Geschichte – Thema 1 Sequenz 2 : Frankreich und Deutschland am

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Geschichte – Thema 1
Sequenz 2 : Frankreich und Deutschland am Ende des Krieges
1) Das befreite Frankreich
(Buch : Seiten 22-25)
Die Befreiung Frankreichs erfolgt endlich nach vier Besatzungsjahren. Sie wickelte sich nach einem
Szenario ab, auf das man sicherlich gehofft hatte, aber das nicht versichert war. Die Alliierten und die
Widerstandskämpfer sahen eine verlängerte Schlacht vor. Die Widerstandsbewegung blieb lange
zerstäubt und ihre Hauptkomponenten stritten sich um ihre Leitung lebhaft. Das Risiko des Chaos war
groß. Nun wurde das Wesentliche des Staatsgebietes in zwei Monaten zwischen Juli und September
1944 ohne Bürgerkrieg unter der Autorität einer rechtmäßigen Macht befreit. Im Raum eines Jahres
wird die “Saüberung” zum großen Teil vollendet, der Wahlprozess wird wieder hergestellt, tiefe
Reformen werden begonnen und Frankreich wird als eine der vier siegreichen Mächte anerkannt.
1.1 Das Ende des Vichy-Regimes
Der aufgrund der französischen Niederlage während der deutschen Westoffensive am 22. Juni 1940
im Wald von Compiègne unterzeichnete deutsch-französische Waffenstillstand führte zu einer Teilung
Frankreichs. Der Norden mit der Hauptstadt Paris unterstand einem deutschen Besatzungsregime. Im
unbesetzten Süden war der Kurort Vichy im Departement Allier ab Juli 1940 Sitz einer neuen
französischen Regierung. Ihr unterstanden ungefähr 40 Prozent des französischen Staatsgebiets
mitsamt den Kolonien sowie ein 100.000 Mann starkes Heer.
Staatsschef des "État Français", der an die Stelle der
bisherigen 3. Republik trat, wurde der nach dem Ersten
Weltkrieg als "Held von Verdun" gefeierte Henri
Philippe Pétain, der über nahezu absolute Vollmachten
verfügte. Diplomatisch anerkannt wurde die VichyRegierung außer vom Deutschen Reich auch von den
USA und der Sowjetunion.
Zunächst von einem Großteil der französischen Bevölkerung begrüßt, wurde die Vichy-Regierung bis
1944 von immer mehr Franzosen abgelehnt. Gestützt auf konservative Politiker und die katholische
Kirche, proklamierte die Vichy-Regierung eine "Révolution nationale" zur moralischen Erneuerung
Frankreichs. Unter der Parole "Travail, Famille, Patrie" (Arbeit, Familie, Vaterland) setzte sie sich von
den Prinzipien der französischen Revolution von 1789 "Liberté, Égalité, Fraternité" (Freiheit,
Gleichheit, Brüderlichkeit) und der aus ihr gewachsenen republikanischen Tradition ab. Die
konservativ-autoritäre Politik der nationalen Revolution drückte sich unter anderem in scharfer
Pressezensur, Unterdrückung der Opposition und einem "Führerkult" um Staatschef Pétain aus.
Charakterisiert war die Politik außerdem durch Maßnahmen zur Ausgrenzung und Verfolgung von
Ausländern, Freimaurern und vor allem Juden. Zunächst wurde in zwei "Judenstatuten" der
Ausschluss der Juden aus dem öffentlichen Leben vollzogen. Im Winter 1941/42 veranlasste die
zunehmend als Symbol einer verhassten Kollaboration mit den Deutschen geltende Vichy-Regierung
die Gründung der Zwangsvereinigung der Juden in Frankreich (Union Générale des Israélites de
France). Zusätzlich wurde 1942 der "Judenstern" zur äußeren Kennzeichnung der Juden eingeführt.
Im Juli 1942 begann die französische Polizei und Verwaltung die Deportationen ausländischer und
französischer Juden aus der Südzone in die Vernichtungslager des Ostens. Mit dem Einmarsch
deutscher Truppen in die unbesetzte Südzone Frankreichs am 11. November 1942 als Antwort auf die
alliierte Landung in Nordafrika wurden die Deportationen nunmehr unter deutscher Leitung verstärkt
fortgesetzt. Gleichzeitig schwand die Macht der Vichy-Regierung zusehends.
