관계출발점은 일반적으로 주어로써 기호화된다.
3 장에서는 주어중심적인 독일어를 주어와 주제중심적인 언어인 한
국어와 비교했다. 두 언어에서 두 가지 기능적인 역할이 구분될 수 있다
는 것은 분명하다. 한국어에서 불변화사 “는“ 으로 표시되는 주제성분
은 담화영역을 규정하고, 주어성분은 관계출발점으로서 기능한다. 주제
표시는 독일어에서 구성성분들이 전장(Vorfeld)에 위치하는 것과 대응
된다.
4 장에서는 독일어 언어구조에서 어떠한 관점의 틀들이 고정적으로
사용되어지는 지를 보여준다. 능동구문, 수동구문, 중립구문, 능격구문,
첨가구문들은 각기 서로 상이하게 언어적으로 기호화된 관점들로 이해
되는데, 이 관점들에 따라서 문장안에 나타나는 의미역들이 특수한 전
경-배경 구조의 형식으로 상대적으로 재배열된다고 보는 것이다. 격, 통
사적인 기능 그리고 의미역이 타동사적인 능동문에서 기호화되는 그들
상호간의 대응관계는 기본관점으로 간주되고, 여타의 통사적인 대안구
조는 다른 의미역을 관계출발점으로서 규정하기 위해서 화자가 선택하
는 관점변화로서 간주된다.
결론에서는 개별적인 언어의 관점기제를 찾아내기 위해서 언어유형
론적인 연구가 요구된다고 지적했다. 이런 방향의 연구로부터 외국어교
수법이 또한 어떤 효용을 이끌어 낼 수도 있을 것이다.
Herunterladen