Geschichte – Thema 1 Sequenz 2 : Frankreich und Deutschland am Ende des Krieges 1) Das befreite Frankreich (Buch : Seiten 22-25) Die Befreiung Frankreichs erfolgt endlich nach vier Besatzungsjahren. Sie wickelte sich nach einem Szenario ab, auf das man sicherlich gehofft hatte, aber das nicht versichert war. Die Alliierten und die Widerstandskämpfer sahen eine verlängerte Schlacht vor. Die Widerstandsbewegung blieb lange zerstäubt und ihre Hauptkomponenten stritten sich um ihre Leitung lebhaft. Das Risiko des Chaos war groß. Nun wurde das Wesentliche des Staatsgebietes in zwei Monaten zwischen Juli und September 1944 ohne Bürgerkrieg unter der Autorität einer rechtmäßigen Macht befreit. Im Raum eines Jahres wird die “Saüberung” zum großen Teil vollendet, der Wahlprozess wird wieder hergestellt, tiefe Reformen werden begonnen und Frankreich wird als eine der vier siegreichen Mächte anerkannt. 1.1 Das Ende des Vichy-Regimes Der aufgrund der französischen Niederlage während der deutschen Westoffensive am 22. Juni 1940 im Wald von Compiègne unterzeichnete deutsch-französische Waffenstillstand führte zu einer Teilung Frankreichs. Der Norden mit der Hauptstadt Paris unterstand einem deutschen Besatzungsregime. Im unbesetzten Süden war der Kurort Vichy im Departement Allier ab Juli 1940 Sitz einer neuen französischen Regierung. Ihr unterstanden ungefähr 40 Prozent des französischen Staatsgebiets mitsamt den Kolonien sowie ein 100.000 Mann starkes Heer. Staatsschef des "État Français", der an die Stelle der bisherigen 3. Republik trat, wurde der nach dem Ersten Weltkrieg als "Held von Verdun" gefeierte Henri Philippe Pétain, der über nahezu absolute Vollmachten verfügte. Diplomatisch anerkannt wurde die VichyRegierung außer vom Deutschen Reich auch von den USA und der Sowjetunion. Zunächst von einem Großteil der französischen Bevölkerung begrüßt, wurde die Vichy-Regierung bis 1944 von immer mehr Franzosen abgelehnt. Gestützt auf konservative Politiker und die katholische Kirche, proklamierte die Vichy-Regierung eine "Révolution nationale" zur moralischen Erneuerung Frankreichs. Unter der Parole "Travail, Famille, Patrie" (Arbeit, Familie, Vaterland) setzte sie sich von den Prinzipien der französischen Revolution von 1789 "Liberté, Égalité, Fraternité" (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) und der aus ihr gewachsenen republikanischen Tradition ab. Die konservativ-autoritäre Politik der nationalen Revolution drückte sich unter anderem in scharfer Pressezensur, Unterdrückung der Opposition und einem "Führerkult" um Staatschef Pétain aus. Charakterisiert war die Politik außerdem durch Maßnahmen zur Ausgrenzung und Verfolgung von Ausländern, Freimaurern und vor allem Juden. Zunächst wurde in zwei "Judenstatuten" der Ausschluss der Juden aus dem öffentlichen Leben vollzogen. Im Winter 1941/42 veranlasste die zunehmend als Symbol einer verhassten Kollaboration mit den Deutschen geltende Vichy-Regierung die Gründung der Zwangsvereinigung der Juden in Frankreich (Union Générale des Israélites de France). Zusätzlich wurde 1942 der "Judenstern" zur äußeren Kennzeichnung der Juden eingeführt. Im Juli 1942 begann die französische Polizei und Verwaltung die Deportationen ausländischer und französischer Juden aus der Südzone in die Vernichtungslager des Ostens. Mit dem Einmarsch deutscher Truppen in die unbesetzte Südzone Frankreichs am 11. November 1942 als Antwort auf die alliierte Landung in Nordafrika wurden die Deportationen nunmehr unter deutscher Leitung verstärkt fortgesetzt. Gleichzeitig schwand die Macht der Vichy-Regierung