Klassische Elektrodynamik von Walter Greiner 7., überarb. Aufl. Klassische Elektrodynamik – Greiner schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG Harri Deutsch 2008 Verlag C.H. Beck im Internet: www.beck.de ISBN 978 3 8171 1818 2 328 IV Elektrodynamik übrig. Der Druck, der von der Welle im zeitlichen Mittel ausgeübt wird, ist damit μ ω 1/2 1 ∞ | F| σ 2ω √ p= = 2A2 exp − κ z dz ΔF c σπ c 2 2 μ ω 1/2 1 σ c √ · . = A2 c σπ 2 ω κ 2 0 Es ist κ = (2π μ σ · ω −1 )1/2 . Damit ergibt sich für den Druck p = A2 /(4π ). Der Druck ist also unabhängig von der Beschaffenheit des Materials und der Frequenz der Welle. Aufgabe 17.2 18 Hohlleiter und Hohlraumresonatoren Wir untersuchen die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen in Hohlleitern und Hohlraumresonatoren, d. h. in hohlen, zylinderförmigen Metallkörpern. Der Metallkörper hat überall den gleichen Querschnitt, und seine Oberfläche wird als idealer Leiter angenommen. Ist der Körper geschlossen, spricht man von einem Hohlraumresonator, ist er an den Enden offen, so wird er als Hohl- oder Wellenleiter bezeichnet. In dem Zylinder befinde sich ein homogenes Material mit der Dielektrizitätskonstanten ε und der Permeabilität μ . z x ε,μ y Mit einer Zeitabhängigkeit e− iω t des elektromagnetischen Feldes im Inneren des Zylinders nehmen die Maxwellgleichungen die folgende Gestalt an: Ein Hohlleiter. ∇ × E = i ω B, ∇ · E = 0, ∇ × B = − iμ ε ω E , ∇ · B = 0. c c (18.1) In diesen Gleichungen sind E und B noch miteinander gekoppelt. Wir bilden nochmals die Rotation und erhalten nach Umformungen die aus Kapitel 16 bekannten Wellengleichungen (siehe Gl. (16.5a), (16.5b)): ∇2 E + με ω2 E = 0, ∇2B + μ ε ω2 B = 0. (18.2) c2 Aufgrund der Zylindersymmetrie des Problems erwarten wir in positiver und negativer z-Richtung laufende Wellen oder entsprechende stehende Wellen: E (x, y, z, t) = E (x, y) ± ikz− iω t , (18.3) B(x, y, z, t) = B(x, y) e c2 wobei die Wellenzahl k ein noch unbekannter reeller oder komplexer Parameter ist. 18 Hohlleiter und Hohlraumresonatoren 329 Mit diesem Ansatz vereinfacht sich die Wellengleichung (18.2), wenn wir den Differentialoperator ∇2 umschreiben: 2 ∂ ∂2 ∂2 ∇2 = + + = ∇2t + ∇2z , ∂x2 ∂y2 ∂z2 E -Feld wobei ∇2t der transversale Teil des Operators ist. Dann erhalten wir für das (entsprechend auch für B): ω2 ω2 ∂2 ∇2 + μ ε 2 E = ∇2t + 2 + μ ε 2 E (x, y) · e± ikz− iω t c ∂z c ω2 2 2 = ∇t + μ ε 2 − k E (x, y) · e± ikz− iω t = 0. c Diese Gleichung muß für alle t und alle z gelten, so daß ω2 ∇2t + μ ε 2 − k2 E (x, y) = 0 (18.4) c gilt. Wir zerlegen das Feld in eine Komponente parallel zur z-Achse und eine senkrecht dazu E = Ez + Et , B = Bz + Bt . (18.5) Jetzt zeigen wir, daß es genügt, die z-Komponenten des E - und B-Feldes zu kennen, da sich die Transversalkomponenten durch sie darstellen lassen. Nach Gleichung (18.1) gilt nämlich ∇ × E = iω B, c und unter Verwendung von (18.5) folgt ∇t + ∇z × Et + Ez = iω Bt + Bz . c Es ist nun z × E z = ∂Ez · ez × ez = 0. ∇ ∂z Die beiden Terme ∇t × Et und Bz sind die einzigen Vektoren in z-Richtung, so daß wir komponentenweise aufspalten können: t × Et = iω Bz , z × Et + ∇ t × E z = iω Bt . ∇ ∇ (18.5a) c c Die letzte Gleichung multiplizieren wir vektoriell von links mit ∇z , was uns auf iω z × Et + ∇z × ∇ t × Ez ∇z × Bt = ∇z × ∇ c führt. Lösen wir die beiden zweifachen Vektorprodukte, dann ergibt sich dafür ∇z × ∇ z × Et = ∇z ∇ z · Et − ∇ z · ∇ z Et , ∇z × ∇ t × Ez = ∇t ∇ z · Ez − ∇ z · ∇ t Ez . 330 IV Elektrodynamik Zwei der Klammern sind Null, weil sie das Skalarprodukt zwischen orthogonalen Vektoren darstellen. Damit erhalten wir die Gleichung ∂Ez iω −∇2z = Et + ∇t ∇z × Bt . ∂z c Nach Gleichung (18.3) gilt ∂2 −∇2z Et = − 2 Et (x, y) · e± ikz− iω t = k2 Et ∂z und wir erhalten k2 Et + ∇t ∂Ez = ∂z iω ∇z × Bt . c (18.6) Entsprechend verfahren wir mit der zweiten Maxwellgleichung aus (1): ∇ × B = − iω μ ε E , c die wir ebenfalls in ihren transversalen und longitudinalen Anteil aufspalten, was t × Bt + ∇ t × Bz + ∇ z × Bt + ∇ z × Bz = − iω μ ε Et − iω μ ε Ez ∇ c c ergibt. Nach den gleichen Überlegungen reduziert sich die Gleichung auf t × B z × Bt − iω μ ε Et , z = −∇ ∇ c vgl. die zweite Gleichung (18.5a). (18.7) In Gleichung (18.6) wird die rechte Seite durch Gleichung (18.7) ersetzt: ∂Ez iω ω2 2 k Et + ∇t =− ∇ t × Bz + 2 μ ε Et . ∂z c c Et auf, so folgt Lösen wir nach 2 ω ∂ iω 2 μ ε − k E = ∇ ∇t × Bz . E + t t z c2 ∂z c Setzen wir ω2 c2 μ ε − k2 = 0 voraus, so ergibt sich nach Division die Gleichung 1 Et = ω2 ∇t ∂Ez − iω ez × ∇t Bz ∂z c (18.8a) −k c2 und vollkommen analog 1 ∇t ∂Bz + iω μ ε ez × ∇t Ez . Bt = (18.8b) ∂z c ω2 2 με 2 − k c Die Transversalkomponenten werden also durch die longitudinalen Komponenten vollständig bestimmt. Wir brauchen also nur die z-Komponente der Gleichung με 2 18 Hohlleiter und Hohlraumresonatoren 331 (18.4) (bzw. der entsprechenden Gleichung für B) zu betrachten. Im folgenden werden wir sehen, daß der gerade ausgeschlossene Fall ω 2 /c2 · μ ε − k2 = 0 durchaus auftreten kann. Er entspricht wegen der Dispersionsrelation für elektromagnetische Wellen gerade dem Fall einer nur in z-Richtung propagierenden Welle. Solche Wellen können keine z-Komponenten des elektrischen oder magnetischen Feldes haben, Ez = Bz = 0 (transversal elektromagnetische Wellen), daher sind die rechten Seiten der Gleichungen (18.8a), (18.8b) nicht unendlich, sondern einfach mathematisch nicht definiert. Randbedingungen: Da wir die Zylinderoberfläche O als idealen Leiter annehmen, müssen dort die Randbedingungen (vgl. Kapitel 17) n · B = 