Preiselastizität der Nachfrage 1 Vergleichen Sie die folgenden Paare von Gütern. Für welches Gut würden Sie eine höhere Preiselastizität der Nachfrage erwarten? Begründen Sie Ihre Antwort. Frage a BWL-Lehrbücher von „Top-Autoren“ und Unterhaltungsromane Antwort a Die Nachfrage nach BWL-Lehrbüchern von „Top-Autoren“ ist wahrscheinlich ziemlich unabhängig vom Preis, denn Studierende und Dozenten sind oftmals auf diese Bücher angewiesen, zumindest dann, wenn es kein substitutives Gut als Alternative gibt. Bei Unterhaltungsromanen ist anzunehmen, dass sie eher substituiert werden können, z.B. durch Fernsehen, DVD, Kino, Hörbuch, E-Book usw. Eine Preiserhöhung bei Unterhaltungsromanen sollte also zu einer erkennbar verringerten Nachfrage führen. Die Preiselastizität der Nachfrage ist deshalb für BWL-Lehrbücher von „Top-Autoren“ geringer als für Unterhaltungsromane. Frage b Das einzig wirksame Medikament gegen H5N1-Viren (Auslöser der „Vogelgrippe“) bei einer Grippeepidemie und Marken-Kosmetik Antwort b Das Robert Koch-Institut, die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und –prävention mit Sitz in Berlin, geht von jährlich 5 000 bis 15 000 Todesfällen durch Influenza (Grippe) aus. Die tödliche Wirkung einiger Erreger wie z.B. H5N1 ist jedoch so hoch einzuschätzen, dass bei einer Epidemie mit „Vogelgrippe“ von einer vielfach höheren Anzahl an Todesfällen auszugehen ist. Im Falle einer Grippeepidemie ist es möglicherweise überlebenswichtig, mit dem entsprechenden Medikament behandelt zu werden, und zwar ziemlich unabhängig vom Preis dieses Medikamentes. Die Preiselastizität der Nachfrage nach dem einzig wirksamen Medikament ist somit nahezu Null. Bei Marken-Kosmetik handelt es sich oftmals um Veblen-Güter, d.h. um Güter, bei denen die Beziehung zwischen Preis und nachgefragter Menge gleichläufig ist. Die Gründe für diese „unnormale“ Nachfrage sind vielfältig, aber Prestige spielt beim Kauf sicherlich eine bedeutende Rolle und üblicherweise wird der Preis auch als Indikator für Qualität betrachtet. Definitionsgemäß (negatives Vorzeichen vor dem Bruchstrich!) hat Marken-Kosmetik zumeist eine negative Preiselastizität der Nachfrage. Fazit: Die Preiselastizität der Nachfrage ist für das einzig wirksame Medikament gegen H5N1-Viren höher als für Marken-Kosmetik. Aufgaben mit Lösungen VWL 2012 1 Frage c Heizöl im Mai und Heizöl im November (Situation: der Pegel im Heizöltank steht auf „Reserve“) Antwort c Egal wann: Ein Heizöltank auf „Reserve“ ist kein tolerierbarer Zustand. Zum Ende der Heizperiode im Mai ist die Situation jedoch etwas entspannter, da zwar auch in den Sommermonaten Heizöl für Warmwasser benötigt wird, aber der Verbrauch nur sehr gering ist und deshalb die Reservemenge noch für einige Monate reichen wird. Sofern der Preis für Heizöl steigt, wird die Nachfrage deshalb nur verhalten sein, da die Hausbesitzer bzw. –verwalter in der Hoffnung auf wieder fallende Preise das Nachtanken hinauszögern. Die Preiselastizität der Nachfrage ist also hoch. Ganz anders im November: Wenn jetzt „Reserve“ angezeigt wird, ist Nachtanken keine Aktion, die großartigen Zeitaufschub