Selen in der Onkologie als komplementäre Therapie

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Selen in der Onkologie
als komplementäre Therapie
selenase®
• in allen Phasen der Behandlung
und Betreuung onkologischer Patienten
• für jede Therapiephase die optimale Dosierung
wir
forschen
3
Begleitung der Gesamttherapie durch selenase®
Behandlungsphase
Dosierung
Vorsorge
50–100 µg Selen täglich
Selenmangel bei Tumorpatienten
50–100 µg Se täglich
Dosisanpassung bei
niedrigem Selenspiegel
(siehe Tabelle Seite 55)
Prävention – genetische Disposition
Dosis Se / Einheit
Therapie
500–1.000 µg Selen täglich
Operation
1.000 µg Se bis spätestens 1 Std.
vor OP
Operatives Lymphödem,
HNO-Tumoren
50 µg
50 µg
100 µg
1.000 µg
1.000 µg Se intra-, postoperativ
500 µg
Sekundäres Lymphödem
500–1.000 µg Se täglich
(Dosisanpassung)
1.000 µg
500 µg
1.000 µg Se bis spätestens 1 Std.
vor Zytostatikagabe
Chemotherapie
500 µg Se an therapiefreien
Tagen
1.000 µg Se bis spätestens 1 Std.
vor Bestrahlung
Strahlentherapie
500 µg Se an therapiefreien
Tagen
Nachsorge
300 µg Selen täglich
Nachsorge
300 µg Se täglich
(Dosisanpassung)
1.000 µg
500 µg
500 µg
1.000 µg
500 µg
500 µg
100 µg
300 µg
Eine regelmäßige Messung des Selenspiegels ist sinnvoll
und Voraussetzung für eine korrekte Dosierung sowie ggf. eine Kostenerstattung durch die Krankenkassen
5
Inhalt
Vorsorge
6
12
Selenmangel bei Tumorpatienten
Prävention bei genetischer Disposition
Therapie
16
Operation
19
Operativ bedingtes Lymphödem
24
Sekundäres Lymphödem
26
Chemotherapie
32
Strahlentherapie
Nachsorge
38
Rezidive, Lebensqualität, Immunsystem
Zusatzinformationen
44
Grundsätzliches zu Selen
56
Natriumselenit als Wirkstoff
58
Studienübersicht und Literatur
74
Die biosyn Arzneimittel GmbH
6
Vorsorge
Vorsorge
Selenmangel bei Tumorpatienten
Ein niedriger Selenstatus verschlechtert die Prognose
Dosierung
50–100 µg Se täglich
• Tumorpatienten haben häufig erniedrigte Selenspiegel
• Ein Selenmangel ist mit einer schlechteren Prognose der Erkrankung
assoziiert
• Eine unzureichende Selenversorgung bei Gesunden erhöht das
Krebsrisiko
• Vor einer Selentherapie sollte eine Selenbestimmung durchgeführt
werden
• Der deutsche Referenzwert für die Serum-Selenkonzentration ist
80–120 µg/l (entspricht 100–140 µg/l im Vollblut)
Selenspiegel sind bei Krebspatienten oft erniedrigt
Tumorpatienten leiden häufig unter einem
krankheitsbegleitenden Selenmangel. Eine
mögliche Ursache ist der erhöhte Selenbedarf des Körpers, beispielsweise um selenabhängige Funktionen des Immun­systems
und den Schutz vor oxidativem Stress aufrechtzuerhalten. Erniedrigte Selenspiegel
treten bei verschiedenen Tumorlokalisationen auf (Abbildung 1) [1–4].
Ein defizitärer Selenstatus von Krebspatienten ist somit keine Seltenheit. In ihrer
Studie aus dem Jahr 2011 untersuchten
Stevens et al. den Selenspiegel von 430 Patienten mit hämatologischen Tumoren [5].
Bei 45 % der Patienten beobachteten die
Autoren einen ausgeprägten Selenmangel.
Das kann sich auch auf die Prognose der
Betroffenen auswirken.
Vorsorge
Vorsorge
80
Durchschnittliche
Serum-Selenkonzentration [µg/l]
70
60
50
40
Kontrolle
om
Fall
Kontrolle
in
rz
ka
er
Le
b
ak
at
st
Pr
o
yn
xk
ar
ar
zin
zin
om
*
om
Fall
Kontrolle
Fall
Fall
ar
nk
ge
Lu
n
M
am
m
ak
ar
zin
zin
om
0
om
10
La
r
20
Kontrolle
30
Kontrolle
1
Serum-Selenkonzentration
von onkologischen Patienten
Fall
Abb.
* Die Serumwerte für diese Indikation wurden aus den in der Studie erfassten Vollblutwerten errechnet.
Fall n
Kontrolle n
Quelle
Mammakarzinom
80
250
1
Lungenkarzinom
86
86
2
Larynxkarzinom
87
87
2
Prostatakarzinom
24
21
3
Leberkarzinom
62
120
4
7
8
Vorsorge
Niedrige Selenspiegel
verschlechtern
die Prognose
Selenmangel
bei Gesunden erhöht
das Krebsrisiko
Patienten mit nachgewiesenem Selenmangel hatten laut Stevens et al. tendenziell
ein schlechteres Outcome als Patienten mit
höherem Selenstatus [5].
Eine mangelhafte Selenversorgung kann
auch bei gesunden Menschen auftreten
und erhöht das Risiko, an Krebs zu erkranken. Schon in den 70er Jahren postulierte
der amerikanische Wissenschaftler Gerhard
Schrauzer einen Zusammenhang zwischen
niedrigen Selenspiegeln und einer erhöhten Krebsinzidenz [7]. Zahlreiche epidemiologische Studien konnten diese Erkenntnis
seitdem untermauern [8–11].
Ein Jahr später konnte eine Studie zum
Einfluss des Selenspiegels auf die Prognose bei Nierenzellkarzinom das Ergebnis
bekräftigen [6]. Je niedriger die Serumkonzentration des Selenoproteins P (einem
zuverlässigen Marker für die Selenkonzentration) war, desto geringer war die Überlebensrate der Betroffenen (Abbildung 2). So
konnten die Autoren der Publikation einen
Zusammenhang zwischen der Schwere des
Selenmangels und der Gesamtüberlebensrate der Patienten nachweisen.
Die Nutritional Prevention of Cancer
(NPC)-Studie untersuchte schließlich, ob
eine Selensupplementation bei Menschen
mit Selenmangel das Krebsrisiko senken
kann [12]. Die 1.312 Probanden erhielten
täglich 200 µg Selen in Form von Selenhefe über 4,5 Jahre. Die Endpunkte der
Studie waren die Inzidenz von Nicht-Melanom-Hautkrebs (primärer Endpunkt) und
anderer Krebsarten (sekundärer Endpunkt).
Während für die Inzidenz von Hautkrebs
kein Unterschied festgestellt werden konnte, wies die Selengruppe im Vergleich zu
Placebo eine insgesamt signifikant niedrigere Krebsinzidenz (alle Lokalisationen)
und insbesondere eine verringerte Hazard
Ratio für Prostatakrebs auf. Dies bestätigte auch eine spätere Subgruppenanalyse
der Daten von 1.250 Studienteilnehmern
(Tabelle 1) unter Berücksichtigung einer
längeren Follow-up-Phase von 12 Jahren
[13].
Vorsorge
Kaplan-Meier-Analyse des Gesamtüberlebens
von Patienten mit Nierenzellkarzinom
Abb.
2
(n = 41) in Abhängigkeit der Serumkonzentration von Selenoprotein P
(SePP; Biomarker für die Selenkonzentration). Modifiziert nach [6]
1,0
Oberes Tertil
Serumkonzentration SePP
Anteil Überlebende
0,8
Mittleres Tertil
Serumkonzentration SePP
0,6
0,4
Unteres Tertil
Serumkonzentration SePP
0,2
p = 0,001
0
0
20
40
60
Monate
Tab.
1
Einfluss von Selen auf das Krebsrisiko
(modifiziert nach [13])
Lokalisation
des Krebses
Anzahl der
Fälle (Selengruppe)
Anzahl der
Fälle (Placebogruppe)
Hazard Ratio
(95%-Konfidenzintervall)
p-Wert
Alle
Lokalisationen
105
137
0,75
(0,58–0,97)
0,03
Prostata
22
42
0,48
(0,28–0,80)
0,005
9
10
Vorsorge
Linxian-Studie zeigt an
knapp 30.000 Patienten
nach zehn Jahren noch
nachweisbare positive
Effekte
Den Nutzen einer präventiven Gabe von
Selen zur Senkung des Krebsrisikos demonstrierte auch eine weitere große
randomisierte Doppelblindstudie aus
China bei Bewohnern der Provinz Linxian,
die weltweit eine der höchsten Raten an
Ösophagus- und Magenkarzinomen und
häufig eine Mangelernährung aufweisen.
Im General Population Nutrition Intervention Trial erhielten insgesamt 29.584 Studienteilnehmer im Alter von 40 bis 69 Jahren
über einen Zeitraum von 5 Jahren täglich
vier unterschiedliche Kombinationen aus
Vitaminen- und Mineralstoffen [14].
Dabei zeigte sich, dass die Kombination
aus Selen, Vitamin E und Beta-Carotin
(Faktor D) mit einer verminderten Gesamtund Krebsmortalität sowie verringerten
Rate an Magenkarzinomen einherging. Die
positiven Wirkungen dieser Kombination
waren auch 10 Jahre nach Studienende
noch nachweisbar. Bei Studienteilnehmern,
die eine Selen-, Vitamin E- und Beta-­
Carotin-Supplementierung erhalten hatten,
reduzierte sich die Gesamtmortalität in
der 10-jährigen Follow-up-Phase um 5 %.
Daneben zeigte sich 10 Jahre nach der
Substitution ein Trend zu einer verminderten Rate an krebsbedingten Todesfällen
Tab.
2
HR 0,95 (0,89–1,02) (Tabelle 2). Interessanterweise waren diese Effekte bei den
jüngeren Teilnehmern unter 55 Jahren am
größten (Tabelle 3).
Selenbestimmung gibt
Sicherheit
Vor einer präventiven oder therapiebegleitenden Selensupplementierung sollte
der Selenstatus des Patienten bestimmt
werden. Der deutsche Referenzbereich der
Selen-Serumkonzentration ist 80–120 µg/l
(entspricht 100–140 µg/l im Vollblut) [15].
Konzentrationen unterhalb dieses Referenzbereiches sind als Mangelzustand
einzustufen. Bei einem nachgewiesenen
Selenmangel werden die Kosten einer
Supplementierung von den Krankenkassen
erstattet.
Dabei hat sich gezeigt, dass die Messung des Selenspiegels im Vollblut einen
Selenmangel früher erkennen lässt als die
Messung im Serum.
Das Servicelabor der biosyn Arzneimittel
GmbH bietet Ihnen eine Bestimmung der
Vollblut- oder Serum-Selenkonzen­tration
Ihrer Patienten an. Die Bestimmung des
Selenwerts kostet 19,90 €. Das Material
zur Entnahme der benötigten Proben wird
Ihnen auf Anfrage kostenlos zugeschickt.
www.biosyn.de/labor
Hazard-Ratios für die Substitution mit Selen, Vitamin E
und Beta-Carotin vs. Placebo nach der 5-jährigen Interventionsphase
und nach der zehnjährigen Nachbeobachtungszeit (modifiziert nach [14])
nach 5 Jahren (Dauer der Interventionsstudie von 1986–1991)
nach 15 Jahren (Dauer der Interventionsstudie + 10-jährige Nachbeo­
bachtung von 1986–2001)
Gesamtmortalität
(Faktor D vs. kein Faktor D)
HR 0,91 (0,84–0,99)*
HR 0,95 (0,91–0,99)*
Krebsmortalität
(Faktor D vs. kein Faktor D)
HR 0,91 (0,81–1,04)
HR 0,95 (0,89–1,02)
* p < 0,05
Vorsorge
Tab.
3
Hazard-Ratios für die Gesamt- und Krebsmortalität
zehn Jahre nach einer Substitution mit Selen, Vitamin E und Beta-Carotin
nach Altersgruppen (modifiziert nach [14])
< 55 Jahre bei Randomisierung, HR (95 % KI)
≥ 55 Jahre bei Randomisierung, HR (95 % KI)
p-Wert (Unterschied
zwischen den Altersgruppen)
Gesamtmortalität
(Faktor D
vs. kein Faktor D)
0,88 (0,82–0,95)
0,98 (0,93–1,03)
0,023
Krebsmortalität
(Faktor D
vs. kein Faktor D)
0,85 (0,76–0,95)
1,02 (0,94–1,12)
0,019
Quellen
1
Charalabopoulos K, Kotsalos A, Batistatou A et al. Selenium in serum and neoplastic tissue in breast cancer: correlation
with CEA. Br J Cancer 2006; 95: 674–676.
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3
Mücke R, Klotz T, Giedl J et al. Whole blood selenium levels (WBSL) in patients with prostate cancer (PC), benign prosta­
tic hyperplasia (BPH) and healthy male inhabitants (HMI) and prostatic tissue selenium levels (PTSL) in patients with PC
and BPH. Acta Oncol 2009; 48: 452–456.
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6
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13
Duffield-Lillico AJ, Reid ME, Turnbull BW et al. Baseline characteristics and the effect of selenium supplementation on
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14
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follow-up of the Linxian General Population Nutrition Intervention Trial. J Natl Cancer Inst. 2009; 101: 507–518.
15
Fachinformation selenase®; Stand März 2013.
11
12
Vorsorge
Prävention bei genetischer Disposition
Selen schützt vor DNA-Schäden und erhöht
die DNA-Reparaturkapazität
Dosierung
50–100 µg Se täglich
• Bei genetischer Disposition sind präventive Maßnahmen zur Senkung
des Krebsrisikos besonders wichtig
• BRCA-Genmutationen schränken die Reparatur von DNA-Schäden ein
• Selen fängt ROS ab und reduziert dadurch oxidative DNA-Schäden
• Selen fördert die DNA-Reparaturkapazität
• Selen reduziert oxidative DNA-Schäden bei hohem Krebsrisiko durch
BRCA-1-Mutationen
Genetische Disposition
– ein unveränderbarer
Risikofaktor
BRCA-Mutationen
schränken die DNAReparaturkapazität ein
Die Pathogenese maligner Erkrankungen
ist ein komplexes Zusammenspiel exogener und endogener Faktoren. Während
von außen einwirkende Kanzerogene (z. B.
Tabakrauch) durch Karenz ausgeschaltet werden können, bleibt eine im Erbgut
verankerte Anfälligkeit für Tumorerkrankungen dauerhaft bestehen. Für die Betroffenen sind präventive Maßnahmen deshalb
besonders wichtig – und Selen hat hier ein
besonderes Potenzial.
Es gibt eine Vielzahl von Genotyp-Varianten, die für maligne Erkrankungen
prädisponieren. Bekannte Beispiele sind
Keimbahnmutationen der Brustkrebs-Gene
(Breast Cancer; BRCA) 1 und 2. Sie kodieren für Proteine, die an der DNA-Reparatur
beteiligt sind [1, 2]. Liegt eine Mutation der
BRCA-Gene vor, ist die Fähigkeit eingeschränkt, DNA-Schäden zu beheben – und
folglich ist das Risiko für Tumorerkrankungen erhöht: Frauen mit Mutationen in
einem der beiden Gene haben zum Beispiel ein lebenslanges Risiko von 50 bis
80 Prozent an Brustkrebs und von 10 bis
40 Prozent an einem Ovarialkarzinom zu
erkranken [3].
Vorsorge
Selen schützt vor DNA-Schäden und fördert
deren Reparatur
Über eine gesteigerte Proteinbiosynthese
selenabhängiger Enzyme (z. B. Glutathion­
peroxidasen) kann Selen das Abfangen
reaktiver Sauerstoffverbindungen (reactive oxidative species = ROS) fördern und
somit oxidativen Stress reduzieren [1].
Folglich entstehen weniger Schäden am
DNA-Molekül, das Risiko für maligne Entartung sinkt.
