Porträt Håkan Hardenberger 3 Klassiker! 6 Håkan Hardenberger Mahler Chamber Orchestra Daniel Harding Mittwoch 15. Juni 2016 20:00 Bitte beachten Sie: Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stofftaschentücher des Hauses Franz Sauer aus. Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Mobiltelefone, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese unbedingt zur Vermeidung akustischer Störungen aus. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen. Bitte warten Sie den Schlussapplaus ab, bevor Sie den Konzertsaal verlassen. Es ist eine schöne und respektvolle Geste gegenüber den Künstlern und den anderen Gästen. Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihr Bild möglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt oder veröffentlicht wird. Porträt Håkan Hardenberger 3 Klassiker! 6 Håkan Hardenberger Trompete Mahler Chamber Orchestra Daniel Harding Dirigent Mittwoch 15. Juni 2016 20:00 Pause gegen 20:40 Ende gegen 21:50 19:00 Einführung in das Konzert durch Oliver Binder Dieses Konzert wird auch live auf philharmonie.tv übertragen. Der Livestream wird unterstützt durch JTI. Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e. V. PROGRAMM Ludwig van Beethoven 1770 – 1827 Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 C-Dur zu op. 72 (1806) für Orchester Adagio – Allegro Mark-Anthony Turnage *1960 Håkan (2014 – 16) für Trompete und Orchester (Version 3) I. Falak II. Arietta III. Chorale Variations Kompositionsauftrag von West Australian Symphony Orchestra, KölnMusik, London Symphony Orchestra, Philharmonie Luxembourg und Orchestre Philharmonique du Luxembourg Deutsche Erstaufführung Pause Edgard Varèse 1883 – 1965 Intégrales (1924 – 25) für kleines Orchester und Schlagzeug Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60 (1806) Adagio – Allegro vivace Adagio Allegro molto e vivace Allegro ma non troppo 2 ZU DEN WERKEN Ludwig van Beethoven: Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 C-Dur op. 72a (1806) Die Arbeit an seiner einzigen Oper Fidelio fiel Beethoven alles andere als leicht. Mehrfach überarbeitete er das Werk und ließ auch das Ursprungslibretto von Joseph Sonnleithner zweimal umschreiben: erst von seinem Bonner Jugendfreund Stephan von Breuning, dann von Friedrich Treitschke. Letzterem teilte er zudem mit: »Übrigens ist die ganze Sache mit der Oper die mühsamste von der Welt, denn ich bin mit dem meisten unzufrieden – und – Es ist beynahe kein Stück – woran ich nicht hier und da meiner jetzigen Unzufriedenheit nicht einige Zufriedenheit hätte anflicken müssen.« Beethoven selbst wollte die Oper nicht Fidelio nennen, sondern Leonore. Doch der italienische Komponist Ferdinando Paër (1771 – 1839), der damals in Dresden als Opernkapellmeister wirkte, später in Paris, war ihm mit seiner Leonora, der der gleiche Stoff zugrundliegt, zuvorgekommen. Um nun Verwechselungen zu vermeiden, annoncierte man Beethovens Oper als Fidelo, oder Die eheliche Liebe. 1814, als Beethoven nach gut zehn Jahren Arbeit daran die letzte Fassung vorlegte, akzeptierte er schließlich den Titel. Leonore und Fidelio sind zwei Seiten derselben Medaille. Leonore ist die Ehefrau des unrechtmäßig inhaftierten Florestan. Weil sie dem Gatte so nah wie möglich sein will, verkleidet sie sich als Mann und arbeitet unter dem Namen Fidelio als Schließer im Gefängnis, hofft auf die Freiheit des Geliebten, wozu es nach einigen Verwicklungen auch kommt. Vier Ouvertüren hat Beethoven zu seiner Oper verfasst, die letzte davon heißt FidelioOuvertüre; sie wird heute meist als Vorspiel zum Bühnenstück verwendet. Die anderen drei tragen noch den Namen LeonorenOuvertüre, weil Beethoven eben mehr an der Figur der Leonore, denn an der Maskerade Fidelio interessiert gewesen ist. Diese Ouvertüren sind durchnummeriert. 1805 entstand die Nummer 1 (op. 138), doch damit schon nicht glücklich, schrieb Beethoven gleich eine zweite (op. 72), die auch bei der Uraufführung der Opernerstfassung am 20. November 1805 erklang. Auch damit nicht sehr zufrieden, verfasste er dann für die Aufführung der 3 zweiten Fidelio-Fassung am 29. März 1806 eine dritte (op. 72a). Diese dritte Leonoren-Ouvertüre – alle stehen in C-Dur – ist die um einiges konzentriertere und nun trefflicher formulierte Version der zweiten Ouvertüre. Und da sie noch stärker als die Nummer 2 alle Charakterzüge einer selbstständigen Programmmusik besitzt, hat sie einen eigenen und festen Platz im sinfonischen Repertoire. Mit sehr plastischen Klangfiguren skizziert sie das Operngeschehen, verbindet sie die musikalischen Themen und inhaltlichen Aktivitäten der Protagonisten, lässt sie das das Ringen um die Freiheit in einem glanzvollen Triumph münden. Die illegalen Machenschaften des Don Pizarro, der Florestan gefangen hält und ihn ermorden lassen will, da eine interne Untersuchung durch den Minister