Seminararbeit

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Fachbereich 3: Mathematik /
Naturwissenschaften
Beschleunigungssensoren
Physikalisches Seminar "Sensoren"
Sommersemester 2009
Seminararbeit
vorgelegt von
Steffen Buchner
Betreuer:
Dr. M. Joost
Institut für integrierte Naturwissenschaften
Abteilung Physik
Koblenz, im Juli 2009
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung
1
2
Grundlagen zur Beschleunigung
2.0.1 Geschwindigkeit . . . . . .
2.0.2 Beschleunigung . . . . . . .
2.0.3 Newtonsche Gesetze . . . .
2.0.4 Erdschwerebeschleunigung
.
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2
2
2
3
4
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5
5
6
6
7
7
8
9
9
10
12
12
3
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Beschleunigungssensoren
3.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.2 Die verschiedenen Messprinzipien . . . . . . . . . . . . . . .
3.2.1 Piezoelektrisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.2.2 Piezoresistiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.2.3 Dehnungsmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.2.4 Kapazitiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.2.5 Hall-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.2.6 Magnetoresistiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.2.7 Wärmeübertragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.3 Schaltungen zur Messwertaufbereitung . . . . . . . . . . . .
3.3.1 Brückenverstärker für piezoresistive Sensoren . . . .
3.3.2 Elektrometer- und Ladungsverstärker für piezoelektrische Sensoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.3.3 Kapazitäts-Spannung-Umsetzer und KapazitätsFrequenz-Umsetzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. 12
. 14
4
Beispiel: Datenblatt und Anschluss des Sensors MMA7260Q(T)
15
4.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
4.2 Datenblatt und Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
4.3 Anschluss an ein Controllerboard . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
5
Fazit
19
i
Abbildungsverzeichnis
2.1
2.2
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
3.8
3.9
3.10
3.11
3.12
3.13
4.1
4.2
Momentanbeschleunigung und -geschwindigkeit eines Körpers bei einer nichtgeradlinigen Bewegung (Quelle: [OE09a]) .
Beispielwerte für die Beschleunigung (Werte aus [Ins05]) . . .
3
4
Reziproker piezoelektrischer Effekt (Quelle: [Bög07], Seite H8) 6
Piezoelektrischer Beschleunigungssensor (Quelle: [Sen03], Seite 7) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Bändermodell (Quelle: [wik09a]) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Bändermodell mit Krafteinwirkung (Quelle: nach [wik09a]) . 8
Dehnungsmessstreifenbasierter Beschleunigungssensor (Quelle: [Sch07], Seite 120) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Kapazitiver Beschleunigungssensor (Quelle: [Sch07], Seite 120) 9
Aufbau eines Hall-Effekt-Beschleunigungssensors
(Quelle: [Kha94]) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Schematische Zeichnung eines thermischen Beschleunigungssensors (Quelle: [ea96]) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Thermodynamischer Neigungs- und Beschleunigungssensor
TDNS (Quelle: [Gmb04]) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Brückenschaltungen mit Piezowiderständen (Quelle: [Sch07],
Seite 97) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Elektrometerverstärker für piezoelektrischen Sensor (Quelle:
[Sch07], Seite 104) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Ladungsverstärker für piezoelektrischen Sensor (Quelle: [Sch07],
Seite 105) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Kapazitäts-Spannungs-Umsetzer mit Dioden-Impedanz-Brücke
(Quelle: [Sch07], Seite 108) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Bilderserie MMA7260QT (Quelle: [rob09]) . . . . . . . . . . . . 15
Vereinfachtes funktionales Blockdiagramm eines Beschleunigungssensors (Quelle: [Sem05]) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
ii
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
4.3
4.4
4.5
iii
Vereinfachtes physikalisches Modell des Sensors
(Quelle: [Sem05]) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
MMA7260Q mit empfohlener Beschaltung (Quelle: [Sem05]) . 17
Empfohlenes Layout eines PCB, um den Sensor mit einem
Mikrocontroller zu koppeln (Quelle: [Sem05]) . . . . . . . . . . 18
Kapitel 1
Einleitung
Die Messung der Beschleunigung ist in vielen Bereichen der Technik von
großer Bedeutung. Im Auto werden Beschleunigungssensoren zum Beispiel
für das Fahrassistenzsystem Electronic Stability Control (ESP) benötigt, um
die Querbeschleunigung des Fahrzeuges zu ermitteln und bei Bedarf Räder einzeln zu bremsen.1 In der Unterhaltungsindustrie werden sie in Spielecontrollern oder bei Festplatten-MP3-Playern zur Erkennung von freiem
Fall verwendet. Es gibt noch viele weitere Anwendungsmöglichkeiten wie
Diebstahlschutz, Telefonbedienung durch Bewegung, Positionsbestimmung,
Kompensation der Neigung von elektronischen Kompassen, seit vielen Jahren zur Aufnahme von Waffendaten2 usw. Das Angebot an Sensoren zur
Messung der Beschleunigung, welche auch Accelerometer genannt werden,
ist deshalb so vielseitig wie die Einsatzmöglichkeiten. Die Sensoren erreichen dabei je nach Art des Sensors Größen von nur wenigen mm3 , wie
zum Beispiel der ADXL3203 mit einer Größe von 4mm * 4mm * 1,45mm.
Der Messbereich beträgt beispielsweise bei den 3991- und 3993-Serien4 , den
´´high amplitude shock accelerometers´´ von PCB Piezoelectronics bis hin
zu ±20.000 g.
