die bedeutung von hiv-1 in der zahn-, mund- und

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Die Bedeutung von HIV-1 in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
DIE BEDEUTUNG
VON HIV-1 IN DER
ZAHN-, MUND- UND
KIEFERHEILKUNDE
Ein virologisches, epidemiologisches und klinisches Update
G. KOFLER*, I. MOSCHÈN**, E. TSCHACHLER*** und R. STROHAL***
* Universitätsklinik für Hals- Nasen- und Ohrenkrankheiten, Wien
** Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Klinische Abteilung für Zahnerhaltung, Innsbruck
*** Universitätsklinik für Dermatologie, Abteilung für Immundermatologie und Infektiöse Hautkrankheiten, Wien
(Texte français voir page 888)
15 Jahre sind seit der Erstbeschreibung von Aids vergangen. Seit damals hat die Zahl an HIV1-Infektionen dramatisch zugenommen, so dass nach neuesten Berichten der WHO mehr als
25,5 Millionen Menschen HIV-1-infiziert sind, wobei 1995 mit weltweit fast 10 000 Neuinfektionen pro Tag ein weiteres Ansteigen der HIV-1-Pandemie zu verzeichnen war. Für
Deutschland, Österreich und die Schweiz wird die Zahl der HIV-1-positiven Erwachsenen
auf insgesamt 60 000 bis 70 000 geschätzt. Dementsprechend bildet das Wissen um die Epidemiologie, Klinik und Prävention der HIV-1-Infektion für alle im Gesundheitssystem Tätigen die Grundlage einer sicheren und effizienten Patientenbetreuung. Für das zahnärztliche
Team bedeutet dies die Notwendigkeit der detaillierten Kenntnis relevanter Infektionswege
von HIV-1, HIV-1-assoziierter oraler Pathologien, erforderlicher Massnahmen zur Verhinderung der HIV-1-Transmission im Rahmen der zahnärztlichen Tätigkeit und entsprechender
Modalitäten der postexpositionellen Prophylaxe.
Schlüsselwörter: HIV-1-Pandemie, Epidemiologie, Infektionsprophylaxe.
Einleitung
Zu Beginn der 80er Jahre wurden bei männlichen Homosexuellen in amerikanischen Grossstädten gehäuft
Pneumocystis-carinii-Pneumonien und Kaposi-Sarkome
diagnostiziert. Da bei diesen Patienten gleichzeitig ein
Defekt der zellulären Immunantwort festgestellt wurde,
ohne dass erbliche oder iatrogene Ursachen zu finden waren, formulierten die Centers for Disease Control (CDC)
ein neues Krankheitsbild, das acquired immunodeficiency
syndrome (Aids). 1983 gelang es dann den Forschungsgruppen um Luc Montagnier und Robert C. Gallo, aus
Lymphknoten und Blut erkrankter Personen ein humanpathogenes Virus zu isolieren, welches heute unter der Bezeichnung human immunodeficiency virus type 1 (HIV-1)
als ursächliches infektiöses Agens von Aids angesehen
wird (BARRE-SINOUSSI et al. 1983, GALLO et al. 1984). Die
Korrespondenzadresse:
Dr. G. Kofler, Universitätsklinik für Hals- Nasen- und
Ohrenkrankheiten, Universität Wien, Währinger Gürtel
18–20, A-1090 Wien, Österreich
Gemeinsame Publikation
Zahnärztliche Zeitschrift, München
• Deutsche
Stomatologie,
Wien
•
Schweiz Monatsschr Zahnmed, Vol. 107: 10/1997
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Praxis – Fortbildung
besonderen virologischen, epidemiologischen und klinischen Charakteristika der HIV-1-Infektion haben trotz beachtlicher Fortschritte in der Prävention und Behandlung
dieser Erkrankung bis heute ihren bedeutenden Einfluss
auf die klinische Tätigkeit aller medizinischen Fachrichtungen beibehalten. Dies gilt in besonderem Masse für
Zahnärzte, welche sich bereits in den frühen 80er Jahren
mit der Klinik und Immunologie HIV-1-assoziierter oraler Erkrankungen im Detail beschäftigten (GREENSPAN et
al. 1984). 1993 wurden von den CDC ausführliche Empfehlungen zur Infektionsprävention in der zahnärztlichen
Praxis veröffentlicht, welche unter anderem den Umgang
mit HIV-1-seropositiven Patienten beinhalten (Centers for
Disease Control 1993a).
Derzeit sind zwei HIV-Stämme bekannt, HIV-1und HIV2. Gemeinsam mit den humanen T-lymphotropen Viren
HTLV-I und HTLV-II gehören sie zur Gruppe der Retroviren. HIV-1 stellt sich elektronenmikroskopisch als rundes, 100 nm grosses Partikel dar, an dessen Aussenmembran jeweils 72 Eiweissprotrusionen (gp 120 Membranprotein) an einer transmembranösen Proteinstruktur
(gp 41 Membranprotein) nicht kovalent verankert sind
(WATKINS et al. 1995). Diese Aussenmembran umhüllt den
Kernteil des Virus, das Nukleokapsid, welches das Genom
in Form von zwei identen Kopien einzelsträngiger RNS
beherbergt. Das Genom beinhaltet drei unterschiedliche
Strukturgene, welche für Proteine des Nukleokapsids
(gag-Gen) Enzyme zur Transkription und Integration des
Genoms (Polymerasen, pol-Gen) sowie für die Hüllenproteine (env-Gen) kodieren. Anfang und Abschluss des
RNS-Stranges bilden zwei idente Regulationsgene (LTRRegionen), welche im Provirus für die Transkription der
RNS benötig werden (WATKINS et al. 1995).