bevorsteht, werden entlarvt. Fidelio kann den Mord verhindern und gibt sich als Leonore zu erkennen. Das Gute und die Liebe obsiegen. Mark-Anthony Turnage: Håkan für Trompete und Orchester (2014 – 16) Der Name ist Programm: Håkan, wie der englische Komponist Mark-Anthony Turnage sein jüngstes Trompetenkonzert betitelt, ist dem schwedischen Trompeten-Virtuosen Håkan Hardenberger gewidmet und auf sein meisterhaftes Können wie seine Vorlieben hin zugeschnitten. Vorlieben, die der 1960 geborene Komponist und der ein Jahr jüngere Interpret teilen: Erkundung von Grenzgängen, Überwindung von musiksprachlichen Barrieren. Für Turnage, ein großer Fan der Musik des legendären Jazz-Trompeters und Flügelhornspieler Miles Davis (1926 – 1991), sind Jazz und klassische Musik keine Gegensätze, sondern zwei sich aneinander ästhetisch befruchtende Ausdruckssphären. Allerdings wollte und will Turnage, der am Londoner Royal College of Music u. a. bei Oliver Knussen studierte sowie Kurse bei Hans Werner Henze und Gunther Schuller beim renommierten Tanglewood-Festival in Massachusetts besuchte, keine Musik schreiben, die wie Jazz klingt, aber eine Musik, die die Idiomatik des Jazz, vor allem dessen freiatmende Artikulation und 4 rhapsodische Phrasierung als Ausdrucksmittel verwendet. Und das durchaus nicht als Freiräume für die Interpreten, sondern als kompositorische Idee, das heißt, diese Spielweisen sind in seinen Partituren genau notiert: Was aus den Notationen heraus frei klingt, ist in ihnen exakt fixiert. Sein Trompetenkonzert Håkan komponierte Mark-Anthony Turnage 2014/15 im Auftrag des West Australian Symphony Orchestra, des London Symphony Orchestra, der Philharmonie und des Orchestre Philharmonique du Luxembourg und der KölnMusik; uraufgeführt wurde das gut 25 Minuten dauernde Werk am 8. Mai 2015 im australischen Perth: von Håkan Hardenberger als Solisten und dem von Baldur Brönnimann dirigierten West Australian Symphony Orchestra. Seither ist die Partitur revidiert worden; aktuell ist derzeit die im April 2016 beendete Version 3, mit der das Stück auch seine deutsche Erstaufführung erlebt. Die drei Sätze der Komposition heißen Falak, Arietta und Chorale Variations. Mit dem Satztitel Falak legt Turnage eine Spur ins PamirGebirge, wo im Dreiländereck von Afghanistan, Tadschikistan und Pakistan die »Falak«-Musik beheimatet ist; eine Musik, die, oft von der Sufi-Lyrik beeinflusst, vokal und/oder instrumental sein kann und die einen bemerkenswert erzählerischen Melodieverlauf besitzt. In einer eigenen Interpretation dieser seit Jahrhunderten praktizierten Kunstmusik nutzt Turnage, der sich für andere Musikkulturen sehr interessiert, deren Klanggestik produktiv für sein Trompetenkonzert, reiht solistisch-virtuose Melismen um Melismen aneinander und verknüpft sie mit daraus abgeleiteten Ornamenten im Orchester: manchmal als kontrastierende Antworten, dann als polyphone Verästelungen. Am Ende des Satzes kulminieren die Aktionen ganz überraschend in einem Part von »singender« Solo-Trompete, metrisch akzentuierten Schlägen auf einer großen Kuhglocke und einem in Triolen dagegen gesetzten Verbund von Basstrommel und angeschlagenen Tiefstreicher-Akkorden. Ein eindrucksvolles Klangbild. Der langsamere Mittelsatz Arietta mit ähnlichen Trompeten­ melismen ist im Orchestersatz homophon, choralartig organisiert und bereitet den dann mit einer kurzen Trompetensequenz auch eingeleiteten Finalsatz Chorale Variations vor. In acht Variationen bringt die Trompete neue Konstellationen ihrer durchlaufenden Melismen, die vom Orchester mit unterschiedlichen Farb- und 5 Lichtnuancen atmosphärisch verschieden umwoben werden. Zwischen den Variationen 7 und 8 ist Raum für eine bisher ausgesparte solistische Kadenz, ein rasanter Wechsel von hoch und tief, von leise und laut pro Note. Und nachdem die achte und die letzte, die zugleich choralartigste Variation erklungen ist, formiert sich das Orchester, eine Generalpause setzt die dafür nötige Zäsur, zu einer höchst knappen und turbulenten Schlusscoda, an deren Ende nochmal eine allerletzte, eine nur aufsteigende Lineatur der Solo-Trompete zu hören ist – diesmal im Unisono mit Geigen und Bratschen, brillierend und kraftvoll. Edgard Varèse: Intégrales für kleines Orchester mit Schlagzeug (1924/25) Der amerikanische Komponist Edgard Varèse hat sich mit Nachdruck dagegen verwahrt, eine Geschichte oder ein Bild in seiner Komposition Intégrales (1924/25) für kleines Orchester mit Schlagzeug (elf Bläser, vier Perkussionisten) zu suchen. So sagt er anlässlich der Uraufführung des Werkes am 1. März 1925 in New York zu dem Publikum: »Die Musik ist weder eine Geschichte noch ein Bild, noch eine psychologische oder philosophische Abstraktion. Sie ist ganz einfach Musik. Sie hat eine wohlbestimmte Struktur, welche weit angemessener durch das Hören als durch den Versuch einer Analyse verstanden werden kann.