Analogelektronik für gradzahlige Ordnung 9. Filterschaltungen 9.1 Regeln für den Entwurf von Tiefpaßfiltern: A j VOUT 1 V IN 1 1 j 1 2 1 1 j 2 2 2 1 1 j 3 2 3 ...... (9.1) darstellen, wenn die Ordnung gradzahlig ist. Setzt man 1 zu null, so wird die Ordnung ungradzahlig. Die Ausdrücke 1 1 i j . b.z.w 1 1 i j i 2 . (9.2) stellen hierbei ein Tiefpaßfilter 1.Ordnung b.z.w. 2.Ordnung dar. Jedes Tiefpaßfilter beliebig hoher Ordnung kann somit bei gradzahliger Ordnung als Reihenschaltung von Tiefpaßfiltern 2. Ordnung dargestellt werden. Im Falle der ungradzahligen Ordnung als Reihenschaltung von einem Tiefpaßfilter 1.Ordnung und mehreren Tiefpaßfiltern 2. Ordnung Als Grenzfrequenz g (fg) wird die Frequenz bezeichnet, bei dem die Amplitude um -3dB abgefallen ist. (wird gelegentlich auch als Eckfrequenz bezeichnet) Als Durchlaßbereich wird der Frequenzbereich bezeichnet, bei dem die Amplitude des Eingangssignals nicht (oder nur wenig) abgeschwächt wird. Beim Tiefpaßfilter ist der Durchlaßbereich 0 < < g. EinTiefpaß n-ter Ordnung hat einen Amplitudenabfall von n*20dB/Dekade für sehr hohe Frequenzen (>>g): A j g 1 1 b1 b2 ... 2*n 1 1 1 a1 b1 b2 ... 2*n 1 für ungradzahlige Ordnung Jedes Tiefpaßfilter läßt sich durch die komplexe Übertragungsfunktion: A j g (9.3g) (9.3u) Ein Tiefpaßfilter soll bis zur Grenzfrequenz möglichst alle Frequenzanteile ohne Abschwächung übertragen, und oberhalb der Grenzfrequenz die Frequenzanteile möglichst gut unterdrücken. Ein Tiefpaßfilter unterdrückt umso besser die hohen Frequenzen oberhalb fg (oder g) je höher die Ordnung des Filters ist. Aus Gründen des schaltungstechnischen Aufwandes wird man die Ordnung nur so hoch wie unbedingt erforderlich wählen. Für die Wahl der Filterkoeffizienten ist das gewünschte Ver-halten in der Nähe der Grenzfrequenz aus-schlaggebend. Hierbei muß man einen Kompro-miß eingehen: Entweder verläuft der Frequenzgang sehr flach (schlechtere Filterwirkung), dann kann der Verlauf des Phasenganges sehr linear gehalten werden und der Differentialquotient d , der auch als Gruppenlaufzeit bezeichnet d wird, kann weitgehend konstant gehalten werden. Man erhält damit eine geringe Verzerrung (Überschwinger) des Ausgangssignals. Oder der Frequenzgang verläuft sehr steil (sehr gute Filterwirkung), dann ist allerdings der Verlauf des Phasenganges nicht linear und d der Differentialquotient , d (Gruppenlaufzeit) kann nicht über dem gesamten Durchlaßbereich konstant gehalten werden. Man erhält in diesem Falle sehr ausgeprägte Überschwinger des Ausgangssignals. Es haben sich verschiedenen Filtertypen etabliert, die je nach gewünschten Anforderungen realisiert werden können. Im folgenden sollen die wichtigsten Filtertypen mit einigen charakteristischen Daten (Amplitudenverlauf, Gruppenlaufzeit und Sprungantwort (Rechteckverhalten) vorgestellt werden: Hinweis: die Amlitudenverläufe und die Sprungantworten haben gleiche Skalierung die Gruppenlaufzeiten haben 08.04.2017 Prof. Dr. Koblitz, FH Karlsruhe FB FT, Analogelektronik, Moltkestr. 