0, n × E = 0 erfüllt sein, wenn n der Normaleneinheitsvektor auf der Oberfläche ist (da wir Oberflächenladungen und -ströme zulassen wollen, sind keine unmittelbaren Aussagen über Dn und Ht möglich). Diese Bedingung ist gleich der Forderung Ez |O = 0, (n · Bt )|O = 0. Setzen wir in die zweite Gleichung Bt aus Gleichung (18.8b) ein, so wird ω 1 ∂Bz (n · Bt )O = n · ∇t + iμ ε (ez × ∇t )Ez 2 ∂ z c ω O μ ε 2 − k2 c 1 ∂Bz = n · ∇t = 0, ∂z O ω2 μ ε 2 − k2 c weil ez × ∇t Ez tangential zur Oberfläche O steht und deshalb n · (ez × ∇t Ez ) = 0 ist. Damit ergibt sich für Bz die Bedingung ∂Bz ∂ ∂Bz ∂ ∂Bz ∂Bz n · ∇t =0⇒ = = 0, = 0. ∂z ∂n ∂z ∂z ∂n ∂n O O O O Der letzte Schritt wird verständlich, wenn man bedenkt, daß die ganze z-Abhängigkeit der Welle von der Form Bz = Bz (x, y) · e i(kz−ω t) sein muß und daher ∂Bz /∂z = ikBz ist. Klassifizierung der Felder in Hohlleitern: TM-, TE- und TEM-Wellen: Die zweidimensionale Wellengleichung (18.4) für Ez und Bz zusammen mit den Randbedingungen für Ez und Bz an der Zylinderoberfläche bilden ein Eigenwertproblem (vgl. das Problem der schwingenden Membran aus der MechanikII). Für eine gegebene Frequenz ω gibt es nur bestimmte axiale Wellenzahlen k, die die Differentialgleichung und die Randbedingungen erfüllen (Wellenleiter), oder für eine gegebene Wellenzahl k sind nur bestimmte Frequenzen zugelassen (Hohlraumresonator). Im allgemeinen können nicht beide Randbedingungen gleichzeitig 332 IV Elektrodynamik erfüllt werden, weil die Randbedingungen unterschiedlich sind, obwohl die Eigenwertgleichungen formal übereinstimmen. Je nach den erfüllten Randbedingungen unterscheidet man die Felder transversal magnetisch TM: Bz = 0 überall, Ez |O = 0, ∂Bz transversal elektrisch TE: Ez = 0 überall, = 0. ∂n O Für TM-Wellen folgt die Randbedingung „Bz = 0 überall“ aus folgender Argumentation: Es gilt ohnehin stets ∂Bz /∂n|O = 0. Man muß aber auch Bz |O = 0 fordern, um die Randbedingung formal an die für das E-Feld anzupassen. Falls aber Bz |O = 0 und ∂Bz /∂n|O = 0, so muß Bz überall verschwinden. Entsprechend argumentiert man für TE-Wellen. Im Spezialfall „Bz = Ez = 0 überall“ spricht man von transversal elektromagnetischen Wellen (TEM). Dann folgt aus den Gleichungen (18.8a) und (18.8b) für γ2 ≡ με ω2 c2 − k2 = 0 2 nur die triviale Lösung Bt = Et = 0. Wir müssen also μ ε ωc2 − k2 = 0 betrachten, √ um nichttriviale Lösungen zu erhalten, d. h., für TEM-Wellen gilt k = μ ε · ωc . Dies entspricht gerade der üblichen Dispersionsrelation für elektromagnetische Wellen. Weil k als die Komponente des Wellenzahlvektors definiert wurde, die für Propagation in z-Richtung steht (siehe Gl. (18.3)), ist also in diesem Fall k = (0, 0, k), d. h., die Wellen propagieren ausschließlich in z-Richtung. Dak, E , B ein Rechtssystem bilden, ist es fernerhin klar, daß Ez = Bz = 0 sein muß. Das ergibt nämlich in den Gleichungen (18.8a) und (18.8b) den unbestimmten Ausdruck 0/0 (siehe Anmerkungen zu (18.8a), (18.8b)). Wir zeigen aber gleich, daß für √ k = μ ε · ω /c und Bz = Ez = 0 (automatische Erfüllung der Randbedingungen) E und B existieren. transversale Lösungen der Maxwellgleichungen für TEM-Wellen erfüllen die Laplace-Gleichung in zwei Dimensionen (18.4): Δ t ETEM = 0 und Δ tBTEM = 0. (18.9a) Wir zeigen, daß ETEM senkrecht auf BTEM steht. Aus der Maxwellgleichung folgt sofort ω i BTEM = ∇ × ETEM = (∇t + ∇z ) × ETEM c = ∇t × ETEM + ∂ ∂z (ez × ETEM ). Wegen Bz = 0 muß BTEM ein Vektor in der x, y-Ebene sein; das gleiche gilt für ETEM . Dann ist aber ∇t × ETEM ein Vektor in z-Richtung. Da aber auf der linken Seite der Gleichung nur ein Vektor in der x, y-Ebene liegt, folgt ∂ iω ∇t × ETEM = 0 und (ez × ETEM) = BTEM . (18.9b) ∂z c 18 Hohlleiter und Hohlraumresonatoren 333 Diese beiden Gleichungen folgen übrigens auch aus Gleichung (18.5a) mit Ez = Bz = 0. Daraus resultiert BTEM = c · ∂ (ez × ETEM). iω ∂z (18.10) ETEM darstellbar durch Ist ETEM = E0 TEM e i(kz−ω t) , so erhalten wir BTEM = c ik(ez × ETEM ) iω und mit k = μ ε · ω /c folgt die Beziehung BTEM = √μ ε (ez × ETEM ). (18.11) √ (18.12) Zwischen dem elektrischen und dem magnetischen Feld besteht somit der gleiche Zusammenhang wie bei der Ausbreitung einer Welle im unbegrenzten Medium. Die Gleichungen (18.9a) und (18.9b) zeigen, daß ETEM und BTEM beide die ETEM und BTEM aus skalaren Laplace-Gleichung erfüllen. Es ist sogar so, daß Potentialen ableitbar sind, die auch wieder die Laplace-Gleichung erfüllen. Da die Oberfläche des Leiters wegen der als unendlich groß angenommenen Leitfähigkeit eine Äquipotentialfläche ist, kann die zweidimensionale Wellengleichung nur trivial erfüllt werden, denn im Innern der Oberfläche verschwindet E . Zur Ausbreitung eines TEM-Feldes ist es notwendig, daß innerhalb des Leiters mindestens noch eine zur z-Achse symmetrische Oberfläche geschaffen wird, z. B. zwei konzentrisch kreisförmige Metallzylinder (Koaxialkabel). a b TEM-Wellen können sich nur in Koaxialkabeln ausbreiten. Koaxialkabel Beispiel 18.1 Ein Koaxialkabel kann eine reine TEM-Welle zusätzlich zu den TE- und TM-Wellen übertragen, während in einem rohrförmigen Hohlleiter nur TE- und TM-Wellen transportiert werden können. Für die TEM-Wellen gelten die Beziehungen: √ ω BTEM = √μ ε (ez × ETEM ). k = με , Δ tETEM = 0, sowie c Anstatt die Wellengleichung für E zu lösen, leiten wir das elektrische Feld aus einem Potential φ ab. Das geht, weil ∇t × Et = 0, siehe Gleichung (18.9b), also ETEM = (∇t φ ) e− i(ω t−kz) . Nun lösen wir die Wellengleichung für φ : Δ t φ = 0. 