verträgt. Auch bei steigenden Preisen wird jetzt der Tankwagen bestellt, denn die Gefahr, dass mitten in der Heizperiode die Wohnung kalt bleibt, ist zu groß. Die Preiselastizität der Nachfrage ist also gering. Frage d Heizöl in den nächsten fünf Monaten und Heizöl in den nächsten 15 Jahren Antwort d Abgesehen von jahreszeitlich bedingten Unterschieden in der Preiselastizität der Nachfrage (siehe Frage c) ist grundsätzlich festzustellen, dass die Nachfrage nach Heizöl auf lange Sicht preiselastischer als kurzfristig, da langfristig auf Alternativen (z.B. Wärmepumpe oder Holzpellets) ausgewichen werden kann, kurzfristig aber kaum eine Chance besteht, steigende Preise zu umgehen. Preiselastizität der Nachfrage 2 Einige Fragestellungen rund um das Rauchen: Frage a Die empirisch ermittelte Preiselastizität der Nachfrage nach Zigaretten kann mit 0,4 angenommen werden. Der Staat strebt eine Verringerung der Nachfrage nach Zigaretten durch eine Erhöhung der Besteuerung an. Um welchen Betrag sollte der Preis steigen, wenn eine Packung Zigaretten 5,00 Euro kostet und ein Rückgang der Nachfrage in Höhe von 20% angestrebt wird? Aufgaben mit Lösungen VWL 2012 2 Antwort a Die Preiselastizität der Nachfrage ist definiert als der mit einem Minuszeichen versehene Quotient aus relativer Mengenänderung x und relativer Preisänderung p: Ex/p = ─ x / p. Bekannt sind hier die relative Mengenänderung x = ─0,2, der „alte“ Preis p1 = 5,00 und der Wert der Elastizität Ex/p = 0,4. Die relative Preisänderung ist definiert als p = (p2 ─ p1) / p1 , wobei p2 der „neue“ Preis ist. Unter Verwendung dieser Werte ergibt sich für die Elastizität Ex/p = 0,4 = ─ 0,2 / ((p2 ─ 5,00) / 5,00). Aufgelöst nach p2 resultiert dann das Ergebnis: p2 = 7,50. Der Preis für eine Packung Zigaretten sollte also um 2,50 (50%) steigen, wenn ein Rückgang der Nachfrage um 20% angestrebt wird. Frage b Durch zunehmende Besteuerung erhöhen sich die Zigarettenpreise fortlaufend, was tendenziell zu einem niedrigeren Konsum führt. Werden die Auswirkungen dieser Preisanstiege auf den Konsum von Zigaretten innerhalb eines Jahres oder innerhalb einer Periode von 10 Jahren größer sein? Antwort b Kurzfristig werden steigende Preise für Zigaretten nur zu einer unwesentlichen Verringerung der Nachfrage führen, da Raucher nicht so ohne weiteres das Rauchen aufgeben werden bzw. sich Alternativen (substitutive Güter) suchen. Langfristig ist jedoch schon eher von einem Einfluss auf die Nachfrage auszugehen. Die Preiselastizität der Nachfrage ist also kurzfristig gering, langfristig höher. Frage c Es ist empirisch nachgewiesen, dass die Nachfrage nach Zigaretten bei Teenagern eine höhere Preiselastizität aufweist als bei Erwachsenen. Welche Begründung könnte es dafür geben? Antwort c Die Begründungen dafür sind vielfältig und unterschiedlich. Hier eine kleine Auswahl: Teenager haben oftmals nur ein begrenztes Budget zur Verfügung und können sich Zigaretten bei ständig steigenden Preisen irgendwann nicht mehr oder nur noch in geringerem Umfange leisten. Teenager rauchen noch nicht so lange und sind daher eher als Erwachsene in der Lage, sich das Rauchen wieder