Das Düsseldorfer Keratoprothesen-Programm Bei Erkrankungen der Oberfläche des Auges kann es zu einer Eintrübung der Hornhaut kommen, welches zum Teil zu einer deutlichen Sehverschlechterung führt. Normalerweise ist es dann möglich, durch die Entfernung der getrübten Hornhaut und Austausch gegen eine klare Spender-Hornhaut das Sehvermögen wieder herzustellen. Allerdings gibt es schwere Erkrankungen, bei denen eine solche Hornhautverpflanzung scheitert oder nicht Erfolg versprechend ist. Dies sind zum Beispiel Verätzungen oder Verbrennungen der Augenoberfläche, aber auch ein schwer trockenes Auge. In diesem Fall kann versucht werden, dem Patienten eine „künstliche Hornhaut“, eine sogenannte Keratoprothese einzusetzen. Die Verwendung von Keratoprothesen als Alternative zur Hornhauttransplantation, gilt bis heute als letzter Ausweg zur Behandlung schwerster Hornhauterkrankungen bei denen Behandlungsversuche mittels einer „normalen“ Hornhauttransplantation bereits gescheitert sind oder nur eine äußerst geringe Aussicht auf Erfolg haben. Aufgrund von Verbesserungen der verschiedenen Keratoprothesen-Techniken und nach Etablierung der erforderlichen interdisziplinären Versorgung wurde an der Universitätsaugenklinik Düsseldorf ein Programm zur Implantation von Keratoprothesen etabliert, wobei an unserem Zentrum Keratoprothesen-Typen mit einer Kunststoff-Optik (aus PMMA) und einer sogenannten künstlichen oder biologischen Haptik, d. h. Befestigungsmethode, eingesetzt werden: 1. Boston Keratoprothese Typ I 2. Osteo-Odontokeratoprothese 3. Tibia-Keratoprothese Die Boston-Keratoprothese Typ I ist eine transkorneale Prothese mit künstlicher Haptik. Sie wir mittels einer gefensterten Titan-Rückplatte in einer Spenderhornhaut fixiert. (Abbildung 1). Die Prothese wird anschließend ähnlich wie eine normale Spenderhornhaut eingenäht. Abbildung 1 a) Zusammengesetzte Boston-KPro mit Blick auf die fenestrierte Titanrückplatte der vor der Implantation. b) Postoperativer Befund nach Boston-KPro Implantation Die Osteo-Odento-Keratoprothese wurde erstmals 1963 von dem italienischen Augenarzt Strampelli klinisch eingesetzt und gilt – auf Grund Ihres sehr guten Langzeiterfolges - immer noch als der Goldstandard der Keratoprothesen. Die Haptik der OOKP besteht aus einer ca. 3 mm dicken natürlichen Haptik aus einer Zahn-Knochen-Platte, die körpereigen entnommen werden muss. Die Prothese wird nachdem Einsetzten mit Mundschleimhaut bedeckt und kann auch bei sehr trockener Augenoberfläche erfolgreich eingesetzt werden (Abbildung 2). Abbildung 2 a) Dentin-Haptik mit PMMA-Zylinder der OOKP vor Implantation. b) Postoperativer Befund nach OOKPImplantation Kann bei einem Patienten aufgrund eines schlechten Zahnstatus kein Zahn entnommen werden, so besteht die Möglichkeit eine Tibia-Keratoprothese einzusetzen. Die Implantations-Technik der TibiaKeratoprothese gleicht der OOKP, mit dem Unterschied, dass hier eine Anstatt eines Zahns ca. 10 mm große Knochenscheibe aus dem Schienbein des Patienten entnommen und als Haptik für die Prothese benutzt wird. Die Auswahl der geeigneten Keratoprothese für den jeweiligen Patienten muss individuell in Abhängigkeit der Augenoberflächensituation und dem Zahnstatus des Patienten erfolgen, wobei bei gut befeuchteter Augenoberfläche eher eine Boston-Keratoprothese zum Einsatz kommt und bei absolut trockenem Auge in Abhängigkeit vom Zahnstatus eher eine Keratoprothese mit natürlicher Haptik implantiert werden sollte.