334 IV Elektrodynamik Beispiel 18.1 In Polarkoordinaten umgeschrieben lautet die Laplace-Gleichung 2 1 ∂ 1 ∂2 ∂ + + 2 2 φ (, ϕ ) = 0. 2 y ∂ ρ ϕ R2 R1 x mit A= ∂ϕ Auf dem inneren und äußeren Leiter ist das Potential jeweils konstant: φ (R1 , ϕ ) = φ 1 und φ (R2 , ϕ ) = φ 2 . Da die Randbedingungen vom Azimutwinkel ϕ unabhängig sind, ist φ selbst lediglich von abhängig. Die Wellengleichung vereinfacht sich daher zu ∂φ 1 ∂ = 0. ∂ Veranschaulichung des Querschnittes eines Koaxialkabels. ∂ ∂ Ihre Lösung ist φ () = A ln + B, φ1 − φ2 φ ln R1 − φ 1 ln R2 ;B = 2 , ln R1 − ln R2 ln R1 − ln R2 wie man durch Einsetzen leicht beweist. Die Feldkomponenten der TEM-Wellen lauten in 1. Zylinderkoordinaten ETEM(, ϕ , z, t) = Ae e− i(ω t−kz) ; BTEM(, ϕ , z, t) = √μ ε Aeφ e− i(ω t−kz) . 2. Kartesischen Koordinaten A (xex + yey ) e− i(ω t−kz) ; x2 + y2 √ BTEM(x, y, z, t) = ε μ A (−yex + xey ) e− i(ω t−kz) . x2 + y2 ETEM(x, y, z, t) = Der Koeffizient A kann auch mit Hilfe des Maximalwertes eines Feldes E oder B auf dem inneren oder äußeren Leiter ausgedrückt werden, wodurch die Kenntnis von φ 1 und φ 2 überflüssig wird. Der Koaxialleiter überträgt TEM-Wellen beliebiger Frequenzen mit der Geschwindigkeit des Lichtes im Dielektrikum und eignet sich deshalb als Breitbandkabel zur Übertragung breiter Frequenzbänder. Falls der innere Leiter entfernt wird (R2 → 0), kann man B aus der Randbedingung φ (R1 ) = φ 1 bestimmen. Das auf diese Weise erhaltene Potential φ () = A log(/R1 ) + φ 1 divergiert aber für = 0. Deshalb muß A Null sein. Das Potential wird konstant, d. h. es gibt keine TEM-Wellen in Hohlleitern. Die beiden Gleichungen (18.8a) und (18.8b) vereinfachen sich beträchtlich, wenn wir nur TE- oder TM-Wellen betrachten. Wird die z-Abhängigkeit durch den Exponentialfaktor e ikz gegeben, so werden die beiden Gleichungen für TM-Wellen gegeben durch Bt = 1 iμ ε ω (ez × ∇t )Ez , Et = 1 ik∇t Ez , (1) c γ2 γ2 18 Hohlleiter und Hohlraumresonatoren 335 Beispiel 18.1 da Bz überall verschwindet. Zur Abkürzung wurde γ 2 = με · ω 2 /c2 − k2 gesetzt. Setzen wir ∇tEz aus der zweiten Gleichung in die erste ein, so vereinfacht sich Bt weiter zu Bt = 1 2 γ ω γ2 iμ ε ez × Et c ik = μεω ck (ez × Et ). Entsprechend folgt aus den Gleichungen (8a) und (8b) für TE-Wellen: Et = − ω (ez × Bt ), Bt = ik ∇t Bz , ck γ2 (2) da die Komponente Ez überall Null ist. Das wichtige Resultat dieser Betrachtungen ist also, daß im Innern eines leitenden Rohres (Hohlleiter) reine Transversalwellen nicht mehr möglich sind (TM, TE) außer für die speziellen TEM-Wellen. Die TM- und TE-Wellen haben auch longitudinale Komponenten. Die zweidimensionale Wellengleichung (18.4) gilt für jede der drei skalaren Vektorkomponenten, insbesondere für Ez und Bz . Zusammen mit den Randbedingungen bilden sie ein Eigenwertproblem, nämlich TM-Wellen: (∇2t + γ 2 )Ez (x, y) = 0 TE-Wellen: (∇2t + γ 2 )Bz (x, y) = 0 Ez |O = 0, ∂Bz = 0. ∂n O Die Konstante γ 2 darf nie negativ werden, weil Ez und Bz Lösungen der Wellengleichung sein müssen und auch den Randbedingungen genügen müssen. Wäre γ 2 negativ, so wäre die Lösung eine Exponentialfunktion mit reellem Exponenten. Diese ist nicht periodisch und kann die Randbedingung für positive und negative x, y-Werte nur trivial erfüllen. Zu den positiven Eigenwerten γ λ2 erhalten wir eine Folge von Bzλ bzw. Ezλ , λ = 1, 2, . . . (die explizite Lösung liefert γ als Funktion des Abmessungen des Kabels, siehe Beispiel 18.3). Dann können wir aus (1) und (2) das TM- bzw. TE-Feld berechnen. Aus den Eigenwerten γ λ2 bekommen wir für eine bestimmte Frequenz ω eine Wellenzahl k in Abhängigkeit von λ . Aus γ λ2 = μ ε · ω 2 /c2 − k2 folgt √ c2 γ λ2 c2 γ λ2 με με 2 2 ω2 − . kλ = 2 ω − , kλ = μ ε c με c Wir setzen E c2 γ λ2 = ω λ2 , da dieser Ausdruck die Dimension einer Frequenz hat. Das liefert √ με ω 2 − ω λ2 . kλ = c με 2 E ω<ωλ 2 z ω>ωλ z Abklingende und laufende TM- und TE-Wellen. Die Wellenzahl kλ ist reell für ω ≥ ω λ und imaginär für ω < ω λ . Für imaginäre Wellenzahlen kλ erhalten wir als z-Abhängigkeit eine reelle Exponentialfunktion, d. h., die Welle klingt 336 IV Elektrodynamik exponentiell ab: e i(kz−ω t) = e− iω t e−|k|z . Es können sich also nur Wellen der Frequenz ω > ω λ im Wellenleiter fortpflanzen; ω λ stellt eine Grenzfrequenz dar. Die Abhängigkeit der Wellenzahl kλ von der Frequenz ist in der Skizze dargestellt. Auf der Abszisse tragen wir sowohl die Grenzfrequenzen ω λ als auch die laufende Frequenz ω , auf der Ordinate kλ c 1 · √ με ω auf. Es gilt die Beziehung 1 kλ c 1 · = √ kc 1 με ω με ω ω 2 − ω λ2 ω = 1− ωλ ω 2 , k c 1 so daß für ω ω λ die linke Seite √λ · gegen 1 strebt. με ω1 ω2 ω3 ω4 ω5 ω6 ω Abhängigkeit der Grenzfrequenzen ω λ von der Frequenz ω und der Wellenzahl k . ω Aus der Skizze lesen wir ab, daß bei gegebener Frequenz ω mit ω > ω 1 nur eine endliche Anzahl von Schwingungsmoden sich in dem Wellenleiter ausbreiten können. Die Existenz einer solchen Frequenzschranke ist die Ursache dafür, daß die Erscheinung nur im Hochfrequenzbereich auftritt. Die dazugehörige Wellenlänge muß kleiner als λ 1 = 2π ε /ω 1 ≈ a, die Abmessung des Systems, sein, um durch das Rohr laufen zu können (vgl. Beispiel 18.4). Auf dieser Eigenschaft beruht die Hauptanwendung der Hohlleiter als Leiter von Mikrowellenfrequenzen (Telefon, Sender usw.). Beispiel 18.1 Phasen- und Gruppengeschwindigkeit: Betrachten wir das Momentbild einer sinusförmigen fortschreitenden Welle, so verstehen wir unter der Wellenlänge λ den Abstand zweier Punkte, die zu jedem Zeitpunkt die gleiche Phase haben und unter der Phasengeschwindigkeit genau die Geschwindigkeit, mit der sich die Schwingungsphase ausbreitet. Ist T die Schwingungsdauer, so gilt für die Phasengeschwindigkeit vp = λ T = λω ω = . 