Inhalt und Ziel der Arbeit
In dieser Arbeit wird vorerst kurz die Beschleunigung als physikalische
Größe genauer beleuchtet. Im Folgenden Teil werden nach der Erklärung
der Messmethode die verschiedenen Messprinzipien mit den von ihnen genutzten physikalischen Effekten aufgeführt und die markantesten Vor- und
Nachteile genannt. Es werden außerdem kurz Schaltungen zur Messwertaufbereitung vorgestellt und zuletzt ein gängiger Sensor inklusive Datenblatt und Beschaltung gezeigt.
Der Leser soll ein Verständnis der Beschleunigung bekommen und deren
Größenordnung einschätzen können. Er soll die wichtigsten Sensortypen
und die dahinter liegenden Ideen kennen. Zuletzt soll er erfahren, wie ein
ausgewählter Sensor an einen Mikrocontroller angeschlossen werden kann.
1
Siehe [wik09b]
Siehe [Wal99] und [RBIC08]
3
Siehe [Inc04]
4
Siehe [Pie08]
2
1
Kapitel 2
Grundlagen zur Beschleunigung
2.0.1
Geschwindigkeit
Die Geschwindigkeit ist eine physikalische Größe, welche die räumliche
Verschiebung eines Körpers in einem bestimmten Zeitintervall angibt. Da
die räumliche Verschiebung ein Vektor ist, ist die Geschwindigkeit ebenso
ein Vektor und besitzt sowohl einen Betrag als auch eine Richtung. Im alltäglichen Gebrauch interessiert jedoch meist nur der Betrag der Geschwindigkeit. Bleibt die Geschwindigkeit für ein bestimmtes Zeitintervall konstant, kann sie durch Teilen des innerhalb des Intervalls zurückgelegten
Weges durch die Größe des Intervalls berechnet werden.
Momentangeschwindigkeit
Die Geschwindigkeit ist allerdings nicht immer konstant, sondern kann zuund abnehmen oder ihre Richtung ändern. Wenn dies innerhalb des Zeitintervalls der Messung geschieht, werden die Messergebnisse verfälscht.
Aus diesem Grunde wird hier die Momentangeschwindigkeit vorgestellt,
welche laut [PD07] wie folgt definiert ist:
∆~s
∆t→0 ∆t
~v = lim
=
d~s
dt
= ~s˙
Hier wird das Messintervall infinitesimal klein, was in der Praxis jedoch
nur näherungsweise erreicht werden kann. Abbildung 2.1 (a) zeigt die Momentangeschwindigkeit als Vektor, welche sich aus dem Differenzvektor
der Ortsvektoren und der Zeitänderung ergibt.
2.0.2
Beschleunigung
Wie bereits im vorherigen Abschnitt erwähnt, kann die Geschwindigkeit
auch zu- und abnehmen oder ihre Richtung ändern. Dieser Vorgang wird
Beschleunigung genannt. Reduziert sich die Geschwindigkeit spricht man
von negativer Beschleunigung. Auch die Änderung der Richtung ist eine
Beschleunigung.1 Es gilt also, dass die Beschleunigung die Änderung des
Geschwindigkeitvektors geteilt durch das Zeitintervall der Änderung ist.
1
Siehe z.B. Winkelbeschleunigung
2
3
Momentanbeschleunigung
Bei der Momentanbeschleunigung gilt wie bei der der Momentangeschwindigkeit, dass das Messintervall infinitesimal klein wird. Die Momentanbeschleunigung ist laut [PD07] also die Ableitung des Geschwindigkeitsvektors nach der Zeit.
∆~v
∆t→0 ∆t
~a = lim
=
d~v
dt
= ~v˙
Zusammenfassend gilt: ~a = ~v˙ = ~s¨
Außerdem gilt ~a = ~ax + ~ay + ~az und für den Betrag a =
p 2
ax + a2y + a2z .
Abbildung 2.1 (b) zeigt die Momentanbeschleunigung eines Körpers, der
sich nichtgeradlinig bewegt. Die Beschleunigung tritt dort aufgrund der
Richtungsänderung auf. Die im alltäglichen Wortsinn gebrauchte Beschleunigung, also eine reine Änderung des Betrages der Geschwindigkeit, tritt
nicht auf.
(a) Momentangeschwindigkeit
(b) Momentanbeschleunigung
Abbildung 2.1: Momentanbeschleunigung und -geschwindigkeit eines Körpers bei einer nichtgeradlinigen Bewegung (Quelle: [OE09a])
2.0.3
Newtonsche Gesetze
Wichtig für die Messung der Beschleunigung ist das erste Newtonsche Gesetz "Jeder Körper beharrt in seinem Zustand der Ruhe oder gleichförmigen geradlinigen Bewegung, wenn er nicht durch einwirkende Kräfte gezwungen wird,
seinen Zustand zu ändern.", welches besagt, dass für eine Beschleunigung eine Kraft benötigt wird, sowie das zweite:
F~ = p~˙ = (m ˙∗ ~v) = m ∗ ~a und somit ~a =
1
Siehe [HAR07]
~
F
m
.
1
4
2.0.4
Erdschwerebeschleunigung
Die gemessene Beschleunigung wird oft in der Einheit g angegeben,
1g entspricht dabei etwa einer Beschleunigung von g = 9, 81m/s2 .
Auf einen Körper, der in Ruhe auf der Erdoberfläche liegt, wirkt immer eine
vertikale Erdschwerebeschleunigung von 1g.
Abbildung 2.2.1 zeigt grobe Beispielwerte zur Einschätzung der Beschleunigung.
