Hohlleiter Vers.1.0

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Hohlleiter
Version V1.0
Datum 15.03.2005
Otto LIEBMINGER
Jahrgang 8ABELT
Schuljahr 2004/2005
Hohlleiter
Inhaltsverzeichnis
0 Zusammenfassung _____________________________________ 3
1 Abstract ______________________________________________ 3
2 Grundlagen ___________________________________________ 3
2.1 Skineffekt ____________________________________________________ 4
3 Hohlleiter _____________________________________________ 5
3.1 Ausbreitung elektromagnetischer Wellen ___________________________ 5
3.2 verschiedene Ausbreitungsmodi __________________________________ 6
3.3 Druckluft im Hohlleiter __________________________________________ 8
3.4 Einspeisung der Energie ________________________________________ 9
3.5 Hohlleiterverbindungen ________________________________________ 10
3.5.1 Die Drosselverbindung _____________________________________ 10
3.5.2 Krümmungen _____________________________________________ 11
3.5.3 Drehungen _______________________________________________ 12
3.5.4 Drehbare Verbindung ______________________________________ 13
3.6 Hohlleiterabschlüsse __________________________________________ 14
3.7 Absorber ___________________________________________________ 15
3.8 Verzweigungsschaltungen ______________________________________ 15
3.8.1 H- oder Parallelverzweigung _________________________________ 15
3.8.2 E- oder Serienverzweigung __________________________________ 16
3.8.3 Magic - T ________________________________________________ 16
3.9 Messungen am Hohlleiter ______________________________________ 17
3.10 Richtkoppler ________________________________________________ 18
3.11 Hornstrahler ________________________________________________ 18
3.12 Runde und elliptische Hohlleiter ________________________________ 19
3.12.1 Grenzfrequenz elliptischer Hohlleiter __________________________ 20
3.13 Filter im Hohlleitersystem _____________________________________ 20
3.14 -3dB-Koppler _______________________________________________ 21
3.15 Sende- Empfangsweiche mit 3 db/90° -Hohlleiterrichtkopplern _________ 22
3.16 Diplexer ___________________________________________________ 23
3.16.1 Abstimmung des Diplexers _________________________________ 24
3.17 Hohlleiter mit abstimmbarer Länge ______________________________ 25
4 Anwendungsgebiete __________________________________ 26
4.1 Parabolantennen _____________________________________________ 26
4.2 Stacked Beam Cosecans² - Antennen _____________________________ 26
5 Literaturverzeichnis ___________________________________ 27
Otto LIEBMINGER
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Hohlleiter
0 Zusammenfassung
Mit dieser Arbeit soll ein Einblick in den Aufbau und Funktionsweisen einzelner
Hohlleiterkomponenten, die in ein Hohlleitersystem integriert werden können,
gegeben werden.
Einleitend möchte ich auch einen kurzen Überblick über die Grundlagen der
Hohlleitertechnik geben.
Anschließend werden die einzelnen Komponenten eines Hohlleitersystems in Bezug
auf deren Ausbreitungsmodi näher erklärt und beschrieben.
Den Abschluss bildet noch ein kurzer Blick über Anwendungsgebiete von
Hohlleitersysteme und deren Wirkungsweisen.
1 Abstract
This paper should give you an insight at the structure and function of the hollow pipe.
First of all I would like to give you a short view about the basic of this technology.
Afterwards I will tell you something about the components of an hollow system refer
to the spreading mode.
Finally I will make a short view to other possibilities of user and effected areas.
2 Grundlagen
Im Frequenz- Bereich über etwa 1000 MHz weisen koaxiale Leitungen bei der
Übertragung von hohen Leistungen (z.B. Sendesignale) eine Reihe von erheblichen
Nachteilen, wie hohe Dämpfung und geringe Überschlagsfestigkeit, auf. Sind die
Nachteile bei leistungsschwachen Signalen noch akzeptabel, führen sie im
Hochleistungsbereich zu nicht tolerierbaren Verlusten.
Die Dämpfungsverluste entstehen durch
leitungseigene Kapazitäten und
Induktivitäten, sowie dem Skineffekt und
nehmen mit steigender
Übertragungsfrequenz erheblich zu. Die
Überschlagsfestigkeit wird durch den
geringen räumlichen Abstand zwischen
Innen- und Außenleiter stark begrenzt.
Zur Vermeidung der geschilderten Nachteile,
Abbildung 1: Abmessungen eines
werden in Radar - Anlagen zur Übertragung
Rechteckhohlleiters
leistungsstarker HF - Signale sogenannte
Hohlleiter eingesetzt. Hohlleiter sind
metallische Rohre mit rundem, elliptischem oder rechteckigem Querschnitt, wobei
der rechteckige Hohlleiter am häufigsten eingesetzt wird.
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Hohlleiter
Theoretisch entsteht ein Hohlleiter, indem
unzählige, kurzgeschlossene λ /4 - Leitungen
aneinandergereiht werden. Zwei dieser Gebilde
aneinandergefügt ergeben einen Hohlleiter mit
rechteckigem Querschnitt.
Abbildung 2: Entstehung des Hohlleiters aus
kurzgeschlossenen λ /4 - Leitungen
Signale können sich aber erst ab einer bestimmten Frequenz im Hohlleiter
ausbreiten. Diese Frequenz ist von den Abmessungen des Hohlleiters, speziell von
der Seite a, abhängig. Ausbreitungsbedingungen bestehen, wenn die Welle kleiner
als die sogenannte Grenzwellenlänge λ Grenz wird.
Die Grenzwellenlänge rechteckförmiger Hohlleiter ergibt sich aus der Formel:
λ Grenz = 2 • a λ Grenz = Grenzwellenlänge [m]
a = längere Seite des Hohlleiters [m]
2.1 Skineffekt
Dass sich außerhalb von stromdurchflossenen Leitern ein Magnetfeld aufbaut, ist als
bekannt vorauszusetzen. Auch im Innern eines Leiters baut sich ein Magnetfeld auf
und wechselt periodisch seine Richtung. Durch die Änderung des Magnetfeldes
werden aber Ströme erzeugt, die das Magnetfeld ringförmig umschließen. Dadurch
schwächen sie den Primärstrom im Innern des Leiters nahe der Mittelachse,
während die Wirbelströme in der Nähe der Oberfläche den Primärstrom verstärken.