abzugewöhnen. Teenager haben ein anderes Suchtverhalten als Erwachsene und weichen möglicherweise schneller auf substitutive Güter, d.h. andere Suchtmittel, aus. Aufgaben mit Lösungen VWL 2012 3 Preiselastizität der Nachfrage 3 Im Jahre 1900 ernährte ein deutscher Landwirt ca. 4 Menschen. Durch vielfältige Innovationen ist diese Zahl bis heute auf ca. 140 angestiegen. Eine Ursache für diese Entwicklung ist der Anstieg des Hektarertrags bei Getreide. So wird beispielsweise bei Winterweizen in den vergangenen Jahren ein durchschnittlicher Ertrag von 7 t/ha (Einheit: Tonne pro Hektar) erzielt, der zu einem Preis von ca. 200 Euro/t vermarktet werden kann. Frage Wie verändert sich die Situation auf dem Weizenmarkt, wenn zukünftig eine Weizensorte verwendet wird, die bei gleicher Qualität einen um 10% höheren Ertrag liefert? Nehmen Sie für die Preiselastizität der Nachfrage einen Wert von Ex/p = 0,3 an. Antwort Der Lösungsweg ist identisch zur Frage a bei „Preiselastizität der Nachfrage 2“ und führt zu einem Ergebnis von p2 = 133,33. Eine Steigerung des Hektarertrages um 10% führt also (c.p.) zu einem Preisrückgang von 33,33% Don C. und Peppone Don C. betreibt ein Restaurant in einer italienischen Kleinstadt. Das Oberhaupt der örtlichen „Familie“ hat ihm zugesichert, dass er auf absehbare Zeit keine Konkurrenz bekommen wird. Durch jahrelange Erfahrung kann Don C. die durchschnittliche tägliche Nachfrage x nach seinem qualitativ immer gleichwertigen „piatto del giorno“ bei unterschiedlichen Preisen p zuverlässig abschätzen (Nachfragefunktion, siehe Tabelle). Für jedes verkaufte „piatto del giorno“ sind dabei 4,00 Euro als variable Stückkosten kvar anzusetzen. Don C.‘s Fixkosten Kfix betragen 45,00 Euro pro Tag. p x 20,00 0 19,00 3 18,00 6 17,00 9 16,00 12 15,00 15 14,00 18 13,00 21 12,00 24 11,00 27 10,00 30 9,00 33 8,00 36 7,00 39 6,00 42 5,00 45 4,00 48 Frage a Welchen Preis p wird Don C. für das „piatto del giorno“ verlangen und wie hoch ist dann sein Gewinn? Aufgaben mit Lösungen VWL 2012 4 Antwort a Don C. ist Alleinanbieter, d.h. Monopolist. Ein Monopolist kann ungestört von jeglicher Konkurrenz den Preis festlegen. Die zum jeweiligen Preis nachgefragte, und somit auch angebotenen, Menge ergibt sich aus der Nachfragefunktion. Don C. wird sich nun unter Beachtung seiner Kostensituation für den Preis entscheiden, bei dem sein Gewinn maximal ist. In der nebenstehenden Tabelle wird der Gewinn für Preise zwischen 20,00 und 4,00 berechnet und es kann als Ergebnis festgehalten werden, dass der Cournotsche Punkt (die gewinnmaximale PreisMengen Kombination) bei einem Preis von 12,00 und einer Menge von 24 liegt. Preis Nachfrage Umsatz p x U=p*x 20,00 19,00 18,00 17,00 16,00 15,00 14,00 13,00 12,00 11,00 10,00 9,00 8,00 7,00 6,00 5,00 4,00 0 3 6 9 12 15 18 21 24 27 30 33 36 39 42 45 48 0,00 57,00 108,00 153,00 192,00 225,00 252,00 273,00 288,00 297,00 300,00 297,00 288,00 273,00 252,00 225,00 192,00 variable Kosten Kvar =kvar *x 0,00 12,00 24,00 36,00 48,00 60,00 72,00 84,00 96,00 108,00 120,00 132,00 144,00 156,00 168,00 180,00 192,00 Fixkosten Kfix 45,00 45,00 45,00 45,00 45,00 45,00 