Während Pétain eher einen Kurs der begrenzten Kollaboration mit dem NS-Regime verfolgte, vertrat
sein Stellvertreter Pierre Laval einen antibritischen und prodeutschen Kurs auf dem politischen,
wirtschaftlichen und militärischen Sektor. Kurz nach seinem Amtsantritt als Ministerpräsident 1942 traf
Laval ein Abkommen mit dem deutschen Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz Fritz
Sauckel (1894-1946) zur Rekrutierung französischer Arbeitskräfte für die deutsche Kriegswirtschaft.
Die Politik der Kollaboration sollte Vichy-Frankreich eine hervorgehobene Stellung in einem erwarteten
nationalsozialistisch dominierten Europa sichern, verstärkte aber zugleich einen massiven Zulauf
junger Leute in die Résistance.
Mit der Befreiung Frankreichs durch die Alliierten und der Einsetzung einer provisorischen
französischen Regierung („Gouvernement provisoire de la république française“- GPRF).unter
General Charles de Gaulle am 25. August 1944 endete die vierjährige Regierungszeit des VichyRegimes. Nach der alliierten Landung in der Normandie am 6. Juni wurde die Vichy-Regierung am 20.
August durch Führerbefehl ins hohenzollerische Schloss Sigmaringen nach Deutschland verlegt. Von
Oktober 1944 bis 21. April 1945 ist Sigmaringen Regierungssitz der Vichy-Regierung (offiziell: „État
français“) unter Marschall Pétain und Ministerpräsident Pierre Laval. Untergebracht waren im
Sigmaringer Schloss auch die Botschaften Deutschlands, Japans und Italiens beim Vichy-Regime –
das Schloss war in dieser Zeit exterritoriales Gebiet. Neben den 6000 Einwohnern befanden sich nun
500 Milizionäre und 700 französische Soldaten sowie mehrere tausend Flüchtlinge in Sigmaringen.
Der französische Schriftsteller Louis-Ferdinand Céline, der mit der Vichy-Regierung nach Sigmaringen
geflohen war, beschreibt in seinem Roman D’un château à l’autre, 1957 (deutsch: „Von einem Schloss
zum anderen“) das Ende des Vichy-Regimes und das „Elend“ in Sigmaringen.
Am 25. August 1944 rückte De Gaulle als Sieger in Paris ein und proklamierte die Wiedererrichtung
der Republik. Nach dem Kriegsende kehrte Pétain nach Frankreich zurück und wurde gemeinsam mit
den übrigen Regierungsmitgliedern verhaftet und wegen Verdachts des Hochverrates und
Kollaboration von der provisorischen Regierung vor Gericht gestellt.
Um die republikanische Autorität wiederherzustellen sendet die provisorische Regierung in jeder
großen befreiten Region einen Kommissar der Republik. Diese Kommissare stoßen manchmal auf die
örtlichen Komitees des Widerstandes, die sich sträuben, eine de facto durch die Befreiung erworbene
Macht, insbesondere in den Territorien, die durch den Widerstand befreit wurden (Südwesten,
Savoyen), abzutreten. Außerdem verfügen die Organisationen, die aus dem Widerstand stammen,
über bewaffnete Elemente, die von den Kommunisten in der Möglichkeit einer Revolution benutzt
werden könnten. Um diese Gefahr abzuwehren bemüht sich die provisorische Regierung, diese
Truppen in die regelmäßige Armee, die den Krieg fortsetzt, zu inkorporieren.
1.2 Erste Maßnahmen der GPRF
Die erste Entscheidung der GPRF besteht darin, sich der Einführung einer amerikanischen
Militärzwischenverwaltung, die AMGOT (Allied Military Government for Occupied Territories), zu
widersetzen.
Die zentralen Herausforderungen, vor denen die Provisorische Regierung zunächst stand, waren die
Beendigung des Zweiten Weltkriegs, der Beginn des Wiederaufbaus und die Überwindung der
Versorgungskrise, die Wiederherstellung der staatlichen Ordnung unter Einbeziehung der Kräfte der
Résistance und der Kommunisten, der Abschluss der „Saüberung“, also die Beendigung der
„spontanen“ und oft willkürlichen Verfolgung von tatsächlichen und vermeintlichen Kollaborateuren,
die juristische Aufarbeitung von Kriegsverbrechen und Kollaboration sowie die Säuberung von
Verwaltung und Wirtschaft, die Ausarbeitung einer neuen Verfassung.