Neben dem RNS-Genom findet sich im Nukleokapsid die
virale reverse Transkriptase, so dass sofort nach Infektion
der Wirtszelle der Umbau der RNS in DNS begonnen werden kann. Diese DNS wird dann als DNS-Provirus enzymatisch in das Genom der Wirtszelle integriert und von
dort in Form von RNS-Viruskopien abgeschrieben. Schon
nach 2,2 Tagen zerstört HIV-1 die infizierte Zelle, wobei
der Infektionszyklus, d.h. die Zeit zwischen der Freisetzung von HIV-1 aus infizierten Zellen, der Infektion neuer
Zellen und der neuerlichen Freisetzung von Retroviren,
nur 2,6 Tage beträgt. Dieser äusserst effiziente Replikationsmechanismus ermöglicht die Produktion von rund 10
Milliarden infektiösen HIV-1-Partikeln pro Tag in einem
Patienten (PERELSON et al. 1996). Insgesamt bilden also
das doppelt angelegte Genom, die hohe Replikationsrate
und die strukturelle Heterogenität (RNS-Virus/DNS-Provirus) die Voraussetzungen für die besondere Pathogenität
von HIV-1. Phänomenologischer Ausdruck davon sind
häufig auftretende Spontanmutationen mit daraus folgenden Strukturunterschieden. Klinisch manifestiert sich vor
allem die Fähigkeit des Gens, für das Hüllenprotein zur
schnellen Strukturänderung in der weitgehenden Unfähigkeit des Organismus eine dauerhafte protektive Immunantwort aufzubauen (LEVY 1994a).
hülle fusioniert mit der Zellmembran, und das Nukleokapsid dringt in das Zytoplasma ein (LEVY 1994b). Dementsprechend bilden CD4+-T-Zellen die zahlenmässig
wichtigste Gruppe der für eine Infektion in Frage kommenden Wirtszellen. Da diese Zellen von essentieller Bedeutung für die Einleitung und Erhaltung einer protektiven Immunantwort sind, korreliert das Ausmass der HIV1-bedingten Immundefizienz weitgehend mit der Zahl zerstörter CD4+-T-Zellen. Zudem werden aber auch andere
immunologisch aktive Zellpopulationen, welche ebenfalls
das CD4-Molekül an ihrer Oberfläche aufweisen, wie Monozyten/Makrophagen und dendritische Zellen (STINGL et
al. 1990), durch HIV-1 infiziert. Vor kurzer Zeit wurden
neben dem CD4-Molekül noch weitere HIV-1-bindende
Korezeptoren identifiziert. Dabei handelt es sich um die
Gruppe der Chemokinrezeptoren, denen unter anderem
die Fähigkeit zur Regulation des körpereigenen Infektionsschutzes durch die Blockierung des Viruseintrittes in
die Zelle zugeordnet wird (WEISS 1996). Ausserdem
wurde berichtet, dass auch CD4-negative Zellen, welche
CD4 nicht exprimieren (Gliazellen, Hepatozyten, dentale
Pulpafibroblasten etc.), mit HIV-1 infizierbar sind (LEVY
1994b). Eine genaue Erklärung der diesbezüglichen molekularen Grundlagen steht bisweilen aber noch aus.
Im Rahmen der HIV-1-Infektion werden die viralen Proteine vom Organismus als fremd erkannt. Die am Beginn
der Infektion auftretende Virämie induziert nach ca. 2–3
Monaten die Bildung von Antikörpern (HORSBURGH et al.
1989), welche für den initialen Rückgang der im Blut zirkulierenden Virusmenge verantwortlich sind. Im weiteren
Verlauf der Infektion bedingen mehrfache Mutationen des
viralen Genoms bei ausbleibender Neubildung entsprechend spezifischer neutralisierender Antikörper den Verlust einer langfristig protektiven Immunantwort gegen
HIV-1 (ALBERT et al. 1990). Die epidemiologische und
klinische Bedeutung der HIV-1-spezifischen Antikörper
liegt in der Möglichkeit ihres Nachweises im Patientenserum mittels ELISA (enzyme-linked immuno-sorbent
assay) und Western Blot, der bedeutendsten Routinemethode zur Sicherung der Diagnose (Centers for Disease
Control 1993b). Richtlinien der CDC (Centers for Disease
Control 1992) wie auch das österreichische AIDS-Gesetz
(AIDS-Gesetz 1994) definieren, dass nur solche Patienten als HIV-1-infiziert zu betrachten sind, bei denen
ELISA und Western Blot einen positiven Befund erbracht
haben, wobei das analysierte Serum von zwei zeitlich getrennten Blutabnahmen stammen muss. Ein besonderes
diagnostisches Problem stellt die serologische Latenzphase zwischen dem Zeitpunkt der Infektion und der Bildung von Antikörpern (Serokonversion) dar.
Ausserdem kann das Virus selbst mittels sehr sensitiver
Genanalysen (Polymerasekettenreaktion, PCR) in CD4+T-Zellen bereits im Bereich einzelner Kopien proviraler
DNA identifiziert werden (PATTERSON et al. 1993). Im Gegensatz zum ELISA und zum Western Blot stellen jedoch
PCR-Analysen ebenso wie andere Nachweismethoden
(p24 Antigen, Viruskultur etc.) keine Routinediagnostik
dar. Sie dienen meist nur therapeutischen Überlegungen
des behandelnden Arztes und sind bei der Erstdiagnostik
der HIV-1-Infektion von untergeordneter Bedeutung.