2π k (18.13) In der Natur haben wir es jedoch nie mit monochromatischen Wellen bestimmter Frequenz und Wellenzahl zu tun, denn selbst bei scheinbar monochromatischen Lichtquellen handelt es sich um – wenn auch sehr kleine – Frequenzspektren und Wellenlängenbereiche. Solche allgemeineren Wellenbewegungen lassen sich durch Superposition von harmonischen Wellen beschreiben. Als Wellengruppe definieren wir einen Wellenzug von endlicher Länge (jeder Sender sendet nur endlich lange; der ausgesandte Wellenzug ist endlich). Wellengruppen können sich entweder in periodischer Folge wiederholen oder unperiodisch gestaltet sein. 18 Hohlleiter und Hohlraumresonatoren 337 Da in einem Medium mit Dispersion die Phasengeschwindigkeit von der Frequenz ω abhängt, weil die Dielektrizitätskonstante eine Funktion der Frequenz ist, ε = ε (ω ), sind die Phasengeschwindigkeiten der verschiedenen Wellen verschieden. Mit Fortschreiten der Welle ändern sich ständig die Phasendifferenzen, die Gestalt der Wellengruppe ändert sich also auch. Infolge der Dispersion bewegt sich irgendeine Marke des resultierenden Wellenbildes, z. B. der höchste Wellenberg, nicht mit der durchschnittlichen Phasengeschwindigkeit der verschiedenen Wellenkomponenten, sondern mit der Gruppengeschwindigkeit dω vg = . (18.14) dk vg Ψ(x,t) x Wellengruppe ohne periodische Wiederholung. Sie entsteht durch Überlagerung sehr vieler ebener Wellen ψ (x , t ) = c (k ) e i(k x −ω t ) dk (vgl. Bd. 1 Mechanik). Nur in einem dispersionsfreien Medium ist die Phasengeschwindigkeit vp gleich der Gruppengeschwindigkeit. Bevor wir jedoch den allgemeinen Fall studieren, erläutern wir den Unterschied zwischen Phasen- und Gruppengeschwindigkeit an einem einfachen Beispiel. Wir betrachten die Überlagerung zweier Wellen mit gleicher Amplitude und verschiedenen, aber benachbarten Frequenzen ω 1 , k1 bzw. ω 2 , k2 : U(x, t) = A e i(k1 x−ω 1 t) + e i(k2 x−ω 2t) k −k k1 +k2 k2 −k1 ω 1 +ω 2 ω 1 −ω 2 ω 2 −ω 1 1 2 = A e i 2 x− i 2 t e i 2 x− i 2 t + e i 2 x− i 2 t k +k ω 1 +ω 2 1 2 k1 − k2 ω1 − ω2 = 2A cos x− t e i 2 x− i 2 t . 2 2 vg= cos( k1−k2 ω1−ω2 xt) 2 2 ω1−ω2 κ1 − κ 2 dω dκ k1+k2 ω1+ω2 x - 2 t) e 2 i( Querschnitt aus einer periodischen Folge von Wellenbergen. Der einzelne Wellenberg bewegt sich mit der Gruppengeschwindigkeit vg . 338 IV Elektrodynamik Durch diese Umformung haben wir die Welle in einen mit ω 1 − ω 2 langsam oszillierenden Amplitudenfaktor und einen mit ω 1 + ω 2 schnell oszillierenden Phasenfaktor aufgespalten. Die Phase bewegt sich mit der Geschwindigkeit ω1 + ω2 ω für ω 1 ≈ ω 2 ≈ ω , vp = ≈ k1 + k2 k die Amplitude (Wellengruppe) bewegt sich mit der geringeren Geschwindigkeit ω1 − ω2 dω . vg = → k1 − k2 dk Die Energie einer Welle wird durch die Amplitude bestimmt, die Gruppengeschwindigkeit gibt somit auch im allgemeinen die Geschwindigkeit des Energietransports an. Jedoch bedarf das Gebiet anomaler Dispersion einer besonderen Betrachtung (siehe später Kapitel IV.19). Wir merken noch an, daß Gruppen- und Phasengeschwindigkeit und der Begriff des Wellenpaketes im Band 1 der Vorlesungen (Mechanik 1, Kapitel 32) auf strengere Weise eingeführt und diskutiert worden sind. Die Betrachtungen hier sollten das bereits Bekannte noch einmal ins Gedächtnis zurückrufen und anschaulich untermauern. Wellengeschwindigkeit im Hohlleiter Beispiel 18.2 Im Hohlleiter gilt für die Wellenzahl einer Schwingungsmode λ die Beziehung √ με ω 2 − ω λ2 . k = kλ = c Können wir für sehr große Frequenzen ω ω λ das zweite Glied unter der Wurzel vernachlässigen, so ist √ με ω, k= c und wir erhalten für Phasen- und Gruppengeschwindigkeiten den gleichen Wert vp = c ω = √ λ με und vg = dω c =√ . dk με Gänzlich andere Verhältnisse liegen vor, wenn diese Vernachlässigung nicht gemacht werden darf. Dann gilt für die Phasengeschwindigkeit vp = ω kλ c = √ με · 1 1− ω2 λ c > √ ; με ω2 die Phasengeschwindigkeit ist im Wellenleiter größer als im freien Raum. Für die Gruppengeschwindigkeit gilt 2 ω 2 − ω λ2 dω c kλ c = =√ · . vg = dkλ με ω c2 2 2 με kλ + ω λ με 18 Hohlleiter und Hohlraumresonatoren 339 Wenn die Frequenz ω einer Schwingungsmode λ gegen deren Grenzfrequenz ω λ geht, dann wird die zugehörige Phasengeschwindigkeit unendlich, die Gruppengeschwindigkeit wird Null (kλ = 0). Die Welle kann sich im Hohlleiter nicht mehr ausbreiten. Es ist offensichtlich immer c2 vp · vg = = c 2 . με Beispiel 18.2 Rechteckiger Hohlleiter Beispiel 18.3 Wir betrachten einen Hohlleiter mit rechteckigem Querschnitt. Die Lage des Koordinatensystems und die Dimensionen sind in der Skizze gegeben. Die Oberfläche des Hohlleiters wird als ideal leitend angenommen. Dann gelten die Randbedingungen n · B = 0 und n × E = 0, y E b (1) wenn n der Normaleneinheitsvektor auf der Oberfläche des Leiters ist. Schreiben wir die Bedingung (1) explizit auf, so bedeutet das Ey = Ez = Bx = 0 für x = 0, a und (2) Ex = Ez = By = 0 für y = 0, b. 0 x a λ 2 Für die Feldstärken setzen wir eine in z-Richtung fortschreitende Welle an: λ E (x, y, z, t) = E (x, y) e i(kz−ω t) , z (3) B(x, y, z, t) = B(x, y) e i(kz−ω t) . Gehen wir mit diesem Ansatz in die Wellengleichung 1 ∂2 Δ− 2 2 C =0 c ∂t ein, so erhalten wir 2 2 ∂ ∂2 ω 2 + C + − k C = 0, ∂x2 ∂y2 c2 Veranschaulichung eines rechteckigen Hohlleiters. (4) C stellvertretend für E und B steht. wobei Außer der Wellengleichung (4) müssen die Feldstärken noch die Maxwellgleichungen erfüllen: 1 ∂ iω div E = 0, rot B = · E = − E , c ∂t c (5) 1 i ∂ ω div B = 0, rot E = − · B = B. c ∂t c Für die Amplituden E (x, y) und B(x, y) Randbedingungen erfüllt: mπ nπ Ex = α cos x sin y, a b nπ mπ Ey = β sin x cos y, a b mπ nπ Ez = γ sin x sin y, a b aus (3) machen wir folgenden Ansatz, der die mπ nπ x cos y, a b nπ mπ By = β cos x sin y, a b mπ nπ Bz = γ cos x cos y. a b Bx = α sin (6) 340 IV Elektrodynamik Beispiel 18.3 Die gesamte Welle ergibt sich dann durch Multiplikation mit dem Phasenfaktor e i(kz−ω t) . Die spezielle Art des Ansatzes wird sofort beim Einsetzen in eine der Maxwellgleichungen klar. Wir erhalten dann Beziehungen zwischen den Konstanten des Ansatzes. Das Einsetzen in die Wellengleichung (4) ergibt die Beziehung mπ 2 nπ 2 ω2 + + k2 = 2 . a b c (7) Offensichtlich gibt es nur einen reellen Wert für k, wenn die Frequenz ω größer ist als eine Grenzfrequenz ω g , wobei gilt: mπ 2 nπ 2 ω g = ω mn = c + . a b Nach Definition liegt eine TE-Welle vor, wenn Ez = 0, also in Gleichung (6) γ = 0. TMWellen (Bz = 0) erhält man für γ = 0. Aus ∇ × E = iω /c · B und ∇ × B = − iω /c · E findet man für die Beziehungen zwischen den Vorfaktoren in Gleichung (6): nπ iω − ikβ α =γ c b iω mπ β = α ik − γ c a (8) mπ nπ iω γ =β −α c a b und − nπ iω − β ik α = γ c b − iω mπ β = α ik + γ c a − iω mπ nπ +α . γ = −β c a b (9) Für TE-Wellen gilt (γ = 0): mπ nπ m β = α ⇒ α ∼ a b n sowie ω c ω c α = −kβ und β ∼ m , n α ∼ n . m ⇒ β = αk n β∼ m (10) (11) Für TM-Wellen (γ = 0) analog: mπ nπ β =α a b n m m α ∼ , n (12) n , m (13) β ∼ ⇒ sowie m β∼ n und α ∼ 18 Hohlleiter und Hohlraumresonatoren 341 also gerade umgekehrt wie für TE-Wellen. Nichttriviale TM-Wellen ergeben sich nach Gleichung (6) und (12), (13) nur, wenn m = 0 und n = 0 sind. Die TM-Welle mit der niedrigsten Frequenz ist TM ω 11 =c π2 π2 . (14) b2 Die nichtverschwindende TE-Welle mit der niedrigsten Frequenz (o. B. d. A. a > b) erhalten wir analog aus Gleichungen (6), (10) und (11), falls entweder n = 0, m = 0 oder m = 0, n = 0: cπ ω 10 = . a Sie ist kleiner als die Grenzfrequenz der TM-Welle. Die zugehörige Wellenlänge ist λ 10 = 2π c/ω 10 = 2a. Wir betrachten weiterhin die Grundwelle des TE-Typs ω 10 . Für das elektrische Feld gilt dann π x i(kz−ω t) Ex = Ez = 0 und Ey = β sin e . a Stellen wir den Sinus durch die Exponentialfunktion dar, so läßt sich die y-Komponente als Überlagerung zweier Wellen schreiben: π π β i kz+ a x−ω t i kz− a x−ω t e −e . Ey = 2i Der Faktor i gibt eine Phasenverschiebung um π /2 an. a2 + Die Grundwelle erscheint somit als Überlagerung zweier Wellen, deren Wellennormalen in der x, z-Ebene liegen. Der Winkel ε zwischen ihnen und der x-Richtung ist gegeben durch π 1 cos ε = ∓ · . a π 2 + k2 a Wenn wir die Grenzfrequenz ω g einführen, so daß ω 2 /c2 = k2 + ω g2 /c2 , wobei gemäß (7) mπ 2 nπ 2 2 2 und daher kc = ω 2 − ω g2 gilt für m = 1, n = 0, so folgt ωg = c + a b cos ε = − für die erste und cos ε = + ωg ω z ωg ω für die zweite der beiden auftretenden Wellen. Das ganze Feld E können wir uns daher entstanden denken durch fortgesetzte Reflexion einer ebenen unter dem Winkel ε auftreffenden Welle an den Flächen x = 0 und x = a. Für die Phasengeschwindigkeit vp folgt ω ω c vp = = = ω 2 1 k g ω 2 − ω g2 1− c ω c c =√ = . 2 sin ε 1 − cos ε vp ε 0 k a x Die TE-Welle im rechteckigen Hohlleiter kann als ebene Welle mit fortgesetzten Reflexionen an den Wänden aufgefaßt werden. Sie ist gleich der Schnittgeschwindigkeit der Wellenebene mit der Ebene x = 0. Beispiel 18.3 342 IV Elektrodynamik Hohlraumresonatoren: Als Hohlraumresonator kann im Grunde jeder geschlossene Hohlkörper mit leitender Oberfläche dienen. Wir beschränken uns hier auf zylinderförmige Hohlräume. Diese können wir uns entstanden denken aus zylindrischen Hohlleitern, die durch leitende ebene Flächen senkrecht zur Achse an beiden Enden verschlossen wurden. Der Hohlraum wird durch die beiden Konstanten ε und μ beschrieben. Da elektromagnetische Wellen an den beiden Endflächen reflektiert werden, kommt es zur Ausbildung von stehenden Wellen in Richtung der Achse (alle anderen Wellen verschwinden aufgrund destruktiver Interferenz). Für TM-Wellen machen wir deshalb den folgenden Ansatz für den longitudinalen Anteil: Ez = ψ (x, y)(A sin kz + B cos kz)ez , Bz = 0. Anmerkung: Es wäre auch der Ansatz Ez = ψ (x, y) · (A e ikz + B e− ikz )ez möglich. Dies führt aber nur zu einer Redefinition der Konstanten A und B. Der transversale Anteil ergibt sich daraus nach den Gleichungen (18.8a) und (18.8b) zu Et = k ∇t ψ (x, y)(A cos kz − B sin kz), 2 γ Bt = 1 iμ ε ω ez × ∇t ψ (x, y)(A sin kz + B cos kz). 2 γ c Der Zylinder soll die Höhe d haben; wir legen die z-Achse so, daß die Stirnflächen bei z = 0 und z = d liegen, dann gelten die Randbedingungen Et (z = 0) = 0 und somit A = 0. Et (z = d) = 0 folgt für nichttriviale Lösungen die Beziehung Aus sin kd = 0, die uns eine Bedingung für die Wellenzahl k liefert: lπ k = , l = 0, 1, 2, . . . . d Mit diesen Beziehungen erhalten wir dann für die Amplituden die Gleichungen Ez = Bψ (x, y) cos l π z ez , Et = −B l π sin l π z ∇t ψ (x, y), d dγ 2 d Bz = 0, Bt = B iμ ε ω cos l π z ez × ∇t ψ (x, y). γ 2c d (18.15) Für die TE-Wellen machen wir für den longitudinalen Anteil des Magnetfeldes den analogen Ansatz einer stehenden Welle in Richtung der Zylinderachse. Da die z-Komponente von B ohne Steigung durch die Stirnfläche geht und außerhalb das Feld verschwindet, gilt jetzt Bz (z = 0) = Bz (z = d) = 0. 