Abbildung 2.2: Beispielwerte für die Beschleunigung (Werte aus [Ins05])
Kapitel 3
Beschleunigungssensoren
3.1
Einleitung
In diesem Kapitel sollen verschiedene Typen von Beschleunigungssensoren
vorgestellt werden. Alle Sensoren nutzen dabei auf der Trägheit der Masse. Diese ist an einem deformierbaren oder beweglichen Material befestigt,
welches wiederum am Gehäuse des Beschleunigungssensors befestigt ist.
Wird der Sensor nun beschleunigt, wird durch die Trägheit der sogenannten seismischen Masse eine Kraft auf das Material ausgeübt. Diese Kraft ist
proportional zur Beschleunigung nach dem zweiten Newtonschen Gesetz:
"Die Änderung der Bewegung einer Masse ist der Einwirkung der bewegenden
Kraft proportional und geschieht nach der Richtung derjenigen geraden Linie, nach
welcher jene Kraft wirkt." (F = m∗a) Die Messung dieser einwirkenden Kraft,
bzw. der Auslenkung der seismischen Masse während der Beschleunigung
erfolgt dabei auf völlig verschiedene Wege.
Zu beachten ist, dass Beschleunigungssensoren die erfahrene Beschleunigung relativ zum freien Fall messen. Liegt ein Sensor also in Ruhe auf der
Erdoberfläche, zeigt er eine Beschleunigung von 1g. Somit ist es mit mehrachsigen Beschleunigungssensoren, wie beispielsweise dem 3-Achsen-±3gSensor ADXL3351 , auch möglich, die Lage zu bestimmen.
Auf dem Markt gibt es viele verschiedene Sensoren. Sensoren für die Industrie, die auf lange Lebensdauer und hohe Stabilität ausgelegt sind, Sensoren
für die Raumfahrt, welche extrem niedrige Temperaturen aushalten müssen
und solche zum Beispiel zur Aufnahme von Waffendaten, welche Beschleunigungen bis zu 20.000g messen können.
1
Siehe [Inc09]
5
3.2. DIE VERSCHIEDENEN MESSPRINZIPIEN
3.2
3.2.1
6
Die verschiedenen Messprinzipien
Piezoelektrisch
Ein piezoelektrischer Beschleunigungssensor besteht im Wesentlichen aus
einem piezoelektrischen Kristall, der am Rahmen des Beschleunigungssensors befestigt wird und einer Masse, die mit einer Feststellschraube oder
Ähnlichem auf den Kristall montiert wird. Der piezoelektrische Kristall ist
ein aus einem Quarzkristall ausgeschnittener flacher Zylinder und verliert
wie in [HL06] beschrieben bei Derformation aufgrund einer Ladungsverschiebung seine elektrische Neutralität. Dieser durch die Gebrüder Curie
1880 entdeckte sogenannte reziproke piezoelektrische Effekt wird in Abbildung 3.1 verdeutlicht. Er kann dabei laut [Gmba] nur in nicht leitenden Materialien auftreten und die piezoelektrischen Materialien müssen eine hohe mechanische Festigkeit und Steifigkeit besitzen. Durch die Trägheit der
montierten Masse wird der Kristall bei einer Beschleunigung dieser Masse
belastet und eine entsprechende Ladung entsteht. Es gibt verschiedene Designs für piezoelektrische Beschleunigungssensoren1 , die jedoch alle nach
dem gleichen Prinzip arbeiten. Alternativ kann auch Keramik verwendet
werden, da dieses wegen seiner höheren Dielektrizitätskonstante ein höheres Ausgangssignal liefert. In Abbildung 3.2 ist der Aufbau eines piezoelektrischen Beschleunigungssensors, genau genommen eines “single ended compression (SEC) accelerometer“ zu sehen.
Klassische piezoelektrische Beschleunigungssensoren mit Quarzkristallen
haben sich "vor allem bei robusten Anforderungen im Messbereich von einigen
hundert g [...] bewährt." [Sch07] Ihre Vorteile sind laut [Gmbb]: Extreme Robustheit, Überlastsicherheit, Langzeitstabilität, Kompaktheit in Relation zum
weiten Messbereich, Einsetzbarkeit in hohem Temperaturbereich, kein Offset. Nachteile sind laut [ea96] jedoch die hohe Beeinflussung durch die Umgebungstemperatur. Außerdem können piezoelektrische Sensoren bei statischen Messungen nur in Verbindung eines Ladungsverstärkers verwendet
werden, da ansonsten kontinuierlich Ladungen verloren gehen.
Abbildung 3.1: Reziproker
piezoelektrischer
Effekt
(Quelle: [Bög07], Seite H8)
1
Für weitere Informationen siehe [Sen03]
Abbildung
3.2:
Piezoelektrischer Beschleunigungssensor (Quelle: [Sen03],
Seite 7)
3.2. DIE VERSCHIEDENEN MESSPRINZIPIEN
3.2.2
7
Piezoresistiv
Ein piezoresistiver (druckelektrischer) Beschleunigungssensor hingegen benutzt ein druckelektrisches Material anstelle eines Piezo-Kristalls. Dieses
Material arbeitet als ein Federelement und ändert je nach Dehnung seinen Widerstand, welcher beispielsweise mit einer Wheatstoneschen Messbrücke1 gemessen werden kann. Es werden dabei oft mehrere entgegenwirkende Sensoren in die Wheatstoneschen Messbrücke geschaltet, sodass die
gemessene Brückenspannung präzise und linear zur Beschleunigung ist.
Ansonsten ist das Funktionsprinzip gleich dem piezoelektrischen Sensor.