45,00 45,00 45,00 45,00 45,00 45,00 45,00 45,00 45,00 45,00 45,00 Gesamtkosten K=Kvar +Kfix 45,00 57,00 69,00 81,00 93,00 105,00 117,00 129,00 141,00 153,00 165,00 177,00 189,00 201,00 213,00 225,00 237,00 Gewinn G=U-K Frage b Nach einem Machtkampf in der örtlichen „Familie“ übernimmt ein Neffe des bisherigen Oberhaupts die Führung. Damit werden auch die bisher geltenden Exklusivrechte für Don C. in Frage gestellt und so eröffnet ein zweites Restaurant am Ort. Peppone, der Betreiber des neuen Restaurants und ein alter Freund von Don C., ist zu einer fairen Kooperation unter dem Gesichtspunkt der Maximierung des Gesamtgewinns aus beiden Restaurants bereit. Zu welchem Preis und in welchen Mengen werden Don C. und Peppone ihre „piatto del giorno“ verkaufen? Gehen Sie davon aus, dass Peppone mit identischen variablen und fixen Kosten arbeitet und unterstellen Sie eine faire Aufteilung des Marktes im Verhältnis 50:50. - 45,00 0,00 39,00 72,00 99,00 120,00 135,00 144,00 147,00 144,00 135,00 120,00 99,00 72,00 39,00 0,00 - 45,00 Antwort b Durch den Peppone Don C. Markt Peppone Don C. Markteintritt von Angebot Angebot Nachfrage Preis Umsatz variable Fixkosten GesamtGewinn Umsatz Gewinn Peppone veränKosten kosten KA= p dert sich das MoxA xB xA+B UA=p*xA KA,var Kfix GA=UA-KA UB=p*xB GB=UB-KB KA,var +Kfix nopol zum Oligo12 12 24 12,00 144,00 48,00 45,00 93,00 51,00 144,00 51,00 pol. Da sich die beiden Oligopolisten jedoch untereinander absprechen und die Maximierung des Gesamtgewinns anstreben, ergibt sich eine typische Kartellsituation mit der Folge, dass sich für die Restaurantbesucher nichts ändert: In einem Kartell aus kooperierenden Oligopolisten ergeben sich gewinnmaximale Preise und Mengen Aufgaben mit Lösungen VWL 2012 5 wie in einem Monopol. Zum gewinnmaximalen Preis von 12,00 entsteht eine Nachfrage von 24, die sich die Oligopolisten untereinander gleichmäßig aufteilen. Da jeder Oligopolist seine Fixkosten tragen muss, wird nicht nur der Gesamtgewinn beider Restaurants, sondern auch der Gewinn jedes einzelnen Restaurants geringer: Statt 147,00 (Monopol) erzielen Don C. und Peppone nur noch einen Gewinn von jeweils 51,00. Frage c Don C. und Peppone geraten nach einiger Zeit wegen der schönen Violetta in einen erbitterten Streit und pflegen fortan eine temperamentvolle Feindschaft. Auch die bisherigen Absprachen zu Preisen und Mengen sind nun hinfällig und statt Kooperation prägen nun Egoismus und Missgunst das geschäftliche Verhältnis. Zu welchem Preis und in welchen Mengen werden Don C. und Peppone nun ihre „piatto del giorno“ verkaufen? Antwort c Ganz offensichtlich ist das Kartell nun auseinander gebrochen und statt einer Maximierung des Gesamtgewinns (kollektive Rationalität) versucht nun jeder Oligopolist seinen eigenen Gewinn zu maximieren (individuelle Rationalität). Da sich Don C. und Peppone gegenseitig nicht trauen und keiner dem anderen einen Vorteil gönnt, kann die Situation als „Prisoner’s Dilemma“ bezeichnet werden (Präsentation Seite 179 f.). Die unter diesen Voraussetzungen dominante Strategie ist, das Angebot auf 18 zu erhöhen. Warum? Ganz einfach: Wenn Don C. die