3a_Lernen_Klassisches_Konditionieren

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Robert Franklin Leslie:
„Lorenzo der Groß
Großartige“
artige“ (Geschichte eines
verletzten Eichelhä
Eichelhähers, der in der Familie
Leslie aufgezogen wird.)
Als Lorenzo unserer Schä
Schätzung nach das Erwachsenenalter erreichte, haben
wir eine Party organisiert und einige seiner Freunde unter den Menschen
Menschen
eingeladen. ... Gegen Ende der Party machte Lea [die Ehefrau von Leslie]
den „verschwundenen“
verschwundenen“ Lorenzo auf dem Kü
Küchentresen aus, wo er an den
Resten in den Weinglä
Weingläsern nippte. ... Er schwankte rü
rückwä
ckwärts über den
Küchentresen und stü
stürzte kopfü
kopfüber in das Spü
Spülbecken, das halb mit
Seifenlauge gefü
gefüllt war. Wä
Während ich ihn unter den Wasserhahn hielt,
„murmelte“
murmelte“ er ganz leise und pickte nach seinen eigenen Zehen.
Ich setzte ihn auf den Linoleumboden, da ich mich nicht traute, ihn in diesem
Zustand seine nassen Flü
Flügel ausprobieren zu lassen. ... Als er schnell in
den Kä
Käfig gebracht wurde, hat er sogar noch erbä
erbärmlicher ausgesehen.
Am nä
ä
chsten
Morgen
gab
er noch nicht einmal den leisesten Piep von sich.
n
sich.
Wieder hat unser abenteuerlustiger Vogel praktisches Wissen erworben.
erworben.
...
Seit damals dreht Lorenzo bei jeder Gelegenheit, wo leckere Weine
Weine ins Spiel
kommen, seinen Schnabel weg. Er verweigert sogar Futter in seinem
seinem
Fressnapf im Auß
ß
enkä
ä
fig,
falls
bei
dessen
Herstellung
Wein
jeglicher Art
Au enk
verwendet worden war ...
Lernen
Klassisches Konditionieren
1
2
Wie kommt es zu dieser Verhaltensä
Verhaltensänderung?
Drei grundlegende Lernprinzipien:
Stationen:
Erfahrung gemacht
Mutmaß
Mutmaßliche innere Prozesse
Verhaltensä
Verhaltensänderung
Klassisches Konditionieren
Operantes Konditionieren
Modell Lernen
Sowie:
Angeborenes Verhalten / Prä
Prägung
Film
3
Umweltentbundenheit des Menschen / Plastizitä
Plastizität
4
Sonderstellung des Menschen? Pä
Pädagogische
Anthropologie.
Das Lernen ist im selben Ausmaß
Ausmaß wie viele
andere Aspekte unserer
Erfahrungsmö
Erfahrungsmöglichkeiten ein Produkt unserer
genetischer Anlagen. Menschen, ebenso wie
andere Organismen, vererben ein spezifisches
Potenzial zum Lernen.
5
Wir sollten uns jedoch immer bewusst sein,
dass wir lediglich das Potenzial zum Lernen
geerbt haben. Ob dieses Potenzial realisiert
wird, und in welchem Ausmaß
Ausmaß, hä
hängt von den
persö
persönlichen Erfahrungen ab.
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1
Was ist Lernen?
Lernen ist ein Prozess, der in einer relativ
konsistenten Änderung des Verhaltens oder des
Verhaltenspotenzials resultiert, und der auf
Erfahrung basiert.
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8
Verhalten und Verhaltenspotential
Erfahrung vs Physische Reifungsprozesse
Zwei Aspekte des Lernens:
Verhalten: Bedienen einer Microwelle.
Microwelle. (Verhalten
bzw. Leistung)
Verhaltenspotential: Oftmals zeigt sich aber nicht
alles, was Sie gelernt haben, in Leistung. Manchmal
haben Sie auch allgemeine Haltungen wie etwa die
Wertschä
Wertschätzung moderner Kunst oder das Verstä
Verständnis
östlicher Philosophie erworben, was sich nicht
unmittelbar in Ihrem messbaren Verhalten zeigen
mag. In diesen Fä
Fällen haben Sie ein
Verhaltenspotenzial erworben, da Sie Haltungen und
Werte gelernt haben, welche die Art der Bü
Bücher, die
Sie lesen, oder die Art und Weise, wie Sie ihre Freizeit
verbringen, beeinflussen kö
können.