Der piezoresistive Effekt kann mit dem Energiebändermodell erklärt werden. In einem druckelektrischen Substrat sind die Atome in einem einheitlichen, homogenen Kristallgitter angeordnet. Nach dem Bohrschen Atommodell besteht ein Atom aus einem positiv geladenen Atomkern, der von
Elektronen auf verschiedenen Kreisbahnen umkreist wird. Diese Bahnen
nennt man Energieniveaus. Wenn nun aber viele Atome in einem Gitter angeordnet sind, entstehen Wechselwirkungen zwischen den Elektronen, sodass sich diese Energieniveaus zu Energiebändern aufspalten. Abbildung
3.3 zeigt benachbarte Atome mit ihren Energiebändern (hellblau). Weiter
oben ist das sogenannte Valenz- und Leitungsband zu sehen. Das Valenzband ist das aüßerste noch mit Elektronen besetzte Band eines Atoms (bei
0◦ K). Innerhalb dieses Valenzbandes können die Elektronen bedingt zwischen den Atomen wechseln. Darüber liegt das Leitungsband, innerhalb
dessen die Elektronen frei beweglich sind und darum auch sehr empfindlich für ein elektrisches Feld. Was in der Abbildung nicht zu sehen ist, ist
der Abstand zwischen Leitungs- und Valenzband, welcher Bandlücke genannt wird. Bei Leitern überschneiden sich die beiden Bänder, bei Halbleitern ist die Bandlücke mittelgroß, bei Nichtleitern hingegen unüberbrückbar groß. Zwischen den Atomen befinden sich Potentialberge, welche von
einem Elektron überwunden werden müssen, um zu einem anderen Atom
zu gelangen. Wenn nun eine Kraft auf das Kristallgitter ausgeübt wird, verändern sich die Potentialberge wie in Abbildung 3.4 etwas übertrieben dargestellt. Die Potentialberge sind dabei so weit geschrumpft, dass die Elektronen diese mit Leichtigkeit überwinden können und der Widerstand des
Substrats stark sinkt.
3.2.3
Dehnungsmessung
Eine Messung der Auslenkung der seismischen Masse ist auch möglich mithilfe von Dehnungsmessstreifen. Diese verändern schon bei kleinster Deformation ihren elektrischen Widerstand. In Abbildung 3.5 ist ein auf Dehnungsmessstreifen basierender Beschleunigungssensor zu sehen. Bei erfahrener Beschleunigung wird die seimsische Masse ausgelenkt und die Messstreifen werden gedehnt. Da dieser Sensor ebenso ein piezoresistiver Sensor
ist, kann die Änderung des Widerstandes und somit die erfahrene Beschleunigung mit einer Wheatstoneschen Messbrücke gemessen werden.
1
Messeinrichtung zur Messung von elektrischen Widerständen, siehe: [wik09c]
3.2. DIE VERSCHIEDENEN MESSPRINZIPIEN
Abbildung 3.3: Bändermodell
(Quelle: [wik09a])
3.2.4
8
Abbildung 3.4: Bändermodell
mit Krafteinwirkung (Quelle:
nach [wik09a])
Kapazitiv
Eine weitere Sorte sind die kapazitiven Beschleunigungssensoren, die ähnlich einem Plattenkondensator arbeiten, bei denen aber durch Beschleunigung die Entfernung zwischen den Elektroden verändert wird. Wie in Abbildung 3.6 zu sehen, befindet sich in der Mitte eine seismische Masse in HForm, welche auch als bewegliche Kondensatorelektrode arbeitet. Sie ist dabei mit den Saiten, durch welche sie gehalten und zentriert wird, beweglich
an den Ankerpunkten befestigt. Wenn nun eine Beschleunigung in Richtung der mit g bezeichneten Achse stattfindet, bewegt sich die seismische
Masse entweder nach links oder rechts und die Kapazitäten C1 und C2 ändern sich. Dabei ist die Änderung der Kapazität proportional zur Wegänderung und somit auch zur erfahrenen Beschleunigung. Die Sensorfunktion kann dabei wie in [Sch07] beschrieben vom Plattenkondensatormodell
abgeleitet werden. Die Formel für die Kapazität eines Plattenkondensators
ist C0 = 0 r dA0 . Durch den variablen Plattenabstand, der hier dem Abstand
zwischen den festen und der beweglichen Kondensatorelektrode entspricht,
A
. Bei kleinen Auskann man die Formel auch schreiben als: C0 = 0 r d0 +∆d
lenkungen ergibt sich dann eine linear mit ∆d zusammenhängende relative
Kapazität von CC0 = 1 − ∆d
um die Ruhekapazität C0 . Ist der Kondensator
d
bereits geladen, ändert sich durch die Tatsache, dass die Ladung unverändert bleibt aufgrund des Zusammenhangs U = Q
die gemessene Spannung.
C
Zu beachten ist auch hier, dass es noch einige andere Sorten von kapazitiven Sensoren nach dem gleichen Prinzip gibt. Vorteile sind, dass sie überlegen sind in Stabilität, Empfindlichkeit, Temperaturverhalten und Leistungsverbrauch. Ein Nachteil der kapazitiven Sensoren ist, dass sie empfindlich
auf umliegende elektromagentische Felder reagieren, sowie an Effekten wie
den störenden Streu- und Leitungskapazitäten. Ein interessantes Beispiel
für einen in der Raumfahrt verwendeten kapazitiven Beschleunigungssensor ist der rund 500 USD teure sogenannte Microtron (Endevco 7290-10). Er
ist ein hochempfindlicher Sensor für geringe Beschleunigungen, welcher benutzt wird zur Bestimmung von Flugbahnen, Bewegungsuntersuchungen
in Mensch-Maschine-Systemen oder von biodynamischen Interferenzen1 .
