Ohne Fleisch, Milch oder Eier

Werbung
LEBENSWEGE
Gourmet
Was ist Veganismus?
Veganer vermeiden den Konsum
von Fleisch, Fisch, Milch, Eiern und
Honig sowie anderen tierischen
Lebensmitteln jeder Art. Ethisch
motivierte Veganer verzichten auch
auf andere Produkte, bei deren Gewinnung Tiere leiden müssen. Ein
Beispiel dafür wäre Kosmetik mit
tierischen Inhaltsstoffen, oder Kleidung aus Wolle, Leder oder Seide.
Sie vermeiden auch Putzmittel für
die Tierversuch gemacht wurden
oder für die tierische Inhaltsstoffe
verwendet wurden.
Zwei Veganerinnen in Südtirol
Ohne Fleisch, Milch oder Eier
In Zeiten der Massentierhaltung und der globalen Erderwärmung entscheiden sich immer mehr Menschen für
eine vegane Lebensweise, verzichten also auf Fleisch und jegliche tierische Produkte wie etwa Milch, Eier und Honig.
Auch Christine Messner und Evi Brugger aus dem Eisacktal sind Veganerinnen aus voller Überzeugung.
Auch in Südtirol findet man immer öfter vegane Produkte, die mit
der „veganen Blume“ gekennzeichnet sind.
Von Petra Schwienbacher
C
hristine steht in ihrer Küche
in Schalders bei Vahrn und
backt gerade einen leckeren
Nusskuchen. Dafür verwendet
sie ausschließlich pflanzliche
Produkte, denn seit einem
Jahr lebt die 46-Jährige konsequent vegan. „Ich
koche sehr gerne und besonders seit ich vegan
lebe, lade ich vermehrt Freunde zum Essen ein“,
berichtet sie. Auch am heutigen Nachmittag hat
sie ihre Freundin Evi und deren Mann Hans zu
Kaffee und Kuchen eingeladen. Christine bereitet
noch alles vor, nimmt den Kuchen aus dem Backofen und deckt den Tisch mit reichlich Leckereien.
Von vielen würde man nicht vermuten, dass sie
vegan sind. Schokolade, Kekse und Croissants
- alles 100 Prozent pflanzlich und 100 Prozent
lecker. Jüngeren Studien zufolge ernähren sich
in Deutschland rund 80.000 Menschen vegan,
in Großbritannien indessen mehr als 200.000.
Für Südtirol gibt es keine Zahlen.
Der Weg zum veganen Leben
„Der Übergang von einer ‚Alles-Esserin‘ zur Veganerin verlief Schritt für Schritt“, erzählt Christine
und gießt sich Sojamilch in ihren Kaffee. Als
sie vor einigen Jahren mit ihrem BernersennenMischling Leo einen Spaziergang machte, sah
sie wie ein kleines Lamm zum Schlachten für das
Osterfest abgeholt wurde. „Zeugin zu werden,
dass im Namen der ‚Auferstehung Jesu‘ Lämmer
sterben müssen, stellte alles in Frage und mein
Fleischkonsum ging in der Folge rapide zurück“,
schildert Christine ihr einschneidendes Erlebnis.
Ihre Liebe zu Tieren hat sie schließlich auch
dazu gebracht, gänzlich auf tierische Produkte
zu verzichten. „Seit ich nicht mehr bewusst für
den Tod von Tieren verantwortlich bin, fühle ich
mich freier“, erklärt sie. Auch die Tatsache, dass
Menschen verhungern müssen, weil viel Getreide
an Tiere verfüttert wird, schmerzt Christine.
Liebevoll streichelt sie ihren Leo, den sie wie ihre
Katzen seit kurzem ebenfalls mit veganem Futter
ernährt. Sie erntet dafür öfters Gelächter und
Sticheleien, aber einige beneiden die 46-Jährige
auch um ihre Entscheidung. Seit sie vegan lebt,
geht es der lebensfrohen Frau gesundheitlich so
gut wie noch nie. „Ich habe erfahren, dass viele
Bäckereien Schweineschmalz ins Brot geben.
Eine ekelhafte Vorstellung, Schweinemalz mit
Marmelade“, findet die Tierrechtlerin.
Veganinfo
Fotos: Anna Gruber
38 insüdtirol nr. 18
Auch Evi is(s)t vegan. Seit nunmehr 20 Jahren,
einer halben Ewigkeit. „Früher wurde ich oft als
Verrückte oder Exotin belächelt. Auch heute stoße
ich meist auf großes Unverständnis, aber auch
Unwissen“, sagt Evi, die als Sprechstundenhilfe
in einer Arztpraxis arbeitet. Mit Vorurteilen
und wenig feinfühligen Reaktionen hat auch
sie umzugehen gelernt. Die Feldthurnserin lebt
vegan aus tiefster Überzeugung, ebenso ihr Mann
Hans und einige Freundinnen. Den ethischen und
moralischen Aspekt empfindet sie am wichtigsten.