zusehends. Während Pétain eher einen Kurs der begrenzten Kollaboration mit dem NS-Regime verfolgte, vertrat sein Stellvertreter Pierre Laval einen antibritischen und prodeutschen Kurs auf dem politischen, wirtschaftlichen und militärischen Sektor. Kurz nach seinem Amtsantritt als Ministerpräsident 1942 traf Laval ein Abkommen mit dem deutschen Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz Fritz Sauckel (1894-1946) zur Rekrutierung französischer Arbeitskräfte für die deutsche Kriegswirtschaft. Die Politik der Kollaboration sollte Vichy-Frankreich eine hervorgehobene Stellung in einem erwarteten nationalsozialistisch dominierten Europa sichern, verstärkte aber zugleich einen massiven Zulauf junger Leute in die Résistance. Mit der Befreiung Frankreichs durch die Alliierten und der Einsetzung einer provisorischen französischen Regierung („Gouvernement provisoire de la république française“- GPRF).unter General Charles de Gaulle am 25. August 1944 endete die vierjährige Regierungszeit des VichyRegimes. Nach der alliierten Landung in der Normandie am 6. Juni wurde die Vichy-Regierung am 20. August durch Führerbefehl ins hohenzollerische Schloss Sigmaringen nach Deutschland verlegt. Von Oktober 1944 bis 21. April 1945 ist Sigmaringen Regierungssitz der Vichy-Regierung (offiziell: „État français“) unter Marschall Pétain und Ministerpräsident Pierre Laval. Untergebracht waren im Sigmaringer Schloss auch die Botschaften Deutschlands, Japans und Italiens beim Vichy-Regime – das Schloss war in dieser Zeit exterritoriales Gebiet. Neben den 6000 Einwohnern befanden sich nun 500 Milizionäre und 700 französische Soldaten sowie mehrere tausend Flüchtlinge in Sigmaringen. Der französische Schriftsteller Louis-Ferdinand Céline, der mit der Vichy-Regierung nach Sigmaringen geflohen war, beschreibt in seinem Roman D’un château à l’autre, 1957 (deutsch: „Von einem Schloss zum anderen“) das Ende des Vichy-Regimes und das „Elend“ in Sigmaringen. Am 25. August 1944 rückte De Gaulle als Sieger in Paris ein und proklamierte die Wiedererrichtung der Republik. Nach dem Kriegsende kehrte Pétain nach Frankreich zurück und wurde gemeinsam mit den übrigen Regierungsmitgliedern verhaftet und wegen Verdachts des Hochverrates und Kollaboration von der provisorischen Regierung vor Gericht gestellt. Um die republikanische Autorität wiederherzustellen sendet die provisorische Regierung in jeder großen befreiten Region einen Kommissar der Republik. Diese Kommissare stoßen manchmal auf die örtlichen Komitees des Widerstandes, die sich sträuben, eine de facto durch die Befreiung erworbene Macht, insbesondere in den Territorien, die durch den Widerstand befreit wurden (Südwesten, Savoyen), abzutreten. Außerdem verfügen die Organisationen, die aus dem Widerstand stammen, über bewaffnete Elemente, die von den Kommunisten in der Möglichkeit einer Revolution benutzt werden könnten. Um diese Gefahr abzuwehren bemüht sich die provisorische Regierung, diese Truppen in die regelmäßige Armee, die den Krieg fortsetzt, zu inkorporieren. 1.2 Erste Maßnahmen der GPRF Die erste Entscheidung der GPRF besteht darin, sich der Einführung einer amerikanischen Militärzwischenverwaltung, die AMGOT (Allied Military Government for Occupied Territories), zu widersetzen. Die zentralen Herausforderungen, vor denen die Provisorische Regierung zunächst stand, waren die Beendigung des Zweiten Weltkriegs, der Beginn des Wiederaufbaus und die Überwindung der Versorgungskrise, die Wiederherstellung der staatlichen Ordnung unter Einbeziehung der Kräfte der Résistance und der Kommunisten, der Abschluss der „Saüberung“, also die Beendigung der „spontanen“ und oft willkürlichen Verfolgung von tatsächlichen und vermeintlichen Kollaborateuren, die juristische Aufarbeitung von Kriegsverbrechen und Kollaboration sowie die Säuberung von Verwaltung und Wirtschaft, die Ausarbeitung einer neuen Verfassung. Nach der Regierungsumbildung vom 9. September 1944 umfasste die Regierung de Gaulle Mitglieder aller nicht durch Kriegsverbrechen und Kollaboration kompromittierten Kräfte, d.h. der Kommunisten (PCF), der Sozialisten (SFIO), der als Partei neu gegründeten Christdemokraten (MRP) und der Radikalen Partei. Von 22 Ministerien wurden nur acht mit ehemaligen Parlamentariern der III. Republik besetzt. Wichtige politische Neuerungen der Regierung de Gaulle noch vor den Wahlen zur Verfassunggebenden Nationalversammlung vom 21. Oktober 1945 waren die Einführung des Frauenwahlrechts, die Wiedereinführung des Referendums (seit den Plebisziten des Zweiten Kaiserreichs hatte es keine Volksabstimmungen mehr gegeben) und die Einführung des Verhältniswahlrechts. Darüber hinaus begann die Regierung de Gaulle mit einem umfangreichen wirtschaftlichen und sozialen Reformprogramm, das u.a. die Einrichtung von Betriebsräten, die Errichtung eines umfassenden Sozialversicherungssystems und die Verstaatlichung von Schlüsselindustrien und Transportunternehmen (Kohleminen, Schaffung des staatlichen Energieunternehmens EDF und der Fluggesellschaft Air France) sowie durch die Kollaboration kompromittierter Unternehmen vorsah. 1.3 Die „Epuration“ („Saüberung“) Im Zuge der Libération kam es zu ungelenkten Aktionen gegen ehemalige Kollaborateure («épurations sauvages»), bei denen sich Rachedurst und Volksfestcharakter mischten und bei denen unter anderem zahlreiche Frauen kahlgeschoren und bloßgestellt wurden, denen man Beziehungen zu Deutschen vorwarf. Bald nach dem Abzug der deutschen Truppen begannen Angehörige der Résistance und etwas später die Gouvernement provisoire de la République française (GPRF) aber gegen solche spontanen Gewaltaktionen vorzugehen und «legale Säuberungsaktionen» («épuration judiciaire») einzuleiten. Per Erlass vom 26. Juni 1944 wurden Sondergerichte mit der juristischen Aufarbeitung der Kollaborationszeit beauftragt. Auf lokaler Ebene wurden dazu auf Départementsebene spezielle Cours de justice eingerichtet sowie Chambres civiques mit dem Recht, für strafrechtlich nicht zu belangende Vergehen gegen die nationale Ehre (indignité nationale) den Verlust der Bürgerrechte zu verhängen (dégradation nationale mit Entzug des aktiven und passiven Wahlrechts, Ausstossung aus der Armee, Einschränkungen der Berufsausübung sowie dem Verbot, Waffen zu tragen). Außerdem wurde ein Haute Cour de justice als Staatsgerichtshof eingerichtet, vor dem hohe staatliche Würdenträger wie z.B. Philippe Pétain der Kollaboration angeklagt wurden. Die Säuberungen erfassen alle Tätigkeitsbereiche und alle Schichten der Gesellschaft. Auch noch nach der Einrichtung von Sondergerichten gingen Résistance-Kämpfer und weitere Bevölkerungskreise immer wieder auf eigene Faust gegen ehemalige Kollaborateure vor. Dies betraf vor allem Angehörige der Milice française oder Mitglieder von Kollaborationsparteien. Die Säuberungen wurden in Frankreich bald Gegenstand polemischer Auseinandersetzungen. Da sich zunächst nur die aktiven Teilnehmer der Säuberungen bzw. ihre Opfer äußerten und keine seriösen Ermittlungen über jeden Fall von Polizei oder Gendarmerie durchgeführt wurden, war kaum eine objektive Einschätzung möglich. Rechtsextreme Zeitungen und ehemalige Angehörige des VichyRegimes