Kartellmenge von 12 einhält und Peppone sich auch daran halten würde, wäre alles OK. Für Peppone steht jedoch nicht mehr das gemeinsame Wohlergehen (kollektive Rationalität), sondern die persönliche Gewinnmaximierung (individuelle Rationalität) an erster Stelle. So wird er die Kartellvereinbarung „vergessen“ und seine Angebotsmenge auf 18 erhöhen, denn mit dieser Menge kann er seinen Gewinn von 51,00 auf 63,00 erhöhen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Don C. so naiv ist, und sich an die Kartellmenge hält. Don C. ist jedoch nicht naiv, sondern sich darüber im Klaren, dass Peppone zum Kartellbruch tendiert. Don C. würde unter der Verletzung der KartellabPeppone Angebot Don C. Angebot Markt Nachfrage Preis xA xB xA+B Umsatz p UA=p*xA variable Kosten KA,var Peppone Fixkosten Kfix Don C. Gewinn Gesamtkosten KA= Gewinn Umsatz GA=UA-KA UB=p*xB 51,00 60,00 63,00 60,00 51,00 144,00 132,00 120,00 108,00 96,00 51,00 39,00 27,00 15,00 3,00 27,00 144,00 27,00 12 15 18 21 24 12 12 12 12 12 24 27 30 33 36 12,00 11,00 10,00 9,00 8,00 144,00 165,00 180,00 189,00 192,00 48,00 60,00 72,00 84,00 96,00 45,00 45,00 45,00 45,00 45,00 KA,var +Kfix 93,00 105,00 117,00 129,00 141,00 18 18 36 8,00 144,00 72,00 45,00 117,00 GB=UB-KB Aufgaben mit Lösungen VWL 2012 6 sprache durch Peppone leiden, da sein Gewinn dadurch von 51,00 auf 27,00 zu fallen droht. Peppones Vorteil geht also mit einer Benachteiligung von Don C. einher und Don C. ist nicht gewillt, dies zu tolerieren. Aus diesem Grunde wird Don C. ebenfalls die Kartellvereinbarung „vergessen“ und seine Angebotsmenge auf 18 erhöhen. Sollte Don C. mit seiner Vermutung, dass Peppone das Kartell bricht, falsch liegen, ist eine Erhöhung seiner Angebotsmenge kein Problem, denn sein Gewinn würde auf 63,00 steigen. Sollte Don C. mit seiner Vermutung richtig liegen, entsteht für ihn selbst durch die Erhöhung seiner eigenen Angebotsmenge kein Nachteil, lediglich Peppone hätte nun keine Vorteile mehr. Die Argumentation ist wechselseitig austauschbar und kommt immer zum gleichen Ergebnis. Die Nachteile für Don C. und Peppone sind offensichtlich: Kooperatives Verhalten hätte noch zu einem Gewinn von jeweils 51,00 geführt. Unter den bestehenden Bedingungen des Misstrauens und der Missgunst reduziert sich der Gewinn jedoch auf jeweils 27,00. Frage d Was beide nicht wissen: Violetta (Insidern auch als „la traviata“ bekannt) ist eine Edelprostituierte, die vom örtlichen Club der Junggesellen auf Don C. und Peppone angesetzt wurde, um Streit zwischen ihnen zu provozieren. Was könnte die Motivation für diese ungewöhnliche Maßnahme gewesen sein? Antwort d Angenommen, Junggesellen fühlen sich häufig dazu verpflichtet, ihre jeweilige „Eroberung“ zum gepflegten Essen auszuführen, dann sind sie sehr an einem möglichst niedrigen Preisniveau für den Restaurantbesuch interessiert. Dank einer fundierten ökonomischen Grundbildung wissen sie, dass in Monopolen und kooperierenden Kartellen die Preisgestaltung nicht im Sinne der Nachfrager, sondern im Sinne der Anbieter erfolgt, oder mit anderen Worten: Mit einer Zerschlagung des Restaurant-Kartells wird ein Rückgang des