30, 76133 Karlsruhe; Tel.: 0721-925-1748 582616133 Seite 124 Analogelektronik unterschiedliche Skalierungen in y-Richtung Bessel-Filter: (konstante Gruppenlaufzeit) diese besitzen ein gutes Rechteckverhalten (geringe Überschwinger), die Gruppenlaufzeit ist weitgehend konstant. Der Frequenzgang ist gegen die Eckfrequenz leicht abgeflacht. Man erkennt das hervorragende Sprungverhalten, bedingt durch die sehr konstante Gruppenlaufzeit. Typische Anwendungen finden sich bei der Datenübertragung, bei der die Signale möglichst unverfälscht übertragen werden müssen. 0 -20 (9-10) Amplitudenverlauf (in dB) für Bessel-Filter ; Ordnung der Filter: 2,4,6,8 Grenzfrequenz auf fg=1Hz normiert 2 4 6 8 -40 100mHz Vdb(a2) 300mHz Vdb(c6) Vdb(b4) 1.0Hz 3.0Hz 10Hz Vdb(d8) Frequency 600m 8 6 400m 4 (9-11) Gruppenlaufzeit (in Sekunden) für Bessel-Filter ; Ordnung der Filter: 2,4,6,8 Grenzfrequenzauf fg = 1Hz normiert 2 200m 0 100mHz -dVP(a2)/360 300mHz -dvp(b4)/360 -dvp(c6)/360 1.0Hz -dvp(d8)/360 Frequency 3.0Hz 10Hz 1.0V 2 4 0.5V (9-12) Sprungantwort (Eingang: Spannungssprung von 0 auf 1 V) für Bessel-Filter Ordnung der Filter: 2,4,6,8 ; Grenzfrequenz auf fg = 1Hz normiert 6 8 0V 0s V(a2) V(b4) 1.0s V(c6) 2.0s 3.0s 4.0s 5.0s V(d8) Time 08.04.2017 Prof. Dr. Koblitz, FH Karlsruhe FB FT, Analogelektronik, Moltkestr. 30, 76133 Karlsruhe; Tel.: 0721-925-1748 582616133 Seite 125 Analogelektronik Einen guten Kompromiß bilden die Butterworth-Filter: (maximal flacher Amplitudenverlauf ) Diese weisen einen extrem glatten Amplitudenverlauf im Durchlaßbereich auf. Die Gruppenlaufzeit ist nicht ganz so konstant wie beim Besselfilter.. Daher ist das Sprungverhalten bereits deutlich schlechter als beim Besselfilter Jedoch sind auch hier noch gute Ergebnisse beim Überschwingen zu beobachten. Filter vor A-D- Wandlern (sog. Anti-aliasing Filter) können als Butterworth-Filter realisiert werden 0 2 (9-20) Amplitudenverlauf (in dB) für Butterworth-Filter Ordnung der Filter: 2,4,6,8 Grenzfrequenz auf fg = 1Hz normiert -20 4 6 8 -40 100mHz Vdb(a2) 300mHz Vdb(c6) Vdb(b4) 1.0Hz 3.0Hz 10Hz Vdb(d8) Frequency 1.5 1.0 8 (9-21) Gruppenlaufzeit (in Sekunden) für Butterworth-Filter Ordnung der Filter: 2,4,6,8 Grenzfrequenz auf fg = 1Hz normiert 6 0.5 4 2 0 100mHz -dVP(a2)/360 300mHz -dvp(b4)/360 -dvp(c6)/360 1.0Hz -dvp(d8)/360 Frequency 3.0Hz 10Hz 1.0V (9-22) Sprungantwort (Eingang: Spannungssprung von 0 auf 1 V) für Butterworth-Filter Ordnung der Filter: 2,4,6,8 Grenzfrequenz auf fg = 1Hz normiert 2 4 0.5V 6 8 0V 0s 1.0s 2.0s 3.0s 4.0s 5.0s V(a2) Prof. V(b4) V(c6) FH V(d8) 08.04.2017 Dr. Koblitz, Karlsruhe FB FT, Analogelektronik, Moltkestr. 