Lernen findet ausschließ
ausschließlich durch Erfahrung
statt. Erfahrung bedeutet in diesem
Zusammenhang, Informationen aufzunehmen
(und diese zu bewerten und zu transformieren)
sowie Reaktionen zu zeigen, welche die Umwelt
beeinflussen.
Physische Reifungsprozesse
Entwicklungen des Gehirns im Zuge von
Alterungsprozessen, Erkrankungen oder
Gehirnschä
Gehirnschädigungen.
9
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B. F. Skinner
Behaviorismus und John Watson
John Watson (1878(1878-1958)
Watson grü
gründete eine psychologische Schule, die
als Behaviorismus bekannt wurde. Die
amerikanische Psychologie wurde nahezu 50
Jahre lang durch die behavioristische Tradition
dominiert, wie sie in Watsons Buch Psychology
from the Standpoint of a Behaviorist aus dem
Jahre 1919 dargelegt wurde. Watson behauptete,
dass die Introspektion – Selbstberichte über
Empfindungen, bildhafte Eindrü
Eindrücke und Gefü
Gefühle –
kein akzeptables Mittel zur Untersuchung von
Verhalten sei, da sie zu subjektiv ist.
B. F. Skinner (1904(1904-1990)
radikaler Behaviorismus
Skinner gestand zu, dass die Evolution jede
biologische Art mit einem Repertoire von
Verhaltensweisen ausrü
ausrüstet. Er vertrat den
Standpunkt – am bekanntesten wurde dabei sein
Buch Beyond Freedom and Dignitiy (1972;
deutsch: Jenseits von Freiheit und Wü
Würde, 1982) –,
dass alles Verhalten, das über dieses genetische
Repertoire hinausgeht, als Ergebnis einfacher
Formen des Lernens verstanden werden kö
könne.
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12
2
Klassisches Konditionieren
Stellen Sie sich vor, Sie sind im Kino und sehen sich
einen Horrorfilm an. Als der Held sich einer
geschlossenen Tü
Tür nä
nähert, wird die Musik des
Soundtracks dü
düster und spannungsgeladen. Sie haben
plö
plötzlich das Gefü
Gefühl, aufschreien zu wollen: „Geh nicht
durch diese Tü
Tür!“
r!“ Sie bemerken zwischenzeitlich, dass
Ihr Puls rast und dass Sie fü
fürchterlich schwitzen. Aber
warum? Irgendwie hat Ihr Kö
Körper gelernt, eine
physiologische Reaktion (rasender Puls) zu
produzieren, wenn ein Umweltereignis (beispielsweise
angsterregende Musik) mit einem weiteren
(unheimliches visuelles Ereignis) assoziiert ist.
Ad hoc Experiment:
Trinken
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14
Ivan Pavlov (1849(1849-1936)
Physiologe, Forschung zur
Verdauung
Zufallsentdeckung
Die Hunde begannen zu speicheln, wenn sie nur das Futter
sahen, und spä
später, wenn sie den Assistenten sahen, der das
Futter brachte, und sogar bereits, wenn sie die Schritte des
Assistenten hö
hörten. Jeder Stimulus, der regelhaft der Gabe von
Futter vorausging, konnte den Speichelfluss in Gang bringen.
Pavlov hatte also mehr oder minder durch Zufall beobachtet,
dass Lernen aus der Assoziation zweier Stimuli entstehen kann.
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Reflex
In regelmäß
igen Abstä
regelmäßigen
Abständen wurde ein Stimulus,
beispielsweise ein Ton, prä
präsentiert und dem Hund
wurde etwas Futter gegeben. Wichtig ist dabei, dass
der Ton zuvor keine Bedeutung fü
für den Hund im
Hinblick auf Futter oder Speicheln besaß
besaß. Wie Sie sich
sicherlich vorstellen kö
können, war die erste Reaktion
des Hundes auf den Ton eine Orientierungsreaktion –
der Hund stellte seine Ohren auf und drehte seinen
Kopf, um die Quelle des Tons zu lokalisieren. Wurden
jedoch wiederholt Paarungen zwischen Ton und Futter
prä
präsentiert, nahm die Orientierungsreaktion ab und
Speichelfluss trat an ihre Stelle.
