Grundlagen der Psychologie – Einführung im Rahmen des VWA-Abiturientenmodells September 2001 Grundsätzliche Klärung: Modellbildung Modelle: Standards, Vereinfachungen, Kategorisierung, Stereotypisierung... Focus auf: Optik, Funktionalität, Anschaulichkeit, Steuerbarkeit (Modell der Realität) Trainingssituation: Veränderbarkeit, Probieren ohne Konsequenzen Modell ist eine Sondersituation! 1) Abbildungsmerkmal (Repräsentativität) es gibt einen bestimmten Bezug zur Wirklichkeit (Modell ist nicht die Wirklichkeit) (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft...) 2) Verkürzungsmerkmal Reduktion auf Teile, von Funktionsfähigkeiten Modell hat nicht alle Eigenschaften des Originals aber: dies ist keine Oberflächlichkeit, sondern, eine bewusste und gewollte Reduktion gewollte Relativierung der Aussagekraft 3) pragmatisches Merkmal Modell ist für einen Modellbenutzer erstellt (Zielgruppenadäquanz) Focus des Verwenders liegt auf bestimmten Möglichkeiten des Modells (so gibt Schulz v. Thun keine linguistischen Aussagen zur Qualität von Kommunikation her, sondern nur zur sozialen Interaktion!) Also: Modelle selbst geben Auskunft über die ihnen zugedachte Art und Weise der Verwendung („Wozu dient das?“) a) Modell intendiert eine bestimmte Akzentuierung des Originals b) Transparenz: die Wirklichkeit wird in Teilbereichen mehr, in Teilbereichen weniger durchschaubar c) Perspektivität aus der Perspektive bestimmter Menschen erstellt ausgelegt auf bestimmte Fragestellungen ausgelegt auf eine bestimmte Zeit Modelle sind in der Regel nicht abgeschlossen, sondern offen und entwicklungsfähig Grundfragen der Psychologie Begriffsklärung Psychologie = „Seelenkunde“ Psychologie befasst sich mit dem Verhalten des Menschen - Gesamtheit der beobachtbaren Zustände des Menschen - Merkmale und Verhaltensweisen - Menschliches Erleben Das Verhalten an sich muss beobachtbar sein (sinnlich oder mit Hilfsmitteln). „Freude“ an sich ist nicht beobachtbar! Damit: innere, nicht direkt beobachtbare Zustände sind nicht Gegenstand der Psychologie. Problem der Erschließung: Abgrenzung, Fehlerhaftigkeit, Eindeutigkeit der Beobachtung und der Zuordnung zu einem Zustand (z.B. wie lässt sich „Freude“ oder „Wut“ beobachtbar machen / operationalisieren? Frage der Vergleichbarkeit) Erkenntnissystem der Psychologie: Untersuchungsgegenstand Daten Skala Bsp. Widerstand (Ohm) Bsp. Leitfähigkeit der Haut Bsp. Angst Operationalisierung Messung Wie kommt die Psychologie zu ihren Daten? im Wesentlichen Anwendungen mathematisch-statistischer Verfahren Ziel ist, die Gültigkeit einer Hypothese durch Experimente zu beweisen. Dafür sind größere Untersuchungsgruppen notwendig (eine Schwalbe macht noch keinen Sommer) - Experimente - Empirische Untersuchungen (90% der Ergebnisse) - Befragungen (problematisch wegen Lügen und Falschaussagen) - Einzelfälle (durchaus interessant, können jedoch NIE Grundlage eines wissenschaftlichen Beweises sein, manipulierbar) Beispiel für eine empirische Untersuchung: Schüler, die mit 10 Jahren aggressive Fernsehsendungen bevorzugen,. werden im Alter von 19 Jahren von ihren Mitschülern in Bezug auf ihre Aggressivität beurteilt: nach 10 Jahren aggressiv nach 10 Jahren nicht aggressiv bevorzugt aggressive Sendungen viele wenige lehnt aggressive Sendungen ab wenige viele Ergebnis: offensichtlich gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Fernsehkonsum in jungen Jahren und der tatsächlichen Aggression in späterer Zeit. Mögliche Thesen daraus: 1) Fernsehen macht aggressiv 2) ohnehin aggressive Kinder / Jugendliche bevorzugen aggressive Sendungen An dieser Stelle lässt sich nur ein Zusammenhang nachweisen, jedoch keine Kausalität! Biologische Grundlagen der Psychologie