30, 76133 Karlsruhe; Tel.: 0721-925-1748 582616133 Time Seite 126 Analogelektronik nicht geeignet. Typische Anwendungen sind steile Filter die bereits Frequenzen dicht oberhalb der Eckfrequenz ausfiltern müssen. Die steile Filtercharakteristik wird durch eine Welligkeit im Durchlaßbereich (0<<g) erkauft. Je mehr Welligkeit zugelassen wird, desto steiler ist der Abfall oberhalb der Eckfrequenz. Diese Welligkeit wird in dB angegeben. Das andere Extrem sind die TschebyscheffFilter: diese besitzen ein extrem gutes selektives (steile Filterkurven), die Gruppenlaufzeit variiert jedoch im Bereich der Eckfrequenz sehr stark, so daß große Überschwinger auftreten. Für Datenübertragung sind diese Filter i.a. 0 2 (9-30) Amplitudenverlauf (in dB) für Techebyscheffilter mit 2dB Welligkeit Ordnung der Filter: 2,4,6,8 Grenzfrequenz auf fg = 1Hz normiert -20 4 8 -40 100mHz Vdb(a2) 300mHz Vdb(c6) Vdb(b4) 6 1.0Hz 3.0Hz 10Hz Vdb(d8) Frequency 4.0 (9-31) Gruppenlaufzeit (in Sekunden) für Techebyscheffilter mit 2dB Welligkeit Ordnung der Filter: 2,4,6,8 Grenzfrequenz auf fg = 1Hz normiert 2.0 8 6 4 0 100mHz -dVP(a2)/360 1.0V 2 300mHz -dvp(b4)/360 -dvp(c6)/360 1.0Hz -dvp(d8)/360 Frequency 3.0Hz 2 (9-32) Sprungantwort (Eingang: Spannungssprung von 0 auf 1 V) für Techebyscheffilter mit 2dB Welligkeit Ordnung der Filter: 2,4,6,8 Grenzfrequenz auf fg = 1Hz normiert 4 6 0.5V 8 0V 0s V(a2) V(b4) 1.0s V(c6) 10Hz 2.0s 3.0s 4.0s 5.0s V(d8) Time 08.04.2017 Prof. Dr. Koblitz, FH Karlsruhe FB FT, Analogelektronik, Moltkestr. 30, 76133 Karlsruhe; Tel.: 0721-925-1748 582616133 Seite 127 Analogelektronik Die Koeffizienten der verschiedenen Filtertypen sind für verschiedene Ordnungen der Filter als Tabellen verfügbar (siehe z.B.Tietze-Schenk „Halbleiterschaltungstechnik“). Für einige (die wichtigsten) Filtertypen wie Bessel, Butterworth, Tschebyscheff mit 0.5dB und 2 dB Welligkeit sind diese Koeffizienten bis zur Ordnung 8 im Anhang auf Seite 129 angegeben. Die dort angegebenen Tabellen sind auf die Grenzfrequenz von g=1 normiert. Die in der Tabelle angegebenen Filter haben damit die Übertragungsfunktion: Widerstand dar, so daß für diese Frequenzen die Eingangs-spannung V1 über die beiden Widerstände R1 und R2 direkt auf den nichtinvertierenden Ein-gang des Spannungsfolgers gegeben wird. Da in dem OP kein Eingangsstrom fließt, ist der Spannungsabfall über den beiden Widerständen null und VOUT ist identisch mit V1. Tiefe Frequenzen werden so ungehindert übertragen. IC1 R1 V 1 A j OUT V IN 1 a1 j b1 2 1 1 a j b 1 a j b 2 2 2 3 3 2 ...... (9.10) mit den (normierten) Koeffizienten ai, bi und der normierten Frequenz . Die Umrechnung in die gewünschte Übertragungsfunktion und die gewünschten Koeffizienten erfolgt sehr einfach durch Koeffizientenvergleich. Mit der Beziehung für die normierte Frequenz g (9.11) lassen sich die zu realisierenden Koeffizienten i, i aus den normierten Koeffizienten ai, bi durch Koeffizientenvergleich