Immunologie der HIV-1-Infektion
Klinik der HIV-1-Infektion
Die Infektion einer Zelle erfolgt typischerweise über das
membranständige Glykoprotein CD4, ein Molekül mit
Rezeptorfunktion, das vor allem CD4+-T-Zellen, sog. Helfer/Induktor-T-Zellen, an ihrer Aussenmembran tragen.
Im Rahmen der Infektion bindet sich HIV-1 mit seinem
Membranprotein gp 120 an das CD4-Molekül, die Virus-
Der klinische Verlauf der HIV-1-Infektion präsentiert sich
mehrphasisch. Nach einer kurzen, mit Virämie einhergehenden Infektionsphase stellt sich eine jahrelange Latenzphase ohne klinische Symptomatik ein (HIV-1-Positivität), die schliesslich in das Vollbild der Erkrankung
(Aids) übergehen kann (PANTALEO et al. 1993). Die Zu-
Virologie
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Schweiz Monatsschr Zahnmed, Vol. 107: 10/1997
Die Bedeutung von HIV-1 in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
ordnung zu den Lentiviren (HIRSCH et al. 1993) hat in dieser langen Latenzphase ihr klinisches Korrelat.
Einige Tage bis mehrere Wochen nach dem Zeitpunkt der
Infektion kommt es zur Virämie, die sich bei bis zu 70%
der Patienten klinisch als akute HIV-1-Erkrankung manifestiert (PANTALEO et al. 1993). Diese Phase der HIV-1-Infektion wird auch als akutes retrovirales Syndrom (ARS)
bezeichnet. Dabei entwickeln die fiebernden Patienten
eine generalisierte Lymphadenopathie, die mit einer
Pharyngitis und einem Exanthem einhergehen kann
(GAINES et al. 1987, COOPER et al. 1985). Im Blut ist
vor allem ein transienter Abfall der CD4+-T-Zellen auf
Werte unter 500/mm3 feststzustellen (Normwert: 800–
1000/ mm3). Diese Symptome persistieren für ca. eine
Woche und bilden sich dann spontan ohne Behandlung
zurück, wobei die CD4+-T-Zellzahlen wieder auf Normwerte ansteigen. Die daran anschliessende Phase der HIV1-Infektion wird als Latenzphase bezeichnet, weil der Patient keinerlei klinische Symptome aufweist. Die Latenzphase der HIV-1-Infektion entspricht jenem Zeitraum, in
dem das Immunsystem noch in der Lage ist, einerseits mittels sog. zytotoxischer T-Zellen HIV-1-infizierte Zellen
spezifisch zu erkennen und zu zerstören (PLATA 1992) und
andererseits die zugrunde gegangenen CD4+-T-Zellen zu
substituieren (WEI et al. 1995). Dementsprechend finden
sich im peripheren Blut anfänglich normale Zahlen von
CD4+-T-Zellen und nur eine geringe Dichte von HIV-1
(COOPER et al. 1985, COOMBS et al. 1989). Über die Jahre
hinweg werden aber in den lymphatischen Organen weiterhin grosse Mengen von Viren gebildet und ins periphere Blut ausgeschwemmt. Dadurch erfolgt die Infektion
immer neuer Körperzellen, was letztendlich zur Erschöpfung der Kompensationsleistung des Immunsystems
führt. So kommt es zu einer kontinuierlichen Abnahme der
CD4+-Zellen im peripheren Blut bei gleichzeitigem Ansteigen der Virusmenge. Mit abnehmender Zahl von
CD4+-T-Zellen stellen sich konstitutionelle Symptome
ein, welche in den Anfängen der HIV-1-Pandemie unter
dem Begriff «Aids-related complex» (ARC, ABRAMS et
al. 1986) zusammengefasst wurden und sich klinisch als
generalisierte Lymphadenopathie, verbunden mit subfebrilen Temperaturen, Nachtschweiss, Müdigkeit, Diarrhoe und Gewichtsverlust von mehr als 10% des Körpergewichts über einen Zeitraum von mehr als 3 Monaten,
manifestieren. Fällt die Anzahl CD4+-T-Zellen auf Werte
zwischen 200/mm3 und 500/mm3, bilden sich erste Infektionen (Soorstomatitis, Herpes zoster etc.) aus. Das weitere Absinken der CD4+-T-Zellen führt schliesslich zur
manifesten Immundefizienz und zum Vollbild Aids, charakterisiert durch multiple opportunistische Infektionen
und Tumoren (Centers for Disease Control 1992).
Allerdings scheint nicht jede HIV-1-Infektion auch sicher
im Vollbild Aids zu münden. 1994 konnte in San Francisco im Rahmen einer retrospektiven Studie gezeigt
werden, dass von 588 HIV-1-infizierten Männern nach
14 Jahren 30% noch nicht Aids entwickelt hatten (BUCHBINDER et al. 1994). Unter diesen Personen gibt es auch
solche, welche als Langzeitüberlebende der HIV-1-Infektion immunologisch wie klinisch gesund erscheinen und
stabile CD4+-T-Zellzahlen aufweisen.