Abbildung 3: Skineffekt
Wechselströme werden durch die Bildung von Wirbelströmen im
Leitungsinnern zur Leiteroberfläche verdrängt. Dieses Phänomen bezeichnet
man als Skineffekt.
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Hohlleiter
Je höher die Frequenz ist desto stärker ist dieser Skineffekt ausgeprägt. Der
Skineffekt verkleinert den effektiv genutzten Leitungsquerschnitt. Um den Skineffekt
so klein wie möglich zu halten, werden in der HF- Technik Leiter mit möglichst
großer Oberfläche eingesetzt ( HF- Litze, Bandleiter, usw.).
Der frequenzabhängige Widerstand kann berechnet werden. Er ergibt sich zu:
l ist die Drahtlänge,
r dessen Radius,
µ0 die magnetische Feldkonstante,
µr die Permeabilität,
σ die Leitfähigkeit des Materials und
ω die Kreisfrequenz (ω=2πf).
3 Hohlleiter
3.1 Ausbreitung elektromagnetischer Wellen
Hochfrequente Energie, die in einen Hohlleiter eingespeist wird, baut im Innern eine
elektromagnetische Welle mit E- und H- Feld auf. Diese elektromagnetische Welle
breitet sich mit nahezu Lichtgeschwindigkeit in dem Hohlleiter aus.
Zwischen den a- Wänden bildet sich ein E- Feld aus, das zu den b- Wänden hin
abnimmt und schließlich an den Wänden kurzgeschlossen wird. Das E- Feld weist
im Querschnitt einen sinusförmigen Verlauf auf.
Abbildung 4: E- Feld im Hohlleiter (Querschnitt,
Momentaufnahme, H10- Modus)
In Längsrichtung wechselt das E- Feld periodisch mit der Frequenz seine Polarität
und bildet jeweils im Abstand von λ /2 ein Maximum aus.
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Hohlleiter
Die Felder verharren nicht in
den jeweiligen Zuständen,
sondern ändern, über die
Zeitachse betrachtet, ihre
Intensität und Polarität im
Rhythmus des
Eingangsignals.
Das Dämpfungsverhalten von
Hohlleitern ist stark
frequenzabhängig. Ein
Hohlleiter, mit der
Grenzfrequenz betrieben,
weist noch eine relativ starke
Dämpfung auf, die erst mit der
Erhöhung der Frequenz ein
Minimum erreicht, das über
einen bestimmten Bereich fast Abbildung 5: H- Feld im Hohlleiter (Draufsicht, Momentaufnahme)
konstant bleibt, um
anschließend wieder
anzusteigen.
Ausschlaggebend für die gute Leitfähigkeit des rechteckigen Hohlleiters ist seine
Abmessung (Seite „a”) in Bezug auf die zu übertragende Frequenz. Hohe
Frequenzen benötigen Hohlleiter mit kleineren Abmessungen und umgekehrt.
Die Durchschlagsfestigkeit eines Hohlleiters hängt von den Abständen der
Hohlleiterwände ab, d.h. im Querschnitt kleine Hohlleiter (für hohe Frequenzen)
weisen eine geringere Durchschlagsfestigkeit auf als Hohlleiter mit großem
Querschnitt. Bei Rechteckhohlleiter ist der geringste Abstand, also die Länge der
Seite b, maßgebend. Um die Durchschlagsfestigkeit bei höheren
Übertragungsleistungen zu verbessern, wird im Innern des Hohlleiters ein Überdruck
erzeugt, der feuchte Luft aus dem Hohlleiter drückt, bzw. nicht eindringen lässt.
3.2 verschiedene Ausbreitungsmodi
Innerhalb eines Hohlleiters sind mehrere Ausbreitungsmodi möglich. Dabei ist eine
unterschiedliche Grenzfrequenz für jeden Modus durch die geometrischen
Abmessungen bestimmt. Ist die Frequenz des in den Hohlleiter eingespeisten
Signals oberhalb der Grenzfrequenz, kann die elektromagnetische Energie durch
den Hohlleiter mit minimaler Dämpfung transportiert werden. Unterhalb dieser
Grenzfrequenz wird die Energie schon nach kurzer Entfernung auf einen
unbedeutenden Wert abgeschwächt.
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Hohlleiter
Der überwiegend auftretende Modus in einem bestimmten Hohlleiter ist derjenige
Modus, der die niedrigste Grenzfrequenz hat. Für einen rechteckigen Hohlleiter ist
das der E10-Modus. Der E10-Modus bedeutet, dass alle elektrischen Feldlinien quer
zur Ausbreitungsrichtung befinden und kein elektrisches Feld in longitudinaler
Richtung existiert. Als Folge des elektrischen Feldes entsteht ein magnetisches
Feld H01 in longitudinaler Richtung.
Abbildung 6: Hohlleiterquerschnitte mit E-Feld bei verschiedenen Ausbreitungsmodi
Die Grafik zeigt die E-Feldverteilung im Hohlleiterquerschnitt bei verschiedenen
Ausbreitungsmodi. Der Index „m” gibt die Anzahl der Feldstärke-Maxima auf der
breiten Seite und „n” auf der schmalen Seite an - „n” ist in den hier gezeigten Fällen
Null.
Es ist ratsam, die Maße des Hohlleiters so zu wählen, dass sich die Energie nur in
dem gewünschten Modus ausbreiten kann. Ist der Hohlleiter z.B. so breit und die
Frequenz so hoch, so dass sich die Energie schon im E20- Modus ausbreiten kann,
treten eine Vielzahl von Problemen auf, da sich z. B. Ein- und Auskopplungen nun
nicht mehr im Maximum des Feldes befinden.
Eine andere Art weit verbreiteter
Hohlleitergeometrie ist der rechteckige
„double ridge” Hohlleiter. Die sich im
Inneren des Hohlleiters befindlichen
Verdickungen („Rücken”) steigern die
Bandbreite des Hohlleiters allerdings
auf Kosten der Dämpfung und der
Durchschlagsfestigkeit.
Abbildung 7: Double ridge Hohlleiter
Von Reflexion (lat. reflectere: zurückbeugen, drehen) spricht man, wenn ein
Lichtstrahl, eine elektromagnetische Welle, oder ganz allgemein, eine Welle (z. B.
