Hai | Tierlexikon für Kinder - Archiv | SWR Kindernetz OLI's Wilde Welt Hai Galeom ophii und Sqalea Haie können zwar gefährliche Räuber sein, doch sie sind keine blutgierigen Monster, sondern faszinierende Meeresbewohner und sehr geschickte Jäger. Aussehen Haie gehören zu einer der ältesten Tiergruppen und schwimmen schon seit 400 Millionen Jahren durch die Meere der Welt. Sie sind Wirbeltiere und gehören zur Klasse der Knorpelfische. Ihr Skelett besteht nicht aus richtigen Knochen, sondern aus einer knorpelartigen Substanz. Typisch für Haie sind die dreieckigen Flossen und ihre torpedoähnliche Körperform, die sie zu perfekten Schwimmern machen. Nur die Rochen, die wie Haie auch zu den Knorpelfischen gehören, haben eine andere Körperform: Sie sind flach und haben flügelähnliche Flossen. Anders als Knochenfische tragen Haie auf der Haut keine Schuppen, sondern winzige Hautzähnchen, die aus demselben Material bestehen wie ihr Gebiss. Diese Hautzähnchen, die immer wieder nachwachsen, sind alle nach hinten gerichtet. Die Haut eines Hais fühlt sich deshalb glatt an, wenn man vom Kopf zum Schwanz streicht, aber rau und scharf wie ein Reibeisen, wenn man in die andere Richtung streicht. Die Hautzähnchen bewirken, dass die Haie sehr schnell schwimmen können, weil die Zähnchen die Reibung des Wassers herabsetzen. Im Gegensatz zu anderen Fischen besitzen Haie keine Schwimmblase: Sie müssen deshalb ständig mithilfe ihrer Flossen in Bewegung bleiben, um nicht zum Grund zu sinken. Typisch sind für Haie außerdem die offenen Kiemenspalten an den Körperseiten. Je nach der Gruppe, zu der ein Hai gehört, sind es fünf, sechs oder sieben Kiemenspalten pro Körperseite. Heimat Haie sind Meersbewohner und besiedeln alle Weltmeere. Nur einige wenige Hai- und Rochenarten wandern auch durch Flussmündungen in Flüsse oder leben, wie etwa die SüßwasserStechrochen, ganz in Flüssen. Der Bullenhai kommt sogar in einem Süßwassersee in Mittelamerika vor. Lebensraum http://www.olis-wilde-welt.de Je nach Art sind Haie von den flachen Meereslagunen bis in die Tiefsee zu finden. Manche bleiben ihr Leben lang in einer Region. Andere Arten, wie Blauhaie, wandern mehr als 5000 Kilometer weit über den Atlantik. Forscher versuchen, mehr über die Hai-Arten und ihre Lebensräume 1 von 4 Hai | Tierlexikon für Kinder - Archiv | SWR Kindernetz OLI's Wilde Welt herauszufinden, indem sie Tiere mit winzigen Sendern ausstatten. Durch die Signale der Sender wissen die Forscher zu jeder Zeit, wo die Haie gerade sind. Rassen und Arten Weltweit gibt es etwa 500 verschiedene Hai-Arten - vom nur 25 Zentimeter langen Zwerghai bis zum bis zu 14 Meter großen Walhai. Haie werden in zwei große Gruppen unterteilt: Haie mit Analflosse (das ist die Flosse an der Bauchseite vor der Schwanzflosse) und solche ohne Schwanzflosse. Diese Gruppen unterteilt man noch einmal in mehrere Untergruppen: Engelshaie, Sägehaiartige, Dornhaiartige, Hexaniformes, Stierkopfhaiartige, Ammenhaiartige, Makrelenhaiartige und die Grundhaie, die mit etwa 225 Arten die größte Gruppe bilden. Lebenserwartung Haie werden je nach Art unterschiedlich alt. Kleine Bambushaie leben etwa 25 Jahre, große Arten wie der Wahlhai sollen angeblich 60 bis 100 Jahre alt werden. Alltag Bis auf wenige Arten wie Walhaie und Riesenhaie, die friedliche Riesen sind und sich von Plankton ernähren, sind Haie perfekte Jäger. Ihre fantastisch ausgebildeten Sinne machen sie zu den erfolgreichsten Raubfischen, die wir kennen. Vorn an der Schnauze liegt die Nase. Welch große Bedeutung der Geruchssinn für Haie hat, zeigt, dass das Riechzentrum bis zu zwei Drittel des Gehirns ausmachen kann. Haie finden auch aus großer Entfernung fast blind ihre Beute, weil sie noch winzigste Duftspuren im Wasser ausmachen können. Mit ihrem Gehör können Haie außerdem die Geräusche von zappelnden kranken oder verwundeten Fischen wahrnehmen. Und weil die Geschmack-Sinneszellen der Haie fast über die ganze Haut verteilt sind, können Haie den Geschmack eines Tieres auch wahrnehmen, indem sie sich an ihm reiben. Haie können sehr gut sehen: Weil ihre Augen etwa zehnmal so lichtempfindlich sind