der beiden Gleichungen (9.1) und (9.10) errechnen: i ai 2 f g und i bi 2 f g 2 (A) R2 IR2 1 C1 IR1 V1 Va C2 Die Situation für mittlere Frequenzen ist komplizierter: Man muß komplex rechnen um die Übertragungsfunktion zu ermitteln: Da die Eingangsspannung zwischen dem beiden Eingangsklemmen des OP’s null ist, gilt VC2=VOUT. Die Spannung VC2 ergibt sich (wegen des fehlenden Eingangsstroms des OP nach der Spannungsteilerregel zu: VC 2 VOUT ZC2 V A Z C 2 R2 1 *V A 1 jR2 C 2 (9.20) Für die Strombilanz am Knoten (A) gilt: I R1 I R2 I C1 0 V1 V A VC2 V A R1 R2 VOUT V A jC1 9.2 Das Sallen-Key-Tiefpaßfilter Das Sallen-Key-Kilter ist ein Filter 2.Ordnung, das mit einem Operationsverstärker aufgebaut ist, der als einfacher Spannungsfolger geschaltet ist. Es ist in Bild (9-200) angegeben. Die Eingangsspannung ist V1, die Ausgangsspannung VOUT. Für sehr tiefe Frequenzen stellen die Kondensatoren einen unendlichen VOUT (9-200) Sallen-Key-Tiefpaßfilter 2.Ordnung (9.12) Am Beispiel eines Sallen-Key-Tiefpasses wird diese Vorgehensweise beispielhaft durchgerechnet. VC2 (9.21) In dieser Gleichung läßt sich VC2 durch VOUT ersetzen und man erhält nach Umformen: 08.04.2017 Prof. Dr. Koblitz, FH Karlsruhe FB FT, Analogelektronik, Moltkestr. 30, 76133 Karlsruhe; Tel.: 0721-925-1748 582616133 Seite 128 Analogelektronik 1 V1 VOUT jC1 R1 R2 (9.22) 1 1 - V A jC1 0 R1 R2 Mit der Gleichung (9.20) läßt sich VA eliminieren und man erhält: 1 V1 VOUT jC1 R1 R2 1 1 VOUT 1 jR2 C2 jC1 0 R1 R2 (9.22) umgeformt erhält man: 1 1 1 R jC1 R R jC1 2 1 2 V1 VOUT 1 R1 1 jR2 C2 jC1 R1 R2 (9.23) Diese Gleichung läßt sich nach VOUT auflösen und man erhält die Übertragungsfunktion: Widerstandswerte einfacher zu realisieren sind als „krumme“ Kondensatorwerte) . Im Falle eines Filters mit ungradzahliger Ordnung muß noch ein Filter 1.Ordnung hinzugeschaltet werden. Dies kann durch einen einfachen R-CTiefpaß erreicht werden. Beispiel: Es soll ein Tiefpaßfilter 3.Ordnung vom Typ Tschebyscheff mit einer Grenzfrequenz fg von 1kHz und einer Welligkeit von 0.5dB realisiert werden. 1.Schritt: aus der Tabelle für TschebyscheffFilter mit 0.5dB Welligkeit werden die Koeffizienten abgelesen: a1=1,8636 ; a2=0.6402 ; b2=1,1931 3.Ordnung bedeutet also: 1 Tiefpaßfilter 1.Ordnung und 1 Tiefpaßfilter 2.Ordnung (Sallen-Key) hintereinandergeschaltet. 2.Schritt: die auf die Grenzfrequenz von fg =1kHz bezogenen Koeffizienten sind dann (nach 9.12) 1=1,8636/(2fg) = 2.966*10-4 s ; 2=0.6402/(2fg) =1.019*10-4 s ; 2=1,1931/(2fg)2 = 3.022*10-8 s2 3.Schritt: Dimensionierung des ersten Tiefpasses: ein einfachen R-C-Tiefpaß. Dieser hat die Übertragungsfunktion A A j VOUT V1 1 1 j R1 R2 C 2 2 R1 R2 C1C 2 (9.24) Die Übertragungsfunktion ist also der gewünschte Tiefpaß 2.Ordnung mit den Koeffizienten i R1 R2 C2 und i R1 R2 C1C2 (9.25) Für eine gewünschte Filterfunktion, bei der entsprechend (9.12) die