« 1936 distanziert sich Varèse (1883 – 1965) von diesem Diktum allerdings ein wenig. Während einer Vorlesung an der Universität New Mexico versucht er das Werkkonzept in einer mathematischen Beschreibungssprache darzustellen und vergleicht die Idee seines Stückes mit der mathematisch-geometrischen Flächenberechnungen von Integralen. Er spricht von einer »Bewegung von Massen, deren Strahlung, Dichte und Volumen variiert. Wenn diese Massen zusammenprallen, entsteht ein Effekt der Abstoßung oder gegenseitigen Durchdringung«. Zudem erwähnt er: »Die ›Intégrales‹ wurden für eine räumliche Projektion entworfen. Ich konstruierte sie für gewisse Mittel, die noch nicht existierten, die aber, dessen war ich gewiss, einmal erreicht werden könnten und früher oder später benutzt werden 6 dürften.« Und diese Räumlichkeit stellt er sich sehr real vor. Noch 1955 äußert er in einem Gespräch: »Ich hoffe innerhalb kurzer Zeit einen Apparat zur Verfügung zu haben, der es erlauben wird, ein räumliches Relief zu geben. Nur des Beweises wegen würde ich daran interessiert sein, die ›Intègrales‹ einmal so zu realisieren, wie sie ursprünglich konzipiert worden sind.« Als Varèse dann kurze Zeit später die Möglichkeit dazu hat, entscheidet es sich jedoch anders und komponiert sein Poème Electronique, das 1958 im Philips-Pavillon bei der Weltausstellung in Brüssel uraufgeführt wird. In den über dreißig Jahre älteren Intégrales hat er diese Klang-Visionen bereits instrumental angedacht und an Frische haben sie bis heute nichts verloren. Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60 (1806) Uraufgeführt am 15. November 1807 in Wien, Beethoven dirigierte selbst, steht dessen vierte Sinfonie zwischen den beiden »Monumenten« der Eroica und der Fünften. Mit ihr kehrte der Komponist nach der musikalisch avantgardistischen, im Sujet heldenhaften Dritten und während er bereits an der Fünften, der bald dann so genannten Schicksalssinfonie arbeitet, zur sinfonischen Tradition zurück. Sie ist konventioneller gestaltet als ihr Vorgänger und wirkt ausgewogener. Auch die Besetzung ist kleiner, aber sie besitzt wie ihre Vorgänger-Sinfonie ein großes klangliches Raffinement. Und sie atmet in gewissen Momenten schon die romantischen Klangideen, die dann mit Franz Schubert sowie gerade Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann die nachfolgende Generation umsetzt. Gerade die beiden Letztgenannten schätzten die Vierte überaus, diese »griechisch schlanke Maid« – so Schumann – »zwischen zwei Nordlandriesen«. Auch beim zeitgenössischen Publikum kam die Sinfonie gut an, besser als die dritte und die fünfte. So schreibt ein Rezensent der Leipziger Allgemeinen musikalischen Zeitung in einer späteren Kritik: »Im Ganzen ist das Werk heiter, verständlich und sehr einnehmend gehalten. […] Man konnte sich schwerlich des Wünschens enthalten: möchte es doch dem geistreichen, verehrten Meister 7 möglich, möchte er geneigt seyn, auf diesem Wege weiter, und, wie er es jetzt allerdings vermöchte, höher zu wandeln.« Offensichtlich hatte die musikalische Welt Schwierigkeiten mit Beethovens Entwicklung. Aber was dem einen gelungen heiter ist, ist dem anderen zu leicht oder gar eine zu »kalte Musik«, wie Richard Wagner viele Jahre über die Vierte im Verbund mit der Achten urteilte. Und auch heute, so man sich überhaupt mit einem Opus des Genies Beethoven schwer tut, ist die Vierte wohl jene der neun Sinfonien, die am wenigstens aufgeführt wird (freilich immer noch öfter als Werke anderer Komponisten). Beethoven, das weiß man durch Briefe Beethovens, ging es in den Jahren 1804 bis 1806 gut; er war verliebt in Josephine Brunswik, erhoffte Eheglück und schrieb ihr einige Male. Er soll, so ist überliefert, in jener Zeit »heiter, zu jedem Scherz aufgelegt, frohsinnig, munter, lebenslustig, witzig, nicht selten satirisch« gewesen sein. Und tatsächlich hat die Musikforschung in mehreren Werken aus diesen Jahren, etwa dem vierten Klavierkonzert, dem Violinkonzert und eben der vierten Sinfonie, Klangcharakteristika des Leichteren und des Hellen im Kontrast zum Heroischen, das allmählich aus dem Dunkel zum Licht emporsteigt, ausfindig gemacht. Aber nur beschaulich ist die Vierte dann doch nicht; »trügerisch ist ihre klassizistische Gewandung« (Dieter Rexroth) und einige Male unterwandert Beethoven geschickt und mit leichter Hand das vertraute Konzept des Sonatenhauptsatzes, indem er das Prinzip von Exposition, Durchführung und Reprise in ein organisches Fließen umzudeuten vermag. Und das war, wie wir heute wissen, wegweisend für die nachfolgende Generation, obschon Beet­hoven künftig wieder andere Wege beschritt. Stefan Fricke 8 Porträt Håkan Hardenberger Die hohe Kunst auf der Trompete – Håkan Hardenberger Bei der Frage, wer so alles ein Trompetenkonzert geschrieben hat, muss man nicht lange