Multimodale Werbekommunikation - Theorie und Praxis HARTMUT Stöckl Abstract The present contribution discusses the complex relations between advertising research ( theory) and the making ofadvertising (practice). It mgues that advertising theory may only be useIul for the advertising agencies iI the knowledge generated is practically relevant, accessible, comprehensible and the external conditions favour its application. Based on a concise assessment of the interrelationship between research and practice (2) and a careful examination of avai/able theory - mainly ji-om pragmatic linguistics and communication studies (3.1) - the paper suggests some promising ways offitture advertising research, such as multimodal corpus analysis, contrastive stylistics, advertising history, professional wriling, and empirical reception studies (3.2). The artiele also proposes and explains some key-principles of a methodology for contemporary and applied advertising research (3.3) ineluding a multimodal and holistic perspective, an array oI serniotic tools of analysis, a firm basis of transcription and a focus on motivating design decisions. Finally, the paper provides a multimodal sampie analysis of a recellt TV-commercial thus outlining a feasible methodology applicable to a number ofpractical purposes. 1. Subjektive Theorien der Werbepraxis über Wissenschaft Für ein methoden-komparatistisches Buch zu multimodaler Textanalyse (Schneider/Stöckl 2011) habe ich Art-Director und Texter der Agentur EURO RSCG Düsseldorf interviewt. Neben einigen konzeptionellen und produktionstechnischen Details zu dem analysierten Werbespot wurde auch nach dem Nutzen der Theorie für die Praxis und nach deren Verhältnis zueinander gefragt. Darauf bekam ich die folgende Antwort: Jede Zeit bringt ihre Werbewirkungs-Theorie(n) mit sich, die für einen kurzen Zeitraum gilt, und schon beim nächsten Projekt obsolet und überholt ist/ Zcitschrift für angcwandtc Linguistik (20 11 ). 5-32 14339889/20 11 /054 -0005 DOl 10.15151zfa1.201 1.002 © Waltcr dc Gruytcr 5 scheint. Rapid ablaufende gesellschaftliche sowie technische Prozesse sorgen dafür. Gewiss gibt es grundlegendere konsumentenpsychologische bzw. kommunikationswissenschaftliche Theorien, die länger Bestand haben, dafür aber Ul1lS0 allgemeiner und daher für unsere tägliche Arbeit irrelevant sind. Man kann in der Werbehistorie gewisse "Moden" erkennen, die von jeweiligen Theorien begleitet werden. Für Nachbetrachtungen interessant, aber im schnellen Alltagsgeschäft mit ständig wechselnden Trends dürfte es für wissenschaftliche Arbeit ziemlich schwer werden, da Schritt zu halten. Werbetreibende sind natürlich für wissenschaftliche Unterstützung dankbar, um sich einen Wettbewerbsvorteil durch Differenzierung zu sichern. Dies funktioniert aber selbstverständlich nur, solange nicht alle auf den gleichen Zug aufspringen. (Schneider/Stöckl 2011 i. D.) Betrachtet man diese Aussage als exemplarische subjektive Theorie der Praxis, so lassen sich daraus die folgenden Beobachtungen zum Verhältnis von Werbeforschung und Werbepraxis entnehmen und aus der Sicht des Theoretikers kritisch kommentieren. Ein vordergründiges Interesse der werblichen Praxis an der Theorie richtet sich auf die Werbewirkung -dazu können Linguistik, Semiotik und Multimodalitätsforschung prinzipiell wenig aussagen. Sie betrachten ja das Textprodukt und seine Zeichenstrukturen im breiteren soziokulturellen Kontext; die empirische Rezeptionsforschung sei hier einmal ausgenommen (Bucher 20Ila/b). Es sind neue und spezifische Erkenntnisse gefragt; selbst wenn es diese gäbe, stünde ihr Nutzwert in Frage, weil die Praxis vielgestaltig und schnelllebig ist. Dieses Argument ist sehr ernst zu nehmen, da der Werbeforscher existierende Praxis immer nur post-hoc beschreiben kann. Vorhersagen oder praktische Handlungsempfehlungen sind wohl kaum möglich. Für die Theorie sieht der Praktiker das Problem, mit den Beschreibungen und Erklärungsmodellen von Werbetexten beständig der sich rasch wandelnden Gestaltungspraxis hinterherzulaufen. Auch hier scheint die Theorie in einer schlechten Position zu sein. Den Nutzwert von Wissenschaft(en) über Werbung sieht der Praktiker recht klar marktorientiert als Wettbewerbsvorteil oder Alleinstellungskriterium in der Agenturszene. Dass dies ein Anspruch ist, der sich mit der Ausrichtung bestehender Werbeforschung kaum erfüllen lässt, dürfte recht zweifelsfrei sein. Weitere Fragen zur Reflexion der eigenen Arbeit förderten noch eine erwartbare aber wichtige Aussage zu Tage: "Meistens ist es ein Bauchgefühl -resultierend aus Erfahrung das einem zum richtigen Ergebnis führt." (Schneider/Stöckl 2011 i. D.). Dies bedeutet, dass man positivistisch im Sinne einer Methode-Ergebnis-Relation über Werbegestaltung denkt und sich dabei auf Erfahrungswissen, Intuition und Kreativität verlässt. Auch dies heißt zunächst nichts Gutes für den Stellenwert der Theorie. Soll man daraus den Schluss ziehen, dass sich die Theoretisie- 6 rung der Werbung und ihre gestalterische Praxis nichts zu sagen haben? Muss man akzeptieren, dass zwei soziale Praktiken im Raum einer Gesellschaft auf unterschiedlichen Umlaufbahnen kreisen, die sich kaum kreuzen und berühren? Ist es nur der Theoretiker, der den Output des Praktikers zum wissenschaftlichen Bespiegeln benötigt oder gibt es etwas, das die Angewandte Linguistik im Sinne ihres Anspruchs "realworld problems" (Brumfit 1997: 93) zu lösen dem Praktiker bieten könnte? leh möchte im Folgenden (2) dem Verhältnis von Theorie -d. h. der im weiten Sinne pragmalinguistischen Analyse und Beschreibung von Werbetexten und -kommunikationsprozessen und Praxis, also der Konzeption, Gestaltung und Inszenierung von Werbekommunikaten nachgehen. Dabei sind zwei Sichtweisen notwendig: 1) Bedarf die Praxis der in der Wissenschaft generierten Erkenntnisse und Modelle; kann sie damit etwas anfangen? und 2) Ist die Theorie tatsächlich an der Praxis interessiert; kann der Theoretiker sie überhaupt wahrnehmen? Aus der Erkundung dieses Verhältnisses werde ich dann Schlüsse für die mögliche Ausrichtung linguistischer Werbeforschung ziehen (3); allerdings nicht ohne zu bewerten, was bereits geleistet wurde und wo Probleme und Defizite bestehen. Schließlich möchte ich an einem Fallbeispiel zeigen, welche Erkenntnisse mit einer multimodalen Textanalysemethodik gewonnen werden können und dass diese für den Praktiker relevant sein können (4). Ein kritischer Ausblick beschließt den Beitrag (5). 2. Werbeforschung und Werbepraxis - zu einem schwierigen Verhältnis Die Frage, ob linguistische Theoriebildung und sprachwissenschaftliche Beforschung einer Praxis diese auch optimieren können, stellt sich nicht für Werbekommunikation allein, sondern prinzipiell für alle sozialen Handlungsdomänen, in denen Sprache und andere Zeichenressourcen zweckorientiert eingesetzt werden. Dazu gibt es stereotype Auffassungen und Vorurteile auf beiden Seiten: Der Praktiker neigt dazu, sein Tätigkeitsfeld erfahrungsgeleitet und rezeptgesteuert wahrzunehmen und zu organisieren. Der Theoretiker interessiert sich entweder überhaupt nicht für die Praxis, weil er einer rein theoretischen Logik folgt, oder legitimiert seine Forschung gerade dadurch, dass er ihren Praxisbezug heraus streicht. H.P. Krings (Krings 1996) liefert "eine Fallstudie zum Verhältnis von Wissenschaft und Praxis allgemein" (ebd. 28), die ich hier auf Werbekommunikation hin konkretisieren und befragen möchte. Krings (1996: 34) nennt vier Bedingungen für die Nutzbarkeit wissenschaftlicher Forschungsergebnisse in der Praxis: I) Relevanz, 2) Bekanntheit (d. h. Zugänglichkeit & Verständlichkeit), 3) Rahmenbedingungen, die eine Anwendung ermöglichen, 4) Bereitschaft zur Anwendung. 