E30 Version: 31. März 2008 E Elektrizitätslehre E30 Austrittsarbeit in einer Diode Literatur Kapitel über Dioden, Elektronenröhren in Tipler, Gerthsen Stichworte Austrittsmechanismen von Elektronen aus Festkörpern, Fermi-Verteilung, Austrittsarbeit, Triode, Richardson-Gesetz, Barkhausen-Beziehung, Anwendung von Röhren Fragen 1. Welche Möglichkeiten zur Elektronenemission aus Metallen gibt es? 2. Wofür kann die Sekundärelektronenemission ausgenützt werden? 3. In vielen Anwendungen ist heute die Röhre durch den Transistor ersetzt. Welche Vorteile hat der Transistor gegenüber der Röhre in technischen Schaltungen? Welche Nachteile hat er? Grundlagen Die im reinen Metall teilweise frei beweglichen Elektronen werden durch eine Potentialschwelle — sie entspricht der Austrittsarbeit — am Verlassen des Metalls gehindert. Einige Elektronen haben eine genügend hohe Geschwindigkeit, um diese Potentialschwelle zu überwinden. Mit steigender Temperatur nimmt die Zahl freiwerdender Elektronen zu. Die durch die sog. Glühemission frei gewordenen Elektronen werden in den verschiedenen Elektronenröhren als Ladungsträger verwendet. Eine quantitative thermodynamische Berechnung liefert die Richardson-Gleichung W i = A · T · exp − kT 2 (E30- 1) (i: Emissionsstromdichte; A: Geometriefaktor (stark von der Oberflächenbeschaffenheit des Metalls abhängig); T : abs. Temperatur in K; W : Austrittsarbeit in eV; k: Boltzmann-Konstante). 1 Elektrizitätslehre Version: 31. März 2008 Diode Diese einfachste Elektronenröhre enthält neben der geheizten Kathode nur eine weitere Elektrode, die Anode. Zwischen Kathode und Anode wird eine Spannung UA (Anodenspannung) angelegt; die gemessenen Werte von UA und IA (Anodenstrom) ergeben eine IA -UA -Kennlinie, die in 3 Bereiche unterteilt wird. Das Anlaufstromgebiet (I.) wird durch die Gleichung eU IA = I0 exp kT (E30- 2) beschrieben. Die Elektronen haben nach dem Austritt aus der Kathode genügend thermische Energie, um bei U = 0 zur Anode zu gelangen. Es fließt der Strom I0 nach Gl. (E30- 2). Selbst in einem gewissen Bereich negativer Anodenspannung UA < 0 können Elektronen gegen das elektrische Feld anlaufen. Mit wachsender negativer Anodenspannung nimmt der Elektronenstrom exponentiell ab. Nach Erhöhung der Anodenspannung über die Kontaktspannung UK (Differenz der Elektronen-Austrittspotentiale zwischen Anode und Kathode, einige 1/10 eV) hinaus müßte dann der Anodenstrom von der Anodenspannung unabhängig sein, weil jetzt auch die Elektronen, die die Kathode mit der Geschwindigkeit 0 verlassen, zur Leitung beitragen können. Dies ist jedoch nicht der Fall, da bei nicht zu kleinem Anodenstrom ein negatives Raumladungsgebiet (II.) aufgebaut wird, gegen das die Elektronen anlaufen müssen. Die zu langsamen Elektronen fallen wieder zur Kathode zurück. In diesem Gebiet gilt das 3 U 2 -Gesetz“: ” 3 IA = P · UA2 (E30- 3) Die von der Geometrie der Röhre abhängige Größe P nennt man Perveanz. Bei einer weiteren Steigerung der Anodenspannung wird die Geschwindigkeit der Elektronen immer größer. Die Raumladung nimmt an Dichte und Einfluß ab. Im Sättigungsbereich (III.) gelangen schließlich alle von der Kathode emittierten Elektronen sofort zur Anode. Der Anodenstrom