Für den Zahnarzt ist das Wissen um die Klinik der HIV1-Infektion aus mehreren Gründen von Bedeutung. Neben HIV-1-assoziierten parodontalen Erkrankungen entwickeln HIV-1-Patienten nicht selten auch andere Veränderungen im Mund, welche einen ersten Hinweis auf die
erworbene Immunschwäche geben und so zur klinischen
Abklärung und Diagnose der Grunderkrankung führen
können (HOLMSTRUP und WESTERGAARD 1994, TENENBAUM et al. 1991, SCULLY 1992, GREENSPAN et al. 1992,
a
b
Abb. 1 Typische Pathologien der Mundhöhle. a Haarleukoplakie der Zunge, 27-jähriger Aids-Patient, CD4+T-Zellzahl 40/mm3. b Kaposi Sarkom am harten Gaumen, teilweise bereits exophytisch, 38-jähriger AidsPatient, CD4+-T-Zellzahl 198/mm3.
GLICK et al. 1994). Hier sind vor allem die Haarleukoplakie der Zunge (Abb. 1a), die Soorstomatitis, Manifestationen eines Kaposi-Sarkoms (Abb. 1b), aber auch NonHodgkin-Lymphome zu nennen. Durch frühes Einsetzen
einer antiviralen Therapie kann unter Umständen so die
Prognose der HIV-1-infizierten Patienten verbessert werden (ROWLAND et al. 1993).
Die klinische Phase der Erkrankung bestimmt auch die Infektiosität, d.h. die Menge an Viren in den einzelnen Körpersekreten. Patienten, welche sich in der frühen klinischen Latenzphase befinden, weisen keine Läsionen auf,
wobei diese Symptomfreiheit mit entsprechend niedrigen
Virusmengen in den verschiedenen Körperflüssigkeiten
korreliert. Erste allgemeinmedizinische Zeichen der HIV1-Infektion präsentieren sich dem Zahnarzt oftmals in
Form unspezifisch vergrösserter zervikaler, insbesonders
auch nuchaler Lymphknoten, wobei keine Betonung bestimmter Lymphabflusswege vorliegt und praktisch immer auch die supraclaviculären Lymphknoten mit eingeschlossen sind. Daneben kann oftmals eine ausgeprägte
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Praxis – Fortbildung
seborrhoische Dermatitis des Gesichts beobachtet werden, welche erythematöse, groblammelär schuppende Läsionen an Stirn und Nasenwangenfurche ausbildet. Ausserdem lässt der gezielte Blick meist auch eine Onychomykose sämtlicher Fingernägel mit Befall der gesamten Nagelplatte erkennen.
Die oralen Manifestationen der HIV-1-Infektion wurden
durch die Arbeitsgruppen EC-Clearinghouse on Oral
Problems Related to HIV Infection and WHO Collaborating Centre on Oral Manifestations of the Immunodeficiency Virus neu klassifiziert und durch klinisch-diagnostische Kriterien ergänzt (EC-Clearinghouse on Oral Problems Related to HIV Infection and WHO Collaborating
Centre on Oral Manifestations of the Immunodeficiency
Virus 1993). Eine Übersicht, geordnet nach der Häufigkeit
ihrer Assoziation zur HIV-1-Infektion, zeigt Tabelle 1. Für
detaillierte Darstellungen der parodontalen Veränderungen bei der HIV-1-Infektion sei auf die Veröffentlichungen von P A MURRAY (MURRAY 1994) sowie HOLMSTRUP
und WESTERGAARD (HOLMSTRUP und WESTERGAARD
1994) verwiesen. Kariologische Aspekte wurden bislang
nur in geringem Umfang wissenschaftlich bearbeitet (MIGLIORATI und KOLLER 1994).
Epidemiologie
Seit Ausbruch der HIV-1-Pandemie sind weltweit über
5 Millionen Menschen an Aids verstorben. Insgesamt sind
nach Schätzungen der WHO weltweit derzeit 24 Millionen Erwachsene und 1,5 Millionen Kinder HIV-1-infiziert, von denen bis dato ca. 6 Millionen das Vollbild Aids
entwickelt haben. Von besonderer Bedeutung ist dabei die
hohe Wachstumsrate der HIV-1-Pandemie mit fast 10 000
Neuinfektionen pro Tag weltweit (QUINN 1996). Am
stärksten betroffen sind die Staaten Schwarzafrikas, wo,
wie in Botswana, bis zu 18% der erwachsenen Bevölke-
rung HIV-1-positiv sind. In den USA, dem Industrieland
mit der höchsten Durchseuchung, liegt die Infektionsrate
bei 0,5% (WHO 1996a).
Die Zahl der seit 1983 in Österreich gemeldeten kumulativen Aids-Erkrankungen lag während des ersten Halbjahres 1996 bei 1532, von denen 505 Patienten noch am
Leben waren (Bundesministerium für Gesundheit und
Konsumentenschutz 1996) (Schweiz: 5232 bzw. 1415,
Bundesamt für Gesundheitswesen 1996; Deutschland:
14 518 bzw. 5153, AIDS-Zentrum 1996). Bezogen auf die
Einwohnerzahl waren 1995 in der Schweiz kumulativ
713,71 Aids-Fälle pro Million Einwohner gemeldet, in
Österreich 189,37 und in Deutschland 173,63 (AIDSZentrum 1996). Schätzungen der WHO beziffern die
Gesamtzahl HIV-1-infizierter Personen in Österreich
mit 8000 (Deutschland: 43 000; Schweiz: 12 000, WHO
1996a). Während in den frühen 80er Jahren die höchsten
Zuwachsraten an Neuerkrankungen aus den USA und
Schwarzafrika gemeldet wurden, weisen heute die Industriestaaten wahrscheinlich aufgrund wirksamer Aufklärungs- und Präventionsmassnahmen eine rückläufige
Tendenz der Neuerkrankungen auf (Österreich: 224/1993
vs. 113/1995; Deutschland: 1737/1993 vs. 637/1995;
Schweiz: 588/1993 vs. 188/1995, WHO 1996b). Andererseits kommt es in Regionen wie Südostasien, wo bis vor
kurzem nur ein geringer Prozentsatz HIV-1-positiver Erwachsener zu verzeichnen war, zu einem dramatischen
Ansteigen der Infektionsrate, so dass entsprechende Berechnungen der WHO für das Jahr 2000 weltweit 30 bis
40 Millionen HIV-1-infizierte Personen voraussagen.
90% aller HIV-1-infizierten Personen werden zu diesem
Zeitpunkt wahrscheinlich in Entwicklungsländern leben
(Centers for Disease Control 1996a).