7 2.1. Relevanz der Theorie für die Praxis Vordergründig relevant wären medienlinguistische Erkenntnisse für die Werbung dann, wenn sie sich in der Werbegestaltung bzw. ihrer Konzeption umsetzen ließen. Dies würde voraussetzen, dass Gestaltungsvariablen werblichen Stils (z. B. Satzlängen, Wortarten, grammatische Konstruktionen, rhetorische Figuren etc.) empirisch auf ihre Wirkungen hin untersucht werden würden. Diese Art Forschung gibt es nicht, vor allem weil sie mit Blick auf die enorme Wandelbarkeit des Genres wenig sinnvoll scheint. Zwar gibt es werbetypische Formulierungsmuster und favorisierte sprachliche Mittel diese aber setzt der Texter situationsflexibel und aufgabenbezogen ein. Die Forderung nach verallgemeinerbaren Forschungsergebnissen (Krings 1996: 43) relativiert sich also; Wirkungshypothesen und Wirkungsnachweise (ebd.: 38) über einzelne Gestaltungsvariablen nützen der Praxis wenig, wenn sie so vielgestaltig ist. Agenturen testen deshalb ihre Entwürfe mit Probandengruppen -hier geht es aber um eine ganzheitliche Beurteilung, nicht um "kleine" linguistische Größen. Wissenschaft wäre für den Praktiker auch dann besonders relevant, wenn ihre Ergebnisse "lösungsorientiert und handlungsbezogen" (ebd.: 52) wären und sich somit in der Praxis des Textens und Gestaltens operationalisieren ließen. Auch davon kann nicht die Rede sein, denn Medienlinguistik beschreibt die Gestaltungsstrukturen von Werbetexten, kann daraus aber bestenfalls plausible Hypothesen ableiten, keine Schreibtechniken oder Gestaltungsrezepte. Schließlich darf die Forschung nicht banal sein, d. h. sie sollte über die Konsolidierung oder Korrektur intuitiver Annahmen hinausgehen. Dieser Forderung kann auf verschiedene Arten entsprochen werden. Zunächst scheint eine möglichst ganzheitliche, methodisch hoch angereicherte Sicht auf das multimodale Werbekommunikat geboten, um deren Machart als Gesamttext und das Zusammenspiel der verschiedenen semiotischen Ressourcen beschreiben zu können. Ebenso ist eine Theoretisierung von Werbekommunikation nur auf dem Hintergrund eines aus der tatsächlichen Praxis rekonstruierten Verständnisses des soziokulturellen Bedingungs-und Kontextgefüges möglich, in dem Werbung funktionieren muss. Mit einer dichten multimodalen Textheuristik aufzeigen zu können, dass bestimmte Gestaltungsstrategien und Botschaftsausrichtungen der anvisierten Aufgabe dienlicher sind als andere ist dabei im Sinne einer Bestätigung und Konsolidierung werblicher Praxis nur der Anfang. Wertvoller scheint es, aus der längerfristigen und kontrastiven Beobachtung ausgewählter thematischer Segmente des Werbediskurses eine Neuausrichtung kommunikativer Strategien und Techniken vorschlagen und begründen zu können. Dies setzt gezielt kompilierte Korpora (mar- 8 ken-kontrastiv und Kampagnen nachzeichnend) und eine effektive Analysemethodik voraus, die jeweils relevante und spezifische Gestaltungsmerkmale erkennt und zur designerischen Disposition I stellt. Wertvoll kann es auch sein, misslungene Kommunikate oder Kampagnen systematisch zu untersuchen, um daraus Verallgemeinerungen über gestalterisch riskante und für die Wirkung sensible Strukturen der Werbebotschaft abzuleiten. Schließlich ist eine interdisziplinäre Ausrichtung von Werbeforschung anzuraten, da es keine Einzelwissenschaft für Werbung gibt. Hier scheint eine semiotische Sicht von unschätzbarem Vorteil, weil man so alle Zeichenvorkommen der Kommunikate integrativ behandeln kann. Der Blick muss aber über das semiotische Produkt hinaus auch auf die gesamte soziale Praxis Werbung gerichtet werden, so dass Textproduktionund -rezeption in die Analyse eingehen können. 2.2. Zugänglichkeit und Verständlichkeit von Theorie Sollen Forschungsergebnisse über Werbung dem Praktiker bekannt werden, so müssen sie zugänglich und verständlich sein. Zwar erfreut sich der Gegenstand Werbung dank seiner gesellschaftlichen Brisanz und des popkulturellen Goutierens etwa durch Sammeln, Ausstellen und Prämieren beträchtlicher akademischer Popularität -der sprach-und kommunikationswissenschaftliche Output ist durchaus groß (vgl. z. B. Janich 2010a, Janich 2011 i.D.). Jedoch hapert es ganz offensichtlich beim Transfer der Theorie in die Praxis. So kommt Schier! (2002a: 467) zu dem Ergebnis, dass "kommunikations-und werbewissenschaftliche Erkenntnisse (...) in der Praxis allgemein nicht sehr hoch eingeschätzt werden". Er eruiert durch Befragung von Werbeagenturen diverse Gründe dafür, wie z. B. Praxisferne, mangelnde Aktualität, unbrauchbare Interpretationen und inadäquate weil übergeneralisierte Handlungsempfehlungen; bewertet diese aber im Wesentlichen als auf Nichtwissen beruhende Vorurteile (Schier! 2002a: 479). Es sind vor allem die potentiellen Anwender wissenschaftlicher Einsichten, also die Kreativen (Texter, ArtDirectors), die hier negativer eingestellt sind als die Berater/Kontakter. Letztere vermuten zumindest, dass Teile der Forschung inspirierend sein könnten und sich für effektive(re) Konzeption bzw. Gestaltung nutzbar machen ließen. Die sprachwissenschaftliche und semiotische Werbeforschung ist der Praxis mit Sicherheit in ungenügendem Maße zugänglich. Dies liegt zum einen am Mangel popularisierender Zeitschriften, die markante Studien, Modelle und Methoden bekannt machen würden. Die brancheneigenen Blätter (wie z. B. ,Horizont', ,werben & verkaufen', ,Werbeforschung & Praxis') werden vom Marketing dominiert und behandeln die semioti- 9 sehen Ressourcen, Strukturen und Techniken zu Gestaltung kaum und wenig systematisch. Ihre durchaus wertvolle Funktion des Aufzeichnens werblicher Praxis kommt eher dem Theoretiker als dem Praktiker zugute. Dieses Defizit ließe sich wahrscheinlich leicht beheben; vor allem wohl durch ein Zugehen der Theorie auf die Praxis und entsprechend ausgerichtete Publikationen. Mangelnde Verständlichkeit andererseits scheint ein schwerwiegenderes Problem, denn sie ergibt sich nicht nur aus unterschiedlichen Wissensvoraussetzungen und Erkenntnisinteressen von Theorie und Praxis, sondern primär aus der nicht selten ausgrenzend wirkenden fachspezifischen Terminologie. Eine vereinfachende, am Alltagssprachgebrauch orientierte Darstellung wissenschaftlicher Überlegungen mag nicht immer einfach sein, wird andererseits aber viel zu selten praktiziert, wo sie möglich wäre. Auch hier helfen nur aktiver Austausch von Theorie und Praxis und offene Kooperation -dies würde mit Sicherheit zu einer Harmonisierung von Begrifflichkeiten führen; zumindest was die Beschreibung von Kommunikaten und Gestaltungsmitteln angeht. Schierl (2002a: 478 ff.) ist davon überzeugt, dass trotz der Hürden ein langfristiger Diffusionsprozess von statten geht, der strukturelles Wissen in die Praxis bringt, und dass "die Werbewirtschaft wissenschaftlichen Erkenntnissen mit einer relativ starken Zeitverzögerung zumindest unbewusst Rechnung trägt". Dies geschieht sowohl durch Popularisierung als auch durch die wie auch immer unsystematische Beobachtung von Werbekommunikation durch die Agenturen, aus der sich Trends ergeben, die aufgenommen und verstärkt werden können. 2.3. Bedingungen und Bereitschaft Anwendung von Theorie Ein abschließender Blick auf die Rahmenbedingungen für die Anwendung theoretischer Erkenntnisse durch die Praxis und ihre Bereitschaft dazu ergibt ein widersprüchliches Bild. Akzeptiert man Schierls (Schierl 2002a: 465 f.) These, dass die Werber "Defizite (...) im Bereich des strukturalen Wissens, wie also Werbung mit Hilfe eines entsprechenden kommunikations-und sozialtechnischen Know-Hows effektiv und effizient gestaltet werden kann" (ebd. 465), haben, so müsste die Nachfrage nach Theorie groß sein. Mir scheint dies jedoch eine überzogene, wenn nicht sogar unzutreffende Unterstellung. Große, in weltweiten Netzwerken aufgestellte Werbeagenturen bündeln und organisieren gestalterische Erfahrung, betreiben ihre eigenen Archive, beobachten Kommunikation, reagieren auf neue Trends und müssen Kundenanforderungen situationssensibel und kreativ umsetzen. In diesen Tätigkeiten bilden sich auf praktischem Wege wiederholbare Strategien und Techniken -subjektive Theorien der eigenen Arbeit, die für eine Reflexion durch Wissenschaft 10 äußerst interessant wären aber auch im Agenturalltag noch besser erfasst und genutzt werden könnten. Aber auch wenn man der Werbung "Dilettantismus" (Schier! 