IA wird nahezu unabhängig von der Anodenspannung UA , und es ergibt sich ein Sättigungsstrom IS , der nach Gl. (E30- 1) nur von der Temperatur, der Oberflächenbeschaffenheit, der Austrittsarbeit und der Fläche der Kathode abhängt. Triode In die Diode kann zwischen Kathode und Anode eine dritte Elektrode, das Steuergitter, eingeführt werden. Dem elektrischen Feld zwischen Anode und Kathode kann nun ein weiteres zwischen Gitter und Kathode überlagert werden. Die Gitterspannung UG steuert, ähnlich wie die Raumladungswolke, den Anodenstrom IA . Da das Gitter wesentlich näher bei der Kathode liegt als bei der Anode, genügen viel kleinere Spannungsänderungen am Gitter, um die gleichen Anodenstromänderungen hervorzurufen, wie es ohne Gitter nur 2 E30 Version: 31. März 2008 viel größere Anodenspannungsänderungen bewirken würden. Das Verhältnis dieser beiden Spannungsänderungen, die zur gleichen Anodenstromänderung nötig sind, nennt man den ∂UG Durchgriff D = − ∂UA IA =const 3 der Anode durch das Gitter. Das U 2 -Gesetz“ lautet für die Triode ” 3 IG + IA = P (UG + D · UA ) 2 (E30- 4) Bei negativer Gitterspannung fließt kein Gitterstrom; die Steuerung erfolgt leistungslos. Zur vollständigen Kennzeichnung einer Triode sind zwei weitere Begriffe nötig, nämlich die ∂IA Steilheit S = ∂UG UA =const (Quotient aus Anodenstromänderung ∆IA und Gitterspannungsänderung ∆UG bei konstanter Anodenspannung UA ) und der ∂UA innere Widerstand Ri = ∂IA UG =const (Quotient aus Anodenspannungsänderung ∆UA und Anodenstromänderung ∆IA bei UG = const). Durch geeignete Wahl der Gitterspannung wird der Arbeitspunkt der Röhre in einen Kennlinienbereich mit möglichst geringer Krümmung gelegt, wo D, S und Ri nahezu konstant sind. Dann gilt die Barkhausensche Röhrenformel Ri · S · D = 1. Zur Spannungsverstärkung muß in die Anodenleitung ein Anodenwiderstand RA eingefügt werden, an dem jede Anodenstromänderung eine Spannungsänderung hervorruft. Dieser führt bei fester Speisespannung zu einer gegenseitigen Anodenspannungsverschiebung, die zwar die IA -IG -Kennlinie linearisiert, andererseits aber auch den Verstärkungsfaktor µ = 1/D begrenzt. Meßprogramm Bestimmung der Austrittsarbeit für die Kathode einer Diode (Wolfram-Kathode, mit Thorium versetzt) 1. Schaltung nach Abb. (E30- 1) aufbauen (Leitungsführung unter dem Schaltbrett beachten!). Schaltung vom Assistenten prüfen lassen. 2. IA (UA )-Kennlinienfeld der Diode bei fünf Heizspannungen zwischen 1,3 und 1,7 V aufnehmen. 3 Elektrizitätslehre Version: 31. März 2008 3. Berechnung von RKathode aus Heizstrom und Heizspannung. Die Kathodentemperatur zwischen 1000 ◦ C und 1500 ◦ C kann aus folgendem linearen Zusammenhang zwischen dem Glühdrahtwiderstand R[Ω] und der Glühtemperatur ϑ[◦ C] berechnet werden: ◦ C ϑ = (R − 0, 02Ω) · 2000 (E30- 5) Ω Tragen Sie die Kathodentemperatur Tk [K] in das IA (UA )-Kennlinienfeld ein. Abb. E30- 1: Schaltbild für die Diode 4. Den Quotienten IS /TK2 in Abhängigkeit von der reziproken Kathodentemperatur 1/TK auf halblogarithmischem Papier auftragen und eine Gerade durch die Punkte legen. 5. Berechnung der Austrittsarbeit W der Elektronen aus der Steigung der Geraden nach 4.). 6. Netzverbindung lösen und Schaltung abbauen. 4