Nach der Regierungsumbildung vom 9. September 1944 umfasste die Regierung de Gaulle Mitglieder
aller nicht durch Kriegsverbrechen und Kollaboration kompromittierten Kräfte, d.h. der Kommunisten
(PCF), der Sozialisten (SFIO), der als Partei neu gegründeten Christdemokraten (MRP) und der
Radikalen Partei. Von 22 Ministerien wurden nur acht mit ehemaligen Parlamentariern der III. Republik
besetzt.
Wichtige politische Neuerungen der Regierung de Gaulle noch vor den Wahlen zur
Verfassunggebenden Nationalversammlung vom 21. Oktober 1945 waren die Einführung des
Frauenwahlrechts, die Wiedereinführung des Referendums (seit den Plebisziten des Zweiten
Kaiserreichs hatte es keine Volksabstimmungen mehr gegeben) und die Einführung des
Verhältniswahlrechts. Darüber hinaus begann die Regierung de Gaulle mit einem umfangreichen
wirtschaftlichen und sozialen Reformprogramm, das u.a. die Einrichtung von Betriebsräten, die
Errichtung eines umfassenden Sozialversicherungssystems und die Verstaatlichung von
Schlüsselindustrien und Transportunternehmen (Kohleminen, Schaffung des staatlichen
Energieunternehmens EDF und der Fluggesellschaft Air France) sowie durch die Kollaboration
kompromittierter Unternehmen vorsah.
1.3 Die „Epuration“ („Saüberung“)
Im Zuge der Libération kam es zu ungelenkten Aktionen gegen ehemalige Kollaborateure
(«épurations sauvages»), bei denen sich Rachedurst und Volksfestcharakter mischten und bei denen
unter anderem zahlreiche Frauen kahlgeschoren und bloßgestellt wurden, denen man Beziehungen
zu Deutschen vorwarf. Bald nach dem Abzug der deutschen Truppen begannen Angehörige der
Résistance und etwas später die Gouvernement provisoire de la République française (GPRF) aber
gegen solche spontanen Gewaltaktionen vorzugehen und «legale Säuberungsaktionen» («épuration
judiciaire») einzuleiten. Per Erlass vom 26. Juni 1944 wurden Sondergerichte mit der juristischen
Aufarbeitung der Kollaborationszeit beauftragt. Auf lokaler Ebene wurden dazu auf
Départementsebene spezielle Cours de justice eingerichtet sowie Chambres civiques mit dem Recht,
für strafrechtlich nicht zu belangende Vergehen gegen die nationale Ehre (indignité nationale) den
Verlust der Bürgerrechte zu verhängen (dégradation nationale mit Entzug des aktiven und passiven
Wahlrechts, Ausstossung aus der Armee, Einschränkungen der Berufsausübung sowie dem Verbot,
Waffen zu tragen). Außerdem wurde ein Haute Cour de justice als Staatsgerichtshof eingerichtet, vor
dem hohe staatliche Würdenträger wie z.B. Philippe Pétain der Kollaboration angeklagt wurden. Die
Säuberungen erfassen alle Tätigkeitsbereiche und alle Schichten der Gesellschaft. Auch noch nach
der Einrichtung von Sondergerichten gingen Résistance-Kämpfer und weitere Bevölkerungskreise
immer wieder auf eigene Faust gegen ehemalige Kollaborateure vor. Dies betraf vor allem Angehörige
der Milice française oder Mitglieder von Kollaborationsparteien.