Neben diesem geographischen Verteilungsmuster kann
auch innerhalb eines regional definierten Bevölkerungskollektivs je nach Risikoverhalten eine asymmetrische
Tab. I Konsensusklassifikation der HIV-1-assoziierten Läsionen der Mundhöhle (EC-Clearinghouse on Oral Problems related to HIV infection; London, 17–18 September 1992)*
Gruppe 1
Läsionen mit häufiger
Assoziation zur HIV-1-Infektion
Gruppe 2
Läsionen mit weniger häufiger
Assoziation zur HIV-1-Infektion
Gruppe 3
Läsionen mit zeitweiser Assoziation
zur HIV-1-Infektion
Haarleukoplakie
Candidiasis
– erythematös
– pseudomembranös
Kaposi Sarkom
Non Hodgkin Lymphom
Erkrankungen des Paradonts
– Gingivaerythem
(linear gingival erythema)
– nekrotisierende/ulzerierende
Gingivitis
– nekrotisierende/ulzerierende
Parodontitis
bakterielle Infektionen
– Mycobacterium avium intercellulare
– Mycobacterium tuberculosis
Virusinfektionen
– Herpes simplex Virus
– humane Papillomviren
– Condyloma acuminatum
– fokale epitheliale Hyperplasie
– Verruca vulgaris
– Varicella/Zoster Virus
nekrotisierende/ulzerierende Stomatitis
nicht klassifizierte Ulzerationen
Speicheldrüsenerkrankungen
– Hyposalivation
– ein-/beidseitige Schwellung grosser
Speicheldrüsen
thrombozytopenische Purpura
melanozytäre Hyperpigmentierung
bakterielle Infektionen
– Actinomyces israeli
– Escherichia coli
– Klebsiella pneumoniae
Katzenkratzkrankheit/bazilläre Angiomatose
Virusinfekte
– Zytomegalie
– Molluscum contagiosum
Pilzinfektionen ausser Candida
– Cryptococcus neoformans
– Geotrichium candidum
– Histoplasma capsulatum
– Mucoraceae (Mucormycosis)
– Aspergillus
rezidivierende Aphthose
Medikamentennebenwirkungen
– lichenoide/ulzerative Reaktionen
– Erythema exsudativum multiforme
– toxische epidermale Nekrolyse (TEN)
neurologische Veränderungen
– Fazialisparese
– Trigeminusneuralgie
* (EC-Clearinghouse on Oral Problems Related to HIV Infection and WHO Collaborating Center on Oral Manifestations of the Immunodeficiency Virus 1993)
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Schweiz Monatsschr Zahnmed, Vol. 107: 10/1997
Die Bedeutung von HIV-1 in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Durchseuchung beobachtet werden. Epidemiologische
und klinische Beobachtungen weisen darauf hin, dass das
Infektionsrisiko zusätzlich auch durch individuelle Faktoren wesentlich beeinflusst wird, wobei diese im einzelnen noch nicht bekannt sind.
Derzeit werden Blut, Samenflüssigkeit und andere Genitalsekrete gesichert als HIV-1-Übertragungsmedien betrachtet, weil nicht nur der direkte Virusnachweis in diesen Flüssigkeiten gelang, sondern auch die Epidemiologie
dies eindeutig belegt. Die Viruskonzentration im Blut wie
auch in allen anderen virushaltigen Körperflüssigkeiten ist
abhängig vom klinischen Stadium der HIV-1-Infektion,
wobei während des akuten viralen Infekts und beim Vollbild Aids die höchste Virusdichte zu beobachten ist. HIV1 konnte aber auch aus einer Reihe anderer Körpersekrete,
wie z. B. Muttermilch, Speichel, Tränen-, Zerebrospinalund Amnionflüssigkeit kultiviert werden (THIRY et al.
1985, LEVY und GREENSPAN 1988, GOTO et al.1991, FUJIKAWA et al. 1985, HO et al. 1985, MUNDY et al. 1987). Die
tatsächliche Infektiosität dieser Körperflüssigkeiten ist jedoch aus epidemiologischer Sicht fraglich und mit letzter
Sicherheit aufgrund fehlender Tiermodelle und kontrollierter epidemiologischer Studien nicht geklärt. Einen
wichtigen Infektionsmodus bildet die vertikale HIV-1-Infektion von der infizierten Mutter auf das Kind, wobei die
statistischen Angaben der Infektionsrate von Kindern HIV1-erkrankter Mütter mit ca. 15–50 Prozent beträchtlich variieren (LEWIS et al. 1990, DOUGLAS und KING 1992, Centers for Disease Control 1995).