Schall) - von einer Oberfläche zurückgeworfen wird. Er gehorcht dabei dem
Reflexionsgesetz, d. h. der Eintrittswinkel des einfallenden Strahls ist gleich dem
Austrittswinkel. Die beiden Winkel werden zum Einfallslot hin gemessen. Das ist eine
Gerade, die im Auftreffpunkt des Lichtstrahls senkrecht auf der Oberfläche steht. Ein
Spiegel nutzt die Reflexion unter anderem, damit man sich selbst betrachten kann,
oder damit man in verdeckte Bereiche blicken kann.
Bei Antennen wird die Sendeleistung durch Spiegel gebündelt und eine Richtwirkung
erreicht.
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Hohlleiter
Anwendungen nicht ebener Spiegel sind beispielsweise konkav gekrümmte
Hohlspiegel als Rasierspiegel, Parabolspiegel für Satellitenantennen oder zur
Lichtbündelung in Teleskopen. Konvex gekrümmte Spiegel dienen z. B. als
Außenspiegel an Fahrzeugen und zeigen größere Bereiche als gleich große
Planspiegel. Eine weitere Anwendung sind die so genannten Reflektoren, die im
Straßenverkehr (Scheinwerfer, Rückleuchte; das auf dem Trippelspiegel-Konzept
basierende Katzenauge), in der Fotografie (Blitzlicht), aber auch bei der
Energiegewinnung (Sonnenkraftwerk) zum Einsatz kommen.
Wird ein Teil elektromagnetischer Strahlung reflektiert bzw. transmittiert und ein Teil
absorbiert, so spricht man von Remission (Optik).
Reflexion in der Akustik: Gespiegelte Reflexionen, die durch Schallwellen erzeugt
werden, die von nicht absorbierenden harten Oberflächen der Wände, dem Boden
und der Decke abspringen können starken Nachhall erzeugen. Hierbei ist auch das
unerwünschte Schlagecho von der Rückwand oder das Flutterecho von parallelen
hart reflektierenden Wänden bekannt. Schallwellen, die eine Laufzeitverzögerung
zum direkten Schall von mehr als 50 ms haben, können einzeln hörbare Echos
erzeugen, was auch von der Impulsart und der Höhe des reflektierten Pegels
bestimmt wird. Echos zerstören den Direktschall und sind für eine schlechte
Sprachverständlichkeit verantwortlich. Eine Ausgewogenheit von Reflexion,
Absorption und Diffusität ist wünschenswert.
3.3 Druckluft im Hohlleiter
Die Durchschlagsfestigkeit und die Durchlassdämpfung eines Hohlleiters wird durch
Luftfeuchtigkeit im Inneren sehr verschlechtert. Deshalb wird das gesamte
Hohlleitersystem oft mit Druckluft gefüllt, die in einem Dehydrator aufwändig
getrocknet wurde. Wenn irgendwo im System eine undichte Stelle ist, dann wird dort
ständig Druckluft entweichen und somit das Eindringen von Feuchtigkeit verhindern.
Zusätzlich kann mittels eines Druckschalters, die
Verringerung des Druckes als Maß für die Dichtheit des
Systems nutzend, Schutzschaltungen ausgelöst werden,
um Überschläge bei eingedrungener Feuchtigkeit sicher zu
verhindern. Die Höhe des Überdruckes spielt für die
Wellenausbreitung im Hohlleiter praktisch keine Rolle. Die
Wahl der Höhe des Überdruckes wird nur durch die
Ansprechschwelle des Druckschalters bestimmt und sollte
nur mindestens so hoch sein, dass bei weit verzweigten
Hohlleitersystemen auch am letzten Ende noch
ausreichend Druck ankommt.
Abbildung 8: Dehydrator der
PAR-80
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Hohlleiter
Die Luft wird meist durch eine oder mehrere
Trockenpatronen geleitet, die mit einem Granulat aus
Silikagel gefüllt sind. Dieses Silikagel ist stark
hygroskopisch und nimmt die Luftfeuchtigkeit in seinem
Kristallgitter auf. Dabei verändert es seine Farbe, die
somit als Indikator genutzt werden kann.
Abbildung 9: Silikagel in einer
verbrauchten Trockenpatrone
3.4 Einspeisung der Energie
Die elektrische Energie wird mit einer Sonde
eingekoppelt, die λ /4 vom geschlossenen
Ende entfernt in den Hohlleiter hineinragt. Der
Einspeisepunkt ist somit λ /4 vom Ende und λ/4
von den b-Seiten entfernt. Die sich von der
Sonde des Kopplers ablösende Welle „sieht” an
drei Seiten den unendlich hohen Widerstand
der kurzgeschlossenen λ /4- Leitung. Die
elektromagnetische Welle kann sich also nur in Abbildung 10: Einspeisung der Energie
der verbleibenden Richtung ausbreiten.
Bei der Sondenkopplung wird zuerst ein E-Feld erzeugt, welches ein H-Feld zu
Folge hat.
Hohlleitersonden sind prinzipiell reversibel,
d.h. eine Sonde zum Einkoppeln von HFEnergie kann ebenso gut auch zum
Auskoppeln von HF-Energie verwendet
werden.
Abbildung 11: Ausbreitungsrichtung
Bei der Schleifenkopplung wird zuerst ein H-Feld erzeugt, welches ein E-Feld zu
Folge hat.
Die effektivste Stelle für die Installation einer Schleifenkopplung ist diejenige, bei der
das H-Feld bei normaler Ausbreitung im Hohlleiter ein Maximum hat.
Durch eine Leiterschleife wird eine
Wechselspannung geleitet. Diese
verursacht ein Magnetfeld um die Schleife.
Da aber keine magnetischen Feldlinien
senkrecht auf leitenden Flächen stehen,
sondern parallel dazu verlaufen, nehmen
die magnetischen Feldlinien die Formen des
Abbildung 12: Schleifeneinkopplung
Hohlleiters an und bilden geschlossene
Linien.
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Hohlleiter
Diese Feldlinien ändern ihre Richtung im Takt der Frequenz und wandern als feste
Pakete längs zum Hohlleiter in die Ausbreitungsrichtung.