Filterkoeffizienten vorgegeben sind, lassen diese sich durch Wahl der 4 Elemente R1,R2,C1,C2 realisieren. Man hat also 2 Freiheitsgrade. Praktisch kann man die Werte der Widerstände vorgeben und bestimmt die Kondensatoren. Die Widerstände müssen in den k-Bereich (3..100k) fallen, um eine realisierbare Schaltung zu bekommen. Hat man die Kondensatorwerte bestimmt. so kann man diese auf einen benachbarten Wert der E-Reihe setzen und kann die Widerstände nachdimensionieren (da „krumme“ 1 Man 1 jRC wählt R=10k (Widerstandswert im k-Bereich). Durch Koeffizientenvergleich erhält man aus: RC=1 --> C=1/R = 29,66nF. Der nächste Wert der E-Reihe ist 22nF. (Auch der nächsthöhere Wert könnte gewählt werden). Somit korrigiert man den Widerstandswert zu : R=1/C = 13,48k ; praktisch:12k+1.5k in Serie 4.Schritt: Dimensionierung des Tiefpasses 2.Ordnung: Man wählt die Sallen-KeyStruktur und gibt sich die beiden Wider-stände vor: R1=R2=10k: Man erhält: (R1+R2)*C2=2 --> C2=2 /20k=5,095nF; R1*R2*C1*C2= 2 --> C1= 2 /(C2*R1*R2)=59,3nF. Man kann nun die beiden Kondensatoren auf den nächsten E-Wert setzen: z.B. C1=68nF und C2=4,7nF setzen. Damit erhält man: (R1+R2)=2 /4,7nF --> (R1+R2)=21,68k ; und R1*R2*C1*C2= 2 --> R1*R2= 2 /(C2*C1)= 94,556(k)2. Dies sind 2 Bestimmungsgleichungen für R1 und R2. Wegen der Symmetrie der beiden Gleichunge erhält man 2 (identische !) Gleichungen zur Bestimmung von R1 / R2: 08.04.2017 Prof. Dr. Koblitz, FH Karlsruhe FB FT, Analogelektronik, Moltkestr. 30, 76133 Karlsruhe; Tel.: 0721-925-1748 582616133 Seite 129 Analogelektronik R1 R2 94,556 k 2 R1 94,556 k R2 Im Zweifelsfalle sollte man eine statistische Analyse mit dem Simulationsprogramm PSPICE vornehmen (Monte-Carlo-Analyse), um den Einfluß der Toleranzen abzuschätzen Hinweis: Die in der Tabelle der Filterkoeffi- 21,68k ; 2 21,68k . Man hat also 68nF C1 R0 R1 13,5k V1 C0 22nF 15,6506k oder 6,0694k R2 6,0694k C2 oder 15,6506k 4,7nF VOUT (9-201) Tschebyscheff-Filter 3-Ordnung mit 0.5dB Welligkeit und Grenzfrequenz von 1kHz eine quadratische Gleichung in R1 oder R2 . Man erhält die Lösungen R1/ 2 21,68 k 12 21,68 2 494,556 k 2 15,6506k / 6,0694k Damit hat man die beiden Werte für R1 und R2. Welchen von beiden man als R1 oder R2 wählt ist unwichtig (erstaunlich aber wahr!). praktische Ausführung: R1=15k+680 in Serie , R2=6.8k//56k Die Quadratwurzel kann negativ werden. Dann hat man Pech gehabt in der Wahl der Kondensatoren. Wählen Sie dann einfach für C1 den nächsthöheren Wert der E-Reihe und probieren Sie nochmal. Achten Sie darauf, daß die Werte für die Widerstände R1 und R2 nicht zu weit auseinanderliegen. Dies kann passieren, wenn C1 zu groß gewählt wird. 5.Schritt: man zeichnet schließlich das komplette Schaltbild. Damit der 1.Tiefpaß (RC-Glied) nicht durch den Eingang des Sallen-Key-Filters belastet wird, muß man einen Span-nungsfolger zwischenschalten: Natürlich wird es schwierig sein, die Widerstände R0, R1 und R2 exakt zu wählen. Je genauer diese Werte gewählt sind (bei ebenfalles entsprechender Genauigkeit der Kondensatoren, desto besser wird das Filter im Sinne der Bessel-, Butterworth- oder Tschebscheff-Eigenschaften sein. Für ein Filter 3.Ordnung dürften Werte von ca.5% Genauigkeit ausreichen; für ein Filter höherer Ordnung ist eine höhere Genauigkeit nötig. (8.Ordnung Tschebyscheff z.B. 0.5% !!) zienten angegebenen Werte der Güte (Q) wird zur Dimensionierung nicht benötigt. Dieser Wert gibt jedoch einen Hinweis auf die Empfindlichkeit der Koeffizientengenauigkeit: je höher Q für das entsprechende Teilfilter ist, desto kritischer die Dimensionierung. So ist z.B. das 4.Teilfilter eines TschebyscheffFilters mit 2 dB Welligkeit (Q=18,69) außerordentlich schwierig zu realisieren: die Werte für R1,R2 und C1,C2 müssen sehr genau stimmen (<0.5% Genauigkeit), sonst verhält sich das Filter nicht wie es soll. Bessel-Filter verhalten sich in dieser Hinsicht viel gutmütiger. Bemerkung: das nach Bild (9-201) entworfene Filter ist vom Typ Tschebyscheff. Ein BesselFilter oder Butterworth-Filter 3.Ordnung sieht genauso aus. Jedoch müssen die Kondensatoren und Widerstände anders gewählt werden. Einer Schaltung sieht man ohne Nachrechnen der Werte nicht an, um welchen Filtertyp es sich handelt. 08.04.2017 Prof. Dr. Koblitz, FH Karlsruhe FB FT, Analogelektronik, Moltkestr. 30, 76133 Karlsruhe; Tel.: 0721-925-1748 582616133 Seite 130 Analogelektronik Schaltungstechnische Variante: Mit zunehmender Frequenz spielt das nichtideale Verhalten der OP’s eine wichtige Rolle (besonders bei hohen Güten der Teilfilter). Um Tiefpaßfilter im MHz-Bereich zu realisieren kann die OP’s durch Emitterfolger ersetzen. Diese haben wesentlich günstigere Hochfrequenzeigenschaften. Bild (9-202) zeigt ein Filter 3.Ordnung vom Typ Tschebyscheff, realisiert mit Emitterfolgern. Der Emitterwiderstand RE1, RE2 muß so gewählt werden, daß der Kollektorstrom der Transistoren in die Größenordnung von ca. 5mA kommt (dann ist gm = 200mA/V und die Verstärkung ist bei der angegebenen Dimensionierung nahezu 1 =Spannungsfolger). Die Arbeitspunkteinstellung erfolgt am Eingang: V1 muß eine Gleichspannungskomponente von ca 6V aufweisen. Wegen der relativ großen Kollektor-Basis-Kapazität von ca.7pF muß der Kondensator C2 von errechneten 22pF auf 15pF reduziert werden. Hier muß durch Simulation mit PSPICE und Messungen an der aufgebauten Schaltung die endgültige Dimensionierung vorgenommen werden. R0 BC547C 2,7k R1 R2 BC547C Q1 C0 V1 12V 2.7k 1,8k Q2 100pF RE1 1k C1 270pF 15pF C2 RE2 1k VOUT (9-202) Tschebyscheff-Filter 3-Ordnung mit 0.5dB Welligkeit und Grenzfrequenz von 1MHz 08.04.2017 Prof. Dr. Koblitz, FH Karlsruhe FB FT, Analogelektronik, Moltkestr. 30, 76133 Karlsruhe; Tel.: 0721-925-1748 582616133 Seite 131