18 Hohlleiter und Hohlraumresonatoren 343 Wir erhalten so entsprechend zu den obigen Überlegungen nun die Amplituden der TE-Wellen: Ez = 0, Et = −A iω sin l π z ez × ∇t ψ (x, y), cγ 2 d z z l π Bz = Aψ (x, y) sin l π · ez , Bt = A cos l π ∇t ψ (x, y). d dγ 2 d (18.16) Die nur von x und y abhängige skalare Funktion ψ (x, y) ergibt sich für beide Schwingungsmoden aus der Wellengleichung (18.4) (Δ t + γ 2 )ψ (x, y) = 0 unter der Randbedingung, daß ψ (für E ) bzw. ∂ψ /∂n (für B) auf der Oberfläche des Resonators verschwindet. Drücken wir die Konstante γ 2 durch Frequenz und Wellenzahl aus, so folgt 2 ω2 lπ 2 γ = εμ 2 − . c d Durch die Randbedingungen für die Lösungen des ψ -Anteils erhalten wir Gleichungen der Art sin γ x = 0, wenn x auf der Oberfläche des Hohlleiters liegt. Dies liefert eine Abhängigkeit von γ 2 von einem Parameter λ 2 ω2 lπ γ λ2 = ε μ 2λ − . (18.17) c d Lösen wir nach der Eigenfrequenz (Resonanzfrequenz) auf, so erhalten wir 2 c lπ 2 ωλ = √ γλ + . (18.18) με d Die Resonanzfrequenzen des Hohlraumresonators können also durch Verschieben der Stirnflächen (Abstand d) verändert werden. Zylindrischer Hohlraumresonator Beispiel 18.4 Wir betrachten einen Hohlraumresonator wie er in der Skizze gegeben ist. Wegen der Zylindersymmetrie des Problems führen wir Zylinderkoordinaten ein, so daß die gesuchte Funktion ψ (x, y) eine Funktion von und φ wird. Wegen der Rotationssymmetrie läßt sich die Differentialgleichung separieren, und für ψ (, φ ) folgt: ψ (, φ ) = ψ () · e imφ , m = 0, 1, . . . . Dadurch nimmt die zweidimensionale Wellengleichung für ψ ∇2t + γ 2 ψ = 0 (1) (2) 344 IV Elektrodynamik Beispiel 18.4 in Zylinderkoordinaten die Form an 2 1 ∂ m2 ∂ 2 + + γ − ψ () = 0. 2 2 z ∂ d R y x Zylindrischer Hohlraumresonator. ∂ Dies ist die Besselsche Differentialgleichung (vgl. die Vorl. über Mechanik II, Kapitel 10). Als Lösung finden wir somit für den Radialteil Besselfunktionen. Die gesamte Wellenfunktion lautet dann ψ (, φ ) = Jm (γ m · ) · e imφ . Die Besselfunktionen haben wir schon im Bereich der Mechanik bei der Behandlung der Membranschwingungen kennengelernt. Für TM-Wellen folgt aus den Gleichungen (18.15) für das elektrische Feld lπz Ez = B · Jm (γ m · ) · e imφ cos . d Die Randbedingung Ez ( = R) liefert eine weitere Bedingung für γ m : Jm (γ m · R) = 0. Die γ m erhalten also noch einen weiteren Index n, der die Nullstelle der Besselfunktion angibt. Ist xmn die n-te Nullstelle der Besselfunktion Jm , so gilt dann xmn γ m ⇒ γ mn = . R Dadurch ist Ez jetzt vollständig bestimmt. In Gleichung (2) eingesetzt, ergibt das für die Resonanzfrequenzen: 2 πl x2mn π2l2 c c 2 ω mnl = √ γ mn + = √ + 2 . 2 με d με R d Die tiefste Frequenz bekommen wir für m = 0, n = 1, l = 0 (mit x01 = 2,4). Sie ist 2,4 c ω 010 = √ · . με R Sie ist also unabhängig von der Höhe des Zylinders; ein Abstimmen durch die Veränderung von d ist deshalb nicht möglich. Mit der Zeitabhängigkeit von e iω t ergibt sich für die zugehörige TM010 -Welle: Ez = B · J0 2,4 · e iω tez , Bt = iμ ε · ω 010 B · ez × ∇t J0 2,4 · e iω t . 2 R R c · γ 010 In Zylinderkoordinaten gilt für den transversalen Gradienten ∇t = ∂ e + ∂ eφ . ∂ ∂φ Da J0 (γ 010 · ) nur von abhängt, hat ∇t J0 (γ 010 · ) nur eine Komponente in eφ -Richtung, steht also senkrecht zur z-Achse, d. h. ez × J0 (γ 010 · ) zeigt in eφ -Richtung. Somit erhalten wir Bt = Bφ = iμ ε ω 010 B ∂ J0 (γ 010 · ) · e iω teφ . 2 ∂ cγ 010 18 Hohlleiter und Hohlraumresonatoren 345 Zwischen den Besselfunktionen bestehen folgende Beziehungen, die wir hier ohne Beweis angeben: dJm (x) Jm−1 (x) − Jm+1 (x) = 2 und J−m (x) = (−1)m Jm (x). dx Für m = 0 folgt daraus d J (x) = −J1 (x). dx 0 Verwenden wir diese Beziehung für die Ableitung der Besselfunktion in Bφ , so erhalten wir für das magnetische Feld Bφ = − i√μ ε BJ1 (γ 010 · ) · e iω teφ . Gehen wir von Gleichung (18.16) aus, so ergibt sich für TE-Wellen entsprechend Bz = A · Jm (γ mn · ) · e imφ · sin Aus ∂Bz ∂n ( = R) = ∂Bz ∂ lπz . d (3) ( = R) = 0 folgt ∂ Jm (γ mn · ) = 0, ∂ =R was gleichbedeutend ist mit ∂ ∂(γ mn · ) Jm (γ mn · )|=R = 0. Die γ mn werden jetzt also durch die Nullstellen der Ableitung der Besselfunktionen festgelegt. Setzen wir (3) in (2) ein, so finden wir für die Resonanzfrequenzen: 2 c l2π2 γ mn ω mnl = √ + 2 . με R2 d Nach Voraussetzung sei Bz = 0, womit wir für die tiefste Frequenz (mit J1 (x11 ) = 0, x11 = 1,8) erhalten 1,8 c R2 ω 111 = √ · 1 + 2,9 2 . με R d Berücksichtigen wir die Zeitabhängigkeit e iω t von B, so ergibt sich für die TE111 -Welle πz · e i(ω t+φ ) . Bz = A · J1 (γ 111 ) sin d Im Gegensatz zur Grundfrequenz des TM-Modes kann die TE111 -Welle durch Veränderung der Zylinderhöhe d abgestimmt werden. Für große Werte von d liegt ω 111 unter der Frequenz ω 010 des TM-Modes und stellt somit die Grundfrequenz des Hohlraumresonators dar. Beispiel 18.4 346 IV Elektrodynamik Der Freie-Elektronen-Laser Beispiel 18.5 Laser ist die Abkürzung für Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation; Lichtverstärkung durch induzierte Strahlungsemission. Die bekannten konventionellen Lichtquellen, also thermische Strahler und Gasentladungslampen, senden ein breites, regelloses Frequenzgemisch aus; zwischen verschiedenen räumlichen Punkten des elektromagnetischen Strahlungsfeldes besteht keine Phasenkorrelation. Diese Strahlung wird als polychromatisch und inkohärent bezeichnet. Erst mit Hilfe von Lasern wurde es möglich, ein Strahlungsfeld hoher Monochromasie und Kohärenz zu erzeugen. Eigentlich beruht das Wirkungsprinzip des Lasers auf rein quantenmechanischen Vorgängen der Wechselwirkung des Strahlungsfeldes mit der Materie. Bei den meisten Lasern benutzt man die Tatsache, daß Atome, Ionen