War noch bis zu Beginn der 90er Jahre die HIV-1-Infektion in den Industrieländern ein vor allem auf Risikogruppen beschränktes Problem, so führten Aufklärung
und Präventionsmassnahmen innerhalb der letzten 5–10
Jahre zu einer deutlichen Abnahme der Neuinfektionen in
den bisher zahlenstärksten Risikogruppen (Homosexuelle, i.v. Drogenabhängige). Somit wird sich in der
näheren Zukunft auch das soziologische Bild der Erkrankung wandeln, indem die HIV-1-Infektion keine Erkrankung bestimmter Minderheiten mehr darstellt, sondern
heterosexuell übertragen, breite Teile der Bevölkerung
gefährden wird. Fehlende Risikogruppenzugehörigkeit
bedeutet meist aber auch mangelndes Risikoverständnis,
so dass die Betroffenen möglicherweise oft über ihr individuelles Infektionsrisiko bzw. ihren HIV-1-Serostatus im
unklaren sein werden. Aus diesem Grund gewinnt das
zahnärztliche Erstgespräch, unterstützt durch einen vom
Patienten ausgefüllten Fragebogen, zunehmend an Bedeutung. Neben Fragen zum Hauptanliegen des Patienten
und der zahnmedizinischen Anamnese sollte auch die allgemeinmedizinische Anamnese mit der Sozialanamnese
detailliert erhoben werden.
HIV-1-Infektionsrisiko
aus zahnärztlicher Sicht
Einerseits stellt der an HIV-1 erkrankte Patient eine mögliche Infektionsquelle für das behandelnde zahnärztliche
Team und für andere in derselben Praxis behandelte Patienten dar, anderseits besteht auch die Möglichkeit der
Virusübertragung vom HIV-1-positiven Zahnarzt auf den
Patienten. Für das HIV-1-Infektionsrisiko in der Zahn-,
Mund- und Kieferheilkunde gelten grundsätzlich dieselben Voraussetzungen wie im privaten Bereich: hohe Viruskonzentrationen im Übertragungsmedium und unvorsichtiges Verhalten erhöhen deutlich das Transmissionsrisiko, wobei im zahnärztlichen Bereich Blut und Blutprodukte die einzigen gesicherten HIV-1-Übertragungsmedien darstellen.
Nicht nur im zahnmedizinischen, sondern auch in sämtlichen anderen medizinischen Bereichen bergen Nadelstiche und penetrierende Verletzungen mit kontaminierten
Instrumenten das grösste Infektionsrisiko (MARCUS 1988,
CLEVELAND et al. 1995). Untersuchungen haben dabei gezeigt, dass sehr langes operatives Arbeiten bzw. der Versuch, benützte Nadeln wieder in ihre Hüllen zurückzustecken, das wichtigste Risikoverhalten zur Provokation
von Verletzungen darstellen (MARCUS 1988). Doch nicht
jede Verletzung durch HIV-1-kontaminierte Instrumente
führt auch zur Infektion, wobei das individuelle Risiko
weitgehend von der Grösse der gesetzten Verletzung, von
der Menge an eingebrachtem Blut und der HIV-1-Konzentration im Patientenblut abhängt. Generell gilt, dass im
Gegensatz zum Hepatitis B und C Virus, bei denen eine
perkutane Exposition in 30% bzw. 3% der Fälle zur Serokonversion führt, die Kontagiosität von HIV-1 mit einer
Serokonversionsrate von 0,3% wesentlich niedriger liegt
(FELIX et al. 1994). Was den Kontakt von Schleimhaut mit
HIV-1-hältigem Blut anbelangt, so wurden zwar vereinzelt Serokonversionen beschrieben (HENDERSON et al.
1990), aber deren Anzahl ist viel zu gering, um das Risiko
exakt definieren zu können. Noch schwieriger ist die Risikoeinschätzung bei Schleimhautkontakten mit HIV-1hältigen Körperflüssigkeiten wie z.B. Tränenflüssigkeit,
weshalb die CDC diese Kontakte unter dem Begriff des
unklaren Risikos klassifiziert hat (SANFORD et al. 1995).
Das intakte verhornende Plattenepithel der Haut hingegen
stellt für das Virus eine unüberbrückbare Barriere dar, wobei jedoch grössere, d.h. auch makroskopisch sichtbare
Hautdefekte, wie Wunden und Ekzeme, sehr wohl als Eintrittspforten dienen können.
Aufgrund seiner Bedeutung im Rahmen der zahnärztlichen Behandlung fand die Risikoanalyse des Speichels als
potentielles HIV-1-Übertragungsmedium bei verschiedenen experimentellen Untersuchungen und epidemiologischen Studien grosse Beachtung. Weder die Benutzung
derselben Zahnbürste durch HIV-1-positive und negative
Personen im gemeinsamen Haushalt (ROGERS et al. 1990)
noch durch Mund-zu-Mund-Beatmung herbeigeführter
direkter Speichelkontakt mit der Mundschleimhaut (SUN
et al. 1995) führte zur Serokonversion der exponierten
Personen. Dieses epidemiologisch niedrige Risiko einer
durch Speichel mediierten HIV-1-Transmission wird ausserdem durch Labordaten bestärkt, welche neben einer
sehr geringen Virusdichte im Speichel HIV-1-infizierter
Personen auch noch HIV-1-Inhibitorsubstanzen nachweisen konnten (SUN et al. 1995, YEH et al. 1992, LEVY und
GREENSPAN 1988). Analog dazu kann ein ebenso niedriges Infektionsrisiko für die Exposition mit Tropfen und
Aerosolen aus nicht mit Blut kontaminiertem Speichel,
wie sie während des Niesens und Hustens entstehen, angenommen werden.
