Physikalisches Praktikum Laborversuch: 1 Carl-Engler-Schule Karlsruhe BS, BK, FS Elektrisches Feld (Vakuumdiode) Grundlagen Elektronen lassen sich durch den Effekt der Glühemission, auch als Richardson-Effekt (1879-1955) bekannt, aus einem Metall freisetzen. Diese Elektronen können in einem elektrischen Feld beschleunigt werden. Um Stöße mit den Luftmolekülen zu vermeiden, findet dies in einem evakuierten Raum (Vakuum, Druck etwa p=10e-6 mbar) statt. Die Kathode (BaO-SrO-Mischkristallschicht auf Ni) wird elektrisch beheizt. Durch die Wärmebewegung erhalten die Elektronen so viel Energie, dass sie die Austrittsarbeit aus dem Metall überwinden. Es bildet sich vor der Kathode eine Raumladungswolke aus Elektronen. Die Kathode wird dabei positiv geladen und zieht die Elektronen wieder an, so dass sich Austritt und Rückkehr die Waage halten. Durch ein elektrisches Feld zwischen Anode und Kathode werden die Elektronen zur Anode hin gezogen. Es stellt sich ein kontinuierlicher Anodenstrom ein. Die hier verwendete Röhre ist eine Doppeldiode, die z.B. zur Gleichrichtung in Kofferradios eingesetzt wurde. Sie arbeitet mit sehr geringen Anodenspannungen (hier 10 Volt, Verstärkerröhren 250 Volt, Fernsehröhren 15 kVolt). Heute wird die Röhre nicht mehr verwendet und nicht mehr produziert. Die Glühemission von Elektronen und deren Beschleunigung im elektrischen Feld ist jedoch nach wie vor in vielen technischen Systemen anzutreffen. Beispiele hierfür sind: Elektronenstrahl in Fernseh- und Computermonitoren Anregung der Atome in Spektral- und Hohlkathodenlampen Erzeugung von Röntgenstrahlen Zuführung der Pumpenergie im Gaslaser Ionisation der Probe im Massenspektrometer Erzeugung des Elektronenstrahls in der Elektronenmikroskopie Strukturuntersuchung durch Elektronenbeugung Auger-Elektronenspektroskopie (AES) Mikrosondenanalytik Materialabtragung für nachfolgende Sputterprozesse Elektronenlithografie 2 Aufbau und Kennwerte Im Glaskolben sind die beiden Diodensysteme röhrenförmig aufgebaut und durch ein Abschirmblech voneinander getrennt. Sichtbar ist die Anode, deren große Oberfläche die Energie der auftreffenden Elektronen in Form von Wärme abstrahlt. Die Diode hat die Bezeichnung EAA 91 oder (neuer) EB 91. Schaut man von unten auf die Anschluss-Stifte der Röhre und zählt im Uhrzeigersinn erhält man folgende Zuordnung: Stift 1: Anode 1 Stift 2: Schirm Stift 3: Kathode 1 Stift 4: Heizung Stift 5: Heizung Stift 6: Anode 2 Stift 7: Kathode 2 Die Anschlüsse sind über einen 7-poligen Stiftsockel herausgeführt. elektrischesfeld.odt Geßler / Müller Apr 2012 www.ces.karlsruhe.de/culm/ Seite 1 von 3 Physikalisches Praktikum Carl-Engler-Schule Karlsruhe BS, BK, FS Die Kennwerte dieser Diode sind: maximale Anodenspannung 10 V maximaler Anodenstrom 50 mA maximale (totale) Leistung 400 mW maximale Heizspannung 6,3 V Mit zwei Spannungsquellen (Anodenstromkreis, Heizstromkreis) wird die Schaltung aufgebaut. Gemessen werden Heizspannung, Anodenspannung und Anodenstrom. 3 Kennlinien Von der Röhrendiode sind die aufgeführten Kennlinien aufzunehmen und grafisch darzustellen. Um eine Überlastung der Röhre zu vermeiden ist zuvor ein Diagramm mit den Grenzen für Anodenstrom und Anodenspannung sowie mit der Verlustleistungshyperbel zu zeichnen. Während der Messung ist laufend darauf zu achten, dass die zulässigen Grenzwerte nicht überschritten werden. 1. Abhängigkeit des Anodenstroms von der Heizspannung Für eine fest eingestellte Anodenspannung von 10 Volt ist der Anodenstrom für verschiedene Heizspannungen zwischen 0 Volt und 6,3 Volt aufzunehmen. 2. Abhängigkeit des Anodenstroms von der Anodenspannung Für fest eingestellte Heizspannungen (UH=3,0V; 5,0V; 6,3V) ist der Anodenstrom in Abhängigkeit von der Anodenspannung zwischen 0 Volt und 10 Volt aufzunehmen. 