bzw. ihre Anwälte verbreiteten eine «légende noire» (schwarze Legende) mit Berichten über Massaker und mit manipulierten Zahlenangaben. Untersuchungen des Comité d’Histoire de la Deuxième Guerre mondiale (CHGM) und seiner Nachfolgeorganisation, des Institut d'histoire du temps présent (IHTP) ermittelten für 84 Départements (von insgesamt 90 im Jahr 1945) die Zahl von 8.775 standrechtlichen Tötungen bei außergerichtlichen Säuberungsaktionen, zu denen noch die vollstreckten Todesurteile der Haute cour de justice und der Cour de justice (791 oder 767 je nach Quelle) und von militärischen Standgerichten hinzukommen (769 in den 77 vom IHTP untersuchten Départements). Zwar wurden im Frankreich der Nachkriegszeit mehr als 1.500 wegen Kollaboration zum Tode Verurteilte hingerichtet, aber bei zwei von dreien zu dieser Strafe Verurteilten wurde die Strafe letztlich umgewandelt. Das entspricht dem höchsten Anteil von Strafumwandlungen in Westeuropa. Weniger als ein Franzose von Tausend wurde interniert oder verhaftet, was deutlich unter den Vergleichswerten für Dänemark, Norwegen, Belgien und die Niederlande bleibt. In absoluten Zahlen wurden weniger Franzosen wegen Kollaboration interniert als in den Niederlanden. Um eine innere Spaltung des Landes zu verhindern, erließen die Regierungen der Vierten Französischen Republik insgesamt drei Amnestien für die «Gesäuberten»: 1947, 1951 und nochmals 1953. Mitte der 1990er Jahre, 50 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, beschäftigten sich viele französische Studien mit der Zeit und den Begleitumständen der Libération. Für unkontrollierte Säuberungsaktionen (épuration sauvage oder épuration extrajudiciaire) wurden zwischen 10.000 und 11.000 Todesopfer ermittelt sowie ca. 20.000 kahl geschorene Frauen. Die legalen Säuberungen erfassten mehr als 300.000 Fälle, die in 127.000 Fällen zu Verurteilungen mit 97.000 Verurteilten. Das Strafmaß reichte von 5 Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte (dégradation nationale) bis zur Todesstrafe. Untersuchungen weisen auf ähnliche Erfahrungen wie mit der Entnazifizierung in Deutschland hin: Die Kleinen hängte man, die Großen konnten durch Verzögerungen mit legalen Verfahren und Persilscheinen (in diesen Fällen häufig über Aktionen für die Résistance) profitieren. 1.4 Beginn der Entkolonialisierung Schon im August 1945 explodiert ein Konflikt in Indochina zwischen der Viet Minh-Regierung, die die Macht mit der japanischen Kapitulation genommen hatte und Frankreich. Zwar erkennt zuerst die französische Regierung die Unabhängigkeit der demokratischen Republik von Viêt Nam an, aber lehnt ab, Cochinchina (Süden Vietnams und Teile des östlichen Kambodschas) im neuen Staat einzuschließen, was einen Krieg verursacht, der, was Frankreich betrifft nur viel später zu Ende gehen wird, mit der Spaltung des Landes zwischen Nordvietnam und Südvietnam im Jahre 1954. Frankreich machte darauf den Versuch, sein Kolonialreich nach dem Beispiel des britischen Commonwealth of Nations umzugestalten. Basis waren die 1944 auf der Konferenz von Brazzaville formulierten Grundsätze. Zugleich mit der 4. Republik wurde am 27. Oktober 1946 die Union Française (Französische Union) gebildet. 