„Tiere fühlen wie wir. Es ist für mich unbegreiflich,
wie der Mensch manchmal mit diesen Kreaturen
umgeht“, ist Evi fassungslos. Sie findet, dass jeder
Fleischesser mindestens einmal einen Schlachthof
besuchen sollte. Wer einmal die verzweifelten
Schreie der Tiere gehört hat, kann sicher nicht
mehr mit ruhigem Gewissen Fleisch verzehren“,
findet die gelernte Tierarzthelferin. Und nimmt
sich kein Blatt vor den Mund: „Jeder, der gegen
Quellen: Dr. med. Ernst Walter Henrich, www.Provegan.info
Unverständnis und Vorurteile
Eier, Käse, Butter, Milch, Honig
haben im Ernährungsplan von
Christine und Evi nichts mehr
zu suchen.
> 70 % der Wasserressourcen
fließen in die Landwirtschaft, insbesondere in die Fleischindustrie.
> für 1 Kilo Fleisch werden bis zu
über 20.000 Liter Wasser und
für 1 Liter Milch ganze 1.000 Liter Wasser benötigt. Bei einer veganen Ernährung spart man so 5
Millionen Liter Wasser im Jahr,
das heißt, man könnte ein ganzes
Jahr ununterbrochen duschen.
> Die Massentierhaltung produziert
in den Vereinigten Staaten 130
mal mehr Exkremente als die gesamte US-Bevölkerung zusammen: Diese Unmengen von Gülle
gelangen wiederum ins Grundwasser.
> In den letzten 60 Jahren wurden
mehr als 40 Prozent des Regenwalds zerstört. Für den Anbau von
Soja und Mais als Futter für die
Nutztiere.
> Die Weltmeere werden zunehmend leergefischt.
> Für 1 Kilo Fleisch benötigt man
je nach Tierart bis zu 16 Kilo Getreide. Die Weltlandwirtschaft
könnte problemlos 12 Milliarden
Menschen mit pflanzlicher Kost
ernähren, hingegen mit dem herkömmlichen Fleischverzehr nur 2
Milliarden.
nr. 18 insüdtirol 39
LEBEnswege
Zahlenseite
1. Sonntag im Mai
…wurde am 30.12.1965 geboren. Sie
lebt in Schalders, isst seit einem Jahr
vegan, vorher war sie drei Jahre Vegetarierin. Ihr Lieblingsrezept ist Sellerieschnitzel mit Gemüse und Kartoffel.
Zusammen mit Evi Brugger betreibt
sie die Internetseite der Initiative
„Tierrechte Südtirol“.
Was essen Veganer?
“Man kann doch nicht von Gemüse, Nudeln und
Reis leben!“ Diese Aussage hören Evi und Christine oft. Als „Gemüsefresser“ verschrien, ernten sie
oft Vorurteile von überzeugten Fleischessern. Für
viele ist ein Leben ohne Fleisch, Milch oder andere
tierische Produkte nicht vorstellbar. Dabei essen
Veganer sehr abwechslungsreich. „Früher habe ich
weitaus mehr Nudeln gegessen“, gibt Christine
unumwunden zu. Wohl nicht nur Veganern ist
der folgende Satz bekannt: Man braucht Fleisch
und Milch, um gesund zu leben. Andernfalls
bekommt man Mangelerscheinungen. Vielfach
haben Mangelerscheinungen in der Ernährung
aber auch andere Ursachen, eine Tatsache, die
gerne verschwiegen wird. Christine und Evi
fühlen sich jedenfalls topfit, was nicht zuletzt
ihr einwandfreies Blutbild unterstreicht. „Aus
einer Studie der amerikanischen Gesellschaft
für Ernährung (ADA) habe ich erfahren, wie
Wissenschaftlicher und Ärzte belegen, dass eine
ausgewogene und vollwertige vegane Ernährung
die gesündeste Kostform für die Menschheit ist“,
verdeutlicht Evi, „wenn man logisch denkt, ist es
auch mehr als eigenartig, dass der Mensch das
einzige Lebewesen ist, das nach der Abstillzeit
immer noch Milch zu sich nimmt.“ Sie vermutet
auch, dass viele Allergien wie beispielsweise die
Laktoseintoleranz auf den Verzehr von tierischen
Produkten zurückzuführen ist. Jedoch sind auch
beide Veganerinnen überzeugt, dass Verzicht
allein des Verzichts willen nicht zielführend ist.
Um keine Mangelerscheinungen zu verspüren,
müssen dem Körper die gewissen Elemente wie
Eiweiße oder Eisen zugeführt werden. Kein
Problem, sagen die beiden Veganerinnen und
zählen eiweißhaltige Produkte für Veganer auf.
Bei Bedarf kann auch mal auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgegriffen werden.
Ob Schwein ...
Viel mehr als nur Gemüse und Tofu
Zögerlich, aber doch werden in einigen Restaurants
und Cafés in Südtirol Produkte ohne tierische
Inhaltsstoffe angeboten. „Es gibt noch nicht viele
derartige Restaurants, meist muss ich mich mit den
Beilagen zufrieden geben“, ist Evi unzufrieden.
In Salurn, im Restaurant Perkeo, indessen gibt
es auf Bestellung mittlerweile ein ausgewogenes
Verganer-Menü ganz ohne tierische Produkte.