3. Abhängigkeit des Anodenstroms von der Anodenspannung im Anlaufgebiet Wegen der kinetischen Energie der aus der Kathode austretenden Elektronen fließt selbst bei kleinen negativen Anodenspannungen ein geringer (Anlauf-)Anodenstrom. Diese Kennlinie ist im Bereich der Anodenspannung von 0 Volt bis etwa -2 Volt aufzunehmen (Heizspannung 6.3 Volt). Nehmen Sie auch bei schwieriger Einstellung (und ungleichen Abständen) mehrere Wertepaare auf. 4 Auswertung 1. Berechnen Sie für zwei verschiedene Anodenspannung die Geschwindigkeit und die maximale kinetische Energie der Elektronen. 2. Im Anlaufgebiet lässt sich die Kennlinie mit der Boltzmann-Verteilung beschreiben Ia(U)=Is*EXP(-(e*U)/(k*T)) dabei sind: Ia Anodenstrom Is Sättigungsstrom (Strom bei Ua=0) e Elementarladung U Anodenspannung k Boltzmann-Konstante T absolute Temperatur (in Kelvin) EXP ist die natürliche Exponentialfunktion (e-Funktion, Basis e) Die Energie der Elektronen (e*U) müsste korrekterweise um die Differenz der elektrischesfeld.odt Geßler / Müller Apr 2012 www.ces.karlsruhe.de/culm/ Seite 2 von 3 Carl-Engler-Schule Karlsruhe BS, BK, FS Physikalisches Praktikum Austrittsarbeiten aus dem Kathoden- bzw. Anodenmaterial korrigiert werden (e*U - W k + Wa). Hierfür liegen jedoch keine Daten vor. Der Korrekturwert dürfte vernachlässigbar klein sein. Wählen Sie einen Bereich aus, in dem die Datenpunkte gut mit der oben genannten Funktion angepasst werden können. Bestimmen Sie aus der Funktionsgleichung den Sättigungsstrom und die Kathodentemperatur. 3. Im Gebiet unterhalb der Sättigung wird die Kennlinie durch das Raumladungsgesetz von Langmuir-Schottky beschrieben. Es ist eine Potenzfunktion mit der Funktionsgleichung Ia(U)=C*U^(3/2) Der Faktor C ist eine Konstante für die spezielle Diode, die von der Anordnung und den Abmessungen der Elektroden abhängt. Prüfen Sie, ob ein Bereich der Kennlinie mit diesem Gesetz beschrieben werden kann. 5 Hinweise Hinweis zu Auswertung 3. Aufgabe: Stellt man die Kennlinie in einem Diagramm mit doppeltlogarithmischer Skalierung dar, dann liegen die Punkte, die sich durch eine Potenzfunktion beschreiben lassen, auf einer Geraden. Da der Logarithmus nur für Zahlen größer Null definiert ist, können nur Punkte im ersten Quadranten verwendet werden. Hinweis zu Auswertung 4. Aufgabe: In der Tabellenkalkulation EXCEL wird als Ausgleichsfunktion (Trendlinie) „exponentiell“ eine Exponentialfunktion zur Basis e=2,71828... verwendet. y x =a∗eb∗x Der dabei berechnete Wert b stellt den hier benötigten Wert b= e dar, aus dem die k∗T absolute Kathodentemperatur T berechnet werden kann. y=a∗c x In der Tabellenkalkulation CALC wird als Ausgleichsfunktion (Trendlinie) „exponentiell“ eine Exponentialfunktion zu einer angepassten Basis verwendet. y x =a∗c x . Da sich die Exponentialfunktionen nur durch einen festen Faktor unterscheiden, erhält man hier den benötigten Wert für b aus b=ln c . ln y =ln a x∗ln c y=e ln a ∗e x∗ln c y=a∗eb∗x Thermionik-Element: Der Effekt des Stromflusses von der heißen Kathode zur kalten Anode kann als Spannungsquelle (Spannungselement) betrachtet werden. Dabei wird Wärme direkt in elektrische Energie umgeformt. Die Spannung, die sich dabei aufbauen kann lässt sich aus der Differenz der Austrittsarbeiten der beiden Metalle bestimmen (U = ΔW/e). Die Austrittsarbeit bei Metallen liegt etwa zwischen 1eV und 5eV. Der maximale Strom hängt von den Temperaturen und der geometrischen Anordnung ab. Der Wirkungsgrad dabei liegt jedoch unter 10%. elektrischesfeld.odt Geßler / Müller Apr 2012 www.ces.karlsruhe.de/culm/ Seite 3 von 3