Aber Selen beugt oxidativen Schäden
nicht nur vor – es fördert auch deren
Abb.
1
Reparatur: Wie verschiedene Unter­
suchungen zeigten, erhöht Selen die
DNA-Reparaturkapazität über die
Glutathionperoxidase 1 (GPX-1) und die
selenabhängige Thioredoxinreduktase
(TrxR). Diese beiden Enzyme beeinflussen wiederum Reparaturenzyme
und Transkriptionsfaktoren wie Gadd45
(Gadd = growth arrest and DNA damage),
Ref-1 (Redox-Faktor 1), p53 (Protein 53)
und intaktes BRCA-1 (Abbildung 1) [1].
Mögliche Wege, über die Selen vor oxidativen DNA-Schäden
schützen und deren Reparatur fördern kann (modifiziert nach [1])
Selen
Synthese von
Selenoproteinen
(GPX, TrxR)
Glutathionperoxidase (GPx)
Thioredoxinreduktase (TrxR)
???
Posttranslationale Modifika­
tionen
ROS
Gadd45
Ref1
BRCA1
Glyko­sylaseAktivität
p53
DNA-Schäden
DNA-Reparaturkapazität
Heraufregulation
Herabregulation
Aktivierung
13
14
Vorsorge
Selen gleicht DNA-Reparaturschwächen
bei BRCA-1-Mutation aus
Dziaman et al. haben den Einfluss von
Selen auf die oxidative Schädigung der
Erbsubstanz speziell bei Frauen untersucht, die eine BRCA-1-Mutation trugen und deren DNA-Reparaturkapazität
entsprechend eingeschränkt war [4].
Als Marker für oxidative DNA-Schäden
bestimmten die Autoren unter anderem
das 8-oxo-7,8-dihydro-2‘-Deoxyguanosin
(8-oxodG) in der Leukozyten-DNA [4].
Verglichen mit gesunden Probandinnen
zeigten Frauen mit BRCA-1-Mutation einen
höheren Anteil oxidativer Schäden in der
Leukozyten-DNA [4]. Abbildung 2 zeigt,
dass dieser Effekt unter einer Selensupplementierung im Vergleich zu Placebo geringer ausfiel [4]. Eine ähnliche Studie zeigte,
dass es bei BRCA-1-Mutationsträgerinnen
unter Selen-Supplementierung zu weniger
chromosomalen Brüchen kam [5].
Selen hat also das Potenzial, die DNA vor
krebserzeugenden Schäden und Veränderungen zu schützen – auch wenn durch
eine genetische Disposition die endogene
DNA-Reparaturkapazität eingeschränkt ist.
Mediane 8-oxodG-Werte in Leukozyten-DNA
als Marker für oxidative DNA-Schäden
Abb.
2
8-oxodG/106 dG
10
8
6
4
2
Ktr.
A0
Plac.
C0
Selen
C1
A0 = Gesunde Frauen
ohne BRCA-1-Muta­tion
(n = 91)
C0 = Mammakarzinom-/
OvarialkarzinomPatientinnen mit
BRCA-1-Mutation unter
Placebo (n = 38)
C1 = Mammakarzinom-/
OvarialkarzinomPatientinnen mit
BRCA-1-Mutation unter
Selen (n = 16)
(modifiziert nach [4])
Rechteck = Median,
Intervall = 25–75 %
Quellen
1
Bera S, De Rosa V, Rachidi W et al. Does a role for selenium in DNA damage repair explain apparent controversies in its
use in chemoprevention? Mutagenesis 2013; 28: 127–134.
2
Hiddemann W, Bartram CR. Die Onkologie – Teil 1. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2010.
3
Leitlinienprogramm Onkologie der AWMF, Deutschen Krebsgesellschaft e.V. und Deutschen Krebshilfe e.V. S3-Leitlinie
Mammakarzinom der Frau – Diagnostik, Therapie und Nachsorge. AWMF-Registernr. 032 - 045OL (Stand: 2. Juli 2012).
4
Dziaman T, Huzarski T, Gackowski D et al. Selenium supplementation reduced oxidative DNA damage in adnexectomized
BRCA1 mutations carriers. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2009; 18: 2923–2928.
5
Kowalska E, Narod SA, Huzarski T et al. Increased rates of chromosome breakage in BRCA1 carriers are normalized by
oral selenium supplementation. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2005; 14: 1302–1306.
Vorsorge
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15
16
Therapie
Operation
Selen reduziert den OP-induzierten oxidativen Stress
1.000 µg Se bis spätestens 1 Std. vor OP
Dosierung
1.000 µg Se intra-, postoperativ
• Die präoperative Gabe von Selen behebt den perioperativen
Selenmangel
• Selen reduziert die OP-induzierte Immunzellschädigung
Abwehrschwäche nach Operation
Viele Tumorpatienten müssen sich ­einem
oder mehreren operativen Eingriffen
unterziehen. Jede Operation ist mit oxidativem Stress und der Bildung von freien
Radikalen verbunden, was auch gesunde
Zellen – beispielsweise des Immunsystems
– belastet.
In der frühen postoperativen Phase kommt
es zu einer transienten Abnahme der zirkulierenden Lymphozyten, und dies scheint
für die Immunsuppression, die nach chirurgischen Eingriffen häufig zu beobachten ist, eine wichtige Rolle zu spielen. Die
transiente postoperative Abwehrschwäche
kann das Risiko für Komplikationen wie
Lokalinfektionen und Sepsis erhöhen [1].
Für die postoperative Immunsuppression
scheint ein beschleunigter apoptotischer
Verlust an Lymphozyten – begünstigt
durch die vermehrte Produktion reaktiver Sauerstoffspezies – von entscheidender Bedeutung zu sein. Delogu et al.
ermittelten bei Patienten, die sich einem
Elektiveingriff unter Allgemeinanästhesie
unterziehen mussten, die Frequenz apoptotischer CD4+ und CD8+ Zellen im Blut.
Die Messungen erfolgten einen Tag vor der
Operation sowie 24 bzw. 96 Stunden nach
dem Eingriff. 24 Stunden postoperativ fand
sich ein signifikant erhöhter Prozentsatz
an apoptotischen Zellen, nach 96 Stunden
lagen die Werte wieder im Normalbereich
(Abbildung 1). Bei gesunden Kontrollpersonen blieben die CD4+ und CD8+ Werte
dagegen konstant. Die Autoren weisen darauf hin, dass das klinische Potenzial einer
antioxidativen Therapie in diesem Setting
evaluiert werden sollte [1].
Therapie
Abb.
1
Apoptotischer Verlust an T-Lymphozyten als Ursache
der postoperativen Abwehrschwäche
50
1 Tag vor OP
40
24h nach OP
96h nach OP
30
20
10
0
CD4+
CD8+
CD4+
operierte Patienten
CD8+
Kontrollpatienten
Prozentsatz apoptotischer CD4+ und CD8+ Lymphozyten bei operierten Patienten
einen Tag vor sowie 24 und 96 Stunden nach dem operativen Eingriff. 24 Stunden nach
der Operation wird ein signifikanter Anstieg apoptotischer Lymphozyten beobachtet,
nach 96 Stunden sind diese Werte in den Normalbereich zurückgekehrt [1].
Selen aktiviert
die antioxidativen
Schutzsysteme der Zelle
Das essenzielle Spurenelement Selen ist
Bestandteil wichtiger antioxidativer Enzyme und schützt den Körper vor freien
Sauerstoffradikalen [2]. Bei Tumorpatienten
liegen häufig erniedrigte Selenspiegel vor.
Dies ist eine Begleiterscheinung der malignen Grundkrankheit und wirkt sich negativ
auf den Krankheitsverlauf aus. Studien belegen, dass ein niedriger Selenspiegel bei
Tumorpatienten oft mit einem schlechteren
Outcome assoziiert ist [3, 4]. Umgekehrt
kann eine ausreichende Selenversorgung
die Immunabwehr gegen Krebszellen unterstützen [5].
Quellen
1
Delogu A, Moretti S, Famularo G et al. Mitochondrial perturbations and oxidant stress in lymphocytes from patients undergoing surgery and general anesthesia. Arch Surg 2001; 136:
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3
Stevens J, Waters R, Sieniawska C et al. Serum selenium concentration at diagnosis and outcome in patients with haematological
malignancies. Br J Haematol 2011; 154: 448–456.
4
Meyer HA, Endermann T, Stephan C et al. Selenoprotein P status
correlates to cancer specific mortality in renal cancer patients.
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5
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and immuncompetence in patients with head and neck cancer.
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6
Winnefeld K, Dawczynski H, Schirrmeister W et al. Selenium in
serum and whole blood in patients with surgical interventions.
Biol Trace Elem Res 1995; 50: 149–155.
17
Therapie
Perioperative Selensupplementierung
gegen oxidative Stressreaktionen
Winnefeld und Mitarbeiter untersuchten
Patienten, die sich einer ausgedehnten
Operation im Bereich des Gastrointestinal­
trakts (z. B. Gastrektomie) mit anschließender totaler parenteraler Ernährung
(TPE) unterziehen mussten [6]. Zu Beginn
der TPE wiesen sämtliche Patienten niedrige Selenwerte auf. Ein Teil der Patienten
erhielt eine Selensupplementierung, was
zu einer Normalisierung der Selenspie-
Abb.
gel innerhalb von 6 bis 7 Tagen führte. Im
Gegensatz dazu zeigte die Gruppe ohne
Selensupplementierung signifikant niedrigere Werte (Abbildung 2). Die Autoren
schließen daraus, dass eine Selensupplementierung vor großen chirurgischen
Interventionen mit anschließender TPE eindeutig dazu beiträgt, den Anstieg oxidativer
Stressreaktionen zu bekämpfen [6].
Verlauf des Selenspiegels nach operativem Eingriff
2
Serum
Vollblut
1,5
Se in µmol/l
18
1
Normalbereich
Normalbereich
0,5
0
Op 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Op 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Tage nach der Operation
mit Selensupplementation
ohne Selensupplementation
Patienten nach ausgedehnter gastrointestinaler Operation und anschließender totaler
parenteraler Ernährung (TPE). Zu Beginn der TPE wiesen alle Patienten niedrige Selenwerte auf. In der Gruppe mit Selensupplementierung normalisierten sich die Selenwerte innerhalb von 6 bis 7 Tagen, während in der nicht supplementierten Gruppe niedrige
Selenwerte persistierten. Dargestellt sind die durchschnittlichen Selenwerte im Vollblut
sowie die Normalbereiche [6].
Therapie
19
Operativ bedingtes Lymphödem
Selen beugt der Entwicklung von Entzündungen vor
Dosierung
1.000 µg / Injektion
• Tumorpatienten entwickeln häufig postoperative Lymphödeme
• Selen reduziert die Entzündungsneigung und das Ausmaß
des entstehenden Lymphödems
Erhöhtes
Lymphödemrisiko
nach Operationen
Selen lindert
LymphödemBeschwerden
Patienten, die sich einer Tumortherapie
unterziehen müssen, entwickeln nicht
selten ein Lymphödem, insbesondere nach
Operationen oder Strahlentherapie [1].
Operative Interventionen können akute
oder chronische Lymphödeme zur Folge
haben. Als Risikofaktoren für die Entstehung eines postoperativen Lymphödems
gelten u.a. radikale Lymphonodektomien
sowie Wundheilungsstörungen im Rahmen
der Therapie verschiedener Tumorerkrankungen [2].
Studien zeigen, dass Patienten mit malignen Erkrankungen von einer komplementären Selentherapie profitieren können,
da eine gute Selenversorgung die Entzündungsneigung und das Ödemvolumen bei
Lymphödem reduziert [3].
Patienten mit Tumoren im Kopf-Hals-Bereich entwickeln nach einer kombinierten
operativen und Strahlentherapie oder auch
nach alleiniger Strahlentherapie häufig
Lymphödeme. In Rahmen einer Studie erhielten 36 Tumorpatienten mit Lymphödemen im Kopf- und Halsbereich eine Selen­
therapie über 4 bis 6 Wochen. Bei 75 %
der Patienten kam es zu einer Besserung
der Symptomatik. 20 Patienten litten an
einem Larynxödem; bei 13 dieser Patienten
konnte auf eine Tracheotomie verzichtet
werden [4].
20
Therapie
Messbarer Rückgang des Ödemvolumens
Eine Studie untersuchte, ob eine Selen­
therapie das postoperative Lymphödem
nach Operation eines Plattenepithelkarzi­
noms im Bereich des Mundbodens oder
Zungengrunds reduzieren kann. An der
Studie nahmen 20 Patienten teil, die sich
einer entsprechenden Operation inklusive
bilateraler Neck Dissection unterzogen hatten. Um das Ausmaß des Lymphödems zu
objektivieren, legten die Untersucher bestimmte Messstrecken fest (Abbildung 1),
beispielsweise vom Tragus zur Kinnspitze.
Mithilfe eines Maßbandes wurden diese Strecken präoperativ sowie kurz nach
dem Eingriff und eine bzw. zwei Wochen
postoperativ gemessen. 10 Patienten erhielten am Operationstag dreimal 1.000 µg
Selen sowie in den ersten drei postoperativen Wochen täglich jeweils 1.000 µg Selen,
während die übrigen ein Placebo (NaCl)
bekamen.
In der Verumgruppe kam es im Vergleich
zur Placebogruppe zu einer signifikanten
Reduktion des Lymphödems (Abbildung 2).
Natriumselenit stellt eine geeignete komplementäre Therapie des operativen
Lymphödems bei Patienten mit Mundboden-/Zungengrundkarzinomen dar, fassen
die Autoren zusammen [5].
Quellen
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Therapie
Messstrecken zur Quantifizierung
des Lymphödems [5]
Abb.
1
Tragus
Nasenflügel
Mundwinkel
Kinnspitze
Rückgang des Ödemvolumens bei Mundbodenund Zungengrundkarzinomen
Abb.
2
%
12
10
8
p = 0,009
6
p = 0,029
4
2
0
präoperativ
postoperativ
selenase®
1 Woche
2 Wochen
Placebo
Veränderung der Strecke Tragus-Kinnspitze als Maß für den Rückgang des Ödemvolumens nach Operation eines Mundboden- bzw. Zungengrundkarzinoms. Im Vergleich
zur Placebogruppe kam es bei den mit Selen behandelten Patienten zu einer signifikanten Reduktion des Lymphödems [5].
21
22
Therapie
Selen hilft bei Lymphödemen
im Kopf- und Halsbereich
Auch bei Patienten mit Lymphödemen im
Kopf- und Halsbereich konnten mit einer
Selendosis von 500 µg/Tag für 4–6 Wochen
bei 75 % der Patienten die Lymph­ödemSymptome reduziert (gemessen als Verbesserung des Miller-Scores um > 1) und
bei laryngealen Ödemen in 65 % der Fälle
Tab.
1
die Notwendigkeit für eine Tracheotomie
verhindert werden [4]. Zudem berichteten
alle mit Natriumselenit behandelten Patienten von einer verbesserten Lebensqualität
und entwickelten während der gesamten
Behandlungsdauer keine Erysipele (Tabelle 1).
Selenwirkung bei Lymphödemen
nach Kopf-Hals-Tumoren belegt
Wirkung von Natriumselenit bei Patienten (n = 36) mit sekundärem Lymphödem im
Kopf-Hals-Bereich nach OP und Bestrahlung [4]. Der Miller-Score beurteilt das Ausmaß von Lymphödemen basierend auf klinischen Beobachtungen wie Hautverfärbung,
Bewegungseinschränkung oder Palpation.