1
Siehe [Mer96]
3.2. DIE VERSCHIEDENEN MESSPRINZIPIEN
Abbildung
3.5:
Dehnungsmessstreifenbasierter
Beschleunigungssensor
(Quelle: [Sch07], Seite 120)
3.2.5
9
Abbildung 3.6: Kapazitiver
Beschleunigungssensor
(Quelle: [Sch07], Seite 120)
Hall-Effekt
Der Hall-Effekt kann auch zur Bestimmung der Beschleunigung verwendet
werden. Der Hall-Effekt ist eine "Bezeichnung für das Auftreten eines elektrischen Feldes (Hall-Feld) und einer damit verknüpften Spannung, der Hall-Spannung,
wenn senkrecht zu einem stromdurchflossenen, bandförmigen Leiter ein äußeres
Magnetfeld angelegt wird." [OE09b] Dies geschieht aufgrund der auf die Elektronen wirkenden Lorentz-Kraft, welche senkrecht zur technischen Stromrichtung, sowie senkrecht zum angelegten Magnetfeld wirkt (3-Finger-Regel).
Bei Hall-Effekt-Beschleunigungssensoren ist der stromdurchflossene Leiter
beweglich mit einer Masse gekoppelt, die wiederum durch eine Feder am
Gehäuse des Sensors befestigt ist. Abbildung 3.7 zeigt den Aufbau eines
solchen Sensors. Wird die Masse nun während der Beschleunigung bewegt,
bewegt sich auch das Hall-Element innerhalb des angelegten Magnetfeldes
und die Hall-Spannung ändert sich.
3.2.6
Magnetoresistiv
Der Aufbau und die Funktion eines magnetoresistiven Beschleunigungssensors ist ähnlich dem des Hall-Effekt-Beschleunigungssensors. Hier wird
jedoch ein ferromagentischer Werkstoff genommen, der beim Eindringen in
das Magnetfeld seinen Widerstand ändert. Diese Änderung des Widerstandes wird magnetoresistiver Effekt genannt. Eine präzise Erklärung inklusive der Herleitung jeglicher Formeln kann in [OM07] nachgesehen werden.
3.2. DIE VERSCHIEDENEN MESSPRINZIPIEN
10
(1) Seismische Masse,
(2) Feder, (3) Dämpfer,
(4) Hall-Element,
(5) Quelle des uneinheitlichen Magnetfeldes,
(6) Gehäuse
Abbildung
3.7:
Aufbau
eines
Hall-EffektBeschleunigungssensors
(Quelle: [Kha94])
3.2.7
Abbildung 3.8: Schematische
Zeichnung eines thermischen
Beschleunigungssensors
(Quelle: [ea96])
Wärmeübertragung
Ebenso gibt es Sensoren, die sich die Wärmeübertragung zunutze machen.
Dabei wird eine Wärmequelle in ein Trägermaterial eingebettet. Nah über
der Wärmequelle wird, wie in Abbildung 3.8 zu sehen, eine seismische Masse beweglich an Federn befestigt. Da die seismische Masse eine niedrigere Temperatur als die Wärmequelle hat, gibt die Wärmequelle aufgrund
der Wärmeübertragung Wärme an die seismische Masse ab. Dabei ist die
Abgabe der Wärme abhängig zur Entfernung der Quelle zur Masse. Ist
die Masse nah an der Quelle, erfolgt eine hohe Wärmeübertragung, ist sie
weit entfernt, erfolgt eine sehr viel niedrigere. Somit kann die Wärmeübertragung in Verbindung zur Auslenkung der seismischen Masse und somit
auch in Verbindung zur Beschleunigung gesetzt werden. Eine hohe Wärmeübertragung lässt dabei die Wärmequelle abkühlen, bei einer niedrigen
Wärmeübertragung behält sie weitgehend ihre Temperatur. Dabei wird die
Temperatur an der Wärmequelle gemessen (und nicht etwa an der seimischen Masse). Dazu finden laut [ea96] ´´polysilicon-aluminium thermophiles´´ Verwendung und es wird der Seebeck-Effekt benutzt, bei dem "[...]
in einem Stromkreis aus zwei Leitern bzw. Halbleitern die Stelle zwischen den
Leitern erwärmt wird. Bei diesem Vorgang entsteht eine elektromotorische Kraft
(abgekürzt: EMK), die beim Schließen des Stromkreises einen messbaren elektrischen Strom verursacht. Diese EMK oder auch einfach ausgedrückt elektrische
Spannung ist temperaturabhängig und wird von der chemischen und physikalischen Zusammensetzung der Leiter bestimmt."[OE09c]. Polysilicon (polykristallines Silizium) ist dabei eine gute Wahl, da dieses einen besonders hohen
Seebeck-Koeffizienten besitzt und die Spannung somit bei kleinen Temperaturschwankungen schon relativ hoch ausschlägt, wie die Formel aus [IR91]
auf Seite 258 angibt: Uth = α ∗ ∆T mit α = Seebeck-Koeffizient
Eine weitere Möglichkeit basiert auf dem Patent von H. Plöchinger (DE
4243978C1), welches 1993 erteilt wurde. Bei diesem wird ein Volumen, wel-
3.2. DIE VERSCHIEDENEN MESSPRINZIPIEN
11
ches zentral eine Heizquelle enthält, mit Gas befüllt. Diese Heizquelle erzeugt eine Konvektionsströmung, also eine Übertragung der Temperatur
mithilfe von Teilchen, die thermische Energie mitführen. Am Rand des Volumens sind Temperatursensoren angebracht, die die Temperatur des Gases, welches sie umgibt, misst. Auf die Teilchen des Gases, welche sich an
der zentralen Wärmequelle aufwärmen, wirkt die Gravitationskraft, bzw.
die Massenträgheit. Wird der Sensor nun beschleunigt, gelangen die aufgewärmten Teilchen an die Sensoren und ein Temperaturunterschied wird
gemessen. In Abbildung 3.9 ist der Grundriss eines solchen Sensors der Thyracont Electronic GmbH zu sehen.