und Moleküle in verschiedenen Energiezuständen existieren können. Als einfaches Beispiel sei angenommen, daß zwei Energiezustände 1 und 2 existieren. Die ihnen zugeordneten Energieniveaus sind E1 und E2 , wobei E1 < E2 ist. Erfolgt ein Übergang von Niveau 1 nach 2, so wird Strahlung der der Energiedifferenz entsprechenden Wellenlänge absorbiert; erfolgt der Übergang von Niveau 2 nach 1, so findet Emission statt. Der Übergang vom höhergelegenen Niveau zum niedrigeren findet im allgemeinen spontan statt. Dieser Strahlungsvorgang ist statistischer Art, entsprechend ist das emittierte Licht inkohärent. Wird aber ein Übergang von einem höheren zu einem niedrigeren Niveau erzwungen, so spricht man von induzierter oder stimulierter Emission. Die Strahlung ist darin monochromatisch und kohärent. Das ist der Vorgang, der für den Laser von grundsätzlicher Bedeutung ist. Um die Funktionsweise der herkömmlichen Laser zu verstehen, ist eine Kenntnis der Quantenmechanik unerläßlich. Elektronenstrahl Magnetfeld Bw Verstärkte elektromagnetische Welle Ebene elektromagnetische Welle Schematisches Bild des Freie-Elektronen-Lasers. Dies ist anders bei dem Freie-Elektronen-Laser. Dessen Wirkungsweise kann schon im Rahmen der klassischen Elektrodynamik verstanden werden und soll in diesem Beispiel dargestellt werden. Seine Wirkungsweise unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von der Wirkungsweise anderer Laser. Wie andere Laser beruht er auf dem Prinzip der Lichtverstärkung durch stimulierte Emission, die stimulierte Emission erfolgt aber nicht durch den Übergang zwischen gebundenen Elektronenzuständen definierter Energie. Das prinzipielle Schema des Freie-Elektronen-Lasers ist in der Figur dargestellt. Eine elektromagnetische ebene Welle trifft zusammen mit einem Strahl freier Elektronen auf ein magnetisches Feld. Die Wechselwirkung eines geeigneten Magnetfeldes mit den Elektronen kann dazu führen, daß die Elektronen ihre Energie in kohärenter Weise an die elektromagnetische Welle abgeben und so zu einer Verstärkung derselben führen. Geeignet ist ein „wiggle“Feld. Das in der Figur eingezeichnete „Wackel“-Feld ist ein statisches magnetisches Feld, das periodisch im Raum variiert. Die räumliche Periode bezeichnen wir mit λ w . Die eingezeichneten Pfeile bezeichnen die Richtung des linearen transversalen Magnetfeldes Bw = Bw cos 2π zex , λw (1) 18 Hohlleiter und Hohlraumresonatoren 347 Beispiel 18.5 an Punkten im Abstand λ w /2 gemessen in z-Richtung. Statt eines solchen Feldes können wir auch ein komplizierteres benutzen, das periodisch in x- und y-Richtung variiert: Bw = Bw cos 2π zex + sin 2π zey . (2) λw λw Das Bw -Feld übt eine Kraft auf ein Elektron aus Fw = ev × Bw . c (3) Fw · v = 0 identisch Null ist, verrichtet das Bw -Feld keine Arbeit an dem Elektron. Da Es induziert aber eine Oszillation des Elektrons transversal zur z-Richtung. Solch ein oszillierendes Elektron erzeugt Synchrotron-Strahlung. Wichtig ist nun, daß das elektrische Feld der von außen angelegten elektromagnetischen Welle Energie mit dem oszillierenden Elektron austauschen kann. Hier gilt FE · v = e E · v = 0. Dieser Energieübertrag ist es, den man benutzt, um die elektromagnetische Welle, die sich entlang des Elektronenstrahls bewegt, zu verstärken. Wir wollen nun die Kräfte, die auf ein Elektron der Geschwindigkeit v = vxex + vyey + vzez (4) wirken, etwas genauer untersuchen. Dabei bewegt sich das Elektron mit einer longitudinalen Geschwindigkeit vz ≈ c, die in etwa gleich der Lichtgeschwindigkeit ist. Setzen wir dies in Gleichung (3) ein und benutzen dabei das Bw -Feld (2), so erhalten wir die folgenden Newtonschen Bewegungsgleichungen e 2π ct e 2π ct v̇x = − Bw sin , v̇y = Bw cos . (5) m0 λw m0 λw Wir haben dabei vz ≈ c benutzt und vz t ≈ ct für die z-Koordinate des Elektrons geschrieben. Integrieren wir diese Gleichungen, so erhalten wir 2π z 2π z vx = Kc cos , vy = Kc sin . (6) λw λw Hierbei haben wir den dimensionslosen „wiggle“-Parameter K K= eBw λ w 2π m0 c2 (7) eingeführt. Nun sind diese klassischen Bewegungsgleichungen für relativistische Elektronen so nicht richtig. Wir korrigieren sie, indem wir die Geschwindigkeitsabhängigkeit der Masse des Elektrons berücksichtigen. Für ein Teilchen der Geschwindigkeit v ist die Masse gegeben durch m m= 0 = γ m0 . (8) v2 1− 2 c m0 ist die Ruhemasse des Teilchens. Wir setzen dies in Gleichung (5) ein, was zu einer Ersetzung von K in Gleichung (6) durch K/γ führt: Kc 2π z Kc 2π z , vy = . (9) cos sin vx = γ λw γ λw 348 IV Elektrodynamik Beispiel 18.5 Benutzen wir nun die Definition von γ in Gleichung (8), so erhalten wir γ2 − 1 vz2 = v 2 − vx2 − vy2 = c2 γ2 − 1 = c2 γ2 − γ2 − vx2 − vy2 (10) 1 + K2 = c2 1 − . 2 K 2 c2 γ2 γ Dabei benutzten wir Gleichung (9). Für v ≈ c ist γ groß und wir können schreiben 1/2 1 + K2 1 + K2 ≈ c 1 − , vz = c 1 − γ2 2γ 2 (11) wenn K nicht zu groß ist. Dies ist erfüllt, aufgrund der Vorgabe, daß vx und vy klein gegen vz ≈ c sind. Das Bw -Feld ist nun üblicherweise stark genug gewählt, um die Trajektorie des Elektrons zu bestimmen, im Gegensatz zu dem elektromagnetischen Feld der einlaufenden ebenen Welle. Das Bw -Feld tauscht zwar keine Energie mit dem Elektron aus, aber indem es dessen Trajektorie bestimmt, bestimmt es auch den Energieaustausch zwischen Elektron und elektromagnetischer Welle. Das elektrische Feld der Welle schreiben wir in der Form E = E0 sin 2π z − ω t + φ 0 ex + cos 2π z − ω t + φ 0 ey . λ λ (12) Diese Darstellung ist zur Kombination mit dem Bw -Feld am geeignetsten. Die Form des Bw