Patienten mit Lymphödem im Kopf-Hals-Bereich (500 µg Se über 4 Wo, 4 Mon n. RT)
Verbesserung der Lebensqualität um 4,4 Punkte bei
100 %
kein Auftreten von Erysipelen bei
100 %
Verbesserung des Miller-Scores um > 1 Score-Punkt bei
75 %
Therapie
23
24
Therapie
Sekundäres Lymphödem
Natriumselenit beschleunigt den Rückgang
von Lymphödemen
Dosierung
500–1.000 µg Se täglich (Dosisanpassung)
• Viele Krebspatienten entwickeln als Nebenwirkung auf die kombinierte
Chemo- und Strahlentherapie Lymphödeme und Infektionen
•Natriumselenit:
– reduziert das Ausmaß des (radiogenen) Lymphödems
– beschleunigt die Lymphödem-Volumenabnahme
– verhindert die Entwicklung von Erysipelen
– wirkt der Sklerosierung des Bindegewebes entgegen
Mit Selen weniger Entzündungsneigung
und reduzierte Ödemvolumina
Im Rahmen einer kombinierten Tumortherapie treten bei den betroffenen Patienten
in vielen Fällen Lymphödeme auf. Häufig
kommt es zu einer bakteriellen Infektion
in Form eines Erysipels, als einer der
schwerwiegendsten Komplikationen eines
Lymphödems. In fortgeschrittenen Stadien
des Lymphödems kommt es zum Umbau
des Bindegewebes mit Fibrosierung und
Sklerosierung. Dabei spielen reaktive
Sauer­stoffspezies (ROS) eine wichtige
Rolle [1]. So weisen Patienten mit chronischem Lymphödem hohe Spiegel der Marker für oxidativen Stress Malondialdehyd
(MDA) und 4-Hydroxynonenal (HNE) auf
bei gleichzeitig erniedrigten Spiegeln des
antioxidativ wirkenden Glutathions (GSH)
[2]. Durch die Einnahme von Selenpräparaten können aufgrund der antioxidativen
und antiinflammatorischen Wirkungen die
Entzündungsneigung und das Ödemvolumen des Lymphödems deutlich reduziert
werden [3].
Auch Brustkrebspatientinnen, bei denen
häufig Lymphödeme an den Armen beobachtet werden, können von einer Therapie
mit Natriumselenit profitieren [4]. Eine
wiederholte Selengabe führte bei Patientinnen nach einer Mastektomie nicht nur
zu einer Reduktion des Ödemvolumens,
sondern verhinderte darüber hinaus bei
jeder Patientin auch das Auftreten eines
gefährlichen Erysipels (Abbildung 1) [5, 6].
Therapie
Selengabe bei onkologischen Patienten mit Erysipelen
und Lymphödemen
Abb.
1a
%
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Placebo
selenase®
Erysipelinzidenz und
Lymphödemvolumen
bei Patientinnen
(n = 60) mit chirurgisch behandeltem
Mammakarzinom
nach Therapie mit
Natriumselenit im Vergleich zu Placebo [6].
-100 %
Erysipelinzidenz
Selengabe bei onkologischen Patienten mit Erysipelen
und Lymphödemen
Abb.
1b
%
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Placebo
selenase®
62 %
46,3 %
Statistisch signifi­
kante, deutlich stärkere Abnahme des
Ödemvolumens unter
Selengabe und kombinierter physikalischer
Entstauungs­therapie
(KPE) im Vergleich zu
KPE allein bei 84 Patienten mit unterschied­
lichen Tumorarten [3].
Abnahme des Ödemvolumens (p < 0,01)
Quellen
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25
26
Therapie
Chemotherapie
Natriumselenit reduziert die Nebenwirkungen
der Chemotherapie
1.000 µg Se bis spätestens 1 Std. vor Zytostatikagabe
Dosierung
500 µg Se an therapiefreien Tagen
• Selen erhält die Abwehrfunktion
• Selen kann innere Organe während einer Chemotherapie schützen
• Selen lindert Nebenwirkungen der Chemotherapie
• Selen kann die Entwicklung einer Zytostatika-Resistenz unterbinden
Unterstützung für das Immunsystem
Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass
bei Tumorpatienten oft ein Selenmangel
vorliegt [1, 2]. Dieser sollte behoben werden, da Selen für eine optimale Funktion
des Immunsystems unverzichtbar ist, und
die Immunabwehr gegen Krebszellen und
Infektionen unterstützt [3, 4, 5].
Wie profitieren Patienten unter Chemotherapie von der Selengabe?
Tumortherapien wie beispielsweise die
Chemotherapie führen zu einer vermehrten
Bildung freier Radikale und damit zu oxidativem Stress. Dies beeinträchtigt gesunde
Zellen und kann Zellen des Immunsystems
zerstören [6, 7].
Krebspatienten, die sich einer Chemotherapie unterziehen müssen, profitieren in
mehrfacher Hinsicht von einer ergänzenden Behandlung mit Selen/selenase®. Eine
gute Selenversorgung:
• verbessert die Immunabwehr gegen
Krebszellen [3, 4, 5]
• reduziert Nebenwirkungen der Chemotherapie [8, 9]
• schützt innere Organe wie Herz und
Nieren [10]
• scheint einer Resistenz von Tumorzellen gegenüber Zytostatika entgegen zu
wirken [11]
• steigert die Apoptose von Tumorzellen
[14].
Untersuchungen ergaben, dass die Behandlung mit Natriumselenit den Tumorzellen den Schutzfaktor Glutathion entzieht
(Abbildung 1) und gleichzeitig die Apoptose der Tumorzellen steigert [11, 12, 14].
Therapie
Abb.
Glutathion in Tumorzellen
2,5
2,0
1,5
1,0
[nmol/106]
Glutathion in Tumorzellen
1
0,5
0
Kontrolle
Cisplatin allein
Cisplatin +
Natriumselenit
Natriumselenit, das zusätzlich zu dem Zytostatikum Cisplatin verabreicht wird,
entzieht den Tumorzellen den Schutzfaktor Glutathion (nach [11]).
Linderung chemotherapiebedingter
Nebenwirkungen
Eine Chemotherapie geht häufig mit belastenden Nebenwirkungen einher. Diese
können durch eine supportive Selentherapie gemildert werden. So ergab eine
kontrollierte Studie, dass die Einnahme
von 200 µg Selen täglich bei Patientinnen
mit Ovarialkarzinom das Auftreten von
Haarausfall, Blähungen, Bauchschmerzen,
Kraftlosigkeit, Krankheitsgefühl und Appetitlosigkeit unter Chemotherapie reduzieren
kann [8]. Auch die unter einer adjuvanten
Hormontherapie bei Brustkrebs häufig
beobachteten Gelenkschmerzen und die
Trockenheit der Schleimhäute lassen sich
durch eine komplementäre Therapie unter
anderem mit Selen deutlich lindern [9].
27
Therapie
Organprotektion und verminderte Infektionsrate
unter Selen
Unter einer Chemotherapie mit Cisplatin
kommt es in bis zu 30 bis 50 % der Fälle zu
Nierenschäden [10]. In einer kontrollierten,
randomisierten Doppelblindstudie erhielten
122 Tumorpatienten unter einer cisplatinhaltigen Chemotherapie entweder eine
einmalige orale Selendosis (400 mcg) oder
Placebo. Während in der Placebogruppe
7 Patienten eine akute Niereninsuffizienz
entwickelten, traten in der Verumgruppe
keine Fälle eines akuten Nierenversagens
auf [10] (Abbildung 2).
Abb.
2
Eine weitere Studie wurde mit Patienten
durchgeführt, die aufgrund von NonHodgkin-Lymphomen eine Chemotherapie erhielten. Ein Teil der Patienten wurde
zusätzlich mit Natriumselenit behandelt,
was zu einer signifikanten Reduktion der
Apoptose neutrophiler Granulozyten führte
(Abbildung 3). Dies ging mit einer signifikanten Reduktion der Infektionsrate nach
Chemotherapie einher. Darüber hinaus
beobachteten die Autoren eine signifikante
Besserung der kardialen Ejektionsfraktion
bei den mit Natriumselenit behandelten
Patienten [13].
Mit Selen kein Cisplatin-induziertes akutes
Nierenversagen
Tumorpatienten mit verschiedenen Tumorentitäten unter einer Cisplatintherapie.
Unter einer zusätzlichen Selengabe traten keine Fälle eines Cisplatin-induzierten akuten Nierenversagens auf (nach [10]).
Anteil an Patienten
mit akutem
Nierenversagen
28
12 %
0%
Placebo: 12 %
Selen: 0 %
Therapie
Abb.
3
Selen verbessert das Outcome von Patienten
mit Non-Hodgkin-Lymphomen
Patienten mit Non-Hodgkin-Lymphomen unter Chemotherapie. Die zusätzliche Gabe von
Natrium­selenit führte zu einer signifikanten Reduktion der Apoptose neutrophiler Granulozyten
sowie der Infektionsrate nach Chemotherapie. Zudem kam es in der Selenit-Gruppe zu einer
signifikanten Besserung der kardialen Ejektionsfraktion (nach [13]).
%
80
70
60
50
40
30
20
10
0
-10
-20
-30
-40
-50
-60
-70
67 %
-4 %
20 %
64 %
62 %
63 %
69 %
Placebo
Selen
-50 %
Reduktion der
Apoptose
neutrophiler
Granulozyten
Tag 8 vs.Tag 0
Infektionsrate
initial
follow-up
kardiale Ejektionsfraktion
29
30
Therapie
Schutz vor Zytostatika-Resistenz
Wenn eine Chemotherapie versagt, liegt
dies meist daran, dass die Tumorzellen eine
Resistenz gegenüber Zytostatika entwickelt
haben, insbesondere beim Ovarialkarzinom [11]. Caffrey und Mitarbeiter konnten
in einem In-vivo-System mit Zellen aus
einem humanen Ovarialkarzinom zeigen,
dass die Gabe von Natriumselenit oder
Selenomethionin zeitnah zur initialen
Cisplatin-Dosis die Resistenzentwicklung
verhindert. Studien mit Tumorzelllinien haben ergeben, dass Selenverbindungen die
Induktion einer Resistenz durch die Verhinderung des Cisplatin-induzierten Gluta­
thion-Anstiegs unterbinden können [11].
Kasuistik
Einsatz von Natriumselenit in der komplementären Tumortherapie
bei fortgeschrittenem Pankreaskarzinom
Der heute 66-jährige Patient lebt auf der Azoreninsel Graciosa und wird sowohl in
Deutschland als auch an seinem Wohnort onkologisch betreut. Mit freundlicher
Genehmigung von Dr. P. Holzhauer, Bad Trissl
11/2011
Diagnose eines fortgeschrittenen, metastasierten Pankreaskarzinoms
12/2011
• Einleitung einer ganzheitlichen/komplementären Therapie
• Chemotherapie mit Gemcitabin/Erlotinib
• Dauerhafte Optimierung des Selenspiegels auf 130–140 µg/l
• Dauerhafte Optimierung des Vitamin-D3-Spiegels auf 40–60 ng/ml
• 4 g Carnitin pro Tag
• 3 × 3 g Curcumin pro Tag
• 450 mg Quercetin pro Tag
2/2012
Leichte Größenreduktion der Lungenmetastasen
6/2012
Abfall des Tumormarkers CA 19-9 von initial 675 U/ml auf 52,6 U/ml
6/2013
Progression der Lungenmetastasen, deshalb Umstellung der Chemotherapie auf 5-Fluorouracil und Oxaliplatin
2014
Patient in sehr gutem Allgemeinzustand, keine Tumorprogredienz
Therapie
Quellen
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14
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31
32
Therapie
Strahlentherapie
Selen reduziert die Nebenwirkungen der Strahlentherapie
1.000 µg Se bis spätestens 1 Std. vor Bestrahlung
Dosierung
500 µg Se an therapiefreien Tagen
• Selen schützt gesunde Zellen vor Schäden durch die Strahlentherapie
und sensibilisiert Tumorzellen gegenüber der Radiotherapie
• Durch Selensupplementierung können Nebenwirkungen
der Strahlentherapie verringert werden
• Die Wirksamkeit der Strahlentherapie wird durch Selen nicht beeinträchtigt. Möglicherweise spricht die Radiotherapie sogar besser an
Gesunde Zellen unter
Strahlentherapie schützen
• Selen aktiviert das Immunsystem und
stärkt dadurch den gesamten Organismus [1].
Ziel einer Strahlentherapie ist es, Tumorzellen so stark zu schädigen, dass sie zugrunde gehen. Trotz großer Fortschritte bei der
radiologischen Behandlung von Tumoren
lassen sich Schäden an gesunden Zellen
und daraus resultierende Nebenwirkungen nicht vollständig vermeiden. Aufgrund
seiner zellprotektiven Eigenschaften kann
Selen dazu beitragen, das Ausmaß der Nebenwirkungen möglichst gering zu halten.
• Als Bestandteil wichtiger antioxidativer
Enzyme wie z. B. der Glutathion-Peroxidase schützt Selen den Körper vor freien
Sauerstoffradikalen [1]. Dieser Wirkmechanismus hat im Rahmen der Krebstherapie eine besondere Bedeutung, da es
bei der Zerstörung von Krebszellen während einer Chemo- oder Strahlentherapie vermehrt zur Entstehung reaktiver
Sauerstoffmoleküle kommt.
Wirkmechanismen
von Selen
• Selen unterstützt zudem die zellulären
Mechanismen der DNA-Reparatur [2].
Auf diese Weise schützt Selen gesunde
Zellen vor den genotoxischen Effekten
einer Strahlentherapie.
Selen schützt gesunde Zellen vor den negativen Auswirkungen einer Strahlentherapie durch verschiedene Wirkmechanismen:
Therapie
Abb.
1
Selen schützt gesunde Zellen, sensibilisiert
Tumorzellen gegenüber Strahlentherapie
Überlebensfraktion
1,000
gesunde Zellen
0,100
+ Se
– Se
0,010
Karzinomzellen
– Se
mit (+) und ohne (-) selenase -Vorbehandlung
®
0,000
0
2
4
6
8
+ Se
10
Gesamtstahlendosis [Gy]
nach [7]
Selen sensibilisiert Krebszellen
für die Strahlentherapie
Eine Besonderheit vieler Tumorzellen
ist eine stark erhöhte Konzentration an
Glutathion [3]. Dieser Umstand verleiht den Tumorzellen nicht nur einen
erhöhten Schutz vor oxidativem Stress,
sondern kann zusätzlich die Entwicklung einer Resistenz gegenüber
chemotherapeutischen Substanzen
begünstigen [4, 5]. Die zytotoxische
Wirkung von Selen auf Tumorzellen
beruht unter anderem auf der Bindung
der Glutathion-Moleküle zu Selenodi­
glutathion [6]. Denn bei dieser chemischen Reaktion entstehen schädliche
Sauerstoffradikale innerhalb der Tumorzelle, während ihr gleichzeitig das
schützende Glutathion entzogen wird
[6]. Auf diese Weise kann Selen bzw.
Selenit zur Sensibilisierung der Tumorzellen gegenüber einer Strahlentherapie beitragen (Abbildung 1 [7]).
33
Therapie
Selenkonzentrationen im Plasma von Brustkrebs-­
Patientinnen vor und nach Strahlentherapie
Abb.
µg/l
2
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
45 % Reduktion
p < 0,001
vor Strahlentherapie
nach Strahlentherapie
Plasma-Selenkonzentration
nach [9]
Abb.
3
Selen reduziert Diarrhöen
Diarrhöen in %
34
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
p = 0,04
44,5 %
20,5 %
ohne selenase (n = 42)
mit selenase (n = 39)
Auftreten von Durchfällen CTC* Grad 2 und höher bei Patientinnen
mit gynäkologischen Malignomen unter Radiotherapie (nach [10]).
* Common Toxicity Criteria
Selen mildert Nebenwirkungen
der Strahlentherapie
Eine gute Selenversorgung kann die Immun­
abwehr gegen Tumorzellen unterstützen
[8]. Krebspatienten haben häufig erniedrigte Selenkonzentrationen im Blut, die unter
einer Strahlentherapie in vielen Fällen noch
weiter absinken (Abbildung 2) [9].