Die Säuberungen wurden in Frankreich bald Gegenstand polemischer Auseinandersetzungen. Da
sich zunächst nur die aktiven Teilnehmer der Säuberungen bzw. ihre Opfer äußerten und keine
seriösen Ermittlungen über jeden Fall von Polizei oder Gendarmerie durchgeführt wurden, war kaum
eine objektive Einschätzung möglich. Rechtsextreme Zeitungen und ehemalige Angehörige des VichyRegimes bzw. ihre Anwälte verbreiteten eine «légende noire» (schwarze Legende) mit Berichten über
Massaker und mit manipulierten Zahlenangaben. Untersuchungen des Comité d’Histoire de la
Deuxième Guerre mondiale (CHGM) und seiner Nachfolgeorganisation, des Institut d'histoire du
temps présent (IHTP) ermittelten für 84 Départements (von insgesamt 90 im Jahr 1945) die Zahl von
8.775 standrechtlichen Tötungen bei außergerichtlichen Säuberungsaktionen, zu denen noch die
vollstreckten Todesurteile der Haute cour de justice und der Cour de justice (791 oder 767 je nach
Quelle) und von militärischen Standgerichten hinzukommen (769 in den 77 vom IHTP untersuchten
Départements).
Zwar wurden im Frankreich der Nachkriegszeit mehr als 1.500 wegen Kollaboration zum Tode
Verurteilte hingerichtet, aber bei zwei von dreien zu dieser Strafe Verurteilten wurde die Strafe letztlich
umgewandelt. Das entspricht dem höchsten Anteil von Strafumwandlungen in Westeuropa. Weniger
als ein Franzose von Tausend wurde interniert oder verhaftet, was deutlich unter den
Vergleichswerten für Dänemark, Norwegen, Belgien und die Niederlande bleibt. In absoluten Zahlen
wurden weniger Franzosen wegen Kollaboration interniert als in den Niederlanden. Um eine innere
Spaltung des Landes zu verhindern, erließen die Regierungen der Vierten Französischen Republik
insgesamt drei Amnestien für die «Gesäuberten»: 1947, 1951 und nochmals 1953.
Mitte der 1990er Jahre, 50 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, beschäftigten sich viele
französische Studien mit der Zeit und den Begleitumständen der Libération. Für unkontrollierte
Säuberungsaktionen (épuration sauvage oder épuration extrajudiciaire) wurden zwischen 10.000 und
11.000 Todesopfer ermittelt sowie ca. 20.000 kahl geschorene Frauen. Die legalen Säuberungen
erfassten mehr als 300.000 Fälle, die in 127.000 Fällen zu Verurteilungen mit 97.000 Verurteilten. Das
Strafmaß reichte von 5 Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte (dégradation nationale) bis zur
Todesstrafe. Untersuchungen weisen auf ähnliche Erfahrungen wie mit der Entnazifizierung in
Deutschland hin: Die Kleinen hängte man, die Großen konnten durch Verzögerungen mit legalen
Verfahren und Persilscheinen (in diesen Fällen häufig über Aktionen für die Résistance) profitieren.
1.4 Beginn der Entkolonialisierung
Schon im August 1945 explodiert ein Konflikt in Indochina zwischen der Viet Minh-Regierung, die die
Macht mit der japanischen Kapitulation genommen hatte und Frankreich. Zwar erkennt zuerst die
französische Regierung die Unabhängigkeit der demokratischen Republik von Viêt Nam an, aber
lehnt ab, Cochinchina (Süden Vietnams und Teile des östlichen Kambodschas) im neuen Staat
einzuschließen, was einen Krieg verursacht, der, was Frankreich betrifft nur viel später zu Ende gehen
wird, mit der Spaltung des Landes zwischen Nordvietnam und Südvietnam im Jahre 1954.
Frankreich machte darauf den Versuch, sein Kolonialreich nach dem Beispiel des britischen
Commonwealth of Nations umzugestalten. Basis waren die 1944 auf der Konferenz von Brazzaville
formulierten Grundsätze. Zugleich mit der 4. Republik wurde am 27. Oktober 1946 die Union
Française (Französische Union) gebildet.
1.5 Eine neue Verfassung
Die Provisorische Regierung hatte unter General Charles de Gaulle mit Unterstützung der Alliierten
die Macht bis zur Wiederherstellung einer demokratisch legitimierten politischen Ordnung,
übernommen. Faktisch bezog diese Regierung ihre Legitimität aus der Einbeziehung aller nicht durch
die Kollaboration kompromittierten politischen Kräfte, die im Exil oder in der Résistance gegen die
Besatzung und das kollaborationistische Vichy-Regime von Marschall Philippe Pétain gekämpft
hatten. In einem Plebiszit entschied sich die Mehrheit der Franzosen 1946 gegen die
Wiederherstellung der Institutionen der Dritten Republik (1870–1940).