2002a: 466) nicht unterstellen möchte, sind die Bedingungen und Motivationen zur Anwendung von Theorie eher schlecht. Das Selbstbild des Werbers und seiner Branche (Hölscher 2002) fußt wesentlich auf Kreativität. Bauchgefühl, Intuition und Inspiration beißen sich im Allgemeinen mit theoretischer Modellierung und systematischen, aus der Empirie gewonnenen Prinzipien und Techniken. Daran ändert der Umstand wenig, dass die "kontinuierliche Verbesserung des bereits Optimalen" (Zurstiege 2002: 132) als Grundaufgabe der Werber durchaus von Regel reflektierender und systematischer Kreativität profitieren könnte -so wie dies Gaede (2002) für das gesamte Spektrum gestalterischer Ebenen des Werbekommunikats vorschlägt. Wenn die Werbung nach immer neuer Varianz bei einem hohen Maß genre-immanenter Redundanz strebt (Zurstiege 2002: 132 f), so spricht dies klar für die Notwendigkeit einer ästhetischen bzw. ästhetisierten Werbung (im Sinne von Fix 2001a) diese zu erreichen bedeutet fortwährenden Regelbruch und beständiges Umdeuten der etablierten Konvention. Dabei ist vor allem die Kenntnis der Konventionen und der semiotischen Regeln von Werbekonzeption und -gestaltung unabdingbar; hier kann kommunikatbasierte Werbeforschung helfen. Um markante und distinkte Werbe-Ästhetiken zu schaffen , bedarf es nicht allein ungezügelter Kreativität, sondern eines systematischen, strategischen Denkens, das einerseits subjektive Theorien pflegt und konserviert, andererseits offen für wissenschaftliche Reflexion ist. Schier! (2002b: 438 ff.) nennt weitere negative Umstände für eine "Anwendung" von Theorie: Hektik und Zeitdruck im Agenturalltag motivieren kaum zur Auseinandersetzung mit 2 werbewissenschaftlichen Erkenntnissen . Eine starke Arbeitsteilung in großen Agenturen erschwert den Informationsfluss; insbesondere erhalten Texter/Kreative wenig ,feedback' über Werbewirkungen und Kommunikationseffekte. Sollte dies tatsächlich so sein, würde ein klares Korrektiv, ein den Vergleich ermöglichender Maßstab für subjektive Theorien über Werbegestaltung fehlen. Diejenigen, die Werbung tatsächlich "machen", finden sich zudem oft in einem Konflikt, der aus einem empfundenen Zwang zur Mehrfachadressierung der entworfenen Kommunikate und Kampagnen resultiert. Zum einen sollen die Texte in der Markenkommunikation effektiv funktionieren und den Vorstellungen der Auftraggeber entsprechen. Zum anderen wollen sich Werber in der Agenturszene durch besonders raffiniert inszenierte und kreativ konzipierte Kommunikate einen Namen machen; Prämierungen und die Aufnahme in Jahrbücher/Archive (z. B. Lürzer's Archiv) spielen hier eine immer größere Rolle. Zwar müssen sich kreative 11 und effektive Werbung nicht gegenseitig ausschließen, dennoch befördert ein Konflikt um Ziele und einzusetzende Mittel das Interesse an systematischer Analyse und Reflexion kaum. Einen letzten, die Berücksichtigung von Theorie in der Praxis erschwerenden Umstand sieht man oft im schlechten Ausbildungs-und Professionalisierungsgrad der Werbebranche (...) bezogen auf strukturales Wissen" (Schier! 2002a: 479, siehe auch Schier! 2002b: 440 f.). Hier ist m. E. allerdings zu bedenken, dass viele "Quereinsteiger" akademisch gut vorgebildet sind (wenn auch nicht spezifisch werbewissenschaftlich) und zumindest die großen Agenturen Kompetenzen und Eignungen testen, die eine gewisse -wenn auch eher intuitive -Fähigkeit zur Umsetzung strukturalen Wissens über Werbung voraussetzen. 2.4. Fazit Die oben zusammengetragenen und kritisch kommentierten Beobachtungen zum Verhältnis von Werbeforschung und -praxis lassen sich leicht zuspitzen: Die Praxis will von der Theorie nichts wissen. Der Theoretiker wüsste gerne viel mehr über die Praxis. Ganz so einfach ist es dann aber doch 3 nicht . Jedenfalls gibt es genügend Gründe, die dafür sprechen, dass beide Seiten von einer gegenseitigen Öffnung und einem aufeinander Zugehen profitieren können. Für die Wissenschaft scheint es mir ein Gebot, die tatsächliche Praxis als Ausgangspunkt zu nehmen, sei sie auch noch so komplex und schwer abzubilden. Nur so hat Theorie überhaupt eine Chance, in der Praxis gehört zu werden. Der Praxis tut ein Blick über den Tellerrand ihres intuitiven, routinierten Gestaltungshandelns gut, denn Kreativität entspringt auch der systematischen Betrachtung gängiger Muster und zugrunde liegender Techniken, die Wissenschaft dem Praktiker zu spiegeln vermag. Gerade weil es "für die Kluft zwischen Wissenschaft und Praxis tief greifende strukturelle Gründe gibt" (Krings 1996: 123), müssen beide Seiten umdenken. Die Werbeforschung sollte ganzheitlich und interdisziplinär arbeiten, die Diffusion und Popularisierung ihrer Erkenntnisse offensiver betreiben, um eine Innenansicht des Werbens bemüht sein - d. h. subjektive Theorien über Texten und Gestalten beschreiben und überprüfen -sowie in der Lehre Textsortenbeschreibung mit Textproduktion verbinden. Die werbliche Praxis täte gut daran, ihre unrealistischen Erwartungen an lösungsund handlungsorientierte Forschung in Richtung Ref1exions-und Analysefähigkeit zu korrigieren, die Theorie mit konkreten, in der Begleitung des Agenturgeschäfts sinnvollen Aufgaben zu konfrontieren und sich den Anliegen der Forschung entgegen ihrer Neigung zur Geheimhaltung zu öffnen. Beide Domänen können 12 sich nur näher kommen und wechselseitig Anwendungen suchen, wenn sie kooperieren, Informationen austauschen, Verständnis über tennino logische Barrieren hinweg schaffen und gemeinsame Projekte bestreiten. 3. Praxisbezogene Werbeforschung: Agenda und Thesen 3.1. Aktuelle Werbeforschung Status Quo und Überblick Im Folgenden will ich kurz den aktuellen Stand der linguistischen Werbeforschung bewertend skizzieren und Wege für ihre Ausrichtung an der Praxis aufzeigen. Sieht man die neuere germanistische und anglistische Literatur zu Werbekommunikation durch (Beasly & Danesi 2002, Cook 2001, Goddard 2002, Janich 2010a, 2011 i. D., Lombardo 1999, Myers 1994, Sowinski 1998, Tanaka 1994)4, so ergibt sich ein reichhaltiges Spektrum an Forschungsinteressen und -erkenntnissen. Werbetexte sind aufgrund ihrer Kürze und Prägnanz sowie dank ihrer Kreativität und soziokulturellen Salienz generell dankbare Objekte für eine Illustration und Überprüfung von medienlinguistischen 5 Theorien und Modellen. Drei große Strömungen der Forschung zum Werbetext sind zu erkennen : 1. Beschreibungsebenen des Werbetexts und seine sprachlichen Formen Die Linguistik weiß die werbetypischen Sprachverwendungsweisen sehr gut zu beschreiben. Dabei werden neben den systemlinguistischen Ebenen (Morphologie, Lexik, Semantik, Onomasiologie, Syntax, Phraseologie) auch die text-und diskursbezogenen sowie die soziolinguistischen Dimensionen (Varietäten, Stil) der Beschreibung betrachtet. Es ergibt sich aus diesen Studien letztlich ein Gesamtbild des werblichen Stils, d. h. ein Repertoire sprachlicher und textlicher Mittel, die auch unter dem Aspekt ihrer FunktionaLität und kontextuellen Effekte bewertet werden. Problematisch ist, dass wir mit diesen Erkenntnissen zwar für die Binnensicht der Linguistik relevante Verallgemeinerungen über ein in der Praxis äußerst wandelbares Phänomen treffen. Für die Gestaltungspraxis aber können die wissenschaftlichen Befunde nicht direkt nutzbar gemacht werden. 