Abbildung 3.9: Thermodynamischer Neigungs- und Beschleunigungssensor TDNS (Quelle: [Gmb04])
3.3. SCHALTUNGEN ZUR MESSWERTAUFBEREITUNG
3.3
Schaltungen zur Messwertaufbereitung
3.3.1
Brückenverstärker für piezoresistive Sensoren
12
Piezoresistive Widerstände werden laut [Sch07] am Besten in einer Brückenschaltung angeordnet, da diese für Präzisionsmessungen ein gängiges Verfahren darstellt. In Abbildung 3.10 ist eine Vollbrückenschaltungen zu sehen. Eine Brückenschaltung besteht aus zwei Spannungsteilern, die mit einem Spannungsmesser verbunden sind. Bei der Messung des Widerstandes eines piezoresistiven Sensors wird in der Regel das Ausschlagverfahren
angewendet, welches eine gute Möglichkeit zur Messung von kleinen Änderungen eines Widerstandes ist. Dabei wird ein Widerstand der Brückenschaltung durch den piezoresistiven Sensor ersetzt und die anderen Widerstände werden so gewählt, dass sich die Brücke bei nicht stattfindender
Beschleunigung (und ohne Gravitation) im abgeglichenen Zustand befindet. In Abbildung 3.10 ist Ur eine Wechselspannung oder eine stabilisierte Gleichspannung. Die Speisung mit Gleichstrom ist dabei relativ unkompliziert. Bei der komplizierteren Speisung mit Wechselstrom mit Frequenzen zwischen 1 und 100 kHz hingegen sind unter Verwendung eines LockIn-Verstärkers aber sehr empfindliche Nachweisschaltungen möglich, bei
denen auch die Offset-Spannung (Verschiebung des Ausgangspegels um
einen festen Wert) der piezoresistiven Sensoren umgangen wird. UM steht
für die Brückenspannung und kann laut [Sch07] wie folgt berechnet werden:
−
UM = U1 − U2 = UR [ R+∆R
2R
R−∆R
]
2R
= UR ∗
∆R
R
Mit dem entsprechenden sensorspezifischen Faktor (Sensitivität) sowie dessen Offset-Spannung kann dann aus der Brückenspannung der auf den Senauch die Beschleunisor wirkende Druck p und somit durch p = FA = m∗a
A
p∗A
gung ⇐⇒ a = m berechnet werden. Auf die genaue Herleitung der Formel sowie auf die Steilheitskorrektur und Offsetkompensation mithilfe einer unsymetrischen Elektrometer-Verstärkerschaltung soll hier nicht weiter
eingegangen werden, sehr detaillierte Informationen sind jedoch in [Sch07]
auf den Seiten 98ff zu finden.
3.3.2
Elektrometer- und Ladungsverstärker für piezoelektrische Sensoren
Zur Verstärkung der Ausgangsspannung piezoelektrischer Sensoren ist je
nach Sensortyp ein anderer Verstärker notwenig. Bei Piezosensoren auf der
Basis von Keramik wird meist der Elektrometerverstärker, bei denen auf der
Basis von Quarz der Ladungsverstärker verwendet. Abbildung 3.11 zeigt
eine vereinfachte Ersatzschaltung eines Elektrometerverstärkers. Der integrierte nichtinvertierende Verstärker ist dabei blau eingezeichnet und der
piezoelektrische Sensor wurde durch eine Stromquelle mit Ip = Qtp ersetzt.
Der Sensor besitz dabei einen Innenwiderstand Rp in der Größenordnung
1GΩ und eine Kapazität Cp in der Größenordnung 100pF auf, wobei in diese
Größen auch die Ersatzwiderstände Rk und die Ersatzkapazitäten CK des
3.3. SCHALTUNGEN ZUR MESSWERTAUFBEREITUNG
13
Abbildung 3.10: Brückenschaltungen mit Piezowiderständen (Quelle:
[Sch07], Seite 97)
Koaxialkabels und Ähnlichen einbezogen werden muss. Eine gute Erklärung der stattfindenen Ereignisse ist in [Sch07] auf Seite 104 zu finden: Wird
auf den Piezosensor nun aufgrund der Trägheit der Masse ein Druck ausgeübt, so entsteht eine Ladung, die auf die Kondensatoren übergeht und vom
Operationsverstärker verstärkt wird. Dabei ist zu bemerken, dass es (wenn
der Operationsverstärker als ideal angenommen wird) in der Schaltung vor
den Operationsverstärker-Eingängen keine Stromaufteilung gibt und der
gesamte Sensorstrom IR zum Knoten am invertierten Eingang fließt. Wie
ebenfalls zu sehen ist, fließt ein Strom aus dem Ausgang des Operationsverstärkers durch CN zurück zum Knoten am invertierten Eingang. Mit der in
[Sch07] gezeigten Herleitung ergibt sich hierbei für die Ausgangsspannung
Ua (t) = − C1N Qp (t), wobei Qp = Itp der druckabhängigen Ladungserzeugung
entspricht.