überlegen. Klar, von Haydn gibt es eines – und auch von Johann Nepomuk Hummel. Und von den beiden Franzosen Henri Tomasi und André Jolivet hört man ebenfalls immer wieder einmal ein Konzert für die Trompete. Doch dann kommt man schnell ins Grübeln. Und je länger man nachdenkt, desto klarer wird einem: obwohl die Trompete zu den unüberhörbarsten Blasinstrumenten der Musikgeschichte zählt, ist das Solo-Repertoire tatsächlich äußerst dünn ausgefallen. Auch einem aufstrebenden, schon mit einigen Wettbewerbs­ preisen ausgezeichneten Musiker wie Håkan Hardenberger kam diese Erkenntnis, zwar nicht als Schock, aber die Vorstellung, sein zukünftiges Künstlerleben nur noch mit Haydn & Co., beliebten Bearbeitungen und sporadischen Ausflügen in die Originalklangbewegung zu verbringen, sorgte schon für eine gewisse Frustration. Und so konnte er nicht anders, als aus der Not eine Tugend zu machen: er nahm einfach Kontakt zu namhaften sowie gerade aufstrebenden Komponisten auf und fragte an, ob sie nicht ein Trompetenkonzert für ihn schreiben wollten. »Wenn sich die Trompete als Solo-Instrument in der Welt der klassischen Musik behaupten will, dann muss es ein umfangreiches Repertoire geben«, lautet heute wie damals Hardenbergers Credo. »Und dieses Repertoire muss so gut sein, dass es mit einem großen Violinkonzert oder mit einem großen Klavierkonzert mithalten kann.« Zu den ersten, die sich auf dieses Abenteuer einließen, zählte der Engländer Harrison Birtwistle. 1987 hob der Mittzwanziger Hardenberger dessen Stück Endless Parade für Trompete, Streicher und Vibraphon aus der Taufe. »Das Werk war ein großer Erfolg und konnte auch auf CD aufgenommen werden«, erinnert sich Hardenberger. »Seitdem habe ich im Schnitt zwei neue Konzerte pro Jahr uraufgeführt.« Darunter finden sich Stücke von so namhaften Zeitgenossen wie Hans Werner Henze, Olga Neuwirth, 9 Arvo Pärt, Mark-Anthony Turnage und HK Gruber. Und jeder von ihnen hat Hardenbergers sagenhaftes spieltechnisches Vermögen auf ganz neue Proben gestellt und zugleich die Ausdrucksmöglichkeiten der Trompete noch einmal mächtig aufgefrischt, was ihre mal burlesken, mal tief lyrischen und dann wieder irrwitzig extrovertierten Züge angeht. 10 Heute ist der im schwedischen Malmö geborene Håkan Hardenberger 54 Jahre alt. Und nicht wenige teilen die Meinung der altehrwürdigen The Times, die über ihn geschrieben hat: »Er ist der beste Trompeter in der Galaxie!« Natürlich schmeicheln Hardenberger solche Superlative. Doch die für ihn wertvollsten Komplimente sind weiterhin diejenigen aus berufenen Mündern und von engen Freunden. Der australische Komponist Brett Dean etwa hat über Hardenberger gesagt: »Er verkörpert für mich etwas Heldenhaftes und die Trompete ja sowieso. Aber er ist mehr als ein Trompeter mit einem perfekten Lippenansatz: Håkan ist ein Poet und das hat mich beim Komponieren am meisten berührt. Wenn man mit ihm arbeitet, sieht man, wie er den Schönklang seines Instruments mit Poesie verbindet.« Ähnlich ins Schwärmen gerät auch Dirigent Andris Nelsons: »Es sind seine Ideen und Überlegungen zur Musik und zum Leben, die sehr ernst, tiefschürfend und sehr philosophisch sind.« Speziell mit dem lettischen Maestro hat Hardenberger eine besondere Verbindung. Beide musizieren seit vielen Jahren zusammen und haben noch während Nelsons Zeit als Chef des City of Birmingham Symphony Orchestra die englische Erstaufführung von Brett Deans Dramatis personae gegeben. Und im April 2015 gab Hardenberger sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern – mit Nelsons am Pult. Nelsons genaue Kenntnis und Verständnis von der Trompete empfindet Hardenberger bei der Zusammenarbeit daher als äußerst hilfreich und inspirierend. Was übrigens auch für den englischen Dirigenten Daniel Harding gilt, der ebenfalls als Trompeter angefangen hat und heute mit Hardenberger in der Kölner Philharmonie gastiert. Überhaupt ist der Mann mit dem goldenen Trompetenatem ziemlich stolz darauf, längst nur von den Besten eingeladen zu werden. Er hat auch mit den Philharmonikern aus New York und Wien zusammengearbeitet. Und unter den Dirigenten finden sich illustre Namen wie Pierre Boulez, Ingo Metzmacher, Paavo Järvi und Alan Gilbert. Dass Hardenberger es bis ganz nach oben, bis in die Belle Etage geschafft hat, verdankt sich aber nicht allein seinem enormen Talent und einer ausgeprägten Neugier für die Moderne. Erheblichen Anteil an seinem kontinuierlich nach oben zeigenden Karriereweg hatten drei für ihn unschätzbar wichtige 11 Persönlichkeiten. Zuallererst kann sich Hardenberger bei seinem Vater bedanken, dass dieser ihm eher aus Verlegenheit eine Trompete geschenkt hatte: »Es war 1968, mein Vater wusste nicht so recht, was er mir zu Weihnachten schenken sollte, und am 23. Dezember sah er in einem Ladenschaufenster eine nicht zu teure Trompete. Weil er in seiner Jugendzeit ein Konzert von Louis Armstrong gehört hatte, kaufte er das Instrument. Für meinen Unterricht fragte er im Geschäft nach Adressen, und die gaben ihm den Namen von Bo Nilsson an. Dieser hatte damals noch nicht den großen Ruf wie heute. Und das war meine fantastische Chance.