Die Folge ist unter anderem ein verminderter Schutz vor oxidativem Stress, da die
Aktivität protektiver Selenoenzyme (wie
etwa der Glutathion-Peroxidase) sinkt. Daher kann es sinnvoll sein, eine Strahlentherapie durch eine Selensupplementierung zu
unterstützen, um das Selendefizit auszugleichen. Mücke und Mitarbeiter konnten
in einer Studie nachweisen, dass schwere
Nebenwirkungen der Strahlentherapie
(z. B. Diarrhöen, s. Abbildung 3) durch die
zellprotektiven Eigenschaften des Selens
reduziert werden können [10].
Therapie
Abb.
4
Selen beeinträchtigt nicht die Wirksamkeit
der Tumortherapie
1
0,9
mit selenase®
0,8
0,7
0,6
0,5
0,4
ohne selenase®
0,3
0,2
0,1
p = 0,09
0
0
12
24
36
48
60
72
84
96 108 120 132 144
Monate
Gesamtüberleben von Patientinnen mit gynäkologischen Tumoren über einen
Zeitraum von 12 Jahren. Ein Teil der Patientinnen hatte während
der Strahlentherapie eine Selensupplementierung erhalten (nach [11]).
Wichtig: Die Wirksamkeit der Strahlentherapie
bleibt unbeeinträchtigt
Der Einsatz von zellprotektiven Substanzen
zur Unterstützung der Strahlentherapie bei
Krebspatienten wirft die Frage auf, ob der
Erfolg der Radiotherapie selbst durch einen
„Schutz“ von Krebszellen beeinträchtigt
werden könnte. In einer Nachbeobachtungszeit von zwölf Jahren beobachteten
Mücke und Mitarbeiter jedoch, dass Selen
die Therapie hinsichtlich des Gesamtüberlebens der Patienten nicht beeinträchtigte.
In der Selengruppe ist sogar eine leichte
Tendenz in Richtung eines verbesserten
Gesamtüberlebens erkennbar (Abbildung 4) [11].
35
36
Therapie
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in gynecologic radiation oncology: follow-up analysis of the survival data 6 years after cessation of randomization. Integr
Cancer Ther. 2014 [Epub ahead of print].
Therapie
Produkte zur Therapie
als Trinkampullen oder Tabletten
apothekenpflichtig
selenase® 50 peroral
selenase® 50 AP
50 µg Selen / Trinkampulle
50 µg Selen / Tablette
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mit 1 ml Lösung (N2)
20 (N1), 50 (N2), 100 (N3)
Tabletten
37
38
Nachsorge
Rezidive, Lebensqualität, Immunsystem
Selen beugt Rezidiven vor, verbessert die Lebensqualität
und ist essenziell für das Immunsystem
Dosierung
300 µg Selen täglich
• Wichtige Aspekte in der Krebsnachsorge: Lebensqualität verbessern,
Rezidive frühzeitig erkennen, Maßnahmen zur Rezidivprophylaxe
• Abwehrzellen können Tumorzellen zerstören und somit das Risiko
vermindern, dass Rezidive entstehen
• Selen kann Rezidiven vorbeugen, indem es das Immunsystem stärkt
• Selen verbessert die Lebensqualität von Krebspatienten
Lebensqualität
verbessern, Rezidive früh
erkennen und vermeiden
Das Immunsystem
bekämpft
Krebszellen
Die Nachsorge ist ein wichtiger Bestandteil der Betreuung von Tumorpatienten. Ihr
Ziel ist zum einen, negative Langzeitfolgen
der Erkrankung oder deren Behandlung
zu verbessern, um ein höchstmögliches
Niveau an Lebensqualität zu erreichen
[1, 2]. Zum anderen ermöglichen engmaschige Nachuntersuchungen (z. B. Tumormarker-Kontrollen), Rezidive frühzeitig zu
erkennen [1, 2]. In der Phase der Nachsorge sollte man darüber hinaus versuchen,
der Entstehung von Rezidiven oder Zweittumoren aktiv entgegenzuwirken, z. B. mit
Maßnahmen zur Risikofaktor-Reduktion
(z. B. Raucherentwöhnungs-Programme)
oder abwehrstärkenden Therapien wie der
Selen-Supplementierung.
An der komplexen Immunantwort auf
maligne Zellen sind (u. a.) zytotoxische
T-Zellen (Tc-Zellen) beteiligt. Sie schütten –
vermittelt durch Merkmale auf der Tumorzelloberfläche – gewebetoxische Zytokine
wie Perforin und Granulysin aus, die den
Zelltod (Apoptose) der Krebszelle hervorrufen [2]. Sind nach einer Krebsbehandlung
mit kurativer Intention (z. B. multimodale
Kombinationen aus R0-Resektion plus
Chemo- und Strahlentherapie) dennoch
Krebszellen im Körper verblieben, kann das
Immunsystem diese zerstören und damit
verhindern, dass wieder neue Tumorherde
entstehen.
Nachsorge
39
Nachsorge
Abb.
1
Selen stärkt das Immunsystem
80
70
Responder in %
40
60
50
40
30
20
10
0
CTL
MLR
Unter achtwöchiger Selenbehandlung höherer prozentualer Anteil von Respondern mit gesteigerter Bildung
zytotoxischer T-Zellen [cytotoxic T-lymphocytes = CTL],
gesteigerter Lymphozyten-Reaktion [mixed lymphocyte
reaction = MLR] und verstärktem Ansprechen auf Phyto­
hämagglutinin-Stimulation (PHA) (modifiziert nach [3]).
PHA
Placebo
Selen
Selen vermindert das Rezidivrisiko,
indem es das Immunsystem stärkt
Dass eine Selen-Supplementierung in
Form von Natrium-Selenit im Rahmen der
Tumornachsorge die Immunabwehr der
Patienten stärken und langfristig positive
Effekte erzielen kann, zeigte eine Studie
von Kiremidjian-Schumacher et al.
Die Studie weist darauf hin, dass im Körper
verbliebene Tumorzellen bei gleichzeitiger Selengabe besser angegriffen werden
können (Abbildung 3) und folglich daran
gehindert werden, sich zu einem Rezidiv zu
entwickeln.
In der Studie erhielten 33 Patienten mit
Plattenepithelkarzinom an Kopf und Hals
über einen Zeitraum von acht Wochen
täglich 200 µg Selen oder Placebo [3]. Das
Resultat war eine verstärkte Fähigkeit zur
Immunantwort unter Selen – unter anderem gemessen als vermehrte Ausbildung
zytotoxischer T-Zellen nach 8 Wochen
(p < 0,005 verglichen mit Baseline) (Abbildung 1) [3]. Zum Studienende wurde eine
erheblich verstärkte Lyse von Tumorzellen
beobachtet (Abbildung 2) [3].
Die Ergebnisse einer weiteren Untersuchung von Kiremedijan et al. stützen die
Annahme, dass Selen die körpereigene
Bekämpfung von Krebszellen stärkt. Die
präklinische Studie zeigte, dass die Tumorgröße bei Mäusen mit Interleukin-2-rezeptorpositiven Plattenepithelkarzinomen unter
der Kombination von Selen und IL-2-Injektionen in das Tumor-umgebende Gewebe
um 50 Prozent – bei frühen Tumoren sogar
um 72,4 Prozent zurückging [4].
Nachsorge
Abb.
Veränderung der Lyse von Tumorzellen
2
200
180
160
Veränderung in %
140
120
100
80
60
40
20
0
-20
-40
4 Wochen
vs.
Basis
8 Wochen
vs.
4 Wochen
8 Wochen
vs.
Basis
Veränderung (in Prozent) der Fähigkeit der Lymphozyten,
sich in zytotoxische T-Zellen zu differenzieren und Zellen
zu zerstören (prozentuale Lyse) (modifiziert nach [3]).
Abb.
Responder %
3
Placebo
Selen
Selen erhöht die Fähigkeit zytotoxischer T-Zellen,
Tumorzellen von Kopf-Hals-Tumoren zu zerstören,
um mehr als das Zehnfache
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
modifiziert nach [3]
78,5 %
% Fähigkeit
Tumorzellen
zu zerstören
7,1 %
Placebo (n = 16)
Na-Selenit (n = 17)
(200 µg Se/d über 8 Wo)
41
42
Nachsorge
Verbesserte Lebensqualität durch Selen
Nicht allein die Rezidivprophylaxe ist
wichtig – im Fokus der Nachsorge steht
insbesondere, die Lebensqualität zu verbessern und auf dem höchstmöglichen
Level zu erhalten [1, 2]. Dass Selen auch
in diesem Zusammenhang Vorteile bietet,
hat die Studie von Bruns et al. gezeigt. Für
36 Patienten mit Kopf-Hals-Ödemen, davon
20 mit endolaryngealem Lymphödem nach
Radiotherapie wurde die Lebensqualität
mittels visueller Analogskala (VAS) doku-
mentiert [5]. Die Patienten, die adjuvant
eine Selen-Therapie erhielten, schätzten
ihre Lebensqualität deutlich besser ein als
die Vergleichsgruppe unter Placebo [5].
Somit stellt die Selenzufuhr dank der
immunstimulierenden Wirkung von Selen
und der Verbesserung der Lebensqualität
eine neue Chance in der Unterstützung der
Tumornachsorge dar.
Quellen
1
Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ). Nachsorge bei Krebs. Online-Informationen des
DKFZ: www.krebsinformationsdienst.de (Stand: 23. August 2012).
2
Hiddemann W, Bartram CR. Die Onkologie – Teil 1. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2010.
3
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with head and neck cancer. Biol Trace Elem Res 2000; 73: 97–111.
4
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head and neck cancer and on adoptive immunotherapy of early and established lesions. BioFactors
2001; 14: 161–168.
5
Bruns F, Büntzel J, Mücke R et al. Selenium in the treatment of head and neck lymphedema. Med
Princ Pract 2004; 13: 185–190.
Nachsorge
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44
Selen
Grundsätzliches zu Selen
Spurenelement mit vielfältigen antikanzerogenen Effekten
• Selen ist eine vielversprechende Option in der Krebstherapie
und -prävention
• Selen ist essenzieller Bestandteil von Selenenzymen, die unterschied­
liche Schutzfunktionen ausüben
• Selen fördert die Apoptose von Tumorzellen und schützt gesunde Zellen
• Selen wirkt als Immunaktivator/Immunmodulator
• Selen ist eine wichtige Komponente der DNA-Reparaturmechanismen
• Eine gute Selenversorgung verbessert die Prognose von Tumorpatienten.
Deshalb sollte bei Unterversorgung Selen supplementiert werden
Biologische Eigenschaften
Das essenzielle Spurenelement Selen weist
eine Reihe von biologischen Eigenschaften
auf, die seinen Einsatz in der Krebsprävention und –therapie vielversprechend
erscheinen lassen. Selen ist [1]:
• in Form von Selenit per se ein Radikalfänger (Scavenger), der schädliche freie
Radikale bindet und inaktiviert
• essenzieller Bestandteil spezifischer
Selenenzyme (Tabelle 1)
• ein Immunaktivator (der z. B. den
IL-2-Rezeptor hochreguliert)
• essenzielle Komponente der DNA-Reparatur und trägt u. a. zur Reparatur des
geschädigten p53-Tumorsuppressorgens
bei
• eine antiinflammatorische Substanz (Abbildung 1) [4].
Zahlreiche Forschungsarbeiten haben in
den letzten Jahren gezeigt, dass Selenverbindungen das Wachstum maligner Zellen
in verschiedenen experimentellen Modellen
hemmen [2].
Selen
Tab.
1
Selen wirkt als essenzieller Bestandteil
spezifischer Selenenzyme
Selenoproteine bei Säugern
Vorkommen
Bedeutung
Glutathionperoxidasen
In jeder Zelle
• Schutz der Zellen vor
oxidativem Angriff
•Zytosol
hoher Gehalt:
Schilddrüse
• Reduktion von Peroxiden
•Plasma
•Zellmembran
•gastrointestinal
GI-Trakt
Thioredoxinreduktasen (TRxR)
In jeder Zelle
• TRxRa: Zytosol
hoher Gehalt:
Schilddrüse
• TRxRb: Mitochondrien
Selenophosphat-Synthetase
(SPS2)
•Endothelschutz
Regulation des Redox­
haushaltes, Beteiligung an
Proteinfaltung, Endothelschutz, DNA-Synthese,
Regulation des Zellzykus
Selenoproteinbiosynthese
Iodthyronin-Deiodasen (ID)
Typ I 5‘–ID, Typ II 5‘–ID, Typ III 5‘–ID
im ganzen Körper
Aktivierung des Schilddrüsenhormons (Deiodierung
von T4 in T3)
Selenoprotein P (SeIP oder
SEPP1)
Plasma, Leber u. a.
Gewebe, Gehirn
Antioxidative Funktion;
Transport von Selen bzw.
(HgSe)n
Selenoprotein W
Muskel
Selenoprotein p15
Neben-/Schild­
drüse, Prostata
45
46
Selen
Abb.
1
Selenenzyme regulieren die Aktivierung von NF-κB
Selenmangel wirkt proinflammatorisch
reaktive
Sauerstoffradikale
tiv
Ak
ru
ie
Zytoplasma
ng
Nukleus
Leber
NF-κB
nd
Bi
Selenoenzyme
g
un
CRP
an
n
ge
or
ot
m
o
Pr
GPx
TNF-α
IL-1
IL-6
Induktion
proinflammatorischer Zytokine
Selen wirkt in mehrfacher Weise antiinflammatorisch. Von besonderer Bedeutung ist die Tatsache, dass
es die Aktivität des proinflammatorischen Transkriptionsfaktors NF-κB herunterreguliert. Freie Radikale
und andere Signale führen zur Freisetzung von NF-κB im Zytoplasma aus der inaktiven Vorstufe IκB, dem
Transport von NF-κB in den Zellkern und dort zur Bindung an die Promotoren von proinflammatorischen
Genen. Die daraus folgende Ausschüttung von Zytokinen wie TNF-α, IL-1 oder IL-6 bewirkt die Entstehung einer Entzündungsreaktion.
Selen
ausreichende Selenversorgung hemmt die Inflammation
reaktive
Sauerstoffradikale
Zytoplasma
Neutralisierung
Nukleus
Leber
NF-κB
Selenoenzyme
CRP
In
hi
bi
tio
n
GPx
Selenoenzyme
Keine
Zytokininduktion
Ein ausreichend hoher Selenspiegel führt zu einer verstärkten Synthese und Aktivität von Selenenzymen
und damit zum Abfangen freier Radikale. Damit kommt die ganze Signalkaskade erst gar nicht in Gang.
Glutathion-Peroxidasen können aber auch die Halbwertszeit der inaktiven Vorstufe IκB verlängern, es
entsteht weniger aktives NF-κB und damit werden weniger proinflammatorische Zytokine ausgeschüttet.
Auch genetische Einflüsse sind offensichtlich wichtig; so tragen Genpolymorphismen dazu bei, dass z. B.
Selenoprotein S unterschiedlich stark hemmend auf die proinflammatorischen Zytokine einwirkt.
47
48
Selen
Wie wirkt Selen auf Tumorzellen?
Eine Besonderheit vieler Tumorzellen
ist eine stark erhöhte Konzentration an
Glutath­ion [5]. Dieser Umstand verleiht
den Tumorzellen nicht nur einen erhöhten
Schutz vor oxidativem Stress, sondern kann
zusätzlich die Entwicklung einer Resistenz
gegenüber therapeutischen Substanzen
durch Ausschleusen aus den Tumorzellen begünstigen [6, 7]. Die zytotoxische
Wirkung von Selen auf Tumorzellen beruht unter anderem auf der Bindung der
Glutathion-Moleküle zu Selenodiglutathion
[8]. Denn bei dieser chemischen Reaktion
entstehen schädliche Sauerstoffradikale innerhalb der Tumorzelle, während ihr
gleichzeitig das schützende Glutathion
entzogen wird [8]. Im Gegensatz dazu können sich in gesunden Zellen aufgrund der
niedrigeren Glutathion-Konzentration keine
zytotoxischen Mengen an Selenodigluta­
thion ansammeln (Abbildung 2).
Selen
Abb.