Abbildung
3.11:
Elektrometerverstärker
für piezoelektrischen Sensor
(Quelle: [Sch07], Seite 104)
Abbildung
3.12:
Ladungsverstärker
für
piezoelektrischen
Sensor
(Quelle: [Sch07], Seite 105)
3.3. SCHALTUNGEN ZUR MESSWERTAUFBEREITUNG
3.3.3
14
Kapazitäts-Spannung-Umsetzer und KapazitätsFrequenz-Umsetzer
Bei kapazitiven Sensoren werden Messmethoden verwendet, die die Kapazitätsänderung in Spannung oder in ein digitales Signal (Frequenz, Impulsdauer) umsetzen und zwar direkt am Sensorort. Damit lassen sich die
parasitären Effekte (wie z.B. die störenden Streu- und Leitungskapazitäten)
der Sensoren umgehen. Der Grund dafür liegt an der Tatsache, dass sich
Piezosensoren im Bereich von einigen pF bis höchstens einem nF bewegen
und beispielsweise das Pin eines Schaltkreises schon eine Kapazität von 1
pF aufweist. Die kapazitiven Sensorschaltungen können wie folgt eingeteilt
werden: 1
Kapazitäts-Spannungs-Umsetzer: Impedanzbrücken mit zwei oder vier Dioden,
MOS-Verstärkerschaltungen, SC-Verstärkerschaltungen mit Tiefpass, kapazitätsgesteuerte Stromquellenschaltungen
Kapazitäts-Frequenz-Umsetzer: Sinus- oder Rechteckgeneratoren (RC-Generator,
astabiler MV mit Schmitt-Trigger), LC-Oszillatoren, Ladungs-Umsetzer in SCTechnik, Kapazitäts-Verhältnis-Umsetzer
Abbildung 3.13 zeigt als Beispiel eine Dioden-Impedanzbrücke. Dabei entspricht CS der Kapazität des Sensors und CR ist eine Referenzkapazität.
Wird die Brücke mit einer Impulsspanungsquelle Ue , die die Frequenz Fe
hat, gespeist, ergibt sich am Ausgangswiderstand Ra eine mittlere Spana (R+2Ra )
(CS − CR )
nung Ua = Ue fe RR(R+R
2
a)
Abbildung 3.13: Kapazitäts-Spannungs-Umsetzer mit Dioden-ImpedanzBrücke (Quelle: [Sch07], Seite 108)
1
Entnommen aus [Sch07], Seite 107
Kapitel 4
Beispiel: Datenblatt und
Anschluss des Sensors
MMA7260Q(T)
4.1
Einleitung
Der Beschleunigungssensor MMA7260Q(T) ist ein 3-Achsen-Sensor der Firma Freescale Semiconductor. Er kann je nach Konfiguration in den Messbereichen zwischen ±1.5g bis ±6g mit unterschiedlicher Empfindlichkeit messen. Er ist ein kapazitiver Sensor und ist somit überlegen in Stabilität, besitzt
eine hohe Empfindlichkeit, verbraucht wenig Strom und hat sogar eine eingebaute Temparaturkompensation. Da er zusätzlich zum Stromverbrauch
einen Sleep Mode besitzt, in dem er nur 3µA benötigt, ist er auch geeignet
für mobile Geräte und findet wie im Datenblatt angegeben seine typische
Anwendung in Festplatten-MP3-Playern (Fallerkennung), Laptops (Fallerkennung, Diebstahlschutz), Handys, Pedometer, ... Ein weiteres Feature ist
seine Ratiometrizität, d.h. dass die Sensitivität und der Offset linear mit der
Eingangsspannung steigen, bzw. fallen.
Abbildung 4.1: Bilderserie MMA7260QT (Quelle: [rob09])
15
4.2. DATENBLATT UND AUFBAU
4.2
16
Datenblatt und Aufbau
In diesem Abschnitt sollen Auszüge das Datenblattes des MMA7260Q1 gezeigt und erklärt werden. Abbildung 4.2 zeigt ein vereinfachtes funktionales Blockdiagramm des Sensors. Der eingezeichnete G-Cell Sensor, bestehend aus zwei durch Oberflächenmikromechanik (OMM) hergestellten
Sensorzellen, ist der eigentliche kapazitive Sensor. Die G-Zelle arbeitet dabei ähnlich wie in Kapitel 3.2.4 beschrieben und kann wie folgt modelliert werden: An einer beweglichen Masse sind winzige Metallträger befestigt, die zwischen festen Metallträgern positioniert sind. Dadruch entstehen zwei Kondensatoren, die Rücken-an-Rücken stehen. Bei auftretender
Beschleunigung werden die beweglichen Träger aus ihrer Position gebracht
und der Abstand zu den festen Trägern wird auf einer Seite verringert und
auf der anderen Seite vergrößert. Die Kapazität C = AD (A-Fläche des Trägers, D-Entfernung zwischen den Trägern, -Dielektrizitätskonstante) zwischen dem beweglichen und den fixen Trägern gibt nun die erfahrene Beschleunigung an. Abbildung 4.3 zeigt ein vereinfachtes physikalisches Modell des Sensors. Die momentane Kapazität der soeben beschriebenen kapazitiven Sensoren wird dann vom Converter in eine Spannung umgewandelt, welche anschließend verstärkt und mithilfe von einzel-Pol-geschalteten
Kondensator-Filtern gefiltert wird. Anschließend findet dank der integrierten Temperaturkompensation ein Ausgleich der Messfehler, welche aufgrund
der Temperaturempfindlichkeit eines kapazitiven Sensors entstehen, statt.