Bedenkt man jedoch, dass die Prävalenz der Gingivitis bei
Jugendlichen und Erwachsenen sehr hoch ist (BROWN
und LÖE 1993, SCHÜRCH et al. 1991, STÄDTLER et al. 1993,
MICHEELIS und BAUCH 1991) und demzufolge während
vieler zahnärztlicher Behandlungsmassnahmen mit Gingivablutungen zu rechnen ist, so muss davon ausgegangen werden, dass im zahnärztlichen Bereich eine Kontamination des Speichels mit Blut die Regel darstellt. Da neben HIV-1 auch andere Krankheitserreger durch Blut,
Speichel und Sekrete des Respirationstraktes übertragen
werden können und nicht alle infizierten Patienten bzw.
Keimträger anhand der Anamnese zu identifizieren sind
und überdies kontrollierte Studien zur Tröpfchentransmission von HIV-1 fehlen, sollte daher das CDC-Konzept
der universal precautions, d.h. die systematische Durchführung von Schutzmassnahmen, unabhängig vom InfekSchweiz Monatsschr Zahnmed, Vol. 107: 10/1997
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Praxis – Fortbildung
tionsstatus des Patienten zur Anwendung kommen und
jede Form des Speichels in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde als infektiös betrachtet werden (Centers for Disease Control 1993a). Vor allem stellen dabei bakteriell
und viral kontaminierte Blut/Speichel-Aerosole wegen
ihrer kleinen Partikelgrösse von 1,3 bis 7 m eine spezielle Herausforderung an das zahnärztliche Hygienekonzept dar. Einerseits können Aerosolpartikel mit einer
Grösse kleiner als 5 m über die tiefen Luftwege bis an
die Alveolen gelangen, andererseits haben Aerosole eine
lange Schwebedauer und kontaminieren ebenso wie Speicheltröpfchen grosse Bereiche der zahnärztlichen Praxis
(COCHRAN et al. 1989, SAMARANAYAKE et al. 1989). Eine
zusätzliche Gefahr besteht darin, dass die Blut/SpeichelKontamination durch Tröpfchen und Aerosole auf Geräte- und Mobiliaroberflächen ohne besondere Hilfsmittel
(z. B. durch Luminol-Chemolumineszenz) makroskopisch nicht erkennbar ist (WAHL et al. 1991). Dem gegenüber ist jedoch anzumerken, dass eine grosse Anzahl epidemiologischer Studien, welche langdauernde Kontakte
HIV-1-negativer Personen zu HIV-1-infizierten Patienten
im Haushalt und im medizinischen Bereich analysierten,
niemals Kleidung, Handtücher und kontaminierte Oberflächen als Quelle der HIV-1-Transmission identifizieren
konnten. Ferner ist es bis heute nicht gelungen, infektiöse
HIV-1-Partikel von Geräte- und Mobiliaroberflächen in
HIV-1-Stationen zu isolieren. Selbst wenn diese Oberflächen durch kleine Virusmengen kontaminiert wären, so
würden zum einen die personenbezogenen Präventionsmassnahmen wie Händedesinfektion, Schutzmantel und
Mundschutz, zum anderen die regelmässigen Massnahmen der Oberflächendesinfektion und die geringe Resistenz von HIV-1 gegenüber Umwelteinflüssen eine HIV1-Transmission auf diesem Weg praktisch ausschliessen.
Somit kann, trotz zahlreicher theoretischer Möglichkeiten
einer HIV-1-Transmission vom Patienten auf das zahnärztliche Team, die Gefahr der Übertragung als gering eingestuft werden. Diese Feststellung findet auch durch die
epidemiologischen Daten der weltweit beobachteten nosokomialen Infektionen eine klare Bestätigung. Insgesamt sind laut PORTER und SCULLY (PORTER und SCULLY
1994) nur 52 in der Medizin tätige Personen bekannt, bei
denen die Serokonversion nachweislich durch berufsbedingte HIV-1-Exposition auftrat. Bei 7000 zahnmedizinisch tätigen Personen, welche auf HIV-1 getestet wurden, fand sich lediglich ein Zahnarzt mit positiver Serologie, wobei der Zusammenhang mit seiner beruflichen
Tätigkeit nicht gesichert werden konnte (PORTER und
SCULLY 1994). Bedenkt man dabei die grosse Häufigkeit
an penetrierenden Verletzungen im Rahmen der Patientenbehandlung – 56% von 217 Zahnärzten in Schottland
gaben an, sich innerhalb eines Jahres zumindest einmal
eine penetrierende Verletzung zugezogen zu haben (FELIX
et al. 1994) – so sind diese epidemiologischen Daten ein
weiterer Hinweis, dass das HIV-1-Infektionsrisiko für den
behandelnden Zahnarzt insgesamt als gering einzustufen
ist.
Betrachtet man das Infektionsrisiko für Patienten, welche
eine Zahnarztpraxis aufsuchen, in der HIV-1-infizierte
Patienten behandelt werden, so sollte bedacht werden,
dass zwar einerseits Hinweise auf eine HIV-1-Transmission von einem Patienten auf den anderen in der Zahnarztpraxis fehlen (JAFFE et al. 1994), andererseits jedoch
mehrfach Übertragungen von Hepatitis B aufgrund insuffizient sterilisierter Instrumente/Nadeln berichtet wurden
(CANTER et al. 1990, KENT et al. 1988). Als weitere theoretische Quelle der HIV-1-Transmission zwischen Patienten kommt noch das bei älteren zahnärztlichen Einheiten in die Winkelstücke und Turbinen rückgesaugte,
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Schweiz Monatsschr Zahnmed, Vol. 107: 10/1997
mit Speichel kontaminierte Wasser in Frage (GOOCH et al.