2. Methodiken der linguistischen Forschung Eine zweite Richtung der Werbeforschung öffnet den Blick über die Sprache hinaus für andere Zeichenarten und -systeme (z. B. Bilder). Außerdem erweitert sie die Betrachtung von Werbung als Textprodukt aufeinige Aspekte des Kontexts und der Situation (z. B. Medien, Kultur, Geschichte). Im Wesentlichen aber geht es dabei um systematische methodische Zugänge zu den sprachlichkommunikativen Eigenschaften der Texte. Hierher gehören solche etablierte Schulen wie 13 z. B. Pragmatik, Diskursanalyse, Ethnomethodologie, Kognitive Linguistik, Empirische Linguistik, Semiotik, Kontaktlinguistik, Medientheorie und Kulturvergleich. Auch Bemühungen um integrative praktische Analysemodelle sind Bestandteil dieser Strömung. Abgesehen davon, dass der Fokus hier auf der stringenten Anwendung einer kohärenten Methode auf Werbekommunikate liegt, liefert auch diese Forschung vorwiegend Innenansichten der Linguistik. Allerdings kann man besser erkennen, welche Erkenntnishorizonte die jeweilige Methode eröffnet. Dies ist eher ein Angebot an die Praxis bzw. ein Ansatzpunkt für praxisorientierte Forschung, denn nicht die Eigenschaften der Werbung, sondern die Möglichkeiten ihrer Interpretation werden aufgezeigt. 3. Interdisziplinäre Zugänge zu Werbung Schließlich sucht die moderne gebrauchs-und kontextorientierte Linguistik auch Anschlussmöglichkeiten in verwandten Disziplinen, die sich Werbung widmen. Hier wird der Gegenstand erneut erweitert; weg vom Kommunikat hin zu den kommunikativen Prozessen, sozialen und medialen Bedingungsgefügen sowie zu den Hintergründen der Produktion und Rezeption von Werbung. Zu den transdisziplinär mit Linguistik verwandten Forschungsfeldern der Werbung zählen die Kommunikationswissenschaft, Soziologie und Psychologie, Kulturund Kunstgeschichte sowie das Marketing. Nur in einer Zusammenarbeit der Disziplinen kann der Gegenstand auf breiter geistes-und sozialwissenschaftlicher Basis hermeneutisch "eingekreist" und praxisnah erfasst werden. Eine interdisziplinäre Werbeforschung entspricht den Bedürfnissen der Praxis vermutlich stärker, weil sie ganzheitliche Sichtweisen fördert. Allerdings ist die holistischeBetrachtung meist nur um den Preis einer starken Verallgemeinerung und einer oft meta-theoretischen Verfahrensweise zu haben. 3.2. Praxisorientierte Werbeforschung -Eine Agenda Man mag das Feld der linguistischen Werbeforschung anders strukturieren; die hier präsentierte "Landkarte" ist nur ein Versuch, grobe Ordnung zu stiften -Verbindungswege zwischen den Orten gibt es vermutlich mehr als hier verzeichnet. Kritisch angemerkt habe ich, dass erst mit einem Augenmerk auf anwendbare Methodik und bei Erweiterung des Gegenstandes Werbekommunikat um seine Produktions-und Rezeptionsaspekte sowie um soziokulturelle Bedingungen und Kontexte eine Relevanz für die Praxis zu entstehen scheint. Die sprachliche Beschreibung der Textsorte Werbung und ihrer Stilmerkmale allein bringt für die Werbepraxis wenig. Insgesamt produziert sprach-, kommunikations-und 14 medienwissenschaftliche Werbeforschung eher Exemplifizierungen von Methodiken und theoretischen Modellen als praktisch instrumentalisierbares Wissen über Werbung. Daraus ist der Schluss zu ziehen, dass es entweder unbesiedelte Gebiete auf der Forschungslandkarte geben könnte oder bestimmte Wege noch nicht so beschritten worden sind, dass sie zu einem praxisrelevante(re)n Ziel führen . Fest steht aber auch, dass der verfügbare Fundus von werbelinguistischen Erkenntnissen (im weitesten Sinn) bereits eine gute Basis für die Reflexion, Begründung und Kritik von Gestaltungsentscheidungen (s. dazu Friedrich & Schweppenhäuser 2010: 101 ff.) bietet, vorausgesetzt, das Wissen wird wahrgenommen, verstanden und kann angewendet werden. Wie also könnte linguistik-basierte Werbeforschung ausgerichtet werden, um in der Praxis (besser) von Nutzen sein zu können? Zunächst empfiehlt sich eine korpusbasierte Untersuchung von Werbekommunikation, d. h. man arbeitet mit einer Sammlung von Texten, die nach bestimmten praxisrelevanten Kriterien zusammengestellt wird. Agenturen haben z. B. ein Interesse an der gängigen Art des Werbens für bestimmte Produktkategorien, spezifische Produkte und Marken zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einem bestimmten Zeitraum. Die Logik solcher Untersuchungen besteht darin, dass man die hervorstechenden sprachlich-kommunikativen Eigenschaften auf bestimmten ausgesuchten Ebenen der Kommunikate (Schlüsselwörter, Slogans, Headlines, Bildmotive, Sprache-Bild-Verknüpfung etc.) identifiziert und daraus allgemein verständliche Beurteilungen über gängige Stile, Techniken, Muster oder Prinzipien des Werbens gewinnt. Solche Studien sind immer explizit oder implizit kontrastiv; d. h. sie identifIzieren markante Unterschiede in Konzeption und Gestaltung zwischen Produkten und Marken. Ihr praktisches Ziel ist es, "Hilfe zur Kommunikationsplanung" (Stöckl 2004: 233) zu leisten, denn Neues entsteht in bewusster Abgrenzung oder gekonnter Modifikation des Bekannten, oft aber auch durch Aufnahme und Verstärkung von gerade entstehenden Trends im richtigen 6 Moment . Studien an Werbetext-Korpora können aber auch anderen Zwecken dienen. Noch wenig wissen wir z. B. über die Werbung der jüngeren und älteren Vergangenheit und über ablaufende Wandelprozesse und ihre Bedingungen und Faktoren (s. dazu Stöckl 2010), auch wenn sich Anthologien aus kulturhistoriographischer Sicht großer Beliebtheit erfreuen (s. 7 z. B. PincaslLoiseau 2008. Berger 2001 , Heimann 2009a/b ). Das verfügbare Material ließe sich nutzen, um klar erkennbare alte GestaltungsTrends in ihren sprachlich-textlichen Mitteln zu erfassen und vergleichend zu kategorisieren. Für eine systematische utzung älterer Designmittel im Agenturbetrieb wäre dies eine nützliche Handreichung. Ein Recyceln alter Muster und Techniken im Sinne eines historisierenden 15 Retrodesigns wäre so strategischer und zielsicherer möglich als durch Blättern in den Anthologien praktiziert wird es ohnehin. Korpusbasierte Studien helfen auch bei der Erfassung und genauen Beschreibung neu entstehender Werbestile und -arten. So z. B. wären riskant-provokante Werbung oder ,social advertising' -also Werbung für gemeinnützige Ziele und Gesundheitskampagnen -aber auch stark ästhetisierte oder minimalistische Werbung neuere Formen, deren kommunikative Prinzipien und semiotische Techniken noch zu erkunden sind. Für die Werbepraxis entstünde so ein Bild dieser Trends, das als Reflexionsbasis die strategische Arbeit von Agenturen leiten könnte. Eher auch als Befähigung zur Begründung und Kritik von Gestaltungsentscheidungen in integrierten Kampagnen könnten Studien dienen, die medienkontrastive Korpora (z. B. Print vs. Radio vs. Film vs. Raum vs. etz) nutzen, um die spezifischen Potenziale und Defizite bestimmter medialer Werbeformate zu bestimmen. Also: Was kann ein TV-Werbespot, das ein Plakat oder ein Hörfunkspot nicht vermag oder umgekehrt? Diese Art Werbeforschung weist allerdings bereits stark in Richtung empirische Rezeptionsforschung (s. u.). Ein wichtiger Begriff in der Beurteilung konkreter Werbung ist ,Tonalität'. Damit bezeichnet man den komplexen Stileindruck oder die ganzheitliche Anmutung und Ansprache eines Werbekommunikats. Dass hier Subjektivität und Intuition als Bewertungsmaßstab zum Tragen kommen, dürfte klar sein. Ein Ziel praxisorientierter Werbeforschung könnte es sein, mittels komplexer Mehrebenenanalyse (s. dazu Janich 20l0a: 261 ff.) von sehr verschieden anmutenden Werbekommunikaten die Faktoren und Textmerkmale ausfindig zu machen, die sich auf Tonalität maßgeblich auswirken. Hier sind hoch angereicherte Einzelanalysen sinnvoll, die Tonalität konsequent und multifaktoriell als textuelle Mit8 tel-Zweck-Relation empirisch belegen und damit auch eine stilistische Methode der TonalitätsBestimmung liefern. Bereits mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass sich Erkenntnisse über die sprachlich-stilistische Beschaffenheit von Werbekommunikaten nicht direkt in die Praxis umsetzen lassen. Werbepraktiker werden darauf bestehen, dass sie wissen, wie man Werbung schreibt und multimodal gestaltet. Zudem werden sie auf Kreativität und Intuition verweisen und daraus auf die Nicht-Erlernbarkeit des werblichen Schreibens schließen. Fest steht aber auch, dass das Texten von Werbung aus einem breiten