« Der berühmte Trompetenlehrer Bo Nilsson nahm den kleinen Håkan unter seine Fittiche und förderte ihn so geschickt, dass dieser bereits als Teenie Hummels Trompetenkonzert bewältigen konnte. Mit 16 Jahren ging Hardenberger dann nach Paris zu Pierre Thibaud, der ihn auch bei seiner Teilnahme am »Maurice André«-Wettbewerb betreute. Sein Schüler verblüffte die Jury mit Werken von Telemann, Hummel, Tomasi und Jolivet. Und nachdem Hardenberger schließlich 1981 den 3. Preis beim Münchner ARD-Wettbewerb gewonnen hatte, sollte für ihn schon bald endgültig feststehen, dass nur eine Laufbahn als Solo-Trompeter in Frage kommt. Dank des Erfolgs beim ARDWettbewerb wurde er vom Berliner RIAS zu einer Konzert-Matinee in die Berliner Philharmonie eingeladen. »Und während der Kadenz des Haydn-Konzertes hörte ich die Stille des Publikums. Es war eine derartig elektrische Spannung im Saal, dass ich mich entschied: Das wollte ich in Zukunft machen, das sollte mein Leben werden!« Mit 23 Jahren nahm er dann seine erste von inzwischen rund 30 Schallplatten auf – in Begleitung der legendären Academy of St Martin in the Fields unter Sir Neville Marriner. Und bereits drei Jahre später, 1987, gastierte der Shooting-Star erstmals auch in der Kölner Philharmonie. »Ich bin seit jeher ein großer Fan dieses Saals. Er hat eine wunderbare Akustik und bietet großartige Arbeitsbedingungen«. Im April 2015 spielte er zusammen mit dem von Heinz Holliger dirigierten WDR Sinfonie­orchester Köln einmal mehr das Trompetenkonzert Nobody knows de trouble I see von Bernd Alois Zimmermann 12 und damit ein Werk der Nachkriegsmoderne, das erst dank Hardenbergers kontinuierlich fulminantem Einsatz seinen Weg ins Standardrepertoire gefunden hat. Obwohl Håkan Hardenberger als Konzertsolist auch weiterhin alle Hände voll zu tun haben wird, so achtet er ständig auf neue Impulse und Reize, um nicht in Routine zu verfallen. Schon lange unterrichtet er in seiner Heimatstadt Malmö am Konservatorium. Eine seiner Schülerinnen war keine Geringere als Alison Balsom, die über ihren ehemaligen Lehrer sagt: »Er ist ein Perfektionist. Er erträgt niemanden, der es nicht sehr ernst nimmt und ihm damit die Zeit stiehlt.« Ein weiteres, wichtiges Standbein ist für ihn das Dirigieren. Und 2016 wird er zudem die Künstlerische Leitung des Malmö Chamber Music-Festivals übernehmen. Atempausen scheint sich dieser vitale und zugleich so ungemein angenehme, weil starallürenfreie Zeitgenosse nur allzu selten zu gönnen. Aber schließlich wollen ja nicht nur weitere neue Trompetenkonzerte angestoßen und einstudiert werden. Ganz wichtig ist es ihm, dass jedes neue Stück nach der Uraufführung nicht wieder in der Schublade verschwindet, sondern im besten Fall einen festen Platz in den Konzertprogrammen einnimmt. Und irgendwann wird man dann auf die Frage, wer eigentlich Trompetenkonzerte komponiert hat, nicht nur die üblichen Verdächtigen wie Haydn und Hummel nennen, sondern auch Brett Dean, HK Gruber, Mark Anthony-Turnage … Guido Fischer 13 BIOGRAPHIEn Håkan Hardenberger Håkan Hardenberger, geboren in Malmö, begann im Alter von acht Jahren mit dem Spiel der Trompete. Er wurde zunächst von Bo Nilsson unterrichtet, später studierte er an der Pariser Musikhochschule bei Pierre Thibaud sowie in Los Angeles bei Thomas Stevens. Heute gilt er als einer der besten Trompeter unserer Zeit. Neben seinen herausragenden Aufführungen des klassischen Repertoires ist er einer der bekanntesten Botschafter für Neue Musik. Håkan Hardenberger gibt Konzerte mit den international führenden Orchestern, so u. a. mit dem New York Philharmonic, dem Boston Symphony Orchestra, den Wiener Philharmonikern, dem Swedish Radio Symphony Orchestra, dem London Symphony Orchestra, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und dem NHK Symphony Orchestra Tokyo. Er arbeitet und arbeitete mit Dirigenten wie Pierre Boulez, Alan Gilbert, Daniel Harding, Paavo Järvi, Vladimir Jurowski, Ingo Metzmacher, Andris Nelsons und David Zinman zusammen. Viele der für Hardenberger geschriebenen Werke haben den Weg ins Standard­repertoire für Trompete gefunden. Komponisten wie Harrison Birtwistle, Hans Werner Henze, Rolf Martinsson, Olga Neuwirth, Arvo Pärt, Mark-Anthony Turnage und Rolf Wallin haben Kompositionen für ihn geschrieben, genauso wie HK Gruber, dessen Konzert Aerial bereits 70 Aufführungen weltweit erlebte. Im April 2015 gab er mit diesem Konzert sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern und zuvor ein Konzert mit dem Philharmonia Orchestra, jeweils unter der Leitung von Andris Nelsons. Der