Grundaussage: Vorgänge, die die Seele eines Menschen betreffen, sind nicht von körperlichen Vorgängen zu trennen. Es besteht eine Interdependenz zwischen Körper und Geist / Seele. Wahrnehmung ist von biologischen Vorgängen abhängig viele Repräsentationsvorgänge haben biologische Ursachen Hormone: beeinflussen Verhalten, sind aber biologischen Ursprungs Psychopharmaka, Drogen, Alkohol: biologische Vorgänge, die Auswirkungen auf Geist und Seele des Menschen haben Mensch ist eine Gesamtheit von Körper und Geist, Trennung ist nicht wirklich möglich körperlich-biologische Faktoren beeinflussen die geistige Aktivität die geistige Aktivität beeinflusst die körperlich-biologischen Faktoren komplexe Interdependenz Trennung von Ursache und Wirkung ist nur selten gegeben Grundvoraussetzungen / Grundannahmen: Unser gesamtes Rezeptionssystem ist biologisch / physisch / chemisch Unser gesamtes Interaktionssystem ist biologisch / physisch / chemisch Eine Existenz von „Geist“, „Seele“ oder menschlichem Sein lässt sich nicht nachweisen Offensichtlich kann der Mensch jedoch nicht nur auf chemische Vorgänge reduziert werden Psychologie als die Wissenschaft von der Seele, von den Eigenschaften des Menschen ist daher um so mehr auf Modelle und Hypothesen angewiesen Wahrnehmung und Repräsentation Grundannahme: die Welt ist so, wie wir sie wahrnehmen. Aber: können wir davon ausgehen, dass es eine allgemeingültige, verbindliche Form der Wahrnehmung von Gegenständen / Eigenschaften / Personen gibt? Problem: die Wahrnehmung an sich kann problematisch sein (z.B. Sehschwäche, Farbenblindheit etc.), optische Täuschungen oder Verzerrungen beeinflussen unsere Wahrnehmung, ohne dass wir darauf Einfluss nehmen könnten Problem: jede Wahrnehmung ist ein Konstrukt unserer Wahrnehmungskanäle und der (durch Erfahrung etc. geformten) Verarbeitung der Wahrnehmung im Gehirn. Problem: selbst wenn Konsens herrscht, dass eine Farbe „grün“ ist, heißt das noch lange nicht, dass alle Menschen, die sich dem Konsens unterwerfen, auch dasselbe sehen. Sie benennen allenfalls ihre Repräsentation gleich! Wahrnehmung in Konzepten / Ideen Definition „Tisch“: wir haben die Idee „Tisch“ repräsentiert unter „Tisch“ fallen sowohl runde als auch eckige, drei- und einbeinige, Designerstücke und Holzplatten mit zwei Böcken alle diese Tische fallen unter die Idee Tisch, das Repräsentationskonzept (dies spricht gegen eine rein visuelle Repräsentation! Menschen denken nicht in Bildern!) These: Verwendbarkeit entscheidet These: Menschliche Wahrnehmung besteht aus Konzepten (das Konzept „Tier“ ist anders als das Konzept „Gegenstand“, das Konzept „Tisch“ anders als das Konzept „Stuhl“ hochkomplexer Vorgang, der mit seinen vielen Überschneidungen und Uneindeutigkeiten menschliches Denken ausmacht (und die künstliche Intelligenz immer wieder in ihre Schranken verweist) Grundannahmen des Konstruktivismus: die Welt ist so, wie unser Gehirn sie wahrnimmt und für uns in einem sinnvollen Zusammenhang konstruiert die Wirklichkeit ist immer nur unsere eigene Wirklichkeit es existiert im Grunde kein objektives Sein, sondern nur Repräsentationen Objektives Sein ist nur Konsens der Repräsentationen es gibt keine bessere und keine schlechtere Repräsentationen, alle sind zunächst gleichwertig, solange sie denselben Komplexitätsgrad der Repräsentation erfüllen. alle Repräsentationen sind gleichwertig Erkenntnis ist letztlich nur die plausible Organisation unserer eigenen Repräsentationen, sagt aber nichts über die Welt aus Extremposition: die Welt existiert nur in unserem eigenen Kopf. Wäre unsere eigene Existenz nicht, wäre die Welt an sich für uns nicht beweisbar. Grundprinzipien des Lernens Definition Lernen: 1. Verhaltensänderung 