Spektrum wiederkehrender Schreibaufgaben besteht (s. dazu Stöckl 2008: 66 ff.) , die man trainieren kann. Die Schreibforschung hat sich dieser Spielart des professionellen Schreibens noch 9 wenig angenommen; hier öffnet sich aber ein großes Betätigungsfeld , das in Stöckl (2008) skizziert und methodisch fundiert wird. Die Grundüberlegung ist, dass es die genaue Kenntnis des Genres erlaubt, ein Schreibtraining zu syste 16 matisieren und zu professionalisieren. Zudem bildet die Förderung einer praktisch-kritischen Textanalyse-Kompetenz eine weitere Säule. Sie liefert die Grundlage für eine von klaren Ebenen und Kriterien geleitete Reflexion der eigenen Arbeit wie auch für ihre systematische Optimierung. Ebenso wie in der betrieblichen und institutionellen Gesprächsanalyse und -beratung (Hartung 2004, Habscheid 2004) können gerade aus kritischen Situation -für die Werbung sind dies suboptimale bzw. nicht zur Publikation gelangte Kommunikate (s. dazu Reins 2002, Zwangsleitner 1997/1999) wichtige Rückschlüsse auf die Methoden und Bestandteile gelingender Kommunikation gezogen werden. Das linguistische Wissen über Werbung gezielt in praktischen Schreibtrainings einzusetzen wäre eine sehr angewandte Art der Werbeforschung. Die Theorie könnte die werbliche Praxis so durch eine vorsichtige, von ganzheitlicher Reflexion geleitete Didaktisierung des multimodalen Gestaltens begleiten. Das stärkste Interesse dürfte die Praxis allerdings in einer kompetenten und verlässlichen Beurteilung von Werbewirkungen sehen. Hier investiert sie selbst viel in agenturinterne oder branchentypische Testverfahren. Die linguistisch und multimodal orientierte Rezeptionsforschung (z. B. Bucher 2011 a, Bucher 20 Ilb i.D.) kann hier Wesentliches beitragen, indem sie durch ,eyetracking', Vorwissensanalyse, Verständnistests und Protokolle des lauten Denkens die Wahrnehmungsmuster und kognitiven Strategien im Umgang mit bestimmten Typen von Werbekommunikaten (z. B. Werbespots in einem ,slice-of-life'-Format) offen legt. Freilich klafft auch hier noch eine gewisse Lücke zu den Erfordernissen der Praxis: die Agenturen hätten gern breit angelegte Tests mit großen Probandengruppen über ein ganzes Set marketingrelevanter Kriterien. Aus den detaillierten Einzelanalysen zur Rezeption hingegen lassen sich eher allgemeine Erkenntnisse über Wirkungsweise und Wirksamkeit ausgewählter Gestaltungsstrategien gewinnen. Diese Daten sind dafür aber vermutlich belastbarer und aufgrund ihres Generalisierungsgrads auch breiter anwendbar, vor allem mit Blick auf das Ableiten Erfolg versprechender Designprinzipien allgemein. Schließlich kann eine Orientierung der Werbeforschung an der Praxis auch darin bestehen, dass sie sich für die subjektiven Theorien der Zeichen-Macher und Gestalter zu interessieren beginnt. So wie sich die Schreibprozesse von Journalisten untersuchen lassen, um sie kritisch zu hinterfragen (Perrin 2004, 2006: 48 ff.), könnte man auch die multimodalen Konzeptionstechniken der Werber analysieren. Dies gelänge am besten durch projektbezogene Befragung, die Analyse von Entwurfsvarianten, aber auch durch die Betrachtung des Kommunikationsalltags in der Agentur. In einer solchen auf aus der praktischen Erfahrung gewonnene Fertigkeiten und routiniert angewandte Methoden fokussierten Forschung ergibt sich eine direkte Verbindung zur Didaktisierung des 17 Werbens. Subjektive Theorien über das Schreiben und Gestalten von Werbung können in Schreibtrainings reflektiert, überprüft und mit alternativen Lösungsansätzen konfrontiert werden. 3.3. Thesen zur Methodik einer praktischen Werbeforschung Nachdem skizziert wurde, in welche Richtungen eine praxisorientierte Werbeforschung arbeiten könnte, will ich im Folgenden kurz Überlegungen zur ihrer methodischen Ausrichtung anstellen. Sie werden in wenigen knappen Thesen gebündelt. Ein Kerngedanke meiner Argumentation bestand ja darin, dass die pragma-linguistische Beforschung aktueller Werbekommunikate für die Praxis nutzbringend ist. Der Nutzwert kann dabei auf unterschiedliche Arten zustande kommen. Einerseits beschreiben die Studien wiederkehrende Muster und zugrunde liegende kognitive Techniken der Werbegestaltung. Andererseits zeichnen sie ihre Wahrnehmungs-und Wirkungsmechanismen nach und können Wissen über sprachliche, rhetorische und designerische Muster in werblichen Schreibschulen instrumentalisieren. Ganz gleich welchem Zweck die Analysen dienen, immer stellt sich die Frage nach ihrer methodischen Ausrichtung. Welchen Grundprinzipien also sollte die Werbeforschung folgen, um der Praxis gerecht zu werden und von ihr "gehört" zu werden? Gegenwärtige Werbung ist multimodal, d. h. sie entsteht im komplexen Zusammenspiel mehrerer Zeichenmodalitäten (Schrift, Rede, Bild, Musik, Geräusch, Typographie/Layout etc.) und ihrer gestalterischen Ressourcen. Methodisch zwingend ist daher eine Betrachtung der Gesamttexte und ihrer multisemiotischen Strukturen. Die Frage, wie im Miteinander der Zeichensysteme ein kohärentes Ganzes entsteht und wie Brücken und Schaltstellen zwischen den ,modes' gebaut werden, steht dabei im Vordergrund -"intermodale Kohärenz" (Stöckl 2011 i. 0.) ist das zentrale Thema. 1. 2. Will man multimodale Gesamttexte untersuchen, so benötigt man eine Methodik, die Zeichen verschiedener Kodes möglichst gleichartig und integrativ behandeln kann 10. Hier empfiehlt sich ein einfaches Repertoire semiotischer Grundbegriffe und -operationen wie z. B. Denotation/Konnotation, Mythos, Metapher/Metonymie. Aber auch Konzepte der Pragmalinguistik wie kommunikative Indirektheit und Handlungsstrukturen sind hilfreich. Ebenso gut tragen Ideen und Begriffe aus der Textlinguistik wie ,frame'/,script', Isotopie und Themenstruktur. Über die Grenzen der Kodes operieren auch rhetorische Figuren und Techniken 11. 18 3. Die Analyse von Werbekommunikaten sollte möglichst ganzheitlich erfolgen. Dies bedeutet, die einzelnen Zeichenkomplexe in ihrem Bezug zueinander zu erfassen und zu erklären. Das Hauptaugenmerk muss auf den Strukturen des Gesamttexts liegen, d. h. der logischargumentative Aufbau des Kommunikats, seine Segmentierung in für die Wahrnehmung und kognitive Verarbeitung wesentliche Teile und die werbliche Strategie sollen deutlich werden. Detailbeobachtungen salienter Merkmale sind aber ebenso wichtig für die Bestimmung der Tonalität; sie sollten in den Strukturen des Gesamttexts lokalisiert und aus ihnen heraus erklärt werden können. 4. Insbesondere für die Werbeformen zeitbasierter Medien (TV, Film, Radio, Internet) ist die multimodale Transkription12 der analysierten Kommunikate unabdingbar. Man schafft so "Abbilder" der sonst flüchtigen Texte, die ein eingehendes Studium -und eine "Relektüre" im Sinne Jägers (2002) -überhaupt erst ermöglichen und die zeitlichen und semantisch-funktionalen Bezüge der einzelnen Modalitäten zueinander erfahrbar machen. Die Transkripte sollten vor allem gut lesbar sein, d. h. sie müssen die Gesamtarchitektur der Kommunikate und alle relevanten Beobachtungen zu den verschiedenen ,modes' adäquat und stringent wiedergeben13. 5. Damit die Analysen von Werbekommunikaten in der Praxis verwertbar sein können, müssen sie möglichst gut verständlich sein. Dies erreicht man auf verschiedene Weise. Wissenschaftsjargon und spezielle Termini gilt es in prägnant formulierte Alltagssprache aufzulösen. Eine auf gestalterische Differenzen und Tonalitäts-Kontraste angelegte Methodik ist besonders hilfreich, um Muster und Techniken zu verdeutlichen. Ebenso förderlich ist die klare Lokalisierung und Benennung der Phänomene in den Transkripten. Schließlich sollten die beobachteten Strukturen und Stilmerkmale als Gestaltungsentscheidungen reflektiert werden, die Motiven folgen und Wirkungen beabsichtigen. Mögliche Alternativen können dann mit Blick auf den Gesamttext und im breiteren sozialen Kontext der Marke, der Kampagne und der Marktsituation allgemein diskutiert werden. Die Analysen also müssen zentrale Gestaltungselemente und -strukturen identifizieren und beschreiben wie auch motivieren und begründen. 