erfolgreichen Uraufführung des Trompetenkonzerts Dramatis personae von Brett Dean folgten in der vergangenen Saison weitere Uraufführungen mit den Sinfonieorchestern aus Boston (Andris Nelsons), Sydney (Brett Dean), New Zealand (Dima Slobodeniouk) und der BBC London (Jukka-Pekka Saraste). Im Mai 2015 spielte er die Uraufführung von Mark-Anthony Turnages 14 Trompetenkonzert Håkan mit dem West Australian Symphony Orchestra. Weitere Höhepunkte bildeten Konzerte mit dem Orchestre de Paris, dem WDR Sinfonieorchester Köln, den Göteborger Sinfonikern und das Nobelpreis-Konzert mit dem Stockholm Philharmonic. Neben den drei Portrait-Konzerten in der Kölner Philharmonie stand Hardenberger in dieser Spielzeit im Zentrum der Reihe The Trumpet Shall Sound in Zusammenarbeit mit dem Philharmonia Orchestra in London. Mit dem Orchestre Philharmonique de Radio France unter der Leitung von Mikko Franck brachte er das Trompetenkonzert von Thierry Pécou und mit dem Orchestre Philharmonique de Monte Carlo unter Kazuki Yamada das Doppelkonzert für Trompete und Klavier von Betsy Jolas zur Uraufführung. Er spielte im Eröffnungskonzert der neuen Konzerthalle in Malmö und zudem Konzerte mit der Dresdner Staatskapelle, dem BBC Scottish Symphony Orchestra, den Göteborger Symphonikern, dem Bergen Philharmonic, dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich, dem Orquesta Sinfonica Galicia, dem Toronto Symphony Orchestra, dem New Japan Philharmonic, der Hong Kong Sinfonietta und dem Taipei Symphony Orchestra. Das Dirigieren nimmt einen zunehmend wichtigen Teil von Hardenbergers künstlerischem Schaffen ein. Er dirigiert Orchester wie die Dresdner Philharmoniker, das BBC Philharmonic Orchestra, das Saint Paul Chamber Orchestra, die Northern Sinfonia, das RTÉ National Symphony Orchestra, die Real Filharmonía de Galicia und das Malmö Symfoniorkester. Große internationale Erfolge feiert Hardenberger zusammen mit dem Schlagzeuger Colin Currie und dem schwedischen Pianisten Roland Pöntinen. Hardenbergers umfangreiche Diskographie wurde 2012 mit einer Einspielung seiner Lieblings-Filmmusiken mit der Academy of St Martin in the Fields erweitert, gefolgt von einer Aufnahme von Grubers zweitem Trompetenkonzert Busking mit dem Schwedischen Kammerorchester. Ein weiterer Markstein ist eine CD mit Konzerten von Turnage, Gruber und Eötvös mit den Göteborger Sinfonikern. Zuletzt erschien eine Aufnahme von Rolf Wal­ lins Fischer King mit dem Bergen Philhamonic unter der Leitung von John Storgårds. Håkan Hardenberger wurde kürzlich zum 15 künstlerischen Leiter des neuen Kammermusikfestivals in Malmö ernannt, das 2016 zum ersten Mal stattfindet. Håkan Hardenberger hat eine Professur am Konservatorium von Malmö. In der Kölner Philharmonie war er zuletzt im April mit dem Swedish Chamber Orchestra unter der Leitung von Thomas Dausgaard zu hören. 16 Mahler Chamber Orchestra Das Mahler Chamber Orchestra wurde 1997 von einer Gruppe junger Musiker mit der gemeinsamen Vision eines unabhängigen internationalen Ensembles gegründet. Das MCO ist ein »nomadisches Kollektiv« aus Spitzenmusikern, dessen 45 feste Mitglieder aus 20 verschiedenen Ländern stammen und sich für Touren in Europa und der ganzen Welt zusammenfinden. Das Orchester hat bis zum heutigen Tag Konzerte in 35 Ländern auf fünf Kontinenten gegeben. Es wird gemeinsam von seinem ManagementTeam und dem Orchestervorstand geleitet, Entscheidungen werden demokratisch unter Beteiligung aller Musiker getroffen. Das Kernrepertoire des Orchesters spannt sich von der Wiener Klassik und frühen Romantik bis zu zeitgenössischen Werken und Uraufführungen und spiegelt die Fähigkeit des MCO, musikalische Grenzen zu übertreten. Zu den Höhepunkten der letzten Jahre gehören die preisgekrönte Beethoven Journey mit dem Pianisten Leif Ove Andsnes, der den kompletten Zyklus von 17 Beethovens Klavierkonzerten vom Klavier aus leitete und in internationalen Residenzen über vier Jahre zur Aufführung brachte, sowie die Oper Written on Skin, die das MCO beim Festival d’Aixen-Provence 2012 unter der Leitung des Komponisten George Benjamin uraufführte. Das Orchester spielte auch die US-Bühnenpremiere dieses Werks beim Mostly Mozart Festival 2015 und tourte im Frühjahr 2016 mit einer halbszenischen Konzertaufführung der Oper durch Europa. Künstlerisch haben besonders Gründungsmentor Claudio Abbado und Daniel Harding – der heute Ehrendirigent des Orchesters ist – das Mahler Chamber Orchestra geprägt. Als aktuelle ›Artistic Partner‹ inspirieren und formen die Pianistin Mitsuko Uchida, die Geigerin Isabelle Faust und der Dirigent Teodor Currentzis das Orchester in langfristiger Zusammenarbeit. 