Der Konjunktiv I Der Konjunktiv I wird vor allem in der indirekten Rede verwendet. Beispiel: Tom sagt: „Ich gehe heute ins Kino“ (direkte Rede) Tom sagt, dass er heute ins Kino gehe. (Indirekte Rede) Daneben dient er zum Ausdruck von Anweisungen (etwa in der Kochkunst und in der Mathematik) und Wünschen. Beispiele: Man nehme ein Pfund Mehl und sechs Eier. Gegeben seien zwei Parallelen und ein Kreis. Es lebe der König! Dein Reich komme, Dein Wille geschehe. Zudem wird der Konjunktiv bei Vergleichssätzen. Beispiel: Sie tut so, als ob alles stimme. Er tat, als ob er mit allem einverstanden sei. Bildung des Konjunktivs I An den Stamm (Infinitiv minus –(e) n: lauf-en, sei-n) werden die Konjunktivendungen angefügt. Infinitiv Indikativ Präsens Konjunktiv I gehen du gehst er geht du gehest er gehe Infinitiv Indikativ Perfekt Konjunktiv I gehen er ist gegangen er sei gegangen Die Personalendungen des Konjunktivs I, abgeleitet von Indikativ Präsens, sind somit folgende. ich du er sie es wie ihr sie -e -est ich gehe du gehest -e er gehe -en -et -en wir gehen ihr gehet sie gehen 1 Auch das Verb sein wird so dekliniert, aber es hat als einziges Verb kein –e in der 1. und 3. Person Sg. ich sei – du sei(e)st – er sei – wir seien – ihr seiet – sie seien Wenn die Formen des Indikativs und des Konjunktivs I gleich sind, wird auf die Formen des Konjunktivs II zurückgegriffen. Am obigen Beispiel ist zu erkennen, dass eine Formengleichheit zwischen Indikativund Konjunktivformen immer in der 1. und 3. Person Plural (wir/sie) und zumeist (bei regelmässigen Verben immer) in der 1. Person Singular (ich) besteht. Nur in der 3. Person Sg. unterscheidet sich der Konjunktiv I bei allen Verben vom Indikativ. Der Konjunktiv I wird auch besonders häufig gerade in dieser 3. Pers. Sg. gebraucht, weil man ja in dieser Form sehr oft berichtet, was eine andere Person gesagt oder getan hat. Der Konjunktiv II Der Konjunktiv II ist die Verbform, in der wir Gedachtes, nur Vorgestelltes ausdrücken. Anstelle ungebräuchlicher Konjunktiv-II-Formen tritt „würde + Infinitiv“. Das täte ich nicht. Er hülfe dir bestimmt, wenn er das könnte. Das empföhle ich dir nicht. Das würde ich nicht tun. Er würde dir bestimmt helfen, wenn er das könnte. Das würde ich dir nicht empfehlen. Der Konjunktiv II wird auch vor allem bei Wünschen verwendet, wenn man sich besonders höflich ausdrücken will. Beispiele: Ich würde gerne einmal nach Japan fliegen. Könnten Sie bitte das Fenster schliessen? Bildung des Konjunktivs II Der Konjunktiv II wird vom Präteritum abgeleitet. Unregelmässige starke Verben mit umlautfähigem Stammvokal werden umgelautet. Infinitiv Präteritum Konjunktiv II schaffen heben er schuf er hob er schüfe er höbe Ausnahme: helfen er half er hülfe 2 Infinitiv singen gehen Indikative PQP er hatte gesungen er war gegangen Konjunktiv II er hätte gesungen er sei gegangen Die Endungen des Konjunktivs II sind dieselbe wie beim Konjunktiv I. Bei sehr vielen Verben, die normal konjugiert werden, gibt es aber ein Problem – die Endung ist nämlich für alle Personen identisch mit der Form des Präteritums. Man kann also nicht erkennen, ob das Verb im Konjunktiv oder im Präteritum steht. Präteritum Konjunktiv II Ich spielte Du spieltest ich spielte du spieltest Man kann aber den Konjunktiv II von jedem Verb auch noch auf eine andere Art bilden, nämlich mit „würde + Infinitiv“. ich würde schreiben, ich würde spielen 3