4. Fallstudie -Multimodale Analyse-Heuristik 4.1 . Anforderungen an komplexe Analysemodelle Meine bisherigen Überlegungen waren überwiegend meta-theoretischer Natur. In einem letzten Schritt möchte ich die Analyse eines multimodalen Werbekommunikats kurz illustrieren. Das Ziel kann hier nicht Voll- 19 ständigkeit und Detailtiefe sein; vielmehr will ich zeigen, welcher Grundorientierung und welchen Kriterien die Analyse folgt und welche Beobachtungen und Erkenntnisse gewonnen werden können. Zunächst aber noch einige allgemeine Bemerkungen zu bereits verfügbaren komplexen Analysemodellen für Werbekommunikate. Janich (201Oa: 261 ff.) stellt zwei traditionelle Analysemodelle der Werbeforschung (Brandt 1973, Hennecke 1999) vor und synthetisiert daraus ihr eigenes Modell. In Stöckl (2003, 2006, 2007,2011) habe ich Analyseheuristiken für multimodale Werbekommunikate entwickelt, die andere Akzente setzen und vor allem für Bild, Musik und Geräusch diverse Analysekriterien verfügbar machen und ihr Zusammenspiel thematisieren. Hier ist nicht der Platz, die Unterschiede zwischen den vorgeschlagenen Modellen zu diskutieren. Es ergeben sich aber einige grundlegende Fragen im Hinblick auf die generelle Ausrichtung und Handhabung der Methodiken. Sollen tatsächlich multimodale Textstrukturen modelliert werden, so erfordert dieses Ziel eine adäquate Methodik sowie ausreichend Fokussierung. Meines Erachtens sind hier alle Zeichenmodalitäten in einem Transkript zu dokumentieren, es muss ausreichend Parameter für ihre Beschreibung geben und die Art und Weise der Herstellung von Kohärenz zwischen den Kodes sollte Priorität haben. Die verfügbaren Modelle differieren diesbezüglich stark. Eine Überfrachtung der Analysemethodiken mit zu spezifischen und detaillierten Kriterien verhindert meines Erachtens einen klaren Fokus auf die Modellierung multimodaler Strukturen. Janich (2010: 265 ff.) unterscheidet eine Analyse-von einer Synthesestufe. Hier liegt die Idee zugrunde, dass man zunächst auf verschiedenen Ebenen Beobachtungen sammelt und diese dann mit Blick auf den Gesamttext und dessen externes Situationsgefüge zusammenführt und interpretiert. Für diese ,bottom-up'-Methodik spricht ihre Systematik und das Bestreben, jeden Teilaspekt zu berücksichtigen. Ökonomischer, effizienter und wohl auch im Einklang mit der tatsächlichen Wahrnehmung und Verarbeitung von Werbung ist eine ,top-down'-Herangehensweise, die darauf zielt, die grundlegende Struktur des Kommunikats zu verstehen, seine Argumentation, seine Geschichte (story/plot) und jeweils hervorstechende Eigenschaften. Mir scheint also für praxisnahe Werbeforschung eine Vorgehensweise der Analyse von Makro (Textstrukturl Segmentierung/Handlungsstruktur) zu Mikro (ausgewählte Merkmale auf diversen Ebenen) sinnvoll. Die leitende Devise sollt also sein: Nicht jedes Detail um den Preis einer konsequenten Analyse sondern nur saliente und relevante Aspekte in ihrem wechselseitigen Textzusammenhang. Der Zweck einer konkreten Analyse bestimmt natürlich ihre Mittel; hier wird es also Unterschiede geben. Für praxisorientierte Werbefor 20 schung scheinen mir aber zwei Ziele generell vordergründig. Zum einen mag es darauf ankommen, unterschiedliche Tonalitäten und Anmutungen von Werbekommunikaten, Kampagnen oder Marken zu bestimmen. Hier richtet sich der Blick ganzheitlich auf den Stil der Texte, seine Mittel und Wirkungen. Zum anderen kommt es darauf an, rekurrente Gestaltungsmuster in Abhängigkeit von Produkt, Marke, Moden, Zeit etc. zu beschreiben und zu bewerten. für beide gilt, dass Erklärungen und Hypothesen über Struktur-funktions-Zusammenhänge bzw. Mittel-ZweckRelationen konstruiert werden müssen. Dies sind nicht so sehr Aussagen über vermutete Werbewirkungen, sondern Urteile über Unterschiede in den Wahrnehmungsqualitäten von Kommunikaten und die sie auslösenden Gestaltungsdimensionen. Derartige Analysen müssen die Verallgemeinerung wagen und Einzelbeobachtungen bündeln; sie dürfen sich nicht in den Details einer überkomplexen oder tiefen Analyse verlieren. 4.2. Beispielanalyse Die folgende multimodale Analyse versteht sich nicht als Gegenvorschlag zu bestehenden Modellen. Sie stellt vielmehr eine Vereinfachung, Reduktion und fokussierung dar, die den Bedürfnissen der Praxis nach Verständlichkeit und Verwertbarkeit entgegen zu kommen versucht. Das praktizierte Modell ist konsequent multimodal ausgerichtet, verfahrt von der globalen Textstruktur hin zu den auffalligen Details und stellt die generelle Machart und die Tonalität des Kommunikats ins Zentrum. Das Ziel der Analyse besteht darin, eine handhabbare Heuristik auf der Grundlage eines gut lesbaren multimodalen Transkripts zu demonstrieren. Außerdem sollen relevante Beobachtungen zu einem allgemein verständlichen Eindruck der Qualitäten des Kommunikats verdichtet werden, der quasi als Tonalitäts-Urteil für Vergleiche genutzt werden kann. Dabei folge ich den unten aufgeführten Ebenen und Parametern: Segmentierung des Kommunikats -Textstruktur/Handlungsstruktur Verteilung und Strukturierung der einzelnen Zeichenmodalitäten Semantische Beiträge/funktionen der ,modes' Intermodale Kohärenz -,edit points' Semiotik salienter Zeichenkomplexe 14 Als Analyseobjekt dient ein TV-Werbespot für den Saab 9-3X aus dem Jahre 2009 . Prinzipiell zeigen filmische Werbungen den höchsten Grad an Multin10dalität, da sie ein Maximum an ,modes' verfügbar machen und miteinander koppeln -für die Zielorientierung meines Modells stellen sie insofern ideales Material dar. Das Transkript (s. Abb. I) zeigt die Dichte der multimodalen Textstruktur und dient im folgenden als 21 Medium-crose Ex lreme elose-up Extreme elose-up Eya-Ievel Eya-level. slightly high Eya-Ievel angle Steady Sleady Steady High-key High·key High·key Prototype Power Nelghbour OISTANCE ANGLE CAMEAA MOVEMENT LIGHnNQ SPEeCH WRITING Oh in Somelhing's lhe there's wind. a golng whisper Oll h's calling oul arnong the leaves. SOUNDTRACK Can'l pul my on il, but my There's no mlslaking whallhis day has 10 say. I NO ISEmoving, Medium lang Eye-Ievel Steady High-key Paper Pencil rustling scratching Clock Medium-close ticking (anl Eya-level, Pencll onslightly paper. low paper angle Steady moving), High·key marker pen on ruslling during folding, paper finger Oll paper, paper lurned on desk Hands on paper Sulb falling on paper, fingers lapping Ihefolding bulb Ghair person down Abbildung Close·up I. Mulril1lvdales SAA B 9-3x, ,Chullgillg Perspecrives', Scllll'edell 2009. Bird's-eye view Sleady High·key 22 PI CTUA E FRAME eOHTENT Extreme close-uD Eye-Ievel Extreme elose-up DISTA NCE Glose-up ANGLE Eye-level CAMEAA Steady Extreme Medium-rang elose Eye-Ievel up Eye-Ievel Steady (obJecl turnlng Bird's-eye view Sieady Steady clockwlse 180°) MOVEMENT High-key L1GHTING Higtl-key High-key SPEecH You don't end up with Saab. you end up 8with just another car. - I .