1. Einleitung 1.1 Historische Anmerkungen seit Menschengedenken: wissenschaftliches, technologisches und kulturelles Interesse an Farbstoffen Newton: Messungen des Brechnungsindex n() Dispersion Reflexion, Brechung Teilchenbild aber: Polarisation, Interferenz, Beugung Young: Wellentheorie: Erklärung der Newtonringe und des Interferenzmusters beim Doppelspaltversuch Fresnel: Entwicklung der Wellentheorie, insbesondere die Benutzung transversaler Wellen, nötig, um doppel- und konische Brechung zu erklären (Preston) sowohl Teilchen- als auch Wellentheorie problematisch Maxwell: elektromagnetische Theorie: Fresnels Transversalschwingungen sind in Richtung der Schwingungen des elektromagnetischen Feldes, senkrecht zur Ausbreitungsrichtung des Lichtes Lorentz, Drude: klassische Resonanz-Modelle zur Erklärung anomaler Dispersion und n() Zeeman, Stark: Zeeman-Effekt, Stark-Effekt Einstein: Begriff des „Photons“ Bohr: Wasserstoffatom, komplexe Atome de Broglie: Materiewellen Schrödinger: Wellenmechanik, Quantentheorie atomarer Prozesse Anwendung: Berechnung der Energieniveaus von Atomen und der Stärke ihrer Übergänge Quantitative Beschreibung optischer Absorption und Emission Erweiterung der Spektroskopie auf Moleküle und Festkörper: Born und Oppenheimer, Heitler und London, Pauling, Slater, van Vleck für Festkörper: Symmetrieeigenschaften müssen betrachtet werden Bethe (1929): Kristallfeldtheorie Elektrostatisches Feld des Kristalls wirkt als statische Verzerrung auf die Niveaus des freien Atoms/Ions Klassifizierung der neuen Niveaus als Darstellungen der Symmetriegruppen des Kristallfelds Sugano et al. (1970), Judd und Ofeld (1963): Erweiterung auf Übergangsmetall- und Selten-Erd-Ionen Spektroskopie Ionen-dotierter Festkörper umfaßt heutzutage: Quantenmechanik Gruppentheorie Spektroskopische Messungen Experimentelle Innovation 1.2 Überblick über klassische optische Konstanten klassische optische Konstanten: n: Brechungsindex (Brechungsgesetz) k: Extinktionskoeffizient bzw. : Absorptionskoeffizient) Lambert-Beersches Gesetz: I I 0 exp 2 kl I 0 exp l c mit I: transmittierte Intensität, I0: eingestrahlte Intensität, l: Länge des Mediums R: Reflexion Betrachteter Wellenlängenbereich: = 200 - 3000 nm >> atomare Abstände ( einige Å) - Strahlung in Materie kann klassisch behandelt werden Festkörper wird als kontinuierliches Medium betrachtet Die Antwort des Festkörpers kann beschrieben werden mit Hilfe makroskopischer Felder, d.h.: Mittelwerte der schnell veränderlichen atomaren Felder über Volumen, die groß sind vgl. mit atomaren Größen klein sind vgl. mit den Wellenlängen Isotropes Medium Polarisation: P 0 ( 1) E Magnetisierung: M ( r 1) H Stromdichte: J E mit: = Dielektrizitätskonstante µr = relative magnetische Permeabilität = elektrische Leitfähigkeit Anmerkungen: i) Diese Reaktion des Festkörpers kann auch zu atomaren Eigenschaften in Beziehung gesetzt werden, z.B.: P N at Eloc ii) Diese linearen Beziehungen gelten nur für kleine Intensitäten, sie müssen bei hohen Intensitäten modifiziert werden. Allgemeines Modell für Wechselwirkung von Strahlung mit Materie Atomare Modelle der optischen Eigenschaften erfordern Wissen über die interatomare