2
Mechanismus der zytotoxischen Wirkung
von Selen in Tumorzellen
Tumorzellen haben oft eine erhöhte Glutathion-Konzentration
gesunde Zelle
Tumorzelle
verstärkter
Selen-Einstrom
Glutathion
Selen
Selenodiglutathion
freie Sauerstoffradikale
Mechanismus der zytotoxischen Wirkung von Selen in Tumorzellen (nach [5] und [8]).
In gesunden Zellen können sich aufgrund der niedrigeren Glutathion-Konzentration
keine toxischen Konzentrationen an Selenodiglutathion ansammeln.
49
50
Selen
Selen aktiviert
das Tumorsuppressorgen
p53
Selen schützt gesunde
Zellen vor den Folgen
der Krebstherapie
Selen spielt außerdem eine wichtige Rolle
bei der Regulation des Tumorsuppressorproteins p53 [9, 10]. Dadurch unterstützt
Selen die Funktionen von p53 zur Kontrolle
des Zellzyklus und der Apoptose. Mehr
als 50 % aller Tumorgewebe weisen eine
Mutation oder eine verringerte Expression
des p53-Gens auf [11]. Eine hochdosierte
Selentherapie kann die Expression des
p53-Gens in Tumorzellen steigern und auf
diese Weise die Primärtherapie unterstützen [2, 12].
Selen schützt gesunde Zellen vor den negativen Auswirkungen einer Chemo- oder
Strahlentherapie über verschiedene Mechanismen:
• Selen aktiviert das Immunsystem und
stärkt dadurch den gesamten Organismus [1].
• Als Bestandteil wichtiger antioxidativer
Enzyme wie z. B. der Glutathion-Peroxidase schützt Selen den Körper vor freien
Sauerstoffradikalen [1]. Dieser Wirkmechanismus hat im Rahmen der Krebstherapie eine besondere Bedeutung, da es
bei der Zerstörung von Krebszellen während einer Chemo- oder Strahlentherapie vermehrt zur Entstehung reaktiver
Sauerstoffmoleküle kommt.
• Selen unterstützt zudem die zellulären
Mechanismen der DNA-Reparatur [13].
Auf diese Weise schützt Selen gesunde
Zellen vor den genotoxischen Effekten
einer Strahlentherapie.
Selen unterstützt
die radioonkologische
Therapie
Eine Strahlentherapie greift nicht nur
Tumorzellen an, sondern auch gesunde
Zellen im angrenzenden Gewebe. Die Gabe
von Selenit schützt gesunde Zellen und
sensibilisiert Tumorzellen gegenüber der
Radiotherapie (Abbildung 3, 4). Dadurch
können Nebenwirkungen der Strahlen­
therapie reduziert werden [14].
Selen
Abb.
3
Schutz gesunder Zellen und Sensibilisierung von Tumorzellen
gegenüber der Radiotherapie durch Selen (nach [1] und [8])
Strahlentherapie
ohne Selen­supplementation
Normalzellen
Tumorzellen
† † †
† †
† †
†
† †† ††
†
†
†
† † †
Blutgefäß
Blutgefäß
Die Bestrahlung greift nicht nur Krebszellen an, sondern auch umliegende gesunde Zellen.
Durch Zellschäden werden zudem Sauerstoffradikale frei, die sich im Körper ausbreiten.
Strahlentherapie
mit Selen­supplementation
Normalzellen
Tumorzellen
† †
†
†
†† ††
†
†
Blutgefäß
Blutgefäß
Selen stärkt die Immunabwehr gesunder Zellen, neutralisiert freie Radikale und sensibilisiert
selektiv Tumorzellen gegenüber der Strahlentherapie.
Abb.
4
Selen schützt gesunde Zellen, sensibilisiert Tumorzellen
gegenüber Strahlentherapie
Überlebensfraktion
1,000
nach [19]
gesunde Zellen
0,100
+ Se
– Se
Karzinomzellen
0,010
– Se
mit (+) und ohne (-) selenase®-Vorbehandlung
0,000
0
2
4
6
Gesamtstahlendosis [Gy]
8
10
+ Se
51
52
Selen
Nach der Tumortherapie:
Regeneration des
Immunsystems stärken
Die Bedeutung
von Selen
in der Immunabwehr
Nach einer Krebstherapie weisen viele Patienten ein geschwächtes Immunsystem auf.
Dadurch steigt das Risiko für Infektionen
und auch für Tumorrezidive [15], denn die
aggressive Therapie, die bei vielen Tumoren
notwendig ist, wirkt sich unter Umständen negativ auf die Rekonstitution naiver
T-Zellen aus. Dadurch fehlen dem Körper
diejenigen Zellen, die eine Immunantwort
gegen neue Antigene – beispielsweise
Tumorantigene – vermitteln können. Der
Regeneration des Immunsystems kommt
demnach in der Tumornachsorge eine große Bedeutung zu.
Die Immunabwehr wird zu einem großen
Teil durch Interleukin-2 (IL-2) moduliert.
Die Ausschüttung von IL-2 durch T-Helfer­
zellen führt zur Aktivierung und Proliferation weiterer Immunzell-Populationen, insbesondere von naiven T-Zellen. Doch um
diese Wirkung ausüben zu können, muss
IL-2 von den entsprechenden Rezeptoren
der zu aktivierenden Immunzelle erkannt
werden.
Abb.
5
In einer ruhenden naiven T-Zelle besteht
dieser Rezeptor aus zwei Untereinheiten
(β und ɤ) und hat nur eine geringe Affinität für IL-2. Seine hochaffine Form erlangt
der Rezeptor durch die Integration einer
dritten Untereinheit (α), deren Expression
allerdings von Selen abhängig ist (Abbildung 5) [18].
Selen aktiviert die Immunantwort: der IL-2-Rezeptor
IL-2
β γ
niedrig affiner
IL-2R
(K0 ~10-9 M)
ruhende
naive T-Zelle
β γ α
aktivierte
T-Zelle
CD25
Se
hoch affiner
IL-2R
(K0 ~10-11 M)
Voraussetzung für die Ausprägung des hochaffinen IL-2-Rezeptors ist eine ausreichende Selenversorgung. Auf diese Weise trägt Selen zur Aktivierung der Immunantwort bei
(verändert nach [3]).
Selen
Zusammenfassung und Ausblick
Selen besitzt multiple antioxidative und
immunmodulierende Eigenschaften
[16]. Als essenzieller Bestandteil von
Selenoenzymen und selenocysteinhaltigen Proteinen trägt es zum Schutz
der Zellen vor oxidativen Angriffen und
zur Regulation des Redoxhaushalts
bei.
Die antikanzerogenen Effekte von
Selen beruhen u. a. auf der antiproliferativen und proapoptotischen Wirkung,
die das Spurenelement auf Tumorzellen ausübt [16]. Hinzu kommen weitere Eigenschaften wie die Aktivierung
des Tumorsuppressorgens p53 durch
Selen [2, 9, 12] und die Stärkung der
humoralen und zellulären Immunität
durch Selen [15, 16].
Da eine gute Selenversorgung die
Prognose von Tumorpatienten verbessern kann, sollten die Selenwerte von
Patienten mit malignen Erkrankungen regelmäßig kontrolliert werden,
um festzustellen, ob sie von einer
Seleneinnahme profitieren. Bei einer
Unterversorgung mit Selen sollte bis
zu einem Serumwert von 100–120 µg/l
supplementiert werden, manche Autoren empfehlen sogar bis 130 µg/l [17].
In einer aktuellen Publikation weisen
Wallenberg et al. [2] auf das große
Potenzial von Selen in der Onkologie hin. Moderne Therapieoptionen
wie zielgerichtete Liganden-basierte
Behandlungsstrategien sind spezifisch
für bestimmte molekulare Targets.
Diese Substanzen sind initial wirksam,
doch in vielen Fällen entwickeln die
Tumorzellen rasch eine Resistenz gegen diese Medikamente. Im Gegensatz
dazu induzieren redoxaktive Selenverbindungen wie Selenit in pharmakolo­
gischen Konzentrationen komplexe
Signaltransduktions­kaskaden, die zur
Zerstörung der Krebszellen führen und
eine deutliche Tumorspezifität aufweisen. Nach Ansicht der Autoren bieten
diese Selenverbindungen ein großes
Potenzial für Multi-Target-Chemotherapien [2].
53
54
Selen
Quellen
1
Rayman MP. Selenium and human health. Lancet 2012; 379: 1256–1268.
2
Wallenberg M, Misra S, Björnstedt M. Selenium Cytotoxicity in Cancer. Basic Clin Pharmacol Toxicol 2014; 114: 377–386.
3
Vollmar A, Dingermann T. Immunologie – Grundlagen und Wirkstoffe. WVG, Stuttgart 2005.
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Duntas LH. Selenium and inflammation: underlying anti-inflammatory mechanisms. Horm Metab Res 2009; 41: 443–447.
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Backos DS, Franklin CC, Reigan P. The role of glutathione in brain tumor drug resistance. Biochem Pharmacol 2012; 83:
1005–1012.
7
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GSTK1-1 in tumor cells during the formation of drug resistance to cisplatin. Bull Exp Biol Med 2012; 154: 64–67.
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Hehr T, Bamberg M, Rodemann HP. Präklinische und klinische Relevanz der radioprotektiven Wirkung von Natriumselenit.
InFoOnkologie 1999; 2 Suppl 2: 25–29.
Selen
selenase® bei onkologischen Patienten
Selenspiegel
Referenzbereich*
Vollblut
< 100 µg/l
100–140 µg/l
(< 1,3 µmol/l)
(1,3–1,77 µmol/l)
Serum
< 80 µg/l
80–120 µg/l
(< 1,0 µmol/l)
(1,0–1,51 µmol/l)
Status
Erniedrigt
Niedrig
(unterhalb des Referenzbereichs)
(innerhalb des Referenzbereichs)
* Bei einem Selenspiegel von über 140 µg/l im Vollblut und 120 µg/l im Serum ist keine Selengabe
erforderlich.
Literatur bei biosyn. Selenspiegelmessung im biosyn-Labor: www.biosyn.de/labor
selenase® behebt den Selenmangel
selenase®: Wirkstoff: Natriumselenit-Pentahydrat. selenase® 50 peroral: 50 µg Selen pro ml, selenase® 50 AP: 50 µg Selen pro Tablette. Anwendungsgebiete:
selenase® 50 peroral, selenase® 50 AP: Nachgewiesener Selenmangel, der ernährungsmäßig nicht behoben werden kann. Ein Selenmangel kann auftreten
bei Maldigestions- und Malabsorptionszuständen sowie bei Fehl- und Mangelernährung. Zusammensetzung: selenase® 50 peroral: 1 Trinkampulle zu 1 ml Lösung
enthält 50 µg reines Selen als Natriumselenit-Pentahydrat in 0,9 %iger NaCl-Lösung. Sonstige Bestandteile: Natriumchlorid, Salzsäure, Wasser für Injektionszwecke.
selenase® 50 AP: 1 Tablette enthält 0,167 mg Natriumselenit-Pentahydrat (entsprechend 50 µg Selen). Sonstige Bestandteile: Gelatine, Magnesiumstearat (Ph. Eur.),
Maisstärke, Sucrose, Talkum. Gegenanzeigen: Selenintoxikationen. Nebenwirkungen: Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch bisher nicht bekannt. Darreichungsform,
Packungsgrößen: selenase® 50 peroral: 50 Trinkampullen mit 1 ml Lösung (N2). selenase® 50 AP: 20 (N1), 50 (N2), 100 (N3) Tabletten. selenase® 50 peroral, selenase®
50 AP: Apothekenpflichtig. 10/14
55
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Natriumselenit
Natriumselenit als Wirkstoff
Warum Natriumselenit als Wirkstoff? Warum
als Natriumselenit-Pentahydrat?
Der Wirkstoff von selenase® ist aus gutem Grund
Natriumselenit-Pentahydrat
Es gibt organische und anorganische
Selenverbindungen. selenase® enthält als
Wirkstoff Natriumselenit-Pentahydrat und
das aus gutem Grund: Natriumselenit-Pentahydrat besitzt den Vorteil, dass das Selen
aus diesem Salz sofort nach Aufnahme in
den Körper in die spezifischen, selenabhängigen Enzyme bzw. Proteine eingebaut
und bei einem Überschuss nicht im Körper
abgelagert, sondern schnell wieder ausgeschieden wird. Darüber hinaus kann es
in saurem Milieu direkt Sauerstoffradikale
entgiften, ohne die Enzymbiosynthese der
entsprechenden Glutathionperoxidasen
abwarten zu müssen.
Nahrungsergänzungen enthalten oftmals
organische Selenhefe. Selen liegt darin
hauptsächlich als Selenomethionin vor,
das eng verwandt ist mit der Aminosäure
Methionin. Das Schwefelatom des Methionins ist durch ein Selenatom ersetzt. Nach
Aufnahme wird Selenomethionin zunächst
unspezifisch ins Körpereiweiß eingebaut –
an den Stellen, an denen der genetische
Code „Methionin“ vorsieht, da die Proteinsynthese-Maschinerie nicht präzise zwischen „Selenomethionin“ und „Methionin“
unterscheiden kann. Um in ein spezifisches
selenabhängiges Protein eingebaut werden
zu können, muss ein solches „organisch
gebundenes“ Selen über viele Stoffwechselwege umgebaut werden und steht dem
Körper somit nicht direkt zur Verfügung.
Darüber hinaus kann es durch den unspezifischen Einbau zu einer Anreicherung
von Selen im Körper kommen, die sich
möglicherweise ungünstig auswirkt. Die
anorganische Selenform Natriumselenit ist
daher die besser bioverfügbare und besser
verträgliche Form.
Für Arzneimittel ist aus diesem Grunde nur
Natriumselenit-Pentahydrat als Wirkstoff
zugelassen und in entsprechenden Arzneibuchmonographien festgelegt. Seit 2005 ist
auch für die Herstellung von pharmazeutischen Wirkstoffen die Einhaltung der GMP
(Good Manufacturing Practice) – Richtlinien für die Herstellung von Arzneimitteln
– gesetzlich vorgeschrieben. biosyn hat
deshalb eine eigene GMP-Wirkstoffproduktion für Natriumselenit-Pentahydrat
und Natriumselenit wasserfrei aufgebaut,
welche bis dato die einzige weltweit ist.
Der innovative Herstellungsprozess, der
nach einer Hochreinigung zu reinen Natriumselenit-Pentahydrat-Kristallen führt,
ist inzwischen weltweit patentiert. Der so
gewonnene GMP-Wirkstoff wird insbesondere für die Herstellung der weltweit
vertriebenen selenase®-Injektionsformen
benötigt. Er wird auch für die selenase®-­
Trinkampullen und selenase®-Tabletten
sowie für die selenase®-Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt.
Natriumselenit
57
58
Literatur
Studienübersicht und Literatur
Kurzfassung der erwähnten Studien und Literatur
Asfour IA, El Shazly S, Fayek MH et
al. Effect of high-dose sodium selenite therapy on polymorphonuclear
leukocyte apoptosis in Non-Hodg­
kin’s lymphoma patients. Biol Trace
Elem Res 2006; 110: 19–32
Natriumselenitgabe (0,2 mg/kg/d) während
Chemotherapie (CHOP: Cyclophosphamid,
Doxorubicin, Onkovin, Prednisone), jeweils an
Tag 3–7 reduziert die Nebenwirkungen der CT:
Signifikante Reduktion der Apoptose neutrophiler Granulozyten (p < 0,05) und der Infektionsrate (p < 0,05) sowie Verbesserung der
kardialen Ejektionsfraktion (p < 0,05).
Babaknejad N, Sayehmiri F, Sayehmiri K et al. The relationship between
selenium levels and breast cancer: a
systematic review and meta-analysis.
Biol Trace Elem Res 2014; 159: 1–7
Übersichtsarbeit. In Studien, in denen die
Selenkonzentrationen im Serum gemessen
wurden, zeigte sich eine signifikant inverse
Korrelation zwischen Selenkonzentration und
dem Auftreten von Brustkrebs. In den Studien,
in denen Selen in den Zehennägeln gemessen
wurde, war die Korrelation nicht signifikant.