- I The Saab 9-3X 1-1-- WRITING Fuel SOUNDTRACK whlspers TWhYdon'l youTcome out?in my ear end says: I I NOISE wood on Iwigs paper, andmotion needles 01 tree ruslling Abbildung 1. Fortset:::ung. 23 Referenzpunkt für alle Beobachtungen. Zunächst also einige Beobachtungen zur Text-und Handlungsstruktur des Kommunikats und seiner generellen Segmentierung in logisch-semantische Schritte. Aus dem kontinuierlichen Fluss des Filmtexts habe ich 14 Segmente herausgelöst, die seine Grundstruktur verdeutlichen sollen. Der Spot gliedert sich in zwei große Teile: eine szenisch entwickelte Mini-Geschichte (N° 1-12), die einen Designprozess illustriert und ein ,branding' (N° 1314), das Produkt, Firma und Slogan zeigt. In gewisser Weise bilden N° 11 und 12 ein formal wie inhaltlich elegantes Scharnier zwischen den beiden Hauptteilen des Spots; das Daumenkino -in Materialität und Ästhetik noch dem kindlich-designerischen "Basteln" verhaftet -leitet über zur nüchternen und realen Produktpräsentation. Jeder Teil kann nun dadurch bestimmt werden, dass ihm ein Thema und eine Handlung zugeschrieben wird. So lokalisieren und identifIZieren ° 1-3 den Handlungsort und die Handlung, N° 4 leitet die diversen spielerischen Entwurfshandlungen ein, die von den Anforderungen und Ideen über die fiktive Erprobung bis hin zum fertigen Produkt hin führen, das am Schluss gezeigt, benannt und bewertet wird. Diese Geschichte des Skizzierens, Modellierens und Ausprobierens folgt einem bekannten kognitiven Skript (,technische Entwicklung'), das als Methode-ResultatMuster die Makrostruktur des Spots abgibt und auch im gesprochenen Text expliziert wird (No 11-13). Im Kern des Films stehen also die den Entwurf leitenden Prinzipien wie z. B. Umweltfreundlichkeit (No 7-9), Kraft ( ° 6) und Fahrfreude (N° 11). Für die Tonalität leistet die Textstruktur eine Betonung des kreativen Prozesses statt des Autos, eine durch Tricks erzielte spielerische, naiv-unschuldige Qualität sowie eine stringente Logik der Bedingtheit von Designperspektive und Ergebnisqualität. Zur Verteilung und Strukturierung der Zeichenmodalitäten schaut man auf ihren zeitlichen Verlauf im Gesamtkommunikat sowie ihre generelle Beschaffenheit und Funktion. Der Beispielspot enthält alle im betreffenden Medium möglichen Kodes: Schrift, Rede, bewegtes und statisches Bild, Musik, Geräusch und Typographie/Layout. Das Filmbild trägt Handlung und Thematik des Films und füllt den gesamten Spot als Grundmodalität. Interessant ist die Mischung aus Realfilmpassagen mit eingebetteten Tricksequenzen (N° 3, 4, 7, 8, 10) -hieraus entsteht die für die Tonalität wichtige Balance aus Fiktion und Wirklichkeit, aus Spielerischem und Ernstem. Die Musik ist ebenso kontinuierlich über die gesamte Länge des Films eingesetzt und zählt damit neben dem Bild zu den kommunikativen Grundelementen. Wichtig ist, dass der ,soundtrack' zweigleisig angelegt ist: Melodie, Rhythmus, Instrumentierung lind Stimmqualitäten transportieren vage und durchgängige Stimmungen; die ,Iyrics' liefern sprachliche ,cues', die gezielt und kon- 24 kret auf andere Botschaftsteile des Spots Bezug nehmen können (s. u.). Geräusche finden nur punktuell Anwendung. Sie akzentuieren die einzelnen visuell vorgeführten Handlungsschritte des Designers und verleihen der Geschichte so Natürlichkeit und Realität. Ebenso punktuell wird Schrift an bestimmten ,edit points' verwendet; die einzelnen Wörter kanalisieren bildlich-narrativ konstruierte Bedeutungen und legen sie fest. Die Schriftzüge des ,branding' am Schluss nennen Produkt und Marke und schreiben ihnen eine Philosophie zu. Gesprochene Sprache findet sich erst in der Überleitung vom ersten zum zweiten Teil des Kommunikats; sie sichert dem Kommunikat einen festen und rational begründeten Interpretationsrahmen (konditionale Logik) und ist als Stimme der Marke oder Firma angelegt. Typographie schließlich ist fast zu vernachlässigen; die konsequent serifenlose und schlicht gehaltene Schrift in schwarz oder weiß tut aber ihren Teil, die spielerische Einfachheit und unprätentiöse aber moderne Tonalität des Films zu unterstreichen. Die semantischen Beiträge der einzelnen Zeichenmodalitäten zu untersuchen, erfordert einen etwas genaueren Blick, vertieft aber die bereits gestreifte Frage nach der intermodalen Funktionsteilung. Hier wäre der Raum, viele Einzelbeobachtungen nach festen Kriterien zusammenzutragen; also der Analyse Tiefe und Detail zu geben -ich werde mich aber im Interesse der Einfachheit und Zielorientierung beschränken. Die Bilder des Films lokalisieren zunächst die Handlung und liefern ein konkretes Setting; ihre dominant weiße und aufgeräumte Optik ist wichtig für die Tonalität des Spots -sie steht für Nüchternheit, Eleganz, die mentale ,tabula rasa' vor der Entwicklung sowie für die Konzentration auf das Wesentliche. Bei der Entfaltung der Handlung inszenieren die Bilder einen funktional bedeutsamen Wechsel der Perspektiven: vom über die Schulter Schauen und Draufschauen (N° 2, 3 und 11, 12) zum genau und aus der Nähe Anschauen bestimmter für die Aussage des Spots zentraler Objekte (Landkarte, Anleise, Elch, Tannenzapfen', Zahnrad). l5 Die Musik gewinnt ihre Anmutung zunächst aus Rhythmus (schreitend, tanzend, vorwärts treibend) und Melodie/Stimmqualität (zirkulär wiederholend, aufstrebend/zart, freundlich, strahlend) -diese Qualitäten erzeugen eine leichte beschwingte, vorsichtig energetische Grundstimmung, die gut zu der Geschichte von Intuition, Kreation und Gestaltung passt. Eine dichtere Instrumentierung und Zunahme von Dynamik ab N° 8 "dramatisiert" das Spotgeschehen und verleiht dem Schlussteil des Spots Dynamik, die mit Handlung und Inhalt harmoniert. Der Liedtext schließlich eröffnet eine eigene Bedeutungsebene, die solche Konzepte wie Verheißung (a whisper in wind), Ungewissheit (somelhing's going on, can'l pul my finger on vs. Gewissheit (llzere's IlO 25 mistaking), direkte Ansprache/Aufruf zur Aktivität (why don't you come out) und ein carpe diem (the time is now) verfügbar macht. Sie allen reichem die Lesart der Bilder mit passenden Assoziationen an und verleihen dem dargestellten Designprozess Magie und Beseeltheit. Sowohl Schrift als auch Rede konkretisieren und kategorisieren bildlich Repräsentiertes. So sind die Aufschriften quasi als Etiketten (Trollhättan, Prototype, Power, Neighbow; Fuel, Playground) Zuweisungen und Relevanzsetzungen von visuellen Bedeutungen. Schrift lokalisiert Elemente, kündigt sie an und zählt sie auf, und dient der expliziten Benennung und Bewertung. Die Rede schafft einen ordnenden Interpretationsrahmen für die Bild-Musik-Geschichte. Sie leistet eine Abgrenzung der werbenden Firma von anderen (just another car vs. Saab) und subsumiert die visuellen Symbole und Sichtweisen der Geschichte unter einen Oberbegriff (when you have a different perspective on things), der als Methode zum richtigen Ergebnis führt (you end up with a Saab). Zusammenfassend kann zur Tonalität festgehalten werden, dass es sich um einen bild-und musikdominierten Spot handelt, der im Sinne eines globalen Marketing englische Schrift-Schlüssel zur Bedeutung verwendet und eine knappe Sprecherpassage als logische Folie für die erzählte Argumentation einsetzt. Weil das Werbekommunikat auf einem allgemein verfügbaren kognitiven Skript basiert, ist es auch ohne die sprachlichen Schlüssel verständlich. Sein Wirkungspotenzial liegt vorwiegend im atmosphärisch-emotionalen Bereich des Bildstils und der Musikanmutung. Letztlich aber vermittelt es all dies auf der Basis einer einfachen (weil bekannten) und klaren Argumentation. Indem die semantischen Leistungen der einzelnen Zeichenmodalitäten beschrieben worden sind, ist bereits einiges zur intermodalen Kohärenz gesagt. Hier geht es aber nicht allein darum, Dominanzen und funktionale Erträge des einen oder anderen Kodes zu skizzieren, sondern vielmehr ihr komplexes wechselseitiges Zusammenspiel zu erfassen. leder ,mode' trägt Teilbedeutungen bei, sie geben sich gegenseitig Sinn, der eine wird erst durch den anderen (anders) lesbar. Für die praktische Analyse ist es sinnvoll, nach ,edit points' (Leeuwen 2005) oder ,Kontaktstellen' (Stöckl 1992) zu suchen, an denen zwei oder mehrere Zeichenmodalitäten in offensichtlicher Weise so montiert wurden, dass sie semantisch und pragmatisch aufeinander Bezug nehmen und in ihrer Interpretation voneinander abhängig sind (vgl. ,intersemiotic complementarity' Royce 1998 u. 2007). In dem Spot gibt es eine ganze Reihe solcher Kohärenz erzeugenden Strukturen: die Aufschriften etikettieren Bildelemente, Schlüsselwörter des Liedtextes geben der gesamten Spothandlung eine eigene Dimension, die Musik akzentuiert die Struktur des Textes und erhöht seine Spannung und der Sprecher fasst die zugrunde liegende Logik des Spots zusammen. So entsteht durch eine Vielzahl von 26 Kohärenzmitteln ein stringentes, in seiner Deutlichkeit fast didaktisch wirkendes Kommunikat, das um intuitive Verständlichkeit bemüht ist. Die Kodes ergänzen sich -wechselseitig l6 verstärkend und anreichernd zu einer direkten und eindeutigen Botschaft . Ich hatte für eine ,top-down'-Analyse plädiert, die von den Details abstrahiert und sie in größeren Strukturen aufhebt. Einzelne Zeichenkomplexe aber sind in der Wahrnehmung des Spots und für seine Interpretation maßgeblich. Diesen widme ich am Schluss einen kurzen Seitenblick. 