Preisniveaus erwartet. Tatsächlich sinkt das Preisniveau durch Violettas Engagement um 33% von 12,00 auf 8,00. Ziel erreicht! Umweltverschmutzung Für die Verunreinigung eines Gewässers sind im Wesentlichen die Industriebetriebe A, B und C, verantwortlich. Durch den Betrieb einer Kläranlage könnten die Schadstoffemissionen in jedem Betrieb reduziert oder sogar ganz auf 0 zurückgeführt werden. Da dies mit zusätzlichen Kosten verbunden ist, hat sich bislang keiner der Betriebe freiwillig dazu bereit erklärt. Einen Überblick über die Emissionen und die bei einer Reduktion entstehenden Kosten gibt die nebenstehende Tabelle. Die Umweltbehörde möchte die Gewässerqualität verbessern und diskutiert dafür zwei mögliche Varianten. Unternehmen A B C Summe Emissionen ohne Umweltmaßnahmen (Einheiten) 180 60 30 270 Kosten der Emissionsreduzierung (Euro/Einheit) 13 10 11 Aufgaben mit Lösungen VWL 2012 7 Variante 1: Erlass einer Verordnung, wonach die Schadstoffemission in jedem Betrieb um 1/3 zu reduzieren ist. Variante 2: Ausgabe von handelbaren Umweltzertifikaten, wobei A mit 120, B mit 40 und C mit 20 Zertifikaten ausgestattet wird. Jedes Zertifikat berechtigt zur Emission von einer (Schadstoff-) Einheit und eine Emission von Schadstoffen ist nur im Umfange vorhandener Umweltzertifikate erlaubt. Frage Wie werden die drei Industriebetriebe auf die jeweiligen Varianten reagieren? Welche Kosten entstehen den Industriebetrieben? Welche Variante ist gesamtwirtschaftlich zu bevorzugen? Begründen Sie Ihre Antwort. Antwort Variante 1 bedeutet, dass jedes Unternehmen die Schadstoffemissionen um den vorgegebenen Betrag reduzieren muss. Die dadurch entstehenden Kosten lassen sich in der nebenstehenden Tabelle ablesen. Die Schadstoffemissionen sinken von 270 auf 180 Einheiten. Unternehmen A B C Summe Emissionen ohne Umweltmaßnahmen (Einheiten) 180 60 30 270 Kosten der Emissionsreduzierung (Euro/Einheit) 13 10 11 Emissionsreduzierung (Einheiten) - 60 - 20 - 10 - 90 Kosten der Emissionsreduzierung (Euro) - 780 - 200 - 110 -1 090 Emissionen mit Schadstoffsteuer (Einheiten) 120 40 20 180 In Variante 2 werden die Unternehmen mit Umweltzertifikaten ausgestattet, die zur Emission von insgesamt 180 Schadstoffeinheiten berechtigen. Da die Zertifikate handelbar sind, kann sich nun jedes Unternehmen grundsätzlich für eine von drei Aktionen entscheiden: Aktion 1: Reduzierung der Schadstoffe ohne Teilnahme am Handel mit Umweltzertifikaten, so dass die Schadstoffemissionen durch die zugeteilten Umweltzertifikate gedeckt werden. Die Kosten, die den Unternehmen auf diese Weise entstehen, sind identisch mit den Kosten in Variante 1. Aktion 2: Verkauf der Umweltzertifikate zum Marktpreis. Da mit einem Verkauf der Umweltzertifikate die Berechtigung zur Emission von Schadstoffen verkauft wird, müssen die nun nicht mehr „erlaubten“ Emissionen reduziert werden. Aktion 3: Zukauf von Umweltzertifikaten zum Marktpreis. Sofern durch einen Zukauf die Anzahl der Umweltzertifikate den emittierten Schadstoffeinheiten entspricht, sind dann keine Maßnahmen zum Umweltschutz erforderlich. Je nach Marktpreis für die Umweltzertifikate wird