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Den Kern des klassischen Konditionierens
bilden Reflexe. Ein Reflex ist eine ungelernte
Reaktion – wie etwa Speichelfluss,
Pupillenkontraktion, Kniesehnenreflex oder
Lidschlagreflex –, die in natü
natürlicher Weise durch
spezifische Stimuli hervorgerufen wird, die fü
für
den Organismus biologisch relevant sind.
unkonditionierter Stimulus (UCS, von engl.
uncoditioned stimulus)
stimulus)
unkonditionierte Reaktion (UCR, von engl.
unconditioned response).
response).
18
3
Beispiel:
Kindergä
Kindergärtnerin spricht ganz leise und betont
bevor ihr die Hand ausrutscht.
UCS:
UCR
CS:
CR:
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20
Erwerb, Lö
Löschung, Spontanremission
Erwerb
Prozess, in dem die CR erstmalig auftaucht und in ihrer
Häufigkeit allmä
allmählich mit zunehmenden wiederholten
Paarungen zunimmt. Im Allgemeinen mü
müssen CS und UCS
mehrfach gepaart werden, bevor der CS zuverlä
zuverlässig eine CR
auslö
auslöst.
Löschung (Extinktion
(Extinktion))
Tritt die CR in Anwesenheit des CS (und Abwesenheit des UCS)
nicht mehr auf, so spricht man von Lö
Löschung (Extinktion
(Extinktion))
Spontanremission
Die CR kann in schwacher Ausprä
Ausprägung wieder auftreten, wenn
der CS wieder alleine prä
präsentiert wird.
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Reizgeneralisierung
Timing
Beim klassischen Konditionieren, ebenso
wie beim Erzählen eines Witzes, ist das
Timing das Entscheidende. CS und UCS
müssen zeitlich eng beieinander liegen,
damit der Organismus sie als zeitlich
verbunden wahrnimmt.
23
Definition:
Die automatische Erweiterung konditionierten
Verhaltens auf ähnliche Stimuli, die niemals mit dem
unkonditionierten Stimulus gepaart wurden.
Wenn eine CR auf einen spezifischen CS hin
konditioniert wurde, dann ist es im Allgemeinen so,
dass auch ähnliche Stimuli die Reaktion auslö
auslösen
können. Je ähnlicher der neue Reiz dem
ursprü
ursprünglichen CS ist, desto stä
stärker wird die Reaktion
ausfallen.
Beispiele:
Verschiedene Tonhö
Tonhöhen
Hund beiß
beißt Kind => Angst vor allen Hunden.
24
4
Reizdiskrimination
Lernt ein Organismus, auf verschiedene Reize, die sich
von dem CS entlang einer Dimension unterscheiden
(beispielsweise Unterschiede in der Farbstufe oder
Tonhö
Tonhöhe) unterschiedlich zu reagieren, so bezeichnet
man diesen Prozess als Reizdiskrimination.
Reizdiskrimination.
Damit ein Organismus optimal in seiner Umwelt
funktioniert, mü
müssen die Prozesse der Generalisierung
und der Diskrimination sehr gut ausbalanciert sein.
Der Organismus sollte nicht überselektiv sein – es
kann eine ganze Menge kosten, das Vorhandensein
eines Raubtieres zu missachten –, noch sollte er
überreaktiv sein – es wä
wäre auch ungü
ungünstig, vor jedem
Schatten wegzulaufen.
25
26
Anwendungen:
Emotionen und Bewertungen
Im Alltag gibt es oft starke Emotionen,
Vorlieben, Bewertungen, Ängste. Die Grü
Gründe
sind nicht immer klar.
Sind das Konditionierungen?
Glauben Sie, Sie wä
wären bereit, Bonbons zu
essen, welche die Form eines Hundehaufens
haben?