1.5 Eine neue Verfassung Die Provisorische Regierung hatte unter General Charles de Gaulle mit Unterstützung der Alliierten die Macht bis zur Wiederherstellung einer demokratisch legitimierten politischen Ordnung, übernommen. Faktisch bezog diese Regierung ihre Legitimität aus der Einbeziehung aller nicht durch die Kollaboration kompromittierten politischen Kräfte, die im Exil oder in der Résistance gegen die Besatzung und das kollaborationistische Vichy-Regime von Marschall Philippe Pétain gekämpft hatten. In einem Plebiszit entschied sich die Mehrheit der Franzosen 1946 gegen die Wiederherstellung der Institutionen der Dritten Republik (1870–1940). General de Gaulle, der seine Vorstellungen hinsichtlich der staatlichen Neugestaltung nicht durchzusetzen vermochte, trat Januar 1946 als provisorischer Staats- und Regierungschef zurück und sagte der „Parteienherrschaft“ den Kampf an. Die neue Verfassung – ein erster Entwurf Mai 1946 wurde in einer Volksabstimmung verworfen, der zweite am 13. Oktober 1946 nur mit knapper Mehrheit gebilligt – basierte auf einem Kompromiss zwischen den drei stärksten Parteien, Kommunisten (PCF), Sozialisten (SFIO) und christlich-demokratischem MRP (Mouvement Républicain Populaire). Die Macht war beim Parlament bzw. dessen erster Kammer, der Nationalversammlung (Assemblée nationale), konzentriert. Die wechselnden Allianzen erschwerten die Bildung handlungsfähiger Regierungen. Die Kommunisten befanden sich nach ihrer Verdrängung aus der Regierung wegen des Kalten Kriegs 1947 in "Quarantäne", die oppositionellen Gaullisten und die rechtspopulistischen Poujadisten bekämpften von Anfang an das Institutionengefüge als solches. General de Gaulle propagierte eine Stärkung der Exekutivgewalt unter einem mit umfangreichen Vollmachten ausgestatteten Staatsoberhaupt, wie dies in der V. Republik spatter realisiert wurde. 2) Deutschland, die Stunde Null (Buch : Seiten 26-29) Am Ende des Krieges lag auch Deutschland in Trümmern und überall herrschte Chaos. Am 7. Mai 1945 unterschrieb Deutschland die Kapitulation. Die unterschrieb aber nicht Hitler. Der hatte sich bereits am 30. April 1945 zusammen mit seiner Frau Eva Braun das Leben genommen. Stattdessen unterzeichnete der deutsche Offizier Alfred Jodl im Auftrag von Hitlers Nachfolger Karl Dönitz. Am 9. Mai unterschrieben dann Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, Generaladmiral HansGeorg von Friedeburg und Generaloberst Hans-Jürgen Stumpff in Berlin eine weitere Kapitulationsurkunde für die Wehrmacht, die Marine und die Luftwaffe. Besiegt wurde Deutschland von den vier Kriegsgegnern - den so genannten Alliierten (Verbündete). Das waren die USA, die Sowjetunion (Russland), Großbritannien und Frankreich. Schon vor dem Kriegsende hatten sie beschlossen, Deutschland nach dem Krieg in vier Gebiete aufzuteilen. Jedes für einen der Sieger. 2.1 Das Potsdamer Abkommen und die Aufteilung Deutschlands Schon im Februar 1945, in der Konferenz von Jalta, beschlossen Amerika, die Sowjetunion und England (die Alliierten), Deutschland in vier Teile zu teilen. Zu dieser Zeit war es schon offensichtlich, dass Deutschland den Krieg nicht mehr gewinnen konnte und so machten sich die zukünftigen Siegermächte Gedanken, wie man mit Deutschland nach dem Krieg umgehen sollte. Die Sowjetunion sollte den östlichen Teil Deutschlands, England den nordwestlichen Teil, Frankreich einen schmalen Streifen am südwestlichen Rand und Amerika nahezu den gesamten Süden Deutschlands erhalten. Diese einzelnen Teile nannte man Besatzungszonen. Berlin als ehemalige Hauptstadt Deutschlands sollte von allen vier Siegermächten besetzt werden. Allerdings war damals keine endgültige Teilung Deutschlands vorgesehen. Deutschland sollte nach einer gewissen Zeit wieder zu einem ganzen, einheitlichen Staat gemacht werden. Kurz nach der Kapitulation verkündeten die Alliierten dann im Potsdamer Abkommen die Aufteilung Deutschlands in die vier Besatzungszonen. Der Norden sollte an