2. längerfristig 3. nicht durch externe Faktoren (Alkohol, Drogen etc.) hervorgerufen 4. zurückzuführen auf vorherigen Kontakt mit der Situation Zu unterscheiden ist zwischen den eher „biologischen“ Lernformen auf der Verhaltensebene (i.W. klassisches und operantes Konditionieren) und den kognitiven Lernformen, die eher eine Frage der Denk- und Erinnerungsleistung sind. Die Orientierungsreaktion (OR) ...ist eine wesentliche Voraussetzung für erfolgreiches Lernen. Sie stimmt den Körper und das Gehirn auf den Lernprozess ein. Beispiel: plötzlicher Schreck in todlangweiliger Vorlesung Schreck Motorik (Zucken, Blickänderung, Starre) Pulsbeschleunigung Aufmerksamkeitszuwendung Hautreaktion Schreien Denkbeeinträchtigung Verdauung etc. Definition der Orientierungsreaktion 1) unspezifische Reaktion 2) hervorgerufen durch a) neue oder komplexe Reize b) sich widersprechende Reize c) Signalreize 3) recht große Ähnlichkeit mit der Angstreaktion neurotisches Verhalten: spärliche Reize lösen Orientierungsreaktion aus apathisches / phlegmatisches Verhalten: keine OR klassisches Konditionieren auch (unscharf) bedingter Reflex genannt intensiv erforscht von Iwan Pawlow (Effekt selbst ist aber schon länger bekannt) angeboren beim Hund ist der Speichelfluss (UCR – unkonditionierte Reaktion) bei Nahrungszufuhr (UCS – unkonditionierter Reiz) vor dem Lernvorgang UCS UCR ein beliebiger neutraler Reiz (NS), z.B. Summer, ruft zwar Verhalten, aber keine UCR hervor (kein Speichelfluss beim Hund) Während des Lernvorganges: UCS + NS UCR (in mehrfacher Darbietung) One-Trial-Learning: nur eine gemeinsame Darbietung von UCS und NS reicht zur Konditionierung aus, meist bei intensiver Angst oder intensivem Schmerz) Nach dem Lernvorgang: (NS) CS CR der neutrale Stimulus ist nicht länger neutral, sondern zum konditionierten Stimulus (CS) gewandelt und löst die konditionierte Reaktion (CR) aus diese Konditionierungen sind koppelbar und können zu absurden Ketten und zu unsinnigem Verhalten führen! Die CR ist nicht identisch mit der UCR, es liegt eine strukturelle Gleichheit vor, die sich aber in Details (Zusammensetzung des Speichels) unterscheidet UCS UCR unkonditionierter Reflex CS CR konditionierter Reflex Beispiel: Ballon aufblasen, bis er platzt UCS (Knall) UCR Schreckreaktion CS (Anblick des Ballons) CR (Furcht / Angst) Beispiel: Der Körper stellt sich bei bestimmten Umständen auf geistige Leistungsfähigkeit ein. Klausuren sollten im Klassenraum geschrieben werden Prüfungen sollten in einem Raum geschrieben werden, der als „Leistungsraum“ bekannt ist kein Lernen im Bett Lernen an demselben Platz, nach Möglichkeit unter ähnlichen Bedingungen immer wiederkehrende Rituale vor dem Lernen (z.B. Kaffee kochen, Unterlagen zurecht legen) können den Körper auf die Lernsituation vorbereiten und verbessern das Lernergebnis Operantes Konditionieren Verhaltenshierarchie / Habit-Hierarchie Menge von Verhaltensweisen in einer bestimmten Situation, nach Häufigkeit geordnet Beispiel Thorndike / Katzen in Käfigen: Kopf durch die Stangen Miauen an den Stangen kratzen ... auf die Trittplatte treten Häufigkeit dieses Verhaltens beim ungeübten Tier: zufällige Verhaltensrate, Base Rate Veränderung der Verhaltenshierarchie durch Erfolg und Mißerfolg Thorndike: Gesetz des Effekts 1) 2) erfolgreiche Verhaltensweisen steigen in der Verhaltenshierarchie nicht erfolgreiche Verhaltensweisen sinken in der Verhaltenshierarchie Operantes Konditionieren: Änderungen in der Verhaltenshierarchie Verfeinert durch Skinner Skinner-Box: 1) Lämpchen (Anzeige, Vorhersagbarkeit Kontingenz zw. 2 Reizen) 2) Hebel / Verhalten (Futterkügelchen) Verhalten Konsequenz operantes Verhalten = zielgerichtetes Verhalten Ziel: Lernen von Verknüpfungen von Verhalten und Konsequenz „Verstärker“ (besser: Verhaltenskonsequenz) Verhalten der Taube 1) zufällige Verhaltensrate zu lernendes Verhalten tritt nur zufällig und nicht vorhersagbar auf! 2) Lernphase operantes Verhalten wird durch geeignete Verstärker verstärkt wird häufiger wird vorhersehbar 3) Prüfphase Test, ob das Verhalten stabil bleibt Generalisierung - Reizgeneralisierung: andere Reize lösen die Reaktion aus (andersfarbiger Hebel etc.) - Reaktionsgeneralisierung: Hebel wird auch seitwärts statt abwärts gedrückt, sog. Lerntransfer Durch das operante Verhalten wird... Verhaltensfolge ...etwas hinzugefügt, etwas beginnt ...etwas weggenommen, etwas hört auf angenehm Belohnung Verhalten wird häufiger Bestrafung 2. Art Verhalten wird seltener unangenehm Bestrafung 1. Art Verhalten wird seltener negative Verstärkung Verhalten wird häufiger Fluchtlernen Situation: unangenehmes Seminar wird regelmäßig verlassen Flucht wird verstärkt negative Verstärkung durch Fluchtlernen Hineinbegeben und Fliehen zur Konsequenzverhinderung Vermeidungslernen Vorlesung, in der Zuspätkommen zur Vermeidung von Wiederholungsfragen verhindert wird Verzicht auf die Vorlesung Umlernen wird verhindert geänderte Bedingungen werden nicht mehr wahrgenommen kein Begeben mehr in die Situation Einzelfragen beim operanten Konditionieren 1) Abergläubisches Verhalten falsche Kontingenz irrelevante Verhaltensweise wird durch positiven Verstärker erhöht Dummheit erster Art 2) latentes Lernen gelernt wird auch, wenn keine Verstärkung erfolgt Bsp. Ratten im Labyrinth 1) regelmäßige Belohnung 2) keine Belohnung 3) erst keine Belohnung, dann Belohnung sehr schnelles Lernen bei Gruppe 3 also: gelernt wird auch, wenn keine Belohnung erfolgt Latentes Lernen, zunächst nicht sichtbar 3) Erlernte Hilflosigkeit (M. Seligman) Hund in der Shuttle Box 1) Lampe an: Hund soll springen, um Stromschlag zu vermeiden (Vermeidungslernen) 2) ohne Lampe: nicht vorhersehbarer Elektroschock nicht kontrollierbar, nicht vorhersehbar Hilflosigkeit Ab einem gewissen Punkt: Erdulden der Elektroschocks in anderen Situationen wird die Vorhersehbarkeit nicht mehr gelernt Hund geht auf die Kontrollierbarkeit nicht mehr ein! Strafen Strafe: 1) 2) 3) - Auftreten einer negativen Konsequenz - Aufhören einer positiven Konsequenz Verhaltensspezifisch Verhalten bestrafen, nicht den Schüler als Person Zeitpunkt sofort Dosierung Angemessen, verhältnismäßig, muß als Strafe empfunden werden unterdosierte Strafen sind Orientierungsreize! Lernen durch Beobachten – Lernen am Erfolg anderer für das operante Konditionieren ist nicht nur der eigene Erfolg ausschlaggebend auch der Erfolg anderer kann die Habit-Hierarchie beeinflussen Lernen am Beispiel anderer: z.B. bei Skinner mit zwei Tauben entscheidende Lernform z.B. in der Ausbildung: der Azubi soll erfolgreiche Verhaltensweisen seiner Ausbilder oder anderer Mitarbeiter übernehmen und anwenden Systematik: operantes Konditionieren 2. Art Denken und Problemlösen Einführung täglicher Prozeß, ohne den Leben nicht denkbar ist - Ausgangssituation (unerfreulich und änderungsbedürftig) - Barriere (kann nach der Habit-Hierarchie überwunden werden) - Zielsituation (erfreulich, wird angestrebt) Turm von Hanoi algorithmisches Verfahren möglich, immer erfolgreich, aber kompliziert. heuristische Verfahren: in der Mehrzahl der Fälle erfolgreich, aber nicht immer; fatale Irrtümer sind möglich, Lösungen sind recht einfach Anordnungsproblem: Fixationsproblem: Lösung durch ausprobieren (sukzessive Approximation) durch Ausprobieren nicht lösbar, auf genialen Gedanken angewiesen Besonderheit der Fixationsprobleme: Zielzustand ist nicht genau bekannt! Weg zur Lösung nicht