1nteressant sind für die Semiotik salienter Zeichenkomplexe vor allem die konnotativen und metaphorisch-metonymischen Bedeutungen. So steht das Scrollen der zuvor gezeichneten Landkarte für den Stellenwert der lokalen Produkt-Entwicklung im globalen Automobilmarkt; die Glühlampe metaphorisch für einen Einfall; Papierflieger, Ameise, Elch und Baum/Zapfen metonymisch für Entwurf, Leistung, atur und Umwelt. Die kindlich-unschuldigen Konnotationen des Spots rühren etwa von den verwendeten Kinderzeichnungen und dem Daumenkino (N° 11/12) sowie den verschiedenen Tricktechniken her. Andererseits geht sein modernistisch-puristischer Charakter -die "Sauberkeit" des Spots sozusagen -auf das minimalistische Setting, die weiße bzw. helle Farbgestaltung sowie die Fokussierung detailarmer Objekte in Symbolfunktion zurück. Die viel bemühten optischen Tricks des Spots, insbesondere die Verwandlung der technischen Zeichnung des Autos in seine wirklichkeitsgetreue Darstellung (N° 13) aber auch die Metamorphose von zweidimensionalen Zeichnungselemente in reale Objekte (z. B. N° 7 Umriss Elch in lebenden Elch, N° 8 Strich in Baum) betonen das Magische des Designens, das frischen Gedanken Form gibt und neue Gegenstände Wirklichkeit werden lässt. 5. Ausblick Die vorgeführte Analyse hat sich dem Kommunikat quasi in konzentrischen Kreisen genähert und wesentliche Beobachtungen mehrer Beschreibungsebenen integrativ zusammengeführt. 1m Mittelpunkt standen größere Strukturen des Gesamttexts und seine durch Bild, Ton und Sprache konstruierte innere Logik. Die einzelnen Eigenschaften des multimodalen Texts wurden konsequent als Anmutungsqualitäten und Tonalitätsmarker interpretiert, die mit denen anderer Werbetexte effektiv verglichen werden können. In der Reduktion der Beobachtungen, der Fokussierung auf zentrale Wahrnehmungsqualitäten und ihrer verständlichen Beurteilung sehe ich eine Annäherung an die Bedürfnisse der die Praxis begleitenden und unterstützenden Werbeforschung wie auch an die Erfordernisse der Praxis selbst. 27 Kritisch ist zu fragen, was solche Analysen tatsächlich leisten. Zunächst rekonstruieren sie gestalterische Arbeit, sie zeichnen ein detailliertes und reflektiertes Bild vom Ergebnis des Textproduktionsprozesses. So sind die Analysen imstande, Elemente, Muster und Techniken zu lokalisieren und im Sinne einer plausiblen Mittel-Zweck-Relation zu interpretieren. Aufdiese Weise machen sie unbewusst-intuitive Gestaltungsentscheidungen sie liefern der Praxis eine Reflektionsgrundlage, die natürlich vor allem in der Zusammenschau und im kontrastiven Vergleich ganzer Kampagnen oder Marktsegmente etc. an Wert gewinnt. Eine Anleitung zur Gestaltung können Modell und Analyse nicht sein auch produzieren sie vermutlich immer noch einige Redundanz und werden nicht unbedingt universell verständlich sein. Ihr indirekter utzen für die Werbpraxis jedoch ist klar. Erstens fördert eine solche post-hoc Bespiegelung von Produkten der Werbepraxis die analytische Kompetenz und damit die Bewusstheit der Produzenten selbst. Hier ist die Hoffnung nicht so sehr, dass unmittelbare Rezepte oder Strategien abgeleitet werden können, sondern vielmehr, dass sich an den Analysen der Verstand für die eigene Methodik und das Gespür für designerische Einfalle und Entwürfe schärfen lässt. Zweitens können derartige Expertisen die Grundlage für die Planung, Ausrichtung und Feinjustierung von zukünftigen Werbekommunikaten bilden. Und drittens bietet die objektivierende Analyse eigener Entwürfe im Stile des vorgeführten Modells die Basis für eine Kritikfahigkeit und für Ansätze zur Optimierung. In diesem Beitrag habe ich ein differenziertes Bild des Verhältnisses von Theorie und Praxis der Werbekommlinikation zu zeichnen versucht. Ganzheitliche Analysemodelle und ihre Anwendung für die verschiedensten Fragestellungen und Zwecke sind sicherlich ein zentrales Instrument, das die Forschung der Praxis bieten kann. Andere der Praxis potenziell nutzbringende Felder und Ausrichtungen der Theorie habe ich in Abschnitt 3 ausführlich skizziert. Zur komplizierten Beziehung zwischen Werbeforschung und -praxis (s. Abschnitt 2) vertrete ich den Standpunkt, dass eine gegenseitige Annäherung durchaus sinnvoll und nützlich wäre. Damit diese gelingen kann, muss der Praktiker mehr von der Theorie wissen und umgekehrt der Theoretiker sich stärker für die Praxis interessieren. Die effektivere Didaktisierung des Werbens und eine stärkere kritisch-ästhetische Aufmerksamkeit ihr gegenüber wären die unmittelbarsten Effekte einer solchen Annäherung. Anmerkungen I. Hier ist vor allem auch an solche übergeordnete stilistische Gestaltungs-Prinzipien wie Humor, Wissenschaftlichkeit, Nähe/Distanz, Umgangssprachlichkeit, Ironie, Parodie etc. zu denken. 28 2. Hölscher (2002: 497) relativiert die Annahme über Zeitdruck und Zeitnot. Mit Sicherheit wird in Werbeagenturen viel über die eigentliche Arbeit gesprochen; dies ist eine gute Voraussetzung für Bewusstseinsbildung und subjektive Theorien. 3. KegelIVieregge (20 11 i.D.) formulieren konkrete Fragen und Erkenntnisinteressen der Praxis. Sie plädieren wie ich in diesem Beitrag -für eine enge Kooperation von Theoretikern und Praktikern. 4. Hier sind nur größere Überblicksdarstellungen, Monographien und Lehrbücher berücksichtigt. 5. Janich 2011 i. D. wählt diese Dreiteilung als Grundstruktur für das Handbuch. Stöckl (2004) beinhaltet ebenso ein breites Programm für eine umfassende Werbeforschung. 6. Idealer Weise ist solche Forschung auftragsbasiert. 7. Aus der Feder von Jim Heimann stammt eine lange Reihe von Werbeanthologien, hauptsächlich nach Dekaden organisiert, manche aber auch nach Produktkatego rien. 8. Stil scheint eine zentrale Kategorie für die Werbeforschung. Siehe dazu Janich 2010a: 258 ff. und Janich 2010b. Zu Stil in umfassender linguistischer Sicht siehe Fix 2007. 9. Agenturen rekrutieren ihre Texter auf der Basis von ,copy tests'. Diese einmal näher mit Blick auf die geforderten Schreibaufgaben zu untersuchen, wäre interessant, ebenso wie der Blick auf die wenigen professionellen Ausbildungen für Werbetexter (z. B. Texterschmiede Hamburg). 10. Fix (200Ib: 115 ff.) fordert prinzipiell eine semiotische Ausrichtung der Textund Stilanalyse. 11. Zu einem Programm für die ganzheitliche semiotische Werbeanalyse siehe Stöckl 2011 i. D. 12. Zu Prinzipien und Problemen der multimodalen Transkription siehe Schneiderl Stöckl (2011: 13ff.). 13. Ein Vergleich der in den Agenturen entstehenden ,storyboards' mit den Transkripten wäre im Hinblick aufdie Erklärungskraft der unterschiedlichen Dokumentationsformen sehr interessant. 14. Der Werbespot findet sich auf der Firmenwebseite unter: www.saab.com/globall en/start#/wo rldl media/videos/change-perspective/carrousel:tag 1/. 15. Die Musik stammt von der schwedischen Sängerin Asha Ali. Der Titel .The time is now' ist ein Paradebeispiel für die Vermarktung von Musik in Werbespots; er ist auch einem der neusten Saab-Spots unterlegt -die Live-Aufnahmen zu dem musikvideoartigen Spot sind auf einer Internationalen Automobilausstellung entstanden. 16. Die intramodale Kohärenz. also konzeptueller und formaler Zusammenhalt der Elemente innerhalb einer Zeichenmodalität, wird hier zwar ausgeblendet, ist aber ebenso bedeutsam. Literatur Beasly, Ron & Danesi. Marce!. 2002. Persuasive Signs. The Semiotics of Advertising. Berlinl ew York: Mouton de Gruyter. Berger, Warren. 2001. 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