General de Gaulle, der seine Vorstellungen hinsichtlich der staatlichen Neugestaltung nicht
durchzusetzen vermochte, trat Januar 1946 als provisorischer Staats- und Regierungschef zurück
und sagte der „Parteienherrschaft“ den Kampf an. Die neue Verfassung – ein erster Entwurf Mai 1946
wurde in einer Volksabstimmung verworfen, der zweite am 13. Oktober 1946 nur mit knapper Mehrheit
gebilligt – basierte auf einem Kompromiss zwischen den drei stärksten Parteien, Kommunisten (PCF),
Sozialisten (SFIO) und christlich-demokratischem MRP (Mouvement Républicain Populaire).
Die Macht war beim Parlament bzw. dessen erster Kammer, der Nationalversammlung (Assemblée
nationale), konzentriert. Die wechselnden Allianzen erschwerten die Bildung handlungsfähiger
Regierungen. Die Kommunisten befanden sich nach ihrer Verdrängung aus der Regierung wegen des
Kalten Kriegs 1947 in "Quarantäne", die oppositionellen Gaullisten und die rechtspopulistischen
Poujadisten bekämpften von Anfang an das Institutionengefüge als solches. General de Gaulle
propagierte eine Stärkung der Exekutivgewalt unter einem mit umfangreichen Vollmachten
ausgestatteten Staatsoberhaupt, wie dies in der V. Republik spatter realisiert wurde.
2) Deutschland, die Stunde Null
(Buch : Seiten 26-29)
Am Ende des Krieges lag auch Deutschland in Trümmern und überall herrschte Chaos.
Am 7. Mai 1945 unterschrieb Deutschland die Kapitulation. Die unterschrieb aber nicht Hitler. Der
hatte sich bereits am 30. April 1945 zusammen mit seiner Frau Eva Braun das Leben genommen.
Stattdessen unterzeichnete der deutsche Offizier Alfred Jodl im Auftrag von Hitlers Nachfolger Karl
Dönitz. Am 9. Mai unterschrieben dann Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, Generaladmiral HansGeorg von Friedeburg und Generaloberst Hans-Jürgen Stumpff in Berlin eine weitere
Kapitulationsurkunde für die Wehrmacht, die Marine und die Luftwaffe.
Besiegt wurde Deutschland von den vier Kriegsgegnern - den so genannten Alliierten (Verbündete).
Das waren die USA, die Sowjetunion (Russland), Großbritannien und Frankreich. Schon vor dem
Kriegsende hatten sie beschlossen, Deutschland nach dem Krieg in vier Gebiete aufzuteilen. Jedes
für einen der Sieger.
2.1 Das Potsdamer Abkommen und die Aufteilung Deutschlands
Schon im Februar 1945, in der Konferenz von Jalta, beschlossen Amerika, die Sowjetunion und
England (die Alliierten), Deutschland in vier Teile zu teilen. Zu dieser Zeit war es schon offensichtlich,
dass Deutschland den Krieg nicht mehr gewinnen konnte und so machten sich die zukünftigen
Siegermächte Gedanken, wie man mit Deutschland nach dem Krieg umgehen sollte.
Die Sowjetunion sollte den östlichen Teil Deutschlands, England den nordwestlichen Teil, Frankreich
einen schmalen Streifen am südwestlichen Rand und Amerika nahezu den gesamten Süden
Deutschlands erhalten. Diese einzelnen Teile nannte man Besatzungszonen.
Berlin als ehemalige Hauptstadt Deutschlands sollte von allen vier Siegermächten besetzt werden.
Allerdings war damals keine endgültige Teilung Deutschlands vorgesehen. Deutschland sollte nach
einer gewissen Zeit wieder zu einem ganzen, einheitlichen Staat gemacht werden.
Kurz nach der Kapitulation verkündeten die Alliierten dann im Potsdamer Abkommen die Aufteilung
Deutschlands in die vier Besatzungszonen. Der Norden sollte an England gehen, der Osten an die
Sowjetunion, der Westen an Frankreich und Süddeutschland an die USA.
 Warum wollte man Deutschland überhaupt aufteilen?