2016 wurde der Dirigent Daniele Gatti zum Artistic Advisor des MCO ernannt. Nachdem Maestro Gatti und das Mahler Chamber Orchestra einen kompletten Beethoven-Sinfonienzyklus erarbeitet haben, sind ein Schubert-Zyklus, der Schuberts Sinfonien mit Werken der Zweiten Wiener Schule kombiniert, sowie Opernproduktionen geplant. Die Musiker des MCO teilen den Wunsch, in einen Dialog mit ihrem Publikum zu treten. So soll eine wachsende Anzahl an musikalischen Begegnungen und Projekten Menschen auf der ganzen Welt Räume für Musik, Lernen und Kreativität eröffnen. Ein weiteres bedeutendes Anliegen der MCO-Musiker besteht darin, ihre Leidenschaft und Expertise an die nächste Generation Musiker weiterzugeben: Seit 2009 gewährt die MCO Academy jungen Musikern Orchestererfahrung auf höchstem Niveau sowie eine einzigartige Plattform für Vernetzung und internationalen Austausch. Zu den bevorstehenden Tourneen gehören zahlreiche hochkarätige Projekte, viele davon mit den künstlerischen Partnern des Orchesters. Im September bringt das MCO ein auf Beethoven fokussiertes Programm mit Teodor Currentzis zur Aufführung, wobei ein Konzert beim Beethovenfest Bonn stattfindet. Im Oktober dirigiert Daniel Harding das MCO in Deutschland und Italien. Im Oktober und November setzen Mitsuko Uchida und das MCO 18 ihre Zusammenarbeit mit einer ausgedehnten Tour in verschiedene Städte Japans und Europas fort. Im Dezember nehmen Isabelle Faust und das MCO ihr Programm mit Kammermusik und Orchesterwerken wieder auf, und touren damit nach Essen, Neumarkt, Landshut und Antwerpen. In der Kölner Philharmonie war das Mahler Chamber Orchestra zuletzt im März dieses Jahres zu Gast und schon am 2. September ist das Orchester wieder bei uns zu erleben. 19 Die Besetzung des Mahler Chamber Orchestra Violine I David McCarroll ** Cindy Albracht Isabelle Briner Annette zu Castell May Kunstovny Geoffroy Schied Rakhvinder Singh Timothy Summers Laurent Weibel Hayley Wolfe Flöte Júlia Gallego Paco Varoch Violine II Johannes Lörstad * Michiel Commandeur Christian Heubes Paulien Holthuis Sonja Starke Mette Tjaerby Korneliusen Malin William Olsson Katarzyna Wozniakowska Fagott Julien Hardy Chiara Santi Viola Joel Hunter * Florent Bremond Yannick Dondelinger Susanne Linder Ben Newton Delphine Tissot Trompete Luis González Marti Matthew Sadler Florian Kirner Oboe Mizuho Yoshii-Smith Nieke Schouten Klarinette Vincente Alberola Jaan Bossier Horn Jose Vicente Castello Vicedo Tobias Heimann Ionut Podgoreanu Monica Berenguer Caro Posaune Andreas Klein Murray Stenhouse Mark Hampson Violoncello Frank-Michael Guthmann * Antoaneta Emanuilova Stefan Faludi Benjamin Santora Philipp von Steinaecker Tuba Jonathan Riches Pauke Martin Piechotta Kontrabass Orcun Mumcuoglu * Xiao Yin Feng Eduardo Rodriguez Romanos Schlagzeug Igor Caiazza Johannes Karl Christian Miglioranza Harfe Lisa Viguier Vallgårda * Stimmführer ** Konzertmeister 20 Daniel Harding Daniel Harding, geboren in Oxford, begann seine Dirigentenlaufbahn als Assistent von Sir Simon Rattle beim City of Birmingham Symphony Orchestra, mit dem er 1994 debütierte. Anschließend arbeitete er als Assistent von Claudio Abbado bei den Berliner Philharmonikern. Mit diesem Orchester trat er erstmals 1996 bei den Berliner Festspielen auf. Daniel Harding ist heute Musikdirektor des Swedish Radio Symphony Orchestra, Erster Gastdirigent des London Symphony Orchestra und »Music Partner« des New Japan Philharmonic Orchestra. Er ist Künstlerischer Direktor der Ohga Hall in Karui­ zawa (Japan) und wurde vor Kurzem vom Mahler Chamber Orchestra mit dem Titel des Ehrendirigenten auf Lebenszeit ausgezeichnet. Zuvor war er Chefdirigent und Music Director des Mahler Chamber Orchestra (2003 – 2011), Chefdirigent des Trondheim Symphony Orchestra (1997 – 2000), Erster Gastdirigent des Norrköping Symphony Orchestra (1997 – 2003) und Musikdirektor der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen (1997 – 2003). Im September 2016 wird Daniel Harding die Position des Musikdirektors beim Orchestre de Paris übernehmen. Regelmäßig tritt er mit den Wiener Philharmonikern, der Staatskapelle Dresden, dem Königlichen Concertgebouworchester Amsterdam, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Gewandhausorchester Leipzig und dem Orchestra Filarmonica della Scala auf. Als Gastdirigent stand er u. a. den Berliner Philharmonikern, den Münchner Philharmonikern, dem London Philharmonic, dem Royal Stockholm Philharmonic, dem Orchestra of the Age of Enlightenment, dem Rotterdams Philharmonisch Orkest, dem New York Philharmonic, dem Philadelphia Orchestra, dem Boston Symphony Orchestra, dem Los Angeles Philharmonic und dem Chicago Symphony Orchestra vor. 21 Als Operndirigent leitete er an der Mailänder Scala u. a. Idomeneo, Salome und Herzog Blaubarts Burg. Darüber hinaus dirigierte er Ariadne auf Naxos, Don Giovanni und Le nozze di Figaro bei den Salzburger Festspielen, The Turn of the Screw und Wozzeck am Royal Opera House Covent Garden, Die Entführung aus dem Serail an der Bayerischen Staatsoper, Die Zauberflöte