Die Selenkonzentration im Blut kann als ein
Vorhersagewert für die Entwicklung von Brustkrebs angesehen werden.
Backos DS, Franklin CC, Reigan P.
The role of glutathione in brain tumor
drug resistance. Biochem Pharmacol
2012; 83: 1005–1012
In vielen Tumoren ist das GSH-System oftmals
dysreguliert, was sich in einer Neigung zur
Zytostatikaresistenz äußert.
Beier A, Siems W, Brenke R, Grune T.
Verstärkte Bildung freier Radikale
beim chronischen Lymphödem.
Lymphol. 1994; 18: 8–11
Die erythrozytäre Glutathionkonzentration lag
bei Patienten mit Lymphödem rund 20 % niedriger als bei Gesunden. Zudem war bei den
Patienten ein Anstieg der Malondialdehyd­
konzentration im Serum zu verzeichnen. Diese
Veränderungen belegen eine massive Produktion und Aktivität freier Radikale in lymphatisch ödematösem Gewebe.
Diese ist meistens mit einer Glutathion-STransferase-vermittelten GSH-Konjugation mit
verschiedenen Antitumorsubstanzen verbunden, was zur Bildung von weniger toxischen GSH-Zytostatikum-Komplexen führt,
die leicht aus der Zelle geschleust werden
können. Erkenntnisse über die Mechanismen
der Zytostatikaresistenz und das Wissen über
das Biomarker-Profil des einzelnen Gehirntumor-Patienten sind entscheidend, um die
Therapie entsprechend anzupassen und das
Outcome zu verbessern.
Literatur
Bera S, De Rosa V, Rachidi W et al.
Does a role for selenium in DNA
damage repair explain apparent controversies in its use in chemoprevention? Mutagenesis 2013; 28: 127–134
Natriumselenit reduziert das Risiko für Tumor­
wachstum aufgrund seiner Fähigkeit zur
Hemmung der Entstehung sowie zur Reparatur von DNA-Schäden (Radikalfänger per se,
Einbau in Selenoproteine, z. B. Steigerung von
Gadd45, Ref1, p53, Schutz von BRCA1).
Beuth J, van Leendert R, Schneider B
et al. Complementary medicine on
side-effects of adjuvant hormone
therapy in patients with breast cancer. In Vivo 2013; 27: 869–871
680 Patientinnen wurden entsprechend internationaler Leitlinien behandelt. Alle litten unter
der durch die Hormontherapie ausgelösten
Arthralgie und Schleimhauttrockenheit. Um
die Nebenwirkungen zu reduzieren, wurden
die Patienten komplementär mit einer Kombination aus Natriumselenit, proteolytischen
Pflanzenenzymen und Lens culinaris Lectin
behandelt. 64 % der Patienten, die an einer
Arthralgie litten, und 62 % der Patienten mit
Schleimhauttrockenheit profitierten signifikant
von der komplementären Therapie. Die Reduktion der Nebenwirkung der Hormontherapie
war statistisch signifikant (p < 0,001).
Bleys J, Navas-Acien A, Guallar E.
Serum selenium levels and all-cause,
cancer, and cardiovascular mortality
among US adults. Arch Intern Med
2008; 168: 404–410
Es besteht kein linearer Zusammenhang zwischen steigendem Selenspiegel und
• dem Risiko für Diabetes Typ II
• höherem Sterblichkeitsrisiko. Tatsächlich
sinkt das Sterblichkeitsrisiko mit der Erhöhung der Selenspiegel (erst ab 150 µg/l im
Serum steigt es wieder an)
• höherer Krebs-Letalität. Tatsächlich sinkt
die Krebsletalität mit der Erhöhung der
Selenspiegel (erst ab 150 µg/l im Serum
steigt sie wieder an). Für Prostata und
Darmkrebs gilt sogar: je höher der Selenspiegel, desto besser
• dem Auftreten chronisch kardiovaskulärer
Erkrankungen.
Ansteigende Serum-Selenspiegel sind bis zu
einem Wert von ca. 130 µg/l mit sinkender
Mortalität assoziiert. Dies liegt über dem oberen deutschen Referenzwert von 120 µg/l Se
im Serum!
59
60
Literatur
Brooks JD, Metter EJ, Chan DW et al.
Plasma selenium level before diagnosis and the risk of prostate cancer development. J Urol 2001; 166:
2034–2038
52 Männer mit diagnostiziertem Prostata-Ca.
verglichen mit 96 altersentsprechenden
Kontrollen ohne nachgewiesene Prostataerkrankung. Niedrige Plasmaselenspiegel sind
assoziiert mit einem 4- bis 5-fach erhöhten
Prostata­krebs-Risiko. Da der Plasmaselenspiegel mit dem Patientenalter sinkt, könnte
eine Supplementierung für ältere Männer von
Vorteil sein.
Bruns F, Büntzel J, Mücke R et al. Selenium in the treatment of head and
neck lymphedema. Med Princ Pract
2004; 13: 185–190
20 Patienten mit endolaryngealem Lymphödem
nach Operation und anschließender Radiotherapie erhielten danach über 4–6 Wochen
350 μg Se/m2 Körperoberfläche pro Tag: Bei
75 % der Pat. Verbesserung des Miller-Scores > 1 Score-Punkt, der Lebensqualität
+ 4,4 Pkte (p > 0,05). Bei 65 % der Pat. keine
Tracheostomie notwendig.
Bei 100 % der Pat. keine Erysipele.
Caffrey PB, Frenkel GD. Selenium
compounds prevent the induction of
drug resistance by cisplatin in human
ovarian tumor xenografts in vivo.
Cancer Chemother Pharmacol 2000;
46: 74–78
Die Verabreichung von Selenit oder Selenomethionin (i.p. 1,5 mg/kg) zeitnah zur initialen
Cisplatin-Dosis verhindert die Entwicklung
einer Resistenz. Ursächlich hierfür ist, dass
Selenverbindungen einen Cisplatin-induzierten
Anstieg des schützenden Glutathions verhindern.
Charalabopoulos K, Kotsalos A, Batistatou A et al. Selenium in serum and
neoplastic tissue in breast cancer:
correlation with CEA. Br J Cancer
2006; 95: 674–676
80 mastektomierte Frauen mit Brustkrebs.
Das Serumselen betrug 42,5 ± 7,5 µg/l bei
Brustkrebspatienten und 67,6 ± 5,36 µg/l in
den nach Alter gematchten gesunden Kontrollen.
Es wurde eine inverse Korrelation zwischen
Selen und CEA (carcinoembryonic antigen) in
beiden Gruppen gefunden (r = –0,794). Keine
Korrelation ergab sich zwischen Se-Serum-/
Gewebekonzentration und Erkrankungsstadium. Der Abfall der Se-Serumkonzentration,
ebenso wie die erhöhte Konzentration im
Tumorgewebe sind von großer Bedeutung.
Diese Veränderungen spiegeln möglicherweise
einen Teil der Abwehrmechanismen gegen das
Tumorgeschehen wider.
Literatur
Clark LC, Combs GF, Jr., Turnbull BW
et al. Effects of selenium supplementation for cancer prevention in
patients with carcinoma of the skin.
A randomized controlled trial. Nutri­
tional Prevention of Cancer Study
Group. JAMA 1996; 276: 1957–1963
Doppelblind placebokontrollierte Studie an
1.312 Hochrisikopatienten (behandelte Basalzell- bzw. Plattenepithelkarzinome der Haut).
Untersuchung des Einflusses einer 4,5-jährigen Se-Supplementierung (200 µg Se/Tag als
Se Met) auf die Krebsinzidenz: Kein Einfluss
auf die Rezidivrate, jedoch auf sekundäre
Endpunkte: signifikante Reduktion der Inzidenz von Prostatakrebs (um 63 %), Kolonkrebs
(um 58 %), Lungenkrebs (um 45 %) und der
Krebssterblichkeit (16 %).
Conklin KA. Chemotherapy-associa­
ted oxidative stress: impact on chemotherapeutic effectiveness. Integr
Cancer Ther 2004; 3: 294–300
Antineoplastische Substanzen, welche im
Rahmen einer Chemotherapie (CT) Tumorzellen abtöten sollen, produzieren auch zahlreiche elektrophile Aldehyde, die den Zellstoffwechsel in dem Maße stören können, dass
die Wirksamkeit der CT beeinträchtigt wird.
Der Einsatz von Antioxidantien während der
Chemotherapie könnte den oxidativen Stress
reduzieren, der für die Generierung der Alde­
hyde verantwortlich ist.
Delogu A, Moretti S, Famularo G et
al. Mitochondrial perturbations and
oxidant stress in lymphocytes from
patients undergoing surgery and
general anesthesia. Arch Surg 2001;
136: 1190–1196
Durch Operationen kommt es zu einer Schädigung des Immunsystems, welche sich z. B.
durch einen höheren Anteil an apoptotischen
Lymphozyten (CD4, CD8) 24 h nach der OP
nachweisen lässt.
Deutsches Krebsforschungszentrum
(DKFZ). Nachsorge bei Krebs. Online-Informationen des DKFZ:
www.krebsinformationsdienst.de
(Stand: 23. August 2012)
Der Krebsinformationsdienst (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums ist der kompetente Ansprechpartner für alle Fragen zum
Thema Krebs, sowohl für Laien, als auch für
Fachkreise.
Duffield-Lillico AJ, Reid ME, Turnbull BW et al. Baseline characteristics
and the effect of selenium supplementation on cancer incidence in
a randomized clinical trial: a summary report of the Nutritional Prevention
of Cancer Trial. Cancer Epidemiol
Biomarkers Prev 2002; 11: 630–639
Zusammenfassung der Nutritional Prevention
of Cancer (NPC)-Studie von 1996 und Analyse
der Follow-Up-Daten. Die NPC-Studie belegt
nach wie vor einen krebspräventiven Effekt
von Selen, wobei die Inzidenz nicht bei allen
Krebsarten eine Reduktion zeigt. Der Behandlungseffekt war auf Männer und solche mit
niedrigem Selenspiegel beschränkt.
61
62
Literatur
Duntas LH. Selenium and inflammation: underlying anti-inflammatory
mechanisms. Horm Metab Res 2009;
41: 443–447
Die Übersichtsarbeit befasst sich mit den
Schlüsselmechanismen des Selens, seine
antiinflammatorischen Eigenschaften (NF-kB)
betreffend, und weist Selen als einen Modulator der antiinflammatorischen Response bei
Infektionen und Autoimmunerkrankungen aus.
Dziaman T, Huzarski T, Gackowski D
et al. Selenium supplementation
reduced oxidative DNA damage in
adnexectomized BRCA1 mutations
carriers. Cancer Epidemiol Biomar­
kers Prev 2009; 18: 2923–2928
BRCA1 spielt eine Rolle in der Reparatur oxidativer DNA-Schäden. Trägerinnen einer BRCA1Mutation (und somit beträchtlich erhöhtem
Krebsrisiko) weisen eine deutliche Erhöhung
oxidativer DNA-Schäden auf (bestimmt durch
die Messung von 8-oxo-dG, also oxidativ geschädigter Guanosin-Nukleotide). Noch nicht
an Brustkrebs erkrankte Trägerinnen der Mutation, die sich einer Adnexektomie unterzogen
und eine Selensupplementation erhielten, wiesen deutlich weniger oxidative DNA-Schäden
auf. Selen unterstützt somit die DNA-Reparatur.
Estrela JM, Ortega A, Obrador E.
Glutathione in cancer biology and
therapy. Crit Rev Clin Lab Sci 2006;
43: 142–181
Übersichtsarbeit: Stoffwechselwege von Gluta­
thion (GSH), Stress-Response, molekulare Mechanismen von Tumorzellüberleben und –tod,
Sensibilisierung metastatischer Zellen. Experimentelle Daten zeigen, dass die Beschleunigung des GSH-Efflux aus der Zelle die GSH-­
Depletion metastatischer Zellen erleichtert.
Földi E. Das postoperative Lymph­
ödem. Phlebologie 2011; 40: 123–126
Übersichtsartikel zum postoperativen
Lymphödem: Pathophysiologie, Diagnostik und
Therapie.
Franca CA, Nogueira CR, Ramalho A
et al. Serum levels of selenium in
patients with breast cancer before
and after treatment of external beam
radiotherapy. Ann Oncol 2011; 22:
1109–1112
Bei Patienten unter Strahlenbehandlung kommt
es zu einer signifikanten Reduktion der Plasma-Selenwerte (209 Brustkrebspatientinnen):
Zu Beginn der Strahlentherapie lag der mittlere Selenwert für alle Patienten bei 86,4 μg/l
und nach der Strahlentherapie fiel dieser
auf 47,8 μg/l. Die multivariate Analyse zeigte
einen statistisch signifikanten Unterschied in
der Plasma-Selenkonzentration vor und nach
der Strahlentherapie in Bezug auf Alter, BMI,
Rauchen, Alkoholgenuss, Chemo­therapie und
klinisches Stadium (jeweils p < 0,001).
Ghorbani A, Omidvar B, Parsi A. Protective effect of selenium on cisplatin
induced nephrotoxicity: A double-blind
controlled randomized clinical trial.
J Nephropathology 2013; 2: 129–134
122 Krebspatienten (61/61) unter Chemotherapie: Die durch die Therapie mit Cisplatin
induzierte Nephrotoxizität wird durch parallele
Selengabe von 400 µg, jeweils einen Tag vor
CT, vermindert.
Literatur
Gröber U, Mücke R, Adamietz IA
et al. Komplementärer Einsatz von
Antioxidanzien und Mikronährstoffen
in der Onkologie. Der Onkologe 2013;
19: 136–143
Update 2013 der Arbeitsgruppe zum komplementären Einsatz von Mikronährstoffen in der
Onkologie mit Schwerpunkt auf Vitamin D,
Selen, L-Carnitin und Vitamin C.
Gröber U. Mikronährstoffe. 3. Aufl.
WVG, Stuttgart 2010 (S. 263ff)
Kapitel über die Bedeutung von Mikronährstoffen bei Krebserkrankungen, inkl. Dosierungsempfehlungen.
Hehr T, Bamberg M, Rodemann HP.
Präklinische und klinische Relevanz
der radioprotektiven Wirkung von
Natriumselenit. InFoOnkologie 1999;
2 Suppl 2: 25–29
In-Vitro-Untersuchungen an Zellkulturen
von humanen normalen Fibroblasten und
Plattenepithelkarzinomzelllinien zeigen eine
selektive Radioprotektion durch Selenit im
Sinne eines verbesserten Zellüberlebens für
die gesunden Zellen im Gegensatz zu den
Karzinomzellen.
Hiddemann W, Bartram CR. Die
Onkologie – Teil 1. Springer Medizin
Verlag, Heidelberg 2010
Moderne Enzyklopädie der klinischen Tumorlehre.
Jaworska K, Gupta S, Durda K et al.
A low selenium level is associated
with lung and laryngeal cancers.
PLoS One 2013; 8: e59051
Fall-Kontroll-Studie: 95 Fälle von Lungenkrebs,
113 Fälle von Kehlkopfkrebs und gesunde
Kontrollen. Ein Selenspiegel unter 60 µg/l
war mit einem signifikant höheren Risiko für
Lungen- und Kehlkopfkrebs verbunden. Die
Analyse von vier Selenoprotein-Genen ergab
einen Hinweis auf Assoziation einer genetischen Variante des GPX1-Gens mit dem Risiko
für Lungen- und Kehlkopfkrebs.