3.5 Hohlleiterverbindungen
Ein Hohlleitersystem wird in den seltensten Fällen aus einem Stück gefertigt. Es ist
also fast immer eine Verbindung der einzelnen Elemente notwendig. Man
unterscheidet hierbei drei Hauptarten:

Feste Verbindung
Die feste Verbindung wird bei der Fertigung vorgenommen. Die
Hohlleiterabschnitte werden bis auf einige tausendstel Millimeter genau
zusammengefügt und verlötet. Damit wird eine luftdicht abgeschlossene und
spiegelglatte Verbindung erreicht.

Halbfeste Verbindung
Müssen die Hohlleiterabschnitte zur Durchführung von Wartungs- und
Reparaturarbeiten demontierbar sein, so wird eine halbfeste Verbindung
verwendet. Die am meisten verwendete Verbindung ist die sogenannte
Drosselverbindung.

Drehbare Verbindung
In Fällen, in denen die Energie von einem feststehenden zu einem
rotierenden Teil der Anlage (z.B. zur Antenne) übertragen werden soll,
verwendet man runde Hohlleiter. Der Übergang von dem festen zum
rotierenden Teil kann ebenfalls eine Drosselverbindung sein.
Die Verbindungsstücke müssen einen Reflexionsfreien Übergang von einem
Hohlleiterabschnitt zum anderen und damit kleinstmögliche Verluste an der
Übergangsstelle gewährleisten. Kleinste Unregelmäßigkeiten an der
Verbindungsstelle können erhebliche Verluste bewirken.
3.5.1 Die Drosselverbindung
Die Drosselverbindung besteht aus zwei Flanschen, die zusammengeschraubt
werden. In deren Mitte sind die zu verbindenden Hohlleiter angebracht. Der rechte
Flansch ist flach. In den linken Flansch ist ein Schlitz mit der Tiefe von λ /4
eingedreht. Dieser Schlitz ist an seinem Ende kurzgeschlossen.
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Hohlleiter
Abbildung 13: Drosselverbindung
Der Kreisdurchmesser des Schlitzes ist so bemessen, dass er von der Mitte der
oberen bzw. unteren Wand der zu verbindenden Hohlleiter - aber auch von den
Stellen, an denen im Hohlleiter die höchste Spannung auftritt - ebenfalls λ /4 entfernt
liegt. Der Kurzschluss des Schlitzes liegt demnach λ /4 + λ /4 = λ /2 von den Stellen
entfernt, an denen die obere bzw. die untere Wand
der Hohlleiterabschnitte zusammenstoßen.
Auf Grund dieser Tatsache wird ein Kurzschluss an
diese Stellen transformiert. Es besteht somit eine
(HF) elektrisch leitende Verbindung zwischen den
beiden Hohlleiterabschnitten. Eine galvanische
Verbindung der beiden Hohlleiter bzw. der Flansche
ist dabei nicht notwendig. Deshalb ist es möglich,
zwischen den beiden Flanschen eine
Abbildung 14: Diagramm einer
Gummidichtung einzubringen, um auf diese Weise
Drosselverbindung
das Innere der Hohlleiter luftdicht abzuschließen.
Die Bezeichnung „Drosselverbindung” für die
beschriebene Flanschverbindung ist auf die
Wirkung wie eine HF-Drossel zurückzuführen. Wie
bei einer HF-Drossel soll die HF an der
Abwanderung durch das Verbindungsstück nach
außen gehindert werden.
Abbildung 15: Drosselverbindung mit EKrümmung eines Hohlleiters der ASR-910
3.5.2 Krümmungen
Vorraussetzung für eine reflexionsarme Fortpflanzung der Energie in einem
Hohlleiter ist die konstante Größe und Form über seine gesamte Länge. Jede
plötzliche Veränderung von Größe und Form verursacht Reflexionen.
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Hohlleiter
Sind solche unerwünscht, so muss jede Änderung von Größe und Form allmählich
vorgenommen werden oder es müssen Spezialvorrichtungen verwendet werden, bei
deren Konstruktion bestimmte Regeln beachtet werden.
Bei allmählichen Krümmungen ist darauf zu achten, dass der Krümmungsradius
größer als zwei Wellenlängen ist.
Abbildung 16: H – Krümmer
E - Krümmer
In diesem Fall werden die Reflexionen auf ein Minimum beschränkt, und zwar
gleichgültig, ob die Krümmung an der breiten oder an der schmalen Seite des
Hohlleiters vorgenommen wird.
Scharfe Krümmungen um 90° haben
normalerweise Reflexionen zur Folge.
Diese werden durch Verwendung
solcher Winkelstücke vermieden.
Abbildung 17: Winkelstücke
3.5.3 Drehungen
Ist es erforderlich, die elektromagnetischen
Felder zu drehen, so wird dies durch ein
Verdrehen des Hohlleiters erreicht. Die
Drehung soll allmählich verlaufen und sich über
mindestens zwei Wellenlängen erstrecken.
Abbildung 18: Hohlleiterdrehung
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Hohlleiter
Um jede Art von Krümmungen und Drehungen
zu ermöglichen, werden oft flexible
Hohlleiterabschnitte eingebaut. Ihr biegsamer
Teil kann in jede Richtung gebogen werden.
Allerdings ist die Dämpfung in solchen
Hohlleitern höher als in festen Abschnitten.
Abbildung 19: Flexibler Hohlleiter
3.5.4 Drehbare Verbindung
Für eine drehbare Verbindung eignet sich besonders ein runder Hohlleiterabschnitt.
Die im Bild gezeigte drehbare Verbindung ist die gebräuchlichste Variante.
Bewegter Abschnitt
Der eigentliche Übergang
vom stationären Abschnitt
zum bewegten Abschnitt ist
wiederum eine
Drosselverbindung
Stationärer Abschnitt
Abbildung 20: drehbare Verbindung
Der runde Hohlleiterabschnitt ist so bemessen, dass er die elektromagnetischen
Wellen als H0,1 Welle überträgt. Die rechteckigen Hohlleiteranschlüsse sind so
angebracht, dass sie den kreisförmigen Hohlleiter daran hindern, im falschen Modus
zu arbeiten. Die Länge der Resonanzstücke ist 3/4 λ, so dass eine hohe Impedanz
für unerwünschte Modi erreicht wird.