1993, LEWIS und BOE 1992). Trotz Berichten, dass HIV-1
bis zu 11 Tage in unchloriertem, mit organischem Material kontaminiertem Wasser nachgewiesen werden kann
(SLADE et al. 1989), gibt es derzeit keinerlei Hinweise auf
eine HIV-1-Transmission durch die orale Zufuhr kontaminierten Wassers (SCULLY et al. 1993). Somit scheint dieser Infektionsmodus, zumal auch hier epidemiologische
Evidenzen fehlen, keine relevante Gefahr für den Patienten darzustellen.
Ein besonders grosses Medienecho erregte 1990 der Fall eines an Aids erkrankten Zahnarztes, der im Rahmen seiner
Tätigkeit 5 Patienten mit HIV-1 infiziert haben soll (OU et
al. 1992). Allerdings sind die genauen Umstände, unter denen sich die HIV-1-Serokonversion der Patienten vollzog,
heute nicht mehr nachvollziehbar. Zur Klärung der Bedeutung des HIV-1-infizierten Arztes als potentielle Infektionsquelle initiierten die CDC eine retrospektive Studie,
bei der 19 000 Patienten von insgesamt 57 HIV-1-positiven
Ärzten untersucht wurden. Keiner der Patienten erwarb
seine allfällige HIV-1-Infektion aufgrund der medizinischen Behandlung (Centers for Disease Control 1985). Im
übrigen existiert bis heute kein zusätzlicher Bericht, der
eine gesicherte berufsbedingte HIV-1-Übertragung vom
Arzt auf den Patienten zum Inhalt hat (UDASIN und GOCHFELD 1994). Ganz anders stellt sich die Situation für die
Transmission von Hepatitis B vom infizierten Zahnarzt auf
den Patienten dar. Zwischen 1970 und 1987 wurde von insgesamt 9 verschiedenen medizinischen Zentren einschliesslich Zahnarztpraxen berichtet, dass im Rahmen invasiver
Behandlungsmassnahmen Hepatitis B-infiziertes medizinisches Personal das Virus auf Patienten übertrug. Seit 1987
sind aber, zumindest was Zahnärzte anbelangt, keine weiteren Fälle bekannt geworden (Centers for Disease Control
1993a). Dies erklärt sich einerseits aus den mittlerweile
strengeren Hygienebestimmungen im medizinischen Umgang mit dem Patienten, andererseits aus der zunehmenden
Gewohnheit des zahnärztlichen Personals, bei sämtlichen
Handlungen am Patienten routinemässig Handschuhe zu
verwenden. Daraus resultiert, dass die Prävention der HIV1/Hepatitis-B-Übertragung vom Arzt auf den Patienten
nicht als gesondert zu behandelndes Hygieneproblem im
Rahmen der zahnärztlichen Praxis betrachtet werden muss.
Inwieweit ein HIV/Hepatitis-B-infizierter Arzt seinen Patienten über den eigenen Infektionsstatus informiert, bleibt
seinem persönlichen Ermessen überlassen und ist derzeit
nicht eindeutig gesetzlich geregelt. Es gilt jedoch zu bedenken, dass nach der derzeit vorherrschenden Rechtsmeinung der Arzt unabhängig von einer etwaigen Information
des Patienten im Fall der infektiösen Virustransmission
stets die volle Haftung trägt (Rechtsbüro der Wiener Ärztekammer, Mag. Holzgruber, persönliche Mitteilung).
Infektionsprophylaxe und
postexpositionelle Prophylaxe
Die Massnahmen zur Verhinderung einer Infektion mit
HIV-1 sind identisch mit jenen zur Verhinderung einer Infektion mit anderen Erregern, wie z.B. dem deutlich infektiöseren Hepatitis B bzw. C-Virus oder Mycobacterium tuberculosis. Die entsprechenden gültigen Richtlinien wurden in den letzten Jahren in der Schweiz von der
Hygienekommission erarbeitet und in der Schweizer Monatsschrift für Zahnmedizin in Form von drei Arbeiten publiziert (GUGGENHEIM und WIEHL 1993, WIEHL und GUGGENHEIM 1993, WIEHL 1996). Diese Empfehlungen entsprechen dabei weitgehend den international anerkannten
Richtlinien der CDC (Centers for Disease Control 1993a)
Die Bedeutung von HIV-1 in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
bzw. den Richtlinien der ADA (ADA Council on Scientific Affairs and ADA Council on Dental Practice 1996).
Was die postexpositionelle Prophylaxe betrifft, so wurde
das Vorgehen nach HIV-1-Exposition ebenso von der Hygienekommission umfassend geregelt. Einzig die Tatsache, dass seit kurzer Zeit neue, hochpotente antiretrovirale Substanzen im Handel sind, hat eine wesentliche Verbesserung der bisher nur aus Zidovudine bestehenden
postexpositionellen Chemoprophylaxe ermöglicht. Wie
von den CDC im Juni 1996 vorgegeben, sollten Hochrisikoverletzungen nun mit einer Dreierkombination bestehend aus Zidovudine (200 mg 3mal/Tag), 3TC (150 mg
2mal/Tag) und Indinavir (800 mg 3mal/Tag behandelt
werden (Centers for Disease Control 1996b).
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