Deutschland hatte unter Hitler die Weltherrschaft angestrebt. Um dies zu erreichen, entfachte es im
Jahre 1939 einen Weltkrieg, der Millionen von Menschen das Leben kostete. Dies sollte nicht wieder
möglich werden. Aus diesem Grund wollte man Deutschland schwächen. Dies erreichte man durch die
Teilung. Man wollte aber ebenso, dass Deutschland einen Teil des Schadens zurückzahlt, den es
durch den Krieg anderen Ländern zugefügt hatte. So wurde jedem Teil Deutschlands eine
Besatzungsmacht zugeteilt, die aus ihrem Teil nehmen konnte, was sie als Schadensersatz wollte.
Diesen „Schadensersatz“ nennt man Reparationen. Meist waren es ganze Fabriken und
Industrieanlagen aber teilweise auch einfach nur Schienen von Eisenbahnen.
2.2 Die Entnazifierung der Deutschen
Die Aufteilung Deutschlands war jedoch nicht alles, was die Alliierten beschlossen. Man wollte in
Deutschland alle Mitglieder der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) verhaften
oder zumindest aus ihren Berufen entlassen. Das waren zum Beispiel Lehrer, Bürgermeister und
Richter. Das wurde auch als Entnazifizierung bezeichnet.
Ebenso wollten die Alliierten den Deutschen die Idee der Demokratie beibringen. Dinge wie
Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit oder das Recht auf freie Wahlen gab es bis dahin nämlich in
Deutschland kaum. Am ehrgeizigsten waren dabei die Amerikaner. Sie wollten aus Deutschland einen
idealen demokratischen Staat machen.
Um das weitere Vorgehen in Deutschland regeln zu können, beschlossen die Alliierten die Errichtung
eines Kontrollrates. In diesem sollten Vertreter der vier Besatzungsländer sitzen und gemeinsam über
Deutschlands weitere Entwicklung entscheiden. Als Sitz des Kontrollrates wählte man Frankfurt am
Main.
2.3 Chaos in Deutschland
Deutschland war 1945 ein völlig zerstörtes Land. Es fehlte nicht nur an Essen, sondern an allem
Lebensnotwendigen: Strom, Wasser und Kohle für die Öfen. Die Städte boten ein trostloses Bild mit
zerbombten Häusern, unzähligen Obdachlosen (in den Städten waren meist nahezu die Hälfte aller
Wohnungen zerstört), Kriegsverletzten, verwahrlosten Heimkehrern aus dem Krieg und trauernden
Menschen, da bei etwa 7 Millionen Toten die der Krieg gekostet hatte, fast jeder ein Familienmitglied
oder Freunde zu betrauern hatte.
Berlin 1945
 Mehr als 10 Millionen Vermisste
In dem Chaos, das der Krieg verursacht hatte, gingen mehr als 10 Millionen Menschen „verloren“. Das
waren nicht nur Soldaten, die aus dem Krieg nicht mehr heimkehrten, sondern auch Eltern, die ihre
Kinder vermissten oder aber auch Kinder, die ihre Eltern suchten. Das Rote Kreuz war eine
Anlaufstelle für die Menschen, die Angehörige suchten.
Sie hängten Listen aus mit den Namen der Menschen, die gesucht wurden, suchten in
Krankenhäusern oder Flüchtlingslagern nach Vermissten. In Zeitungen und Radio wurden noch bis in
die 50er Jahre Listen mit gesuchten Personen veröffentlicht. Anfang der 60er Jahre erklärte dann das
Rote Kreuz ca. 1 Millionen Menschen für tot, da von diesen kein Lebenszeichen gefunden werden
konnte.
 Frauen schaffen Ordnung
Es fehlte überall an arbeitsfähigen Männern, die beim Wiederaufbau der Städte hätten helfen können.
Dies übernahmen nun die Frauen. In Berlin zum Beispiel gab es rund 60.000 Frauen, im Alter
zwischen 15 und 50 Jahren, die dazu verpflichtet wurden, Schutt zu schleppen, Ziegel zu reinigen und
neue Wände zu mauern.