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Hohlleiter
In Fällen, in denen die Energie
von einem feststehenden zu
einem rotierenden Teil der
Anlage (z.B. zur Antenne)
übertragen werden soll,
verwendet man entweder
runde Hohlleiter, oder einen
kurzen koaxialen Abschnitt im
Hohlleitersystem, der im
Zentrum einer drehbaren
Abbildung 21: rotierende Verbindung
Verbindung steht.
Mittels einer Sonde wird die HF-Energie vom Hohlleiter in den Koaxialabschnitt einoder ausgekoppelt.
3.6 Hohlleiterabschlüsse
Soll die im Hohlleiter transportierte Energie am Hohlleiterende nicht in den freien
Raum abgestrahlt werden, so muss der Hohlleiter mit einem als Wirkwiderstand
arbeitenden Bauelement belastet werden (Dummy-Load).
Das Hohlleiterstück ist mehrere
Wellenlängen lang und mit
grafitüberzogenem Sand gefüllt.
Treten die Felder in den Sand ein, so
fließen Ströme und die Energie wird
in Wärme umgewandelt. Um diese
Wärme abzuführen, muss der
Hohlleiterabschluss gut gekühlt
Abbildung 22: Querschnitt eines Hohlleiterabschlusses
werden.
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Hohlleiter
3.7 Absorber
Häufig ist es notwendig, die HF-Energie im Hohlleiter abzuschwächen. So lässt sich
z.B. bei Messungen eine definierte Dämpfung festlegen. Dabei darf dies jedoch
keinerlei Reflexionen hervorrufen
Wird parallel zum H-Feld eine sehr dünne, aus
leitendem Material (z.B. kohlehaltiges Pertinax)
bestehende Folie eingebracht, erfolgt eine geringe
Beeinflussung des H-Feldes. Verstärkt man das
Material in seiner Schicht, so erfolgt eine teilweise
Absorption des H-Feldes.
Abbildung 23: Absorber
Die Beeinflussung der Energie ist von der Dicke
der Kohleschicht und von der Länge der Platte
abhängig. (Sie bestimmt die Dauer der Einwirkung
auf dem Übertragungsweg.) Aus
Anpassungsgründen für beide Richtungen ist die
beschichtete Platte keilförmig zugeschnitten, damit
ein stetiger Übergang entsteht.
Bei einem stetig regelbaren Absorber (engl.:
attenuator) wird die beschichtete Platte durch eine
Mechanik gedreht und beeinflusst das H-Feld
somit unterschiedlich.
Abbildung 24: regelbarer Absorber
3.8 Verzweigungsschaltungen
3.8.1 H- oder Parallelverzweigung
Oft wird die durch einen Hohlleiter transportierte Energie nicht nur an einem
Verbraucher benötigt, sondern an mehreren Endgeräten. Dazu verwendet man
sogenannte Hohlleiterverzweigungen.
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Hohlleiter
Zuerst wird der Aufbau (Abbildung 25) betrachtet. Diese Verzweigung wird H- oder
Parallelverzweigung genannt.
Das H-Feld erreicht die Verzweigung und teilt sich auf beide Zweige in Verhältnis der
Endbelastung auf. Die E-Feldlinien wandern phasengleich in beide Richtungen.
E- Feld phasengleich
Abbildung 25: H-Verzweigung
H- Feld
Ersatzschaltbild
3.8.2 E- oder Serienverzweigung
In der E- oder Serienverzweigung teilt sich der Energiefluss in beide Richtungen mit
180° Phasenunterschied auf. Das Ersatzschaltbild macht deutlich, dass diese
Verzweigungsart zu gleichem Strom, aber unterschiedlichen Spannungen an den
Verzweigungen führt.
Abbildung 26: E-Verzweigung
3.8.3 Magic - T
Die Kombination aus Serien- und Parallelverzweigung nennt man Magic –T
(Hybrid - T).
Wird mit Hilfe der Kompensationsschrauben die Anpassung erreicht, so kann keine
Energie vom H-Eingang in den E-Eingang gelangen und umgekehrt. Die Ausgänge
B und C jedoch beinhalten die Summe aus beiden Eingängen.
Dieser Schaltungsbaustein wird zur Frequenzmischung und für Messzwecke
verwendet.
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Hohlleiter
Abbildung 27: Magic-T Verzweigungen
3.9 Messungen am Hohlleiter
Messungen am Hohlleiter können mit einer in der Abbildung 28 als Schnittmodell
gezeigten Einrichtung vorgenommen werden.
Der die Energie übertragende Hohlleiter, hat im zu messenden Bereich einen
schmalen Schlitz in der Mitte der breiteren Wand. Dieser Schlitz beeinflusst die
Felder im Hohlleiter nicht. Über eine durch den Schlitz zugeführte Sonde hat man
Zugang zu dem in der Mitte des Hohlleiters besonders starken E-Feld. Dieses
induziert in der Sonde eine Spannung. Die Sonde ist auf einem Gleitschlitten
montiert und überträgt die aufgenommene Energie über einen kurzen Hohlleiter zu
einer HF-Diode. Hier wird sie gleichgerichtet und kann dann einem Messgerät
zugeführt werden, welches die Stärke des E-Feldes anzeigt.
Abbildung 28: Schnittmodell f. Messungen
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Hohlleiter
Auf diese Weise kann sowohl das Stehwellenverhältnis als auch die Wellenlänge
gemessen werden.
Messmethoden: Der Messschlitten wird von A nach B bewegt.
Das Messinstrument zeigt nacheinander Umax, Umin und wieder Umax an.
Aus dem Verhältnis Umax : Umin wird das Stehwellenverhältnis berechnet.
Auf der Messstrecke ist eine genaue Skala angebracht. Mit den Werten dieser Skala
und den Maximal- bzw. Minimalwerten der Feldstärke kann die Wellenlänge
abgelesen bzw. berechnet werden.
3.10 Richtkoppler
Zwei benachbarte Hohlleiter, die durch
Schlitze gekoppelt sind, können sich
gegenseitig erregen. Dabei geschieht die
Einkopplung der fortlaufenden Welle
derart, dass nur der Teil der Wellen die
Erregung bewirkt, der in eine bestimmte
Richtung fließt. Die in die „falsche”
Abbildung 29: Prinzip vom Richtkoppler
Richtung fließenden Wellen sind durch
konstruktive Maßnahmen gegenphasig und löschen sich im Messhohlleiter aus. Das
ist für Messzwecke durchaus erwünscht.