bei den Wiener Festwochen und Wozzeck am Theater an der Wien. Eng mit dem Festival in Aix-en-Provence verbunden, dirigierte er dort Così fan tutte, Don Giovanni, The Turn of the Screw, La Traviata, Eugen Onegin und Le nozze di Figaro. In der Saison 2012/13 debütierte er an der Deutschen Staatsoper Berlin und an der Wiener Staatsoper mit dem Fliegenden Holländer. In der vergangenen Saison dirigierte er den Concentus Musicus Wien in Händels Israel in Egypt in Melk sowie die Wiener Philharmoniker mit der Uraufführung von Olga Neuwirths Masaot / Clocks without Hands in der Kölner Philharmonie und anschließenden Aufführungen in Luxemburg und Wien. Seine aktuellsten Aufnahmen, Mahlers zehnte Sinfonie mit den Wiener Philharmonikern und Orffs Carmina burana mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, erhielten großen Zuspruch der Kritik. Weitere Werke, die er einspielte, sind Mahlers vierte Sinfonie mit dem Mahler Chamber Orchestra, Brahms’ Sinfonien Nr. 3 und 4 mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, Billy Budd mit dem London Symphony Orchestra (mit dem Grammy Award ausgezeichnet), Don Giovanni und The Turn of the Screw (mit dem Choc de l’année 2002, dem Grand Prix de l’Académie Charles Cros und dem Gramophone Award prämiert), beide mit dem Mahler Chamber Orchestra, sowie Werke von Lutosławski mit Solveig Kringelborn und dem Norwegian Chamber Orchestra. Darüber hinaus nahm er Kompositionen von Britten mit Ian Bostridge und der Britten Sinfonia auf. Daniel Harding wurde 2002 von der französischen Regierung mit dem Titel Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres ausgezeichnet und 2012 zum Mitglied der Royal Swedish Academy of Music gewählt. In der Kölner Philharmonie dirigierte er zuletzt im Februar diesen Jahres, damals ebenfalls das Mahler Chamber Orchestra. 22 KölnMusik-Vorschau Ihr nächstes Abonnement-Konzert Juni Liebe Abonnentin, lieber Abonnent, auch wenn mit diesem Konzert Ihr Abonnement »Klassiker!« endet, so müssen Sie dies nicht lange missen, denn wir haben Ihnen auch für die kommende Spielzeit ein Paket mit sechs Konzerten zusammengestellt. MO 20 20:00 Mit dem heutigen Konzert endet Ihr Abonnement »Porträt Håkan Hardenberger«. Wir haben auch in der kommenden Saison zwei Künstlern jeweils eine Porträt-Reihe gewidmet. Zum einen ist es der junge russische Pianist Daniil Trifonov und zum anderen die Sopranistin Anna Lucia Richter. Beide sind vielversprechende, außergewöhnliche Interpreten ihres Fachs. Sie können die Musiker in unterschiedlichen Konzerten hören, so wird Daniil Trifonov sowohl einen Klavierabend geben als auch gemeinsam mit den Münchner Philharmonikern als Solist auftreten. Oder aber Sie hören Anna Lucia Richter in der Hauptrolle der Oper Orfeo ed Euridice von Gluck und in einem Liederabend mit Liedern von Johannes Brahms und Robert Schumann. Hannah Morrison Sopran Joseph Middleton Klavier Lieder von Robert Schumann, Johannes Brahms, Richard Strauss, Camille Saint-Saëns, Benjamin Britten, Erich Wolfgang Korngold u.a. Nachholtermin für das am 11.05.2016 ausgefallene Konzert. Karten behalten ihre Gültigkeit. DI 21 20:00 Signum Quartett Florian Donderer Violine Annette Walther Violine Xandi van Dijk Viola Thomas Schmitz Violoncello Wir würden uns freuen, Sie auch in der nächsten Spielzeit als Abonnenten begrüßen zu können! Joseph Haydn Streichquartett f-Moll op. 20,5 Hob. III:35 – aus: 6 Divertimenti (Sonnenquartette) op. 20 Weitere Einzelheiten zu diesen Reihen entnehmen Sie bitte unserer neuen Vorschau »Kölner Philharmonie 2016/2017«, die am 13. Mai 2016 erschienen ist. In der neuen Vorschau finden Sie neben den Konditionen für den Erwerb Ihres Abonnements auch Informationen zu unserer Aktion »Abonnenten werben Abonnenten«! Péter Louis van Dijk Iinyembezi Johannes Brahms Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 51,2 Quartetto 6 23 Philharmonie-Hotline 0221 280 280 ­koelner-­philharmonie.de Informationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner ­Philharmonie! Kulturpartner der Kölner Philharmonie Herausgeber: KölnMusik GmbH Louwrens Langevoort Intendant der Kölner Philharmonie und Geschäftsführer der KölnMusik GmbH Postfach 102163, 50461 Köln ­koelner-­philharmonie.de Redaktion: Sebastian Loelgen Corporate Design: hauser lacour kommunikationsgestaltung GmbH Textnachweis: Der Text von Stefan Fricke ist ein Original­­­beitrag für dieses Heft. Fotonachweise: Håkan Hardenberger © Matthias Baus; Mahler Chamber Orchestra © Molina Visuals; Daniel Harding © Julian Hargreaves Gesamtherstellung: adHOC ­Printproduktion GmbH Foto: Klaus Rudolph Gustav Mahler Sinfonie Nr. 3 d-Moll Bernard Haitink Dirigent Kölner Domchor Chor des Bayerischen Rundfunks Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Gerhild Romberger Alt Gefördert durch koelner-philharmonie.de 0221 280 280 Sonntag 19.06.2016 20:00