Feldes bestimmt die Polarisation der abgegebenen Strahlung. Linear transversale Bw -Felder führen zu linearer Polarisation, helix-förmige Bw -Felder wie (2) zu zirkularer Polarisation. Die Leistung, die die ebene Welle an einem Elektron der Geschwindigkeit v verrichtet, ist dann: Ẇ = e E · v 2π z 2π z Kc = eE0 − ω t + φ0 cos sin λ γ + sin = eE0 = eE0 mit Kc γ Kc φ = 2π γ 1 λ sin 2π 2π z λ 1 λ λ + cos 1 λw 2π z λ (13) − ω t + φ0 z − ω t + φ0 sin φ + 1 z − ω t + φ0 λw (14) Gemäß der Einsteinschen Formel E = mc2 = γ m0 c2 können wir (13) auch schreiben als Kc Ẇ = γ̇ m0 c2 = eE0 sin φ (15) γ oder γ̇ = eE0 K γ m0 c sin φ . (16) 18 Hohlleiter und Hohlraumresonatoren 349 Beispiel 18.5 Benutzen wir ż = vz , wobei vz durch (11) gegeben ist, können wir auch eine Gleichung für die Phasenänderung angeben, wie sie von dem sich bewegenden Elektron gesehen wird. 1 1 φ̇ = 2π + vz − ω λ λw 1 + K2 2π c (17) 1− − λ λw γ 2γ 2 λw 1 + K2 2π c 1− 1+ = λw λ 2γ 2 Im Freie-Elektronen-Laser ist die Anregungsperiode λ w in der Größenordnung von cm, während die Wellenlänge der elektromagnetischen Welle λ viel kleiner ist. Also gilt λ w /λ 1 und somit 2π c λw 1 + K2 1− . (18) φ̇ ≈ · λw λ 2γ 2 = 2π c 1 + 1 φ ist konstant (φ̇ = 0) für den Wert der Elektronenenergie γ m0 c2 , so daß λw 2 γ 2 = γR = (1 + K 2 ). 2λ (19) γ R definiert die Elektronen-Resonanz-Energie. Dies können wir in der folgenden Weise verstehen. Wenn das Elektron in Richtung der z-Achse eine Strecke Δz in der Zeit Δt = Δz/vz fliegt, dann sieht es eine Änderung der Phase des Feldes (12). Diese Phasenänderung Δ Φ ist gegeben durch Δz 2π c 1 1 Δ Φ = ω Δt − = Δz − c λ vz c c 2π Δz −1 (20) = λ vz ≈ 2π λ Δz 1 + K2 . 2γ 2 Dabei haben wir (11) mit vz ≈ c benutzt. Speziell gilt Δ Φ = 2π , wenn Δz = λ w und γ 2 = γ R2 ist. Das heißt, für ein Elektron mit der Resonanzenergie ist die Periode des elektromagnetischen Feldes und die Periode des anregenden Bw -Felds gleich. Nach Gleichung (20) hängt die Resonanzenergie von der Periode λ w und der Strke Bw des Magnetfeldes ab. Wir haben nun zwei gekoppelte Gleichungen (16) und (18) für γ und φ : 2 γR Kc 2π c sin φ , γ̇ = eE0 φ̇ = 1− 2 . (21) γ m0 c λw γ Diese Gleichungen beschreiben ein einzelnes Elektron im Feld des anregenden Magneten und im Feld der monochromatischen ebenen elektromagnetischen Welle. Aus diesen Gleichungen geht hervor, daß ein Elektron Energie der elektromagnetischen Welle aufnehmen (φ̇ > 0) oder an diese abgeben (φ̇ < 0) kann. Ein Energiegewinn der Elektronen entspricht der Absorption der elektromagnetischen Welle, die Energieabgabe der Elektronen der stimulierten Emission. Man könnte annehmen, daß ein Elektronenpuls, der in die Anregungszone injiziert wird, eine gleichmäßige Verteilung von φ -Werten aufweist, und so der mittlere Wert des sin φ ungefähr Null ist und Absorption und Emission sich im Mittel die Waage halten. Dies ist aber nicht so. Aus Gleichung (11) und Gleichung (19) erhalten wir 350 IV Elektrodynamik vz ≈ c 1 − und damit v̇z ≈ 2cλ γ R2 λ wγ 3 2 λ γR λ wγ 2 γ̇ . (22) (23) Das heißt, ein Elektron wird in longitudinaler Richtung beschleunigt oder abgebremst, je nachdem ob es Energie aufnimmt (φ̇ > 0) oder abgibt (φ̇ < 0). Damit führt der Energieaustausch mit der elektromagnetischen Welle nicht nur zur Veränderung der Elektronenenergie, sondern auch zur einer Neuanordnung der räumlichen Elektronenverteilung entlang der z-Achse, wobei die schnelleren Elektronen die langsameren einholen. Auf der makroskopischen Skala bleiben die Elektronen gleichverteilt, aber der Bündelungsprozess auf mikroskopischer Skala kann zu einem Nettoenergiegewinn der Strahlung, also zu stimulierter Emission statt Absorption führen. Welcher Prozess nun eintritt, hängt von der Verteilung der Elektronenenergien ab. Eine detailliertere Analyse führt zu den folgenden drei Punkten: a) Emission tritt auf, wenn die Elektronenenergie so gewählt ist, daß γ > γ R , Absorption tritt auf, wenn γ < γ R gilt. b) Die maximale Emission tritt auf, wenn für die Elektronenenergie γ ≈ (1 + 0,2/Nw )γ R gilt. Nw ist die Anzahl der Perioden des anregenden Bw -Felds. c) Die Emission ist sehr klein, es sei denn der Elektronenpuls hat eine sehr scharfe Energieverteilung. Der diskutierte Prozess der stimulierten Emission im Freie-Elektronen-Laser ist ein klassischer Prozess. Stimulierte Emission läßt sich aus rein klassischen Gleichungen ableiten. Sie ist aber prinzipiell verschieden von der stimulierten Emission im herkömmlichen Laser, bei dem feste Energieniveaus in Atomen oder Molekülen be- und entvölkert werden. Deswegen ist der hier besprochene Lasertyp auch nicht an bestimmte Frequenzen gebunden, sondern läßt sich für einen weiten Frequenzbereich abstimmen. Die Gleichung (19) definiert für jede Wellenlänge λ eine resonante Elektronenenergie, in deren Näehe Emission auftreten kann. Da die Resonanzenergie ebenso von den Charakteristiken des Bw -Feldes, also der Größe der Feldstärke und deren Periode λ w abhängt, kann die Abstimmung auf eine bestimmte Wellenlänge entweder durch Variation der Bw -Feld-Parameter oder aber der Elektronenenergie erreicht werden. Damit ist es möglich, daß Freie-Elektronen-Laser in einem Wellenlängenbereich von mm bis 10−8 cm eingesetzt werden können. Beispiel 18.5 19 Lichtwellen Bei Lichtwellen gilt c·k ω ω (k) = oder k(ω ) = n(ω ) , (19.1) n(k) c wobei c die Vakuumlichtgeschwindigkeit und n(k) (n(ω )) der Brechungsindex des betreffenden Mediums ist. Wir erhalten dann als Phasengeschwindigkeit nach Gleichung (18.3) ω (k) ω c c vp = = oder vP = = . k n(k) k(ω ) n(ω )