Durch die im Bild gezeigte Anordnung
von zwei Richtkopplern kann nicht nur
Leistung und Reflexionsfaktor
gemessen werden. Durch den
Vergleich der Phasenlage zwischen
den Messpunkten kann auch eine
Aussage über die Impedanz des
gesamten Hohlleitersystems getroffen
werden.
3.11 Hornstrahler
Selbstverständlich kann man einen Hohlleiter an einem Ende einfach offen lassen,
um die elektromagnetische Welle in den freien Raum abstrahlen zu lassen. Da aber
der Wellenwiderstand der Luft einen anderen Wert hat, als der Hohlleiter, werden an
dieser Stelle durch die Fehlanpassung schädliche Reflexionen auftreten.
Deshalb werden die mechanischen Abmessungen des Hohlleiters an der Stelle des
gewünschten Austritts der Elektromagnetischen Welle ausgedehnt, um einen
besseren Übergang zu erreichen.
Diese Konstruktion nennt man Hornstrahler. Hornstrahler haben eine gute
Richtcharakteristik, die von der konstruktiven Gestaltung abhängen. Je länger die
geometrischen Abmessungen des Hornstrahlers sind, desto bessere
Richtcharakteristik und folglich ein höherer Gewinn sind erreichbar.
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Hohlleiter
Abbildung 30: Hornstrahler
Die Öffnung des Hornstrahlers ist mit einem dielektrischen Material (z.B.
Schaumpolystyrol) verschlossen. Wenn in dem Hohlleitersystem ein Überdruck
aufgebaut wird, werden als Dichtmittel keramische Werkstoffe oder Quarzglas
verwendet.
3.12 Runde und elliptische Hohlleiter
Heutzutage werden Hohlleiter mit rechteckigem Querschnitt eher für langwelligere
Anwendungen im UHF-Bereich angewendet. In höheren Frequenzbereichen werden
sie oft nur noch für kurze Verbindungen eingesetzt.
Runde Hohlleiter sind in höheren Frequenzbereichen günstiger, eine Verarbeitung ist
aber dafür komplizierter.Im Folgenden werden elliptische Hohlleiter beschrieben.
Mathematisch lassen sich runde Hohlleiter wie elliptische berechnen, wenn die
Seiten a=b gesetzt werden.
Die Errechnung der Grenzwellenlänge ist sehr kompliziert. Aber als visuelle
Faustregel kann festgestellt werden, dass elliptische Hohlleiter in ihren Ausmaßen
fast doppelt so groß wie elektrisch gleichwertige rechteckige Typen sind.
Entscheidender Vorteil eines flexiblen elliptischen Hohlleiters ist, dass größere
Längen davon in Rollen oder auf Kabeltrommeln transportierbar sind. Elliptische
Hohlleiter lassen dabei kleinere Biegeradien zu, als rein runde Hohlleiter
Abbildung 31: E-Feld im elliptischen Hohlleiter
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Abbildung 32: Zweiseitenansicht eines elliptischen
flexiblen Hohlleiters
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Hohlleiter
3.12.1 Grenzfrequenz elliptischer Hohlleiter
Die Grenzwellenlängen für die verschiedenen Ausbreitungsmodi in einem
elliptischen Hohlleiter können durch die parametrischen Nullstellen einer
modifizierten „Mathieu'schen Funktion” (erste Ableitung) und deren
Differentialquotienten für die H-Wellen, dargestellt werden. In einem elliptischen
Hohlleiter können cosinus-elliptische HCm,n- als auch sinus-elliptische HSm,n-Wellen
auftreten.
Für die Grundwelle (HC11) errechnet sich die Grenzwellenlänge des Hohlleiters nach
der Formel:
In dieser Gleichung bedeutet der Ausdruck
die
Exzentrizität e des elliptischen Hohlleiters und QC11 ist die 1.
Nullstelle der modifizierten (cosinus) „Mathieu'schen Funktion”
erster Ordnung und erster Ableitung.
allgemeiner Hinweis zu Hmn-Wellen:
„m” gibt die Anzahl der Feldstärke-Maxima auf der breiten Seite und „n” auf der schmalen Seite an.
Eine H21-Welle hat folglich zwei Feldstärke-Maxima auf der breiten und eines auf der schmalen Seite.
3.13 Filter im Hohlleitersystem
Filter in einem Hohlleitersystem bestehen im Prinzip
aus zwei aufeinander folgenden Leistungsteilern
(- 3db- Kopplern). Betrachten wir zunächst nur die
beiden in der Abb.33 durch grüne Kreise
gekennzeichneten Leistungsteiler. Diese haben
(noch!) gleichlange Verbindungen untereinander und
arbeiten wie eine Sende- Empfangsweiche mit 3
db/90° - Hohlleiterrichtkopplern auf dem
Empfangsweg und sind relativ Frequenz
unabhängig. Beide Signale haben durch die gleiche
Länge der Hohlleiterabschnitte zwischen den
Leistungsteilern definitiv auch die gleiche Phase.
Abbildung 33: Hohleiterrichtkoppler
Auf dem Sendeweg (hier: rot) teilt sich die Sendeleistung im ersten Koppler in zwei
gleichgroße Teile auf. In beiden Hohlleitern zwischen den Kopplern wird also je die
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Hohlleiter
halbe Sendeleistung (- 3dB) transportiert (Deshalb wird oft auch der Name: - 3dB
Hybrid für diese Art Leistungsteiler verwendet). Der abgezweigte Teil der Leistung
erhält eine Phasenverschiebung von 90°.
Im zweiten Leistungsteiler wird aber nur aus dem unteren Hohlleiterabschnitt wieder
die Leistung geteilt und summiert sich phasengleich im oberen Hohlleiterabschnitt
und löscht sich durch gegengesetzte Phasenlage im unteren Hohlleiterabschnitt aus.