Beispiele?
27
28
Glauben Sie, Sie wä
wären bereit, eine
Zuckerlö
Zuckerlösung zu trinken, wenn der Zucker aus
einem Behä
Behältnis stammen wü
würde, von dem Sie
wissen, dass es fä
fälschlicherweise mit „Gift“
Gift“
beschriftet ist?
Glauben Sie, Sie wä
wären bereit, Apfelsaft zu
trinken, in den eine sterile Kakerlake
eingetaucht wurde?
29
Watson und Rayner (1920) trainierten den kleinen
Albert, Furcht vor einer weiß
weißen Ratte zu haben, die er
ursprü
ursprünglich gerne mochte, indem sie das Erscheinen
der Ratte mit einem aversiven UCS paarten – ein
lautes Gerä
Geräusch direkt hinter ihm, das durch Schlagen
mit einem Hammer auf einen Stahlstab erzeugt
wurde.
30
5
Kriegsveteranen, Alarmsignal
Schwere Autounfä
Autounfälle
Rückkehr zu einem vertrauten Platz.
Werbung: Produkt wird
kombiniert mit Entspannung,
Sexualitä
Sexualität, hohem Selbstwert,
Macht, ...
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32
Ersetzen sehr hoher Medikamentendosen mit
Konditionierungstechniken
Psychoneuroimmunologie
Aus der Forschung:
Stä
Stärkung der Immunreaktion durch Konditionierung
Ein Wissenschaftlerteam stellte eine Konditionierungssituation
her, in welcher der Geschmack von Saccharin mit einer
Injektion von Lysozym,
Lysozym, einem aus Hü
Hühnereiweiß
hnereiweiß gewonnenen
Enzym, gepaart wurde. Das Enzym ruft bei Ratten eine
Reaktion des Immunsystems hervor. In diesem Paradigma
diente Saccharin als CS und das Enzym als UCS. CS und UCS
wurden nur einmal gepaart. Dennoch produzierten die Ratten
der einen Gruppe – ihnen wurde nur Wasser mit Saccharin
ohne das Enzym gegeben – eine nahezu gleich starke
Immunreaktion wie die Ratten der anderen Gruppe, denen
tatsä
tatsächlich das Enzym verabreicht wurde (Alvarez
(Alvarez--Borda et al.,
1995).
Dieses Experiment belegt, dass ein einziger
Konditionierungsdurchgang zur Assoziation von CS und UCS
ausreichte, um eine nachweisbare Immunreaktion auf einen
allein dargebotenen CS auszulö
auszulösen.
Ader und sein Kollege Anthony Suchman untersuchten
beispielsweise Patienten mit Bluthochdruck
(Hypertonie). Patienten, bei denen die Medikation
durch Placebos ersetzt wurde, hielten lä
länger einen
gesunden Blutdruck aufrecht als Patienten, bei denen
die Medikation ebenfalls abgesetzt wurde, die jedoch
keine Placebos erhielten (Suchman
(Suchman & Ader, 1989).
Erklä
ä
rung:
Erkl
Das Ritual der Medikamenteneinnahme kann als CS
dienen, und wenn dieser Vorhersagekraft auf den UCS
(den Wirkstoff) besitzt, kann der Akt der
Medikamenteneinnahme selbst die Reaktion der
Blutdrucksenkung hervorrufen.
33
34
Die GlockentonGlockenton-Konditionierung:
Analyse UCS UCR CS CR
Zum Sozialformwechsel „Morgenkreis“
Morgenkreis“
betä
betätigt die Erzieherin eine Triangel,
woraufhin die Kindergruppe verstummt
und die Kinder sich in den Kreis setzen.
Entwerfen Sie ein Beispiel fü
für eine in der Erziehung
sinnvollerweise einsetzbare klassische Konditionierung.
Was ist jeweils UCS UCR CS und CR.
Beschreibung des
Stimulus:
geschah mö
möglicherweise vor
dieser Szene?
Was ist jeweils UCS UCR CS CR ?
Beschreibung der
Reaktion:
UCS
UCR
CS
CR
Was
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