Bindung und über das Vorhandensein von gebundenen und freien Elektronen: Metalle: freie Elektronen Isolatoren: gebundene Elektronen Halbleiter: freie und gebundene Elektronen Im allgemeinen: Lösung der Differentialgleichung für eine erzwungene gedämpfte Schwingung erforderlich: mx 2mx m02 x eE0 exp( i t ) Lösung : x (t ) e E0 exp( i t ) 2 m 0 2 2i mit: e, m: Masse, Ladung des schwingenden Teilchens, hier: Elektron = m: Dämpfungskonstante (Dämpfung prop. Geschwindigkeit) 0 D m : Kreisfrequenz der freien ungedämpften Schwingung Normale Dispersion keine Dämpfung: Brechzahl n ist reell 0 ist groß und liegt im UV (me ist sehr klein) 02 2 0 im sichtbaren Spektralbereich 02 2 nimmt zu längeren Wellenlängen hin zu Brechzahl n nimmt mit der Frequenz zu (keine Absorption): Anomale Dispersion: Bei Berücksichtigung der Absorption wird die Brechzahl komplex. Im Bereich starker Absorption nimmt die Brechzahl mit der Frequenz ab (anomale Dispersion): 0 0 2 0 0 2 2 Realteil {n } 1 anomale Dispersion 2 Absorption (Im{n }) Brechzahl Absorption 9,00E+014 9,50E+014 1,00E+015 1,05E+015 Kreisfrequenz 1,10E+015 Zusammenhang zwischen den optischen Konstanten 1 i 2 1 n 2 k 2 2 2nk n k (1 n ) 2 k 2 R (1 n ) 2 k 2 (Kein Beitrag der atomaren Struktur zu diesen Größen.) Tabelle: Wellenlängenbhängigkeit der optischen Eigenschaften von Festkörpern Spektraler Bereich Metall (z.Bsp. Al) Halbleiter (z. Bsp. Si) Isolator (z. Bsp. SiO2) UV ( 50-300nm) R 0-92% Bandkante R 40-60%, große Polarisierbarkeit VIS, NIR ( 300- R 92-95% Transparent und absorbierend 3000nm) > 10000nm Teilweise reflektierend R 100% Transparent Reststrahlen, hohe Absorption und Reflexion 1.3 Spektroskopie und Quantenmechanik Elektronische Energieniveaus des H-Atoms (Bohr, Schrödinger): En mZ 2 e 4 2 4 0 n 2 2 2 Relativistisch: Dirac 1927 Elektronenspin Aufhebung der 1. Entartung Elektronische Energieniveaus von Mehrelektronen-Atomen: (Slater 1920, Hartree 1929) Quantenmechanik liefert: energetische Lage der Niveaus Wellenlängen der emittierten bzw. absorbierten Photonen Stärke dieser Prozesse f: Oszillatorenstärke (Condon & Shortley 1953) Oszillatorenstärke fi: Übergangswahrscheinlichkeit i bestimmt die Resonanzbreite (hängt mit der Lebensdauer über die Unschärferelation zusammen) 1.4 Atome und Ionen in Festkörpern Berechnung der Energien von Elektronen, die an chemischen Bindungen teilnehmen. Pauling (1967): Berechnung der molekularen Energieniveaus von H2, Methan CH4 Bloch (1929), Kronig & Penney (1930): Periodizität des ionischen Potentials erfordert, daß die für die Elektronen besetzbaren Energieniveaus in Bändern von diskreten, nahe beieinanderliegenden Niveaus (Bändern) auftreten. Energiewerte dazwischen sind verboten. Gibson & Elliot, (1974): Klassifikation in Metallen, Halbleitern, Isolatoren Bindungskräfte Ionisch Ionisierungsenergie, NaCl, LiF Elektronenaffinität Kovalent Überlapp der Wellenfunktionen Si, Ge Metallisch Überlapp der Wellenfunktionen, die Metalle aber sehr ausgedehnt sind, Elektronen sind nicht gebunden Van der Waals Ladungsfluktuationen Edelgase (Nullpunktschwingung) Wasserstoffbrückenbindung H2O Im allgemeinen sind verschiedene Bindungskräfte in einem Festkörper