Abbildung 4.2: Vereinfachtes funktionales Blockdiagramm eines Beschleunigungssensors (Quelle: [Sem05])
1
Quelle: [Sem05]
4.3. ANSCHLUSS AN EIN CONTROLLERBOARD
Abbildung 4.3: Vereinfachtes
physikalisches Modell des
Sensors (Quelle: [Sem05])
17
Abbildung 4.4: MMA7260Q
mit empfohlener Beschaltung
(Quelle: [Sem05])
In Abbildung 4.4 ist die empfohlene Beschaltung des MMA7260Q zu
sehen. Dabei werden nur 8 der 16 Pins tatsächlich benötigt:
• Pin1 und Pin2: Hier kann der g-Bereich (1.5g / 2g / 4g / 6g) mit der
Sensitivität (800mV/g, 600mV/g, 300mV/g, 200mV/g) ausgewählt
werden. Die Pins werden entsprechend der Binärdarstellung der Stufe
(0-3) mit High-Pegel belegt.
• Pin3 und Pin4: Hier wird die Betriebsspannung von 3,3 V angelegt. Es
wird hier ein 0.1µF -Kondensator empfohlen, um die Stromquelle zu
entkoppeln.
• Pin12: Ein niedriges Eingangssignal versetzt den Sensor in den SchlafModus und seine Ausgänge werden abgeschaltet. Ein hohes Eingangssignal weckt den Sensor wieder.
• Pin13 bis Pin15: An diesen Pins kann die Beschleunigung in Z-, Y-,
und X-Richtung als analoge Spannung abgegriffen werden. Die Spannung liegt zwischen 0 V und 3,3 V. Es ist zu beachten, dass der Sensor
auch die Gravitation misst (bei +1g 2,45 V; bei 0g 1,65V; bei -1g 0.85
V). Er kann somit auch als Lagesensor verwendet werden.
4.3
Anschluss an ein Controllerboard
Abbildung 4.5 zeigt die vom Hersteller empfohlene Verbindung zwischen
dem Sensor und einem Mikrocontroller. Wie bereits erwähnt, soll ein 0, 1µF Kondensator benutzt werden, um die Spannungsquelle zu entkoppeln. Ebenso sollen RC-Filter mit Widerständen von 1, 0kΩ und Kondensatoren mit
0, 1µF an den Ausgängen XOU T , YOU T und ZOU T eingesetzt werden, um die
Störung des Zeitgebers vom Schaltkreis des Kondensator-Filters zu verringern. Desweiteren ist zu beachten, dass die Abtastrate des Analog-DigitalWandlers des Mikrocontrollers oder die Schaltfrequenz einer externen Stromversorgung nicht mit der Abtastfrequenz (11 kHz) des internen Sensors in-
4.3. ANSCHLUSS AN EIN CONTROLLERBOARD
18
terferrieren. Weitere Vermerke zur Reduzierung von Störungen sind im Datenblatt ([Sem05]) auf Seite 5 zu finden.
Abbildung 4.5: Empfohlenes Layout eines PCB, um den Sensor mit einem
Mikrocontroller zu koppeln (Quelle: [Sem05])
Kapitel 5
Fazit
Die elektronische Messung der Beschleunigung ist wie man in dieser Arbeit sehen kann schon sehr ausgereift. Es gibt genügend verschiedene Arten
von Sensoren für verschienden Anwendungsbereiche. Der piezoelektrische
Sensor ist dabei die erste Wahl bei einigen hundert g’s, kapazitive Sensoren
wird man bei der Messung kleinster Beschleunigungen verwenden. Jedoch
hat jede Art von Sensor noch seine Nachteile, so dass man z.B. mit kapazitiven Sensoren in einem elektromagnetischen Feld wenig anfangen kann.
Die Benutzung von Beschleunigungssensoren ist in den letzten Jahren
drastisch gestiegen. Die Sensoren sind winzig klein, sodass sie schon seit
einiger Zeit in Kleingeräte wie HDD-MP3-Playern verbaut werden. So verwendet Samsung Electronics seit 2005 in den Geräten H-J70 und YP-T8 den
zuvor vorgestellten Sensor MMA7260Q von Freescale zur Menüauswahl
per Bewegung und zur Fallerkennung.1 Auch werden die Sensoren oft in
Eingabegeräten von Computerspielen (Wii Remote, SIXAXIS-Controller der
Playstation 3) oder Handys (iPhone) verwendet. In einem Artikel von evertiq über den Boom von MEMS (Micoelectronical mechanical Systems) wird
berichtet: "Der Einsatz von Beschleunigungssensoren in neuen Mobiltelefonen
stieg auf 10% im Jahr 2008 - von 3% im Jahr 2007." [eve09]. Desweiteren wird
gesagt, dass die Fallerkennung "[...] ab 2009 auch im Endverbraucherbereich
eingesetzt [wird]." [eve09] Bislang war diese Fallerkennung nur in professionellen Notebooks im Einsatz (z.B. IBM Thinkpads).
Die Beschleunigungssensoren werden ständig weiterentwickelt. So wird
z.B. daran gearbeitet, die Sensoren noch unempfindlicher zu machen (z.B.
gegen Umgebungstemperatur). Schlussendlich bleibt zu sagen, dass Beschleunigungssensoren in immer mehr Bereichen Verwendung finden und
von Bedeutung für zukünftige technische Entwicklungen sind.
1
Siehe [Ger05])
19
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