Aus dieser Zeit stammt auch der Begriff „Trümmerfrauen“. In der Geschichtsschreibung werden sie
gerne erwähnt, da sie auf besondere Art und Weise den Aufbauwillen und die Überlebenskraft der
Deutschen in diesen schrecklichen und chaotischen Zeiten symbolisieren.
http://www.youtube.com/watch?v=uUnvfCjgMmw&feature=relmfu
 Eine Flut von Heimatvertriebenen
Zu den Folgen des Krieges gehörten auch die zahlreichen Flüchtlinge aus dem Sudetenland (dies ist
ein Gebiet in der frühren Tschechoslowakei, in dem hauptsächlich Deutsche lebten) und aus Polen (in
Polen gab es ebenfalls Gebiete, die fast ausschließlich von Deutschen bewohnt waren). Aus diesen
beiden Ländern sollten alle Deutschen, nach Deutschland übergesiedelt werden.
Deutsche Heimatvertriebene
Man wollte dadurch vermeiden, dass durch das enge nebeneinander Leben (Polen und Deutsche und
Tschechen und Deutsche) neue Krisenherde entstehen. Auf diese Weise kamen nun aber in den
ersten Nachkriegsjahren fast 10 Millionen Heimatvertriebene nach Deutschland, die ebenfalls eine
Wohnung und zu essen benötigten.
 Reger Tauschhandel auf dem Schwarzmarkt
Ein weiteres Problem bestand darin, dass das Geld, das die Deutschen damals besaßen nichts mehr
wert war. Es gab nämlich viel zu viel davon. Hitler hatte seinen Krieg hauptsächlich dadurch finanziert,
dass er das Geld, das er brauchte, einfach druckte. Dadurch gab es dann aber zu Kriegsende so viel
Geld und gleichzeitig so wenig Lebensmittel.
Aus diesem Grund teilten die Alliierten die Lebensmittel den Menschen zu. Jeder sollte Lebensmittel
von ca. 1.500 Kalorien pro Tag zugeordnet bekommen. Um zusätzlich an Lebensmittel oder aber
andere dringend benötigte Gegenstände zu kommen, fingen die Menschen an zu tauschen. Am
Besten konnte man mit Zigaretten tauschen. Wenn man eine Zigarette hatte, konnte man dafür fast
alles bekommen.
Schwarzmarktgeschäfte in Berlin (1945)
2.4 Die Bizone als erster Schritt zur Teilung Deutschlands
Obwohl sich die Siegermächte auf den Konferenzen von Teheran 1943, Jalta im Februar 1945 und
Potsdam im August 1945 darauf geeinigt hatten, wie mit Deutschland in den einzelnen
Besatzungszonen nach dem Krieg verfahren werden sollte, verliefen die Entwicklungen in den Teilen
Deutschlands zum Teil sehr unterschiedlich.
Die westlichen Besatzungsmächte erkannten sehr schnell, dass Deutschland nicht lebensfähig war,
wenn man die ganze Industrie und auch die Transportmöglichkeiten zerstörte. Wie sollte es so Kohle
zum Heizen abbauen können und in die Städte verteilen? Wo sollten die Menschen arbeiten, um Geld
zu verdienen? Aus diesem Grund strebten sie eine Vereinigung der einzelnen Besatzungszonen auf
wirtschaftlicher Basis an.
Die Sowjetunion und auch Frankreich fanden die Idee nicht gut. Für diese beiden Länder war es am
wichtigsten, dass sie möglichst viel aus Deutschland abtransportieren konnten. Vor allem die
Sowjetunion blieb diesem Kurs treu. Dies machte eine Zusammenarbeit der Siegermächte immer
schwieriger.
Da sich die wirtschaftlich verheerende Lage in Deutschland immer mehr zuspitzte, beschlossen
England und die USA im März 1946 wenigstens ihre beiden Besatzungszonen zu einer
wirtschaftlichen „Bizone“ zusammenzuschließen.
Aber mit der Schaffung der Bizone war schon der erste Schritt in Richtung Spaltung Deutschlands in
zwei Teile getan. Die Antwort der Sowjetunion auf die Bizone im Westen war die „Deutsche
Wirtschaftskommission“ im Osten. So wurde die Spaltung Deutschlands immer unüberwindbarer.
Im Westen wurde die freie Marktwirtschaft nach amerikanischem Prinzip eingeführt, im Osten die
Planwirtschaft nach sowjetischem Vorbild.
http://www.youtube.com/watch?v=QSlDd768FCo
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