Wenn jetzt aber der eine Zweig der beiden
Hohlleiterabschnitte eine Umwegleitung nach
Abb.34 erhält, dann stimmen die bisher
betrachteten Phasenverhältnisse nur noch, wenn
die Umwegleitung ein ganzzahliges Vielfaches
der übertragenen Wellelänge beträgt. Alle
anderen Frequenzen und somit deren
abweichenden Phasenlagen werden in der
gewünschten Ausbreitungsrichtung geschwächt
und bewirken, dass diese Konstruktion
Filtereigenschaften erhält.
Bei ungleichphasigen Signalhälften am - 3dB
Koppler wird die Leistung im anderen Zweig des Abbildung 34: Filter im Hohlleitersytem
Kopplers weitergeleitet und hier in einem
Absorber in Wärme umgewandelt. Statt dieses Absorbers kann auch eine
Weiterverarbeitung der hochfrequenten Leistung erfolgen, z.B. wenn das Filter als
Frequenzweiche eingesetzt wird.
3.14 -3dB-Koppler
Ein -3dB-Koppler teilt die auf einem
Hohlleiter ankommende Leistung in
zwei gleich große Teile auf. Dabei wird
die Phase des abgezweigten
Hohlleiters um 90° gedreht. In der
Grafik ist diese Phasendrehung durch
blaue Richtungspfeile (E-Feld)
angedeutet.
Diese Phasendrehung wird vielen
Anwendungen (z.B.: SendeEmpfangsweiche oder Diplexer/Filter)
gezielt ausgenutzt.
Abbildung 35: -3dB-Koppler
Um die Leitungen an die im Koppler
nun andere Geometrie des Querschnittes anzupassen wird an zentraler Stelle oft
eine auch von außen erkennbare kegelförmige Querschnittsänderung angebracht.
Der nicht benötigte Anschluss wird durch eine Blindplatte oder durch ein Dummy (sauberere Lösung!)
verschlossen.
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Hohlleiter
3.15 Sende- Empfangsweiche mit 3 db/90° -Hohlleiterrichtkopplern
Sende- Empfangs- Umschalter, die mit λ /4- Leitungsabschnitten arbeiten, haben
wegen genau dieser Frequenzabhängigkeit (λ /4) nur eine kleine Bandbreite.
(Eigentlich nur eine einzige Arbeitsfrequenz!) Aus Gründen der Störsicherheit ist
solche Begrenzung ungünstig.
Radargeräte, die mit mehreren, relativ weit auseinanderliegenden Frequenzen
arbeiten, benötigen breitbandigere Systeme, etwa den 3 db/90° Hohlleiterrichtkoppler. Dieser Sende- Empfangs- Umschalter arbeitet nach
folgendem Prinzip:
Abbildung 36: Sende-Empfangsweiche
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

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Die Sendeenergie teilt sich im Schlitzkoppler auf;
der Anteil, der den Schlitz passiert hat, erfährt eine Phasenverschiebung um 90°;
beide Leistungsanteile bringen die TR-Röhre zum Zünden;
an dieser durch Kurzschluss extremen Fehlanpassung wird die Sendeenergie reflektiert;
wieder teilt sich die Energie im Schlitzkoppler auf;
der Anteil, der den Schlitz passiert, erfährt eine nochmalige Phasenverschiebung um 90°;
beide Anteile in Richtung Sender haben nun einen Phasenunterschied von 180° und heben
sich nahezu auf; beide Anteile in Richtung Antenne sind gleichphasig und summieren sich
wieder zur vollen Leistung.
Im Empfangsfall sind die Gasentladungsstrecken erloschen und die
Empfangsenergie kann zum Empfänger geleitet werden. Nach dem Passieren der
zwei Schlitzkoppler mit anschließender Summation wird die Empfangsenergie rein
rechnerisch mindestens um den Anteil bedämpft, der im Abschlußwiderstand landet
(1,5 dB).
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Hohlleiter
3.16 Diplexer
Mehrfrequenzradargeräte mit mehreren Hochleistungsoszillatoren als Sender (POTPower-Oszillator-Transmitter) benötigen zur effektiven Arbeit einen Diplexer.
Der Diplexer ist eine Frequenzweiche und hat die Aufgabe, zwei Kanäle
unterschiedlicher Frequenz (also zwei Sender und zwei Empfänger) so zu
entkoppeln, dass diese an einer Antenne betrieben werden können. Die
Sendeenergie eines jeden Senders muss zur Antenne geleitet werden und die
jeweiligen Echosignale an die dazugehörigen Empfänger verteilt werden.
Dabei sollen die Signale im Durchgang
möglichst gering bedämpft werden und
die Entkopplung zwischen beiden
Kanälen sollte möglichst groß sein.
Besondere Vorteile eines Diplexers aus
Hohlleiterabschnitten sind einmal die
hohe Leistungsfestigkeit und zum
anderen ist auch ein einfacher
Frequenzwechsel durch Veränderung
der Längen der Umwegleitungen
möglich
Der Diplexer besteht im Wesentlichen
aus zwei -3 dB- Kopplern und zwei
verschieden langen Leitungen aus
Hohlleiterstücken. Die Wegdifferenz
beider Leitungen Δl = lA- lB muss so
gewählt werden, dass für beide
Frequenzen eine optimale
Leistungsanpassung entsteht. In der
Praxis werden diese Umwegleitungen
Abbildung 37: Diplexer in einer ASR-910
mit einem sehr großen Vielfachen der
Wellenlänge dimensioniert, da sich auch
kleinere Phasendifferenzen dann
vervielfachen und das Filter dadurch eine
schmalere Durchlasskurve erhält. Leider
wird dadurch der Diplexer aber auch für
mehrere andere Frequenzen durchlässig,
die, wenn sie im Spektrum der Senderöhre
auftreten können, dann durch zusätzliche
Filter unterdrückt werden müssen.
Ein weiterer Grund für die Nutzung einer
mehrfachen Wellenlänge ist, dass dadurch
der installierte Frequenzabstand zwischen
A- und B- Frequenz verringert wird. Dieser
Frequenzabstand ist dann konstruktiv
vorgegeben und lässt sich dann auch nicht
mehr durch ein Abstimmen optimieren.
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Abbildung 38: Prinzip eines Diplexers
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Hohlleiter
3.16.1 Abstimmung des Diplexers
Ein Diplexer arbeitet dann am effektivsten, wenn die abstimmbare Umwegleitung
folgende Bedingungen gleichzeitig erfüllt:
1. die Phasenverschiebung für die A-Frequenz muss 0° betragen;
2. die Phasenverschiebung für die B-Frequenz muss 180° betragen.