England gehen, der Osten an die Sowjetunion, der Westen an Frankreich und Süddeutschland an die USA. Warum wollte man Deutschland überhaupt aufteilen? Deutschland hatte unter Hitler die Weltherrschaft angestrebt. Um dies zu erreichen, entfachte es im Jahre 1939 einen Weltkrieg, der Millionen von Menschen das Leben kostete. Dies sollte nicht wieder möglich werden. Aus diesem Grund wollte man Deutschland schwächen. Dies erreichte man durch die Teilung. Man wollte aber ebenso, dass Deutschland einen Teil des Schadens zurückzahlt, den es durch den Krieg anderen Ländern zugefügt hatte. So wurde jedem Teil Deutschlands eine Besatzungsmacht zugeteilt, die aus ihrem Teil nehmen konnte, was sie als Schadensersatz wollte. Diesen „Schadensersatz“ nennt man Reparationen. Meist waren es ganze Fabriken und Industrieanlagen aber teilweise auch einfach nur Schienen von Eisenbahnen. 2.2 Die Entnazifierung der Deutschen Die Aufteilung Deutschlands war jedoch nicht alles, was die Alliierten beschlossen. Man wollte in Deutschland alle Mitglieder der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) verhaften oder zumindest aus ihren Berufen entlassen. Das waren zum Beispiel Lehrer, Bürgermeister und Richter. Das wurde auch als Entnazifizierung bezeichnet. Ebenso wollten die Alliierten den Deutschen die Idee der Demokratie beibringen. Dinge wie Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit oder das Recht auf freie Wahlen gab es bis dahin nämlich in Deutschland kaum. Am ehrgeizigsten waren dabei die Amerikaner. Sie wollten aus Deutschland einen idealen demokratischen Staat machen. Um das weitere Vorgehen in Deutschland regeln zu können, beschlossen die Alliierten die Errichtung eines Kontrollrates. In diesem sollten Vertreter der vier Besatzungsländer sitzen und gemeinsam über Deutschlands weitere Entwicklung entscheiden. Als Sitz des Kontrollrates wählte man Frankfurt am Main. 2.3 Chaos in Deutschland Deutschland war 1945 ein völlig zerstörtes Land. Es fehlte nicht nur an Essen, sondern an allem Lebensnotwendigen: Strom, Wasser und Kohle für die Öfen. Die Städte boten ein trostloses Bild mit zerbombten Häusern, unzähligen Obdachlosen (in den Städten waren meist nahezu die Hälfte aller Wohnungen zerstört), Kriegsverletzten, verwahrlosten Heimkehrern aus dem Krieg und trauernden Menschen, da bei etwa 7 Millionen Toten die der Krieg gekostet hatte, fast jeder ein Familienmitglied oder Freunde zu betrauern hatte. Berlin 1945 Mehr als 10 Millionen Vermisste In dem Chaos, das der Krieg verursacht hatte, gingen mehr als 10 Millionen Menschen „verloren“. Das waren nicht nur Soldaten, die aus dem Krieg nicht mehr heimkehrten, sondern auch Eltern, die ihre Kinder vermissten oder aber auch Kinder, die ihre Eltern suchten. Das Rote Kreuz war eine Anlaufstelle für die Menschen, die Angehörige suchten. Sie hängten Listen aus mit den Namen der Menschen, die gesucht wurden, suchten in Krankenhäusern oder Flüchtlingslagern nach Vermissten. In Zeitungen und Radio wurden noch bis in die 50er Jahre Listen mit gesuchten Personen veröffentlicht. Anfang der 60er Jahre erklärte dann das Rote Kreuz ca. 1 Millionen Menschen für tot, da von diesen kein Lebenszeichen gefunden werden konnte. Frauen schaffen Ordnung Es fehlte überall an arbeitsfähigen Männern, die beim Wiederaufbau der Städte hätten helfen können. Dies übernahmen nun die Frauen. In Berlin zum Beispiel gab es rund 60.000 Frauen, im Alter zwischen 15 und 50 Jahren, die dazu verpflichtet wurden, Schutt zu schleppen, Ziegel zu reinigen und neue Wände zu mauern. Aus dieser Zeit stammt auch der Begriff „Trümmerfrauen“. In der Geschichtsschreibung werden sie gerne erwähnt, da sie auf besondere Art und Weise den Aufbauwillen und die Überlebenskraft der Deutschen in diesen schrecklichen und chaotischen Zeiten symbolisieren. http://www.youtube.com/watch?v=uUnvfCjgMmw&feature=relmfu Eine Flut von Heimatvertriebenen Zu den Folgen des Krieges gehörten auch die zahlreichen Flüchtlinge aus dem Sudetenland (dies ist ein Gebiet in der frühren Tschechoslowakei, in dem hauptsächlich Deutsche lebten) und aus Polen (in Polen gab es ebenfalls Gebiete, die fast ausschließlich von Deutschen bewohnt waren). Aus diesen beiden Ländern sollten alle Deutschen, nach Deutschland übergesiedelt werden. Deutsche Heimatvertriebene Man wollte dadurch vermeiden, dass durch das enge nebeneinander Leben (Polen und Deutsche und Tschechen und Deutsche) neue Krisenherde entstehen. Auf diese Weise kamen nun aber in den ersten Nachkriegsjahren fast 10 Millionen Heimatvertriebene nach Deutschland, die ebenfalls eine Wohnung und zu essen benötigten. Reger Tauschhandel auf dem Schwarzmarkt Ein weiteres Problem bestand darin, dass das Geld, das die Deutschen damals besaßen nichts mehr wert war. Es gab nämlich viel zu viel davon. Hitler hatte seinen Krieg hauptsächlich dadurch finanziert, dass er das Geld, das er brauchte, einfach druckte. Dadurch gab es dann aber zu Kriegsende so viel Geld und gleichzeitig so wenig Lebensmittel. Aus diesem Grund teilten die Alliierten die Lebensmittel den Menschen zu. Jeder sollte Lebensmittel von ca. 1.500 Kalorien pro Tag zugeordnet bekommen. Um zusätzlich an Lebensmittel oder aber andere dringend benötigte Gegenstände zu kommen, fingen die Menschen an zu tauschen. Am Besten konnte man mit Zigaretten tauschen. Wenn man eine Zigarette hatte, konnte man dafür fast alles bekommen. Schwarzmarktgeschäfte in Berlin (1945) 2.4 Die Bizone als erster Schritt zur Teilung Deutschlands Obwohl sich die Siegermächte auf den Konferenzen von Teheran 1943, Jalta im Februar 1945 und Potsdam im August 1945 darauf geeinigt hatten, wie mit Deutschland in den einzelnen Besatzungszonen nach dem Krieg verfahren werden sollte, verliefen die Entwicklungen in den Teilen Deutschlands zum Teil sehr unterschiedlich. Die westlichen Besatzungsmächte erkannten sehr schnell, dass Deutschland nicht lebensfähig war, wenn man die ganze Industrie und auch die Transportmöglichkeiten zerstörte. Wie sollte es so Kohle zum Heizen abbauen können und in die Städte verteilen? Wo sollten die Menschen arbeiten, um Geld zu verdienen? Aus diesem Grund strebten sie eine Vereinigung der einzelnen Besatzungszonen auf wirtschaftlicher Basis an. Die Sowjetunion und auch Frankreich fanden die Idee nicht gut. Für diese beiden Länder war es am wichtigsten, dass sie möglichst viel aus Deutschland abtransportieren konnten. Vor allem die Sowjetunion blieb diesem Kurs treu. Dies machte eine Zusammenarbeit der Siegermächte immer schwieriger. Da sich die wirtschaftlich verheerende Lage in Deutschland immer mehr zuspitzte, beschlossen England und die USA im März 1946 wenigstens ihre beiden Besatzungszonen zu einer wirtschaftlichen „Bizone“ zusammenzuschließen. Aber mit der Schaffung der Bizone war schon der erste Schritt in Richtung Spaltung Deutschlands in zwei Teile getan. Die Antwort der Sowjetunion auf die Bizone im Westen war die „Deutsche Wirtschaftskommission“ im Osten. So wurde die Spaltung Deutschlands immer unüberwindbarer. Im Westen wurde die freie Marktwirtschaft nach amerikanischem Prinzip eingeführt, im Osten die Planwirtschaft nach sowjetischem Vorbild. http://www.youtube.com/watch?v=QSlDd768FCo