Noch hält sich dort die Nachfrage in Grenzen,
aber immer wieder kommt eine Gruppe veganer
Freunde zum Abendessen. „Es wäre schön, wenn
wir demnächst auf unserem Blog über mehr Restaurants berichten könnten, die vegane Kost anbieten“,
wünschen sich Evi und Christine. Gemeinsam mit
einer weiteren Tierrechtlerin haben sie die Initiative
„Tierrechte Südtirol“ gegründet. Sie engagieren sich
für die Rechte aller Tiere und sensibilisieren über
eine tierfreie Ernährung. Dazu zählen auch kostenlose vegane Einkaufsbummel für Interessierte
oder Aufklärung über die Zusammensetzung von
Lebensmittel. Die zwei Freundinnen wünschen
sich, dass mehr Menschen bewusster über ihren
eigenen Fleischverzehr nachdenken und der eine
oder andere vielleicht auch für sich die Vorteile
der veganen Ernährung entdecken mag. Sie selbst
können sich jedenfalls ein Leben mit Fleisch mit
Fleisch und Tierprodukten nicht mehr vorstellen.
... Geflügel ...
oder Kalb: Veganer vermeiden aus
unterschiedlichen Gründen jeglichen
Konsum von Fleisch, Fisch sowie die
Nutzung tierischer Lebensmittel.
40 insüdtirol nr. 18
11. Jänner 1998
lang
soll am ersten Sonntag im Mai um 14 Uhr
gelacht werden. Die Idee stammt aus der
Yoga-Lachbewegung, die weltweit in über
6.000 Lachclubs organisiert ist.
50
38%
Am
fand das erste Weltlachtag-Treffen im indischen Bombay statt.
Kilokalorien
Um
bzw. 39 % sanken die Werte der
Stresshormone Cortisol und Dopamin
aufgrund der Heiterkeit, die von
Adrenalin sogar um 70 Prozent.
in zehn Minuten verbrennt
Lachen. Das gelingt aber nur mit
echtem Gelächter, künstlich zu
kichern reicht nicht aus.
12.000
400Mal
Etwa
pro Tag lacht ein Kleinkind, Erwachsene
dagegen bringen es im Schnitt gerade mal
auf 15 Mal.
20%
Um
erweitern sich Arterien
beim Lachen. Dieser Effekt
entspricht dem von 20 Minuten
Ausdauertraining. Ein perfekter
Herzschutz.
Foto: shutterstock; Quellen: www.focus.de, www.n-tv.de, www.lachclub-recklinghausen.de
… wurde am 21.08.1966 geboren, heute lebt sie in Feldthurns. Sie lebt seit 20 Jahren
vegan, vorher war sie 2 Jahre Vegetarierin. Ihr Lieblingsrezept ist Omelette mit Spinatfüllung und „Plattln“ mit Kraut.
die vegane Ernährung ist, weiß entweder zu wenig
oder verdient daran.“ Früher war Evi auch eine
„Alles-Esserin“. Die 45-jährige Tierrechtlerin
pflegte damals mit viel Liebe und Hingabe im
Bozner Tierheim ausgesetzte Hunde und Katzen.
„Als ich eines Tages in meiner Mittagspause
ein Salamibrot aß, überkam mich der Gedanke:
Mein Gott, ich esse ja ein Tier.“ Über diese
jähe Erkenntnis schockiert, entschied sich Evi
ab sofort Vegetarierin zu werden. Damit nicht
genug. Zwei Jahre später traf sie die Entscheidung,
konsequent alle tierischen Produkte wegzulassen.
Mit ruhigem Gewissen greift Evi wieder zu ihrer
Tasse Kaffee mit Sojamilch und einem Stück von
Christines Kuchen. Mit Sicherheit ist an diesem
Tisch alles vegan.
Weltlachtag
Christine Messner
Evi Brugger
3 Minuten
30 Minuten
nach
Wird
einem Lernvorgang gelacht, können sich die Teilnehmer
anschließend besser an das Gelernte erinnern. Lachen
verbessert also unser Erinnerungsvermögen.
Mitglieder trafen sich
beim ersten Weltlachtag. Das erste WeltlachtagTreffen außerhalb Indiens fand am 9. Januar 2000 in
Kopenhagen statt. Das „Happy-Demic“ mit mehr als
10.000 lachenden Menschen wurde in das GuinnessBuch der Rekorde aufgenommen.
80 Muskeln
Mehr als
sind beim
Lachen von Kopf bis Bauch in Aktion. Die rhythmischen
Zuckungen von Brustkorb und Zwerchfell, die beim
Lachen entstehen, massieren den Darm.
Gut zu wissen
Der Weltlachtag wurde 1998 von Madan Kataria, dem
Gründer der weltweiten Yoga-Lachbewegung, ins Leben
gerufen. Die Feier des Weltlachtags soll auch den Weltfrieden verkörpern und hat das Ziel, ein globales Bewusstsein
der Brüderlichkeit und der Freundschaft durch das Lachen
zu erreichen.
nr. 18 insüdtirol 41
Herunterladen