wie das menschliche Auge, können sie auch in großen Meerestiefen, wo es fast stockdunkel ist, noch etwas erkennen. Außerdem können die meisten Haie auch Farben wahrnehmen. Und Haie besitzen - wie andere Fische auch noch ein besonderes Sinnesorgan: Das Seitenlinienorgan. Es verläuft an den Körperseiten vom Kopf bis zum Schwanz. Dort sind in eine gallertartige Masse Sinneszellen eingebettet, mit denen Haie feinste Druckunterschiede, die durch von Beutetieren hervorgerufenen Bewegungen im Wasser stammen, spüren. http://www.olis-wilde-welt.de In der Schnauze sitzen außerdem die sogenannten Lorenzinischen Ampullen. Mit ihnen können Haie elektrische Felder, die durch den Herzschlag oder Muskelbewegung anderer Tiere ausgelöst werden, wahrnehmen. Mit diesem Sinnesorgan können Haie auch das magnetische Feld der Erde erkennen und zum Navigieren benutzen. 2 von 4 Hai | Tierlexikon für Kinder - Archiv | SWR Kindernetz OLI's Wilde Welt Die wichtigste Waffe der Haie, ihre Zähne, wachsen ein Leben lang nach. Und weil ihr Oberkiefer nicht fest mit dem Schädel verbunden ist, sind die Kiefer sehr beweglich und können beim Zubeißen weit nach vorn geschoben werden. Freunde und Feinde Einige Filme und Berichte haben dafür gesorgt, dass viele Menschen Haie für Monster halten. Doch das ist nicht wahr: Pro Jahr kommt es weltweit zwar zu etwa 100 Angriffen von Haien auf Menschen, und fünf bis zehn Menschen kommen jedes Jahr durch Haie ums Leben. Doch die Gefahr, von einem Blitz getroffen zu werden, ist sehr viel größer. Grundsätzlich passen Menschen nicht ins Beuteschema der Haie. Zu Unfällen kommt es deshalb meist nur dann, wenn große Haie, wie etwa der Weiße Hai, zum Beispiel einen surfenden Menschen mit einem "Probebiss" angreifen. Denn aus der Sicht der Haie sehen die Surfer, wenn sie auf ihren Brettern liegen und mit Armen und Beinen durch das Wasser paddeln, von unten aus wie Robben. Zu Angriffen von Haien kann es aber auch kommen, wenn sich Menschen ungeschickt verhalten und sich zum Beispiel Haien zu sehr nähern, sodass diese sich bedroht fühlen. Manche Haie wie der Graue Riffhai warnen jedoch deutlich durch ihre Körperhaltung, bevor sie zum Angriff übergehen: Sie senken die Brustflossen nach unten - ein Signal an den Menschen oder ein Tier, von dem Hai mehr Abstand zu halten. Umgekehrt werden Millionen von Haien jedes Jahr von Menschen gejagt und gefischt. Mehr als 70 Hai-Arten sind deshalb vom Aussterben bedroht, viele stehen inzwischen unter Schutz. Aber Haie haben auch natürliche Feinde: Schwertwale machen auf kleinere, bis zu drei Meter lange Haie Jagd, und auch Pottwale jagen Haie. Und größere Hai-Arten jagen durchaus auch kleinere Haie. Nachwuchs Je nach Art ist die Fortpflanzung der Haie verschieden. Sie unterscheidet sich jedoch grundsätzlich von der der anderen Fische: Während bei diesen die Weibchen meist die Eier ins Wasser abgeben und die Männchen ihren Samen im Wasser darüber geben, findet bei Haien eine richtige Paarung von Männchen und Weibchen statt. Die Eier werden also im Körper des Hai-Weibchens befruchtet. Dazu führen die Männchen die sogenannten Klammerorgane, die sich aus dem Rand der Bauchflossen entwickelt haben, in die sogenannte Kloake des Weibchens ein. Nach der Befruchtung wird eine Hülle um jedes Ei gebildet. Je nach Hai-Art legt das Weibchen dann Eikapseln ab, in denen die Jungen heranwachsen, oder die befruchteten Eier entwickeln sich im Körper des Hai-Weibchens weiter und das Weibchen bringt schließlich lebende Junge zur Welt. Dornhaie zum Beispiel gebären lebende Junge, die Tragzeit beträgt 22 Monate. Ernährung Ausgerechnet die größten Haie ernähren sich von Plankton: Die bis zu 14 Meter langen Walhaie und die bis zu zehn Meter langen Riesenhaie filtern mithilfe ihrer Kiemen Plankton aus dem Wasser. http://www.olis-wilde-welt.de 3 von 4 Hai | Tierlexikon für Kinder - Archiv | SWR Kindernetz OLI's Wilde Welt Die meisten anderen Haie sind jedoch Räuber und ernähren sich von Fischen und anderen Meerestieren - von Tintenfischen über Robben und See-Elefanten bis hin zu Delfinen. http://www.olis-wilde-welt.de © Südw estrundfunk 2016 4 von 4