Kalinina EV, Berozov TT, Shtil AA et
al. Expression of genes of glutathione transferase isoforms GSTP1-1,
GSTA4-4, and GSTK1-1 in tumor cells
during the formation of drug resistance to cisplatin. Bull Exp Biol Med
2012; 154: 64–67
Untersuchung der Expression von Genen, die
für die Glutathion-S-Transferase-Isoformen
GSTP1-1, GSTA4-4 und GSTK1-1 kodieren – im
Rahmen der Resistenzentwicklung humaner
Erythroleukämie(K562)-, Mamma-Adenokarzi­
nom(MCF-7)- und Ovarial-Adenokarzi­
nom(SKOV-3)-Zellen gegenüber Cisplatin
(CDDP). In allen drei Tumorzelllinien ist die
Resistenzentwicklung mit einem signifikanten
Anstieg einer hGSTP1- und hGSTA4-Gen­
expression verbunden, während eine erhöhte
hGSTK1-Genexpression nur in resistenten
K562/CDDP- und MCF-7/CDDP-Zellen gemessen wurde.
Band I: Fundiertes klinisches Basiswissen zu
den Grundprinzipien der Therapie, Epidemio­
logie, Ätiologie und Pathogenese.
63
64
Literatur
Kasseroller R. Der Einsatz von Selen
beim Lymphödem. Med Klin (Munich) 1997; 92 Suppl 3: 50–51
selenase®
Kasseroller R. Natriumselenit in der
Therapie des chronischen Lymph­
ödems. Der Allgemeinarzt 1995; 13:
1396–1404
selenase®
Übersichtsartikel, der die positiven Wirkungen
von Selenit beim Lymphödem zusammenfasst:
signifikante Verbesserung von Walchsee-Index
(Hauttrockenheit, Depression, Temperaturempfindlichkeit, Inkontinenz, Visus), kontinuierliche
Volumenreduktion, Erweichung der Fibrosen,
Rückgang der Erysipele auf Null.
84 Lymphödem-Patienten erhielten zusätzlich
zur kombinierten physikalischen Entstauungstherapie Selen:
1. Woche: 1.000 μg Se/d
2.–3. Woche: 300 μg Se/d
3 Monate 100 μg Se/d
Selenit als Trinklösung; zusätzlich zur komplexen physikalischen Entstauungstherapie (KPE).
Die Erysipelinzidenz wurde durch der Selensupplementierung von 45 % auf 0 % gesenkt.
Kasseroller R. Sodium selenite as
prophylaxis against erysipelas in
se­condary lymphedema. Anticancer
Res 1998; 18: 2227–2230
60 Patientinnen mit sekundärem Lymphödem
und rezidivierenden Erysipelen
selenase®
Selenit als Trinklösung; zusätzlich zur KPE. Die
Erysipelinzidenz in der Se-Gruppe: betrug 0 %
(Se-Spiegel Normbereich) im Vergleich zur
Ktr.-Gruppe mit 50 %. Die Antibiotika-Therapie
konnte durch selenase-Therapie ersetzt werden.
Kasseroller RG, Schrauzer GN. Treatment of secondary lymphedema of
the arm with physical decongestive
therapy and sodium selenite: a review. Am J Ther 2000; 7: 273–279
selenase®
1. Woche: 1.000 μg Se/d
2.–3. Woche: 300 μg Se/d
3 Monate 100 μg Se/d
Übersichtsartikel
Studie 1:
Tag 1–4: 800 µg Se als Selenit-Trinklösung,
Tag 5–28 500 µg Se als Selenit-Trinklösung
bewirkte eine spontane Reduktion des
Lymphödemvolumens und normalisierte die
Blutparameter im Rahmen einer verminderten
Freisetzung von freien Radikalen.
Studie 2:
Woche 1: 1.000 µg Se, Woche 2 + 3: 300 µg
Se, folgende 3 Mon.: 100 µg Se, jeweils als
Selenit-Trinklösung.
Placebokontrollierte Doppelblindstudie an
mastektomierten Lymphödempatientinnen mit
komplexer physikalischer Entstauungstherapie
(KPE): Selenit erhöhte die Wirksamkeit der
KPE und verbesserte die Beweglichkeit und
Wärmetoleranz der betroffenen Extremitäten.
Literatur
Kazi TG, Kolachi NF, Afridi HI et al.
Effects of mineral supplementation
on liver cirrhotic/cancer male patients. Biol Trace Elem Res 2012; 150:
81–90
Messung von Spurenelementen und toxi­
schen Elementen in Vollblut und Serum von
144 männlichen Patienten mit Leberzirrhose
oder Leberkrebs vor und 60 Tage nach Spurenelementsupplementierung im Vergleich zu
120 gesunden Männern. Zirrhose-/Krebspatienten hatten signifikant niedrigere Se- und
Zn-Level als Gesunde (p < 0,001) sowie mehr
als zweifach höhere As- und Cd-Level. Orale Se- und Zn-Supplemente führen bei allen
Patienten zu einer Verbesserung der Spurenelementkonzentrationen und sind in der Lage,
den Stoffwechsel zu beeinflussen.
Kiremidjian-Schumacher L, Roy M,
Glickman R et al. Selenium and
immuncompetence in patients with
head and neck cancer. Biol Trace
Elem Res 2000; 73: 97–111
Eine Supplementierung mit Selen (200 µg/d)
während der Therapie führt zu einer
signifikant gesteigerten zellvermittelten Immunantwort, gemessen an der Fähigkeit der
Lymphozyten, auf eine Mitogenstimulation
zu reagieren, zytotoxische Lymphozyten zu
generieren und Tumorzellen zu zerstören. Im
Gegensatz dazu war bei den Patienten der
Placebo-Gruppe ein Rückgang der Immunantwort sowohl während als auch nach Abschluss der Strahlen- und/oder Radiotherapie
zu verzeichnen.
Kiremidjian-Schumacher L, Roy M.
Effect of selenium on the immunocompetence of patients with head
and neck cancer and on adoptive immunotherapy of early and established
lesions. BioFactors 2001; 14: 161–168
Übersichtsartikel: Eine Se-Supplementierung
(200 µg/d) während der Therapie (OP, RT) von
Plattenepithelkarzinomen im Kopf-Hals-Bereich führte zu einer signifikant gesteigerten
zellvermittelten Immunantwort, während sie in
der Placebogruppe zurückging.
Über Untersuchungen an Mäusen zeigte
sich, dass die lokale Interleukin 2-Therapie in
Verbindung mit Selensupplementierung eine
effektive Behandlungsmodalität darstellt, um
der Rezidiventwicklung bei bereits therapierten Tumoren vorzubeugen.
65
66
Literatur
Kowalska E, Narod SA, Huzarski T et
al. Increased rates of chromosome
breakage in BRCA1 carriers are normalized by oral selenium supplementation. Cancer Epidemiol Biomarkers
Prev 2005; 14: 1302–1306
Um die Mutagenität der Zellen von BRCA1-­
Trägern zu prüfen, wurde jeweils die Frequenz
der Chromosomenbrüche kultivierter Blutlymphozyten in Exposition zu Bleomycin mit und
ohne vorherige Selensupplementierung bei
weiblichen BRCA1-Trägern sowie im Vergleich zu Nicht-BRCA1-Trägern verglichen.
BRCA1-­Träger zeigten signifikant mehr Raten
an Chromosomenbrüchen pro Zelle als Nicht-­
BRCA1-Träger. Durch eine 1- bis 3-monatige
Selensupplementierung konnte diese Rate
auf das Maß der Nicht-BRCA1-Träger reduziert werden. Orales Selen ist deshalb sehr
gut zur Krebsprävention für BRCA1-Träger
geeignet.
Lanfear J, Fleming J, Wu L et al. The
selenium metabolite selenodiglutathione induces p53 and apoptosis:
relevance to the chemopreventive
effects of selenium? Carcinogenesis
1994; 15: 1387–1392
Selenodiglutathion (SDG), ein aus Selenit
entstehender Metabolit, hemmt das Wachstum von Tumorzellen noch besser als die
Ursprungsubstanz selbst. Dies wurde an einer
Leukämie- und einer Ovarialkarzinom-Zelllinie
gezeigt. SDG wirkt auf zwei voneinander unabhängigen Wegen. Es löst die Apoptose aus,
was sich an Änderungen der Zellmorphologie,
der Membranpermeabilität und am Chromosomen-Abbau zeigen lässt. Außerdem induziert
es die Aktivität des Tumorsuppressorgens p53
Leitlinienprogramm Onkologie der
AWMF, Deutschen Krebsgesellschaft
e.V. und Deutschen Krebshilfe e.V.
S3-Leitlinie Mammakarzinom der
Frau – Diagnostik, Therapie und
Nachsorge. AWMF-Registernr. 032 –
045OL (Stand: 2. Juli 2012)
Frauen mit Mutationen in einem der beiden
der Brustkrebs-Gene (Breast Cancer; BRCA)
1 und 2 haben ein lebenslanges Risiko von
50 bis 80 Prozent an Brustkrebs und von 10
bis 40 Prozent an einem Ovarialkarzinom zu
erkranken.
Leroy B, Anderson M, Soussi T. TP53
mutations in human cancer: database reassessment and prospects for
the next decade. Hum Mutat 2014;
35: 672–688
Übersichtsartikel: Mehr als 50 % aller Tumor­
gewebe weisen eine Mutation oder eine verringerte Expression des p53-Gens auf. Analyse
der TP53-Mutation-Database mit dem Fokus
auf spezielle Mutationen, die aufgrund ihrer
Seltenheit in der Vergangenheit übersehen
wurden; Entwicklung der statistischen Methoden, um TP53-Passenger-Mutationen und
Artefakte von tatsächlichen Mutationen zu
unterscheiden – ein Prozess, der essenziell ist,
um eine exakte TP53-Mutation-Database zu
erstellen, welche ein wertvolles Tool für Kliniker und Forscher darstellt
Literatur
Look MP, Musch E. Lipid peroxides in
the polychemotherapy of cancer patients. Chemotherapy 1994; 40: 8–15
Wiederholte Poly-Chemotherapien mit radikalgenerierenden Wirkstoffen überfordern die
antioxidative Kapazität von Tumorpatienten
und führen zu oxidativem Stress.
Dieser ist über eine erhöhte Blutkonzentration von Thiobarbitursäure-reaktiven-Substanzen messbar.
McKenzie RC, Arthur JR, Beckett GJ.
Selenium and the regulation of cell
signaling, growth, and survival:
molecular and mechanistic aspects.
Anti­oxid Redox Signal 2002; 4:
339–351
Übersichtsartikel zu den grundlegenden
Mechanismen, über die Selen das Zellwachstum, die Gentranskription und den Zelltod
reguliert. Beschreibung der Synthese und
Funktion von Selenoproteinen, weltweite
Selenversorgung über Nahrungsmitteln, Selenmangel und –toxizität.
Meyer HA, Endermann T, Stephan C
et al. Selenoprotein P status correlates to cancer-specific mortality
in renal cancer patients. PLoS One
2012; 7: e46644
41 Patienten mit Nierenzellkarzinom und
21 Kontrollen wurden retrospektiv bezüglich ihres Selenstatus untersucht. Höhere
Tumorstadien korrelierten mit niedrigeren
Seleno­protein P(SePP)- und Serumselenkonzentrationen. Ein niedriger Selenstatus
(SePP < 2,4 mg/l) bei Diagnose war mit einer
5-Jahres-Überlebensrate von 20 % verbunden.
SePP- und Se-Konzentrationen scheinen einen
prognostischen Parameter beim Nierenzellkarzinom darzustellen und sollten bei der
Diagnose erfasst werden, da sie offenbar das
Therapieregime beeinflussen.
Micke O, Bruns F, Mücke R et al.
Selenium in the treatment of radiation-associated secondary lymphedema. Int J Radiat Oncol Biol Phys 2003;
56: 40–49
48 Patienten mit akuten und chronischen
Lymphödemen (obere Extremitäten, Kopf-HalsBereich) nach OP u./o. Radiotherapie, 350 μg
Se/m2 Körperoberfl./d über 4 bis 6 Wochen.
Mitra DK, Singh HP, Singh M et al.
Reconstitution of naive T cells and
type 1 function after autologous
peripheral stem cell transplantation:
impact on the relapse of cancer.
Transplantation 2002; 73: 1336–1339
Die zytostatische Therapie reduziert die phänotypische und funktionelle Rekonstitution
naiver T-Zellen und gamma-IFN produzierender Memory-Zellen. Eine niedrige Anzahl
naiver Zellen und gamma-IFN-produzierender
Memory-Zellen korrelieren mit dem frühen
Auftreten eines Tumorrezidivs.
Ergebnisse: Reduktion des Ödemvolumens,
Verbesserung des Hautfaltenindexes, des FünfPunkte-Scores nach Miller, der Lebensqualität.
67
68
Literatur
Mücke R, Schomburg L, Glatzel M et
al. Multicenter, phase 3 trial compa­
ring selenium supplementation with
observation in gynecologic radiation
oncology. Int J Radiat Oncol Biol Phys
2010; 78: 828–835
selenase®
81 Patientinnen mit Cervix- und Corpus uteri-­
Karzinomen. 39 Patienten (Verum) erhielten
500 µg Se/d während RT und 300 μg Se/d
an den Tagen ohne RT. 42 Kontrollpatienten
erhielten nichts.
Das Auftreten der radiogenen Diarrhö ≥ CTC
Grad 2 (Common Toxicity Criteria) war in der
Verumgruppe mit 20,5 % signifikant (p = 0,04)
geringer als in der Kontrollgruppe mit 44,5 %.
Die Selensupplementierung während Radiotherapie bewirkt eine Verbesserung des Blutselenstatus’ bei selendefizienten Cervix- und
Corpus uteri-Karzinom-Patienten und reduziert
die Anzahl und Schwere strahleninduzierter
Diarrhö. Sie vermindert nicht die Wirkung der
Standardtherapie.
Mücke R, Micke O, Schomburg L et
al.: Multicenter, phase III trial comparing selenium supplementation
with observation in gynecologic
radia­tion oncology – follow-up analy­
sis of the survival data 6-years after
cessation of randomization. Integr
Cancer Ther Epublication 11.07.2014
selenase®
Follow-Up der 2010 publizierten Studie an
81 Patienten mit Cervix- und Corpus uteri-­
Karzinomen unter Strahlentherapie und
Natriumselenit (500 µg Se/d).
Die 10-Jahres-Überlebensrate in der Verumgruppe betrug 55,3 % im Vergleich zu 42,7 %
in der Kontrollgruppe (p = 0,09). Die Analyse
belegt, dass Selen die Wirksamkeit der Strahlentherapie nicht verschlechtert bzw. das
Langzeitüberleben nicht negativ beeinflusst.
Im Hinblick auf die selenvermittelte Reduktion
der Nebenwirkungen der Strahlentherapie
sollte Selen auch weiterhin bei dieser Patientengruppe zum Einsatz kommen.
Mücke R, Klotz T, Giedl J et al. Whole
blood selenium levels (WBSL) in
patients with prostate cancer (PC),
benign prostatic hyperplasia (BPH)
and healthy male inhabitants (HMI)
and prostatic tissue selenium levels
(PTSL) in patients with PC and BPH.
Acta Oncol 2009; 48: 452–456
Die Selenspiegel im Vollblut sind bei allen
untersuchten Gruppen einschließlich der
Gesunden signifikant erniedrigt (p = 0,01).
Patienten mit Prostata-Ca (PC) haben signifikant niedrigere Selenspiegel als gesunde
Männer (p = 0,04). Patienten mit benigner
Prostata-Hyperplasie (BPH) haben niedrigere
Selenspiegel als Gesunde (p = 0,13). Zwischen
Patienten mit benigner Prostata-Hyperplasie
(BPH) und PC besteht kein signifikanter Unterschied in den Spiegeln (p = 0,67).
Schlussfolgerung: Da die Selenspiegel im
Vollblut bei allen Patienten und bei den Gesunden erniedrigt sind, unterstützt dies die
Empfehlung einer Supplementierung.
Literatur
Navarro-Alarcón M, López-Martinez MC. Essentiality of selenium in
the human body: relationship with
the different diseases. Sci Total Environ 2000; 249: 347–371
Review über den Zusammenhang von Selenmangel und verschiedenen degenerativen
Erkrankungen. Diskussion der optimalen
täglichen Zufuhr in Bezug auf eine Prävention
bzw. Heilung bestimmter Erkrankungen wie
Zirrhose, Krebs, Diabetes und kardiovaskuläre
Erkrankungen. Verschiedene epidemiologische Studien und Untersuchungen an Tieren
haben gezeigt, dass Selen protektiv in Bezug
auf verschiedene degenerative Erkrankungen
wirkt.