vorhanden. Bsp.: Al2O3: hauptsächlich ionisch, kleiner kovalenter Anteil Silizium: hauptsächlich kovalent, kleiner ionischer Anteil Gemeinsame Eigenschaft aller Bindungskräfte: Die Energien des äußeren Elektrons werden durch die Bindung herabgesetzt. Wechselwirkung zwischen langreichweitiger Anziehungskraft (Bindungskraft) und kurzreichweitiger Abstoßungskraft führt zu einem Gleichgewicht bzw. Gleichgewichtsabstand zwischen den Atomen. Potentielle Energie; z. Bsp.: A V R m R m R0 n m 1 n R R0: Gleichgewichtsabstand R: Abstand n>m Bsp: Ar, NaCl 4 Ar: m=6, n=12 NaCl: m=1, n=5 V(R) 3 2 1 0 -1 0,5 1,0 1,5 2,0 R/R0 2,5 3,0 Für Metalle und stark kovalente Festkörper ergeben sich sehr komplizierte Funktionen für das Potential V(R). Die Bandstruktur eines Festkörpers wird durch die Art der Bindungskräfte bestimmt. E Na6 (hypothetisch) Na-Kristall Hybridisierung R-1 Na: 1s22s22p63s Mg: 1s22s22p63s2 F: 1s22s22p63s23p5 Einfache quantenmechanische Beschreibung der Bandstruktur Das Elektron bewegt sich in einem Potential V(r), welches die Periodizität des Kristallgitters hat (hervorgerufen durch Ladungsverteilung der äußeren Elektronen). Schrödingergleichung 2 2 E V ( r ) 2m r,k 0 Die Eigenfunktionen sind die Blochfunktionen: r , k U k r exp ikr U k r besitzt Gitterperiodizität k : reziproker Gittervektor die festen Atomrümpfe und die Energiebandstruktur hängt von der Gitterperiodizität ab, die wiederum von der Anordnung der Atome im Festkörper. Eine Kristallstruktur wird durch die Anordnung von Atomen oder Atomgruppen in einem Gitter hergestellt. Die Symmetrieeigenschaften eines Festkörpers werden bestimmt durch die Natur der Bindungen die relative Größe der Atome 1.5 Optische Eigenschaften von Festkörpern Betrachtet werden hauptsächlich Isolatoren. Übergang zwischen Isolatoren und Halbleitern ist fließend, z.B. sind Si, Ge, GaAs sehr gute Isolatoren bei tiefen Temperaturen. Definition Ein Isolator ist ein Festkörper mit überwiegend ionischer Bindung und einer Bandlücke von mehr als 2.5 eV. Optische Übergänge (Resonanzen) in einem Festkörper: Band-Band-Übergänge Übergänge zwischen einer Verunreinigung/Störstelle und einem Band Übergänge zwischen den Energieniveaus der Verunreinigung/Störstelle Optische Band-Band-Übergänge Optische Band-Band-Übergänge erfordern Impulserhaltung. Auswahlregel für Band-Band-Übergänge, direktes Bandgap kc kv q q : Wellenvektor des Photons kc : Wellenvektor des Elektrons im Leitungsband kv : Wellenvektor des Elektrons im Valenzband mit q 2 k 2 , ( 500nm, a 1nm) a q 0 kC kv Auswahlregel für Band-Band-Übergänge Auswahlregel für Band-Band-Übergänge, indirektes Bandgap kc kV k p k p : Impuls eines Phonons (Gitterschwingung) "+": Absorption eines Phonons "-": Emission eines Phonons Ein indirekter Band-Band-Übergang benötigt Elektron-Strahlung und ElektronPhonon-Wechselwirkung und hat daher eine kleinere Übergangswahrscheinlichkeit als der direkte Band-Band-Übergang. Übergänge im Bandgap Energetische Zustände innerhalb des Bandgaps haben ihre Ursache in intrinsischen Gitterdefekten Selten-Erd-Ionen Übergangsmetall-Ionen Kristallfeldrechnungen liefern: energetische Lage der Übergänge Linienformen Lebensdauern (Übergangsraten)