eine dieser drei Aktion jeweils bevorzugt. Die Kosten, die in Abhängigkeit vom Marktpreis durch die Wahl einer Aktion entstehen, können aus der nebenstehenden Tabelle abgelesen werden. Demnach würde sich beispielsweise bei einem Marktpreis von 11 für Unternehmen A folgende Rechnung ergeben. Aktion 1 verursacht Kosten von 60 * 13 = 780. Aufgaben mit Lösungen VWL 2012 8 Aktion 2 bringt durch den Verkauf der Umweltzertifikate zunächst eine Einnahme von 120 * 11 = 1 320. Da jetzt aber insgesamt 180 Schadstoffeinheiten zu reduzieren sind, entstehen anschließend Kosten von 180 * 13 = 2 340. Per Saldo entstehen also Kosten von 2 340 ─ 1 320 = 1 020. Aktion 3 verursacht Kosten für UnterAktion Preis 0 10 11 12 13 14 16 den Zukauf von Umweltzertifikanehmen Menge A Verkauf 120 -2 340 -1 140 -1 020 - 900 - 780 - 660 - 420 ten zum Marktpreis von insgeZukauf 60 0 - 600 - 660 - 720 - 780 - 840 - 960 samt 60 * 11 = 660. Angebot Nachfrage Verkauf Zukauf Angebot Nachfrage Verkauf Zukauf Angebot Nachfrage Angebot Nachfrage Umsatz 0 60 - 600 0 0 20 - 330 0 0 10 0 90 0 0 60 - 200 - 200 0 0 - 130 - 100 0 10 0 70 0 0 60 - 160 - 220 40 0 - 110 - 110 0 0 40 60 440 0 60 - 120 - 240 40 0 - 90 - 120 20 0 60 60 720 0 0 - 80 - 260 40 0 - 70 - 130 20 0 60 0 0 120 0 - 40 - 280 40 0 - 50 - 140 20 0 180 0 0 120 0 40 - 320 40 0 - 10 - 160 20 0 180 0 0 Wenn jeweils die Aktion mit den geringsB 40 ten Kosten (bzw. dem höchsten Ertrag) 20 bevorzugt wird, würde sich Unternehmen A nun für Aktion 3 entscheiden und am Markt für Umweltzertifikate mit einer C 20 10 Nachfrage nach 60 Umweltzertifikaten auftreten. Unternehmen B und C würden analoge Rechnungen anstellen, siehe Summe nebenstehende Tabelle. Unternehmen B würde sich für ein Angebot von 40 Umweltzertifikaten entscheiden, Unternehmen C würde zum Preis von 11 nicht am Handel mit Umweltzertifikaten teilnehmen, weil damit keine Vorteile zu erzielen sind. (Annahme: Wenn durch Handel keine Vorteile zu erzielen sind, nimmt ein Unternehmen auch nicht am Handel teil.) Am Markt für Umweltzertifikate ergäbe sich also zum Preis von 11 bei einem Angebot von 40 und einer Nachfrage von 60 kein Gleichgewicht. Die Situation für unterschiedliche Marktpreise ist in der obigen Tabelle abzulesen. Demnach entsteht ein Marktgleichgewicht bei einem Marktpreis von 12 und einem Angebot sowie einer Nachfrage von 60. Wenn nun tatsächlich zum Gleichgewichtspreis geUnterAngebot Nachfrage Kosten (-) handelt wird, ergibt sich für die drei Unternehmen die in der nebenstehenden Tabelle dargestellte nehmen Ertrag (+) A 0 60 - 720 Situation. Unternehmen A fragt 60 Umweltzertifikate nach, die von den Unternehmen B und C angeB 40 0 - 120 boten werden. Durch den Handel ändert sich die Kostensituation für alle beteiligten Unternehmen C 20 0 - 90 und jedes (!) Unternehmen kann einen Vorteil erzielen: Eine typische „Win-Win-Situation“. Das Ziel Summe 60 60 - 930 des Umweltschutzes wird erreicht, nämlich die Schadstoffreduzierung auf 180 Einheiten, und zwar zu geringeren Kosten als in Variante 1, nämlich zu 930 statt zu 1 090. Variante 2 ist demnach eindeutig zu bevorzugen. Aufgaben mit Lösungen VWL 2012 9