Die Werte in der nebenstehenden Grafik sind mathematisch dadurch vorgegeben,
dass die gleiche Hohlleiterlänge für die eine Frequenz ein gerades ganzzahliges
Vielfache und für die zweiten Frequenz ein ungeradzahliges Vielfache von der
halben Wellenlänge haben muss:
fB = fA• (19 + 0,5) / 19
Zwingt man die Radarstation dann trotzdem auf einen anderen Frequenzabstand, so
sind hohe Verluste im Diplexer sowohl auf dem Sende- als auch auf dem
Empfangsweg zu erwarten.
Abbildung 39: Frequenzdiagramm eines gegebenen Diplexers
Das heißt, nur bei einer Länge der Umwegleitung von genau dem 19-fachen der
Wellenlänge des A-Senders und der Arbeitsfrequenz des A-Senders von genau
2736 MHz erfüllt der Diplexer den geforderten Frequenzabstand von 72 MHz. Bei
allen anderen Frequenzen arbeitet dieser Diplexer mehr oder weniger uneffektiv.
Da die Sendeleistung aber erst nach dem Diplexer gemessen wird und zwei bis drei
Dezibel Dämpfung im Diplexer schon durch eine Erhöhung des Magnetronstromes
kompensiert werden können, fällt diese Uneffektivität meist nicht auf.
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Hohlleiter
Diese Dämpfung tritt aber genauso auch auf dem Empfangsweg auf! Und wenn vom
Echosignal nur die Hälfte am Empfänger ankommt, wird sich die Besatzung nur
wundern, dass der B-Sender aus unerklärlichen Gründen keine Reichweite erzielt.
Abhilfe würde hier nur durch eine Zuweisung von Arbeitsfrequenzen geschaffen
werden können, die der Diplexercharakteristik angepasst sind. Das heißt im unteren
Frequenzband ein geringerer, im oberen Frequenzband ein größerer
Frequenzabstand als 72 MHz. Der Hersteller trägt diesem Fakt schon dadurch
Rechnung, dass in der Vorschrift zulässige Toleranzen von bis zu zwei Megahertz
genannt werden. Aber die deutsche Gründlichkeit versaut dass wieder, wenn immer
ein möglichst genauer (und vor allem: ein angeblich konstanter!) Frequenzabstand
von 72 MHz gefordert und so auch eingestellt wird.
3.17 Hohlleiter mit abstimmbarer Länge
Sicherlich könnte man sich schon vorstellen, dass man
einen Hohlleiter baut, der teleskopartig in der Länge
verlängert werden kann. Aber die Stoßstellen zwischen
den beweglichen Hohlleiterabschnitten müssen sehr gut
elektrisch leitend sein und dürfen aber trotzdem keine
Veränderung in der Querschnittsgeometrie aufweisen. Da
dies nur im Idealfall möglich ist, werden solche
Hohlleiterverbindungen praktisch immer Reflexionen
verursachen.
Deshalb wird (ähnlich wie bei der SendeEmpfangsweiche mit 3 db/90° - Hohlleiterrichtkopplern
aber diesmal auf dem Sendeweg) lieber ein
Abbildung 39: Hohlleiter mit
Kurzschlussschieber eingesetzt, dessen elektrischer
abstimmbarer Länge
Kontakt mit der Hohlleiterwand besser beherrschbar ist.
In die Berechnung der Länge der Umwegleitung muss
aber die Phasendrehung von 180° bei der Reflexion am Kurzschlussschieber mit
eingehen!
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Hohlleiter
4 Anwendungsgebiete
4.1 Parabolantennen
Die Parabolantenne stellt von
den in der Radartechnik
eingesetzten Antennentypen
die am häufigsten
angewendete Form dar. In der
Abbildung ist der Aufbau einer
„normalen” (symetrischen)
Parabolantenne skizziert. Der
Erreger (im Brennpunkt F
angeordnet) leuchtet den
symetrischen Reflektor aus.
Im Idealfall werden aufgrund
der besonderen Eigenschaft
eines Parabols, die von dem
Erreger (Primärstrahler)
Abbildung 40: Parabolantenne
ausgehenden Strahlen im
Parabol (Sekundärstrahler) in eine Richtung parallel zur Parabolachse A reflektiert.
Damit weisen die Strahlen bis zu einer beliebigen Ebene senkrecht zur
Parabolachse keine Wegunterschiede auf
Dieser Idealfall kommt in der Praxis nicht vor. Bedingt durch herstellungstechnische
Unzulänglichkeiten erfolgt die Abstrahlung eher keulenförmig.
Eine Parabolantenne besitzt ein weitgehend rotationssymetrisches Richtdiagramm
von hohem Gewinn, hohem Vor-/ Rückverhältnis und relativ kleinen Nebenzipfeln
4.2 Stacked Beam Cosecans² - Antennen
Bei einer Stacked Beam Cosecans² - Antenne wird ein Reflektor durch mehrere
übereinander angebrachte Primärstrahler angestrahlt.
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Hohlleiter
Jeder Primärstrahler strahlt schon gerichtet ab. Verteilt man die Sendeleistung
ungleichmäßig auf die einzelnen Strahler, so nähert sich die Antennencharakteristik
der Cosecans²- Charakteristik.
Abbildung 41: Stacked Beam Cosecans²- Antennendiagramm
Bei Verwendung mehrerer Empfangskanäle kann auch eine Höhenzuordnung
erfolgen, da nun einzelne Flugziele einzelnen Beams zugeordnet werden können
Abbildung 42: Strahleranordnung bei der P-40 („Long
Track”)
5 Literaturverzeichnis
//db0fhn.efi.fh-nuernberg.de
//www.ihf.uni-stuttgart.de
//wwwex.physik.uni-ulm.de
//www.melifon.de/Hohlleiter
//www.itnu.de/radargrundlagen/leitungen
//infos.aus-germanien.de/Hohlleiter
//www.hf.ruhr-uni-bochum.de
Buch: Lineare Elemente der Höchstfrequenztechnik/ Autor: Werner Bächtold
Unterlagen HF-Technik von Dr. Langhans
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