offensichtlich Erleichterung beim Finden der Lösung Lösungen z.T. banal plötzliches Finden: Aha-Erlebnis wenig transferierbar zunächst einmal muß das Problem überhaupt als Problem erkannt werden! Problemlösungen scheitern häufig an mangelndem Wissen Problemlösekompetenz ~ Wissen kompetentes Fachwissen muß erworben werden! zudem: Denkhemmungen überwinden! - situative Gebundenheit erfolgreiche Strategie wird in einer Situation angewandt, in einer anderen nicht funktionale Gebundenheit Lösungshilfsmittel und –strategien werden funktional nicht übertragen! funktionale Besetzung verhindert Nutzung! kognitives Lernen, Gedächtnis und Vergessen Einführung wichtig für das tägliche Leben, aber keine computermäßige, undifferenzierte Speicherung erinnerte Geschichte: weniger Details Veränderungen Änderung des roten Fadens Zusammenhänge fallen weg Hinzufügung von Sachverhalten Gedächtnisinhalte werden systematisch verändert Diskrepanz zwischen Realität und Gedächtnis Gedächtnisprozesse a) Erinnern Erinnern gliedert sich in drei Prozesse: 1. Wahrnehmen und Erkennen (beeinflußt dadurch, was wir sehen möchten / Erfahrung) 2. Codierung in übergeordnete Kategorien 3. Abrufen identische Ereignisse produzieren bei unterschiedlichen Menschen unterschiedliche Erinnerungen; individuelle Gedächtnisinhalte sind unterschiedlich. Gedächstnissystem 1. Sensorisches Gedächtnis / Ultrakurzzeitgedächtnis (auch bei Augen und Ohren) hohe Kapazität Speicherung Sekundenbruchteile bis zu einigen Sekunden unbewußt, keine willkürliche Steuerung 2. Kurzzeitgedächtnis / Arbeitsgedächtnis (Systemspeicher) eingeschränkte Kapazität von ca. 7 Zeichen pro Sekunde Speicherdauer im Sekundenbereich, kann aber durch Wiederholung verlängert werden Störanfällig bewußte Inhalte, der willentlichen Steuerung unterlegen 3. Langzeitgedächtnis unbekannte Kapazität große Teile der Inhalte sind unbewußt oder unterbewußt siehe posthypnotischer Auftrag („Shut up!“ in wichtiger Veranstaltung) der willentlichen Steuerung nicht unterworfen Strategie Chunking, um die Kapazität des KZG künstlich zu erhöhen Zusammenfassung von Items zu sinnvollen Gruppen „123478“ zu zwölf-vierunddreißig-achtundsiebzig“ Reduktion von unbekannten Chunks auf bekannte Chunks (z.B. 1939 als „Beginn 2. Weltkrieg“) systematische Codierung von Informationen Vergessen Hermann Ebbinghaus – sinnarme Silben als Erinnerungsmaterial pro Tag werden 25% der zu erinnernden Silben vergessen Überlernen: beherrschter Inhalt wird immer wieder wiederholt 10 X Lesen: 100% dann: nicht aufhören! 15 X Lesen: 50% Überlernen, 20 X Lesen: 100% Überlernen Theorien des Vergessens 1. Spurenzerfall (Veränderung der Synapsendurchlässigkeit wird aufgehoben) Begründet durch Nichtgebrauch aber: dem widerspricht das Wiederauftauchen „alter“ Erinnerungen (Jugendgeschichten von alten Menschen); unter Hypnose: erstaunliche Details werden erinnert 2. Verzerrung systematische Änderung von Gedächtnisinhalten Erinnerung wird immer mehr geschönt, je älter wir werden belastende Ereignisse werden vergessen 3. Verdrängung aktives Arbeiten, um belastende Ereignisse abzukapseln Ablenkung: aber: nach wie vor im Gedächtnis! 4. Interferenz Fazit: offensichtlich folgt das Vergessen einer bestimmten Systematik. Wir vergessen nicht zufällig oder willkürlich. Es scheint eine Art „Prioritätensystem“ für das Vergessen zu geben (z.B. Verdrängung unangenehmer Ereignisse). Bislang ist es allerdings unklar, welchen Prinzipien das Vergessen folgt. SQ3R-Methode - survey oberflächlich durchsuchen, ankreuzen, was bekannt ist und was nicht question Fragestellung und Zieldefinition, „Advance Organizers“ read in Bezug auf die Fragen gezielt, Notizen machen - recite aktive Produktion review Nacharbeiten