Qiao YL, Dawsey SM, Kamangar F
et al. Total and cancer mortality after
supplementation with vitamins and
minerals: follow-up of the Linxian
General Population Nutrition Intervention Trial. J Natl Cancer Inst. 2009;
101: 507–518
10-Jahres-Follow-Up der Linxian-Studie
(Ösophagus- und Magenkarzinom-Präventionsstudie, 29.584 Teilnehmer, 1985–1991,
tägliche Einnahme von 50 µg Selen, 30 mg
Vitamin E und 15 mg Beta-Carotin führte
zu einer reduzierten Gesamt-, Krebs- und
Magen­krebssterblichkeit).
Die positiven Effekte von Selen, Vitamin E und
Beta-Carotin auf die Sterblichkeit sind auch
10 Jahre nach Beendigung der Einnahme noch
messbar und sind einheitlich größer bei jüngeren Teilnehmern.
Rayman MP. Selenium and human
health. Lancet 2012; 379: 1256–1268
Übersichtsartikel: Selen ist Bestandteil von
Selenoproteinen mit vielfältigen Funktionen
(antioxidativ, antiinflammatorisch) sowie
im Schilddrüsenstoffwechsel. Ein niedriger
Selenspiegel ist assoziiert mit einem erhöhten
Sterberisiko, schlechtem Immunstatus, kognitiven Einschränkungen. Ein höherer Selenstatus wirkt antiviral, ist essenziell für die männliche und weibliche Reproduktion, reduziert das
Risiko für Autoimmunthyreoiditis, für Prostata-,
Lungen, Kolorektal- und Blasenkrebs. Wichtig
für den positiven Effekt von Selen ist jedoch
ein vorausgehender Selenmangel und das
Erreichen eines adäquaten Selenspiegels im
Blut.
69
70
Literatur
Rostkowska-Nadolska B, Pospiech L,
Bochnia M. Content of trace elements in serum of patients with
carcinoma of the larynx. Arch Immunol et Ther Exp (Warsz) 1999; 47:
321–325
Untersuchung des Gehalts an Arsen, Nickel,
Kupfer, Selen, Zink und Eisen im Serum von
78 Patienten mit Larynx-Karzinom. Patienten wurden in vier Gruppen aufgeteilt. Die
Kontrollgruppe bestand aus 17 Patienten mit
Nasenscheidewand-Operationen.
Verglichen mit der Kontrollgruppe wurden in
der Gruppe der Patienten vor der Behandlung
(Gruppe I) höhere Konzentrationen an Arsen,
Nickel und Kupfer im Serum gefunden, während die Konzentrationen an Selen, Zink und
Eisen niedriger waren. In den Gruppen nach
der Behandlung (OP, RT, OP+RT, Gr. II-IV)
wurden die höchsten Serum-Konzentrationen
an Eisen und Zink in der Gruppe nach der
Operation gefunden. Die Selenspiegel waren
in allen Gruppen erheblich niedriger als in den
Kontrollgruppen.
Roy M, Kiremidjian-Schumacher L,
Wishe HI et al. Supplementation with
selenium and human immune cell
functions. I. Effect on lymphocyte
proliferation and interleukin 2 receptor expression. Biol Trace Elem Res
1994; 41: 103–114
Eine achtwöchige Substitution von 200 µg Se/d
als Na-Selenit bei Menschen mit gesättigtem
Selenstatus oder eine In-Vitro-Substitution mit
1 × 10–7 M Se (in Form von Na-Selenit) führt
zu einer signifikanten Verstärkung der Fähigkeit der peripheren Lymphozyten, auf eine
Stimulierung mit 1 µg / mL Phytohämaglutinin
oder Alloantigen (gemischte Lymphozytenreaktion) zu reagieren und hoch-affine IL 2-Rezeptoren auf ihrer Oberfläche zu exprimieren.
Schrauzer GN, White DA, Schneider CJ. Cancer mortality correlation
studi­es--III: statistical associations
with dietary selenium intakes. Bio­
inorg Chem 1977; 7: 23–31
Es wurde die altersadjustierte Sterblichkeit an
17 verschiedenen Krebsarten mit der Selenaufnahme über Nahrungsmittel in 27 verschiedenen Ländern korreliert.
Es ergaben sich signifikant inverse Korrelationen mit Dickdarm-, Rektum-, Prostata-,
Brust-, Ovarial-, Lungenkrebs und Leukämie.
Schwache inverse Korrelationen wurden für
Pankreas-, Haut- und Blasenkrebs gefunden.
Ähnliche inverse Korrelationen wurden zwischen
der Sterblichkeit an den genannten Tumoren
und den Vollblut-Selenkonzentrationen
Gesunder in den USA und anderen Ländern
gefunden. Diese Erkenntnisse lassen vermuten,
dass die Krebssterblichkeit in den Industrienationen durch die Verdoppelung der Selenaufnahme signifikant gesenkt werden könnte.
Literatur
Sieja K, Talerczyk M. Selenium as an
element in the treatment of ovarian
cancer in women receiving chemotherapy. Gynecol Oncol 2004; 93:
320–327
31 Patientinnen mit Ovarialkarzinom während
Chemotherapie und gleichzeitiger Gabe von
200 µg Se/d. In der Verumgruppe kam es zu
signifikantem Anstieg des Selens in Serum
und Haaren, der erythrozytären Glutathion­
peroxidaseaktivität, der Malondialdehydkonzentration, der weißen Blutzellen, zum
signifikanten Abfall von Haarausfall, Flatulenz,
Unterbauchschmerzen, Schwäche, Unwohlsein, Appetitlosigkeit.
Siems WG, Brenke R, Beier A et al.
Oxidative stress in chronic lymphoedema. Q J Med 2002; 95: 803–809
Das Blut von Patienten mit chronischen
Lymphödemen enthält niedrigere Konzentra­
tionen an GSH und höhere Level an GSSG
(Gluthathion-Disulfid), MDA (Malondialdehyd)
(3-fach erhöht) und HNE (4-Hydroxy-2,3trans-nonenal) als die Kontrollgruppe. Die
Daten belegen eine verstärkte Produktion von
reaktiven Sauerstoffspezies und Lipidperoxidationsprodukten im Gewebe von Patienten mit
chronischem Lymphödem. Eine Verstärkung
antioxidativer Abwehrmechnismen könnte in
der Therapie des chronischen Lymphödems
hilfreich sein.
Smith ML, Lancia JK, Mercer TI et al.
Selenium compounds regulate p53 by
common and distinctive mechanisms.
Anticancer Res 2004; 24: 1401–1408
Selenverbindungen zeigen ein großes Potenzial in der Prävention von Prostata- und
anderen Karzinomen, unterscheiden sich aber
in ihrer Wirksamkeit erheblich je nach ihrer
chemischen Form. Natriumselenit aktiviert das
Tumorsuppressorgen p53, außerdem beeinflusst es die Regulation des Proteins durch
Phosphorylierung. Methylselenige Säure und
Selenomethionin waren in dieser Beziehung
wirkungslos.
Stevens J, Waters R, Sieniawska C et
al. Serum selenium concentration at
diagnosis and outcome in patients
with haematological malignancies.
Br J Haematol 2011; 154: 448–456
Untersucht wurde der Vorhersagewert des
Selenspiegels für das Outcome von verschiedenen hämatologischen Tumoren an 430 Patienten. Niedrige Selenspiegel sind assoziiert
mit einem schlechteren Outcome bei Patienten
mit hämatologischen Tumoren. Jedoch ist der
Selenspiegel nicht unabhängig prädiktiv für
das Outcome, sondern wirkt mit anderen Faktoren zusammen.
71
72
Literatur
Tsavachidou D, McDonnell TJ, Wen S
et al. Selenium and vitamin E: cell
type- and intervention-specific tissue
effects in prostate cancer. J Natl
Cancer Inst 2009; 101: 306–320
Eine randomisierte placebokontollierte Phase
IIA-Studie an 39 Prostata-Ca-Patienten vor
Prostatektomie und die Entwicklung eines
präoperativen Modells zur Gewebeanalyse bei
bevorstehender Prostatektomie. Behandlung
in vier Gruppen: 200 µg Se/d, 400 IE Vitamin C, beides oder Placebo. Es wurden Effekte
von Selen und Vitamin E auf das Prostatagewebe festgestellt. Durch Selengabe wird das
Tumorsuppressorgen p53 wieder verstärkt
exprimiert.
van den Brandt PA, Zeegers MPA,
Bode P et al. Toenail selenium levels
and the subsequent risk of prostate
cancer: a prospective cohort study.
Cancer Epidemiol Biomarkers Prev
2003; 12: 866–871
An 1.211 gesunden Probanden und 522 Patienten mit Prostatakrebs wurde der Zusammenhang zwischen Prostatakrebs und dem
basalen Selengehalt der Zehennägel evaluiert.
Das Prostatakrebsrisiko war niedriger bei
höhe­ren Selengehalten.
Der inverse Zusammenhang kam bei Ex-Rauchern deutlicher zum Ausdruck als bei Rauchern.
Diese Ergebnisse bestätigen die Hypothese,
dass eine höhere Seleneinnahme das Prostatakrebsrisiko reduzieren könnte.
Vollmar A, Dingermann T. Immunologie – Grundlagen und Wirkstoffe.
WVG, Stuttgart 2005
Immunologische Grundlagen.
Wallenberg M, Misra S, Björnstedt M.
Selenium cytotoxicity in cancer. Basic
Clin Pharmacol Toxicol 2014; 114:
377–386
Untersuchung der Toxizität verschiedener
Selenverbindungen bezüglich Tumorzellen: Nicht alle Se-Verbindungen sind gleich
wirksam gegen Krebs. Anorganisches Selen
(hauptsächlich Na-Selenit) ist dem organischen Selen in seiner antikarzinogenen
Wirkung überlegen. Eine höhere Dosis wirkt
effektiver gegen den Tumor. Was die Rückbildung von Tumoren angeht, sind die Erkenntnisse noch begrenzt. Eine erfolgreiche
Hemmung der Tumorentstehung bedarf einer
langfristigen Seleneinnahme. Na-Selenit
besitzt Potenzial für Multi-Target-Chemotherapien.
Warren AG, Brorson H, Borud LJ et
al. Lymphedema: a comprehensive
review. Ann Plast Surg 2007; 59:
464–472
Ein umfassender Übersichtsartikel über das
Lymphödem: Diagnose, Behandlung, Möglichkeiten bei Nichtansprechen der konservativen
Therapie.
Literatur
Winnefeld K, Dawczynski H, Schirrmeister W et al. Selenium in serum
and whole blood in patients with surgical interventions. Biol Trace Elem
Res 1995; 50: 149–155
Der Selenspiegel im Vollblut sinkt nach operativen Eingriffen signifikant. Eine Selensupplementierung vor großen chirurgischen
Interventionen mit anschließender totaler
parenteraler Ernährung trägt dazu bei, den
Anstieg oxidativer Stressreaktionen zu bekämpfen.
Zeng H, Cheng WH, Johnson LK.
Methylselenol, a selenium metabolite,
modulates p53 pathway and inhibits
the growth of colon cancer xenografts in Balb/c mice. J Nutr Biochem
2013; 24: 776–780
Untersuchung der molekularen Targets von
Methylselenol an humanen HCT116-Kolonkarzinomzellen über einen Mikro-Array-Anti­
körpertest. Methylselenol moduliert die Expression von verschiedenen Schlüsselgenen
wie p53, die in Zellzyklus und Apoptose involviert sind, und es hemmt die Kolonkrebs-Zellproliferation sowie das Tumorwachstum.
Zimmermann T, Leonhardt H, Kersting S et al. Reduction of postopera­
tive lymphedema after oral tumor
surgery with sodium selenite. Biol
Trace Elem Res 2005; 106: 193–203
Mundboden- und Zungengrundkarzinome der
Stadien T3 und T4 nach Neck-Dissection mit
deutlich erniedrigten Selenspiegeln im Blut;
10 Pat. Verum vs. 10 Pat. Placebo.
Mit 1.000 μg Se/d prä-, intraoperativ sowie
postoperativ über 21 Tage kommt es in der
Verumgruppe zu einer geringeren postoperativen Ausprägung des Gesichtslymphödems,
signifikant früherer Reduktion des Ödems,
zum Rückgang notwendiger Reintubationen,
zur Reduktion von Nachblutungen und Pneumonie.
Ausmaß und Schwere der Ödeme korrelieren
invers mit den Selenspiegeln sowie mit den
Aktivitäten der Glutathionperoxidase. Keine
Nebenwirkungen durch Selen.
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Die biosyn Arzneimittel GmbH
biosyn ist Weltmarktführer bei hochdosierten
Selen-Arzneimitteln
Der Hidden Champion
liefert seinen
Hauptumsatzträger
selenase® in 22 Länder,
vor allem in die Onkologie
und Intensivmedizin
Hochwertige Produkte
aus der weltweit ersten
GMP-Produktion
für Natriumselenit
Die 1984 gegründete biosyn Arzneimittel GmbH ist eines der ersten deutschen
Biotechnologie-Unternehmen mit knapp
60 Beschäftigten in Deutschland und Niederlassungen in Liechtenstein, Österreich
und den USA.
Als erstes und vermutlich noch immer einziges Unternehmen der Welt ist die biosyn
Arzneimittel GmbH seit 2009 in der Lage,
den Wirkstoff Natriumselenit-Pentahydrat in der international vorgeschriebenen
GMP-Qualität herzustellen – dank eines
eigens von biosyn entwickelten und patentierten Produktionsverfahrens. Dessen
Aufreinigungs- und Kristallisationstechnologien erlauben die keimfreie Herstellung
hochwertiger Spurenelement-Verbindungen unter Reinraumbedingungen.
Die Produktpalette umfasst ca. 30 Produkte, die von biotechnologisch hergestellten
Medikamenten über Chemotherapeutika
bis zu komplementären Arzneimitteln
und Nahrungsergänzungsmitteln mit dem
Schwerpunkt in der Intensivmedizin und
Onkologie reichen. Im Mittelpunkt steht
dabei der Patient in seiner Gesamtheit.
biosyn investiert als forschendes Pharma­
unternehmen bis zu 25 Prozent des Um­
satzes in die Forschung.
Ziel ist die Erforschung, Entwicklung und
der Vertrieb von hochwirksamen, nebenwirkungsarmen Arzneimitteln auf Basis
neuer molekularbiologischer Erkenntnisse.
Dadurch lassen sich insbesondere die
hohen Qualitätsanforderungen für die
Herstellung von injizierbaren Flüssigarzneimitteln erfüllen. biosyn stellt derzeit
Natriumselenit-Pentahydrat und Natriumselenit wasserfrei für orale und parenterale
Zubereitungen her.
Bei biosyn steht „wir forschen“ nicht nur
für die medizinisch-pharmazeutische Forschung. Es steht auch für die Entwicklung
innovativer Herstellungsverfahren.
Das Unternehmen vermarktet seine
Selen-Arzneimittel weltweit unter dem
Markennamen selenase®.
GMP-Herstellung von Natriumselenit bei biosyn:
Vakuumtrocknungsanlage zur gezielten Kristallisation von Metallsalzen mit definierten Hydratanteilen
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Selen in der Onkologie
als komplementäre Therapie
Kontakt und Informationen
www.biosyn.de, www.selenase.de
www.biosyncorp.com
biosyn Arzneimittel GmbH
Schorndorfer Straße 32
70734 Fellbach
Deutschland
[email protected]
Geschäftsführer: Dr. Thomas Stiefel und Ortwin Kottwitz
Handelsregister: Amtsgericht Stuttgart HRB 262712
Erfüllungsort: Fellbach, Gerichtsstand Stuttgart
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forschen
01 D01 724/A · 03/16 · DD 0,5
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